Teil II



Vortrag 4c: 5faches OPP-Scheitern als Quelle von Praxis-Kategorien und Glaubensvorstellungen

Der letzte Vortrag liegt jetzt schon 18 Tage zurück, ich hatte zwischenzeitlich schon einmal versucht den nächsten aufzusprechen, und nach 5 oder 10 Minuten abgebrochen, weil die Sache doch ein bisschen komplex ist. Ich vermute mal, dass es auch für die Zuhörer unübersichtlich geworden ist, weswegen ich jetzt zunächst versuchen möchte, die Elemente nochmal in einer geordneten Form zu benennen, aus denen sich der Übergang oder die Übergänge in RELigiöse Denkformen herstellen.

1.
Die Grund-Operation soll nun untersucht werden – die, die wegführt vom Normaldenken.
(Für mich stellt sich „Normaldenken“ immer dar als eine Spalte aus 5 Stufen, den 5 Standpunkten (Stp.en), von unten nach oben ((Miss)Erfolgsgewissheit, Entschlossenheit/Überzeugtheit, Interesse/zulässige Meinung, Gerechtigkeit, Einfühlbares/Empathie – linkerhand davon kommt dann die ebenfalls 5-stufige RELigiöse Spalte, nochmal links daneben die MODerne. Von rechts nach links geht es also vorwärts, von unten nach oben sind es Ausdifferenzierungsprozesse entlang von Erfahrungen mit Vergesellschaftungskonzepten.)

In der Reifung der Vergesellschaftungskonzepte finden zugleich Fortschritte statt im Weltverhältnis, das die Basis dieser Spalte, also hier des Normalplanens, ist – so hatten wir es ja beschrieben. Die Zeilen dieser Spalten haben etwas gemeinsam, nämlich die jeweils dahinterstehenden oder die Rahmen bildenden existenziellen Zeithorizonte:
Der 1.Stp. passt in eine Alltagseinrichtung, Lebenseinrichtung, die auf Probleme stösst und sie löst – befristet, wie lange auch immer das dauert – aber jedenfalls ist das der Rahmen, immer wieder werden Probleme gelöst im Alltagsrahmen.
Der 2.Stp. entfaltet sich im Rahmen einer Lebensplanung, Lebensentwurf, der sich aber einfügt in das, was gesellschaftlich zu dieser Zeit der eignen Lebensfrist darum herum stattfindet, im weitesten Sinn also der „eigenen Generation“ (der Leute mit denen man in seinem Leben, Lebenslauf, zu tun bekommt – und das so, dass es für den Planer absehbar ist.)
Der 3.Stp. wäre dann der Biografien-übergreifende Horizont, in den man sich stellt, oder das Biografien-übergreifende (das eigne Leben überdauernde) Projekt, dem man sich verschreibt oder zugehörig fühlt, das kann eine Familiengeschichte sein mit Vorfahren, Kindern, später Kommenden, ein Dorf, ein Stamm, eine Dynastie, eine Kaste, Klasse, Stand, eine Berufsgruppe, eine Disziplin, die man verbessert, Forschung, Wissenschaft, Kirche, Partei usw.: „Individualität“.
Der 4.Stp ist das, was über das noch hinausgreift und zurückblickt auf alle solche denkbaren Projekte und Gruppen, denen man sich zugehörig fühlen kann, und natürlich auch deren Erfahrungshorizonte, also die normativen Regeln thematisiert, nach denen man sich sein „Projekt“ wählt, dafür oder dagegen entscheidet (sofern man das kann): „Mentalität“ – und
der 5. wäre dann die Besinnung auf die („rationalen“) Regeln, nach denen solche Normen des 4.Stp überhaupt zu bilden und begründen sind. Eine Betrachtung über Rationalität, zugleich die Frage: Was es eigentlich ausmacht, ein rationales, personal verfasstes Wesen zu sein.
Also diese 5 Zeilenhorizonte bilden den Rahmen, und wenn sie mit normalplanerischem Lernen gefüllt werden, dann kommen die 5 Standpunkte heraus, die als Vergesellschaftungs-Stp.e bereits beschrieben wurden.

2.
Der Übergang zur RELigion nun hat eigentlich die immer gleiche Form. Er setzt an allen 5 Standpunkten an, und begründet einen Übergang weg von dieser Ausprägung des Normalplanerischen zu einem im weitesten Sinn RELigiösen Pendant. Ob das jetzt schon eine RELigiöse Vergesellschaftungsform ist, das müssen wir dann noch sehen (Spoiler: nein, ist es nicht) – wie die RELigiösen (Vergesellschaftungs-)Pendants in dem jeweiligen Zeithorizont tatsächlich aussehen, wird sich zeigen. Auf jeden Fall ist es ein Schritt, und zwar der immer gleiche Schritt, weg vom Normalplanerischen auf gleich welcher Stufe, nämlich ((das hatte ich ja schon gesagt beim ersten Vorkommnis dieser Art, auf der 1.Stufe, mit den Schamanen, Hexern, die schlechte Erfahrungen mit Magie und Aberglauben machen und immer wieder reinfallen.. Da hiess es)): Das, was wegfallen muss an der normalplanerischen Praxis, und der Lernerfahrung, die man in ihr macht, ist erstens, das Sich-Orientieren an Bedingtheiten, Bedingungen, die die Regeln ausdifferenzieren sollen, stattdessen soll die Lernregel unbedingt sein, und es soll, zweitens, wegfallen das Beharren darauf, dass man berechtigt ist etwas zu erwarten bzw mit etwas nicht rechnen zu müssen. Diese beiden Kennzeichen, Charakteristika des Normalplanerischen müssen weggearbeitet werden, und das auf jeder der möglichen Stufen des Normalplanens, von der aus der Vorgang eventuell startet – die Träger des jeweiligen Normalplaner-Stp. müssen sich des Bedingten daran, darin entledigen, und des Erwartens. Beides zusammen wird weggearbeitet durch das für alle Bedingungen gültige (insofern unbedingte) Extremwerden, Extremsetzen der Erwartungswerte, also der Negativerwartungswert wird auf ein Maximum gesetzt, ich rechne mit dem Schlimmstdenkbaren, und der positive auch, ich rechne mit dem Bestdenkbaren; dazwischen ist alles möglich; ich bewege mich, im Resultat, maximal vorsichtig, „minimal-optimistisch“ (es ist noch nicht bewiesen, dass es nicht geht), in Richtung einer Besserung meiner Ausgangssituation.

