Teil II


Vortrag 4e: Die REL-Vergesellschaftungs-Stp.e

Ich spreche jetzt über die Frage, wie sich die RELigiöse Grund-Lebensform weiterentwickelt, wenn sie Fortschritte macht. Die Fortschritte gehen ja aus von einem Zustand, der sehr bescheiden, sehr zurückgenommen ist – es ist gerade mal die Zusammensetzung eines Erweiterten Selbst mit einem für Reproduktion hinreichenden Kenntnisstand (technisch nutzbares Knowhow, prognostisch nutzbares knowthat), und zunächst noch nicht einmal das, sondern es ist im Grund nichts als das Fragment einer maximal zurückgenommenen normalplanerischen Lebensform, das ist die minimale Startform. Erst, wenn die Bildungsfortschritte oder die Anschlüsse an normalplanerische Vorstadien solche sind, die solche fortgeschritteneren Kategorien enthalten, wie sie dort entwickelt wurden, ist da dann mehr, dann besteht da etwa ein Bewusstsein davon, ein Erweitertes Selbst zu sein, das schon ganz vorsichtig mit einem Wissenszuwachs rechnet, oder sogar ein Kernselbst, das sich dessen bewusst ist, dass es jederzeit in beliebige Lagen kommen kann. Leute mit noch höheren Bildungsstufen RELigiöser Art, die vielleicht eine philosophische Ausbildung erhalten haben, haben immerhin die Begriffe, mit denen sie die hypothetischen Voraussetzungen ihrer ganzen Planung für sich und andre ausdrücken können.

1.
Jetzt müssen wir mal schauen, inwiefern es da eine ähnliche Fortschritts-Dynamik gibt wie bei den Normalplanern. Diese Art der Fortsetzung hatte ich ja schon angekündigt, auch in den Diagrammen: – nämlich dass die Vergesellschaftungskonzepte der RELigiös Denkenden und ihr Leben Führenden ihnen zu einer Einsicht verhelfen – über sich, über ihresgleichen – das ist jetzt ein sehr wichtiger Gesichtspunkt, es geht da schon um die Einrichtung in einer Binnengruppe von RELigiös Denkenden (wie es sich mit dem Aussenverhältnis darstellt zu den Normalplanern, das müssen wir dann später nochmal sehen) – also jetzt geht es erst einmal nur um eine hypethetische Binnengruppe, das kann zur Not etwa nur eine Klostergemeinschaft sein. Es gab aber auch schon grössere Binnengruppen in Europa, mit Sicherheit auch in Indien und Ostasien, grössere Gemeinschaften von wirklich genuin RELigiös Denkenden, bei denen ja als allererstes auffällt, dass sie zur Not völlig allein sein können, sie stehen für sich, sie verlangen von andern nichts, und das macht ihre wirklich grundsätzlich aus dem Weltverhältnis resultierende libertäre, nicht-autoritäre soziale Grundeinstellung aus. Sie sind erst einmal so, dass sie von andern nichts verlangen und fordern. Gewissermassen ist das fast schon das Leitsymptom, das sie von OPPortunisten, Normalplanern abgrenzt, die immer irgendeine Vorstellung davon haben, was andere um sie herum sollten und müssten, und das gilt eben für genuin RELigiöse nicht, weshalb man auch aus diesen beiden Symptomen (Fordern bzw. Nichtfordern) zurückschliessen kann auf das jeweilige Weltverhältnis, wenn es selbst nicht offen ausgesprochen wird (auch das ist nicht unbedingt Sache von genuin RELigiösen Menschen, dass sie mit ihrem Weltbild oder -verhältnis hausieren gehen) – so dass man tatsächlich sagen kann: Sehr viele Menschen mit einem anarchistisch-egalitären Auftreten und Verhalten zu andern haben wahrscheinlich eien solchen genuin RELigiösen oder im weiteren Sinn experimentellen, nicht-normalplanerischen Hintergrund, das kann heute natürlich auch etwas diffuses sein, esoterisch, oder auch irgendwie weltanschaulich weitergehend ausgebildet, das ist egal. Umgekehrt ist aber wichtig zu verstehen, dass das Interesse bei scheinbar RELigiös stark Geprägten an der konkreten Ausgestaltung dieses ihres Weltverhältnisses, also ihr Wunsch nach einer Welterklärung durch dieses Weltbild, oder der Wunsch nach einer Sinnstiftung, also nach einer Antwort auf die Frage: Was soll aus uns werden, was für einen Sinn hat das ganze? schon verweist darauf, dass sie auf dem Marsch zurück sind in das Normalplaner-Denken. Hingegen ein genuin RELigiöses Weltbild ist – sagen wir es mal mit den Jesus-Worten: geistlich arm und einfach – weswegen seine Träger ja auch selig sind. Sie kommen mit sehr wenig Glaubensvorstellungen, Glaubensideen aus, am besten eben mit einem PRINZIP.

