Nachbearbeitung: Der Übergang OPP>REL
Wie schon in der Einleitung zu 4b angedeutet, war dieser Übergang mir bis zum Zeitpunkt der Vorträge noch nicht klar.
Das erklärt die zT erhebliche Verworrenheit der Darstellung, angefangen bei 3c, die dann leider mehr oder weniger anhält bis in den vorstehenden Vortrag 4d (und auch die mitgelieferte Grafik oben) hinein.
Ich hoffe, mit den folgenden Klar- und Richtigstellungen dem abzuhelfen; ich fasse damit auch die bereits angebrachten Korrekturen und Ergänzungen im Transkript nochmals zusammen.
1. Eine sehr wichtige Klarstellung betrifft die These, die in der Grafik oben (kleine Tabelle unter der grossen) durch die 5+1 roten Pfeile in der Spalte zwischen OPP- und REL-Spalte ausgedrückt sein soll: Alle Resultate, die sich aus einem „Scheitern“ auf einem der 5 OPP Stp.e ergeben, nämlich die jeweilige Kombination aus Kategorie und Glaubensvorstellung, münden zunächst einmal nur in einen entsprechend „gebildet“ ausfallenden 1.REL Stp. Die nachfolgende „Karriere“ durch die REL-Spalte nach „oben“ ist eine eigene Entwicklung aus diesem immer als erstes eingenommenen REL-Stp.
((Der Übergang in die je nächst-linke Spalte (also auch der REL>MOD), historisch bei Pionieren, oder in einem Bildungsgang nachgeholt, findet so statt, dass das erste Feld (=1.Stp.) der nächst-linken Spalte betreten wird, und sich von da aus der Aufstieg durch Vergesellschaftungsmodi und entsprechende „Reifungsschritte“ des Weltverhältnisses in dieser Spalte ergibt. Allenfalls kann es sein, dass durch entsprechende Bildungserfahrungen in der „alten“ Spalte der Weg in „höhere“ Zeithorizonte=Stp.e der neuen Spalte, und die Notwendigkeit, sich zu ihnen im Rahmen des neuen Weltverhältnisses zu stellen, „gebahnt“ ist. Erst dieser Gedanke rechtfertigt es, die gleich-zahligen Stp.e der verschiedenen Spalten als einander korresponierend, „parallel“ und in ein und derselben „Zeile“ unmittelbar benachbart angesiedelt darzustellen. Die Möglichkeit eines unmittelbaren Übergangs „in der Zeile“ wird damit aber nicht behauptet – allenfalls eben die relativ „schnelle“ Erschliessung des „Nachbar-Stp.s“, wenn der Weg durch die linksstehende Nachbarspalte schon durch Bildungsprozesse tradiert und somit „gebahnt“ ist.))
2. Diese erste These ist allerdings durch eine zweite zu ergänzen: In den „höheren“ (Vergesellschaftungs-)Stp.en der REL-Spalte (die jetzt erst im folgenden Vortrag 4e besprochen werden) werden sukzessive die zumindest implizit in den – auf höheren Stp.en der OPP-Spalte (nämlich in deren Scheitern) erschlossenen – Gedankengebilden (Glaubensvorstellungen, theologische, kosmologische/metaphysische Spekulationen usw) enthaltenen Kategorien benutzt, um die Stp.e der jeweiligen REL-Stufe auszudrücken.
((Allerdings auch hier wieder mit einer entscheidenden Modifikation (ausgeführt im nächsten Vortrag 4e): Die Stp.e der REL Spalte werden formuliert mit VERBINDUNGEN der Kategorien aus dem je „parallelen“ OPP-Stp. und denen aus dem nächsthöheren OPP-Stp: zB im 3.REL Stp. werden Kategorien (Kernselbst und Restunbekanntes) des Plan- bzw Strategieentwurfs-Konstruierens (also solcher, die aus dem Scheitern des 3.OPP STP,s, des „Staatsdenkens“ (Ineinander-Überführen von zunächst unvereinbaren Individualitäten in EINE), resultieren) verbunden mit und bezogen auf Kategorien, die aus dem Scheitern des 4.OPP Stp. hervorgehen (hypothetischer Fortschritt.., Hypothesenbildung…). Wobei man sich immer fragen kann, inwiefern die „Praxis“-Kategorien des Entscheidungs-Diagramms nicht „schattenhaft“ immer schon bereitliegen. Die Zuordnung solcher Kategorien zum Scheitern auf einer Stufe der OPP-Entwicklung ergibt sich dann vielleicht präziser unter dem Titel: endgültig „EXPLIZITE“ Ausbildung der Kategorie X als notwendig zu berücksichtigende – etwa in einem Glaubens- oder metaphysischen oder „ethischen“ System…))
3. Für die im Übergang bzw Scheitern zu erbringenden kognitiven (Haupt-)“Leistungen“ sind in den Vorträgen 3c bzw 4a ff. verwirrend unterschiedliche Formulierungen bzw Listen benutzt worden, in unterschiedlicher Zusammensetzung kamen darin vor:
(Un)Bedingtheit (der Lernregel)
(nichts mehr) Erwarten;
Erweitertes Selbst abgetrennt;
Kernselbst abgetrennt;
Rahmenwerte maximal:
– für Risiken;
– für Bestdenkbares.
Diese Konfusionen lassen sich wie folgt bereinigen (es geht, wohlgemerkt, zunächst immer um kognitive „Reifegrade“ des 1.REL Stp.s; entsprechend der Modifikation in 2. eben sind für „höhere“ REL-Stp.e je angemessen höhere Reifegrade erforderlich):
a) im „Schamanen“-Scheitern (endgültig akzeptierter „Kontrollverlust“) wird der Rahmenwert für Risiken tendenziell auf ein Maximum gesetzt: jederzeit kann alles passieren. Im Mass, wie das tatsächlich generalisiert wird, und man sich „nirgendwo mehr sicher“ fühlt, ist auch die „Un-Bedingtheit“ dieser Einstellung hergestellt, sie gilt nicht eingeschärnkt auf bestimmte Bedingungen. Die Einstellung schliesst zugleich aus, dass man sich die Lizenz erteilt, mit bestimmtem NICHT rechnen zu müssen.
Anm an dieser Stelle: Präzise hätte es in den Aufzählungen der wegzuarbeitenden Einstellungen heissen müssen: Wegfall der Unterscheidung zwischen solchem, mit dem man (als gewiss, wahrscheinlich, möglicherweise/wenn auch selten oder nie) rechnen MUSS (bzw das erwartet werden kann), und solchem, mit dem man sicher („nach menschlichem Ermessen“) NICHT rechnen muss. Der letzte Punkt ist jener, der die entgeisterte dritte Frage in 3a nach sich zieht: Wieso (aufgrund welcher Maximen zur Bestimmung des genannten Unterschieds) hätte man DAMIT rechnen müssen? (seltener: …dürfen (hier eher im Sinne einer Verpflichtung): Wenn es sich um positive Überraschungen handelt, auf die man hätte vorbereitet sein können – aber nicht war… und in DEM Sinn hätte rechnen SOLLEN/MÜSSEN. Hingegen Wegfall auch des „darf“ im Sinne einer Lizenz hier freilich eher im nächsten Schritt, vgl. nachfolgenden Punkt b))
b) Am verworrensten waren wohl die Angaben, die ich in den Vorträgen zu den Konsequenzen des Scheiterns auf dem 2.OPP Stp. gemacht hatte. Der Stp. SELBST soll ja bereits eine kategoriale Errungenschaft aufweisen, nämlich das (tendenzielle, der Zusatz ist bei dieser Art Betrachtung immer angebracht) Aufbrechen der Normal-Erwartungen auf der elementarsten, der „Zweck“-bestimmenden Ausführungs- oder (Versuchs)Absichts-(Bildungs)- oder Planungs-Ebene – zumindest in der „öffentlichen“ Sphäre; die erhaltene Rest-Normalität bezieht sich vor allem auf Bestimmungen „lohnender“ (Gesamt)Budget-Verwendungen – für Ermittlungen praxis-relevanten Wissens bzw Wiederherstellung und/oder Ersatz „beschädigter“ Praxis-Bestandteile, Problemlösungen, Techniken und Prognistiken – zu all dem gehören durchaus auch „für lohnend gehaltene Experimente“; Budgets auch für Durchsetzung „legitimer“ („überragend-viel lohnender als die der Gegner“) kollektiver Prioritäten bzw Zurückweisung entsprechender Ansprüche anderer usw. In das „Scheitern“ in Richtung REL (zunächst nur 1.REL Stp.) wird die „Praxis“-kategoriale Unterscheidung in Erweitertes Selbst und (uU zu erforschendes) Restunbekanntes (bzw neu zu verwendendes bestehendes Wissen, uU auf Bedingtheiten hin zu untersuchendes) eingebracht, und damit die in den Vorträgen (und auch der Grafik oben) öfter angesprochene „Dynamik“ und Öffnung in Richtung eines durchaus aktiven (wenn auch maximal vorsichtigen) Explorierens – erst einmal zur Sicherung der bestehenden Reproduktion, eben des „Erweiterten Selbst“. Das spezifische „Gescheitertsein“, verglichen mit den Überzeugtheiten und Entschlossenheiten des 2.OPP Stp., zeigt sich in genau dem Punkt „maximal vorsichtig“: Die Versuchungen, die trotz „Schamanen“-Kontrollverlusts übrig bleiben, bestehen darin, in „lohnende“ Versuche zur Risiko-Reduktion zu „investieren“ – generalisiert könnte man sagen: Die Kategorie des Versäumnis-Risikos wird hier weggearbeitet. Anders gesagt: Der Rahmenwert für das Bestdenkbare wird maximiert, anders gesagt, der Unterschied zwischen dem, womit gerechnet werden darf und womit nicht, wird beseitigt – es darf mit ALLEM (auch dem Bestdenkbaren) gerechnet werden. Noch anders gesagt: Es wird nicht mehr mit bestimmtem gerechnet bzw es wird nicht mehr erwartet (auch nicht mit bestimmten „(Un)Wahrscheinlichkeiten“). ABER: All das gilt zunächst bloss für die aktuelle Reproduktionsweise mit ihrem „Umfeld“ an Alternativlösungen – insofern noch immer: BEDINGT.
Das Resignations-Thema hier ist: das Verzweifeln an der Kategorie des berechenbar „Lohnenden“ (also auch Entschlossenheiten und autoritären Überzeugtheiten) – wie gesagt, AUCH und selbst da, wo es um Sicherung gegen bekannte Gefahren geht – sofern dafür Ressourcen-Budgets investiert werden, die sich in bestimmten Hinsichten, in bestimmtem Mass, als „erfolgreich“ erwiesen haben müssen (das gilt auch für die Bestätigung von Einschätzungen), um sich „wie erwartet“ gelohnt zu haben.
c) Mit Ausdehnung der Einstellung b) (kein Versäumnis-Risiko mehr) auf JEDES denkbare Erweiterte Selbst, maW auf das Kernselbst (das Überleben mit Erhalt der leiblichen Voraussetzungen für einen Neubeginn) wäre dann auch die Forderung nach UNBEDINGTHEIT erfüllt. Erst mit diesem Schritt wäre die volle „Experimentalität“ des Weltverhältnisses erreicht.