3.
Was aber ist jetzt die Zutat der 5 Ausprägungen des Normalplanerischen – genauer, der 4 Vergesellschaftungs-Stp.e jenseits des 1.Stp (wo vor allem die Zauberer usw „scheitern“)? Ich würde sagen: Sie liefern dieser Grundform des RELigiösen fortgeschrittene Kategorien im Weltverhältnis. Also die RELigiöse Praxis verfügt dadurch (zumindest, soweit sie in ihr (als Bildungsstoff) mit-tradiert werden) von Anfang an über die – über die 5 bzw 4 Stp.e hinweg entdeckten und ausgebildeten – Kategorien – die werden zwar in und durch Erfahrung mit immer komplexerer Vergesellschaftung erworben und ausgebildet – sie haben selbst aber garkeine Vergesellschaftungsverhältnisse zum Inhalt, vielmehr sind sie fortgeschrittene reifere Stufen der Praxis-Konstitution bzw des Lernens, also der Regelbildung, wie man seine Praxis entlang anwachsender (kollektiver) Erfahrung gestaltet. Am Ende kommt dabei eine reife experimentelle RELigiöse Lebensform zustande, deren fortgeschrittene RELigiosität einzig darin besteht, dass eben ein RELigiöses Weltbild für unabdingbar gehalten wird, um das Nicht-Normalplanerische, das Experimentelle daran und darin haltbar zu machen – um es überhaupt auf Dauer sinnvoll erscheinen zu lassen.
Mit diesen Elementen, also der Kategorien-Reifung im Weltverhältnis durch die OPP Vergesellschaftungs-Stufen hindurch, dem Wegbrechen der Bedingtheit und des Erwartens – und der Ausbildung der zugehörigen RELigiösen Denkformen, genauer: der Glaubensformen – ist also die neue Stufe bestückt – sie ist aus diesen Elementen zusammengesetzt, aber das ist so wahrscheinlich noch nicht nachvollziehbar, wenn ich es so abstrakt sage, deswegen möchte ich den Durchgang, der auch ein bisschen mit Fehlern behaftet war, und vielleicht auch deswegen undurchsichtig war, des letzten Vortrags noch einmal wiederholen.
Es fehlt nämlich jetzt noch ein ganz wichtiges Element, und das ist letztlich die Erklärung dessen, wie eigentlich in dem „Scheitern“ auf dem jeweiligen Normalplaner-Stp ZUGLEICH die RELigiösen Ideale, Optima, diese Optimal-Vorstellungen zustandekommen – wie man sich das denken muss – und da ist dann auch die ursprüngliche Intuition angesiedelt, mit der ich diese ganze Theorie begonnen habe. Die resultierte nämlich aus einer längeren Beschäftigung mit vormoderner „Wissenschaft“, die eben genau nicht tradierbar war – die stattdessen diesen gläubigen Charakter hat, also etwa Alchemie, oder bestimmte Formen von Renaissance-Philosophie, also vormoderne Natur- und Weltbilder; und die haben ja bei näherer Betrachtung durchaus Ähnlichkeiten mit ostasiatischen solchen Weltbildern – also daoistischen –
((Tatsächlich wurde ernsthaft erwogen, ich halte es zumindest für sehr plausibel, dass die Alchemie tatsächlich aus dem Mittelmeerraum, von den Griechen ausgehend, als Bildungsinhalt bis nach China gelangt ist, und von da wieder zurück. Dass sie also tatsächlich nach chinesischer Bearbeitung (über arabische und indische Zwischenstationen) wieder ins lateinische Europa zurückkam, und hier dann mittelalterliche und frühneuzeitliche Alchemie bestimmt hat.Wäre es nicht eine wunderbare Illustration dafür, wie leicht und lückenlos RELigiöses Denken aller Kulturräume anschlussfähig ist an das aller andern: Wenn der gesamte eurasische Kontinent an diesem vormodernen Natur- und Weltbild arbeiten konnte…))

4.
Die Schlussfolgerung aus den Betrachtungen über diese vormodernen Weltbilder lautete: Sämtliche RELigiösen Weltbilder machen Gebrauch von abstrakten Kategorien, in denen unser Begründen stattfindet. Das sind die 5 Stufen; und wer jetzt nochmal ans Entscheidungsdiagramm denkt, der weiss, das es auf der Seite rechts vom Pfeil drei Stufen gibt von unten nach oben – die Zwecke – die Ziele/Proritätenlisten – und die Pläne; die Pläne wiederum sind ja eine Auswahl aus den „Strategieentwürfen“ (das ist eigentlich dieselbe Kategroie, die Strategientwürfe sind immer etwas umfangsirecher, die Pläne sind eine Auswahl daraus) – linkerhand stehen die Hypothesen, schön geteilt in objektive und subjektive, also Hypothesen über das eigene Funktionieren, das Begünstigende und das Schädigende einerseits, und Hypothesen über Kausalzusammenhänge und Dispositionen in der Welt; davor noch die Begiffe. Also (die Numerierung der „Begründungsebenen“ im Entscheidungsdiagramm von unten nach oben bzw links nach rechts):
5 Begriffe
4 Hypothesen
3 (Versuchs)Strategieentwürfe>>>(Versuchs)Pläne
2 Prioritätenlisten (die Nebenfolgen beachten)
1 das Nächst-noch zu Wissende und zu Könnende im Vollzug einer Zielsetzung, des Abarbeitens einer Prioritätenliste.
((Das ist ein wichtiger Punkt: Die Pläne sind das, was man in einem Raum, einer Umgebung an Strategie -Entwürfen glaubt verwirklichen zu können aufgrund der Hypothesen für diesen Raum, das ist also etwas räumlich Beschränktes, Gebundenes, man kann den Raum verlassen, dann ist der Strategieentwurf natürlich umfangreicher; aber das Raumbezogene an einem Plan, was man in einem gegebenen Raum so alles nacheinander realisieren könnte, einem Siedlungsraum zb – das wird da bestimmt.))

5.
In 2, der Prioritätenliste (Stichwort: Budget-Aufteilung nach zeitlichen Gesichtspunkten) wird bedacht und berücksichtigt, inwiefern man in 3, dem Plan, dem im gegebnen Raum zu grossen Teilen unveränderlichen, als Rahmen, zeitliche Reihenfolgen einhalten muss; es ist die Entrscheidungsbene, wo man den Plan (das überhaupt irgendwann Auszuführende) feinanpasst an zeitliche Abläufe, an Synchrones, das abläuft und berücksichtigt werden muss, weil es eben eine Nebenfolge ist, die zb den nächsten Planschritt stört, oder man muss sich anpassen an einen Zyklus, der in diesem Raum abläuft, Jahreszeiten sind das Nächstliegende in agrarischen Gesellschaften, und da muss man uU Arbeiten vorziehen, sodass man rechtzeitig am entsprechenden Platz ist, man muss Transportwege einberechnen (man muss nur auch nochmal an die Wichtigkeit dieses Punktes in Kriegsplänen und Kriegsplanungen denken, um zu sehen, welche Rolle dieses Nacheinander spielt) – also das rechtzeitig irgendwo Sein – oder das Sich-rechtzeitig Einrichten auf ein mögliches Ereignis – oder das Berücksichtigen von ausgelösten Nebenfolgen, die begünstigend aber auch schädigend wirken können in den nachfolgenden Etappen des Planvollzugs. Also deswegen ist die Priorität und das Priorittäensetzen das Einbeziehen der zeitlichen Dimension (dass etwas nacheinander stattfinden muss und nicht alles zugleich stattfinden kann, und man deshalb sich überlegen muss, in welcher Reihenfolge man es absolviert.)
Die 1, die Zwecke… das ist die Dimension des Entscheidens, wo uU schon klar ist, was alles zu tun ist, aber trotzdem für die Einzelausführung noch etwas zu wissen oder zu können ist, damit das Anstehende jetzt gemacht werden kann. Das kann zeitlich ganz naheliegend sein – man schaut sich um: wo liegt das, was ich jetzt brauche?, oder man weiss, da wo man ist, da wird sich ein benötigtes Werkzeug finden, man sieht es erst nicht, sucht und findet es, nimmt es zur Hand, so simpel erst – oder aber weitergehende Problemlösungen stehen an auf dem Weg, wo klar ist: es wird gelingen, aber ich muss das Problem jetzt mit dem vorhandenen Material lösen. Das ist also immer das Nächstliegende im Rahmen einer Aufgabe, die durch die Zielreihe jetzt gerade als nächstzulösende oder -erledigende vorgegeben ist.

