ABERGLAUBE – MAGIE – KATEGORIENCHAOS.
2.
Wiederholen wir: Es gibt eine Elementarform des abergläubischen Verhältnisses zur Welt – zur Welt, soweit sie noch nicht bekannt ist und in Gestalt gegenwärtiger oder zukünftig zu erwartender neuer Erfahrungen entdeckt werden könnte – also zum Restunbekannten RU; diese Form hatten wir gesehen in der Vorab-Festlegung fester Werte der Niveaus an Lohnendheit, Sicherheit und Gewissheit – nicht als Hypothesen (bei denen man fragen müsste, welche Ausprägungen dieser Werte man eher als andre versuchsweise dem Handeln zugrundelegen sollte) – sondern als Inhalt von Erwartungen; und das entweder global, als „Rahmenwerte“ überhaupt, oder aber als themen- und branchenbezogene Erwartungen hinsichtlich der Dauerhaftigkeit bestimmter Reproduktions- und Fortschrittsentwürfe; im Kern war das: die Einteilung des Wollenkönnens (zunächst: überhaupt die Erwartung bestimmter Quantitäten davon pro Zeit) in Handlungsspielräume und Belastungsreserven, wiederum generell, oder bezogen auf bestimmte Aktivitäten. Diese Werte werden von Normalplanern für solche gehalten, die (bis zur Widerlegung) etwas diesen Werten Korrespondierendes in der Welt abschätzen und objektive Eigenschaften der Welt abbilden – mehr oder weniger feste Bezüge der Welt zu unseren Interessen und (sachbezogenen) Erwartungen – unabhängig von deren konkreter Ausgestaltung bei einem bestimmten Erfahrungs-, also auch Wissens- und Könnensstand.
(Die Werte sind also NICHT bloss Parameter, in denen wir bestimmte Prinzipien unseres Versuchens, Experimentierens, Hypothesenbildens festhalten – solche, bei denen (wie es eben bereits ausgedrückt wurde) „man fragen müsste, welche Ausprägungen dieser (Prinzipien und) Werte man eher als andre versuchsweise dem Handeln zugrundelegen sollte“. Und sie entstammen, aus Sicht der Normalplaner, auch nicht apriorisch-kategorialen Versuchs- und Experimental-Konstruktionen, Ideal-Begriffen von dem, was in der Welt bestenfalls vorhanden und der Fall sein müsste, damit wir aus ihr und ihm Sinn (zu) machen (versuchen) können (bis sich zeigt, dass so wie angenommen, die Welt nicht funktioniert, und somit sinnlos ist) – sondern aus Erfahrung; einer Erfahrung, die dementsprechend nie daraufhin bedacht und geprüft wird, ob sie denn auch Sinn macht, so wie sie ist – oder wie sie allenfalls sein müsste, um Sinn zu machen; solche Fragen stellen Normalplaner nicht.
Diese Beschreibung ist freilich unsere; die säuberliche Trennung von Welt und Handeln, Erfolgsbedingungen, die dem einen, und solchen, die dem andern von beiden zuzuschreiben wären – diese Trennung existiert nicht im Kopf von Normalplanern: Für sie ist vielmehr beides fest verklammert, steht unter Kategorien, in denen Kategorien aus beiden Sphären fest verbunden sind – Praxiskategorien, artikuliert in Rezepten und Rezept-Kategorien.
3.
Die Praxis in ihrer Gesamtheit, oder das System technischer, ökonomischer (Planungs-) und epistemischer (Wissenserwerbs-) Prinzipien, das sie ist, trägt demnach ZUGLEICH logische Züge von solchem, das üblicherweise einem Handeln zugrundeliegt, wie von solchem, das einem Geschehen zugrundeliegt und es erklärt: Das war die „Hybridnatur“ dieses Gebildes, die wir ihm seit seiner Entdeckung in Kap. 8h attestieren mussten. Mit den Subjekt-, nämlich Kernselbst-artigen Momenten dieses Gebildes haben wir uns seither bereits ausgiebig beschäftigt; es wird nun Zeit, auch einmal die „Welt“- oder RU-artigen Anteile zu betrachten – mit anderen Worten, dass Normalplaner (logisch) sich berechtigt und imstande sehen, zur Erfolgsträchtigkeit, Riskantheit/ Sicherheit, Lohnendheit, (Un)Bekanntheit/Gewissheit), Bewältigbarkeit, Ersetzbarkeit und Verbesserbarkeit durch neu zu erwerbende produktive Techniken, usw. ihrer (Versuchs)Praxis, oder ausgewählter Teile davon, sich zu verhalten, als wären es TATBESTÄNDE – und das sowohl im Rückblick, als auch vorausschauend, prognostizierend – im Sinn von ERWARTUNGEN. – Erwartungen sind bekanntlich ihrerseits Teil der Rezeptstruktur, Rezepte aber die Elementarkategorie der Normalplaner schlechthin. Da verwundert es nicht, dass sie versuchen, die empirisch ermittelten Regularitäten, die diesen Erwartungen (Erwartungen, was geschieht, wenn man nichts tut) zugrundeliegen, zu Handlungsanweisungen und kompletten Rezepten auszubauen, und sich umzusehen nach Möglichkeiten, dies Erwartungsmaterial, aufgeschlüsselt nach Bedingungen, ihrer Kontrolle zu unterwerfen, und dabei möglichst hohe Kontroll-Niveaus zu erreichen: Schwankungsbreiten, Verteilungsmuster (Schwankungsbreiten in räumlicher und zeitlicher Hinsicht), An- und Vorzeichen zu kennen, oder gar Beeinflussungsmöglichkeiten des (Nicht-mehr))Da- und So(oder Anders)seins nicht nur zu kennen, sondern zu nutzen, bis hin zur vollen Kontrollierbarkeit, im Sinne einer Fähigkeit (Dimension des Handlungsspielraums), zu deren Ingangsetzung und Gestaltung nur noch ein entsprechender Entschluss benötigt wird.
4.
Unter dieses empirisch begründete Kontroll-Regime soll dann das gesamte Corpus an Plänen, Erwartungen, Rezeptregeln der kernselbsthaften Normalpraxis geraten, wie wir sie in 8h kennengelernt haben: Einmal als konstanter „Bedürfnis- und Fähigkeitenanteil“, die unmittelbar „gefühlten“ oder Spürens-Bedingungen der Reproduktion des, also DIESES (erweiterten, und doch mit dem in ihm enthaltenen, eigentlichen KS gleichgesetzten) (erweiterten) Kernselbst; zum andern als (immer wieder, an verschiedenen Stellen aufbrechender) variabler Anteil in Gestalt der „Gesundheitsbedingungen“ dieses erweiterten Kernselbst, die nichtsdestotrotz ihrer logischen Machart nach nicht anders gebaut sind als es selbst, nämlich wie ein motorischer HandlungsspielRAUM – worin nur die, entlang der überhaupt möglichen (durch repräsentative Hanldungen markierten) Ähnlichkeitsreihen von Rezepthandlungen, RICHTIGE und der momentanen Beschwerde am besten abhelfende gefunden werden muss; das Kernselbst selbst, die Wahl einer bestimmten variablen Anteils-Version seiner selbst ist somit Bedingung der „Gesund-“ und Intakterhaltung-so-wie-bisher („stabile Regularität“!) seines konstanten Anteils. – Der Ausdruck „stabile Regularität“ liefert uns das Stichwort für die jetzt fällige Überlegung; denn es geht um die Frage: Auf welcher Ebene der Normalplaner seinen Erfolg, oder eher, normalerweise, den unerwarteten Misserfolg ERKLÄRT; da alles, was geschieht, von ihm unter die Rezeptlogik subsumiert wird – selbst in Gestalt der resignativen, oder Residualkategorie: „Da kann man eben nichts (mehr) machen!“ – , nehmen Störfall-Erklärungen, wenn sie ausserhalb dieser äussersten Möglichkeit „Resignation“ operieren, grundsätzlich die Form an „etwas (für Erfolg oder Vermeiden der Störung) ist – wie sich spätestens jetzt zeigt – UNTERLASSEN worden“; oder, als Variante, es ist FALSCH gemacht, falsch ausgeführt worden; beides, das Unterlassen des Richtigen, das Tun des Falschen eröffnet Handlungsstrategien, die im Wiederholungs- oder ähnlich gelagerten Parallelfall am Platz sind, und für die die korrekte Maxime (als Rezept, das ab jetzt im Gesamtrahmen, sobald dafür Anlass besteht) zu formulieren ist: Normalplaner sind Praktiker – sie können IMMER etwas besser machen als zuvor – was genau, lernen sie aus der Art des Misserfolgs; genauer: wie sie ihn klassifizieren; denn das heisst für sie: ihn erklären.
5.
Ihre „Fehler“ („man hätte stattdessen X tun sollen…“) klassifizieren Normalplaner mithilfe der verschiedenen Arten von Rezepten, über die sie verfügen:
a) Rezepte über „unerklärte“ Techniken und Verfahren für bestimmte Anwendungsbedingungen;
b) konkrete Planungs-Maximen in den ihnen bekannten Umgebungen und Randbedingungen;
c) mehr oder weniger abstrakte Maximen der Einteilung ihres Wollen-Könnens in Handlungs- und Belastungs-Spielräume;
d) allgemeine Maximen darüber, was als (positive oder negative) Überraschung gilt, und „Anlass“ für Versuche welcher Art.
Und vielleicht noch andere…
Wie wir uns in den letzten Abss. des Kap.8 klargemacht haben, steht hinter jedem dieser Rezepte oder Maximen ein Wissen um entsprechende „stabile Regularitäten“ – nur, dass diese Regularitäten nicht etwa von objektiven Strukturen, Verläufen, Dispositionen handeln, bei denen klar ist, was geschieht, wenn dasunddas Ereignis unter denundden Bedingungen auf sie einwirkt; sondern diese stabilen Regularitäten haben keinen andern Inhalt als die Rezepte selbst.
Die „Rezeptform“ lautet: „Wenn Situation S, mache Handlung H und erwarte (nicht bereits in H (der Beschreibung des Inhalts der Absicht, H zu machen) unmittelbar selbst enthaltene (zu erwähnende)) Folge F und/oder Nebenfolge F’.“
Dem korrespondiert eine stabile Regularität der Form „Wenn S, und darin H gemacht (oder zu machen versucht) wird, dann werden (ausser dem unmittelbaren Geschehen der Handlung H selbst) F und F’ geschehen“.
Und dann gehört es, wie wir sahen, für einen Normalplaner bereits nicht mehr zum Routinewissen in ALLEN Fällen, zu wissen, was bei Unterlassung oder Abwandlung von H geschieht (solches Wissen wäre eins von objektiven Kausalzusammenhängen und stabilen Regularitäten in DIESEM Sinn; oder, eine Stufe weiter, technischen Regeln, die für Reihen anzustrebender, verwandter Effekte für bestimmte Ausgangssituationen die zugehörigen Vorgehensweisen angeben – wobei offenbleibt, welche der Effekte tatsächlich gewünscht werden).
Trivialerweise ist festzuhalten, dass die „Fehler“ von Normalplanern keine Prognosefehler, oder technische Fehler sind: Sie haben nicht das „falsche“ Kausalgesetz auf die Situation angewandt, oder den in der Situation gewünschten Effekt verfehlt, weil sie nicht das zu ihm in dieser Situation gehörende Verfahren gewählt haben: Sondern das gesamte Ensemble aus Handlung UND Erwartung in dieser Situation war „falsch“ – es wurde das falsche Rezept befolgt, und das richtige nicht. – Diese Überlegung wird bedeutungsvoll erst auf dem Hintergrund, dass das Ganze der Normalpraxis, letztlich: die Gesamtheit der Begriffe und Gedanken eines Normalplaners, seine Art, sein Wissen „aus Erfahrung“ (kategorial) zu ordnen, die Gestalt eines riesigen Systems einander einschliessender Rezepte hat: Speziellere Rezepte sind jeweils Ausführungsrezepte von allgemeineren Rezepten auf DADURCH-DASS-Ebenen.
6.
Von daher ergibt sich ein Rückschluss auf die Art, wie Normalplaner letztlich BEGRÜNDEN, nämlich durch Verweis auf das „zugrundeliegende“ UM-ZU, dessen Ausführungsrezepte – in gehöriger Reihenfolge – sie gerade abarbeiten: Ich mache jetzt (in Situation S) Handlung H und erwarte F und F’, weil ich angesichts der Globalsituation Sg das übergeordnete Rezept Rg verfolge (und dies geschieht zur Zeit, oder angesichts der Ausführungssituation Sa, DADURCH DASS ich jetzt, in S, H mache).
Wir haben eine Rezept-Hierarchie, eingebettete Ausführungsrezepte in bestimmten Reihenfolgen, die durch einbettende Rezepte vorgeschrieben werden – und so weiter, bis hinauf zu höchsten einbettenden Rezepten; die Rezeptstruktur wird insofern nie verlassen. Was wir „Aberglaube“ nennen, könnten dann einfach die zu unserer Lernpraxis konträren (und darum für uns auffälligen) Anteile dieser epistemischen Strategie (Lernregel) sein, die die gesamte Erfahrungsverarbeitung (abergläubisch oder nicht, auffällig oder unauffällig) im Rahmen der „Rezept-Ontologie“ organisiert; und was wir „Magie“ oder magische Praktiken nennen, könnten einfach die sich daran anschliessenden Versuchs- und Routinetechniken sein (diese Techniken könnten nach Regeln konstruiert sein, die wir an „gewöhnlichem“ Material nicht bemängeln würden).
Zur Einordnung dieser Vermutung und des optimierenden Lernens im Rahmen der Rezept-Ontologie sollten wir noch einmal genauer auf die möglichen Alternativen sehen: Suchen/Forschen, Versuchen/Hypothesentesten als Lernformen oder Lernstrategien; und womöglich, ihnen exakt so zugeordnet, wie das Denken in Rezepten dem Optimieren: Prognosen(-Ableitung-)ermöglichende Kausalgesetze (als Korrelat des Suchens (Beobachtens)/Forschens), technische Aggregat-Konstruktionen-ermöglichende Verfahren (als Korrelat des Versuchens (Experimentierens)/ Hypothesentestens); und wir sollten uns fragen, welche andersartigen Ontologien (epistemische Strategien, Fragestellungen: wonach überhaupt gesucht, womit überhaupt gerechnet wird) sich aus diesen Alternativen ergeben – welchen kategorialen Aufbau oder welche Untergliederung diese Ontologien haben; welche Abwandlungsmöglichkeiten oder Möglichkeiten einer Alternative zur bestehenden Welt oder Praxis auf Basis der jeweiligen Ontologie sich ergeben. (Abwandlungsmöglichkeiten bedeutet dann auch immer: bis zu einer bestimmten Grenze, innerhalb eines bestimmten Rahmens – jenseits davon Liegendes würde keinen SINN mehr machen – die Grenzen der Abwandlungsreihen sind ihre SINN-Grenzen).
7.
Auf den ersten Blick liegen die Unterschiede dieser epistemischen Strategien oder überhaupt Denkweisen (Kategorialisierung, Dimensionierung des „Seienden“) keineswegs weit auseinander. Grob gesagt, sehen wir bei der kausalen Betrachungsweise von der Besonderheit unseres Handelns ab, sehen es vielmehr als Ursache (bei bestehender Kausal-Disposition, für eine Wirkung) neben anderen, die durch andres ersetzt werden kann, ihrerseits andres, gleichwirksames ersetzen und an seine Stelle treten kann (sofern nur die Kräfte und Mittel dafür reichen). Bei der technischen Betrachtungsweise unterstellen wir solche Kausalitäten nur für die Elemente der Aggregate (zur Hervorbringung von Effekten), hingegen das System der möglichen Effekte und Effekt-Abwandlungen (der auf sie zielenden Experimente), und der je zugehörigen Verfahrens-Abwandlungen (konstruktive Abwandlung) müssen wir selber denken. Dabei ist auch klar, dass solche Effekte (ausser vielleicht da, wo wir vorfindliche natürliche Gebilde, speziell biologische, zum Ausgangspunkt unserer Effekt-Abwandlungsreihen nehmen) nicht natürlichen Ursprungs sein können, und ihre Entstehung (spätestens in der von uns produzierten Vielfalt, oder auf dem von uns erreichten Niveau ihrer Verfügbarkeit, Kontrollier- und Wählbarkeit) nur an unser Handeln und lange Reihen zweckmässig aufeinander aufbauender Produktionsschritte gebunden vorgestellt werden kann. Die Zweck-Kategorien und ihnen entsprechende Verfahren, unter die wir die denkbaren Effekte (wie unter Typen, Begriffe) subsumieren, sind demnach auch in keiner Beobachtung zu finden – jedenfalls nicht in so (typ-, begriffs-)systematischer Anordnung (sie lehnen sich höchstens an vorfindliche Zweck-Strukturen, als Ausgangspunkte an), und sind das Produkt unserer Arbeit an Begriffsbildung und Konstruktionen, (denkend-urteilendem) Klassifizieren und (rechnendem usw.) Übertragen des Konstruierten in und auf konkrete(n) Situationen (dabei realisieren und “erfüllen“ wir ständig noch grundlegender Sinn-Begriffe und Sinn-Anforderungen; dass die nicht beliebig, willkürlich zu wählen sind, sondern auf bestimmte, alternativlos notwendige Formen eingeschränkt werden müssen, kann hier noch nicht gezeigt werden).
Schliesslich also die Rezepte; hier sind die Zwecke keine möglichen und bedingten, sondern kategorisch eingeschränkt auf und eingepasst in eine vorab feststehende Zielstruktur – die ihrerseits bedingt wäre, wenn sie nicht wiederum in eine Ziel-Umgebung eingefügt wäre, und so weiter, bis hinauf zu den grundlegendsten Vor-Entscheidungen, die für eine Praxis, oder sagen wir gleich: Normalpraxis, getroffen sein müssen (die Spielraum-Aufteilungen, die Branchen-Zuteilungen usw.); anders wäre das Unbedingt-Kategorische nur seinerseits willkürliche Festlegung auf „Festgelegtheit“, und nicht existenzielle Notwendigkeit; die Abtrennung einer eigenen Kategorie des Rezepts hätte dann keine objektive Grundlage.
((Erwartungen gibt es in allen drei Typen von Wissens-Organisation; in der Kausal-Betrachtung steht die Erwartung (Prognose) sogar im Mittelpunkt; bei Verfahren und Rezepten treten dann Handlungen als unentbehrlicher Bestandteil hinzu – die Erwartungen sind wesentlich formuliert als Erwartung eines Handlungseffekts oder Handlungsnutzens; hier kann dann auch unterschieden werden zwischen dem unmittelbar in der Handlung gelegenen Anteil des Effekts oder Nutzens, dem mittelbar dadurch ausgelösten, und den nützlichen, indifferenten oder schädlichen Nebenfolgen beider (eine solche Unterscheidung verliert bei Kausalgesetzen ihren Sinn). Ebenfalls in allen drei Typen können unter Umständen „Störbedingungen“ abgegrenzt werden, die den jeweiligen Erwartungsinhalt modifizieren, aber nicht soweit, dass sie als Quelle einer eigenen Erwartungssorte abgetrennt werden (hier ist entscheidend die Schwankungsbreite, innerhalb derer die Identität des Erwarteten variieren darf, ohne in „etwas Anderes“ überzugehen; diese Schwankungsbreite erweitert sich erheblich von der Kausal- über die Verfahrens- bis hin zur Rezeptebene: Die erwünschten und erwarteten Folgen einer Rezeptausführung können sehr abstrakt beschrieben sein, und eine grosse Vielfalt an Realisierungen (verschiedenen Verfahren) zulassen; wohingegen Kausalgesetze, in gewissem Umfang auch Verfahren, ihren Charakter verlieren im Mass, wie die in ihnen zusammengeschlossenen Arten von Ursachen, Handlungen, Folgen und Nebenfolgen unscharf abgegrenzt und verwechselbar werden. Genau das ist aber bekanntlich das Merkmal abergläubischer „Kausalgesetze“, die abergläubischem Erklären und magischem Tun zugrundeliegen.))
8.
Rezept-bezogen wird probiert und optimiert; verfahrens-bezogen versucht, experimentiert und Hypothesen (oder auch zu erprobende Konstruktionen) getestet und abgearbeitet; kausalgesetz-bezogen wird beobachtet, gesucht, geforscht (darin mag eingeschlossen sein, dass man beobachtete Ausgangsbedingungen, zur Beschleunigung der Forschung, künstlich nachstellt oder variiert).
Technische Regeln und Verfahrensbeschreibungen bzw. die beschriebenen Verfahren selbst enthalten mindestens eine wesentliche Kategorie mehr als Kausal-Zusammenhangs-Beschreibungen (bzw. die Kausalzusammenhänge selbst), nämlich die der Handlungsanteile an der Ursache (als Variante: Prognosen der Folgen, die es in bestimmten Situationen hat, dass wir nichts tun oder nichts tun können).
In Rezepten ist demgegenüber eine entscheidende Kategorie als solche wieder getilgt, weil sie festgeschrieben ist oder feststeht: der Effekt oder die Wirkung; Rezepte (quasi: Ausführungsgesetze) können dann insofern als parallel zu Kausalgesetzen verstanden werden, als hier „unter“ einem feststehenden Zweck (analog zur Disposition des Kausalgesetzes) eine äussere Situation S, wenn alles mit rechten Dingen zugeht, eine Handlung H, als rezeptgemässe Reaktion oder Ausführung, zur Folge haben soll; die Erwartungen E, die sich daran knüpfen, stellen hier eigentlich nur die Eingangs-Situation für das Anschlussrezept her – Rezepte sehen wir hier ja ausschliesslich im Zusammenhang mit einer reproduktiven Praxis (auch deren Fortschritt besteht in nur immer weitergehenden reproduktiven Zirkeln) – insofern sind die der Reproduktion von aussen vorgegebenen Randbedingungen, mit ihren Datierungen (die „Stafette“) in ihren Schwankungsbreiten, und die angemessenen Handlungsantworten darauf, die einzig wirklich variablen Anteile dieses Zirkels, wohingegen sämtliche erwartbaren Folgen, wenn sie eintreten, sofern sie relevant sind, gewissermassen unmittelbar durch anschliessende Handlungen (im Verbund mit dem Verlauf der externen Randbedingungen) „getilgt“ und produktiv oder schadensvermeidend aufgezehrt werden – und das „im Kreis herum“ – spätestens im Fortschreiten -, sodass nichts von ihnen bleibt. (Zumindest im Idealfall; denn natürlich gibt es die unbemerkten, unberücksichtigten oder geflissentlich oder fahrlässig übersehenen (zB. ökologischen) Nebenfolgen, die sich allmählich akkumulieren, und irgendwann die Fortsetzung des Zirkels oder seine „produktive“ Expansion behindern oder beschädigen.) Soweit es vom Zweck der Rezepte gesagt werden kann, dass er festgeschrieben ist, trifft es somit auch auf die Kategorie „Erwartung“ zu.
Wir erwarten, dass in der Rezeptausführung durch uns entlang der Stafette sich Reproduktion und Fortschreiten so, wie erwartet, mit stabiler Regularität und Konstanz vollziehen; es treten also in der Rezept-Denkweise diese Momente (Regularität, Stafette, erfolgreiche Reproduktion/ Fortschreiten) ununterbrochen zusammen, und könnten nur durch unser absichtliches Unterlassen (aber warum sollten wir?) in ihrem stabil-regulären Ablauf gestört werden: WIR wären einzige Quelle der Störung, aber indem wir das Stören-durch-Unterlassen-des Nötigen unterlassen (oder umgekehrt, Punkt für Punkt, oder besser, „Stelle“ für „Stelle“, die Rezept-Agenda abarbeiten und das Nötige tun), sorgen wir dafür, dass die je unmittelbar mögliche stabile Regularität der Gesamtpraxis, eingebettet in ihre Umgebung (synchronisiert mit der Stafette), fortwährend Wirklichkeit wird.
Von daher unsere beiden Hauptfragerichtungen als Rezept-Befolger: Mit welchen (für mich bewältigbaren) Aufgaben habe ich von seiten der Stafette zu rechnen – welches sind meine optimalen Antworten; wobei die Zone, in der sich etwas bewegen muss, um Aufgabe zu sein, beschränkt ist durch meine gegenwärtigen und künftig (dabei) erreichbaren Bewältigungs-Fähigkeiten (Nötiges tun Können), Bedürfnisse (Brauchen), und je in diesen beiden Hinsichten günstigere Alternativen (Dürfen); umgekehrt richtet sich natürlich, was optimale Antwort ist, danach, was die Aufgabe verlangt: Aufgabe und Antwort verschmelzen, das Rezeptdenken sieht nur Stafetten von Aufgabenlösungen, oder dazu alternative Stafetten dieser Art.
9.
Technische Regeln wiederum, spätestens durch das Hinzutreten der je passenden Handlungen, bündeln verschiedene Ausgangsbedingungen (im Rahmen dessen, was überhaupt an Bedingungen erfüllt sein muss) auf eine (erwünschte, mögliche) Wirkung hin; oder auf eine andere, wobei dann auch die Minimalanforderungen (innerhalb deren diese andere Wirkung überhaupt nur realisierbar ist) und die – den verschiedenartigen Bedingungen in diesem Rahmen angemessenen – Handlungen mehr oder weniger wechseln. Ein System technischer Regeln ist um so vollständiger, je mehr überhaupt denkbare Wirkungen es in immer mehr Rahmen und für immer mehr wechselnde Ausgangsbedingungen hervorzubringen gestattet – je weniger entgegenkommend von sich aus dabei die Umgebungen, desto komplizierter und länger werden natürlich die nötigen Anpassungshandlungen (auch die vorbereitenden, die die jeweils benötigten Mittel mit den jeweils vorhandenen Umgebungsbedingungen schaffen).
Es ist dann ein Spezialfall technischer Regeln denkbar, worin durch im Ausgangsrahmen mögliche Wirkungen eben dieser Ausgangs-Rahmen in eine Richtung verändert wird, dass weitere technische Regeln zum Einsatz kommen können (weil „ihr“ Möglichkeits-Rahmen“ geöffnet wurde) usw.; was aber nur die ursprüngliche Regel verlängert. Hingegen wirklich neu wäre es, wenn das sukzessive Öffnen der Möglichkeitsrahmen in sich selbst zurückmündet – wenn immer wieder zwischenzeitlich „verfallende“ Möglichkeiten („vgl. 1/1: Beschädigung, Verfall, Verschleiss, Veralten unserer Mittel, Kenntnisse, Fähigkeiten, Chancen; ; zusätzlich: Bedürftigkeit, Verbrauch unserer Handlungsspielräume, nötige Regeneration, immer wieder erneutes Herstellen von Homöostase-Bedingungen usw.) wiederhergestellt, „reproduziert“ werden; davon wäre ein Steigern des Niveaus (entlang eines Fortschrittspfades) mithilfe von Überschüssen nur eine Modifikation, wenn es, im Zielzustand, immer wieder nur auf (wenn auch verbesserte, robustere, produktivere) Reproduktion hinausläuft.
Die Änderungen, die die in solchen reproduktiven Kreisläufen eingesetzten technischen Regeln erfahren, machen sie REZEPT-Regeln immer ähnlicher. – Um präzise zu sein: Alle Techniken, ohne Ausnahme, haben – sofern sie dauern sollen, zumindest für die Zeit ihrer Anwendung – auch ein reproduktives Element: Geräte und Materialien müssen angemessen eingesetzt werden, Schadeinwirkungen abgewehrt, erwartbarer Verschleiss ersetzt usw.; und dafür mag mehr oder weniger (Ressourcen-)Aufwand nötig sein (der zu dem hinzukommt, der für das Zustandekommen des technischen Zwecks selbst getrieben werden muss). Diese Form von „Reproduktivität“ ist aber immer technisch in DEM Sinn, dass, sie zu berücksichtigen, davon abhängt, ob man den jeweils dauerhaft zu realisierenden technischen Effekt will, dessen Voraussetzungen reproduziert werden. Die Reproduktivität, die den eigentlichen Rezepten zugrundeliegt, ist hingegen kategorisch – man kann nicht andres, oder nicht sich VÖLLIG anders reproduzieren, weil man sonst nicht SICH reproduzieren würde; und dieser Zwang gelangt an alle technischen Regeln, im Moment, wo sie sich in Rezepte verwandeln, oder besser, in ein Regelsystem und seine (Selbst) Reproduktionszwänge integriert werden: Das „wenn du X bewirken willst“, die freie Vorstell- und Wählbarkeit des Effekts, um den es gehen soll (das Nebeneinanderlegen und Systematisieren all der möglichen Effekte, um die es gehen könnte), geht verloren; oder, die Frage, warum und ob man denn das Reproduzierende reproduzieren SOLL, stellt sich, anders als bei technischer Reproduktivität, nicht im Fall der Rezepte.
(Höchstens die: OB man (KS) sich (KS) SO reproduzieren soll – ob man (KS) DIESE Form der Reproduktion wählen soll, oder eine andre.)
10.
Das „wenn du X willst“, geht also beim Rezept verloren; es lassen sich nicht so reibungslos „Reihen“ gleichartiger/wertiger (hinsichtlich des Effekts) Rezepte, wie X’e (nämlich Effekte), denken, die man „wie in einem Werkzeugkasten nebeneinanderlegen“ könnte; womöglich noch nach unterschiedlichen Komplexitätsstufen (Elemente – Komplexe) geordnet.
An die Stelle des „Nebeneinanderlegens von möglichen Techniken“ entlang der Reihen möglicher Effekt-Abänderungen (in den Hinsichten, in denen diese Effekte dimensioniert sind) tritt natürlich auch bei Rezepten eine Abwandlungsmöglichkeit; dazu müssen wir eine „Stelle“ oder „Branche“ definieren, die mit Varianten ihrer ursprünglichen Version zu besetzen sind; jede Besetzung muss dabei dafür sorgen, dass das „Restsystem“ ihr die von ihr benötigten Voraussetzungen liefert, und sie ihrerseits die Anforderungen des Gesamtsystems an diese Stelle befriedigt; Rückwirkungen auf das Restsystem aus verändertem input (Anforderungen) oder output (Leistungen) der Stelle/Branche müssen sich irgendwie neutralisieren lassen (ansonsten ist eben die Definition der abzuwandelnden Stelle/Branche auszuweiten).
Natürlich kann man auch Reproduktionssysteme (Reproduktionssysteme im eigentlichen, nicht nur technischen Sinn) abwandeln; aber ihre internen Rückkoppelungen, ihre Integration durch solche Rückkoppelungen ist normalerweise so hoch (spätestens bei Knappheit der Ressourcen!), dass stabile Lösungen nur innerhalb relativ enger Grenzen variieren können, und bei erzwungenen Grenzüberschreitungen auch nur an einer Stelle oft sehr weitreichende Neuanpassungen an weit auseinanderliegenden Stellen des Systems, vielleicht sogar allen, erforderlich werden. Das Ausgangssystem fungiert als Matrix (und Quelle der Struktur und Dimensionierung) seiner Abwandlungen; je nachdem, wie weitgehend es abgewandelt wird, bleibt immer weniger davon erhalten – die Matrix wird zur Matrix der möglichen Reproduktionssysteme (Lebensformen) überhaupt – zur allgemeinen Grenze sinnvollen (auch arbeitsteiligen, organisierten Zusammen-)Lebens und Sich-Reproduzierens (auch der möglichen fortgeschritteneren Formen solchen Sich-Reproduzierens) überhaupt.
((Abwandlung eines RS findet auch statt als Änderung der Umgebung – SIE ändert SICH, oder wir wechseln in eine andre (eine mehr oder weniger gut bekannte, bewältigbare, bewältigte). Es gibt dann eine Raum- und Umstands-abhängige Matrix für Abwandlungen – und eine von Umgebungen, Räumen, Umständen zunehmend unabhängige, immer allgemeinere Form von Abwandlungs-Matrizen: Inventar der Reproduktions(versuchs)-Strategien in immer fremderen Umgebungen, das bestenfalls übergeht in den (In)Begriff möglicher Reproduktionssysteme (und der daFÜR allenfalls benötigten Umgebungen) überhaupt.))
