Vortrag 4d: Die aus dem Scheitern der 5 OPP-Stp.e resultierenden Praxis-Kategorien und Glaubensvorstellunegn
1.
Jetzt geht es also um die Frage: In was für eine Lebensform diese 5-stufige Entwicklung des normalplanerischen Scheiterns eigentlich mündet? Der entscheidende Punkt ist dabei, dass es so etwas gibt wie eine gemeinsame Endstrecke, die durch zwei entscheidende Resultate dieser ganzen Entwicklung gekennzeichnet ist:
(1) Die reife REligiöse Lebensform ist zum einen charakterisiert durch den Besitz aller im Lauf dieser komplexen Höher- und Reifungsentwickung ausgebildeten Praxis-Kategorien. Im Kern könnte man dazu sagen, es ist eigentlich die Entdeckung dessen, was im Entscheidungsdiagramm ausgeführt ist, das sind insgesamt 5 Stufen, aber die höher entwickelten Kategorien sind damit ja noch nicht entdeckt – dass also eine Praxis tatsächlich auf diese jederzeit mögliche Zusammengesetztheit aus (in Begriffen und Hypothesenform erschlossenem) Kernselbst und einem (ebenfalls in Begriffen und Hypothesenform erschlossenem) (Restun)bekannten angewiesen ist – dass sie nur dann rational ist, also dieses nach-OPPortunistische Praxis-Konzept, Handlungskonzept, Lebensentwurfs- und überhaupt Lebensführungs-Prinzip aufweist – erst das wäre dann das weitestreichende Resultat dieser ganzen schwierigen kognitiven Entwicklung.
(2) Gleichzeitig ist damit die Behauptung aufgestellt: Das PRAKTISCH wichtigste an der RELigiösen Lebensform und der Entwicklung zu ihr hin ist diese neue Form von Lebensgestaltung – von Weltverhältnis. Und das ist in einem gewissen Sinn das Unscheinbarste – das, was man nie beachtet bei den RELigiös Glaubenden – dass sie nämlich keine Normalplaner mehr sind – dass sie keine bedingten Erwartungen mehr haben. Stattdessen schaut man natürlich auf die andere Seite, und das ist jetzt das zweite Resultat – nämlich die Glaubensvorstellung – das Optimum, mit dem sie arbeiten. Dazu sage ich mal relativ frivol – wenn sie wirklich RELigiös Glaubende sind, ist es eigentlich egal, was sie glauben, solang sie nur überhaupt stabil etwas glauben (ohne zu erwarten). Es macht zunächst einmal noch keinen Unterschied – denn auch das RELigiöse Weltverhältnis startet zunächst mal ganz naiv als eine Einstellung zur Welt, die man hat, und mit der man gewissermassen auch auf die andern losgeht – damit sind wir zurück in der ersten Zeile – wir haben einen ersten RELigiösen (Vergesellschaftungs-)Standpunkt, nämlich den, dass das RELigiöse Weltverhältnis einfach, naiv übertragen wird auch auf alle Kontakte, die man hat. (Wir werden noch genauer zu untersuchen haben, worum es sich dabei handelt – aber das ist für einen der folgenden Vorträge aufzuheben, die Frage: Wie sieht eigentlich der Durchgang durch die Vergesellschaftungs-Stp.e, – also durch die Zeithorizonte Identität Lebensentwurf Individualität Mentalität Vermittlungsmodus – auf der REligiösen Seite (der REL Spalte) aus? Aber zunächst nochmal zurück.) Also mit gleich welchem ausdifferenzierten RELigiösen Glaubenssystem landen wir zunächst einmal in einer RELigiösen Lebensform, und da kann man sagen, auch explizites Wissen von den Kategorien ist nicht unbedingt erforderlich – also etwa, dass man weiss und sagen kann: Es gibt so etwas wie ein Kernselbst, das man (während es sich selber anpasst und ändert) in alle wechselnden Lebensbedingungen mitnimmt.
2.
Es gibt aber eine Anforderung, der um so besser genügt wird, eine je kategorial ausgefeiltere RELigiöse Grundeinstellung jemand aus diesem ganzen historischen Reifungs- (von ihm nachvollzogenals Bildungs-)prozess erbt. Zwar gilt: Man kann eine im Grundsatz RELigiöse Lebensführung auch schon ausbilden, wenn man nichts andres (als gewussten Bildungsinhalt) hinter sich hat als den Hervorgang aus dem Scheitern von magisch-abergläubischen Versuchsprojekten, also dem, wovon ich gesagt hatte, die Schamanen, die Druiden usw probieren und verzweifeln daran – und wenn so etwas tradiert wird, dann kommt durchaus eine RELigiöse Lebensführung heraus auf der primitivsten Grundlage überhaupt, nämlich: Man lässt das mit der (Miss)Erfolgsgewissheit und „stellt seine Sache auf nichts“ – es gibt dieses Lied (bzw Gedicht von Goethe): Ich hab mein Sach auf nichts gestellt – man fühlt sich in Gottes Hand, oder wie immer man es ausdrücken mag – es ist dieses ganz weit sich Zurücknehmen, auf das es da ankommt – das ist mal die allererste Praxis-Kategorie, dass ein rationaler Lebensentwurf, eine rationale Lebensführung sich nicht von irgendwelchen Erfolgen abhängig machen kann, sondern eben ein Experiment ist – und diese experimentelle Grundeinstellung ist schon mal das Fundament von allem Weitergehenden, und gegenüber allen OPPortunistischen Lebensentwürfen, Lebenspraktiken ein ungeheurer Zugewinn an Rationalität. Denn das sind Leute, die mit ihren Handlungsspielräumen zurückhalten, die sich von Aussichten vielversprechender Art nicht verführen lassen – die einfach ganz ruhig ihre Reproduktion gestalten, die sie hoffentlich zustandebringen, und ganz vorsichtig, mit minimaler Zuversicht, versuchen auszugestalten und zu verbessern. Das ist dann schon das Rationale an dieser Lebensführung: Die vorhandene Reproduktion wird vorsichtig ausgeweitet und verbessert. Der Mangel daran, den man auch sofort an dieser Formulierung bemerken kann, ist: die Borniertheit – also alles das, was man sonst mit „traditional-vormodern“ verbindet: Sofern es tatsächlich mit dieser genuin RELigiösen Überzeugung einhergeht und dadurch begründet ist, ist es gleichzeitig unglaublich beschränkt gegenüber vorher, und natürlich erst recht dem gegenüber, was danach kommt, der Moderne, wo das Leben dann wieder extrem beschleunigt expandiert – aber zwischendurch hat es vorübergehend Immerhin hat es diesen Charme des Wohleingerichteten, des Besitzes von Reserven, des Ruhigen, Nicht-Expansiven, damit auch Nicht-Tangierbaren durch Katastrophen und Zwischenfälle und all das, was man typischerweise etwa mit den Amish oder (im angenehmen Sinn) mit Mönchen, Klosterexistenzen verbindet, oder sonst Leuten, die stoisch etwas immerfort weiter ertragen – auch, weil sie es können und darauf vorbereitet sind. Gut – das hat auch noch eine Kehrseite, sie können sich (eben weil sie ihre Reserven aufbewahren müssen) auch nicht allzuviel zumuten. der Fortschritt ist stetig, aber auch langsam – die Opferbereitschaft wird wirklich nur im äussersten Notfall eingesetzt (ist dann aber auch vorhanden) – all das gehört mit zu einer experimentellen Lebensführung dazu. Aber damit kann man, vor allem auf Dauer, durchaus weit kommen.
Zusatz 1. Im Vortrag (s. durchgestrichene Stelle) wurde einfach so dahingesagt, in der MODerne beschleunige sich das Leben, expandiere usw. Auf die Epoche trifft das natürlich zu – aber nicht auf die genuine MODernität in einzelnen Pionieren mit mutmasslich experimenteller Einstellung (das zu erörtern gehört in die 5-er Vortragsreihe; Epochen-Verhältnisse hingegen gehören in eine Geschichtstheorie, für die diese Mentalitäten-Systematik hier nur eine Vorüberlegung ist.). Umgekehrt… die Epoche, die kulturell bestimmt war von RELigiösen Mentalitäten, war zugleich voll grausiger Konflikte, auch um „religiöse“ Fragen. Sowohl im Fall der MODernen als auch der RELigiösen Mentalität sind Gewalt und Beschleunigung Ausdruck einer gläubigen (OPP(REL(..))-Aneignung des genuin RELigiösen bzw MODernen Inhalts. Ungeduld und Gewalt resultieren also im REL- wie MOD-Fall aus der OPP-Aneignung.
Zusatz 2. Man beachte, dass der fett geschriebene Eingangssatz noch nicht aufgegriffen ist in diesem §. Was hier gezeigt werden soll, ist wohl: „kategorial bewusstere“ oder , wenn man so will, begriffs-gebildete RELigiosität ist weniger anfällig für Rückfälle in Gläubigkeit. So geht es ja im nächsten § weiter:
3.
Diese Art von Einstellung ist nun anfällig dafür, in normalplanerische Formen der Verarbeitung von Erfahrung (zusammen mit der je aktuell verfügbaren Erfahrung) zurückzufallen – vor allen Dingen, wenn die (Erfahrungs)Geschichte nicht in eindrücklichen Versionen erzählt und mit-tradiert wird, die zu dieser fortgeschrittenen Einstellung geführt hat. Das werden wir gleich auch noch bei den andern Formen sehen – also den kategorial bewussteren. Ein Übergang direkt in der 1.Zeile von Aberglauben und Magie (beides ernstgenommen als Versuchspraktik), also die Verzweiflung daran, führt mich zwar in die experimentelle Grundeinstellung – aber da habe ich ja noch keinerlei Kategorie. Der nächste kategoriale Reifungsschritt wäre dann der, wo ich in der Tat die Trennung mache zwischen meinem Selbst, und dem Weltwissen, von dem ich Gebrauch mache, um dieses Selbst zu reproduzieren, wobei das Selbst der 2.OPP Zeile das Erweiterte Selbst ist, oder das konkretisierte Selbst, das immer schon in einer Lage steckt, das sich also tatsächlich mit bestimmten Leistungsbereitschaften und Bedürfnissen, „privat/familiär“ wie öffentlich, eingerichtet hat mit Verpflichtungen, Berechtigungen, Überzeugtheiten – und somit mit seinem gesamten Ressourcen-Budget investiert ist in eine soziale, aber auch weltbezogen-reproduktive (Normal)Umgebung – eine Reproduktionsweise. Das war zwar das Selbst des 1.REL Stp. auch, und wie das Selbst des 1.REL Stp. ist auch das Erweiterte Selbst des 2.REL Stp. ein maximal zurückgenommenes, es ist also keines, das noch länger mit irgendwelchen Entschlossenheiten oder Überzeugtheiten versucht, sich irgendwas zu verschaffen, worauf es legitimen Anspruch erhebt, also auch nicht gegenüber andern so auftritt. Sondern es ist wie das im 1.REL Stp. ein maximal Zurückgezogenes, aber mit diesem Unterschied: Es ist sich dessen bewusst, dass es Wissen mobilisieren (aktiv suchen) kann, mit dem es seine Situation verbessern kann, und damit hat es gewissermassen einen Freiheitsgrad mehr in seiner Experimentalität als die ganz einfach experimentelle, aber eben auch bornierte Einstellung auf dem 1.Stp.
