Teil II


Vortrag 05d


1.
Jetzt bin ich in einer etwas schwierigen Situation, in diesem Vortrag und zugleich in dem Feld der Gesamt-Überlegung, in das ich mich mit meinen bisherigen Texten hinmanövriert habe.
Die Schwierigkeit besteht hier in etwas, das sich eigentlich auch beim Normalplanen und der RELigion schon gezeigt hat, aber wahrscheinlich dort für euch als Zuhörer nicht so auffällig war, weil ich es nicht betont habe. Die Schwierigkeit ist hier, dass man ein beständiges Hin- und Herschalten veranstalten muss im Kopf zwischen der Perspektive dessen, der den Fehler macht, und gleichzeitig derjenigen der Aufdeckung des Fehlers. Also man redet einmal von etwas Plausiblem, das im nächsten Moment wieder völlig verrückt erscheint, und dieses Hin- und Herschalten ist natürlich nur möglich, wenn man in Wirklichkeit den Fehler schon durchschaut hat, aber die Schwierigkeit tritt tatsächlich von beiden Seiten her auf, dh es ist von der Auflösung des Fehlers her gesehen garnicht mehr einfach zu verstehen, wie man den Fehler überhaupt machen kann. Das ist beim OPP, beim Normalplanen, schon so gewesen – da habe ich das mal explizit in einem Text geschrieben, wenn man ständig die Auflösung vor sich hat, nämlich dass die Kernselbst-bezogenen und die auf Restunbekanntes bezogenen Kategorien getrennt sind, wenn also diese begriffliche Spaltung der Normalität und der Normalerwartungen gedanklich schon stattgefunden hat, dann weiss man garnicht mehr, wie ein OPPortunist das noch zusammensetzen kann. Der Fehler dabei war: Er setzt es ja auch garnicht zusammen, es stellt sich ihm ja immerzu ungetrennt dar, und seine Arbeit besteht ja gerade darin, das zu überwinden und ab da auseinanderzuhalten. Und natürlich ist es dasselbe, wenn man sagt, bei der RELigion, welche Kategorien sie da betätigen, und man diese Kategorien schön im Zusammenhang des Entscheidens aufzählt und sagt: das sind die zentralen Stufen des Entscheidens – dann hat man die Aufklärung schon ausgesprochen – denn wenn man es SO im Zusammenhang sieht, dann kann man natürlich nicht mehr ohne weiteres RELigiös denken, und der Witz ist weg, wenn man es auf diese Weise logisch-kategorial aufgeklärt rekonstruiert.
Und genau einer solchen Schwierigkeit begegnen wir jetzt auch hier in der MODerne; der Unterschied zu den beiden andern Spalten ist nur der (und darauf weise ich jetzt allmählich mehr als früher hin), dass wir hier keine historischen begrifflichen Untersuchungen haben, auf die wir zurückgreifen können, keine Bildungsinhalte, sondern wir produzieren sie hier erstmals, das heisst, solche MODernitätsdurchleuchtungen, -interpretationen hat es so noch nicht gegeben. Und ich bewege mich also zugleich auf unbekanntem Terrain.

2.
So – und jetzt schauen wir uns an, was eigentlich das Resultat der letzten beiden Vorträge war. Eingeführt wurden in dem Vortrag 5b überhaupt erst einmal die zwei Richtungen des Fundierens, des Ausgehens von dem Beobachten von Natur und Objektivem, einerseits, und auf der andern Seite eben von den Kernselbst-Zuständen und -Bedürfnissen, die ihrerseits in hypothetischen Zusammenhängen auftreten und zu Konsequenzen führen. Aber was erst im Vortrag 5c explizit behauptet und vorher allenfalls angedeutet wurde, ohne abgeleitet worden zu sein, ist eben, dass diese beiden Betrachtungsweisen nie je einmal zusammengeführt werden, und das, obwohl sie doch in den REligiösen Lebensformen wunderbar ineinandergefügt aufgetreten sind – nun ja, im Normalplanen=OPP, in der Normalität noch viel mehr – da war ja noch viel mehr ungetrennt, da war es ja noch nichtmal gedanklich aufgetrennt, und jetzt ist es also in der RELigion zumindest als Möglichkeit immer präsent, dass Kernselbst KS und das Restunbekannte=RU oder das Sich-Verhalten dazu in der Umgebung etwas Prekäres ist, das immer wieder neu gestaltet werden kann, aber doch zusammengefügt wird in jedem Augenblick. Der Mangel dieser RELigiösen schönen Lebensform unter der REL Optimalhypothese ist bekanntlich ihre Beschränktheit. Und der Übergang in die MODerne (den wir noch nicht genau genug untersucht haben) sollte bestehen in dieser Befreiungsbewegung, wo man sich Zugang verschafft zum gesamten stofflichen Reichtum des Ästhetischen auf der einen Seite, also der Bedürfnisse, und nach der andern Seite dem der Wirklichkeit, die man sich jetzt erschliessen darf ohne Rücksicht auf eine Verwertbarkeit in einer traditionell schön gefügten Lebensform.