6.
Die Behauptung ist also nun: Unter extremer Abstraktion von allen Einzelheiten lassen sich die 5 Stufen unseres Handlungs-Planens, unserer Praxis-Organisation und darauf bezogener Regelbildung, als Grundlage entdecken und deuten aller denkbaren Formen von Glaubensvorstellungen. Das war zu dem Zeitpunkt, als ich diese These zum ersten Mal aufstellte, ein im weitesten Sinn empirischer Befund – also dass das zumindest eine Regel ist, um Glaubensvorstellungen zu klassifizieren, und zwar interessanterweise nicht hinsichtlich ihrer Einzelausgestaltung, also ob da nun ein Gott unterwegs oder irgendwelche anderen, Götter, oder eher unpersönlich-mentale Antriebe/Kräfte, oder wie das sonst gedacht wird – sondern es ist das abstrakteste Gliederungsprinzip für Glaubensinhalte gleich welcher Art, das man überhaupt finden kann. Damals war die naheliegende Anschlussfrage: wie kommt man darauf, wie kann man das erklären? Ich meine: Einen ersten Schlüssel für die Erklärung haben wir jetzt in der Hand. Wir können nämlich im grossen ganzen zunächst den 5 Zeithorizonten die 5 Handlungskategorien und Begründungsstufen zuordnen. Wir können also auf Stufe 1 beginnen, und sagen: Im Rahmen von Alltagsgestaltung (= Zeithorizont!) spielt fast ausschliesslich das Probleme-Lösen (Begründungsebene 1) (das können auch durchaus harte Probleme sein) die entscheidende Rolle. Menschen, die erstmal nur in einer festgefügten Umgebung leben oder auch von mir aus eine neue aufbauen, das ist egal – in beiden Lebenslagen müssen sie jedenfalls zeitnah ein Problem nach dem andern lösen, und das ist dann überhaupt nur der Horizont, in dem sie sich bewegen. Unter Umständen ist dann erstmal alles andere in einer festgefügten vormodernen Lebenswelt vorgegeben – was man ist – in was man hineinwächst – mit wem man in welchen Rollen zu tun hat – also die ganze Lebensform und Individualität und die Normen (=Zeithorizonte 2, 3, 4) sind vorgegeben, eben die Normalität, in die man hineinwächst – und in der löst man eben, in der Position, die man einnimmt, mehr oder weniger interessante oder auch belastend-angsterzeugende Probleme (auf Begründungsebene 1= das nächst-zu-Tuende, -Suchende, -Versuchende).

7.
Die nächste Stufe (Begründungsebene 2) wäre dann die, wo man befasst ist mit diesem komplizierenden „Planen mit knappen Budgets“. Das war – wenn ihr euch an den Anfang erinnert – auch eine Dimension des Überraschtwerden-Könnens: mein Gesamt-Budget ist unerwartet falsch verteilt, „was hab ich falsch gemacht“, war die einschlägige Grübelfrage…
Natürlich spielt die Frage: Sind meine Budgets korrekt bestimmt?, auch beim Alltagsplanen eine Rolle, nur ist man dort noch sehr gebunden an und durch Vor-Entscheidungen und Vorgaben (Milieu, Region, Stand, Vorgesetzte…), aber es ist natürlich so, dass sich auch dort die Frage stellen kann, genauso wie sich bereits im Alltags-Planen oder -Problemelösen die Frage stellen kann: Womit muss ich zur Not rechnen, worauf darf ich mich einstellen, was könnte ich versäumen, was zu versuchen lohnt sich – wie lange? Mit den Budgets ist ja eine Planungsstufe (Ziele, Prioritäten) verknüpft, deren vor-entschiedene Vorgaben in diesem „Alltags“-Horizont vorkommen, aber eher als Schranken, in denen sich dieser Alltag notgedrungen bewegt.
Wirkliche Entscheidungs-Freiheit auf dieser Planungsstufe der Prioritäten/Ziele, so dass die genannten Fragen zum Thema werden: „Was macht man als erstes, wie teilt man sein Budget ein, wie verwendet man es, was lohnt sich zu tun und was nicht“ setzt natürlich eine gewisse Freiheit des Entscheidens, der Verfügung über eigene Lebenszeit (oder, als Entscheider, über die anderer…) voraus. Wer die nicht hat, kommt nicht so weit, dass er diese Stufe betritt, und dies Planen mit Zeit (was in welcher Reihenfolge geht, wann muss ich Versuche abbrechen usw) für ihn eine ständig mitgeführte Handlungs- und Absichts-Erschliessungsdimension wird.
(Ich sage: „Erschliessen“, weil „Begründen“ (s.o.) ja nur das nachträgliche Angeben, Explizitmachen dessen ist, was einen beim „Erschliessen“ geleitet hat – die Benennung der Regeln, die man befolgt – Prioritäten die man gesetzt hat, schliesslich was an Erfahrung, Wissen, Vorgaben einen tatsächlich bestimmt hat, ein Handeln zu gestalten, zu planen und seine Absichten in eine Reihenfolge zu bringen usw. Statt „Begründungsebene“ könnte es also ebensogut „Erschliessungs-, Ableitungs- oder Planungsebene“ heissen.)
Das Denken und Planen einer Person hat also diese Dimension regelhaft erst, wenn sie tatsächlich über eigne oder fremde Lebenszeit frei verfügen kann – und dann auch muss – also tatsächlich Verantwortung dafür trägt.

8.
Und das gilt natürlich erst recht für das „Raum-Ausnützen“ (Pläne, Begründungsebene 3): Da kann man sagen, es füllt aus die Zeit-Dimension der Arbeitsteilung zwischen Generationen (Zeitebene Individualität!) – die einen haben schon was vorgeleistet, dann kommt die nächste Generation, die fügt etwas an, und insgesamt wird da ein Raum erschlossen oder eine Eroberung vollendet und derartiges – da hat man natürlich sofort im Blick, dass die Horizonte der Leute viel weiter sind, die solche Entscheidungen treffen… ansonsten – wenn jemand erst einmal dahin kommt, dass er als Pionier in Gelände vordringt, wo vorher niemand war, dann ist das natürlich eine ziemlich verletzliche Position. (Dass man einen Raum als erster betritt, ist wahrscheinlich in frühantiken Zeiten zwar wohl noch möglich gewesen, aber vermutlich gabs da nicht mehr so viel zu entdecken, sondern wo immer man hinkam, waren schon welche gewesen, es war vielleicht nicht besiedelt, aber im grossen ganzen düfte man von den überhaupt erreichbaren Gebieten überall gewusst haben, wie dort die Wege verlaufen.)
Zu einem Raum sich planend verhalten – die Frage beantworten, wie man ihn nutzt, was man darin macht in einem langen Zeitraum, ist als regelmässig zu betätigende Planungsdimension natürlich eher ein herrscherlicher Blickwinkel (Blickwinkel der Angehörigen einer herrschenden Klasse) – etwas nicht alltägliches. Davon abgesehen, können auch Leute, die keine Herrscher sind, von solchen Geschichten hören, und sich dadurch indirekt in diese Position versetzen – es wurde ja schon gezeigt, in welchem Umfang erzählte Geschichte, natürlich auch Geschichten, Vorstellungen, Mythen usw in die Begriffsbildung mit eingehen – als Veranschaulichung von Abstraktem.
Jetzt haben wir also die Dimension der Pläne (als Strategieentwürfe für einen bestimmten Raum…), sofern Einzelne oder Gruppen sie routinemässig betätigen, assoziiert mit Zeiträumen, die Einzelbiografien überdauern (also „Individualitäten“).
Wenn wir uns dann auch noch auf Normen beziehen, beziehen wir uns prüfend, vergleichend auf viele (kollektive) Strategie-Entwürfe und ihre Begründungen (Strategieentwürfe/Pläne: immer noch Begr.ebene 3!), also vor allem das, womit in ihnen gerechnet wird – wir stellen uns also gedanklich „über“ sie; das war ja so etwa die Ableitung, dass das verglichen wird: der Moralist vergleicht, der mal ad hoc zwei konfligierende Positionen beurteilt, wem da jetzt moralisch der Vorrang gebührt, der Richter auch.. der unter moralischen Gesichtspunkten urteilt (wenn er es tut), und auch der (vorgestellte, moralisierende) Gesetzgeber vergleicht das „relative Fortgeschrittensein“ verschiedener Gruppen unter der Frage: „welche Eigentumsverteilung sozial gerecht wäre“ – Aber das sind alles noch sehr punktuelle Perspektiven. Hingegen die wirklich grundlegende Fragestellung in dieser „normativ-verstehenden“ Betrachtungsweise ist ja: Wie eigentlich die Standpunkte durch Lernen aus Erfahrung zustandekommen, mit denen man es da zu tun hat – warum Forderungen berechtigt sein könnten aneinander, und was da eigentlich „gleichweit fortgeschritten in seiner Entwicklung, seiner Individualität“ heissen könnte.