In technischen Regeln kommt die virtuelle „Einsetzbarkeit“ in die „Stelle“ oder „Branche“ eines Rezeptsystems durch ein doppeltes „wenn“ zum Ausdruck: WENN du auf denundden Output zuarbeitest (denundden Anforderungen des Restsystems an diese Stelle genügen willst); und: WENN du denundden Input zur Verfügung hast (dieunddie Vorprodukte, Rohstoffe, zu hinreichend zuverlässig zu erwartenden allgemeinen und besonderen Randbedingungen, unter denen die Technik einzig zuverlässig funktioniert; dazu gehören auch subjektive Fähigkeiten, Übung derer, die die Technik handhaben sollen usw.); das hat also mit Stellen und Branchen zu tun, die der zu besetzenden Stelle des reproduktiven Rezeptsystems vor- oder nachgelagert sind; aber auch mit den physischen Besonderheiten des Kernselbst (auch beim je gegebenen Stand seiner Entwicklung und seines Wissens), und den (verlässlich zu erwartenden) Randbedingungen der Umgebung.
11.
Das doppelte „wenn“ der technischen Regel bezeichnet also die beiden Verbindungsstellen, wo die Regel in die Rezept-Abfolge einer Normalpraxis eingehakt wird – und dadurch selbst zum Rezept, Teil-Rezept wird, sich mit Erwartungen verbindet nicht nur hinsichtlich des outputs, sondern des Eingepasstseins dieses outputs in ein Bedarfssystem, Reproduzierbarkeit des inputs, dauerhafte Bewältigbarkeit der Umsetzung dieser Technik mit den verfügbaren Ressourcen und Homöostase-Bedingungen, Unschädlichkeit von Nebenfolgen, Robustheit unter den Umständen (Risiken) der Anwendung, für die Dauer der Anwendung, bis hin zu Erwartungen hinsichtlich improvisierbarer Abwandlungen und Anpassungen im Notfall, der Unübertroffenheit durch sämtliche derzeit verfügbare Alternativen, was die vorgenannten Parameter anlangt, einschliesslich der Chancen, produktiver gemacht zu werden als zu Beginn.
Das „wenn“, das aus den technischen Regeln (und den darin versteckten Kausal-Zusammenhängen) stammt, ist also schon aufgezehrt und abgesättigt durch die Einhakung in die zwei Anschluss-Stellen der Normalpraxis-Stelle/Branche, in die die zugehörige technische Regel, als das an dieser Stelle derzeit gültige (Vollzugs)Rezept, eingesetzt wird.
(Entsprechend sind alle Möglichkeiten zu „weil“-Antworten, die aus der technischen Regel oder dem oder den in ihr involvierten Kausalregeln folgen, bereits getilgt, wenn es zu „weil“-Antworten auf „warum“ -Fragen im Zusammenhang mit „dieser Regel“ kommt: „Warum hier, jetzt, an dieser Stelle, Branche diese Regel?“:
1.Antwort-Möglichkeit: WEIL die Randumstände (auch: input) dieunddie sind (und nicht jene; die Ausführung würde dann modifiziert in Anpassung des Rezepts (der Technik) an etwas anders geartete Randbedingungen);
2.Antwort-Möglichkeit: WEIL derundder (auch innerhalb bestimmter Grenzen variable) output der Stelle/ Branche für dieunddie Anschluss-Rezepte benötigt wird – weil es sich um einen notwendigen Schritt („Tun des (daFÜR) Notwendigen“, in seiner Gesamtheit auch FÜR Reproduktion und Fortschritt erwartbar Zulänglichen) im Rahmen der Gesamtpraxis handelt;
3.Antwort-Möglichkeit: WEIL im Sinne von „UM-ZU“: WEIL man DADURCH das Muster der im übergeordneten Rezept-Schema hier vorgesehenen Aufgabe= Stelle, Branche umsetzt, oder das betreffende Problem löst oder lösen könnte, und zwar optimal (hiervon hergeleitet: OPTIMIEREN als Modus des für solche Stellen relevanten Wissenserwerbs). (Man könnte sich dies ausgeführt denken durch WEIL-Antwort-Möglichkeiten der zweiten Reihe, wie wir sie oben schon angesprochen hatten: weil es sich um eine hinlänglich erprobte Technik, einen hinlänglich oft beobachteten (experimentell ausgelösten, betätigten) Kausalzusammenhang handelt; weil es keine bessere Alternative (sondern höchstens gleich gute) gibt; weil sich die Besetzung DIESER Stelle mit DIESER Technik (und nicht Alternativen zu ihr, die auch zur Verfügung stehen) in jeder Hinsicht bewährt hat: Sie kommt mit den vorgesehenen Ressourcen aus – sie ist bewältigbar unter den Randbedingungen, unter denen sie funktionieren muss (zuverlässig, robust, aktiv, passiv mit gegebnen Mitteln hinlänglich absicherbar gegen erwartbare Schäden, synchronisierbar aufgrund ihrer Schwankungsbreiten mit denjenigen ihrer Randbedingungen usw.) – sie erbringt die Erträge, und keine überraschend-unvorhergesehen ungünstigen oder nicht bewältigbar-günstigen Nebenfolgen; sie scheint flexibel, anpassbar im Rahmen vorhandener Wissensreserven (ausdifferenzierbar für verschiedene erwartbare Ausführungs-Modifikationen) usw. – Diese Art WEIL hat, anders als die vorhergehenden, eine entscheidende Voraussetzung: Hier wird begründet, warum DIESER Technik an dieser Stelle der Vorzug vor anderen Kandidaten gegeben wurde – was bedeutet, dass ein „Werkzeugkasten“ an Alternativen dem Planer zur Verfügung steht, aus dem er wählen könnte; wohingegen die ersten beiden „weil“ nur die Erfüllung der beiden Anforderungs-Sorten der „Stelle“ durch die je massgebliche Ausführungs-Technik ansprechen – Gründe, warum sie überhaupt infragekommt und in die engere Auswahl kommt (notwendige Bedingungen der Wählbarkeit erfüllt).
12.
Aus dem Gesagten folgt, dass ein genuines Einzel-Rezept im Grund überhaupt keinen wenn-Teil aufweist (Es beginnt, kategorisch, quasi immer mit einem: „Man nehme.., man tue…“). Wenn aber doch: dann handelt es sich um Bedingungen der Abwandlung der Rezept-Ausführung unter bestimmten Bedingungen; die allgemeinsten Rubriken, in die sich die möglichen Abwandlungsgründe einordnen lassen, sind, wie bereits ausgeführt: mögliche Varianten von Randbedingungen und des inputs, oder der Anforderungen an den output, oder Varianten der für die Stelle (somit auch die Wahl der für ihre Besetzung best-geeigneten unter vorhandenen Techniken) massgeblichen Muster-(Grenz-, Matrix-)Vorgabe der nächsthöheren UM-ZU-Stufe.
Ein SYSTEM solcher Bedingungen, wenn denn überhaupt genug Alternativ-Rezepte für eine Stelle existieren, kann als Referenz- und Ausgangs-Punkt immer nur eine vorhandene Praktik an einer Stelle in einer momentan gültigen Normalpraxis nehmen; sofern (was unter Normalpraktiker-Voraussetzungen bald der Fall sein wird) das Reserve-Wissen, mit dem solche Alternativ-Rezepte formuliert werden, oder das sie geradezu enthält, erschöpft ist, geht das System der fertigen Rezepte in das der möglicherweise zu erprobenden über; auch hier ist ohne Referenz-Stelle und ihre Einbindung in eine umfangreichere Gesamt-Normalpraxis ein SYSTEM von Abwandlungsversuchen (bis hin zur Formulierung von Grenzen, wo man sich implizit als gescheitert erklären muss, weil alle denkbaren Möglichkeiten sich erschöpft haben) entweder überhaupt nicht vorstellbar, oder selbst mit einer solchen Stelle nur sehr unvollständig, und an seinen Rändern unbestimmt ausfransend („Dunstkreis von Möglichkeiten“).
Wenn wir freilich nicht mehr nur „Stellen“ betrachten, sondern ganze (äussere) Praxis-Schalen, dann entfallen die internen „wenn“-Bedingungen der Einzelstelle – die Schale als ganze hat dann nur noch eine „Aussen“-Beziehung zu den Randbedingungen, unter denen sie den allgemeineren UM-ZU-Entwurf, der ihr zugrundeliegt, technisch (unter kombinierendem Einbau verschiedenster technischer Regeln, am je passenden Ort) umzusetzen versucht; und das Innen-Verhältnis zur je nächst-inneren UM-ZU-Schale, oder dem ihr nächst-stehenden, abstrakteren Reproduktions- und Fortschritts-Entwurf, dessen (variierbare) Realisierung sie ist; dieser Entwurf ist seinerseits eine Konkretisierung eines noch allgemeineren, noch weniger festgelegten Entwurfs, für bestimmte erwartete Typen von Randbedingungen – der allgemeinste Entwurf ist das Erweiterte Selbst selbst, und seine grobe Auf- und Einteilung von Gesamt-Spielräumen auf Anteile eines Reproduktions-Alltags und der in ihm vorgesehenen Fortschrittsoptionen. Wiederum umgekehrt formuliert: Die (variablen) Randbedingungen oder Randbedingungs-Typen, die für jede der aufeinanderfolgenden „Innen-Stufen“ deren je optimale DADURCH-DASS-Konkretisierung begründen (nach aussen), bilden auf jeder dieser Stufen deren „Aussenseite“; jede dieser Stufen ist ein Rezeptsystem, oder eine Abstraktionsstufe („Schale“) ein und desselben Rezeptsystems, die je nachdem, wie die zu ihr gehörenden Randbedingungs-Formen sich konkretisieren, eine je unterschiedliche Konkretisierung auf der je nächst-äusseren Konkretisierungsstufe nach sich ziehen; und sie sind, ebenso wie die aller-äusserste, wirkliche Praxis-Rezept-Schale mit Techniken, zumindest besetzt mit Technik-ARTEN, mit der jede ihrer (abstrakten) „Stellen“ zu besetzen ist – die abstrakteren Reproduktions-Entwürfe, und die Rezept-Abfolgen, aus denen sie bestehen, besagen also, durch Abfolge UNGEFÄHR welcher ARTEN von technischen Massnahmen, unter Rand-Bedingungen ungefähr welcher Art, man glaubt, mit den vorgesehenen Spielraum-Aufteilungen Reproduktion und deren Fortschritt in der vorhandenen Umgebung bewirken zu können; und dieser Entwurf wird eben für Konkretisierungen dieser Randbedingungen technisch konkretisiert, indem bestimmte Unterarten dieser Technik-Sorten, oder sogar ganz bestimmte einzelne Verfahren, zur Ausführung einzelner Abteilungen (Branchen, Stellen) des groben, abstrakteren (UM-ZU-) Praxisentwurfs oder Plans, gewählt werden.
((Die Bandbreite möglicher Varianten, die diese „Matrix“ vorsieht, und mit denen sie, als bekannten Randumständen der Planung oder zu erprobenden und zu (ver)suchenden Möglichkeiten rechnet, ist dabei immer wieder abhängig von den zwei Hauptkomponenten jeder reproduktiven Planung:
– dem Inventar technischer Möglichkeiten, das (spätestens in der jeweils gewählten Verlaufs-Variante) überhaupt zur Verfügung steht (technisch ist s auch dadurch, dass es unseren Fähigkeiten und Spielräumen generell angemessen ist); und:
– dem Inventar (ebenfalls „technisch“, zuverlässig, für den Fall unseres Nichteingreifens, oder angesichts bestehender Unbeeinflussbarkeit mit bekannten Mitteln notgedrungen unbeeinflusst stattfindender) prognostizierbarer, für den Verlauf unserer (gegenwärtigen, oder mehr oder wneiger auch jeder andern) Reproduktion relevanten Umgebungsereignisse.))
13.
Das „Wenn“ der Rezepte hat eine grundsätzlich andere Funktion, als in einer technischen oder Kausal-Regel; und zwar einfach schon darum, weil es die Einsetzung der einen oder einer anderen, alternativen Technik (oder Technik-Art) an einer Stelle des Rezept-Ablaufs regelt, je nachdem, welche der alternativen, relevanten (aufzuzählenden – ich muss immer wissen, wie ich verfahren soll!) Bedingungen jeweils in der aktuellen Situation erfüllt ist. Das „Wenn…“ der Technik ist hier, wie bereits festgestellt, verschwunden, und (falls man es überhaupt erwähnenswert findet) verwandelt in ein „.. und da… (dieunddie Ausgangsbedingungen für Anwendung der Technik erfüllt sind, die Rollen, die im technischen Verfahren besetzt sein müssen, hier durch diesunddies besetzt sind…usw.)“; anschliessend folgt, auch in der Rezeptversion der technischen Regel, die Handlungs-Ausführungsvorschrift: „…tue…“. Im Rezept folgt dann wieder, als Überschuss über die technische Regel, eine Beschreibung (sofern es sich nicht von selbst versteht, und wieder nicht erwähnt werden muss), was als Handlungs(neben)folge zu erwarten ist – erwähnt werden solche Folgen eigentlich nur, wenn sie (und ihr Eintritt) Bedingung und Anknüpfungspunkt für ein Folgerezept darstellen; der Haupt-Bedingungs-Term der technischen Regel, nämlich der Zweck, ist natürlich, wie ebenfalls oft genug festgestellt, erst recht getilgt, denn dass dieser Zweck tatsächlich verfolgt wird, und seine Verfolgung nicht mehr einfach bloss bedingt angenommen wird, kommt ja hier in der Wahl DIESER, und nicht einer anderen technischen Regel für die betreffende Stelle zum Ausdruck.
Der bezweckte Effekt muss übrigens nicht in der vorgeschriebenen Handlung selbst bestehen oder ihr unmittelbares Resultat darstellen – die Handlung kann auch (vorausgesetzt, passende Randbedingungen, d.i. Dispositionen, sind erfüllt), entsprechend einer Kausalregel, als Ursache fungieren und ihn als solche auslösen. Nebenfolgen sind durch irgendetwas an dem für das Bezweckte Nötigen verursacht, sofern sie nicht durch Extra-Handlungen unterbunden werden; Nebenfolgen sind aber ausdrücklich nicht Inhalt des Haupt-Effekts, der durch Anwendung der technischen Regel erzeugt (und durch sie bezweckt) wird – und zwar selbst dann, wenn sie willkommen sind, weil man sie als Eingangsvoraussetzungen anderswo nutzen kann.
((Der Begriff „Nebenfolge“ enthält mehr als bloss die einfache Auswirkung des Stattfindens dieser Handlung (und der mit ihr verbundenen Unterlassungen) – Nebenfolgen sind solche Auswirkungen, die für die vorhandene Reproduktion in bestimmten Fristen Konsequenzen haben (nicht indifferent sind), und in dieser Hinsicht erwartet, bedacht, berücksichtigt sind.))
In jeder technischen Handlung ist auch eine (u.U. komplexe) Kausalregel (über die Ursachen des Effekts und der Nebenfolgen) versteckt; aber in Rezepten gibt es möglicherweise Kausalregeln, die über die technischen Regeln hinausgehen, insofern sie Prognosen (Erwartungen) darüber enthalten, was die Anwendung dieser technischen Regel hier, unter Randbedingungen DIESEN Typs (die auch eine spezielle Version der Bedingungen der Anwendbarkeit dieser Regel einschliessen müssen), für Nebenfolgen hat – über die hinaus, oder die modifizierend, die sie nur aufgrund ihrer eigenen Anwendungsvoraussetzungen erzeugen würde.
((Von daher noch einmal der Gesichtspunkt der systematischen Anordnung (vgl. 12/13 oben): Der „Werkzeugkasten“ der technischen Regeln oder Techniken ist geordnet nach (einfachen oder zusammengesetzten) Effekten, die man hervorbringen wollen könnte, und ordnet ihnen (u.U. mehrere) Ausgangsbedingungen und Handlungen zu, durch die sie erzeugt werden könnten; das System der Kausal-Dispositionen oder -Regeln wird geordnet nach erkennbaren, hinsichtlich des Verlaufs einen Unterschied machenden Ausgangssituationen – ihnen werden (kürzer- oder längerfristige) Erwartungen (Prognosen) zugeordnet, u.U. aufgeschlüsselt nach differenzierenden (den Verlauf modifizierenden) Zusatzbedingungen im Ausgang oder Verlauf (solche Zusatz-Bedingungen können durch Handlungen von uns realisiert werden). In ein Rezept gehen meist über alle technischen Regeln, die in es eingebaut sind, auch noch Prognosen-begründendes Kausal-Regelwissen ein, vor allem, wenn es um Abschätzung der Kombinationswirkung von Technik und speziellen Randbedingungen geht. (Ausgehend von einer Ausgangssituation, verzweigen sich die Progosen; ausgehend von einem Effekt, bei Techniken, die Ausgangssituationen, aus denen heraus er noch (durch immer weitergehende Erzeugung von immer mehr notwendigen Ausgangsbedingungen, sofern sie nicht von selbst erfüllt sind) erreichbar ist.) – Grob gesagt: Techniken gehen auf Effekte, Kausalwissen auf Prognosen angesichts von Ausgangssituationen und Zusatzbedingungen (mögliche Handlungen als solche Zusatzbedingung zu sehen, und die Bündelung verschiedener Ausgangsbedingungen unter dem Gesichtspunkt desselben Effekts, auf den sie zulaufen, ordnet das Inventar der Dispositionen um in das der technischen Regeln); die Formen ihrer jeweiligen Anordnung spiegeln diese ihre Funktion für und in Rezepten wider – auf Erfüllung eben dieser entsprechenden Anforderungen von und in Rezepten hin werden sie ja hingeordnet. Für Rezepte gibt es dagegen erst einmal keine unmittelbar einleuchtende Art, sie anzuordnen – kein System der möglichen Anforderungen (und Arten ihrer Erfüllung), denen Einzelrezepte, oder Rezept-Aggregate bis hin zu ganzen Normalpraxen, genügen sollen, und auf die hin sie geordnet werden könnten.))
14.
Das „wenn“ der Rezepte, oder ihre mögliche Ausdifferenzierung nach (relevanten) Randbedingungen ihrer Durchführung, hat also zwei mögliche Aufzweigungen zur Folge: die Wahl alternativer Techniken oder Verfahrensverläufe zur Erzeugung des gewünschten Effekts an dieser Stelle; und die Benennung möglicher Nebenfolgen, mit denen man unter diesen Umständen zu rechnen hat – hier gibt es zwei Möglichkeiten: entweder, die Nebenfolge ist NICHT indifferent, stattdessen unerwünscht oder günstig, sei es für dieses Rezept oder ein späteres: Dann leitet ihre Benennung zur Wahl einer Zusatztechnik, oder auch in ein späteres Rezept über; oder sie IST indifferent für alle in der Normalpraxis verfolgten Zwecke, und dann dient die Benennung solcher Nebenfolgen nur der Beruhigung, und schliesst mit der Vorschrift, sich um sie nicht zu kümmern (obwohl dies naheliegen mag); beides zusammen sind im Grund nur Varianten der technischen Verzweigung, oder fakultativ nötigen Zusatzmassnahmen, die auch in der andern Rezept-Ausdifferenzierung vorkommen können.
(Ein für die Normalpraxis Indifferentes wird in der Rezept-Beschreibung (als Darstellung des Regelsystems, das der Normalpraktiker an dieser Stelle in seiner Praxis befolgt) also nur dann und darum erwähnt, weil es unmittelbar different (und darum beunruhigend) zu sein scheint – und weil (Rezept)Wissen dazugehört, diesem Schein in der Praxis, und praktisch, nicht zu erliegen. Einfaches Vorhersagen, was sich ereignen wird, ohne gleich dazuzusagen, dass und wie es sich in der Praxis des Normalplaners auswirken wird, ist aus Sicht von Normalplanern ein geradezu absurder Rede-Modus – er würde die Frage provozieren: Und wozu sagst du das? Warum soll ich das zur Kenntnis nehmen? Wofür ist das gut? – Ein Wahrsager, der solche Prognosen macht, würde daher bestenfalls als eine Art Artist durchgehen – jemand, der eine kuriose Befähigung aufweist, die ausser zu spielerischen und Unterhaltungszwecken keinerlei Bedeutung hat; richtige Wahrsager, umgekehrt, prophezeien nur affektiv Bedeutsames – andres will ihre Klientel nicht wissen. – Das wiederum erklärt, warum das Wissen-dass der Normalplaner vor allem Trivialitäten enthält – ein unverwertbar Indifferentes, das auch noch selten ist, ist das Nicht-Merkenswürdige schlechthin für sie.)
(Das, und andres, was zuvor gesagt wurde, hilft verstehen, warum das Rezept-Denken eine Selektion darstellt – Rezepte enthalten immer ein praktisch, unter diesen, überhaupt erwartbaren Bedingungen, Hinreichendes – einen sehr engen Ausschnitt aus dem überhaupt Möglichen; „es funktioniert“ – befolg es, und es wird gelingen; und mach es soundso anders, wandel es soundso ab, wenn dieunddie erforderliche Bedingung einmal nicht erfüllt sein sollte usw.)
Aber die Frage: Was GENAU ist ÜBERHAUPT erforderlich für den Erfolg – WARUM Erfolg, wie kommt er zustande – das Notwendig-Hinreichende (das, was am Hinreichenden wirklich notwendig ist, und zur Not ausreichen würde, oder in der Not ersetzt werden müsste): das will ein Rezeptdenker, also Normalplaner, nicht kennen; geschweige denn „bloss“ Notwendiges, „bloss“ Gebrauchtes, das aber für sich zu keinem denkbaren Zweck „hinreicht“, entweder, weil man es mit vorhandenen Mitteln nicht kann, oder die andern Ingredienzien nicht kennt. Solch fragmentarisches Wissen, von dem die Wissenschaft voll ist, ist für Normalplaner schlichtes Nichtwissen, mit dem sie nicht ihre Zeit verschwenden. – Diese Zwischenüberlegung wiederum wird uns verstehen helfen, was wir bald werden dringend verstehen lernen müssen: Warum Normalplaner Not, Mangel, das, was ihnen fehlt, immer nur als Ausfall eines vormals doch Hinreichenden, oder als das Noch-Nicht-Vorhandensein eines benötigten Hinreichenden, denken; nicht hingegen als Nicht-Erfüllung einer oder DER für einen Effekt, oder ihre Reproduktion, ALLGEMEIN zu erfüllenden Bedingungen; Bezugnahme auf eine Vollständigkeit, Totalität, von der sie buchstänlich nichts wissen, die sie nicht denken, und mit der sie sich nicht beschäftigen wollen, und nie (oder nie ohne Not) beschäftigen WERDEN.)
15.
Das für den Aberglauben Entscheidende am „wenn“ der Rezepte ist aber, dass diese Ausdifferenzierung nach Randbedingungen sich auf verschiedensten Abstraktionsstufen der Rezept-Schalen-Hierarchie ereignen kann: Sehr spezifische Ereignisse, Sachverhalte, Dispositionen können sich günstig oder ungünstig, also nicht indifferent, auf unterschiedlichste ARTEN von Handlungen, ihre Durchführung oder Erfolgswahrscheinlichkeit, auswirken; und somit auf Zwecke. Zwar gilt diese Art der Beeinflussung (Beeinträchtigung, Begünstigung) durchaus auch für technische Regeln: Ein und derselbe Sachverhalt kann sich günstig und ungünstig auf unterschiedlichste Techniken, oder ARTEN von ihnen, auswirken; aber die Zersplitterung dieser möglichen Auswirkungen (kausaler Art), nicht nur, was die Effekte anlangt, sondern auch, was ihre Bewertung, macht, dass sich hier meist keine einfache verallgemeinerbare technische Regel ergibt, die man ebenso einfach in das System der Effekte einfügen, oder einer überschaubaren Gruppe von Techniken zuordnen könnte.
Diese Zersplitterung der (Neben)Effekte, die ein Sachverhalt im Verbund mit unterschiedlichsten Ausgangsbedingungen oder Verlaufssituationen bei Umsetzung einer Technik erzeugen könnte (selbst wenn sie günstig ode ungünstig sind) – die Tatsache, dass sie nicht einfach klassifizierbar sind, sondern ihrerseits ein vielfältiges SYSTEM darstellen, das, wenn es wirklich drauf ankäme, quasi eine eigene Technologie, ein System (eine maximal überschaubare Darstellung der) der Nebenwirk-EFFEKTE dieses Sachverhalts ausmachen würde: Sie macht, dass die oben angedeutete „Umarbeitung“ des Systems der Kausalregeln, das von (möglichst elementaren) Ausgangs-Situationen ausgeht, in ein System technischer Regeln, das von Anordnungen denkbarer Effekte ausgeht, keinen direkten und einfachen Weg nehmen kann – die SYSTEME sind völlig unterschiedlich aufgebaut, die Hinsichten, denen die Anordnung der Regeln folgen, sind jeweils ganz unterschiedlich – obwohl doch in jeder technischen Regel Kausalregeln stecken, und jede Kausalregel, durch Realisierung von in ihr benannten Teilursachen mithilfe von Handlungen, in eine technische überführt werden kann.
Das Mass der überschaubaren Beziehbarkeit einer Ausgangsbedingung auf unterschiedliche technologische Effekte (Effekte, die sich nach einem technologischen System ordnen lassen) (und nicht nur der von ihr ausgehenden und sich immer mehr, je nach Zusatz-Bedingungen jetzt und später, verzweigenden prognostizierbaren Verläufe und Wirkungen) könnte man ihre TECHNIZITÄT nennen. Die Sachverhalte, die von höheren Ebenen aus, sich unterschiedslos auf sämtliche „unterhalb“ dieser Ebene gelegenen Rezept-Ausführungen (wie verschieden sie in technischer Hinsicht sein mögen) in relevanter, nicht indifferenter Weise, sollen auswirken können, haben aber eine zusätzliche, oder besser ähnlichgelagerte Eigenschaft: die der „ÖKONOMIZITÄT“ (oder Teleologizität), oder ihrer unmittelbaren „Nicht-Indifferenz“ („Nützlich, zweckmässig zu wissen“) hinsichtlich der Ausführung einer bestimmten Stelle oder Branche der Normalpraxis (als solche ist diese Stelle oder Branche zugleich eine FÜR diese Praxis und den Gesamtplanentwurf, den sie darstellt, unentbehrliche) – ganz gleich, WIE und mit welchen Techniken wir diese Ausführung versuchen.
16.
Jede solche Technik, mit der eine Ausführung der Vorgaben dieser Stelle versucht wird, und die somit als daFÜR wenigstens annähernd geeignet muss befunden werden können, weist in ihrem „wenn“-Teil, sofern er sich auf den erzielbaren Effekt bezieht, eine Beschreibung auf, die in etwa auch auf die an dieser Stelle von der Gesamtpraxis geforderte Problemlösung zutrifft; oder kurz: der Effekt, den die Technik erzeugt, muss in etwa eine Lösung dieses Problems sein. Wird die Technik als die an dieser Stelle beste ausgewählt, so verwandelt sie sich, wie wir sahen, in das Rezept für diese Stelle, indem sie diesen wenn-Anteil verliert: WENN du denundden Effekt (mit denundden Prioritäten) hervorbringen willst (oder: um ihn hervorzubringen, tue…). Die Frage, ob dies Problem überhaupt relevant ist, und DIESE Technik, angesichts aller anderen Gesichtspunkte, Vorrang vor allen anderen denkbaren Lösungen haben soll (und somit diese, und keine andere Prioritätenregel bestimmend für die Entscheidung für sie oder eine andere sein soll) – diese Frage muss längst entschieden sein, wenn es dazu kommt, dass zwischen Techniken (dazu zählen auch Unterlassungen, angesichts von Randbedingungen und Prioritäten) eine Auswahl getroffen wird, mit denen die betreffende Stelle besetzt, oder die als optimale Lösung des Problems, durch das diese Stelle charakterisiert sein soll, angesehen werden soll.
Es gibt dann eine triviale Parallele zu der oben angedeuteten Art, wie Techniken von Kausalregeln geschieden sind, in der Art, wie Techniken und Rezepte sich unterscheiden, oder das eine von beidem in das je andre (nicht) übergeht. Von dieser Schwelle, die Techniken von Rezepten trennt, war unter anderen Bezeichnungen in den vorangegangenen Überlegungen bereits sehr oft die Rede; nämlich immer da, wo die Behauptung aufgestellt wurde, dass Mittel alleine keine Ziele zu definieren erlauben, oder, umgekehrt, dort, wo es hiess: Das Normaldenken macht es unmöglich, sich KONSTRUKTIONEN von (Experimental-, Versuchs-)Zielen aus Reihen und durch Zusammensetzung (Aggregierung) vorhandener Mittel auszudenken; statt Mittel sagen wir jetzt Technik, statt (Versuchs- oder Unter-)Ziel sagen wir: Rezept, oder Lösung (für eine gegebene Stelle, ein Problem). Die Pointe all dieser Feststellungen ist: dass sich die aus einer Ausgangssituation heraus nacheinander möglichen Effekte beliebig aggregieren lassen, sodass sich eine ganze (Produktions)Geschichte, ein Konstruktionsplan zu ihrer sinnvollen (möglichen, experimentellen) Aggregierung ergibt, den man (versuchsweise) umsetzen könnte; die Frage ist: ob man es will; ob man das Wagnis, knappe Ressourcen für ein solches Projekt zu verausgaben (etwa einen bestimmten Fortschrittsprozess) eingehen, und ihm den Vorrang vor anderen möglichen (die es ausschliesst) geben soll; grundsätzlich ist dieser Konstruktionsprozess für immer ausgreifendere technische Projekte (Effekte) uferlos, und findet in sich selber keine innere Begrenzung, sofern nur allgemeine Randbedingungen überhaupt erfüllt sind, die von ihm benötigten Ressourcen ihm aus der Umgebung zufliessen, alle ihm drohenden Schäden zu berücksichtigen ihn nicht wirklich limitiert, und überhaupt wir als Handelnde und Ausführende dabei weiter existieren und am Leben sind. Diese Uferlosigkeit des technischen Denkens und (Versuchs)Konstruierens ist sofort gebändigt, wenn durch einen (normal- oder anderweitig hergeleitet-praktischen) Planentwurf umschriebene Probleme und Aufgabenstellungen vorgegeben werden, an die die Auswahl der Technik, also der zu erzeugenden Effekte, aus dem („Werkzeugkasten“-)Vorrat der (Versuchs-)Planenden sich zu halten haben.
17.
Eine vergleichbare Uferlosigkeit hatte sich ja oben für die Kausalregeln angedeutet. Wir können die Ausgangs-Szenarios für Prognosen umfangreicher und umfangreicher machen (begrenzt nur durch eine die Rest-Einflussmöglichkeiten (in unserem Jargon also letztlich: das Restunbekannte) vorläufig global ausschliessende ceteris-paribus-Klausel); ein komplexes Ausgangsszenario hat dann komplexe Wirkungen (sofern wir uns überhaupt zutrauen dürfen, sie vorherzusagen).