Die in den Schritten a-c mit-enthaltene Optimal-Kategorien (etwas der Art ist bis zum Beweis des Gegenteils anzunehmen…):
– des minimal-suboptimalen Optimismus („es wird sich immer irgendwie eine je nächste Problemlösung ergeben, und wir werden rechtzeitig davon erfahren.“),
– der Nicht-Versäumbarkeit („jede Chance wird sich irgendwann wiederholen, jeder Schade sich von selbst, oder mit erreichbaren Mitteln, reduzieren: es gibt keine ein für alle Mal versäumbaren Chancen auf eine dauerhafte Risiko-Reduktion“),
– der grundsätzlichen Erreichbarkeit vorläufig stabiler Verhältnisse aus jeder Ausgangssituation, in jeder Umgebung („die (Welt)Ordnung stellt sich (darin körper- und kernselbst-ähnlich) aus jeder Störung auf Dauer wieder her, wenn man sich von den rationalen empirischen Hinweisen auf Bedingungen (für leibliche Reproduktion; für reguläre Effekte: KS1,2; RU 1,2) leiten lässt):
Diese Optimal- oder Ideal-Vorstellungen sind Kerne (wenn man so will: Explikationen) jedweder Glaubensvorstellung, mit der sich genuin RELigiös zur Welt Verhaltende (die durch Hinzunahme der je nächsten Vorstellung zu den schon bestehenden einen entsprechenden „Reifegrad“ ihres RELigiösen Weltverhältnisses erlangt haben) ihre Optimalhypothese zurechtlegen.
Die „rationalen empirischen Hinweise“ stellen dabei quasi die maximal-ausdifferenzierte Form dar, die Resultate von Lernen unter Normalplanungs-Voraussetzungen überhaupt annehmen können: Bedingte also themen- oder praxis-bereichs-bezogene Rahmenwerte, wobei die wichtigste „Bedingtheit“ entsteht durch je getrennte Ermittlung solcher Rahmenwerte für „leibliche Reproduktion“ und „reguläre Effekte“ – immer aus Erfahrung, nachdem sie stattgefunden hat; aber nicht aus Hypothesen-geleiteter Forschung. Die überlegene Vernunft der Regierungen speist sich also im wesentlichen aus „bewährtem“ Wissen um das, was auch schon in der Vergangenheit immer gescheitert ist; es ist Wissen um „menschliche Möglichkeiten und Grenzen“, uU ausgedehnt auf die gesamte Gesellschaft, aber auch bewährte Techniken und Prognostiken, schliesslich und vor allen Dingen aber bewährte Techniken der Konsensstiftung und des Erhalts gesellschaftlicher Stabilität. Da Regierungen bisher einer Gesellschaft Vorgaben machen, die ihrerseits mit denselben Kategorien Alltag und Ressourcen-Budget-Verwaltung bestreiten, steht konstruktiven Dialogen der Angehörigen der hier beteiligten Ebenen nichts im Weg: Rückmeldungen der untergeordneten Instanzen werden durchaus ins Gesamtbild eingebaut und führen womöglich zu Anpassungen, wobei Änderungen im Hin und Her auch noch der höchsten und offiziellsten Rahmenwerte nicht anders stattfinden als bei den Untertanen der Staatsmacht (ausser dass Regierungen im allgemeinen informiert sind durch historische Erfahrung mit „vergleichbaren Situationen“, aus denen „gelernt“ wird). Das gilt vor allem auch für Fälle, in denen es die Staatsmacht besser zu wissen meint als alle nachrangigen beteiligten Instanzen, und sich als von aussen kommendes „Vernunft“-Interesse, als volonté générale, gegen „die Zivilgesellschaft“ mit ihren un-integrierten Forderungskatalogen, volonté de tous, durchsetzt – ein (ansonsten ungewohnter) Einheits(gegen)wille massgeblicher Teile dieser Gesellschaft, also die überraschend eindeutige und affektiv aufgeladene Rückmeldung von unten, kann da durchaus zum Einlenken führen – wie unter OPP Voraussetzungen nicht anders zu erwarten: Hat sich als nicht haltbar erwiesen.
d) Die Intensität wahrhaft unlösbarer moralischer Konflikte (im Gegensatz zu vorübergehenden Abweichungen von Pfad, der zurück in die bewährtermassen haltbare alte oder auch mal neue Ordnung führt) kann sich also so richtig erst an Staatsprogrammen zeigen, die jedes für sich beanspruchen das haltbare, die auf Dauer haltbare Ordnung (uU die zwischen Staaten, der Zustand des absehbar ewigen Friedens) zu sein, und sich dabei mehr oder weniger flächendeckend in die Quere kommen. Die Vorstellung von Haltbarkeit (bzw haltbarer Konfliktlösungen) bewegt sich im Verlauf der Geschichte durch allerhand kulturelle Stufen und Steigerungen hindurch (es geht da eben auch um die Ausdifferenzierung der Bedingungen für haltbare Rahmenwerte, also die Abgrenzung gesellschafts-relevanter, gemeinwohl-dienlicher Staats-Praxis-Bereiche, die von den untergeordneten Instanzen nicht mit bearbeitet werden können) – vor allem natürlich auch durch die gläubig-normalplanerisch angeeigneten, eigentlich über Normalplanung hinaus fortgeschrittenen Welt- und Vergesellschaftungsverhältnisse hindurch. Dabei werden selbstverständlich die üblichen Vor- und Zwischenstufen durchlaufen, angefangen beim Versuch, den Andern zu entwaffnen und entmündigen (1.Stp.), dann in ein Rechtsverhältnis einzutreten, schliesslich zu verlässlichen, interessen-basierten und interessen-orientiert anpassbaren stabilen Verhältnissen zu gelangen. Stabilität auf diesem Niveau schliesst Konflikt-auf-Dauer aus. Wie, wenn da mit „bewährten“ Erfahrungen für die Zukunft erwartbar ist, dass der Widerspruch zwischen zwei gleich berechtigten Anliegen einfach nicht zu schlichten ist? Kann es solche Konflikte überhaupt geben?
Die Idee einer „empörenden“ Ungleichentwicklung (zweier Individualitäten: Gruppen von Rechte-Inhabern, die sich grundsätzlich wechselseitig als solche anerkennen, und – aus ihrer jeweiligen Sicht – fundamental verschiedene also ganz „eigene“, und ZUGLEICH auf Dauer unvereinbare Projekte verfolgen) ist ja ganz und gar mit dem 2.Stp verknüpft; aufs Niveau einer Staatsräson angehoben, „politisiert“, könnte sie bloss auftreten als völlig unterschiedliche, die je andre ausschliessende („bewährte“) Umgangsweise mit solchen Entwicklungen, am einfachsten und aufgrund der vorausgesetzten Unvereinbarkeit der involvierten Interessen als Parteinahme einer Regierungspartei für die eine oder die andre Gruppe. Eine Besonderheit des staatlichen Interessen- und Meinungs-Verwaltens ist, die Einzelfall-Entscheidung im Licht ihrer Hochskalierung oder Verallgemeinerbarkeit zu fällen – die Maxime, die dem Einzelfall-Urteil zugrundeliegt, sollte als allgemeines Gesetz gedacht werden können, also ausfallen, als wäre sie aus einem solchen abgeleitet. Allein dadurch wird ja der staatskluge Blick weit über die Schranken einer blossen Aufrechterhaltung bewährtermassen stabiler Verhältnisse auf die Möglichkeit ihrer Sprengung gerichtet; damit zugleich ausgeschlossen sind Bevorzugung von Minderheiten (stattdessen gleiches Recht für alle – möglichst mitsamt Ausgleich naturwüchsiger oder „system-bedingter“ Nachteile) ebenso wie Missachtung „elementarer“ Minderheitenrechte (die die Minderheit in Staatsfeindschaft und Auflehnung treibt). Ein weiterer zentraler Gesichtspunkt der Interessenverwaltung im Dienste des Gemeinwohls ist die Ent-Schärfung, Ent-Dramatisierung von konsens-sprengenden Gegensätzen, indem die konfligierenden Gehalte aus der öffentlichen und Gemeinwohl-Sphäre, wenigstens anteilsweise, zurück ins Private verschoben werden, sodass die jeweilige Gruppe ihr EIGEN-Interesse (das sie als mit dem Gemeinwohl zusammenfallend, oder ihm hinlänglich förderlich behandelt sehen wollte) nur noch mit den ihr verfügbaren privaten Ressourcen und in staatlich zugelassenen Formen realisieren kann – die vom Staat je anerkannte Rest-Gemeinwohl-Dienlichkeit mag ihren Niederschlag finden in „kompromisshafter“ Teil-Förderung und/oder Zuweisung von Rechtstiteln, deutlich unter dem (einseitig) geforderten Mass. ((Um der Realität staatlicher Entscheidungen Rechnung zu tragen, noch der Hinweis, dass GruppenGRÖSSE allein natürlich nicht ausreicht, um das Gewicht eines Anliegens in einem Konflikt zu beurteilen – die „bewährten“ Grundsätze der jeweiligen Staatsräson bewerten üblicherweise die Grössenordnung des Beitrags der jeweiligen Gruppe zum Gemeinwohl mit, ebenso wie ihre (allein schon dadurch gegebene) potentielle Widerstands-Fähigkeit gegen Regierungsentscheidungen usw, ihre Homogenität und dauerhafte Entschlossenheit zur Durchsetzung usw.))
