1. die notwendigkeit, für sich etwas wie eine identität zu bestimmen, resultiert aus der tatsache, dass in einem leben wie dem unsrigen (in diesem sozialen und kulturellen rahmen) es unmöglich ist, alles zu tun, zu sein und zu können – weshalb jeder in der ein oder andern weise sich spezialisieren muss, und prioritäten setzen muss. in jeder kultur und gesellschaft bis zum heutigen tag gab es institutionen, durch die sichergestellt werden sollte, dass die ausschlüsse von erfüllenden lebensmöglichkeiten, die mit solchen spezialisierungen und vereinseitigungen einhergingen, nachträglich kompensiert würden – indem man zugang erhielt zu personen, die die jeweils ergänzende spezialisierung oder identität aufwiesen. die grundlegendste von all diesen einander entsprechenden spezialisierungen ist die von leuten mit männlicher und weiblicher geschlechts-„rolle“ oder geschlechts-IDENTITÄT.
2. in meiner ersten darstellung des identitäts-konzepts habe ich mich auf soziale und kulturelle rollen und standards bezogen. in meiner darstellung des begriffs habe ich versucht zu zeigen, welche verschiedenen sorten von standards jeweils zu „identität“ gehören: identität ist die ART UND WEISE DER DURCHFÜHRUNG aller aktivitäten (das WIE), durch die man aus seinen anderen standards in einer gegebnen situation letztlich aufgaben oder zielsetzungen, unmittelbare versuche etwas zu tun, handlungsabsichten ableitet. die ausdrücke „aufgabe, zielsetzung, versuch, absicht“ stehen zum begriff „standard“ (norm, regel etc.) in folgender beziehung: man hat dieselben ziele wie leute, die die eigenen standards (normen, regeln) teilen, über dieselbe information verfügen, und information und regeln auf dieselben problemstellungen oder situationen anwenden wie man selbst (wobei die regeln, welche probleme und situation aufmerksamkeit verdienen und priorität vor andern haben, wohl die wichtigsten sind).
anm.zur übersetzung. wenn man sich an das unten über identität gesagte erinnert, dann kann tatsächlich die identität einer person als der elementarste dieser standards gelten (der die resultate der anwendung aller anderen standards: genereller, gruppen- und individual-normen, voraussetzt). sofern die von mir befürworteten aufgabenstellungen, ziele, versuche, pläne von andern geteilt werden – soweit wir zu einem kompromiss finden – entscheidet anschliessend meine identität, wie ICH meinen beitrag gestalte – und auhc darin müssen die andern zustimmen. sie können sagen: gewiss wäre es wünschenswert, wenn dies und dies getan würde, aber DA du eine frau bist, wollen wir dir dies nicht zumuten etc. die weibliche gender-identität anzuerkennen bedeutet, dass man die besonderen prioritäten-setzungen der gender-weiblichen person bei der ausführung eines gemeinsam befürworteten projekts berücksichigt – ihre „weise“, das für sie wünschenswerte und an sich befürwortete auszuführen. anm.ende
3. ich nenne alles, worin leute übereinstimmen können und müssen, ihre standards vor allem, um zu gemeinsamen aufgabenstellungen, zielsetzungen, versuchen und plänen zu gelangen, die INDIVIDUALITÄT. wird eine individualität in einer realen gruppe wirklich geteilt, erscheint diese gruppe fast wie EIN individuum: sie ist eine, spezielle, diese, hat eine „geschichte“ (projekte in der vergangenheit, die fehlgeschlagen sind oder gelungen, oder erst in der zukunft vollendet werden können) , sie hat eine art kollektiven „körper“ , oder besser: einen begrenzten gruppen-handlungsspielraum für die geteilten projekte – in gestalt der zusammengefassten persönlichen handlungsspielräume der leute, die die gruppe mit geteilter individualität bilden. in vielen fällen (heute sehr häufig) gibt es aber nur einen einzigen repräsentanten einer individualität, in diesem sinn – der sich erst nach andern umsehen muss, die sie eventuell teilen.
4. zum verständnis dessen, was „identität“ bedeutet, ist es nun wichtig sich klarzumachen, dass auch in fällen vollständig geteilter individualität noch anlässe zum streit bestehen – darüber, WIE die geteilten ziele nun ausgeführt werden (soweit dabei die grenzen nicht verlassen werden, in denen sie überhaupt ausgeführt werden) : wie schnell, wie angenehm, wie riskant, wie perfekt, unter wieviel rücksichtnahme auf werte derer, die nicht zur gruppe gehören und die ziele nicht teilen etc.
tatsächlich drehen sich die meisten konflikte von leuten, die eigentlich und „im prinzip“ übereinstimmen hinsichtlich dessen, was getan werden soll, um diese punkte – in meiner ausdrucksweise gesagt, streiten sie sich darum, was für die einzelnen eine akzeptable identität wäre oder welcher gebrauch der identität im jeweiligen fall angemessen erscheint. („du bist zwar eine frau, aber darauf können wir jetzt keine rücksicht nehmen, auch du musst jetzt mithelfen, dass.. “ etc.)
mithilfe dieser terminologie könnte man zum beispiel ein liebespaar charakterisieren als sehr kleine gruppe mit geteilter individualität UND identität – die letztere wird dann zumindest in dem sinn geteilt, dass die beteiligten wechselseitig ihre langfristigen orientierungen bei der verteilung ihrer kräfte und spielräume anerkennen und anziehend finden – und mithin ihr jeweiliges „die und die art person sein“ – mit einem wort: ihre identitäten.
5. die tatsache, dass liebende aneinander ihre jeweiligen identitäten lieben und anerkennen, erfordert nun keineswegs, dass diese identitäten gleich sind, ganz im gegenteil: normalerweise wählen leute ihre partner so, dass die identitäten sich ergänzen. das möchte ich einen hetero-identitären beziehungsentwurf nennen. aber auch die homo-identitäre variante gibt es, bei der die geteilten (wechselseitig anerkannten und geschätzten) identitäten völlig gleich sind. das heisst: die (wneigstens) zwei partner setzen bei allem, was sie tun, ihre prioritäten in völlig gleicher weise. indem sie ihre handlungsspielräume vereinigen, kommen sie dazu, auch plan-ausführungsformen von sonst nachrangiger priorität noch zu berücksichtigen, zu denen sie allein und aus eigener kraft nicht befähigt gewesen wären. der gewinn bei geteilten und anerkannten identitäten (hetero: arbeitsteilig, homo: kombinierter einsatz von kräften) besteht dann im zuwachs in der fähigkeit, in denselben handlungen mehr prioritäten (die sich im andern fall widersprochen hätten) in der art-der-durchführung dieser handlungen zu berücksichtigen, als wenn man alleine wäre.
6. der hetero-identitäre entwurf unterscheidet sich von seinem gegenstück nur darin, dass dort durch das hinzufügen jener handlungs-dimensionen von nachrangiger priorität (nachrangig bei wenigstens einem der beiden), nämlich durch die färbung, die der andere partner hereinbringt, sich die identität keines der beiden wirklich ändert, reduziert wird oder gar verschwindet. in homo-identitären gruppen hingegen wird jeder steigerungs-schritt zusammen absolviert, also im handeln und erleben jedes der beteiligten in gleicher weise wie bei dem oder den andern – wenn es hier steigerungen in der qualität gibt, in der man sein leben führt, dann jedenfalls so, dass sie allen gemeinsam sind. dieser unterschied wird dann wichtig, wenn die umsetzung von zielen, also von seiten der individualität, änderungen in der identität erzwingt: auch die werden in homo-identitären gruppen (im minimalfall: paaren) gemeinsam absolviert, wohingegen bei hetero-identitären paaren oder gruppen die komplementarität durch erzwungene einseitige identitäts-veränderungen und -anpassungen an die individualität (zb. gesteigerte leistungsorientierung bei den „leistungsträgern“ auf kosten anderer identitätsanteile) beschädigt werden, und einer beziehung dieser art dadurch die grundlage genommen werden kann – bis dahin, dass sie überhaupt nicht mehr zustandekommen (oder sich überhaupt keine art von normalem partner denken lässt, die die kompensation noch übernehmen könnte).
7. wenden wir diese etwas gekünstelt klingende terminologie auf reale lebenserfahrung an. sobald man das übliche sexistische vorurteil zu den begriffen von homo- und hetero-identitär hinzufügt, wonach bestimmte identitäten den angehörigen eines bestimmten biologischen geschlechts von natur aus zukommen (wenigstens in einem gewissen rahmen variieren), dann bekommen wir die bekannten begriffe homo- und hetero-sexuell.
homoSEXUELLE paare müssen allerdings keineswegs „homo-identitär“ sein, und tatsächlich SIND sie es sehr oft auch nicht (bis dahin, dasss sie bisweilen sogar sehr stark oder völlig heterosexuellen paaren ähneln) – obwohl das motiv für die wahl eines partners vom gleichen geschlecht sehr oft der wunsch nach dem ist, was ich als homo-identitäre beziehung oder beziehungsentwurf bezeichne – die partner sollen in allen wesentlichen hinsichten GLEICH sein, und sich allen quantitativ, nicht qualitativ ergänzen.
8. allerdings können diese komplementären identitäts-paarungen heute weit von traditionellen vorbildern abweichen. das hindert die beteiligten nicht daran, sich wechselseitig aufeinander zu beziehen als „mann von derundder art oder „soundso geartete frau“ – und ihre sehr spezielle weise, das übliche hetero-konzept wechselseitig anerkannter, sich ergänzender identitäten in einer paar-beziehung zu interpretieren, in die tat umzusetzen – heute allerdings mit komplementären identitäten, die sich aus allen möglichen rollenfragmenten der traditionellen weiblichen und männlichen rolle zusammensetzen – der männliche und der weibliche träger einer solchen neu-entstandenen misch-identität (wie sie heute üblich sind und die traditionell zusammengesetzen beiden geschlechts-identitäten flächendeckend abgelöst haben) müssen nur eben zueinander komplementär, zumindest (in der neuesten version) spiegelbildlich sein – dann, und weil das körperliche geschlecht der beteiligten verschieden ist, scheint den traditionellen vorstellungen immer noch genügt zu werden. in wahrheit operieren diese modernen hetero-paare weitab von den traditionellen verhältnissen, wie man gleich sehen wird.