Die Selektion, die die technische Regel daran vornimmt, ist bestimmt durch die Definition des zu erreichenden Effekts, und der FÜR seine Erreichung (durch Handeln) nötigen AusgangsBEDINGUNGEN (die vorgefunden werden müssen); die „Verzweigungen“, die sich dann noch ergeben, betreffen jeweils unterschiedliche Anfangs- oder Verlaufsbedingungen, die aber allesamt mit der Bewirkung des Effekts vereinbar sind. Darin eingeschlossen sind die Vorkehrungen gegen Beeinträchtigungen der Ausführung, speziell solche, die sich AUS der Ausführung selbst (unter bestimmten Randbedingungen WÄHREND der Ausführung) ergeben können; schliesslich auch die „beeindruckenden“ Nebenffekte oder -Ereignisse, die man als Laie für die Ausführung relevant, speziell auch gefährlich halten könnte, und die unbeachtet bleiben sollen (zur Ausführung gehören dann also relevante Unterlassungs-Anweisungen). Die technische Regel erhebt am Ende den Anspruch, vollständig zu sein in dem Sinn, dass sie ALLES FÜR ERZIELUNG DES EFFEKTS UNTER BESTIMMTEN RANDBEDINGUNGEN RELEVANTE ANGEFÜHRT HAT, und alles daFÜR Unwichtige (auch wo es wichtig zu sein scheint) ausschliesst. (Dass Randbedingungen in den „Titel“ der (verzweigten) Regel mitaufzunehmen sind, wobei Ausgangs- und Verlaufsbedingungen gemeint sind, hat mit der anderen „Uferlosigkeit“ zu tun, die sich an Kausalregeln auftun kann: Alle Ausgangsbedingungen haben ja eine Vorgeschichte; so könnte man, wenn nicht irgendwo „Vorfindbarkeit“ vorausgesetzt wird, die Ausgangs- für technische Zwischenbedingungen und -stufen und erklären, und die technische Vorgeschichte verlängern, hin zu immer unterschiedlicheren Ausgangsbedingungen, von denen ausgehend man die Frage beantwortet, wie man aus ihnen heraus den Effekt zustandebringt. Unter der eben genannten Formel „alles für Erzielung des Effekts Relevante“ hat freilich dies Verlängern und Abwandeln der Ausgangsbedingungen (unter denen es überhaupt möglich sein soll) ein Ende: weil irgendwann alle Varianten, unter denen der Effekt ÜBERHAUPT aus Vorbedingungen erzeugbar ist, aufgezählt sind, und die Grenze vollständig bestimmt ist zu jenen Umgebungen, in denen der Effekt durch keine unserer Handlungen erzeugt werden kann – weil etwas zur Erzeugung (und sei sie noch so langwierig und umständlich) einer der notwendigen Ausgangsbedingungen zur Erzeugung des Effekts fehlt.
18.
In der so erwartete Abgrenzbarkeit, Unstörbarkeit (durch Abhängigkeit von und Beeinflussbarkeit durch immer neue günstige, oder abzuhaltende ungünstige Randbedingungen) und Endlichkeit der Ausgangs-, Rand- und Verlaufsbedingungen lässt sich vielleicht ein Reflex sehen der „relativen“ (bis auf weiteres geltenden) transzendental-ökonomischen Konstanz-Erwartung RU1, für die, im Fall ihrer Nicht-Erfüllung, wo also ein „Anlass“ zum Dazu-Lernen besteht, die Erwartung RU2 eintritt: Ihre Einhaltung würde uns gestatten, die „noch fehlenden“ Bedingungen zu kennen, die, mit den ursprünglich bekannten, uns das Urteil ermöglichen, ob der an sie und passende Handlungen als Bedingungen geknüpfte Effekt die beste Lösung für ein gegebnes Problem darstellt, oder zugunsten einer anderen Technik, oder einer anderen Problemstellung, aufzugeben ist. (Man könnte RU1/2 in gewissem Sinn zusammen als das Postulat auffassen, dass die Kausalregeln in unserer Umgebung in relevantem Umfang Technizität aufweisen, also sich für technologische Kenntnisse und Erkenntnisse aufbereiten, und den Anforderungen genügen, die erfüllt sein müssen, damit sich daraus von uns handhabbare Techniken machen lassen.)
RU1/2 formuliert, anders gesagt, bezüglich der Techniken die Erwartung, dass wir jetzt schon, spätestens aber im Zuge weiteren Dazulernens hinsichtlich ihrer Bedingtheiten, einen Grad an Verlässlichkeit, und Kontrolle über eine endliche Menge von Bedingungen (mit tolerierbar abgegrenzten Schwankungsbreiten) erreichen können, der uns praktische positive oder negative Entscheidungen über die Zweckmässigkeit des Einsatzes dieser Technik in unserer Praxis erlaubt. Zum Rezept wird eine solche, mehr oder weniger zuverlässige Technik (wäre sie nicht wenigstens einigermassen zuverlässig, würde sie den Namen einer Technik nicht verdienen), indem sie als relativ best-geeignete Problemlösung in den Reproduktions-Zirkel eingefügt wird, und ihre Einsatz-Bedingung „wenn du Effekt E willst“ getilgt wird. Es geschieht aber noch mehr, und davon war zwar früher, aber in diesem Zusammenhang bisher zuwenig die Rede: Die Rand-, Ausgangs- und Verlaufsbedingungen der Technik, sofern sie nicht durch unser Handeln (aber auch wieder im Verbund mit irgendwelchen anderen Randbedingungen) realisiert werden, werden als erfüllt durch die Umgebung zum Zeitpunkt, wo die Technik eingesetzt wird, unterstellt – nicht bedingt, sondern kategorisch erwartet, und das (spätestens im Verbund mit unserem Tun) wiederholbar: Aus der bedingten Konstanz-Erwartung, der Erwartung relativer Verlässlichkeit bei Erfüllung eines endlichen Inventars von Bedingungen, wird eine unbedingte; die bedingte Konstanz-Erwartung hinsichtlich der Technik geht zusammen mit unbedingten Erwartungen hinsichtlich der Randbedingungen unserer Praxis; dadurch wird die Technik nicht nur in unsere Stafette von im Kreis herum immer wieder zu lösenden Problemen oder Zielsetzungen eingefügt, sondern auch mit der Stafette der Chancen und Risiken (für sie) der Umgebung synchronisiert, ebenso wie ihre Nebenfolgen UNTER DIESEN RANDBEDINGUNGEN hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Reproduktion, in der diese Technik wirken soll (also nicht nur für Einsetzbarkeit dieser Technik selbst; denn solche Risiken und Rückwirkungen des Einsatzes für und auf sie selbst gehören bereits dem technologischen Wissen von ihr selbst an) abgeschätzt und zweckmässig bewältigt (genutzt, neutralisiert) werden müssen. (Die Technik muss nicht ideal sein, nur besser als alle Alternativen – darin eingeschlossen Alternativen, worin man das durch die Technik zu lösende Problem aufgibt.)
19.
Die Analysen zu Rezepten und technischen Regeln (von Kausalregeln war bislang noch wenig die Rede), speziell ihres „wenn“ und „weil“, sollten uns den Weg bahnen zu einer Deutung der Art und Weise, wie RU1/2, dabei höchst wichtige Unterschiede nivellierend und „konfundierend“, in der Normalpraxis Anwendung findet. Können wir, anders gefragt, in einer Tilgung des Unterschieds zwischen Rezept-, technischen und Kausalregeln, speziell ihres jeweiligen „wenn“-Teils, den Grund dieser nivellierenden, konfundierenden Anwendung von RU1/2 sehen (und darin wiederum die eigentliche Ursache der typisch abergläubischen Epistemologie und Erfahrungsverwertung, mit Magie als zugehöriger „Technik“ und Versuchspraxis)?
Was hiesse es also, zunächst, die „Ökonomizität“ („nutzbar-FÜR(-uns, jetzt, hier)“) eines Rezepts herunter-zu-„technisieren“ („soundso (be)nutzbar“) – „herunter-“ deshalb, weil „Technizität“ einer Regel bedeutet, geringeren Anforderungen ausgesetzt zu sein, als wenn sie Rezept-Regel wäre; „Technisierung“, also Angleichung der höheren Anforderungen an eine Rezeptregel an die niedrigeren einer rein technischen Regel, bedeutet, diesem Mehr, oder Überschuss eine „rein“ technische Form zu geben, und die untilgbare Besonderheit der reproduktiven Rezepte in dieser Form verschwinden zu lassen.
((In ähnlicher Weise könnte man die in den letzten Abteilungen des Kap.8 besprochenen Operationen, die Gleichsetzung von ES und KS, und beider mit dem Relevanten (so, dass das RU in dieser Hinsicht bereits eingeschätzt ist; insofern: das ES=KS gleichsetzen mit dem RU), als „Herauf“-Ökonomisieren des Technischen und Kausalen bezeichnen.))
Diese untilgbaren Formen des Ökonomischen (des Planens, der Rezepte) sind:
– das Kategorische: die Anbindung an kategorisch zu erwartende Randbedingungen, die sich letztlich niederschlägt in einer Zeitpunkt- oder Termin-Bezogenheit (es kann nicht immerfort, was man zur Ausführung eines Rezepts tut, an noch zu erfüllende Bedingungen geknüpft sein, die abzuwarten wären; man kann mit der Ausführung nicht beliebig warten); und:
– das Zyklische: es muss so weitergehen können, jedenfalls nicht schon planmässig absehbar sein, dass es abbricht und SO jedenfalls nicht weitergeführt werden kann.
((Beides läuft auf ein Selbes zu, nämlich ein unbedingt gültiges (mit nur indifferenten Abwandlungen oder Varianten, innerhalb der durch es gezogenen Grenzen) Handeln – ein zumindest seinem Anspruch, oder der Einschätzung des Handelnden nach, unbedingt gültiges – eines, dessen Begründung (oder Gründe, in ihrer Gesamtheit) HINREICHEND ist (sind) – so hinreichend, wie alles, was durch offensichtlich, unleugbar gespürte Anforderungen und Bedürfnisse des Kernselbst begründet ist.))
Wir verwandeln also, erstens, das Zyklische (etwas „Unendliches“, Alles-Begrenzendes) in einen Effekt namens „Reproduktion (dieses erweiterten Selbst) auf einem gewissen Mindestniveau – und DEREN Sicherung= Fortschritt, mit einer gewissen Mindest-Geschwindigkeit“ (etwas Endliches, Begrenztes); und stellen, zweitens, das unabdingbar Kategorische unter (Verzweigungs-)Bedingungen der Ausführung, unter denen wir uns ihm nur stellen wollen – unter andern Bedingungen werden wir ein anderes Kategorisches wählen – also eine andere Umgebung, eigentlich aber eine andere Selbstdefinition, die besser zur gleichen, mit dem ursprünglichen erweiterten Selbst (wie sich auf Dauer herausstellt) nicht-bewältigbaren Umgebung passt (kategorisch erwartbar sein muss das Zueinanderpassen von Umgebung und erweitertem Selbst).
((Der erste dieser beiden Schritte, nämlich Gleichsetzung des zyklisch immer weiter Fortdauernden mit der gegenwärtigen Reproduktion und ihrem Fortschrittspfad (soweit geplant), ist Ausdruck der Gleichsetzung des KS (dem einzig zyklisch Gleichbleibendem) mit ES und dem RU dahinter; der zweite Schritt Ausdruck dessen, dass der Umgang mit ES und KS begrifflich gleichbehandelt werden wie der mit dem RU. – Es deutet sich hier an, dass künftig in diesen Überlegungen genauer wird zu unterscheiden sein zwischen KS, ES und RU und ihren Gehalten und Eigenschaften, als etwas, worüber nachgedacht oder gesprochen wird, und den Gedanken oder Äusserungen und Gründen, die VON ihnen handeln oder ÜBER sie gemacht werden.))
20.
Tatsächlich funktioniert der erste Schritt nur, wenn ich auch wirklich einen abgrenzbaren und identifizierbaren EFFEKT angeben kann, in dem die (zyklische) Reproduktion-auf-Dauer bestehen soll; und dazu müsste ich mir, wenigstens, über die Identität des involvierten Kernselbst – es ist es ja gerade, das „auf Dauer“ reproduziert werden soll – im klaren sein; sofern aber Reproduktion wirklich auf Dauer der technische Effekt sein soll, den die Gesamtheit der Rezepte, verstanden als Technik-Aggregat, hervorbringen soll, müsste ich auch noch die sämtlichen möglichen Umgebungen, in denen diese Reproduktion sinnvoll bewirkt (oder immerhin erprobt) werden könnte, in die Definition des angestrebten Effekts mit aufnehmen.
In Wirklichkeit verfüge ich als Normalplaner über keinerlei solche Definition, weder des Kernselbst, noch eines Inbegriffs (nämlich eines Kategoriensystems) möglicher, FÜR-es Sinn-machender (es mit gewusster Sicherheit reproduzierender) Umgebungen und der Variationsbreiten und Sinn-Grenzen, innerhalb deren sie schwanken, variieren und anders sein können, ohne sinnlos (nicht mehr sinnmachend, im eben angegebenen Sinn) zu werden (als notwendiger und in ihrer Gesamtheit hinreichender Bedingung für Reproduktion).
Stattdessen ist die (Selbst)Bestimmung des Normalplaners völlig unbestimmt, bestimmt nämlich bloss als: so wie ich jetzt bin (als „hinreichendes Beispiel“ für das, was „ich“ bin: als „Zentrum und Bezugswert für alle relevanten Schwankungsbreiten“), oder mir in relevanten (insofern „notwendigen“) Hinsichten ähnlich (und nur in indifferenten Hinsichten abgewandelt: was ich kann oder könnte, was ich daFÜR jeweils brauche, und was nicht – wo für dies alles die Grenzen der Abwandlungsmöglichkeiten liegen)); was aber an mir, jetzt, so, wie ich bin, wesentlich ist und was nicht: das habe ich durch diese Formel ja eben noch garnicht angegeben. Es hat aber für Normalplaner den Anschein, sich auf diese Weise bestimmt, und damit auch Reproduktion ihrer selbst durch sich selbst, als einen technisch zu bewirkenden Effekt, beschrieben zu haben.
Mit einem ähnlichen Kniff wird das Kategorische umgewandelt in eine, freilich nie ganz zuende bestimmte Verzweigungsregel, nach immer weiter sich aufzweigenden Bedingungen. – Wir hatten ja das „wenn“ der Rezepte erkannt als ein gestaffeltes: Das erste „wenn“ ist eher ein „sobald“ – es sagt, wann in unserer Reproduktions-Agenda die betreffende Aufgabe überhaupt an der Reihe ist (man könnte sagen: es nennt die zu lösende Aufgabe); mit dem nächsten Rezept- „wenn“ wählen wir, in Anpassung an die zu diesem Zeitpunkt herrschenden Randbedingungen (unter denen, die die Aufgabe überhaupt lösbar erscheinen lassen), die passende technische Verfahrensweise…
((die Wahl der Technik (ausgewählt aus denen, die den aufgaben-erfüllenden Effekt überhaupt zustandezubringen gestatten) unter diesen Bedingungen berücksichtigt spezielle, situationsgebundene Voraussetzungen aus dem zurückliegenden Verlauf der Reproduktion, und Neben-Folgen der Technik-Anwendung für gleichzeitige und spätere Reproduktions-Schritte; die gewählte Technik kann ihrerseits in sich, aus rein „technischen“ Gründen, Verfahrens-Verzweigungen aufweisen, und sich dabei den aktuell herrschenden Randbedingungen ihrer Anwendung anpassen))
… – Schutzmassnahmen, Neben-Folgen ihrer Anwendung unter diesen Umständen, die auf sie selbst zurückwirken (u.U. treten zwischen diesen internen Rücksichten auf das Funktionieren der gewählten Technik, und externen Rücksichten, die zu nehmen sind wegen ihrer Einbettung in den Gesamt-Reproduktionsablauf, Konflikte auf, die man durch optimierende Prioritäten-Setzungen lösen muss). All diese Verzweigungen betreffen also die Wahl der Technik und speziellen technischen Verfahrensweisen unter DIESEN besonderen Umständen, unter denen die wiederkehrend-gleiche Aufgabe DIESMAL zu lösen ist.
Die Rücksicht auf die Einbettung in den Gesamtablauf (Resultate der zuvor absolvierten Reproduktionsphasen, gleichzeitig stattfindende und folgende Phasen) ist die Zutat des Rezept-wenn zu den rein innertechnischen Verzweigungen – ohne diese Rücksichten könnte die Technik selbst garnicht gewählt werden; und sie modifizieren auch noch die rein technische Anpassung an die momentanen Bedingungen der Ausführung.
Aber zu diesen beiden wenns, zur Bestimmung des (Zeit)Punkts oder der Stelle für die betreffende Aufgabe im Rahmen der Gesamtreproduktion, und zur Wahl der Technik und ihrer Modifikationen, tritt, wie wir gesehen haben, als drittes „wenn“ in einem vollständigen Rezept hinzu das Inventar der Bedingungen, unter denen die Aufgabe selbst verändert gestellt wird.
21.
Diese Veränderung wiederum, und das Inventar an Bedingungen, also „wenn’s“, nach denen sie sich richtet, ist ihrerseits eine Verzweigungsregel im Rahmen eines Rezepts – desjenigen nämlich, das die nächsthöhere UM-ZU-Stufe bestimmt, von der das untergeordnete Rezept die DADURCH-DASS-Stufe darstellt; das komplette Rezept zur Ausführung der unveränderten Aufgabe (so oft sie im reproduktiven Zyklus auch an der Reihe sein mag) erweist sich als blosser Zweig einer kompletteren Rezeptregel, die eine andere Rezeptur verlangt für veränderte, übergeordnete Bedingungen. Das ist nun wirklich nichts Neues – es geht hier einmal mehr („Durchschlagen nach oben“) um die Abänderung der Reproduktion in einzelnen ihrer Stellen, die nach einem Programm (nämlich auf einer „höheren/ inneren“ UM-ZU-Stufe) verläuft, das abstrakter formuliert ist als das veränderte (auf der DADURCH-DASS-Stufe), und innerhalb gewisser Grenzen, angesichts unterschiedlicher Bedingungen, einen Wechsel auf der tieferen Stufe vorschreibt. Vom Standpunkt dieses höheren Programms bzw. Rezepts (als Teilstelle des Gesamt-Programms auf der höheren Stufe) ist der Wechsel blosse Verzweigung und Anpassung – die Wechselregel erscheint als Regel für eine anpassende Wahl des Rezepts auf der untergeordneten Stufe, nicht anders, als die Rezepte auf dieser untergeordneten Stufe, die ihrerseits Wahlregeln für Techniken darstellen; und so immer höher nach „oben/innen“. Aber in diesem Aufstieg nach „oben/innen“ treffen wir irgendwann auf den „Ur-Entwurf“ der gegenwärtigen Reproduktion – die beim gegebnen Erfahrungsstand abstraktest-mögliche Ur-, Auf- und Verteilung der Handlungs- und Belastungsspielräume auf zwar abwandelbare, aber im grossen ganzen eben doch aufeinander, die Grenzen der Spielräume, die Reproduktionsanforderungen des Kernselbst, die Produktivität und die vorhandenen Umgebungsbedingungen abgestimmte Branchen, die sich alle zusammen zu einem wiederholbaren, eventuell auch fortschrittsfähigen Gesamtentwurf integrieren lassen müssen; diese Verteilung hatten wir bekanntlich das erweiterte Selbst genannt. Alles, was sich zwischen diesem Ur-Entwurf und den Randbedingungen erstreckt, mag dann ein Verzweigungssystem für Rezepte unterschiedlichen Abstraktionsgrades (quasi „UM-ZU-Schalen“) und damit letztlich für die Auswahl und Modifikation von Techniken (und ihren internen Anpassungs-Möglichkeiten an Aussenbedingungen und Rezept-Vorgaben) sein; die Frage ist, ob wir auch das erweiterte Selbst noch als sich verzweigendes Rezept auffassen dürfen; was wäre denn die Stufe über diesem Selbst? (Auch auf diesen Gedanken des „Durchbrechens“ einer höchsten Stufe sind wir bereits mehrfach zu sprechen gekommen – dh. auf die Vorstellung, diese höchste oder letzte, innerste Stufe (die noch nicht das Kernselbst selber ist) könne noch einmal „hintergangen“ werden, und ihre jeweilige Ausprägung unter Bedingungen gestellt werden.)
22.
Tatsächlich ist es eine ziemlich präzise Formel für das Lern-Programm oder die Lernregel des Aberglaubens (jener Epistemologie, die abergläubische Kausalregeln als Resultat hat – die sich somit als diejenige des Normalplaners erweist), wenn wir sagen: Diese Lernregel läuft darauf hinaus, solche Bedingungen, also Verzweigungsregeln oberhalb der bis dahin höchsten/innersten Rezept-Ebene zu finden – das, was die abstrakteste UM-ZU-Fassung des erweiterten Selbst (oder das erweiterte Selbst, den Urentwurf hinter der aktuellen Ausgangspraxis) bis dahin ausmacht, zu hintergehen, und Bedingungen für seine Abänderung und die Art der Abänderungen zu finden. ((Das ist alles nichts Neues; aber unsere Aufgabe hier ist auch nicht, Neues zu finden, sondern das Altbekannte als Ausdehnung gewisser logischer Charaktere von technischen und Kausalregeln (somit übrigens auch von Versuchen und Suchen, vgl. Abs.8 Anfang), bzw. von RU-bezogenen Maximen, auf die der Rezeptregeln zu verstehen – als etwas, das in der Normalplaner-Praxis routinemässig stattfindet, und sie, speziell ihre im- oder auch explizit abergläubische Epistemologie, erklären hilft.))
Wir dürfen dabei nicht so tun, als wäre hinter dem höchsten/innersten UM-ZU einer Ausgangspraxis gewissermassen nur noch das Kernselbst; und als wäre damit, selbst wenn es so wäre (was aber nicht der Fall ist), auch das Willkürliche dieses Ur-Entwurfs jederzeit erkennbar – willkürlich in dem Sinn, dass man das Wollenkönnen auch ganz anders auf- und verteilen, und jederzeit ganz andere Reproduktionsweisen an die Stelle der derzeitigen setzen könnte (als ob die Auswahl an produktiven Alternativen zu jeder Zeit unendlich gross wäre; unter rein normalplanerischen Vorgaben jedenfalls, wenn wir uns an den Umgang mit Wissensreserven erinnern, den Normalplaner pflegen, kann es zu einer solchen Fülle an Wahlmöglichkeiten nicht kommen!).
Die Ausgangspraxis dürfte vielmehr aus kaum mehr bestehen als einer (um weiter in diesem Modell zu reden) „dünnen Schale“ aus Verzweigungs-Rezept-Regeln für die Wahl und Modifikation von Techniken, passend zu den jeweils zu Beginn festgestellten, und im Verlauf der Ausführung oder danach erwarteten Randbedingungen einer reproduktiv anstehenden Aufgaben-Lösung; und, weit entfernt davon, nach der technischen Seite über eine Unmenge an Alternativen zu verfügen, aktualisiert der Normalplaner in punktuellen Versuchen seinen „Werkzeugkasten“, passt ihn neuen Herausforderungen an (und vergisst die früheren); und zugleich tastet er sich, über UM-ZU-Abstraktionen, in den (quasi-kategorialen) Bereich der „Stellen“ und Problem-Stellungen seines erweiterten Selbst hinein vor, und beantwortet bei Entscheidungsproblemen, die seine Routinen (auch Fortschrittsroutinen) unterbrechen, immer wieder aufs neue Fragen wie: Was an diesen Problemstellungen ist entbehrlich und veränderlich, und was vorläufig unabdingbar? Welche Um-Verteilung von Spielräumen zeigt sich als möglich oder nötig? Und vor allem: Unter welchen Bedingungen soll man welche Problemstellung wählen – was darf man, in Gestalt einer übergeordneten Verzweigungsregel (die nicht einmal in Ansätzen aus der Ausgangspraxis heraus formuliert ist) ERWARTEN, derart, dass man bei seinen Rezeptausführungen (im Rahmen dieser Regel, bei Wahl der „richtigen“, der jeweiligen Verzweigungsbedingung in der Umgebung angemessenen Problemstellung) vorbereitet ist und nicht mehr überrascht werden kann?
23.
Es beginnt also „unter/ausserhalb“ dieses (vorläufig innersten) Rings aus Rezepten eine höchst unvollständig besetzte Zone technischer Alternativen, zwischen denen, nach erprobten Regeln, im Bedarfsfall hin und her geschaltet wird – und die, ebenfalls wenn Bedarf besteht, immer noch erweitert werden muss: Da wird dann auch ordentlich versucht und experimentiert – wenn auch die Versuchs-Konstruktion auf einer allzu schmalen Erfahrungsbasis stattfindet, nach äusserst fragwürdigen Prinzipien, und allzuschnell wieder beendet wird (vgl. 2. Paradoxie, 8/266-278).
Nach der andern Seite, „ober/innerhalb“ dieses Rings, auf das Kernselbst – in diesem Fall also auch das implizit vorausgesetzte (aber erst noch genauer festzulegende) erweiterte Selbst -zugehend, sind die Maximen erst recht unvollständig; und sie werden vervollständigt mit Erfahrungsmaterial, das sich verstehen lässt als Regularität, die sinnvoll in eine Verzweigungsregel auf der (Schalen)Ebene der Maximen umgesetzt werden kann: Bedingung für eine je zu einer ursprünglichen Teil-Maxime alternative Teil-Maxime bzw. -Rezept; es können beliebige Abstraktionsstufen zwischen dem aktuellen Rezepte-Ring, und den letzt-möglichen (unmittelbar das Wollenkönnen des Kernselbst aufteilenden, und seine Reproduktion in Branchen zerlegenden) Festlegungen eines erweiterten Selbst gewählt werden, für die solche Verzweigungen und Bedingungen (als Anlass einer Veränderung auf dieser Stufe) ermittelt werden. Dies ist die immer gleiche Planung unter Normalerwartungen, wie wir sie seit dem 2.Kap. kennen; nur wieder in einer anderen Darstellungsweise, unter andern (realitätsnäheren) Aspekten; die realitätsnähere Präzisierung besteht hier in dem Hinweis, dass da zwischen der „dünnen“ Schale aktueller Rezepte und dem „Kern“ des Kernselbst (bzw. unmittelbar angrenzend, des erweiterten Selbstentwurfs, der der aktuellen „äusseren“ Rezeptschale implizit zugrundegelegt wird) ein breiter leerer Raum aus virtuellen Abstraktionsstufen bereitsteht, die allesamt, Stufe für Stufe oberhalb eines gegebnen Rezepts, als mögliche Verzweigungsstellen infragekommen, und auf denen Bedingungen für Abwandlung dieses Rezepts (oder mit ihm vergleichbarer) unter bestimmten Umständen definiert werden – spätestens bei Eintritt von Umständen, die diesen Bedingungstyp realisieren, und eine gewisse Regularität aufweisen.
Die Besonderheit der Verzweigungen auf den Stufen „oberhalb“, also den mehr oder weniger abstrakten Rezept-Gestaltungsmaximen auf diesen Stufen, ist: dass hier „stabile“, nicht weiter analysierte Regularitäten für Verläufe unterstellt werden, deren wesentlichster Bestandteil unser Handeln ist, und deren wesentliche Wirkungen nicht einfach objektive Sachverhalte sind, sondern mehr oder weniger abstrakt unsere (Reproduktions)Interessen realisierende Sachverhalte, noch genauer: solche, die innerhalb DIESES erweiterten Selbst definiert sind, also im Sinne eines Typs von Zielsetzungen als Erfolg und Misserfolg BEWERTETE Sachverhalte. Und genau diese Besonderheit macht diese Verzweigungsregeln zu ABERGLÄUBISCHEN.
((Einmal mehr müssen wir erkennen, dass diesem Ausdehnen der ökonomischen und epistemischen RU-Prinzipien von ihrem eigentlichen Anwendungsfeld, nämlich Welt-Sachverhalten, auf und in den Bereich der (Versuchs)Planung und der erwartbaren (Miss)Erfolge ein extrem harmlos und selbstverständlich erscheinender Anfangs-“Fehler“ vorausgeht – die normalplanerische Denkfigur schlechthin, nämlich: die Kategorie der „Regularität“ (des Verlaufs oder eines sich durchgehend erhaltenden Sachverhaltes, seiner Verteilung in Raum und Zeit, seiner An- und Vorzeichen, der Bedingungen seiner Unterdrückung, der Dispositionen für sein Da- und So-Sein usw.) anzuwenden auf Verbund-Gebilde aus (regulär erwartbaren) Randbedingungen, (regulär nicht unterlassenen, notwendigen) Handlungen und (regulär sich daraufhin einstellenden) Reproduktions-Erfolgen „wie erwartet“. MaW: Regulär ist, dass die Abfolge der gewählten Rezepte (wenn sie denn nur korrekt ausgeführt werden) alle relevanten Zielparameter im erwarteten Rahmen („Rahmenerwartung“) hält – jenem Rahmen, den das implizit zugrundegelegte erweiterte Selbst für Erfolg und Fortschritt vorsieht. Das Faktum des Verlaufens-wie-erwartet, oder der Gleichheit von Entwurf und Realisierung soll ein Faktum sein, wie andre.))
24.
Um das Problematische zu erkennen einer „Technisierung“ und „Ökonomisierung“ der RU-Prinzipien, umgekehrt einer Herunter-Technisierung der Rezepte, und einer (gemeinsamen) Herunter- „Kausalisierung“, „Verdinglichung“, einem Geeignet-Machen der Rezepte und des technischen Anteils am Planen für die Anwendung von Kausal-Kategorien (wir könnten, statt „Kausalisierung“ auch „Faktisierung“ oder, wie eben, „Verdinglichung“ sagen), wollen wir den Vergleich (oder die Aneinander-Angleichung) der drei praktischen Regel-Sorten (Kausalregel, Technik, Rezept) noch mehr zuspitzen. Dazu erinnern wir uns an ein Paar von Begriffen, deren jeder uns bereits mehrfach – neben andern – zur Charakterisierung bestimmter logischer Merkmale einer der drei Regel-Sorten diente: Notwendig (zB. das „Tun und Nichtunterlassen des Notwendigen“), und: Hinreichend (das Hinreichende-FÜR… usw.).
Technische Regeln enthalten dann idealerweise die notwendig-hinreichenden Bedingungen („ALLES Relevante…“) FÜR einen Effekt (eine Wirkung); Kausalregeln NUR notwendige oder NUR hinreichende Bedingungen-FÜR; Rezepte enthalten FÜR Reproduktion im gegebnen Rahmen Hinreichendes (kategorisch; es ist klar, woFÜR es hinreicht) – keineswegs aber dieses in ALLEN seinen möglichen Abwandlungen. Die Vervollständigung der Praxis, als Inbegriff ALLER möglichen Rezepte der Kernselbst-Reproduktion in einer gegebnen oder gar ALLEN möglichen Umgebungen, entspräche ihrer (logischen, begrifflichen) Technisierung; die Vervollständigung einer Kausalregel in Richtung auf die Gesamtheit der für einen Effekt notwendigen Bedingungen (einschliesslich störender (Rand)bedingungen, die NICHT erfüllt sein dürfen) mag dann ebenfalls deren Technisierung genannt werden.
Umgekehrt müsste man dann sagen:
Technische Regeln werden „ökonomisiert“, indem „ihr“ Effekt „sinnvoll“ bezogen wird auf (subsumiert wird unter) eine (Teil-)Rezept-Anforderung oder -Aufgabe, also beurteilt wird als eine im Rahmen einer Gesamtplanung, bewi gegebnem Wissen (Fähigkeiten, Ressourcen; (Re)Produktionsanforderungen; erwartete relevante objektive Randbedingungen; Nebenfolgen) akzeptable Problemlösung. dieser Aufgabe oder dieses Problems. Dass wir zulängliches Wissen über Modifikationen technischer Verfahren durch spezielle Bedingungen ihrer Realisierung haben, gehört mit zum technologischen Wissen von diesen Verfahren selbst.
(In früheren Kapiteln war dies mit den Termen ausgedrückt worden: (technisches) Wissen-wie wird ins (Rezept-)Können, dem FÜR die gegenwärtige Reproduktion und Fortschrittspfad unerlässlich und relevanterweise zu Wissenden, zu Beherrschenden (i.S.v. Fähigkeiten), Mitteln, Kräften usw. aufgenommen.)