9.
((Hier ist jetzt gleich noch ein Mangel richtigzustellen, der noch in der (eben erwähnten) Erstableitung von moralischem Denken vorkam.))
Das (mögliche) Ineinandermünden von Individualitäen, von Projekten und Entwicklungsgeschichten unbestimmt grosser Gruppen, denen sich jemand zugehörig fühlt, – das ist eigentlich erst Gegenstand von Staatsmännern/menschen/ allenfalls bewussten „Staatsbürgern“ – aber bei ihnen dann zwingend; die Interessen-Ordnung, die Staatsordnung ist eigentlich immer darauf angelegt, die einander widersprechenden Projekte der verschiedenen, den Staat bildenden massgeblichen Interessengruppen (Klassen) oder auch (einflussreicher) Einzelner (zB früher: Fürsten…), so zu lenken, dass sie ein gemeinsames Projekt bilden. Man könnte es fast schon als die Staatsaufgabe (Konsensstiftung, Ziel- und Interessenkonflikt-Lösung) schlechthin auffassen: darauf hinzuwirken, dass es zu einer weitgehend einheitlichen bzw mwehrheitsfähigen Staats-Individualität kommt. Die Regeln, die dabei zu beachten sind, sind dann die „bewährten“ der Staatsräson, also Regeln des Umgangs mit Chancen und Risiken, die sich (wie man aufgrund langer und immer weiter sich verlängernder historischer Erfahrung weiss) auf diesem prekären Ordnungs-Bildungs-Weg einstellen können – Regeln, mit denen der Herrscher oder Richter oder Gesetzgeber arbeiten muss.
Und das heisst also jetzt, eine Stufe weiter (wo wir uns auf die Normen besinnen, nach denen das geschehen soll) (also nicht bloss empirisch begründet: „hat funktioniert, hat sich bewährt“, sondern wie es sein SOLL – das hatten wir ja schon gesagt, das ist die idealistische Sphäre, da gehts jetzt nicht mehr um die Realität, sondern um die Rückbesinnung auf die Normen, was generell sein soll) : Da werden die Individualitäten jetzt tatsächlich systematisch verglichen, es muss das gesamte Inventar an möglichen Individualitäten nebeneinander gelegt werden, und das, was da rauskommt, sind eben in Wirklichkeit die hypothetischen Maximal- oder Minimalpunkte, über die es nicht hinausgeht, oder unter die es nicht fallen kann – also wie alles bestenfalls und schlimmstenfalls verlaufen kann, und das ist HYPOTHETISCH – ist nicht sicher, aber damit muss man rechnen – nur dass es eben im Rahmen einer Erwartungsstruktur angenommen ist – es ist trotzdem eine Hypothese, eine Hypothese, die zu Erwartungen berechtigt, dass bestimmtes gelingen kann, und darüber hinaus wahrscheinlich nichts mehr. Und dieses: Dass man auf diese Weise tatsächlich seinen Erwartungshorizont bestimmt, entdeckt derjenige, der jetzt nicht nur Vorhandenes, sondern auch mögliche Indivdualitäten prüft oder solche aus ganz anderen Zeiten und anderen Reichen und Staaten, und sich fragt, wie haben die das denn gemacht, und was gabs und gibt es denn überhaupt an möglichen Plänen und Individualitäten – was haben denn Leute schon versucht, und nicht erreicht, oder wider Erwarten erreicht, und wie ist die allgemeine Struktur? Und da kommt er nun tatsächlich auf diese Kategorie der Hypothese, die ihn auch dazu bringt, überhaupt erstmal mit dem Hypothetischen (vor allem der Andern), mit dem (von ihnen) Angenommenen, mit dem (uU vergeblich) Versuchten, dem bis auf weiteres mal „so tun, als ob das hypothetisch Erwartete eintreffen wird, bis es nicht mehr geht oder es anderweitig widerlegt wird, da unmöglich oder unsinnig“ sich auseinanderzusetzen.

10.
Die Kategorie Hypothese kommt also verrückterweise erst auf diesem (überzeitlichen) Niveau des Reflektierens (und damit: Des-Sich-Stellens zu bzw) über Praxis und Praktiken („Pläne usw“) richtig explizit ins Spiel. Und das ist natürlich noch einmal eine Horizonterweiterung, so wie schon das Betreten der staatlichen Planungsebene eine Horizonterweiterung war. Und die dritte und letzte Horizonterweiterung, die jetzt noch aussteht, verbindet sich mit der Frage, was ist dem allen gemeinsam? Und was daran ist rational und allgemein verbindlich („darf von PERSONEN als solchen erwartet werden“)? So, könnte man sagen, wird daran nun der BEGRIFF des Ganzen gebildet – also hier denken Leute nochmal eine Stufe höher nach, nicht mehr über eine Vielzahl von Möglichkeiten (die sie sich hypothetisch zueigen machen könnten, weil es auch ihre sein könnten), sondern über das, was Einheiten in dieser Vielzahl von Möglichkeiten bildet im Unterschied zu anderen – fassen riesige Gruppen von Möglichkeiten unter relevanten Gesichtspunkten zusammen und unterscheiden sie von andern, und da wird von ihnen also auch das Begriffliche erschlossen.
Zwar sind Begriffe und Hypothesen bereits in jeder Alltagspraxis vorgekommen, obwohl auf diesem systematischen Niveau jetzt es meist nur noch „professionelle“ Denker und Ideologen sind, die hier aktiv sind – ihre Praxis findet, wenn überhaupt, davon getrennt, anderswo statt. – Und da ist es nun nicht so, dass diese ihre Praxis (der in ihr verfolgte kollektive Plan) oder die Praxis irgendeines ihrer Zeitgenossen bis dahin je (wie im Entscheidungsdiagramm beschrieben) aus der Gesamtheit der vorhandenen Strategie-Entwürfe ausgewählt wurde, die ihrerseits aus der Gesamtheit der vorhandene Erfahrung der Subjekte mit sich und der Welt verarbeitenden Hypothesen erschlossen wurden. – So genau nicht. Dann wären sie ja keine Normalplaner mehr. Und wie wir gleich sehen werden, werden sie das auch als RELigiöse so nicht ohne weiteres praktizieren.
Sondern:
Wir haben jetzt diese 5 Handlungsgestaltungs- oder „Begründungs“-Dimensionen, die sich in einem historischen Reifungsprozess, einer gewaltigen Bildungsarbeit, die durch die gesamte Frühantike und Antike hindurch anhält, erschliessen – aber so explizit und bewusst eigentlich nur THEORETISCH, und so, dass allenfalls die Begriffe für diese Planungs- bzw Begründungs-Dimensionen (und ihre diversen Elemente: Einzel-Gründe) verfügbar sind (etwa auch in Gestalt der „psychologischen“ Zuschreibungen solcher Einzelgründe an Einzelpersonen, bzw Bekundungen („Selbstzuschreibungen“) solcher Einzelgründe in Dialogendurch einen Sprecher)…