2.
Damit ist erst einmal etwas sehr Elementares festgehalten über die RELigiös Denkenden. – Ich hatte damals im Zusammenhang mit dem Normalplanen gefragt: Was ist eigentlich die Struktur, die sie loswerden müssen – das sollte dann schon grob vorskizzieren, was sich dann im Aufstieg durch die 5 Stufen/Zeithorizonte/Zeilen der Normalplanungs-Spalte ergeben hat. Dort ging es damals um den Wegfall der bedingten Erwartungen, und die Herausbildung der Praxis-Kategorien (vgl. Entscheidungsdiagramm), die überhaupt erst Planung ermöglichen.
Genau das ist jetzt hier auf eine verrückte Weise als Resultat des Hervorgehens der RELigiösen Denkformen aus dem OPPortunismus eine vergleichbare Ausgangssituation. Die RELigiös Lebenden erben erst einmal bestimmte Praxis-Kategorien, die eine rationalere Praxis-Gestaltung erlauben, als es bei Normalplanern der Fall ist. Das ist, hatten wir immer schon gesagt, abhängig vom Bildungsgrad, und der kategorialen Durchbildung der Tradition, von der sie diese Bildung haben, also je nachdem ist ihre Praxis tatsächlich reflektierter, hat schon die Resultate des Durchgangs durch historische Vergesellschaftungsformen und die Desillusionierungen, die damit verbunden waren, in sich aufgenommen. Also solche Kategorien wie: Erweitertes Selbst und Verbesserung der eigenen Situation, Kernselbst und beliebige Varianten, das Hypothetische hinter den Strategie- und Planentwürfen, und das Begriffliche überhaupt – das alles kann tatsächlich sowohl in ihre Praxis eingehen als auch in ihren Glaubensvorstellungen vorkommen (die haben ja, wie gezeigt wurde, dieselben Planungs- und Zeithorizonte). Es gibt also im besten Fall, wenn ihre Bildung soweit reicht, diese 5 Planstufen im Rahmen ihrer tatsächlichen Praxis, nur maximal zurückgenommen. Dh selbst wenn sie Bestandteil der Bildung sind, werden sie garnicht oft betätigt – weil ja die RELigiöse Praxis so maximal bescheiden ist – es geht ja bloss ums Existieren – ganz vorsichtig – das kann zwar auch ganz vorsichtig immer mehr erweitert werden – aber da muss lange dran gearbeitet werden, bis man überhaupt einmal vorstösst zu weitergehenden Planungsdimensionen. Gleichzeitig sind die Plan-Stufen aber im Denken der RELigiösen Prinzipien- und Idealform, den RELigiösen Glaubens- und Optimalvorstellungen, durchaus präsent. Zwischen Realpraxis und Ideal – was ist dazwischen? Erst einmal nur der eigenartige „Chorismos“ – eine riesige Leerzone; die idealen Gestaltungen, die idealen Ausprägungen dessen, was man im Priunzip in der eigenen Praxis macht, sind in Form der Glaubensvorstellungen zwar vorhanden, aber immer nur transzendent. Also das ist in und hinter der Welt, und wenn in der Welt, dann verborgen („absconditus“): der Weltzweck, die Zweckmässigkeit von allem, und die Welt-Ordnung, ihre Vervollkommnungsstufen, ihr Begriffsystem-artiger Aufbau, alles verborgen-in, oder „hinter“ der Welt (sie steuernd, formend..), und nur man selbst „vor“ dieser Welt, nicht in sie eingedrungen – sie ist im grossen ganzen unbekannt – und nur im Prinzip ausgestattet mit den mickrigen Versionen der Praxis-leitenden Kategorien.

3.
Dieser Chorismos, diese Trennung von Ideal und Real: die muss aufgehoben werden. Wir können uns beim „WIE das geschehen kann“ an die Arbeitshypothese halten, dass es (nicht anders als bei den Normalplanern) die spezifische Vergesellschaftung – entlang den Vergesellschaftungskonzepten, die sie dafür ausbilden – ist, anhand deren sie diese Aufhebung durchmachen.
((Warum ist das so? Darum, weil Vergesellschaftung Abwandlungen dessen mit sich bringt, was wir selber sind – „die Anderen sind welche wie wir, aber anders“. Damit führen wir uns also selbst die Abwandelbarkeit unserer eigenen Existenz vor Augen, und müssen diese Varianten nicht alle selbst durchmachen – wir können somit fragen, wenn wir andere, ebenso RELigiös denkende, wie wir es sind, sehen, die ein anderes Schicksal haben, sich anders eingerichtet haben – was haben wir zu denen für ein Verhältnis? Nochmal wichtig: Es ist nicht unbedingt das Verhältnis zu Normalplanern oder auch nur normalplanerisch degenerierten RELigiösen, sondern ich spreche im folgenden immer erstmal über Binnenverhältnisse von ihrerseits genuin RELigiös Denkenden.))
Bei den Normalplanern war es ja so, dass sie erst einmal gestartet sind, indem sie ganz naiv ihr Weltverhältnis unterschiedslos auf ihre soziale Umgebung, als bewährten Bestandteil ihrer Normalität, und die eingeübten Umgangsformen mit ihr anwenden. Wie sähe das denn hier aus? Was auch immer die entfernte Glaubensvorstellung ist – die oder das nächstliegende ist, mit derselben Logik, AUCH unter eine passende Optimalhypothese (Inhalt hier wie sonst bei REL: Subjektives, hypothetisch bis auf weiteres ideal gedachter Steigerungen für fähig erklärt…) subsumierbar. Das heisst: RELigiös Denkende können das Optimalhypothesen-Bilden „ganz naiv“ auch auf ihre Vergesellschaftungs-Verhältnisse anwenden – so wie auf alles, das nicht in ihrer unmittelbaren Verfügung liegt. Bloss, dass sie da jetzt von exakt der anderen als der gewohnten Maximal- oder Optimalseite her starten, stattdessen von der mickrigen „Real“-Seite … Auf dieser „mickrigen“ Seite haben sie zunächst (unterschiedslos welt- wie vergesellschaftungsbezogen) die Optimal-Hypothese (erwartungsfrei, bis auf weiteres…), dass ihnen alles, was sie als nächstes brauchen, in irgendeiner Weise zugeführt wird, sie also da erst einmal nichts versäumen können (von dem sie das nicht sicher wissen), anders gesagt, sie gehen davon aus, es wird ihnen irgendwie schon gelingen, die Probleme zu lösen. Damit ist aber schon die erste Planungsstufe berührt, die der Zwecke; das Nächst-zu-Könnende, -zu-Wissende usw trauen sie sich zu, mit diesem RELigiösen Prinzip unterfüttert, „Gott wird es mich schon wissen lassen, oder die im Prinzip gute Welt – irgendwoher werde ich es schon bekommen.“ – ansonsten sind sie selber zuständig, denn das SICHER Notwendige unterlassen sie nicht. – Das ist also die Art und Weise, wie sie ihre eigene Existenz erst einmal gestalten, und die Art ihrer vorläufigen Wissens-Erschliessung, unter dieser Weltverhältnis-bezogenen Minimal-Optimalhypothese… Wenn ihnen jetzt trotzdem Zwischenfälle, Unfälle, Ausfälle begegnen, dann gibt es da eine weitere abstrakte Hoffnung, die man bis zum Beweis des Gegenteils haben darf, eine Art Reserve-Optimalhypothese, und die besagt: Alles was zu einem Zeitpunkt oder Zeitpunkt-bezogen geliefert werden muss, worauf ich aber nicht vorbereitet bin – das wird mir dann schon von irgendwelchen Nachbarn, Andern, geliefert werden – „wenn jeder nur an seinem Platz das Nächst-zu-Könnende usw tut, wird da von irgendwoher etwas kommen, wenn bei uns etwas fehlt, ausfällt“… also etwas, das auf den Zeitpunkt genau vorbereitet sein muss – worauf man vorbereitet sein muss – wir können nicht auf alles vorbereitet sein, aber die Nachbarn sind es vielleicht. Und das soll nun Gegenstand unserer Optimalhypothese sein: Alle machen an ihrem Platz etwas, und wenn einem von uns was fehlt, dann wird das schon irgendwer liefern können.