Wenn man dann mit dem theoretischen Jargon, den wir uns bis hierher zugelegt haben, spielen wollte, könnte man sagen: das Notwendig-Zureichende für… wird zu einem …FÜR…; aber zur „Ökonomizität“ gehört eben auch: es ist NICHT GENAU ALLES UND NUR DAS, was wir FÜR diesen, genau genommen: exakt DIESEN Zweck, wissen müssen – oder gar für alle Abwandlungen, die sein UM-ZU zulässt; oder ein noch weiter oben/innen gelegenes UM-ZU, unter das dieser Zweck (oder die allgemeineren Zielsetzungen, denen er dient), als EINE Form seiner DADURCH-DASS-Realisierbarkeit, oder Lösbarkeit, fällt; sondern es ist eben nur EINE (für sich, hier, jetzt, so hinreichende) unter den unbestimmt vielen Lösungen des Problems, unter den erwarteten Randbedingungen DIESER Ausführung; und welche andern existieren, auch für erzwungene Abwandlungen (durch Abwandlung der Randbedingungen), wird nicht gewusst.
Und nun möchte man fortfahren: Eine technische Regel zu „kausalisieren“ (zu „verdinglichen“), würde bedeuten… Aber es ist garnicht klar, was das eigentlich bedeuten könnte.
25.
Zunächst scheint es – was, zugegebenermassen, reichlich absurd klingt – zu bedeuten, auf Wissen zu verzichten, oder so zu tun, als hätte man es nicht – Wissen von der Art, wie es zu einer Kausalregel hinzukommen muss, wenn sie (wie wir es eben genannt haben) „technischer“ gemacht, also technisiert wird. Natürlich verzichtet niemand auf Wissen, das er hat; was man aber sehr wohl tun kann, ist, die ANSPRÜCHE an dies Wissen zu steigern, wann es als technisches gelten darf, also als hinlänglich bekannt, erschöpfend geprüft, vielfältig genug erprobt. Umgekehrt darf man präzisieren: „Technisierung“ gegebner Wissens-Stücke über Regularitäten mit „Kausal-Charakter“ bedeutet offenbar ihre Ergänzung um solche fehlenden Bestandteile, dass ein vorgegebener (und womöglich nicht aus diesem allmählich hinzukommenden Wissen selbst zu schöpfender) Anspruchs-Standard in den genannten Hinsichten erfüllt wird. (Es macht nicht unbedingt Sinn, beliebige Wissens-Stücke dadurch in den Rang von „technischen“ zu erheben, dass man sie, ohne sie zu erweitern, einfach als hinlänglich bewertet, also das Anspruchsniveau an „Technizität“ senkt. – Es ist somit zu beachten, dass die beiden Richtungen: Technisierung des Kausalen, Kausalisierung des Technischen, sich hier zueinander asymmetrisch verhalten: Sinnvollerweise kann das eine nur im Hinzuerwerb von Wissen, das andre muss zusätzlich im Ändern, genauer: Erhöhen von Wissens-Ansprüchen bestehen.
Nun sind genau dies zugleich die beiden Standard-Situationen, in denen wir uns beim praktischen Wissenserwerb regelmässig befinden, nämlich die folgenden.
26.
a) Wir haben ein WISSEN(-DASS) davon, dass X (fast) NIE OHNE Y, dh. dass ein (uns interessierender) Effekt X nur sehr selten auftritt ohne, dass eine Bedingung Y erfüllt ist: Ihre Erfüllung scheint „notwendig“ mit X verbunden. Sofern wir X herbeiführen wollen, interessiert uns natürlich das für Da- und Sosein (wie gewünscht) Fehlende – dasjenige, was (zumindest) zu Y hinzutreten muss, um X im Rahmen einer bestimmten Schwankungsbreite (seines Soseins) zu realisieren (ins Dasein zu versetzen) – vor allem dann, wenn Y, als Ausgangs-Bedingung, gut zugänglich oder weit verbreitet ist.
N1 „Notwendig“ hat hier zunächst einmal die Bedeutung von: für sich genommen noch nicht hinreichende Anfangsbedingung, „Substrat“; gegenüber dem noch Fehlenden (also verbleibend Notwendigen) ist ein solches „primär“ ins Auge fallendes Notwendiges vom Typ der Substrat- oder „Ausgangs-Bedingung“ nur ausgezeichnet durch zB. seine Sichtbarkeit, Auffälligkeit, Verfügbarkeit, dauerhafte Vorhandenheit usw.; die FEHLENDEN „Notwendigen“ hingegen sind versteckter, unauffälliger, schwerer herbeizuschaffen – dennoch sind sie für den Effekt „notwendig“, und müssen daher von uns, durch unser (technisches) Handeln, oder einen spontanen Naturvorgang zu dem Sichtbar-, Vorhanden- usw. -Notwendigen, dem zugrundeliegenden „Substrat“-Notwendigen, hinzugefügt werden. „Notwendig“ hat also die
N21 zweite Bedeutung von „obschon nicht offensichtlich vorhanden, dennoch unerlässlich – DARF NICHT FEHLEN“ (ihr Fehlen wäre, auch bei Anwesenheit des „Substrat“-Notwendigen, hinreichend für Nicht-Da- oder So-Sein des Effekts: BEDINGT-notwendig innerhalb DIESER Weise der Verursachung).
N22 Die zweite Bedeutung kommt dann aber auch ins Spiel in Gestalt von alternativen Erzeugungswegen – ausgehend von jenen seltenen Fällen, wo wir den erwünschten Effekt beobachten, ohne dass die im Normalfall erfüllte (sichtbare, auffällige, oder auch gut verfügbare) Ausgangs-Bedingung erfüllt wäre. Hier sind offensichtlich nicht ohne weiteres sichtbare usw. Ursachen am Werk, nach denen wir suchen müssen, die Substrat und/oder es ergänzend Bedingt-Notwendiges ersetzen.
N23 Notwendig in der zweiten Bedeutung wird ausserdem praktisch oft wichtig, wenn wir etwas Schädliches zuverlässig ausschalten wollen (indem wir EINE der für es unerlässlichen Bedingungen ausschalten): und das wieder vor allem dann, wenn wir
N24 etwas für uns Wichtiges zuverlässig gegen Beschädigung schützen wollen: wir suchen die wirklich unerlässlichen Bedingungen seines Nicht-Daseins (und zwar alle), um sie zuverlässig zu unterbinden. (Schadens-Gründe vom Typ N1 hingegen liegen meist ausserhalb unserer Reichweite.)
Grundsätzlich ist unsere Fragerichtung (für weiteren Wissenserwerb) in all diesen vier Fällen 21-24 aber dieselbe, nämlich: Was muss von uns noch hinzugetan werden (oder aber sich von selbst ereignen) – sei es ergänzend (N21), oder alternativ (zB. produktiver, oder abgestimmt auf bestimmte seltene Randbedingungen) (N22) – sodass ALLE „notwendigen“ Bedingungen N1+2 für einen Effekt E erfüllt sind – was zusätzlich und/oder alternativ zum vorhandenen Substrat wäre ZUGLEICH hinreichend, um einen Effekt unter bestimmten für ihn günstigen und nötigen, normalerweise irgendwo vorfindlichen Ausgangsbedingungen (N1), wenn erwünscht, herbeizuführen, oder um ihn, wenn unerwünscht, zuverlässig unter allen Umständen auszuschalten (N23), oder wiederum, wenn erwünscht, gegen „alle möglichen“ unerwünschten Schadeinwirkungen zu schützen (N24)?
(Hier darf und soll natürlich an die 4 Phasen des Fortschritts-Zyklus gedacht werden, wie sie in 8/280 skizziert wurden.)
27.
b) In vielen anderen Fällen haben wir Wissen, u.U. sogar technisch und/oder praktisch (in unserer Praxis) benötigtes Wissen davon, welche Bedingungen H1 hinreichend für einen technisch nützlichen oder praktisch nutzbaren Effekt sind – in welchen Umgebungen der Effekt „normalerweise“ auftritt; hier wollen wir dann meist wissen: Was daran wirklich unerlässlich ist, und was verzichtbar – auch, welche alternativen Weisen hinreichender Erzeugung (allgemeine Rand- oder Substratbedingungen, spezielle Herstellungs- und Auslösungsbedingungen) H21 für denselben Effekt es geben könnte, wenn wir die bisherigen Umgebungen verlassen. Hier haben wir Hinreichendes, wir könnten einen Effekt, unter bekannten Randbedingungen, mehr oder weniger leicht und zuverlässig auslösen – wir WISSEN, WIE; nur, dass dies Wissen-wie unzulänglich ist, und unseren Ansprüchen nicht genügt: Etwa, weil die Vorgehensweise zu aufwendig ist, oder die Randbedingungen in ihrer ganzen Fülle nicht überall realisiert; oder der Effekt SOLL garnicht von uns ausgelöst werden, weil er ein unerwünschter ist, und wir wissen wollen, wie wir ihn vermeiden. Genau aus diesen Gründen fragen wir dann: Was denn von dem bekannten Hinreichenden H1 wirklich notwendig, „notwendig-hinreichend“ H21 ist (sodass wir Andres weglassen können), oder wie (H22) „dasselbe“ E AUCH getan werden kann (was ebenfalls hinreichend für E wäre, also alles für Erzeugung von E Notwendige enthielte – wenn auch wieder nicht nur es; sodass auch hier die Frage nach dem H21 Weglassbaren gestellt werden kann), schliesslich was für den Effekt, auf gleich welchem Realisierungsweg H22, wirklich, insgesamt, nicht nur als Teil, unerlässlich-hinreichend ist: Damit wir „es“, im speziellen Fall, dass der Effekt unerwünscht ist, eben nicht herstellen, oder auslösen, sondern es (welches unerlässliche Teil auch immer, eins davon reicht ja) meiden, verhindern, unterdrücken (H23=N23) – oder, wie in a) auch, wir sichern ALL dies Unerlässliche, aber auch NUR es, um den Effekt zu erhalten (H24=N24) oder dauerhaft und sparsam gegen ALLE Schadeinwirkungen in der jeweiligen Umgebung zu reproduzieren, wenn erwünscht.
28.
In b) gehen wir also, kurz gesagt, von einem Hinreichenden (Inhalt eines Wissen-wie) H, als einem Mehr-als-bloss-ALLEM-Notwendigen, zurück auf ALLES DAS, aber auch NUR DAS Notwendige, das in ihm enthalten und neben ihm auch noch möglich wäre.
Genau diese Fragerichtung ist es dann auch, die mit „Ansprüchen“ verknüpft auftritt: Zwar wissen wir bereits etwas, und können etwas; aber wir wollen es perfektionieren, es verlässlicher oder „schlanker“ machen, für mehr Umstände einrichten und entsprechend abwandeln: Wir wollen ALLE möglichen Varianten des „wirklich Notwendigen“ (des Notwendig-Hinreichenden) erfassen, aber auch NUR sie (stattdessen vom Hinreichenden das Nicht-Notwendige, Unerhebliche abtrennen).
Umgekehrt, was in a) angeführt wurde, mag im ersten Anlauf zunächst nur die Frage aufwerfen, wie überhaupt von einer Ausgangsbedingung zum Effekt vorgedrungen werden kann (wie es überhaupt möglich ist, welche Zutaten überhaupt erst einmal vonnöten sind – die Lösung mag suboptimal sein, wenn sie nur erst einmal überhaupt gangbar ist); aber die Ansprüche kommen dann schnell hinterher, wenn wir den Effekt (als einen erwünschten) stärker beherrschen wollen, als eben nur im ersten Anlauf möglich, erst recht dann, wenn wir den Effekt (als einen unerwünschten) zuverlässig ausschalten wollen.
Anm. Vielleicht deutet sich hier erneut eine Zuordenbarkeit an zu früher bereits eingeführten Wissenserwerbs-Richtungen: Der Ausgang von bestehenden Substraten, für die die Art oder überhaupt auch schon Möglichkeit ihrer technischen Nutzung (im Sinn eines Wissens-wie) noch nicht feststeht, entspräche eher dem SUCHEN, der Ausgang des Wissenserwerbs und seiner Fragestellung von etwas, das hinsichtlich seiner Bedeutung für gewisse technische (Wirk-)Zwecke und -Effekte eingeordnet ist, passt eher zum Begriff des VERSUCHENS. Das Wort (Wissens- oder Könnens-) „Anspruch“ im Zusammenhang mit der Kausal-Auffassung eines bereits technisch verwertbaren Wissens-Bestandes (Wissens-wie) würde dann andeuten, dass man dem Wissenserwerb an dieser Stelle eine Richtung vorgibt – die nämlich auf die Lösung eines technischen Problems, das im Rahmen bestehender Wirk-Möglichkeiten unter bestimmten Umständen entstanden oder noch immer offengeblieben ist, und durch zu findende günstige Verfahrens- und Handlungs-Strategien gelöst werden soll. Wenn hier nun überhaupt keine Vorstellung davon besteht, wie man im Rahmen vorhandener „Substrate“ und Mittel zu einer Lösung kommen kann, es, mit andern Worten, auch keinen definierten Versuch oder Experiment gibt, dann gibt es auch keine echte Vorgabe für den Wissenserwerb, die über das Denken blosser Wünschbarkeit hinaus ginge; ein solcher ungezielter Wissenserwerb bleibt dann auf dem Niveau des Suchens, ganz gleich, wie dringend eine Lösung gewünscht wird. Es gibt dann allenfalls die Möglichkeit, das allgemeine Suchen, den „Forschungsprozess“, zu intensivieren, und seine Umgebung mit allen Mitteln und Einsatz aller Kräfte besser kennenzulernen (wobei dies Kennenlernen nicht durch Hypothesen, oder gar eine die Versuchs-Möglichkeiten in sinnvoller Reihenfolge abarbeitender und erschöpfende Reihenfolge von Hypothesen, angeleitet und gestaltet ist). – Wo für ein Substrat allerdings feststeht, mit welchen denkbaren Situationen, Stoffen, Formen es systematisch kombiniert werden könnte, um auf die Möglichkeit einer technischen Problemlösung hin untersucht zu werden, da muss dann auch von Versuchen gesprochen werden; umgekehrt, wo es keinerlei Möglichkeit gibt, ein hinreichendes Mittel sinnvoll in Bestandteile zu zerlegen, sei es, um einzelne davon wegzulassen, sei es, um für einzelne Ersatz zu finden, gibt es auch keine Versuchsstrategie, stattdessen muss dann die Möglichkeit von Zerlegungen dieser Art erst einmal abgewartet und GESUCHT werden.
29.
Wir haben somit zwei Gruppen – „notwendig“, „hinreichend“ – von Wissensständen und zugehörigen Wissenserwerbs-Szenarien oder -Aufgaben, -Fragestellungen, die wir je paarweise einander zuordnen können, nämlich:
a1) das einer Menge von (anführbaren) (Ausgangs-)Bedingungen, als einem bloss notwendigen, aber FÜR SICH NICHT HINREICHENDEN Material oder Substrat N1, noch Fehlende ist zu ermitteln – was hinzukommen oder -getan werden muss, damit (die Menge der bloss notwendigen Bedingungen hinreicht, und) ein Effekt E zustandekommt (N21); oder
a2) das in einer Menge von (anführbaren) Bedingungen H1, was darin fehlen kann, also weggelassen werden kann, weil H1 „MEHR ALS HINREICHEND“ ist – die Bedingungs-Menge enthält für sich zwar Hinreichendes, aber nicht bloss notwendiges, und NUR das (H21; vgl.b2), sondern mehr, nämlich für E Entbehrliches, so nicht Notwendiges, nicht Unerlässliches (vgl. b1).
b1) Wir haben DAS IN EINER HINSICHT (ceteris paribus), an einer Stelle des Bedingungs-Gefüges, also einem Element der Bedingungs-Menge UNERLÄSSLICHE, als das (!) Gemeinsame und minimal zu Erfüllende, oder auch die (!) Grenze der Schwankungsbreite und Variabilität aller (!) seiner Abwandlungen und alternativen Ausgestaltungen ((die in einer Disjunktion aufgezählt werden können; das Vorliegen des Effekts ist dann seinerseits hinreichende Bedingung für das Vorliegen eines der Elemente der Disjunktion – die Behauptung, dass der Effekt vorliegt, impliziert die Disjunktion)); und wir haben
b2) ebenfalls eine Alternativen-Menge, nämlich die von jeweils für sich eben-hinreichenden oder ALTERNATIV-EBEN-HINREICHENDEN Bedingungsaggregaten (eine Konjunktion von Bedingungen), derart dass für jedes einzelne von ihnen gilt, dass bei Nicht-Vorhandensein des Effekts auch dieses Aggregat (die Konjunktion der Bedingungen) nicht (und auch keins und keine der andern) vorgelegen haben kann.
30.
Betrachten wir die Paare a,b1/2 genauer.
In beiden Fällen a,b haben die jeweiligen Paare einen gemeinsamen Konvergenzpunkt, auf den sie, aus entgegegengesetzten Richtungen, zustreben – ein Konvergenzpunkt, der sich ausdrückt lässt durch die Formel:
a. „Wenn X, dann Y.“ (oder auch: „X ist hinreichend für Y.“)
UND einem zweiten Satz, der bei a1/2 lautet:
„…Wenn nicht Y, dann auch nicht X. (ceteris paribus, s.u.)“, oder auch: -Y ist hinreichend für -X.“
Beides zusammengenommen:
b: X ist hinreichend (aber nicht notwendig) für Y, und: Nicht-Y ist hinreichend für Nicht-X (-X). cp
(Die cp- oder ceteris-paribus-Klausel („normalerweise und regulär, soweit wir wissen/ beobachtet haben“), die wir hinzusetzen, wäre hier auch zu deuten als: „Wenn alles relevante Andre so ist wie in der Beobachtungssituation (in der wir die Regularität als solche entdeckten)“; diese Klausel ist also erst einmal Ausdruck unseres verbleibenden Rest-Unwissens darüber, welche weiteren für die entdeckte Regularität „relevanten“ Umgebungsbedingungen existieren, von deren (Nicht)Vorhandensein Bestehen oder Verschwinden, So-Sein oder Anderswerden der Regularität abhängt.)
Die beiden Sätze a1 und a2 lassen sich dann als die zwei möglichen Besetzungen der Formel a lesen:
a1: Nennen wir die „Substrat“-Bedingungsmenge aus N1 „C-“; dann gilt:
C- ist zwar nicht hinreichend für das Vorhandensein von E, aber E fast immer (cp) hinreichend für die Mit-Anwesenheit von C- , anders gesagt, E kommt nur selten ohne das Substrat C- vor. Das Umgekehrte gilt nicht: Das Substrat C- kommt durchaus auch ohne E vor – wobei die Häufigkeit von C- deutlich höher sein kann als die von E – es , es muss also, damit E auf Basis von C- möglich wird, zum Substrat C- noch etwas hinzukommen. In ganz seltenen Fällen kann aber auch das Substrat C- durch etwas andres ersetzt sein (C- ist also nicht unerlässlich-notwendig, sondern nur bedingt-notwendig, in EINER, und zwar der mit Abstand häufigsten, unter den möglichen, E hervorbringenden Tatsachen-Kombinationen).
a2: Sei eine Bedingungsmenge C+ die Gesamtheit aller (mindestens aber einer) bekannten, je für sich bedingt-hinreichenden, in sich aufgeschlüsselten (mehrere reproduzierbar unterschiedene Elemente müsssen zusammentreffen) oder kompakten (nur ein Element) Weisen des Zustandekommens von E (es gibt darüber hinaus offenkundig alternative Weisen des Zustandekommens von E, da auch durchaus einiges E existiert, das NICHT auf dem Weg über C+ entstanden ist). In den diversen Abwandlungen oder auch Wiederholungen von C+ mögen sichtlich (wenn auch nicht in allen Details bekannte) Abwandlungen über einem irgendwie gleichbleibendem, offenbar immer beteiligten (wenn auch wieder nicht in allen Details bekannten) Substrat enthalten sein – zumindest mag es Überschneidungen geben zwischen den bekannten einzelnen Arten und Abwandlungen des Zustandekommens von E. Aber: Nicht-E ist nicht hinreichend für Nichtvorhandensein des GESAMTEN C+: Nicht-E ist vereinbar damit, dass für E entbehrliche und/oder für sich nicht hinreichende, offensichtliche Teile von C+ durchaus vorhanden sind (es sind allerdings nicht ALLE diese Teile, oder ihre Bedeutung für E, bekannt). Und: E kann auch offensichtlich mit mehr oder weniger vollständig zu C+ alternativen Bedingungsmengen zustandekommen – das Vorliegen von E lässt keinesfalls einfach auf C+ oder eins seiner Teile zurückschliessen – es gilt eben nur das Umgekehrte. (Auch dies alles gilt „normalerweise“ oder „ceteris paribus“, cp.)
Mit a1,2 bzw. dem „Substrat“- Bedingungsaggregat C- und dem „immerhin (wenn auch nicht einzig) (mehr als gerade eben) hinreichenden“ C+ liegen reguläre Beobachtungs-Zusammenhänge vor, die für sich nicht befriedigen können:
Im Fall a1 ist undurchsichtig, was zu dem „oft beobachteten“ Substrat C- jeweils hinzutritt, im Fall a2 existieren offensichtlich auch noch andere Arten, wie E zustandekommen kann, nur sind sie nicht als bestimmte, beschreibbare Regularitäten beobachtbar, jedenfalls nicht mit der Klarheit und Häufigkeit, mit der sich die Zusammenhänge von C- und C+ mit E in der bis dahin vorliegenden Beobachtung abheben. (Gerade im Zusammenhang mit Schad-Effekten E muss das beunruhigen.)
Und: Es ist nicht klar, welche Bestandteile in einer der wirksamen Teil-Kombinationen aus der Gesamtmasse der E-erzeugenden Varianten C+ (soweit man sie überhaupt zerlegt hat) die wirklich unerlässlichen sind – umgekehrt, welche von ihnen in welcher Kombination weggelassen werden können.
31.
Zur Übersicht die Kernsätze zur Charakterisierung von C- und C+ in einer improvisierten Pfeil- und Negations-Schreibweise (eigentlich eine Modal-Notation, durch Einbezieihung des Ausdrucks „(nicht)selten“) je mit ihren, die Schreibweise deutenden Paraphrasen:
cp:
a11: E –> C- (Selten E und nicht C-)
a12: – (C- –> E) (Nicht selten C- und nicht E.)
a13: – (-C- –> -E). (Nicht selten nicht C- (und nicht nicht-E, dh.) und doch E).
wobei C- ohne E SEHR viel häufiger als E ohne C- (C- sollte insgesamt häufig sein, verglichen mit den Vorkommnissen von E – von denen die meisten wieder nur zusammen mit C- zu beobachten sind. E ohne C- muss etwas sehr seltenes sein.)
cp:
a21: C+ –> E (Selten C+ und nicht E)
a22: – (E –> C+) (Nicht selten E, aber nicht C+ (kein einziger möglicher Teil von C+) )
a23: – (-E –> -C+) (Nicht selten: kein E, und doch irgendwelche Teile von C+ )
wobei E ohne C+ SEHR viel häufiger sein sollte als die Vorkommnisse von Teilen von C+ ohne E.
(E sollte insgesamt häufig sein, verglichen mit C+ bzw. seinen Teilen.)
Anm.1: Es versteht sich, dass hier eigentlich nur eine Formel vorliegt, bei der nur E und C, jeweils vertauscht, analoge Positionen besetzen (dh. E und C sind systematisch vertauscht).
Das E in a21-a23 ist natürlich ein anderes, als das in a11-13, der Buchstabe bezeuchnet nur jewiels den Effekt, zu dem die für ihn verantwortlichen Bedingungen gesucht werden.
Anm.2: C- ist als KONJUNKTION von Bedingungen zu lesen: C- = c1/ und c2 und …cn.
C+ ist als DISJUNKTION von Elementen und/oder auch von Konjunktionen zu lesen, deren Elemente teilweise mit denen anderer Konjunktionen identisch sind:
C+ = c1 oder auch c2 oder auch …cn, wobei für einige cx= cx1 und cx2 und … Als „Teil von C+“ ist dann eine beliebige Teil-Disjunktion, minimal eine einzelne Konjunktion oder ein Element der Disjunktion, zu verstehen.
Anm.3: Die Pfeil-Beziehung lässt sich, angesichts der Paraphrasen, auch als „bedingte Wahrscheinlichkeit“ verstehen, wobei in etwa gelten sollte:
p(C-/-E)>>p(E/-C-)>>p(-C-/E) bzw.
p(E/-C+)>>p(C+/-E)>>p(-E/C+)
32.
Den Satz-Ensembles a1 und a2 fehlen offensichtlich, um zu einem entsprechenden Sachverhalt der Form b zu kommen, zunächst einmal ihre „konvertierten“ Formen, nämlich:
für a1* = -a13: -C- –> -E (Selten oder kaum je kein C- und doch E. Das heisst: C- erweist sich als unerlässlich für E.)
für a2* = -a23: -E –> -C+ (Wo E fehlt, kommt selten oder nie eine der erkennbar verantwortlichen Bestandteile von C+ bzw. keine der verantwortlichen Kombinationen vor. Das heisst. irgendeiner dieser Kombinationen oder Bestandteile verdankt sich beinah JEDES Vorkommen dieses E.)
Dies Fehlen der konvertierten Formen ist allerdings verständlich; denn wir hatten a1 und a2 als Wissensstände eingeordnet, und als solche nehmen sie ihren Ausgang natürlich von positiv beobachtbaren Zusammenhängen, die ohne besondere Anlässe auffallen können. Jeder solche Zusammenhang oben, der in der formalen Schreibweise mit einer Negation auftritt, bedarf aber eines Motivs, also gesonderter Aufmerksamkeit auf ihn (einer Frage), um überhaupt bemerkt, wenn nicht allererst experimentell erzeugt werden zu können: als Zusammenhang zwischen etwas, das NICHT der Fall ist, mit etwas, das der Fall ist – oder das im Extremfall ebenfalls nicht vorliegt. Die weitestgehende Version stellen dann jene Regularitäten dar, die in unserer Notation eine Negation vor einer Klammer haben: Es wird das Nichtvorkommen in der Erfahrung von etwas Denk- oder (zunächst) Erwartbarem festgestellt. Davon die letzt-mögliche Steigerung stellen dann eben die „konvertierten“ Sätze in negierter Form dar: Man soll wissen und beurteilen können, ob es der Fall ist oder nicht, dass Nichtvorhandensein von Etwas Nichtvorhandensein von bestimmtem Andrem regelmässig zur Folge hat.
„Direkt beobachtbar“ ist so etwas allenfalls in einem Szenario, das sich in der Paraphrase von a1* andeutet: Der auffällige Ausfall eines Folge-Phänomens in den sichtbaren „Lücken“ eines ansonsten lückenlosen, und von dem Folge-Phänomen ebenso sichtbar lückenlos (wenn auch vielleicht nicht „flächendeckend“) besetzten Grund-Substrates (Pflanzen, die einen sichtbar abgegrenzten Untergrund besiedeln, und alle andersartigen eingelagerten Flächen freilassen). Hier fungieren die „Lücken“ aber eigentlich eher als beobachtbare „Positiv“-Ereignisse, und das Nichtfolgen des üblichen Folge-Phänomens, wenn auch schwächer, als ebenfalls durch den unmittelbaren „Kontrast“ anschaulich. IN Wahrheit aber ist es ja keine Selbstverständlichkeit, dass ich um die „Andersartigkeit“ der Bodenbeschaffenheit von besiedelten Stellen und nichtbesiedelten Lücken weiss – ich muss sie erst einmal feststellen.
Und schon die Paraphrase für a2* setzt ein systematisches Selektieren der „möglichen Bestandteile“ von C+ voraus, und ein bewusstes Achten auf deren Nichtvorkommen an bestimmten Stellen. Diese Art Suchen, nämlich planmässiges „Versuchen ob man etwas bestimmtes an bestimmten Stellen sehen kann (solang, bis man es aufgibt)“ entspricht somit dem Grundmuster des Versuchens, nicht des (Unter-)Suchens.
Es ist von daher durchaus ein Problem, wie und durch welche „Beobachtung“ (und sei es auch durch „versuchende“ wie eben erwähnt) man überhaupt zu Sätzen der Form b gelangen kann.
Diese b-Pendants zu den beiden a-Sätzen müssten lauten:
b1:
cp:
b11: E –> Cij= C1vC2…Cn(j)
b21: -Cij –> -E
b23: – (Cij –> E)
(Cij= Cquer)
b2:
cp:
b21: Ck –> E
b22: -E –> -Ck
b23: – (E –> Ck)
(für alle Ck aus C*) (Ck= Csenkr)
Die hierzu gehörenden, gegenüber a1/2 erweiterten Wissensstände lassen sich so umschreiben:
33.
b1: QUER durch alle denkbaren „Weisen des Zustandekommens“ (der Verursachung) von E lässt sich für jede dieser „Weisen“ mindestens eine „bedingt-unerlässliche“ Bedingung (zu absolvierender Zwischenschritt in der Verursachung etc.) ausmachen, von denen jede in „ihrer“ jeweiligen „Weise des Zustandekommens“ nicht fehlen darf (bedingt, weil sie ist unerlässlich ist nur in dieser Weise, in anderen „Weisen“ des Zustandekommens kann sie durchaus fehlen). Ausfall einer vollständigen (nämlich für ALLE Weisen des Zustandekommens von E wenigstens eine solche bedingt-unerlässliche Bedingung nennenden) Kombination solcher Bedingungen ist hinreichend für den Ausfall und Nichtvorhandensein von E: Zusammen bilden sie eine unbedingt-unerlässliche Bedingung für E.
E ist dann normalerweise (cp) hinreichend für das Vorliegen (wenigstens) eines der Elemente einer solchen unbedingt-unerlässlichen Bedingung. Aber: Nicht-E ist mit Vorliegen ALLER Elemente von ihr vereinbar, und nicht hinreichend dafür, dass sie nicht vorliegen; denn sie sind allesamt für sich nicht hinreichend.
Die ihnen zum „Hinreichen“ „fehlenden“ Bedingungs-Varianten der zu unterstellenden weiteren, für E ebenso unerlässlichen Hinsichten Bn müssen hingegen noch nicht bekannt sein; ebensowenig müssen, zur Erfüllung der Sätze b11-b13, die für jedes Element der Disjunktion zu unterstellenden anderen bedingt-unerlässlichen Bedingungen bekannt sein, mit denen (und NUR denen bereits) zusammen es E zustandebringen würde, als „seiner“ „Weise des Zustandekommens“ von E.))
Die unbedingt-unerlässliche Disjunktion von bedingt-unerlässlichen Bedingungen soll ab sofort mit dem Ausdruck Cquer bezeichnet werden.
34.
b2: Eine „Weise des Zustandekommens“ von E ist eine KONJUNKTION Ck, die NUR aus solchen bedingt-unerlässlichen Bedingungen Ckj besteht, die jeweils in dieser Kombination zusammen E erzeugen (einzelne Ckj mögen auch in anderen Ck‘, Ck“ vorkommen). Beliebige Zusammenstellungen solcher hinreichenden Konjunktionen Ck oder Weisen des Zustandekommens wiederum bilden echte Auswahlen C*= (c1, c2…cx) der Menge C ALLER möglichen Weisen des Zustandekommens von E – zumindest aller miteinander vereinbarer Weisen (denn ein Ck könnte ein anderes auch behindern, wenn sie beide zusammen auftreten; solche Interferenz soll hier zunächst nicht in Betracht gezogen werden). Für deren sämtliche Elemente Ck (k=1..x) gilt, wie schon gesagt: b21: Ck ist hinreichend für E, und: b22: Nicht-E ist normalerweise cp hinreichend dafür, dass kein Element Ck von C* vorliegt.
