DAS SYSTEM: Die 4×3-Tabelle (Erläuterungen im Anschluss an die Übersicht)
(nachfolgend die Zeilen, in der angegebenen Reihenfolge von oben nach unten einander folgend; die „Spalten“ der Tabelle oder Matrix entstehen, indem gleichfarbige Terme je untereinander geschrieben werden. Durch Formatierungsschwierigkeiten in der Seiten-Editierungssoftware kann ich das hier leider nicht selbst darstellen. Ich beziehe mich auf diese Übersicht mehr oder weniger in allen Texten.)
Weltverhältnisse = „ARTEN DES ABLEITENS (oder expliziten Begründens) VON sinnvollerweise zu Versuchendem AUS tatsächlicher oder (noch) möglicher Erfahrung“:
dazu gehörend: Übergriffsmodi (oder ERSTER STANDPUNKT/OPP, REL, MOD, NACHMOD): das Weltverhältnis wird auf die ebenbürtigen (auf jeder Ebene möglicherweise widersprechenden) Weltverhältnisse anderer Personen, kurz: auf diese Personen ausgedehnt, greift auf sie über; was zugleich einen unzulässigen „Übergriff“ darstellt):
(Widersprechende Absichten und Forderungen anderer) Psychologisieren — (Andere bis zum Beweis des Gegenteils als ebenso wie man selber denkend) Idealisieren — Objektivieren*) (1. MOD STANDPUNKT) — ((eigne nachmod Identität als Voraussetzung für Lebensentwurf))
*) soll heissen: die Vergesellschaftung wird allein schon durch die gemeinsame (MOD-)Art der Bezugnahme auf die objektive= „intersubjektiv gültig erschlossene“ Welt sichergestellt
Krisenmodi begründen immer wieder Übergänge von Übergriffs-Modus zu Legitimationsmodi und innerhalb derer:
Gewalt—-Asozialität—Sinnlosigkeit— Unvermittelbarkeit
3-stufige Entwicklung der Legitimationsmodi = (ZWEITER/DRITTER/VIERTER STANDPUNKT/OPP, REL, MOD, NACHMOD) ARTEN DES ABLEITENS (oder expliziten Begründens) VON berechtigterweise Forderbarem AUS Gleichheit und Vergleichbarkeit von Personen
Pol.Verhältnisse – (Idealmodelle von) Produktionsverhältnisse(n) – Selbstverständnisse und darauf aufbauende konsens-fähige Arbeitsteilungen – Selbstbestimmungen
(1) Vertrag—Tausch/Markt–subjEinstellungen/objEntsprechungen dazu—Lebensentwurf/form als explizite Kategorie
(2) Recht-Rahmenbedingungen/Marktfreiheit-determinierte/freie Praxis als Basis für gemeinsamen Fortschritt– Individualität als explizite Kategorie.
((3=eigentliche Legitimationsmodi= Begründung (mithilfe eines Begriffs von Person) der Gleichbehandlung und Vergleichbarkeit verschiedener kollektiver Pläne, Vorschläge, Forderungen von Gruppen und Einzelnen:)
(3) Demokratie/Sozialismus („gerechter“ Staat) – libertärer Liberalismus (Gleiche Marktzugangschancen) -Libertärer Kommunismus (bloss indifferent verschiedene Belastungen + Teilhabe an Fortschritten)- Mentalität als explizite Kategorie; Personalität=Sprachlichkeit als dafür notwendige Bedingung
Vermittlungsmodi: = ARTEN DES ABLEITENS (oder expliziten Begründens) VON verständlicherweise von Andern (Noch-)(Nicht-)Erwartbarem AUS ihnen fehlender, aber vermittelbarer Erfahrung
Empathie — Kritik — Rationale Rekonstruktion — Personalität= Sprachlichkeit (Befähigung zur Sprachausbildung) als notwendig-hinreichend für das Durchlaufen der 3×3 Standpunkte
ERLÄUTERUNGEN.