Man könnte die „interessen-orientierte“ Grundoperation somit beschreiben als Bestimmung des Masses, in dem ein Eigen-Interesse öffentliche Anerkennung (und somit Unterstützung durch die Ressourcen der „Allgemeinheit“) beanspruchen darf, oder in welchem Mass ein solcher Anspruch zurückgewiesen werden muss. Die Eigen-Interessen werden dabei ständig gruppiert, klassifiziert, und hinsichtlich ihrer Grössenordnung und Durchsetzbarkeit (gegen Versuche von Parteien, gemeinwohl-dienliche Aktivitäten zu verhindern oder ihren Beitrag zurückzuhalten etc) gewichtet. All das wird bezogen auf einen in der jeweiligen Praxissphäre überhaupt verfügbaren Ressourcenvorrat (die Bereitschaft der beteiligten Eigen-Interessierten, dazu im Eigen-Interesse beizutragen) und seine Aufteilung: Rahmenwerte für das Gesamtbudget, auch an eben noch erträgliche Kompromissen (die in der Eigen-Sphäre als Belastung empfunden werden (aus diesem Empfinden wird wiederum ein Mass…)
Im Mass wiederum, wie dabei das „vorausschauende“ oder Konflikt-vorwegnehmende Denken die Orientierung an „aus Erfahrung dh in der Vergangenheit bewährten“ Grundsätzen bei der Rahmenwert-Setzung und dem Staatshandeln überflügelt, kommt die Affinität zu „Hypothese“, auch den (aggregierten bzw konfligierenden) Versuchszielen in den Individualitäten der Eigen-Interessengruppen, zum Tragen – hier vor allem von Belang die Vorwegnahme „antagonistischer“ Interessen-Konstellationen (mit je, traditionell gesehen, gleichwertigen Rechtstiteln): Breites Übergangsfeld, das hinüberführt ins antizipierend-moralische und „Gerechtigkeits“- Denken, spätestens wenn die (bewährten) „Öffentlichkeits“-bezogenen Operationen zur Wiederherstellung der Ordnung (dh der stabilen „öffentlichen“ Staats-Individualität) nicht mehr greifen, und sich die Ausgangssituation des moralischen Reflektierens herstellt, nämlich nicht ineinander oder in dritte (kompromisshafte aber akzeptable bzw durchsetzbare) Individualitäten überführbare Individualitäten, und ihre einander widersprechenden Ansprüche auf „öffentlich“ verfügbare (spätestens durch Umverteilung verfügbar zu machende) Ressourcen; daher die Frage, ob beide Gegner gleich weit fortgeschritten sind, oder in welchem Mass Ausgleichsmassnahmen fällig werden, um bereits im Vorfeld absehbare Konflikte abzuwenden. Hier muss man sich als Schlichter bereits an den Versuchsplänen der Andern orienitieren – also vor allem an den affektiv „verständlichen“ Konsequenzen, die sie aus überraschenden Wendungen in ihren Existenzen gezogen haben – oder noch ziehen werden – wobei die (vermeintliche) Erfahrung in der Abschätzung dessen, was daran bleibendes Interesse, und was Augenblicks-Affekt ist, zwar eine grosse Rolle spielt; je ungewöhnlicher aber die Affekt-begründende Abweichung, desto mehr ist die „staatskluge“ Politik darauf angewiesen, Reaktionen vorwegzunehmen und Vermutungen (Hypothesen) darüber anzustellen, welchen – uU mit denen anderer konfligierenden – Verlauf sie nehmen werden. Durch schlichte Weiter-Anwendung des oben bereits erwähnten Grundsatzes „gleiches Recht für alle – möglichst mitsamt Ausgleich naturwüchsiger oder „system-bedingter“ Nachteile“ ergibt sich die gerechtigkeits-moralische Fragestellung von selbst: Wie müssen Güter, Rechte, Pflichten verteilt, und wie anfangs bestehende Ungleichheiten ausgeglichen werden, damit die Parteien sich nicht im Verhältnis zur anderen ins Unrecht gesetzt fühlen, und gegen sie oder den Schlichter oder beide vorgehen? Der ANLASS für eine Intervention zur Herstellung „gerechter“ Verhältnisse, also „gleicher“ Fortgeschrittenheit im je eignen Plan bzw Individualität (soweit als tatsächliches „Interesse“ anerkannt) zweier Interessenträger-Gruppen wäre dann: dass ein ausgleichs-bedürftiger Gegensatz absehbar auf Dauer gestellt ist; was sich, als Störung der Ordnung, bereits „unerträglich“ lang bemerkbar gemacht haben kann, sodass die Notwendigkeit eines Ausgleichs (Anpassung der Rahmenwerte bzw -Prinzipien) zur Vermeidung von Gewaltausbrüchen offensichtlich ist; auf dem 3.OPP Stp kommt dann eine der oben angeführten Operationen zur (aufgrund bewährter Regeln erwartbaren) Wieder-Herstellung einer (Staats)(Eigentums- und Interessen- bzw Meinungs-)Ordnung nach konflikt-trächtigen Nicht-Routine-Ereignissen zum Einsatz. Ist der Gegensatz so nicht beseitigbar (und ist genau das wiederum auch absehbar), und/oder sind zukünftige Zuspitzungen – womöglich als „gesetzmässig“ sich einstellende, schon erkennbar, wird der moralische, aber uneinlösbare Anspruch einer „gerechten Ordnung“ (zB Friedensordnung, Eigentumsordnung) virulent – bloss, dass er dann solchen, die die Verhältnisse auf ihrem, parteilichen oder partei-nehmenden 2.Stp betrachten, nicht vermittelbar ist, und genau darum auch meist denjenigen, die dasselbe vom 3.Stp aus einordnen – selbst wenn oder auch weil sie erkennen, dass kriegerischer Austrag der Konflikte für alle Beteiligte desaströs endet und daher nicht in ihrem Interesse liegt (wenn auch in dramatisch unterschiedlichem Ausmass nicht). Der vernünftige Schluss aus der Vorwegnahme solcher Entwicklungen wäre die Vorab-Einrichtung „gerechter Verhältnisse“ – aber da diese Vorwegnahme ausserhalb des Horizonts aller 2. und 3. OPP-Stp.-Träger liegt (es sei denn, dass vorübergehend sich ihnen dies als bestes Mittel ihrer Selbstbehauptung bzw zur Wahrung der stabilen Interessen-Ordnung nach drastischen Erfahrungen mit „ungerechten“ Verhältnissen aufdrängt), ist sie immer utopisch. Abgesehen davon, dass sie angesichts der Unvermitteltheit bzw Nicht-Vermittelbarkeit der Normalitäts-Erwartungen der Beteiligten nicht einmal bestimmbar ist, und in die bereits dargestellten Aporien des (empathisch-)moralischen Denkens führt.
e) In dieser Darstellung sind die moralischen 4.5. von den im engeren Sinn politischen 3.OPP Stp.en nicht mehr strikt abgegrenzt, stattdessen scheint sich ein breites Übergangsfeld aufzubauen, ausgehend von zynisch-realistisch berechnendem Umgang mit Interessengruppen und Parteien über fein abgestimmte und austarierte Umverteilungsmassnahmen und Kompromissbildungen bis zu sozialrevolutionären Umstürzen und Anprangerung untragbarer Zustände (deren Behebung Utopie bleibt).
Die gemeinsame Endstrecke all dieser vergeblichen Ordnungs-Stiftungs-, -Einrichtungs- und Vermittlungsversuche ist die bittere Einsicht in die fundamentale Instabilität aller Normal-Verhältnisse – und dahinter stehenden Normalitäten; einschliesslich der bewährten ebenso wie der angesichts deren überraschenden Versagens neu zu gestaltenden Interessen-Ausgleichs- und Meinungs-Berücksichtigungs-Prozeduren, oder der einfachen aber nie anwendbaren Moralprinzipien: Universalisierbarkeit, Gleichbehandlung bis zur Gleichstellung Verschiedener usw
Schon auf dem 3.OPP Stp. muss man den Interessenträgern ständig voraus sein (allerdings nicht in einem bevormundenden Sinn! das wäre Rückfall in den 1.OPP Stp.) – und das gilt dann auch für deren Überzeugtheiten (aus denen die „haltbare Meinung“ – immer noch subjektiv genug – herausgeschält werden muss). Wieviel mehr aber auf dem 4.OPP Stp – wo man ja, um den Stp. überhaupt einnehmen zu können, die Unmöglichkeit der „politischen“ Schlichtung zumindest einiger Konflikte erkannt haben muss. Das übergreifende Interesse aller 3.ff OPP Stp.e richtet sich gegen die Zugeständnisse, die in der Vergesellschaftung dem 1.OPP und 2.OPP Stp. gemacht werden, also „interesse“-widrig „politisches“ also taktisches Berücksichtigen-Müssen von Kräfteverhältnissen zu Uneinsichtigen (mangelndes „Gewaltmonopol“), oder Empörtheiten – womit man sich ja notgedrungen auf dieselben Verhältnisse einlässt, wie die verbliebenen Inhaber dieser Stp.e
3.OPP und 4.OPP Stp unterscheiden sich dabei vor allem durch den Horizont; also durch das Vorwegnehmen von Verläufen, bei denen Individualitäten nicht mehr in eine über-geordnete, nämlich Ordnungs-Individualität überführt werden können. Der Gesichtspunkt einer notwendigen Mindest-Gleichheit aller Individualitäten, umgekehrt: des Abbaus allzu grosser Macht- und Vorteils-Gefälle, ist schon zur Vermeidung der eben erwähnten interesse-widrigen Zugeständnisse bereits auf dem 3.OPP Stp. sehr präsent – und genau das ist es dann, was sich in die „radikalisierten“ Vorwegnahmen auf dem 4.OPP Stp. künftiger Ungleich-Entwicklungen aktueller Individualitäten hinein fortsetzt: Das weit aus- und übergreifende Interesse an Übergriff- und Empörungs-vermeidender Ungleich-Entwicklung. Dieses Interesse, auf den Antizipations-Horizont des 4.Stp. gehoben, kann somit auch ausgedrückt werden als ein prinzipiell gewordenes Interesse an der Höher-Entwicklung des Stabilitätsniveaus der Ordnung selbst – dessen Träger es leid sind, als Schlichter immer zu spät zu kommen und in die sich entwickelnden Konflikten immerzu nur noch mildernd-reaktiv zu intervenieren.
f) Das war nun eine etwas umständliche Ableitung des politisch-moralisch-vermittelnden „Übergangsfeldes“, im Verlauf von dessen Scheitern nicht nur die Kern-Ideen entsprechend „ideal-umfassend“ gedachter Weltbilder (Glaubensvorstellungen, Optimalhypothesen) entwickelt werden, sondern auch, gewissermassen als Kerne dieser Kerne, die („methodischen“) Kategorien (alles im Umfeld von Hypothese; bzw Begriff) der je zugehörigen Begründungsstufe: Sowohl um (ausgehend von realen oder imaginären Interessenlagen; und mithilfe von objektiven Randbedingungen, Entwicklungshorizonten usw ) die Möglichkeiten von drohenden Ungleichgewichten in der Entwicklung verschiedener Individualitäten (also reale oder imaginäre Moralexempel), als auch Möglichkeiten, wie für deren Ausgleich zu sorgen wäre, zu KONSTRUIEREN, müssen hypothetische Fortsetzungen (Entscheidungs-Ebene: Strategieentwürfe) gedacht werden. Während die durch taktische Rücksichten quasi verunreinigte politische Betrachtungsweise es einzig darauf anlegen kann, die allfälligen Konfliktquellen aus Verächtlichkeits-Verhältnissen mit Beteiligten mindestens auf dem 1.OPP Stp bzw Empörtheits-Verhältnissen mit Beteiligten auf dem 2. in Richtung stabiler Interessen-Abstimmung („Ordnung“) zu mildern und zu neutralisieren (zur Not durch Einsatz eigener überlegener und „legitimer“ (Ordnungs-)Machtmittel), was nie ohne Reibungsverluste und ständig lauernde (Bürger)Kriegsgefahr abgeht, ist der „sozial gerechte“ Stp. einen Schritt weiter: Zum einen, indem er affektiv wirksame, Routine-unterbrechende, Not- und Chancen-eröffnende Zwischenfälle aller Art (auch aus Sicht der Akteure) antizipierend (statt ex post) dazu zu nutzen versucht, immer wieder Feinanpassungen der Ressourcen-Verteilung in Gleichheits-Richtung zwischen ihnen vorzuschlagen bzw zu erzwingen, und zum andern, weil er mit der (unter OPP Voraussetzungen ohnehin „normalen“) Unvereinbarkeit auch noch der „Interessen“-bereinigten Individualitäten rechnet, und die Wirkungen Ordnungs-sprengender Entwicklungen, womöglich sogar gegenläufiger solcher, dieser Individualitäten zumindest theoretisch immer wieder versucht in Richtung Konflikt-vermeidender Nichtgefälle-Verhältnisse rückgängig zu machen. Ich habe von einem breiten Übergangsfeld gesprochen, das sich in den Köpfen „politisierter“ (grundsätzlich „Interesse“-orientierter) Einzelner oder Gruppen aufbaut: Es sind womöglich dieselben Personen, die sich „realistische“, taktisch-politisch interessen-ausgleichende Operationen ausdenken, die sich zugleich allerhand wünschbare aber (aus ihrer Sicht) nicht realisierbare Ideal-Verhältnisse vorstellen – sowohl solche einer „moralischen Ordnung“ als auch solche, in denen man den Beteiligten an einer solchen Ordnung (leider solchen auf niedrigeren Stp.en) diese durch einfühlsam-vermittelnde moralische Erziehungsmassnahmen („sich in die Lage der andern versetzen“) näherzubringen versuchen würde. Mit all diesen Plänen, Wünschen, Idealen scheitern sie somit „auf breiter Front“ – es ist daher kein Wunder, dass die zugehörigen Wunschbilder IM ZUSAMMENHANG gedacht auftreten: Ideale Welt-Ordnung (Kosmos) – deren (moralische und sonstige) Perfektionierung – Explikation und Begriff (des Ideals). ((Die Tatsache, dass moralisch-Ideales im allgemeinen den Adressaten eben genau NICHT oder nicht reibungslos zu vermitteln ist oder wäre, macht den – wenn es doch versucht wird – aller angetrebten Egalität zum Trotz notwendig AUTORITÄR-unvermittelten und unangenehm schrillen Charakter moralisch begründeter Forderungen aus.)) Im Unterschied zum Scheitern auf dem 1. und 2.Stp. hat das auf den höheren, den „politisierten“ Stp.en keine höhere Vergesellschaftungsstufe über sich, auf die es noch ausweichen könnte: Dies Scheitern ist endgültig.
