258.
Dies ist nun die Stelle, wo wir, mit den soweit vertieften Einsichten in die Denkweise der Normalplaner ausgerüstet, zurückkommen müssen auf die Paradoxien des Kap.7; in einer variierten Gestalt war dort bereits, fast wie ein erstes Resumee, der Gedanke aufgetaucht, der uns auch in dieser letzten Abteilung des Kap.8 beschäftigt: Dass das Problem der Normalplanung verdeckt bleibt, solange eine „Normalität“ andauert; dass aber die Prinzipien, mit denen der Normalplaner diese Normalität und ihre Anpassung an kleinere und grössere Schwankungen in den Umgebungsbedingungen gestaltet, also letztlich: sein anpassendes Umlernen im Rahmen (!) des Bestehenden (und Bewährten), sich sofort als untauglich erweisen, sobald sie als rationale Lernstrategie, also Optimalhypothese, verwendet werden; und „der Fehler des Planens und Lernens aufgrund von (bewährten, dh.) (Normal-)Erwartungen“ wird sich uns vermutlich nur dann endgültig erschliessen, wenn wir jetzt unsere Aufmerksamkeit auf diese zentrale Schwäche seines Denkens richten.
Die erste Paradoxie.
Sehen wir uns die erste Paradoxie des Kap.7 nochmals an; ich versuche sie, folgendermassen zusammengefasst, wiederzugeben:
Der Normalplaner weiss, dass es zur Realisierung des Potentials der „Rahmenwerte“ NOTWENDIGES zu tun gibt – Notwendiges, das nicht unterlassen werden darf, das aber durchaus in gewissen (Indifferenz-)Grenzen (vgl. 157ff.) schwanken und variieren kann.
Das korrekte Tun dieses Notwendigen geht einher mit Erwartungen bezüglich dessen, was sich damit erreichen lässt – SOWEIT die Ursachen dafür nicht VOLLSTÄNDIG im Tun des Notwendigen selbst liegen, also im Bereich des mehr oder weniger vollständig und – wie ausgiebig bestätigt – zuverlässig Kontrollierbaren, Technischen, auf der Ebene der Verfahren und des (Reserve-)Wissen-wie um Praxis-relevante Regularitäten. Solche unsicheren Erwartungen mit bereits quasi-hypothetischem Charakter, oder besser: Probier-Charakter, Probier-Versuchs-Charakter, richten sich auf das Arrangement der Verfahren und daFÜR für relevant befundenen Randbedingungen, ihre (bekannten) Schwankungsbreiten und Bedingtheiten, soweit sie zusammenwirken und aufeinander abgestimmt, den geplanten Reproduktionskreislauf und Fortschrittspfad ermöglichen sollen.
Dann geschieht Unerwartetes, und es ist nicht auf Fehler im Tun des Notwendigen zurückzuführen; mit andern Worten, das Unerwartete dieser Art liegt in der Zone von unüberschaubaren Ursachen unserer Erfolge und Misserfolge, auf die wir durch die „notwendigen“ Kontroll-Massnahmen keinen berechenbaren Einfluss ausüben; mit anderen Worten: Es ist Teil des RU.
Wenn wir hinlänglich beeindruckt sind, müssen wir als Normalplaner zugeben, dass sich auf der Rahmenebene etwas anders darstellt, als ursprünglich gedacht; es werden quantitative Änderungen fällig – Schwankungsbreiten stellen sich neu dar (die Gesamtstatistik ändert sich), Bedingtheiten werden neu differenziert usw.
Was in Kap. 7 zum 1. Paradox gesagt wurde, lässt sich dann etwa so beschreiben: Damit man auf Dauer immer korrektere (spezifischere, der Welt angepasste und nach Anwendungs-Bedingungen ausdifferenzierte) Rahmenwerte (mit immer richtiger geschätzten Schwankungsbreiten) bekommt,…
(oder wie wir inzwischen sagen würden: hinsichtlich ihrer Bewältigbarkeit der Welt immer angemessenere, fixe Erweiterte-Selbst-Bestimmungen, oberhalb der „variablen“ Selbst-Anteile (der verlässlichen, aber blossen (Quasi-Gesundheits-)Bedingungen für jene anderen)
… muss man immer wieder Situationen (Anlässe: überraschende Chancen, grössere Risiken als gedacht) durchlaufen, in denen durch die dann fälligen Versuche und Experimente das verzweifelt-probierende Ausschöpfen der bisherigen „bewährten“ Rahmenvorgaben ((genauer: Ausschöpfen der in ihnen vorgesehenen Dringlichkeitsvorgaben für Überraschungen, Belastungsspielräume – und zwar für unerwartete Glücks- wie Unglücksfälle)) die vorgesehenen Budget-Grenzen überschreitet. Es werden dann im Rahmen einer sich anbietenden Alternative, die ihrerseits bereits etwa Experimentelles haben kann (in einem NOCH abstrakteren Rahmen, bis hin zu aller-allgemeinsten Vorgaben, wie: Optimismus (Handlungsspielraum), Vorsicht (Belastungsspielraum, relativ dazu), bezogen auf bestimmte Themengebiete), neue solche Grenzen und Versuchsspielräume festgesetzt. Bei diesen mehrfachen und hoffentlich „konvergierenden“ Rahmenwertbestimmungen darf nun das Lernen von denkbaren Wissen-wie-Zusammenhängen nie das Rahmenwert-bezogene Probier-Lernen aus gegebenen Anlässen soweit überholen, dass die Zone der Nicht-Kontrolle sich dadurch einengt, für die die Rahmenwerte schliesslich die Erwartungswerte darstellen (allgemeine Schätzung der Spielraum-Grössen angesichts der verbleibenden Rest-Unbekanntheit dieser Zone).
In solchen Fällen nämlich müssen wir unsere Einstellung zu den „notwendigen“ Massnahmen in der Kontrollzone in eine vor und nach den Probier-Erfahrungen aufspalten, so wie es in Kap.7 beschrieben wurde – zumindest, wenn wir die Rahmenwerte als die übergreifenden und wirklich massgeblichen (oder das „übergeordnete“ oder „zentralere“, fest- und fortgeschriebene erweiterte Selbst mit seinen Vorgaben, verglichen mit seinen variablen Durchführungsanteilen) betrachten wollen: Am Anfang sollen wir nämlich sagen, dass wir wirklich ALLES NÖTIGE getan haben, und dennoch Rahmenwerte bzw. das erweiterte Selbst sich als anders erweisen als gedacht (andere Schwankungsbreite, andere Werte je nach unterschiedlichen Bedingungen etc).