Ich behaupte: Es gibt vier allgemeinste Typen von (praktischen) Weltverhältnissen und entsprechend vier (theoretische, begriffliche; implizite, explizite) Definitionen für rationales Handeln oder Personsein, also einerseits Arten zu PLANEN, und andererseits Arten, sich zum vorhandenen Wissen, Unwissen und passiven wie aktiven Wissenserwerben zu verhalten (diese vielfältigen Verhaltensformen fasse ich zusammen in dem Wort „LERNEN“). Diese Weisen des Planens und Lernens erscheinen ihren jeweiligen Trägern als unüberbietbar rational (und insofern geradezu als Kriterien für Rationalität, Zurechenbarkeit, Verantwortlichkeit etc – dh. wer (der bis dahin als Person erschienen ist) aus ihrer Sicht das jeweilige Weltverhältnis in entscheidenden Hinsichten nicht teilt, kommt ihnen verrückt, unzurechnungsfähig, gestört usw. vor). Nichtsdestotrotz gehen diese Weltverhältnisse und Rationalitäts-Begriffe in der angegebenen Reihenfolge im Laufe historischer Lernprozesse in die je nächstfolgenden über. „Sie gehen über“ soll bedeuten: Es gibt in historisch späteren Gesellschaften kulturelle Inhalte, die nur im Rahmen eines fortgeschrittenen Weltverhältnisses entstanden sein können, anders ausgedrückt: Es sind Inhalte, die nur von solchen Menschen erzeugt und tradiert werden konnten, die sich bereits im Rahmen dieses fortgeschritteneren Weltverhältnisses bewegten.
Die Lernschritte selbst, die zu dem je nächst-fortgeschritteneren Weltverhältnis führten, wurden im Verlauf der bisherigen Geschichte aber NICHT mittradiert, nur ihre Resultate.
Da aller Fortschritt im Weltverhältnis in EINSCHRÄNKUNGEN (Präzisierungen, einschränkend genauere Bestimmungen, Unter-Bedingungen-Setzen) besteht der zuvor bestehenden (vermeintlich freien, ungebundenen, nicht weiter bestimmten, uneingeschränkten) Möglichkeiten „rational“ zu planen und lernen, können die fortgeschrittenen Inhalte wieder in eine Praxis aufgenommen (in sie zurückfallen, -gleiten) und mit ihr verschmolzen werden, worin die ursprünglichen Einschränkungen, die diese fortgeschrittenen Inhalte entstehen liessen, wieder zurückgenommen sind.
Der Prozess des Einschränkens und Sich-Bewusstwerdens über die Einschränkungen und Bedingtheiten, unter denen Rationalität von Planen und Lernen einzig dauerhaft aufrechtzuerhalten ist, erscheint subjektiv sowohl historisch (als Lernprozess ganzer Bevölkerungsgruppen) als auch biographisch (im Leben und Bildungsprozess des Einzelnen) als Ernüchterung, Verlust von Illusionen, Verschliessen von scheinbar bestehenden Freiheiten und Möglichkeiten der Vereinfachung des Planens und Lernens – Möglichkeiten, die bestehen vor allem durch Unbestimmtheit, Unklarheit über bestehende Möglichkeiten (die dadurch grössere Spielräume zu eröffnen scheinen, als tatsächlich der Fall ist).
Darum nenne ich diesen ernüchternden Fortschritts-Prozess ein historisches und biographisches SCHEITERN von Rationalitätskonzepten.
Das Wiederverlorengehen solcher Einschränkungen und Desillusionierungen, also das vermeintliche Wieder-Weiterwerden des Planungs- und Versuchsraums „fortgeschrittener“ und als Resultate eines epochalen Scheiterns entstandener kultureller Gebilde, die zum Zeitpunkt ihrer Entstehung „eingeengter“ gedacht waren, nenne ich das Zurückfallen oder REGREDIEREN dieser Gebilde in die voraufgehende Stufe, oder das DEGENERIEREN des fortgeschrittenen Inhalts. Degenerierte Inhalte verhalten sich gegen den Rahmen, in den sie zurückgleiten, widerspenstig und widersprechend. Dadurch wird es für die Träger solcher „degenerierten“ Inhalte leichter, den Weg, der zu dem Resultat eines ursprünglichen Scheiterns führt, erneut zurückzulegen und den betreffenden Inhalt „wieder“ auf die eigentlich zu ihm passende nächsthöhere Stufe zu heben, aus der er herkam: der Weg vorwärts in die Desillusionierung ist mit degenerierten Inhalten ein wenig leichter gangbar, er ist GEBAHNT.
(Scheitern, Degenerieren/Regredieren und Bahnung sind Termini der hier entfalteten speziellen Theorie, und werden hier nur in dieser Bedeutung verwendet.)
