Untersuchungen zu Identität und gender (alt)

ALTES GENDERPAPIER

frühjahr 2002
ich will versuchen, meine erklärungen in einigen wichtigen thesen zusammenzufassen:

1. noch getrennt von biologischen und fortpflanzungs-, bzw. familien- und erziehungs(rollen)-orientierten zuordnungen, haben die möglichen „genders“ (konventionell heterosexuelle und homosexuelle, oder unkonventionelle) etwas zu tun mit elementaren ZIEL- (oder prioritäten-)KONFLIKTEN, die man versucht, ARBEITSTEILIG zu lösen; zb:

a) genuss, sich schonen/pflegen (schön sein), seinen wünschen und (ästhetischen) bedürfnissen folgen vs. leistung erbringen und die dafür nötigen voraussetzungen an sich schaffen (lernen, üben, sich einstellen auf anforderungen usw.)
b) kompromisse schliessen, verständnis zeigen, sich anpassen in (autoritären, nicht-universellen)sozialen beziehungen, vs. sich durchsetzen, kämpfen, sich empören
c) (ersetzt b in fortgeschritteneren verhältnissen) universelle (moralische, soziale) und universalisierbar (allgemein vermittelbar) gedachte werte und wertvorstellungen bezüglich kooperationen (dh. ethische werte usw.) verkörpern und leben vs. diese werte aussenstehenden, die sie nicht teilen, zu vermitteln versuchen (die arbeit daran kann in widerspruch treten zu der art und weise, wie man sich verhält, wenn man die werte (v.a. bezüglich umgangsformen zwischen menschen) bereits lebt. (anm: es gilt NUR für „moralisch-pädagogische“ standpunkte, dass bereits das moralisch-sein zugleich (durch seine vorbildfunktion) vermittelnd wirkt).

anm. ab1 ist die klassische weibliche, ab2 die männliche gender-rolle (ac in fortgeschritteneren verhältnissen).
anm. nicht-universelle (universalisierbare, auf alle sprachfähigen, dh. personen unterschiedslos ausdehnbare) kooperationen sind solche, die auf gemeinsamer anerkennung von werten und zielen beruhen, deren erfüllung bzw. erfüllbarkeit durch einen anerkennenden noch nicht aus der tatsache der anerkennung selbst folgt (dh. sie bestehen nicht in ethischen prinzipien, die entscheidungen und zustimmung und ablehnung regulieren, sondern faktischen qualitäten, die man aufweisen oder an sich herstellen  muss, wie „starksein“, „klugsein“, „schönsein“, „liebenswert sein“, „heiligsein“.
nicht-universelle kooperationen erkennt man dementsprechend an zwei merkmalen:
m1: es gibt die möglichkeit, dass jemand träger einer ausgezeichneten (und zugehörigkeit zur bzw. berücksichtigung seiner bedürfnisse in der kooperation begründenden) qualität (oder hochgradiger ausprägungen davon)  ist, ohne dass er/sie selbst die erhebung dieser qualität zur grundlage von zugehörigkeit und berücksichtigung in der kooperation teilt.
m2: man kann eben diese grundlage der kooperation anerkennen, und zugleich vollkommen von der oder den wertqualitäten ausgeschlossen sein.
in nicht-universalisierbaren kooperationen tritt somit die möglichkeit auf, dass forderungen oder werte „an sich“ gültig bleiben, aber an jemanden nicht gestellt werden können, weil dieser sie sichtlich nicht erfüllen KANN: im mass, wie dies der fall ist, verfällt diese person dann der VERACHTUNG dieser gemeinschaft, im fall von m2 speziell der SELBSTVERACHTUNG. (in universalisierbaren, dh. ethischen kooperationen werden keine forderungen an jemanden aufrechterhalten, bei dem zugleich zugegeben werden muss, dass er sie nicht erfüllen kann; insofern gibt es in ethisch konzipierten kooperations-entwürfen und forderungs-systemen doe kategorie der verachtung nicht, nur noch die der ZURECHNUNGSFÄHIGKEIT und VERANTWORTLICHKEIT).
der fall m2 ist auf diesem hintergrund schwieriger zu besprechen. nicht-anerkennung der die kooperation usw. begründenden wert-qualitäten als solche ist quasi die unfähigkeit zu ihrer erfüllung schlechthin; sie verfällt bestenfalls einer form der „wohlwollenden“ verächtlichkeit, wie sie kindern gegenüber üblich ist: sie wissen noch nicht, was wert und wertvollsein bedeuten, kennen die elementarsten kriterien der sozialen rangordnung nicht. diese form der verachtung des nichtanerkennens als quasi unmündigkeit kann dann sehr wohl mit „bewunderung“ der von ihrem träger anders bewerteten wertqualität einhergehen: „liebe“ zu „unmündigen“ (frauen, kindern, „naiven“ usw.). die verachtung spaltet sich hier. im extremfall gibt es eine dem fremdurteil sich beugende selbst-entmündigung der so bewerteten, analog zur selbst-verachtung; das ist dann möglich, wenn die kooperations-ideale der entmündigten eingehen auf und sich anpassen an fremde kooperations-vorstellungen vorschreiben, auch wenn man sie nicht teilt (also das eingehen asymmetrischer verhältnisse um des verhältnisses willen). diese haltung der selbst-VERLEUGNUNG, ebenso wie die der selbst-verachtung, können als genuiner MASOCHISMUS bezeichnet werden. (der dazu gehörende „sadismus“ ist demnach immer sekundär, nämlich das verhältnis-um-des-verhältnisses-willen mit einer person, die keine anderen als masochistische beziehungsangebote macht (oder solche, die man selbst so empfindet).)

2. entscheidend für die art der beziehung und grund der zu ihr gehörenden sehnsüchte der einen und attraktivität der je andern für sie ist, inwiefern sie beim und durch den andern (und die beziehung zu ihm) an solchen errungenschaften teilhaben, die ihnen selbst fehlen (und die sie an sich ausschliessen, darum auch kaum oder garnicht ausgebildet haben), oder in denen sie bestärkt werden wollen durch die verbindung mit ähnlich gerichteten bestrebungen und errungenschaften des andern.
man liebt demnach, kurz gesagt: was man nicht ist und auch nicht sein will, aber dennoch haben (im Sinne der Teilhabe an den resultierenden Errungenschaften) möchte, oder was man sein möchte, aber nicht oder nicht genügend sein kann.

anm. der unterschied zwischen ethischen und universellen, und nicht-ethischen, nicht-universellen kooperations-idealen (als teil des selbstideals, nämlich derjenigen abteilung, die sagt, wie „man“ sich zu andern verhalten und mit ihnen umgehen soll) ist hier sehr wichtig, und sollte bei den folgenden betrachtungen immer im auge behalten werden.
anm. sehnsucht (sucht= mhd. krankheit, nicht ohne grund) ist ausdruck einer eigenen, überzogenen, und damit unreifen, unentwickelten, nicht harmonisch in ein gesamt von eigenschaften integrierbaren (weil anderes, ebenfalls wünschenswertes ausschliessendes) werte-verwirklichung. realistische wert-verwirklichung ist nicht-ausschliessend, und lässt kapazitäten frei für verwirklichung anderer werte- und bedürfnis-dimensionen, die ebenfalls wichtig und unerlässlich sind. diese unerlässlichkeit und dringlichkeit ist es, die sich im falle ihres auschlusses bemerkbar macht als grad der sehnsucht nach teilhabe an dem ausgeschlossenen an einem andern, der dabei um so attraktiver ist, je mehr er die ausgeschlsosene eigenschaft ebenfalls einseitig, also in ungut übersteigerten formen, verkörpert, und seinerseits dafür prädestiniert ist, sich nach seiner ergänzung zu „sehnen“.

3. homosexuelle beziehungen zeichnen sich dabei aus durch (zumindest teilweise) übereinstimmung der selbst-ideale (was und wie man selbst sein möchte – und dessen realisierung man zugleich bei andern lobt oder bewundert, und dessen nichtrealisierung bei andern man verachtet, ablehnt, beklagt oder mit desinteresse an einem kontakt beantwortet). beziehungen sind heterosexuell in dem mass, wie die selbst-ideale der beteiligten geradezu systematisch widersprechend und „komplementär“ (im sinn der oben genannten, elementaren gegensatzpaare) sind; daraus folgt, dass homosexuelle selbstideale (unabhängig von beziehungen) sich dadurch auszeichnen, dass sie die traditionell heterosexuellen, komplementären ideal-grenzen an wenigstens einer stelle überschreiten. sie können dies tun, indem sie in einem der beiden traditionellen gender-konfliktpaare die andere seite als die passende wählen, also thematisch nicht reicher sind als die entsprechende heterosexuelle rolle (oder selbst-ideal, wenn jemand sie sich zueigen macht); sie können aber auch, nach dem gleichen prinzip, immer weiter ausgreifen, und tendenziell die gesamte heterosexuelle „matrix“ sich aneignen, und dadurch die freiwillige beschränkung aufheben, die sich heterosexuelle durch den vom komplementaritätsprinzip erzwungenen wechselseitigen ausschluss auferlegen.

anm. heterosexualität ist die perfektest mögliche umsetzung einer sehnsucht durch übersteigerte einseitigkeit erwzingenden selbst-ideal-bildung, darum weil die in den traditionellen beiden rollenbildern kombinierten konflikt-pole (schön/geschont+liebenswert, kräftig(begabt)-(leistungs)fähig+kämpferisch-durchsetzungsfähig) untereinander am meisten vereinbar sind, und zugleich den raum möglicher ideale erschöpfen. sie ist die im unguten sinne perfekteste art der psychischen arbeitsteilung, die es gibt, und fördert unreife, nicht-integrierbar zu denkende lebensentwürfe, die zugleich süchtig auf komplementäre partner-beziehungen angewiesen sind. indem diese zugleich auf unterschiedlichen selbst-idealen beruhen, die vom je andern ausdrücklich NICHT geteilt werden („normale“ männer WOLLEN nicht so sein wie frauen, halten dies auch für unvereinbar mit ihrer „männlichkeit“, die sie (angesichts der veremintlichen notwendigkeit, zu wählen und sich entscheiden zu müssen) nicht aufgeben wollen, also für höher erachten als „weiblichkeit“, und umgekehrt. sofern die in normaler heterosexualität zum inhalt gemachten werte nichtethischer art sind, ist es unumgänglich, dass die betreffenden kooperationen von beiden seiten die oben beschriebene ambivalenz von verachten (als unmündig und nicht ganz voll zu nehmen ansehen)-und-(dennoch) „lieben“ bekommen; im mass, wie die süchtige bedürftigkeit nicht gleich verteilt ist auf die partner, nimmt die heterosexuelle beziehung notwendig sadomasochistische züge an (selbstverleugnung und herabsetzung des nach den eigenen masstäben empfundenen „selbstwertgefühls“ durch übermässiges, „demütigendes“ und ungleichwertiges entgegenkommen gegenüber jemandem, dessen werte man nicht teilt, der angesichts dessen seinerseits keine andere chance mehr hat, als „sadistisch“ auf diesen masochistischen beziehungs-wunsch einzugehen. insofern dieses missverhältnis sich in verschiedenen dimensionen abspielt, kann sogar ein und dasselbe paar ungleichgewichtige beziehungen ausbilden, in denen jeder beteiligte jeweils einmal die eine, im andern (miss)verhältnis die andere der beiden sm-positionen einnimmt. das missverhältnis steigert sich noch, wenn ein partner latent homosexuell sich auf den andern bezieht, und sich im lichte des von ihm geteilten selbst-ideals des andern (der ihm aber umgekehrt selber nicht „latent homosexuelle“ entgegenkommt und seinerseits selbstideale des andern teilt) selbst verachtet.
eine ähnliche sadomasochistische interaktion kommt zwischen trägern ethischer, und solchen nicht-ethischer werte und entsprechender selbstideale (ideale, wie man selbst und oder solche, die man anerkennen können soll, sich zu andern verhalten sollen) zustande: beim versuch, zu nicht-universell kooperierenden partnern kooperations-beziehungen (und nicht etwa bloss „pädagogische“, ethische kooperationen erst vorbereitende) einzugehen, geraten die „ethisch“ kooperierenden partner regelmässig in masochistische positionen, und werden entweder verächtlich zurückgestossen (oder für uninteressant befunden), oder sadistisch missbraucht. spätestens diese erfahrung begründet auch die einsicht, dass bei  grundsätzlich ethischer einstellung eine wirkliche kooperation nur mit seinesgleichen möglich ist, hingegen nach „aussen“ nur vor-kooperative und ethische kooperationen vorbereitende haltungen eingenommen werden können, die ihrerseits u.u. in widerspruch zur ausschliesslichen praktizierung ethischer ideale treten.
anm. sofern homosexuelle partnerschaften nicht-ethische kooperationsformen und -ideale in das gemeinsame selbst-ideal aufnehmen, gibt es auch die anforderung der partner aneinander, die wertqualitäten an sich zu realisieren. ansonsten entstehen typisch homosexuell masochistische positionen beim (im sinne der gemeinsamen wertmasstäbe)  unterlegenen, nämlich selbstverachtende.
anm. die genannten phänomene können in sehr weit reichendem umfang nicht nur zwischen einzelpersonen, sondern auch zwischen ganzen sozialen gruppen und klassen auftreten. (vgl. die bewunderung der aristokratie durch die einfachen leute; diese soll stellvertretend für sie geniessen und den genuss zur schau stellen, damit die elenden produzenten daran von ferne teilhaben können usw.)

4. mit der unkonventionell-homosexuellen ausweitung der IDEALE vereinbar ist zugleich eine grössere einschränkung des tatsächlichen seins (einseitigkeit) (der komplementaritätsdruck der traditionellen genderrolle erzwingt eine viel perfektere vollständigkeit, mit der dann auch ALLE rollen-anforderungen erfüllt werden); zugleich gehört dazu aber eine ausweitung der SEHNSÜCHTE, denn viel mehr (und auch widersprüchliche) ideale sollen ja erfüllt sein.
indem die homosexuelle ideal-bildung die widersprüche der ziele (ab, wahrscheinlich eher ac) in sich aufnimmt, muss sie sich auch zu ihnen verhalten, das heisst für die einzelperson: prioritäten setzen. es entsteht dadurch eine subtile, sekundäre heterosexualität der ziel-bezogenen homosexualität, nämlich hinsichtlich der prioritäten: wir wollen zwar letztendlich dasselbe (und bewundern es), haben die gleichen werte usw.; aber in der reihenfolge und intensität ihrer realisierung dürfen wir ruhig ein wenig voneinander abweichen. nicht, dass wir diese variation für uns SELBST, wenn wir nur für uns entscheiden sollen, gelten liessen (wir halten sie eigentlich nicht für die richtige); aber am andern lassen wir sie schon gelten, nicht weil man es auch so machen (prioritäten so setzen) könnte, wie der andre, und es uns also gleichgültig wäre, sondern, weil die an sich uns falsch erscheinende prioritätensetzung des andern uns bereits anteil an seinen (uns wegen unserer anderslautenden prioritäten noch fehlenden) errungenschaften zu haben gestattet – ja vielleicht uns nur darum unsere prioritätensetzung ermöglicht (die sich dadurch als keineswegs so vernünftig erweist, wie wir sie ausgegeben haben; aus sicht des andern stellt sich die sache genauso dar).
anm. die mängel der unguten einseitigkeit heterosexueller persönlichkeiten kommen so auch an die homosexuell orientierten, bzw. zeigen sich bei ihnen ebensosehr, wenn nicht stärker; denn das gefühl des mangels und ausgeschlossenseins ist grösser. die realistische integrierte ideal-verwirklichung ist noch unwahrscheinlicher, weil es von vorneherein keine ausschliessliche und als hinreichend empfundene konzentration auf ein beschränktes selbstideal gibt. insofern wirken homosexuelle IMMER unreif und ihre ideale verstiegen, zugleich sind ihre sehnsüchte in „unreifer“ und kaum realisierbarer weise intensiv und unerfüllbar, speziell wenn sie sich vom wunsch nähren, einen partner zu finden, der ALLES fehlende ergänzt (dieser anspruch ist unendlich viel schwerer zu erfüllen, als der vergleichsweise „ausgewogene“ gegen-ideal-erfüllung fordernde heterosexuelle.)

5. nur die völlige übereinstimmung in der beurteilung dessen, welche prioritäten von welchem beteiligten vernünftigerweise verfolgt werden sollten, begründet vernünftige und angemessene arbeitsteilung in der verfolgung der gemeinsamen ziele und selbstideale der beteiligten, also ihrer gemeinsamen überzeugung davon„wie man sein soll“, was man können und tun soll: also ihrer NORMEN.
von daher können homosexuelle, arbeitsteilige partnerschaften nicht die vollkommenste stufe der entwicklung sein; vielmehr können sie nur durchgangsstadien sein auf dem weg, unreife und überzogene, darum bereits an sich unerfüllbare, erst recht nicht mit anderen anforderungen vereinbare selbstideale in realistische und integrierte zu verwandeln, und dem anderen die übernahme in dieser realistischen form zu ermöglichen. erst dann sind arbeitsteilungen denkbar, in denen keiner der beteiligten auf wesentliche anteile seiner möglichkeiten und ideale verzichten muss, und ist auch die emotionale grundlage vorhanden, auf der die forderung nach beseitigung der „homosexuellen heterosexualität“ (durch asymmetrie in der prioritätenbildung) auch erfüllt werden kann.
bis dahin muss man wohl mit den sehn-SÜCHTEN leben, und sehen, wie man damit zurechtkommt.

nachbemerkung:
die in diesem text verwendeten bezeichnungen greifen die „üblichen“ termini ausdrücklich auf, um in kontrastiver form deutlich zu machen, welche art ihrer verwendung allenfalls als sinnvoll angesehen werden kann. natürlich empfinde ich die wörter „homo/heterosexuell“ usw. als grausam abstossend; in dieser ihrer ästhetischen erscheinungsform entsprechen die wörter aber wiederum gut dem barbarisch niedrigen reflexionsniveau im bezug auf diese gegenstände, die die derzeit üblichen auffassungen dazu auszeichnet.
insofern hielt ich es, als permanente schmerzliche erinnerung daran, für richtig, sie beizubehalten.

die von mir vorgestellte gender-theorie (noch so ein wort!) funktioniert auch für nicht-rassistische (nicht-sexistische, -biologistische) gender-konzepte, seien sie hetero- oder homosexuell konzipiert. (auch homosexuelle können sich als „unveränderlich (angeboren, genetisch usw.) so „veranlagt“ “ bezeichnen).
das weglassen des rassimus ist zwar notwendige, aber noch lang nicht hinreichende bedingung für eine kritik des gender-denkens.
eine formulierung wie „sich im falschen körper fühlen“ ist schimmster ausdruck (von den opfern geteilter, also in gewissem sinn masochistischer) sexistischer barbarei. die antwort darauf kann nur sein: KEIN KÖRPER, DER IRGENDEINEM ODER EINER VON UNS GEHÖRT, IST IN IRGENDEINER HINSICHT FALSCH, UND FÜR AUSDRUCKSZWECKE UNGEEIGNET.
man muss ihn eben als angemessenen ausdruck dessen, was der andre verkörpert ist, sehen lernen.
a fortiori gilt dies natürlich bereits für sein biologisches geschlecht, das nicht das falsche sein kann (tatsächlich sind sich die beiden anatomischen geschlechter hinsichtlich der ausdrucks-fähigkeit und -breite ihrer körper völlig ebenbürtig: jede bedeutung könnte in jede der beiden anatomien hineingelegt werden, man muss nur statt der konventionellen alternative „codes“ und sichtweisen verwenden. entscheidend ist  nicht die struktur, sondern der (symbolische, eindrückliche ausdrücke schaffende) GEBRAUCH (also die mögliche funktion), den man davon macht. es ist eine der am leichtesten zu blamierenden sexistischen dummheiten, dass die anatomischen strukturen nur bestimmte praktiken nahelegen und keine anderen („gegenteiligen“).
die bisher vorliegende theorie müsste ergänzt werden durch eine theorie der sexualität (der normalen wie der „perversen (sadomasochistischen)“). ausserdem ist folgender aspekt nicht erwähnt, den ich noch kurz ausführen möchte:
die in der genuinen wie homosexuellen „heterosexualität“ auftretenden unreifen vorstellungen von der möglichkeit maximaler ideal-verwirklichungen werden gerade durch die sehnsüchtig-verliebt-kompensatorische bezugnahme auf vermeintliche träger solcher verwirklichung gefördert:
entweder, es erscheinen solche ideal-realisierer besonders attraktiv, die tatsächlich versuchen (solang, bis sie früher oder später notgedrungen scheitern) die unreife extrem-verwirklichung des ideals zu verkörpern, die der andere sucht (und ddessen vorstellung von möglicher verwirklichung teilen); oder der häufigere fall tritt ein, dass die ideal-realisierer in wirklichkeit bereits ein realistisches verhältnis zu den anforderungen ihrer rolle gefunden haben, von dem sie aber genau wissen, dass es ihre attraktivität, gemessen an den übertriebenen erwartungen ihrer potentiellen und ahnungslosen partner, die mit realisierungen kaum je (oder nur in scheiternden, unreifen formen) zu tun hatten, verringern würde, das bild ihrer alltagstauglichen form von ideal-verwirklichung dem andern darzubieten. deswegen wird in einem gewissen umfang dem liebes-partner gegenüber immer eine gewisse betrügerische und durchaus bewusst gespielte fassade idealer ideal-verwirklichung aufrechterhalten (vielleicht mit gewissen wehmütigen reminiszenzen an die eigenen, gescheiterten versuche, so zu sein, wie man es nur noch spielt). all dies trägt nicht eben dazu bei, die übertrieben idealisierenden und unrealistsichen idealisierungen der von solchen verwirklichungen ausgeschlossenen abzubauen, und ihnen die aufnahme einer eigenen, realistischen und in ihr gesamtleben integrierbaren version dessen, wovon sie sich ausgeschlossen fühlen, zu ermöglichen. heterosexuelle partner WOLLEN dies zwar noch nicht einmal, homosexuelle hingegen schon; die gefahr wechselseitiger idealisierung und betrugs und/oder ein sich wechselseitig in immer extremere ideal- und sehnsuchtsverwirklichungen hineintreiben (um den unrealistisch übertriebenen ideal-vorstellungen des andern von der verwirklichung eines gemeinsamen ideals zu genügen) ist deshalb bei geteilten idealen viel grösser; zumal diejenigen, die ein ideal teilen, um soviel kritischer dessen umsetzung beobachten, wie sie eben (im gegensatz zu heterosexuellen) nicht nur die resultate geniessen, sondern indirekt am stellvertretenden leben des ideals durch den andern, so wie sie es selber täten ,wenn sie könnten, ein brennendes und kompromissloses interesse haben.


Das gender-Papier führt eine Art Quadrat ein, bestehend aus zwei mal zwei maximal grundlegenden Einstellungen-Dimensionen, die zum Teil in einem gewissen Spannungs- oder gar Widerspruchs- und Ausschluss-Verhältnis zueinander stehen, zum Teil auch „naheliegende“ Ergänzungen bilden. Es wurde behauptet, dass die beiden „vertikalen“ Spalten jeweils die beiden zentralen Momente des im traditionellen Sinn weiblichen bzw. männlichen Geschlechtscharakters enthalten. Es ist jedesmal, bevor man sich diesem Einstellungs-Quadrat zuwendet, daran zu erinnern, dass so hoch-allgemeine Dichotomien nie nur mit einem Wort belegt werden können, und also verschiedne, gleichgerichtete Ausprägungen für jede einzelne der vier Dimensionen benannt werden können; es gibt eben höchst verschiedene Vorstellungen davon, was z.B. eine mögliche „Leistungs“-Dimension sein könnte. Allerdings gibt es dann bei jeweils komplementären Paaren durchaus Abhängigkeiten: Wenn die männliche Leistungs-Dimension beispielsweise mit „körperliche Stärke und Kraft“ besetzt ist, dann hat das Auswirkungen auf die ihr gegenüberstehende Gegen-Dimension „Genuss/ Lust/ Schonung“ usw.
Das muss deshalb so sein, weil es sich ja um grundlegende DICHOTOMIEN handelt, deren sich ausschliessende Anteile darum auf derselben Ebene liegen müssen.
Ich numeriere die Eckpunkte des Quadrats wie folgt:
1  2 = mögliche ziel-einstellungen
3  4 = mögliche sozial-einstellungen,
und führe mögliche Belegungen an, die hier nur grobe Richtungsbezeichnungen sein können für ganze Einstellungsbündel (bzw. Dichotomien daraus):
1.
ästhetischer Genuss-Lust-Selbstpflege, „Geschmack“, Lebensstil;
„Selbstseindürfen“, „Selbstliebe“
„gut zu sich sein“; schönseindürfen usw.

2.
Leistungssteigerung, physische, psychische und intellektuelle Kraft, Beherrschung von „Gegenständen“ (Natur, der eigene Körper, Begriffs- und Wissenszusammenhänge);
Selbst-Beherrschung, Lernen, üben, denken, sich einstellen auf Anforderungen usw.

3.
Kompromissbereitschaft, Anpassung, Nachgeben, „Verstehen“/ Verzeihen, Verschmelzung, Versöhnung, Nachsicht, Ausgleich, Schonung der andern usw.; Nicht-Bestehen auf Anerkanntwerden

4.
Kampf, Interessendurchsetzung, Empörung, Bestehen auf und Kampf um Anerkennung und Autorität (Anerkennung von Interessen und Anerkennung als ernstzunehmender Gesprächs- und Verhandlungspartner) usw.

(( )) = Anmerkung, kann übergangen werden.
((Ich verzichte auf die zT. problematischen Zusatz-Unterteilungen, die das gender-Papier noch einführt, und merke an, dass das Thema, zu dem die „Dichotomien“-, also eigentlich Konflikt-Bewältigung gehört, die „Identitätsbildung“ ist, systematisch gesprochen all jene Einstellungen einer Einzelperson (oder unter sich übereinstimmenden Gruppe), worin sie ihre übergeordneten Zielsetzungen im Rahmen ihrer (erfahrungsbegründeten) „Individualität“ (oberste augenblickliche Ziele, Werte, Normen, Regeln der Ableitung von Plänen, Forderungen und Erwartungen an andere aus Wissen um die gegebne Situation) noch einmal bezieht auf die verfügbaren Handlungsspielräume.))


Es gibt 2 grosse Gruppen von überhaupt möglichen „Konflikten“ zwischen „obersten“ oder „letzten“ Gründen des Entscheidens bzw. „(Be)Wertens“:
Konflikte zwischen (immer die Worte im weitesten Sinne zu nehmen)
a) „Selbst-Erhaltungszielen/werten; Selbstzwecken, (Selbst-)Genusszielen“ (in ihrer höchsten Form: ästhetische= Geschmacks-Werte, Differenziertheit in Wahrnehmung und Ausdruck; Originalität);
VERSUS
„Selbst-Erweiterungszielen/werten; instrumentellen oder Leistungszwecken“ in ihrer höchsten Form: Wissenschaft, Reflexion zum Zweck der Lösung vorgegebener Probleme und Aufgaben);
b) „Selbst-Verleugnungs (-unterordnungs-, -anpassungs-) orientierten Werten und Zielen (jeweils zugunsten anderer Beteiligter in einem „kooperierenden“ (Binnen-Gruppen-) „Selbst“ (in ihrer höchsten Form: reflektierte, universell konsensorientierte, machtfrei operierende Politik)
VERSUS
„Selbstbehauptungs (-abgrenzungs-, durchsetzungs-) orientierten Werten und Zielen (betreffend das Verhältnis zu „Anderen, Fremden, Aussenstehenden“, soweit man andere Personen als solche betrachtet (in ihrer höchsten Form: reife, auch politisch fortgeschrittene Formen kultureller Toleranz, historisches Bewusstsein, Wissen um die (vorfindlichen) Möglichkeiten des „Andersseins, aber Werden-Könnens wie man selbst“).
(Der Streit zwischen möglichen Maximalformen dieser beiden Konflikt-Positionen dreht sich u.a. um die Frage, ob es Universalität des Kooperierens gibt, dh. die Aufhebung aller nur denkmöglichen Unterschiede zwischen solchen, die überhaupt Person sind, also auch keine endgültig „Anderen, Fremden, Aussenstehenden“ existieren.)

Oder kurz: Konflikte zwischen
Selbstzwecken (dem Selbst als Zweck) und Mitteln (dem Selbst als Mittel); und zwischen
Werten bzgl. „BInnen-Umgangsformen“ (zwischen schon verständigten, die also miteinander Ziele und Werte (auch das dazu nötige Wissen) teilen)(Konsens-orientierter Kooperation) und Werten bzgl. des Umgangs mit „Aussenstehenden“ (Kompetitions-orientierten Kooperationen).