Allerdings gilt auch: b23: E ist normalerweise NICHT hinreichend dafür, dass ein Element der Auswahlmenge C* vorliegt – es gibt eben (zumindest ist das nicht auszuschliessen) die Möglichkeit weiterer E-Verursacher anstelle derer aus der Menge C*, nämlich solche aus der KomplC*. Die Elemente dieser Komplementärmenge KomplC* müssen aber nicht bekannt sein. Wären sie es, würde die Bedingung b23 aufgehoben: Wir kennen dann nämlich wirklich ALLE Weisen des Zustandekommens von E – zumindest unter normalen Bedingungen (wie selten etwas sein muss, um aus dieser Normalität herauszufallen, müssen wir entscheiden); unter dieser und diesen Bedingungen darf darum aus Nicht-E geschlossen werden, dass keine dieser seiner Ursachen vorlag; die Unterbindung sämtlicher dieser Ursachen bedeutet Unterbindung von E. Sofern wir in jeder dieser Weisen des Zustandekommens wenigstens eine für diese Weise unerlässliche Bedingung kennen, genügt es, bei allen Weisen diese eine (oder mindestens eine solche) zu unterbinden, um E zu unterbinden. Genau das war das Szenario b1: Absolute Unerlässlichkeit zum Zweck der Unterdrückung von E. Das Szenario b2 ist: Vollständige Erfüllung sämtlicher bedingt-unerlässlicher Bedingungen wenigstens EINER Weise des Zustandekommens von E, zum Zweck der Erzeugung von E auf wenigstens diese Weise seines Zustandekommens.
b1 und b2 zusammen würden uns somit vollständige Kontrolle über E erlauben, soweit wir im Rahmen unseres Könnens Einfluss auf die „Weisen seines Zustandekommens“ haben; kurz:
c: Ckerzeug–>E und E–>Ckunterbind und (hier trivialerweise) -Cunterbind–>-E und -E–>-Cerzeug. Sobald ein C existiert, das beide Anforderungen erfüllt, also Cerzeug=Cunterbind=C, gilt dann gilt: Centhält die vollständige Disjunktion aller Weisen Ck des Zustandekommens von E. (Quantitativ-funktionelle Zusammenhänge zwischen Ausprägungen von E und je unterschiedlichen Ausprägungen und Zusammensetzungen von Ck bzw. eines möglichen Cquer werden hier nicht betrachtet, ebensowenig wie Interferenz, gegenseitige Verstärkung, Neutralisierung, oder auch qualitative Veränderungen von E, wenn mehrere Ck oder Cij gleichzeitig vorkommen.)
35.
Ich komme zurück auf das in Abs.32 angesprochenen Problem: Von welchen Wissensständen der Niveaus a1 oder a2 kommt man nun zu solchen der Niveaus b1 oder b2 – wie löst man die zugehörigen Wissenserwerbs-Aufgaben – vor allem angesichts der Einsicht, dass nur ein „positiv“ beobachteter Zusammenhang (einschliesslich desjenigen zwischen quasi-positiv auffälligen Ausfalls- und Lücken-Phänomenen s.o.) die Nachforschung nach möglichen „Negativ“-Zusammenhängen (die sonst völlig grund- und uferlos wäre) motivieren kann?
Dazu müssen wir uns die Struktur der a-Wissensstände genauer ansehen.
Recht verstanden, dürfen wir ja bereits die Negativ-Formeln a.1,2.2/3 nicht so ohne weiteres hinzufügen: Sie können nur das Resultat entsprechender Nachforschungen, unter sinnvoll dazu passenden Fragestellungen nach Bestehen oder nicht bestimmter Nicht-Zusammenhänge, sein. Diese Fragestellungen und diese Zusammenhänge sind aber nur artikulierbar, wenn wir die in den behaupteten Regularitäten involvierten Bedingungs- und Effekt-Sachverhalte innerhalb gewisser Schwankungsbreiten als solche identifizieren können.
In einer unanalysierten, bloss „stabilen“ Regularität ist aber garnicht ohne weiteres unterscheidbar, welches die in einem als Ursache fungierenden Komplex für die Wirkung verantwortlichen Momente sind; zunächst gibt es ja nur solche, die identifizierbar, wiederholbar als Anzeige des Vorhandenseins dieser Ursache verstanden werden müssen; als (Mit-)Ursache und nicht blosses Anzeichen eines von ganz anderswo her Verursachten gilt diese, weil „ihre“ Aufhebung, also Beseitigung ihres Da- oder Soseins in der dies Da- und Sosein ausmachenden Hinsicht die Wirkung aufhebt – u.U. sichtlich reversibel. – Aber was als „da- und soseiend“ (zum Dasein gehört auch ein „da, an dieser Stelle, in dieser Lage sein“) gilt, und als solches in die Beschreibung der Regularität eingeht, muss nicht das eigentlich Verantwortliche sein; ob wir ein solches aus dem Prima-facie-Ursach-Komplex isolieren können, hängt auch von unserer Fähigkeit ab, Komplexe, auch komplexe Wirkungen, in Bestandteile zu zerlegen – um zu sehen, was man weglassen kann oder hinzusetzen muss, und was durch welche Eigenschaft zur Wirkung beiträgt oder sie sogar zustandebringt.
36.
Dass wir die Formeln a1/2.1-3 aufstellen können, setzt also zunächst einmal Identifizierbarkeit der involvierten Komplexe voraus: Eine Beschreibung (innerhalb gewisser Schwankungsbreiten), wie sie sein müssen, um „sie“ oder „einer von ihnen“ zu sein, und nicht etwas andres und ein andrer Komplex – banalerweise müssen sie auch voneinander abgrenzbar und unterscheidbar sein; aber auch sonst muss jederzeit klarsein, wann „sie“ (ein Komplex dieser Art) NICHT da sind, und wann sie vorliegen. Die entsprechende Forderung muss dann auch für die Teile der Komplexe erfüllt sein: Sowohl, was ihre Identifizierbarkeit (liegen sie vor, oder nicht) angeht, als auch, was ihre Stellung als identifizierbarer „Teil“ innerhalb des Komplexes angeht – die Art, WIE sie Teil sind, muss in allen Fällen dieselbe sein.
(Sobald nicht unveränderliche Qualitäten, sondern auch Übergänge von Qualitäten in andre, Intensitäten, Gestalten, Gestalt-Muster, Orte ins Spiel kommen, erscheint auch die Möglichkeit von Änderungen: Mustern diskontinuierlicher oder kontinuierlicher Änderungen (Rhythmen), Geschwindigkeiten, Beschleunigungen.)
Wichtigste Voraussetzung bei der Beobachtung von Wirk-Zusammenhangs-Mustern ist die Klassifikation des für die Regularität Gleichbleibend- Relevanten, Absehen vom Veränderlich-Irrelevanten. Dabei haben wir es in „natürlichen“ (vor-wissenschaftlichen) Ausgangs-Beobachtungs-Situationen oft nicht mit Gegenständen zu tun, die so „elementar“ sind, dass es kaum eine Chance gibt, das, was an ihnen relevant ist, weil es sie geradezu ausmacht, zu verkennen und „falsch“ zu klassifizieren: Das heisst, dass wir „etwas immer Gleiches“ erkennen, das aber offenkundig in eine Vielzahl von Teilen zerfällbar ist oder sein könnte, oder viele Eigenschaften hat, deren Gleichbleiben oder Variieren an dem grundlegend („hinreichend“) Gleichen (Gleichbleibenden) wir nicht überblicken – das „Hinreichend-Gleiche“ und die durch es, den Kriterienkatalog, den es darstellt, definierte „Art“ Gegenstand, könnte also bloss ein Substrat sein, an dem sich Unterarten oder sogar davon abtrennbare Gegenstände ausmachen lassen, wenn man genauer hinsieht, und viele der Exemplare der Art kennengelernt hat. – Hier geht es ja immer wieder um Vorstufen zu technischen Verfahren: Also auch darum, das technisch, zur verlässlichen Erzeugung oder Unterbindung bestimmter Effekte Relevante, eindeutig zu ermitteln – ein Spezialthema sind dabei immer wieder mögliche Fehl-Klassifikationen; die Instruktionen für künftige Ausüber einer Technik erwähnen solche Verwechslungsmöglichkeiten, sobald es Anlass dafür gibt (essbare vs. beinah gleich aussehende giftige Pilze; Materialeigentümlichkeiten, an denen untaugliche Roh-Materialien, oder umgekehrt „besonders geeignete“ zu erkennen sind; Orientierungsmarken im Gelände, bei der Möglichkeit von Irrwegen und -gängen; „Differential-Diagnosen“ aller Art).
37.
Ein weiteres, und praktisch höchst problematisches Thema in diesem Zusammenhang, ist neben dem der Identifizierbarkeit der relevant-beteiligten, als musterhaft regulär zu erkennenden Ursachen und Wirkungen, die Feststellung der Verursachungs-RICHTUNG. Streng genommen, haben wir Feststellbarkeit dieser Richtung bislang immer nur unterstellt, und keinerlei Kriterien dafür genannt; und streng genommen, reichen somit die Formeln „E fast nie ohne C-“ oder „C+ fast nie ohne E“, auch mit den Zusätzen in a1/2, keineswegs zur Charakterisierung von Kausal-Beziehungen aus.
Dazu müsste es mindestens heissen: „…nie ohne VORAUFGEHENDES C-“, und „…nie ohne NACHFOLGENDES E“ (die Reihenfolge soll durch die Buchstaben angedeutet sein: C in meiner Schreibweise ist immer ein voraufgehendes, E immer ein nachfolgendes). Aber auch das genügt nicht, denn bei den C-/+ könnte es sich dann immer noch um blosse Vor- und Anzeichen für E handeln, deren Beseitigung auf E keinen Einfluss hat; und die in a1/2.1-3 je unterstellten relativen Häufigkeitsverteilungen (für C-/+ ohne E, E ohne jeweiliges C, schliesslich das gemeinsame Vorkommen von E und C, genauer: das E-Nachfolgen bei C) wären zunächst auch mit einer blossen An- und Vorzeichenfunktion des jeweiligen C für E vereinbar. – Immer, wenn bislang von der Reihe der möglichen Inhalte von Regularitäten die Rede war, war die Darstellung so, dass von einfachen solchen Inhalten, wie Schwankungsbreiten, aufsteigend, Merkmale hinzukommen, bis hin zur „Fähigkeit“, der Disposition, die volle Kontrolle über (Nicht)Da- und/oder So- (oder Anders-)Sein erlaubt. In der realen Erfahrung und dem realen Wissenserwerb ist es aber eher umgekehrt: Wir müssen es erleben, wie wenig weit unsere Kontrolle in die Welt hinein reicht; etwas könnte sehr wohl beeinflussbare (herstellbar, unterdrückbar) Wirkursache (auf Basis einer Disposition, eine Wirkung E zu erzeugen) sein, ist aber in Wahrheit bloss An- oder Vorzeichen; etwas könnte An- oder Vorzeichen sein, ist aber bloss zufällig auch da konzentriert, wo das Angezeigte sein soll, und verschwindet nicht mit ihm. Wir sind oft genug auf mühsames Abwarten relevanter Beobachtungs- und Experimental-Situationen angewiesen – da, wo wir nicht selber die Ausgangsbedingungen (als in relevanten Hinsichten dieselben) selektieren, eigenhändig (experimentell) variieren und immer wieder neu und anders zusammensetzen können. Schon deshalb können wir uns in vielen Fällen über den Status eines Regularitäts-Inhalts – Wirk- oder Anzeichen-Zusammenhang? Mehr als bloss zufälliges Nebeneinander-Vorkommen? – lange Zeit kein endgültiges Urteil bilden. Nur einige dürre transzendentale Grundsätze stehen am Anfang: Auch An- und Vorzeichen sind Wirkungen, allerdings (regelmässige) NEBEN-Wirkungen jenes Prozesses, der auch die angezeigte Wirkung hervorbringt – ihm voraufgehend, oder an einer geeigneten (uns zugänglicheren) Stelle neben ihm erzeugt; An- und Vorzeichen unterdrücken, unterdrückt diesen Prozess nicht; ist die uns interessierende Haupt-Wirkung beschädigt oder nicht vorhanden, dann fast immer auch der zugrundeliegende Prozess, darum auch seine Anzeichen; getrennte Beschädigung der Hauptwirkung, bei gleichzeitig andauernder Neben-Wirkung, also Anzeige (in diesem Fall: eine täuschende), ist relativ selten; bloss zufälliges Zusammen-Auftreten zweier unterscheidbarer gleichartiger Merkmals-und Ereignis- oder Ding-Häufungen bedeutet, dass beide für sich unterdrückbar, ohne wesentliche Auswirkung auf die je andre – es gibt keinen gemeinsamen Verursachungsprozess für eine der beiden, dessen Beeinträchtigung auch die andre mitbeträfe (keine ist somit Anzeige der andern).
(Dies wäre aber sehr wohl der Fall, wenn beide auf einem von ihnen gemeinsam benötigten Substrat entstünden: zB. Vorkommen einer Pflanzenart, die gleiche Standortbedingungen braucht wie andre, ist Anzeige auch der andern).
38.
Die schlichten Hinweise der Abss. 35-37 können als Präzisierungen dessen genommen werden, was in RU1 „Bedingung“ heisst:
– „es“ variiert nur innerhalb relativ enger Grenzen (das ist leider ein sehr weiter Begriff: vgl. den Ausdruck „experimentelle Klassifikation“);
– „es“ ist ein IRGENDWIE einer interessierenden „Wirkung“ E Beschreibbar-Vorausgehendes, in dem das „eigentlich Wirksame“ jedenfalls so zuverlässig enthalten, oder mit dem es so sicher verbunden ist, dass zumindest Regularitäten vom Typ a1 oder a2 beobachtet werden können;
– „es“ ist kein blosses An- oder Vorzeichen, verursacht als Nebenwirkung des gleichen Erzeugungs- und Formungsprozesses, der E in seinem Da- und Sosein hervorbringt.
Diese letzte Möglichkeit, dass es sich um ein blosses Anzeichen (Symptom) der Ursache, nicht aber um diese selber handelt, wird unwahrscheinlich im Mass, wie wir zu „unerlässlichen“ Bedingungen des Typs b1/2 gelangen; hier greift ein weiteres einfaches „transzendentales“ (epistemisch-minimal-suboptimales) Prinzip (eine einfache Präzisierung von RU1), das besagt: Je präziser etwas Da- und Sosein einer Wirkung E anzeigt, und sich mit ihr verbindet, desto wahrscheinlicher handelt es sich um (zumindest) eine der Weisen Csenkr, E zu verursachen, oder eine der unerlässliche Wirk-Bedingung(skombination)en Cquer (unerlässlich unter allen normalerweise vorkommenden Erzeugungsweisen für E), und nicht bloss ein An- oder Vorzeichen für E. Genau das ist somit der Effekt des Erkenntniszugewinns beim Übergang von Wissensständen, die Anforderung a1 oder a2 genügen, zu solchen, die b1 oder b2 erfüllen.
Wie also gelangt man von a1/2 nach b1/2, vom bedingten (nicht unerlässlichen, nicht nur so und nicht anders) Substrat-Notwendigen C- und vom Mehr-als-Hinreichenden C+ zum „Cquer-“ Unerlässlichen (einer Bedingungsmenge, von der – über alle Weisen des Zustandekommens von E hinweg – jeweils etwas der jeweiligen Weise des Zustandekommens nicht fehlen darf, wenn sie wirksam bleiben soll, und so für alle Weisen des Zustandekommens) und zum „Csenkr-“ Unerlässlichen, einem Gerade-Hinreichenden (das somit aus, zumindest für diese Weise des Zustandekommens, bedingt-Unerlässlichen besteht)?
39.
Soweit die „Negativ“-Proben möglich sind von der Art, dass man ermitteln kann, womit Nicht-E alles vereinbar ist, zeigt sich, dass C- und C+ „zuviel“ Inhalt haben – sie enthalten zwar wohl AUCH Unerlässliches, zumindest bedingt-Unerlässliches für bestimmte Weisen des Zustandekommens von E (das aber immer noch auf andre Weisen zustandekommen kann, sonst würde bereits gelten: -E –> -C- bzw. -E –> -C+); aber sie enthalten dies Unerlässliche unabgetrennt und für uns noch un-identifiziert mit anderem, das entbehrlich ist; und genau diese entbehrlichen Anteile der prima-facie-Bedingungsmengen C+ und C- gilt es zu ermitteln.
Zum zweiten aber gibt es auch zuwenig: Das Substrat C- reicht nicht hin, und womöglich gibt es verschiedene Arten, es zum gerade-hinreichenden Bedingungsaggregat zu ergänzen – anders gesagt, zu einer Weise des Zustandekommens von E: das entspräche dem Muster Csenkr oder Ck aus b2.
Von dem C- aus a1.1.3 gelangen wir somit zum Csenkr oder Ck aus b2.
C+ wiederum ist (abgesehen vom „Zuviel“) sichtlich nicht die einzige Art des für E Hinreichenden, oder seines Zustandekommens, und hier gilt es, nach den Vorfeld-Umständen in den selteneren Fällen des Zustandekommens von E zu forschen; wenn wir sie sämtlich kennen, könnten wir unter Umständen zu „queren“ Bedingungsmengen gelangen, wo jede Einzelbedingung zu je einer anderen Weise des Zustandekommens von E gehört, von denen eine vorgelegen haben muss, wenn E vorliegt – so, wie in allen bisher bekannt gewordenen, zumindest untersuchten, Fällen von E; sodass, wenn keine einzige der jeweils für eine dieser Arten unerlässlichen Bedingungen vorlag, auch keine dieser Arten des Zustandekommens von E vorlag, und somit auch (zumindest, wenn keine neue solche Art auftaucht) E nicht.
Von dem C+ aus a2.1-3 gelangen wir somit zum Cquer aus b1.
40.
Ich will nun kurz einige Fälle unterscheiden und definieren, von denen bereits die Rede war.
In den Bedingungsmengen C- und C+, wie immer sie identifiziert werden (und das müssen sie, damit eine Regel, eine Regularität formuliert werden kann), muss sich immer AUCH etwas Notwendiges verstecken: Die Wissens-Stände, die überhaupt hinsichtlich E ein C- und C+ zu ermitteln gestatten, sind die minimal-möglichen überhaupt, soweit es um relevantes (sofern E relevant ist) „Kausalwissen“ geht.
Ich nenne „bedingt-notwendig für Effekt E“ solches, von dem angesichts eines gegebnen Wissensstandes feststeht, dass es ENTWEDER Bestandteil eines regulär-anzutreffenden (und als solches reproduzierbar-identifizierbaren) für einen Effekt E „Hinreichenden“, wie C+, ist, ODER etwas von der Art des C-, also eines in sehr vielen oder den meisten, wenn auch nicht allen Fällen E Voraufgehendes, das aber wiederum häufiger vorkommt als E: Offenkundig ein wichtiges Moment darstellend oder in sich enthaltend, das in der häufigsten Art des Zustandekommens von E eine Rolle spielt, aber nicht hinreichend ist.
Notwendig heisst in beiden Fällen: Etwas spätestens für die jeweilige Weise des Zustandekommens Unerlässliches ist dabei, aber auch noch mehr, also Entbehrliches, von dem gilt: wenn es weggelassen wird, wird dadurch das Zustandekommen von E nicht beeinträchtigt.
Bedingt-unerlässlich nennen wir solches Notwendige, als Bestandteil des C+, auf dessen Nicht-Vorhandensein zuverlässig aus dem Nicht-Vorhandensein von E geschlossen werden kann, wenn der gesamte Rest des jeweiligen C+ vorhanden ist; oder solche Bestandteile eines C-, deren Nicht-Vorhandensein E ausschliesst, obwohl alle andern Bestandteile des C- vorhanden sind.
Bedingt (notwendig, (eben) hinreichend, unerlässlich) heisst somit: Gebunden an eine Weise des Zustandekommens (die aber nicht die einzige sein muss).
Unbedingt (notwendig, (eben) hinreichend, unerlässlich) hiesse dann: Über ALLE Weisen des Zustandekommens weg notwendig usw., und/oder so, dass es (zumindest aufgrund des aktuellen Wissensstandes) KEINE ALTERNATIVEN Weisen des E-Zustandekommens gibt – spätestens darum, weil die Fälle, in denen E auf eine solch vermeintlich andere Weise zustandegekommen ist, in Wahrheit dieselbe eben-hinreichende oder unerlässliche E-Ursache sind oder enthalten, wie sie auch in einer „relativ häufigsten Weise des Zustandekommens von E“ (also einem C+ oder Substrat-C-) vorkommt – nur eben auch dort versteckt, und so, dass sie erst einmal (durch Weglassen des Entbehrlichen an dem C+ oder C-) abgetrennt und „rein“, als regelmässiger (und verantwortlicher, durch die entbehrlichen Beimengungen nicht gestörter) Bestandteil dargestellt werden muss.
41.
Es versteht sich dann, dass wir auf dem Weg von a zu b die selteneren und seltenen Ausnahmen betrachten könnten, in denen E offenbar ohne ein C zustandekommt. Die Frage ist immer: Handelt es sich um ECHTE alternative Erzeugungswege, oder können wir in den Ausnahmefällen irgendetwas entdecken, das auch im auffällig-häufigsten Ursachen-Komplex C+ oder C- vorkommt – so, dass wir guten Grund haben anzunehmen, dass es sich um „die eigentliche Ursache“ handelt? Dabei könnte nochmals unterschieden werden, ob es sich bloss um ein allen Fällen durchgehend gemeinsames Substrat handelt, oder tatsächlich eine hinreichende Bedingungskomplexion, die nur durch ihr Zusammenauftreten mit entbehrlichen, sie verdeckenden Bestandteilen nicht sofort als die immer gleiche in Erscheinung tritt, die sie eigentlich ist. Aber selbst in solchen Fällen müssen wir noch kein eigentlich Unerlässliches vor uns haben; das, was zuverlässig nicht fehlen darf, und in allen Fällen als Invariante auftritt, kann nochmals ein Kern-Bestandteil des zunächst entdeckten Unbedingt-Notwendigen oder Unbedingt-Hinreichenden sein: Unbedingtheit, Vorkommen in ALLEN Fällen, ist nicht gleich unbedingte Unerlässlichkeit. Hier kommt alles darauf an, dass wir die „grobe“ Invarianz des in allen Fällen offenkundig gleichen Unbedingt-Notwendigen oder Unbedingt-Hinreichenden weiter zerlegen können, und weiteres (womöglich seinerseits invariantes, oder unbemerkt/unwesentlich variables) Entbehrliches von dem zunächst entdeckten Unbedingt-notwendigen oder -hinreichenden Komplex separieren – solange, bis die Abtrennungen das Zustandekommen von E beeinträchtigen, und wir also zuviel weggenommen haben – anders herum gesagt, es handelte sich eben nicht mehr um einen entbehrlichen Bestandteil. Entdecken wir einen solchen, müssen wir ihn „an“ dem Komplex belassen; ER zumindest scheint unerlässlich – und, da er an einem unbedingten C-Komplex auftrat, ist er unbedingt-unerlässlich; natürlich ist mit der Entdeckung EINES solchen Unentbehrlichen nichts darüber gesagt, wieviel am verbleibenden Rest-C-Komplex immer noch entbehrlich ist; ebensowenig wie darüber, ob dies zunächst Unentbehrliche sich nicht wird irgendwann weiter in seine „eigentliche Wirkkomponente“ und weitere (womöglich bei genauerer Betrachtung, variablen, verglichen mit der vermeintlichen Invarianz oder irrelevanten Variabiltität auf der ursprünglichen oder Ausgangs-Beobachtungs- und Beschreibungs-Ebene) Entbehrliche wird zerlegen lassen: Alles hängt hier ab von der Machbarkeit und Genauigkeit von Zerlegungen (Analysen) in reale Bestandteile, also auch der Machbarkeit und Genauigkeit ihrer Abtrennung, genauer: von der identischen Reproduzierbarkeit (darum auch technische Beschreibbarkeit als ein „so, wie beschrieben“, zuverlässig, mit gleichen (als solche feststellbaren) Resultaten wiederholbares Verfahren garantierend)) dieser Zerlegungen und Abtrennungen.
(Die Frage „Was war in diesem Fall anders als zuvor, und spielt das eine Rolle oder nicht?“ ist wichtig in abergläubischen Erfahrungs-Auswertungen: Es geht um die Entdeckung dessen, was „daran“ wesentlich war, also auch verallgemeinerbar (häufiger sich wiederholend), oder durch akribische Reproduktion aller beteiligten Umstände reproduzierbar. Beide Interessenrichtungen – die Besonderheiten sind unwichtig, ebenso wie, dass es auf sie ankommt – haben ihre Anwendungen; immer geht es um Identifikation, also Art der Beschreibung oder Klassifikation des für die betreffende (Prognose- oder Wirk-)Regel Massgeblichen – die Wahl der Klassifikations- und Beschreibungsebene.)
42.
Wir haben dann in Gestalt von Cquer ein Unbedingt-Unerlässliches (aber nicht -Hinreichendes), und in Gestalt von Csenkr ein Bedingt-Eben-Hinreichendes; beides sind die zwei möglichen Vorstufen zum Unbedingt-Eben-Hinreichenden, das die Form
c. X–>Y und Y–>X (-X–>-Y, -Y–>-X) (bzw. entsprechend, für X=E und Y=C).
erfüllen würde (wovon es, durch die Symmetrie der Beziehung, keine zwei Versionen mehr geben kann). Diesen Satz kann man, im Sinn des Abs.30, als „Konvergenzpunkt“ von b1 und b2 betrachten. Gleich wird sich natürlich auch die Frage stellen, welche Art zusätzliches Wissen man benötigt, um von Wissen der Art, das b1 und b2 zugrundeliegt (Wissen um ein Cquer bzw. Csenkr bezüglich eines Effekts E), zu solchem zu gelangen, wie es für Aussage c. erforderlich ist. Aber jetzt muss diese Frage erst einmal endgültig für den Übergang von Wissensständen a1,2 (C+/C-) zu b1,2 (Cquer, Csenkr) beantwortet werden. Die Überlegungen in Abs.41 helfen dabei nicht sehr viel weiter; denn auch wenn ein C+ oder C- prima facie alternativlos wären, mithin sie unbedingt-(mehr-als-)hinreichend, und unbedingt-notwendig-(wenn auch nicht in allen Teilen unerlässlich) wären, hätten wir noch nichts der Form Cquer/senkr vor uns: „Unbedingtheit (Alternativlosigkeit) impliziert nicht unbedingte Unerlässlichkeit.“ hatte ich gesagt.
Das Unerlässliche kommt vor in Form des Bedingt-Eben-Hinreichenden Csenkr (=alles Bedingt-Unerlässliche einer Weise des Zustandekommens; ob sie im nachhinein mit scheinbar zu ihr alternativen Weisen des Zustandekommesn identifiziert werden kann, mag offen bleibt) oder des Unbedingt-Unerlässlichen Cquer. Natürlich wird in einem über alle Weisen des Zustandekommens und der Ergänzung zu einem für E Hinreichenden weg gleichbleibend, also unbedingt notwendigen Substrat C- a fortiori irgendwelches Cquer enthalten sein – so, wie im (Un)Bedingt-Mehr-als-Hinreichenden C+ a fortiori mindestens ein Csenkr – als eine oder mehrere verschiedene Weisen, das für E Unerlässliche unter der gleichbleibenden „Maske“ des umkleidenden C+ zu realisieren; dass es TEILE von C+ sind, die dies Unerlässliche bilden, ist daran zu merken, dass im Fall von -E mehr oder weniger grosse und vor allem sehr unterschiedliche Teile von C+ dennoch vorliegen können – sie mögen unerlässlich sein, oder nicht; es braucht nur mindestens ein bedingt-Unerlässliches aus C+ fehlen, um E zu verhindern.
43.
Nun gibt es also zweierlei Entbehrliches: solches, das schlichtweg nichts mit dem Resultat E zu tun hat, und darum wegbleiben kann: Unbedingt-Entbehrliches; und solches, das einen Effekt beisteuert, der auch schon durch andres gewährleistet ist: es ist bedingt-entbehrlich, nämlich bedingt dadurch, dass die alternative Effekt-Ursache vorhanden ist und wirkt.
((Bis jetzt haben wir nach dieser Seite hin 4 Gruppen von Momenten: Unbedingt-Entbehrliches; Bedingt-Entbehrliches (angesichts der anderen Bestandteile des Gesamtaggregats)/ Bedingt-Unerlässliches (angesichts der anderen Bestandteile des Gesamtaggregats); Unbedingt-Unerlässliches.))
In Cquer und Csenkr begegnen uns zwei unterschiedliche Formen des Bedingt-Unerlässlichen:
Bedingt-Unerlässlicher Bestandteil oder Einzel-Bedingung Us von Csenkr ist etwas dann und darum, wenn und weil es zusammen mit den anderen Bestandteilen von Csenkr (aber zunächst einmal auch nur mit ihnen) hinreichend ist für E, das Fehlen (Wegnahme, Aufhebung) von Us dies Für-E (sein Da- und/oder Sosein)-Hinreichend-Sein von Csenkr zunichtemachen würde, und weil Us bei -E immer allenfalls dann vorhanden ist, wenn wenigstens ein weiterer unerlässlicher Bestandteil Us’ von Csenkr fehlt.
In Cquer ist ein einzelner Bestandteil Uq bedingt-unerlässlich dann und darum, wenn und weil Fehlen von Uq bei Fehlen der andern Bestandteile Uq* dieses Cquer immer hinreichend ist für -E (Aufhebung oder Wegnahme bestehendes E (sein Da- und/oder Sosein) aufhebt und verschwinden lässt), Uq in wenigstens einer Weise des Zustandekommens von E (also einem Csenkr) bedingt-unerlässlich ist, und wenn in Anwesenheit von E Uq immer nur dann fehlt, wenn wenigstens ein anderer Bestandteil Uq*, zusammen mit „seiner“ Weise des Zustandekommens von E, vorhanden ist.
(Bedingt-entbehrlich in wenigstens einer Weise des Zustandekommens von E zu sein, bedeutet, Element einer Menge zu sein, wo jedes Element in Abwesenheit der andern die Anforderungen an ein Uq in einem Cquer erfüllt, in Anwesenheit eines der andern somit entbehrlich ist.)
44.
C- und C+ waren nicht symmetrisch, sondern der Wissensstand a1, der uns ein C- als solches identifizieren liess, musste erst einmal, durch Finden wenigstens eines Hinreichend-Machers, in C+ überführt werden; umgekehrt, auch wenn C+ eines solchen Hinreichend-Machers nicht mehr bedurfte, sondern selbst, als Ganzes, unmittelbar hinreichend für E war, fehlte dem Wissensstand a2 um ein solches C+ doch wieder das Wissen um ein in diesem C+ verstecktes, bedingt- oder absolut-notwendiges Substrat C- (bedingt-notwendig für E= bedingt-unerlässlich in mehr als einer Weise des Zustandekommens von E; absolut-notwendig= bedingt-unerlässlich in ALLEN Weisen des Zustandekommens von E).
Von daher verwundert nicht, wenn C- und C+, und die ihnen entsprechenden Wissensstände a1 und a2, jeweils getrennt als Basis für Wissenserwerbe dienen, die zum Erwerb eines je „nächst-höheren“ (ein höheres Mass an Kontrolle ermöglichenden) Wissensstandes der Form b1 und b2 führen; b1 und b2, wie man an den Definitionsversuchen des voraufgehenden Abs. sah, sind ihrerseits ähnlich asymmetrisch gebaut wie a1 und 2: Ganz ähnlich, wie man einen Hinreichend-Macher brauchte, um von a1 zu a2 zu kommen, so führt von b1 ein Weg zu b2 nur, wenn man „weitere“ oder „alternative“ Weisen des Zustandekommens von E derselben Art Csenkr’ ermittelt, deren Bestandteile nicht nur füreinander alternative, also bedingt-entbehrliche Besetzungen einer „bedingt-unerlässlichen“ „Stelle“ des ursprünglichen b1-Csenkr darstellen. Und so, wie man in C+ ein solches bereits Hinreichendes besass, das keinen Hinreichend-Macher mehr benötigte, so in Cquer andere Bedingt-Unerlässliche aus (je) anderen Weisen des Zustandekommens von E; aber so, wie man durch den Hinreichend-Macher, der zu C- hinzukam, ein Hinreichendes, also C+-artiges besass, das eine BINNENGLIEDERUNG aufwies (das war der Wissenszuwachs dabei in Richtung auf und Annäherung an b1): So besitzt man in einem b1-Wissen, worin man von mehr als einem einzigen Csenkr weiss, zugleich bereits mehr als eine der zueinander alternativen Weisen des Zustandekommens von E – wenn auch nicht ALLE; in Gestalt von Cquer hingegen hat man nur b2-Wissen um je ein oder mehrere bedingt-unerlässliche Elemente von JEDER der möglichen Weisen des Zustandekommens; aber darum nicht notwendig von allen diesen Elementen irgendeiner, oder sogar ALLEN Elementen JEDER dieser Weisen.
b1 und und b2 konvergieren somit in einem Wissen der Form c, wo man genau diese Kenntnis hat: Man kennt in c JEDES Bedingt-Unerlässliche JEDER normalerweise überhaupt vorkommenden Weise des Zustandekommens von E.