Das wird noch weiter gesteigert, wenn es aus der Vorarbeit der RELigionsbegründer, der Pioniere auch noch das Bewusstsein davon geerbt hat, dass es ein Kernselbst ist, dass es eigentlich in die unterschiedlichsten Situationen geraten kann, auch wenn es jetzt momentan in seiner experimentellen Lebensform steht, und dass umgekehrt der Kreis der rationalen, haltbaren Wissensinhalte weit über das hinausgeht, was es jetzt im Moment benutzen kann, das heisst nicht unbedingt, dass es sich darum kümmert – es arbeitet trotzdem weiter an dieser experimentellen Lebens-Einrichtung, und nur, wenn sich dort tatsächlich etwas ergeben würde, was vielleicht einen Fortschritt ergibt, zwangfrei, und mit seinen Reserven durchaus gestaltbar, dann wird es sich dem auch zuwenden; dann aber schon. Und es wird dann diesen weiteren Wissens-Horizont tatsächlich im Blick haben, der gehört mit zum experimentellen Leben dazu, immer vorausgesetzt, dass tatsächlich diese Kategorie diesen Leuten erschlossen ist durch die historische Vorarbeit (und von ihnen durch eigne Bildungsanstrengung angeeignet), und wenn sie es ist, dann heisst das: Ihr seid hier erstmal auf euch selbst zurückgeworfen als Träger von physiologischen Leistungsdispositionen, oder lieber: Kräften (das andre wäre eine eher moderne Ausdrucksweise), von Fähigkeiten, und Bedürfnissen, und andererseits gibt es da eine Welt von Wissen, die ihr vorsichtig ausgehend von dem, was ihr schon habt, geerbt habt. ((Ausgebildet wurde diese Kategorie ja im Rahmen des Zeithorizonts der Individualtität; den muss man seinerseits nicht erreicht haben, aber wenn man in diesen Zeithorizont in seinem Leben vorstösst: „Man ist eingerichtet, man hat eine Geschichte geerbt von seinen Vorfahren, man kann das weitergeben… man steht in einer solchen Reihe“: dann kann man natürlich auch als RELigiöser und experimenteller Mensch diese Wissenserweiterung durchaus in Angriff nehmen – also man kann zB ein Reisender werden, mit der sicheren Gewissheit, dass man eine Heimat hat, in die man zurückkehren kann – man kann Kaufmann sein, man kann neue Möglichkeiten erkunden, man kann sogar Forscher sein, Missionar – das ist alles mit einer experimentellen Lebensform durchaus vereinbar, ja im Gegenteil: es ist dadurch, dass es nicht berechnend, sondern experimentell ist, überhaupt erst denkbar und möglich, in solche unbekannte Umgebungen aufzubrechen – wenn alles sonst gesichert ist.))
4.
Dann haben wir noch die beiden verbliebenen Kategorien. (vgl 4c 16f.)
Da wäre also einmal das Bewusstsein davon, in einer Hypothesen-Hierarchie sich ganz unten zu bewegen, derzufolge versuchsweise, hypothetisch, experimentell (in aller Vorsicht) es auf vielfältige Weise besser gemacht werden kann, und wo es ein denkbar Bestes gibt, das auf unbestimmte Weise gewissermassen oben herauswächst – das wäre also dann die begriffliche Fassung der Art und Weise, wie sich ein experimentell RELigiös lebender Mensch in der Masse von möglichen Hypothesen und darauf beruhenden Plänen einrichtet und wo er sich angesiedelt sieht – nämlich ganz unten in dieser Hierarchie (seine Realität; die aber auch nicht GANZ schlecht ist…) – hingegen das, was er für möglich hält, ganz oben – das war ja die Trennung, das Auseinanderweichen der Grenzmarken für das Schlechteste, aber auch für das Bestdenkbare, die nicht mehr in der Mitte dieser Hierarchie angesiedelt sind, sondern an den Grenzpunkten; damit ist aber auch der Begriff einer solchen Hierarchie hypothetischer Möglichkeiten (von immer Besserem… bis hin zum hypothetisch Bestdenkbarem, Optimum: Optimalhypothese) geschaffen – und den erben die fortgeschritten Gebildeten unter den RELigiösen Menschen auch. Das kann sich dann zum Beispiel zeigen als ein Bewusstsein davon, dass man ein Glaubender ist, also dass man NICHT WEISS, SONDERN BLOSS GLAUBT; und dass das, was man da zum Glaubensinhalt hat, nichts ist, wovon man etwas abhängig macht, und das auch anders beglaubigt ist als durch Erfahrung (ihr vielmehr, als leitende Hypothese, bis auf weiteres, vorausgeht), nämlich durch seine Evidenz, durch seine Richtigkeit, es ist eben tatsächlich das bestmögliche, von dem man vernünftigerweise einstweilen ausgeht, weil es nichts besseres gibt.
Ausgewiesen Gläubige, Zeugen Jehovas zB, habe ich genau SO reden hören ((sie sind ja darum so ergiebige Auskunftsquellen für Leute, die Einsichten suchen über RELigiöses Denken, weil sie sich tatsächlich „naiv“ und theologisch noch nicht über-raffiniert Gedanken machen und in ihrem dauernden Missionieren ihren Glauben darlegen. Das erschliesst dann schon beinah das Maximum der Rationalität, die in ihrem Glauben enthalten ist, weil sie ja tatsächlich den Leuten erklären wollen, wovon sie selbst überzeugt sind (dass es das richtige ist) – wobei sie natürlich völlig selbstbezogen agieren, es ist ein Glaubens-Ritual (was das ist, wird später noch erklärt werden müssen), es geht in Wirklichkeit garnicht darum, Leute zu gewinnen, sondern es ist ein „Predigtdienst“, der als solcher aber muss auch von ihnen selber ernstgenommen werden können.)) – sie haben regelmässig die Frage, ohne allzusehr darüber nachzudenken: „Was wäre denn ein besserer Glaube als meiner – zeigen Sie ihn mir, und ich werde ihn übernehmen.“ (Das habe ich mehrfach so erlebt.) Also das Noch-Besser-Denkbare würden sie tatsächlich annehmen. Es gibt bei solchen Leuten somit ein Bewusstsein davon, einen Glauben zu haben in Gestalt einer (Optimal)Hypothese, eines Ideals.
5.
Da ist aber nun noch was anderes, und das ist verbunden mit dieser Optimal-Hypothesen-Hierarchie, die man haben könnte, und das ist (wie schon eingangs in Abs 4 gesagt) das Bewusstsein, dass man sie von ganz unten angeht – also ausgehend von der minimalen aller sub-optimalen Hypothesen überhaupt, nämlich dass noch nicht bewiesen ist, dass man verloren ist und aufgeben kann – das ist so etwa die absolute Minimalposition, mit der auch der experimentelle Stp. generell identifiziert werden kann – auf der andern Seite wiederum dieses allem andern Überlegene, und dazwischen ist tabula rasa – dort ist alles ausgelöscht, und man darf sich davon nicht in irgendeiner Weise abhängig machen – diese vollendete Auslöschung (ausser als hypothetische Erreichbarkeit – irgendwann im Rahmen der Optimalhypothese(nreihe)) aller „Zwischenziele“) ist ja der endgültige Schritt aus dem OPP hinaus. – Ich hatte schon den platonischen Ausdruck „Chorismós“ angeführt – die Trennung von dem ganz Anderen, von dem Optimum, vom Ideenhimmel (von dem es letztlich nur einen Begriff gibt) – das andere, das lateinische Wort ist mir damals nicht gleich eingefallen, das hätte ich auch nennen können: Transzendenz: WIR sind immanent in der Welt als die experimentell Lebenden, da verhalten wir uns zur Welt, wir arbeiten, wir haben einen vorläufigen, vorsichtig gefügten Reproduktionsentwurf, aber sobald wir uns irgendeinem Weiterführenden zuwenden, ist das einzig abgedeckt durch den Gedanken der nicht auszuschliessenden, grundsätzlichen Erreichbarkeit der Optimums (auf Dauer) in der Welt, oder besser, der hypothetischen Optimalität der Welt (und dessen Erreichbarkeit, indem man selbst oder die eignen Nachfahren sich immer weiter in ihr aufhält). Dies hypothetische Optimum ist das ganz andere, das jenseits jeder Praxis Liegende – es wirkt im Verhältnis zum OPP wie ein Schutzschild, es schirmt die Experimentalität der Praxis gegen typische OPP (Versäumnis)Ängste und Verführungen ab. Zugleich aber ist das auch sein grosser Nachteil, denn es macht (darüber hinaus) keinen Unterschied an und in dieser Praxis, kein Tun fällt anders aus, weil es DIESE Hypothese testet (verhalte dich so, als ob es (bis zum Beweis des Gegenteils) ein Bestdenkbares gäbe; und alles je Besser-als-das-vorherige-Bessere ebenfalls) – ausser, dass es eben nicht OPPortunistisch geplant ist, also mit bewährten bedingten Erwartungen. ((Von der Kritik an Transzendenz und „transzendenten“ Grundsätzen werden wir noch reden müssen, entlang der Frage: Was müssen DIESE Leute jetzt wiederum lernen bzw. was müssen die genuin RELigiös Glaubenden loswerden – so wie wir bereits beim OPP gefragt haben: Worin besteht ihr Fehler, und welcher Denkformen müssen sie sich entledigen?))
6.