Anm. Der fortgeschrittenere Rahmen ist eine Lernregel; Inhalt ist, was auf Grundlage dieser Regel gelernt und als praktisches Regelsystem ausgebildet wurde; dieser Inhalt, wenn er im Rahmen primitiverer Lernergeln bearbeitet wird, wird dort als blosses Regelsystem behandelt, das durch neu hinzukommende Erfahrungen im Rahmen der primitiveren Lernregel weiter bearbeitet wird; wenn der Inhalt wieder im Rahmen der fortgeschritteneren Lernregl betrachtet wird, werden diese „verkehrten“ Weiterentwickungen weggenommen und die im primitiveren Rahmen verarbeiteten neuen Erfahrungen im Sinne der fortgeschrittenen Lernregel nachbearbeitet.
Die 4 Weltverhältnisse sind diese:
OPP= PLANen und Lernen aufgrund von Normalerwertungen > RELigion > MODerne >NACHMODerne
PLAN= Planen und Lernen aufgrund von NORMALERWARTUNGEN (wie in „Normalität…“ entwickelt). Ein älterer Ausdruck (in meinen ursprünglichen Untersuchungen zu diesem Thema) für diese Einstellung war: OPP= Opportunismus, Prinzipienlosigkeit, wegen des fehlenden (bzw. immer wieder neu, auch rückwirkend neu, bestimmten) Prinzips oder der Regel für den Wissenserwerb, also das Lernen. Als epistemische Einstellung (aufs Lernen, Wissen und Wissenserwerb bezogen) gehört zu diesem Begründungsmodus (ein anderes Wort für Weltverhältnis) ABERGLAUBE (als theoretische Einstellung beim Forschen und Deuten von Erfahrung) und Magisches Denken (als praktisch-wissenserwerbendes Entwerfen und Entwickeln magischer Technologien und Experimentalanordnungen); als affektive und praktische Einstellung (dh. aufs Planen bezogene) gehören hierzu die ERWARTUNGSAFFEKTE Hoffnung (vorab), (im nachhinein, bei Verläufen anders als erwartet) Ungeduld/Ärger/Aggression, Angst, Sucht, Depression.
Eine Übersichts-Darstellung dieses Modus findet sich hier: https://selbstbestimmung-als-aufgabe.de/normalitaet-oder-die-begruendung-durchs-hinreichend-bewaehrte/was-genau-ist-also-nochmal-der-fehler-der-normalplanung/
REL= Planen und Lernen aufgrund religiöser, dh. personale*) Kategorien unbestimmter Steigerungen für fähig erklärender und mit ihnen Welterklärung und Sinnbestimmung mit denselben Inhalten bestreitender OPTIMALHYPOTHESEN. Dazu gehört epistemisch wie praktisch eine maximal-vorsichtige, minimal-optimistisch („fatalistisch“, „experimentell“, nicht-opportunistisch) operierende TRADITIONALE LEBENSFORM, in der neue Bedürfnisse nur entwickelt und befriedigt werden mit vorhandener Technik, oder vorhandene Bedürfnis-Befriedigung und (Re)Produktion technologisch verbessert wird – aber auch nur sie.
*) ganz grob gesprochen, gehören diese Kategorien 4 Gruppen an:
Personalität/Subjektivität/Vernünftigkeit überhaupt (mentale/psychologische Prädikate und Voraussetzungen ihrer Zuschreibbarkeit);
Individualität im Rahmen von Vernünftigkeit (biographien-übergreifende Projekte, die mit unbestimmt vielen vor und nach einem Lebenden geteilt werden können);
Lebensentwurf im Rahmen einer Lebensform (persönlicher Beitrag zur Individualität im Rahmen des Gesamtbeiträge einer (aus Sicht des „Lebensentwerfers“ gesprochen) „Generation“; unter Berücksichitgung des Verhältnisses zu anderen Individultiäten);
Identität (langfristige Einrichtung von Erfüllung von Bedürfnissen und gewohnheitsmässige Nutzung von Leistungsbereitschaften auf Anforderungen aus den vorgenannten Kategorien).