45.
Aus dem bisher Gesagten geht hervor, dass ein Wissensstand der Form a1 auf einen der Form b2 zuläuft, einer von der Form a2 aber auf einen der Form b1:
C- und ein oder mehrere Hinreichend-Macher (speziell: ein Hinreichend-Macher, und „massgebliche“ Abwandlungen von ihm) sind die einfachste oder Urform eines Csenkr.
Die ebenfalls hinreichenden Varianten von Teilen eines C+ sind die ersten Elemente einer Menge von „Weisen des Zustandekommens von E“: Eine weitere solche „Weise“ liegt dann vor, wenn C+ in wenigstens einer „massgeblichen“ Hinsicht abgewandelt ist, in der es ebenfalls „hinreichend“ ist. Umgekehrt ausgedrückt: Die angesichts der Varianten gleichgebliebenen Teile des C+ sind in den massgeblichen Hinsicht gleich, bilden ein Substrat in der Art des C-; die variablen Teile wären dann dasselbe wie zwei verschiedene Hinreichend-Macher. Die andre Möglichkeit, von der wir hier ausgehen wollen, besteht darin, dass wir ein weiteres, GANZ andres, aber ebenfalls hinreichendes C+ finden, und beginnen, es „Stück für Stück“ mit dem ersten C+ zu vergleichen. (Einmal mehr ist zu bemerken, wie sehr die Auffassung des Wissensstandes (und das Verständnis davon, in welche Richtung weiterer Wisenserwerb zu laufen hätte – welches Wissenserwerbs-Szenario vorliegt usw.) abhängt davon, inwiefern wir Teile zweier nicht völlig identischer Bedingungsaggregate als „in den entscheidenden Hinsichten“ gleich oder verschieden klassifizieren.)
Diese beiden Wissenserwerbs-Strategien, deren eine an Aggregate vom Typ C-, die andre an solchen vom Typ C+ anknüpfen, wollen wir jetzt genauer untersuchen.
Betrachten wir zunächst ein einfaches C+, das durch Finden eines Hinreichend-Machers für ein C- entstanden ist. Durch „systematisches“, immer weitergehendes Weglassen (in zunächst zufälliger Reihenfolge) von Teilen dieses Hinreichend-Machers können wir dann ein Primär-Notwendiges identifizieren, von dem (als ganzem) nichts mehr weggelassen werden darf: Alles, was von ihm weggelassen werden konnte, ist dann primär-entbehrlich, nämlich entbehrlich-für-dies-Primär-Notwendige.
46.
Denken wir uns E auf mehrere Weisen gleichzeitig verursacht (was ja zunächst nicht auszuschliessen ist), dann kann in dem Weggelassenen alles Mögliche stecken: Einzelne Teile könnten bereits für sich hinreichend für E sein; mehrere von ihnen zusammen könnten hinreichend für E sein; einzelne oder mehrere zusammen könnten ihrerseits alternative vollständige Hinreichend-Macher für C- sein – sie könnten, zusammen mit dem identifizierten Primär-Notwendigen, somit hinsichtlich der Funktion, Hinreichend-Macher für C- zu sein, bedingt-entbehrlich sein (oder, wie man auch sagen könnte: sie können sich wechselseitig in dieser Funktion vertreten); einzelne oder mehrere ausgeschiedene Teile könnten für einzelne oder mehrere Teile des verbliebenen Primär-Notwendigen alternativ einsetzbar sein, sie also jeweils relativ zueinander bedingt-entbehrlich (wenn auch „alle zusammen“ bedingt-unerlässlich hinsichtlich des jeweils gerade betrachteten restlichen, hinreichenden Bedingungsaggregats) sein; solches Einsetzen von Alternativen an EINER Stelle a des ursprünglich Primär-Notwendigen mag sich dann aber auf andere Stellen b, c, d … so auswirken, dass dort plötzlich etwas entbehrlich oder ersetzbar durch irgendwelches zuvor Weggelassenes wird, was es vor dem Einsetzen der Alternative nicht war; diese letzte Überlegung hinsichtlich „vertikaler“ Auswirkungen von Variationen an einer Stelle auf andere Stellen gelten natürlich nicht nur für das Primär-Notwendige, sondern jedes andre, das aus ihm hervorgeht; jede Ersetzung eines Elements des gefundenen Primär-Notwendigen könnte die Bedingte-Entbehrlichkeit an anderen Stellen des Gesamtaggregats beeinflussen. Von daher müsste unsere experimentelle Strategie zunächst sämtliche Einzelteile auf Ersetzbarkeit des gefundenen primär-notwendigen an dieser Stelle durch Weggelassenes testen; anschliessend Paare, Tripel usw. Dabei lassen wir immer den Rest unverändert („cp“). Am Ende stünde im Idealfall eine Aussage darüber, welche Aggregate aus Teilen des ursprünglichen Hinreichendmachers in welchen Kombinationen, die alle in ihm gleichzeitig vorlagen, für sich gerade eben bereits als Hinreichendmacher für C- taugen würden: Die vollständige Liste dieser Varianten (und Menge aller für sich bereits hinreichenden Auswahl- oder Teil-Mengen aus dem ursprünglichen Hinreichendmacher) enthält das relativ zu C- wirklich bedingt-unerlässliche.
(Etliche dieser bedingt-unerlässlichen Teilmengen können dabei zueinander bedingt-entbehrliche Alternativen darstellen, also je eine, an Stelle der andern einreten könnende Alternative besitzen, und ansonsten mit den andern alternativen Teilmengen völlig gleichsein – von jeder der füreinander eintreten könnenden Alternativen muss aber immer wenigstens EINE erfüllt sein: Alle zusammen, mit ihrem ansonsten invarianten Umfeld, bilden dann ein mehrfach besetzbares Bedingt-Unerlässliches; sie können ihrerseits jede aus solchen Bedingt-unerlässlichen bestehen, die ihrerseits mehrfach besetzbar sein können, und das womöglich in Abhängigkeit von der Besetzung anderer solcher mehrfach besetzbarer).
47.
Wenn der Hinreichend-Macher in dieser mühsamen Weise auf das in ihm enthaltene Unerlässliche untersucht ist, wiederholt sich dieselbe Prozedur, und zwar so oft, wie es unerlässliche Varianten des Hinreichend-Machers gibt: Jede von ihnen wird festgeschrieben; und dann wird für jede von diesen festgeschriebenen und gleichbleibenden Varianten dasselbe Verfahren umgekehrt für C- durchgemacht. Am Ende haben wir eine Reihe nebeneinander zu stellender Bedingt-Unerlässlicher vom Typ Csenkr, die allesamt die Bedingungen b21-23 oben erfüllen, zu denen ja auch gehörte, dass es sich nicht um die Liste ALLER solcher Csenkr handelte. Jedes der Elemente dieser unabgeschlossenen Liste Bedingt-Unerlässlicher („eben hinreichender“) für E (oder „Weisen des Zustandekommens von E“) kann seinerseits einzelne für die jeweilige Weise des Zustandekommens bedingt-unerlässliche Elemente enthalten, die ihrerseits variieren können, in dem Sinn, dass mehrere „bedingt-entbehrliche“ Elemente existieren, die einander (wenn alles andre in dieser Weise des Zustandekommens gleichbleibt) vertreten können. Bei all dem wissen wir nicht, wieviel bedingt-entbehrliche Elemente noch zu den bereits bekannten hinzukommen können, sei es an den Stellen, wo schon welche existieren, und die Variationsmöglichkeiten vermehrend, sei es an neuen Stellen, wo bislang noch keine Alternativen bekannt waren. Und jedes dieser Elemente könnte sich auch so auswirken, dass es weiteres überflüssig macht, indem es weitere Eigenschaften aufweist, die ein anderes, bislang vielleicht sogar bedingt-unerlässliches Element, in ein bedingt-entbehrliches verwandeln. –
Soweit wäre der Weg von Wissensstand a1 zum Wissensstand b2 angedeutet.
Es ist kaum anzunehmen, dass er je einmal vollständig von Normalplanern beschritten wird. Zunächst wird man schon zufrieden sein, für (re)produktive Zwecke von C- zu E gelangen zu können, wann immer man will – weil man über einen Hinreichendmacher verfügt; nur Mängel daran werden einen als Normalplaner weiterforschen lassen: Wenn er zu aufwendig ist, oder Ressourcen zur Neige gehen, und man von einer seiner Varianten zu einer andern übergehen muss; oder ein Produktionsverfahren für E auf seine wesentlichen Elemente reduziert werden soll, um sagen zu können, was daran – und sei es auch aufwendig – gegen Schäden gesichert werden soll. Die Frage, wann und wo es sich um ein unter gegebnen Umständen wirklich Unerlässliches handelt, stellt sich erst im Zusammenhang mit Schadeinflüssen, denen die Grundlage entzogen werden soll – in Gestalt einer der für sie unerlässlichen Bedingungen. Und noch anspruchsvoller wird es, wenn es um die WIRKLICH unerlässlichen und darum einzuhaltenden, zu bewahrenden und beschützenden (Erhaltungs-) Bedingungen für etwas WIRKLICH Wichtiges geht – etwas wie, beispielsweise, unsere Gesundheit; also uns.
48.
Fragen wir jetzt, wie es von einem C+ aus weitergehen könnte zu einem Cquer.
Grundsätzlich steht Cquer für den Inbegriff voneinander unabhängiger Varianten des Zustandekommens von E; dafür, dass ALLE erfasst sind. An sich ist das eine Reihe nebeneinander stehender Csenkr; nur, dass das Resultat der eben beschriebenen mühsamen Prozedur, an C- und einem primären Hinreichendmacher das wirklich Unerlässliche und seine indifferenten Varianten (bedingt-Entbehrliches) herauszuschälen, für keins der im Inbegriff ALLER solcher Möglichkeiten versammelten Csenkr bekannt sein muss; nicht einmal ein erster Ansatz zu einer „vertikalen“ Binnengliederung auch nur eines der beteiligten Csenkr muss bekannt sein: Es sind eben alles nur Alternativen zu C+, von denen keinerlei b2-Wissen vorliegen muss, das sie zugleich als Csenkr, als gerade hinreichende Menge unerlässlicher Bedingungen, beschreibt. Die in Cquer (und allen alternativen Cquer, wenn es denn weitere gibt) enthaltene Information reicht nur soweit, dass man gerade eben eine (oder mehrere) maximal einfache Kriterien-Menge(n) kennt, um sagen zu können, wann mit Sicherheit E NICHT vorliegt und aus- oder abgeschaltet ist; wenn E ein Schaden ist, ist solches Wissen, gerade auch durch seine Einfachheit, natürlich höchst nützlich.
Eine vermeintlich sehr billige Art, über verschiedene „Weisen des Zustandekommens“ Csenkr hinweg eine „Ausschalt-Element“-Menge zu bilden, wäre die Zusammenstellung aus jeweils einem „Bedingt-Unerlässlichen“ jedes der bekannten Csenkr – aber das ist trivial: Die Csenkr sind dann bereits anderweitig, über ein C-, gewonnen worden. Solche Zusammenstellungen haben aber einen Mangel: Die Bedingungen für C- als häufigstes „Substrat“ lassen die selteneren Ausnahme-Fälle, wo E ohne C- vorkommt, um so rätselhafter erscheinen; wie man SIE ausschalten könnte, sodass man E sicher ausschalten kann, oder auch, wie man E in Abwesenheit von C- erzeugt oder sichert, ist dann um so schwerer zu erraten.
49.
In dem Bedingungs-Szenario, das zu einem C+ gehört, gibt es hingegen offensichtlich durchaus häufige alternative Erzeugungswege für E, über die mehr oder weniger Genaues bekannt sein mag, keinesfalls jedoch ist für den Wissenserwerb, der von C+ zu einem Cquer bezüglich E geht, vonnöten, dass C+ oder diese alternativen Weisen des Zustandekommens von E als unerlässliche Csenkr identifiziert und von allem Entbehrlichen befreit sind, umgekehrt alles Bedingt-Entbehrliche darin seinen jeweiligen „Partnern“ zugeordnet ist. Was wir haben, ist einzig ein hinreichend identifizierter und reproduzierbarer Erzeugungsweg für E, nämlich C+, und das Wissen darum, dass dies nicht der einzige ist, sondern es weitere solche Wege gibt.
Ganz ähnlich, wie wir im ersten Wissenserwerb ausgehend von einem Substrat C- Hinreichendmacher suchten, suchen wir jetzt, ausgehend vom Hinreichenden C+ SUBSTRATE, die es mit möglichst vielen der (im einzelnen nicht genau bekannten) alternativen Weisen des Zustandekommens/ Erzeugungswege für E teilt; so, wie wir zuvor, nachdem der oder die Hinreichendmacher gefunden waren, diese in einem zweiten Schritt durch Weglassen alles wirklich Entbehrlichen an ihn auf das in ihnen enthaltene Unerlässliche reduzierten, werden wir, zunächst Substrate (=zwei oder mehr Erzeugungswegen gemeinsamen Bedingungen) ausserhalb von C+ suchen, mit deren Unterdrückung die Auftretenswahrscheinlichkeit von E maximal verringert (=die von -E erhöht) werden kann (Verringerung , Vergrösserung jeweils gesteigert, verglichen mit der von -C+): Jedes „Substrat“ ein Unerlässliches in möglichst vielen Erzeugungswegen (Weisen des Zustandekommens von E) zugleich, jeder Erzeugungsweg durch wenigstens ein solches Substrat, und insgesamt möglichst wenige, abgedeckt, die Substrate untereinander möglichst wenig überlappend – maW. ermitteln, wie mit der Aufhebung/ Ausschaltung etc. von möglichst wenig Substraten (mit wenig Aufwand) möglichst viele (und am besten alle) Erzeugungswege für E aus- und abgeschaltet werden können; und damit auch E selbst.
50.
Wir können natürlich auch C+ auffassen als eine Zusammensetzung aus einem Substrat-Anteil und einem Hinreichendmacher; bloss, dass wir diese Zusammensetzung willkürlich wählen, und das Wort „Substrat“ allererst seinen Sinn bekommen muss. Zunächst bedeutet es nur ein beliebiges, u.U. möglichst einfaches und eng umschriebenes Bedingungs-Aggregat, wenn nicht eine Einzel-Bedingung in C+ (vorausgesetzt ist, dass wir über eine vollständige Zerlegung von C+ in Teil-Bedingungen verfügen; von solchen Zerlegungen oder Zerlegbarkeit überhaupt hängen ja alle Zuschreibungen oder Aussagen über Bedingungen ab (zB. welche „(bedingt) (un)entbehrlich“ sind) ab, vgl. Abs.36 oben); der jeweilige Rest gilt dann als „der“ dazu gehörende Hinreichendmacher.
Die Ausschaltung von C+ als GANZEM schaltet auch alle seine Teile ab; somit auch ihre Substrat-Funktion für alternative Hinreichendmacher, die anstelle des jeweiligen Rest-C+ zu diesem Substrat hinzutreten könnten. In der Wahrscheinlickeit von -E bei -C+ haben wir offenkundig bereits das Maximum an (Negativ-)Einfluss vor uns, das in Gestalt von Gesamt-C+ ausgeschaltete Teile von C+ , als unwirksam gemachte Substrate für alternative Hinreichendmacher, auch in Anwesenheit dieser alternativen Hinreichendmacher entfalten könnten. (Wir lassen an dieser Stelle die Auswirkungen von gegenseitigen Abschwächungen solcher Substratwirkungen durch die Anwesenheit bestimmter Hinreichendmacher, etwa des Rest-C+-Bedingungs-Aggregats, oder Anteile von ihm, ausser acht.)
Wir können dann wieder, wie im Fall von C-, durch Weglass-Versuche, ermitteln, welches die für die Negativ-Wirkung maximal verantwortliche Teil-Bedingung ist; dabei ist denkbar, dass die Maximal-Negativ-Wirkung (Ausschaltung von E durch Ausschaltung/Entfernung etc. von C+) sich durch Addition der Negativ-Wirkungen von Ausschaltungen mehrerer C+-Teilkomplexe oder -Bedingungen ergibt: Diese können dann alle als zusammengetretene Substrate für E aufgefasst werden, deren Ausschaltung jedenfalls, in Anwesenheit gleich welcher anderer Hinreichendmacher, das Nicht-Auftreten von E entsprechend wahrscheinlicher macht.
Darüber hinaus könnte es weitere Substrate ausserhalb von C+ geben, deren Ausschaltung ebenfalls den Ausfall von E befördert (also wahrscheinlicher macht).
51.
Die Aufgabe, ein oder mehere Cquer zu bestimmen, wird der zunächst besprochenen Aufgabenstellung für Csenkr also immer ähnlicher:
Am Ausgang steht, nicht anders als bei Csenkr, eine von E ausgehende „Implikation“ – nur, dass es sich um NEGIERTE Formen handelt: -E –> -(das bedingt-Notwendige an C+), wobei der negierte Ausdruck in der Klammer die Rolle des C-, und -E diejenige des E übernimmt in der Formel: E–> C-.Wir suchen dann, ganz ebenso wie beim Gang von C- nach Csenkr, weitere Beiträge zum „Negativ-Hinreichendmachen“ (nämlich „Substrate“ ausserhalb von C+) bzw. für die Negation von E (die deren Wahrscheinlichkeit über die hinaus, die bereits durch -(das bedingt Notwendige an C+) erreicht wird, erhöhen). Schliesslich können wir uns fragen, ob die gefundenen „Substrate“ oder Bedingt-Unerlässlichen der anderen Weisen des Zustandekommens von E, ausserhalb von C+, einander „überlappen“, also bei einzelnen oder mehreren dieser Weisen des Zustandekommens „bedingt-entbehrlich“ sind; und wir könnten den Ehrgeiz entwickeln, falls das möglich ist, nach einer Zusammensetzung des Cquer zu suchen, deren Ausschaltung in gleicher Weise hinreichend für Nicht-E ist, und andererseits nur aus (allerdings möglichst wenigen) „Unerlässlichen“ (in den jeweiligen Weisen des Zustandekommens von E) besteht, wie es bei Csenkr hinsichtlich E der Fall ist.
Wir müssen für diese „Ausschalt“-Substrate, aus denen sich ein einzelnes Cquer zusammensetzt, und deren Ausschaltung in ihrer Gesamtheit die Ausschaltung von E garantiert, die zugehörigen „Hinreichendmacher“ garnicht im einzelnen kennen (geschweige denn deren maximal schlanke „unerlässliche“ Versionen), deren Hinzutreten, sei nun es einer, oder mehrere alternative, zu jedem dieser Substrate E bewirken würde. Wir kennen ja auch im Falle eines Csenkr die anderen, alternativen, wenn auch selteneren Weisen des Zustandekommens von E nicht, die daneben möglich sind.
52.
Das praktische Problem, das uns nötigen könnte, die in Gestalt von Cquer bzw. Csenkr erreichten Wissensstände vom b1/2-Niveau in Richtung c (Abs.44 Ende) zu überschreiten, taucht in zweierlei Form auf: Erstens könnte ein an sich höchst zweckmässiges und dienliches E an bestimmten Orten, zu bestimmten Zeiten, für gewisse andre Prozeduren (als Nebenwirkung, dort), oder nach bestimmten Dauern schädlich und unerwünscht sein, sodass wir Kontrolle von E nicht nur in positiver, sondern auch negativer Hinsicht brauchen: Wir müssen es, je nach Bedarf, ein- oder ausschalten können. Zum andern erreicht unser Fortschritts-Zyklus die letzte Stufe in genau der Form, die c entspricht: Wir kennen mehrere, alternative Arten Csenkr, bestehend aus im Kern unerlässlichen Bedingungen, die auf einen erwünschten Effekt E führen; und wir wollen dies Unerlässliche – WENIGSTENS es! – gegen häufigere oder auch seltenere, es bedrohende Gefahrereignisse, mit denen wir in den jeweiligen Umgebungen rechnen, schützen: Die Gesamtheit der schutzbedürftigen Bedingt-Unerlässlichen bildet ein Cquer, bei dessen Ausschaltung E zumindest auf die betroffenen Weisen nicht mehr erzeugt werden kann; hoffentlich können wir dann auf die verbliebenen ausweichen. Wollen wir nun eine bestimmte dieser Gefahren, nennen wir sie G, so wie es zur Erzeugung einer „passiven“ Robustheit der Reproduktion von E nötig wird, zuverlässig dauerhaft, durchgehend und vollständig ausschliessen, also ausschalten, müssen wir die SÄMTLICHEN in den betreffenden Umgebungen, wo E reproduziert werden soll, vorkommenden möglichen Erzeugungsweisen Csenkr für G kennen; an all diesen Erzeugungsweisen müssen wir wenigstens eine ihrer bedingt-unerlässlichen Teil-Bedingungen so zuverlässig dauerhaft, durchgehend, dauerhaft ausschliessen können, wie wir das für die Ausschaltung von G für nötig erachten; es entsteht ein Cquer an G-Ausschaltungen in jeder der denkbaren Weisen Csenkr des G-Zustandekommens. Je mehr wir über jedes einzelne dieser Csenkr und ALLE von ihnen bescheidwissen, desto mehr Optionen haben wir, das E passiv-robust sichernde „Ausschalten“ von G unter allen denkbaren Bedingungen zu ermöglichen.
53.
Von welcher Art, so müssen wir jetzt fragen, könnte dann eigentlich ein verbleibend „Restunbekanntes“ sein – jenes, an das durch die immer mitgeführte „ceteris paribus“ Klausel erinnert wird? Von welcher Seite, anders gefragt, könnten uns Überraschungen und überraschend andere als die bewährten und erwarteten Verläufe (auf notwendig-hinreichenden bedingungskonstellationen beruhend) drohen – wie, wenn solche Überraschungen eintreten, sollen wir sie uns erklären? Grundsätzlich haben wir zwei Möglichkeiten:
a) das bisher als (c.p.) HINREICHEND bekannte Bedingungsaggregat bzw. der mit ihm realisierte Kausalzusammenhang bleibt zwar gleich, scheint aber, was sich bis dahin nicht gezeigt hatte, auf bestimmte Rahmenbedingungen angewiesen zu sein: er war somit ein für-sich-nicht-Hinreichendes, also blosses Substrat C-, zu dem die Hinreichendmacher, angesichts wechselnder Rahmenbedingungen, neu gesucht werden müssen;
b) oder, bisher als NOTWENDIG bekannte Bedingungs-Teilaggregate eines c.p. hinreichenden Ganzen C+ waren offenbar nicht genau genug definiert – es tauchen gleich erscheinende Varianten auf, aber mit anderen Kausal-Eigenschaften (sie erbringen andere Effekte, oder denselben Effekt in anderer Qualität/ Quantität usw.) – die ursprüngliche Regel oder Regelmässigkeit zur Bestimmung dessen, was FÜR-bestimmte Qualitäten, Quantitäten, oder einfach nur den ursprünglichen Effekt im Gesamtablauf nötig ist, muss präziser als bisher bestimmt werden.
(Der Ausdruck c.p. „soweit alle anderen bisherigen Randbedingungen gleichbleiben“ wäre hier also zu lesen als: soweit alles bisher gleich-erscheinende sich weiterhin als gleich erweist).
Das Wissen von Normalplanern dreht sich in sehr vielen Belangen um solche Fragen: Worin das „richtige“ oder damit verwechselbare „falsche“ (ungeeignete, schädliche, gefährliche usw.) Material, oder die zur Ausführung günstigen und ungünstigen Rahmenbedingungen oder Ausgangssituationen bestehen; ihr Wissenserwerb bezieht sich oft darauf, in DIESEN Hinsichten unvollständige Wissensstände zu ergänzen, und sich Ausfälle in einem bisher Bewährten mit Mängeln in diesen beiden Hinsichten zu erklären.
54.
Wenn wir das seit Abs.38 Gesagte Revue passieren lassen, dann ergeben sich erneut einige Präzisierungen hinsichtlich des Inhalts der beiden RU-Prinzipien.
In der Normalplaner-Version bezogen sie sich, statt auf objektive Randbedingungen auf die globalen und regionalen Erwartungen hinsichtlich Chancen und Grenzen des Einsatzes von Belastungsspielräumen – sie, und die DABEI zu beachtenden günstigen wie ungünstigen RANDBEDINGUNGEN werden als durch Erfahrung ermittelbare und bewährbare Regularitäten aufgefasst. Dasselbe gilt für die Fortschreibung praktisch zu verwertender Verläufe (Praktiken) der Reproduktion und ihres Fortschrittspfades: Von ihnen, nicht bloss von den dabei verwendeten Ausgangsmaterialien und -Situationen, wird erwartet, dass sie ein im Wesentlichen durch alle objektiven, wie immer beeinträchtigten Regularitäten von Randbedingungen und technisch nutzbaren Zusammenhängen hindurch immer weiter gleichbleibend notwendiges SUBSTRAT bilden
Tatsächlich sind die RU-Prinzipien als transzendentale ausschliesslich berechtigt, sofern sie sich auf zu vermutende, experimentell zu erprobende oder zu suchende, bzw. in und aus der Beobachtung sich darbietende objektive Kausalzusammenhänge (allgemeine Randbedingungen, oder Dispositionen von Ausgangsmaterialien und -situationen) beziehen; und dann besagen sie:
a. Die Bedingtheit von Regularitäten nimmt, je grösser die Bedingtheitstiefe (Bedingungshierarchie) wird, ab – die höher-rangigen Bedingungen, von denen abhängt, ob andere Bedingungen gelten, ebenso wie die grundlegenderen Substrate, aus denen andere zusammengesetzt sind, sind zugleich die stabileren, und ihrerseits von weniger (Wechsel-)Bedingungen abhängig. Wäre es anders, wäre mit der Labilität einer Bedingung, von deren Da- oder Sosein sehr viel andere abhängen, zugleich das gesamte von ihr Abhängige labil. Umgekehrt kann labil, instabil, wechselnd, nur sein, wovon seinerseits nicht zuviel abhängt.
b. Je elementarer ein Substrat, desto weniger faktische Abwandlungs- und damit auch Verwechslungsmöglichkeiten für es sollte es geben – Abwandlung muss nämlich, umgekehrt, als Anders-Zusammengesetztheit erklärbar sein; das, womit Abwandlungen und Verwechslungen erklärbar sein soll, darf dann nicht wieder dieselbe Vielfalt (Abwandelbarkeit, Verwechselbarkeit) aufweisen.
(Man sieht, wie Normalplaner diese transzendentalen Prinzipien ohne weiteres verwenden, um den Wissenserwerb zur Optimierung ihrer Praxis zu organisieren: der Randbedingungen hinsichtlich allgemeinster Erfolgs- und Misserfolgserwartungen, so, dass sie dann aber auch wirklich zuverlässig gelten; der genauen Gestalt einer wirklich verlässlichen und ihrer Umgebung optimal angepassten Routine und eines Fortschrittspfades: grundlegendstes und nicht mehr abzuwandelndes Susbstrat aller denkbaren, besonderen Verlaufsvarianten.)
55.
Wir können die allgemeinsten, für viele mit ihnen vereinbare (oder sogar mit ihnen sich ändernde, also von ihnen abhängigende) Bedingungen gültigen Bedingungen echte nennen:
speziell echte Rand-Bedingungen, wenn sie Teil eines Hinreichendmacher-Bedingungsaggregats FÜR ein für sich nur notwendiges Ausgangssubstrat sind, und echte Substrat-Bedingungen, wenn sie Bestandteil oder Element in allen FÜR einen bestimmten Effekt hinreichenden Bedingungsaggregaten sind, und dann lauten die transzendentalen Konvergenz-Prinzipien so: Je mehr Bedingungen von Da- und Sosein einer echten, sei es Rand- oder Substrat-Bedingung abhängen, von desto weniger hängt sie selber ab, und desto seltener ändert sie sich – bedingt durch solches, von dem sie selbst (als Randbedingung: indem es sie bedingt; als Substrat: indem es in sie, als Teil-Substrat, eingeht) noch einmal, in ihrem Da- und Sosein abhängt.
Wenn nun Wissen über Bedingungsgefüge nur entweder solches von echten Substraten, ODER von echten Randbedingungen wäre, dann wäre es denkbar, dass wir in Situationen geraten, wo – wenn auch reguläre – Instabilität die Regel ist: darum, weil die bekannten, echten Substrate sich in unberechenbarer Weise mischen und zusammensetzen – ihre Mischung und Zusammensetzung ist ja ihrerseits nicht mehr „substrathaft“; ODER, dass wir auf mehr oder weniger ausgedehnte Ereignisbereiche stossen, deren Verläufe mit den bekannten Rand-Bedingungen nicht erklärbar ist, weil in ihnen Substrate oder Substratmischungen erscheinen, auf die sie keine Anwendung haben – als Hinreichendmacher. Selbst wenn also Konvergenz der allgemeinsten Rahmen- und Randbedingungen, und der aller-elementarsten Elemente, „aus“ denen alles andre zusammengesetzt ist, vorausgesetzt wäre, also echte Substrate und Randbedingungen ihrerseits in ihrem Da- und Sosein am wenigsten und seltensten, wenn überhaupt, bedingt-veränderlich wären: selbst dann also könnte unsere Welt chaotisch, und durch das in ihr, nach transzendentalen, heuristischen Prinzipien auffindbare Wissen, nicht besser beherrschbar sein als ohne dies Wissen; nur dann ist das der Fall, wenn echte Randbedingungen auch von den vorhandenen Zusammensetzungen und Mischungen aus echten Substraten handeln.
Tatsächlich geht aber unser Wissenserwerb so vor sich, dass wir ausgehend von einem Bereich maximaler, wenn auch immer noch überschaubarer Instabilität und Variabilität, in zwei Richtungen Abhängigkeiten von Bedingendem suchen können, die ihrerseits immer weniger bedingt-veränderlich sind: Das Ausgangsfeld für die beiden Fragerichtungen ist also dassellbe; indem wir die Ebenen und Inhalte der Bedingungsgefüge „hinter“ einer Regularität im relativ „mittleren“ Bereich aufdecken, reduzieren wir – so die minimal-suboptimale Erwartung RU2 – den Inhalt des mit der cp-Klausel gefassten Rest-Unbekannten. Epistemologisch gefasst, heisst das: Je mehr Erklärendes (erklärende, bedingende Regularitäten) wir „in und hinter“ den erscheinenden Regularitäten finden, desto weiter reichen unsere Kontroll- und Vorhersagehorizonte – unser Bedingungs-Wissen „konvergiert“ mit zunehmender Bedingungstiefe auf „unbedingte“ Randbedingungs- und Elementar-Substrat-Bedingungen. Ontologisch heisst es: Die meisten unmittelbar festzustellenden (aber durch andres bedingten) Regularitäten (im Nahbereich) sind am meisten bedingt durch ihnen im Bedingungsgefüge NAHE Einfluss-Grössen, wohingegen nur über viele Zwischenbedingungen wirkende (ferne, unbedingte) Bedingungen sich entweder selten und schwach, oder aber auf konstante Weise auswirken.
56.
Mit diesen Eigenschaften: Selten, schwach, konstant, sind dann bereits die sämtlichen möglichen Formen des „Unbedingten“ (in und hinter dem bereits Bekannten, Bedingten) benannt.