Gender 1B: DAS GENDER- ODER IDENTITÄTS-DIAGRAMM
9. nach diesen ersten überlegungen stellt sich vielleicht die frage: was eigentlich den INHALT von identitäten ausmacht, derart dass sie sich darin voneinander unterscheiden können? um das zu beantworten, möchte ich daran erinnern, dass mein begriff von identität auf etwas hinausläuft wie eine bestimmte langfristige festlegung und aufteilung der eigenen kräfte und handlungsspielräume (motorisch, aber auch psychisch: aufmerksamkeit, gedächtnis etc. ) – eine einseitige nutzung und ausbildung, die zur gewohnheit wird, und nicht einfach im laufe eines lebens beliebig gewechselt werden kann – derart, dass man alles, was man überhaupt tut und dann noch tun kann (denn es mag auch total-ausfälle geben, derart dass persönliche kapazitäten, die eigentlich vorhanden wären, überhaupt nicht entwickelt oder nie betätigt werden), AUF EINE BESTIMMTE WEISE. eben die der eigenen identität entsprechende, tut. identität hat nun zu tun mit den allgemeinsten und grundlegendsten alternativen oder auch sich ergänzenden weisen, einen handlungsentwurf oder (versuchs)plan in abstimmung mit andern (quelle für solche entwürfe ist die individualität) umzusetzen, die menschen möglich (oder auch bedürfnis) sind. fragen wir also: welche solcher arten, einen plan umsetzen, sind die grundlegendsten? anders, und mit bezug auf den aspekt der beschränkung von kapazitäten (handlungsspielräumen) gefragt: zwischen unserer ziele gibt es die grundlegendsten ziel- und prioriätenkonflikte – so dass mesnchen sich hier einfach festlegen MÜSSEN? zwischen welche grundlegendsten präferenzen müssen sie entscheiden, welche fundamentalen wahl-entscheidungen müssen sie in ihrem leben treffen oder immer schon getroffen haben – derart, dass sie jedes nur irgend erdenkliche ziel, das sie im leben verfolgen wollen, eben auf DIESE weise verfolgen. es geht dabei um prioritäten, präferenzen, wahl-entscheidungen, die sie ausbilden, festlegen und aufrechterhalten müssen, wenn und weil sie mit beschränkten spielräumen zugleich in ihrem handeln bestimmte anspruchsniveaus an die vollkommenheit ihres handelns, also ideale, realisieren wollen.
das folgende, die auflistung der möglichen inhalte der elementarsten konflikte, die überhaupt denkbar sind, wird uns somit einer genaueren definition des begriffs identität näherbringen.
10. ich sehe eigentlich nur zwei abteilungen für diese „maximal grundlegenden“ präferenzen, die man beim tun von allem und jedem beachten könnte, derart dass man in der jeweiligen abteilung in konflikte gerade kann (um dran zu erinnern, hier geht es um machen, umsetzen, erfüllen von projekten, programmen, „zielen, rollen, werten“, und NICHT um wahl-entscheidungen hinsichtlich der ziele, rollen, werte etc selbst – DIE liegen schon fest, wenn die hier angesprochenen konflikte erst aufbrechen. ziele, rollen, werte gehören zur von mir so genannten INDIVIDUALITÄT. die hier, jetzt besprochenen präferenzen zur IDENTITÄT.)
die beiden abteilungen sind, wie ich denke, durch folgende paare aus gegensätzlichen orientierungen charakterisiert (sie sind gegensätzlich oder alternativ, weil man sich auf eine von beiden festlegen muss – präferenzen müssen gebildet, prioritäten festgelegt werden; und es sind paare aus je zwei konfliktpolen, weil es sich eben um die grundlegendsten aller konflikte überhaupt handelt):
bei allem, was wir tun, können wir, bei der art WIE wir es tun oder vollziehen, eher achten auf
a)… uns selbst – unsere bedürfnisse; oder auf das, was wir dabei können müssen und erreichen wollen, auch wenn es uns anstrengt oder langweilt etc.
b) …(soweit wir dabei nicht völlig allein sind; wann sind wir das aber?) … rücksichtsvoll, „solidarisch“ gegenüber leuten in unserer umgebung (so, wie man sich selbst und einem selbst nahestehende behandelt); oder abgestimmt darauf, dass da andere und fremde sind, die man diplomatisch behandeln muss (beeindrucken, denen man schmeicheln und gefällig sein muss), oder respekteinflössend…
in gestalt eines diagramms sähe das so aus:
EINFACHES GENDER-DIAGRAMM (4-FELDER-TAFEL):
LEISTUNG | DURCHSETZUNG
—————————————————–
SELBSTPFLEGE | KOOPERATION
das obere paar ist kern der traditionell männlichen rolle, das untere der traditionell weiblichen.
die zwei kolumnen, links, rechts, repräsentieren zwei maximal grundlegende konflikte: der eine enthält die zwei grundlegendsten (gegensätzlichen) formen von prioritäten, die man beim ausführen der WELTbezogenen anteile seiner ziele setzen kann, der andere die beim ausführen der auf ANDERE PERSONEN bezogenen anteile seiner ziele. (man kann in einer kooperativen weise sich gegenüber völlig fremden verhalten – so als wären es einem nahestehende. man kann sich diplomatisch oder berechnend selbst bei den eignen angehörigen, der familie, den freunden usw. verhalten – und das selbst dann, wenn man sich ihnen gegenüber wohlwollend und verbunden verhalten will, und zu ihren gunsten vorgeht – so wie man es tun würde, um seine verbündeten oder klienten zu schützen in einem umfeld von konkurrenten oder sogar feinden… )
11. man kann die zwei einfachen paare aus begriffen unmittelbar anreichern, indem man jedes in zwei unterkategorien teilt (zwischen denen wieder solche widersprüche bestehen, wenn auch von geringerer intensität):
leistung beispielsweise kann einmal als etwas auszudehnendes aufgefasst werden: bezogen auf ÜBERFLUSS, eine FÜLLE an zielen – derart, dass man das einzelziel nicht mehr sehr sorgfältig verfolgt oder umsetzt), oder aber als etwas intensives: PERFEKTION, vollendung (was auch zu beschränktheit und übermässiger konzentration auf details führen kann). auch dies sind also zwei ausführungsweisen im rahmen des überhaupt für leistung („leistendes“, sach- statt selbst-orientiertes umsetzen der beschlosseneen ziele) vorgesehenen kräftebudgets, die sich in gewissem mass widersprechen können – zumindest wenn das gesamtbudget für leistung nicht für beide aspekte reicht.
12. auch „selbstpflege“ hat zwei solche aspekte. der eine besteht darin, bei allem, was man tut, AUCH darauf zu achten, ob und wie es mit der befriedigung leiblicher BEDÜRFNISSE, „sinnlicher“ appetite und wünsche (nach genüssen), oder der einhaltung von spielraum- und erschöpfungsgrenzen (orientierung am angenehmen und bequemen, anstelle von selbstdisziplinierung und askese) vereinbar ist. der andere aspekt lässt sich als NEUGIER bezeichnen – und zwar einer solchen, wie man sie bei kindern antrifft: ohne praktische notwendigkeiten zu beachten, oder auch systematische oder ästhetische perfektionierung damit zu verbinden (die dann als selbstzweck verfolgt würde, ohne rücksicht auf sujektive wünsche und bedürfnisse). und auch hier gilt: sobald man anfängt, seiner neugier „hemmungslos“ nachzugeben, kommt man leicht dahin, andere elementare bedürfnisse zu vernachlässigen (zb. den nachtschlaf!), oder über die spürbare grenze seiner konzentrationsfähigkeit hinauszugehen. umgekehrt, entsprechend – beachten anderer bedürfnisse geht auf kosten dieser schrankenlosen betätigung von neugier…
(NB.es gibt eine abwechslung innerhalb der leiblichen appetite – beim essen zb. – die bewegt sich aber in einem festen rahmen, und hat nichts mit dem hunger nach geistiger abwechslung zu tun, die in wahrheit einer nach WACHSTUM des rahmens, des erfahrungsschatzes ist, und auf KATEGORIAL immer neues geht..).
..erst recht, wenn die bedürfnisbefriedigung und sorge für sich INSGESAMT beschränkt ist, und man sich entscheiden muss…
13.kooperatives verhalten hat ebenfalls zwei seiten: man kann FÜR sich und andre SORGEN, das heisst, für eigne bedürfnisse oder wünsche oder die anderer zweckmässiges, nützliches tun, oder man kann sich und anderen dabei helfen zu begreifen oder VERSTEHEN, was sie selbst oder andre wünschen, brauchen, und darauf hinführend denken (als nebeneffekt wird man auch instandgesetzt, sich selbst und die eignen motive andern zu erklären so dass sie einen verstehen). wenn und sobald jemand genug kapazitäten für kooperation nach seinen vorstellungen hat, kann er beiden idealen in gleicher weise gerecht werden in allem was er tut. freilich sind nachdenken und handeln in einem gewissen mass nicht gleichzeitig möglich – man kann nicht BEIDEN anforderungen gerecht werden, wenn, etwa, schon das bedürfnisbezogene tun in bereits verstandenen verhältnissen immer wieder alle kraft aufzehrt. von daher besteht auch hier ein gewisser konflikt zwischen den beiden „richtungen“, in die kooperation gehen kann.
14. verhalten gegenüber fremden oder „aussenstehenden“ – fremd und aussenstehend insofern, als man nicht durchgehend mit ihnen von sich aus und von vorneherein kooperiert, sondern die regeln und bedingungen, wenn überhaupt, ständig neu mit ihnen aushandeln will – dient im allgemeinen zwei zielen (und bestenfalls beiden zugleich):
PRESTIGE – (überdurchschnittlichkeit von fähigkeiten und spielräumen, so dass man als autorität gilt und, was man denkt, für wichtig und unwichitg hält, empfiehlt oder vorschlägt, mehr in sgewicht fällt als das von andern (darum, weil erfolg von gemeinsamen unternehmungen, speziell riskanten, davon abhängt, dass diese fähigkeiten mit der nötigen einsatzbereitschaft eingesetzt werden – die autorität muss also, mehr als andre, vom sinn dieser unternehmungen überzeugt sein). und/oder:
VERDIENST – (überdurchschnittlichkeit der eigenen normal-einsatzbereitschaft, derart dass sie weit über dem durchschnitt liegt oder viel häufiger als sonst „preis“ -würdige extra-leistungen erbringt – überdurchschnittliche leistungen darin, für fremde etwas angenehmes zu tun, und seien es auch illusionäre annehmlichkeiten – mit einer betrugskomponente, wie sie gegenüber den „eigenen“ leuten nie möglich wäre. hier, ausserhalb der gruppe, zählt nur das ZUGESCHRIEBENE verdienst, nicht jenes, das man aufgrund geteilter werte auch verdient und ZURECHT zugeschrieben bekommt. aber hier agiert man in der öffentlichkeit und nicht in der eigenen gruppe, die die eignen werte teilt. die gleihce differenz zwischen dem zugschreibenen und dem aus eigener sicht verdienten ergibt sich auch für das ansehen.)
und auch wieder, wie schon zuvor, ist ein leichter konflikt zwischen diesen arten, wie man in auseinandersetzungen (kämpfen und/oder wettbewerben) erfolgreich vorgehen kann: entweder bildet man gewisse überdurchschnittliche fähigkeiten aus, von denen dann andere abhängen (zb. auch fähigkeiten um sie zu schützen, was immer auch bedeutet: fähigkeiten sie zu bedrohen, sie zu zwingen oder anzugreifen), oder, man tut sehr viel für sie, mit einem solchen aufwand an anstrengung, dass es einem schliesslich als überdauernde disposition zugeschrieben wird. aber die arbeit an fähigkeiten, die zunächst ausserhalb fähigkeiten eigenen wie der der potentiellen zuschreiber von prestige liegen (also unzulängliche ausübung, üben, erfordern etc.) und das überdurchschnittliche sich-betätigen für ziele potentieller verdienst-zuschreiber, das mit vorhandenen fähigkeiten auskommen muss, schliessen sich tendenziell aus. spätestens, wenn das kräfte budget nicht für beides zugleich reicht.