Es sind also Kategorien aus diesen vier Personen zuschreibbaren Feldern, die in RELigiösen Weltverhältnissen „unbestimmt-optimaler (idealer) Steigerung“ für fähig erklärt werden, wichtig ist dabei vor allem ihre UNBESTIMMTHEIT und die Tatsache, dass ihre Fundierung ineinander, ihr in wechselseitigen Begründungs-Zusammenhängen-Stehen, nicht gedacht wird: Das würde der Denkbarkeit von Idealität nämlich Schranken ziehen, sie massiven Restriktionen unterwerfen. REL im engeren Sinn ist das Weltverhältis, in dem von ideal-optimal gedachten Subjekt- oder Person-Bestimmungen Gebrauch gemacht wird (wie: ALLWissen, ALLKooperativität (Güte), ALLMacht, ALLVerstehen (Weisheit) ua).
In diesem Rahmen, aber auch nur in ihm, lässt REL Erfahrungsausweitung und -verwertung zu. Erfahrungen, die die trad. Lebensform aufsprengen würden, wirken dann unmittelbar sprengend auch auf den Glauben, die aktuell gültige REL-Optimalhypothese („Zweifel“, den richtigen Glauben, die richtige Optimalhypothese zu haben); sie führen daher zu einer Abwendung von der Praxis und hin zu einer Anpassung oder Neuformung der Glaubensinhalte, solange, bis die Herausforderung von seiten des Glaubenssystems wie der Lebensform wieder eingebunden und im REL-Sinn bewältigt ist. Kulturen und Gesellschaften, Gruppen, Einzelpersonen, deren Praxis massgeblich nach REL-Prinzipien gestaltet wird, sind unwillig und unfähig, wachsende Erfahrungen zu machen bzw. zu verarbeiten; sie können umlernen, aber nur in sehr begrenztem Umfang dazulernen. Sie sind aus Prinzip borniert.
Eine erste Übersichts-Darstellung von Planen und Lernen im Rahmen von REL-Weltverhältnissen findet sich hier: https://selbstbestimmung-als-aufgabe.de/untersuchungen-und-bemerkungen-zu/religion/religioes-vormodernes-denken/
Den Rückfall aus der experimentell-fatalistischen, NICHT mit ErwartungsAFFEKTEN einhergehenden REL-Einstellung in OPP nenne ich: Gläubigwerden, das Resultat: Gläubigkeit (wieder ein Terminus dieser Theorie). Gläubige haben zu ihrer REL-Optimalhypothese (ihrem Glauben) die Einstellung, dass sie zu haben normal ist bzw. „sich bewährt hat“. Von echt REL-igiös Denkenden unterscheiden sie sich dadurch, dass sie glauben, aufgrund ihrer REL-Einstellung zu bestimmten ERWARTUNGEN berechtigt zu sein; wohingegen echt RELigiös Denkende nur behaupten, dass ihre Einstellung zur Welt zu haben, zwingend und unvermeidlich sei: Es ist die richtige Hypothese (wenn nicht, muss sie zugunsten einer zwingenderen und eigentlich erst richtigen aufgegeben werden). Es handelt sich NUR UM EINEN GLAUBEN, aus ihrer Warte; das Leben im Rahmen dieses Glaubens ist nur ein Experiment, allerdings das bis auf weiteres unwiderlegt zwingend richtige. Für Rationalität ihrer Praxis muss das reichen.
Ihre experimentelle Einstellung zu Leben und Welt und die Tatsache, dass sie ihr Leben als Experiment (ohne sichere Erwartungen) auffassen, bei dem es einzig darum geht, das richtige zu wählen – diese Einstellung macht auf REL-Niveau denkende Menschen den Normalplanern und hier wieder den Normal-Gläubigen weit überlegen, was Rationalität der Lebensführung angeht. Es sind diese Einstellungen, die beim Rückfall ins Normalplanerische und Gläubige wieder verlorengehen.