Wenn man sich diesen Zugang also nun verschafft, dann hat man zwei Möglichkeiten, und genau das sind ja diese Ansätze – nämlich nach der einen Seite hin: Man kommt aus einer solchen festgefügten Lebensform heraus, und ist überwältigt von – soviel muss ich jetzt schon mal sagen von den Betrachtungen der ersten Zeile – man ist überwältigt von den Kenntnissen, Techniken aus aller Welt, die man sich erschlossen hat im Zuge der Entdeckungsgeschichte, und mit denen man nun konfrontiert ist in den Reiseberichten oder auch persönlich, und sieht, wie anders Menschen existieren können, man selbst dann eben auch, und das ist also nach der einen Seite hin erstmal das Aufbrechen und das Sich-Gestatten, das Zulassen einer ungehemmten Erweiterung der traditional-beschränkten Lebensmöglichkeiten in technischer Hinsicht, was natürlich dann auch alle möglichen Fragen im Sinne der Maximen – der ganz einfachen – des Umgangs mit Restunbekanntem aufwirft. Und nach der andern Seite hin drängen sich natürlich auch die vielfältigen Bedürfnisse auf, die Wünsche, Visionen, Utopien, die sich allesamt ergeben aus dem Anblick der ganz anderen Lebensformen, der vormodernen, in andern Weltteilen. Und von beiden Seiten her werden nun natürlich Umsetzungskonzepte entwickelt, von denen ich gesagt hatte, dass sie zugleich das Betätigen – das implizite zumindest – der Entscheiderkategorien verlangen. Und zugleich brauchen wir eine Vorstellung, vor allem wenn wir in der ersten Zeile unterwegs sind…
((Ich hatte die Betrachtung der ersten Zeile schon angekündigt, aber habe es immer noch nicht vorgetragen, und es ist mir vllt auch noch nicht hinreichend klar in dieser Situation – ein Mangel vielleicht; aber da muss ich jetzt durch, und die Hörer auch))
…dazu hatte ich gesagt: Die Entscheider-Kategorie wird uU sogar implizit im Umgang mit diesen überwältigenden Erfahrungen überhaupt erst ausgebildet, und genau damit gehen den Planern und den frühmodernen Enthusiasten die Kategorien plötzlich verloren, indem sie sich nämlich in einen Zusammenhang ordnen (der von Erfahrung zu (Versuchs-, Such-)Absichten reicht), die Kategorien, mit denen sie bis dahin ihren RELigiösen Glauben bestritten haben – sie gehen natürlich nicht wirklich verloren, sondern sie ordnen sich nur einfach ein in ein Empirie-bezogenes Entscheiden und Erfahrungsverarbeiten, das immer dieses „perspektivische“ Verhältnis zu einer unvollständigen momentanen Erfahrungslage einer Lernsituation behält, und allein dadurch schon all der Steigerungsmöglichkeiten in der REligiösen Optimalhypothesenbildung beraubt wird.
Gut. Wir müssen uns also vorstellen, dass man auch ohne den Bildungshintergrund der „erkenntnistheoretischen“ und aufklärend-ernüchternden Durcharbeitung metaphysischer Kategorien, die im grossen ganzen den Aufstieg in den höheren Feldern der zweiten Spalte ausgemacht hat – dass man also auch ohne diese Durcharbeitung und ohne diesen Bildungsinhalt – mit ihm natürlich erst recht – diese Entscheider-Qualitäten an sich ausbilden kann – man kann jede Normalität verlieren, und in die RELigiös-MODerne Version damit bereits vordringen, ohne diesen Bildungsinhalt, man kann dort durch die Erfahrung – eine neugierige unbefangene Erfahrung des Verarbeitens von irritierend neuen Inhalten aller Art durch diese bekannte Enthusiasten-Unternehmer-Erfinder usw Tätigkeit die Entscheidungsebenen ganz einfach ausbilden – sie sind ja längst allgemeinmenschlich vorhanden, das ist ja nicht die Frage, sondern sie werden bewusst, sie werden explizit betätigt – die RELigiöse Borniertheit bestand ja gerade darin, sie NICHT zu betätigen, sich diese allseitige Betätigung zu versagen, sodass also die Befreiung von der Beschränktheit (auf eine traditionale Lebensform, solange sie nur irgend funktionierte) auch den Zugang zu diesen Entscheiderebenen und das unbefangene Auf- und Absteigen in den Entscheidungsebenen ermöglicht hat.

3.
Jetzt haben wir als eine zentrale kategoriale Voraussetzung für das Denken eines Entscheiders, das ja mit der begrifflichen Sortierung seines Erfahrungsmaterials beginnt, für diesen Ansatz seiner Entscheidungs-Ableitungshierarchie, der 5 Stufen dieser Hierarchie, zwei mögliche Ausgangspunkte kennengelernt: Nämlich einmal die Zuwendung zur Objektwelt, das ist ja das ewig dramatisierte Thema in den Erkenntnistheorien der Aufklärung, und wir haben auf der andern Seite die Innenwelt der Bedürfnisse, die ästhetische Welt, das Erleben, das natürlich eine Aussenseite hat, aber immer parallelgeführt – also was ist es, das eine besondere Erlebnisqualität verursacht, was ist es, wonach man von Appetit/Aversion bis zur Sehnsucht/Angst, Abscheu alles mögliche an „Bedürfnis-Inhalten“ empfinden kann usw – Inhalte dieses WONACH/WOVOR sind natürlich Wahrnehmungs-Kategorien, hier aber solche, die eine für uns empfindbare emotionale Qualität haben. Von diesen beiden Seiten her kann man also seine Entscheider-Tätigkeit starten, und die Stufen dazwischen – wir haben vier Felder, wir haben fünf Grenzen – die beiden „Aussengrenzen“ sind je der Empirie zugewandt – der ästhetischen sowohl als auch der Objekt Empirie, und dazu kommen drei Binnengrenzen, die die vier Felder voneinander trennen. Jedesmal, wenn da eine dieser Grenzen überschritten wird, wird auch eine Entscheider-Qualität oder -Stufe daran betätigt. Dh wir wenden zunächst einmal bloss dem Erfahrungsstoff auf beiden Seiten unsere Begriffsbildung zu – mit dem so aufbereiteten Stoff versuchen wir dann Regularitäten zu ermitteln – das ist immer wieder auch der bekannte Rückgang von den funktionierenden Techniken und Prognostiken