4.
Es kann schon sein, dass sie mit dieser Hypothese immer wieder mal erfolgreich sind, aber im allgemeinen wird sich da früher oder später eine bestimmte Gewissheit herausbilden, und die lautet: Man muss tatsächlich auch auf Eventualitäten vorbereitet sein, man muss tatsächlich Reserven bilden, durchaus auch aus eigenen Ressourcen, damit man andern helfen kann, und das müssen alle machen, die da beteiligt sind. Also hier ist tatsächlich aus dem (Vergesellschaftungs-)“Ideal“ ein „Real“ geworden: „Wenn etwas passiert, wo man zu dem Zeitpunkt auch tatsächlich etwas parat haben muss und es nicht egal ist, ob man vorbereitet war oder nicht – wenn man sich auf solche Ereignisse, Eventualitäten, einstellt, und das arbeitsteilig – dann muss man auch tatsächlich etwas vorbereiten“. Das muss dann also jeder auf seine Weise tun, auf seinem Gebiet, mit seiner Spezialisierung, und man muss auch letztlich wissen, dass das nicht doppelt gemacht wird, sondern dass tatsächlich die anderen DAS ANDERE, das sonst fehlt, machen, und das alles hat obendrein auch noch den Charakter des „aufgrund dessen, was sie können“ – aus dem heraus, was sie können, müssen sie Eventualitäten, vor allen Dingen natürlich solche, die in der Vergangenheit schon einmal vorkamen, berücksichtigen, und zur Not eben auch ein entsprechendes „Können“ vorhalten, oder ausbilden, wo es fehlt. Die fortgeschrittene Hoffnung bezieht sich also hier schon auf die nächst-höhere Stufe, und sie lautet: Wenn alle das an ihrem Platz machen mit ihrer Spezialisierung und zugleich ihrem Vorhersehen und Wissen um bekannte Mängel, die damit behoben werden können, dann wird schon ein PLAN für alle, die da beteiligt sind, herauskommen. Und auf die Weise wird dann schon so, in einer sinnvolle Reihenfolge, erschlossen werden, was in der Umgebung, in der wir alle leben, überhaupt zu tun sinnvoll ist. (Bis zum Beweis des Gegenteils muss es einstweilen so angenommen werden.)

5.
In dieser Hypothesenformulierung kann man durchaus so etwas wie das Konzept des Marktes – also des zwangfreien, wenn man so will: anarcho-kapitalistischen Marktes – entdecken – allerdings auf eine sehr gutmütige Art natürlich; nämlich so, dass man (bis zum Beweis des Gegenteils) annimmt: die Prioritäten, die objektiv angebracht sind für uns ALLE, kollektive Prioritätensetzungen in einer Umgebung, Strategieentwürfe, die wir als Kollektiv verwirklichen, und von denen wir dann als Einzelne durch unsre arbeitsteilige Verbindung profitieren – die werden (bis zum Beweis des Gegenteils darf, ja muss man das in aller Vorsicht erwarten) dadurch realisiert, dass jeder seine Spezialität zu einem Zeitpunkt ausbaut und sich damit auf deren Einsatz (auch Bereitstellung von deren Produkte, soweit lagerbar) vorbereitet, dieser Zeitpunkt kann zb auch ein Markttermin sein, aber auch ein Bedarfsanlass, für den man etwas vorrätig hält – alles, was Bereitsein oder -stellen für einen Zeitpunkt ausmacht. Dieses zeitlich ausschliessende Prioritätensetzen – ich mache DAS und kann dann etwas anderes nicht machen – ich kann also nur SO vorbereitet sein und dann etwas andres nicht gemacht haben – ist genau das, was die 2.Planungsstufe der „Ziele und Prioritätensetzungen“ ausmacht. Was spielt sich da also wieder ab? Das: Ich habe das Vergesellschaftungs-Ideal in der Entscheidungs-Stufenreihe eine Stufe höher gesetzt – nach dem Muster: dadurch, dass wir auf dieser Stufe, Ebene, Niveau vergesellschaftet sind, schaffen wir auch eine Vergesellschaftung auf der nächsthöheren Ebene, und das nehmen wir dann, als vorläufiges Optimum und Ideal für unsere Vergesellschaftung bis zum Beweis des Gegenteils an.
((Ich hoffe wirklich, dass man hier das Denken des Ideals der Marktwirtschaft unmittelbar hervorleuchten sieht, also die gutartige Vergesellschaftung durch Arbeitsteilung und „Austausch“ von „Äquivalenten – der muss jetzt nicht so bösartig sein, dass man ständig schachert und auf seinen Vorteil achtet, was man alles für sich aus Notlagen und Bedürftigkeit der Andern herausholen kann – sondern einfach nur die Vorstellung, dass das wirklich Prioritätensetzungen Erfordernde in unserer Produktionsweise auch tatsächlich durch die Arbeitsteilung, zu der sich die Einzelnen herbeifinden, und die Spezialisierung, die dazugehört, kollektiv erledigt wird.))