Der Übergang von PLAN/OPP zu REL wird in einem komplexen Lernprozess gemacht, worin durch die Wissenserwerbspraxis auf Basis von PLAN/OPP Regeln alle typisch magisch-abergläubischen Experimentalanordnungen (vorübergehend gehegter Erwartungen) GETILGT und nur noch die typisch REL-artigen übrigbleiben. Dieser Selektionsprozess tritt affektiv zugleich als Ernüchterungsprozess, Prozess der Selektion immer risiko-bewussterer (vorsichtigerer, Reserven zurückhaltender) Lebens- und Praxisformen auf. Der Übergang ist beendet, wenn die typischen REL-Inhalte und die faktisch „traditionell“ gewordene Praxis das Bewusstsein der FORM „Glauben“ (REL-Optimalhypothese) zur Folge haben – wenn sich an ihnen, als erstem anschaulichen Beispiel, ein Bewusstsein einstellt der ÜBERLEGENHEIT des Glaubens (als etwas Prinzipiellem, dauerhaft für ALLE Erfahrungsverläufe Gültigem) gegenüber dem Aberglauben als etwas prinzipiell sein SOLLENDEM, aber ständig sich als unhaltbar Erweisendem. Dies Bewusstsein äussert sich so, dass der Glaubensinhalt nur noch verändert wird, wenn er unglaubhaft ist, dh. sich als falsche, weil suboptimale oder logisch mangelhafte Optimalhypothese, erweisen sollte. Es geht nur noch um die Frage, wie er GEDACHT ist und zu denken ist; nicht, ob es vorteilhaft (normal, wohl-erprobt und bewährt) ist, ihn zu haben. Das einzig vorteilhafte Gefühl, das dabei noch zugelassen ist, ist das der Sicherheit, den richtigen Glauben (der das wirklich denkbar Beste, das Ideal, Optimum, Sinn-Machende bis auf wieteres als der Welt zugrundeliegend unterstellt) zu haben und darin unanfechtbar (durch Zweifel aus irgendwelchen Erfahrungsverläufen) zu sein – also etwas wirklich ALLGEMEN GÜLTIGES und PRINZIPIELLES seinem (rein experimentellen, sich von nichts ausser elementarst als vorhanden zu unterstellenden Voraussetzungen abhängig machenden) Handeln zugrundezulegen.
MOD= Modernes Weltverhältnis; es ist im 1. Kapitel des Textes „Scheitern der Moderne“ skizziert, auch der Übergang zu ihm hin.
Das Wieder-Zurücksinken in vorMODerne Rahmen-Einstellungen geschieht über die Zwischenstufe einer REL-artigen Entgrenzung: MODerne Weltbeherrschung zu beschleunigen wird, als bis auf weiteres unwiderlegte Optimalhypothese, unbestimmt wie und wodurch, jedenfalls überdurchnittlich dazu begabten Ausnahmepersonen oder „uns“, „der Gesellschaft“, „der Menschheit“ zugeschrieben: Sie werden alle technologischen Probleme RECHTZEITIG lösen, die „uns“ unterwegs begegnen könnten und unsere Entwicklung zurückdrehen oder gar unmöglich machen könnten. Das experimentell sich beruhigende Zutrauen in die Fähgkeiten solcher Genies oder „von uns allen“ fällt dann, zur Erwartung gewendet, von der man Sicherheiten abhängig machen darf, schnell auch noch in Gläubigkeit zurück.
Am wenigsten ist ersichtlich, wie das NACHMOD-Welt-Verhältnis sich aus den in Identität usw. explizierten Kategorien aufbauen soll. Im theoretischen Jargon des „Systems“ ausgedrückt: Wie aus re-integrierten und kollektiv geteilten Identitäten Individualitäten (oder zunächst Lebensentwurf und kollektive Lebensform) oder gar Mentalitäten entstehen sollen; oder auch: wie Identitäten die Leistungen vormaliger Individualitäten usw. erbringen sollen.
Die Antwort wird zunächst so gegeben, dass durch einen dreifachen Zusammenschluss vormals getrennter Id(entitäts)-Bestandteile folgendes erreicht wird:
a) Die (Re-)Integration von FÜRSORGE und AUF SICH ACHTEN erzeugt die allgemeine Form einer rationalen und nachhaltigen REPRODUKTIVEN PRAXIS;
b) die (Re-)Integration von NEUGIER und VERSTEHEN erzeugt die allgemeine Form einer rationalen und nachhaltigen Forschung, einer LERN-PRAXIS;
c) die (Re-)Integration der Resultate von a und b erzeugt eine Lernpraxis, die die immer bessere, bedürfnisgeleitete Reproduktion zu ihrem Inhalt hat.
Sie beginnt freilich mit der Bestandsaufnahme, wie sie sich aus den Biographien der ersten Träger dieser neuen Lebensform ergibt, und die bezieht sich erst einmal auf die gesellschaftliche Praxis, in der sie selbst aufgewachsen sind und ihr Leben verbracht haben: Das wird eine moderne sein; noch dazu in bestimmten politischen Verhältnissen organisiert.