in der traditionalen Lebensform auf ihre Bedingungen für den Fall, dass sie denn auch mal nicht funktionieren, von da kommen wir ja her, ausgehend etwa von unserem Befreiungsschritt: Wenn wir exotische Techniken (oder Kenntnisse; das können auch „abseitige“ Beobachtungen an magnetischen Gebilden sein und vergleichbar entlegene Beobachtungen) importieren und anpassen, dann müssen wir sie untersuchen, wir müssen Hypothesen bilden und das, systematisiert, ist ja nun die Naturwissenschaft, die sich da allmählich ausbildet, und von der andern Seite her gilt genau dasselbe, denn (so könnte man sagen) es gibt auch so etwas wie eine ästhetische Hypothesenbildung, Hypothesen darüber, was guttun könnte, so könnte man das beschreiben, und diese Regularitäten, was uns guttut, was überhaupt Bedürfnis-befriedigende (also auch schad- und Unlust-vermeidende, mildernde, heilende) Natur haben könnte, wird dann weiter entwickelt in eine denkbare Praktik der regelmässigen, zuverlässigen Erschliessung dieser Befriedigungsquellen – es erstreckt sich natürlich auf ungeheuer verschiedene Dimensionen der Bedürfnisbefriedigung, der Wunscherfüllung, der Wunschrealisierung, und trotzdem hat das zunächst immer noch einen nur hypothetischen Charakter, und von da aus hat es dann diesen Übergang in das Praktische, das hatte ich ja immer Strategieentwurf genannt, also man überlegt sich, mit welchen Wirk-Praktiken man die Realisierung zustandebringen kann, und das von beiden Seiten her, also wir kommen ja auch von der obejktiven Seite her an diese Stelle in der Mitte der Wertsphären (dem früheren Bruchspalt), wir machen Hypothesen und Startegieentwürfe im Umgang mit Objekten, Materien, Verfahren, genau das SIND ja alles Techniken, und jetzt sind wir genau von beiden Seiten her bereits an der MITTE, an der mittleren Grenze angelangt, also wenn wir das haben, von der ästhetischen Seite her kommend, dann fragen wir uns weiter, indem wir jetzt die Grenze überschreiten (wir sind dann im technischen Bereich, herkommend vom ästhetischen) – wir fragen uns, welche dieser Wunscherfüllungen wir denn tatsächlich als erste oder zusammen mit andern in einer Lebensform und Lebensführung nutzen wollen, und umsetzen wollen, das heisst wir wählen aus den vielen Möglichkeiten sogenannter Strategieentwürfe, in der gegebnen Situation, jetzt einen Plan, wir machen einen Plan – wir planen, wie die Befriedigung an welcher Stelle in eine denkbare Praxis passen könnte, wir überlegen auch eine gewisse zeitliche Reihenfolge (setzen Prioritäten in der Erforschung), das eine ist gewissermassen in einen Möglichkeiten-Raum hinein gebaut, der aktuell real gegeben ist, ich hatte das immer so ausgedrückt: in eine UMGEBUNG…

4.
Ich rede hier in einem fort von diesen 5 Entscheidungsstufen – es gibt diese Stelle, wo die Strategie-Entwürfe, subjektiv bzw objektiv abbiegen in die Planhierarchie, und die Auswahl, wenn ihr euch an das Diagramm erinnert, die Auswahl wird ja immer vorgenommen im Rahmen einer bestimmten Umgebung, einem Raum, das ist zunächst ganz wörtlich zu nehmen als ein Lebensraum, in dem man eben bestimmte bekannte Zusammenhänge, Regularitäten überhaupt nur berücksichtigt als für seine Praxis relevante, und sich einrichtet in diesem Raum, es ist aber auch abstrakt zu sehen als Raum oder Horizont von realisierbaren Möglichkeiten, für den man eben einen Plan erstellt. Und dann gibt es diese Rücksicht, die ich mit dem Titel Prioritätenliste genannt hatte, die Rücksichtnahme auf die zeitlichen Randumstände, das sich Abstimmen mit Zyklen, das können natürlich auch leibliche Zyklen sein, wann am Tag bring ich die Befriedigung unter, und man entwirft sich das ja gewissermassen auch bis hin zu: „wann im Leben?“, man entwirft sich eine zeitliche Reihenfolge und landet schliesslich bei einer offenen möglichen Frage: Was ist denn da als nächstes zu berücksichtigen, derart dass diese Befriedigung dann auch tatsächlich funktioniert, ich komme also eigentlich an von der Ästhetik her kommend und hab Fragen in bezug auf Objektives. Der Vorgang wiederholt sich auf der andern Seite genauso, also ich komme an von seiten des Umgangs mit Objektivem, von Hypothesen über die Entwicklung von Techniken und Technologien, wo ich die bekannten Regularitäten, die ich da im Umgang mit Objekten entdeckt habe, beziehe auf meine Handlungsspielräume, ob ich das überhaupt kann und ob das überhaupt passt zu etwas, das ich machen kann, ob ich da Kontrollfähigkeit habe… das sind ja überhaupt die möglichen Techniken, ob ich das genug kenne und beherrsche, und dann schlägt das um und ich wende es an auf einen Produktionszusammenhang, in dem ich auch noch anderes mache, und fange mich an zu fragen, wo könnte ich diese neue Technologie einbauen?, ich überschreite somit die mittlere Grenze in Richtung auf die Bedürfnisbefriedigung, da komme ich als nächstes in die ReProduktion, und von der ausgehend stellen sich Fragen (Ökonomie: Prioritäten<–bewältigbar?? bewährt??–>Normalität: KS1 Bedürfnis, hier auch kompensatorisch…)), ich könnte jetzt also auch wieder Reihenfolgen in einem Alltag einhalten bzw wenn ich einen Alltag einrichte, könnte ich wieder Prioritätenfragen stellen, zB wie justiere ich das Verhältnis zwischen Produktiv-Tätigsein und Freizeit neu, wenn ich da etwas neu hinzugenommen habe und mir damit gewisse Freiheiten eröffnet habe – und so komme ich also auch da an, und habe Fragen, ein Nächst-zu-Könnendes, -zu-Suchendes-, -Wissendes, -Kennendes im bezug auf die Bedürfniseinrichtung beim ReProduzieren mit dieser neuen Technologie oder diesen (prognostischen) Kenntnissen.