6.
Jetzt machen sie damit wieder ihre Erfahrungen, und stellen in fortgeschrittenem Zustand fest (so behaupte ich zumindest): Man kann wichtiges verfehlen einfach darum, weil man Spezialist und spezialisiert war, und darum DAS ANDRE nicht gesehen hat – sogar ALLE Spezialisten zusammen könnten, auch als Kollektiv, wichtiges verfehlen – sie WERDEN, früher oder später, wichtiges verfehlen. Das heisst: Wir müssten uns, angesichts der Möglichkeit solcher Versäumnisse, schon auch um den Plan kümmern; womit dann eine weitere Teilung von Real und Ideal aufgehoben ist – erneut kommen wir auf die nächsthöhere Planungsebene, und haben nun schon das Unverbundene (das so, unverbunden, überhaupt nur diese Vergesellschaftungs-Optimalhypothesenbildung erlaubt hat) auf bereits drei Planungsebenen hinter uns gelassen. Wir haben eine erste Unverbundenheit aufgehoben, die überhaupt nur so eine Real-Ideal-Teilung als unbestimmte, und dadurch ideale, zu denken erlaubt hat, und jetzt kommt schon die nächste – also Spezialisierung ist real, und Plan darf nicht ideal sein, sondern muss auch der realen Behandlung und eben Planung unterworfen werden.
Die nächsthöhere Ebene ist nun allerdings das Hypothesen-Bilden – einmal über sich, also das subjektive, die beteiligten Subjekte, und zum andern über objektive Zusammenhänge, Regularitäten – aus denen wir Strategie-Entwürfe machen, aus denen wir für eine bestimmte Umgebung, soweit wir sie kennen und empirisch schon gut bestätigte Hypothesen in ihr haben (Prognostiken) – die passenden auswählen und zu Plänen zusammensetzen (das ist ja praktisch dieselbe Ebene – einmal das überhaupt Strategieentwürfe Verfertigen, dann aber sie auf die Umgebung, soweit bekannt, beziehen und für sie auswählen – das ist im Entscheidungsdiagramm oben der Umschlag von der linken Seite auf die rechte, ab da absteigende.)
Aber jetzt ist etwas entscheidend anders.
Wenn wir JETZT sagen: Jeder macht aus seinen Hypothesen – an seinem Ort, an seinem Standpunkt, mit seinem Wissen einen Plan – dann ist unmittelbar klar: das kann aber kein kollektiver sein; an DER Stelle setzt diese Art der Vergesellschaftungs-Optimalhypothesenbildung aus. Warum? Weil die relevanten Wissenselemente, die in die Hypothesenbildung und damit auch in die Planung für alle eingehen, nicht mehr arbeitsgeteilt werden können; sondern da muss der Planer tatsächlich alles für alle Relevante wissen – auch von den andern – und das kann nicht mehr arbeitsteilig mit nur SEINEM , im Ausgang beschränkten Hypothesenwissen bestritten werden. Das ist hier der entscheidende Punkt: Ich kann diese Optimalhypothese nach dem mittlerweile bekannten Muster nicht ohne inneren Widerspruch formulieren, selbst wenn ich wollte: Wenn jeder an seinem Platz aus den allein IHM zugänglichen Hypothesen versuchen würde einen Plan zu machen – für wen auch immer, womöglich ALLE – dann KANN da grundsätzlich nicht das gleiche herauskommen, wie wenn jemand über die Gesamtheit des allen verfügbaren relevanten Hypothesen-Wissens verfügen würde. Planen für alle kann nicht mal im Idealfall arbeitsteilig vor sich gehen, sondern da muss jeder Planende auch alles Relevante aus dem allen einzelnen verfügbaren Hypothesenmaterial, dem Wissen verfügbar haben.

7.
Und dabei bleibt es jetzt auch – das heisst: auch die nächsthöhere Ebene – das ist die der Hypothesen-Gestaltung, der Erwägungen überhaupt, die man machen könnte – nur mit der Gesamtheit an Begrifflichkeiten, die man angesichts der GESAMTErfahrung entwickeln würde – auch diese Begrifflichkeiten, das Begriffssystem erschliesst „Relevanzkriterien“ (relevante Gemeinsamkeiten und Unterscheidungen) nur im Zusammenhang mit dem gesamten Erfahrungs- und Wissensbestand, an dem entlang es entfaltet wird; der eben nicht „arbeitsteilig“ oder hier besser: wissensteilig verwaltet werden kann. Dass das vorher überhaupt so schien – dass man also tatsächlich die Real-Tätigkeit arbeitsteilig denken konnte unter einer Ideal-gedachten Vergesellschaftung der nächst-höheren Kategorie, hatte bloss damit zu tun, dass die nächsthöhere Kategorie nicht unmittelbar, so wie es jetzt der Fall ist, als Ableitung aus einem Wissensbestand gedacht wurde. Nur deswegen konnte das Wissen überhaupt noch so teilbar gedacht werden – weil man eben zur Ableitung von Plänen ein, sagen wir mal: sehr selbstbezogenes Verhältnis hatte. Diese Lücke klafft zum ersten Mal auf, wenn wir uns tatsächlich bewusst dem Hypothesenbilden als einem notwendigen Vorstadium zum Planen, zum Strategieentwürfe-Fertigen zuwenden.