Sie ist das nächst-liegend Unbekannte, das zu verstehen ist, und in dem alle Reproduktion, und sei sie noch so fürsorglich-achtsam, ihre Schranke, aber auch Perspektive hat. Die primäre Lern- und Reproduktionspraxis der Träger re-integrierter Idenitäten ist daher VERSTÄNDIGUNGS-ORIENTIERT – sie arbeitet sich Stufe für Stufe, durch Einebnung des Gefälles zu den je nächst-stehend Anderen, durch die Reihe der weniger fortgeschrittenen Mentalitäten, Lebensformen und Lebensentwürfe hindurch, somit auch (rückwärts gehend) hin zu immer entschränkteren und scheinbar vielfältigeren und variantenreicheren Lebensformen – mit denen sich der Raum des überhaupt für personal verfasste und sprachfähige Wesen in Gemeinschaft dauerhaft Lebbaren erschöpft hat.
Es ist auf diesem Weg, dass die Träger nachmoderner (re-integrierter) Identitäten Lebensentwürfe (Lebens-Projekte) und Lebensformen (arbeitsteilig), Individualitäten (ein Forschungs- und Experimentalprogramm), nämlich das genannte der Verständigungs-Experimente entlang einer Reihe immer grösserer Mentalitäten-Gefälle, und schliesslich den Begriff von dem allen, nämlich einer Mentalität überhaupt, als Existenzweise personal verfasster Wesen überhaupt, ausbilden – mithin auch den Begriff von sich, als Trägern dieser allgemein menschlichen Mentalität (Personalität, Rationalität), im Verbund mit einem TYP von fortgeschrittener (historischer) Erfahrung. Sie sind motiviert, sich am Ende darüber Rechenschaft zu geben, warum dieser hinreichende auch der hinreichend-notwendige Begriff eines vernünftigen personalen Wesens überhaupt ist: indem er mit Sprachlichkeit (und deren Einzelmomenten; ursprünglich für alle zu Personen sich verhaltende Personen das NOTWENDIGE Kriterium derPersonalität der Andern) zusammenfällt.
(Diesen Begriff erreichen sie zwanglos; der Entwicklung dorthin wird durch die theoretisch forcierte Überlegung über die Grundlagen von Sprachlichkeit, wie im Text Spracheinführung, gewaltsam vorgegriffen.)
Mit dieser Selbst-DEFINITION ist aber auch die Berührfläche mit dem BIOLOGISCHEN FUNDAMENT unserer Existenz erreicht, von der ausgehend ein anderer und viel weitergehender Forschungsprozess endlich seinen Anfang nehmen kann: Nämlich die Fortsetzung dieser Bewegung in die Stufenreihe der natürlichen Bedingungen unserer so definierten personalen Existenz (die physischen Bedingungen sind auf physische Weise zu beachten und reproduzieren, die erfahrungsbedingt-kulturellen aber auf kultruelle Weise: durch angemessene Tradierung des erreichten Fortschrittsniveaus an die Nachwachsenden, die die eigene Biographie, vertieft, erweitert, durch neu hinzukomendes Wissen über nächst-fundamentalere Natur-Tatsachen als die bis dahin schon bekannten, wiederholen werden).
Mit dem Begriff unseres Selbst, der sich aus diesem nachmodernen Identitäts-Kern entwickeln lässt (durch Aufrollen der in Gestalt politisch wirksamer Mentalitäten noch immer nicht herein- und heraufgeholten daher immer noch präsenten (Vor)Geschichte), ist der Anfangspunkt der Reihe PRAKTISCHER experimenteller Natur-Kategorien gegeben,…
(so wie es beim Beginn der Moderne am anderen Ende der praktischen Kategorien-Hierarchie einen Anfang gab durch den Begriff des qualitativ bestimmten Elements oder Elementar-Teilchens, und der möglichen Stufen der Zusammensetzung von Komplexen aus solchen Teilchen, als Element jedes Apparats oder Automaten)
…die wir unserer Erforschung der NATUR (und nicht der systematischen Darstellung von technologischen Gebilden, wie in der bisherigen technomorphen „Natur-„Wissenschaft) als Fundament unserer Reproduktion (unseres Erhalts, so wie definiert) zugrundelegen können – als (kategorial organisierte) Optimalhypothese.