„Die Transzendenz“, also der Glaubensinhalt der endlich RELigiös Gewordenen oder der Erben der RELigiösen Pioniere, hat nun also diese 5 Möglichkeiten, man kann zwar in gleicher Weise eine experimentelle REL Praxis ganz einfach auch ohne Kategorien, nur mit dieser allerersten Maximal-Zurückgenommenheit begründen – und/oder aber, und dann stabiler, mit allen Transzendenz-Inhalten, die bis dahin jeweils ausgebildet wurden – und da hatten wir ja gesagt: Die Vorstellungen vom Bestdenkbaren werden gewonnen aus der Tätigkeit der scheiternden OPPen, sie entwickeln also jeweils nicht nur das Bewusstsein einer zusätzlichen Praxis-(Begründungs/Erschliessungs) Kategorie (aus dem Entscheidungsdiagramm), sondern sie entwickeln mit ihr auch ein zugehöriges (nämlich mithilfe dieser Kategorie konstruiertes) Bestdenkbares. Dieses Bestdenkbare hat mithin etwas zu tun mit der Planungsebene, auf der sie überhaupt ihre Praktiken entwerfen – allerdings zunächst noch auf OPP Grundlagen, dh sie haben dort zumindest in den ersten 3 Standpunkten, die sie einnehmen können, eine Menge an bedingten Maximal- und Minimalerwartungen („Rahmenwerte“ hatte ich die genannt), oft auch sehr ausgefeilt und mit Bedingungen verknüpft, also ganze Systeme sach-, themen-, gegenstandsbezogen-bedingter Rahmen-Erwartungen – und sie haben ein Regelsystem (zumindest, wenn sie noch auf dem 2.Stp stehen), mit dem sie entscheiden, wie sie in bestimmten Situationen ihre Handlungsbudgets verteilen, ausgehend von ihren Handlungs-Bereitschaften, und da haben sie eigene Rahmenwerte auf dem 2.OPPStp., was überhaupt geht und wovor sie sich am meisten fürchten, und worauf sie vor allem NICHT eingerichtet sein müssen – in dem Rahmen können sie dann tatsächlich ihre Erwartungen haben, was geht, was sie sich leisten können, was lohnt, letzteres ist eigentlich die entscheidende Kategorie – wofür sie wieviel Aufwand treiben im Rahmen dessen, was sie sich überhaupt zutrauen zu erreichen, und was sie befürchten abwehren zu müssen, weil es ihnen zustossen kann. Die ganz einfache Praxis wäre dann die des 1.OPPStp., wo man seine Routinepraxis und allenfalls darin mögliche Änderungen ausrichtet an einem Rahmen, wo das meiste festgelegt ist, sowohl die Vorstellungen von dem, was lohnt und was nicht unter welchen Bedingungen, als auch Vorstellungen, worauf man sich maximal einrichten kann bzw muss, und womit man nicht rechnen braucht – worauf man sich einrichten darf usw… wo stattdessen immerzu nur Fragen aufbrechen des: Wo geht was schief, oder wo ist mehr möglich – wie wandle ich meine Praxis ab entlang von Ähnlichkeitsreihen usw
7.
Das waren jetzt in umgekehrter Reihenfolge 3.2.1. Stp. und die Horizonte, die dabei erschlossen sind – sie stehen im Entscheidungsdiagramm rechts vom Pfeil. – Es ist nicht so, dass Leute, die bloss auf dem 1.OPPStp stehen, keine Pläne hätten, aber die sind im allgemeinen lang davor in ihrer Normalität bereits festgelegt worden, sie erinnern sich nicht dauernd daran, das ist DAS SELBSTVERSTÄNDLICHE oder auch GÜLTIGE und fertig eingerichtete, spätestens von etabliert dafür Zuständigen Angeordnete, und wenn, dann wird daran nur punktuell etwas geändert – das steht wie so ein Praxis-Regel-Himmel über ihnen, an dem bzw ihrer Praxis sie dann allenfalls etwas ändern entlang von Ähnlichkeitsreihen – nämlich so: etwas geht schief?, dann versuchen wir das so ähnlich fortzusetzen (ähnlich in allen möglichen Hinsichten; näherliegenden, und wenn das nicht funktioniert, in wichtigen Angelegenheiten, dann mit fernerliegenden), oder es weiten sich Möglichkeiten aus?, dann machen wir mit den erweiterten Möglichkeiten (das sind ja immer Möglichkeiten-ZU etwas Praxis-Relevantem, sie besser Bewältigendem) Ähnliches wie an der Stelle, wo sich das zeigt, oder wo es sich anbietet. Das heisst aber auch (ich wiederhole den Gedanken von 4c!), die jeweils überhaupt besetzte und vorrangig besetzte Entscheidungskomponente – so lautet seit langem meine These – ist zugleich die Quelle der Optimalhypothesen. Also: Die Leute, die nach der einen Seite hin sich in die Vorsicht hinein begeben, in das Nichtmehr-Gewissheiten-Ausbilden, was unter bestimmten Bedingungen gelingen oder misslingen wird/kann (Scheitern mit dem 1.Stp), und/oder in das Nichtmehr-Lohnen, nicht mehr mit Lohnensversuchungen und -abkürzungen Rechnen (zusätzlich Scheitern mit dem 2.Stp.), oder in das Nichtmehr-Rechnen mit der Möglichkeit, alle Individualitäten in eine zu überführen (gleiche Rahmenwerte für alle!), und dafür die Bedingungen zu suchen (Scheitern mit dem 3.Stp) – die haben ihre dabei je hauptsächlich betätigte Entscheidungsebene im Blick. Und weil sie die im Blick haben, deswegen nimmt ihre Optimalhypothese im Laufe des Scheiterns immer mehr diese abstrakte Form an, also sie nähert sich der Optimal-Form an von (zum Beispiel, auf dem 1.Stp.) „Wissen, was als je nächstes zu tun ist“ – aber es ist eben nicht das Wissen, sondern das Korrelat davon als „das, was sich als von mir Nächst-zu-Tuendes von selbst anbietet, und als solches leicht erkannt werden kann“- also das, worauf ich selber erst kommen muss, und das ich eventuell (im Fall des Scheiterns!) immer wieder nicht finde, ist in Wahrheit längst in der Welt, ich habe bloss noch nicht den Kniff, den Schlüssel gefunden, um es oder den Hinweis darauf zu erkennen, maW es wird mir IMMER eine Problem-Lösung zugänglich sein (davon ist bis zum Beweis des Gegenteils auszugehen) – noch anders gesagt, „das inner-weltliche Korrelat dessen, was eine erfolgreiche Entscheidung (oder das Inventar der Einsichten, die sie abzuleiten gestatten), die Voraussetzungen für das, was ich (in einer unerwarteten Situation) wissen oder können sollte, liegen immer wieder definitiv bereit, es wird auf irgendeine Weise, unbestimmt wie, mir rechtzeitig immer zugänglich sein“: das ist gewissermassen die allgemeine Form der Glaubensüberzeugung auf dieser 1.Stufe. Und das heisst also: Ich muss dann nichts mehr tun – die Aufgabe, die ich dort zu lösen habe, ist leicht lösbar, es wird immer gut gehen, bis zum Beweis des Gegenteils, auch wenn ich es nicht weiss, darauf verlasse ich mich nicht, aber das glaube ich – ich mache eine Unterstellung über DIE WELT dadurch – die Welt insgesamt wird mir immer das liefern, was ich auf der Stufe brauche – das kann auch bedeuten, dass die Welt durch einen Gott oder Heiligen oder Götter zu mir sprechen wird – es ist unglaublich ausgebreitet, wie ich mir diesen Inhalt erschliessen könnte, oder eine Eingebung… aber SO ist die Welt beschaffen, in die hinein ich meine Reproduktion mit maximaler Vorsicht baue.
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Die Glaubensvorstellungen, die Optimalhypothesen auf dieser Ebene arbeiten also mit der Kategorie des Entscheidungs-Diagramms ZWECK, Zwecke stehen ganz unten… über diesem auseinander laufenden Fächer, da steht also Zwecke: Entscheidungen über das nächst zu suchende, zu tuende, zu versuchende usw – sofern es eine Abänderung von Routine darstellt. Das ist also nicht nur eine Entscheidung, sondern, wenn sie erfolgreich umgesetzt ist, weiss ich dann auch etwas und kann es auch und hab ein Versuchsresultat … und dass sich das immer rechtzeitig einstellt, ist Inhalt dieser OH. ((Ich sage später, wie sich das dann ausgestaltet als RELigiöse Glaubens-Überzeugung, aber jetzt erst einmal das nächste:))
Da steht dann ZIELE…: Wenn man Erbe einer Glaubensvorstellung bzw eines RELigiösen Weltbildes ist, das durch Scheitern auf dem 2.OPP Stp. entstanden ist, dann wird man es wahrscheinlich zu tun haben mit einer Vorstellung, in der es um zeitliche Reihenfolgen geht, also das Korrelat dessen, was in Plänen und Praktiken berücksichtigt wird, sofern man Zeitfaktoren, Gleichzeitigkeiten, Zyklen berücksichtigt. Das ist die Feinabstimmung eines Plans, auf die Rhythmen und Zufälle usw also die zeitlichen Randumstände meiner Planausführung – es ist die Ebene des Entscheidens im Bezug auf Ziele, Prioritätensetzen, Reihenfolgen von Planausführungen festlegen – zb ich ziehe etwas vor, weil das jetzt günstig ist, weil ich mich auf etwas vorbereiten muss, weil es etwas ist, das jetzt nicht geht, aber demnächst… Diese Art von Zeitbezogenheit des Planens geht in die Konstruktion von Glaubensüberzeugungen ein, die auf dieser Ebene entstehen – weil auf dieser Ebene auch die Erwartungen gespielt haben, dass etwas gutgeht, dass etwas sich lohnt – und ich mit dem Entgegenkommenden der Welt, (Bedingungen in der Welt, die mir erlauben, das zu dürfen, das mir als Plan zu leisten) einfach rechne – noch, solange ich eben OPPortunistisch unterwegs bin – und sofern ich Optimalhypothesen formuliere, die immer mehr in diesen abstrakten Bereich reingehen (uU erst einmal „bedingt“, bereichs- und themenbezogen) nicht flächendeckend-generalisiert also unbedingt, desto mehr formuliere ich die grundlegende Hypothese, dass die Welt so ist, dass sie mir in dieser Hinsicht auch ohne mein Zutun immer wieder entgegenkommen wird – auch wenn ich nicht genau weiss wie. Das heisst also, die Zyklen, die Zeiten, die günstigen und die ungünstigen – sie werden sich in irgendeiner Weise offenbaren, die werden sich in irgendeiner Weise mir erschliessen – und das unterstelle ich bis zum Beweis des Gegenteils. Ich sage jetzt garnicht, welche Formen das annimmt, denn ich komme ja von der anderen Seite her – ich komme ja von der Seite der Analyse dieser Glaubensgebilde her – und was ich da behaupte, liegt nicht gerade nahe. Denn wenn man sich die Gebilde selber im Hinblick auf das anschaut, was sie eigentlich besagen, entdeckt man diesen extremabstrakten Zug (dass sie nämlich praktisch Bebilderungen sind solcher Entscheidungsebenen) nur über grosse Umwege, man muss ja schon sehr viele Inhalte dieser Sorte kennen, und man muss sich auch die Systematik anschauen wollen, und das machen solche Leute ja nicht, die haben ja auch nicht die Möglichkeit, diesen Bildungsinhalt sämtlicher RELigionen der Welt einmal sich vorlegen und fragen zu können, mit welchen Glaubensvorstellungen wird da gearbeitet? Dh. Leute, die sich in Richtung einer RELigiösen Lebensform bewegen, sind darauf angewiesen, da überhaupt zu einer Haltung zur Welt zu gelangen, die ihnen haltbar erscheint, und sie ist eben um so haltbarer (oder überhaupt nur dann haltbar), je relativ abstrakter sie ist. Und sie wird frei von bedingten Erwartungen, wenn und im Mass, wie sie Optimal-Hypothesen-Charakter annimmt. Aber auch diese methodisch-begriffliche Seite („es ist eine Hypothese bis auf weiteres, sie zu unterstellen macht aus der Lebensführung ein Experiment, und das zu Unterstellende muss ein Best-Denkbares sein“ usw) erschliesst sich ihnen nicht einfach, sondern sie erleiden sie fast mehr, sie erfahren und erleben sie eher, nämlich so: Das ist das Haltbare – mit dem kann man weitermachen und weiter gehen – DAS ist nicht gleich erschütterbar, oder überhaupt nicht mehr erschütterbar, weil man im Rahmen seines Lebenshorizonts tatsächlich erkennt, dass „das“ zu unterstellen einen freimacht von all den vormaligen Unsicherheiten; also hat man wieder zu einer hypothetisch-experimentellen Haltung zurückgefunden, aber mit DIESEM Glaubensinhalt, und stabiler als in der ursprünglichen, (zu) einfachen weil kategorial nicht „aufgerüsteten“ Version.