8.
Sehen wir uns nun an, wie wir uns im Zeilen-Modell bisher bewegt haben. Die Stufe, auf der wir erkennen, dass es so nicht weitergeht, war eigentlich erst die dritte. Da wollen wir realistische, „Real“-Planer sein, und merken, dass wir mit der (Vergesellschaftungs)Ideal-Unterstellung nicht weiterkommen, dass unser kollektives Planen „für alle“ keinen Sinn macht, wenn nur jeder seinen Plan für alle mit SEINEM Erfahrungs- und Hypothesenhorizont macht, statt dass dieser Plan unmittelbar aus einer zusammengeführten Gesamt-Hypothesenmenge (die alles relevante Wissen, das irgendwo bei Einzelnen verfügbar ist, verarbeitet) erstellt wird. Das wiederholt sich dann auch auf der 4.Ebene, dort ist die Überlegung allerdings nur noch hypothetisch, nicht mehr real – da können wir uns vorstellen, dass wir zu den relevanten Hypothesen gehörende Begriffs-Unterscheidunge und Zusammenfassungen, die praktisch relevanten, denken sollen – und das Erfahrungswissen zugänglich gemacht haben – und wenn wir jetzt gewagt denken, können wir uns vorstellen, dass wir uns fragen, ob man Sinngrenzen für die Begriffsbildung auch irgendwie arbeitsteilig denken kann. NATÜRLICH NICHT- dafür ist jeder zuständig, und zwar für das Ganze dieser Sinngrenzen – es ist nicht arbeitsteilig verwaltbar. Also DENKEN… Sinnbegriffe denken – relevante Begriffe denken – Begriffe dessen, was für unsere Produktion wichtig ist, was unwichtig… das kann dann nur jeder für alle (für sich selbst dann natürlich mit). Aber dieses Optimalhypothesen-Muster vom Anfang, dass idealerweise es sich schon von selbst ergeben wird, wenn jeder an seinem Platz usw – das ist bei einer rationalen Planung, die durchaus im Horizont der RELigiös Denkenden liegt (spätestens, wenn sie Bildungshintergründe dieser Art geerbt haben) nicht mehr möglich.
Das heisst: Wenn sie erstmal so weit sind, dass sie ihr Planen real angehen wollen, und sich fragen, woraus leiten wir das denn ab – was ist denn vorausgesetzt für unsere Hypothesenbildung? dann schalten sie Stufe für Stufe dieses Unbestimmt-Ideale hinter der Welt aus. Stattdessen wird es ein Reales, ein „ausschliesslich ihnen Angehörendes“ – es ist IHRE Hypothesenblidung – IHRE Begriffsbildung, IHRE Reflexion darauf, welches die Grenzen der Begriffsbildung sind.
Jetzt fragt man sich: Wenn da etwas andres sein soll als eine Eigenschaft der Praxis – einer in die Welt eingelassenen Praxis – was sollen diese Bestimmungen dann? was soll man mit diesen Hypothesen hinsichtlich etwas „in und hinter der Welt“ anfangen? wie soll denn die Welt beschaffen sein, dass sie das aufweist – dass sie irgendwie das Resultat einer Begriffsbildung ist? Pläne, Absichten, Versuchs-Handlungen können das Resultat einer Begriffsbildung sein – aber wie soll die Welt das sein? Welt als Gegenstand von Hypothesen, Welt als Gegenstand praktischer Begriffsbildung ist was andres – die besteht natürlich aus Materien, Materialien, mit Eigenschaften, Trägheit/Masse, Gewicht usw die hat alle möglichen Eigenschaften, denen können wir uns zuwenden, wenns drauf ankäme – vor allem, wenn wir Materialien suchen, um Probleme zu lösen. Hingegen dieses Verallgemeinern – die Frage: Was könnte die Welt noch sein? ausser „Objekt“-Partner einer Reproduktionspraxis? – das löst sich auf.

9.
Aber in diesem Denken – in dieser Stellung des Erkennens der Unmöglichkeit der eigenen Optimalhypothese – des die Optimalhypothese nicht mehr denken Könnens – bleiben diese fortgeschrittenen philosophisch gewordenen ehemals RELigiösen nun stehen. Also jetzt ist die Behauptung: Sie kommen nicht weg davon – sie denken immer fort weiter – sie denken es immer noch – was ist ihre Strellung in der Welt, und natürlich kann man dann schon im weitesten Sinn Handlungstheorien aufstellen – man kann über die Stellung des Subjekts in der Welt nachdenken – und dabei nach Möglichkeit diese überschwänglichen transzendenten Gedankenbestimmungen für die Welt kritisieren – das haben ja Philosophen auch gemacht – aber das Eigenartige ist, dass sie jetzt tatsächlich dabei stehen bleiben (beim „Interpretieren“, vgl Marx 11.Feuerbach-These); wo doch in der Wirklichkeit Aufgaben zu lösen sind. Und da ist jetzt die Frage, inwiefern sie einen ähnlichen Schritt machen müssten, wie wir ihn bei den Normalplanern beobachtet haben, die ja auch in ihrem letzten Stadium zwar den Fehler benennen konnten – aber einfach nicht wegkamen von dieser fehlerhaften Stellung und der Erkenntnis – und einfach nur dieses bedingte Erwarten aufgeben mussten, und sich wegwenden mussten (was übrigens auch eine soziale Komponente hat – sie mussten sich wegwenden von denen, die davon nicht ablassen). Womit sie sich ihren Vermittlungsmisserfolg eingestehen mussten – ich rede jetzt über die 5. Zeile der Normalplaner da oben – also derjenigen, die mal gestartet waren als empathische Vermittler; da war die Frage, wie kommen die eigentlich hinüber ins RELigiöse Leben – dazu mussten sie sich endlich losreissen von dem immer weiter auf die normalplanerisch Denkenden vermittelnd wirken Wollen – da ist dann auch tatsächlich diese „libertäre Abtrennnung“ fällig – die RELigiös Denkenden sind ab da für sich und bleiben unter sich, auch wenn sie aus dieser fortgeschrittenen Begrifflichkeit, aus der Tradition herkommen, die tatsächlich sich zum Begriff des Begriffs und des Begreifens, des Verstehens, des Begriffsbildens als einer notwendigen Tätigkeit, vorgearbeitet hatte. Und so also jetzt auch die auf dem 5.REL Stp. Angelangten: sie müssen diese Trennung ihrer Praxis nicht nur vom Ideal vollziehen, sondern sie müssen vor allen Dingen sich von den Andern verabschieden.