5.
Und jetzt sieht das so aus, als hätte ich da doch zusammengefügt – man muss sich das jetzt so vorstellen, ich werde euch die Grafik, mit der ich da gearbeitet habe und auf die ich schaue, während ich das beschreibe – ich werde sie euch noch einstellen – man könnte sagen, ich lande doch bei den Bedürfnissen, wenn ich von der Wissenschaftsseite, der objektiven Seite her komme – am Ende habe ich doch Fragen an die Bedürfnissphäre, also das ist das nächst zu Suchende und zu Kennende und zu Könnende – funktioniert das denn auch dauerhaft? kann ich das denn auch? ich hab ja auch uU schon unterwegs, nebenbei, Fragen gehabt, die Bewegung hat sich schon umgekehrt – ich kann ja schon, wenn ich Hypothesen habe, zurückgehen und Fragen stellen im bezug auf die objektiven Zusammenhänge, da bin ich dann nur in der Wissenschaft selbst unterwegs, Hypothesenbildung – das ist ja sogar das übliche, so redet man ja über die Wissenschaft – aber ich könnte auch ausgehend von der Technologie Fragen zurückgeben an die Wissenschaft, und kann als Erfinder Tüftler mir nochmal bestimmte Zusammenhänge klarmachen, die nicht unmittelbar mit Technik zu tun haben, sondern mit Objektivem, mit Regularitäten, mit Wissen und dem Zusammenhang in den Materien, den Dingen selber – ich kann zurückgehen ins Forschen. Und natürlich genauso von der Produktion ausgehend, ich könnte also tatsächlich auch da sagen, es funktioniert nicht, die Wissenschaftler müssen nochmal nacharbeiten; und natürlich kommt auch aus der Bedürfnissphäre etwas zurück, was aber trotzdem deutlich Bedürfnischarakter hat – und das läuft normalerweise unter zwei Kategorien: nämlich einmal die Optimierung von Prozessen anhand von Bedürfnissen, aber jetzt als Produzent – ich will einen technischen Prozess, eine Arbeits- oder Produktionsweise optimieren, besser machen, ganz einfach, das sind elementare Dinge, über die ich da rede, es ist nichts besonderes, und gleichzeitig bin ich uU darauf aufmerksam geworden dass es einen Bedarf gibt, das hat nichts mit Bedürfnis direkt zu tun, also mit leiblichen Bedürfnissen, ausser dass es jetzt vielleicht zeitlich dringend ist, ich will das ganz stark, ich hab vielleicht etwas entdeckt, das berechtigte Angst erzeugt, zumindest besorgt darum macht – eine Gefahr – auch von daher komme ich zurück auf die Wissenschaft – die soll jetzt die Problemlösung liefern, und helfen die Gefahr zu beseitigen.

6. (Grafik im ausgedruckten Transkript S.8 beachten!)
Also ich gehe auf dieser Schiene gewissermassen von der Wissenschaft her kommend durch alle 4 Wertsphären der MODerne durch, lande beim andern Ende dieser Empirie, stelle fest, wenn ichs nicht schon vorher getan habe, ich habe da einen objektiven Bedarf, oder ich hab da ein subjektives Selbst-Optimierungsideal, und komme auf die Wissenschaft wieder zurück. Und das klingt ein bisschen so, als hätte ich tatsächlich eine Verbindung hergestellt zwischen dem Ästhetischen und der Wissensbeschaffung, aber in Wirklichkeit bin ich einseitig dort geblieben, und auf der andern Seite ist es ganz genauso, das heisst also: wenn ich durchbinde, wie ich das immer genannt habe, von einem leiblichen Bedürfnis zu einer Realisierungs-Vorstellung, einem Entwurf, wie ich das in eine Lebensführung einbauen kann, und dann Fragen habe an die Wissenschaft oder an den Wissenswerwerb im bezug auf Objektives – dann geht es immer um die Ermöglichung dieser Bedürfnisbefriedigung – es ist also dieses Interesse von vorneherein dadurch konstelliert. Und da können wir jetzt mal schauen, was sich eigentlich dort wirklich aufseiten der Bedürfnisse einstellt – also wir haben den sogenannten Bedarf, der sich ergibt, das ist tatsächlich etwas, das erinnert an die Gesundheits- (oder Krankheits-)bedingungen – wenn man mal so sagt, ich habe einen Normalzusammenhang von zyklischer Bedürfnisbefriedigung – der hat funktioniert – und plötzlich funktioniert er nicht mehr, und ich suche jetzt die Bedingungen dafür – was hat mich denn entgleisen lassen, was ist auf einmal falsch – und jetzt natürlich immer mit dieser leiblichen Seite – also wenn ich da tatsächlich sehe, ich hab was falsches gegessen, da ist etwas, das mich krankmacht, ich muss dasunddas meiden – ich meine es gibt da Dinge, die sind ganz offensichtlich – Seuchen, Leute werden massenhaft krank, da findet man natürlich nicht sofort eine Erklärung dafür, aber trotzdem ist der Bedarf ganz stark, die Erklärung zu finden damit wir das vermeiden – massenhaft kommen Leute in allen Altersstufen um? das soll nicht sein – das ist natürlich ein Bedarf.