11.
…und wir haben dazu die immer gleiche Operation des Übergangs durch „Scheitern“ von Normalplanern auf den verschiedenen Begründungs-Stufen bzw Zeithorzonten in eine RELigiöse Form, die für sich aber uU nicht haltbar ist.
Der Beitrag dieser Reifungsbewegung durch die normalplanerischen Vergesellschaftungsprozesse ist: dem RELigiösen Denken eine dieser weltzugewandten, reiferen Kategorien zu liefern, die im normalplanerischen so gerade eben, eigentlich nur in diesen extrem fortgeschrittenen Situationen (Zeithorizonten incl der „überzeitlichen“), zugänglich sind. Das RELigiöse Weltverhältnis, zumindest das der gebildeten Erben der entsprechenden Bildungstradition, fängt hingegen gleich mit ihnen an. Das setzt natürlich voraus, dass ihnen die 5 Kategoriengruppen tatsächlich auch geliefert werden. Und diese Anlieferung, dieses Umgestalten einer sich aus den Vergesellschaftungskonzepten ergebenden Reifungskategorie des OPP Weltverhältnisses, in Umbildung zu einer eigentlich erst weltbezogenen RELigiösen Version dieser Kategorie, findet immer statt, indem dieses vermeintlich zu Erwartungen berechtigende und das Empirische daran weggesprengt wird. Dass es zu etwas Unbedingtem und zugleich nicht mehr mit Erwartungen Verbundenem umgestaltet wird, ist wohl eine andere Ausdrucksweise dafür, dass es experimentell wird, eine Experimental-Hypothese. Und jetzt fehlt ihr nur noch eine Bestimmung, damit wirklich ein RELigiöses Glaubensgebilde daraus wird, und das wäre die OPTIMALität. „Optimalhypothese“ ist mein übergreifender Ausdruck dafür.
Das Spezifische an den RELigiösen Optimalhypothesen (als Resultat ihres Hervorgehens aus den Reifungs-Schritten in der normalplanerischen Reflexion der eigenen und kollektiven Praxis) aber ist: Dass in ihnen aus „Subjektivem“ (solchem, das „Subjekten“, Personen, zugeschrieben werden kann, ein momentaner psychischer Status – da kommen all die Sachen vor (weil sie ja was planen), wie: Gründe, die sie haben für ihre Planungen, Dispositionen zu Handlungen, (Versuchs)Absichten usw – das alles macht zusammen ihren momentanen psychischen Zustand aus) – genauer, aus dem Vokabular, mit dem wir subjektive, innerpsychische Zustände,Vorgänge, Dispositionen uns und andern zuschreiben (was natürlich kulturell geprägt und ausgebildet wird) – die Redeformen genommen werden des RELigiösen Redens und Denkens. Daher natürlich auch der Gedanke, dass die Gruppen bzw Stufen an Gründen, die es überhaupt gibt, das Inventar liefern für diese mögliche Redeformen. Aber ich habe jetzt gesagt, das Hypothetische entsteht durch die Unbedingtheit und das Wegsprengen des Erwartens; die Optimalhypothese ist nicht mehr an irgendeinen Raum gebunden, das macht dieses Unbedingte aus – aber dass sie jetzt mit diesen Inhalten gestaltet wird, dass das Best-denkbare immer eine ideale Form von Grund darstellt, das muss jetzt erstmal noch erklärt werden – warum ist das so? Ich habe das früher immer so ausgedrückt: es ist ein bis zum Beweis des Gegenteils oder der Unmöglichkeit angenommenes Bestdenkbares, das man seinem Handeln zugrundelegt als Hypothese (damit ist das Handeln als Experiment gekennzeichnet), und der Inhalt dieser Hypothese ist immer ein für unbestimmt bis zu einem Optimum steigerbar erklärtes Subjektivbes – ein psychischer, ein mentaler, ein GEISTES-Inhalt. Seeleninhalt. Bewusstseinsinhalt… Unbestimmt(-wie-gedacht)e Maximal-Steigerung (bis zur „Optimalität) eines solchen Inhalts: Das ist also jetzt eine wichtige Erweiterung, ein wichtiges weiteres Merkmal RELigiöser Glaubensvorstellung. und wir müssen uns kurz klarmachen, wie man darauf kommt.
hier ev anm zum thema: REL denken bezieht sich auf eine totalität, die GANZE welt und das den begriff des ALLwissens, ALLverstehens, ALLmacht(können usw)… ALL= überall, allgemeingültig= unbedingt!

12.
Das „Schamanen-Scheitern“ unten auf der untersten Stufe 1 für sich liefert noch nicht viel: Wenn da der Übergang ins RELigiöse stattfindet, bleibt, so hatte ich das ausgedrückt, nicht mehr viel übrig ausser absolute Resignation, „Ausgeliefertheit“. Diese Resignation hat allerdings – wenn die Erwartungswerte immer weiter auseinandergehen, so dass ich nach der einen Seite immer vorsichtiger werde mit meinem Erwarten – auf der andern Seite, als Gegenstück, die Maximierung, die Optimierung des positiven Erwartungswerts, also dessen, womit ich im besten Fall rechnen könnte. Also die Werte rücken immer weiter auseinander – das war die gewissermassen begriffliche Evolution, die auf dem Weg zum REligiöswerden auf dieser Stufe zurückgelegt wird. – Und da kann man sagen: Auf dieser Stufe ist das zumindest implizit gedachte Optimum, dass, wenn ich ein Problem habe, dann doch irgendwoher eine Lösung kommen wird, es irgendeinen Tipp oder Trick, ein Gewusst-wie gibt, und somit die Lösung in und hinter der Welt, unbestimmt wie, verborgen, aber vorhanden und insofern auch prinzipiell auffindbar ist. (Erinnert das nicht schon sehr stark an gewisse „regulative Ideen“ bei Kant?) Was ICH zur Realisierung eines Zwecks, bei Lösung eines Problems, noch nicht kann, weiss usw ist also irgendwo schon vorhanden (etwa als „Wieder-Erinnerbarer“ Bewusstseinsinhalt…). Und da ist dann die Urform dieser Gedanken oder Begriffsbildungen vorgeführt, die zur spezifisch RELigiösen Optimalhypothese führen, nämlich: Mein Mangel (auf der jeweiligen Stufe) gedacht bis hin zu einer äussersten Grenze, aber auf eine unbestimmte Weise – also ich bin hier das mickrige ausgelieferte Wesen, aber in und hinter der Welt ist das Wissen(-wie, -wo, -wann…), und auch Können, Verständnis usw das mir fehlt, schon verborgen.  Das könnte jetzt „empiristisch“ auffassen, als: das zu Wissende, der WissensGEGENSTAND ist dort verborgen, und durch empirisch Tätigwerden und Weltkennenlernen zu entdecken – aber so ist es nicht gemeint; sondern DAS WISSEN und KÖNNEN SELBST das mir fehlt – DAS genau ist in der Welt. Und die RELigiösen Bebilderungen dieser Vorstellung haben immer auch etwas zu tun damit, dass man Winke, Signale bekommt – die können natürlich auch zugeflüstert sein, es können auch Botschaften sein, aber so richtig systematisch ausgebildet ist das die allgemeine Erwartung, dass irgendwo an den Dingen und in den Dingen Gebrauchsanweisungen für ihre Handhabbarkeit, ihre technische Verwendbarkeit und Verwertbarkeit liegen. (Klassisch begegnet das systematisch ausgebildet in der Signaturenlehre von Paracelsus. Da ist so etwas enthalten. Aber auch manche Orakel-Praxis hat etwas von der Art – also sie ist – und da kommen wir ja jetzt schon ein bisschen ab, weil wir in die RELigiöse Praxis reingehen und die Ritualpraxis – die zum System, zum Glauben ausgebildete Erwartung (unter der System-OptimalHypothese), dass wann immer ich gewissermassen an die richtige Stelle die richtige Abfrage-Installation halte (einfacher: ich richte meine Frage an eine Instanz, uU genügt dass ich die Frage DENKE), dann bekomme ich wirklich die gesuchte Antwort/Botschaft reingeschrieben – das klingt zwar immer noch nach Aberglaube, aber wenn es in eine Systematik eingebaut ist, also wenn es nicht so ad hoc „da hat sich was bewährt“ gedacht ist, sondern wenn es einer systematischen Erwartung entspricht, die durch nichts mehr erschütterbar ist („muss so oder so ähnlich sein.., im Prinzip“) – und wo man sagen kann, dass das Ritual selbst keinem Wirk-Zweck mehr dient – sondern es ist gewissermassen nur noch Ausdruck oder Bebilderung der (systemisch-optimal-hypothetischen) Erwartung ist, dh wenn sichs bestätigt, dann ist es gut, wenn nicht, suche ich weiter – dann hat man den Übergang in ein Weltbild gemacht – den Übergang nämlich in bzw zu: SO muss es sein, das ist eine SICHERE Erwartung – dem kann man zwar immer noch dazu hinzufügen: bis zum Beweis des Gegenteils, muss man aber nicht… sondern es ist gewissermassen das, was als einziges (zu erwarten) übrig bleibt – andernfalls macht die Welt keinen Sinn (DASS sie welchen macht, ist bis auf weiteres anzunehmen). In der Weise reden ja auch RELigiöse Gläubige, allenfalls ist die Tatsache, dass sie sich im allgemeinen auf diese spezielle Form kaprizieren (dass das RELigiöse Weltbild die Form annimmt eines Gottes, Götter, sonstwas, die dem Gläubigen was zuflüstern werden, wenn es gebraucht wird – die rettende Einfälle liefern – rettende Winke usw ), geschuldet dem Horizont, in dem sich das Denken dieser Leute auf der 1.Stufe bewegt, sie sind Alltagsproblemlöser, und ihr Bestdenkbares nimmt eben die Form an: Die Alltagsproblemlösungen liegen fertig aber verborgen in der Welt – das ist ihre Glaubensvorstellung, ihr Bestdenkbares, das sich mit dieser Kategorie von handlungsbestimmenden Momenten ausdrückt und konkretisiert. Anders können sie es sich nicht vorstellen – so MUSS doch das bestdenkbare sein – und das wählen wir einstweilen zu unserer leitenden Hypothese. Im Prinzip. Bis zur Widerlegung (oder Überbietung…)
Wir haben also nun dieses Übergangs-Muster für „Scheitern“ ab dem 1.OPP Stp:
1. flächendeckend=“unbedingt“
2. Erwartungsfrei-Werden= starres Maximalsetzen der (hypothetisch zu erwartenden) negativen Rahmenwerte=experimentell-vorsichtig und grundsätzlich „hypothetisch“ Werden, und
3. der positiven Rahmenwerte=((hypothetisches) Ideal/Optimum Denken. Letzterer Begriff gewonnen aus dem der „Mangel-Erfahrung“ auf einer gegebnen Begründungsstufe – als dessen gedachte maximale Überwindung als „im Prinzip“ in der Welt bereits irgendwo anschlussfähig für uns verfügbar…