Am Ende hingegen sollen wir sagen, dass SELBST WENN wir „alles Nötige“ täten, und die tatsächlich vorgeschobene Kontrollzone ausschöpften, dies am nunmehr festgestellten Rahmenwert/ES nichts ändern würde, und wir es von daher garnicht mehr versuchen brauchen – der Rahmenwert wird sich, in einer quasi Meta-Zone der Nichtkontrollierbarkeit, doch noch durchsetzen. Würden wir aber das Umgekehrte sagen, nämlich, dass wir allen ANLASS hätten, das von uns mittlerweile gelernte Material einmal in einen experimentellen Fortschrittspfad umzusetzen (und womöglich gäbe es da etliche!) – dann würde sich das rückblickend ja vielleicht auch als alternative Erklärung für die zu korrigierenden Rahmen-Resultate der Lernsituation anbieten: Sie verdanken sich unter Umständen bloss dem Nicht-Ausschöpfen einer objektiv bestehenden und subjektiv falsch eingeschätzten Kontrollzone. – Tatsächlich ist die Aussage über das Tun des Nötigen eine höchst eingeschränkte; sie besagt bloss, dass wir bei Unterlassung nicht mehr mit dem „normalen Ergebnis“ (im Sinne des eingehaltenen Rahmenwerts) rechnen dürfen; sie sagt keineswegs, welche Resultate mögliche Abwandlungen der Ausgangspraxis haben könnten, oder gar „ohne Anlass“ oder „Rahmen“ unternommene Such- Versuchs- und Fortschritts-Aktivitäten. „Notwendig“ ist das Notwendige, und die Kontrollzone in DIESEM Sinn, eben immer nur durch seine Verknüpfung mit dem je bestehenden Rahmen oder (aus Bewährung oder Neu-Festsetzung) festgeschriebenen erweiterten Selbst. Die Erwägung, dass man blosse KontrollMÖGLICHKEITEN ohne Rahmenanlass und Vorgabe von dorther (präparativ, produktiv) „ausschöpfen“ könnte oder noch nicht ausgeschöpft hat, ist vor wie nach Rahmenänderungen für Normalplaner unsinnig.
259.
Der schwerfällige Wechselschritt im Lernen des Normalplaners, wo Erfahrung mit dem Tun des (nach den Rahmenvorgaben) Nötigen den Rahmen verändert, und dann der Rahmen (solang er eingehalten wird) bestimmt, was „nötig“ und „alles Nötige“ ist (was – verglichen damit – „zuviel“ wäre), einschliesslich des notwendigerweise, zweckmässigerweise („aus gegebenem Anlass“; worin ein solcher besteht, sagt der „Rahmen“) zu Versuchenden – solange, bis die Erfahrungen damit die vorgegebenen Grenzen sprengen (worin die bestanden, sagt immer der gesprengte Rahmen), und wieder einen neuen (qualitativ, quantitativ) zu konstruieren gebieten (nach Regeln, die aus dem gesprengten Rahmen, den Intensitäten der sprengenden Erfahrungen und den affektiven Intensitäten der anlass-gebenden Erlebnisse geschöpft werden): Dieser Wechselschritt also bewirkt, immerhin, dass das Lernen des Normalplaners sich, wenn es nach seinen Vorstellungen abläuft (und das tut es), von Normalität zu Normalität bewegt; es entsteht keine Lücke. Selbst der Übergang, die experimentellen Phasen, verlaufen erst noch unter der Ägide der ursprünglichen Normalität – bis zu der Sprung-Entscheidung, wo die Rahmenvorgaben zugunsten einer (angesichts des Anlasses) grösseren Bewältigbarkeit verändert sind. Ein solches Vorgehen hat seine Vorteile – wir haben sie unseren fiktiven Normalplaner immer wieder herausstellen lassen.
Vor allem, immer wieder: Es lässt sich auf den ersten Blick garnicht abstreiten, dass es sich hier auch um eine Lernstrategie handelt – dass die Wechselschritte, wie schwerfällig und anlass-bezogen auch immer, doch immerhin die allmähliche und immer bessere Anpassung einer Normalpraxis an ihre – immer besser bekannte – Umgebung darstellen – also eine Art darstellen, wie die anwachsende Gesamterfahrung des oder der Planenden integriert verarbeitet und in reproduktive und produktive Praktiken und Experimente umgesetzt wird; und dass, immer noch auf den ersten Blick gesehen, dies Lernen sich verbindet mit einer durchgehenden Aufrechterhaltung von Normalität; und dadurch womöglich sogar die einzig sinnvolle Art ist, Lernen und Sich-Reproduzieren (wie durch etliche der 6 Postulate eindringlich gefordert!) zu vereinbaren. – Erst der zweite Blick enthüllt, was sich oben in der Reformulierung des ersten Paradoxes andeutete: dass der grösste Teil dieser Erfahrung immer wieder entwertet wird, und dann entweder gleich vergessen werden, oder aber nicht genutzt werden kann.
260.