Es gibt, und kann nur geben 2 Sorten von Werten oder „Gütern“, solche, die das Zweckesetzen bewerten (als (1) „gut-für-einen“ oder (2)„nützlich, zweckmässig für vorgegebene Zwecke“), und solche, die das Verhalten zu andern bewerten (als (3) „(moralisch) gut (für die, die es verdienen; dh. u.u. alle)“ oder (4) „gut zur Durchsetzung eigener Interessen gegenüber solchen, die sie nicht teilen“).
Diese 4 Wertegruppen (oder auch: Gruppen (hoch)bewerteter Errungenschaften Vermögen, Fähigkeiten, „Tugenden“) sind so allgemein, dass man kaum Platz finden würde, mögliche Belegungen aufzuzählen:
1. ästhetischer Genuss-Lust-Selbstpflege, Schonung, „Geschmack“, Lebensstil; Differenziertheit, Originalität, spielerische Selbst-Entfaltung (ohne Rücksicht auf Zwecke); „Selbstseindürfen“, „Selbstliebe“; „gut zu sich sein“; schönseindürfen; Bedürfnisbefriedigung; usw.
2.Leistungssteigerung, physische, psychische und intellektuelle Kraft, Beherrschung von „Gegenständen“ (Natur, der eigene Körper, Begriffs- und Wissenszusammenhänge);
Selbst-Beherrschung, Lernen, üben, denken, sich einstellen auf Anforderungen usw., allerdings immer alles zu vorgegebenen Zwecken.
3. Kompromissbereitschaft, Anpassung, Nachgeben, „Verstehen“/ Verzeihen, Verschmelzung, Versöhnung, Nachsicht, Ausgleich, Schonung der andern usw.; Nicht-Bestehen auf Anerkanntwerden
4. Kampf, Interessendurchsetzung (auch durch List), Empörung, Bestehen auf und Kampf um Anerkennung und Autorität (Anerkennung von Interessen und Anerkennung als ernstzunehmender Gesprächs- und Verhandlungspartner);  usw.

Es deutet sich an, dass es in jeder dieser Dimensionen „primitivere“ und „fortgeschrittenere“ Versionen der jeweiligen Werte gibt (also ev. eine Entwicklungsreihe).
WICHTIG aber ist: In 1+2 bzw. 3+4 arrangieren sich sämtliche möglichen Belegungen zu KONFLIKT-PAAREN, dh. den einen Wert zu realisieren, steht im Gegensatz zur Realisierung des andern – zB. sind, bei gegebnem Handlungsspielraum, nicht beide Tugenden eines solchen Paars zur denkbar möglichen Maximalform zu kultivieren, dh. zu integrieren; Integration zu einer „Mischtugend“ führt vielmehr zu Einbussen. Das wiederum legt den Gedanken eines ARBEITSTEILIGEN Vorgehens (in Gruppen und Geselschaften bis hinunter zu kleinsten Einheiten: Paaren und Familien) nahe: Die geläufigste Form einer solchen Tugend-Kultivierungs-Arbeitsteilung ist das traditionelle Geschlechtsrollen-Konzept. Verallgemeinert, heisst der Problemtyp, der hier vorliegt: IDENTITÄTS-BESTIMMUNG; dh. jeder einzelne vor aller Arbeitsteilung, aber auch alle arbeitsteilig gemeinsam Vorgehenden müssen die durch die behauptete durchgehende Konflikthaftigkeit ihrer Werte (durch alle ihre Entwickungsstufen hindurch) auftretenden Prioritäten-Konflikte lösen.
Eine der Lösungen im „privaten“ Bereich ist das erotische VERSCHMELZEN mit einem Träger der gleichen oder der Partner-Tugend. Das setzt bei den so Verschmelzenden ein aufeinander bezügliches „Werte-Design“ (sowie gleiche Entwicklungs- und Differenziertheitsstufen) voraus: Gleich oder komplementär; und natürlich: welche Werte gehören dazu, auf welche wird verzichtet, welche Prioritäten werden gesetzt.


11./12. August 2004

Weltverhältnis                          Verhältnis zu anderen

männl. gesteigerter Teil:             männl. gesteigerter Teil:
LEISTUNG                                GELTUNG

von sich selbst absehend            Außenverhältnis

selbstbezogen                           Binnenkooperation

weibl. nicht gesteigerter Teil         weibl. nicht gesteigerter Teil

für das Gesamtkollektiv den Handlungsspielraum feststellen

Überlegungen: Welche Ziele hat ein Kollektiv als Ganzes, was können wir leisten, was soll als Erstes getan werden = Individualität = Werte, die mit anderen geteilt werden können.

In diesem Rahmen ist die Prioritätenbildung eine hypothetische: Was soll getan werden, wenn welche Kräfte oder Mittel vorhanden sind? Das bezieht sich auf ein gedachtes Kollektiv, das mindestens 1 Person (mich) enthält, eventuell auch mehr, oder sogar viel mehr.

Unterhalb dieser Ebene beginnt die eigentliche Identitätsbildung: Vorstellung davon, was einzelne (ich, andere) bei welchen Kräften / Befindlichkeiten / Handlungsspielräumen tun sollen – bezogen auf das gedachte Kollektiv, die Binnengruppe. Hier geht es aber um die Beiträge der Einzelnen, die Aufteilung der (obigen) Gesamtleistung! Auch dies sind natürlich hypothetische Vorstellungen, ein „Regelwerk“.
KATEGORISCHE Festlegung, nicht mehr hypothetisch = eigentliche Identität
Nicht Feststellung „Was kann ich“, sondern Bewertung: Was sollte ich mindestens können? Was zu können macht mich besonders zufrieden, stolz, gibt mir Selbstwertgefühl?
Also Selbstpflichten = selbstwertbezogener Anteil der Identität; wird beschrieben mit Kreispfeil

Was will ICH in jedem Fall tun, so daß ich meinen Beitrag zum Ganzen als sinnvoll ansehen kann (Sinnlosigkeit, wenn der Handlungsspielraum HSR unter diese Grenze fällt)?

Zwei Kategorien:
(A) Mein Kräftereservoir genügt dem nicht, was ich FÜR MICH für richtig halte ==> ich schäme mich (Scham mit Kreispfeil = Scham gegenüber sich selbst) = Ungenügen, „ich kann nicht“ (und erwarte Verachtung)

(B) Versäumnis in bezug auf die Zielsetzung dessen, was ich – im Rahmen der Individualität – in jedem Fall tun will = Schuld gegen sich selbst (Schuld mit Kreispfeil = ich tue nicht, obwohl ich könnte (und erwarte Vorwürfe / Sanktionen)

Dazu kommen noch Fragen mit Bezug auf die Binnengruppe (die Leute, die mit mir Werte* und Ziele teilen) *Wert= Regel der Prioritätenbildung, ist „Zielsetzung“ übergeordnet)

(C) Reichen meine Fähigkeiten (was kann von mir verlangt werden) und meine Taten im Rahmen der Binnengruppe aus?

(D) Was darf von mir verlangt werden, was anerkenne ich als Forderung an mich?

Beides wird beschrieben mit Schrägpfeil: Scham oder Schuld gegenüber den anderen Mitgliedern der Binnengruppe.

Die Paarbildung ist etwas Engeres als die Binnengruppe, noch unterhalb von ihr: ich kann meine Identität nur aufrechterhalten, wenn der andere seine aufrechterhält: ich binde meine Identität, und mein Selbstwertgefühl, an seine! Denn ich kann nicht alles wirklich selber leisten, was ich von mir verlange – entweder dauerhaft, global (für mein ganzes Leben bin ich Mann oder Frau), oder bezogen auf bestimmte Situationen: z.B. in meinem Beruf – mein Identitätspartner dort nimmt mir etwas ab, gegenseitig, wir ergänzen uns.

Was will ich können? Was will ich tun? Welche Könnensforderung anderer mir gegenüber erkenne ich an? Welche Tun-Forderung?

Die Identitätsbildung muss rational gestaltet werden. Sie kann auch in der Binnengruppe nicht dem Einzelnen überlassen bleiben.

(1) Was will ich können? Was verlange ich von mir zu tun? > Selbstideal

(2) Welche Könnensforderungen, welche Tun-Forderungen aus der Binnengruppe erkenne ich an?

(3) Was erwarte ich von anderen (der Binnengruppe) zu können, und was verlange ich von ihnen zu tun?

(2) + (3) = die Tun-Forderungen = ethische Prinzipien

Könnensforderungen> „achten“
Tuns-Forderungen > „moralisch bewerten“ > Nur damit beschäftigt sich die Moral

Exkurs Ethik / Moral:

Grundformen, nach denen jmds. Status in einer Binnengruppe bestimmt wird:

– Achtungswürdigkeit (Können)
– Verdienst (Engagement, Einsatz im Rahmen der Fähigkeiten)
– Liebenswürdigkeit (Gefallen ohne Anstrengung, ohne Verdienst; und ohne, dass es andere
verpflichtet – weil man es sowieso tun würde)

Autoritär sein bedeutet: das Ausmaß seiner Verständigungsbereitschaft mit jmd. von dessen Wert = Achtungswürdigkeit (im Sinne des eigenen Referenzsystems) abhängig zu machen (denen, die mehr zählen, wird mehr erklärt und begründet, weil es mir auf ihre Zustimmung mehr ankommt)

Elitär bedeutet: denen, die mehr können, mehr zuzuwenden. Achtungswürdigkeit = Multiplikator des Verdienstes

Egalitär bedeutet: nur das Verdienst zählt, nicht das Können. Daher ist „Achtung“ keine Dimension für Egalitäre, und kommt deshalb in der egalitären Moraldiskussion auch nicht vor.

„Achtung“ ist aber in allen vor-egalitären Einstellungsformen ein wichtiger Punkt: als Ehre, Respekt, Stolz, etc.

Bei der 3×3-Matrix lassen sich die Zeilen entsprechend betrachten:
1. Zeile = vor-egalitär und autoritär
2. Zeile = egalitär und autoritär    …soweit die Prinzipien dieser Zeilen auf
Kooperationsverhältnisse angewandt werden, als
Übergriffsmodi
3. Zeile = antiautoritär: Jeder verdient es in gleicher Weise, Untericht, Erklärung, Begründung zu bekommen = Vermittlungsstandpunkt

Ende des Exkurses

Identitätsarbeitsteilungen sind ein Kooperationsmodus auf viel höherem Niveau als dem der Binnenkooperation. Es kommt zu diesen Arbeitsteilungen, weil die (Selbst- und Verpflichtungs-) Ideale so überfordernd sind, daß eine Einzelperson ihnen nicht (auf Dauer) genügen kann. Es gibt Statusanforderungen, wo schon der Minimalstatus einer Binnengruppe so hoch ist, daß ihm eine Einzelperson nicht mehr genügt.
(Theorie: Neolithische Revolution > Nahrungsproduktion so mühsam, daß Einzelne sich verausgaben müssen; Kampfoption um Vorräte, Option für Bevölkerungswachstum ==> so entstand männliches Modell, Patriarchat . Vorher: naturwüchsige Arbeitsteilung der Jäger- und Sammlergesellschaften, ohne Identitätsarbeitsteilung, ohne Statusdifferenz)

> Gründe für Identitätsarbeitsteilungen sind ungleichgewichtige Zugangschancen zu bestimmten Statusvorteilen (der Krieger kann nicht auch noch liebenswürdig sein, „seine“ Frau nicht auch noch achtenswert).

Richtig starke Identitätsarbeitsteilungen kommen aber erst zustande, wenn sich das Agrarische mit dem Kriegerischen verbindet: Nomaden, etc.)

„Gender“ erwächst also aus der Diskrepanz zwischen erwünschten Statuschancen und dem tatsächlich Zugänglichen (auch, wenn diese hoch belohnt sind).

In Kooperationsverhältnissen tut jemand nur, was er soll (seiner Rolle gemäß), wenn seine Statusvorstellung mit dem, was die anderen ihm zubilligen, übereinstimmt. Ansonsten gibt es Reibereien, Kämpfe, Verhandlungen….> Steuerung des Handelns

Bei Identitätskooperationen IST jemand das nur, was er ist, weil er mit jemand anderem darin übereinstimmt. Er hat diese Selbstideale nur, weil er entweder tatsächlich darin mit jemandem übereinstimmt, oder weil er erwartet, dass dies irgendwann der Fall sein wird. Er tut also nicht bloss etwas, sondern richtet sich ein > Identitätskooperation. (Freundschaft hingegen ist einfache Kooperation: ich suche jemanden, der ganz gut zu meiner Identität passt.)

Am Zerreissendsten sind die Sinn-/Statuskonflikte in der Moderne: Sinnvoll integrierte Sinndimensionen werden (zu Beschleunigungszwecken) in einzelne Elemente zerlegt, die für sich nicht mehr sinnvoll sind, aber dafür ausgegeben werden. Herkunft aus dem religiösen Denken!!!

E > W > w > e

W:    aus den Erscheinungen (w) erschließbare, ultimative Ordnung der Welt – das immer
Gleichbleibende, Naturgesetze, etc.
w:    Welt-, Wahrnehmungsverlauf, Empirie
e:    was wir zur Reproduktion aus w machen

E:    Inbegriff der wünschbaren Zielzustände – das Interessante, das nicht mehr bloß
Reproduktionsbezogene)

Die moderne Viererkette ist in die weiblichen „Tugendtafel“ integriertL= männliche Übersteigerung, Beschleunigung, Vereinseitigung)

e        W

—————————
E        w

Fehler: Die Sphären werden als materiale behandelt, obwohl es formelle sind (die erst zusammen einen Inhalt sinnvoll machen, als Form). Dadurch werden die Inhalte auch einseitig verrückt. Das Versprechen der Moderne: der Mangel werde durch Akkumulieren wettgemacht! Bzw.: an jedem der einzelnen Inhalte soll man den gesamten Sinn haben können. Es gehe daher nur darum, in SEINER Sphäre den Inhalt maximal zu steigern, dann hat die Gesellschaft allen Sinn zusammen. Dies ist die Hoffnung, daher die Beschleunigung, die Steigerung in der Moderne. ALLE Sphären werden, nebeneinander her, beschleunigt, und erreichen den Enttäuschungspunkt der zeigt: egal, welche neuen Horizonte die Wissenschaft erreicht, wie herrlich unsere Kunstwerke werden, wie komfortabel der Alltag noch wird, wie ausgeklügelt unsere sozialen Institutionen noch werden – der Sinn wird nicht erreicht. Das quantitative Steigern führt nicht weiter, führt vielmehr schließlich zu einem Erlahmen des Interesses an allem > Kulminationspunkt der Moderne.


17 Nov 2004 Mail

Drei Fragen:
1. Gibt es genuin soziologische Verwendungen/ Definitionen/terminologische Regelungen für den Begriff „Identität“? Oder gehört er letztlich garnicht in die Soziologie, sondern allenfalls an die Schnittstelle zur Sozial-Psychologie? Wo spielt dieser Begriff, wenn er es tut, in der Soziologie eine Rolle – in welchen (wichtigen) Konzepten (die man kennen sollte), oder welchen „speziellen Soziologien“, Themengebieten usw. kommt er vor?

2. Zur Beschreibung der INHALTE, im bezug auf die Angehörige einer Gesellschaft (oder auch kleinerer sozialer Einheiten) übereinstimmen (oder sich wider­sprechen) können, haben Soziologen gewiss mannigfache Konzepte entwickelt – auch hier, vermutlich, eher solche, die sich mit thematisch eingeschränkten Fragestellungen verbinden, also zB. „Wissens-Soziologie“.
Meine Frage zielt darauf, ob es ein theorien-übergreifendes SYSTEM gibt, in
dem Soziolgen versuchen, die GESAMTHEIT solcher Inhalte geordnet darzustellen; ich stelle diese Frage nur zur Sicherheit, denn wahrscheinlich gibt es so etwas NICHT. Eher schon – und das wäre dann die Anschlussfrage, nämlich ob ich damit richtig liege – gibt es wohl Versuche zu derartigem bei einzelnen Gross)Autoren, wie (denke ich mal) Parsons (AGIL) – wem noch? – , ohne dass sich darüber ein allgemeiner Konsens hergestellt hätte (wie sollten denn auch die Soziologen darin weiter sein als die Gesellschaften, die sie untersuchen?).

3. Dieselbe Frage möchte ich stellen für etwas, das ich für mich bezeichnen würde als „Gesamtheit der Dimensionen, in denen das Verhältnis zwischen den Teilnehmern einer BINNEN-Kooperation Ausprägungen aufweisen (bestimmt sein, beschrieben werden) kann (oder muss)“; als Binnen-Kooperation würde ich dabei das Verhältnis zwischen Leuten bezeichnen, die ein (längerfristiges, überdauerndes) gemeinsames Ziel, u.U. planmässig-arbeitsteilig, verfolgen wollen, und zwar (idealerweise) so, dass jeder Beteiligte dem Ziel im Rahmen SEINER Gesamtziele dieselbe Priorität einräumt wie jeder andere, und in allen diese Entscheidung betreffenden Hinsichten gleich gut informiert ist usw.
Der Witz dieser Frage ist, dass ich eine solche (erschöpfende) Gesamtheit von Dimensionen sehe, und mich natürlich vergewissern möchte, ob es da bereits in der Soziologie (oder auch Sozialpsychologie) etwas gibt, worauf man sich beziehen sollte. Ich denke an im wesentlichen drei solche Dimensionen, nämlich:

a) ERWARTUNGEN an Fähigkeiten („Talente“, Begabungen; auch durch Übung erworbene, oder  Erfahrung, Wissen, das jemand mitbringt;  schliesslich auch etwas wie „Antriebe von Natur aus“, die ihn ohne besondere Anstrengung zu Leistungen „befähigen“) eines Beteiligten, zur Realisierung des gemeinsamen Ziels beizutragen – im weitesten Sinn etwas, das ihm ANERKENNUNG (Ansehen) einträgt, oder AUTORITÄT begründet;

b) (AN)FORDERUNGEN an die Bereitschaft eines Beteiligten, zu verzichten oder sich anzustrengen, um zur Realisierung des gemeinsamen Ziels beizutragen – also etwas, das ein VERDIENST darstellt, oder andere Beteiligte dazu verpflichtet, entweder vergleichbare Leistungen zu erbringen, oder dem Betreffenden angemessene Belohnungen (aus einem knappen Vorrat) zuzugestehen;

c) WÜNSCHE („Neigungen“), die ein Beteiligter durch seine (anerkennenswerte und/oder verdienstvolle) Art der Beteiligung an der Realisierung des gemeinsamen Ziels erfüllt, ohne sich dafür besonders anstrengen zu müssen (also ohne den Wünschenden dadurch zu verpflichten) – also etwas, das – über Verdienst und Anerkennung hinausgehend – zusätzlich LIEBENSWÜRDIGKEIT (und vergleichbares) begründet.

Anm.1: Natürlich wird es für die genannten Dimensionen bzw. Begriffe gut eingeführte naheliegende Pendants in der soziologischen oder (sozial)psychologischen Terminologie geben; mir selbst fallen zum Beispiel ein: „Prestige“, oder „Beliebtheit“. Was ich aber schon nicht mehr so genau weiss, ist, ob der von mir betrachtete Spezialfall, dass hier nämlich ein „Status“ in einem BINNEN-Verhältnis, bei GETEILTEN Zielen, beschrieben werden soll, in der soziologischen Terminologie ebenfalls berücksichtigt wird; denn natürlich gibt es Prestige, Verpflichtung, „Beliebtheit“ von Einzelpersonen als Einzelnen, oder Angehörigen von Gruppen, und dann
wiederum „zugeschrieben“ oder „erworben“, auch gegenüber „Aussenstehenden“, Nicht-Angehörigen ihrer Binnen-„Kooperative“ (um mich so auszudrücken).
Anm.2: Natürlich deutet sich hier an, dass ich die genannten „Binnen-Status“-Dimensionen a-c aus einer „vollständigen“ Aufzählung der überhaupt denkbaren, allgemeinsten Einstellungen gegenüber einer Einzelperson ableiten will. Das kann man natürlich infragestellen.
Anm.3: In b) ist sichtbar, dass das (anerkannte) „Verdienst“ eines Beteiligten Konsequenzen im Verhalten anderer  Beteiligter nach sich zieht – solche Konsequenzen könnte man natürlich auch für Autorität und Liebenswürdigkeit angeben. (Es ist klar, dass hier ausführliche Detail-Beschreibungen nachzuliefern wären; „Autorität“ sehe ich zB. als Grund dafür, warum Beteiligte eher als andere zu Verständigungsprozessen herangezogen werden, ihnen mehr als anderen erklärt wird, ihr (begründet es) Einverständnis mehr zählt als das anderer, sie besser informiert werden, ihre Einwände mehr berücksichtigt werden usw.; überall, wo derartige Prinzipien gelten, würde ich in meinem persönlichen Jargon übrigens von einer „autoritären“ Verständigung sprechen (die pejorative Färbung ist beabsichtigt, denn natürlich befürworte ich solche Umgangsformen weder in Binnen- noch in Aussen-Verhältnissen – schon deshalb würde ich mich niemals an irgendwelchen Uni-Aktivitäten beteiligen. ).
Anm.4: Mit diesen Dimensionen eines Binnen-Verhältnisses kann ich zwanglos meinen Begriff von „Identität“ erklären, und damit den Bogen zurück zu Anfang schlagen: Ich verstehe darunter den Inbegriff (Gesamtheit) an Erwartungen, (An)Forderungen und Wünschen, die jemand erstens von sich aus an sich selbst hat, zweitens generell an Teilnehmer sämtlicher Binnen-Kooperativen, an denen er sich beteiligen würde (oder aber auch nur an Teilnehmer spezieller Binnen-Kooperativen, an denen erteilnimmt), drittens, welche Erwartungen, An)Forderungen und Wünsche (Konsequenzen aus deren Erfüllung oder Nicht-Erfüllung durch ihn) von seiten anderer Teilnehmer einer Binnen-Kooperative er anerkennen würde.
Die Pointe dieser Begriffsfieselei  will ich noch kurz andeuten:
Es gibt UNTERHALB der Ebene geteilter, weitreichender gemeinsamer Ziele eine Menge an Freiheitsgraden, WIE man (auch gemeinschaftlich, arbeitsteilig) diese Ziele verfolgt – Gesichtspunkte, wie sie in der Entscheidungstheorie unter dem Titel Präferenz oder Prioritäten(setzung) abgehandelt werden: wie riskant, wie aufwendig, wie informiert, wie anspruchsvoll; was man versucht, wann man aufhört, es zu versuchen und stattdessen „es aufgibt“ usw.
Die traditionelle (Sozial)ETHIK untersucht ausschliesslich die Dimension „Verdienst“, und fragt sich, welche Umgangsformen damit rational oder sonstwie gerechtfertigt usw. werden können – wer was von wem fordern „darf“, spätestens nachdem der andre dies und das getan hat usw., oder auch, wie man aus dem, was Beteiligte voneinander primär fordern (dürfen), berechnet, was sie „vernünftigerweise“ anschliessend, nämlich als „Kompromiss“ einander zugestehen müssen, und (dann noch immer) verlangen dürfen usw.
In REALEN Binnengruppen dieser Art, zB. Familien, Paaren usw., spielen aber die andern beiden Dimensionen ebenfalls eine sehr wichtige Rolle; über deren „rationale“ oder „rechtfertigbare“ Gestaltung denken „Ethiker“ freilich kaum einmal nach. So, wie auch die zeitgenössischen Theorien zur „Strebensethik“ (Güterlehre, diätetische Fragen nach richtiger Lebensführung, vernünftigen Zielen/Interessen usw.), also letztlich der „rationalen“ und kategorischen Antworten auf Fragen, für die die Entscheidungstheorie doch eigentlich nur den formalen Apparat liefert, sehr wenig zu bieten haben – zumindest wenig, wovon ich weiss (wenn da was wäre, sollte man es doch wissen und davon (im Feuilleton grösserer Zeitungen) gehört haben, meine ich).
Um nun meine eigenen Auffassungen doch noch ganz kurz zu charakterisieren, vielleicht diese Hinweise:
1. (Sinnvolle) „Identitätsbildung“ scheint mit das Problem- und Krisenthema der „Moderne“ schlechthin zu sein – darum, weil in die „Tiefenstruktur“ moderner Lebens- und Vergesellschaftungsentwürfe fundamentale und unauflösliche Konflikte eingebaut sind. Das erklärt, aus meiner Sicht, warum moderne Menschen sich so verzweifelt mit anderen zusammenschliessen, und ihre eigene unvollständige Identität durch diesen Zusammenschluss komplettieren wollen  – vom Liebespartner bis hin zum „Wir“ auf immer grösserer Stufenleiter – „unsere“ kulturellen, wissenschaftlichen und sonstigen Fortschritts-Leistungen; leider sind die Sinn-Konflikte eines modernen Lebensentwurfs durch diese Auskunftsmittel nicht zu beseitigen.
2. Speziell ergibt sich aus der Betrachtung dieser Lebensentwürfe, warum es in der Moderne ein gesteigertes Interesse an „gender“-Differenzierung gibt – und einer „gender“-artigen „Identitäts-Teilung“ (in Analogie zu: Arbeitsteilung). Es gibt, von da aus, eine theoretisch zu erwartende Tendenz, wie diese gender-Rollen sich über Generationen hinweg in krisenhafter Weise auf einen Extrempunkt zubewegen, wo eine völlig neue Art von „Identitätsteilung“ nötig, aber auch möglich erscheint; und diese „Lösung“ beseitigt dann auch sämtliche Sinn-Defizite der modernen Lebensentwürfe; ich glaube, dass es gute Gründe gibt, diese Lösung als eine radikal-feministische zu bezeichnen.
3. Hinter der Theorie der Moderne stehen bei mir zwei sehr abstrakte Entwicklungs­­stadien, die ich für mich als primitives (abergläubisch-magisches)/Alltags-Verhältnis bzw. religiöses/vormodernes Verhältnis zur Welt bezeichnet habe; das religiöse lässt sich als Resultat des vorhersehbaren SCHEITERNS des primitiven Welt-Verhältnisses erklären.
Das Gleiche gilt dann für das moderne Welt-Verhältnis: Es lässt sich in all seinen wesentlichen Details aus der Art und Weise erklären, wie religiöse Weltverhältnisse früher oder später sich für ihre Träger als unhaltbar erweisen. Die historische Dynamik, die dahinter steht, ist eine durch Erfahrungen eines jeweils bestimmten Typs (mit denen früher oder später zu rechnen ist, und die das Scheitern der betreffenden Art, sich auf die Welt zu beziehen, unvermeidlich machen).
Aber das führt jetzt definitiv zu weit.
Das Buch, von dem gestern die Rede war, behandelt übrigens dieses erste Welt-Verhältnis; der Arbeitstitel ist: Normalität, oder die Begründung durch erfolgreich Bewährtes. (Das primitive oder Alltagsverhältnis zur Welt und sein Scheitern. DasThema berührt sich natürlich mit zB. Alfred Schütz, oder auch RC-Theorien, wisseens-sozilogischen Themen u.a.)) Alltag deshalb, weil diese „primitive“ Einstellung zur Welt nicht nur die Quelle für magisch-abergläubische Weltbilder ist, sondern auch die normale Einstellung sämtlicher Menschen sämtlicher Epochen, sofern sie sich nicht durch ausserordentliche Erfahrungen oder Anstrengungen (auch „Bildungs-Anstrengungen“) in fortgeschrittenere Denk-Formen hinein bewegen. Fortgeschrittene Denkweisen, die von einzelnen oder Gruppen (zB. Religions-Stiftern, religiösen „Virtuosen“ usw.) entdeckt und propagiert werden, sind immer in Gefahr, als blosser Inhalt in die primitive Denkweise „hineingeladen“ zu werden – zb. kann man auf „primitive“ Weise „religiös“ sein – das ist sogar die Normalform von Religiosität – ich nenne dies
„Gläubigkeit“. (So gibt es dann auch eine „religiöse“ (oder gläubige)
Weise, „modern“ zu sein usw.)
Das waren nun aber nur die Verhältnisse zur Welt; ich hätte auch noch einiges zu den Verhältnissen zu Anderen (deren Welt-Verhältnis) zu sagen, das sind dann weitere Theorie-Abteilungen. Du kannst die Gliederung im beigefügten Anhang nachlesen, wenn du willst.


August 2004
Neun Thesen zum Thema:
Warum es in der Moderne Geschlechtsrollen gibt, wie sie überwunden werden können, und was das bedeuten könnte.

1. Die Lebensformen der Moderne erzwingen Einseitigkeiten in der Lebensführung, die in ihrer Gesamtheit die möglichen „männlichen“ Identitäten begründen; diese Identitäten, im Mass, wie sie mit fortschreitender Dauer der Moderne sich entfalten, erweisen sich als belastet durch extreme SINNLOSIGKEIT und Entfremdungs-Erfahrungen. Diese „Identitäts-Krise“, aufgrund von Vereinseitigung und Beschleunigung, versuchen mehr oder weniger männlich orientierte moderne Individuen (und das sind heutzutage natürlich auch biologische Frauen in grosser Zahl!) durch Anschluss an eine nicht-vereinseitigte, „integrierte“, utopische
Gegen-Identität zu bewältigen.