10.
Jetzt verbleibt uns, nach der einen Seite, die Frage: Was passiert eigentlich, wenn solche Leute wieder mit ihrer Lebensform zurückfallen – das werden sie nicht selber tun, aber vielleicht diejenigen, denen sie diese Lebensform vererben, und die nicht einsehen, warum sie soviel aushalten müssen, weil genau dieses Warum? ihnen nicht mit-vermittelt worden ist. Die Stellung solcher naiv und maximal zurückgenommen vor sich hin werkelnd RELigiös sich reproduzierenden Menschen in der Welt ist natürlich prekär. Wenn sie es nicht geschafft haben, sich auf eine Insel zu retten oder dort schon leben, wie die irische „Familienkirche“ im 5. oder 6. Jahrhundert – als die dann angefangen haben zu missionieren – dann ist ihre Stellung in der Tat prekär. Es kann ihnen zwar immerzu nichts passieren, das sie überraschen könnte – weil sie ja „ihr Sach auf nix gestellt“ haben, aber natürlich sind sie relativ wehrlos gegen die Übergriffe ihrer normalplanerischen Umgebung. Zugleich verkörpern sie allerdings etwas Fortgeschrittenes. Das fällt den Normalplanern in der Umgebung irgendwann auch auf – dh ihre Stellung ist, wenn man so will, für ihre normalplanerischen Nachbarn ambivalent – sie werden im grossen ganzen ausgegrenzt, ausgeraubt, oder gar niedergemacht, aber sie haben auch ihre attraktiven Seiten, als Einsiedler, Heilige, Träger fortgeschritten-anspruchsvoller Bildungsinhalte, Wissende… da sind sie durchaus anerkannt, weil sie obendrein ihrerseits nicht-übergriffig und zugleich grundsätzlich hilfsbereit sind, schon allein mit ihrer Einstellung, dass man mit seinen Mitteln den bedürftigen Nachbarn behilflich ist, und das für sich selber allenfalls experimentell hofft aber nicht erwartet (maW ihre Hilfe ist grundsätzlich uneigennützig) – und mit dieser Stellung können sie durchaus bei und mit ihrer normalplanerischen Umgebung existieren; hingegen wenn sie selber nun anfangen, wieder bedingte Erwartungen aufgrund ihrer besonderen Lebensweise auszubilden, dann wird das schnell seinerseits übergriffig – sie werden dann zum einen ein gewisses Überlegenheitsbewusstsein ausbilden – das zweite ist, natürlich auch, sie werden sich zur Wehr setzen gegen die Übergriffe der andern, sich abgrenzen, womöglich feindselig – verächtlich sein und auftreten, sobald sie können und drittens… werden sie vielleicht auch Anhänger werben. Also das ganze unschöne Repertoire, das man üblicherweise den Gläubigen, OPP(REL)-gläubig gewordenen, zuschreibt an Verhaltensweisen, tritt auf, und das ist erklärlich.

11.
Es ist auch in einem gewissem Sinn unvermeidlich, weil das RELigiöse Weltverhältnis sich eigentlich nicht vermitteln und somit auch nicht problemlos tradieren lässt – ausser, es ist in irgendeiner Weise schon OPPortunistisch wieder mit Erwartungen verbunden, die aus ihm abgeleitet werden. Dieses Auftreten, das vorbildlich, vorbildhaft Sein ist ja normalerweise erst einmal die Vermittlungsform der genuin RELigiösen – ich bin Vorbild für andere, ich kann vielleicht ihnen, zumindest den Interessierten, auch noch den Begriff predigen, wenn ich über ihn verfüge – man predigt ja in der Mehrheit tauben Ohren, das ist klar- ich kann ihnen mein Weltbild erzählen und predigen, dann werden sie es in irgendeiner Weise gläubig auffassen, und genau das ist ja auch eine der Formen, wie genuin RELigiöse Virtuose in die Welt hinein wirken und kulturbildend werden – weil sie tatsächlich Schüler Jünger Anhänger haben – die aus dem, was ihnen da vermittelt wird, dann ihrerseits etwas machen – nur dass es in den seltensten Fällen auf dem Niveau anlangen dürfte, das ihnen gepredigt wurde, und die Meister und Prediger haben ihre liebe Not, ihren Standpunkt tatsächlich Nachwachsenden, Nachkommenden, Unbedarften so nahezubringen, dass die auf dieselbe Lebensform einschwenken. Normalerweise wird die (mitsamt allen Glaubens-Bekenntnisse, Doktrinen, Predigten, Geboten und Verboten, Sprüchen, Sprachregelungen, Begründungen…) in irgendeiner Weise OPPortunistisch angeeignet, und das degeneriert dann sehr schnell. Das einzige, was dem entgegenwirkt, ist: Der Inhalt, der so angeeignet ist, sowohl das Vergesellschaftungskonzept, als auch das Weltverhältnis, wenn es denn noch einigermassen unbeschädigt, unverfügbar, als festgefügte Form, die nicht einfach verändert werden darf – tradiert wird – dann ist es zugleich auch in einem gewissen Widerspruch zu seiner normalplanerischen Behandlung und beliebigen Abwandlung – es ist dann oft geradezu der Inhalt der Predigt, dass man nicht normalplanerisch sein soll – das wird verurteilt, als Sünde, Ausdruck dessen, dass man vom Heilsweg abkommt, sich von Gott entfernt, oder aus der Weltordnung gefallen ist oder sich gegen sie erhebt – dieser Widerspruch wird ja durchaus in den Predigten benannt, die werden dann auch angeeignet, und dann entwickelt der Normalplaner ein Sündenbewusstsein, also ein ungenaues, aber emotional aufgeladenes Bewusstsein von dieser Differenz (Hegel hat etwas der Art UNGLÜCKLICHES BEWUSSTSEIN genannt) – und das ebnet dem ein oder andern den Weg zurück im Zusammenhang mit einigen Erfahrungen derselben Art, die andere vielleicht schon früher gemacht haben. Es gibt da also in der Tat etwas wie eine Erleichterung des Wegs zurück in die RELigiöse Lebensform – ich hatte den terminologischen Ausdruck dafür vorgeschlagen: der Weg dahin ist GEBAHNT – mehr oder weniger gut… Je weniger Inhalt dieser Art das RELigiöse Gebilde enthält, das tatsächlich massenhaft gepredigt und genau wegen dieses Mangels so „erfolgreich“ ausgebreitet werden kann, und schon von da her nicht unbedingt die reifste Version dieser Tradition sein muss – je weniger somit tatsächlich bedingte Erwartungen weggeschaufelt sind in einer RELigiösen Lebensform oder Doktrin, desto mehr ist sie natürlich anfällig für solche Aneignungen, und dann muss tatsächlich mühsam der Weg erst einmal selbst gefunden werden und kulturell entwickelt, bevor er als gebahnter und iummer leichter gangbarer von andern wiederholt werden kann.