15. das erweiterte diagramm lautet dann:
FÜLLE oder || VERDIENST oder
PERFEKTION || PRESTIGE
hinsichtlich hinsichtlich der ziele von
eigener ziele fremden
————————————————
ACHTEN AUF
EIGNE
BEDÜRFNISSE || VERSTEHEN
NEUGIER || FÜRSORGE
Gender 2: Neue Gender-Formen: Bi- und Super-Bi-Identitäten; speziell: Männlich-Super-bi-Verbündete.
16. ich möchte jetzt gern zeigen, wie die kategorien des gender-diagramms angewandt werden können. dazu genügt im augenblick die einfache 4-felder-version. meine erste these ist: die oberen beiden felder benennen die beiden haupt-anteile einer klassischen männlichen gender-identität, die beiden unteren die einer weiblichen.
zweite these: die beiden dimensionen (inhalt der beiden felder) einer gender-identität verschmelzen miteinander. ein traditioneller man konnnte sich sicher sein, durch leistung auch geltung zu bekommen – zumindest, für beide zielsetzungen in etwa dieselben eigenschaften ausbilden zu müssen. in einer traditionellen gesellschaft hätte man leistung oder anstrengung um ihrer selbst willen, also für ein eigensinniges ziel des sich anstrengenden, ohne bezug zu den allgemein anerkannten zielsetzungen der andern und der allgemeinheit, als reichlich seltsam, wenn nicht verrückt angesehen. das sollte festgehalten werden: als traditioneller mann muss man die werte und ziele der leute berücksichtigen, deren wertschätzung oder respekt man gewinnen möchte.
(anm. es geht hier natürlich nur um formen des erworbenen respekts, nicht des zugeschriebenen aufgrund der zugehörigkeit zu einem stand, einer respektierten gruppe oder aufgrund eines amtes. auch die zugeschriebene anerkennens-würdigkeit muss freilich irgendwann erworben und erhalten bleiben.) dasselbe, aus der anderen richtung gesehen: es muss eine gesunde und robuste grundlage in gestalt von errungenschaften und leistungen geben, damit in einem traditionellen umfeld respekt gezollt werden kann. jeder, der in einer traditionellen gesellschaft etwas respektieren soll, muss und will imstand sein, was die respektierten personen tun können und und tatsächlich tun. in traditionellen gesellschaften hätten betrügen, bluffen, oder grosstun auf dauer wenig chancen. man kennt sich dort persönlich – zumindest in den jeweiligen sozialen gruppen oder ständen (die adligen, bauern untereinander etc.)
17. in derselben weise funktionierten auch die weiblichen tugenden: sie arbeiteten gewissermassen zusammen. wenn eine traditionelle weibliche „fürsorgerin“ die wünsche und bedürfnisse ihrer familie oder angehörigen erfüllen wollte, wusste sie normalerweise eine menge über die bedürfnisse, um die sie sich kümmerte – und kannte sich nicht einfach bloss aus mit den TECHNIKEN des beschaffens, herrichtens, zubereitens der güter, die jedermanns wohlbefinden dienen sollten: sondern, etwa, die freuden des essens (die nicht als eine art medizin behandelt wurde, oder notwedniger brennstoff, oder eine droge, oder ein ritual, das vor allem zu prestige-zwecken zelebriert wurde.. ) , oder freude am aufenthalt in einer angenehmen umgebung, oder daran, wie sich jemand um einen kümmerte, einen aufmerksam und sorgfältig säuberte und wusch, wenn man das selbst nicht tun konnte, weil man zu jung, zu alt, oder zu krank dafür war.
18. die tugenden von männnern und frauen (wie sie sich auch noch in frühen abschnitten der moderne darstellten) hatten dann nicht nur jede diese synergie-effekte – sie grenzten auch präzise aneinander und begrenzten einander dabei. sie waren nach qualität und intensität so beschaffen, das die je „nächste“ tugend auf das angewandt werden konnte, was die voraufgehende jeweils erzeugt hatte. anders gesagt: diese tugenden standen zueinander in einem ausgewogenen verhältnis und passten zueinander. und das galt, nebenbei, nicht nur für die tugenden jedes der beiden geschlechter, sondern auch für die beiträge von männern und frauen zu den von ihnen geteilten lebensformen: sie waren einander ebenbürtig, und konnten einander daher sowohl lieben als auch achten. da gab es kein übergewicht auf einer der beiden seiten… (gutes altes patriarchat? nein – das auch nicht; aber es war IDYLLISCH verglichen mit dem, was danach kommen sollte.. )
so waren also die klassischen patriarchalen geschlechts-identitäten beschaffen – und sie schinen so stabil, dass sie als teil der menschlichen natur gelten konnten.
(als das gelten sie ja noch immer in den theorien sogenannter soziobiologen – „naturwissenschaftler“ , die jedes korrelat für eine kulturelle einstellung oder einen charakterzug, das sie zufällig als gleichzeitig im gehirn hinreichend vieler untersuchter entdecken, als etwas eben darum (weil offenbar „organisch“ ) für immer unabänderliches behandeln – zumindest, wenn es aus ihrer sicht auch noch dazu dient, „jemandes gene zu verbreiten“ (was sie wohl damit meinen? sex?… )
19. man könnte jetzt eine menge anfügen über vormoderne geschlechtsidentitäten unter mittelalterlichen, antiken oder sogar „primitiven“ bedingungen, vormoderne tendenzen zu einer veränderung dieser identitäten, oder vormoderne formen der homosexualität. was alles nicht notwendig ist, wenn man sich darauf zurückbesinnt, dass sie ebenso wie die mittelalterlichen und antiken mentalitäten und lebensformen, zu denen sie gehörten, allesamt noch um uns herum existieren. es gibt aber einen einfachen grund, warum wir das thema der traditionellen geschlechter-rollen oder -identitäten vorerst beiseite lassen können – wir werden nämlich ganz von selbst immer weider darauf zurückkommen müssen – schliesslich ist die traditionelle vorstellung der unterschiede der geschlechter der überdauernde ausgangs- und bezugspunkt für jeden entwurf und jede utopie, die sich auf dies thema geschlechtsrolle und geschlecht bezieht. ob es uns passt oder nicht – wir können diesen ausgangspunkt für jede form abweichender oder neu-konzeption von geschlechts-identitäten niemals hinter uns lassen, weil er sich immer wieder als bezugsrahmen aufdrängen wird.
20. ich möchte jetzt eine moderne alternative zu diesen traditionellen rollen erörtern. dabei geht es um die zwei möglichen „bisexuelle“ geschlechts-identitäten. dazu verbindet man im einfachen gender-diagramm (der 4-felder-tafel) die beiden diagonal einander gegenüberliegenden felder anstelle der „klassischen“ kombination, die ober- und unterhalb der horizontalen trennlinie liegen. dann entsteht als eine von beiden die kombination „selbstpflege und durchsetzung“. offensichtlich sind in ihr eine hälfte der traditionell weiblichen rolle mit einer hälfte der traditionellen männlichen vereint. zu welchem biologischen geschlecht würde so etwas eher passen (sofern es überhaupt vorkommt)?
es passt natürlich zu beiden. und es gibt auch einen namen dafür, den jeder kennt. wir nennen solche leute üblicherweise NARZISSTEN (mit einem mehr oder weniger negativen unterton). ich behaupte: narzissmus ist eins von etlichen „neuen geschlechtern“. es ist nicht (nur) ein charakter oder eine art persönlichkeit, sondern eine identität von klassischem gender-artigem zuschnitt – sie füllt exakt eine hälfte der gender-tafel aus. nur dass sie männliche und weibliche eigenschaften, im klassischen sinn, zusammenführt. dazu gibt es natürlich ein gegenstück. wir haben dafür nicht in gleicher weise einen geläufigen ausdruck, geschweige denn (was bezeichnend ist) einen abwertenden.. und doch kennen wir diesen typus – beinah jeder, der dies liest, wird jemanden kennen, der ihm angehört. ich schlage, damit man darüber reden kann, folgende bezeichnung vor: DEPRESSIVER oder KOOPERATIVER LEISTER. (der erste ausdruck soll die analogie zur „klinischen“ vokabel „narzisstisch“ andeuten…)
21. beide felder der depressiven leister füllen wieder ein eigene diagonale der 4feldertafel, und auch sie kombinieren einen traditionell weiblichen rollenbestandteil, kooperation, mit einem traditionell männlichen (leistung). und: sie sind exakte gegenstücke zu den narzissten. ich denke, man findet solche gender-bisexuellen paare ziemlich oft, gleich ob mann/frau, oder aus 2 frauen oder männern bestehend: eine narzisstische person hat sich mit einem depressiven leister zusammengetan, unabhängig von ihrem biologischen geschlecht.
um genau zu sein, trifft man diese paare nicht überall. sie sind häufiger, wenn nicht vorherrschend, auf dem land, wo die modernisierung, verglichen mit städtischen milieus, ein oder zwei generationen später begonnen hat. aber selbst dort verschwindet dieser typ und wird heute durch einen erhbliche moderneren typ von paar ersetzt (davon soll gleich die rede sein). man findet diesen typ charakter bzw. paar aber häufig in der grosseltern-generation, oder noch früher (zumindest in städtischem milieu) .