Denn, nicht nur, dass Normalplaner auf diese ihre so überaus sinnvolle Weise insgesamt reichlich wenig, und auch dies wenige meist nur chaotisch und langsam lernen (sie haben ja meist besseres zu tun) – sie können auch kaum verhindern, dass ihr immer mehr sich verbesserndes Anpassen an die Umgebung (unter angemessener Berücksichtigung der anwachsenden Gesamterfahrung mit ihr) vor allem auf ein UM-Lernen, und weniger, und auch dann nur zufällig, auf ein DAZU-Lernen hinausläuft; und auch dies Umlernen noch findet nur erzwungen, aus gegebenem Anlass, statt; meist wird dieser Anlass ein unglücklicher sein – eine unerwartete, aus Sicht der Normalplaner „natürlich nicht vorhersehbare“ Beschädigung ihrer Praxis, und das Risiko, dass sie sich wiederholen könnte; seltener eine „Chance“, ein ebenso unerwarteter Glücksfall – der muss ja auch gleich noch die Form seiner unmittelbaren Verwertbarkeit mitbringen, zumindest eine solche sehr stark nahelegen, um als überhaupt „relevant“ in Erwägung gezogen zu werden. Mit der Anlass-Gebundenheit des Lernens werden wir uns noch beschäftigen müssen; aber hier geht es um den Einwand, den wir oben im Zusammenhang mit der ersten Paradoxie formuliert haben: Das Mass des „Versagens“ der Angepasstheit (oder Anpassbarkeit durch Versuche (um es so auszudrücken)) von bisherigen DADURCH-DASS-“Notwendigkeiten“, soll angesichts der Herausforderungen einer „Anlass“-Situation nach den Vorgaben eines bestehenden (Selbst-) „Rahmens“ ermittelt werden – und das, obwohl in beiden Fällen – angebliche „Widerlegung“ der bisherigen Routine einschliesslich Anpassungsversuchen (vor der Rahmenanpassung), wie angeblich vorhersehbare Chancen- oder Risiko-Losigkeit (nach der Rahmenanpassung) – Versuchs- und Forschungsstrategien aus dem vorhandenen Reserve-Wissen-wie/dass usw. bis hin zu denkbaren Hypothesen konstruiert werden können, die mögliche weitere Experimental-Programme anleiten könnten; im Fall des den (neuangepassten) Rahmen „überholenden“ Kontrollniveaus wären die Erfolge oder Misserfolge sogar nach allem, was man weiss, absehbar – das Anwachsen der Gesamt-Wissensreserven und der aus ihm heraus möglichen „an sich bereits gut bestätigten“ alternativen Fortschrittspfade oder Hypothesen wird immer mehr zu einer Art „Anlass“ zur Rahmenüberschreitung in Permanenz: Wäre da nicht der „bisher bewährte“ Rahmen; wäre da nicht der Grundsatz, nur tätig zu werden angesichts ERLEBTER Rahmen-Überschreitungen; und wäre da nicht die andauernde Erwartung: dass, den Rahmen und seine Vorgaben quantitativ (Handlungs- vs. Belastungsspielraum…) und qualitativ (… für bestimmte Aktivitäts-Bereiche eines abstrakten Reproduktionsentwurfs) der „Welt“ bei anwachsender Gesamterfahrung immer besser anzupassen, das entscheidende Lern- und Wissenserwerbsprojekt darstellt; weil man meint erwarten zu dürfen, dass dieser Rahmen quantitativ und qualitativ in all seinen WIRKLICH relevanten Anteilen auf in immer engeren Grenzen schwankende Werte und Bedingungen für bestimmte Themenbereiche konvergiert; was (und das war letztlich die Paradoxie) den Erwerb jeder anderen Form dauerhaften Wissens (ausserhalb von Anlässen und über alle Anlässe hinausweisend) entwertet, er mag zu noch so interessanten und weitreichenden Möglichkeiten oder gar Planungen führen (hier würde ein Normalplaner auf einmal deren Versuchscharakter, angesichts der allgemeinen Ungewissheit, betonen; für ihn ist eben alles ungewiss, was ausserhalb der Normalität und der umschriebenen Normalitätsbrüche (aus denen aber zu lernen ist) liegt).
261.
Und nicht nur ungewiss; sondern schlimmer: Ein durch immer weitergehendes DAZU-Lernen anwachsendes Reserve-Wissen dieser Art, das womöglich noch (aber wie weitgehend? mit wieviel Ressourcen?) in Konstruktionen möglicher Techniken, schliesslich möglicher (zu erprobender) Planungen übersetzt wird, nimmt sich für Normalplaner aus wie eine bösartige Wucherung ins Nichts, die die intakte und wohlintegrierte Rahmen-Hülle aus „Stellen“ und die Orientierung an umschriebenen „Anlässen“ ihrer Änderung durchbricht und zerstört. Sogar dann, wenn Normalplaner (was für sie reichlich ungewöhnlich wäre; man weiss eigentlich keinen rechten Grund, warum sie es tun sollten) ihr „anwachsendes Erfahrungswissen“ in Form von Wissen-dass, regulär oder nicht, und ihr in fehlgeschlagenen oder nicht verwerteten Versuchen verwendetes technisches Wissen-wie (auch hypothetisches), oder sogar die früher gültigen und mittlerweile aufgegebenen Versionen von Normalität allesamt aufbewahren und als jederzeit zugängliche Erinnerung verfügbar hätten, wäre dies Wissen in dieser Masse für sie doch völlig nutzlos – ein „Dunstkreis“, der weit über seine üblichen Ausmasse hinaus aufgebläht wäre, ohne dass sich an der Art, wie Normalplaner ihn allenfalls für sich nutzen könnten, irgendetwas ändern würde (ausser, dass sie grössere Mühe hätten, ihn zu überblicken und das für jeweilige Bedürfnisse, dh. Anlässe Nützliche aus ihm herauszufischen (ein zu grosser Dunstkreis dieser Art überfordert sie sogar, weil die Fülle der Möglichkeiten sie wahrscheinlich sogar wieder in Ängste stürzen würde, etwas zu versäumen; und weil allein die Suche nach möglicherweise Vielversprechendem in diesem Material sie zu lang aufhält).
DAS kann es also auch garnicht sein, woran Normalplaner denken, wenn SIE von „anwachsender Erfahrung“ und DAZU-Lernen sprechen würden – oder mit diesen Begriffen in unseren Fragen an sie konfrontiert würden.