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…und das kann nun als Vorbild dienen für die Rekonstruktion derselben „Sprengungs- oder Scheiterns-Operation“ bezüglich des OPPortunismus auf dem 2.Stp:
Normalplaner auf der 2.Stufe – das waren die Entschlossenen/Überzeugten, die ständig dieses berechnend-„lohnende“ Verhältnis zu Sachverhalten haben, die sie behaupten, und die autoritäre Gläubigkeit an den Tag legen, was das angeht, denn so, wie sie „entschlossen“ sind, so sind sie auch entschlossen etwas von ihnen Unterstelltes oder Vermutetes mit grosser „Überzeugtheit“ gegen andere geltend zu machen und von denen Anerkennung einzufordern für dieses entschlossen oder überzeugt Geforderte (an Stellen, wo es sich aus ihrer Sicht nicht mehr lohnt noch weiter zu forschen und prüfen usw). Leute mit solchen Einstellungen bekommen natürlich auch zur Genüge desillusionierende Erfahrungen vermittelt durch die Welt, sodass sie immer wieder ernüchtert feststellen müssen: Ihre abgrundtief sicher vorgetragenen „Überzeugungen“ stimmen nicht, ihre Überzeugtheit wird erschüttert. Wenn nun diese Erschütterungen ihren OPPortunistisch bewährten Rahmen sprengen und als überwältigend, flächendeckend, auf allen Gebieten usw (insofern: unbedingt) erlebt werden – dann kann man sich fragen, was für das Neueinsetzen in einer desillusioniert-RELigiösen Praxis aus diesem (gegenüber dem der 1.Stufe etwas fortgeschritteneren) Standpunkt eigentlich an praktisch-„kategorialer“ Reife zu gewinnen ist? Alles, was man den zuverlässig auf der 2.Stufe Angelangten zugeschrieben hatte als eine solche kategoriale Reife, war doch: dass sie ihre Erfolge und Misserfolge als zusammengesetzt denken aus ihren subjektiven Anstrengungen und Bereitschaften einerseits, andererseits einem Wissen und vor allen Dingen auch Nichtwissen, wo sich oft genug nachträglich herausstellt, dass man es lieber vorher schon gewusst hätte. Die zu beidem gehörende Entschlossenheit (mit der etwas als berechtigt gefordert wird, und speziell eben auch Zustimmung zu einer Einschätzung, von der man (auf seinen Grundlagen) überzeugt war) wird hier natürlich weggeschliffen durch zugehörige Ernüchterungs-Erfahrungen, die in die Experimentalität führen. Vorher, bei Übergängen nur auf der 1.Stufe, fühlte man sich bereits „ausgeliefert“ und operierte ab da maximal vorsichtig; das hier ist nun die Erweiterung: Im Umgang mit seinen „Rechten“ trumpft man nun auch nicht mehr auf, das Expansive des Entschlossenseins ist ganz zurückgenommen in dieses ruhige Haushalten mit den Kräften im Angesicht dessen, dass noch nicht sicher ist, dass ich in dieser Welt alsbald untergehe – also diese ganz vorsichtige skeptische Verhaltensweise ist da eigentlich jetzt erst richtig ausgeprägt, weil sie eben auch einhergeht mit einer Freiheit im Bezug auf das Dazulernen – also dass meine Praxis tatsächlich einen Freiheitsgrad hat, wo ich mit aller Skepsis vorsichtig Wissen erwerben und etwas zu meinem Vorteil anders gestalten kann – das ist also ab dieser Stufe vorhanden, und wird als Erbe an alle nachfolgenden RELigiös Planenden und RELigiös Lebenden weitergegeben.

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Die 1.Stufe dieses Ausgeliefertseins und mit Nichts-Mehr-Rechnens könnte man beschreiben als eine Einstellung, bei der man mit dieser maximalen Zurückgenommenheit trotzdem nicht aufgibt. Also nicht aus Angst vorm Tod Selbstmord begeht. Dieses Minimale – das ist eigentlich der Ertrag aus dem RELigiös-Werden des 1.Stp.s, und es ist somit das Beharren auf einer Lebensform, die funktioniert, wo man sich nicht mehr durch Chancen zur Kraftreserven aufbrauchenden Expansion verführen, aber auch nicht durch Risiken ängstigen lässt. Der zusätzliche Beitrag des 2.Reifungsschritts hin zur RELigiösen Ernüchterung, wenn die ausgehend vom 2.Stp. OPP aus durchgemacht wird, bestünde dann darin: Dass in diese maximal vorsichtige und beibehaltene, durchgehaltene, nie expandierte sondern extrem konservative Lebensform…
in der verrückterweise, obwohl oder gerade weil sie experimentell ist, also ein einziges Experiment.., keine Experimente gemacht werden im Sinne von: versuchte Sprünge in Richtung einer Besserstellung
…jetzt BEWUSST ein dynamisches Element eingefügt wird, und zwar durch den neu hinzukommenden Gedanken des Jederzeit-Zusammengesetztseins der Lebenseinrichtung. Sie ist aber zusammengesetzt dh. ich, der in diese Lebensform eingefügt ist, kann durchaus Wissen erwerben, das mir Chancen erlaubt sie zu ändern, und zu bessern. Aber ich muss skeptisch sein, muss vorsichtig sein, ich darf nicht auftrumpfen (im Sinne eines grosspurigen „ich bin davon überzeugt, das leuchtet so sehr ein, das muss ich doch nicht mehr prüfen,…“), sondern muss immerzu ganz vorsichtig (und in diesem Sinn: experimentierend) das nächste tun, und das, was sich dann immer mehr bewährt, das nehme ich in meine Routinepraxis auf, aber immer im Bewusstsein, dass es auch scheitern kann. – Also dieses dynamische Element wird da hinzugefügt: Ich kann Nützliches dazulernen und Wissen erwerben – auch und sogar als dieser experimentell Lebende, dieser ganz vorsichtig Zurückgenommene, der nicht expansiv wird.