22. ich möchte noch kurz auf zwei wesentliche züge dieser neuen geschlechtsrollen-typen hinweisen:
erstens, die verbindung zum nachbarfeld ist verlorengegangen. narzisstische charaktere sorgen sich bekanntlich sehr um sich, beachten ihre bedürfnisse, gehen in allen möglichen richtungen ihren interessen nach (die von „kindlicher“ neugier bis zu abenteuern, entdeckungen, wissenschaft, gelehrsamkeit, allem und jedem reichen können – aber sie kommen auf der stelle zum stillstand (zumindest wenn sie können) , wenn das zu anstrengend wird – sei es, weil sie anfangen müssen zu leisten, oder einfach auch nur die techniken kennen sollen, die sie für lust und (er)lebensfreude einsetzen müssten – sie sind feinschmecker ohne köche zu sein – jedenfalls nicht im alltag. festmäler zelebrieren, daraus ein festliches ereignis für sich und andre machen – das ist schon eher ihre sache. und natürlich setzen sie attraktivität und charme, die ihnen aus ihrer selbstpflege erwachsen, sehr gezielt ein – das ist sogar ihre wichtigste strategie, wen es darum geht, mit andern zu KOOPERIEREN (ihr wunder punkt) : indem sie nämlich die errungenschaften ihrer selbstpflege GROSSZÜGIG weitergeben. grosszügigkeit ist charakteristischerweise eine der von narzissten höchstgeschätzten tugenden; denn um grosszügig sein zu können,
a) muss man etwas HABEN, das man nicht meh rerst erarbeiten und erwerben muss,
b) und das auch noch im übermass, so dass man nichts verliuert, wenn man etwas davon abgibt oder mit andern teilen muss, und trotzdem oder deswegen
c) erwirbt man sich damit auch noch achtung und einen guten ruf.
23. was entspräche dem narzisstischen präferenz-profil besser als das? die unschöne seite daran ist, dass narzissten (nicht anders als klassische männer und frauen, wenn sie andern vormachen wollen, wie perfekt sie den anforderungen ihrer rolle gerecht werden, und weibliche oder männliche tugenden in hervorragendem mass aufweisen) dazu neigen, zu bluffen und betrügen – sich selbst, aber auch andre.. indem sie vieles besser darstellen als es ist, vor allem, um andern zu gefallen. dabei sollte man nicht vergessen, dass bluffen, lügen, gefällig sein, schmeicheln klassische mittel jeder form von DIPLOMATIE sind – ein höchst wichtiger bestandteil jeder nicht-gewaltsamen strategie, um sich zu behaupten oder sogar etwas herauszuholen bei fremden – zugunsten von einem selbst oder der eigenen leute. narzissten repräsentieren daher auch üblicherweise ihre familie in „äusseren“ angelegenheiten (ökonomisch, juristisch, bei behördengängen usw.) – und dann vorsicht! diese charmanten leute können kämpfen, wenn sie angegriffen sind!
da wir grade über charme sprechen: narzissten sind liebenswerte, bezaubernde personen, niemand wird das bestreiten. es ist immer dasselbe, ganz gleich, ob es sich um narzissten oder kooperative leister, oder eben traditionelle männer und frauen handelt: alle haben ihre tugenden, deretwegen man sie zurecht liebt.. und ihre dazu gehörenden mängel, fehler, schwächen.. deretwegen „männer“ und „frauen“ sich immer wieder wechselseitig verspotteten, oder die sie einander bei jeder sich bietenden gelegenheit vorhielten..
24. während somit eine variante des möglichen zusammenwirkens der anteile von gender-identitäten bei narzissten verlorengegangen ist, tritt eine andre an deren stelle und ersetzt den verlust. soweit ist das also gerecht. aber der grosse nachteil der narzissten (ebenso wie ihrer depressiven entsprechung) ist, dass man ihnen nach wie vor mit traditionellen erwartungen gegenübertritt, wie männer und frauen zu sein haben. wenn sie iregndetas zusätzlich sind oder können – um so besser; aber männer und frauen (oder väter und mütter) im gewohnten rahmen müssen sie ERST einmal und WENIGSTENS sein. als narzisst entgeht man somit kaum dem vorwurf oder gar der verachtung:
– als frau kümmert man sich einfach nicht genug in den augen der andern – man ist eine kalte mutter (was sehr verkehrt ist – narzissten fühlen eine ganze menge und können SEHR empfindsam sein, wenn es um gefühle anderer geht – sofern die ihnen am herzen liegen), die ihr kind nicht angemessen pflegt und zärtlich behandelt (sogar ihr ehemann (wenn er ein depressiver leister ist) tut mehr als sie, womöglich.. ) . dass sie, auf der andern seite, den familien-etat und -vermögen verwaltet, dass sie die verhandlungen führt, wenn sie und ihr mann sich einen anwalt nehmen müssen, einen vertrag unterzeichnen, oder ihr haus verkaufen – das zählt alles nicht. dafür wird sie (oder wurde, zumindest, ein oder zwei generationen zurück) vielmehr noch kritisiert, etwa so: „die versucht doch immer alle entscheidungen an sich zu reissen.. immer will sie bestimmen.. der arme mann.. aber er ist eben auch so schwach und herzensgut dabei.. lässt sich alles gefallen usw. “
– als narzisstischer mann (heutzutage auch als narzisstische frau! ) schlägt einem verachtung entgegen: jeder fühlt sich mehr oder wneiger berechtigt, die grundlagen von anerkennung oder geachtete stellung eines narzissten zu bezweifeln: er trickst, ist arrogant, verdient das alles garnicht.. und ist dabei ja so faul, lässt andre kollegen siene arbeit miterledigen, bis hin zu vorwürfen, er betrüge, beanspruche für sich, was in wahrheit andre getan haben usw.
25. und vielleicht fühlt sich tatsächlich der ein oder andere narzisst (gewiefter diplomat, der er ist! ) in seiner hilflosigkeit dazu getrieben, sich mit ein paar intrigen und tricks zu helfen (warum sind die andern auch derart dumm und naiv? warum sind sie so wie sie sind.. und nicht ein bissche mehr so wie er?)… aus sicht der narzisten sind ihre gemeinheiten oft schon ihrerseits racheakte, nachdem sie lange genug von wenig wohlwollenden und ignoranten leistern aller couleur getriezt worden sind…
und dann gibt es ja kaum etwas, das mehr hass erregt als der „narzisstische rückzug“.. der narzisst wäre gern mit andern zusammengewesen, aber.. wenn sie sich immerzu nur als feinde darstellen, keinerlei mitgefühl und verständnis zeigen – dann hat der narzisst im zweifel immer noch sien selbstpflegefeld. kein kooperativer leister wird ihm oder ihr dorthin folgen wollen. narzissten brauchen im zweifel die andern nicht, wohl aber die andern sie – ihren kindlichen charme.. wie ihn eben nur ein selbstpfleger aufbauen kann – etwas, wonach ein leister, der nie etwas für sich tut, süchtig werden kann. diese droge dem oder den andern zu entziehen, die er für sie ist, ist oft die einzige waffe, die ein narzisst zum einsatz bringen kann – oft genug nicht einmal, um die andern zu erpressen oder etwas zu erzwingen. oft genug ist sein rückzug einfach nur notwehr. denn narzisten haben nun mal nicht die fähigkeit, auch noch zu erklären was sie sind, andre zu verstehen, sich in sie „einzufühlen“ – zumindest soweit um es dinge geht, die jenseits des emotionalen zustands eines gegenübers geht.. denn DEN bekommen narzissten sehr genau mit, und können subtil angemessen darauf antworten..
mit einem wort: schuld und scham sind mehr oder wneiger unvermeidlich, wnen man narzisst ist.
(anmerkung. wer psychoanalytische theorien zum narzissmus kennt, und die verqueren erklärungen, auf die sie zurückgreifen müssen, der findet hier die rationelle aufklärung für all diese rätsel. vergleichbares gilt für den depressiven typ. )
26. es gäbe noch viel über narzissten und depressive leister zu sagen. aber dies hier ist ja nur ein erster überblick über die „neuen geschlechter“ der moderne. sehen wir uns also nach weiteren geschlechtern um… denn es gibt sie natürlich…
stelen wi runs vor, jemand ist gezwungen, durchgehend die häfte seiner gesamten kräfte zu verausgaben um etwas zu leisten und zu erreichen – wie es ein klassischer mann tun würde.
stellen wiruns vor, diese person sei zuvor narzisst gewesen. stellen wir uns, drittens, vor, dass diese person noch relativ jung ist, und bis zu einem gewissen grad in der lage, die verteilung ihrer kräfte auf aufgaben, ziele oder weisen der verausgabung neu zu ordnen – mit anderen worten, ihre identität ist noch nicht starr und verfestigt.
dann wir man halb narzisst bleiben – aber zusätzlich ein leister; wie zuvor allerdings wird man sich völlig hilflos zeigen, wenn es darum geht, für nahestehende zu sorgen oder sie zu verstehen: das muss dann von jemand anderm für einen besorgt werden – oder man muss ohne das auskommen.
27. das männliche feld „leistung“ überlagert gewissermassen den urspürnglichen narzissmus, und nimmt ihm dabei die hälfte der in ihn investierten kraft – es überbietet den urspürnglich bisexuellen narzissmus. aus diesem grund nenne ich diesen neuen typ von identität super-bisexuell oder kurz, super-bi. (um sich das zu vergegenwärtigen, stellt man sich am besten das einfache 4-felder-diagramm als quadrat aus 4 quadraten dar – und teilt entsprechend schraffierte ganz- und halbfelder darin ab. )
personen wie der geschilderte sind zu drei vierteln männlich – und zu einem viertel weiblich – aus traditioneller sicht. genauer: sie sind männlich-superbi (je mit leistung oder durchsetzung als ihrem hauptfeld (das andere halb ) – und einem der beiden weiblichen felder halb – das andere weibliche feld bleibt leer. somit gibt es 4 varianten.) dieselbe operation kann natürlich, ausgehend von einem der beiden bi-diagonalen zustände, auch in den weiblcihen bereich hinein stattfinden, sodass entsprechend 4 weibliche superbi-identitäten entstehen – mit je einem weiblichen haupt- , dem andern als nebenfeld (halb bestzt), und je einem der beiden männlichen felder zusätzlich, ebenfalls bloss halb besetzt.
ich behaupte, dass heutige hetero-paare sehr oft aus zwei partnern bestehen, von denen einer männlich-superbi ist, und der andere die komplementäre weiblich-super-bi-identität hat – derart, dass sie beide zusammen die gesamte 4-felder-tafel füllen, wie ein klassisches paar aus mann und frau – nur, dass die identitäten völlig neu verteilt sind. übrig geblieben ist nur die komplementarität der identitäten. obschon es natürlich deutlich seltener biologische männer mit einer weiblich-superbi-identität gibt, kommen sie doch vor, auch als partner der entsprechenden männlich-superbi-frauen. das umgekehrte, dass ein mann die männlich-superbi-identität hat, und eine frau das passende weiblich-superbi-gegenstück, ist freilich das ungleich häufigere. es kommen aber auch homosexuelle varianten dieser konstellation vor. (zu neuen formen von homo-sexualität später. )
28. doch es gibt noch eine andere kombination, die – ohne dass sich bei den beteiligten irgendetwas an ihrer gender-identität ändern müsste – zu einem deutlichen anstieg des „männlichkeits“ -potentials in dem entstehenden paar führt: der zusammenschluss zweier partner mit spiegel-symmetrischer männlich-super-bi-identität. die konsequenz: die weiblichen anteile des paars sind nur noch halb so stark wie bei einer traditionellen frau (oder einem traditionellen paar, wo die frau diese anteile einbringt), dagegen di emännlichen anderthalb-mal so stark ausgeprägt wie bei einem traditionellen mann – oder allen bisherigen paaren:
es überlappen sich nämlich zwei dreiviertel-männliche identitäten – die weiblichen halbfelder sind bei solchen paaren üblicherweise komplementär. beispiel:
person A: leistung ganz, durchsetzung halb, selbstpflege halb (alternativ: kooperation halb)
person B: durchsetzung ganz, leistung halb, kooperation halb (alternativ: selbstpflege halb).