2. Diese Gegen-Identität ist die klassische hetero-weibliche Rolle; in ihr sind Sinn-Sphären, die in der Moderne auseinanderfallen, noch vereint – allerdings um den Preis, dass das Anspruchsniveau abgesenkt ist, und gegenüber den jeweiligen „männlichen“ Spezialisten- und Experten-Kulturen in beschämendem oder unverantwortlichem“ Ausmass zurückbleibt. Obendrein können auch die klassisch-bürgerlich-modernen Frauen (heute eine kleine Minderheit) ihre „integrierte“ Rolle nur darum so vollständig verkörpern, weil sie die verschiedenen Anforderungen garnicht wirklich, sondern nur durch Inszenierungen, anstelle von echten Realisierungen, ausfüllen: Die Hetero-Frau stellt die Utopie, die sie verkörpern soll, nur DAR – mehr kann sie als Einzelperson garnicht tun.
((Die Hetero-Frau ist nur der perfekte, gesellschaftlich anerkannte Transvestit, dass sie dafür nicht „trans“ sein muss, beruht auf der sexistischen Vorgabe, dass ihre Körperlichkeit SELBST bereits die wichtigste Ein- und Verkleidung ist – der Fetisch, der ihr „Anderssein“ von vorneherein natürlich-magisch sicherstellt; „transsexuelle“ Transvestiten eignen sich dann diese Perfektionierung des Transvestitismus nachträglich auch noch an…))

3. Das gilt auch für die vermeintliche Integrations-Leistung, die in den meisten Fallen ebenfalls nicht „echt“ ist, sondern auf ein äusserliches AGGREGIEREN, Nebeneinander-Ausleben verschiedener hetero-weiblicher Selbstideale darstellt: Schön- und Ausgeglichen (nicht überfordert) sein, kindlich-charmant-interessant sein, „weiblich-intuitiv-verstehend“ und, tröstend, nachsichtig sein; fürsorglich sich um das Wohl anderer kümmern, pflegen usw.

4.  Die private oder „kleine“ Lösung der modern-männlichen Identitätskrise kann ausgedehnt werden auf die gesamte Gesellschaft – zum Beispiel in links „politisierten“ Verschmelzungs- oder „Vergesellschaftungs“-Utopien, die die Vereinseitigung durch eine Art „Liebesbeziehung“ (zu mehr Leuten, aber mit
geringerer Intensität und persönlicher Ansprache) zu ALLEN rückgängig zu machen versuchen, um sich so, durch Aggregation aller Identitäts-Fragmente, die einem noch fehlen (wie genau, sagen die Linken nicht) Anschluss an das zu verschaffen, wovon man in vernichtendem Ausmass ausgeschlossen ist, und wovon man doch weiss, dass es in der Gesellschaft irgendwo vorhanden ist. Es ist auch vorhanden – aber alles in ebenso einseitig-beschleunigter Form wie bei einem selbst, so, dass es nie und nimmer in EINER Einzelperson und ihrem Leben Platz hat – und selbst wenn, dann nur in einer sinnlosen, vereinseitigten Form.

5. Sinnvoll ins Leben von Einzelpersonen integrierbar sein sollte das Fehlende aber – DAS ist schliesslich der Schauplatz, wo Sinnerfüllung stattfindet. Dass DIE Wissenschaft Erfolge feiert, dass DIE Kunst sich soundso ausdifferenziert – was habe ICH von alldem (vor allem, was von ALL dem zusammen, wenn ich nie nachkomme)? Ja, es GIBT Arbeitsteilung, und sie ist sinnvoll; aber in der Moderne geht sie VIEL ZU WEIT, und eilt allen Möglichkeiten weit voraus, die von Spezialisten erarbeiteten Resultate sinnvoll in eine kollektive Identität einzuarbeiten, die ALLEN Beteiligten gemeinsam sein kann (nämlich als EINZELNEN). ((Das ist aber nur die „quantitative“ Seite von Überforderung, Beschleunigung; es gibt daneben eine QUALITATIVE Sinnlosigkeit moderner Wert- und Sinn-Begriffe (in Kunst, Wissenschaft, Technik, Beruf; Politik u.a.), die hier noch nicht dargestellt werden kann, aber für unsere Kritik und den Gegen-Entwurf, der daraus folgt, entscheidend ist.))

6. Der radikale Feminismus, wie wir ihn vorschlagen, knüpft (deshalb: Feminismus) ZWAR an die hetero-weibliche Utopie, und die in ihr aggregierten Lebensbereiche, an; nur, dass man sich nicht mehr, wie als heteroweibliche Person, mit einer blossen INSZENIERUNG dieser utopisch-integrierten weiblichen Identität abspeisen lässt, sondern sie WIRKLICH verkörpern will. Dieser Wunsch ergibt sich zunächst bei einer bestimmten „Population“ innerhalb des Spektrums moderner Identitäten, die als „lesbisch“ bezeichnet wird.

7. Das Zustandekommen lesbischer Idenitäten kann grob so erklärt werden:
Die „gender“-Rollen und Identitäten sind von Anfang an, in ihren modernen Versionen, unter einem enormem Druck, es ergibt sich eine Dynamik, wo moderne „Frauen“ sich nicht einfach dazu verurteilen lassen, ein Gegenbild zu verkörpern, das sie von dem „Eigentlichen“ ihrer Epoche (auch in ihren Augen – sie sind ja schliesslich Zeitgenossinnen!) ständig ausschliesst – deshalb das allmähliche Vordringen, über mehrere Generationen weg, von „weiblichen“ Rollen-Trägerinnen in die „männliche“ Sphäre; dabei arbeiten sie sich zugleich immer noch an den „weiblichen“ Rollen-Anforderungen ab – warum das aus unserer Sicht so ist, müsste genauer erörtert werden (das Denken in diesen Gegensätzen verdankt sich einem TIEFEN Bedürfnis – es soll eben alles zugleich sein, man KANN es aber nicht sein, also soll jemand dasein, der DAS GEGENTEIL („das Andere seiner selbst“) verkörpert). Zu diesem allmählichen Sich-Vorarbeiten zu männlichen Identiäten gehören jeweils „Männer“ als Partner, die ihrerseits gewisse weibliche Rollen-Elemente in ihre Identität aufgenommen haben. – Am Ende stehen lesbische Persönlichkeiten (sie kommen bei beiden anatomischen Geschlechtern vor), die durch die verrückte Art ihrer Identitäts-Bildung – Mütter, die ihre angeblich weibliche Seite mit männlichen Mitteln (Leistungs-, Geltungsorientierung) umsetzen), in ihrer Biographie am eigenen Leib Konflikte auszutragen, die die Moderne als Epoche nicht bewältigt.

8. Wenn sie dies erfolgreich tun (was eine mörderische Anstrengung für die Person bedeutet, die diesen Weg vollständig zurücklegen soll), kommt etwas völlig Neues heraus, nämlich eine Identitäts-Arbeitsteilung, wie man sie bisher nur von (modernen)  Liebes-Paaren her kennt, aber bei mehr als nur zwei Personen; zugleich eine, die die unlösbaren modernen Sinn-Defizite und Konflikte beseitigt hat, und imstande ist, in die sinnvolle Lebensform, die dies hoch-verständigte Kollektiv verkörpert, neue Inhalte und Erfahrungen (Wissen) aufzunehmen und auf der maximal anspruchsvollen und zugleich integrierten Sinn-Ebene zu verarbeiten, die dies Kollektiv verkörpert. Speziell ergibt sich aus der Art des Zustandekommens dieser Kollektiv-Identität ein gänzlich anderes (vernünftigeres) Verhältnis zur Natur, als das der modern-empiristischen „Naturwissenschaft“. (Die ihrerseits, allei durch ihr Material, Elemente eines solchen Verhältnisses in mehr oder weniger grossem Ausmass enthalten mag, und allmählich darauf hin revidiert und begrifflich durchgearbeitet werden könnte.)

9. Gleichzeitig können neue Leute mit verschiedensten Kompetenzen und Kenntnissen dazustossen, die sich von der Lebensform dieses Kollektivs anschaulich überzeugen und anziehen lassen; ebenso kann das Kollektiv seine
Lebensform Nachwachsenden (Jugendlichen) durch angemessene Anschauungen und
Erklärungen vermitteln, also tradieren- darum, weil es diese Lebensform vollständig überblickt, und ihre jeweiligen Prinzipien für sich und andere
jederzeit übersichtlich darstellen kann.


9.1. 2006 (mail Ausschnitt)

Es kann hier noch nicht darum gehen, dass Dir die Richtigkeit meiner Behauptungen einleuchtet, sondern im Grund nur darum, Dir ungefähr zu sagen, um welche
Behauptungen es sich überhaupt handelt.
Die Kurzfassung lautet ungefähr so:
1. Es sind die Lebensformen und Einstellungen des „modernen“ Begründungsmodus, die unsere Probleme verursachen; der Kapitalismus dient dafür nur als (schriller) Verstärker.
2. Der „Not-Kommunismus“, der womöglich schon sehr bald ausbrechen wird (zumindest in Sektoren der Gesellschaft, und in Koexistenz mit dem bürgerlichen Staat), wird diese Probleme nicht lösen.
3. In diesem Not-Kommunismus wird die Frage, wie man sich verständigen könnte, existenziell wichtig werden (die gesamten „System“-Lösungen und System-Präferenzen, die von allen mitgetragen werden müssen, können nur im massenhaften Konsens festgelegt werden; das wird immer wieder nicht gelingen – gerade auf die wichtigsten Dinge werden sich die Notkommunisten NICHT einigen können…).
4. Das autoritäre (unvermittelt geforderte) Gelten-Sollen auch noch von Not-Kommunismus scheitert dann: Es zeigt sich, dass gleich welche Kooperation immer nur so weit reicht, wie die in ihr Kooperierenden verständigt sind.
5. Die begrifflich fortgeschrittensten Formen der Verständigung („Vermittlungsmodi“: Empathie, Kritik, Rationale Rekonstruktion) weisen dann auf den modernen Begründungsmodus zurück: Nur wenn über ihn hinausgegangen wird, sind Massen-Konsens, auch Anschliessbarkeit und Tradierung an Nachkommen, ausserdem rationale Begründbarkeit von (Versuchs)Plänen, und zunehmende Sinn-Erfüllung durch „Fortschritt“, möglich. Umgekehrt heisst das: Sowohl jetzt, als auch im Notkommunismus und über alle Verständigungsversuche hinweg sind alle denkbaren gesellschaftlichen und „privaten“ (Versuchs)Projekte und Lebensentwürfe
– NICHT mit andern zu teilen;
– NICHT anschlussfähig, sodass Nachwachsende sie fortsetzen;
– NICHT begründbar (sondern durchgehend absolut beliebig und grundlos);
– NICHT sinnvoll und sinn- oder wunscherfüllend.
6. Wenn diese Kritik sich als berechtigt erweist, wird NICHTS von dem Bestand haben, was heute als Errungenschaft gilt, speziell auch die gegenwärtigen Techniken und „Naturwissenschaften“ (die eigentlich Technologien sind, und zur eigentlichen Natur, dem „von selbst so seienden“ in all seinen höheren (biologischen) (Selbst-Reproduktions)Formen, überhaupt kein begrifflich artikuliertes Verhältnis haben).
(Dies vertiefte Verständnis des Gegenstandes der Biologie als einem grundsätzlich nicht einfach kategorial auf physikalisch oder chemisch ZUSAMMENGESETZTES (und damit hinreichend Erklärtes) scheint sich gegenwärtig unter Biologen zu entwickeln. Dem kommt wiederum von seiten der
Künstl.Intelligenz-Technologien ein vertieftes Verständnis dafür entgegen, was Automaten von Organismen unterscheidet.)
—————
7. Der moderne, d.i. nach-religiöse Begründungsmodus erklärt sich vollständig durch die Art, wie er aus seinem religiösen Vorgänger-Modus bzw. dessen „Scheitern“ notwendig hervorgeht. (REL geht seinerseits durch notwendiges Scheitern aus OPP, nämlich den auf ausschliesslicher OPP-Grundlage notwendig sich entwickelnden abergläubisch-magischen Weltbildern, hervor.)
8. „Scheitern“ eines Begründungs- (bzw. Ableitungs)modus (eines Rationalitäts-Konzepts) bedeutet, dass er erstens einen entscheidenden Mangel aufweist (Kategorienfehler), und dass zweitens, eben dieser Mangel an bestimmten Fällen seiner Anwendung entlang überwunden wird, ohne dass, drittens, die Betreffenden das merken; sondern sie bemerken es erst, wenn der Übergang zu einer deutlich sichtbaren Andersartigkeit der eigenen Begründungs- und Ableitungsformen, verglichen mit denjenigen der „Zurückgebliebenen“, geführt hat; die sich die Gescheiterten aber, viertens, nicht erklären können.
9. Der Übergang weg von der „Moderne“ findet zunächst in exakt dieser Form statt. Allerdings gibt es auf dem nach-modernen Standpunkt ein existenzielles Motiv, sich die bis dahin zurückgelegte Rationaliäts-Entwicklung begrifflich klarzumachen.
10. Dasselbe Motiv entsteht am Ende des Durchgangs durch die politischen und Verständigungsformen; dazu, diesen Durchgang zu absolvieren, haben auch
bereits moderne Individuen ein existenzielles Motiv (die 4 Aporien (vgl. 4x NICHT in Punkt 6 oben) ihrer modernen Lebensformen verweisen sie an Andere,
mit denen sie sich zusammentun wollen, um die Aporien zu lösen – Vergesellschaftung scheint zunächst ein Ausweg aus diesen Aporien zu sein.
Deswegen die moderne (v.a. auch linke) Hinwendung zu Politik und Verständigung als existenziell wichtigen Themen – sie wird erzwungen durch die Sinn- und Haltlosigkeit sowie Nicht-Vergesellschaft- und -Anschliessbarkeit des jeweiligen einzelnen Verhältnisses eines modernen Individuums zu Welt und sich selber.


 


DAS IDENTITÄTSPAPIER

 

 

teil 1

 

 

„IDENTITÄT“

Ein guter Zugang, um meinen Begriff Identität zu erläutern, ist die gender Tafel:

L | G
S |  K
L Leistung G Geltung (Durchsetzung, Verständigung in Aussenverhältnissen),
S Selbstpflege (auf sich+andre achten, Neugier), K Kooperation (sich+andre verstehen, für sich+andere sorgen).

Die Striche trennen DREI Identitäts-Themen-Abteilungen voneinander ab:
SK (zwanglos erfüllbare) Wünsche (für sich selbst und andern gegenüber)
L Ansprüche/Forderungen über das zwanglos, von selbst Getane hinaus (an sich selbst und andere „Seinesgleichen“= Gleich Anspruchsvollen usw.)
G Bezug zu dem, was „erwartet werden kann/darf“ (von einem selbst und andern): Mehr (Quelle von Stolz und Anerkennung), genau das („Selbstwertgefühl“), oder weniger (Quelle von Beschämung und Verachtung)
Ich erläutere das.

Wir setzen zunächst voraus: etwas, das ich in meinem Jargon „Individualität“ genannt habe; eine Regel der Ableitung dessen, was ÜBERHAUPT GETAN WERDEN soll, was man überhaupt möchte, bei einem gegebnen Erfahrungsstand; ein Wunsch- oder Ziel-Katalog – solches, von dem man sagen würde: am liebsten hätte ich, wenn all dies gleichzeitig stattfinden oder sich erfüllen, oder längst vorhanden sein würde. Es muss nicht einen selbst betreffen, man kann sich auch für andre etwas wünschen oder für sie etwas wollen, wollen, dass es für sie in Erfüllung geht.
Im Grund ist die Individualität im Kern eine Bewertungsregel (ein Wertekatalog), sie sagt von beliebigen Ereignissen und Handlungen, ob sie gut oder schlecht, zu wollen sind, oder ob sie nicht stattfinden sollen (und vielleicht gibt sie noch ein Mass: WIE gut, WIE schlecht).

Wäre unser kollektiven Handlungsspielraum relativ zu solchen Wünschen nicht begrenzt, und wären „wir alle“ uns in diesem Katalog einig, und hinsichtlich der Verteilung von Aufgaben zu seiner Realisierung völig indifferent, dann würde die Individualität  unmittelbar umgesetzt in einen sie realisierenden kollektiven Handlungs-Katalog oder Plan; indifferente Varianten in der zeitlichen Reihenfolge der Realisierung bleiben hier ausser acht.
Es würde keinen horizontalen Strich in der 4-Felder-Tafel geben, alles würde sich „unterm Strich“ abspielen. Welche Binnenteilung in diesem „Wunschfeld“ es dann noch gibt, hat dann nur mit einer Unterteilung unserer Wünsche und des Wünschbaren in verschiedene Arten zu tun; und da mag es vielleicht auch eine über Individualität hinausgehende, und sie präzisierende Zusatz-Dimension der „Selbstbestimmung“ bei einem gegebnen Erfahrungsstand geben; aber es existieren keine Dimensionen wie Leistung und Geltung.

Tatsächlich ist die Ziel-Realisierung und Wunscherfüllung mannigfaltig limitiert.
Der Idealfall ist natürlich: Dass lustvolle Aktivitäten ZUGLEICH zweckmässig sind, und sich in ihnen und durch sie alles erzeugt, was wir zur Befriedigung von Bedürftigkeiten aller Art brauchen.
Der Idealfall ist, weiter: Dass Wunscherfüllungen einander nicht zeitlich ausschliessen und verdrängen – dass ich eine, oder viele aufschieben muss, um die andre jetzt zu realisieren; erst recht, wenn der Vorlauf an produktiven Tätigkeiten berücksichtigt wird, an dessen Ende sie jeweils stehen.
Wenn diese Tätigkeiten, um rechtzeitig zu einem benötigten, zumindest für nötig und unentbehrlich gehaltenen Resultat zu führen, nur realisiert werden können, indem man den lustvollen Aktivitäts-Spielraum überschreitet, und sich mehr oder weniger diszipliniert, anstrengt, vereinseitigt (in einer Weise, die eben nicht mehr angenehm ist), und auf gleichzeitig mögliche Befriedigungen verzichtet – dann kommt offenbbar die Dimension LEISTUNG ins Spiel.

Das Schlüsselwort im vorigen Absatz ist: rechtzeitig. – Und darin mag es tatsächlich Anteile geben, die objektiv nicht verfügbar sind; das ist dann ein Unglück, und man kann sich fragen, wie lang man diesem Ungück standhält und stattgibt (indem man weiter durchhält).
Aber in so gut wie allen Fällen steht hinter diesem „rechtzeitig“ etwas, das mit vorgestellten Zeithorizonten (Fristen) zu tun hat (etwa: das eigene Leben), innerhalb deren man etwas bekomme will – hat zu tun mit der DICHTE, in der Zeiträume sich füllen sollen mit „Erfüllendem“ – und hat somit zu tun mit ANSPRÜCHEN – Ansprüchen auf Befriedigungsiveaus, Erfüllungs-Geschwindigkeiten, NIicht-Aufschieben-Wollen von solchem, das „doch auch schon möglich“ wäre usw.
Aus den „Verdichtungs“-Ansprüchen hinsichtlich der Befriedigungen und erfolgreichen Ziel-Realisierungen folgt unmittelbar: Beschleunigung; Zeitdruck; darum auch: Verdichtung von Handlungs-Anforderungenin der Zeit, Anstrengung, Konzentration, Vereinseitigung, Verdrängung von allem, was anderen Zwecke dient, auf befriedigenden – also Verzicht, Aufschub usw.; schlimmerenfalls auch: Arbeit mit kompensatorischen Befriedigungen, Surrogaten, Drogen usw.

Nach dem, was zuvor gesagt wurde, ist all dies letztlich Folge eines bestimmten Verhältnisses zum Ablauf von Zeit, und den Plänen zu ihrer Erfüllung (der Dichte dieser Erfüllung).
Das ist der abstrakte und (hoffentlich) korrekt allgemeine Begriff für Identitäts-Bestandteile, die in die „Leistungs-Dimension“ fallen.
Man muss hier aber gleich etwas wesentliches festhalten: Die Figur „beschleunigtes, angestrengtes Leisten (Verzichten, Sich-Disziplinieren usw.) bis zum Erfolg= Belohnung, Wunsch-Erfüllung, GENUSS usw.“, im Mass, wie sie das GESAMTE Planen und die gesamte Lebensführung bestimmt, führt dazu, dass „Ziele“ und „Wünsche“ überhaupt nicht mehr anders als durch „Leistung“ erreichbar formuliert werden – wobei es sich meist um „Güter“ handelt, die eben nicht Vollzugs- oder Praxis-Charakter haben (etwas AUF ANGENEHME, oder schöne, befriedigende usw. Weise tun), sondern meist Sachverhalte, Strukturen, Zustände, Einrichtung von Dispositionen betreffen, zu denen man garnicht anders kann als ein (äusserliches) Besitz- und „Haben“-Verhältnis einzunehmen.. Umgekehrt wird das Planungsmodell „Ziele und Wunschkataloge vorab festlegen, dann Ausführungen so planen, dass möglichst viele dieser „Ziele“ „realisiert“ (erzeugt, hergestellt) werden“ für das einzig denkbare überhaupt genommen.
Die Kritik a la Erich Fromm, Haben vs. Sein, sieht nicht die Möglichkeit, dass es der Beschleunigungs-Charakter der Gesamt-Lebensführung ist, der das Wünschen in Richtung auf äusserliche Nicht-Praxis-, sondern Sach-Zielsetzungen hin deformiert.
Diese Unterscheidungen lassen sich übrigens an eine bekannte und recht nützliche Begrifflichkeit aus der Aristotelischen (Güter)Ethik anknüpfen, die nämlich zwischen Gütern, die Produkt-Charakter haben (Resultate eines Machens, greich. Poiesis, selbes Wort wie in „Autopoiesis, autopoietisch“ von Maturana), also vom sie hervorbringenden Tun getrennt sind (derart, dass das Tun zwar auch selbstzweckaft sein kann, meist aber (so gestaltet wird, dass es nur noch) um ihretwillen stattfindet, und an sich nie erstrebenswert wäre; und, andererseits, solchen Arten von „Gutem“, das eigentlich nur eine Qualität einer Handlungs- oder sogar Lebensweise darstellt. Die Erinnerung daran, dass Handeln oder Lebensführung Kandidaten für eine Bewertung als „gut, wohltuend“ (also nicht nur gut im moralischen Sinn) sie könnten, und zwar für eine PRIMÄRE, scheint ziemlich bald nach Aristoteles verlorengegangen zu sein. Die Einengung der Fragestellung auf „Güter“ (wsa für welche gibt es? was macht sie zu solchen?) zeigt die Verarmung der späteren Debatten. Etwa bei Stoikern. Dort ist Leben Gegenstand von Prädikationen wie „vernünftig“ oder „weise“; aber nicht von „gut“ in einem Sinn, der eslückenlos einordenbar machen würde in eine Reihe mit „Reichtum“, „Gesundheit“ oder „Lust(empfindung)“ (als möglichen „Gütern“ auf Listen zu einer möglichen „Güter-Lehre oder -Theorie“.)

Das Wort „Ziel“ selbst deutet den Grundmodus dieser Art Planung an: eine zurückzulegende Strecke, Bewegung grösserer oder geringerer Intensität, umgesetzt in Geschwindigkeit, man muss im voraus schon alles richtig geplant haben, sehr genau zielen, alle Einwirkmöglichkeiten bedacht haben usw. usw.
Davon unterschieden sind Alltags-gestaltende, Lebensform-, reproduktions-bezogene oder eben „zyklische“ Planungsformen. Die (Lebens-)“Qualität“ so geplanter Gebilde wird, im Mass, wie sie tatsächlich sich dem Ideal eines „dauerhaften“ Alltags, Reproduktion, Lebensführung, Daseinsweise usw. annähern, immer immuner (aus fast schon begrifflichen, logischen Gründen: die betreffenden Parameter sind nicht „steigerbar“) gegen „Beschleunigungen“, Vorwegnahmen, Intensitäts-Steigerungen.
Die Frage ist natürlich, was eigentlich der Ur-Fehler oder der Ur-Sündenfall gewesen sein mag: Die Bevorzugung von Haben gegenüber Sein? Die Bevorzugung eines Pfeil- gegenüber einem Kreismodell des Planens? – Ich glaube, dass all das Folgewirkung von etwas ursprünglicherem ist, nämlich dem Scheitern eines ursprünglich intakten Alltags mit gelingender, zyklisch wiederkehrender Reproduktion, der und die allerdings auf „erwartbare“ Aussenbedingungen angewiesen ist, und „unter Druck“ gerät, wenn diese Bedingungen sich anders entwickeln als erwartet – ein Alltag, der sich zu seinen Reproduktionsbedingungen somit nicht „experimentell“ verhält (also grundsätzlich die Möglichkeit offenlässt, dass weiter dazugelernt werden kann und muss, um das Bedingungsgefüge genauer kennenzulernen, von dem alle mögliche Reproduktion überhaupt abhängt).

(Das wirft die Frage auf: Ob „experimentell“ angelegte Reproduktionen (also alle nach OPP: REL, RPL=MOD) keine Identitäten mit „Leistungsdimension“ aufweisen.
Ich verschiebe die Antwort auf später, wenn Geltung besprochen ist.)

Wenn man die drei Identitäts-Abteilungen quasi „vergrössert“ betrachtet, zeigen sich Unter-Abteilungen; ich bespreche zunächst nur die beiden Unterabteilungen von „Leistung“.
Man kann „Leistungseffekte“ (Beschleunigungen; Vereinseitigungen, Konzentration, Anstrengung, Verzichte) nämlich aus zwei Motiven heraus inkaufnehmen:
a) man versucht, MEHR, andere und zusätzliche Ziele innerhalb einer Frist zu erreichen, „weiterzukommen“, und in DIESEM Sinn „anspruchsvoll“ zu sein;
b) man versucht, als solche feststehende Ziele mit grösserer Sorgfalt, Sicherheit und dergleichen Qualitäts-Parameter zu realisieren: PERFEKTIONISMUS.
Perfektionismus und Anspruchs-Fülle stehen in einer gewissen Konkurrenz: Man kann sich viele und weitreichende Ziele aufladen, sie aber immer „flüchtiger“ im einzelnen umsetzen; oder, die immer weiter getriebene Perfektionierung innerhalb eines gegebnen Zielhorizonts verhindert, dass man „weiter“, zu anderen Sachgebieten usw. kommt.

Sehen wir uns das Feld „Geltung“, als Dimension der Identitätsbildung, an.

Ich hatte bei „Leistung“ bereits auf Zusammenhänge mit „Mentalitäten“ (oder Schluss/Begründungsmodi) verwiesen – die Dimension setzt voraus, dass der Begründungsmodus überhaupt solche Steigerungen als vernünftig und u.U. frei wählbar zulässt; für OPP gilt das sicher, bei den „experimentellen“ Nach-OPP-Modi bin ich zunächst nicht sicher, wie es ist (das soll noch erörtert werden). – So jetzt für „Geltung“: Damit hier überhaupt ein Feld entstehen kann, muss die zugrundeliegende Mentalität zumindest in Teilen den (Übergriffs-)Vermittlungsmodus AUT einschliessen (zur Definition vgl. inhalt1.doc, Punkt 6); das Kooperieren ist somit in Teilen oberhalb der 3.Zeile angesiedelt – vollständig Nicht-Autoritäre haben keine „Geltungsziele“ (kooperieren nicht auf autoritären oder zum gegebnen Zeitpunkt blsos autoritär vermittelbaren Grundlagen).
Ich muss von diesem Nach-Geltungs- oder -AUT-Standpunkt sprechen, um zu sagen, worum es sich bei „Geltung“ (oder geltungs-basierter Kooperation) NICHT handelt. Nicht-autoritäre Kooperation beruht auf Verständigtheit, also (zumindest subjektiv) explizit-vollständiger und jederzeit zur Diskussion gestellter Begründung der kollektiven Pläne und Planvorschläge; die Begründung beruht obendrein auf einem durchgehenden Verhältnis zu anderen als Angehörigen der eigenen Binnengruppe (alle Personen zählen dazu), die aber nicht dasselbe Verhältnis zu einem selber eingehen bzw. die Vorschläge und Gründe, die man vorzubringen hat, (noch) nicht begreifen können.
In Geltungs-orientierten Kooperationen wird dies Prinzip für wenigstens einige Teile eines Plans oder seiner Begründung ausser Kraft gesetzt; dann muss man natürlich ein (autoritäres) Prinzip haben, welche, das heisst in diesem Fall: wessen (oder welchen Diskurs-Teilnehmers – er gilt dann als „Autorität“, jemand, auf den es ankommt – sei es bei der Willensbildung, sei es bei Beratungen – seine Vorschläge und Gesichtspunkte zählen mehr als die anderer) Version des Strittigen „gelten“ soll (oder in welchem Mass, wenn „Kompromisse“ möglich sind, also „gültige“ Versionen von Plan oder Begründung, in die zwei oder mehr strittigen Versionen in unterschiedlichem Ausmass (sie haben unterschiedliche Geltung, Autorität, Gewicht usw.) eingehen).
Es fragt sich dann, was Leute, die so denken, als Kriterium oder Mass für „Geltung“ oder „Achtung“ nehmen müssen; dazu müssen wir schauen, worüber überhaupt zu streiten ist; daraus kann nämlich dann das Kriterium nicht genommen werden, denn wenn bestreitbare Material auch noch Grundlagen für die Entscheidung solcher Streitigkeiten liefern soll, wären solche Grundlagen ja ihrerseits wieder bestreitbar.
Wir haben bislang drei Gruppen von Inhalten, die verschieden bei verschiedenen Streitparteien sein können:
1. die Regel der Ableitung und (damit, bei gegebnem Erfahrungsstand) aktuelle Vorstellung von dem, was überhaupt getan werden sollte, was an sich wünschenswert wäre, wenn es geschehen oder erzeugt würde;
2. die Inhalte des Wünschens;
3. die Inhalte der (Leistungs)Ansprüche an sich selbst und „Seinesgleichen“.
Die allgemeine Form, in der sich (spätestens bei Widerspruch aufrechterhaltene) bestreitbare und aktuell bestrittene Forderungen an andere darstellen, ist das SOLLEN:
1’ ihr SOLLT diesunddies als wünschenswert anerkennen, mit-wollen, dass es getan wird;
2’ ihr SOLLT – zwar nicht andre Wünsche, Bedürfnisse, (empfundene) Spielräume haben, als ihr habt, denn die unterliegen nicht (oder wenn überhaupt, nur in Grenzen) eurer Entscheidung; aber ihr SOLLT zugeben, dass sie in denundden Hinsichten anders lauten, als ihr behauptet; oder, soweit feststeht, wie sie lauten, SOLLT ihr sie nur soundso weit erfüllen, ihnen nur soundso stark nachgeben, soundso gleichgültig euch gegen die Grenzen eurer Spielräume verhalten;
3’ ihr SOLLT euch persönlich dasunddas Anspruchs- und Perfektionsniveau zueigen machen.