12.
Ich habe noch einen weiteren terminologischen Vorschlag: Ich nenne solche, die ein ursprünglich relativ reifes RELigiöses Gebilde, Lebensform, Regelsystem, Doktrin, Glaubensvorstellung sich in einem OPP Rahmen angeeignet haben, GLÄUBIG. Das bezeichnet also immer die normalplanerische Aneignung und Weiter-Be- oder Verarbeitung solcher Gebilde entlang fortschreitender Erfahrungen (mit ihnen) in der üblichen normalplanerischen Manier – ich sehe: so zu sein, so zu denken, so mich zur Welt zu verhalten, als Normalität an, mit allem, was an Einrichtung dazugehört, und habe jetzt aufgrunddessen bedingte Erwartungen, mit denen mache ich ab jetzt weitergehende Erfahrungen und bearbeite entsprechend normalplanerisch den angeeigneten Stoff, mit dem ich es da zu tun habe (es sei denn, ich habe zu grossen Respekt davor und bearbeite ihn garnicht, aber mein Leben weicht dauernd ab uswusw – eben alles, was in solchen Kontexten passieren kann…)
Gläubigkeit hatte ich im Grunde genommen schon besprochen im Zusammenhang mit dem Zurückfallen der RELigiös gewordenen Lebensformen in ihre normalplanerische Vorstadien (vgl §10), also dass ihnen da wieder bedingte Erwartungen zuwachsen, und dass das der Normalgang ist. Dass es somit keineswegs sicher ist, dass eine REL Lebensform tatsächlich Anschluss, Vertreter, Verbreiter, Tradierer findet, wenn sie mal eingeführt war,. aber es ist eben auch nicht ganz ausgeschlossen durch diese Bahnungsvorgänge, und das gilt jetzt speziell (das hier bloss noch zum Schluss) auch für die RELigiösen Lebensformen, also Sozialverhältnisse und Vergesellschaftungskonzepte. Die fallen ja mit dem Weltverhältnis zusammen zurück in eine normalplanerische Vorstufe, und dann kann es sein, dass da Leute sind, die optimalhypothetisch bis auf weiteres maximal vorsichtig zu unterstellende Arbeitsteilung anfangen mit Erwartungen zu verbinden, – also tatsächlich anfangen darauf zu beharren, jeder an seinem Platz werkelt vor sich hin, und darf erwarten, also sich mehr oder weniger darauf verlassen, dass wenn ihm was fehlt, andere das dann schon ausbilden werden oder besser, längst ausgebildet haben. Da muss man nicht weiter gross sorgen, die Arbeitsteilung funktioniert dann ganz von selbst. Solche extrem-naiven Ideen im bezug auf Arbeitsteilung kann man tatsächlich haben – das trifft man auch in fortgeschritten-modernen Gesellschaften noch an – wo der Gedanke der Arbeitsteilung und überhaupt Arbeitsteilung als Realität natürlich in ganz anderer Weise ausgeprägt ist, als was man davon mal in einer antiken Stadt von Handwerkern und Manufakturen oder, selbst mittelalterlich noch, bei Zünften und Gewerken aller Art gesehen hat – das war zwar arbeitsteilig, aber auch hochgradig organisiert – MODern, industriell, innovativ ständig „umgewälzt“, sieht das schon anders aus. Also das Hochhalten von Arbeitsteilung und sie unproblematisch Finden ist, wenn es nicht sogar explizit so vorgetragen wird als gläubig angeeignete Vergesellschaftungs-(Optimal)hypothese, eine mögliche Form der Vergesellschaftung, deren Funktionieren man gewiss erwarten darf.

13.
Das gilt natürlich genauso für das nächsthöhere RELigiöse Vergesellschaftungskonzept, Stufe 2, also die „gutmütige Marktwirtschaft“. Nämlich wenn sie angeeignet wird von Leuten, die daran Berechtigungs-Konflikte festmachen ((man erinnert sich an die 2.OPP Stufe, an das Erweiterte Selbst, das dauernd kalkuliert, was lohnt sich, wie muss ich meine Kräfte einteilen, was hab ich falsch gemacht, wenn ich Misserfolg habe, oder von was überrascht werde – iwiefern und warum hab ich meine Ressourcen bisher falsch eingeteilt? und das Legitimieren eben auch als Kraft-Verhältnis zwischen sich und andern behandelt, als: Ich bin bereit, viel mehr für eine Sache zu opfern als du.. Daran kannst du schon sehen, dass du nicht im Recht bist, meine Berechtigtheit mündet in meine Empörtheit, wenn du das mir Zustehende nicht gibst usw.)) Und dies marktwirtschaftlich-Gutmütige „alle an ihrem Platz bereiten was vor und treffen sich an einem Markttag“, oder halten es vorrätig für den Fall, dass es jemand braucht, und all das beruht auf Gegenseitigkeit – das sinkt also nun alles zurück in eine solche Eigentümer-Gemeinschaft, in der ausgebreitete und marktwirtschaftlich organisierte Arbeitsteilung befürwortet wird; bloss: da gehört nun natürlich die bösartige Form dazu, Konkurrenz, nämlich dass man immer schon sein Produkt für viel wertvoller, für einen wichtigeren Beitrag als den der andern hält, man selbst hat viel grösseren Aufwand getrieben; oder auch: das Eigne wird zum Mittel, um möglichst viel von dem der Andern anzueignen usw – das ganze Schachern und den Andern-Runterhandeln geht da jetzt los.Und zwar als (hier könnte man es jetzt wirklich anbringen) Vergesellschaftungskonzept, das jetzt nicht mehr einfach lautet: Wir sind Eigentümer und haben Verträge und haben uns wechseitig was versprochen – sondern es ist ja nun tatsächlich eine wechselseitige Erwartung verbunden damit, dass man mit dem, was man an Ware oder Dienstleistung beizusteuern hat, allerhand einhandeln kann. Ich will das jetzt nicht zu sehr vertiefen – es ist vielleicht die Idee klargeworden, wie Befürwortung von Konkurenz (spätestens wenn man sie als Normalität ausgebildet vorgefunden und sich angeeignet hat) tatsächlich aus der Realisierung eines ursprünglich REligiösen Vergesellschaftungskonzepts der 2.Stufe entstehen kann.