je nachdem, ob person A ein mann oder eine frau ist, und das weibliche halbfeld selbstpflege oder kooperation, ergeben sich 4 mögliche solche paare.
dieser typ der (hetero-)paarbeziehung wird zunehmend häufiger.
die partner empfinden sich hier nur noch in teilen als komplementär – in ihren haupt-eigenchaften scheinen sie nur noch die (männlichen) prioritäten unterschiedlich zu setzen – tatsächlich ist ihre beziehung die von verbündeten; ihre identitäten sind nicht mehr komplementär, sondern symmetrisch. sie sind einander in jeder hinsicht ebenbürtig.
man könnte sagen: der mehr komplementäre typ der paar-beziehung mit einer weiblich-superbi-frau unterstellt eine emanzipierte FRAU, hingegen in der symmetrischen hetero-beziehung zweier männlich-superbi-persönlichkeiten ist der biologisch weibliche partner eine EMANZIPIERTE frau.
29. obschon die beteiligten sich als bündnis-partner ansehen – der leister den durchsetzer in seinen kämpfen durch übernahme von sachbezogenen leistungen unterstützt, der wiederum verschafft den leistungen des andern geltung, wo der es alleine nicht schafft – gilt diese sichtweise im grund nur für den männlichen partner – der dabei schon genug beschäftigt ist. aufgrund der weiterwirkenden traditionell unterschiedlichen anforderungen an die geschlechter (wie es schon bei den narzissten zu beobachten war) hat die biologisch weibliche beteiligte ihre pflichten noch lang nicht erfüllt (die beziehung ist also trotz der absoluten symmetrie der identitäts-profile praktisch asymmetrisch) . denn während sie noch für ihren mann oder partner die verbündete ist, gilt sie ganz plötzlich als DIE FRAU, wenn es um hausarbeit und kinder geht – wenn da nicht hauhaltshilfen, kinderbetreuerinnen usw sind. aber selkbst dann wird DIE MUTTER sich die ganze zeit über schuldig fühlen – und: sie wird mehr oder weniger von ihrem partner enttäuscht sien, der sie im tsich lässt mit diesen aufgaben. diese frauen sind es, die sich herum schlagen müssen mit der frage, ob sie nicht ihre karrieren unterbrechen sollen, und die von konflikten zerrissen werden.
30. vergleichen wir damit das weiblich-superbi-gegenstück: diese frauen sind entlastet, wenn sie sich endlich in eine familie (oder vergleichbares) zurückziehen dürfen. sie sind die angeblichen unterstützer (aber nicht verbündeten) ihrer männer – die moderne version von hausfrau und mutter.
und: sie stehen ununterbrochen in einer unsichtbaren konkurrenz mit den männlich-superbi-frauen. zunächst gehen die erstmal in führung – es sind die männlich-superbi-frauen, die erfolgreich ausbildungen abschleissen und in den beruf starten. zu diesem zeitpunkt sind sie es, die die masstäbe festsetzen für das, was moderne frauen erreichen können. und sie bekommen die attraktivsten und erfolgreichsten männlichen partner. wohingegen die weiblich-superbi-frau zur verliererin wird in einer welt voller emanzipierter power-frauen, und paaren mit anderthalbfacher männlicher motivation.
jüngere weiblich-superbi-frauen haben demzufolge immer schwierigkeiten – noch nicht unmittelbar in der schule (denn sie sind ja oft anpassungsbereit und unterwerfen sich anforderungen – solang sie nicht in konkurenz-situationen hineingezwungen werden.. ) aber sobald es um leistung geht (an der uni, oder in einer karriere) oder – was damit ja normalerweise sich verbindet – um kampf um anerkenung, prestige, erfolg – versagen sie mehr oder weniger. sie entwicklen neurosen und psychosomatische erkrankungen, oder auch selbst-sabotierende perfektionsansprüche – was immer ihnen hilft, sich den anforderungen auf halbwegs legitime weise zu entziehen (ohne sich dagegen auflehnen zu müssen).
31. bis zu dem augenblick, wo sie entlastet werden: etwa durch eine ehe. und dann holen sie auf! in der einen version, nämlich als weiblich-superbi mit kooperation als hauptfeld, werden sie kinder bekommen – und als mütter unschlagbar sein. nun ist es an IHNEN zu zeigen, was moderne frauen zu leisten imstand sind – als mütter! SIE sind nun der masstab, an dem sich die konkurrierende männlich-superbi-mutter und -ehefrau mit ihrer doppelbelastung messen lassen muss. und von nun an wird die letztere nur noch verlieren.. – bis zu dem zeitpunkt, wo ihr männlich-superbi-mann oder lebenspartner sich in eine jüngere weiblich-superbi-frau verliebt – die soviel weiblicher ist als die powerfrau: denn die andere version, die weiblich-superbi-frau mit selbstpflege als hauptfeld, setzt auf IDESEM feld die (exzellenz) masstäbe. von beiden seiten her stellen die weiblich-superbi-frauen die weiblichkeit der männlich-superbi-frauen infrage – in deren rolle als mutter und geliebte. zumindest… solange sich die männlich-superbi-frau an diesen kriterien zu bewähren versucht.
32. doch das war noch nicht der höhepunkt der modernen geschlechterhölle. es gibt noch eine steigerungsmöglichkeit – und um sie zu finden, müssen wir einen blick in die kinderzimmer werfen. denn alle superbi-frauen, einsam, isoliert, verlasen wie sie sind haben niemand auf der welt ausser ihren kindern – oder besser noch: ihrEM kind. zumindest wenn (was ja sehr oft der fall ist) männer die beziehung mit ihnen beenden oder ständig (aus beruflichen gründen) abwesend sind. dieses kind ist ihr freund, partner, mann – und nicht selten: ihre frau – denn jede männliche sie braucht eine frau – zumindest soweit sie ihre männlichen anteile betätigt.
soviel zur beziehung, die superbi-mütter zu ihren kindern unterhalten (auch das erhöhte interesse von vätern, die an ihren frauen einiges vermissen, ist verdächtig.. was herauskommt, muss ja nicht gleich manifester „missbrauch“ sein.. ) . aber die superbi-mutter transportiert eine weitere botschaft – als das rollenvorbild, das sie notgedrungen für das kind darstellt – oft genug ist sie ja die einzig vertraute bezugsperson (auch hier kann ein vater in diese rolle für ein einzelkind oder eins von mehreren geschwistern eintreten) . teils bieten die bezugspersonen an, sich mit ihnen zu identifizieren – teils schliessen sie eine solche identifikation (bei gegengeschlechtlichen kindern) je nach eignem bedürfnis kategorisch aus und unterbinden sie.
33. jede superbi-mutter verkörpert ein irritierendes bündel an identitäts-fragmenten. nicht nur, dass sie wenigstens einen anteil der gegen-geschlechtlichen rolle, nach traditioneller vorstellung (an man sich nach wie vor orientiert), aufzuweisen hat – sie wird auch das kind als ihren bündnispartner benutzen, der ihr hilft, die begrenzungen ihrer identität hinter sich zu lassen (vor allem, wenn ihr der männliche partner fehlt, um die andere hälfte der gender-tafel abzudecken). das kind bekommt von daher eine extrem unrealistsiche vorstellung davon vermittelt, was eine einzelne person zu leisten, und was sie, als einzelne, alles zugleich SEIN kann. schleisslich bekommt das kind eine grosse menge an anschauungen vermittelt, die ihm zeigen, wie man soundso sein kann und sich das fehlende in einer symbiotischen partner-beziehung von aussen zuführen lassen. das schlimme: kein erwachsener partner wird je das versprechen einlösen, das die superbi-mutter mit ihrer meist bereits überdehnten identität (deren lücken sie für den unwissenden kindlichen partner mit tricks überdeckt) ihm macht. moderne kinder wachsen oft genug in absoluter isolation auf – keine andere person, oder allenfalls verwirrend viele, deren einfküsse sich gegenseitig neutralisieren – vielleicht einmal abgesehen von grosseltern (oder einem grosselternteil) – ist für das kind da, um es in gesellschaftliche verhältnisse und das leben einzuweisen. mütter werden somit zu ausschliesslichen instruktoren ihrer kinder – die ihnen ALLES entscheidende (nämlich für eine mögliche identitäts-bildung des kindes) erzählen (oder implizit vorführen) darüber, wie die welt da draussen funktioniert – vor allem auch potentielle partner, freunde, fremde, feinde..was normal ist und was nicht, was man erwarten muss und darf und was nicht.
34. dabei wird dann immer wichtiger, wie diese mütter ihre halb-felder handhaben – und wie die verschiedenen abteilungen ihrer identität zusammenarbeiten und sich wechselseiitg unterstützen. was sie tun, um zumindest nach aussen so zu wirken, als verfügten sie über (männliche, aber auch weibliche) eigenschaften, die sie sich in wahrheit mit ihrem identitäts-kräfte-budget schon längst nicht mehr leisten können angesichts dessen, WAS sie bereits sind und leisten. solches tun-als-ob man fehlende oder nur mangelhaft (verglichen mit einem standard) ausgebildete eigenschaften besässe, arbeitet im weitesten sinn nach dem prinzip der benutzung von FETISCHEN – vor allem weiblichkeits-fetischen – die aus einer quelle stammen, die wir zu diesem zweck genauer werden untersuchen müssen: klassisch-moderne frauen, die ihre traditionell begrenzte und beschränkte weiblichkeit zu steigern versuchten, um dem ständig wachsenden besitz aus macht, reichtum, wissen klassisch-moderner männer (zumindest des bürgertums) etwas entgegensetzen zu können und mit diesem wachstum mitzuhalten.