Aus diesen denkbaren Inhalten von Forderungen, solange nicht eine Seite nachgibt, speist sich überhaupt das Feld, in dem anschliessend durch das Geltungsmass einzelnen Positionen „recht-oder stattgegeben“ wird (die Fordernden selber nachgeben usw.)
(Aus der Erfüllung irgendeines Sollens in einem Mass, das einer der Fordernden festlegt als „Mass des Kompromisses“ (das dem andern nun doch wirklich einleuchten könnte, man ist ihm jetzt doch soweit entgegengekommen usw.) folgt keine Geltung, sondern nur ein veränderter Streitgegenstand.)

Jeder Streit bezieht sich aber auf eine von beiden Seiten (so, wie es jeweils ihren Forderungen entspricht) gewünschte Kooperation, in der die andern ihr Teil tun SOLLEN. (Wer ohne alle andern auskommen will, und sich ihnen entzieht, hat auch keinen Streit; zumindest, wenn er die MACHT hat, sich zu entziehen; denn sie können ihm natürlich folgen und ihre Fordeungen dennoch geltend machen.)
Normalerweise ist nicht die Kooperation überhaupt infragegestellt – es wird nicht über ALLES gestritten – sondern der Konflikt ist punktuell (aber u.U. existenziell), im Rahmen eines Konsenses, der ansonsten stabil und unstrittig ist. (Eine unendliche Reihe von Konflikten hat im allgemeinen einen Grundkonflikt als Basis, von dem aus sich immer wieder neue Anlässe zum Streit entzünden.)

Im Wort „Macht“, das eben schon gebraucht wurde, steckt bereits die Lösung; zur Ausübung von Macht oder Einfluss in einem speziellen Fall sind Mittel erforderlich, auf die überdauernd und in einer Vielzahl solcher Fälle zurückgreifen zu können durchgehende Geltung oder Anerkennenswürdigkeit einer Person begründen.
Diese Mittel haben die allgemeine Form eines KÖNNENS, genauer: eines im konkreten Zusammenhang Nutzen- und/oder Schaden-Könnens (Droh-Potential: Man möchte den Träger eines solche nnicht gegen sich, eher als Verbündeten haben), dem jeweils andere nichts gleichartiges entgegensetzen können, das heisst, es ist ein punktuell oder allgemein ÜBERLEGENES.
(Entsprechend: Unterlegen, weniger können als andere usw.)
Das Können, um das es hier geht, ist erst einmal unmittelbar an die Person gebunden, kann nicht von ihr abgetrennt, ihr nicht genommen werden. Alles Können, das auf Besitz von Mitteln beruht, oder bereits vorhandener Geltung (etwa durch Zugehörigkeit der zu achtenden Person zu einem Verband, von dem her sie, indem sie dessen anerkanntes Mitglied ist, ihre Achtungswürdigkeit bezieht), ist demgegenüber zweitrangig.

Erste Anmerkungen.
a) Im Rahmen von Kooperationen auf Basis einer gemeinsamen Individualität „gelten“ die Prioritätensetzungen von solchen, die durch ihr Können überdurchschnittlich zur Umsetzung und Gelingen der Gesamt-Planung beitragen können, mehr als die andrer; ihr „Einfluss“ oder ihre „Macht“ zur unmittelbaren Durchsetzung (durch Drohung mit Rückzug oder verringertem Engagement) erstrecken sich auf alle Betsandteile des Prioritätensetzens, auch auf solche, die mit Begründen, Berücksichtigen von Gesichtspunkte, Erfahrungen (Aufmerksamkeit) und Begründungszusammenhängen zu tun haben: Ihr „Rat“ gilt mehr, ihr „Urteil“ (ihre Bewertungen, Schätzungen usw.), ihre Gesichtspunkte, was Aufmerksamkeit verdient, mit einem Wort: ihre Gründe gelten mehr; ebenso: IHRE Reproduktion, ihre Zufriedenheit, ihre Antriebe und Leistungsbereitschaften (zum Ingangsetzen des Könnens) haben Vorrang, weshalb ihre INTERESSEN mehr gelten (sie bekommen, über ihr Verdienst hinaus, Extra-Belohnungen, oder ihr Verdient gilt mehr als das anderer, wird mit einem Talent- oder Könnens-Faktor bewertet). (Das Mehr oder Weniger des Geltens erstreckt sich immer auf knappe Ressoucen, die so oder anders verteilt werden können.)
In Kooperationen, wo durch die zurgundliegende gemeinsame Individualität der Angehörigen der Kooperative deren Gleichheit und „Gleichberechtigtheit“ unterstellt (gleiche Geltung ihrer Interessen nur noch nach dem Verdienst), bleibt die nach irgendwelchen Kriterien (Kompetenzen) zugeschriebene, besondere „Eignung“ zum Treffen von Entscheidungen, Befinden darüber, wie die Gleichheits- und Vergleichbarkeitsregeln angewandt weren sollen, und wie die allgemeine gemeinsame Individualität und ihre Regeln im Einzelfalll angewandt werden sollen, inkraft: AUTORITÄT; Begründungen durch Autoritäten GELTEN, auch ohne dass sie im einzelnen vertreten und gerechtfertigt werden müssen. (Dieses Fordern von Anerkennung für nicht tatsächlich eingelöste Rechtfertigbarkeits-Behauptungen, auf Basis angeblich überlegener Kompetenzen im Finden „richtiger Gründe“ (va. der Hinsichten, in denen beurteilt wird, was Aufmerksamkeit verdient und was nicht), nenne ich AUTORITÄR. Diese Einstellung im Verbund mit der Anerkennung von Gleichberechtigtheit, was Interessen anlangt (über deren Inhalt freilich die Autoritäten ohne jederzeit sich rechtfertigen zu müssen, entscheiden), ist vielleicht das wüsteste und abstossendste Beispiel eines inneren Widerspruchs, den die an wüsten und abstossenden Phänomenen nicht arme 3×3 Matrix zu bieten hat.)
b) Im Mass, wie Zielkataloge und Individualität nicht geteilt werden, nimmt das achtungs- und geltungsbegründende Können (Einfluss, Macht) die Gestalt von (überlegenen) Gewalt-, Zwangs- und (zuerkannten) Rechtsmitteln an, über die man verfügt, oder die man sich verschaffen kann.
c) Das Können hat, wie das Leisten, zwei Dimensionen:
– die besondere KOMPETENZ, die nicht aus dem Stand von andern ebenso abgerufen werden kann, und auch nicht leicht erzeugt werden kann (wenn man überhaupt weiss, WIE beliebige andere sie an sich herstellen, sie lernen oder einüben könnten);
– das besondere VERDIENST, sofern es nicht nur punktuelle Mehr-Leistung über das Normalmass hinaus war, die dann ebenso punktuell belohnt wird, sondern sofern sie Ausdruck einer besonderen Leistungsbereitschaft zu sein scheint, die auf entsprechende „Kräfte“ (oder Leistungs-Fähigkeiten) verweist; natürlich kann sie dann auch in einer entsprechenden Kompetenz kulminieren, so wie umgekehrt Kompetenzen eventuell auf sie vermeintlich erst ermöglichende, ungewöhnliche Lern- und Einsatzbereitschaften verweisen (die dann die eigentliche Kompetenz darzustellen scheinen).
Immer wird (wie oben schon bei Einführung des Konzepts Geltung erwähnt) die betreffende Leistungs-Disposition bezogen auf eine Rangskala ÜBLICHERWEISE ERWARTBARER Leistungs-Niveaus – über-/unter- und einfach nur durchschnittlich. Das faktische Durchschnittsmass in einer Dimension begründet Unter- und Überlegenheit ihm gegenüber, also auch den Rang in einer Skala der Leistungsniveaus (als Ausdruck von Kompetenzen und Leistungs-Dispositionen).

d) Natürlich muss es einen Zusammenhang zwischen jemandes Leistungs-Ansprüchen, und seiner Geltung geben:
– höhere Anspruchsniveaus, wenn sie nicht einfach Lippenbekenntnisse sind, erfordern höhere Leistungsbereitschaften (Beschleunigungen usw.), was sich in entsprechenden „Verdienst“-Kompetenz-Anerkennungen niederschlagen kann;
– Perfektionismus führt zum Erwerb von nicht einholbaren Kompentenzen; wenn die nicht nur auf jemandes private Präferenzen bezogen, Vorteile bieten, sondern punktuell oder allgemein Gewalt- und Zwangsoptionen, oder monopolisierte (und damit vorenthaltbare) Nutz- und Wirk-Mittel darstellen, stellen sie zugleich ein geltungs- und achtungsbegründendes Können dar.
(In beiden Leistungs-Dimensionen ist zu unterscheiden, ob es sich um Wirk-, also technische oder instrumentelle Kompetenzen, oder „Beratungskompetenzen“ (die geeignet sind, „Autorität“ im eigentlichen Sinn zu begründen) handelt.)

e) (1) Eine spezielle Dimension des Konflikts ist der um die GELTUNG VON LEISTUNGEN, also der Streit um das durchschnittlich Erwartbare, und die Geltung, die sich damit verbindet.
Eine wirkliche Bemühung oder Kampf um Anerkennung und Geltung ist natürlich kein Kampf im üblichen Sinn; die Einschätzung des Durchschnitts durch die Adressaten einer solchen Bemühung ebenso wie die Feststellung des relativen Rangs sind nicht erzwingbare Entscheidungen, sondern nur mehr oder weniger beeinflussbare Einschätzungen; sie hängen vor allem davon ab, in welchem Mass der Kämpfer-um-Geltung diese andern BEEINDRUCKEN kann; in anderm Ausmass, als bei Beurteilung der Erfüllung eigener Leistungsmasstäbe durch einen selber oder ähnlich Anspruchsvolle (peergroup) (wo man ganz bei sich selber ist, und sich allenfalls (kollektiv) FEHLeinschätzen kann), bietet die Selbst-Darstellung vor anderen (und die Bemühung um möglichst günstige Zuschreibungen von ihrer Seite) auch Gelegenheit für jede Menge absichtlichen Bluff und Betrug; die Grenzen zum habituell „gesunden Selbstbewusstsein“ (Dauer-Selbstüberschätzung) oder „Minderwertigkeitsgefühl“ sind fliessend.
Es ist zu unterscheiden zwischen der Anspruchs-Motivation, und der Geltungs-Motivation für eine Leistung, schliesslich der Koppelung: anspruchs-motivierten Leistungen auch entsprechende Geltung „verschaffen“ wollen.
(2) Die rechtliche Absicherung eines Geltungsanspruchs ist ein Widerspruch, es handelt sich meist eher um eine Art Zertifizierung: „Staatliche“, also für nicht-interessiert geltende „Prüfer“ etablieren und ermitteln (stellvertretend für ein an solchen Feststellungen interessiertes Publikum) entlang mehr oder weniger objektiver (intersubjektiv gleichbleibender) Kriterien für die Einordnung eines Geltungsanspruchs den Rang eines „Geltungswilligen“; ebenso informelle Autoritäten, wie „Kunst- usw. Kritiker“; das Problem ist hier immer, dass der Wert der zugesprochenen Autorität oder der Geltungsansprüche von Autorität und Geltung der Prüfer und Kritiker abhängt (die sich durch Kooptierung von „Ebenbürtigen“ rekrutieren); Prüfer und Kritiker zu sein (oder sich dazu aufwerfen zu dürfen), und über Zuerkennung von Geltungsansprüchen entscheiden zu dürfen, ist dann letztlich die höchste Geltungs- und Autoritätsrangstufe überhaupt; in Wirklichkeit nur Fortsetzung einer ursprünglich erworbenen Geltung. Es bleibt immer die Frage, durch welche kognitiven Operationen auf seiten ihrer Adressaten, des Publikums, der Öffentlichkeit, solche Geltungen sich überhaupt „glaubwürdig“ erzeugen. (Nicht die Autorität ist die Quelle der Geltung, sondern die, die ihr glauben (wollen)).
(3) Die Einschätzung des Könnens einer Person (ihr Ruf) durch dritte kann absichtlich von andern beschädigt werden; sofern diese dritte ihr Urteil nicht slebständig bilden, sondern von den Vorgaben der Schädiger abhängig machen, ist der Angriff auf den Ruf indirekt ein Versuch, das der rufgeschädigten Person kraft ihrer Geltung und Anerkennenswürdigkeit Zustehende zu beschneiden und zu mindern (wdh.: Geltung als zusätzlicher Bewertungsfaktor für das Ausmass dessen, was jemand aufgurnd seines Beitrags zum Kollektivziel verdient) – also ein Angriff auf ihr Interesse. Kann die Person ihren Ruf nicht unabhängig von seiner Berechtigung gegen solche Angriffe verteidigen, indem sie die Angreifer bedroht, ist ihr Ruf nicht viel wert; der Ruf, im Mass, wie er gegen solche Angriffe verteidigt wird oder werden kann, heisst EHRE.
Ehre verschwindet als reale Kategorie im Mass, wie die Grundlagen von Geltung durch die Angehörigen einer Öffentlichkeit oder von für uninteressiert geltenden Instanzen geprüft werden.
Auf das Thema des echten „Kampfs“ um Geltung, und des sekundären (Kampf gegen Beschädiger erworbener Geltung) wird noch öfter zurückzukommen sein.

f) Die Notwendigkeit, ausserhalb der unmittelbaren Geltungssphäre liegenden Eigenschaften einer Person den Status eines Könnens oder Könnens-Äquivalents zu verschaffen, verweist darauf, dass die betreffenden Dispositionen im Rahmen der Individualität der Beurteiler nicht den Charakter zugleich nützlicher oder „bedrohlicher“ UND monopol-artiger Leistungsfähigkeiten haben (beide Kriterien müssen erfüllt sein).
Die Geltung wird dann dennoch erworben, indem ein Geltungsträger den Trägern solcher Eigenschaften seine Anerkennung ausspricht; seine Geltung verschafft ihnen Geltung, indem jede vorhandene Geltung verbunden ist mit der Berechtigung (Einfluss darauf) zu sagen, wer in bisher nicht definierten Fällen Geltung haben soll; auf diese Weise breiten sich Anerkennungsverhältisse auf solche aus, die ansonsten unmittelbar nicht anerkannt worden wären, und ohne ihre Anerkennungs-Quellen verachtet wären.
Grundsätzlich gilt dies für „exzellente Leistungen im Rahmen einer von seiten der Adressaten einer solchen Anerkennungs-Erklärung nicht-geteilten Individualität (Leistungsdimension!), oder für Exzellenz im Rahmen von Wunscherfüllungsqualitäten („herausragende Schönheit“).
Über die Bedeutung solcher Exzellenzen, die eigentlich ausserhalb des Feldes der ursprünglichen Geltungs-Qualitäten und Rangskalen liegen, kann erst sinnvoll gesprochen werden, wenn „Identitätsteilung“ erklärt ist.

g) Zuerkennung von Geltung reicht nur soweit, wie Kooperationen reichen – im schlechtesten Fall Kooperationen zwischen Trägern unterschiedlicher Individualitäten, die sich durch wechselseitige Drohungen zu einem einzuhaltenden, stabilen Kompromiss (einer Kompromiss-Individualität) zwingen; zwischen solchen existiert eine auf diese Kompromiss-Individualität bezogene Geltungssphäre. Dass man bestimmte Kompromisse bzw. deren nachträgliche Geltung usw. durch Kämpfe bestimmt, ist AUCH eine Form der Kooperation (ein reguläres Verfahren, über das Konsens herrschen muss, zur Bestimmung des Inhalts der Nicht-Kampf-Kooperation); deshalb erstreckt sich die Anerkennung auch auf die Fähigkeiten, die zur Bestreitung solcher Kämpfe grundsätzlich vorausgesetzt werden müssen (jemand wird als überhaupt einer Auseinandersetzung fähig und bedürftig anerkannt, als Kämpfer; muss sich, u.U. diese Anerkennung als solcher erst erwerben, also den Ruf einer ungefähren Ebenbürtigkeit im Kampf).

Weitere Überlegungen hur Geltungs-Abteilung einer Identität später.
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Nachdem die beiden Dimensionen Leistung und Geltung unterteilt sind, sehen wir jetzt nach den möglichen Unterteilungen der Wunschdimension.

Man sollte meinen, dass nichts natürlicher ist, als dass jemand versucht seine Wünsche zu erfüllen – dass es DEN HAUPTINHALT JEDER INDIVIDUALITÄT aus seiner Sicht ausmachen sollte, und nicht eigens einer „Festlegung auf eine spezielle Identität“ bedarf.
Natürlich GIBT es diese Dimension der Identität nur, solange es zur Wunscherfüllung die beiden anderen Alternativen, Leistung (Anspruch) und Geltung gibt, und zwar als solche, die die Aktivitäten zur Wunscherfüllung einengen, also VERZICHTE (auch auf Abbruch von Tätigkeiten usw., also Anstrengungen) verlangen.
(Hier sieht man, wie der Satz: „Es existieren Individualitäten (OPP, REL, RPL=MOD), deren Zielsetzungen VOR und unabhängig von einer Festlegung der Identität bestimmt werden.“ sich konkretisiert.)
Individualität ist der Zielkatalog; Identität eine Art, Prioritäten zu setzen bei der Verfolgung von Zielen, letztlich sogar eine Art, die sich durchhält über wechselnde Zielkataloge (Individualitäten) hinweg; darum, weil jede solche Art die Ausbildung langfristiger Orientierungen, Routinen, Kompetenzen erfordert; würde es immer wieder nur um kurzfristige und wechselnde Präferenzen beim Umgang mit (relativ zu Zielen) begrenzten („knappen“) Handlungsspielräumen und Ressourcen gehen, würde keine Kategorie namens „Identität“ und keine Notwendigkeit, sie langfristig zu bestimmen und sich dabei festzulegen, existieren.

Auch Wunscherfüllung ist ein Handeln (dazu zähltauch Unterlassen von anderem, Nicht-Wunscherfüllendem), es gehören allgemeine Bestimmungen von zweckmässigem Handeln dazu, speziell das Können und Wissen-wie man es macht, aber auch das Wissen, WAS man machen soll, eine Kenntnis um „wünschbare“ Inhalte. Insofern dies Handeln Kompetenzen, wie eben genannt, verlangt, müssen sie ebenso ausgebildet werden wie beim „leistungsziel-bezogenen“ Tun – es muss Wissen erworben, Fähigkeiten eingeübt, Aufmerksamkeit und Handlungspielräume (Kräfte) reserviert werden usw. – Das Tun aufgrund solcher Kompetenzen kann man sich selbst, aber auch andern zuwenden – man kann sich selbst und anderen „gut“ Wünsche erfüllen – dass diese Aktivitäten auf andere übertragen und auf ihre Wünsche ebengut wie auf eigne angewandt werden können, hat mit der grundsätzlichen Ähnlichkeit und Verwandtschaft unserer Bedürfnisse zu tun, sei es als biologische Organismen, sei es als „Personen“ und vernünftige Wesen.
Die Einteilung der Gross-Sphären des Wünschens basiert auf einer vordergründig unterschiedlichen Gewichtung dieser Zugewandtheit zu andern oder sich selbst:
(vor allem) sich selbst zugewandte Wunscherfüllung vs. (vor allem) andern (kooperativ) zugewandte.

a) (vermeintlich) sich selbst zugewandt:
Wir haben zwei Grundbedürfnis-Arten: Homöostase im weitesten Sinn, also reproduktive Bedürfnisse, ohne deren Befriedigung unser Handlungsspielraum sich akut einengt („es lohnt sich nicht mehr, man kann nicht mehr, alles wird immer (schneller immer) anstrengender, man hält es nicht mehr aus, fühlt sich nicht wohl, ist erschöpfbar usw.“); und: jene Bedürfnisse, wie Neugier, Bedürfnis nach Abwechslung, bei deren Nicht-Befriedigung sich anwachsende Gefühle von Langeweile und Stagnation einstellen.
(Stagnation und Absinken unter die Grenze der Reproduktivität sind die beiden in gleicher Weise zu vermeidenden Bedrohungen vernünftiger Existenz schlchthin.)
Die Einstellung, in der man Reproduktion beachtet, ist die, wo man AUF SICH ACHTET, also auf sich meldende Bedürfnisse dann auch das Gespürte in seinem Handeln berücksichtigt und beachtet, also nicht dauernd zwar es zur Kenntnis nimmt, aber ohne Konsequenzen zu ziehen (geschieht das zu oft, wird auch das Spüren überflüssig, und jemand scheint überhaupt jede Fähigkeit, eigentlich aber Bereitschaft zu verlieren, die sich in ihm körperlich anmeldenden Bedürftigkeiten zu registrieren.)
Neugier wird befriedigt durch „lustvollen“ Wissenserwerb, ohne Rücksicht auf (diese Lust beschränkende) Nützlichkeits-Erwägungen (die dann zu Verzichten und in Langeweile hineinführen). Es gibt auch ein oberes Mass an verarbeitbaren Neuigkeiten, jenseits deren Überforderung und Überfütterung losgeht – wenn dann die Aufmerksamkeit erlahmt und nicht mehr folgt, stellt sich derselbe Effekt her wie bei Unterforderung: Langeweile.

b) (vermeintlich nur) andern zugewandt:
Es gibt ein wunscherfüllendes Tun für andre, aber eben auch für sich salbst, das SELBST den Charakter einer Wunscherfüllung hat, indem es LUSTVOLLES TUN, Produzieren, Arbeiten ist, weil man dabei die Grenzen angenehmen Tätigseins ständig einhält.
Es gibt ein wunscherfüllendes Denken und Vorstellen (Vorstellungs-Konstruieren, nach Begriffe und (gedachten) Regeln), das überhaupt sinnvolle Wünsche hervorbringt und andern zu (begründeten) Wünschen verhilft. Es ist das (unangestrengte, je durch die Situation motivierte) Sich-Bewusstmachen der Sinn-Bedingungen unseres Tuns, oder VERSTEHEN.
Man kann sich selbst und andere verstehen; man kann sich selbst und anderen im Rahmen angenehmer Tätigkeiten Wünsche erfüllen, und sich und sie „versorgen“, „pflegen“ usw.

Das Tätigsein braucht ein Ziel, das Verstehen einen Anlass (Gegenstände, motivierende Erfahrung); beides wird geliefert durch die Wunsch-Inhalte aus a): Neugier liefert die Verstehens- und Sinnbegriff-Bildungs- (Erweiterungs-)Anlässe, das spürende Darauf-Achten, was guttut, die Ziele der nicht-überfordernden, angenehmen Sorge-Tätigkeiten.
Sofern angenehmes Sorgen und Verstehen anderen zugewendet wird, muss es auch ein auf sie gerichtetes Spüren und Neugier (auf IHRE Erfahrungshorizonte) geben; umgekehrt blieben die Wünsche aus a) auf Dauer unerfüllt, wenn sie sich nicht mit einem Sorgen (auch) für sic selbst, und einem Sich-selbst-Verstehen verbinden; speziell Erfahrung, die nicht verstehend verarbeitet wird, wird langweilig und schal, sie ist OHNE INTERESSE; seinen Zustand von oment zu Moment sorgfältig beobachten, ohne praktisch tätig werden zu können, führt in Stillstand und letztlich ängstliche, passive Besorgtheit, statt tätige Sorge um sich; und so, wie die Erfüllungen aus a) und b) sich bei einem selbst verbinden, so in der Zuwendung zu andern oder in der Zugewandtheit „zueinander“, in einer sinnvoll kooperierenden, und Lernen und Reproduktion sinnvoll aufeinander abgestimmt, arbeitsteilig-kooperativ organisierenden Gemeinschaft.
(Nicht nur Spüren und Sorgen, oder Neugier und Begreifen (neue Interessen, neue Richtungen der neugierigen Aufmerksamkeit Bestimmen) müssen ineinandergreifen, diese beiden Paare selbst sind Bestandteile einer noch umfassenderen Einheit, eben der aus Lernen und Alltag (Reproduktion). Der erste Ansatz zu dieser noch weitergehenden Integration (derart, dass keine Prioritätenkonflikte entstehen) bestünde darin, die sinnvolle, nächst anstehende und neugier-befriedigende, zugleich als sinn-machend begriffene Erweiterung eines vorhandenen Alltags als das Feld des kollektiven Lernens anzusehen. (Die Frage muss also lauten: Was sollten wir als nächstes herausfinden, kennenlernen, erfahren, um unsern gegenwärtigen Alltag reicher zu machen (ohne dass er aufhört, Alltag zu sein).


teil 2

IDENTITÄT 1.Forts. (Beginn: 4.4.2005)

Ich möchte das Gesamtgebilde des möglichen Identitäts- oder Selbstentwurfs betrachten, und die Zusammenhänge seiner Abteilungen.

L|G
S K (S Selbstpflege= Auf sich achten+Neugier, K Kooperation= sich/andre pflegen+verstehen)

((Die Zuordnungen von Achtsamkeit/Neugier zu „Selbst“, und von Pflege/Verständnis zu Kooperation entstammen der Gender-Tafel, aus der die Identitäts-Bestandteile ursprünglich hergeleitet wurden; diese beiden Zuordnungen sind nicht selbstverständlich und müssen später noch genauer besprochen werden.))

Es versteht sich, dass die horizontale Grenze die massgebliche ist, und, wie schon gesagt wurde, NUR durch diese Trennung das Wollen und Gewollte in zwei Abteilungen zerfällt, nämlich ein „an sich“ Gewünschtes, das aber nicht effizient genug ist, und ein BLOSS Zweckmässig-Effizientes, das aber nicht angenehm ist. (Damit ist gesagt: Alles Zweckmässige, das zugleich angenehm und wunscherfüllend ist, also AUCH „selbstzweckhaft“, wird der unteren Abt. zugerechnet.)
Dafür, dass für solch eine Trennung überhaupt Stoff vorhanden ist, ist die Individualität verantwortlich: Eine Individualität, die von vorneherein nur Inhalte als zweckmässige definiert, die aus der INTEGRIERTEN (!) Selbstzweck-Abteilung (integriert: simultane Verfolgung aller vier Teilziele) hervorgehen können, bietet für eine Ausdehnung nach oben keine Grundlagen. Die drei Individualitäts-Typen, die auf Basis der drei Begründungsmodi oder Mentalitäten der ersten Zeile entstehen, sind nicht von dieser Art – das ist ihr gemeinsamer Grundfehler (auch wenn die ersten beiden noch eigene, zusätzliche Fehler machen), der freilich erst an dem dritten und letzten Typ, Modernität, sich leidvoll bemerkbar macht.

Die Selbstzweck- oder Wunscherfüllungs oder Bedürfnis-orientierte Abteilung der Identität besteht, genau genommen, aus drei Momenten:
– dem Alltags-Zirkel: gern Getanes genügt, um Bedürfnisse zu befriedigen und Gefahren abzuwehren; Bedürfnis-Befriedigung und Beachtung bekannter Gesundheitsbedingungen genügen, um die Fähigkeit zu angenehmem Tätigsein wiederherzustellen;
– dem Lern-Zirkel: Neu-Erfahrung stimuliert die Begriffsbildung, Einordung der so gewonnenen Begriffe in das System der bereits bestehenden; die Überschüsse und möglichen interessanten Hypothesen-Konstrukte, die sich aus den Beispielsreihen durch Verlängerung und Abstraktion ergeben, begründen die Neugier auf mögliche Umsetzungen für die konstruierten Möglichkeiten;
– die Bezogenheit beider aufeinander: Gegenstand des Lernens ist die Erweiterung bestehender Alltage zu reicheren, erfüllteren – Abstimmung des Lernens auf die reproduktiven Notwendigkeiten des bestehenden Alltags; die Richtung der Erweiterung wird durch theoretische Konstrukte einer speziellen Art vorbereitet: aus gegebnen Anlässen vorgreifende theoretische Erweiterung des Begriffs-Systems bis an seine (gegenwärtigen) Schranken begründet die Suche nach Welt-Bestandteilen, die diesen Sinn-Begriffen (Kategorien) entsprechen (oder, falls diese Suche zu lange dauert und in Langeweile führt, zur Aufgabe der Suche nach ihnen).

Es lässt sich dann sagen, worin die Beschädigungen durch „Leistungs- und Geltungsziele“ bestehen:
1. Entweder die Anforderungen eines gelingenden Alltags werden missachtet:
– Überforderung= Missachtung von Leistungsgrenzen oder gar Erschöpfungsgrenzen (zumindest der lustvollen Aktivität: Weitermachen, wenn es keine Freude macht: Disziplinierung);
– Härte= Missachtung von Wünschen und Bedürfnissen;
2. Oder das Interesse an Dazulernen und Begreifen bleibt unbefriedigt:
– Stagnation, Erfahrungsarmut;
– Borniertheit, Bildungsmangel=Mangel an Begriffen zur Ordnung auch schon nur des gegebnen Erfahrungshorizonts.
3. Oder die Integration von Alltag und an die Alltagserfahrung anzuschliessenden Wissenszuwächsen misslingt:
-Vereinseitigung bis zur völligen Sinnlosigkeit (die faktischen Erfahrungszuwächse sind so einseitig und wenig sinn-erfüllend, dass sie einem Erfahrungsstillstand gleichkommen)
– Beschleunigung bis zur völligen Haltlosigkeit (die Wissenszuwächse sind so schnell und umfangreich, dass keine Verarbeitung mehr folgen kann).