Der Wissens- und Lernfortschritt liegt in ihren Augen selbstverständlich im Ausdifferenzieren und sich immer weitergehender und dauerhafter Verlassenkönnen auf immer realitätsgerechtere, dh. sich immer dauerhafter bewährende und in dem bewohnten Lebensraum, mit den dort vorfindlichen Mitteln, immer zuverlässiger bewältigbare Inhalte und Vorgaben für das „Dürfen, Brauchen, daFÜR-KönnenMüssen“ eines auf Dauer kernselbsthaft gleichbleibenden erweiterten Selbst – der „Hülle“ aus Vorgaben, dem System der „Stellen“, die allenfalls (aber das immer planmässiger, immer weniger überraschbar) mit wechselnden DADURCH-DASS-Ausführungsvarianten besetzt werden. – Das heisst aber nicht, dass das jeweilige Wissen-wie, also das System der Ausführungsvarianten (für immer genauer bestimmte, spezifizierte Bedingungen) der einzelnen „Stellen“ (Produktionsschritte und -Branchen in Reproduktion und Fortschrittspfad) nicht ebenfalls an diesem Fortschritt teilhat; die Normalplaner werden, jeweils in Anpassung an die Vorgaben, wechselnde Techniken und Verfahren einsetzen, dabei wechselnde Randbedingungen benötigen; insgesamt wird die Komplexität des jeweiligen Wissens-wie wesentlich bedingt sein durch die Differenziertheit des Rahmensystems der Stellen, und deren je unterschiedliche Vorgaben für unterschiedliche Fälle.
Wie könnte man auf diesem Hintergrund die erste Paradoxie nochmals formulieren?
262.
Wir hatten die Anlass-Situation, in den jetzt entwickelten Termen, allgemein so beschrieben: Eine bislang „bewährte“ Normalität wird „unerwartet“ (in Gestalt einer passiv erlebten Glücks- oder Unglücks-Episode, die sich als auf Dauer nutzbare Chance oder zu fürchtendes Risiko darstellt)) damit konfrontiert, dass sie möglicherweise ZU spezifisch und (im einzelnen) zu aufwendig ist, verglichen mit (mindestens) einer zu ihr alternativen Normalität. Zwischen den beiden Alternativen wird dann entschieden mithilfe eines Vergleichs ihrer „Bewältigungsfähigkeit“ für eine Episode wie die für diesen Vergleich den Anlass gebende.
In diesen Vergleich bringt die bisherige Normalität, neben ihrer „vergleichsweisen“ Schwäche, die in der Episode (durch „Erschöpfen“ der Versuche, auf Basis IHRER Dringlichkeitsvorgaben die Errungenschaften der Alternative zu imitieren) aufgedeckt wird, als Gegengewicht ihre mehr oder weniger grosse „Bewährtheit“ ein; die überlegene Bewältigbarkeit von Situationen von der Art der Episode durch Vorgehensweisen der ursprünglichen oder der neu sich anbietenden Art(en) wird dann „berechnet“ als Resultierende der Ausprägungen aller drei beteiligter Dimensionen (Spezifik Aufwand Bewährtheit) in der jeweiligen Vorgehensweise.
„Erfahrungs-Fortschritt“, also DAZU-Lernen aufgrund einer anwachsenden Zahl von Fällen dieser Art („5E“!), führt, wie wir es früher ausdrückten, zu einer „Konvergenz“ hin auf eine Normalität, als Vorgehensweise, bei der ENTWEDER garantiert ist, dass ihre (Un)Spezifik und (Un)Aufwendigkeit auf Dauer derjenigen aller Konkurrentinnen überlegen ist, UND/ODER deren Bewährtheit jede zeitweise solche Überlegenheit jeder noch möglichen Alternative übertrifft; wobei natürlich angenommen wird, dass die Konvergenz-Normalität unter anderm darum so bewährt sein kann, wie sie es ist, weil sie bereits zuvor sich sovielen Alternativen in den genannten Hinsichten (UnSpezifik+UnAufwendigkeit) überlegen zeigte. – Dabei müssen wir immer im Auge behalten, dass der von Normalplanern angeführte GRUND oder die Erklärung von Unter- oder Überlegenheit einer Normalpraxis in ihren Entscheidungsmaximen, ihrer abstrakten und auch konkreteren Branchenaufteilung, und den Risiko- und Chancen-Einschätzungen in Gestalt der Verteilungen von Ressourcen im Sinne von Belastungs- bzw. Handlungsspielräumen auf Branchen oder „Stellen“ zu suchen ist. WIR wiederum sehen als Grund für die „(Un)Angemessenheit“, also auch das Scheitern einer Normalität (im Sinne des Normalplaners: Maximenapparat, Branchen, Spielraum-Verteilung), oder die denkbare oder tatsächliche Überlegenheit einer Alternative zu ihr, das Gelingen oder Misslingen der in der einen oder der anderen, alternativen Normalität vorgesehenen Anpassungsversuche in der variablen, der Kontrollzone, also eigentlich: der Versuchszone. WIR denken „von unten nach oben“, und sehen in den Vorgaben des Normalplaners einen willkürlichen, zufälligen Aufbau aus Vorurteilen, die er sich auf Dauer abgewöhnen muss; ER hingegen denkt „von oben nach unten“, selbst dann, wenn dies „oben“ oder „zentral“ Stehenbleibende immer mehr von „unten“ oder „peripher“ her, dem Misslingen (Überschreiten der schlimmstenfalls nötigen Versuchs- und Anpassungs-Budgets) in der „Kontrollzone“, aufgezehrt bzw. neudefiniert wird.
263.