9.
Und jetzt kommen wir auf die nächste Stufe, Resultat eines Scheiterns auf dem 3.OPP Stp.: Wie sieht denn der Glaubensinhalt da aus? Scheiternden Erwartungen im bezug auf haltbare Ordnungen (also solche, in denen alle vorübergehenden Pläne zusammenfliessen, und vereinbar sind miteinander in einem übergeordneten kollektiven Plan, und in ihn einmünden, und auch angesichts von Interessenskonflikten immer wieder in ihn zurückgebunden werden können (die Konflikte sind lösbar, sind nur vorübergehende) – sie liefern den begrifflich-kategorialen Horizont, der da vom Vergesellschaftungskonzept erschlossen ist – also das Integrieren von Teilplänen, das ist nun auch tatsächlich für das (uU. kollektive) Einzelsubjekt – eine Gruppe, aber durchaus sogar nur Einzelperson – die Aufgabe des Planens auf dieser Stufe – ich hatte das charakterisiert als die Entscheidung über die für lohnend befundenen Versuchshandlungs-Möglichkeiten in einem RAUM von Strategieentwürfen – dahinter stehen – gehen wir mal links vom Pfeil, ihr könnt nochmal das Entscheidungsdiagramm aufschlagen – Buchstaben übereinander: „Auswahl“ – die Pläne sind eine Auswahl aus denk-möglichen Strategieentwürfen, ausgewählt für einen gegebenen physischen Raum, in den hinein unser Plan-(Versuchs)Handeln wirken kann; (die Entwürfe wiederum sind aus Hypothesen gefertigt – aber hier geht es jetzt zunächst erst noch um Strategieentwürfe und Pläne). Diese Strategieentwürfe sind in gewissem Sinn das, was den Staatsmenschen und Entscheidern angetragen wird von Einzelnen, von mir aus auch: von einzelnen „Entschlossenen“, Trägern irgendwelcher Lebensentwürfe, die sollen gefälligst mit denen anderer vereinbar gemacht werden, auf die Interessen der Andern soll Rücksicht genommen werden. Das wird jetzt alles eingebunden in eine Ordnung von Lebensentwürfen, und zwar solchen, die auch noch Anerkennung verdienen, weil sie nämlich als Interesse-gemäss begriffen werden, vielleicht mit Abstrichen an dem, was die Leute wollen, aber das ist das Anerkennenswerte, und es gilt so auch für ihre Meinungen. (Das „objektive“ Interesse am Bestand der Ordnung selbst gebietet unter Umständen sogar noch weitere Abstriche an dem, was sie fordern – das ist der Anteil an „Gemeinwohl“-Interesse und Stabilität des Staats=Herrschaft, die genau DIESE einzubringen hat – Staatsräson (immer konkretisiert als herrschendes Staatsprogramm) ist Staats-Interesse – und das machen sich dann hoffentlich hinreichend viele Untertanen der Staatsgewalt zueigen – mindestens in dem Sinn, dass Aufstand ihnen nicht (jedenfalls nicht hinreichend vielen von ihnen) lohnend (!) erscheint…) Sie mögen subjektiv hochüberzeugt sein, aber die kühle Staatsräson prüft viel ausführlicher, schaut sich viele Überzeugungen nebeneinander an und wählt dann aus nach durchaus (aber nicht unbedingt flächendeckend) rationalen Gesichtspunkten („flächendeckend rational“ wäre den auf dem 2.Stp oder gar 1.Stp stehenden Untertanen auch garnicht zu vermitteln; und wird auch von solchen, die auf dem 3.Stp stehen, nicht geleistet): Was daran ist eigentlich haltbar?, dafür muss man auf mehr Erfahrung zurückgreifen als die Betreffenden selber verfügbar haben, man ist gebildeter und besser ausgebildet, vielleicht eine Herrschenden-Klasse, die über solche Bildung, „Herrschafts-Wissen“, verfügt. Dieses Auswählen – Nebeneinander-Stellen – Zurückweisen als abweichend, unhaltbar – Anerkennen als auf Dauer haltbar usw – ist jetzt das Inventar, mit dem auch die betreffende Welt- bzw Optimalvorstellung über die Welt arbeitet. Dh die Welt selbst ist idealerweise (wie bis auf weiteres anzunehmen) beständig wiederkehrend Resultat, oder besser das Korrelat, so lautet diese Glaubensvorstellung, einer solchen (sich immer wieder von selbst) ordnenden (Ordnung herstellenden)Tätigkeit. Dh das Optimum dessen, was Resultat einer solchen ordnenden Tätigkeit ist, ist schon vorhanden, und zwar als (wie das Staatshandeln) langfristig wirksame – wir wissen nur noch nicht wie genau. All unser unvollkommenes staatliches politisches Zusammenführen haltbarer Pläne und Zusammenfügen zu EINER haltbaren Staats-Individualität mündet letztlich in eine dieser höheren, höchsten aller Ordnungen, bzw erweist sich als Teil von ihr.
Zusatz. In den Ergänzungen zum Vortrag kommen hier zwei wichtige neue Gedanken vor:
erstens, es gibt ein genuines „Staatsinteresse“ (lange Zeit schwer zu trennen von dem Interesse der Herrschenden, ihre Position zu halten) am Herstellen stabiler Verhältnisse, das womöglich Abweichungen von den Interessen selbst einer Mehrzahl der Untertanen (also einen Widerspruch dazu und Konflikt damit) inkaukzunehmen gebietet, das Staatshandeln hat, gegenüber solchen, die auf dem 2.OPP Stp stehen, also immer einen Überschuss an Repressivität; zumal die Vorstellung von dem, was im Interesse ALLER oder des grössten Glücks der grössten Zahl liegt, vielleicht auf der historisch tiefsten unter allen verfügbaren Erfahrungsgeschichten (mit Individualitäten, Entschlossenheiten, Kämpfen um Rechte usw) beruhen mag – aber dennoch mit den massgeblichen OPP Kategorien des „Bewährten“ („konservativ“) und der (meist negativen; seltener Chancen zu eröffnen scheinenden) Überraschtheit (die „Reformen“ oder Umstürze aller Art nahelegt) bearbeitet wird. Nicht im bezug auf konkrete Wirkhandlungen, Know-how, und auch nicht im bezug auf „subjektiv“ so empfundene „vernünftig begründete und daher legitime“ Prioritätensetzungen (Vorrechte, Verpflichtunegn) im kollektiven Plan der Gesamtheit oder einzelner (Klein)Gruppen (von Konfliktparteien). Sondern im bezug auf bewältigbar erscheinende Gefahren für die Staats-Individualität („Gesamtheit“ der Bürger in der Abfolge der Generationen, Bevölkerung; ihren Bestand auf Dauer), und Chancen für deren dauerhafte Stabilisierung. Die zugehörigen Abschätzungen sind „Rahmenwerte“ bei der Abschätzung des auf die genannte Weise Themen-bezogenen Staatsinteresses – meist mit einem zugrundeliegenden, lang-fristig orientierten Staatsprogramm/projekt (die Gruppen, die auf die Weise „geführt“ werden, können auch kleiner sein, wichtig ist, dass sie eine Binnen-Hierarchie aufweisen, in der globales (kollektive Individualitäten betreffendes) Planen und Entscheiden, „legitimes“ Prioritätensetzen von Gruppen oder Einzelnen (im globalen Rahmen, oder einem je eigenen, mit andern „Eigentümern“ auszuhandelnd oder auszukämpfend), schliesslich reproduktives Wirkhandeln und -wissen „arbeitsteilig“ getrennt sind; wo speziell das kollektiv gültige Entscheiden von den „spontanen“ Ausführungs-Prioritätensetzungen und dem Streit darüber getrennt stattfindet. Alle 3 mögliche Positionen müssen mit Trägern entsprechender OPP-Standpunkte besetzt sein, wobei natürlich auch die unteren Ebenen der Hierarchie Rahmenwerte bzw Prioritäten-Vorstellungen je für sich haben, und Vorstellungen davon, wie dementsprechend die gültigen Pläne und Ziele, wenigstens was IHRE Forderungen und Erwartungen betrifft, damit übereinstimmen sollten. Ansonsten verhalten sie sich offen oder verdeckt feindselig, heuchlerisch-berechnend, konformistisch, oder autoritär-vertrauend zu den abweichenden Setzungen der ihnen in den herrschenden Verhältnissen vorgeordneten Entscheider.