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Das nächste Element ist dann natürlich, dass ich vonseiten des 3.Stp die Kernselbst-Kategorie übernehme – ich bin einer, der in beliebige Umgebungen gelangen kann – der mit seiner leiblichen Existenz, auf deren Erhalt er natürlich achten muss, in ganz andere Umstände geraten kann – vielleicht legt er es nicht darauf an, vielleicht macht er es aber auch mit Absicht – das ist jetzt garnicht enscheidend, sondern er KANN es einfach – und dieses Bewusstsein, ich, ICH lebe immer noch – das ist die Kernselbst-Kategorie gewissermassen in praktischen Termini gedacht. Und natürlich kann ich mich dann auch in den ganz andern Umständen mit den bereits oben genannten und vorher schon entwickelten Einstellungen zurechtfinden, und dort eine neue Geschichte oder Individualität beginnen – und die zugehörigen Pläne entwerfen. Damit haben wir zwei weitere Horizonte (aus dem 2. und 3.Stp), aus denen jeweils Mängel, Zurückbleiben gegenüber einem denkbaren Maximum oder Optimum abgeleitet werden können, und damit das betreffende Optimum, die erste der beiden, die aus dem 2.Stp erschlossene, wäre folgende:
Ich habe eine zeitliche Umgebung, auf die ich mich vorsichtig einstellen kann und muss, es gibt Schwankungen in meiner Umgebung, aber sie müssen mich nicht umbringen, ich kann sie kennenlernen und damit rechnen lernen. Man könnte das so konkretisieren: Dass ich mit ineinandergreifenden Zyklen konfrontiert bin in der Welt, die in ihrer Summe schlechte und günstige Zeiten erzeugen, die ich vorsichtig nutzen kann, aber nie mit Überschwang oder Hoffnungen – sondern immer nur mit dieser maximalen Vorsicht – und das sind eben die ganz vorsichtigen, skeptischen Expansions-Möglichkeiten, die ich nutzen kann. Das Weltbild, das dazu gehört, ist eine Art Wellenmuster, sich überlagernde Zyklen -das ist ausgeführt worden auf der Website in dem Text, mit dem versucht wurde, einige chinesische kosmologische Ideen zu erläutern – da spielt dieses Schwingen eine grosse Rolle, dieses yin und yang, die da ineinander übergehen, nie einseitig maximal werden, sondern immer wieder zurückschwingen und ins andere übergehen, das ist also gewissermassen das Versprechen oder Prinzip, dass die Welt nicht entgleisen kann, selbst wenn sie vorübergehend einen ungünstigen Verlauf nimmt, und auch das günstige eigentlich nie überschwänglich wird, sondern wieder zurückschwingen wird; dass ich umgekehrt mit einer endlichen Zahl von möglichen Ausprägungen konfrontiert bin, die ich wieder und wieder finden werde, sodass ich im grossen ganzen dieses Budget, mit dem ich arbeite, und das ich verteile, dem zwar anpassen muss, wobei ich die richtigen Prioritäten setzen muss, aber dabei eigentlich nie wirklich endgültig abstürzen kann, weil es immer auch wieder anders kommt. Das ist die Konkretisierung des abstrakten Optimums, dass ein Budget an Energien, sagen wir mal so: sich zwar verlagern kann in seinen Einzelbestandteilen, und auch ortsgebunden gewissermassen hin und her schwingen kann und sich da was überlagern kann, verschiedene Qualitäten, an Zwecke gebundene Kräfte, aber dass das nie wirklich vernichtend werden muss, und alle Vernichtung, alles Nichtig-Werden bloss vorübergehend ist.
Anm. Biomorphe Welt-Elemente bei Aristoteles…
Die Umgangsweise wiederum mit der noch weiter gehenden Kategorie, wie sie eben im 3.Stp vorgefunden wird, wäre dann eben dass man sagt: Es wird immer wieder dahin kommen, dass verschiedene Erfahrungen, Erfahrungsgeschichten Individualitäten, Gruppen, Biografien, auch meine Gruppe zu der ich gehöre, in einer Ordnung (der Natur) stattfinden, in der sie aufgehoben sind. Und auch wenn das jetzt vorübergehend deasaströs ist, ist doch als Ideal anzunehmen bis zur Widerlegung, dass die Welt – eben durch das Mass der Negativfolgen des Abweichens, des Weglenkens aus der Ordnung,  uns den Weg zurück in unseren richtigen, nichtmehr ordnungs- oder natur-widrigen, und dann auch Best-Zustand zeigt – sodass sich die Ordnung oder Natur oder der Gotteswille oder DAS GUTE auf die Weise immer wieder durchsetzt gegen alle, die dagegen verstossen – das eben ist das wichtige dabei –  und ich, das Kernselbst, das auf sich achtet und auf seinen Erhalt achtet, kann in die unterschiedlichsten Lagen gebracht werden und trotzdem überleben und einen Anschluss erleben, der es weiter voranbringt. Also selbst wenn es vorübergehende „selbstverursachte“ Rückschläge gab, ist doch die Tendenz immer optimistisch in Richtung dieser Ordnung, die es mir, diesem Kernselbst, erlaubt, selbst in schlimmsten Katatstrophen mir immer wieder eine neue Existenz aufzubauen, und von da aus fortschreitend, in den Zustand der Gnade, Naturgemässheit, Sündenfreiheit usw zurückzukehren.