Und zum andern hat uns der Umgang mit Objektivem eine Bedürfnisklasse geliefert – etwas in irgendeiner Weise Wunschmässiges – und das war dieser Wunsch nach Verbesserung unseres Könnens – also es geht um eine Könnenskategorie. Schauen wir nach der andern Seite, also nach dem, was sich aus genuin ästhetischer Sicht ergibt, dann sehen wir als Bedürfnis tatsächlich das ganz genuine ursprüngliche vitale Gut-Lebenwollen, ausgeprägt in einer bestimmten Weise, die natürlich immer auch schon modern aus- und zugerichtet ist (dh auf Forschen, Erfinden, Produzieren, davon getrenntes Empfinden-Erleben..); das genau nicht so stattfindet, wie es eigentlich sich gewissermassen organisch ergeben würde – da haben wirs jetzt zu tun mit den guten Gründen, die uns fehlen; und was wir da feststellen, ist natürlich: Es gibt eine Menge von („kompensatorischen“) Bedürfnissen, die einzig mit der speziellen Art unserer Lebensführung zusammenhängen, aber da und darum sich dann ganz massiv bemerkbar machen. Und dazwischen unterscheiden wir nicht mehr; das generelle Misstrauen gegen die Bedürfnisse in der Moderne ist natürlich dadurch begründet, dass wir die genuinen Bedürfnisse immer schon, das wissen wir, durch unsere Lebensführung längst ignoriert haben, und in Gestalt unserer ästhetischen Sehnsüchte, Erlebenswünsche (Bedürfnisse) ein entstelltes Abbild, eine entstellte Version von Bedürfnisbefriedigung vor uns haben – eine Anpassungssituation, wo die Bedürfnisse durchaus drängend sein können, aber sie sind eben nicht unbedingt die ursprünglichen, das wissen wir gerade noch.

7.
Wir haben also auf dieser Seite jetzt 4 Bedürfnisgruppen, und wir können jetzt das sagen, mindestens zwei davon entsprechen nicht dem ursprünglichen Konzept der Kernselbst-Rationalität. Die besagte ja, bzw der erste Grundsatz war: Bedürfnisbefriedigung, allerdings nur bezogen auf die genuinen Bedürfnisse – die muss genügen für Reproduktion – wir müssen uns darauf verlassen können, dass zumindest über weite Strecken weg unsere („genuinen“) Bedürfnisse zu befriedigen uns auch tatsächlich reproduziert – und das stimmt ja auch (solange wir nicht krank oder altersgebrechlich sind). Von den kompensatorischen Bedürfnisse hingegen ist bekannt, dass sie schon das Resultat einer Anpassung sind, die also tatsächlich aus einer kulturell verordneten Lebensführung resultieren, und auf die bezieht sich ganz genauso dieses Optimierungs“bedürfnis“ – das Können, das immer mehr und besser Können – wir haben etwas schon geschafft und jetzt stellt sich dar, dass man von da ausgehend ein nächstes erreichen könnte und die Vorstellung ausbilden kann, einen Wunsch, es besser zu können, und dieser Optimierungs-Bedarf, wenn man so will oder diese Optimierungs-„Bedürfnisse“ sind genauso vermittelt über einen Wissensstand und einen erreichten Grad an Können wie die kompensatorischen Bedürfnisse auch, dh wir haben hier zwei Bedürfnissorten, die gewissermassen kulturell begründet sind, und nicht authentisch, wohingegen man sagen kann, die Real-Ängste, die Real-Beeinträchtigungen einer Bedürfnis-gerechten Lebensführung, die sind natürlich absolut zu berücksichtigen im Sinne des zweiten Kernselbst-Grundsatzes, dass wir die Bedingungen der Störung dieser Bedürfnis-begründeten oder Befriedigungs-begründeten Normalität beseitigen und dass wir Förderliches, was das erkennbar stabilisiert, herbeiführen, Gesundheitsbedingungen fördern. Und genau das ist Inhalt DIESER Bedarfs-Vorstellungen. Also die sind höchst berechtigt, auch wenn sie gewissermassen aus einer andern Ecke stammen – es ist ja nicht ursprünglich empfunden, was eine Krankheitsursache ist, sondern es ist etwas Gewusstes. Während die kompensatorischen Bedürfnisse etwas Empfundenes, auch wenn ihre Ursache eben eine kulturelle wissensbasierte historische Lebenssituation ist. Und das gilt natürlich für das „Bedürfnis“, dauerhaft mehr zu können, den Optimierungsbedarf, genauso.

8.