Zweitens, die Konstruktion der REL Optimalhypothesen mit „Praxis“-begründenden Kategorien hat eine irritierende Konsequenz, die in der Formel „was in der Welt geschieht, geschieht darum, weil es (in einer der 5 bereits benannten Ebenen, auf denen Erfahrung mit Blick auf praktische Konsequenzen verarbeitet werden, dh denen des Entscheidungsdiagramms) Sinn macht“ noch nicht klar in Erscheinung tritt. In „der Welt“ (der Ausdruck deutet das Unbedingte, Flächendeckende, Zeiten und mögliche Verläufe Übergreifende der Optimalhypothese an) gibt es ja ein „Aussen“ – die Hypothese muss also grundsätzlich das „Best-Denkbare“ oder eben „maximal-Sinnhafte“ (bis auf weiteres zu unterstellen) IN DER Welt als (sinnhafte) Reaktion dieser Welt auf Verläufe IN IHR SELBST (das bisher Geschehene) konstruieren. Anders gesagt, der Welt-Sinn muss sich zum Welt-Ablauf, dem erklärungsbedürftigen („warum SO?“) VERHALTEN und ihn immer weiter GESTALTEN. Darin wird, in Form begrifflicher Gewundenheiten, der Widerspruch verarbeitet, dass das reale Geschehen ja nun NICHT ideal ist, aber in und hinter ihm dennoch das „alles ist bzw wird letztlich gut“ (du musst nur warten bzw es suchen und entdecken, und darauf gefasst sein) WIRKT und das nicht-ideale Welt-Geschehen letztlich damit erklärbar ist (das „warum SO?“). Die Erklärung wird aber in ordentlichen Glaubenssystemen immerzu nur versprochen – die Denk-Möglichkeit der Formel muss reichen. Es ergibt sich – vor allem auf den höheren Stufen, Weltordnung, Welt-Selbstperfektionierung, Welt-Selbstdenken (noesis noeseos bei Aristoteles) – die eigenartige Welt-als Objekt-ihrer-Selbst, kombiniert mit Welt-als-Subjekt, sich selbst erkennend und zurechtmachend, der idealistisch-RELigiösen Konstrukte, die etwa Hegel „ausbuchstabiert“; und Wittgenstein in ihrer bodenlosen Sinnlosigkeit entlarvt hat.
Anm.
10.
Jetzt können wir vielleicht ahnen, welches die mit den aus diesem Stp. herrührenden Kategorien konstruierten Glaubensvorstellungen sind unter den bekannten, ich hatte das schon angesprochen: Kosmologische Ordnung, die Welt hat eine Ordnung und einen Plan (zu deren Wiederherstellung nach Störungen) – in die fügt sich unser Staatswesen ein – das ist, wenn man Stoa oder die chinesische Staatsphilosophie oder -religion kennt, eine sehr naheliegende Vorstellung – in der Stoa ist es so, dass man sich mit gleich welchem Handeln in „die Natur“ einfügt, von der kann man abweichen, also die individuellen Lebensentwürfe etwa mit ihrem Eigensinn, aber das wird nicht lange gutgehen, das ist nicht haltbar, so wie Auflehnung gegen die Staatsgewalt – und dann kommt man eben auf den Weltzweck (den „herrschenden“) zurück, in dem man bzw der eigne Plan seine angemessene Stellung hat, ordnet sich ihm ein und unter, und dann geht es einem auch gut (es ist im eignen wohlverstandenen Interesse, auf allzuviel Eigensinn und eigne Bedürfnisse zu verzichten usw). Diese Vorstellung ist hier auf die Welt projiziert, die Pendants in China und Ostasien sind ja noch eindrücklicher, da ist es immer der Himmel, in den sich der irdische Staat einfügt, eine Ordnung, von der man möglichst nicht abweichen oder der man nicht zuwider handeln sollte, genauer: wenn sich solche Abweichungen zeigen, ist das schon Ausdruck dessen, wie unhaltbar alles ist, die Weltordnung selbst erzwingt (wie der Staat, durch Sanktionen) die Korrektur der Abweichung. Die beiden Ebenen darunter, das Gewusst-wie der Zwecke und das Gewusst-wann der Ziele und Prioritäten, ist da mit in die Ordnung einbezogen, dh man könnte diese „die Welt ist ein Kosmos/Ordnung“-Idee sogar als eine diese notwendig mit-umfassende Glaubensvorstellung auffassen (solche Synthesen ingestalt des „Konkretisierens“ der Maximal-abstrakten Ebenen durch Glaubensvorstellungen auf „nächsttieferen“ Stufe gibt es sowohl europäisch (zB Renaissance) als auch im Buddhismus oder Neokonfuzianismus usw; die simpelste Form eines solchen „Praxis-Idealismus“ ist schliesslich die Vorstellung von göttlichen Ideal-Praktikern oder gar nur einem solchen – ob der in oder über oder hinter der Welt arbeitet, kann offen bleiben – ebenso, welche Art „Aussen(welt?)“ er eigentlich noch hat (vgl Zusatz „zweitens“ zum vorhergehenden Abs) – ausser uns…). Im allgemeinen ist aber die abstrakte Version keine, die Fragen zulässt wie diese: Wie geht das genau, durch welche Prozeduren im einzelnen verwirklicht sich das? Sondern die schlichte und eigentliche Botschaft ist immer: Beruhige dich mit dem Gedanken, es ist alles geregelt – die Natur hat ihre Ordnung, und diese Natur-Ordnung ist gut, sie zeigt dir sogar zur Not, wie du sein musst, wenn du gegen sie verstösst – verlass dich drauf, und nimm dich im Vertrauen darauf maximal zurück. Die abstrakte Version des hypothetischen Optimums auf dieser Stufe antwortet immer auf die Frage: Wie müsste ich die Welt denken, in der die sinnvolle Planbarkeit aller meiner Praktiken gewissermassen schon durch die Beschaffenheit der Welt gesichert ist, ohne dass ich genau weiss wie, und ohne dass ich konkret davon etwas abhängig mache – ausser das Ablegen meiner vormaligen normalplanerischen Versäumnisangst (in alle Richtungen). (In der Form antwortet die maximal haltbare Glaubensvorstellung auf überhaupt jeder Ebene.)
11.
Die Version einer solchen Welt, ausgehend vom 2.Stp., wären dann wohl Zyklus-Kosmologien – also nicht bereits Vorstellungen einer strukturierten Ordnung, die einen Raum mit „unbestimmt (Optimal)Planmässigem“ füllt – eher schon mit „(Optimal)Prioritäten-Setzungs-Gebietendem“. Diese Zyklus-begründeten Kosmologien entstammen oft Orakelsystemen, die von dort entlehnten Ausgangskategorien werden aber anschliessend zu einem Weltentwurf erweitert. (Man kann dann (ritualhaft) immer noch Orakelfragen stellen wie im I Ying, das aber nur, um sich in dieser Art Ritual auf diesen Glaubensinhalt, die abstrakte Zyklizität allen Geschehens rückbesinnt, als einen Rahmen, der prinzipiell gut wird und werden muss: Alle Negativauswirkungen werden irgendwann wieder ausgeglichen, das Hin- und Zurückschwingen der Welt in den harmonischen Ausgangszustand verhindert jede exponentielle explosive Entwicklung, die Welt ist geschlossen, wenn sie ins Negative schwingt, kommt die Gegenschwingung auch – und diese zyklischen Zeitverläufe greifen ineinander, sie können sich überlagern, und vorübergehend, scheinbar, eine Irregularität der Welt mir vorspiegeln, das Dahinter ist aber eine Anordung, Summierung solcher Schwingungen, die nie in irgendeiner Weise ein Extrem bilden. Eine solche Deutung der I Ying Kategorien (5 Phasen, yin yang) lag ja seinerzeit der TCM Deutung zugrunde am Beginn der Ausführungen zu „RELigiös-vormodernes Denken“ – Text über ein RELigiöses Gebilde, das deutlich die Spuren seiner Entstehung auf und aus diesem 2.Stp. trägt – also den Fragestellungen, die sich beim Setzen von Prioritäten ergeben, und wo die Weltkorrelate, das also, was relevant ist für eine maximal günstige Anpassung von Plänen an (ermittelbare) Zeitumstände, die antworten auf diese Fragestellungen, in die Welt hinein projiziert werden, als dort auf unbestimmte Weise vorhanden, man weiss nicht wie genau, aber das ist, was man dort erwartet – bis auf weiteres. Um diese Art hypothetisches Ideal überhaupt formulieren zu können, muss man zurückgreifen auf Kategorienmaterial, das aus dieser Ebene stammt. Und dann hat man also noch eine Ebene (1.OPP Stp.) darunter, das Können und Wissen wie, Knowhow und das etwas Können und Wissen-wo etwas ist, das man jetzt braucht zur Ausführung der nächsten Handlung – da ist das hypothetische Ideal, dass einem das immer wieder zuwachsen wird: Die Welt ist grundsätzlich so beschaffen, dass sie diese „Brauchbarkeit“ ihrer Bestandteile für beliebige Zwecke nicht nur immer irgendwo bereithält, sondern sogar einem das immer wieder verrät, das ist so angedacht in der Renaissance-philosophischen Vorstellung, dass die Welt voll von Nutzbarem ist, das die Gebrauchsanweisungen für seine Verwendung an und auf sich trägt, man muss sie nur zu entschlüsseln wissen – eine verallgemeinerte Paracelsische Signaturen-Lehre ist das, also etwa, wie etwas heilt, kann man ablesen an der Gestalt der Pflanze, die das Heilmittel liefert – die Walnuss liefert den Hinweis auf das Gehirn – gut, vielleicht ist das nicht genau der richtige Hinweis, vielleicht lese ich ihn falsch, dann muss ich noch anderes anschauen – die Deutungsmöglichkeiten sind ja unendlich, aber das ist jedenfalls, was mir Anschauungsmöglichkeiten liefert für die grundsätzliche ART dieser Vorstellung, nämlich dass ich immer rechtzeitig (wahrscheinlich rechtzeitig, aber was heisst das? schliesslich muss ich nicht sofort zu allem befähigt sein, ich bin ja experimentell aufgestellt) oder „letztlich“ und auf Dauer kann, was ich muss, und lerne, was ich wissen sollte, finde, was ich suche usw für die Ausführung einer nächst-nötigen Handlung. So ist die Welt: Ein dicht gewebtes Inventar an Zweckdienlichem und Zweckmässigem, Dingen sowohl als Verläufen, Dispositionen usw. Es kann sich auch einfach in die Form zusammenziehen (vgl. Klammer-Bemerkung zu „Synthese“/Konkretisierung im vorangehenden Abs): Gott wird mir helfen. So ist es ganz einfach – ich vertraue auf Gott, auf die Heiligen, gute Geister, die Götter, auf dies oder das, es wird auf Dauer schon gutgehen, die haben alles im Griff, und ich mache hier mein Ding, mein kleines, umschriebenes, vorsichtiges Ding. Das ist die simpelste Version eines Glaubens, der ist genauso gut wie der an die Weltordnung, die alles gutmacht, die Natur, der ich folge, die schwingenden Entitäten, wo eins immer in den Gegensatz schwingt, Karma, es macht alles wieder gut, was schlecht war, es wird alles sich ausgleichen – all diese Glaubensvorstellungen sind so gut wie die anderen, weil sie nämlich eine Optimalhypothese überhaupt liefern; bis auf weitres; sodass ich im Prinzip nichts versäume, wenn ich maximal vorsichtig mein Leben führe und die produktiven Grundlagen dafür erweitere.