3 Neueste Gender Formen: Kipper, Weiblich-Superbi-Verbündete, Homo-Identitäre, 3/2/1,5/1-Punkt-Identitäten
35. entscheidend für die hier vertretene theorie ist der gedanke, dass sich gender-identitäten unter den vorgaben aller bisherigen kulturen nicht auf dauer stabil reproduzieren liessen. diese unfähigkeit zur reproduktion einer derart fundamentalen kategorie im gesellschaftsaufbau kann als symptom dessen gedeutet werden, dass die betreffende kulturelle individualität die lebensführung im alltag der an ihr orientierten so stark beschädigt, dass in vorhersagbarer weise die kinder der betroffenen zu trägern kompensatorisch zu teilender identitäten geformt werden (ohne dass das je explizit programm sein muss), und darum mit identitäten in die ihnen angebotenen oder auferlegten lebensentwürfe hineinwachsen, die diesen entwürfen nicht mehr gemäss sind. diese identitäten führen deshalb entweder zum scheitern dieser entwürfe, oder aber zu anpassungsversuchen von lebensentwürfen, lebensformen, kultur/individualität oder gar den grundlegendsten epochalen begründungsweisen, die mehr oder weniger starke beschleunigungen des historischen wandels nach sich ziehen (der noch andere antriebskräfte hat, die aber indi egleiche richtung wirken wie dieses starke motiv einer wechselseitigen anpassung von alltags- und lebensführung und lebensentwurf/gesellschaftlicher lebensform, kultur/individualität und epochaler mentalität (begründungsweise, lernregel, selbst-begriff).)
mit anderen worten: in gesellschaften, die von einer der bisherigen ausgeprägten kultur-entwicklungen und deren sichtbarer oberflächen-, nämlich „fortschritts- und ausdifferenzierungs“-dynamik geprägt und fortgerissen wurden, findet in den populationen (schichten, klassen, regionen), die diese bewegung tragen, immer auch eine massive gender-drift statt, die in wenigen generationen entweder zu einem verflachen, stagnieren oder regredieren der kulturellen aktivität führt oder aber zu revolutionären und innovativen aufschwüngen, deren auswirkungen unter umständen zwar in dieser schicht, klasse, region nicht mehr verwertet werden, aber exportiert und in für solche innovationen empfänglichen milieus einer neuen population aufgegriffen und verarbeitet werden.
die hier nicht einmal im ansatz bewiesene these dazu lautet: gender-drift (durch massenhaft erlebte beschädigung der lebensführung durch ein kulturelles programm) ist eine der beiden entscheidenden antriebsquellen für historischen wandel. (die andere: der durch das programm in gang gesetzte prozess der entwicklung von zu ihm passenden vergesellschaftungsformen.)
anschlussthese: die hier vorgestellten neuesten ebenso wie die neuen genders aus dem teil zuvor sind ausdruck einer gender drift in modernen bzw. sich forciert modernisierenden gesellschaften und der beanspruchtheit der angehörigen der die modernisierung tragenden bevölkerungsgruppen.
36. aus dieser behauptung ergibt sich weiter die notwendigkeit, für gender-änderungen in und zwischen generationen die wesentlichen antriebsquellen anzugeben.
in den überlegungen von „neue genders“ über bi- und super-bi-identitäten kamen solche triebkräfte vor: einmal als existenziell entscheidende dauerhafte kraft- und aufmerksamkeitsbeanspruchung auf lebenszeit, die eine teil-verschiebung aus dem weiblichen in den männlichen bereich vorsahen; dasselbe, in milderen ausmassen, durch eine weitere teil-verschiebung ebenfalls von der gender-weiblichen zur gender- männlichen seite, in der entstehung der männlich-super-bi-identitäten.
unterstützt wurden beide bewegungen durch parallele von teils komplementär sich entwickelnden partnern in der familie, kindern; oder beziehungspartnern, mit denen man sich im rahmen iner identitätsteilungn nach dem verbündeten-muster zusammentat. die weiblich-super-bi-identitäen haben dann schon zwei mögliche entstehungsformen: einmal sekundär aus einer vorhandenen bi-identiät, unter dem druck, dem der zugehörige komplementäre bi-partner ausgesetzt ist, der zur männlich-super-bi-identität wechselt; oder aber primär bei kindern eines super-bi-elternteils, die durch komplementarität die spezifisch vereinseitigte identität des elternteils stützen und ausgleichen helfen sollen. (über den bedarf von männlich-super-bi-menschen SOWOHL nach verbündeten ALS AUCH nach weiblich-super-bi-identitätspartnern wurde schon gesprochen; beide rollen können von kindern in ergänzung zum je andern elternteil übernommen werden: also zb. als weiblich-super-bi-partner(in) des vaters, wenn die mutter dessen männlich super-bi-verbündeter ist; oder als männlich-super-bi-verbündete des vaters , wenn die mutter weiblich-super-bi-hetero/komplementär-partnerin des vaters ist).
die „aufsteigende“ bewegung über das diagonale „sich-aufrichten“ und aufsteigen weiblicher identitäten in den männlichen bereich, und die etwas unauffälligere zweite vermännlichungs-bewegung dieser art durch bildung von männlich-super-bi-identitäten ist wesentlich motiviert durch steigende ausdifferenzierung der ansprüche an modern berufstätige bzw. spezialisten (wissenschaftler, techniker, künstler) und teilnehmer an konkurrenz und politischen auseinandersetzungen, in die zunehmend ursprüngliche nicht-beteiligte durch partiell arbeitsteilige einbeziehung in eine improvisierte „männliche“ rollen-besetzung hineingezogen werden. insgesamt sind es diese mechanismen, über die die behauptete säkulare vermännlichung der gesamtgesellschaft sich vollzieht; einbeziehung von frauen in den vermännlichungsprozess (die dabei niemals eine genuin männliche position (beide gender-felder vereinigt) einnehmen müssen, wie sie in frühphasen der modernisierung, komplementär zur klasssich weiblichen rolle, dennormalfall darstellte), was wiederum der intensitätssteigerung an männlichkeit, die durch männlich-superbi-verbündeten-paare repräsentiert wird, vorschub leistet. also sowohl quantitativ wie qualitativ werden über einige generationen hinweg (natürlich mit phasenunterschieden, in denen schichten und regionen der bevölkerung eines sich modernisierenden kulturellen grossterritoriums erfasst werden) massiv identitäts-reserven mobilisiert als antwort auf die ständig steigenden anforderungen an inhaber von modern-„bürgerlichen“ berufstätigen-, experten-, verkäufer-, unternehmer- und politischen funktionen.
speziell die so entstandenen männlich-superbi-identitäten reproduzieren sich nach zwei mustern, nämlich einmal nach einem modus, den ich den der erzeugung des eigenen männlich-superbi-PENDANTS nenne: das entsprechende kind weist die gleiche männliche felder-verteilung auf (also etwa: vater/mutter leistung ganz, geltung halb; kind: ebenso), aber das entgegngesetzte weibliche halbfeld (vater/mutter von eben: zusätzlich kooperation halb; kind (dann): selbstpflege halb).
ein zweiter, etwas prekärer reproduktionsweg verläuft über zwei generationen, durch die klassisch-komplementäre identitätsbildung eines weiblich-super-bi-elternteils (vorzugsweise mutter), der ein (vorzugsweise andersgeschlechtliches) kind zu seinem identitäts-gegenstück formt; dasselbe geschieht dann in umgekehrter richtung, wen der so zustandegekommene männlich-superbi-mensch nach demselben muster an einem der kinder ein dann weider weibliches super-bi-gegenstück ausbildet.
37. genau diese entwicklungen führen zu für angehörige der betroffenen populationen eindrücklich sichtbaren verschiebungen in der geschlechsusammensetzungen von rollen-trägern, sei es in der öffentlichen, sei es der privatsphäre. das allerbanalste vor allem: frauen dringen in männer-domänen und männer-berufe vor (während der umgekehrte prozess verspätet und sehr zögerlich einsetzt). damit ändern sich rollen-erwartungen von elternteilen auch für die von ihnen als komplemente oder pendants ausgewählten kinder: mädchen werden erheblich häufiger karrieren zugetraut, in denen sie eine ihnen übertragene oder sozial vererbte/aufgeprägte männlich-super-bi-identität erfolgreich umsetzenkönnen. umgekehrt werden jungen nach dem etablierten heterosexuellen stereotyp zu weiblich-super-bi-komplementen ihrer männlich-super-bi-mütter gewählt; nach dem weiblichkeits-stereotyp (eine zeitlang halten sich die stereotypen die waage) könnte es aber ebensogut eine tochter sein, diediese identitätsnische in einer familie ausfüllt. der historische wandel zeigt sich besonders pronociert im geschlechts-vorurteil („bias“), die männlich-super-bi-frauen bei der wahl der träger für die rolle ihres männlich-super-bi-pendants an den tag legen: in der frühphase (wen nweibliche berufstätigkeit noch eine ausnahme darstellt) werden grundsätzlich söhne dafür herangezogen, später nur noch mädchen, während töchter in der ersten phase zu weiblich-super-bi-partnerinnen ihrer mütter gemacht werden, später aber (nach einem selbstbewusst gewendeten hetero-stereotyp) die jungen.
während männlich-superbi-frauen eher zuviel als zuwenig rollenangebote haben, und dabei eher integrationsleistungen erbringen müssen, haben weiblichsuper-bi-männer schwierigkeiten, eine mit ihrer identität vereinbare berufs- oder generell „männliche“ rolle zu finden. oft trifft man bei ihnen darum ein ausweichen in VORMODERNE männlichkeitsmuster an, was auf den ersten blick kontrastiert mit einer zuschreibung wie WEIBLICH-superbi; das paradox klärt sich auf, wenn man sich daran erinnert, dass diese vormodernen („macho“, naturburschen ua.) männlichkeitsmuster aus der warte der männlichen leitkultur als kulturell unterlegene und ähnlich „kindlich“ unreife persönlichkeits-ausprägung begriffen werden, wie es das herrschend stereotyp mit der klassischen frauenrolle verbindet. diesen leicht verächtlich eingefärbten blick teilen die männlich-superbi-frauen selbstverständlich (was die betreffenden komplementären weiblich-superbi-männer erotisch keineswegs unattraktiv macht, im gegenteil: hier entwickeln sich ähnliche hetero-empfänglichkeiten auf weiblicher seite, wie man sie von klassischen männlich-superbi-männern im verhältnis zu ihren bi- oder weiblich-superbi-geliebten her gewohnt war.)
weiblich-superbi-identitätsträger beider geschlechter finden fast immer zu gesellschaftlich und kulturell akzeptierten konfliktfreien lebensentwürfen, wenn sie einen passenden gegengeschlechtlichen männlich-superbi-partner finden. dabei tun sch männer naturgemäss schwerer in ihrer position und erleben, nun mit umgekehrtem vorzeichen, ähnliche belastungen durch doppelanforderungen, wie zuvor männlich-superbi-frauen. (die analogie ist hier noch nicht ganz vollständig, das komplett analoge zum männlich-superbi-verbundeten-hetero-paar auf weiblich-superbi-seite wird noch zu besprechen sein – dort erfahren männer die doppelanforderung mit voller wucht, wenn iihre frauen spätestens als mütter darauf bestehen, dass ihr männlicher partner sie „als der mann“ in ihrem männlichen halbfeld entlasten soll.)