g) Zum Thema „Übergang“ OPP>REL bzw zu den Vergesellschaftungsstufen sind noch folgende Anmerkungen zu machen. Zu beachten ist, dass die Überlegungen in den Vorträgen und auch noch in den Ergänzungen sich wesentlich um die Wechsel-Beziehung von Weltverhältnis und Vergesellschaftungskonzept drehen – materiale Untersuchungen der einzelnen Stufen hingegen wurden hintangestellt (und könnten später nachgeholt werden). Zu beachten ist auch, dass die Perspektive hier immer vorrangig auf mögliche Einstellungen einer Einzelperson ausgerichtet ist, natürlich auch entlang ihrer Bildungs-und Lebenserfahrungen; nicht oder wenig untersucht wird hingegen, welche REALEN Verhältnisse so eingestellte Personen zu ihresgleichen oder Trägern anderer Einstellungen eingehen (bzw welche Verhältnisse sich einstellen), und was sich daran durch gemeinsames Erleben und/oder Bildungserfahrung ändert. Unter diesen Vorgaben also folgende Anmerkungen :
g1. Ein und dieselbe Person nimmt normalerweise aufgrund selbstgefällter oder auch (zb aus ihrer peer group, Milieu, Klasse usw) übernommener Urteile (mit mehr oder weniger Gewohnheits- oder Vorurteils-Charakter) über verschiedene andere Einzelpersonen oder Gruppen je nachdem verschiedene Stp.e zu den so Unterschiedenen ein; ihr Urteil kann Bewegungen in „reifere“ Richtungen durchlaufen, aber auch in ent-differenzierte Versionen einer ursprünglich höherstufigen Einstellung zurückfallen (zB Verachtung und Empörung gegenüber allen, die un-moralisch urteilen bzw sich entsprechend verhalten: autoritär legitimiertes Fordern eigener moralischer Einstellungen…). Schliesslich kann es sein, dass eine Person Einstellungen einer „niedrigeren“ Stufe grundsätzlich nicht mehr gegenüber irgendjemand einnimmt – das würde ich dann beschreiben als: sie hat die betreffende Stufe verlassen und nimmt endgültig den nächsthöheren Stp. prinzipiell ein, zB: Niemals irgendjemand verachten usw
((eine naheliegende Erklärung für das „Zurückfallen“ mit fortgeschrittenen Stp.en? Ganz anders begründete (zB moralische) Forderungen werden gegenüber „Zurückgebliebenen“ anders vertreten…))
g2. Was ist der Unterschied zwischen 3. und 4.OPP.Stp? Im 3. treten die „reifen“ bedingten und Interessen-bezogenen „bewährten“ Rahmen-Erwartungen der Staatsräson den naiveren, aber subjektiv ebenfalls bewährten Rahmenwerten (und in deren Rahmen sich bewegenden Budget-Verteilungen) von Trägern des 1. („überlegen-verachtende“ „Mehrheit“ oder Macht/Einfluss-Gruppe) und 2. Stp („empörte Minderheit, deren rote Linien überschritten sind“) gegenüber. Auch die Staatspartei mit ihrem Interesse an stabilen Interessen-Verhältnissen kommt nicht umhin, zu sie oder Minderheiten verachtenden bzw über sie oder über Gewalt- und Unrtechttäter empörten Interessenträgern Kräfte- bzw „Empörtheitsverhältnisse“ einzugehen – zumindest so realistisch, dass das Bestehen dieser Verhältnisse für die interessierten Parteien glaubhaft ist (je weniger es das ist, desto mehr muss reale Gewalt ausgeübt, im schlimmsten Fall Krieg geführt werden, um „Respekt-gebietende“ Gleichrangigkeit oder gar Überlegenheit bzw grössere Entschlossenheit zu ZEIGEN). Die Stossrichtung geht dabei in exakt dieselbe Richtung wie im 4.Gerechtigkeits-Stp. – bloss dass die „Gleichstellung“ aufgehalten wird durch exakt die Ausgangs-Ungleichheiten, die die Intervention der Staats-Gewalt erzwingen – den Gewalttätern muss die Einbusse an Mitteln GEGEN ihren Widerstand aufgezwungen werden, den Empörten Zustimmung abverlangt werden zu den Zugeständnissen, die ihnen gemacht werden. Einerseits ist das Ursache der ewigen Taktiererei der Politik, deretwegen sie gezwungen ist, von der „idealen“ Interessen-Ordnung abzuweichen – aufgrund der Kräfteverhältnisse bzw Entschlossenheiten, auf die sie trifft – quasi ein einzuberechnendes Vorfeld der anzustrebenden Verteilungslösung, die sie bis zur Herstellung günstigerer Bedingungen (für die Durchsetzung des „Gemeinwohl“-Interesses, also desjenigen der Staatsräson) immer wieder aufschiebt, bzw dessentwegen die Annäherung an diese Bedingungen niemals endet. Hier sind wir also ganz auf der „realistischen“ Seite der Verhandlungen, die die gemeinwohl- und Interessens-Ausgleichs-Instanz mit 1. und 2. Stp.Trägern zu führen hat. Der Realismus ist freilich bei Herstellung der erwünschten und für möglich gehaltenen ORDNUNG (mit der alle Beteiligte sich zufriedengeben KÖNNTEN) nur so lange angebracht, wie die Bewegung in Richtung weitestgehenden Konfliktabbau halbwegs zuverlässig andauert; nicht hingegen, wenn die taktischen Zugeständnisse an Überlegen-Verachtend-Gewaltausübende und/oder Empört-Geschädigte beständig vorhersehbar Abweichungen vom erkannten Interessen-Optimum erzwingen und/oder das Eintreten der Staatspartei in den Konflikt diesen noch verschärft oder kompliziert und auf keinen Fall bereinigt. Das Ziel des Interessens-Ausgleichs muss im Prinzip immer als aus der vorhandenen Ausgangs(konflikt)situation heraus erreichbar gedacht werden können – das ist gewissermassen die Eingangsvoraussetzung für das Bestehen der Ordnung – maW die IN ihr entstehenden Störungen müssen ebenso in ihr bereinigt werden können. Der Zweifel und schliesslich das Verzweifeln am Bestand der Ordnung (und damit an den bewährten Praktiken und damit verbundenen bedingten Erwartungen der „Staatsräson“) kommt auf im Mass, wie sich mit diesen Praktiken, angesichts der real vorfindlichen Situation, keinerlei Konflikt-Reduktions-Pfad finden lässt, maW die vorfindlichen Konflikte verschiedener Parteien sind ohne gewalttätige Auseinandersetzungen, in denen die involvierten Forderungen, Kräfteverhältnisse, Verächtlichkeiten, Empörtheiten grundlegend neu justiert werden, nicht zuverlässig reduzierbar und in stabile (eben Ordnungs-)Verhältnisse zurückzuführen. Man könnte die moralische Fragestellung von daher weniger als nur kontrafaktisch-„idealistischen“ Entwurf jenseits aller „verunreinigenden“ Zutaten zur Situation durch die spezifische Ausgestaltung der jeweiligen Forderungs- bzw (aus Sicht der 3.Stp.Träger) Interessenlagen dank der „Unreife“ der Stp.e der involvierten Parteien verstehen. Stattdessen als hypothetisch-THEORETISCHE Konstruktion einer stabil gedachten Interessen (hier = je relativ erfüllten Forderungs- oder sinnvollen Umverteilungs-)ordnung mithilfe des Materials aus den involvierten Konfliktthemen. Erklärlich ist, dass in diesem „Friedensvorschlag“ alle Quellen von interessen-negierenden taktischen Zugeständnissen von vorneherein durch die „ideale“ oder „gerechte“ Neuverteilung der strittigen Güter zwischen allen Parteien entweder ganz eliminiert gedacht sind oder aber reduziert auf ein (im Rahmen der damit etablierten „gerechten Neuordnung“ mit aus Sicht der Gemeinwohl-Verwalter erwartbar wirksamen weil bewährten „Interessen-Ausgleichs-Praktiken“) bewältigbares Mass. Bezeichnend ist hier, dass DAS (aus Erfahrung) BEWÄHRTE der Staatsräson hier abgelöst ist durch ein VergesellschaftungsPRINZIP. das sich darum „disruptiv“ oder „revolutionär“, umstürzend, verhalten muss zu einer „konservativ“, um beinah jeden Preis an ORDNUNG orientierten Rahmenwertsetzungs-Praxis. In dieser Praxis kommt das Disruptive durchaus auch vor, aber eben als Ordnungs-störende und ZER-störende, zumindest bedrohende Dynamik, angesichts deren durch zahllose „diplomatisch wirkende“ Zugeständnisse und/oder Gegendrohungen und Zwangsmassnahmen gegenüber den (empört (2.Stp) oder verachtend (1.Stp)) kämpfenden Interessen-Trägern beständig von den Schlichtern der Weg zurück in eine Variante des bewährt-stabilen Ausgangszustands des „friedlichen Zusammenlebens“ gesucht wird – wobei sich das „bewährte“ interessen-verrechnende Rahmenwertsetzen notgedrungen immer an den „bewährten“ Rahmenwerten und Budget-Verteilungen der streitenden Parteien orientieren muss. Die disruptiven Einbrüche in die Verhältnisse und Normalitäten derKonfliktparteien stellen dann spätestens auch für die konservativen Bewahrer und Wiederhersteller dieser Ordnung Disruptionen dar. Die moralischen Umwälzer dieser Ordnung lösen das durchaus angestrebte Ziel aller realpolitisch-taktierenden Interessenausgleiche aus diesem ihnen anhängenden und sie verzerrenden Wust an Empörtheiten und erfolgsgewissen Verächtlichkeiten, und erkennen gerade in diesen Ausgleichsbemühungen die stärkste aller disruptiven, ordnungsstörenden Kräfte. Zugleich ersetzen sie die realpolitische Fiktion eines zukünftigen Ausgleichs, auf den man sich ewig zubewegt (zumal Bemühungen um Milderung der Folgen der Disruptionen von gestern immer schon durch die von heute und morgen durchkreuzt werden). Die Kategorie des anerkennenswürdigen Interesses auf dem 3.Stp muss darum auf dem 4. ergänzt werden durch die des anhaltenden Konflikts, der Unvereinbarkeit von Individualitäten, und der Meta-Individualität des von allen einzuhaltenden und einzusehenden Grundsatzes der Gleichweit-Fortgeschrittenheit im je eigenen Projekt (soweit es als verkörpertes Interesse aufgefasst werden kann). Aber wie wird dies Projekt bzw der auf diesem Stp anzuerkennende Interesse-Anteil bestimmt, an den Stellen, wo es/er sich soeben durch massive Überraschung radikal ändert?