Also nur durch das Verhältnis zu anderen bekommt der zunächst rein Identitäts-begründete nachmoderne Standpunkt überhaupt Zwecke, Forschungsprogramme, und einen Begriff von Rationalität. Den Trägern der drei anderen Standpunkte geht es nicht anders – nur, dass sie durch diese ihnen jeweils gemässen Reihen von Verhältnissen zu anderen, und das vollständige Absolvieren dieser Reihe, das Fehlerhafte ihrer vorab, unter Missachtung von Identitäten (wie in MOD) oder obendrein Lebensentwürfen (wie in REL) oder obendrein auch noch Forschungsprogrammen (Individualitäten; wie in PLAN/OPP) ausgebildeten Standpunkte durchschauen lernen – das ist das einzige Resultat, das sich aus all den politischen Kämpfen und Krämpfen im Verlauf dieser Durchgänge am Ende ergibt.
Die Ernüchterung, die IMPLIZIT erlebt wird beim direkten Übergang von einem Standpunkt zum nächsten (nebenbei: identitäts-getrieben, wie sich zuletzt zeigen wird), wird hier, am Ende der fürchterlichen Bemühungen um Vergesellschaftung im Rahmen des je eigenen Weltverhältnisses (OPP REL oder MOD), EXPLIZIT: Vergesellschaftung ist unmöglich, weil das eigene Weltverhältnis sie garnicht zulässt; oder wenn doch, so wird diese Vergesellschaftung als unhaltbar, fehlerhaft, nicht zuverlässig erkannt.
Es bleibt die Aufgabe der Theorie, vorwegnehmend die möglichen Verhältnisse zu ANDEREN Personen, vor allem Träger anderer Weltverhältnisse, die von zunehmend politisierten Trägern eines der drei vor-NACHMOD Weltverhältnisse eingenommen werden, zu rekonstruieren bzw. prognostizieren – denn die der MOD angemessenen politischen Verhältnisse sind teilweise noch garnicht realisiert.
Dies soll ausführlich in Teil 2 des „Scheiterns der Moderne“ stattfinden.
Dabei ist ein Leitfaden die bereits vorgelegte Reihe der versuchten Legitimations-Modi der ersten nämlich OPP-assoziierten Reihe politischer Standpunkte:
VERTRAG – RECHT (+Herrschaft) – STAAT .
Dem tritt gegenüber die Reihe der MOD-assoziierten Verständnisse des Verhältnisses von individuellen Lebensentwürfen und gesellschaftlichen (arbeitsteiligen)Lebensformen in Verwirklichung des MOD-Individualitäts-, also Forschungsprogramms, wie sie in Scheitern der Moderne, Teil 1, dargestellt werden:
SUBJEKTIVE BEDÜRFNISSE/OBJEKTIVE ANFORDERUNGEN – DETERMINIERTE/FREIE (KREATIVE) PRAXIS und ihr Fortschritt – FREIE ASSOZIATION MODERNER PRODUZENTEN (Libertär-kommunistischer Standpunkt).
Dazu treten weitere Reihen:
i) die der unmittelbaren Ausdehnung des zugehörigen Weltverhältnisses auf Personen „Übergriffsmodi“:
PSYCHOLOGISIEREN (OPP) – IDEALISIEREN (REL) – OBJEKTIVIEREN (MOD)
ii) die sich an die noch „autoritär“ nämlich unvermittelt auftretenden Legitimationsmodi (Sozialismus= (naturrecht-artig gerechtfertigter) gerechter Staat; gleicher („fairer“) Marktzugang; libertär-kommunistische Moderne) anschliessenden Vermittlungsmodi:
EMPATHIE (Vermittlungsmodus der OPP-Spalte) = einfache Moralität (nach-gerecht): Vermittlung der Gefühls-, also affektiven Bedeutung, die die Forderungen der beteiligten Kontrahenten für sie selbst und die andern jeweils haben (mit der Hoffnung, dass sich die Forderungen für sie auf diese Weise, durch ihre relative „Stärke“, so bewerten und verrechnen lassen wie die empfundenen Handlungsspielräume einer Einzelperson);
KRITIK (Vermittlungsmodus der REL-Spalte) = Vermittlung der begrifflichen Fehler in der Position des Adressaten, der darauf beruht dh.darum überhaupt nur gemacht werden kann, weil dem Adressat die Begriffe des Kritikers fehlen = der Adressat hat diese Begriffe noch nicht ausgebildet; der Kritiker versucht, seine Aufmerksamkeit auf diese Begriffe zu lenken (vgl. zB. in Normalität, Kap 8h Abs 1 die „Kritik“ des Normalplaners/OPP, die der nicht versteht, weil der Normalplaner die involvierten Begriffe nicht ausgebildet hat und durch die Kritik nicht auszubilden motiviert wird)
RATIONALE REKONSTRUKTION (Vermittlungsmodus der MOD-Spalte) = Vermittlung der Begriffsbildung motivierenden Erfahrungsweisen; unter Missachtung der Spielraum-Grenzen (Identitäts-begründet) der Adressaten.