Wir können weiter sagen: die „Entfremdung“ oder Entfernung vom eigentlich Gewollten durch Geltungsziele kann, muss aber nicht grösser sein als die durch Leistungsziele; immerhin geht es bei diesen letzteren um die eigene Individualität, während man sich beim Gelten (zB. Kämpfen) anderen Individualitäten oder einer Kompromiss-Individualität anpassen muss. Paradoxerweise kann gerade das manche dem eigenen Wunsch-Feld näher bringen, vgl. jene Kämpfer, die nach errungenem Sieg mit dem Zivilleben nicht zurechtkommen, obwohl dann doch die Prinzipien, für die sie gekämpft haben, die ausschliesslich geltenden sind. Ähnlich gelagert sind die Fälle, wo jemand durch das, was er selbst gern tut (also bereits aus seinem Wunschfeld heraus), sich Anerkennung erwirbt, weil niemand sonst (sowohl Trägern seiner Individualität, als auch andern), oder zu wenige, diese Fähigkeiten und Bereitschaften aufweisen (dh. für andre sind es Verzichte).
In jedem Fall wird man, solang man Geltungsziele verfolgt, trivialerweise daran gehindert, die eigenen Leistungsziele und -ansprüche zu verwirklichen, solang man sich um Geltung bei solchen bemüht, die diese Ziele (also Individualität)  nicht teilen; dennoch mag es auch hier zu paradoxen und zufälligen Erfolgen kommen, indem ganz Fremde (mit ganz anderer Individualität) die eigenen, womöglich als durchschnittlich empfundenen Leistungen im Rahmen der eigenen Individualität als Ausnahme-Leistung und -Kompetenz anerkennen.

Auch im Rahmen geteilter Individualität setzt sich eigene Anspruchsfülle und Perfektion nicht notwendig in einen entsprechenden Grad an Geltung um, weil die Geltungssphäre einen „gültigen“ Konsens (zumindest unter solchen, bei denen man Geltung erringen will) darüber voraussetzt, welchen Grad an Anspruchsfülle (im Rahmen geteilter Individualität) man im Schnitt mindestens haben, und welche (nur durch Selbstperfektionierung erreichbaren) Kompetenzen man (zur Umsetzung von Zielen im Rahmen der geteilten Individualität) an sich hergestellt haben sollte: was man, um als wenigstens durchschnittlicher Angehöriger der betreffenden (durch ihre gemeinsame Individualität definierte) Kooperative anerkannt zu sein, wollen (über das, was üblicherweise gern getan wird, hinaus) und können sollte. Masstäbe der Anerkennung sind also Ausdruck einer gültigen kollektiven Präferenzenliste im Leistungsfeld, und zugleich des Wissens um „übliche“ Verteilungen (fast im Sinne einer Normalverteilung) der Anspruchsgrade und Perfektionismen (ihre Streuung um Mittelwerte) in der Gruppe, die Anerkennung ausspricht.
Selbst gesteckte Leistungsziele und Präferenzenkataloge (sofern ihr Träger versucht, sie erfolgreich zu realisieren) werden durch Anerkennung und Missachtung, ausgesprochen von der eigenen Binnengruppe, verglichen mit den Durchschnittsleistungen im Bezug auf die „üblichen“ Prioritätensetzungen, spätestens aus Sicht jener, die diese Leistungen messen und bewerten dürfen und ihre Vorstellungen von dem, was eher als andres getan werden sollte (sodass es beschleunigt zu tun verdienstvoll, und es besonders gut zu tun Ausweis wünschenswerter Kompetenz ist), als die gültigen durchsetzen können.
Je mehr sich die Ziel-Struktur im Rahmen einer Individualität diversifiziert (dass es um EINE Individualität geht,ist in komplexen arbeitsteiligen Gesellschaften nur idealerweise zu unterstellen), und vielerlei aus ihrer Sicht gleichzeitig wünschenswert (wenn auch nicht ohne wieteres angenehm zu tun) scheint, desto mehr müssen qualitativ verschiedenste Leistungen, unter Bedingungen von Arbeitsteilung, hinsichtlich ihrer Anerkennenswürdigkeit verglichen werden. In einem ersten Schritt, wie eben bereits angedeutet, muss dabei Konsens über die WICHTIGKEIT und VORDRINGLICHKEIT der betreffenden Leistung für die Umsetzung des gesamten Zielkatalogs geurteilt werden, und „gültige“ Masstäbe ihrer Vergleichbarkeit mit völlig anderen Leistungen gefunden werden (wobei alle Masstäbe zuletzt blosse vermittelnde Variablen sind auf dem Weg zu den „Faktoren“, mit denen das reale Verdienst (und somit sein Zusatzlohn) bewertet wird, darum weil es auf „überdurchschnittlichen“ Kräften oder Kompetenzen beruht: das ist der ultimative Masstab – die „Mehrgeltung“ aufgrund zugeschriebener Kräfte und Kompetenzen, die – bei gleichem Verdient – zu entsprechend grösserer Belohnung und/oder grösserer Einflussnahme auf die Ergebnisse kollektiver Beratungen berechtigt).
Darüberhinaus sollen, in einem zweiten Schritt, auch noch Nicht-Fachleute über die Ausmasse der (erfüllten) Ansprüche und Perfektion in einem Zweig der (arbeitsteiligen) Umsetzung der gemeinsamen Individualität urteilen.
Was hier regelmässig versucht wird, ist die Schätzung des „Werts“ eines dauerhaften individuellen Beitrags durch ebenso dauerhaftem Verzicht, Vereinseitigung usw., also Leistungs-FÄHIGKEIT (einem Können, das, um zustandezukommen, solche Verzichte, Vereinseitigungen (zumindest bei Durchschnitspersonen) usw. voraussetzt), gemessen an einer virtuellen Prioritätenliste: also das Ausmass der durch sie mutmasslich dauerhaft und immer wieder zustandezubringenden Beschleunigungen und Perfektionierungen, bewertet mit deren (aus Sicht des bewertenden Kollektivs) vordringlicher Nützlichkeit für die Realisierung der jeweiligen kollektiven Individualität.

NB Es versteht sich, dass solche Bewertungen und Beurteilungen natürlich auch für Einzelleistungen möglich sein müssen und auch ständig von den „Geltung“ und Verdienst definierenden Kollektiven vorgenommen werden. „Geltung“, anders als das punktuelle Verdienst oder Versagen, ist aber eine auf Dauer orientierte Zuschreibung, ebenso wie Identität ein dauerhafter und auf Dauer andere denkbare Inhalte ausschliessender Entwurf; wer sich auf Geltungsziele in seiner Identität einrichtet, versucht solche Könnensformen auszubilden, mit denen er sich dauerhaften Respekt, eben Geltung, verschaffen kann, und nicht kurzfristig und einmalig einen Erfolg in einem beschränkten Kontext zu erringen. Solche Zielsetzungen machen Sinn nur im Rahmen einer vorab festgelegten Identität und auf ihr basierenden Strategie.

Für die Bewertung müssen beide Kriterien erfüllt sein: Es muss eine (für Normalmenschen) überdurchschnittliche Leistung sein – aber sie muss auch kollektiven Präferenzen entsprechen.
Überdurchschnittliches, geleistet für Privat-Zielsetzungen, wird nicht anerkannt, selbst im Rahmen gemeinsamer Individualität (das ist ja ganz schön und gut, aber doch nicht jetzt, wo wir… )

Fremde Leistung im Rahmen fremder Individualität gilt in autoritären Verhältnissen garnichts.
Man kann dann ermessen, warum jenseits erzwungener Anerkennung in autoritären Verhältnissen das VERACHTEN die allgemeine und immer bereite Grundeinstellung gegenüber anderen ist; und, als Kehrseite, das Zurückweisen von ARROGANZ, die mit allem und jedem ANSPRUCH sofort verbunden gedacht wird.
Diversifizierte „herrschende“ Individualitäten, oder Kompromisse (Kompromiss-Individualitäten) und Kämpfe (Gewalt-Kooperationen) verschiedener, einander fremder Individualitäten lassen eigenen Idealen entsprechend Leistung und Geltungs-bezogene Leistung auseinandertreten. (Einfachstes Beispiel: Produktive Tugenden, und militärische; oft nur verbunden durch das „Talent“ der rohen Körperkraft.):
Eigener Anspruch im Rahmen der eigenen Individualität wird nicht mehr automatisch in eine mehr oder weniger grosse „Bereitschafts-Disposition“ und entsprechende Geltung übersetzt, Perfektion auf einem eigenen Leistungsgebiet gilt nicht mehr automatisch als mehr oder weniger grosse und wichtige Kompetenz.
Damit kommt es zum Konflikt zwischen selbstbestimmter und geltungsbezogener Leistung – Leistung, die man in Abweichung von eigenen Zielen erbringt, um zu gelten; schliesslich, im reinen (sekundären) Kampf um Geltung, womöglich unter geschickter Ausnutzung von Rechtsmitteln, die einem Anerkennung sichern, ist jeder Bezug auf reale Leistungsfähigkeit und ihre überzeugende Präsentation gegenüber den Anerkennenden, getilgt. Allerdings ist solche Anerkennung eben auch keine echte Geltung mehr (die zu solcher Anerkennung gezwungenen denken sich etwas andres, verachten heimlich usw.) Ähnlich der Bluff und Aufwand für primäre Bemühung um Geltung (dahinter mögen sogar wirkliche Leistungsdispositionen stehen, die nur von den Adressaten des Bluffs nicht erkannt werden, weshalb sie durch Bluff unterstützt werden müssen, obwohl ihre Anerkennung auch objektiv und für sich berechtigt wäre.)
Alle Geltung und Anerkennung, im Mass wie sie auf Gewalt beruht, bringt auch mehr oder weniger solche Verhältnisse hervor (primärer Kampf um Geltung durch Bluff/ Demonstration usw., sekundärer Kampf durch (wieder) unmittelbare Gewalt- oder Rechtsmitteldrohung usw.)

((Indem wir über Identitäten sprechen, nehmen wir gewissermassen die verschiedenen Binnenperspektiven der Teilnehmer an JENEN Verhältnissen ein, die wir – getrennt von jeder Teilnehmer-Perspektive, quasi in einer 3.Person-Perspektive, als Beschreiber – in den politischen Abteilungen der 3x3Tafel besprechen.))

Einmal mehr hervorzuheben in diesem Zusammenhang ist die üble Position der Befürworter legitimatorischer Kooperationen, die die aus ihrer Sicht legitimen Inhalte (Vorschläge, Forderungen) solchen Adressaten „vermitteln“ müssen (und wollen), die die Weise, auf die diese Inhalte eigentlich begründet werden, nicht teilen, denen also eine ANDRE Begründung nachgeliefert werden muss. Um dem an sich Legitimen Geltung zu verschaffen bei solchen, die Legitimität als Begründung für „berechtigte“ Forderungen nicht anerkennen, müssen sich die Legitimierer den Masstäben der andern beugen, und das Legitimieren für ein in DEREN Sinn „überlegenes“ Prinzip ausgeben (Bluff, primärer Kampf um Geltung und Anerkennung); dabei müssen sie auch noch die Heterogenität und Widersprüchlichkeit zwischen ihren Adressaten berücksichtigen, den einen dies, den andern das erzählen (bürgerliche Öffentlichkeit). Schon darum erscheinen solche Begründungen geheuchelt, „ideologisch“, prinzipienlos, und werden von den Adressaten, auf ihre je eigene Weise, entsprechend IHREM Begründungsmodus für Forderungen (der ja ständig, in Gestalt der anpassenden Selbstdarstellung der Legitimierer (Politiker) bedient und affirmiert wird), ständig „durchschaut“. Ein weites Betätigungsfeld für die allgegenwärtige (gegenseitige) Verachtung unter Autoritären…

Wichtiger als die Auswirkungen der diversen autoritär sich vermittelnden politischen Kooperations- und Geltungs-definierenden Standpunkte sind freilich diejenigen der Individualitäten-bestimmenden Welt-Verhältnisse, dh. Modi der Erschliessung von Individualitäten (Zielkatalogen) aus Erfahrung= OPP, REL, RPL/MOD.
Dabei sehe ich folgende sukzessiven Restriktionen für Identitäts-Bildung in der Leistungs/Geltungs-Dimension:
1. Beim Übergang von OPP zu REL muss notwendig die Dimension „Anspruch(sfülle, anspruchsvoll sein)“ verlorengehen. Es zeichnet ja OPP gerade aus, dass man dort erfahrungsabhängig glaubt „Schätzungen“ vornehmen zu können, wieviel Optimismus und Bewältigbarkeit von Zielkatalogen (an sich Wünschbarem) man sich angesichts der Welt, in der man lebt, leisten zu können, so als wären dies objektive Parameter, deren Wert und Bedingtheit man NEBEN allen andern und so gut wie die der andern ermittleln kann (statt zu erkennen, dass diese „andern“ Parameter in ihrer Gesamtheit Bedingungen schaffen, die die Erfolgsträchtigkeit des eigenen Tuns stark einschränken, jedenfalls von genauer Kenntnis dieser konstituierenden Bedingungen abhängig macht, nämlich den realen, äusseren URSACHEN von Erfolg und Misserfolg, die ich mir schon im einzelnen immer wieder erklären muss, statt übergreifende und unabhängig von den (unbekannten) Einzelheiten geltende Werte für sie anzunehmen und (Ausgangspunkt für Aberglaube) ebenso übergreifende und von den kausal wirksamen Faktoren unabhängige Bedingungen oder Anzeichen für das Schwanken dieser zu erwartenden Erfolgs- und Misserfolgs-Werte).
Der Übergang weg von OPP ist der zu einer maximal vorsichtigen, minimal-nicht-pessimistischen, nämlich experimentellen Einstellung: Es ist noch nicht bewiesen, dass das Best-Denkbare, oder eine seiner nächst-schlechteren (es noch nicht erreichenden) Vor-Stufen, bis herunter zu nächst-zuabsolvierenden Schritten, nicht in unserer Welt zutrifft. Maximal vorsichtig arbeite ich mich in der unbekannten Welt, immer gefasst auf mögliche Zwischenschritte, immer möglichst all meinen Reserven bereithaltend, auf diese Vorstufen zu. Dabei exploriere und experimentiere ich („suchen und versuchen“) in den Nischen meiner Reproduktion – in einer maximal vorsichitgen Reproduktion werden solche immer wieder auch auftauchen; sind Wissensstücke von selbst und zwanglos bis zur Stufe ihrer sicheren technischen Verwertbarkeit gereift, setze ich sie in meiner Reproduktion auch um ((religiöse Lebensformen und nicht-beschleunigte, aber stetige Innovation gehören zusammen; so die Technik-Geschichte des Mittelalters: eine Geschichte ständig fliessender Erfindungen, die sich auch sehr schnell ausbreiten…)
Die Stufe des „Anspruchs“ entfällt, weil die denkbaren Beschleunigungen durch die experimentelle Grundeinstellung blockiert sind. Etwas andres freilich ist nicht blockiert, und spezifisch für REL: Perfektionierung, und zwar von Alltag sowohl als religiöser Aktivität;die Ziele liegen fest, können nicht durch immer weitergehende überboten werden (diese Zügellosigkeit des OPP-Pläneschmiedens ist man als echter REL ja glücklich los; wenn man nicht in OPP zurückfällt und GLÄUBIG wird, indem man die REL-OptimalHYPOTHESE in eine OptimalERWARTUNG zurückübersetzt…); wohl aber kann das festliegende (auch durch die vorsichtige, gegen Beschleunigungen gefeite Empirie begründete) Ziel-Inventar maximal perfekt ausgeführt werden. Mit Bezug auf kultische Vorschriften, also das spezifisch Religiöse, liegt dabei alles fest, es KANN garkeine „Kompetenz-artigen“ Steigerungen geben (der echte religiöse Glaube erschöpft sich im Glauben, ist allen Glaubenden in gleicher Weise gegeben und zugänglich); es gibt in RELs Optimum (nicht in seinem Verhältnis zur „Transzendenz“; wohl aber in seinem Verhältnis zur nicht-transzendenten Welt) keine unbekannte und kompetenz-artig zu beherrschende, widerständige Natur, die nicht-personal verfasst und durch Ausbildung von ihre Schwächen kompensierenden Handlungskompetenzen ist; auch nicht ein Verhältnis zu einem imperfekten, eventuell manipulierbaren und durch überlegene Fähigkeiten beeindruckbaren oder übertrumpfbaren Anderen: Der und dies Andere des Optimums, der Transzendenz, IST ja das Perfekte schlechthin. Es gibt, anders ausgedrückt, in diesem Verhältnis nichts zu lernen- alles ist schon gedacht, und sofern sich daraus (als Konsequenz) mögliche Handlungsweisen der Zuwendung zur transzendenten Sphäre ergeben, können sie nur mehr oder weniger perfekt sein: Man kann in dieser Zunwendung mehr oder weniger KONSEQUENT sein, die denkbaren Konsequenzen mehr oder weniger vollständig ziehen und in seinem Leben (auf Kosten der Zuwendung zur realen Welt) umsetzen.
((Ein Spezialfall liegt vor, wenn das religiöse Leben vor allem als ALLTAGS-HEILIGUNG gedacht ist, oder als Perfektionierung der irdischen Welt, um sie für die Endzeit vorzubereiten (man räumt sich einen biblisch fundierten Einfluss darauf ein, wie die englischen Puritaner in der 2.Hälfte des 17.Jh.: Wichtiges genuin religiöses (!) Motiv für die beginnende Naturwissenschaft!))
Entsprechend diesen unterschiedlichen zwei Randbedingungen, hat transzendent-kultisch und empirisch/lernend-immanent begründete Perfektion unterschiedliche Geltungs-Dimensionen, die im reinen REL-Rahmen intakt bleiben: Religiöse Selbst-Perfektionierungs-BEREITSCHAFT, innerweltliche Welt-Perfektionierungs-KOMPETENZ (im nicht-beschleunigten, quasi seriös-handwerklich-technischen Sinn).
2. Genau die transzendental begründete Deutung von „Perfektionierung“ entfällt beim Übergang zur Moderne, wenigstens solange die sich als experimentelle Lebensform definiert (und nicht, via REL, in OPP zurückfällt, was freilich ihre natürliche Bestimmung ist). Der Grund liegt in den Vorgaben, die die moderne Individualität macht: In ihr gibt es keine einzige Abteilung, in der, wie beim kultischen Handeln in REL, die Prioritäten festliegen (in der Art einer Agenda) (für alle, die die Individualität teilen), ihre Erfüllung also nur noch von der Entschlossenheit eines Akteurs abhängt (und grundsätzlich jeder Akteur sich diese Ziele aus dem Stand heraus setzen kann, also als grundsätzlich imstand angesehen wird, das Maximum zu erreichen – das Maximum ist immerhin „(einzel)menschenmöglich“ – zumindest, wenn angemessene Quanten an „heiligmässiger“ Opferbereitschaft und Selbstverleugnung eingesetzt werden).
Stattdessen stellt sich der Fortschritt in dem modernen Weltverhältnis dar als eine Art ständige Schwellen-Überschreitung und Erschliessung von grösseren Stoff-Reservoirs, bei denen erst einmal zu verweilen ist, um sie im Sinne der Pirnzipien moderner Individualität zu be- und verarbeiten; dabei enstehen spezielle und immer neue (stoffgebundene) Formen der Virtuosität („Spezialisierung“), denen immer neue und bis dahin unbekannte Formen von sich „Geltung“ verschaffender Kompetenz entsprechen. Die wechselseitige Entfremdung der in verschiedenen „Branchen“ des gesamten modernen Produktionsprozesses Tätigen lässt sie gegeneinander immer mehr wie Angehörige unterschiedlicher Individualitäten auftreten, wer wofür Geltung erwirbt, wird immer fragwürdiger, die Beurteilung ausserhalb von „Expertengruppen“ immer undurchsichtiger (Experten müssen aber ihrerseits erst einmal anerkannt sein, haben gute Gründe über ihr Expertentum Aussenstehende, Laien, zu täuschen und zu bluffen usw. usw.).
Von den beiden „oberen“ Feldern bleiben daher nur noch Perfektion und „Geltung (Recht auf Mehrgeltung des eignen Verdienstes, Extra-Belohnungen; Autorität (als Experte) in Beratungen) kraft zugeschriebener Kompetenz“.
Dabei ist wichtig, dass diese Produktion sich selbst für „blind“ und rein stoff-abhängig verfahrend erklärt, sodass in eine wahrhaft moderne Identität vom Ansatz her bereits nicht von der Art einer Entschlossenheits- (Leistungsbereitschafts-, „Kraft“-) Geltung aufgenommen werden kann. Was das genau bedeutet, lässt sich besser erkennen, wenn man dieses Identitäts-Bildungs-Tableau ohne Freiheitsgrade zurückgleiten sieht, zunächst in einen REL-Rahmen, wo das im nachinein „erfolgreiche“ Expertentum und die Autorität zugleich optimalhypothetisch stilisiert und idealisiert werden als „genial weitblickend/schöpferisch“, also den Stoff und die Chancen seiner produktiven Be- und Verarbeitbarkeit nicht nur passiv, aus Beobachtung und spielerischem Abwandeln empfangend, sondern aktiv, mit einer unbekannt-wie funktionierenden spziellen Gabe, AUFSUCHEND, und das erfolgsträchtige und (nach Verarbeitung) grossartige (wie sich eigentlich erst im nachhinein herausstellt) im vorhinein bereits erkennend; sodass hier zur Chance einer (Sonder-)kompetenzen-begründenden Perfektionierung im Umgang mit Stoff noch diejenige eines mehr oder weniger entschlossenen Ergreifens von erfolgversprechenden Stoffen (die auch im vorhinein als solche kenntlich sind) hinzutritt; dies entschlossene Abarbeiten der allerdings nur dem „Genie“ oder der besonderen, charismatischen „Autorität“ sich (unbekannt, wie es und sie das machen) erschliessenden Erfolgsstoffe begründet die besondere Geltungsdimension der speziell „genialen“ oder „begabten“ oder „talentierten“ oder „überdurchschnittlich intelligenten“ Produktivität: Diese Individuen haben die KRAFT (vermögen es, in dieser Hinsicht), aus ihrem sie zu Erfolgen einer Art disposinierenden Talent oder Begabung „etwas zu machen“; das Genie oder die charismatische Autorität ist dann die moderne Form des REL-Virtuosen, des „Heiligen“ oder „Propheten“ usw.
Lassen wir diese beiden Gestalten in OPP zurückgleiten, wie es üblicherweise geschieht, dann sehen wir, allerdings nicht nur sie, mit einem weiteren Freiheitsgrad ausgestattet, nämlich, sich selbst eine Agenda (Zielkatalog) IM RAHMEN DER HERRSCHENDEN Individualität zu setzen, also die Abarbeitung der in der Individualität liegenden Ziele irgendwie durch vermehrte Anstrengung BESCHLEUNIGEN zu können. Diese vermehrte und überdurchschnittliche Anstrengung kann dann auch („dass du nicht enden kannst, das macht dich gross (!, -artig)“) abgetrennt von Perfektion und Spezialisierung als eine, die „an sich jedem möglich wäre, der die entsprechende Leistung zu erbringen bereit wäre (wenn er nur die dazu erforderliche KRAFT hätte)“ angesehen werden: die zugehörige Virtuosität oder Tugend ist das HEROISCHE, die heroische Anstrengung, die, wenn sie „habituell“ und nicht nur punktuell in Erscheinung tritt, als Ausdruck einer besonderen „Kraft“-Ausstattung und entsprechenden eigenen Disposition aufgefasst wird.
Die Erwartung, dass auch ganz ohne Begabung, durch blosse Anstrengung, sich sinnvoll verarbeitbarer Stoff „erzeugen“ (und nicht etwa „finden“) lässt, ist genuin OPPortunistisch – genauer: dass zwischen der Anstrengung und ihrem Ertrag notwendig eine (auch für nicht speziell „Begabte“, für sie aber um so mehr) berechenbare und empirisch „geschickt“ ermittelbare (gewusst, WO sich entsprechende Anstrengungen auszahlen) Relation sein soll, ist OPPortunistisch gedacht: Es handelt sich um eine empirisch immer besser zu bestätigende und entlang von Bedingungen, an die sie geknüft wird, auszudifferenzierende ERWARTUNG, dass es so kommen wird.
Nach-OPP werden bloss noch feststehende AUFGABEN durch Perfektionierung GELÖST – teils feststehende, teils solche, die sich erst mit unbestimmt zu sammelndem Stoff stellen werden, also nicht vorweggenommen werden können (Stoff, der in sich irgendwelchen offenbaren Sinn trägt, oder aus dem man solchen zu machen versuchen kann). In OPP hingegen kann man sich Aufgaben konstruieren und setzen, und durch bestätigende Erfahrung immer besser wissen, welche dieser Setzungen wieviel Anstrengung zu riskieren lohnt – derart, dass sich ihnen zu stellen, vor allem bei grossem Misserfolgsrisiko, eine sinnvolle, wenn auch mehr oder weniger heroische Leistung darstellt. Und diese Leistung zu erbringen können alle erwägen, die religiös degenerierte Modernität oder Religiosität in OPP-logischen Rahmenformen, also gläubig, umsetzen.

Wir sehen somit vorläufig eine Unterteilung der 2 oberen Felder möglicher Identitäts-Bildung (-überdauernde Festlegung auf Prioritäten für beliebige Zielkataloge im Rahmen der eigenen Individualität) in 4 Unterfelder, die obendrein gewisse innere Verknüpfungen, insofern auch eine Art der „Integration“ (Abstimmung aufeinander) aufweisen.
Genuine Leistungsmotive können, sogar ungewollt, automatisch Geltungs-Konsequenzen nach sich ziehen (Anerkennung als extra-zu belohnend Kraft-begabt oder angeborene/erworbene Kompetenz-Träger, oder als Autorität); sie können aber auch AUS Geltungsmotiven heraus allererst gewählt werden, wobei sich die Geltungswilligen, die den Umweg über reale Leistung suchen, auf die Anerkennung von Leistungen verlassen können müssen. Ob und welche Leistung wieviel gilt, und als was (Kraft oder Kompetenz), das zu entscheiden ist nicht Sache des Leistenden, sondern derer, die ihn (oft gegen seinen Willen) anerkennen („Beifall von der falschen Seite“, ungewollte Prominenz etc.).
Man sollte dabei nie die Negativ-Möglichkeiten vergessen: Leistung, die NICHT anerkannt wird, oder sogar wegen ihrer Auswirkungen (Ausfälle, Vernachlässigung anerkennenswürdiger Leistungsbereiche) zu Verachtung führt.
Die Bereiche Leistung/Geltung sind die beiden Hauptfelder genuin männlicher Identitätsbildung; die Fogen der genannten Restriktionen ud daraus resultierende Restriktionen für mögliche Formen historischer oder zeitgenössischer Männlichkeit, werden wir noch zu untersuchen haben.