Zusatz. An der Stelle, wo schnell einmal mehreren Glaubensvorstellungen nebeneinanderstehen, die aus verschiedenen OPP-Stufen hervorgehen und nichtsdestotrotz alle „so gut sind wie die andern“, bemerkt man, woher eigentlich die Ergänzung um die „höheren“ Glaubens-Versionen stammen: nämlich den kategorialen Horizonten, die von Menschen erschlossen werden, die den Durchgang bis auf die jeweilige OPP-Stufe absolviert haben. Bei ihnen ist nachvollziehbar, dass sie ein auf ihrem kategorialen Niveau, mit ihren Vorstellungen (an denen sie gescheitert sind) konstruiertes Optimum benötigen – in dem sich ihr Scheitern, ebenso wie das aller andern, in Wohlgefallen auflöst. Wenn auch nicht gleich. Aber auf Dauer,
12.
Und jetzt haben wir obendrüber noch die 4. und 5. Standpunkte stehen… da wären also jetzt, so könnte man sagen, die Hypothesen in eine zumindest gedachte Rang-Ordnung gebracht – das ist ja ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt, dass man sagt: Wenn wir aufgrund fehlender Erfahrung noch garkeine Wahl haben, wenn noch garnichts festgelegt ist – was unterstellen wir denn dann (wenn auch mit maximalem Risikobewusstsein)? Doch wohl: Optimalhypothesen. Und die Erfahrung war ja in dem Umgang mit dem Wunsch der Moralisten, gleiche Fortgeschrittenheit in Plänen herzustellen, dass die überhaupt (reflektierend, es auf sich selbst anwendend) auf die kognitive Kategorie der „Fortgeschrittenheit-im-eignen-Plan (bzw Individualität)“ kommen, damit aber auch auf das versuchsweise Angenommene, also auch die Hierarchie der Optimalhypothesen. Um diese Planungsstufe überhaupt gedanklich erreichen zu können, ist natürlich allerhand Bildung vorausgesetzt, und das gilt genauso für diejenigen, die das dann nachvollziehen in einer Glaubensvorstellung, nämlich dieser: Die Welt vervollkommnet sich – die Welt ist eine, die in einem andauernd, wenn auch unbestimmt wie sich entwickelnden Vervollkommungs- und Perfektionierungsprozess, einer ständigen Evolution begriffen ist (anders gesagt: der momentan gültige Plan, die momentan gültige Weltordnung, kann noch überboten werden, ihre noch vorhandenen Mängel können in einer höher entwickelten Version beseitigt sein, und so immer höher hinaus, etwa als eine Abfolge von „Reichen Gottes“, die je eine Epoche lang dauern (wie im Dispensationalismus)). Das kann man auch auf die Geschichte projizieren, man kann sagen: Sie ist ein ständiges Reifen und Dazulernen (oder auch Erzogenwerden) der Menschheit, etwa in Gestalt eines Vorbild-Volks, das stellvertretend für alle andern im Dialog mit einer höheren Macht lernt, oder es ist eine Offenbarungsreihe, Gott offenbart sich uns immer weitergehend, wie in aufeinander aufbauenden Lektionen. Diese Bebilderung des (Selbst-)Perfektionierungsprozesses der Welt liefert gewissermassen die Konkretisierung dieses Abstraktums des bewertenden Nebeneinanderlegens und Vergleichens von relativen Maximal-, Ideal- oder Optimalhypothesen, die Kategorie der Hypothese ist damit auch erschlossen, die des Glaubens, von dem man sich abhängig machen kann, den man aber auch experimentell womöglich nur noch annimmt, als Versuchsannahme, unter der man operiert, „so tun ALS OB sie wahr wäre“, womit eine weitere Vorstellung von der Welt entworfen wäre als einem perfekten Korrelat einer solchen Reihe, Hierarchie unterschiedlicher Fortgeschrittenheiten ihrer Ordnung, die man annehmen kann, oder mit denen man rechnen kann. (Übrigens speziell auch moralisch vervollkommnend könnte diese sich im Wechselspiel mit uns perfektionierende Weltordnung sein, dahin gehört die Idee einer Wiedergeburt, in der man neue Chancen bekommt, sich selber zu verbessern, und das gesteigert als eine Selbstvergöttlichung durch eine Zukunft hindurch, die unbestimmt wie weit und lang (optimal!) sich ausdehnt – auch das kann mit zu diesen Vorstellungen zählen, ebenso wie die Vorstellung: der Einzelperson zurechenbare Ungerechtigkeiten werden ausgeglichen werden in einem Jenseits, in einer Transzendenz, die Welt ist so, dass sie das ausgleicht, dass sie den Bösen nicht entgültig zum Zuge kommen lässt, sodass es dabei nicht bleibt, sondern durch eine unbestimmt wie, aber doch stattfindende spätere Folge wieder gutgemacht, und dieses Auseinanderfallen von Moralisch- und Glücklichsein geheilt wird. All das gehört zu diesen Vervollkommungs- und Entwicklungsgedanken mit dazu.)
13.
Und schliesslich haben wir dann da oben die letzte Quelle von Glaubensvorstellungen, das wären die Begriffe (im Entscheidungsdigramm links aussen): die Zusammenfassung von Fällen von Möglichem, man erwägt Mögliches und fasst es zusammen in Gruppen von Fällen, die sich („in praktisch relevanten (einen Unterschied im Handeln) begründenden Hinsichten“) von andern Fällen unterscheiden – das ist schon fast der Begriff des Begriffs. Diese Begriffe bilden ein System, und da kann man nur sagen, alle metaphysischen Überlegungen, wie die Welt ein Korrelat von einem solchen Begriffssystem (oder Resultat des Sich-Selbst-Denkens), genauer: „wie ein Begriffssystem gebaut“ sein kann, sind Inhalt einer entsprechenden Glaubensvorstellung. Die tritt teilweise zumindest ähnlich auf wie die Kosmologie, aber soweit es sich überhaupt um etwas derartiges handelt, ist das eine Kosmologie, die sehr stark fokussiert auf die begriffliche Natur der Welt-Ordnung – sie ist aufgebaut aus abstrakten Ideen oder Vorstellungen, die für sehr vieles stehen, und das teilt sich dann auf, die Analyse dieser Vorstellungen liefert dann die nächsten Stufen, und das gestaltet sich selbst (vgl Zusatz, zweitens, zu Abs 9 oben), es differenziert sich selbst aus, die reale Welt entsteht als eine Folge davon, und das ist dann natürlich immer noch enthalten in solchen Systemen wie von Hegel – das ist immer noch RELigion pur, natürlich… nämlich so wie man denkt – DAS DENKEN und vor allen das Denken über das Denken ist da ein Wirk-Mechanismus, mit dem man die Welt wie sie ist und entstanden ist, erklären kann, sie IST so, eine Konkretisierung der abstraktesten Begriffe, bis nichts mehr fehlt – diese Maximal-Konkretisierung ist das Reale. Also so etwa wird diese Glaubens- Vorstellung ausgedrückt – man könnte genauso gut sagen, die Idee, die in die Welt hineinstrahlt. Da das alles Kategorien sind, in denen wir unser Handeln entlang anwachsender Erfahrung organisieren und vor-strukturieren, personale Vorgänge, die von Personen ausgehen und an sie gebunden sind, kann man das alles auch der Überperson Gott oder den Göttern zuschreiben, und die Ideen mit den Gedanken und Begriffen Gottes identifizieren – als solche sind sie perfekt, „muster-gültig“. Der perfekte Kreis ist das Vorbild für alle Realkreise, bei Platon gibts ja diesen Übergang oder eigentlich Sprung vom Abstrakten, den Formen, Zahlen, und den Grundbegriffen überhaupt mathematischer Art, zur Welt. Die ist einfach nur ein Abbild; die Abbildungs-Beziehung wird ihrerseits nur bildhaft beschrieben als eine Art Schattenwurf des Idealen – die reale Welt einfach eine unvollkommene Realisierung der Idealgestalten, Idealfiguren – kein realer Kreis kommt an den Idealkreis heran, der hat ja auch nur einen Begriff (Definition), eine Konstruktionsvorschrift… und trotzdem gibt es eine ÄHNLICHKEIT zwischen dem Real- und dem Idealkreis, beides sind Kreise, so wie es zwischen uns als Personen und Gott eine Ähnlichkeit und eine Ebenbildlichkeit gibt, obwohl er der ideale ist, und wir sind – auch für uns! – nur Gottes unvollkommene Abbilder. Alles das ist im Horizont dieser Art Optimalhypothese „die Welt ist ein Begriffssystem“ – nein sie IST gebaut wie unser System der Begriffe von ihr – sofern wir unserer Glaubensvorstellung Ausdruck geben.