iii) es fehlen die beiden vertikal einander folgenden REL-politischen Standpunkte (mittlere Spalte, zwischen OPP- und MOD-politischer Spalte), die in dieser REL-Spalte zwischen Idealisieren (oben) und dem Legitimations-Standpunkt der Spalte, Liberalismus= gleicher (faire) Marktzugang(schancen) für alle, stehen: Tausch/Markt überhaupt als Vergesellschaftungsprinzip, und: Marktregulierung vs. Marktfreiheit.
iv) Damit sind auch insgesamt 6 Zeilen definiert, in denen horizontale Regressionen stattfinden können, je von der MOD- über die REL- zur OPP-Spalte; innnerhalb der Spalten verlaufen die möglichen Regressionen von unten nach oben. MaW alle Regressionen zielen auf OPP als Ausgangspunkt aller Entwicklungen, in ihn als den Ur-Standpunkt führen alle Rückfälle letztlich zurück, aus ihm muss herausfinden, was überhaupt als kultureller Fortschritt, Bildung und Entwicklung gelten soll, historisch wie die historische Entwickung nach-, auf- und einholend bei Gruppen und Einzelnen.
Also all diese Regressionen, ausgehend von der MOD-Spalte, sollen in Scheitern der Moderne Teil 2 dargestellt werden.
Für jede denkbare Anwendung der Theorie ist es äusserst wichtig, sich immer wieder klarzumachen, was folgt, wenn die zuletzt angeführten Behauptungen über die „Regressions-Neigung“ aller „fortgeschritteneren“ Standpunkte stimmen: Dass man kaum je (wenn auch nicht nie) moderne oder religiöse Standpunkte in Reinform sehen wird; sondern moderne, modern-religiöse und religiöse Gehalte einer im grossen ganzen opportunistisch-normalplanerischen Lebensform; wobei Lebensform heisst, dass dazu noch hinzukommt die Einbettung in ein chaotisches Gefüge aus näheren und weiteren Sozialbeziehungen, mit all den Verständnissen, geltenden Regeln, Unklarheiten, Konflikten, die damit involviert sind; sie modifiziert das einfache Weltverhältnis (das gerade in einem OPP-Rahmen überaus formbar ist) noch einmal. Eine Analyse konkreter Situationen, Denkweisen, Biographien, Charaktere, die mit den von dieser Theorie hier vorgelegten Kategorien versucht wird, muss also sehr vielschichtig ausfallen. Am Ende wird sie, wenn die Möglichkeiten des historisch-sozial-kulturellen Verstehens von Praktiken ausgeschöpft sind, auch noch die denkbaren PATHOLOGIEN erwägen müssen, die die grundlegende Rationalität (auf dem jeweiligen historisch-kulturellen bzw. persönlicihen (Bildungs-)Stand der beteiligten Akteure) einer Praxis verzerren können, allerdings nie so, dass diese Rationalität nicht doch kenntlich bleibt. Eine vollends irrationale und durch keinerlei Lernen mehr korrigierbare Praxis ist keine PRAXIS mehr, sondern ein blosses Verhalten. Diese kurze Erinnerung soll darauf hinweisen, wie anspruchsvoll der Begriff des Pathologischen ist; wie sehr der Begriff des MANGELS an Vernunft oder auch nur ihrer Einschränkung ein erschöpfendes Verständnis dessen voraussetzt, worin Vernünftigkeit im konkreten Fall denn bestünde.(Dies ist Ausgangspunkt einer radikalen Psychologie-Kritik, die vielmehr als eine „STANDPUNKT“-gebundene Denkform (es kommen dafür sogar mehrere STANDPUNKTE infrage) zu rekomstruieren ist.)
Mit dieser Anmerkung ist dann auch übergeleitet zu der vertieften Darstellung der Grundbegriffe des „Systems“, die im nachfolgenden Menü-Punkt dieser Startseite geliefert werden soll.