14.
Wichtig ist mir jetzt nur noch der dritte Schritt (in der 3.Zeile): Dass es nämlich keinen weiteren (Wieder)Aufstieg gibt, der über diese zweite Stufe hinausgeht. Wie geht es Leuten, die versuchen, für Politisiertheit des 3. normalplanerischen Vergesellschaftungskonzepts ein RELigiöses Pendant zu finden? (Der 3.OPP Stp., zur Erinnerung, war mit Staat verbunden, mit Rechtsprechung im Sinne von Streitschlichten, Interessen-Zusammenführen, auch Individualitäten, die ursprünglich getrennt waren, zusammenführen und miteinander verträglich machen, so dass sie allmählich von den Beteiligten als EINE, geteilte, angesehen werden – das waren da die Stichworte). Das unterstellt also alles eine Unterschiedenheit der Gesichtspunkte, und des Wissens, der Meinungen nebenbei auch, eine Diversität der Lebensschicksale usw die immer nur als Resultat, als Anspruch an andere, der geschlichtet werden muss, sich zu Kompromissen bereit finden muss, wo auch Ressourcen-Budgets beteiligt sind: die einen bekommen dies, die andern jenes…usw was zwar so sich äussert, also als Anspruch, der in seine Schranken gewissen wird als berechtigtes Interesse, oder auch nicht berechtigtes, das sich bescheiden muss, um mit andern verträglich zu sein – aber die Art und Weise wie man draufgekommen ist – also warum man überhaupt den Anspruch hat, das Interesse hat – das wird nicht mehr weiter untersucht. Das ist ja alles der Normal-Hintergrund der Betreffenden. Und jetzt schauen wir mal, was es bedeuten würde, wenn eine so desillusionierte Stellung zum kollektiven Planen wie die der RELigiös Denkenden auf der 3.Verges.Stufe sich konfrontiert sieht mit einer solchen politischen Tätigkeit, es könnte ja jemand sein, der da ein Staats-Amt hat – und er hat hat diesen fortgeschrittenen Horizont, der von OPPortunistischer Staatsseite, von antiken Staatsmännern mal gerade eben so berührt wird – also so, dass sie tatsächlich die Idee der Vervollkommnung, des Zusammenführens ursprünglich Unterschiedener entwickeln können, der Vereinbarkeit von Interessen und der Bedingungen, unter denen das geschehen kann – also wenn das jetzt tatsächlich aufeinander trifft, ist völlig klar: Wenn jemand von dieser Politisierung ausgeht und sich auf den Inhalt dieser Tätigkeit besinnt – und  weil er ihn als Bildungsinhalt geerbt hat, den Gedanken des notwendigen Ableitens von Plänen aus Hypothesen sich klar macht – dann kann er auf dieser Stufe nicht mehr weitermachen. Da wird ihm die Aussichtslosigkeit eines arbeitsteiligen Erstellens von Plänen aus Einzel-Überzeugtheiten, Einzel-Meinungen, Einzel-Gesichtspunkte, Einzel-Normalitäten sowieso, völlig klar – und diese Art der Vergesellschaftung zerfällt ihm unter den Händen. Das ist der Grund, warum ich in das Übersichtsdiagramm, in dem letzten Bild, das ich geschickt habe, die rote Linie da so eingezeichnet habe, dass wenn man von der 1. Spalte der 3. Zeile, in das entsprechende Feld der 2.Spalte links daneben, der REL Spalte, tritt, dass man dann diesen rot eingerahmten Bereich der real denkbaren und realisierten Vergesellschaftungskonzepte verlässt und sich wiederfindet in einem nur noch denkend zu behandelnden Sozialzusammenhang, also einem theoretisch zu durchdenkenden, der eben nicht funktioniert – und wo Desillusionierung unausweichlich dazugehört.

15.
Ein wichtiges Wort ist jetzt noch zu sagen: zu einem Unterschied, der strikt diese drei RELigiösen Vergesellschaftungskonzepte von ihren normalplanerischen Pendants trennt. Es ist ein sehr wichtiger Gesichtspunkt – ein „pathognomonischer“ (so nennt man in der Medizin ein Symptom, an dem bereits man das Vorliegen einer bestimmten Krankheit erkennen kann) – normalplanerisches politisches Denken wird sofort kenntlich, hat ein solches Leitsymptom, an der gedachten Möglichkeit, die drei Planungsstufen, wenn sie überhaupt ausgebildet sind, arbeitsteilig bewältigen zu können: Also so dass das Ausführen von Prioritätenlisten ganz unten stattfindet mit durchaus eigenen Vorstellungen der Ausführenden davon, was geht und was nicht, als ihren eigenen Rahmenwerten in der ersten Zeile – dass aber da Leute drüber stehen können, die für andere mit-planen, Ressourcen-Budgets teilen, Zeitpunkte und Prioritäten für die Ausführenden vorgeben (und dabei „berechtigte“ Ansprüche verfechten, von Gruppen, die ein Gruppen-Eigentum haben und anderen Gruppen gegenübertreten); und dass schliesslich Herrschende, Regierende, Führer, Anführer, Schlichter, Richter, Entscheider existieren, die für die andern eben die Rahmenwerte verbindlich setzen, die freilich von diesen Anderen, Untergebenen, durchaus nicht immer übernommen und geglaubt werden) – nämlich, was kollektiv überhaupt geht und was nicht, und wie man die verschiedenen Vorstellungen von Plan-Zielen und Plänen überhaupt zusammenbringt.
Das ist dann die Stufe der wirklichen Herrscher, der Politiker, die ganz weit sehen – die all die Individualitäten im Blick haben, in denen die andern – völlig distanz- und reflexionslos herumzappeln – solche, die je eine National- oder Regional-Kultur haben, wo sich die Frage stellt: Wie bringt man die alle zusammen? Dass man im Ernst glaubt, Pläne in dieser Weise aufspalten zu können und die Planausführung oder erst recht die Plan-Ableitung – das ist wirklich ein sicheres Zeichen dafür, dass jemand das Normalplanen noch nicht verlassen hat oder mit fortgeschrittenen Konzepten in es zurückgefallen ist. Hierarchisches Denken ist pathognomisch für die Pathologie, die Krankheit des Normalplanens und seiner Vergesellschaftungskonzepte. Mit dieser These will ich es mal für heute bewenden lassen.