„Dazulernen“ bedeutet dann aber, nochmals gesagt, für den Normalplaner etwas andres als für uns; genauer, das Thema, das Gebiet, auf dem er hofft dazulernen zu können, ist ein andres, als es aus unserer Sicht sein sollte. WIR hatten (im Kap.7, und auch jetzt noch) ihm zwei Wissens-Gebiete unterstellt; von denen uns eines unsinnig erschien: Das eine: anwachsendes (Reserve-) Wissen(-wie) um notwendig (und möglicherweise) zu Tuendes (variabel, Kontrollzone); das andre: seine verrückten Rahmenwerte, genauer, sein (durch Erfahrungen damit) immer besser (konvergenter) zu bestimmendes, expandiert-erweitertes Selbst. WIR dachten, ihm die Unsinnigkeit dieser zweiten (für ihn grundlegenderen) Kategorie schlagend dadurch einsichtig machen zu können, dass wir auf einen paradoxen Widerspruch zwischen ihrer erwarteten Konvergenz (immer zuverlässiger bestimmte (bewährtere, sich bewährende) Bedingtheiten und Schwankungsbreiten auf der Rahmenebene) und dem „besseren Wissen“ verwiesen, das sich mit Bezug auf das notwendig zu Tuende im Zuge des Rahmen-Lernprozesses notwendig ebenfalls anreichern würde. Und natürlich erschien uns dies Argument schlagend, weil WIR dies Wissen um das Notwendige für das eigentlich Wichtige halten. Die drei Versionen, oder Unter-Paradoxien, in denen wir das Argument präsentierten, benannten drei Formen, in denen dies Wissens-Fundament aller Planung (aus unserer Sicht) sich bemerkbar machen musste:
a) als im Zuge des DAZU-Lernens anwachsendes Wissenskorpus (das ist, wovon hier bereits seit längerem die Rede ist);
b) als (auch vom Normalplaner anzuerkennendes) „fortgeschritteneres“, der Welt „besser als ein ursprüngliche Wissen angepasstes und gerecht werdendes“;
c) als „zufällig“ bereits ursprünglich (weitgehend) passendes, „richtiges“, brauchbares usw. Wissen, das garnicht mehr allzu verbesserungsbedürftig ist, sondern die für die betreffende Normalpraxis wesentlichen Umgebungsbedingungen erfasst hat. – Die drei daran anknüpfenden Paradoxien liessen sich dann konstruieren ausgehend von der Unterstellung, dass der festgeschriebene Überbau an Hoffnungen und Erwartungen der Normalplaner beansprucht, die epistemischen Sachverhalte a-c, quasi als deren Indikatoren, irgendwie angemessen abzubilden oder auszudrücken, sodass rationale Wissenserwerbs- oder Lernstrategien, als Reaktion auf die jeweils festgestellten Wissensstände und ihre Effekte, ebensogut davon ausgehend formuliert werden können, wie von den abgebildeten und ausgedrückten epistemischen Sachverhalten selbst; die Paradoxien zeigen dann „schlagend“, wie der Überbau an diesem Anspruch in allen drei Varianten scheitert. Aber wie, wenn es im Umgang des Normalplaners mit diesem (technischen) Wissen (um notwendig zu Tuendes), einerseits; und dem „Überbau“, andererseits, gar keinen solchen Anspruch gibt? Sodass er auch garnicht daran scheitern KANN?
264.
Die Antwort wissen wir im Grund bereits, denn in den Abss. zuvor haben wir sie für den Fall a) bereits gefunden: Aus Sicht des Normalplaners bezieht sich sein DAZU-Lernen nicht auf das technische Wissenskorpus; wenn ER von „immer besser, der Welt immer besser angepasst“ spricht, meint er den sog. „Überbau“; und selbst WENN Verbesserungen seines technischen Wissens stattfinden (einschliesslich Planungsmethoden, empirisches Wissen darum, welche Branchen seiner Gesamt-Tätigkeit sich gut vereinbaren lassen, angesichts der bestehenden Umgebungsbedingungen gut ineinandergreifen), so vergrössert sich damit doch nur der „Werkzeugkasten“ an Effekten, aus dem er sich bedient, um den Versuch, sich unter gegebnen Bedingungen möglichst optimal zu reproduzieren und dabei abzusichern (fortzuschreiten), entsprechend seinen fixen Überbau-Erwartungen zu konstruieren; alle (von ihm durchaus vorgesehenen) Änderungen auf dieser Ebene, sie mögen den Inhalt des Werkzeugkastens betreffen, oder die Abwandlungen der „Versuchskonstruktion“ mit ihrer Hilfe, sind letztlich Formen des UMLERNENS: Nicht Forschen, nicht Hypothesentesten ist eben die Leitidee dieses Wissenserwerbs, sondern das Optimieren und übergeordnete Probieren.
Konvergenz durch DAZU-Lernen auf der Rahmenebene bedeutet zugleich: Fixierung von qualitativen und quantitativen Grenzen, seien sie enger oder weiter (sofern nur auf Dauer stabil), in denen der Normalplaner nötiges (anlass-begründetes) Um- und Dazulernen in der Kontrollzone erwartet – und zwar als erfolgreiches, das Anlass-Problem lösendes.
Man darf ihm sogar eine Erwartung unterstellen, WIE sich diese Konvergenz, seiner Denkweise zufolge, einzig zeigen wird: Nämlich als BEWÄHRUNG auf immer längere Fristen, angesichts immer grösserer Herausforderungen durch Alternativen („Anlass“-gebende Risiken, Chancen bewältigend), die sich der bewährten an Spezifik und Aufwendigkeit auf den ersten Blick überlegen zu zeigen scheinen, aber dann doch von ihr (Chancen-verwertend, Risiko-bewältigend) übertroffen werden. Der an sovielen Anlässen „erprobte“, und somit nie wirklich herausgeforderte, bewährte Praxis-Rahmen ist der „richtige“: WENN ihm noch eine Abänderung droht (in ihm etwas nicht berücksichtigt wurde), dann nur noch durch SELTENE Extrem-Ereignisse – alles wirklich Reguläre hat sich bereits gezeigt, ist bereits berücksichtigt (so die (uns mittlerweile nur allzu bekannte) Erwartung des Normalplaners).
265.
Und das ist dann eben auch eine Schätzung dessen, was mit dem vorhandenen, oder im vorgesehenen Rahmen noch (durch beschränktes, themenbezogene DAZU-Lernen) zu erwerbenden technischen Wissen zu bewältigen ist.
WIR sagen in unserer ersten und zweiten Version der Paradoxie: Er kann doch auf der technischen Ebene weiterlernen – ja, er MUSS sogar lernen, weil er doch nur DADURCH bezüglich der (angeblichen) Rahmen-Verbesserungen dazulernen kann, DASS er auf der technischen, der darunterliegenden, variablen Ebene irgendetwas Weiterführendes lernt; und sein Lernen auf dieser Ebene hört doch nicht auf, auch wenn sich der Rahmen „konvergent“ einengt; weshalb früher oder später das immer weiter wachsende Wissen die Kontrollzone in die Rahmen-Zone hinein ausdehnen wird; und selbst wenn wir den Rahmen diesem angewachsenen Wissen anpassen – es wird wieder, und wieder geschehen; und da das im voraus absehbar ist, soll doch der Normalplaner gleich zugeben, dass sein Rahmen vollkommen von diesem von unten her DAZUgelernten Wissen abhängt, und nur so weit reicht, wie dieses Wissen ihm eine wirkliche Grundlage liefert.