Die Ausschluss-Beziehungen zwischen Wünschen und Leisten/Gelten rühren, noch einmal, daher, dass Leisten/Gelten üblicherweise durch eine VORAB durch Erfahrung bestimmte (und durch sich ausweitende Erfahrung fortschreitende, sich ausdiffernzierende und abändernde) INDIVIDUALITÄT bestimmt sind; die INHALTE, an denen die Prioritäenbildungsregeln der IDENTITÄT sich entfalten, wechseln dann im Verlauf anwachsender Erfahrungsgeschichten selbst dann, wenn ein ursprünglicher Identitätsentwurf (wie es ja ganz überwiegend geschieht) auch angesichts stark variierender Inhalte lebenslang durchgehalten und womöglich (v.a. über gender-role model-Tradierung) vererbt oder tradiert wird.
Das Wünschen verhält sich – auch wenn es durch die Erfahrungsgeschichten seine Anregungen und eigenen Inhalte bekommt – nicht so formal und variabel, generiert vielmehr eigensinnig EIGENE Inhalte, die sich querstellen gegenüber allen möglichen Agenden, wie sie sich aus unterschiedlichen Prioritätenbildungen JENSEITS der rein wunschgeleiteten ergeben.
In Wahrheit konstituiert, spätestens die integrierte Wunschwelt, die in den Kategorien von Alltag, Lernwünschen, Indifferenz, Sinnerfüllung usw. gefasst, eine GEGEN-Individualität; nur eine solche kann ja zu ALLEN Prioritäten-Setzungen konträr sein (wie es die Wunsch-Anteile allen üblichen Prioritätensetzens normalerweise sind), die sich aus einer aktuellen Individualität ergeben könnten. Tatsächlich bedeutet, dem Wunschprogramm und seinen eigensinnigen Inhalten zu folgen, meist eine komplette Abkehr von fast allen Programmen und Prioritäten, die sich aus der aktuellen Individualität durch gleich welche ergeben könnten. Umgekehrt gesagt: Im Grund sehen fast alle Individualitäten des Typs, OPP, REL, RPL=MOD einen Anteil ihrer Verwirklichung vor, der mit Wunscherfüllung nicht vereinbar ist. In jeder Identitäts-bestimmung ist somit eine der grundlegendsten Fragen die, in welchem Ausmass man das von der aktuellen Individualität zu Tuende ignoriert oder zurückstellt zugunsten der mehr oder weniger autonomen und kaum von den Inhalten dieser Individualität gesteuerten Wunscherfüllung. Es spielt sich dann auch der grundlegendste aller IDENTITÄTS-KONFLIKTE ab an dieser horizontalen Trennlinie zwischen Wunscherfüllungs- und Nicht-Wunscherfüllungsanteilen der Identität. Dem entspricht die grundlegendste aller Formen, solch einen Konflikt durch IDENTITÄTS-TEILUNG zu lösen – die Ausbildung von gender-Konzepten und -beziehungen, und ihre Umsetzung in Liebes-, Ehe- und Familien-Verhältnissen; den schwerer zu beeinflussenden Formen oder Inhalten von auf reale oder zumindest inszenierte Wunscherfüllung gerichteten, einseitigen Identitäten, nämlich WEIBLICHEN, stehen im historischen Verlauf doch stark abgewandelte männliche Identitäten (Selbstideale, Werte, Leitbilder, Normalformen, Durchschnitts-Ausprägungen usw.) gegenüber. Der scheinbar physiologische Charakter von Weiblichkeit wird dann bestätigt durch diese relative historische Invarianz – „Frauen“ scheinen sich durch alle Epochen hindurch zu ähneln, Männer hingegen nur, wenn und sofern sie sich auf dies historisch invariante Geschlecht beziehen.
Aber ähnlich, wie oben für Männlichkeit, wenigstens auf der Ebene des Durchgangs durch die drei Haupt-Begründungsmodi (als Grundlage für historische und zeitgenössische Individualitätenbildung) eine Abfolge einfacher Restriktionsschritte für Identitätsbildung behauptet wurde, könnte sich eine solche Folge auch in der Wunscherfüllungs-Dimension ereignen. Tatsächlich bekommen wir in faktischen weiblichen Identitäten der Vergangenheit oder Gegenwart die integrierte Version, wie ich sie als Utopie beschrieben habe (integrierter Alltag, dessen Ausweitung im Rahmen von Sinnerfüllung, indifferente Arbeitsteilung) nicht zu sehen. Stattdessen sind die 4 Hauptabteilungen mehr oder weniger voneinander getrennt.
Ähnlich, wie Möglichkeiten der männlichen Identitätsbildung beschränkt werden im Fortschritt auf moderne Individualitäten, könnte derselben Forstchritt beim Wünschen zu einer zunehmenden Desintegration, also Zerfällung in nicht mehr miteinander zusammenarbeitende Teil-Dimensionen des Weiblichen, führen. Ich kann diese Frage an dieser Stelle noch nicht beantowrten, und verschiebe sie auf einen Zeitpunkt, wenn mehr über die gender-Theorie gesagt ist.
(11.4.05)
NACHTRAG.
1.
Im Zusammenhang mit der Erörterung von „Geltung“ ist mir ein Mangel aufgefallen, der dringend behoben werden muss. Das Identitätsfeld „Leistung“ wird grundsätzlich bestritten mit Stoff aus der je eigenen Individualität des „Selbstbestimmers“. Bei „Geltung“ sage ich dann: Bereits die Träger ein und derselben Individualität können hier unterschiedliche Prioritäten setzen; Prioritätensetzung soll allerdings bereits ein (wenn nicht Haupt-)Gegenstand der Identitätsbildung sein. Erst recht muss man dann fragen: Welchem Feld gehört das an, worin sich Angehöriger verschiedener Individualität einigen, wenn sie sich im Konsens, „kooperativ“  auf ein gemeinsames Feld geltender Könnens- und Kräfte-Ränge beziehen?
Ich hatte oben bereits angedeutet: Kämpfen, oder besser Krieg-führen selbst ist, abgesehen vom aller-elementarsten Kampf um Anerkennung als zur Kriegführung befähigte Partei, selber eine (wenn auch sehr beschränkte) Form des Kooperierens – eine als Kriegsführungs-befähigt anerkannte Partei ist – das ist dasselbe – auch als Vertragspartnerin anerkannt (vgl. Papier Gewalt, Vertrag, Staat). Aber bereits das allereinfachste Vertragsverhältnis schliesst das GESAMT aller strittigen Individualitäts-Anteile der Beteiligten ein – die Anerkennung als Vertrags-fähige= Kriegs-fähige Partei betrifft ALLE möglichen Streitgegenstände zwischen den Anerkennenden. Von da ab sehen wir immer höhere und (mittelfristig) stabilere Kooperationen (bis hin zu den „legitimierten“ der 2.Zeile), in denen normalerweise (bis zu ihrer Krise, und Einnahme des nächst-höheren Standpunkts zumindest durch eine der beteiligten Parteien) auch über längere Fristen „gültige“ Kooperativ-, Kompromiss-, Vertrags-, Rechts- und (staats)politische Sekundär-Individualitäten existieren, die aus den primären Kollektivplan-Individualitäten (=das, was die beteiligten Parteien für sich und ander vorgeschlagen/vorgehabt/gefordert hätten, wenn die andern NICHT sich dagegen (in demunddem Ausmass) gewehrt hätten usw.) auf die ein oder andere Art (Verhandlungen, Verträge, Subsumtion unter gültige Rechtsnormen) abgeleitet sind.
Sekundäre Individualitäten enthalten im übrigen die u.U. grossen Abteilungen indifferenter Abweichungen der beteiligten Individualittäen voneinander, wo eine oder beide Parteien, ohne Drohung, einfach aus freien Stücken ienander nachgeben oder nicht widersprechen, einfach, weil zum Widerspruch kein Grund existiert, sondern die betreffenden Inhalte indifferent („egal“ sind (aber, per „Konvention“, geregelt und fixiert sein müssen).

In diesem Zusammenhang muss sogar noch eine weitere Frage dringend besprochen werden.
Ich hatte die Geltungsdimension „Zuschreibung überdurchschnittlicher Kraft oder Leistungsbereitschaft“ ursprünglich und etwas nachlässig „überdurchschnittliches Verdienst“ genannt; aber das ist nicht unmittelbar eine Könnens-Kategorie, wie sie einzig den Bestimmungen eines „verdienten“ Masses an „Respekt“ zugrundeliegt, um das es in der Geltungsdimension geht. Verdienst im eigentlichen Sinn ist eine Kategorie, die ganz in die Sphäre der Sekundären Individualitäten fällt: Es müssen VERPFLICHTUNGEN für mich bestehen, die einerseits irgendwie mit dem zusammenhängen, was ich und meine Kooperationspartner (teilweise strittig) gegenwärtig für überhaupt „zu tun wünschenswert“ halten; andererseits zwischen uns soweit ausgehandelt oder bestimmt sind, dass klar ist, was ich zu tun habe, oder welche Gegenleistungen mir zustehen, wenn ich bestimmtes tue (u.u.); und eventuell wird darüber wieder gestritten bzw. durch eine Schiedsinstanz entschieden. Es steht jedem der Teilnehmer an einer Kooperative frei, sich un-kooperativ im Sinn dieser Kooperative zu verhalten; im Mass, wie er das tut, nimmt er aber nicht etwa eine bestimmte Position in einer Rangordnung für Kooperativität oder Verdienstlichkeit DIESER Kooperative ein; sondern vielmehr überführt er das Kooperationsverhältnis mit ihm oder dessen Niveau in eine andere Form, versucht es zumindest (er versucht den andern seine Nichtkooperation oder sein Anders-Operieren aufzuzwingen); und in der ein oder anderen Weise muss das dann in einen Kampf oder einen anderen stabilen Zustand führen (zB. die anderen zwingen ihn, sich anzupassen und seine Pflichten zu erfüllen usw.) – Das heisst: Die Wahl des Ausmasses, in dem jemand seinen Verpflichtungen in einer Kooperation nachkommt, ist nicht Gegenstand seiner Selbstbestimmung (Identität); diese Entscheidungen finden nicht auf der Ebene der Identität statt, also jener, wo der einzelne entscheidet, WIEVIEL (wie schnell usw.) von dem, was an sich überhaupt getan werden sollte, er tun will (wie er seine Kräfte einteilen will, worauf er sie in welcher Reihenfolge verwenden will), oder wieiviel er dafür beitragen will; sondern auf der Ebene der primären Individualität, wo entschieden wird, was überhaupt getan werden soll, oder speziell der der sekundären Individualität, was getan werden soll, wenn man sich ursprünglich nicht einig war.

Nun ist aber auch nicht zu leugnen, dass Elemente der Identität irgendwie Individualitäten limitieren: Das Können (was man von jemand überhaupt erwarten kann) bestimmt schliesslich irgendwann auch darüber, was man von jemand verlangen kann. Wir müssen ein Individualitäts-bezogenes Rahmen-Können (überhaupt Ernstgenommen-werden als Erwachsener, Teilnehmer der Kooperative) von der Wertschätzung über- oder unterdurchschnittlicher Leistungsfähigkeit (die als überdurchschnittliche Leisungsbereitschaft erscheint) und Kompetenz unterscheiden.
Rahmen-Können bezieht sich auf elementare Fähigkeiten, deren Aberkennung (Im Mass, wie sie stattfindet) dazu führt, dass jemand nicht als zur Gegenwehr, Verhandlung, zuverlässig- dauerhafter Kooperation usw. geeignet angesehen wird. All diese Eigenschaften oder hinreichendes Minimalmass von ihnen sind vorausgesetzt, wenn das Mass bestimmt wird, in dem jemand sie aufweist. Ich glaube, die Unterschreitung des Minimalmasses führt dazu, dass jemand „nicht mehr ernstgenommen wird“, also grundsätzlich verachtet wird, und von Kooperationen (auf Basis primärer oder sekundärer Individualitäten) ausgeschlossen wird.
(Jemand kann das Minimalmass unterschreiten, aber durch feste Verbindung mit jemand, der für ihn eintritt, indirekt ebenfalls anerkannt sein: klassische indirekte Anerkennung von Frauen über die Familie oder den Mann, zu denen sie gehören. Ähnlich auch Anerkennung von jemand als Angehöriger eines Verbandes, der ihn schützt, unabhängig von seinen persönlichen Eigenschaften. Bestimmte Leute anzuerkennen, die primär nicht anerkennenswert erscheinen, ist dann Verflichtung aus einer sekundären Individualität, also einem Kooperationsverhältnis zu der Schutzinstanz dieser Leute.)

Es gibt durchaus die Möglichkeit, von der Ebene der (sekundären) Individualität aus jemandes Einseitigkeit oder Vernachlässigung bestimmter Kompetenzen zu kritisieren, und ihn zu verpflichten, seinen Identitätsentwurf abzuändern, in Wahrheit aber, die Grenzen der Freiheit, seine Identität so oder anders zu bestimmen, nämlich die Grenzen der (sekundären) Individualität, in deren Rahmen diese Bestimmung stattfindet, anders gezogen zu sehen, und sich daran zu halten. Der Satz, dass Identität eine (u.U. strittige) Individualität voraussetzt, in deren Rahmen jemand von sich aus operiert, oder aus Sicht anderer operieren soll(te), ist also durch diese zusätzlichen Überlegungen bestätigt.

Dasselbe gilt dann auch für Prioritätensetzungen: Soweit sie Bestandteil der (kollektiven, geteilten) Individualität sind, hat die Identitäts-Bestimmung keine Freiheit, andere Präferenzen zu bilden, ohne eben zugleich eine andere Individualität zu wählen. Identitätsbestimmungen, bei wechselnden Individualitäten= Zielkatalogen bzw. kollektiven Plänen, setzen IMMER etwas (eben auch wechselndes) voraus, wovon der Träger der Identität, als seiner Individualität, überzeugt ist, dass es so oder anders getan werden kann und man INNERHALB dieser seiner (mit andern, spätestens sekundär, geteilten) Individualität individuell Anspruchsfülle, Perfektion, Kompetenz oder Leistungsfähigkeit, die man jeweils realisieren will, bestimmen kann. Wo man verpflichtet ist, hat man keine solche Wahlfreiheit, es sei denn, man wählt zugleich eine andere Pflicht oder Individualittä, und erkennt die von aussen einem aufgedrängte oder auferlegte Pflicht eben nicht an.

Die Art der „Einigung“ darauf, worin durchschnittliches Können und/oder Leistungsfähigkeit besteht, muss noch besprochen werden; sie ist durchaus komplex. Zunächst geht es ja um die Beurteilung eines Sachverhalts, eine kollektive „gefühlte“ Statistik: Wer kann was wie gut, wieviele Leute können was wie gut; nur dass „gut“ eben auch schon eine Bewertung einschliesst, die von Interessen beeinflusst werden kann – ebenso wie von unterschiedlichen Anspruchsniveaus, also den involvierten „Werten“ selbst. Was wie „gut“ genannt werden soll, gehört bereits wieder der Individualität an – im Zweifel streitet man sich darüber, und bildet sekundäre Individualitäten mit entsprechenden Wert-Festlegungen aus. Abgesehen von Verzerrungen durch „interessierte“ (Fehl)Urteile im Sinne des Wertes der geteilten Individualität, müsste die ANWENDUNG des Wert-Schemas (-begriffs, der Kriterien zur Erfüllung des wertes) oder die Subsumtion von Tatbeständen darunter eine schlichte kognitive und keine „volitive“ Operation sein, also nichts Politisches oder Entscheidungsmässiges an sich haben. Nochmals abgesehen von interessierten Fehlurteilen, können Streitigkeiten auch darin begründet sein, dass man den Wertbegriff anhand konkreter Fall-Entwicklungen ständig weiterentwickeln muss – dh. er ist noch nicht präzise genug im Konsens bestimmt.

1a. Die Begriffe Identität und Individualität, nochmals definiert.
Alle bisherigen Überlegungen zeigen, dass die Terme Id. und In. bisher noch keineswegs genau genug definiert waren. Was vor allem verwirrt, ist, dass Id. etwas Individualitäten-Übergreifendes sein soll (sich gleichbleiben können soll, während Individualitäten wechseln), andererseits sich immer nur in dem Rahmen entfalten können, den ihnen die jeweils zugrundegelegte Individualität lässt. Der Widerspruch wird insofern gelöst, als man auch die übergreifenden Identitäten (und es mag notwendig sein, sie so übergreifend zu sehen, weil man sie eben nicht von heute auf morgen neu wählen kann) nur ausbilden kann im Vertrauen darauf, dass man nie mit Individualitäts-Entwicklungen konfrontiert sein wird, die die gewählte Identität aus der gültigen Individualität ausschliessen, und ihren Träger der Verachtung preisgeben.
(Die Anerkennung und Geltung von Könnensmomenten bei andern, wenn sie als übergreifende Eigenschaften überdauernd von aussen zugeschrieben werden, unterstellt ebenfalls eine, spätestens sekundäre, gemeinsame Individualität, in deren Rahmen sich jetzt und künftig alle Könnens-Anforderungen bewegen werden, die jenseits der Minimalanforderungen der Individualität liegen.)

Ich fasse nochmals zusammen: Die geteilte Kooperations-Individualität, ob primär im Konsens, oder sekundär, nach Kämpfen, Verhandlungen, aufgrund bestehender Verträge, Rechtsansprüche, oder Zugeständnissen im Rahmen politischer Kalküle, begründet, was der einzelne tun und dafür können soll; und ebenso begründet sie, was er tun und (nicht) können darf, ohne im einen Fall mit Vorwürfen, im andern mit (grundsätzlicher) Verachtung rechnen zu müssen. Identitätsbildung (Id. als Kategorie, die von In. unterschieden wird), als solche immer etwas übergreifendes, setzt voraus, dass alle gegenwärtigen und auch künftigen (primären oder sekundären) Individualitäten Freiräume lassen für die Gestaltung ihrer Umsetzung: Freiräume für die Entscheidung entweder für Wunscherfüllungen, oder aber selbstgesetzte Anspruchs- oder Perfektionierungsziele, oder individuellen Ehrgeiz bzgl. der Entwicklung anerkannter Formen von  Kompetenz und Leistungsfühigkeit über dem durchschnittlich Erwartbaren (und diesseits des im Rahmen der Individualität minimal Geforderten: Man ist ein schlechter Arzt, aber immerhin noch ein Arzt usw.)
Dass der individuellen Entscheidungsfreiheit Schranken gezogen werden, hat zwei Quellen: einmal, objektive Anforderungen, die man aufgrund seines Weltverhältnisses glaubt beachten zu müssen (und meist auch tatsächlich beachten muss); und. die Forderungen anderer an einen, denen man im Rahmen der eigenen Binnengruppe (zur Not steht man ganz allein, und ist das einzige Mitglied seiner Gruppe) sich nicht erfolgreich widersetzen kann oder will (weil es zu anstrengend wäre).

Wenn wir jetzt also sagen: Individualität ist das Gemusste und Gesollte – das von einem selbst aus, genauer: durch die eigene Stellung in der Natur Gemusste und Gesollte (von der Natur Aufgezwungene), oder das durch die eigene Stellung in der Gesellschaft Gemusste und Gesollte, und das von daher zu Könnende und zu Tuende – hingegen Identität das IN DIESEM RAHMEN Gewollte – dann scheinen die beiden Begriffe etwas ausgesprochen Banales zu benennen.
Meine ursprünglichen Definitionen lauteten aber durchaus anders; dass so Definiertes plötzlich dieses Aussehen bekommt, und mit Bestimmungen wie den eben genannten zusammenfällt, ist aber keineswegs trivial, sondern hilft die Kritikformel für die Mentalitäten der ersten Zeile verstehen: dass sie Individualitäten bestimmen ohne Rücksicht auf Identitäts-Kategorien (oder ganz ausserhalb von ihnen).
Als „Individualität“ hatte ich ursprünglich das bezeichnet, was eine Person mit anderen gemeinsam hat, die auf einen (zwischen ihr und diesen andern in relevanten Hinsichten jeweils abgeglichenen, darum gemeinsamen) Erfahrungsstand dieselbe Ziel-Bildungsregel anwendet.
Eine erfahrungsabhängige Ziel-Bildungsregel ist, sobald die Erfahrung, auf die sie angewandt wird, als eine immer weiter anwachsende und als Ganze im Blick Gehaltene angesehen wird, eine LERNREGEL. Die drei Mentalitäten der ersten Zeile repräsentieren unterschiedliche Formen des Lernens: OPP hat nur eine Schein-Regel (ein Mangel, der aber auf OPP-Grundlagen selber nicht zu bemerken ist); REL und RPL (=MOD) haben echte Lernregeln, die aber weitere Mängel aufweisen. Die echte Lernregel setzt den Besitz eines Optimalhypothesen-Systems voraus. Der Mangel von REL ist, dass er diese Voraussetzung nur scheinbar erfüllt, weil seine Optimalhypothesen Gebrauch machen von einem unvollständig bestimmten Person-Begriff, und genau dadurch nicht nur leerlaufen (keinen Unterschied machen), sondern dadurch auch garkein OptimalhypothesenSYSTEM bilden können – das wirkliche Optimalhypothesensystem beginnt allererst bei Kategorien UNTERHALB des Personbegriffs. RPL berücksichtigt das, glaubt aber, sich die begriffliche Vorweg-Explikation dieses Systems ersparen zu können, stattdessen die ERFÜLLUNG des Optimums in der Welt in der Erfahrung selbst (als darin liegende Muster, die durch Abstraktion gewonnen werden) finden zu können. Der Mangel dieser Lernregel bzw. der ihr zugrundegelegten Optimalhypothese (des Empirismus) unterscheidet sich von dem der REL-Lernregel; es macht Unterschiede, aber nur solche, die ihm von der Welt als ins Auge fallende Musterreihen präsentiert werden. Es kann auch nicht zwischen wichtig und unwichtig unterscheiden, dh. zwischen notwendig und nicht notwendig (für Sinnerfüllung); hat also keinen Begriff des Indifferent-Zufälligen, das genausogut auch anders sein könnte (im Gegensatz zu dem, was nicht fehlen darf, ohne dass die Welt für uns oder an sich sinnlos würde).
Dadurch, dass in RPL die reale Hypothesenbildung immer nur im nachhinein stattfindet, gibt es garkeine explizierbare Möglichkeit der Falsifikation: Es kann ja, durch die ART der Hypothesenbildung, nur als sinnmachend entdeckt werden, das überhaupt entdeckbar ist; so kann es nicht geschehen, dass etwas eigentlich für Sinn-erfüllung Nötiges gedacht und postuliert wird, aber bei näherer Untersuchung der Welt sich als nicht-vorhanden erweist.
(Zwischen diesem Mangel, und dem Fehlen des Begriffs des Notwendigen, Kategorialen, gibt es natürlich einen Zusammenhang; es ist eigentlich derselbe, nur in verschiedenen Hinsichten ausgedrückt…)
Die Individualitäten, die sich bei Anwendung dieser drei Lernregeln auf gemeinsame Erfahrungsstände ergeben,…
(als Forderungen (was zu tun ist) und Anforderungen (an das dafür minimal zu Könnende) an primär oder sekundär kooperativ vereinigte Handlungsspielräume von Kooperationspartnern)
…sind allesamt so konstruiert, dass sie entweder die FREIHEIT der Selbstbestimmung, also Identitätsbildung, durch vermeintliche Zwänge und Notwendigkeiten einschränken, oder verführerische Möglichkeiten eröffnen, die es sinnvoll erscheinen lassen, zu “leisten“, jenseits der Sphäre ungezwungenen Tuns und Interesse-Befriedigens


Identität, Teil 3 (ab 16.4.2005)

Jetzt muss die ursprüngliche Identitäts-Definition hinzugenommen werden.
Identität sollte dann sein eine Einteilung und Verteilung des Handlungsspielraums auf die durch eine Kooperations-Individualität vorgegebene Zielstruktur, soweit sie Freiheiten für Prioritätensetzungen lässt.
Im Text „ubersicht.doc“ (15.5.2002) ist eine auf die 3.Zeile bezogene Definition angegeben, worin Identität bezogen wird auf Defizite und Beschränkungen; Beschränktheit des HS ist solch eine metamentale Beschränkung, die elementarste überhaupt; die weitestgefasste ist die des Aufmerksamkeistspielraums durch (historischen, epochalen, oder individuellen) Erfahrungsmangel: Beides (und die Kategorien dazwischen) sind Stufen ERKLÄRBAREN (aber grundsätzlich aufholbaren; der Zuschreiber muss wissen, wie) Zurückbleibens hinter einer aktuell fortgeschrittenen Kollektiv-Individualität. Es ist nicht falsch, sondern höchst sinnvoll, die Anfangs-Definition, im Sinn der metamentalen Defizit-Konzeption, bis zu dieser Stufe auszuweiten.
Tatsächlich könnten die 4 Teil-Dimensionen des Wunschfeldes als metamental begründete Sinnbedingungen aufgefasst werden – solche, bei deren Nichteinhaltung auf Dauer dann eben auch personale Existenz (Existenz als Person) auf Dauer unmöglich (nämlich eben sinnlos) wird.
Das werden wir im folgenden genauer zu klären haben; zunächst aber fragt es sich natürlich: Wieso sich Individualität und Identität, die Lern-Regel und die Prioritätenregel, soweit voneinander entfernen können? Sie sind ja kommensurabel, was man daran bemerkt, dass die Individualität der Identität Schranken setzt, und Individualität bereits selbst Prioritäten zu setzen vorschreiben kann, die die Identität beachten muss (von Natur aus Gemusstes, von seiten der Gesellschaft aus Gesolltes). Alles, was Inhalt einer Identität ist, kann durch eine entsprechende Individualität gefordert und (als gemusst, gesollt) festgeschrieben werden. Umgekehrt ist alles, was im Rahmen einer Individualität irgendwann zu tun erwünscht wäre, möglicher Inhalt eines persönlichen Plans (im Rahmen einer besonderen persönlichen Identität), der es ergreift und sich zum Inhalt macht; übrigens vielleicht auch Inhalt einer Teilziel-Kooperative, wo eine Gruppe (vielleicht nicht für alle Beteiligte zwanglos) sich eine solche Aufgabe zueigen macht. – ((Hier geht es jetzt also um die Erläuterung des Satzes, der global die Standpukte der 1.Zeile kritisiert: Die Mentalitäten dort erzeugen Individualitäten, unter Missachtung von Identität oder deren Kategorien.))

Die Überlegungen zur fortschreitenden Restriktion von Möglichkeiten der Identitäts-Bestimmung in der Leistungs- und Geltungsdimension im Verlauf der 1.Zeile lassen, im Umkehrschluss, erkennen, dass und wie solche Möglichkeiten durch OPP, REL, RPL (innerhalb von Individualitäten, die auf Basis dieser Mentalitäten konstruiert sind) eröffnet werden.

Ausgerechnet OPP macht auf den ersten Blick den Eindruck, als träfe die Kritik hier nicht zu:
In OPP scheinen Identität und Individualität noch vereint, scheint die (bei OPP implizite) Lernregel bzw. OptimalH ausschliesslich davon zu handeln, wie man OPPs Identitäts-Bestandteile ausdifferenziert (an mehr relevante Bedingungen knüpft), und insgesamt optimiert.
Aber die Identität, entlang der dies Lernen stattfinden soll, ist bereits eine, die Leistung und Geltung mitumfasst, und zwar alle 4 Unterabteilungen. Die allerallgemeinste Lernformel, wonach es eine notwendige Anforderung an alles Lernen ist, dass es letztlich münden muss in eine Bestimmbarkeit des je nächsten Tuns, also der Identität (im Rahmen einer Individualität) von Augenblick zu Augenblick, spätestens als des je nächst zu machenden Experiments: diese notwendige Forderung an das Lernen erklärt man als OPP für hinreichend. OPP will qualitativ die Betätigungsfelder, auf denen man überhaupt tätig werden muss, auch versuchsweise, möglichst endgültig bestimmt haben, vor allem aber die Anteile an Handlungs- und Belastungspielräumen, die man auf Feldern oder bei Anlässen bestimmter Art investieren muss.
Sein Umgang mit Leistung und Ressouceninvestition ist das trial- and error-Verfahren, ein Probieren – entscheidend ist dabei freilich die Fragestellung:
a) die Fixierung auf die Ausgangspraxis, DEREN Parameter allenfalls verändert, deren Praktiken und Wissen um Randbedingungen allenfalls differenziert und abgewandelt werden;
b) die Parameter selbst, die für verallgemeinerbar gehalten werden (Bedingungen für Risiko, Erfolg und Misserfolg), nämlich Handlungs- und Belastungsspielräume (über unterschiedlichste Randbedingungen ihres Gebrauchs hinweg);
c) die beliebigen Bedingungen, die dabei (jenseits aller kategorialen Zusammenhänge) als (vorläufig) relevante „entdeckt“ werden (Aberglaube/Magie).
In OPP gibt es von daher noch nicht einmal (so muss man wohl sagen) die Trennung in ein an sich Wünschbares (zu Tun an sich (irgendwann) Notwendiges, Zweckmässiges, Gesolltes, Gemusstes in diesem Sinn), und eine davon abzutrennende (dahinter zurückbleibende) Leistung: Wenn es wünschbar ist, wird es auch gemacht, weil es unter anderm eben darum wünschBAR ist (und sonst verworfen würde), weil es gemacht werden kann (und zwar soundso schnell, erwartbar, verlässlich, spätestens nach…) – so, dass es sich lohnt.
Das heisst, weit davon entfernt, Individualität und Identität, Lernregel und Reproduktionsentwurf, korrekt aufeinander zu beziehen, unterscheidet OPP sie durchgehend nicht einmal; weshalb in seinem Planen die Leistungs-Kategorie schlechthin, „Anspruchsfülle“ (anspruchvoll sein i.S.v. viele Ansprüche, weitreichende Ziele verfolgen), auftauchen kann und sein ganzes Handeln bestimmt, auch seine (Lern)Fragestellungen: Wieviel darf ich, wieviel kann ich, wo muss ich Schluss machen? Immer gibt es möglicherweise etwas zu versäumen, aber natürlich immer auch etwas falsch zu machen, also wieder zu versäumen, weil man es vermeiden kann, es geschickter machen könnte usw. – Es ist dann die Optimalhypothese, die diesen Bereich des Leistens ein für alle mal ausschaltet, und den Unterschied einführt zwischen dem, was für an sich wünschenswert und bis zum Beweis des Gegenteils auch für erreichbar gehalten wird (mit maximaler Vorsicht), und dem, was man aktuell bereits tun kann, muss, soll, will.