Zusatz. Hier einmal mehr das unvermeidliche „Ringen um Ausdruck“ (nicht nur meines, sondern auch dasjenige der Metaphysiker und Kosmo- oder Theologen) zu bemerken, wenn es um die beiden Aspekte von Weltgeschehen (das kausal zu erklären wäre) und Welt-Sinnhaftigkeit (das teleologisch, „vom gedachten Weltzweck her“ zu erklären wäre) geht, der „auf Dauer“ als in der realen Welt in EINEN zusammenfallend soll gedacht werden können: Die Ideal-Welt oder das Welt-Ideal ist „Korrelat“ von, oder Entsprechung zu etwas in UNSERER Praxis, dasselbe, aber eben ideal, optimal, fertig – kausal wirksam – aber als diese Entsprechung zu etwas in unserer Praxis, die ständig fortschreitet zum nächsten, durch Handeln, Wissenerwerben usw, ist es auch RESULTAT, und irgendwie ständig sich ent-wickelnd, dynamisch, nicht fertig zu denken.
(Gott oder die Weltordnung oder die Karma-Regeln usw müssen ja schon auf UNS und unsere erratischen, unpassenden Eingriffe in die Welt reagieren, und sie zum Guten lenken… so lautet schliesslich die Annahme, bis zum Beweis des Gegenteils…)
14.
Damit ist man nun wieder zurück bei den Praxis-Kategorien, die mit diesen Entscheidungsebenen und zugleich mit diesen Glaubensvorstellungen erschlossen sind, die zugleich verbunden sind mit dem Scheitern der normalplanerischen Versuche, auf den jeweiligen Ebenen bzw in dem betreffenden existenziellen Zeithorizont ein Erwartungssystem zu finden, das sich auf Dauer als haltbar erweist (in dem Sinn, dass einen nichts mehr überraschen kann). Auf der 4. und 5. Stufe/Standpunkt werden in der Tat Kategorien erschlossen, die für das Planen der Normalplner eigentlich jenseits dessen liegen, was sie (zumindest ein EIGENER Sache) überhaupt erwägen – bei ihnen ist das alles in der Normalitätsvorstellung, im Regelsystem enthalten, und da dreht man nicht dran, jedenfalls nicht an ihm als ganzem, das heisst: Die Normalität wird nicht als Hypothesenprodukt, als Strategie-Entwurf, aus dem man ausgewählt hat, verstanden, als Hypothesensystem, wo die Hypothesen ja als solche jederzeit zur Falsifikation und zur Abänderung anstehen, sondern es ist eben DIE NORMALITÄT – und die wird geändert bei Bedarf, eventuell werden auch bloss die Rahmenwerte verändert, die Erwartung dessen, womit schlimmstenfalls zu rechnen ist und womit bestenfalls, aber das wird nicht nochmal abgeleitet aus Hypothesen, sondern „hat sich so (uU im eigenen Aufwachsen) bewährt“. Auch wenn es – etwa im Rahmen von Staatsräson – Regeln sind, in diesem Rahmen, mit denen bei gegebnem Erfahrungsstand versucht wird zu raten/ erschliessen/ bestimmen, was haltbar ist an vorkommenden Anträgen, Vorschlägen, Entschlüssen usw irgendwelcher Untertanen oder was an deren Überzeugtheiten haltbare Meinung ist – das gehört alles mit zu diesen Regeln der Staatsräson. Das ist dann aber auch schon das höchste, was man auf dieser Grundlage zustandebringt, dh. es ist immer eingeschlossen in die Borniertheit, von der aus gesehen alles weiter zu Wissende kurios sein mag, eine Freizeitbeschäftigung, aber nicht wirklich entscheidend, es ändert für sich genommen an der Normalität nichts, und schon garnicht ist diese Normalität im Zustand der permanenten Modifizierbarkeit durch – neue Hypothesen begründende – Erfahrungen (ein Dazulernen), oder durch erweiternde Begriffe, die Heuristiken liefern könnten für das, wonach man sich umschauen und suchen oder versuchen könnte.
Diese Kategorien kommen also erst jetzt in Glaubens-Vorstellungen hinein. Dh. es gehört mit zum Erbteil einer zumindest fortgeschritten gebildeten RELigiösen Existenz, dass das Kernselbst und das zu verwertende Wissen zusammengefügt werden unter Ausbildung von Hypothesen – derartiges zu denken ist durchaus im Horizont einer solchen Existenz – , und zwar Hypothesen, die wie beschrieben erfahrungsbegründet subjektive und objektive Dispositionen (versuchsweise) behaupten:
subjektive Hypothesen unterstellen (einstweilen, bis zur Widerlegung) Regularitäten im bezug auf das Kernselbst-Verhalten: Was macht es krank? was sind seine Anforderungen? was ist schädlich und günstig für die Handlungsspielräume?, was kann es? einerseits; andererseits:
„objektive“ Hypothesen, also solche über die Welt, mit der man da arbeitet, zumindest in einem bestimmten Raum.
Und aus beiden zusammen werden Strategieentwürfe, mögliche, Reproduktions-Züge, die man dann alle in eine Praxis integriert, als Plan in einer bestimmten Umgebung, weil dort eben bestimmte Chancen und Risiken vorgefunden werden, zumindest hypothetisch, die es sinnvoll machen, sich dort zu reproduzieren, zumindest das zu versuchen – weil man dort für Reproduktion hinreichende Lebensbedingungen vorfindet.
15.
Also dass man tatsächlich so rational vorgeht, und dann natürlich auch Begriffe entwickelt, und durchaus sucht und exploriert, gehört noch zum Horizont einer RELigiös experimentellen Lebensführung, Lebenseinrichutng, sofern sie diese Kategorien vermittelt bekommen hat, also die Träger dieser Lebensführung das vermittelt bekommen und lernen, und damit auch tatsächlich die Resultate des Reifungsprozesses der Vorepoche vermittelt bekommen.
Das alles ist an sich nicht notwendig, so sage ich, um eine RELigiös-experimentelle Lebensführung auszubilden, aber es macht sie doch sehr robust. Das heisst also: die Gebildeten, die Virtuosen (Max Weber) einer RELigiös lebenden Gesellschaft, verfügen normalerweise über diese Bildungsinhalte, und arbeiten auch mit ihnen. Natürlich arbeiten sie damit auch an ihrer Glaubensvorstellung – sofern sie anfangen sich an ihr abzuarbeiten. Normalerweise ist diese Glaubensvorstellung intakt; in einer genuin RELigiösen Lebensführung, Lebenseinrichtung wird am Glaubenssystem eigentlich überhaupt nichts verändert – das ist da meist gut so, wie es ist, und genügt erst einmal. Es kann aus Kategorien gebildet werden, die aus allen 5 Planungs-Ebenen stammen können, das ganz einfache Gott- oder Weltvertrauen reicht aber schon, das ist die simpelste Optimalhypothese – und die ist genauso gut wie ein platonischer Ideenhimmel, oder was auch immer dazwischen liegt. All diese Glaubenssysteme haben einander nichts voraus – es ist immerzu nur die leitende „Optimalhypothese“, mit einem Inhalt besetzt – so dass man sagen kann: das unterstelle ich jetzt, das glaube ich jetzt (bis auf weiteres). Wenn und solang man das kann, reicht es völlig, und darunter findet dann diese rationale, maximal vorsichtige, aber nicht ängstliche Lebenseinrichtung statt, die mit ebenso vorsichtig-ungeängstigter Exploration, mit Forschung usw völlig vereinbar ist.
Allerdings nur im bezug auf die Reproduktion und eingeengt (was nicht unbedingt auffallen muss) durch die Schranken dieser Einrichtung, denn darüber hinausgehen würde man ja nur, wenn man in irgendeiner Weise verführbar wäre, wenn man in irgendeiner Weise sich etwas versprechen würde. Etwas andres ist es, wenn man Zeit und Reserven an Ressourcen hat, zB weil man abgeordnet ist von seiner Stadt, geh mal hin, erforsch mal diese (Handels)Route – das geht alles – nur eben nicht so gut, wenn man sich allzuviel davon verspricht, und es sich unbedingt lohnen muss; sondern am besten geht es mit experimentell-forschender Grundhaltung; darin ist auch eingeschlossen, dass man erstmal und im Kern immer noch weiter sich um seine Reproduktion sorgt, und wenn in dem Rahmen – etwa einer kollektiven Reproduktion – Exploration möglich ist, nimmt man das als Möglichkeit wahr, wenn sie sich anbietet und zwangfrei erschlossen wurde. Aber nicht vorher, darum weil man damit irgendwie übersteigerte Erwartungen verbindet, und jemand (wer sonst als der Teufel?) einem eingeredet hat, wie grossartig das wäre, und was für eine eine Chance sich da bietet. Solche Chancen nimmt man als experimenteller Mensch nicht wahr. Nur die ganz zwang- und erwartungsfrei zu erprobenden.
16.