Aber der Normalplaner gibt garnichts zu; würde er (was schwer vorstellbar ist) sich mit solchen Einwänden überhaupt auseinandersetzen, würde er vielleicht entgegnen: Dass, wenn dies Wissens-Anwachsen irgendetwas WIRKLICH affektiv Überrschaschendes für ihn bereithält, die Konvergenz eben noch nicht vollständig war; und dass er sich ansonsten um die Erfahrung, aus der solches Wissen erarbeitet werden könnte, nicht kümmern wird – er WIRD sie einfach nicht so bearbeiten, dass dies Wissen ihn beeindrucken wird – er WIRD jene möglichen Erkenntnisse, Zusammenhänge, Regularitäten, denkbaren Konstruktionen, ihre Verwertbarkeit in technischen Entwürfen, Plänen, alternativen Reproduktionen, die WIR darin sehen würden (eben WEIL wir diese Erfahrung so auswerten würden), sich nie bewusst machen: Er hat schliesslich – keinen Anlass dafür!
An dieser Stelle hatten wir ihm schon im Kap.7 den Fall c) vorhalten wollen: Wie, wenn er zufällig mit exakt jenen Rahmen-Prinzipien STARTEN würde, deren Einhaltung, so wie die Welt funktioniert, nicht zu Überraschungen führt? Der Normalplaner, wäre er Theoretiker seiner Praxis, könnte darauf antworten: Wenn wir mit „Starten“ meinen: „an diese Prinzipien ab einem (Start)Zeitpunkt glauben, sie einhalten und befolgen, als wären sie bestätigt“ – dann wird man in der Tat nicht überrascht werden; hingegen, wenn „Starten“ heisst: Diese Prinzipien vorfinden, und ohne jede Erfahrung mit ihnen, ohne jede Bewährung, sie praktizieren: dann wird man allerdings beeindruckbar sein, sowohl durch Risiken und Chancen aller Art, die alternative Rahmen-Vorgaben nahelegen; „Starten“ heisst dann nämlich, den Faktor der BEWÄHRTHEIT wegzudenken, der doch so wesentlich zur Normalpraxis hinzugedacht werden muss. Und dann (da ist der Normalplaner ganz konsequent), muss natürlich „dazulernend“, durch mühsame Erfahrung mit Enttäuschungen und Überraschungen, der Weg in die Konvergenzzone (zurück) gefunden werden – und erst zuletzt wird sich dann erweisen, was „an sich“ anfangs vorausgesetzt war, ohne in SEINEM Sinne gewusst worden zu sein: Dass eben DIESER zufällige (unbewährte) Startrahmen auch der endgültige ist – dass er derjenige ist, der sich am Ende als der am meisten bewährte erweist. Und das gilt selbst dann, wenn wir zwischenzeitlich diesen Startrahmen mit ausdifferenzierenden Bedingungen ausgestattet haben: Diese Bedingungen können sich nämlich als letztendlich unwichtig, keinen Unterschied machend, erweisen – sodass der theoretische Fall eintreten könnte, dass wir nicht nur in quantitativer, sondern sogar qualitativer Hinsicht auf den ursprünglichen Ausgangspunkt zurückkommen – nur, dass wir ihn jetzt eben als durch alle Erfahrung hindurch bestbewährten kennengelernt haben. – Wo WIR glauben, er müsste etwas gelernt haben, lernt der Normalplaner nichts; wo WIR glauben, er könne nichts lernen, da lernt er.
Die Paradoxien im Zusammenhang mit der 1.Hypothese sind für ihn, wenn er sie denn je zur Kenntnis nehmen würde, nichts weniger als „schlagend“.
————————–
Die dritte Paradoxie.
266.
Die Verlegenheit, in der wir uns in diesen fiktiven Dialogen mit Normalplanern befinden, rührt eigentlich noch ganz woanders her. Wir zwingen sie in diesen Dialogen nämlich, sich Lernprozesse vorzustellen, die sie im wesentlichen glauben bereits hinter sich zu haben: Die theoretischen Erwägungen, die wir den Normalplanern zumuten, handeln von Prozessen, die eigentlich nur noch indirekt, durch ihr RESULTAT, nämlich die gegenwärtige Praxis und ihren Fortschrittspfad, sowie die implizit in ihr angelegten Vorgaben (Handlungs- und Belastungsspielräume, Wissenreserven), wirken. Er wird, nach jeder Rahmen-Korrektur, das immer wieder Gleiche über seine Praxis sagen – SIE ist die bewährte, vorläufig endgültige; alles, was DIESE Praxis noch überraschen könnte (WENN es denn dazu imstande ist…), wird einen ANLASS zu ihrer NOCH BESSEREN Anpassung an das real zu Erwartende liefern; so wird es weitergehen, so ging es auf dem Weg zu dieser Praxis (als sie noch weniger angepasst war) zu; weil es anders doch garnicht vorstellbar ist… Es MUSS so gewesen sein, ist anders nicht vorstellbar, weil auch die Fortsetzung nicht anders vorstellbar ist. Die Aussage über die Vergangenheit ist nur eine Extrapolation der Regeln des Umgangs mit der Zukunft – demjenigen Anteil von ihr, der einen NOCH überraschen kann. Der Normalplaner fingiert die Vorgeschichte seiner Praxis, abstrakt, er kennt nur das Prinzip des Lernens, das ihr einzig zugrundegelegen haben kann, darum, weil es SEINES ist, dem er jetzt und in Zukunft folgen wird – SEINE Lernregel – SEIN Verhalten zum (Rest)Unbekannten.
In der Fiktion, das Lernen im wesentlichen bereits hinter sich zu haben, deutet der Normalplaner an, dass er zu wirklichem Lernen (in unserm Sinn) eben überhaupt kein Verhältnis hat; seine Vorstellungen von Lernen sind im wesentlichen beschränkt auf nachträgliche Korrekturen an einer wissens-basierten Praxis, die im grossen ganzen fertig ist und bleiben kann, wie sie ist. Lernen und die Notwendigkeit zu lernen ist eigentlich eine Anomalie im Weltbild und Regelsystem des Normalplaners; die Forderung nach Konvergenz der Rahmenwerte ist dann auch nur die, über kurz oder lang das (Dazu-)Lernen(-Müssen) überhaupt und für immer loswerden zu können.