Die Antwort ist: dass das politisch denkende Personal an der Stelle, sofern es nicht bereits auf „bewährte“ (historische?) Rezepte des Umgangs mit „Ausnahmesituationen“ zurückgreifen kann, selbst überrascht ist; und die Reaktionen dann (nach dem OPP Erfahrungs-Verabeitungs-Muster) reichen können von „regressivem“ Durchgreifen, also einem gegen alle entgleisten Konflikte und Interessen-Umstürze gleichgültigen abstrakten „Aufrechterhalten der Ordnung“, bis hin zu einem „progressiven“ Neustart aller Verhältnisse, und der ist eben moralischer Natur – unter Absehung von allen bisherigen Kräfteverhältnissen und Empörtheiten wird der akut festzustellende (Meist)Bedarf und die akute (Meist)Bedürftigkeit jeder der beteiligten Parteien möglichen Zugeständnissen, also Neu-Verteilungen von „anzuerkennenden“ Rechten und Pflichten zugrundegelegt: Ungleich-Behandlung zum Zweck der Herstellung möglichst gleicher neuer Ausgangsverhältnisse. Diese Gleichheit und Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Parteien (Individualitäten) unter Absehung von ihren relativen Kräfte- und Empörungsverhältnissen ist nun der fremdeste und befremdendste Gesichtspunkt unter allen, gegen dessen Zumutungen sich zur Not sogar die sämtlichen Konfliktparteien zusammenschliessen. Indem sie neue Kräfteverhältnisse und neue Ausgangspunkte für geminderte und/oder verschärfte Empörung geltend machen, setzen sie das Beharrungsvermögen der angesichts überraschender Entwicklungen entlang der je ausgelösten Erwartungsaffekte neu angepassten Ausgangs-Normalitäten durch. Dadurch bringen sie die sozialutopischen Entwürfe der Gleichmacher aufs realpolitisch taktierende Niveau einer funktionierenden (Ungleichheits)Ordnung zurück und herunter – oder aber sie drängen die Utopisten in Richtung der konsequenten Aus- und Weiterbildung ihres (4.)Stp. als Ausgangsprinzip aller Vergesellschaftung im Angesicht vielfacher Ordnungs-Einbrüche (Konflikte) und dem Erleben genereller Reproduktions-bezogener und sozialer Instabilität. Also dem seinerseits durchaus REL-artigen ANTIZIPIEREN weiterer solcher Umstürze. Der absolut gewissen Einsicht, dass nur eine GERECHTE Ordnung eigentlich dauerhaft Ordnung bleiben kann, folgt die bestürzende Konsequenz auf dem Fuss: Dass auch sie (wie es auf den vorangehenden Stp.en ständig geschieht) im Zeiten zunehmender Überraschbarkeit (nicht zuletzt durch SOZIALE oder POLITISCHE Instabilität) ständig neu angepasst werden müsste. Das dabei leitende Prinzip können aber nur die ausgelösten Erwartungsaffekte sein (das kann dann sogar in theoretischen Erwägungen von immer subtileren Moralexempeln vorwegnehmend durchgespielt werden); was sich schnell in die Vorgeschichte mit noch mehr Erwartungsaffektren hinein verlängern lässt. MaW das leitende Prinzip ist die mehr oder weniger lange (nach rückwärts vielleicht verblassende, je nachdem) Vorgeschichte an „historisch einschneidenden Erfahrungen“, die die Angehörigen einer kollektiven (im Extrem: einer individuellen) Individualität gemacht bzw geerbt haben (unterstellt, dass sie wirksam ist). So wie umgekehrt das Denken auf dem 3.Stp ansetzt am durchgehend, historisch Bewährten (langfristigen Interesse) von Konflikt-Parteien (uU von bestimmten TYPEN solcher Parteien, Interessen, Konflikte); nur so können Strategien einer „bewährten“ Staatsräson (ein Regelsystem) zur Wiederherstellung von Ordnung (uU auch angepasst an neue Umstände) darauf antworten. In ihrem Vergleich der Lage der verschiedenen an einem Konflikt Beteiligten resümiert die moralische Betrachtung hingegen das Aussergewöhnliche, die Leidensgeschichte und das erlittene Schicksal, die Wenden zum Guten und Schlechten. Deren Vergleich soll Auftakt sein für „solidarische“ Umverteilung in Richtung der GEFÜHLTEN Gleich-Rangigkeit der Befindlichkeiten jeder der beteiligten Individualitäten (das hatte ich versucht wiederzugeben mit meiner Formel: alle gleich weit fortgeschritten in IHREM Projekt); die Not ist die Chance zur mutmasslich konflikt-vermeidenden Neu-Verteilung der vorhandenen Güter – in einer Lage, wo die Erfahrung mit Kräfte- und Empörungs-Verhältnissen (die eine stabile Vorgeschichte voraussetzen – eben jene, die auf ihren „Interessen“-Charakter hin beurteilt werden kann) gegenüber der Überwältigung durch die aktuelle Not, und die Diskrepanz zum relativen Wohlstand der Nicht-Betroffenen (oder gar: Profiteure) zurücktritt. ((Anm. Von den andern Gefühls-betonten Verhältnissen auf den 3 andern Stp.en ist das nun auch nicht so sehr verschieden, dort sollten Gefälle des Überlegenheits- (relativen Erfolgsgewissheits-), Empörtheits- (Entschlossenheits-) und des realistisch, nüchtern beurteilten (was eine entsprechend „nüchterne Entschlossenheit“ nach sich zieht…) maW des Interessen-Bestands die Beziehungen regulieren. Dummerweise waren es verschiedene aus der Perspektive der verschiedenen involvierten Parteien. So auch hier:)) Das entstehende (Un)Gerechtigkeits-Gefühl als Mass der „empfundenen“ (und auszugleichenden) Un-Gleichheit, spannt zwar die Skala der für vergleichbar bzw aufeinander beziehbar gehaltenen relativen Fortgeschrittenheiten aufseiten aller Beteiligter auf. Nur wird sie dadurch (wie schon früher gezeigt) den Bezug zu den JEWEILS (meist negativ; aber auch positiv) getäuschten Erwartungen nicht los, die in den je vor-bestehenden Normalitäten wurzeln. Die, wie ebenfalls bereits gezeigt, nur dann als PRINZIPIELL kommensurabel, vergleichbar begriffen werden könnten, wenn alle damit verbundenen Lern-Erfahrungen als im Rahmen einer einzigen, allgemein-menschlichen Lerngeschichte und Individualität (verarbeitet nach einer Lernregel, die bei allen zurechnungsfähigen Personen dieselbe sein soll:daher die Gleichheit aller (Zurechnungsfähigen, Vernünftigen, Personen)) ) absolvierte und irgendwann (oder immer wieder) in EINE einzige zusammenfliessende begriffen werden; was seinerseits nur ein anderer Ausdruck dafür ist, dass im Resultat der moralisch konstruierte „kollektive (Versuchs)Plan“ widerspruchsfrei von allen Beteiligten (oder wenigstens „für sie“) gedacht, eingesehen, akzeptiert werden kann – wieder und wieder; dank des PRINZIPS (das „darf erwartet werden“). Diese Einheits-Individualität (die Nation, der Staat) kommt auch schon im politischen Denken vor: Als die mutmassliche Ordnung, in der alle, auch Unterschiedene (Klassen, Stände… Eigentümer, Rechte-Inhaber…) ko-existieren können, derart dass Konflikte immer wieder, durch staatskluges Entscheiden nach bewährten, bisweilen auch einmal disruptiven Neu-Verteilungen, nach dem immer gleichen Grundprinzip beigelegt werden können: Verächtlichkeit der Überlegenen und Empörtheit bzw Verzweifeltheit der Schlecht-Gestellten abbauen, also Kräfte- und Machtgefälle in Richtung Gleich(er)stellung reduzieren. Die zunehmende „moralisierende“ Radikalisierung dieses politisierten Denkens, das sich um die Kategorie des haltbaren und ordnungs-verträglichen Interesses herum aufbaut, geschieht dem Gesagten zufolge in drei Dimensionen:
i) Universalisierung, Abstraktion der Verteilungsprinzipien (auch zu lesen als: zunehmende Unbedingtheit);
ii) Nicht-Mehr-Beachten real-politisch, taktisch zu nehmender Rücksichten auf Empörtheiten und Verächtlichkeiten (auch der eigenen Position als umstrittener Gewaltmonopolist und Schlichter: womöglich nicht respektiert, bzw empört in Auftständen usw bekämpft… wogegen Überlegenheit und „werte-begründete“ legitimatorische Gegen-Empörtheit (und Aufforderung zur Partneitnahme für diese Position bei Unteiligten) zu mobilisieren sind.): die Position ist theoretisch, idealistisch, emanzipiert von den Randumständen ihrer Realisierung;
iii) vorwegnehmende Konstruktion möglicher Konflikte und Ungleichheiten (Macht-Gefälle in diversen Hinsichten bzw Konflikte): die Position arbeitet mit Hypothesen über mögliche ZUKÜNFTIGE Entwicklungen.