Konzentrieren wir zunächst kurz nur aufs Leisten, dann können wir sagen:
Beschleunigung durch Anspruchsfülle und Vereinseitigung durch Perfektionierung sind in gleicher Weise Leistungsoptionen für alle, deren Individualität OPP-begründet ist (auch Gläubige);
hingegen entfällt bei eigentlich REL-begründeten Individualitäten jede Grundlage für Beschleunigungen und beschleunigendes Vorwegnehmen. Das Perfektionieren, als Dimension, hat aber eine THEMATISCHE Unterteilung, nämlich vereinseitigendes, „vollendetes“ Ausführen von Praktiken (und das gewohnheitsmässig; entweder immer dieselben, sodass, wenn es sich über den Durchschnitt erhebt, dies als überdurchschnittliches Können (Spezialisierung) imponiert (dessen Preis notgedrungen in einer entsprechenden Verarmung wunsch-bezogener Gewohnheiten und Praktiken besteht), oder aber als vollendetes Handeln auf immer wieder neuen Gebieten, das dann, wenn Beschleunigung als Motiv wirklich ausgeschlossen werden muss, nur noch auf überdurchschnittlich investierbare Kräfte, hier Motiv-Kräfte („starker Glaube“) oder Entschlossenheit und „Energie“, zurückgeführt werden kann. Zugleich KANN das Feld, wo solche immer neue Verausgabung stattfindet, auf vormodernen Grundlagen nur das kultische Ziehen von Konsequenzen aus dem geglaubten Weltbild sein – auf vormodernen Grundlagen können anders Themenfelder garnicht vermehrt werden (aus eigenem Entschluss oder Entschlsosenheit, eben der Eigenschaft, die hier zugeschrieben wird).
Die echte REL (nicht gläubige, also wieder OPP-degenerierte REL-) -“Virtuosität“ der kultischen Perfektionierung (seiner selbst, oder kultischer Objekte, Sachverhalte, Verhältisse etc.) („Heiligkeit“) kann nur sein:
a) „Verzicht“, Askese, Vereinseitigung, weil alle „Kraft“- (Reserven)Mobilisierung im eigentlichen Sinn (wie in OPP) ausgeschlossen ist;
b) Leistungs/Opfer-Bereitschaft (für den kultischen Zweck), die aber nicht bestehen kann in einer erst noch „empirisch“ zu lernenden (insofern variablen) und zu beherrschenden Technik der Manipulation des Göttlichen usw. (darauf beruhende Kompetenz); die Zugänglichkeit für jedermann, aus dem Stand heraus, und die jederzeitige Beurteilbarkeit und Wissbarkeit der Zugangsgweise zu ihm aus dem Stand heraus ist gerade ein Kennzeichen echter REL-OPtimalhypothesen (wohingegen das Herumprobieren, wie man es am besten macht, vor-REL, also OPP-Denken kennzeichnet).
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Aus der Heiligkeit wird beim Zurückfallen von RPL=MOD in REL: Genialität, „Begabung“.
„Genialität“ kommt vor in  exakt den beiden MOD-Abteilungen, die aus REL-Kontexten stammen, nämlich E und W, Kunst, Unterhaltung usw.) Kreativität und Wissenschaftliche (das „kreative“ „Sehen der Muster und Zusammenhänge, die im Stoff verborgen sind); also jene beiden Abteilungen, wo Kompetenz nicht oder nicht so ausschliesslich vom empirisch erst zu entdeckenden oder angelieferten Stoff abhängen, wie in w (Technik) und erst recht e (Alltag).
Man kann sich fragen, wie weit bei diesem Rückfall die MOD-Abtrennung von „Kompetenz“ wieder rückgängig gemacht wird, und auf der REL-Stufe in eine unspezifische Leistungsfähigkeit namens Begabtheit, Talent und Energie, hinein aufgelöst wird, die nicht erworben wird (oder die durch besondere Motivlagen forciert wird), sondern mit der man sich ausgestattet vorfindet.
Das wäre dann das Rückgängig-Machen eines Analyse- oder, wenn man es umgekehrt sieht, Des-Integrations-Schrittes; so, wie ich es für die untere Wunsch-Abteilung, von OPP über REL bis MOD unterstelle: Zerfällung, Zerreissung der ursprünglich zu einer einzigen integrierten Wunsch-Sphären. Dass hier in einem RÜCK-Schritt etwas „wieder“ zusammengefügt wird, lässt es möglich scheinen, dass auch in der Leistungs- und Geltungs-Dimension etwas derartiges stattfindet. (vgl. soziologisch: zugeschriebener (ascribed) vs. erworbener (achieved) Status usw.)
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Es geht um die Frage: Wie bestimmt der Begründungsmodus (OPP, REL usw.) das Verhältnis von Identität Id und Individualität Ind?
In OPP sind sie ungetrennt, in REL trennen sie sich; in REL gibt es grundsätzlich eine Sphäre, an die und in die unser gegenwärtiges und nächstes Handeln, ja sogar unser ganzer Lebensentwurf (das will ich einmal provisorisch als Deutung für „Id“ einsetzen) nicht heran- und hereinreicht: Es gibt das Konzept eines vorsichtigen Fortschritts innerweltlich (unbestimmt wie weit), und es gibt das Jenseitige, das gegenwärtig ist und zu dem man sich kultisch verhalten kann; kultische und Fortschrittssphäre sind zwei Abteilungen jeder REL-Individualität, in der sie über einen unmittelbaren Reproduktionsentwurf hinausgeht. Jede Id, jeder Lebensentwurf muss sich dann auf Basis dieser Individualität irgendwie zu diesen weit und weiterreichenden Möglichkeiten situieren, wobei eigentlich Freiheitsgrade nur noch im bezug auf das Kultische möglich sind.
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Der gläubige Rückfall, oder besser: das Zurücktransportieren, Zurückversetzen von REL-Gehalten in eine OPP-Planungs- Lern-Umgebung lässt bei den Gläubigen sofort die probier-empirische Frage (in der Art von OPPs Fragestellungen) entstehen. Wie religiös soll ich sein, wieviel „Kult“ lohnt sich noch, wie sehr soll ich mich, und wieviel in meinem Leben von diesem Kult abhängig machen, wie sehr, umgekehrt, mich auf die innerweltlich, durch Suchen/Versuchen zu erschliessenden Fortschrittspotenzen verlassen?
(Die Idee, dass anlassloses Suchen und Forschen ein nützliches Mittel sein könnte, kann nur über den Umweg einer REL-Lebensform als Vorbild (und gläubigen Rückfall in OPP von da aus) in einen OPP Lebensentwurf hineingeraten…)
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Der Rückfall von MOD in REL, wie ich ihn oben kurz angedeutet habe, mit der Kategorie „Genialität“ (geniale Kreativität und Leistungsfähigkeit usw.), lässt sich seinerseits analytisch rückgängig machen und wieder umkehren, und dann erscheinen auch die „kreativen“ Felder E und W als Vollzüge von je durch den voraufgehend erarbeiteten Stoff (das schon vorhandene Thoeirensystem „die Wissenschaft“, die bereits vorhandene Tradition des jeweiligen Kunst-Genres, die nicht mehr wiederholt werden soll) neu aufgeworfenen je nächsten Fragestellungen oder Aufgaben, die abgearbeitet werden. Auch hier gibt es, von der Logik des authentischen Begründungsmodus aus, kein Motiv, diesen Prozess über das durch angenehmes Tätigsein Mögliche hinaus zu beschleunigen; erst der Rückfall in REL (die REL Selbst-Definition als begabter „Leistungsträger“, der sein besonderes „Talent“ (als einen Quasi-transzendenten spziellen „Zugang“ zu Lösungen) nutzen soll), erst recht der darüber hinausführende in MOD-Gläubigkeit (heroische Beschleunigungen in Kunst und Theorie sollen zu endgültigen Lösungen führen) bringen solche Leistungsmotive; das Motiv der Vereinseitigung und Spezialisten-Askese bleibt freilich bestehen. (Die Kategorie der besonderen Kraft, oder der besonderen Leistungsfähigkeit hat kein eigenes Betätigungsfeld in MOD und entfällt somit. Die typisch moderne Berufstätigen-Askese, oder Techniker- und Forscherdisziplin und -geduld als Tugend ist eben kein vormoderner „Fleiss“ oder „Eifer“ oder Entfesselung überdurchschnittlicher, womöglich übermenschlicher  Energien, sondern etwas, das dem durchschnittlich ausgebildeten und für sein Fach zugerichteten „Professionellen“ abverlangt werden DARF, weil es eben unterschiedslos jedem (jedem Durchschnittsbürger der Moderne) abverlangt werden KANN – es ist keine „charismatische“ Ausnahme-Qualität.) – Hier die Quelle spezifisch „moderner“ Männer-Rollen…
(Man sieht hier allmählich das ganze Max-Weber-Inventar an soziologischen Idealtypen und Charaktermasken (vormodern, modern), systematisch abgeleitet und erklärt, gewissermassen vereint und in Reih und Glied aufgestellt.)
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Obzwar also bei den beiden Schritten, die in der ersten Zeile (der Weltbezugs-Begr.modi OPP, REL, MOD) vollzogen werden, Felder und Formen der Wunsch- oder Selbstverleugnungs-Abteilungen von Id.en (Lebensentwürfen) getilgt werden, bleibt bis zuletzt die Möglichkeit oder gar Notwendigkeit, wenn den jeweiligen Ind.en genügt werden soll, in der zugehörigen Id eine Leistungsdimension zu besetzen; der horizontale Strich in der Tafel bleibt, die Tafel bleibt 2-zeilig.
Damit ist fürs erste gezeigt, dass dann auch das über die Modi der gesamten ersten Zeile hinweg bestehen bleibt, was sich unmittelbar an diese Differenz anschliesst, nämlich ein KONFLIKT in der Id.Bildung: Der zwischen „unterer“ oder fundamentaler Wunschsphäre, und „oberer“ oder Leistungs- und/oder Geltungssphäre.
Wir müssen dann prüfen, welche Anteile des Wünschens durch welche der oberen Dimensionen wie beschädigt werden; den Ausgangspunkt einer solchen Prüfung hatte ich ja bereits anfangs von „Identität 2“ versucht zu bestimmen, indem ich mich gefragt habe, welche Beschädigungen des Wünschens möglich seien; die Frage, wie es überhaupt zu einer Aufspaltung der Wunsch-Abteilung in 4 Wunsch-Felder kommen kann, also letztlich der Desintegration der Wunsch-Abteilung, könnte damit vielleicht mit gelöst werden.

Die Vermutung liegt nahe – zumindest, wenn die Konstruktion der denkbaren Beschädigungen aus den möglichen Dimensionen des „integrierten“ Wünschens am Anfang von Id.2 korrekt war – , dass jeder Schritt in den Prinzipien der Ind.Anleitung aus Erfahrung, also jeder Fortschritt innerhalb der ersten Zeile, seine Entsprechung in der Liste der Beschädigungen hat; und zwar so, dass OPP die meisten Beschädigungsmöglichkeiten aufweist, REL eine weniger usw.
– Die Beschädigungs-Dimension, die für REL entfällt, ist wohl die elementarste, nämlich gelingender Alltag; experimentell zu leben, bedeutet, die Grenzen dieses gelingenden Alltags nie ohne erwiesene Not und Notwendigkeit zu überschreiten, ganz gleich, für welches Ziel auch immer, wie lohnend es auch erscheinen mag.
– Der Übergang von REL weg enthält auch den Entschluss, sich nie mehr durch Orientierung auf unbestimmt-apriorisch vorgegebene Ziele „transzendentaler“ oder „jenseitiger“ Art im Denken und der Neugier auf „Innerweltliches“ beschränken zu lassen. (Diese „Renaissance“-artige Entschränkung und Orientierung auf den innerweltlichen, geistigen Reichtum (sowohl in der Natur vorfindlichen, als auch von Menschen (historisch, zeitgenössisch) erzeugten; praktisch-forschend, als auch als Gegenstand der Begriffsbildung, die damit aufhört, „metaphysisch“ zu sein) ist ein wesentlicher Aspekt von „Modernisierung“.
Die „Verzichts“-Leistungen, die zur kultischen Perfektionierung erbracht werden, liegen dann auf diesem Gebiet: Verzicht auf Anschauungsreichtum (=sich abwenden von der Welt), Verzicht auf selbständiges Denken (Sich unterwerfen unter die Beschränkungen durch die Autoritäten, die  Offenbarungen und Welt-Anschauungen des Glaubenssystems).
–  Es bleiben dann für MOD die Möglichkeiten – soweit MOD als „experimentelle“ Individualität gestaltet wird – der Beschleunigung und Vereinseitigung selbst noch auf Basis der vorhergehenden Fortschritte („innerweltliche Askese“): Sich-Überwältigen-Lassen von unverarbeitetem (nicht in die Gesamt-Existenz, das Begriffssystem (auch das System der Sinnbegriffe, Kategorien), und auch die aller anderen usw. integrierten) Materialreichtum  (v.a. in e=Beruf,  und w= technische Entwicklung/Fortschritt+ Wissenschaft in diesem Sinn); Spezialistentum: Sich-Festlegen-Lassen auf einseitige Formen und hier nochmal Themengebieten der (vermeintlichen) Sinnerfüllung (verbunden mit Ausschluss von allem anderen): Wissenschaft, Kunst.

Nun müssten wir nicht solche „Vermutungen“ aussprechen, wenn die darin benannten Zusammenhänge offensichtlich wären; sie sind es natürlich nicht. Abgesehen davon, dass die Einteilung der Begr.modi nichts weniger als bekannt und durchschaubar ist, liegt dies auch daran, dass wir bisher im Grund nur Beschädigungen aus der Leistungsdimension heraus angeführt haben, und aus der Geltungsdimension nur insofern, als für das jeweilige Gelten Leistung erforderlich war. Tatsächlich aber hatten wir die Bezüge von Leistungsformen zum Gelten vor allem herangezogen, um uns daran die Dimensionierung des Leistens klarzumachen (Dimensionen des Geltens, wie Zuschreibung ausserordentlicher Kompetenz- und Kraft, verwiesen auf entsprechende Untergliederungen in Leistungsdispositionen bzw. -dimensionen).

Vom Gelten selbst, und seinen von Leistungen unabhängigen Bezügen zu möglichen Individualitäten (oder Abteilungen von Ind.en, die unmittelbar dem Geltungs-bezogenen-Anteil von Id.en Inhalte liefern) war noch kaum die Rede. Das muss jetzt nachgeholt werden, um zu begreifen, welche Modifikationen, ähnlich denen beim Fortschritt (des Leistungsfeldes) durch OPP/REL/MOD, das Wunschfeld durchmacht – nur jetzt resultierend aus den Fortschritten (des Geltungsfeldes) durch die sich ausdifferenzierenden kooperations-bezogenen Ind.anteile.
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ab hier: EXKURS: Kooperations-Modi als Quelle von Modifikationen für „Geltung“.
(Dieser Exkurs über Koop.modi wird länger werden; ich habe bisher die Begr.modi (der ersten Zeile, also OPP REL MOD) vorausgesetzt, weil sie anderswo dargestellt sind bzw. später (MOD) dargestellt werden sollen, und mir ungefähr selber klarsind. Meine Auffassungen über Koop.modi sind hingegen auch für mich selbst nicht im gleichen Mass geklärt wie die Begr.modi, und deshalb skizziere ich sie hier erstmals im Zusammenhang mit Identität; mir selbst fällt es theoretisch schwer (so wie den Betroffenen obendrein praktisch!), Identität gegen Individualität abzugrenzen; deshalb muss das jetzt so ausführlich besprochen werden.)
Die Modi des Kooperierens sind in drei grosse Gruppen unterteilt (in dieser Reihenfolge): elitär, egalitär-autoritär, und nichtautoritär. Dem entspricht die Unterteilung des Inhaltsverzeichnisses in Gewalt, Moral und Autorität, Empathie. (Für „Empathie“-Weisen des Kooperierens ist „Geltung“ nicht mehr der korrekte Ausdruck der zugehörigen Id.-Abteilung, und sollte durch etwas wie „Aussen-“ oder „Vermittlungs-Orientierung“ ersetzt werden.)


Identität 4 – Exkurs Koop.modi 1: Die Übergriffsmodi von der ersten auf die zweite Zeile.

„Elitär“ sind diejenigen Kooperationsmodi, als Teile von Individualitäten, die die Geltungs-bezogenen Id.-Abteilungen im engeren Sinn begründen.
Die Logik, die dabei zum Einsatz kommt, ist ungefähr die folgende:
In jeder primär oder sekundär kollektiven Ind. gibt es Mindestanforderungen (eventuell aufgeschlüsselt nach Bedingungen, oder Status dessen, an den sie sich jeweils richten) an das, was Adressaten tun sollen, und was sie dafür minimal zu können haben; wie wir schon feststellten, lässt dies System von Forderungen an Tun und Können mehr oder weniger Freiheiten für Überbietungen, also ein Mehr als das Minimum beim Tun und Können; die Überschreitungen im einzelnen Tun begründen ein zusätzliches „Verdienst“, und eventuell diesem Verdienst angemessene Extra- oder Zusatz- Be- oder Entlohnungen (solche „Auszahlungen“ aus dem kollektiv Erarbeiteten – wem wieviel von was wann zusteht, oder auch bei Forderungs-Unterschreitung eben nicht (oder welche anderen Negativ-Sanktionen dann folgen) – all das gehört zum zentralen Regelungs-Bestand einer kollektiven Individualität.
Die elitären Kooperationsmodi kennen nun eine zweite, „Könnens“-bezogene Belohnungs- oder Auszahlungs-Dimension, nämlich eben das, was wir oben bereits als mögliche Inhalte von Geltung, nämlich Kompetenz und Kraft, besprochen hatten. Diese Dimensionen sind nicht punktuell und von Zeitpunkt zu Zeitpunkt variabel; sie bilden FAKTOREN, mit denen punktuelle Verdienste (die ja ihrerseits „Überschreitungen“ von Minimalanforderungen darstellen) nochmals gewichtet oder multipliziert werden: Typisch für „elitäres“ Denken ist, dass es die Kategorie der Exzellenz oder Überdurchschnittlichkeit in einer Fähigkeitsdimension kennt, und daraus auch eine besondere Berechtigung ableitet: Das Verdienst der Befähigten ist um so wertvoller, je wertvoller, grossartiger und seltener (schwerer reproduzierbar) die Befähigung ist, die sich mit ihm koppelt: Weil die Resultate der Leistungen, die durch entsprechend „verdienstvolle“ Mehr-Anstrengung über das Geforderte hinaus erbracht werden, bei solchen Mehr-Befähigten entsprechend grösser, wertvoller usw.  ausfallen.
Wie wir schon bei bisherigen Betrachtungen des Geltens sahen, muss eine echte „Geltungs“-begründende Exzellenz als eine überdauernde zugeschrieben werden; diese Dauern dürfen nicht in Grössenordnungen liegen, in denen „Konkurrenten“ eine entsprechende Exzellenz an sich ausbilden können; das heisst, die betreffende Exzellenz stellt ein relatives Monopol dar. (Sie darf allerdings auch nicht VÖLLIG unkontrolliert einem zufallen, sonst könnte man es sich ja nicht zum Inhalt seiner Identität machen, aus „Geltungsmotiven“ heraus sich die Ausbildung einer entsprechenden Exzellenz langfristig zum Ziel zu setzen. Hier sieht man wieder, warum Id.-Gehalte etwas mit „Entscheidungen füs Leben“ zu tun haben. Alles kurzfristiger Entscheidbare gehört nicht zur Id. im eigentlichen Sinn; Id.- Entwürfe haben immer mit dem zu tun, was (zu einer gegebenen Epoche, in einer gesellschaftlichen Position, mit ihren erwartbaren Chancen) in einem Leben allenfalls Platz hat, so dass anderes dann eben ausgeschlossen ist. Es verwundert dann auch nicht, dass „Id.-Entwürfe“ wesentlich in der „Adoleszenz“ festgelegt werden – die Spielräume für „langfristige“ Lebensorientierungen nehmen naturgemäss später immer weiter ab.)

Es geht mir hier nicht um jedes Detail der diversen Kooperationsmodi, sondern um sie nur soweit, wie es nötig ist, um zu begreifen, wie verschiedene Regeln, (primäre oder sekundäre) kollektive, also „Kooperations“- Ind.en zu entwerfen, als Thema sich auf den Dualismus Leisten/Gelten bzw. Gelten/Wünschen (wunschgemässes Kooperieren, Kooperieren so, wie man es sich (für seine eigene Binnengruppe) wünscht) auswirkt – analog den Auswirkungen der Begr.modi, wie oben besprochen, auf den Dualismus Leisten/Wünschen.

Als erstes möchte ich die grobe Unterteilung in elitär und egalitär besprechen; andere Worte dafür, die ich für mich gewählt habe, sind: vor-legitimatorisch und (unvermittelt-, autoritär-) legitimatorisch. Warum das jeweils so zusammengehört, muss gezeigt werden; vor allem, genauer, warum das „elitäre“ Verfahren der Extra-Belohnung für „geltende“ (anerkanntermassen…) und „geltungs-begründende“ (… zu Extra-Belohnung berechtigende), „geltungsrelevante“ Überdurchschnittlichkeit mit den drei unter diesem Titel anzuführenden Kooperationsmodi sich notwendig verbindet; was ohne weiteres nicht leich einleuchtet, wie man gleich bemerken wird, wenn ich sie jetzt skizziere.
Die von mir als elitär denunzierten drei Modi des Kooperierens fasse ich unter folgenden erklärenden Formeln zusammen:
a) sie sind die Übergriffsmodi von OPP, REL, MOD auf das Kooperationsthema (wohingegen OPP, REL, MOD rein welt-bezogen sind – Weisen des Ableitens jener kollektiven Ind.en und Ind.entwürfe (Vorschläge für kollektive Pläne oder Planregeln), die allererst das Material für mögliche „Interessengegensätze“ und Konflikte liefern – jenes Material, in dem sich solche widersprechen müssen, die dennoch kooperieren wollen, für die sich also ihre Kooperation als von ihrem Weltbezug abgetrenntes (oder zu ihm hinzukommendes) Problem erweist.
„Übergriff“ bedeutet: Man behandelt dieses Problem dennoch als Teil der Gesamtheit weltbezogener Plan- und Handlungsregeln und erwartet, dass der andere dieser Um-Deutung des Problems zustimmt – darum, weil unterstellt wird, dass er die eigenen obersten Regeln des Weltbezugs teilt, sein Widerspruch also nicht bis hinauf auf diese höchste Ebene des Gegensatzes reicht. Die Naivität dieser Übergriffsmodi besteht also darin zu glauben, es gäbe zu der eigenen obersten Regel keine Alternative – spätestens, wenn alle (von einem selber für relevant gehaltenen) bekannten Erfahrungen, die für einen selber (auf Basis der eigenen Planregel) als Grund für die je eigene (und Gegengrund gegen die von den andern vorgeschlagene) Planung fungieren, ausgetauscht sind. Damit wird die zweite Formel erklärlich:
b) Der Widerspruch, der in allen drei Übergriffsmodi einer der jeweils involvierten obersten Regeln der Kontrahenten ist, wird in und durch die Pseudo-Legitimation auf Basis eines Übergriffsmodus dieser Art transformiert in einen unterhalb dieser Ebene liegenden INNEREN Sachverhalt in dem Adressaten, den dieser zuzugeben hat; wenn er es tut, folgt im Rahmen der für relevant und als gemeinsam bekannt unterstellten Tatbestände mit der ebenso als gemeinsam unterstellten Ind. (oder Planregel zur Ableitung der momentanen kollektiven Ind.), was primär oder (im Fall, dass man dem andern, als „Kompromiss“, dh. durch Vorschlag einer seine Bekundungen berücksichtigenden Kollektiv-Ind., entgegengekommen ist) sekundär von dem andern gefordert wird.
Was beim andern Summe ist aus abweichenden Ind.Bestandteilen und Id., wird als ausschliesslicher Ausdruck seiner Id. gedeutet; also auch sein Widerspruch gegen die aus der eigenen Ind. abgeleiteten Forderungen an ihn. Aus der eigenen Deutung folgen dann Sekundär-Forderungen, wie der andre mit dieser ihm zugeschriebenen Id. umgehen soll: Welche „Wünsche“ (Bedürfnisse, „Neigungen“) er zu ignorieren und hintanzustellen hat, welche Fähigkeiten an sich er herzustellen hat; umgekehrt, was er, als ihm doch entgegenkommend, anzuerkennen (und, weil es auch ihm zugutekommt, mitzumachen) hätte, oder was er, als dazu garnicht befähigt oder geneigt, unterlassen sollte.

Wir begründen Forderungen an ihn damit, dass etwas von dem von uns als gemeinsam (spätestens einer gemeinsamen Sekundär-Ind.) zu Tuendes und Unterlassen Vorgeschlagenes und Gefordertes ihm möglich und nützlich ist; wir fordern von ihm, im Rahmen dieses weitestreichend-Möglichen und -Nützlichen, kurz- und mittelfristige Anpassungen (Anpassungen solcher überdauernder Dispositionen bei ihm, die ihm freigestellt WÄREN, wenn die als gemeinsam unterstellte Ind. nicht seine Freiheit in diesem Punkt beschränken würde); und im Rahmen des ihm gegenwärtig bereits Möglichen und Nützlichen (so wie wir es ihm zuschreiben) ein der als gemeinsam unterstellten Ind. entsprechendes Tun.

Auch jeder Ind. liegt ja eine Analyse zugrunde, was jemand tun kann und möchte; spätestens daraus folgt, was er (darum) tun muss und nebenbei auch tun darf, und was er umgekehrt (dafür) beanspruchen darf von andern, was also andre für ihn tun müssen.
Bei Festlegen der Ind. geht es um (wechselseitige) Verpflichtungen im Rahmen einer kollektiven Ind. (Kooperations-Ind., sekundär oder primär); es geht um „minimales Können und Tun“, um „überhaupt“ an dem oder jenem teilhaben zu dürfen, überhaupt Rechte zu haben. Das Verhältnis der Mindest-Forderungen (darum auch Anforderungen, denen jemand genügen muss, um diesen Forderungen wenigstens im Rahmen der Mindeststandards zu genügen) zu Ansprüchen, zu denen ihre Erfüllung berechtigt, kann eine lange Reihe von Rangstufen umfassen. Aber hier geht es eben immer um Rechte und Pflichten, also Ind.: Ind ist Pflicht, Id. ist Kür (im Rahmen der (kategorischen) Pflicht und des (bedingten, darüberhinausgehenden) Verdienstes). Die Wahlfreiheit, oder Id.begründete Kür, bezieht sich auch schon auf die Wahl der bedingten Pflicht- und Anspruchsniveaus; die liegen oberhalb der Ebene des kategorisch minimal zu Könnenden und Geforderten, jenseits deren Negativ-Sanktionen (und nicht nur Verweigerung von zu „verdienenden“ Rechten oder Belohnungen) beginnen.
NB Es kann jemand, durch seine spezielle Id., die Forderungen anderer nebenbei miterfüllen, während er zugleich seine eigenen Ind.ziele verfolgt: Seine Ind. und die der andern stehen dann nicht in Widerspruch, oder besser, der Unterschied zeigt sich nicht (aussen, die andern legen auch noch auf die Gründe wert, aus denen jemand etwas kann und tut).

Da, wo Wahlfreiheit herrscht, also auch bereits in der Zone der bedingten Ansprüche, die man sich im Rahmen der kollektiven Ind. durch entsprechendes Verdienst erwirbt, wirken sich die langfristigen Id.Festlegungen einer Person aus – in der Verdienstzone allerdings berechnend; denn hier muss sie ihre (begrenzten) Einsatzbereitschaften (Fähigkeiten, Kräfte, Verzichtsbereitschaften) ins Verhältnis setzen zur Intensität, mit der sie sich im Rahmen ihrer Neigungen und Wünsche die versprochene Belohnung wünscht – eins von beidem mag dabei vom Idealwunschmass abweichend eingesetzt werden, wenn man ganz frei hätte wählen dürfen. Daneben gibt es aber die Zone der absoluten Wahlfreiheit, wo sich die Id. völlig frei betätigen kann; allerdings auch schon nicht mehr ganz frei, wenn es um Gemeinsamkeit und Kollektivität in diesem Rahmen geht: Man mag gemeinsame Ziele haben; aber die Vorstellungen, in welcher Geschwindigkeit oder Vollendung man sie realisiert, können weit divergieren; ebenso, wann man mit sich und seiner Leistungsfähigkeit wie weitgehend zufrieden sein kann – was man sich und andern durchschnittlich zutraut. Natürlich setzt auch diese Zone die gemeinsame Ind. der Beteiligten voraus – und Übereinstimmung, wo die Grenze zur „Verdienstzone“ verlaufen soll.