So. Jetzt ist die Frage: Habe ich da jetzt eigentlich etwas zusammengefügt? Bis jetzt stellt es sich ja so dar, dass wir an dieser Bedürfnisfront vier verschiedene Bedürfnissorten unterscheiden konnten, wie subtil auch immer die gefasst sind, Ästhetik ist ja ein weites Feld – oder Erfüllungserfahrungen, Erlebnissorten davon – aber haben wir jetzt irgendetwas zusammengefügt- und was MÜSSTEN wir denn überhaupt zusammenfügen? – Was wird denn in einer schönen traditionalen RELigiös abgesicherten Lebensführung zusammengefügt? Was ist eigentlich KS und RU, das da zusammenwirkt? Wenn man da mal schaut, stellt man fest: Eigentlich bleiben die Praktiken, die sich auf die genuinen Bedürfnisse beziehen, bis hin zum Bedarf, also dieser Bedarfsfeststellung – Krankheitsbedingungen ausschalten, Gesundheitsbedingungen fördern usw – getrennt von allem andern – und die Bedürfnisse, die kulturell begründet sind, also die kompensatorischen und Könnens-Optimierungsbedürfnisse – die treten einfach daneben. Also es gibt keinerlei Regel der Prioritätensetzung zwischen ihnen, es gibt keinerlei Plan, der das nochmal integriert – man kann sagen, wie sehr auch von der Bedürfnisseite nach der Objektseite hin – also nach den Bedingungen nach der Umsetzung, nach den technischen und den zu ermittelnden objektiven Zusammenhängen – wie sehr da also nach der Seite hin gegangen wird in der Weise, wie ich es mal vorhin für das genuine Bedürfnis gezeigt habe, also dass man da einen Plan macht, wie man das in sein Leben einbaut, und dann eben nochmal schaut, was sind denn eigentlich objektive Bedingungen dafür – man kann von allen diesen 4 Bedürfnissorten zurückgehen und sich so planend verhalten, oder Hypothesenbildend, Prioritätensetzend, Strategieentwürfe machend planend… und Prioritäten-setzend und ein nächst-zu-Suchendes in der Wissenschaft melden bzw selbst suchen oder den Auftrag dazu geben – völlig egal, die Quelle ist jeweils eine völlig unterschiedliche. Für die Optimierungs- und die kompensatorischen Bedürfnisse ist ganz klar die Quelle die Objektbezogene: die rein objekt-bezogene selbst-verleugnende, wenn man so will, Tätigkeit des Wissenschaftlers Technikers Produzenten, der entweder selbst, oder Ästheten/Visionäre inseinem Auftrag, daraufhin nochmal eine Optimierungsvorstellung entwickelt, oder eben kompensatorische Bedürfnisse, und das zurückmeldet an die Realisierer, die gewissermassen unter ihm an und in seinen Fundamenten arbeiten, die Techniker, die Wissenschaftler – wie geht das, zuverlässig Kompensieren und Könnens-Optimieren – wie könnte man das machen? Und diese Quelle für „Sekundärbedürfnisse“, wenn man so will, also die kompensatorischen, die Könnens-bezogenen Optimnierungsbedürfnisse – diese Quelle ist eine völlig andere als die der genuinen Bedürfnisse und der Bedingungen für die Förderung ihrer Befriedigung oder Meidung der Störungsquellen (für die Reproduktions-Leistung) dieser Befriedigung. Und es wird zwischen diesen beiden Quellen von Bedürfnissen (genuin vs kulturell (ABER. „genuin“ verschwindet – ‚Normalität‘ ist schon nur noch eine kompensatorische ab 2.REL(MOD)) nicht unterschieden und entschieden – also es wird keine Priorität gesetzt – es gibt keine Regel, wie man das bewerten soll – sondern sie laufen einfach ineinander gefügt, aber nicht geordnet gefügt, sondern wie es sich ergibt, nebeneinander her. Und damit auch die entsprechenden Bewegungen: Sie verlieren diese ihre Besonderheit gegeneinander: einmal ursprünglich aus der ästhetischen Sphäre stammend, genuine Bedürfnisse zum Ausgangpunkt zu haben, auch in der Gestalt der dazu gehörenden Bedarfe des Wissens um Bedingungen für gestörte Befriedigung bzw darauf beruhende Reproduktion; oder zum andern, wenn sie eben von der Wissensseite her kommen, von der objektiven Seite her: diese beiden Bewegungen können hin und her laufen, so oft sie wollen – sie gehen nicht in eine geordnete Prioritätensetzung zwischen beiden welcher Art auch immer über.
Anm. hier: Der Widerspruch in MOD4 (eigentlich: 4.OPP(REL(MOD)) ist in Wirklichkeit einer zwischen  kompensatorischen Bedürfnissen und gewussten ‚Anforderungen‘.

9.