Unbedingt ist, was selbst nicht bedingt ist.
Wie steht es da mit „Dispositionen“ selbst? Dispositionen zu Ereignissen, die bestehen und „noch nicht (wieder) ausgelöst“…
(Oft ist die Auslösung des Ereignisses, ZU dem die Disposition Disposition ist, ihr Ende, wenigstens für eine (Refraktär)Zeit – wenn die Disposition „erschöpfbar“ ist).
…sind das Bedingt-Gültige schlechthin, einmal in dem Sinn, dass sie „wirksam“ sind nur im Zusammenhang mit einer weiteren Bedingung, die als (Auslöse)Ursache der Ereignisse fungiert, FÜR die die Disposition Disposition ist; zum andern, weil das Bestehen von Dispositionen meist daran geknüpft ist, dass ein sie Bedingendes andauert, oder ein sie Beendendes oder Veränderndes noch nicht eingetreten ist. Das heisst, alle Dispositionen stehen unter Dispositions-Wechsel-Dispositionen, die ihrerseits zu Wechseln disponiert sein können, und so weiter bis zu letzten Dispositionen, die nicht wechseln, also immer bestehen: Erste Form eines Unbedingten.
Alles andre Unbedingte, aber Bedingende, kann dann nicht mehr Disposition sein; da muss es und kann nur sein: Einmalig (extrem selten, extrem seltene Zufalls-Konstellation und -Kombination) – als Entwicklungsprozess, mit sich selbst stabilisierenden, seltenen oder einmaligen Zufalls-Ereignissen als Ursache, deren Resultate bei Einhaltung von Resistenz- und Erhaltungs-Bedingungen des entstandenen gebildes nicht wieder verschwinden: Zweite Form eines Unbedingten.
Oder, es ist nicht durch WEITERES und „hinter“ allem Wirksames bedingt (und in diesem Sinne un-bedingt, nämlich nicht bedingt), weil alle Wirkung ABNIMMT, und ab bestimmten Entfernungen zu schwach, um irgendetwas dort zu beeinflussen oder irgendwelche Dispositionen auszulösen: Dritte Form des Unbedingten (nicht-bedingend, ohne oder mit subliminalem Einfluss).
Oder schliesslich, als Häufigstes: Etwas ist in seinem Da- und Sosein von keinerlei Bedingung abhängig, sondern entsteht (nicht), existiert (nicht), ändert sich (nie; nicht wesentlich, oder nur innerhalb hinreichend enger Grenzen) oder (ver)schwindet (nie) VON SELBST (spontan): Elementar-Regularität, „Substanz“: Vierte Form von Unbedingtem.
57.
Das Erschrecken von Normalplanern über unvorhergesehene Katastrophen und übersehene Chancen erweist sich, wenn man die KS- und ES-bezogenen Inhalte darin abzieht, als Ausdruck einer berechtigten Überraschtheit, die in Ratlosigkeit übergehen müsste, wenn sie nicht in absehbaren Fristen behoben wird: Weil auf Dauer die aus transzendentalen (minimal-suboptimalen) Motiven berechtigte Erwartung muss gehegt werden dürfen, dass, was wirksam ist, auch bekannt, und was noch nicht bekannt, also Teil des Rest-Unbekannten ist, sich entweder nur schwach, selten, oder „entfernt“ zeigt – wobei die Richtungen, in die man sich dabei „entfernt“, nur zwei sind, nämlich die ins räumlich Entfernte, Grosse („Makro-Kosmische“), oder die ins zeitlich Entfernte, Vergangene – beides aus seinen Fern- und Spätwirkungen oder Spuren sowie den sie erzeugenden, als früher wie heute weiterwirkend-selbe zu unterstellenden Dispositionen Erschliessbare; oder aber die ins schwer sichtbar-Kleine („Mikro-Kosmische“), und nur mit zwischengeschalteten Beobachtungsinstrumenten wahr- und feststellbar zu machende, und eben wieder nur aus Verstärkungs- und Fernwirkungen (als Spuren, Abbildern seines Da- und Soseins) Erschliessbare. Alles Effektvoll-Chaotische (Vulkanische Phänomene, grosse Wasserfälle), Schwer-Berechen- und Einschätzbare („tückische Gewässer“, „Wetter-Küchen“ im Gebirge oder auf dem Meer) in der Aussenwelt muss zeitlich und räumlich eingegrenzt, und dann auch ohne Schaden vorerst ungekannt, unerkannt, unbeherrscht (bloss gemieden) bleiben können – es darf nicht jederzeit überraschend, uns überwältigend, in unseren Alltag (und das ihm zugrundeliegende Wissen) einbrechen. Ähnliches gilt auch für Änderungen des Bestands an bekannten Materien, Mineralien, Luft-, Himmels- Wetter-Erscheinungen, Gesteinen, Landschafts-Formationen, Tier- und Pflanzenarten, ihrer Eigenschaften und ihrer Verteilung.
58.
Die beiden RU-Prinzipien 1, 2 sind mithin die epistemische (transzendentale) (und insofern auch ökonomische) Abteilung der im Rahmen jedweder Optimalhypothese erst einmal notwendigen minimal-suboptimalen Haltung gegenüber dem Restunbekannten: Dass alles Bedingte in diesem Restunbekannten sich als in Unbedingtes (der genannten Arten) auflösbar, durch es erklärbar und darauf zurückführbar erweisen wird – spätestens, wenn ein vorläufig Unbedingtes unerwartet neue Seiten zeigt (wie in Abs. 53 a.b.), und sich darum eben doch als bedingt. Das ist also die Regel RU2, oder die transzendentale Erwartung, auf der sie bis aus weiteres beruht, nur präziser gefasst als bisher: Dass hinter allem vermeintlich Unbedingten, das sich als veränderlich und somit bedingt erwies, ein diese Änderung erklärendes Unbedingtes der vier Arten finden lassen wird, wenn wir danach suchen. Umgekehrt bezieht sich unsere Konstanz-Erwartung RU1 auf den bereits erreichten Rahmen aus vorläufig (bis auf weiteres) feststehendem Unbedingtem der Typen 1-4, mit denen wir, soweit wir sie in unserer Umgebung antreffen, diese ERKLÄREN, zumindest beschreiben (soweit es sich um Hinzunehmendes Unbedingtes der Formen 2 (zB. auch Zufälle) und 4 handelt); unsere Erwartung ist dabei, dass
– zu Seltenes (wie etwa: seltene Zufälle (auch zerstörerische), erklärliche Wechsel sehr lange andauernder Dispositionen aufgrund einer übergeordneten Wechsel-Disposition, oder Schritte in langsamen Entwicklungs- oder Zerfallsprozessen – so langsam, dass wir sie nicht mitbekommen) oder
– zu wenig „Nahes“ (in jedem denkbaren Sinn, derart, dass seine Auswirkungen den „Mesokosmos“, in dem wir uns aufhalten, nicht beeinflussen)
entweder sich nicht wieder ereignen wird; oder, wenn doch, als sich selbst stabilisierender Zufall oder von selbst so gewordenes, oder als ursprünglich entferntes und jetzt erst in unsere Sphäre eingetretenes, daher erst jetzt neu gefundenes, hinzunehmendes Element, schliesslich als erst jetzt, erstmals (für uns bemerkbar), sich äussernde (oder ausgelöste) Disposition identifiziert, und als solche in das Inventar bekannten Wissen-dass aufgenommen werden kann: So und nur so können allenfalls die noch unbekannten Bedingungen „in“ und „hinter“ den ursprünglich bekannten aussehen.
59.
In der ceteris-paribus-Klausel, durch die man jede Bedingungsreihe ergänzen kann, steckt mithin zwar der Verweis auf weiterhin Unbekanntes; es beziehen sich auf dies Unbekannte aber zwei gleichermassen beruhigende minimal-suboptimale Erwartungen: dass es nämlich, entweder, im grossen ganzen wirkungslos bleibt (so selten oder so entfernt, dass sich seine Auswirkungen hier nicht bemerkbar machen), oder aber, wenn es sich doch bemerkbar macht, in einer der vier Dimensionen des verbliebenen, bedingenden Rest-Unbedingten gesucht und gefunden werden kann. Es bleiben dann Fragen von der Art, wie sie in der dritten Aporie des 5.Kapitels sich andeuten: Wie hätte man dies wissen sollen – wo und wie soll man noch „so etwas“ suchen?
Die Fragen nach dem „Wie“ zerfallen sofort wieder in diese: Wann soll man suchen – bei welchen Anlässen? Suchen kann reines „Forschen“ sein, aber auch „Versuchs-Suchen“, im Rahmen eines Hypothesensystems, also: Welche der beiden Sorten soll in welchen (Un)Wissens-Ständen eher gewählt werden? Und wenn es um Hypothesen geht. Welche sollen dem Versuchs-Suchen zugrundegelegt werden (nach was, dessen hypothetische Existenz unterstellt wird, soll man suchen? Und wo?)? Wie lassen sie sich aus dem bereits bekannten Wissen-dass ableiten, nach welchen Regeln? Wie weit soll und kann man Hypothesen frei konstruieren und testen? Die Antworten auf diese Fragen nach Regeln für rationale Organisation des Wissenserwerbs, die Normalplaner mit ihrer Konfusion von KS, ES und RU (und der darauf je bezogenen Prinzipien) geben, sind unter anderm bestimmt davon, dass sie das Kennenlernen leiblicher Funktions-Zusammenhänge (nach KS-Prinzipien) ausdehnen auf den Umgang mit RU. Wenn und soweit dies nun aber nicht geschieht – wie beantwortet man die Fragen dann?
60.
Die Antwort auf DIESE Frage nach „reinen“ Regeln für rational organisierten Wissenserwerb (über das bisher genannte hinaus) ist darum wichtig, weil Normalplaner wiederum DIESE Regeln importieren in ihren Umgang mit ES und KS; man sollte also eine ungefähre Vorstellung haben, um welche Regeln es sich handelt. Ich sage „ungefähre Vorstellung“ darum, weil Normalplaner zwar, als rationale Wesen, wie wir alle, die Möglichkeit haben, diese Regeln mit beliebiger Ausführlichkeit explizit und sich bewusst zu machen – nur tun sie es nicht; zum Denken, oder um so weit zu denken, nicht weniger als zum Suchen und Versuchs-Suchen, fehlt ihnen der Anlass. – Inwieweit wir, die sich über die Mentalität von Normalplanern versuchen Klarheit zu verschaffen, über die Explikation der betreffenden Regeln verfügen, bleibt abzuwarten. Ich versuche eine kurze Skizze – auch sie ist eine weitere Ausgestaltung dessen, was unter dem Titel „RU-Prinzipien“ bislang gesagt wurde. Ich knüpfe daran an.
Die Überlegungen zur „Bedingtheit“ haben gezeigt, dass ein Wissen von Dispositionen in Gestalt von Regularitäten der Formen a-c „c.p.“ für gegebne Umgebungen (was relevant ist, um als solche zu zählen, gehört mit zu diesem Wissen) natürlich nie als vollständig angesehen kann – auch, wenn es, um mit der Hauptkategorie der Normalplaner zu sprechen, „bewährt“ ist. Allerdings sind wir, aus minimal-suboptimal-epistemischen, also „transzendentalen“ Erwartungen heraus, berechtigt, mit bestimmten bizarren Erfahrungsverläufen nicht rechnen zu müssen: Nicht ALLES kann durch alles bedingt sein. Anders gesagt: Sowenig wir auch von der Welt wissen mögen – der um uns, und der in und unter uns („was die Welt im Kern zusammenhält“) – das, was wir WISSEN, schränkt die verbleibenden Möglichkeiten (wenn die Welt für uns Sinn machen soll), und sei es in einem noch so geringen Ausmass, ein.
61.
Das aber heisst: Die beiden einfachen RU-Erwartungen können (durch Analyse) entfaltet werden zu einem System von (transzendental „legitimen“) Erwartungen bei gegebnen Erfahrungsständen (oder Typen solcher Erwartungen bei Typen gegebner Erfahrungsstände; wenn die Welt für uns Sinn machen soll).
Ein solches System von einschränkenden Regeln (oder „notwendigen“, genauer: unerlässlichen Bedingungen) für Erfahrungsverläufe, wenn sie sinnvoll sein sollen, ist hinsichtlich seines Inhalts NICHTBEDINGT durch irgendwelche solche Verläufe, sondern UNBEDINGT, oder KATEGORISCH. Sofern sich mögliche Erfahrungsinhalte (die Gesamtheit aller möglichen Erfahrung dabei erschöpfend) in Gruppen oder Typen zusammenfassen lassen, für die jeweils die gleichen Regeln aus der Gesamtheit aller Regeln des Systems gelten, sollen solche Erfahrungsinhalt-Gruppen mit gleichen Sinn-Bedingungen oder -Anforderungen (die sie zu erfüllen haben) KATEGORIEN heissen.
In Gestalt der vier Sorten von „Unbedingtem“ haben wir somit zugleich die vier allgemeinsten Gruppen oder Typen von Kategorien bezeichnet. Durch solch eine Klassifikation von Kategorien (ihrerseits Erfahrungsinhalts-Klassen, zusammengefasst durch gleichartige Regeln die auf sie anwendbar sind) ist aber nichts darüber gesagt, WELCHE Kategorien im einzelnen jeweils in diesen Gruppen oder Typen enthalten sind. Vor allem ist nichts darüber ausgesagt (und war es auch nicht, als von den vier Arten des Unbedingten die Rede war), wie diese vier Kategorien-Gruppen untereinander verknüpft sind – WENN sie verknüpft sind; und nicht einfach nebeneinanderstehen. – Man sieht sofort an der Liste der vier Unbedingten, dass die unbedingten Dispositionen den drei anderen gegenübertreten. Dispositionen sind ja ihrerseits Ereignis-Verknüpfungsmuster (-regularitäten); die Ereignisse – Ursachen und Wirkungen, die durch sie (bei Bestehen der Disposition) ausgelöst werden – müssen Episoden sein, welche sich aufbauen aus „Stoff“, der auf Unbedingtes der drei verbleibenden Sorten muss zurückgeführt werden können.
Betrachten wir daher kurz diese drei Sorten von Unbedingtem (und somit Kategorientypen) genauer, dann fällt auf, dass zwei der drei Sorten zu tun haben mit Zusammensetzungen, Anordnungen, oder aber Lage-Beziehungen, Distanzen (und Richtungen):
Etwas ist zusammengetreten, der Abstand in relevanter Weise verringert (was dazu führen mag, aufgrund an dieser Stelle gültiger (bedingter oder unbedingter) Dispositionen, dass es, wenn nichts Zerstörendes passiert, so bleibt). Oder, etwas ist von allem, was in relevanter Weise auf es einwirken könnte, weit genug entfernt, wird dadurch nicht beeinflusst.
Sowohl das Sich-Beeinflussende wie das Sich-nicht-Beeinflussende muss aber „aus irgendwelchem Material bestehen“, mit (u.U. wiederum bedingt veränderlichen) Eigenschaften, die durch ihre relative Lage (zB. auch: mit anderm eine Kontinuität bildend) oder Lageveränderung (= Bedingtes oder Unbedingtes der Sorten 2 und 3) relativ zu anderm Material (mit eigenen Eigenschaften), zur Ursache von Wirk-Ereignissen werden, nämlich Lage-, Lage-Änderungs- oder Eigenschafts-Änderungen. (Lageänderungen können speziell Vorgänge der Zusammensetzung zu einem stabilen Komplex, oder Trennung eines solchen Komplexes in Teile sein.)
Innerhalb der drei Sorten an nicht-dispositionellem Unbedingten gibt es somit eine gewisse „Fundierungs“-Hierarchie: Grob grenzen sich „Räume“ ab, in die Fern-Dispositionen hineinwirken – oder eben nichtmehr: zB. klimatisch, landschaftlich; in diesen Räumen sind Substrate verteilt, die dabei (durch die Art ihrer Verteiltheit) (u.U. fatal) zusammenwirken (und deshalb so belassen, oder aber hinreichend weit auseinandergebracht werden müssen), oder nicht zusammenwirken (und deshalb zusammengebracht werden müssten, um zu wirken).
Kurz: Etwas Identifizierbares (weil in relevanten Hinsichten Gleichbleibendes: wobei es eher labil sein kann, und nur einfach zufälligerweise unbeeinträchtigt; oder, in den Umgebungen, worin es vorkommt, DURCH die Art, wie es ist, stabil und nur unter aussergewöhnlichen Einwirkungen zerstörbar) ist Teil eines Ganzen, das sich an einem Ort befindet oder „erstreckt“ (wenn es relativ gross ist). Das System der Orte seinerseits ist AUS solchem identifizierbarem aufgebaut und selbst ein Ganzes, das Teil eines grösseren Ganzen ist. usw.
62.
Was aber IST eine Disposition – inwiefern greifen Dispositionen bestimmter Kategorie an an den genannten drei Gebilden bzw. Tatbeständen bestimmter Kategorie (Substanzen, labile und stabile Substanz-Verteilungen und -Zusammensetzungen)?
Dass an einem Ort, oder einem Gebilde, eine Disposition besteht zu einem Ereignis W (für Wirkung) oder (bei wiederholtem Auftreten) einer Ereignissorte W*, bedeutet, dass ein Ereignis U (für Ursache) oder Ereignisse einer Sorte U* in festgelegtem Abstand und Richtung, ausgehend vom Ort oder Ding, wo die Disposition besteht, zuverlässig gefolgt wird von einem W oder einem W*-Ereignis am Ort oder Ding des Bestehens der Disposition – solange die Disposition besteht.
Eine Disposition ist also eine Kausalverknüpfung von Ereignissen, Ursachen und ihnen zuverlässig nachfolgenden Wirkungen.
Zwei Ereignisse können sich natürlich auch zufällig folgen, und das kann öfter der Fall sein: die Frage ist dann, ob sie AUFGRUND einer entsprechenden Disposition einander folgen, und diese Abfolge somit KEIN ZUFALL mehr ist.
Da Dispositionen normalerweise Wirkungen definieren für verschiedene Richtungen, Abstände und Qualitäten von Ursach-Ereignissen, dies aber für den immer gleichen Ort und dasselbe Ding, erklärt sich die Redeweise, dass die Disposition „besteht“ am Ort oder Gebilde, wo die Wirkung auftritt, und zu beobachten ist, bzw. für den sie erwartet oder vorhergesagt wird.
Wenn die Disposition verschwindet, tritt die Wirkung nicht mehr, oder allenfalls zufällig auf.
Dass eine Disposition besteht, muss sich sinnvollerweise an Kriterien dafür bestimmen lassen; und
nur dann, wenn solche Kriterien bekannt sind, kann von Wissen über das Bestehen einer Disposition gesprochen werden.
Genauer ist also das Bestehen einer Disposition an einem Ort oder Gebilde das erwartbar-zuverlässige Folgen eines Wirk-Ereignisses an diesem Ort oder Gebilde auf ein nach Abstand, Richtung (relativ zum Ort oder Gebilde, wo die Disposition besteht), Qualität bestimmtes Ursach-Ereignis bei Erfüllung der Kriterien für das Bestehen der Disposition.
63.
Von allen drei Kategorientypen, deren unbedingte Versionen oben den unbedingten Dispositionen gegenübergestellt wurden, gibt es auch bedingte Formen: bedingte Substanzen, Substanz-Aggregate, sich selbst erhaltende Substanz-Aggregate; vor allem gibt es an allen diesen auch Dispositionen. Die Frage ist dann, ob und wie diese vier Kategorientypen in einer Fundierungs-Hierarchie aufeinander aufbauen.
Nach dem, was im vorhergehenden Abs. zur Definition von Disposition gesagt wurde, setzt Disposition Kriterien ihres Bestehens voraus, sodann auch Ursach- und Wirk-Ereignissorten; die müssen sich AN oder MIT etwas abspielen.
Unbedingte Dispositionen hingegen haben keine Kriterien, oder Bedingungen ihres Bestehens; sie gelten IMMER für bestimmte Ereignissorten, und verknüpfen sie zuverlässig, sofern sie vorkommen; das Vorkommen oder Sich-Ereignen oder Eintreffen der Ereignisse selbst aber ist nicht noch einmal an das Bestehen der Dispositionen gebunden: Die Ur- oder Anfangs-Verteilung von Ereignissen, und was immer sie voraussetzen, ist kontingent.
Man könnte dann in dem als Ausgangspunkt allen Erklärens, nämlich dem nicht mehr durch andres Bedingten und damit zu Erklärenden, Vorauszusetzenden zunächst das Vorhandensein (die Menge und Art) von Substanzen überhaupt fordern; an diesen Substanzen haften dann die durch nichts andres bedingten Dispositionen: Indem die Substanzen das einzige sind, an dem und mit dem sich Ereignisse abspielen können, die andre Ereignisse zuverlässig zur Folge haben. Mit Kenntnis der Substanzen und ihrer Beschaffenheit allein sind diese ihre dispositionellen Eigenschaften noch nicht bestimmt. Soweit Substanzen weiter nicht bedingte Dispositionen tragen, entscheidet dann wieder ihre relative Lage (Abstand), Geschwindigkeit, Beschleunigtheit und deren Gerichtetheit gegeneinander, inwieweit die Substanzen durch ihre Dispositionen aufeinander überhaupt in relevanter Weise wirken können: Daraus ergeben sich im räumlichen und zeitlichen Nahbereich stabile oder auch labile Aggregate von Substanzen, mit typischen Aggregat-Dispositionen, nämlich in Aggregate anderer Art überzugehen oder sich aufzulösen, je nachdem, was sich aus Geschehnisverläufen an und mit anderen Aggregaten in mittleren Entfernungen und Fristen ergibt.
Alle diese Aggregaten sind zunächst und im Nahbereich durch Zufall entstanden; wenn sie auch in mittleren Fristen, unter Einbeziehung auch von selteneren Ereignisse in ihrer Nähe oder in mittleren Entfernungen stabil bleiben, dann kann das daran liegen, dass die Ausgangsverteilung von Substanzen und die Anschlussverläufe von Ereignissen (bedingt durch die unbedingten Dispositionen, die von den elementaren, ihrerseits nicht bedingten Substanzen aufgewiesen werden: soweit sie solche Dispositionen überhaupt aufweisen) Zonen geringer oder seltener Einwirkungen von aussen schaffen: und dann ist die Stabilität der betreffenden Aggregaten nur durch diese Aussenumstände bedingt, oder PASSIV. Es kann aber auch sein, dass die betreffenden Aggregate ihre Stabilität in bestimmten Umgebungen einer aus ihrer speziellen Beschaffenheit resultierenden Disposition zur Erhaltung als Selbe, oder sich zyklisch Verwandelnde oder über diverse Zwischenzustände in selbe oder stark vergleichbare (hinlänglich ähnliche) Ausgangszustände Zurückkehrende, verdankt: Und dann ist ihr Da- und Sosein nicht mehr der Umgebung allein (und ihr nur, insofern sie die Resistenz-Grenzen des Aggregats nicht überschreitet) geschuldet, sondern diesem ihren Da- und Sosein selbst: Sein eignes Da- und Sosein ERKLÄRT, warum dies Aggregat in mittleren Fristen und gegenüber verschiedensten Umgebungen (und um Grössenordnungen mehr als ein passiv stabiles Aggregat) in mittleren Entfernungen stabil, also da und so bleibt, wie es war.
Anm. Aus dieser Fundierungs-Hierarchie ergibt sich somit eine Stufenfolge von vier aufeinander aufbauenden (objektiv) Bedingtheits- oder (epistemisch) Erklärungsformen, die ziemlich genau einer materialistisch re-formulierten Version der klassischen 4 aristotelischen Ursach-Gruppen entspricht: elementare Substanz, Disposition (mit elementarer Substanz als Träger), Form (Substanzaggregate und ihre Verteilung im Raum, soweit sie sich passiv und zufällig aus einer Ausgangsverteilung ergibt), „zweckmässig“ Umgebungen angepasste, weil sich in diesen Umgebungen selbst stabil erhaltende Aggregate (die nach ihrer Entstehung durch zufällige Aggregation, so wie sie sind, sich eben deshalb länger als andre Aggregate erhalten).
Die Hierarchie ergibt sich, weil (präziser gesagt als in der ersten Aufzählung des vorigen Abs.) die je nächst-höhere Kategoriengruppe Erklärungen liefert, die subsidiär, in einigen Fällen, zu solchen im Rahmen der je tieferen möglichen hinzutreten:
die Substanzen bewegen sich, interagieren, ändern sich usw. schon durch sich selbst;
dann aber auch durch die Wirkungen, die sie kraft der von ihnen getragenen Dispositionen aufeinander ausüben;
viele der dispositions-begründeten Interaktionen sind sehr wahrscheinlich, und finden in mehr oder weniger hohem Mass in jeder Ansammlung von Substanzen der betreffenden Sorte mit den betreffenden Dispositionen statt; viele aber sind Resultat der speziellen Ausgangsverteilung, und wären bei anderer Ausgangsverteilung nicht so oder so ähnlich (in dieser resultierenden Verteilung, in diesen Fristen) zustandegekommen;
viele der Gebilde, die
..über allgemein-wahrscheinliche und speziell bei dieser Ausgangsverteilung, in diesen Fristen, bei Vorhandensein und quantitativer Zusammensetzung aus diesen Substanzsorten mit diesen Dispositionen zustandekommende Interaktionen..
sich als stabile entwickelt haben, sind dies nur passiv und auf bestimmte Frist; einige aber erhalten sich in den Umgebungen, in denen sie vorkommen, stabil gegen eine Vielzahl von Einwirkungen, und haben daher um Grössenordnungen längere Dauern ihres Da- und Soseins als die passiv Stabilen.
64.
Das Problem, das sich spätestens durch diese Art der Verknüpfung zwischen den Ursach-Arten ergibt, ist: Dass so die Möglichkeit einer Hierarchie von „Substanzen“ eröffnet wird, derart dass die in dieser Rangordnung „höherstehenden“ „relativ umgebungs-angepasst-stabil“ sich aus je nächst-niedrigeren Substanzen zusammensetzen, und als oder durch eine solche Zusammensetzung, und ein Zusammenwirken der von den sich so zusammensetzenden Substanzen „getragenen“ Dispositionen, ERKLÄRT werden können.
Wohingegen die Bedingtheit von etwas durch ein blosses Substrat, oder eine zu schon Vorhandenem neu hinzutretende oder sich gegenüber bisher veränderte Randbedingung nur mit hinreichender Sicherheit (Wahrscheinlichkeit, Gewissheit, angesichts der Zahl an Beobachtungen) FESTGESTELLT werden kann.
Erklärt wird die Bedingtheit eines Effekts als NOTWENDIG so zustandekommend: angesichts des sicher feststellbaren Vorhandenseins von „Substanzen“ (Effektvoraussetzungen einer Art) S, die, wie man weiss, dieunddie Dispositionen, hier in derundder Ausprägung, aufwiesen, und sich, spätestens in derundder Anordnung (von selbst, durch Zufall, so zustandegebracht, oder durch uns), notgedrungen zu einer Substanz S‘ mit der Disposition zu Effekt E zusammensetzen (lassen), derart dass E auch stattfindet, sobald Auslöseereignis U(E) geschieht, es sei denn, die in der betreffenden Umgebung normalerweise durchgehend verwirklichten Erhaltungsbedingungen für S‘ würden durch unwahrscheinliche Ereignisse von derundder Art (von selbst, also durch Zufall, oder durch jemandes Handeln herbeigeführt) verletzt.
In einem solchen Satz ist ein zugleich notwendiges und hinreichendes Aggregat von Bedingungen für E benannt – das Neue ist, dass man den Zusatz c.p. hier weglässt: Man VERSTEHT nämlich, WARUM E stattfindet-wenn (es sei denn, dass..) – angesichts des Vorhandenseins derundder Mengen und Qualitäten von S (darum mit denundden Dispositionen), in derundder Anordnung, in derundder Umgebung.
Der (erklärende Kausal-)Zusammenhang zwischen E und dem Inventar der E erklärenden „Ursachen“ ist, im Gegensatz zu allen bloss empirisch ermittelten regulären Bedingtheiten (Regularitäten), hinter denen immer eine c.p-Klausel offenzuhalten ist, ein UNBEDINGTER -wohingegen die empirisch festgestellten und so hinzunehmenden Kausalzusammenhänge und kausalen Regularitäten auf unbestimmte Weise bedingt sind von unbekannten (und als weiterhin gleichbleibend zu unterstellenden) Randbedingungen ihres Geltens – was nur eine andere Ausdrucksweise dafür ist: dass wir die Regelmässigkeit des Zusammenhangs, den wir beobachten, nicht BEGREIFEN; wohinter offenkundig die Überzeugung steht, dass solches Begreifbare in der Welt existiert, und uns ein Begreifen zu ermöglichen, wenn wir nur nur genug Wissen davon hätten. (Das dafür zu wissen Nötige liegt offenbar in jenem Bereich c.p., für den wir gleichbleibende, aber unbekannte Verhältnisse unterstellen müssen, die „erklären“, dass hier etwas unvollständig durchschautes bereits so regelmässig verläuft.)
Es ist bemerkenswert, dass wir uns offenkundig sicher sind, von uns aus zu wissen, wann wir einen Zusammenhang nicht nur (unerklärlicherweise, immer wieder) als zuverlässig und bewährt erwiesen haben, sondern ihn als notwendig so (wenn die Voraussetzungen erfüllt sind) eingesehen haben.
Diese Notwendigkeit scheint selbst eine unbedingte und nicht weiter von Unbekanntem abhängige zu sein; das Fachwort für etwas Notwendiges und Unbedingtes ist wiederum KATEGORISCH; die Typen von Ursachen-Kombination aber, deren Vorhanden- und Erkanntsein uns sicher sein lässt, dass die von ihnen hervorgebrachten Effekte notwendige und nicht weiter bedingte und von anderm abhängige sind: die nenne ich eben KATEGORIE; und diese Aussagen über kategorisch gültige und einsehbare Zusammenhänge, die auf Kategorien-Zusammenhänge verweisen, sind darin begründet, dass, wenn diese Zusammenhänge NICHT gelten würden, wir die Welt nicht verstehen, und die Verläufe unserer Erfahrung, wenigstens an dieser Stelle, keinen Sinn machen würden – wir wüssten nicht, wie darauf mit Handeln zu reagieren wäre. (Genau das war die Definition von kategorisch und Kategorie oben im Abs.61.)
65.
Damit ist eine weitere, und jetzt wohl die letzte unter den möglichen Bedeutungen von „ist notwendig-FÜR“ gefunden, nach den zuvor schon behandelten:
1 ist für sich nicht hinreichend-FÜR
2 ist bedingt-unerlässlich-FÜR
3 ist unerlässlich (aber nicht hinreichend)-FÜR,
4 notwendig-und-hinreichend (gerade eben hinreichend, unerlässlich UND hinreichend)-FÜR,
alle jeweils mit dem Zusatz: c.p., bis auf weiteres, und wenn die Randbedingungen bleiben wie bisher.
Nun kommt, unter Tilgung des c.p., die jeweilige kategoriale Variante hinzu, wobei die nicht-symmetrischen Relations-Aussagen Xkategorial1/2/3Y auf der X-Position jeweils eine in der Kategorien-Hierarchie tiefer angesiedelte Realisierung benennen müssen, verglichen mit der Kategorie der Realisierung, die auf der Y-Position benannt wird.
Xkategorial4Y wäre die unbedingt vollständige Erklärung für Y zu nennen, sie zu haben könnte gleichbedeutend sein damit, dass man „Y verstanden hat“ – zumindest in den Begriffen der nächst-tieferen Kategorie.