All das wirkt somit zunehmend „proto-religiös“; nur dass im Denken der zugehörigen Weltverhältnisse (der eigenen wie der Andern; der andre einschliessenden wie der sie ausschliessenden) weiter die normalplanerischen Lern-Regeln und -Kategorien betätigt (vom moralischen Theoretiker) und unterstellt (den beteiligten Interessenträgern) werden: Normalität und überraschend-disruptives, das die Frage nach angemessenenen Anpassungen des Erwartungs- und Praxissystems (Normalpraxis, Budgetverteilung, Rahmenwerte) aufwirft. Wer sich auf dem 3.Stp bewegt, arbeitet, soweit er versucht, die Interessenträger in ihren Konflikten in Richtung der anvisierten Einheits-Individualität (Staat, Ordnung…) zu orientieren, im Rahmen des OPP-Lernens vor allem mit der Gewöhnung Nachwachsender und/oder Verschonter/Überlebender an neue, von allen oder der Mehrzahl der Interessenträger geteilte Normalitäten ((als Ergebnis der von ihm selbst mit Gewalt veranlassten disruptiven, affektiv hoffentlich eindrücklichen Ein- und Übergriffe, mit denen er (gg. 1.Stp) dem politischen (Gemeinwohl-)Interesse Respekt zu verschaffen bzw (gg 2.Stp) Akzeptanz der Recht- (bzw Meinungs-)Setzung/-Sprechung durchzusetzen versuchte)): kompromisshafte Vorstufen auf dem Weg zur erstrebten endgültig stabilen Ordnung, oder (vermeintlich) diese selbst. Das Vorangehend-Disruptive soll dabei tunlichst vergessen werden („soll“; in welchem Mass das gelingt, ist eine andre Frage) zugunsten der neuen Normalität (zu der die Anerkennung des Staatsinteresses und die Geltung der durchgesetzten Rechtssetzungen als selbstverständliche Alltags- und Lebenspraxis gehören). Ganz anders das moralisierende Vergleichen des 4.Stp.s: Es macht erlebte Disruptionen (der entfernten und der jüngeren oder jüngsten Vergangenheit; zur Not selbst herbeigeführte: Aufstand, Revolution) zum Ausgangspunkt seiner Bewertungen von Mitleid (und somit ausgleichende Opfer Bessergestellter) verdienenden Benachteiligungen einzelner Interessenträger oder Gruppen solcher: BETROFFENHEITEN. (Die involvierten Ausgangs-„Normalitäten“ werden dabei in ähnlicher Weise möglichst ausgeblendet, wie auf dem 3.Stp. das (da vor allem auch selbst verursachte) Disruptive.) Zu beachten ist dabei, dass, je radikaler die Schritte i-iii oben absolviert werden, um so seltener versucht wird, die Disruptionen praktisch zu realisieren, man sie stattdessen nur noch, als Utopie oder rabiate Kritik bestehender Verhältnisse, rein theoretisch formuliert und durchdenkt. Da tut man sich dann auch leicht mit „Disruptionen“ – in der normalplanerischen Realität beinah aller historischen Verhältnisse sind solche Durchgänge hingegen Zeiten mörderisch verschärfter Verächtlichkeiten und/oder Empörtheiten, bei denen auf nichts weniger Rücksicht genommen wird als auf empathisch-verstehend nachvollzogene („Charity“?) „Betroffenheiten“. Die Theorie indes, indem sie abstrakte ethische Regularien zu entwickeln sucht, und sich dabei unbeeindruckt also rücksichtslos gegen die aggressiven Gefühlslagen der Streitparteien zeigt, muss notgedrungen den ursprünglichen Mediations-Standpunkt verlassen und KRITISCH werden auch gegen die konflikt-trächtigen Projekte selbst, die da gegeneinander antreten. Was wollen sie denn immer – was denken sie sich denn immer – dass sie immerzu mit andern, spätestens andern ihresgleichen, in Streit geraten? Was macht sie so übergriffig? Man kann durch die ersten Reifungsstufen (1.2.3.Stp) hindurch verfolgen, wie diese Kritik sich langsam auf- und ausbaut: Kritik am mangelnden Respekt, der übergrossen Selbstgewissheit der Verächter; am Gefühls-Überschuss, der Aufgeregtheit und den fatalen Entschlossenheiten der empörten Kämpfer für ihre Rechte (statt Interessen); der viel zu grossen Zugeständnisse, die die Interessen-Verrechner und Konstrukteure prekär-haltbarer Ordnungen ihnen machen. Mit der Radikalisierung dieser Kritik aber geraten die Prinzipien selbst auf den Prüfstand, nach denen alle Beteiligte ihre eignen Projekte (die, in denen sie möglichst „gleich weit fortgeschritten wie andre“ sein sollen) und die für andre (an die sie Forderungen richten) entwerfen. Sobald aber Dynamik und der Gesichtspunkt der ÄNDERUNG von Normalität, Normalpraxis, Normalerwartungen ins Spiel kommt (auf dem 3.Stp einzig unter Betonung des Aspekts Rückkehr zu ihnen.und Nähe zur Ausgangs-Normalität…) – so dann auch die Reflexion auf die Normal-Erwartung schlechthin, nämlich zunehmender Berechenbarkeit dieser Praxis bei anwachsender (Kollektiv)Erfahrung – Erwartung der Konvergenz der Rahmenwerte. Wo die ausbleibt (so wie auf allen Stp.en und zugehörigen Rahmenwerten davor) – da kann es auch keine Konvergenz der Forderungen aneinander, und keine Erwartung einer vermittelbaren Einsicht geben – keinen Lernprozess, aus dem ALLE in GLEICHER Weise (obwohl doch das genau die Voraussetzung allen moralischen Forderns ist!) Konsequenzen für alle ziehen könnten: Die Überraschungen, das Unerwartete (in alle affektive Richtungen), von denen alle jederzeit immer wieder getroffen werden (und wurden; alle haben solche Geschichten hinter sich gebracht, wie lange auch immer man zurücksieht) – sie sind nicht nur zu Regeln verdichtbar, an denen sich alle in gleicher Weise orientieren (und die sie auch zur Grundlage ihrer Kooperation machen könnten); sondern… die Überraschbarkeit selbst blieb durchgehend und bleibt auch weiterhin an die Ausgangs- und Zwischen-Normalitäten geknüpft – und inwieweit die übereinstimmen, ist kontingent (die politischen Versuche, verschiedene Individualitäten zu EINER, derjenigen des jeweils politisch verwalteten „Gesellschafts-Körpers“, zu verschmelzen – sie dauern (womöglich über Generationen weg), aber sind immer noch erfolgreicher als die „universalistischen“ Versuche der moralischen Gleichmacher, die diversen Normal-Entwicklungen unter die abstrakt-eine Vernunftregel des „Lernens aus (aggregierbarer) Erfahrung“ zu subsumieren: An keinem der beiden Pole des Normallernens (Regelsystem der Reproduktion und Normalerwartungen einerseits, affektiv bedeutsames Überraschtwerden zum guten oder schlechten dabei und damit, andererseits) stellt sich, durch formelles „Aggregieren“, etwas Übergreifend-Gemeinsames her, das sich die Adressaten des moralischen Einander-GLEICH-Behandeln-Sollens zueigen machen könnten; stattdessen prallen die moralischen Appelle sowohl als auch die forcierten Anstrengungen, den Einen die Lage der Andern verständlich zu machen, an der durch alle überraschenden Wechselfälle und geänderten Normalitäten sich erhaltenden PERSPEKTIVITÄT (der je eigenen Individualität; Parteilichkeit zu ihren Gunsten) aller Normalplaner ab (nur leider ist es bei jedem, jeder Gruppe mit geteilter Individualität, eine andere – die sich angesichts allfälliger Schicksals-Umschwünge auch noch immer wieder ändert…). Anders gesagt: Die Appelle scheitern an den ständig wechselnden, aber als solche nie verschwindenden bedingten (Normal)Erwartungen aller Beteiligter (andere bei jedem von ihnen als bei beinah allen andern).
Womit also ist der moralische und nicht mehr nur politische, der theoretisch-gerechte Mediator konfrontiert – womit, erst recht, der moralisch-empathische Betroffenheits-Erklärer? Womit, wenn nicht mit dem: Bewährte Normalitäten, deren „Bewohner“ durch nichts von Aussen Kommendes (ausser unerwartet-eingreifenden Überraschungen zum guten oder schlimmen) davon abgebracht werden können. Und daneben: Affektiv eindrücklich Unerwartetes, das sie zu Änderungen an Ausgangs-Budgets und -Rahmenwerten (und vielleicht auch ihrer produktiven Praktiken) veranlasst. Schliesslich: Mehr oder weniger langen Verläufen mit dem allen, erzählt in ebenso langen Geschichten von Individualitäten und ihren Schicksalen – aus denen nichts zu lernen ist. Ausser… welches Ausmass Schicksals-Umschwünge annehmen können. Weshalb sie in einer nach oben offenen Reihe aufsteigend besserer und best-denkbarer MÖGLICHER (hypothetischer) „Ordnungen“ (ausgehend von schlimmsten) gedacht werden können. Und das ist dann der Kategorien-Bestand, den allenfalls der (scheiternde) 4.Stp in einen möglichen RELigiösen Neuanfang einbringt – in die experimentelle Praxis; und das darüber schweben Glaubenssystem.