Das heisst aber, dass man in diese Lebenshaltung doch mit einer sehr überzeugenden Lerngeschichte eingewiesen werden muss, weil natürlich die hinter dieser Einstellung steht. Die Menschen kommen schliesslich nicht als RELigiös Glaubende zur Welt, so wie sie übrigens auch nicht sprechen können, sie müssen das auch erst lernen (oder ausbilden, wo nicht gesprochen wurde). Dh. diese RELigiöse Einstellung muss gelernt werden, und da gehört die Tradierung, Vermittlung des Weges, der dorthin führt, der Weg des Scheiterns in irgendeiner Weise mit einem der OPP-Stp.e, am besten mit allen, mit dazu. Aus der Geschichte wissen wir: das wird – vielleicht mit Ausnahme gewisser Strömungen des Buddhismus – im allgemeinen vernachlässigt. Dh. also allein den RELigiösen (Glaubens)Inhalt zu vermitteln, genügt nicht – es ist schon so, dass wenn man sagen kann: es wird was vermittelt (und den RELigiösen Inhalt zu vermitteln KANN uU das einschliessen, es werden ja Aussagen gemacht über die Lebensführung… sehr viele sogar, Seelsorge, das gute Leben usw das gepredigt wird vonseiten der Weisheitslehrer oder der RELigiösen Pioniere, oder auch der RELigiösen Lehrer, der göttlichen womöglich sogar) – dann ist das oft meist sehr lückenhaft. Und das heisst nichts anderes als: Das wirklich Überzeugende, das Prägende dieses Übergangs muss immer wieder mühsam nach- und herausgeholt werden aus, sagen wir mal, den Hüllen, die sich ihm sofort anlegen, wenn jemand sie nicht durch Bildungsanstrengung abweisen, abwehren kann, also durch Nachvollzug der Wege, die zu dieser desillusionierten Lebensführung geführt haben. Umgekehrt könnte man sagen, ohne diese Vermittlungs- und Bildungsanstrengung hat einer die Eierschalen noch nicht abgestossen, er ist noch nicht heraus aus dieser bei ihm wieder beginnenden OPP-bedingten Erwartungshaltung. Das heisst, wenn ihm das nicht aktiv ausgetrieben wird und ihm nicht eindrücklich nachvollziehbar gemacht worden ist, warum er das nicht machen soll, schliessen sich an die ihm vermittelten RELigiösen Inhalte die bedingten Erwartungen wieder an. Sie werden Inhalt eines normalplanerischen Erwartungssystems, und das bedeutet auch, dass er den Raum, diese riesige Lücke zwischen der Immanenz und der Transzendenz, wieder zu schliessen versucht. Die Probleme, die er anschliessend damit bekommt, nennt man normalerweise Glaubenszweifel – und wenn die erstmal erfolgreich abgeschlossen sind, also einer gezweifelt und hernach seinen ersten Zweifel befriedigend aufgelöst hat, ist er da noch immer nicht raus. Denn das Ziel aller solcher Tätigkeit, den Zweifel hinter sich zu lassen, ist, sich mit der einfachen Optimalhypothese, die auch tatsächlich Inhalt der RELigiösen Botschaften ist, zufriedenzugeben. Über die ganze Geschichte der RELigiösen Lebensformen hindurch, das sind immerhin mindestens zwei-, dreitausend Jahre, hält dieses Zurücksinken in vor-RELigiöse Einstellungen, aber MIT den tradierten RELigiösen Inhalten, an. Dh. also die Vereinfachung, dieser Ausschluss von normalplanerischen Möglichkeiten, wird rückgängig gemacht, und diejenigen, die zurückfallen, regredieren, sie sehen wieder mehr Möglichkeiten, die sich an die Vorstellungen einerseits, mit denen sie aufgewachsen sind, und die Lebensführung andererseits anschliessen. Das ist dann natürlich ein riesiges Feld, wo gilt: Wenn jemand anfängt, Bedürfnisse auf seine Glaubensvorstellungen zu richten, nämlich dass sie bedingte Erwartungen hergeben sollen, sowohl was die Welt angeht als auch die garantierten Sinn-Zusage, die darin enthalten sein soll – dann hat er zu tun. Dann kann er das für sich beliebig konkretisieren, dann kann er daran rumgrübeln, wie das wohl gemeint sein könnte, in den tradierten Offenbarungen und Predigten, Überlegungen, die seinem Glauben zugrundeliegen, und dann bekommt er es zu tun mit diesen beiden Anteile, also sowohl: dem Welterklärungsaspekt, den er nach der Seite der Welt hin haben möchte, das ist ab dem 2.Stp.: Dass er Wissen von Weltvorgängen aller Art in irgendeiner Weise ordnen möchte, als auch dem Sinn-Aspekt, der ihm Fragen beantworten soll nach dem, was ihn selber betrifft, sein Erweitertes Selbst, sein Kernselbst von mir aus, oder meinetwegen auch nur seine Fragestellung: Was kann ich mir erwarten, was hoffen, worauf führt das hinaus, welche Vervollkommnungsformen wird die Welt annehmen oder wie ist sie überhaupt gebaut, wie MUSS sie gebaut sein, so dass sie (auf Dauer, in letzter Instanz..) gut ist…
17.
„Die Welt ist, wie sie ist WEIL sie gut ist? wie hab ich das zu verstehen?“ Daran arbeitet er sich ab. Und diese ganzen Formen und Inhalte des Sich-Abarbeitens nenne ich in meinem Jargon GLÄUBIG – also gläubig ist nichts andres als normalplanerisch aufgegriffener genuin RELigiöser Inhalt, und das Umgehen damit. Das Auffällige und, wenn man so will: Lärmende am RELigiösen Leben ist praktisch die Arbeit an der Rückkehr in die einfache, genuine RELigiosität, das Sich-Abarbeiten an diesen Erwartungen und das Wieder- oder erstmalige Wegarbeiten dieser Erwartungen (oder auch der diese Erwartungen begündenden Hypothesen), in die man zurückgefallen, oder mit denen man überhaupt gestartet ist, weil man die genuine RELigiosität selbst nicht auf angemessene Weise vermittelt bekommen hat oder sie nicht aufgefasst hat. Was aber auch schwierig genug ist… Denn die RELigiösen Virtuosen scheitern immer daran, das zu predigen also zu vermitteln, was sie sich selber an Errungenschaften erarbeitet haben, und normalerweise sind sie ja auch in ihrer RELigiosität meist nur relativ weit fortgeschritten, aber nicht endgültig. Dh also die ganze Epoche, die geprägt ist vom REligiösen Denken, ist erfüllt von solchen gläubigen Aktivitäten, sowohl vom Ringen um Glaubensinhalte, Welterklärung, Sinnfindung und Sinnstiftung einerseits, und andererseits dem Beziehen aufs Leben – denn der Chorismos, die Trennung von Transzendenz únd Immanenz, soll ja dauernd überbrückt werden, wenn man normalplanerisch herangeht an die RELigion, und da geht es natürlich immer um solche Fragen wie diese, wie sich das Leben ändert, wenn ich zB unsterblich bin usw – das sind alles komplett „wieder-normalplanerische“ Fragestellungen, die Anzeichen sind für unreife, „gläubige“ Formen von RELigiosität.
Und wir können noch etwas sagen: Dass ein fortgeschrittener Inhalt in einem solchen Rahmen, der ihm nicht gemäss ist, aufgefasst und aufgegriffen wird – das begründet Kultur. Also man könnte sagen, richtige Kultur entsteht eigentlich erst dadurch, dass Leute existieren, die einen Inhalt nicht so auffassen, wie er eigentlich aufgefasst werden muss, darum, weil er ihnen nicht korrekt tradiert wird – Kultur ist, so verstanden, ein Mangelzustand. Das heisst, die Normalität, die durch RELigiöse Inhalte geprägt ist, ist eigentlich ein unhaltbarer Zustand – ein Zustand, der aber tatsächlich die Entstehung grosser Kulturräume ermöglicht hat, die durch eine oder mehrere verwandte RELigionen definiert sind. In einem antiken Grossreich hat sich da jedesmal eine maximal entwickelte reife Form von RELigiosität ausgebreitet, dann kann die politische Form verschwinden, und die überlegene RELigiosität (als Weltverhältnis ist sie überlegen) bleibt – das lässt Freiheiten zu, das ist etwas, das zivilisatorisch nicht mehr verschwindet, auch das gehört zur Kultur dazu, dass eben die reife Form von Religosität im allgemeinen so robust ist, dass ihre Vertreter immerfort einen sozialen Selektionsvorteil haben, sie setzen sich durch, sie sind sichtbar die Überlegenen und können das auch immer wieder ihrer Umgebung vermitteln, aber sie können es eben nicht so vermitteln, dass die Umgebung selber letztlich diese Haltung annimmt – sie nimmt nur gerade eben die Überlegenheit wahr: Die sind immer klüger und weiser und kontrollierter, disziplinierter und kollektiv fähiger usw und deswegen sind die auch gerne gesehen als Ratgeber und Richter oder „als Seelsorger“, hingegen als Handwerker Bauer Kaufmann kann man das nicht in dieser Weise ausbilden, weil man sich nicht in diesem Ausmass damit befassen kann, und den Bildungsstand garnicht hat. Geschweige denn, dass man sich auf den fortgeschrittenen Stand der „Virtuosen“ hocharbeiten kann, der eigentlich niemandem wirklich vermittelt wird…
18.
Jetzt wäre die Frage: ob man sich noch mit diesen unvollkommenen Formen aufhält. Ich habe das auch in dem Papier, das sich anschliesst an die Darstellung des chinesisch-kosmologischen Denkens ( https://selbstbestimmung-als-aufgabe.de/untersuchungen-und-bemerkungen-zu/religion/religioes-vormodernes-denken/ : logische grundzüge von vormodernen weltbildern der REL-stufe und ihrer verwendung) lang und breit ausgeführt – die Arbeit an dem RELigiösen Inhalt, das Zweifeln, das Verzweifeln daran und das Sich-wieder-Zurückarbeiten in die reine RELigion. Es ist in Wahrheit alles Gläubigkeit, was dort beschrieben wird, historisch sehr reichhaltig dokumentiert, und im Grunde genommen für das Verstehen des RELigiösen Denkens überhaupt nicht von Belang. Das ist mit den robusten, einfachen Formen, angefangen bei der Rationalität der Lebensführung, erledigt, spätestens, wenn sie über die 5 reifen Kategorien verfügt, und es sagt auch etwas aus über den zivilisatorischen Fortschritt, den das Vorhandensein solcher Standpunkte in einem Kulturrraum bedeutet – es ist tatsächlich sehr viel mehr praktisch möglich, weil solche Leute, die experimentell vorgehen, eine andere Einstellung haben zum Unbekannten. Sie wachsen in das Unbekannte auch hinein, und man kann ganz sicher sagen, dass so etwas wie ein Mittelalter, also das Epochen-Projekt einer Besiedlung von Randzonen mit dem Ziel, dort ein Zivilsationsniveau herzustellen, das ursprünglich mal entwickelt wurde in naturräumlich bevorzugten Regionen, überhaupt nur von fortgeschrittenen RELigiösen Virtuosen, ihren Schülern, ihren Zöglingen, den Gläubigen, die sie erzeugt haben, in Angriff genommen werden konnte.
Wir müssen uns dann fragen, ob es so etwas gibt wie eine Fortschritts- oder Reifungsbewegung in Analogie zu der, die wir bei den Normalplanern gesehen haben, nur jetzt für die genuin REligiösen. Wie sieht ihre Vergesellschaftung aus, und kann es sein, dass sie in IHREN Vergesellschaftungs-Vorstellungen und -Praktiken tatsächlich einen Anhaltspunkt entwickeln für den Fehler ihres Weltverhältnisses – so wie die Normalplaner im Aufstieg durch ihre Stp.e? Also: Kann es sein, dass die Selbstreflexion, die spätestens daraus resultiert (von mir aus auch in gläubigen Formen, denn vielleicht wird vieles von dieser Arbeit auch mit gläubig degenerierten, in OPP zurückgefallenen Glaubensinhalten veranstaltet, und deren Vergesellschaftung, also:) – kann es sein, dass da ein Mangel entdeckt wird? Dem möchte ich mich dann nächstes Mal zuwenden.