auch hier sind phasen der historisch-gesellschaftlich von den akteuren selbst wahrgenommenden genderdrift zu unterscheiden: anfangs müssen weiblich-superbi männer berufe ausüben, die eigentlich ihre identitäten überfordern – was sich in vorzeitigem verschleiss, stress-krankheiten usw zeigt. oft wählen sie berufe, in denen keine standards existieren (extreme spezialisten-tätigkeiten oder neue berufe mit noch incht stark fortgeschrittener professionalisierung, wie zb. in frühen phasen der informationstechnik; oder sie machen „vormodern männliche“ interessen, die sie auch in ihrer freizeit verfolgt hätten, zum beruf: förster, kunsthandwerker usw.)
auf unverheirateten weiblich-superbi-frauen lastet in fortgeschrittenen modernen industriegesellschaften ein massiver gesellschaftlicher druck, „auch als frau, oder gerade als frau“ ambitionierte berufs-karrieren zu verfolgen, statt, wie es ihnen eigenltich liegen würde, in „typisch weibliche“ tätigkeiten (wenn sie schon keine kinder haben) ausweichen zu dürfen. die hypothese lautet, dass dann überdurchschnittlich häufig bei solchen frauen neurotische, psychosomatische und sucht-phänomene bis hin zu allgemienen „persönlichkeits-fehlentwicklungen“ auftreten, die ihnen eine gesellschaftlich (also auch für sie selbst) akzeptable form der selbstsabotage ihrer berufskarriere erlaubt. oft genug lösen sich solche pathologien (zur freude sexistischer kommentator(inn)en) in nichts auf, wenn die betreffenden frauen kinder oer einen mann haben (aber nicht unbedingt beides), und ihre identität in einem hinreichend „weiblichen“ lebensentwurf (oder aber einer vergleichbaren position der freistellung oder teilnahme an einem gemeinschaftsprojekt) betätigen können.
38. der gesellschaftliche wandel in richtung auf eine nicht mehr sexistische (ans körperliche geschlecht und die weibliche oder männliche physiognomie gebundene) identitäts-formung bei den kindern durch die eltern manifestiert sich noch allgemeiner.
in einer intakt-geschlechts-dichotomen denkweise (die bei individuen mit verschiedenen superbi-identitäten bereits mit völlig unterschiedlichen vorstellungen besetzt sein kann) kann gleichheit oder ähnlichkeit durch wahl eines gleichgeschlechtlichen kindes als träger der identitätsbildung ausgedrückt werden, männlichkeit oder weiblichkeit (meist im sinn von „meiner vorstellung von idealer frau/mann entsprechend“) durch wahl des kindes mit dem entsprechenden geschlecht. fehlt ein solches kind in der familie, wird bei starkem bedürfnisdruck ein kind mit dem „falschen“ geschlecht in der rolle aufgebaut, immer aber mit mehr oder weniger versteckten hinweisen, dass da etwas fehlt („eigentlich hätte ich ja lieber einen jungen gehabt“ usw.).
speziell kann ein superbi-elternteil seinen verbündeten-beziehungsentwurf durch die botschaft an das gegengeschlechtliche kind ausdrücken „wir sind gleich“, während er womöglich zugleich durch die gegengeschlechtlichkeit des kindes „gender-männlichkeit“ (im fall einer männlich superbi mutter) oder „gender-weiblichkeit“ (im fall eines weiblich superbi vaters) auszudrücken versucht (das kind gehört dem aus sicht es elternteils „dann doch besser geeigneten“ geschlecht an).
es versteht sich, dass kinder, die mit solch verwirrend mehrdeutigen signalen aufwachsen, im ausgestalten ihrer geschlechtszugehörigkeit oder bei der wahl ihrer partner, auf eindeutigkeiten in den zuweisungen nicht mehr verlassen. ihnen kommen überwältigende gesellschaftliche entwickungen entgegen, oder sie diesen entwicklungen, die in die gleiche richtung einer auflösung der zuordnung von geschlechts-phänotyp und gender-identität weisen.
die eindrücklichste dieser beegungen ist natürlich die geschwindigkeit, mit der biologische frauen sich in berufe und (ein)stellungen der modernen industriegesellschaft einreihen, bildungsangebote erfolgreich annehmen und – teilweise unter der formel: frauen müssen besser sein – die gender-konkurrenz, ihre vermeintlichen defizite (mit entsprechendem selbstbewusstsein) überkompensierend, brilliant zu ihren gunsten entscheiden: frauen SIND die einfach besser, lautet am ende der (nicht weniger sexistische gegen-)befund. entsprechend der aufspaltung von beziehungsentwürfen und männlich/weiblichen super-bi-identitäten, die ja erst recht bei beiden geschlechtern vorkommen, differenziert sich das mäner- und frauen-bild einzelner (identitäts-gruppen) aus: alle wissen demnach von allen, dass „frau“ und „mann“ für sie alle etwas ganz unterschiedliches bedeuten kann; auf die eigene (vom beziehungsentwurf und dem bedürfnis nach dem idealen partner geleitete) definition will darum keiner verzichten. das erklärt das erst recht paradoxe zurückbleiben der globalen aussagen hinsichtlich der geschlechter im allgemeinen („es gibt unterschiede ziwschen männern und frauen“), auf die sich bei allen inhaltlichen unterschieden dann doch alle einigen können, hinter der ebenso von allen erfahrenen und reproduzierten realität, nämlich einer sich in den statistischen verteilungen immer mehr angleichenden VIELFALT, also eigentlich KONVERGENZ des spektrums möglicher „männlicher und weiblicher persönlichkeiten (in wahrheit: gender-ähnlicher identitäten). solange diese vielfalt im grossen ganzen die hetero-paar-bildung komplementärer identitäten zulässt, bleibt – entgegen dieser allgemein sich aufdrängenden anschauung – die sexistische differenz-ideologie in den köpfen intakt.
dass bedarf nach ihr besteht, sollte dabei nie vergessen werden. (tatsächlich war bereits das auftreten der ersten bi-identitäten der anfang vom ende des auf sich reproduzierender gesellschaftlicher normalitäts-erfahrung beruhenden sexismus.)
39.also paradoxe auflösung der zuordnung allgemein gültiger männer/frauen-bilder zu geschlechtern bei individueller aufrechterhaltung einer speziellen solchen zuordnung und mit ihr gegebner komplementarität von identitäten (im verbündeten- oder hetero-sinn). daneben treten, weniger dramatisch, aber doch sichtbar und wirksam, zwei weitere entwicklungen, die in etwa derselben phase der übergreifenden „gender-drift“ in modernen industrie-gesellschaften angehören (eine hypothese reiht sich hier an di nächste; empirische überprüfungen dieser hypothesen liessen sich natürlich denken, aber damit wäre die behauptete notwendigkeit dieser entwicklungen nicht berührt. gäbe es keine widerlegung der behaupteten notwendigkeit, und widersprächen andererseits die daten den vorhersagen, müsste in diesem falle resignierend hegels erwiderung eintreten: um so schlimmer für die tatsachen; also für uns, beim versuch, sie zu verstehen: sie entzögen sich dann der einzigen möglichkeit, sie zu erklären… aber so muss es ja nicht kommen.)
die eine der beiden entwicklungen: die verringerung der kinderzahl. dahinter steht eine tendenz, die keineswegs nur ökonomische und rollen-motive hat, also die zunehmenden kosten für jedes hinzukommende kind, oder berufstätigkeit der eltern, fehlende infrastruktur (kindergarten, ganztagesschule) und unterstützungszahlungen usw. kulturell wäre zu nennen die zunehmend anspruchsvolle einweisung der kinder aufstiegsorientierter und gebildeter in eine den eltern ebenbürtige position. also nicht nur das alles, so wirksam diese einflussgrössen für sich genommen bereits sei mögen. sondern nach der andern seite ist zu fragen, welchen bedarf eltern nach intensiven identitäts-teilungen mit kindern haben – und welche möglichkeiten, sie überhaupt noch neben ihrem anstrengenden berufsleben auszuleben.
hier kommt dann gleich die zweite entwicklung ins spiel: beanspruchung einerseits, verringerte freie zeit zur befriedigung sozialer bedürfnisse und anforderungen führen zur abwesenheit von eltern, speziell vätern, zum zerbrechen von partnerschaften, ausfall von elternteilen durch flucht aus der verantwortung (ua. süchte, scheidung usw), mit der folge, dass zunehmend nur noch alleinerziehende ihren kindern gegenübertreten.
und hier stellt sich die frage des bedarfs (fehlende partner, soziale isolation) einerseits, der fähigkeit, noch (etwa neben improvisierter eigener erwerbstätigkeit) zeit für das kind und anspruchsvollen umgang mit ihm zu erübrigen, andererseits, um so verschärfter.
dies alles auf dem hintergrund einer diesen sozialen entwicklungen sich anschliessenden kulturellen überschätzung von elternschaft und des einflusses, den elternverhalten für das schicksal von menschen haben kann.
diese entwicklungen, die mit dem allen nur sehr grob angesprochen wurden und genauere ausführungen verdienen, sind unterstellt, wenn im folgenden die „neuesten genders“ skizziert werden.