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Und jetzt können wir nochmal auf dem 4.Stp die gesamten ineinander mündenden Individualitäten – die vorläufigen Extremalpunkte (die möglichen Welt-Ordnungen) in eine Rangfolge bringen – wir können sie miteinander darauf hin vergleichen: Wie hoch sie zielen, wie vorsichtig sie sind, mit wieviel oder wenig schlimmem in ihnen gerechnet wurde, und auf diese Weise eine Skala der hypothetischen, der vorläufigen, der prekären Zielpunkte, die allenfalls für erreichbar gehalten werden, entwerfen, und uns über diese Skala stellen. Wir haben das Erschütterbare erlebt, wir haben es vor uns, diesen Begriff des jederzeit Erschütterbaren, jeder denkbaren solchen vorläufigen Festlegungen, und damit liefern wir dem RELigiösen Denken diesen Begriff des nur Hypothetischen, des Experimentellen, des Nur-Versuchten, und jetzt bleibt natürlich die Frage: Und was ist das Nichtbedingte daran? das kann im Rückblick tatsächlich sogar schon entdeckt werden, denn diejenigen, die soweit gelangt sind, dass sie solche Betrachtungen anstellen können, haben natürlich bereits RELigiöse Gebilde vor sich – haben bereits etliche solche Denkformen historisch erfahren, in denen die Bedingtheit und das Erwarten weggesprengt wurde – und das heisst also auch: Diese immer weiter gehenden Extremalpunkte können sie entdecken, die die vorhergehenden überbieten – als Grenzwerte, auf die es letztlich hinausläuft.
Und damit ist auch klar, dass dieser Begriff des Hypothetischen, der Entwicklungsgeschichte – die Welt macht eine Entwicklung zum besseren durch – sie ist nicht nur DIE EINE zweckhafte Ordnung, in der immer wieder alle entgleisenden Zwischengeschichten, Zwischen-Entwicklungen zurückmünden ins grosse Ganze, das dann wieder wohlgeordnet ist, sondern sie macht tatsächlich sogar eine Entwicklung durch, sie entwickelt sich hin besseren Ordnungen – eine weitere Grundfigur ist, zusammen mit diesem Begriff des Hypothetischen, bloss vorläufig Gelingenden, auf das man sich nicht verlassen, das man vorsichtig trotzdem erproben kann, und zwar indem man eine Reihenfolge einhält, wo nichts übersprungen wird – das ist noch ein weiterer und sehr wichtiger Gesichtspunkt – denn natürlich haben die Normalplaner ja auch den Gesichtspunkt, dass etwas prekär ist, dass es vielleicht nicht klappt, es bloss eine Chance ist, aber so verführerisch, dass man versucht sein könnte, die Zwischenstadien zu überspringen und gleich viel weiter zu sein – oder es kann eben auch etwas Schlimmes passieren, auf das man sich am besten gleich vorbereitet unter Opferung aller andern Chancen und aller anderen Risiko- Bekämpfungsmodi – also diese sprunghafte Art des Zielsetzens und Planens – die wird hier auch ausgeschlossen – dh es gibt hier auch so etwas wie den Gedanken einer Stufenleiter, in der man bei vorsichtiger experimenteller Planung keine Stufe überspringen sollte, sondern es gibt eine sinnvolle Reihenfolge dessen, was als je nächstes ansteht im Zuge dieser allgemeinen Besserung. Das ist der Beitrag dieser Denkform zur RELigiösen Praxis; und zu den Glaubensvorstellungen wird eben diese Entwicklungsvorstellung beigesteuert – Welt im besten Fall macht eine Entwicklung durch zum Besseren und Vollendeten.
Das könnte auch die Form annehmen, dass die Welt vorübergehend in einen schlechteren Zustand gefallen ist, es ist fast das Grundmuster aller RELigiösen Geschichtsbilder: Es gibt einen Ur-Sündenfall, eine – das ist natürlich der Prototyp schlechthin dafür – Anfangs-Entgleisung, und ab dann geht es individuell oder für die Welt insgesamt wieder aufwärts, es gibt eine Möglichkeit wieder Anschluss zu finden an den Idealzustand, auf den alles zustrebt. Also das ist eine Variante dieses „die Welt wird besser“ – weil dann könnte man sagen: Was für ein bodenloses Optimum wäre das denn auch, wo das Beste nicht schon längst da ist und immer schon da war und sein wird, und wo das alles nicht nur Episode bleibt, dieses Sich-Bessern. Wenn man versucht, das Ideale mit diesen Kategorien zu denken, ist es kaum zu vermeiden, dass man es SO denkt.

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Und jetzt also die 5. und letzte Stufe – da hatte ich schon gesagt, da wird an der zentralen Kategorie der Normalplaner (nämlich der Überraschung und dem Überraschungsaffekt, normalerweise oft dem Enttäuscht- aber auch dem positiv Überraschtwerden und dann nicht vorbereitet Sein) gezeigt, dass es durchgehend genau dieses Schad-Element ist, das die nicht-RELigiösen Erwartungen, die nicht-optimalhypothetischen und nicht-experimentellen zugleich (es gibt ja keine anderen) auszeichnet. Es wird also ein BEGRIFF entwickelt, und ein Gegensatz – ein Unterschied zwischen zwei Lebenseinstellungen, Weltverhältnissen… Und ich habe ja auch schon gesagt, es wird selbstreflexiv – die Umkehr der Vermittler, ihre Rückkehr zu sich selbst ist da programmiert – sie erkennen, was ihnen gemeinsam ist mit denen, denen sie etwas vermitteln wollen, und wie sie über dieses Gemeinsame nicht hinauskommen. Gut – wenn sie die Entwicklung in Richtung RELigiöses Denken einschlagen, werden sie auf dieser Stufe die Kategorie der Unbedingtheit und der Nicht-Erwartung, des Nicht-Überraschbarseins, des Zuverlässigen, dessen, worauf man sich WIRKLICH verlassen kann in der Welt, explizit ausbilden. Das ist eine der charakteristischen Fragestellungen etwa des platonischen Denkens – also der griechischen Philsophen, die diese Katastrophe erlebt haben des Peloponnesischen Krieges und der Selbstdestruktion der griechischen Zivilisation, die sich fragen: wann ist eigentlich überhaupt etwas haltbar? also was macht, oder wie muss ich, wie kann ich überhaupt je etwas denken in der Welt, aus dem ich dann zum Beispiel haltbare Forderungen an andere ableiten kann – ethische Forderungen – aber es muss noch etwas „dahinter“ geben. Und das, was überhaupt verbindlich haltbar in der Welt ist (daher kommen ja auch solche Begriffe wie „Ideal“ in unserer Sprache her: Idee, Ideal…) das ist das, was die Welt ausmacht, wenn ich es recht bedenke – also was in und jetzt vor allem hinter der Welt ist – und der Ausdruck, den ich mal benutzt hatte: Chorismos, stammt ja auch von Platon, also die Abgetrenntheit dieses wirklich Haltbaren von der realen Welt, die aber eigentlich eine Welt der Illusionen ist, da gibt es schon viel Verwandtschaft mit buddhistischem Denken – es ist alles nur Einbildung, Trugbild – also in und hinter der Welt, von dem wir erstmal getrennt sind, obwohl es  die Welt gewissermassen erhält und beleuchtet (erkennbar macht), und alles, was in der Welt überhaupt von Belang ist, erzeugt – das ist der Beitrag zur Glaubensvorstellung, die dann letztlich drauf hinausläuft zu sagen: die Welt ist ein Begriffssystem. Man könnte sagen, ein sich selbst denkendes Begriffssystem, ein sich selbst entwickelndes Begriffssystem – und das ist dann die letzte und vom RELigiösen her gedacht alles überbietende und grundlegende Glaubensvorstellung. Der RELigiösen Praxis liefert es diesen Begriff von sich selbst, als einer vorläufigen, einer vorläufig für nicht widerlegbar, oder besonders für haltbar bis zum Beweis des Gegenteils gedachten Optimalhypothese folgend, die mit dem Gedanken des Überraschbar-Seins Schluss gemacht hat, und mit der man sich darum so vorsichtig bewegt, dass alles passieren kann (das einen noch nicht umbringt), ohne dass man verzweifelt – das ist ihr Begriff von sich selbst; und mit diesem Begriff und all den andern Errungenschaften startet also nun ein vollständig mit RELigiösem Denken ausgestattetes Individuum seinen Alltag. Und wie es sich da benimmt und was es da erlebt und wie es die Welt auffasst, das muss jetzt in der Folge genauer untersucht werden, also wie Menschen, die ihr Weltverhältnis mit diesen Kategorien bestreiten und sich tatsächlich so verhalten, sich in der Welt fühlen und sich in der Welt bewegen; und auch, wie sie sich zu andern verhalten. Ich will noch kurz sagen, dass ich dazu auch schon einen Text geschrieben habe, unter „Untersuchungen und Bemerkungen zu…“, Unterpunkt Religion, „Religiös-Vormodernes Denken“ – das ist der Punkt, und da kann man eigentlich anfangen, indem man ein bisschen runterscrollt, mit der ersten Überschrift „Logische Grundzüge von vormodernen Weltbildern der Religionsstufe und ihre Verwendung“ – da ist einiges ausgeführt. Aber ich werde mich natürlich in der Folge noch dazu äussern. Bis dann.