Wir müssen also die Liste aus dem Teil Identität 1 „worüber man überhaupt streiten kann“ (oder strieten könnte; oder natürlich auch sich einigsein) folgendermassen ausdifferenzieren:
0. Natürlich steht am Anfang nach wie vor die Regel der Ableitung dessen, was ÜBERHAUPT im jeweiligen Moment als Sachverhalt jetzt oder künftig eintreten soll, speziell also, was, wenn man („wenigstens einer von uns“) es (jetzt oder nach Vorbereitung zukünftig) überhaupt kann, zu tun zweckmässig und/oder wünschenswert ist.
Das sind die objektiven, weltbezogenen Bewertungen (eigentlich eher: das Verhältnis von Wünnschen und (Handlungs-)Chancen/Risiken betreffende Bewertungen).
Darüber legt sich aber gleich das Netz der kooperativen Aufgabenverteilungs-Vorstellungen, also die Abgrenzung von mindestens drei Zonen für jede an der Kooperative beteiligte Person:
1. was zu können von ihr KATEGORISCH erwartet wird, was (in diesem Rahmen) zu tun sie KATEGORISCH verpflichtet ist (andernfalls treten in beiden Fällen Negativ-Sanktionen ein – welche, in welchem Mass, gehört mit zur kollektiven Bestimmung dieser Zone; die Negativ-Sanktionen bestehen in sehr vielen Fällen im Ausschluss aus der Gruppe, Entzug der kategorischen Basis-Solidarität gegenüber jenen, die als Mitglieder der eigenen Binnengruppe angesehen werden: Den negativ Sanktionierten gegenüber, die kategorischen Erwartungen und Verpflichtungen nicht genügen, gelten umgekehrt die allen als an- und zugehörig betrachtet werden, zustehenden Rechte (= die kategorisch die Restgruppenmitglieder zu Hilfe usw. verpflichten) nicht mehr);
2. was zu können und in diesem Rahmen zu tun von ihr bedingt erwartet und gefordert wird, wenn ihr Verdienst in einem bestimmten Mass zugeschrieben werden soll, und welche Extra-Belohnungen (über das kategorisch ihnen Zustehende hinaus) dann von den andern zugestanden werden sollen;
3. was die Person allein für sich, oder im Verbund mit einer Untergruppe, anderen Gleichgesinnten, „ihresgleichen“, jenseits des kategorisch Geforderten oder Verdienstvollen noch weiter können und tun darf oder zu können oder tun sich entschliessen kann, ohne dass dadurch ein einklagbares Recht, sei es kategorischer Art, sei es von der Art eines zu belohnenden Verdienstes, entsteht. Dies ist die Sphäre der eigentlichen Wahl-Freiheit – zumindest aus Sicht desjenigen Kollektivs, das die beiden anderen Sphären für diese Person verbindlich definiert (Unterkollektive können hier Grenzen enger ziehen).
In dieser Sphäre ist also die Id. „frei gelassen“, sich zu betätigen, es ist die Sphäre der (bürgerlich ausgedrückt) „Selbstentfaltung“; genau deshalb haben wir diese Sphäre für die Beschreibung der verschiedenen Id.Abteilungen in der bisherigen Untersuchung Identität 1-3 unterstellt.

Wir müssen uns jetzt kurz klarmachen, WORAUF eigentlich die Übergriffsmodi der ersten Zeile übergreifen: nämlich auf das Feld der Legitimationsmodi. Legitimatorische Regeln sind Regeln, wie man aus den primär bekundeten kollektiven Planvorschlägen (den darin sich zeigenden Präferenzen für sich und andre), also ihren primären kollektiven Ind.en, sekundäre ableitet – normalerweise „Kompromisse“; oder „legitime Forderungen“ von illegitimen unterscheidet. Dabei gibt es kategorische sekundäre Ind.s-Bestandteile, die nach Vorstellung  des Legitimierenden als Forderung an jedermann gestellt werden können („Achtung der leiblichen Integrität anderer Menschen“, keine Gewalt). Ein Legitimationsprinzip ist natürlich um so vollständiger und allgemeingültiger ausgeprägt, zu je mehr Arten von Ind.en es „legitime“ Regeln und Weisen ihrer sekundären Vereinigung angibt. In der zweiten Zeile sind solche abstrakten und sich selbst unhintergehbar erscheinenden Legitimationsprinzipien assoziiert  mit dem Begriff der GLEICHHEIT und Gleichbehandlung verschiedenster Interessen, also Ind.en, die sich vorderhand widersprechen und nicht einigen können; in den Übergriffsmodi, also Versuchen, solche sekundären Vereinigungsprobleme mit denselben Begründungsweisen zu lösen, mit denen man auch sein Verhältnis zur Welt bei gegebner Erfahrung bestreitet, ist es nicht anders – auch sie haben ein Gleichheitsprinzip zugrundeliegen. Allerdings ein sehr einfaches, nämlich die Unterstellung (die man sich auf Basis dieser Modi garnicht anders denken kann), der andere befolge ab irgendeiner Stelle in der Hierarchie der Regelsysteme, die man selbst befolgt, dieselben Regeln wie man selbst, und habe somit eigentlich dieselbe Ind.
Es folgt (wenn man ansonsten glaubt, alle relevanten Erfahrungen abgeglichen zu haben, oder den Abgleich und das daraus folgende Einverständnis eigentlich von ihm verlangen zu dürfen etc.), dass die Unterschiede dann nur noch aus der speziellen Id. des andern herrühren können – so, wie man sie sich aus dem zusammenreimt, wie er sich darstellt, also letztlich seinen (früher, anderswo, oder auch jetzt geäusserten) primären Zielvorstellungen, in denen man eben gerade nicht mit ihm übereinstimmen kann. Die Interpretation lautet dann: Er hat, aufgrund seiner Id., bestimmte Ziele im Rahmen der gemeinsamen Ind. nicht, sondern andre; und das ist dann verständlich; sekundär gibt man ihm in einigem recht, in anderm nicht – was man von ihm sekundär fordert, sind Anpassungsmassnahmen oder Verpflichtungen im Umgang mit seiner (unterstellten, primären) Id. – derart, dass sich angesichts der unterstellt gemeinsamen (und als Einsichtsgrundlage vorausgesetzten) Ind. die Befolgung der nunmehr „legitimen“ Forderungen dann von selbst ergibt, s.o.:
„Welche „Wünsche“ (Bedürfnisse, „Neigungen“) er zu ignorieren und hintanzustellen hat, welche Fähigkeiten an sich er herzustellen hat; umgekehrt, was er, als ihm doch entgegenkommend, als auch in seinem Interesse liegend anzuerkennen (und, weil es auch ihm zugutekommt, mitzumachen – auf Basis der ihm, womöglich als überlegen, zugeschriebenen Kräfte und Fähigkeiten) hätte, oder was er, als dazu garnicht befähigt oder geneigt, unterlassen sollte.“

Das heisst, wir interpretieren seine Nicht-Zustimmung zu unseren primären Forderungen (was er tun oder unterlassen soll) nie als Ausdruck dessen, dass schon seine Ausgangsvorstellung von dem, was überhaupt getan oder unterlassen werden sollte, in jeder Hinsicht und auf jeder denkbaren Begründungs-Stufe, anders ausfällt als unsere; sondern AUSSCHLIESSLICH als etwas, das Forderungen begründet: entweder nach („durch die Umstände erzwungener) Anpassung der ihm als seine unterstellten Id. an das gegenwärtig von der (angeblich) gemeinsamen Ind. Gebotene, oder Anpassung dieses an sich durch die angeblich gemeinsame Ind. Gebotenen an die ihm als seine unterstellte Id.
Wir nehmen das von ihm Geplante/Gewollte/Geforderte, von ihm aus für sich und andere Gewollte und Gesollte als zumindest teilweisen, authentischen Ausdruck dessen, was er jenseits des von uns aus von ihm für ihn und andere Gewollten und Gesollten tun kann und möchte; derart, dass wir glauben beurteilen zu können, wieviel oder wie wenig auf dieser Grundlage von ihm kategorisch als Pflicht gefordert werden darf, wieviel Belohung ihm für welche Leistung darüberhinaus zustünde, und was ihm jenseits davon, aber ohne Recht auf Belohnung, also ohne dass es uns verpflichtet, an selbst gewähltem Können und Tun (Gebrauch seiner Kräfte und Fähigkeiten) zugestanden werden soll.

Wir müssen uns dabei immer vor Augen halten, dass man als Interpret der Andern zunächst einmal nichts anderes hat als das Material an Vorschlägen, Forderungen, bedingt angekündigten und (unter mutmasslichen Bedingungen) manifestierten Leistungs-Bereitschaften und Fähigkeiten, das diese Andern uns darbieten. Diese Andern selbst müssen sich nicht unbedingt so gut kennen, dass sie eine unverfälschte Version ihrer Präferenzen auch nur IRGENDJEMANDEM präsentieren könnten (auch wenn die meisten Erwachsenen wahrscheinlich zumindest die Chance hätten, sich selbst einigermassen objektiv zu beurteilen).
Von daher haben wir selbst unter Zweitzeilen-Vorgaben, nämlich wenn wir in unserer Interpretation die abweichende Ind. der Andern berücksichtigen wollen, und das dargebotene Material (die Präferenzen) als Resultante aus Ind. UND Id. auffassen, grosse Schwierigkeiten, ihre Kräfte, Fähigkeiten und Wünsche/Neigungen einigermassen korrekt und zuverlässig zu ermitteln, und das differenziert für unterschiedlichste Bedingungen, unter denen sie sich auswirken sollen – als mehr oder weniger übergreifende Dispositonen.

Es ist somit nichts weniger als ein offensichtlicher Fehler, Ind. und Id. nicht als unterschiedliche Einflussgrössen auseinanderzuhalten, und mit ihrer Verschiedenheit zu rechnen, vielmehr ist sie nicht zu unterscheiden das naheliegendste überhaupt.
Was wir als Id.-Kategorien uns bislang klargemacht haben, fungiert im Sprachgebrauch der Übergriffsmodi, und zwar aller drei, als innerseelisches Motiv-Material, das PSYCHOLOGISCHE Zuschreibungen und Erklärungen erlaubt. Die Kategorien sind, wiederholen wir:
1a) Wünsche und Neigungen (was man von sich aus, ohne verpflichtet zu sein, gerne tut; was man gerne tun oder haben möchte – spätestens angesichts bestimmter Bedingungen);
1b) Leistungsbereitschaften, Ansprüche (was man zwar nicht gerne tut, aber dennoch von sich aus (unter bestimmten Bedingungen) leisten (können) will (oder …würde));
2b) Kräfte+Fähigkeiten (qualitativ) (was jemand grundsätzlich überhaupt tun könnte, wenn er wollte) sowie…
2a) …ihre Reproduktionsbedingungen (Bedürfnisse) und Limitationen (Kraft- und Könnens-Grenzen) (was er daFÜR an Bedingungen braucht).

An dieser Stelle muss etwas nachgetragen werden. Die drei Stufen von Pflicht, Verdienst und So-oder-anders-Sein-Dürfen, also der Forderung an Andre, haben ihre Entsprechung in der Binnenperspektive einer Einzelperson oder in sich vollständig einigen Gruppe: notwendig zu wollen, lohnend zu wollen, nach Belieben (also ohne Anspruch auf Belohnung) zu wollen oder nicht zu wollen. Diesen Stufen wird zugewiesen und entsprechend beurteilt, was nach Meinung dieser Person oder Gruppe von allen Beteiligten, als primären oder sekundären Kooperationspartnern, mit welchem Dringlichkeitsgrad zu tun ist; in diesem Urteil ist enthalten, was FÜR WEN in welcher Reihenfolge getan werden soll – wessen „objektiv“ beurteiltes Interesse mit welcher Priorität minimal oder mit welchem jeweiligen Perfektionsgrad realisiert wird. Sofern dabei ab einem gewissen Regel-Niveau grundsätzlich Anerkennenswürdigkeit des allgemein zugrundegelegten Regelapparates unterstellt ist (Gemeinsamkeit der höheren und höchsten Regeln, „oberhalb“ dieses Abstraktionsniveaus), durch den bei einem Stand relevanter Erfahrung abgeleitet wird, WAS FÜR WEN in welcher Reihenfolge zu tun ist – sofern sind die für Regelanwendungen UNTER diesem Niveau infragekommenden subjektiven und „relevanten“ objektiven Fakten ausschliesslich aus der ihnen zugeschriebenen Identität der Beteiligten zu entnehmen: Es sind Beurteilungen dessen, was sie für den bereits feststehenden Zielkatalog, entsprechend der als gemeinsam unterstellten Ind., beitragen könnten oder können, oder tun sollen oder sollten; das sollte, könnte kommt zustande über zu erfüllende Bedingungen und Voraussetzungen, die sekundär, nachdem das primäre nicht getan oder gefordert werden kann, als Alternative zum ursprünglich primär Tubaren oder Geforderten getan und gefordert werden kann, derart dass sekundär und später das, was getan werden könnte oder sollte, oder ein Kompromiss in ihre Richtung, eben doch getan und gefordert werden kann.
Jede Verteilung des aus Sicht eines Fordernden notwendig zu Könnenden und zu Tuenden ergibt seine Vorstellung von kategorischen Pflichten; jede Zuteilung von ihm angemessen erscheinenden Belohnungen für darüberhinausgehende Leistungen bei bestimmten Bedingungen seine Vorstellung von „Verdiensten“; in dem Bereich, der dann frei bleibt, wo also weder kategorisch gefordert noch Belohnungen verteilt werden, der also gänzlich frei und ausserhalb von Pflichten und Rechten liegt, kann er Sympathien („freiwillige“, unbeanspruchte Belohnungswürdigkeit, ohne Verdienst) und Anerkennung („freiwilliges“ Einräumen einer kategorischen Vor-Rangigkeit von praktischen und theoretischen Interessen, verglichen mit den aus dem vorgängigen kategorischen Pflichtenkatalog resultierenden Prioritäten, und das ohne Verpflichtung (allerdings auch nur, soweit dadurch nicht andere eigene Pflichten verletzt werden) verteilen.
In Sympathien und anerkennenden Einstellungen erkennen wir denjenigen Bestandteil der Identität (des von ihr aus gesehen ausserhalb dessen Liegenden, wozu ihr Träger sich verpflichtet oder durch Belohnung motiviert fühlt), der den kooperativen Motiven der Ind. (sekundär, primär) entspricht – also der „Kooperations-Ind.“ mit den mehr oder weniger gemeinsamen Vorstellungen davon, was und wieviel je einzelne an der kooperative Beteiligte je für wen tun könn(t)en oder soll(t)en, und wieviel ihnen dafür an Lohn (oder bei Unterlassung oder verbotswidrigem Tun an Negativsanktion) zustehen oder zuerteilt werden soll.
Die „Freiwilligkeit“ der Zuwendungen aufgrund von Sympathie und Anerkennung zeigt sich inhaltlich darin, dass es sich um alles das handelt, was eine Person auch „für sich selbst tun“ würde – nur, dass sie „es“ eben „für“ jemand andern tut – bis hin zum „Spüren“ und Sich-Einfühlen darein, was der andere braucht, wenn der aus welchen Gründen auch immer es für sich selbst nicht tut, also „besser wissen als er selbst“, was der andre braucht, es erraten usw.
Natürlich kann dieses Tun den Bereich des seinerseits von dem „Zuwender“ gern und ohne eigene Unkosten Getanen überschreiten: Es kann auf Verzichten beruhen, speziell auf Vereinseitigung und Anstrengung. Aber das gilt ja ebenso für das, was Leute jenseits äusserer Verpflichtungen oder Belohnungen, nur in Auseinandersetzung mit den Herausforderungen, die aus der objektiven Welt heraus auf sie ihrer Meinung nach zukommen, zu tun bereit sind.
Die Gesamtheit der Regeln und Bedingungen, durch die festgelegt wird, was jemand für sich getan haben möchte, oder selber tut, oder auch was er freiwillig zugunsten von andern aufgrund von Sympathie oder Anerkennung getan haben oder selber tun möchte, wobei die betreffenden Leistungen zwanglos erbracht werden können, oder auch Leistungen im engeren Sinn sein können, also irgendwelche Kosten/ Opfer (Verzichte usw.) verursachen – diese Gesamtheit ist quasi sein „Ur-Ind.-Entwurf“. Wäre alles ganz freiwillig, und würden alle seine Vorstellungen teilen, würde DIESE von ihm so befürwortete Agenda, oder besser ihre Prinzipien mit den vorhandenden Handlungsspielräumen abgearbeitet. (Es kommen ja mit jedem neuen Teilnehmer an der Kooperative nicht nur Handlungsspielräume, sondern auch Zwecke hinzu – bei geteilten Prinzipien, wieviel jeder für sich, oder die Objekte der allgemein geteilten Sympathien und Anerkennungen, tut, ist klar, wie der bisherige Entwurf abzuändern ist, wenn klar ist, wie der oder die „Neue“ nach Können, eignen Bedürfnissen, sympathischen oder anzuerkennenden Dispositionen einzuordnen ist.)
Wenn Leute in diesen Hinsichten vollständig übereinstimmen, sowohl was jeder für sich tun darf, aufgrund von Fähigkeiten, Wünschen, Bedürfnissen, und wie das aufgrund von allen geteilten Sympathie- und Anerkennungs-Profilen für jeden Beteiligten (ihn selbst eingeschlossen) anschliessend modifiziert wird: Dann wollen wir dies eine KOLLEKTIVE oder GETEILTE IDENTITÄT nennen.
In einer solchen Gruppe fiele, was jeder Einzelne von sich aus den Andern vorschlagen würde, mit dem von allen Andern für alle Vorgeschlagenen vollständig zusammen; das anschliessend Geforderte wäre identisch mit dem ursprünglich Vorgeschlagenen, und alle dürften (bis auf weiteres) davon ausgehen, dass das Vorgeschlagene, also von allen schon von sich aus von sich „Geforderte“, auch das ist, was von ihnen dann erwartet werden kann.
Kurz: Die Vorschläge aller sind identisch.
Falls die Vorschläge nicht identisch sind, werden (zunächst freiwillig) erneut, leicht abgeänderte Vorschläge gemacht werden, und auf die Weise identische Vorschläge zustandekommen, denen man angesichts der primären (oder nächstfolgenden) Vorschläge der Andern zustimmt. Warum? Es gibt drei mögliche Gründe dafür:
a) Indifferenz: Der Vorschlag der Andern ist ebensogut, leistet dasselbe, es ist gleich, ob man es so oder anders macht;
b) Neu-Einschätzung von Bestandteilen der kollektiven Identität: Kräfte/Fähigkeiten qualitativ sowie Bedürfnisse (Reprobedingungen, Limitationen für die Kräfte und Fähigkeiten unter speziellen Bedingungen/Dauern etc), Wünsche+Neigungen bzw. Ansprüche sowie das Mass der  Liebens- und Anerkennenswürdigkeit aus Sicht aller werden angesichts der von ihnen gemachten Vorschläge (für sich und andre) neu bestimmt;
c) die Vorstellungen der einzelnen von der kollektiven Identität sind nicht ganz identisch, die Beteiligten sind aber (freiwillig, auf Basis ihres ur-eigenen Entwurfs) grundsätzlich einander gegenüber entgegenkommend eingestellt. – Warum müssen sie es sein? Offensichtlich schätzen einige der Beteiligten Bestandteile der kollektiven Identität „objektiv“ anders ein als andere, ohne die Differenz mit ihnen auszutragen.

Man erkennt bereits an dieser stark vereinfachten Ausgangssituation, wie sehr die Ermittlung der „wahren“ Präferenzen einer Einzelperson gebunden ist an das, was sie gegenüber Kooperationspartnern an „ernsthaften“ Vorschlägen macht. Darauf wird bald zurückzukommen sein.
Hier interessiert aber zunächst: Wie kommt denn nun die als gemeinsam unterstellte Ind. ins Spiel? Die wichtigste Ind.-anzeigende Kategoriengruppe ist die oben benannte: Notwendig, lohnend, frei (ohne äussere Rücksichten, nur nach eigenen Bedürfnissen und Wünschen) wählbar. Jetzt kann man unmittelbar sehen (und insofern hätte es auch schon früher zur Sprache kommen können), wie ein in solche Abteilungen zerlegtes „zu Tuendes“ bezogen wird auf „Identität“, verstanden als Prioritätenbildungsregel für knappe Ressourcen an Handlungs- und Belastungs- (Verzichts-, Anstrengungs-, Vereinseitigungs- usw.)-spielräumen:
Wenn ALLES Notwendige und überhaupt Lohnende bereits mit den „freien“ Aktivitätsspielräumen aus dem Wunsch-Feld bestritten werden kann, können „Ansprüche“ und die ihnen zugeordneten Leistungsbereitschaften ausschliesslich für „spielerische“ und frei gewählte Zwecke formuliert werden. Man kann sich dann Ind.en oder Entwicklungen im Rahmen einer (allen Beteiligten gemeinsamen) Ind. denken, durch die Lohnendes oder sogar Notwendiges nicht mehr ausschliesslich durch „gern und schon von sich aus Getanes“ abgearbeitet werden kann, also notgedrungen ins Leistungsfeld (lohnender/ notwendiger Anspruch, Perfektion) vorrückt. Bei echter, zwanglos gemeinsamer Überzeugtheit aller vom Grad der Notwendigkeit und/oder Lohnendheit gibt es dann natürlich (soweit möglich) die Strategie der Aufteilung von Anstrengungen, Verzichten, Vereinseitigungen usw., sodass sie für die einzelnen Teilnehmer minimiert sind (bei echter Teilbarkeit der Belastungen bedeutet dann Vergrösserung der Teilnehmerzahl entsprechende Verringerung der individuellen Belastung – dieser Effekt kann abnehmen mit steigenden Teilnehmerzahlen (die Grenz-Entlastung sinkt mit steigenden Teilnehmerzahlen), vor allem, wenn minimale Fixkosten für jeden, der an der Aufgabenlösung beteiligt ist, entstehen, oder gar Gesamtbelastungen durch Vermehrung der Teilnehmerzahlen (ev. sprunghaft) wieder steigen, oder zumindest das Verhältnis von zusätzlicher Be- und Entlastung für jeden hinzukommenden Teilnehmer gleichbleibt. Eine andere Strategie ist die Entlastung derer, die mit Gewinn für nichtaktive Angehörige der Kooperative Belastungen ertragen, auf anderen Feldern, also Neutralisierung ihrer Belastung, oder Kompensation durch Belohnungen, die den Aktiven ebenso lohnend erscheinen, wie den Bereitstellern der Belohnung ihrer entsprechenden Aktivitäten usw. – Ab hier hebt sich immer deutlicher das Trittbrettfahrerproblem in Kooperationen ab, nämlich die Tatsache, dass ungern getanes, das zugleich notwendig oder lohnend auch für andre ist, von diesen andern genutzt werden kann, ohne dass sie selbst die zur Bereitstellung nötigen Belastungen ertragen müssen.
Zur Frage, was wie notwenig, lohnend oder spielerisch zu tun ist, der eigentlichen Ind., und der Frage, wieviel davon man sich, angesichts der eigenen Bedürfnis- und Kraftprofile, zumuten will (wann resigniert man= tut auch Notwendiges nicht mehr, oder wie lange strengt man sich noch an?; wie wenig Aussicht auf Belohnung/ oder Aussicht auf wie wenig Belohnung reicht aus, um einen noch bestimmte Belastungen ertragen zu lassen, obwohl sie an sich nicht nötig sind? wieviel Belastungen nimmt man spielerisch, „grundlos“, für frei gewählte Ziele (im Rahmen der Ind.) auf sich?), tritt hier also die Frage, wieviel Belastung man für andre bei wiewenig Belastetheit dieser andern durch die Arbeit am gleichen Ziel inkaufnehmen will zur Erreichung eines gemeinsamen Ziels (wieviel Spielraum für Ungleichheit und „Ungerechtigkeit“ in der Verteilung von Belastungen man grundsätzlich inkaufnimmt), schliesslich auch die Frage, wieviel Belastung (und zusätzlich Ungerechtigkeit in ihrer Verteilung) man zugunsten wieviel Ertrags bei andern ertragen will für wie wenig eigene Belohnung oder Nutzen (wieviel Spielraum für Ungleichheit der „Lohnendheit“ oder „Belastungsgrenze zur Resignation“ man inkaufnimmt).

Es kann sein, dass es sich schlichtweg nicht lohnt, wenn jeder in einer Gruppe zur Erreichung eines Gruppenziels Bealstungen auf sich nimmt, das bereits durch Belastung einiger oder eines einzelnen Mitglieds der Gruppe (aber nicht teilbar) erreicht werden kann, und die Art der Aufgabenstellungen auch nicht zur sukzessiven Teilung (jeder kommt mal dran) geeignet ist.
Die Leistungsträger, also Spezialisten oder „Aktivisten“ (oder beides) einer Gruppe, in der auch die neu hinzugekommenden Bereitschaften zur Toleranz von Ungleichheiten der Belastung oder Belohnung geteilt werden, werden dann nur bis zu einer bestimmten Grenze belastet: Lieber resignieren die Gruppe oder die Nutzniesser (das Opfer des oder der Leistungsträger wäre zu gross, man kann es nicht verlangen), oder sie verzichtet/verzichten= findet/finden den Einsatz des andern, angesichts der nicht-kompensierbaren Ungleichheit, nicht lohnend (die Belastung wäre zu einseitig). – Die betreffenden Toleranzgrenzen mögen dabei Annäherungen darstellen an das, was in der betreffenden Gruppe überhaupt an Belastung bis zur Resignation auch angesichts von Notwendigkeiten, oder für irgendeine „lohnende“ Herausforderung toleriert wird (sie mag noch so lohnend sein); und dafür wiederum mag ein Mass darstellen das Ausmass, in dem man sich in dieser Gruppe überhaupt, auch schon spielerisch, unbelohnt, ohne Not, und aus freien Stücken, Anforderungen stellen würde (Leistungsbereitschaft und Perfektionismus).
Soweit „lohnende“ Belohnungen (einer bestimmten Art) das Maximalniveau (oder das daran orientierte Spektrum an nicht-aussen-motivierter Leistungsbereitschaft) dieser Grund-Leistungsbereitschaft steigern, zeigt das den Grad der „Wunschintensität“ an (Grad der Erwünschtheit des Gutes, das als Belohnung dient); soweit die Grenze bis zur Resignation angesichts von Notwendigkeiten, d.h. zur Abwendung eines Übels zu ertragenden Belastungen, deutlich über dem Maximum der Grundbereitschaft (schon für frei gewählte, spielerische Zwecke) (oder dem Spektrum nicht-aussen-motivierter Leistungsbereitschaften und der eigenmotivierenden Bedingungen für jeweilige Intensitätsstufen dieser endogen- („anspruchs“) motivierten  Bereitschaften) liegt, zeigt das das Ausmass der Angst vor diesem Übel.

Je höher dabei bereits die rein endogen-anspruchs-motivierten Leistungsbereitschaften liegen, desto geringer ist natürlich der verbleibende Modulations-Spielraum für Belohnungen und Ängste: Wer sich ohnehin schon dauernd anstrengt, hat meist schon „sowieso, von sich aus“ vieles oder gar alles Nötige getan, was für angebotene Belohnungen und/oder Abwehr von Gefahren und Schaddrohungen zu tun wäre, oder hat wenig Steigerungsmöglichkeiten, und braucht besonders grosse Positiv- oder Negativ-Anreize, um über sein Normalmass an Leistungsbereitschaft noch hinauszugehen. Wer, umgekehrt, seine Reserven übermässig geschont hat, kann natürlich besonders schnell auf Belohnungsangebote und Gefahrdrohungen eingehen, IST allerdings auch darum oft bedürftiger und bedrohter (also objektiv verführbarer und einschüchterbarer) als endogen motivierte „Leistungsträger“.

Um ganz genau zu sein, müsste man auch noch die subjektive Priorität von Lohn gegenüber Gefahrabwehr (Umgang mit Chance/Risiko: Wieviel Risiko für welche Chancen) bestimmen, um das authentische „reine“ Präferenzenprofil für Lohn- und Angstmotive zu gewinnen, nämlich für alle Situationen, in denen die beiden Motive nebeneinander und gemischt auftreten (wie es in der Realität meist der Fall ist); eine weitere Zwischenstufe, zunächst noch davor, wäre, das Profil zu gewinnen für die Abwägung zwischen verschiedenen reinen Lohn- bzw. reinen  Bedrohungsaggregaten und ihren zeitlichen Verteilungen. Nachdem das Präferenzenprofil für Mischungen von Angst- und Lohn-Motiven gewonnen ist, müsste man dann endgültig auch das für Mischungen aus Angst- und Lohn-Motiven ermitteln. Diese Komplikationen sollen hier nur erwähnt werden, das Muster ist immer das gleiche: Wir ermitteln die Modifikation eines zunächst „rein“ ermittelten Präferenzenprofils – zB. das der rein endogenen Leistungsmotive (was gilt für die betreffenden als eine „Herausforderung“, der sie sich durch „anspruchsvolle“ oder „perfektionierende“ Leistung über das von sich aus gern Getane hinaus (nämlich ungern, aber dennoch ohne weitere Motiv-Anreize) stellen wollen? – , um dann die Regeln der Abänderung oder Modifizierbarkeit dieses Profils durch die je nächst-hinzuzunehmende Motivklasse (zusätzlicher Lohn, Gefahr) zu ermitteln. usw.

An dem so gewonnenen Präferenzenprofil für sachlagen-motivierte Leistungsbereitschaft können wir die nächste modifizierende Motivschicht überprüfen, nämlich die Schicht endogener (grundsätzlicher, ohne Rücksicht auf die Besonderheit der Person eintretende) „Opferbereitschaft für andere“ oder „Uneigennützigkeitsmotive“, wie wir sie oben bereits kurz angesprochen haben, nämlich
a) als Ausmass, ohne Zusatzbelohnung „für“ andere an sich „ungerechte“ Belohnungen erarbeiten zu helfen (die andern tun (absolut, oder relativ zur Grenze ihres Maximal-Leistungsbreitschaft für die jeweiligen Ziele, verglichen mit der eigenen relativen Belastung) deutlich weniger dafür und/oder haben deutlich mehr davon): (endogenes Mass der) Grosszügigkeit (und die Bedingungen für Schwankungen ihrer „endogenen“ Intensität); sowie
b) als Ausmass, ohne Zusatzbelohnung mitzuhelfen dabei, „für“ andere Gefahren (oder Schäden, nach Eintritt der Gefahr) zu beseitigen, obwohl die andern dafür (absolut, oder relativ) weniger Belastungen ertragen müssen als man selbst, oder deutlich mehr dadurch entlastet werden als man selbst: (endogenes Mass des) Mitleids.


ENDE DES IDENTITÄTSPAPIERS

ab hier weiter mit MODERNITÄTSPAPIER vgl.  „Untersuchungen zur Moderne“