40. den neuesten genders ist gemeinsam, dass sie, sei es durch ihren beziehungsentwuf, sei es durch ihre identitäten und die damit einhergehenden selbstideale, eine REGRESSIVE bewegung in der gender-drift der moderne repräsentieren; und zwar eine dramatische: diese identitäten reproduzieren allenfalls sich selbst oder noch regressivere; superbi- identitäten sind bei kindern dieser gruppe nicht mehr zu beobachten (und das wäre auch kaum zu verstehen). mit der folge, dass einer generation mit einem maximum an männlich-super-bi-verbündeten paaren bzw. heteropaaren mit einer männlich/weiblich-super-bi-konstellation in einem dramatischen einbruch zunehmend jahrgänge folgen, in denen gehäuft identitäten vom neueste-gender-typ vorkommen, die für moderne karrieren, lebensentwürfe, beziehungsformen, anders als die superbi-strukturen, nur noch sehr bedingt taugen, und in ihren selbstidealen und werten den keim einer nachmodernen epochenkultur ausgebildet haben. allerdings gibt es in dieser gruppe von dieser kulturellen entwicklung keinerlei bewusstsein: stattdessen sind zunächst einmal massenhaft kulturelle regressionen (zb. esoterik) in individuell-eklektische modelle (auch das wort von der patchwork biographie ist hier angebracht) kultureller ausgestaltung des eigenen, immer höchst prekären lebensentwurfs. (stichwort prekariat: eine männlich-superbi-generation hätte sich diesen umgang mit ihr niemals ohne rebellion gefallen lassen; hingegen zu den lebensentwürfen auf basis neuester-gender-identitäten passt dies vorläufige; die konfrontation mit der herrschenden kultur wird dadurch aber nur hinausgeschoben; der einbruch wird plötzlich, dramatisch und völlig unspektakulär stattfinden, weil er zu diesem zeitpunkt von langer hand vorbereitet ist. vor allem aber wird er für die herrschenden milieus völlig unerwartet kommen, weil er in einer dimension begründet ist, nämlich identitätsentwicklung, die als „nur private“ für einfluss- und folgenlos gehalten wird; eine historische fehleinschätzung und verblendung, wie sie für epochenwechsel charakteristisch ist.)
die 1-2 generation vor dem beginn des einbruchs (abnahme von superbi-identitäten, zunahme neuester genders in den nachfolgenden jahrgängen) weisen aus sicht dieser theorie noch weitere charakteristika auf, die in empirischen untersuchungen müssten aufgedeckt werden können:
a) dem massenhaften ein- und nachrücken biologischer frauen in männliche positionen, vor allem identitäts-positionen, korrepondiert ein demgegenüber abgechwächtes, aber merkliches anschwellen der zahlen von biologischen männern in weiblich-superbi-identitäten, die (dann meist sehr stabile) hetero-beziehungen zu den jeweils entsprechenden männlich-superbi-partnerinnen eingehen. in familien dieser art entstehen regelmässig die unten beschriebenen 1,5-punkt-identitäten; die eltern-konstellaion ist geradezu hinreichend für diesen neueste-gender-typ.
b) eins der härtesten empirischen kriterien für die gültigkeit der hier vorgelegten theorie ist (nach berücksichtigung kultureller muster bei der fremd- und selbsteinordnung), ob sich folgende behauptung bewahrheitet: es laufen, in zeitlichem abstand von mutmasslich ca. 1 generation, je eine welle erst männlicher, dann weiblicher homosexualität durch die gesellschaft (als an- und abschwellen sich selbst als homosexuell einordnender individuen über jahrgänge weg zu beschreiben), an deren ende jeweils ansteigende werte männlicher wie weiblicher bisexualität stehen, die wiederum nicht sich niederschlägt in entsprechenden beziehugnen; stattdessen gehen vermehrt „an sich bisexuelle“ individuen äusserlich heterosexuelle beziehungen ein, sodass hetero-sexualität in einer gegenüber homosexualität äusserst tolerant gewordenen gesellschaft wieder der überwiegende normalfall ist; homosexuelle beiderlei geschlechts hingegen werden, erst die männlichen, dann die weiblichen, zur verchwindend kleinen minderheit.
natürlich ist dies zunächst einmal mehr als alles andre ausdruck der tatsache, dass die zuordnung erkennbar abgegrenzter, dichotom gebauter geschlechtsidentitäten zu den beiden biologischen geschlechtern verlorengegangen ist – frau wie mann kann jederzeit alles sein. damit verschwinden die voraussetzungen, auf basis einer gesellschaftlich gültigen gender-zuweisung zu biologischen geschlechtern gleichheit oder präferenz für „weiblichkeit“ durch biologische geschlechtszugehörigkeit oder deren simulation (trans-personen: begleiterscheinung der lesbischen welle; so wie mit abebben der homosexuellen welle im bdsm bereich auch das phänomen der (hetero-)“domina“ geschwunden ist).
41. in der gruppe der neuesten genders können kipper, homo-sexuell homoidentitäre und weiblich-superbi-verbündeten-paare als formen des übergangs gelten.
angehörige dieser gruppen stehen modernen werten (wie sie von superbi-persönlichkeiten vertreten werden) kritisch gegenüber, ohne sich definitiv dagegen zu erklären oder nach neuen kulturellen formen zu suchen. auf keinen fall freilich tragen sie an ihren kindern, wenn sie welche haben, zur neuerzeugung oder reproduktion von männlich-superbi-identitätsträgern bei. insofern kündigt sich mit ihrem auftauchen der abbruch in der tradierung bzw. reproduktion der kulturtragenden hoch- und spät-modernen identitäten an.
jede der drei gruppen repräsentiert eine je eigene art der abweichung vom herrschenden und kultur-konformen identitätstyp – abweichungen, die dann in den „punkt“-identitäten zusammenfliessen; das soll im folgenden nachvollzogen werden.
für definition wie ableitung der notwendigkeit der übergangs-identitäten sind genetische überlegungen massgeblich: aus welchen eltern- bzw. familien-konfigurationen lässt sich die entstehung der jeweiligen identitätsträger, als deren kinder, erklären? wie können, bei gleichen ausgangsbedingungen in eltern-identitäten (incl.beziehungstyp= spowie familien-konstellation, unterschiedliche identitätskarrieren der kinder zustandekommen? welche unterschiede ergeben sich bei gleichen neueste-gender-identitäten aus unterschiedlichen geschwister-zahlen und stellungen in der geschwisterreihe? welche bandbreite für statistische und letztlich empirisch zu erhebende schwankungsbreiten in der verteilung der identitäten gibt es, und welche aussagen zu übergreifend zu erwartenden tendenzen lassen sich machen? wie erschöpfend sind die angegebenen unterteilungen, welche varianten bzw. davon abweichenden identitäts-bildungen lassen sich noch vermuten?
antworten auf all diese fragen wären höchst erwünscht, um das identitäts-konzept auf ein festeres, auch empirisch untermauertes fundament zu stellen. leider können sie beim derzeitigen stand an beschreibbaren fallzahlen nicht gegeben werden. die folgenden typ-beschreibungen beruhen auf im schnitt 3-4 bekannten und dokumentierbaren fallgeschichten – und der kategorialen ableitung oder erklärung, die den betreffenden typ identität als den unter den gegebnen umständen zu erwartenden charakterisiert.
42. KIPPER: man könnte diesen typ, in analogie zur charakterisierung der bi-gender-identitäten mithilfe klinisch-pathologischer einordnungen sozial unerwünschter nebenfolgen der betreffenden lebens- und beziehungsentwürfe, als BIPOLARE identität bezeichnen. sie ist zwanglos ableitbar aus der art ihrer entstehung: zwei superbi-elternteile greifen zeitweise und abwechselnd auf dasselbe kind als identitätspartner zu, sei es als (fehlender) hetero-partner eines männlich-superbi-elternteils(weiblich komplementär) und männliches superbi-pendant des andern; sei es als verbündeter eines (dann meist männlichen) männlich-superbi-elternteils, und zugleich als weiblich-superbi-verbündete(r) (quasi: beste freundin) des/der weiblich-superbi-partners/in dieses elternteils. die von dieser identitäts-bildung betroffenen gehen lebenslang zwischen den beiden identitäten phasenweise hin und her, wobei die zyklen mehrere jahre betragen können. sie erscheinen als wechsel von (männlich-superbi-artiger) expansion bis hin zur schrillen „manischen“ krise, wenn die überdehnung durch forderungen der weiblichen gegenidentität zu heftigen konflikten führen, und anschliessendem „depressivem“ rückzug in die wieblich-superbi-zweit-identität, aus der heraus, nach angemessener ruhephase, der nächste aufschwung stattfindet. prekär sind diese aufschwünge, weil sich meist kein durchgehende rlebensentwurf daran knüpfen lässt – es sei denn, ökonomische nischen tun sich auf, in denen phasenweise (projektgebundene, freelancing, freiwillige, leistungsunabhängige lebensstellungen usw.) arbeitsformen die regel sind. meist gehen mit den zyklen notgedrungen wechsel in den beziehungen einher; die zweimal vier identitäten, die hier entstehen, unterscheiden sich nochamls anch den für die jeeilige phase oder beide massgeblicihen beziehungsentwürfen; phasen-adäquate partner und freunde müssen bei jedem identitätswechsel ebenfalls ausgetauscht werden, meist in gestalt dramatischer abbrüche und neuanfänge. natürlich wäre als partner ein phasengleich schwingender kipper der idealfall, die wahrscheinlichkeit, ihn zu finden, gleicht der eines lotteriegewinns.
während in der zweiten konstellation (1 elternteil männlich-superbi, 1 elternteil (meist mutter) weiblich-superbi) eine kipp-figur entlang von komplementaritäts-feldern entsteht, haben kipper mit einem männlich-superbi-verbündetenpaar als eltern teilweise überschneidungen in den alternierenden identitäten. der rückzug ist in diesem fall nicht total, sondern scheint sich abzuspielen als abschwächung eines (des „stehenbleibenden“, männlichen) halbfeldes, umgekehrt der aufschwung als wieder-starkmachen dieser ziel- und wertedimension des lebensentwurfs. kipper dieses typs beschreiben sich demgemäss häufig in termen, die die wechselnden felder als randumstände, innere kräfte oder antriebe rund um einen an sich gleichbleibenden persönlichkeitskern oder lebensentwurf ansprechen. kipper vom komplementär-typ haben nicht nur die intakte gender/sex-dichotomie des dahinter stehenden elternpaares erlebt, sondern erfahren auch sich selbst als entlang einer männlich/weiblichen grenze schwankend; für sie eignen sich selbst-zuschreibungen in gender-termen; frauen fällt diese charakterisierung ihres „lebenskonflikts“ auf dem hintergrund feministischer debatten naturgemäss leichter als männern, denen aus kulturellen gründen derzeit die selbstzuordnung zu „weiblichkeit“ eher schwerfällt.
kipper könnten als modernisierte form der früheren (und zum zeitpunkt des auftretens von kippern längst wieder verschwundenen) bi-identitäten gelten, nur, dass sie in ihrer biographie statt vereinbarkeit von halb-identitäten (entlang kulturell sich vertiefender spezialisierungsgrenzen, etwa zwischen leitung und geltung) die unvereinbarkeit geselschaftlich zugelassener lebensentwürfe vor augen führen. in ihrer existenz ist zum ersten mal (daher übergang!) die vormalige INDIFFERENZ männlicher und weiblicher gender-identiäten aufgehoben und durch einen KONFLIKT ersetzt, der sie als gleich erstrebenswert, und mit wechselseitigen ausschlüssen verbunden, charakterisiert. kipper repräsentieren in tragischer weise diese attraktion eines je „anderen“ auf der männlichen bzw. weiblichen seite; eines anderen, bei dem es nicht mehr genügt, an ihm, nämlich einem komplementären oder verbündeten partner, teilzuhaben, sondern es selber SEIN zu dürfen.
(forts.)