Und genau diese Vorstellung oder diese Anforderung an Verhältnisse, die sie erfüllen sollen, wenn man (auf die Weise des Normalplaners) überhaupt aus ihnen soll Sinn machen, und auf sie soll sinnvoll reagieren können (eine andere gibt es ja nicht für ihn): sie wiederholt sich mit Bezug auf die QUALITATIVEN Anteile potentiellen Dazulernens, von denen die dritte Hypothese bzw. Paradoxie (des Kap.7) handelte; wir wollen sehen, ob diese Paradoxie sich im virtuellen Dialog mit Normalplanern ähnlich verflüchtigt (oder für sie nicht zur Darstellung bringen lässt), wie bereits die erste.
267.
Die Fähigkeit, sich auf Dauer zu bewähren, ist nur eine andere Formulierung für Konvergenz – und die wiederum ist oder wäre die allgemeinste Voraussetzung dafür, dass das System der (Rahmen-) Erwartungen eine Planung zulässt, bei der man sich nicht irgendwann wird vorwerfen müssen, etwas darum versäumt zu haben, weil man dafür nicht geplant hatte; dies hatten wir die erste Hypothese genannt, und sie hätte durch den eben nochmals durchgespielten Absurditätsbeweis unmöglich gemacht werden sollen. Die „zweite Hypothese“ der Kapp. 5-7 lässt sich in eine ähnliche Form bringen: Man soll nie in die Situation kommen, dass man (im Rahmen der Gesamtplanung, also dessen, „wofür“ man überhaupt, im Sinne der ersten Hypothese, plant) etwas dadurch versäumt (im Guten wie Schlechten), dass man darauf nicht vorbereitet war im Sinne von Vorsorge – nicht genug Ressourcen für Fälle dieser Art (Risiken, Chancen) bereithielt, und somit in DIESER Hinsicht überraschbar war. Und nun also die dritte Hypothese; sie sollte lauten: Es soll nie etwas im nachhinein sich als wichtig und wissenswert erweisen, für das es nicht einen darauf hinweisenden Anlass gab. Darin ist eingeschlossen: Einen Anlass im affektiv-ökonomischen Sinn – ein PROBLEM; eins, das die Stelle im aktuellen Plan (und den aktuell erreichten Stand der Fortgeschrittenheit darin, die aktuelle Reproduktion) bezeichnet, FÜR die etwas zu wissen entsprechend nützlich wäre (mitsamt Dringlichkeitsvorgaben, die alle „von oben“ stammen: den Rahmenwerten, der aktuellen Planung= erweiterten Selbst auf deren Grundlage). Aber dann bleibt immer noch etwas, und das sind, wie am Ende des letzten Abs. festgestellt, die qualitativen Ausgangspunkte für die aus gegebnem Anlass fälligen Experimente: Woher nur wissen Normalplaner immer etwas, das sie in solchen Situationen geschickterweise ausprobieren sollten – und zwar auch auf der technischen Ebene, nicht durch Ressourcen-Umlenkung und Plan-Umstellungen; sie wissen es selbst dann noch, wenn sich der affektiv beeindruckende Anlass (der Glücks- oder Schadensfall) als irregulär oder, was auf dasselbe hinausläuft, als zu selten beobachtet oder als zu wenig in ein Muster zu bringen, erweist – zu selten, zu wenig musterhaft, um überhaupt Handlungs-Entwürfe zuzulassen, wie man versuchsweise der Herausforderung begegnen könnte – Entwürfe, mit denen man dann allererst scheitern könnte und die Herausforderung, als eine im Rahmen der Dringlichkeitsvorgaben nicht zu meisternde, zurückweisen könnte. Normalplaner, so hatten wir gesagt, wissen aber IMMER etwas, das sie in solchen Situationen versuchen könnten; und dies Wissen, oder besser: diese Strategie einer Verwertung bestehenden technischen Wissens, und sei es noch so fragmentarisch, stammt aus ihrem Ansatz „von oben“ her: Eine abstrakte UM-ZU-Vorgabe schafft sich passende Umsetzungen, in Gestalt von Plänen, oder Relevanzstrukturen; und hier eben in Gestalt von immer konstruierbaren Experimenten – auf der Basis von Ähnlichkeits-Räumen und Reihen – nach dem Vorbild motorischer Handlungsräume, wo Bewegungsexkursionen in unterschiedlichen Intensitäten, Sequenzen, Frequenzen, räumlichen Abwandlungen variiert, und über beliebige Zwischenformen ineinander überführt werden können. – In der Darstellung der dritten Paradoxie des Kap.7 waren die zentralen Begriffe: Stabile (Komplex-) und elementare Regularität; nach dem, was wir bislang entwickelt haben, bewahrheitet sich dann die Vermutung des Abs. 114 zumindest für diese Begriffe; denn was IST Konvergenz oder Bewährung-für-immer der Rahmenwerte andres, als deren Stabilisierung bzw. Gleichbleiben als System stabiler Rahmen-Regularitäten? Und was IST, in diesem Rahmen, wiederum Zuverlässigkeit und Beherrschbarkeit des reproduktiven Systems und seiner Fortschrittsoptionen im Rahmen der vorhergesehenen, also doch wohl vorhersehbaren Belastungen und Chancen (so, dass man durch diese Verteilung seiner Ressourcen, d.i. Handlungs- und Belastungsspielräume, NIE etwas wesentliches wird versäumen können), wenn nicht Stabil-Bleiben der bekannten Randbedingungs-Regularitäten und der verwendeten technischen Verfahren und Verfahrenskombinationen? Umgekehrt bedeutet das „Aufreissen“ der Hybrid-Normalität auf irgendeiner Ebene, dass das Problem der Variierbarkeit einer bisherigen Praxis aufgeworfen wird – sei es auf Verfahrensebene, sie es auf der Planungsebene, bis hinauf zur Ausstattung einer oder mehrerer „Branchen“ mit Handlungsspielräumen – oft ist hier ja garnicht klar, was man mit neugewonnenen Überschüssen anstellen soll, oder wie man, ohne in eine Abwärtsspirale zu geraten, Spielraum-Einbussen noch auf ohnehin knapp bemessene Tätigkeitsbereiche verteilen soll. Von daher können wir das für die „dritte“ Hypothese, vor allem anhand der technischen Variations-Notwendigkeiten aufgeworfene Problem, ganz wie in 114 vermutet, auf die Planungs- und Rahmenebene übertragen; wo freilich oft das qualitative Variieren hinter dem quantitativen – Neu-Verteilung von Spielräumen, als Mehr oder Weniger Optimismus, Pessimismus; Steigerung oder Abschwächung eines Fortschrittstempos, mehr oder weniger Risikobewusstsein – zurücktritt, und erst bei Zusammenbruch der bisherigen „Relevanzstruktur“ durch das Ausmass der Herausforderung (wie es eigentlich niemals vorkommen darf: vgl. 8/6-7) auch bei der dann fälligen Neu-Formulierung der „oberen“ Abteilungen zum Problem wird – dann allerdings auch zu einem massiven.