Und das heisst, an der Stelle haben wir schon einen Eindruck davon, dass da im Umgang mit Erfahrung etwas ganz grundsätzlich mangelhaft ist, dass wir hier uU wirklich eine Epochenschwäche in den Blick nehmen, die sich bis in alle Steigerungen, die ja schon ins Auge gefasst wurden, hinein fortsetzt und monströs aufbläht – und gleichzeitig kann man sagen, und damit komme ich jetzt auf den Anfang zurück!, es gibt so etwas wie eine Bemühung in der Moderne, sich eine dem Vorbild der traditionalen Integration annähernde Integration auch dieser beiden Tendenzen, dieser Werttendenzen, zu verschaffen. Also sie möchten gerne sich vorführen, dass die ganze Techniktätigkeit in Wirklichkeit etwas mit Bedürfnisbefriedigung, mit fortschreitender solcher, zu tun hat, und gleichzeitig gibt es dieses eigenartige Misstrauen gegenüber dem Empfinden, auch den noch so stark empfundenen Bedürfnissen und Bedarfen gegenüber, und das kulminiert schliesslich in diesen eigenartigen, eigenartig paradoxen und unerwartet einschlagenden Unbestimmtheiten, was man ist, wer man ist, die ich im letzten Vortrag am Ende noch kurz angeführt hatte. Also dass die Fundierungsbewegung, und die Sinnstiftungsbewegung nie mehr wieder zusammenfinden, dass der Bruchspalt, die Aufspaltung dieser RELigiös-traditionalen Lebensführung nie wieder geheilt wird, das ist gewissermassen das Urgebrechen der gesamten modernen Epoche. Und das wird natürlich mit der Zeit und dem zunehmenden Fortschreiten in dieser Bewegung noch gesteigert, wenn man sich klarmacht, dass die Kategorie des Bedürfnisses ja der Einzelperson angehört, wenn man also hier am Ende von 4 Bedürfnissorten spricht ((ABER: wenn ‚genuin‘ =KS1 entfällt?  1komp 2 ES1 3 ES2 << 4 Gesundheit)), dann fragt man sich ja auch, wessen Bedürfnis? also die Bedürfnisse verteilen sich dann auch noch an verschiedene Personen – und obwohl das Ideal natürlich lautet, dass die allseitig entwickelte moderne Persönlichkeit an allem Relevanten teilhat, wird sich natürlich im weiteren Fortgang, wenn wir von Experten und Berufstätigen sprechen, natürlich das auch noch unglaublich auffächern, also an verschiedene Leute verteilen; und das besonders Absurde ist ja dann, dass die Entscheider-Funktion, die zwischen den Bedürfnissen und dem Objektiven irgendwie einen Zusammenhang herstellen sollte, und das natürlich mit traditionalen Lebensführungspraktiken immer eine Person war, die sich da zur Not auch ganz alleine, aber auch mit Familie, Kleingruppe, Gemeinschaft, einen traditionalen Zusammenhang überschaubar hergestellt hat, dass dieses der Einzelperson angehörende Wissen, das aus ihrem Bedürfnisempfinden herrührende, komplett aufgetrennt wird – das hat ja Konsequenzen, dass der Bruchspalt nicht mehr geheilt wird, und wenn er dann sowieso schon in einer solchen Weise aufgetrennt ist, dann macht das ja auch nichts, wenn die verschiedenen Abteilungen verschiedenen Personen angehören – das scheint so, in Wirklichkeit aber, kann, nein muss man sagen, das geht garnicht! es ist vielmehr der nächste Irrwitz, der eben auch tatsächlich die genuin modernen Entscheider, die diese Strecke als ganze zurücklegen woll(t)en, ratlos und verzweifelt zurücklässt, weil man als Entscheider das noch ernstnimmt mit den empfundenen Bedürfnissen, und der Frage der Integration und der Prioritätensetzung; und wenn man das tut, dann ist völlig klar, wenn einem das Wissen in einem solchen Ausmass davonwächst – wie soll man es noch beziehen, was da herauskommt, auf seinen Bedarf, und auf seine Bedürfnisse? und dass das dann auch noch vertretbar sein soll, also dass man die Bedürfnisse anderer Leute dann befriedigt, deren Bedürfnisse besser kennen soll als sie sie selber kennen – das sind dann alles schon RELigiös MODerne um nicht gleich zu sagen gläubig MODerne Zurücknahmen des genuin MODernen Entscheiderniveaus.

10.
Dass diese Arbeitsteilung überhaupt für möglich gehalten wird, also dass man tatsächlich für andere die Entscheiderschritte und -stufen mit wahrnimmt, und ihnen die Resultate zukommen lässt, vervielfältigt, aber auch als Dienstleistung für sie als Einzelpersonen – das zeigt bereits an, dass es sich um mindestens eine RELigiös MODern degenerierte Form des Umgangs mit Erfahrungen handelt, und das heisst also: Alles was ich konsumtiv genannt habe, wo also tatsächlich für andere Bedarfe mit-befriedigt werden, optimierende Könnens-Vorstellungen entwickelt werden, die anderswo dann umgesetzt werden, genuine Bedürfnisse erkannt werden, auch massenhaft kompensatorische natürlich – alles das verweist darauf, dass hier schon eine Arbeitsteilung und mit ihr Aufteilung, Auftrennung von (in der Einzelperson!) unabdingbar Zusammengehörendem eingetreten ist, die eigentlich untragbar ist. Aber das erschliesst sich nicht mehr – die ganze Wissensverarbeitung, die ganze Verarbeitung dieser riesigen Wissensbestände, die da ständig nachquellen oder eben in der frühen Neuzeit, zu Beginn des Aufklärungszeitalters, überfallartig in eine europäische traditionale Lebensführung einbrechen – es erschliesst sich nicht mehr, WIE untragbar das alles ist, sobald das alles tatsächlich arbeitsteilig aufgearbeitet werden und zerhackt werden soll, wenn man so will – wenn es also soweit gekommen ist, dass der Wissenschaftler sich nur noch an seinen Hypothesen sofort reflektiert, und dann schon garnicht mehr fragt: Wofür ist das denn gut, was kann ich daraus machen, sondern daraus sofort die nächste Fragestellung entwickelt, und daraus allenfalls vielleicht irgendwann eine Rückmeldung bekommt in Gestalt von Fragen, die er beantworten soll, vonseiten der Techniker zB oder von Leuten, die eben an Techniker eine Umsetzungsaufgabe gestellt haben, die tatsächlich ganz entfernt Bedürfnis- und Bedarfs-bezogen ist – ihr erinnert euch ja vielleicht an dieses absurde Beispiel mit der Handtasche, die aus dem ganz besonderen Nanomaterial gefertigt ist, und das dann Oberflächeneigenschaften hat… das ist dann eine flüchtige Erinnerung daran, dass so ein Chemiker etwas macht, das dann irgendwo ganz anders sich für irgendjemanden als nützlich erweist oder erweisen soll, und dort dann wahrscheinlich kompensatorisch bedürfnis- und bedarfs-befriedigend.