g3.Was kommt im 5.Stp. hinzu? Das empathisch-verstehende Vermitteln (ganz gleich, ob es praktisch versucht wird, oder einzig theoretisch durchgespielt wird) stellt sich die Frage: Was den Beteiligten (zur Not kann das der moralische Mediator selber sein, der zu keiner endgültig haltbar-gerechten Regulierung, womöglich als PRINZIP formulierbar, von Interessengegensätzen findet) an Einsicht (uU präzise: an Erfahrung, (Mit)Erleben) fehlt, um sich und ihnen das jeweilige Ausmass an Betroffenheiten der Beteiligten vor Augen zu führen; hartnäckiger Ausgangspunkt ist die behauptete Gleichheit aller als vernünftig lern- und urteils-, hier vor allem auch mitleidens-fähige Personen Eingeordneten (ihre verunreinigenden Voreingenommenheiten werden als Unreife vorab nicht mitbedacht; sondern sie genommen, wenn sie „sine ira et studio“ über „ihresgleichen“ urteilen. Sollen. Etwa als Geschworene im Gericht… ). Das Paradigma sowohl für „vergleichsweise Fortgeschrittenheit (mehr oder weniger)“ als auch für „Konvergenz der Standpunkte durch Aggregation bzw Austausch der Erfahrung aller Beteiligter“ ist: das allgemein-menschliche „Lernen aus Erfahrung“. Genau das schreiben sich ja auch alle Normalplaner zu. ((In den Überlegungen des Teil I von „Scheitern der MODerne“ taucht dieser Gedanke verkürzt auf als: Gleichheit aller ALS PERSONEN, die die Vergleichbarkeit ihrer Projekte, Individualitäten usw ermöglichen soll.)) Gesucht ist also die Erklärung, warum das Kennenlernen, auch das eingehende, genau nachvollziehende und vor allem auch einfühlsame, letztlich nicht zur wechselseitigen ÜBERNAHME bzw VERSCHMELZUNG DER INDIVIDUALITÄTEN führt. Die Theoretiker des wechselseitigen Verstehens bzw Andern-sich-Erklärens und -Verständlichmachens müssen für sich und ihre Adressaten die Hindernisse aufdecken, die zwischen ihrer aller aktuellen „Erkenntnis“- oder Lern- (Erfahrungs-, Erlebens-, (Mit)Gefühls-Verarbeitungs)Strategie und dem „universellen“, bei allen gleich ausgebildeten Vermögen, auch aus fremder Erfahrung Konsequenzen ziehen zu können, und Erfahrungen verschiedener zu EINER zu aggregieren, stehen. Das Resultat der aggregierten Menschheits-Erfahrung bis dahin liegt ja bereits (seit dem 4.Stp) vor: ALLUMFASSENDE KONTINGENZ – alles ist aus jeder Ausgangslage heraus möglich., Handeln, so oder anders, garantiert NICHTS; nichts ist auszuschliessen. Was zu begreifen bleibt, ist die SELBSTERKENNTNIS von der Hinfälligkeit JEDER Erwartungshaltung, die von dieser Kontingenz, dieser absoluten Vielfalt der Möglichkeiten, versucht, etwas wegzuschneiden, und sich auf die so eingegrenzten Optionen zu verlassen sucht. Nur so überhaupt ergibt sich jene Perspektivität, man könnte ebenso gut sagen: Borniertheit, oder Illusion, die relative Fortgeschrittenheitsgefälle (die dann moralisierend oder politisch auszugleichen wären) begründet. In Wahrheit sind alle von vorneherein gleichgestellt und bleiben es, durch alle Wechselfälle IHRES persönlichen Schicksals hindurch.- Die Kontingenz, die Nicht-Kontrolle über diese Wechselfälle IST das von allen geteilte Schicksal. Nur das hartherzige oder auch nur bornierte Sich-Verschliessen gegen fremdes Leid (seltener auch: Glück), verstanden als das, was einen auch selbst treffen könnte, oder aber die ähnlich Perspektiven-verengende reale Betroffenheit durch unerwartete Schicksalswendungen, die einen unempfänglich macht für alles andre – nur sie können die Einsicht in die allgemeine Unhaltbarkeit ALLER Perspektiven verstellen. Bei dieser vernichtenden Einsicht mag aber der endgültig (als empathischer Vermittler) gescheiterte Normalplaner nicht stehenbleiben, stattdessen wirft er die ewiggleiche Frage in verwandelter Gestalt WIEDER auf: Worauf er sich denn DANN verlassen kann? Es MUSS etwas geben… In seine begrifflich explizite Version des endgültigen Kontrollverlusts (aus normalplanerischer Warte) nimmt er die IDEE oder den BEGRIFF des Überhaupt-Haltbaren, des Gegenbildes zur innerweltlichen Kontingenz, mit, und sucht nach Konkretisierungen, die Inhalt einer vorgestellten, einer idealen Behebung dieses Mangels werden könnten. Ein neues PRAKTISCHES Verhältnis zur Welt ergibt sich so freilich nicht.
g4. Man muss sich klarmachen: Über all diese kognitiven Reifungs- bzw Differenzierungsstufen weg bleiben die Grundstrukturen des Normalplanens völlig unangetastet: ein bewährtes Inventar von regulär (und ev ausnahmsweise variiert) anzuwendenden Regeln, die zu Erwartungen berechtigen (die optimistischen) bzw nötigen (die pessimistischen), und durch überraschend anders als erwartet ausfallende Erfahrungen damit entsprechend dem Ausmass des dabei erlebten Affekts abgeändert werden. Daran ändert sich NICHTS,
– weder, wenn diese Lernweise beim Übergang in den 2.Stp thematisch aufgespalten wird (im Umgang mit Eignem (wo der 1.Stp unangeforchten eingenommen werden kann) – sowie den Umgang mit der Legitimierung von Forderungen bzw der Abgabe von Zusagen (mit dem Anspruch, „glaubwürdig“ zu sein) – speziell Legitimierung der Forderung nach Zustimmung (mit Konsequenzen) zu (überzeugt vorgetragenen) Behauptungten) – beide Legitimationen (auch im Verbund) abgeleitet nach je eigenen „bewährten“ Routinen – plus deren Abwandlung entlang von entsprechend wirksamen affektiven Überraschungen;
– noch, wenn im Übergang zum 3.Stp „entschlossen, glaubwürdig“ vorgetragene Forderungen, Zusagen, Überzeugtheiten einer (bewährten, der „Staatsräson“ folgenden; darin aber auch durch unvorhergesehene „glückliche“ oder „erschreckende“ Entwicklungen abwandelbaren) Prüfung ihrer Haltbarkeit unterworfen, vor allem Haltbarkeit angesichts und NEBEN den Forderungen usw, die von wiederum andern vorgetragen werden, und im (Missachtungs-, Empörtheits-)Verhältnis zu diesen;
– noch, wenn beim Übergang zum 4.Stp die Ausgangsnormalitäten/-routinen und mehr oder weniger affektiv wirksame Erfahrungsverläufe damit bzw „Betroffenheiten“ dadurch verschiedener Konfliktpartner tendenziell „rücksichtslos un-parteiisch, universalisierend-prinzipiengeleitet, antizipierend“ verglichen werden;
– noch, wenn beim Übergang zum 5.Stp die Momente des Normalplanens als „(affektiv wirksame) Vorgeschichte bzw ‚Herkunft-aus'“ bzw „mehr oder weniger traumatisierende bzw umstürzende affektiv wirksame Überraschung“ begriffen und gegebenenfalls „einfühlsam-verstehend“ den „Betroffenen“ dargelegt werden:
Da die Thematisierung von thematisch differenzierten („bedingten“) Erwartungen bzw deren affektiv begründete Änderung gegenüber einem vormals bestehenden Normalzustand in den OPP Stp.en jenseits des 1.OPP im Vordergrund steht, ist auch das Affektive, emotional Aufgewühlte usw da mehr Gegenstand; in den Bindungen an je vorbestehende Erwartungshaltungen, die allererst Grundlage für eine (dann alles ändernde) Überraschbarkeit liefern, wird aber das Ausgangs- und Normalniveau der Beteiligten spätestens ab dem 3. bzw 4.Stp mit-reflektiert. Und das alles natürlich in immer höherem Ausmass ansteigend vom 1.-5.Stp auch als SELBSTREFLEXION, mit zumindest ansatzweiser Ausbildung der zugehörigen explikativen Kategorien. Mit anderen Worten: Der Entwicklungsprozess aufwärts in der OPP Spalte liefert – zumindest implizit, „schattenhaft“ – Praxis-Explikations-Kategorien, die zunächst in Gestalt zugehöriger Optimalhypothesen, Ideale, Glaubensvorstellungen „verbaut“ werden. Am Normalplanungs-Weltverhältnis SELBST ändert sich so nichts. Die Änderung findet, ausgehend von welchem der 5 OPP Stp.e auch immer, einzig in Gestalt von nachhaltigem SCHEITERN statt – und damit als, Stp für Stp kategorial „bewusster“ ausfallender Übergang aus dem Normalplanen weg in eine experimentelle Grundeinstellung zur Welt, im Verbund mit einer REL-artigen Optimalhypothese – die Glaubensvorstellung ist dabei die Idealversion des Wünschbaren, das sich in der scheiternden Praxis des Normalplaners immer wieder in vernichtender Weise nicht verwirklichen liess.
Der Realitätsbezug in „eigener“ Sache kommt einzig in der Eigensphäre vor, wo der 1.-Stp weiter vorherrscht; hingegen die umstrittenen Einschätzungen in der Öffentlichkeit sind mehr als alles eine Sache der Entschlossenheit (hier als Mass der Überzeugtheit), das Seine zu „behaupten“ und die andern darauf zu verpflichten. Das KANN kognitive „out of the box“-Operationen einschliessen, so wie ja auch die Bemühungen zur Wiederherstellung oder Ersatz eines beschädigten Praxisfragments auf dem 1.Stp. sachgerechtes Suchen und Versuchen enthalten können. Aber in beiden Fällen hängt das Mass des getriebenen Aufwands, der Ausdauer/Hartnäckigkeit ab vom Rahmenwert-begründeten Erwartungs-Horizont (also dem Gesamt-Ressourcen-Budget, mitsamt Reserven) und entsprechend dafür eingeräumten Ressourcen-Budget (als Teil dieses Gesamtbudgets). Freies Forschen hingegen ist bei solchen „interessierten“ Vorgaben kaum denkbar: Herstellung des Status quo ante, oder „Rechtbekommen“ und die andern auf die eigne Überzeugung (bzw daraus folgende praktische Konsequenzen) Verpflichten. Die eigentliche Arbeit am Wiederherstellen bzw „Bestätigen“ kann von Befehlsempfängern bzw autoritär beeindruckten Gefolgsleuten geleistet werden – wie ja der 2.Stp (und der folgende) überhaupt anfällig für hierarchische Arbeitsteilung beim „Normalplanen“ sind: die Zuständigen legen dabei für eine Gruppe nach eigenem bestem Wissen und Gewissen (oder auch Gutdünken) Ressourcen-Budget-Verteilung und Erwartungs-Rahmenwerte fest. Die Erfahrungen, die auf der Praxis-Ebene „darunter“ von den eigentlich Ausführenden gemacht werden, egal ob es sich um die „Entscheider“ selbst handelt oder deren Untergebene, werden natürlich oft (wenn auch nicht immer) auf den beiden nächsthöheren Ebenen (zurückgemeldet und) „verwertet“, und führen zu Anpassungen der Budgets (Entschlossenheiten, Überzeugtheiten im Streit) und Rahmen-Erwartungen (Interessen und (zulässigen) Meinungen im Rahmen aller anderen). Bloss: Mit jedem Stp., den das Normalplanen auf der Stufenleiter (Spalte) seiner Vergesellschaftungskonzepte bzw (Selbst)Reflexion höher steigt, entfernt es sich zugleich von dem eigentlichen, dem augenblicklichen Weltbezug. Schon die staatsbürgerlich stabilisierende Bemühung um Interessensausgleich und „haltbare“ Meinungen braucht beeindruckend-drastische (dh unerwartete) Rückmeldungen von der Empirie- und Praxis-nahen Basis. Im moralischen Räsonnieren kommen strittige Sachverhalts-Feststellungen nicht mehr vor, und sind in der Konstruktion des Moralexempels aka Konflikt bzw der Prinzipien der Gleichbehandlung nicht vorgesehen, denn es geht ja um „Volitives“ (Pläne, Individualitäten), das sich widerspricht – nicht Kognitives. Dementsprechend wird in empathischen Erklärungen der Motive Streitender deren Vorgeschichte (Aufwachsen, Lebensrealität=Normalität, traumatisierende seltener auch glückliche Vorerfahrungen usw) thematisiert, aber äusserst selten (eigentlich nie) deren korrekturbedürftige Irrtümer.