In 2/7f. wurde erstmals das Wort Kategorie gebraucht, schon dort wurde das Normalplaner-Denken dadurch charakterisiert, dass es für den Alltag taugliche Kategorien benutzt, in denen Objekt-Kategorien und Subjekt-Kategorien in untrennbarer „Verklammerung“ vorkommen – die in diesem System (seinerzeit) „unterste“ Kategorie waren die Rezepte – wie in 2/8 eingeführt. In Kap.2 war noch nicht klar, was beim jetzt erreichten Stand unserer Überlegungen herausgearbeitet wurde: Dass, genauer, die Verklammerung in einem aktuell gültigen Rezept, als Elementarschritt (eventuell mit Ausführungs-Varianten oder -Verzweigungen für variable Umstände) einer Normalpraxis, immer Handlungsspielraum-Bezogenes, also Ökonomisches, Technisches (Wissen-wie) und Erwartungen hinsichtlich der Umgebung (Chancen und Risiken, soweit man sich auf sie einlässt, sie kennt, mit ihnen (versuchsweise) rechnet usw.) zusammenführt, wobei das Ensemble aus erwartbar-verfügbarem Handlungsspielraum (zum Zeitpunkt der Rezept-Ausführung) und plangemäss zu verwendender Technik „Können“ heissen sollte (1/2).
Objektive Kategorien sind dann sowohl in den Erwartungen hinsichtlich der Umgebung (prognostisches Wissen-wie), als auch im technischen Wissen-wie enthalten.
Nun sind aber in der Konzeption von Kategorie, die ich hier präsentiere, auch in diesen objektiv-kategorialen Entitäten subjektive Elemente enthalten: nämlich das Sinn machen für uns, für praktischen Umgang mit der Entität – die Stufen der zunehmenden Komplexion, Zusammengesetztheit, die die Stufenleiter der Kategorien von Entitäten begründen, sind auch solche in unserem Handeln.
66.
Es ist ausserordentlich wichtig, sich Rechenschaft abzugeben über die Art der Einbettung von Wissen, genauer: von Gewusstem, Wissensinhalten, ins Gesamt dessen, worüber und wovon wir sinnvoll sprechen (und was wir als Grund für (Versuchs)Absichten anführen) können.
Dabei geht es mir hier noch nicht einmal um das, was an anderen Stellen in meiner Überlegung Relevanz genannt wurde, vielmehr um das, was einer solchen Einordnung vorausliegt – die Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit ein (wahrgenommener, ermittelter; vielleicht auch von andern glaubwürdig berichteter) Inhalt überhaupt als relevant oder irrelevant beurteilt werden kann, also auf mögliche Praktiken und Zwecke bezogen werden kann. Was unterstellt, dass es Material gibt, das, Stufe für Stufe, auf der wir in der Rangfolge der Kategorien aufsteigen, den Anforderungen eben NICHT gerecht wird. Die Frage ist: Ob es in unseren möglichen „Praktiken und Zwecken“ eine so lückenlose Stufenfolge gibt, dass wir eine ebenso lückenlose Abfolge dazu gehörender, zu wissender Arten von Inhalten angeben können, die den betreffenden Praktiken und zweckgerichteten Handlungen als angemessenes Mittel, Material und Angriffspunkt dienen können – und solche, für die das prinzipiell nicht gilt (weil sie als solche Mittel usw. nicht geeignet sind, obschon sie die Eingangsvoraussetzung der jeweiligen Stufe, nämlich „Substrat“ einer bestimmten Art zu sein, zunächst einmal erfüllen).
Die Praktiken und zweck-gemässen Handlungs-Arten, die Anforderungen an sie ermöglichende Objekt-Korrelate (Mittel, Materialien usw) stellen, sind ersteinmal TECHNISCHE; inwieweit Techniken in einer tatsächlichen (Versuchs)Praxis erfolgreich eingesetzt werden können (weil sie sinnvoll mit gegebnen Umgebungsbedingungen zusammenarbeiten), das dazu gehörende Wissen also für diese Praxis relevant und nützlich ist, wird hier, wie bereits angekündigt, noch garnicht mitbetrachtet.
Die Hierarchie unserer möglichen. lückenlos aufeinander aufbauenden technischen, also zweck- und effektbezogenen Handlungen (Praktiken, Verfahren) ist es, die eine ebenso lückenlose Hierarchie an Typen zugehöriger bekannter, gewusster Sachverhalte und somit Wissensinhalte verlangt; wobei dies Gewusste bruchlos anschliesst an unsere physische, u.U. trainierte physische Handlungsfähigkeit: das Wissen ist Teil unserer praktischen GesamtBEFÄHIGUNG, sowohl als Wissen-dass (das uns BEFÄHIGT sinnvoll selektiv vorzugehen, nicht immerfort weiter, als wüssten wir noch nichts, explorierend uns zu verhalten), als auch, soweit es Kontrollierbarkeit durch uns, für unsere jeweiligen Zwecke, einschliesst, als Wissen-wie, das hier gelesen muss als: Wissen-wie wir beim gegebnen Wissensstand sinnvollerweise zur Erzielung eines Effektes, und sei es auch experimentell darauf einwirken, damit umgehen, uns unmittelbar praktisch dazu verhalten sollen (dh. immer und zu jederzeit wissen-wir-wie wenigstens, was sinnvollerweise versuchsweise zu tun wäre, bis zum sicheren Scheitern).
67.
Die vier Begründungsformen, die für jede Stufe, jede Kategorie existieren: dass da (tragende) Substanzen sind, oder (von einigen von ihnen getragene, aufgewiesene) Dispositionen, dann auch Komplexe aus diesen Dispositions-tragenden Substanzen (die aus der Art der Zusammensetzung resultierende, damit erklärbare Komplex- und Überlagerungs-Dispositionen aufweisen) und schliesslich Sinn-(für unser sinnvolles Handeln)machende, dauerhaft erhaltungsfähige Komplexe dieser Art, die (Ausgangs)Substanzen des nächst-höheren Kategorie-Niveaus liefern – diese vier Formen liefern also immer wieder, auf jeder Stufe, auch die Gründe für entsprechend begründetes Handeln: Vor allem natürlich ein solches Handeln, das Komplexe aus Einzel-Substanzen erzeugt, oder Komplexe auflöst, oder generell sich zu ihnen verhält – je nachdem, ob wir die Überlagerungs-Dispositionen herstellen oder unterbinden wollen, uns den Komplexen zuwenden oder vor ihnen in acht nehmen usw. In der Konstitution der Substanzen einer Kategorie kommen unter Umständen nur ganz bestimmte Momente, „(Erkennungs)Merkmale“, „Symptome“, „Eigentümlichkeiten“ vor, die die Dispositions-tragenden auszeichnen; wollen wir auf sie zugreifen (oder sie vermeiden), dann achten wir auf diese Merkmale der Substanzen – sie gehören tieferen kategorialen Niveaus an, „auf“ denen die „substanziellen“ Eigenschaften der Kategorie, der die Substanz angehört, aufbauen oder „aus“ denen sie (teilweise) besteht. – Aber um zu begreifen, wovon hier eigentlich die Rede ist, müssen wir wohl einige Kategorien benennen und die Art, wie sie aufeinander aufbauen, genauer anschauen.
68.
Die Frage ist, was eigentlich ein maximal-elementares kategoriales Niveau sein könnte.
Und in diesem Zusammenhang nochmals: Was es eigentlich ist, das sich in Kategorien einordnen lassen soll? Ich sage: Wissensinhalte; sie nochmals aufgespalten in solche, die zwar kein Nichtwissen darstellen, sondern bis zu einer gewissen Reife oder Masse des Erkennens gediehen sind, denen aber doch offenkundig etwas fehlt, um prinzipiell technisch, praktisch für uns verwertbar zu sein (in einer möglichen Umgebung, oder der tatsächlichen, in der wir gegenwärtig leben, mit den gegenwärtig zu lösenden Problemen (Risiken) und den Möglichkeiten (Chancen, Mitteln), die wir dafür haben). Aber gleich, ob wir aktiv danach suchend, forschend, versuchend dazu gelangt sind, oder zufälllig, oder das (verwertbare oder nicht verwertbare) Wissen sich uns in unserem Leben, aus unserer Lebenserfahrung heraus, unmittelbar aufdrängt – die ART, wir wir dazu gelangt sind, spielt für die Beurteilung dessen, was wir jeweils wissen, KEINE Rolle. Es ist nur der Inhalt, der zählt – ein Inhalt, auf den wir uns mit andern, die vielleicht auf ganz andre Weise, oder auch nur durch uns (unsere glaubwürdigen Berichte) dazu gelangen, einigen können, oder den wir, als einen hypothetischen, vielleicht bloss vorgestellten, womöglich sogar bloss erwägen.
Der Begriff „unvollständiger Wissensinhalt“ selbst spielt seinerseits auf Kategorien an: unvollständig bekannt sind immer Ausprägungen AN etwas, das hinsichtlich bestimmter kategorialer Eigenschaften, Eigenschaften eines kategorialen Niveaus, noch nicht erforscht ist – oder noch nicht existiert, weshalb wir es tatsächlich zu realisieren haben, oder etwas „dieser Art“ tatsächlich zu finden haben, den kategorialen Anforderungen, die es erfüllen soll, einen realen Unterbau aus Realisierungen (in Gestalt der je nächsttieferen Kategorien X, die wiederum Spezialfälle von X-1 sind usw.) zu verschaffen haben (wir brauchen EIN X, oder Xe, die zusätzlich die kategoriale Eigenschaft(en) X+1, X+1′, x+1“ usw haben..)
Niedrigere kategoriale Niveaus bedeuten: komplexere Handlungsformen haben keinen Angriffspunkt an den Entitäten dieser niedrigeren Niveaus; die Frage nach den einfachst-möglichen Kategorien ist dann die nach den einfachst-möglichen Formen des Reagierens-auf und uns-Verhaltens-zu etwas, die uns zu Gebot stehen – dh. zu denen wir fähig sind.
Nochmals: Das, wozu wir uns verhalten (können), ist dabei immer als ein GEGEBENES anzusehen, über das wir bereits verfügen – aus dem, was hier Kategorie heisst, ist somit alles zu tilgen, was nötig ist oder war, um zu dieser Gegebenheit zu gelangen (die Art des Wahrnehmens, der nötigen Sinnesorgan-Bewegungen, Propriozeption usw.): Hier zählt nicht die Art des Erwerbs eines Wissens, nur das Resultat, also das in diesem Wissen Gewusste selbst.
69.
Alle Resultate eines zusammenhängenden Wissenserwerbs werden zunächst zusammengetragen und zusammengestellt in einer erzählbar erinnerten (Erfahrungs)GESCHICHTE. Wodurch können sich zwei solcher Geschichten (oder Erinnerungen) unterscheiden?
Eine der beiden könnte VOLLSTÄNDIGER sein als die andre, es könnte in ihr mehr bekannt (erinnert) sein als in der andern; und eine könnte, bei ansonsten völliger Übereinstimmung mit der andern, LÄNGER sein als die andre.
Schliesslich können sie maximal übereinstimmen, was Länge und Vollständigkeit anlangt, aber AN EINER STELLE ANDERS VERLAUFEN sein.
Das, was eine Geschichte einer andern voraushaben könnte, kann in ihr selbst bereits schon vorgekommen kann: Gleiches kann sich wiederholen. Ebenso kann, was eine Geschichte an der Stelle ausmacht, wo ihre Variante etwas andres aufweist, in der ersten Geschichte zur gleichen Zeit an anderer Stelle ebenfalls vorliegen.
Die Vorstellung, dass zwei Geschichten völlig übereinstimmen bis auf ein Detail, setzt voraus, dass die beiden Varianten an die Stelle, wo die beiden Geschichten sich unterscheiden, PASSEN. Aber das müssen wir deshalb sagen, weil wir vorausgesetzt hatten, dass die Umgebungen des Ausschnitts oder der Stelle, wo die beiden Geschichten sich unterscheiden, ansonsten völlig gleich sein sollen.
Könnte man anstelle der sich unterscheidenden Details beliebiges an die Stellen setzen? Können es beliebige Umgebungen sein, in die man die Kopien der Details, die sich anderswo und zu einem andern Zeitpunkt in einer Geschichte wiederholen sollen, einsetzt?
Beispielsweise macht es einen Unterschied, ob die Geschichte an der Stelle, wo die Kopie vorkommt, vervollständigt werden könnte (die Erinnerung oder Erfahrung ist um den Ort, zu diesem Zeitpunkt, herum, unvollständig – bis auf dies Detail, das sich wiederholt).
Weder im Raum, noch zeitlich kann alles Fortsetzung von allem sein – wenn die Geschichte (Erfahrung), zu der es gehört, als Ganze Sinn machen soll. – Geschichts-Bestandteile einer Kategorie können sinnvollerweise nur beruhen auf, und anschliessen an, und ihrerseits als Bestandteil eingehen in etwas, das kategorial jeweils dazu passt – wenn die Geschichte (Gesamterfahrung, das Gesamtwissen oder -gewusste) Sinn machen sollen..
Anm.1 Diese Nicht-Anschliessbarkeit von allem an alles, sei es in räumlicher, sei es in zeitlicher Fortsetzung eines Bestehenden, ist nur eine andere Fassung des Gedankens, dass Entitäten eines bestimmten kategorialen Niveaus…
1. … aus Entitäten tieferer Niveaus aufgebaut sind, die normalerweise für sie charakteristisch (als Merkmale, charakteristsiche Substrate) sind; sie können sich nicht fortsetzen oder in etwas übergehen, ohne dass dieser Unterbau sich ebenfalls fortsetzt oder einen entsprechenden Übergang durchmacht;
2. … nicht einfach kontinuierlich in Entitäten eines anderen Niveaus übergehen können (dh. Entitäten unterschiedlichen kategorialen Niveaus sind immer durch einen Bruch voneinander abgegrenzt);
3. … mit anderen Entitäten gleichen Niveaus nur in bestimmter Weise interagieren (sich zusammensetzen) können, derart dass das Resultat sich aus der Art der Zusammensetzung ergibt (mit 1. ergibt sich, dass die Substrate des Zusammengesetzten sich aus den Substraten des Zusammensetzenden aufbauen).
Anm.2 Die Paradoxien des Kap.7 (nochmals erörtert im letzten Teil des Kap.8) ergaben sich wesentlich aus Verstössen gegen diese Einsichten in kategoriale Zusammenhänge als Voraussetzungen für sinnvoll an die bekannte umgebende Welt sich anschliessende Praxis.
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Wo also, nocheinmal gefragt, liegt dann der Anfang der Kategorien-Hierarchie?
Wenn Kategorien Hinsichten der Vergleichbarkeit von Geschichten (gegebnen Erfahrungs- und Wissensständen) sind, dann wären die grundlegendsten und extremsten Vergleichs-Situationen, dass wir mit maximal langen Geschichten (unter denen, die wir überhaupt noch merken können) konfrontiert werden, die sich an maximal vielen Stellen unterscheiden, und uns somit (als einzig mögliche Reaktion auf sie) ein Maximum an Unterscheidungs- oder Wahrnehmungs- und Merkfähigkeit abverlangen. Darüberhinaus sind Kategorien aber Hinsichten der Vergleichbarkeit von Erfahrungsständen, in denen diese Erfahrungsstände für unsere Praxis sinnvolle Angriffspunkte liefern; die Tatsache, dass wir von zwei solcher Erfahrungsstände gerade eben noch feststellen können, dass sie maximal unterschieden sind, ist dabei sicherlich kein Angriffspunkt für eine Praxis. Denn ein Maximum an Unterscheidbarkeit bedeutet ja wohl auch ein Maximum an Fragmentierung: Die betreffenden Erfahrungsgeschichten unterscheiden sich nicht nur voneinander, sondern weisen auch INNERHALB ihres Verlaufs ein Maximum an Brüchen und Veränderungen auf. Die Grenzkategorie, wenn wir das überhaupt noch Kategorie nennen wollen, ist ein Chaos an Einzelheiten, die wir „gerade eben noch voneinander unterscheiden können“; eine in sich maximal fragmentierte Erfahrung ähnelt allerdings genau in dieser Hinsicht jeder anderen dieser Art – wir können nicht das allergeringste damit anfangen, uns dazu zu keinem Zeitpunkt verhalten. Wodurch würde dann, tendenziell, eine erste Stufe sinnvollen Verhaltens Angriffspunkte finden, selbst wenn die innere Fragmentierung immer noch gross wäre?
In einem maximal fragmentierten, also maximal vielfältigen Gebilde, in dem noch dazu ständig alles beliebig wechselt, einem Chaos also, gibt es keine Möglichkeit der Orientierung – keine Wahl einer Vorzugsrichtung, die wir (mit was auch immer, das wir in diesem Chaos herumbewegen können – soweit wir es können) einschlagen könnten; ebensowenig gibt es einen Vorzugs-Abstand, in einer der möglichen Richtungen – keinen jedenfalls, der sich dauerhaft gegenüber andern, ebenso möglichen, abzeichnen würde.
(Daran ändert sich nichts, wenn wir ein autonomes, „propriozeptives“ Lokalisierungs-System besässen, das es uns gestattet, gezielt geplante Bewegungen und Bewegungsmuster in einem Raum um einen Referenzpunkt herum auszuführen. Dieser Raum hat, unter den gegebnen Voraussetzungen, keine Verankerung im Umgebungsraum – der Referenzpunkt ist nicht im Umgebungsraum lokalisiert. Grund dafür ist natürlich, dass die Umgebung ihrerseits kein Raum ist.)
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Es gibt allerdings auch noch zwei andere Arten des Beginns (oder des Grenz-Zustands):
Einmal könnte „alles um uns herum“ gleichartig (homogen) „gefärbt“, gefüllt sein – IN sich unterschiedslos, alle Unterschiede nur NACHeinander anzuordnen (wobei sie in rasender Geschwindigkeit wechseln können).
Zum andern könnte dies „alles um uns herum“ LEER sein – nur die ringsum uns einschliessende „Horizontfläche“ weist eine homogene Färbung auf – und auch die mag in rasender Geschwindigkeit sich durch alle möglichen Färbungen des uns zugänglichen Spektrums bewegen (kontinuierlich oder zwischen ihnen springend).
Auch das Chaos ist ein Grenz-Zustand; allen Grenz-Zuständen ist gemeinsam, dass sie eine unserer offenkundig drei elementaren Unterscheidungsfähigkeiten, jede getrennt von den andern, vorzuführen gestatten:
– das „ständig raumerfüllende“ Punkte- oder Ereignis-Chaos führt gewissermassen das Maximum unserer Fähigkeit zur Feststellung von ABGEGRENZTHEIT oder Abgegrenztem, Abgrenzbarem vor: alle möglichen Grenzen sind aus Punkten dieses Chaos aufgebaut;
– das uns Umschliessend-Homogen-Gefüllte (als solches auch Erreichbare oder Erreichte) führt uns das Maximum unserer Fähigkeit zur Feststellung von AUSGEDEHNTHEIT oder Ausgedehntem (darin), oder Ausdehnbarkeit vor;
– das uns Umschliessend-Unerreichbare (aber dennoch Fern-Wahrnehmbare) führt das Maximum unserer Fähigkeit vor zur Feststellung von GESCHLOSSENEN OBERFLÄCHEN (die von uns als vor dem Hintergrund dieser ALL-einschliessenden Horizontfläche (sie verdeckend) liegend festgestellt werden).
Der Chaos-Zustand muss ALL-erfüllend sein.. denn alles geringere würde die Frage aufwerfen: Welche Form hat er – ein Gebilde welcher Art (bleibt es dasselbe, über eine Dauer weg?) ist da chaotisch zusammengesetzt? Und – welche Lage hat dies Gebilde relativ zu irgendeinem der es erfüllenden chaotischen Blitzereignisse, die somit IN ihm liegen und die Frage aufwerfen, ob sie zentraler oder peripherer sind als andre.. näher zur nicht überschreitbaren, alles einschliessenden ALL-Grenze hin.. oder gar: Ob das Gebilde sich IN der ALL-Hülle bewegt.. ob es grösser oder kleiner wird (und die einschliessende Raumhülle entsprechend sich ausdehnt oder zurückzieht)..
Ob und wieviele der zeitweise unveränderten Punkte dieselbe „Färbung“ aufweisen wie der Hüll-Raum..
Ebenso kann gefragt werden, wenn es irgendwelche Richtungen gibt in dem Raum, worin das „Gebilde einer Art“ schwebt, wie seine Lage relativ zu diesen Richtungen ist.. ob es sie ändert.. wie seine Umrisse, projiziert in diese Richtungen (oder irgendwelche), aussehen würden.. Ob die Lagewechsel einen Rhythmus aufweisen, eine Geschwindigkeit (Rotation), ob sie sich ändert..
gleiches gilt auch dort für die Gefärbtheit des Gebildes.. man kann fragen, ob es gross genug ist, um mehr als eine Färbung aufzuweisen..
Wenn schliesslich der „gefärbte“ Leer-Raum auch nur EINE weitere Qualität aufweisen würde (geschweige denn mehrere, viele, unübersehbar viele) – sei es den Raum erfüllend (den Raum durchsetzend, als unveränderlicher Punkt- oder Gebilde-Schwarm IN dem gefärbten Leerraum), sei es als Teil-Fläche in oder auf einer einschliessenden „Sphäre“ (die unerreichbar bleibt, oder jenseits deren definitiv nichts liegt, nichts irgend noch bekanntes jedenfalls) – würde sich sofort die Frage nach ihrer Abgegrenztheit ergeben, ebenso die nach möglichen Orientierungen, die an ihr ansetzen; die Frage, ob man sich ihr nähern kann, und „was für ein Gebilde“ sie möglicherweise sein könnte.
In anderen Worten: Die drei angesprochenen Extrem-Situationen sind nur zugespitzte Defizienz-Versionen einer normaleren und lebensnäheren Situation, auf die hin sie konvergieren und worin sie alle drei zusammen vorkommen: Gebilde in einem, verglichen mit ihnen weniger dichten (wenn auch möglicherweise homogen, oder von „Phänomenen“ gefüllten) Raum, der durch alles, was an und in ihm vorkommt, Orientierungspunkte für mannigfaltige Bewegungen in ihm darbietet, und Ereignisse an und in ihm, die Dauern, Rhythmen, Geschwindigkeiten, Beschleunigungen und Verlangsamungen aufweisen.
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Um also das, was „nur (noch) unterscheidbar“ sein soll, von allem, mit dem mehr möglich wäre, abzutrennen (es weg-zuziehen, ab-zuziehen, zu abstrahieren von dem, was normalerweise zu ihm gehört), und es anschaubar, als eine mögliche (wenn auch extrem vereinseitigte) Realität dar- oder vorzustellen, ist schon ein gewaltiger Aufwand und Zwang nötig, den man natürlichen Erfahrungsgehalten antun muss, um sie in die Nähe solcher Konstrukte zu bringen.
Dennoch ist es höchst notwendig, sich die „grundlegend“, „fundamental“ möglichen Varianten eines möglichen Erfahrungsgehaltes klarzumachen, um zu sehen, wie sich von dort her die komplexeren Möglichkeiten aufbauen – in lückenlos aneinandergrenzenden Komplizierungs- und Komplexions-Schritten.
Nur dann nämlich können wir uns sicher sein, „alles“ im Sinne einer Kategorie oder gar der mehr oder weniger entfalteten Kategorien-Hierarchie Mögliche zu erfassen, und abzugrenzen gegen das, was, Stufe für Stufe, Kategorie für Kategorie, jeweils KEINEN Sinn macht – oder nur beschränkten; derart, dass komplexeres Handeln daran keinen Angriffspunkt hat; denn an der Möglichkeit, mit sinnvollen Handlungen auf die Situation (einschliesslich ihrer Vorgeschichte) zu antworten, bemisst sich das Ausmass ihrer Sinnhaftigkeit (sinnvollen Nutzbarkeit) für uns; die einfachste Reaktion aber ist das Unterscheiden überhaupt – seinerseits blosser Grenzfall einer Reaktion, denn worin sollte der Sinn dabei bestehen? Es darf also bei blosser Unterscheidbarkeit (und nicht mehr) nicht bleiben.
Was aber käme als nächstes?
Wenn mehr möglich sein soll, ist in allen drei Ausgangssituationen (Formen eines bloss Unterscheidbaren) als erstes zu fordern, dass mögliche Ereignisse (Veränderungen) sich abspielen neben solchem, das gleichbleibt – überhaupt soll Gleichbleibendes, Bleibendes dasein, und darin und daneben sich etwas ereignen (denn wenn garnichts passiert, ist auch nichts da, womit zu agieren und worauf zu reagieren wäre).
Im Mass, wie diskrete Zustände relativ zueinander auf Dauer gestellt sind, werden auch mehr Dimensionen unserer Handlungsfähigkeit, jenseits blosser Unterscheidungsfähigkeit, mobilisiert.
Von Aufenthaltsorten ausgehend, gibt es Möglichkeiten orientierter Bewegung, und Abstände – hin zu Zielpunkten und -Orten (und/oder damit auch weg von andern, denen wir beispielsweise auf unserer geradlinigen Bewegung ausweichen, weil sie im Weg liegen).
Dabei sind von besonderem Interesse: einmal, jene Orientierungsmarken, die „jenseits jeder Erreichbarkeit“ liegen, zum andern die, die „zu nah“ sind, als dass an ihnen, über eine Grenze hinaus, noch mehr unterschieden werden könnte; beide bilden Schranken für unser Handeln, wobei das Unerreichbare, aber Unterscheidbare ein System von Ziel- oder, bei Gebrauch entsprechender Instrumente, Visier-Marken für Richtungen darstellt, die über alle „davor“ und „darin“ liegenden Orte, also Gebilde, hinausweisen – vorausgesetzt, die Ziel-Marken bewegen sich nicht regellos und unberechenbar gegeneinander um uns herum.
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Der Chaos-Zustand muss ALL-erfüllend sein.. denn alles geringere würde die Frage aufwerfen: Welche Form hat er – ein Gebilde welcher Art (bleibt es dasselbe, über eine Dauer weg?) ist da chaotisch zusammengesetzt? Und – welche Lage hat dies Gebilde relativ zu irgendeinem der es erfüllenden chaotischen Blitzereignisse, die somit IN ihm liegen und die Frage aufwerfen, ob sie zentraler oder peripherer sind als andre.. näher zur nicht überschreitbaren, alles einschliessenden ALL-Grenze hin.. oder gar: Ob das Gebilde sich IN der ALL-Hülle bewegt.. ob es grösser oder kleiner wird (und die einschliessende Raumhülle entsprechend sich ausdehnt oder zurückzieht)..
Ob und wieviele der zeitweise unveränderten Punkte dieselbe „Färbung“ aufweisen wie der Hüll-Raum..
Ebenso kann gefragt werden, wenn es irgendwelche Richtungen gibt in dem Raum, worin das „Gebilde einer Art“ schwebt, wie seine Lage relativ zu diesen Richtungen ist.. ob es sie ändert.. wie seine Umrisse, projiziert in diese Richtungen (oder irgendwelche), aussehen würden.. Ob die Lagewechsel einen Rhythmus aufweisen, eine Geschwindigkeit (Rotation), ob sie sich ändert..
gleiches gilt auch dort für die Gefärbtheit des Gebildes.. man kann fragen, ob es gross genug ist, um mehr als eine Färbung aufzuweisen..
Wenn schliesslich der „gefärbte“ Leer-Raum auch nur EINE weitere Qualität aufweisen würde (geschweige denn mehrere, viele, unübersehbar viele) – sei es den Raum erfüllend (den Raum durchsetzend, als unveränderlicher Punkt- oder Gebilde-Schwarm IN dem gefärbten Leerraum), sei es als Teil-Fläche in oder auf einer einschliessenden „Sphäre“ (die unerreichbar bleibt, oder jenseits deren definitiv nichts liegt, nichts irgend noch bekanntes jedenfalls) – würde sich sofort die Frage nach ihrer Abgegrenztheit ergeben, ebenso die nach möglichen Orientierungen, die an ihr ansetzen; die Frage, ob man sich ihr nähern kann, und „was für ein Gebilde“ sie möglicherweise sein könnte.
In anderen Worten: Die drei angesprochenen Extrem-Situationen sind nur zugespitzte Defizienz-Versionen einer normaleren und lebensnäheren Situation, auf die hin sie konvergieren und worin sie alle drei zusammen vorkommen: Gebilde in einem, verglichen mit ihnen weniger dichten (wenn auch möglicherweise homogen, oder von „Phänomenen“ gefüllten) Raum, der durch alles, was an und in ihm vorkommt, Orientierungspunkte für mannigfaltige Bewegungen in ihm darbietet, und Ereignisse an und in ihm, die Dauern, Rhythmen, Geschwindigkeiten, Beschleunigungen und Verlangsamungen aufweisen.
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Um also das, was „nur (noch) unterscheidbar“ sein soll, von allem, mit dem mehr möglich wäre, abzutrennen (es weg-zuziehen, ab-zuziehen, zu abstrahieren von dem, was normalerweise zu ihm gehört), und es anschaubar, als eine mögliche (wenn auch extrem vereinseitigte) Realität dar- oder vorzustellen, ist schon ein gewaltiger Aufwand und Zwang nötig, den man natürlichen Erfahrungsgehalten antun muss, um sie in die Nähe solcher Konstrukte zu bringen.
Dennoch ist es höchst notwendig, sich die „grundlegend“, „fundamental“ möglichen Varianten eines möglichen Erfahrungsgehaltes klarzumachen, um zu sehen, wie sich von dort her die komplexeren Möglichkeiten aufbauen – in lückenlos aneinandergrenzenden Komplizierungs- und Komplexions-Schritten.
Nur dann nämlich können wir uns sicher sein, „alles“ im Sinne einer Kategorie oder gar der mehr oder weniger entfalteten Kategorien-Hierarchie Mögliche zu erfassen, und abzugrenzen gegen das, was, Stufe für Stufe, Kategorie für Kategorie, jeweils KEINEN Sinn macht – oder nur beschränkten; derart, dass komplexeres Handeln daran keinen Angriffspunkt hat; denn an der Möglichkeit, mit sinnvollen Handlungen auf die Situation (einschliesslich ihrer Vorgeschichte) zu antworten, bemisst sich das Ausmass ihrer Sinnhaftigkeit (sinnvollen Nutzbarkeit) für uns; die einfachste Reaktion aber ist das Unterscheiden überhaupt – seinerseits blosser Grenzfall einer Reaktion, denn worin sollte der Sinn dabei bestehen? Es darf also bei blosser Unterscheidbarkeit (und nicht mehr) nicht bleiben.
Was aber käme als nächstes?
Wenn mehr möglich sein soll, ist in allen drei Ausgangssituationen (Formen eines bloss Unterscheidbaren) als erstes zu fordern, dass mögliche Ereignisse (Veränderungen) sich abspielen neben solchem, das gleichbleibt – überhaupt soll Gleichbleibendes, Bleibendes dasein, und darin und daneben sich etwas ereignen (denn wenn garnichts passiert, ist auch nichts da, womit zu agieren und worauf zu reagieren wäre).
Im Mass, wie diskrete Zustände relativ zueinander auf Dauer gestellt sind, werden auch mehr Dimensionen unserer Handlungsfähigkeit, jenseits blosser Unterscheidungsfähigkeit, mobilisiert.
Von Aufenthaltsorten ausgehend, gibt es Möglichkeiten orientierter Bewegung, und Abstände – hin zu Zielpunkten und -Orten (und/oder damit auch weg von andern, denen wir beispielsweise auf unserer geradlinigen Bewegung ausweichen, weil sie im Weg liegen).
Dabei sind von besonderem Interesse: einmal, jene Orientierungsmarken, die „jenseits jeder Erreichbarkeit“ liegen, zum andern die, die „zu nah“ sind, als dass an ihnen, über eine Grenze hinaus, noch mehr unterschieden werden könnte; beide bilden Schranken für unser Handeln, wobei das Unerreichbare, aber Unterscheidbare ein System von Ziel- oder, bei Gebrauch entsprechender Instrumente, Visier-Marken für Richtungen darstellt, die über alle „davor“ und „darin“ liegenden Orte, also Gebilde, hinausweisen – vorausgesetzt, die Ziel-Marken bewegen sich nicht regellos und unberechenbar gegeneinander um uns herum.
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