11.
Das Nichtzusammen-Fügen dieser beiden Entscheider-Bewegungen fällt also auf der nächsten Stufe, der Expertenstufe, überhaupt nicht mehr auf. Das werde ich dann noch genauer beschreiben, wenn wir über die zweite Zeile in der MODerne sprechen, und ich muss jetzt nochmal betonen: Was ich hier in diesen ersten bislang 4 Vorträgen entfalte, ist nur das allgemeine Erfahrungsszenario, das uns sensibel machen soll, worauf wir achten sollten, wenn wir uns den Zeilen zuwenden; und das, was ich eingangs jetzt in dieser heutigen Sitzung gesagt habe, nämlich dass es schwer erklärlich ist, wenn man von einer Seite her kommt, wieso sich denn dieser Mangel nicht sofort erschliesst – das ist auf der andern Seite gewissermassen die dauernde Anstrengung, den Mangel auf den jeweiligen Stufen, wo er massiv verdeckt ist, noch aufzufinden; und das wird sich in der 3.Zeile noch mehr bemerkbar machen, und in der 4.Zeile oder in diesem Selbstbezug, wo die Träger der MODernen Kultur sich ihrem, dem Selbst zuwendet, diesem eigenartig unbestimmtem, wer ist das, es ist keine Einzelperson, die allgemeine Menschennatur, die Gattung, wem wenden sie sich da eigentlich zu, wenn „sie“ (wer?) da anfangen zu untersuchen und biologisch sich dem eigenen charakteristischen Wesen zuzuwenden und der Leiblichkeit. – Was da sich eben erst zeigt, und noch mehr verdeckt, ist: Dass sie letztlich ratlos vor dieser Paradoxie stehen und diesem Widerspruch – und immer weiter mit der Vorstellung unterwegs sind, dass sie eigentlich, und sei es wenigstens auf gesellschaftlicher Ebene, diese beiden empirischen Sphären und Quellen von Inhalten – ästhetisch bedürfnisbezogen und objektbezogen – irgendwo sinnvoll zusammenfügen – dass sie mit ihren wissenschaftlichen Entdeckungen garnichts anderes machen als gewissermassen eine gigantische Ausformung dessen, wofür die traditionale einfache schöne Lebensführung, das Zusammenfügen von Bedürfnis und technischen Fähigkeiten das Vorbild darstellt; das machen sie gewissermassen immer noch, bloss eben auf gesellschaftlicher oder der Ebene des immer fort weiter sich entfaltenden Menschheits-Fortschritts – davon reden sie ja irgendwann nur noch, als von dem einzigen, was sich da durch die Zeit erhält und dessen Wissen wächst, das ist garkeine Einzelperson mehr, das ist die Menschheit – obwohl das immer auch noch dazu kommen soll, dass die Einzelperson irgendwie Anschluss daran hat, in den TV-Wissenschaftsformaten, oder den Wissenschaftsseiten der Tageszeitung, als Zeitungsleser, was weiss ich… auch schon ein eigener Beruf… und dann wird eben die Menschheit selber zum Gegenstand und auch zum Gegenstand einer gewissen Unzufriedenheit mit ihr, weil sie ja immer so mängelbehaftet ist und den Optimierungsvorstellungen etwa der Transhumanisten nicht genügen will ((5.OPP(REL(MOD)) > REL(MOD) > MOD; 4.Stp: unlösbare Paradoxien)). Und wo das dann endet – denn wir haben ja noch eine 5.Zeile ((kein guter Grund, nirgends: Selbst-Bestimmung bloss 2x notwednig aber nie hinreichend usw)) – das müssen wir dann sehen – ich hoffe, dass wir jetzt vielleicht mal mit diesen doch sehr unzulänglichen Überlegungen einsteigen können in die Betrachtung der einzelnen Zeilen, und was sich dort tut, und auf diese Weise das Projekt, das ich vohin schon ins Auge gefasst hatte, angehen können, nämlich praktisch die gesamte Tabelle einmal ganz aufzurollen und uns klarzumachen mit all ihren überhaupt nur realisierbaren Abteilungen, das ist der geringere Teil, und den illusionären und theoretischen und bloss noch (als prinzipiell nicht-realisierbar) vorstellbaren, ihrem „ideellen“ Anteil auf der andern Seite. Also es ist unbefriedigend, was ich jetzt heute vorgetragen habe, ich bin auch selber unzufrieden, es ist zum einen vielleicht tatsächlich unausgegoren, das könnte sein, also dass ich noch mehr oder nochmals auf die Themen heute zurückkommen muss; allerdings ist es auch in dieser Version, dieser Überblicks-Version, nicht ganz erschliessbar, mit andern Worten, ob das überhaupt didaktisch noch so viel besser gemacht werden könnte als ich es heute gemacht habe, ist garnicht mal unmittelbar klar, weil wir hier mit einer objektiven, einer gedanklichen und begrifflichen Schwierigkeit ringen. (Was nicht klar gedacht ist, lässt sich dann natürlich auch nur schlecht vermitteln.)
Und ich werde auf jeden Fall die Grafiken, mit denen ich da selber arbeite, ich hab die natürlich auch im Kopf, auf jeden Fall auch noch einstellen, sodass man sich vllt ein etwas besseres Bild (im wörtlichen Sinn) machen kann von dem, was ich mir da gedacht habe, oder worüber ich da heute gesprochen habe, und dann werden wir sehen, ob wir das, was sich hier ankündigt in den Erörterungen der Zeilen, tatsächlich ein bisschen klarer bekommen. Damit ende ich dann heute erstmal wieder.