Das erklärt, warum bei Streitigkeiten um gläubig begründete Forderungen, auch autoritär beglaubigte Sach-Voraussetzungen solcher, der Sach-Anteil vernachlässigt wird, wenn er nicht gar unter den Tisch fällt: Die Forderung an sich löst Empörung aus (nach verschärften Lockdowns; nach „Selbstbestimmung“ bei einer angeblichen Seuche). Auch hier bewahrheitet sich, dass autoritäres Beglaubigen der eigenen Überzeugung (im Kampfmodus) nur dem Zweck dient, die Gegner auf Erfüllung der eignen Forderung an sie zu verpflichten, die Gegenbehauptung wird nicht wirklich ernstgenommen, gilt nur als Ausrede, Abwehrmassnahme, Hindernis, das nach den vermeintlich allseits „anerkannten“ Kampfregeln bekämpft werden kann.
Auch hier gilt, dass die Beteiligten nicht völlig unbeeinflussbar sind (je nach Vorerfahrung, Vor-Erschüttertheit, Fixiertheit auf ihr Projekt=Rahmenwerte, hohe Erfolgsgewissheit in diesem Praxisfeld usw) – aber die Gegen-Evidenz muss beeindruckend, drastisch, also vor allem: unerwartet ausfallen. So wird dann doch, lang nach den ersten Katastrophen (die man eben, aus Prinzip, nicht kommen sieht), dazugelernt – „aus Erfahrung“. Oder was Normalplaner (im Rahmen ihrer ständig wechselnden Lernregel nämlich Normalitätserwartungen) so nennen…
Immer wieder müssen hinsichtlich der historischen (und der in Bildungsgängen nachholenden) kognitiven Entwicklung des Normalplanens im Aufstieg durch die Stufen bzw in deren Ausbildung und Bildungs-veranlassten Nachvollzug hervorgehoben werden:
a) die PASSIVITÄT der Stufen 2ff hinsichtlich der Forderungs- und Überzeugungs-Gehalte, die immer auf bzw aus dem 1.Stp (ab dem 2.Stp: „Eigensphäre“) entstehen – und das eben auch nur in der „öffentlichen“ Sphäre, und unter dem Gesichtspunkt der Budget-Verteilung (Entschlossenheit als basis auch noch von Überzeugtheit usw);
b) die NACHRANGIGKEIT der rein sachverhalts-bezogenen Streitinhalte (dh auch da geht es vorrangig um Durchsetzung von Verpflichtungen, die aus der erzwungenen Anerkennung für den Gegner unliebsamer Tatsachen für ihn folgen);
c) die LANGSAMKEIT in der Ausbildung bzw expliziten Benennung der zugehörigen Kategorien ud ihrer Umbildung zu einem zuverlässig (in Krieger-, Herrscher- Bildungsträger-Schichten) tradierten Bildungsinhalt.
Die oben eingangs erwähnten kognitiven Errungenschaften im Weltverhältnis: Aufhebung des mit etwas Nicht-Rechnen-Müssens bzw Nicht-Rechnen-Dürfens, Unbedingtheit, „Objektivität/Intersubjektivität, Öffentlichkeit“ der Mittel im Kampf/Krieg, soweit die der Selbstbehauptung eines davon getrennt (durch Eigensphäre, Mittel, Respekts-Verhältnisse usw) charakterisierten Erweiterten Selbst dienen, „Dauerhaftigkeit, Haltbarkeit“ der von solchen Erweiterten Selbsten mit und ohne Respekt füreinander entschlossen proklamierten Forderungen und Überzeugungen; und insbesondere die dem 4. und 5.Stp zugeschriebenen, bereits sehr fortgeschrittenen Positionen einer nicht mehr „bewährten“ sondern abstrakt, unbedingt, „hypothesen-bildend“, insofern „zukunfts-orientierten Erwägung in allen Lagen möglicher Schicksale und Schicksals-Umschwünge (Fortschritte, Rückfälle, Aufschwünge, Abstürze usw) und Reihenbildung der gleichrangigen Stufen des Glücks und Unglücks, die daraus folgen (eine Güter-Ethik…), schliesslich die empathisch-verstehende Erklärung von Motiven für Forderungen, Zusicherungen, Überzeugtheiten, deren Befürwortung und Ablehnung, aus Vorgeschichten (Prägung, Traumata…): All diese Fortschritte im Weltverhältnis werden den sich zu genuin RELigiösen Positionen Vorarbeitenden auf zweierlei Weise vererbt (tradiert): Einmal als Bildungsstoff bezüglich der normalplanerischen Vergesellschaftung und ihrer fortgeschritteneren Niveaus, dann aber auch als ideal gedachter Inhalt. Die KOGNITIVE Arbeit am RELigiösen Weltverhältnis besteht dann darin, tendenziell in der Idealversion (Glaubensvorstellung) und in der realen Reproduktionspraxis diese tradierten Praxis-Kategorien als die SELBEN zu erkennen.
g5. ((Man könnte meinen, diese Strecke sei vom 4. und 5.Stp ausgehend besonders kurz; es sind ja bereits (selbst)explikative (bzw -reflexive) Denk-Felder. Aber die Bewegung ist (auf allen Stp.en, gerade auch diesen beiden) komplizierter: Ausgehend von einer kognitiven Operation wie: Die Möglichkeiten von Abstürzen und Aufschwüngen mitsamt ihren affektiven Folgen für die Betroffenen nebeneinander stellen und vergleichen; oder, die Wege durch solche Abstürze und Aufschwünge hindurch, ausgehend von einer Ausgangs-Normalität, über zwischengeschaltete solche, nachzeichnen; von solch einer kognitiven Operation ist nochmal eine anspruchsvolle Leistung zu erbringen, um sich als Optimum ein moralisches Universum mit Karma-Mechanismen und/oder der Tendenz nicht nur zu Lohn und Sühne, sondern vor allem zur allmählichen Besserung all seiner Bewohner, und Tilgung aller Konflikte vorzustellen; oder eine Welt, deren Stoff im Kern aus Begriffen gefertigt ist – eine GEDACHTE oder besser, SICH SELBST DENKENDE. Aber das ist bei weitem nicht alles: Aus dieser Glaubensvorstellung oder auch Metaphysik muss dann der Praxis-Gehalt, die Entscheidungs-Vorbereitungs-Operation, nur jetzt nicht mehr am Spezialfall der Vergesellschaftung, sondern angewandt auf die Welt (so sie immer schon angesiedelt ist, bloss nie zum Gegenstand gemacht wird), in Gestalt einer Bewusstseins- und Erkenntnis-Theorie (von PRAXIS-Theorie ganz zu schweigen) mühsam extrahiert werden. Die Mühe wird wiederum durch mehrere Verlaufsformen erleichtert, die dieser Vorgang annehmen kann: Die PERSONALISIERUNG des Ideals erlaubt es, das Ideal sich als Vorbild zu setzen, das ihm Nachfolgen als für den Heilsweg (um ihm gleich zu werden oder nah zu kommen) geboten oder sonstwie unerlässlich anzuraten, sodass der im „Idealisieren“ oder „Hypothetisch-Optim(alis)ieren“ zurückgelegte Aufstieg zu einem geglaubten Weltbild leichter wieder zurückführen kann, oder man sich zurückfallen lässt in (illusionäre, womöglich auch nur noch rituelle) praktische Versuche, das Ideal (das universelle Mitleid, die göttliche Liebe…) „innerweltlich“ gegen alle bereits erwarteten Widerstände zu realisieren – wenigstens exemplarisch; sofern darein Hoffnungen gesetzt werden, dient die unweigerlich einsetzende Enttäuschung an DER (sozialen) Welt nur um so mehr der Hinwendung zum Ideal-Überirdischen und dem Wiederaufstieg zu und der gedanklichen Beschäftigung MIT ihm. Das aber heisst: Das Bewusstmachen aller zugehörigen Kategorien, angefangen beim immer je zugeflüsterten oder zufallenden Nächst-Brauchbaren über das Nie-endgültig-Destrukive Schwanken der praxis-relevanten Umgebungsparameter bis hin zur Kosmos-Ordnung, die alle Verstösse gegen sie mehr oder weniger milde-wohlwollend oder auch streng korrigiert, über den Gedanken der bis auf weiteres anzunehmenden immer weiter sich steigernden Selbst-Perfektionierung dieser Ordnung hin zu grösstmöglicher Güte ud zugleich Glückseligkeit (der Konflikt zwischen beidem damit ebenfalls endgültig behoben) und dem Sich-Selbst-Reflektieren dieser Ordnung und Explizitmachen (Offenbaren? Nachvollziehbar-Machen) der Begriffe, aus denen sie BESTEHT: Dies Bewusstmachen findet immer im der (schützenden?) Hülle des Ideals, der Arbeit am Glauben statt; und sie weist in Richtung Entmythologisierung, Ent-Bildlichung, Abstraktion – maW geschärfter Begriffsbildung – in immer neuen Anläufen und immer neuem Zurücklegen der genannten Wegstrecke (in der das Ideal immer idealer. und zugleich abstrakter gedacht wird; das oben genannte „Proto-RELigiöse“ moralischer Universalisierung, „Rücksichtslosigkeit“, (kontrafaktische) Antizipation möglichst vieler Fälle und Moralexempel usw kommt ihm dabei entgegen. Und von diesem Maximum an optimal gedachter ALL-was auch immer-idealer Personalität (oder „poly-theistischen“ Abspaltungen und „Aspekten“ von ihr) geht der Weg über zwar nicht mehr so ganz personale, aber immer noch weit über das kleine Einzelwesen hinausragende Riesen-Entitäten, die Natur, die Vorsehung, das Tao, der (Welt)Geist, weiter runter zu Kollektivsubjekten, die Kirche, die Wissenschaft oder Kunst, (die Partei?), Imperium, Reich (der Mitte), Nation, zu Heroen, Führern, halb-göttlichen Amtsträgern Autoritäten, Genies… Der „Renaissance“-Weg zurück in die Selbstbesinnung – nun nicht mehr als Gesellschaftswesen, sondern als Produzent – die SelbstERMÄCHTIGUNG. In all den im historischen Prozess der Arbeit an Glauben und Ideal mit-tradierten und zugleich kategorial geschärften Dimensionen… Und dieser Ermächtigung entgegen kommt natürlich der REALE Produzent aufREL-Grundlagen – freilich der innerweltlich ernüchterte, der experimentell aufgestellte, ohne normalplanerisch bornierende Schutzhülle.
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abfall, ursprüngliche notizen für fortsetzung:
(an beiden enden ihres Planens erwartet sie „überwältigendes“…)
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der andauernde Interessengegensatz als Anomalie schlechthin der politischen Ordnung
das kognitive
das hypothetische
die ks-abtrennung
scheitern;
kriterien, die nebenbei entwickelt werden: …der zurechnungsfähigkeit (respekt, nicht-psycho-… etc), der rechtmässigkeit/fairness, der vereinbarkeit mit stabilität, der gerechtigkeit und gleich-gestelltheit, schliesslich der verstehbarkeit (und erklärbarkeit, gegenüber jedermann usw)
g5. der zunehmende abstraktionsvorgang in den „glaubenskrisen“; die besondere handlichkeit der ideal-person(alität)(en)
g6. die rücknahme der idealisierungs-reichweite (des optimums) durch die zeitebenen (?) : renaissance>indiv>lebensentwurf>id