268.
Unsere Frage im 7. Kap. (ab 7/29) war: Wie der Normalplaner glauben kann, immer und jederzeit das für ihn praktisch relevante (also Nicht-Indifferente) in neu hinzukommender Erfahrung (oder auch nachträglich in schon bekannter, nur noch nicht ausgewerteter) identifizieren zu können; dass da ein im Licht seiner BISHERIGEN Relevanzstruktur offensichtlicher „Anlass“ besteht, heisst ja noch nicht, dass immer auch schon denkbare Wirk-Zusammenhänge aus dem Wissen-dass oder Reserve-Wissen-wie heraus konstruiert werden können, mit denen man möglicherweise auf das „Anlass“-Problem reagieren könnte.
Wissen-dass oder gar Wissen-wie bedeutet im Fall von Normalplanern: Wissen von, Wissen um Regularitäten – genauer: stabile Regularitäten; denn die („heuristische“) Idee, die Kategorie oder „den Begriff des Elements, des Elementaren und seiner SORTEN als…“ in allen Komplexen Gleichbleibenden und sich – mit je ableitbaren, dadurch „erklärbaren“ unterschiedlichen Konsequenzen – zu unterschiedlichen Komplexen Zusammenlagernden, sowie als somit „…etwas eigenständig in der Empirie (Auf)zusuchenden“ (71 Ende) hat der Normalplaner von sich aus nicht, oder nur als eine marginale; und nur als eine marginale und periphere betätigt er sie, wenn überhaupt, in seinem Wissenserwerb.
Zu allen affektiv wirksamen „Anlässen“ gehört nun aber auch ein Ereignis, in günstigeren Fällen ein Ereignistyp (wie sich zeigt), mithin eine Regularität; hingegen nicht notwendig bereits Ansätze, um über Ereignisse dieser Art Kontrolle zu gewinnen – sie vorherzusehen, oder gar Praktiken des Herbeiführens, Begünstigens, Verstärkens, Maximal-Verwertens (für Glücksfälle), oder aber des Vermeidens, Abmilderns, Folgen-Neutralisierens usw. (für Unglücksfälle) daran zu knüpfen.
Um das zu ermöglichen, also letztlich: um an das Ereignis oder den (potentiellen) Ereignis-Typ, dem es (möglicherweise, wahrscheinlich, offensichtlich) angehört, eine REZEPT-Anweisung anzuknüpfen, die dann auch experimentell erprobt und abgewandelt werden kann, benötigt man Techniken und Verfahren, und zugehörige Rezepte, unter deren Situationsteil S sich das Ereignis oder der Ereignistyp subsumieren lassen (vgl. 7/34).
268.a.
Erinnern wir uns an das „Kugelschalenmodell“ von 39a. Man könnte es jetzt so präzisieren: Im Innersten liegt der Reproduktionszirkel des Kernselbst – seine wiederkehrenden und dauerhaften Reproduktionsanforderungen; seine Zyklen der Bereitstellung von „Wollenkönnen“. Daran schliessen sich an – sowohl in der realen Praxis, als auch in vorgestellten Alternativen zu ihr: die abstraktesten Prinzipien und Formen der (regelmässig für möglich gehaltenen) Befriedigung von Anforderungen (Brauchen), des Rechnens mit produktiven Möglichkeiten (Dürfen), der Verteilung der Spielräume auf die Branchen ihrer (daFÜR nötigen…) erwartbar-zweckmässigen Verausgabung (dank Fähigkeiten, Kenntnissen, Mitteln, günstigen und beherrschbar-ungünstigen Randbedingungen), und die Teilung des jeweiligen Kontingents in Handlungs- und Belastungsspielraum (Risikoschätzung) (…KönnenMüssen).
Von seiten des umgebenden Restunbekannten – gewissermassen der Raum, in den dieser Kern eingebettet ist – kommen den jeweiligen Branchen-Entwürfen (deren Umsetzung spezifizierende) Randbedingungen entgegen; jede Branche, jeder Sektor des Ur-Entwurfs (der Ur-Einteilung der Spielräume und Basis-Ressourcen) spezifiziert sich dann „nach aussen“, in Gestalt von durch DADURCH-DASS-Schritten verbundenen Realisierungs-Entwürfen, deren konkretester natürlich die Realisierung dieses Sektors in der aktuellen Normalpraxis ist. Auf den verschiedenen Konkretisierungs-Ebenen müssen die jeweils präzisierten Sektoren freilich immer noch (oder sogar noch besser) zusammenarbeiten, es muss, auch in präziseren Termen, immer noch möglich sein sich vorzustellen, wie der eine Sektor dem oder den andern das von diesen Benötigte „zur rechten Zeit, am rechten Ort“ liefert. So verschmelzen dann notgedrungen Sektor-Ebenen mit einem bestimmten Abstraktionsgrad zu einer „Schale“ mit diesem Abstraktionsgrad – einem gegenüber dem Ur-Entwurf konkretisierten, auf bestimmte SORTEN von Randbedingungen, oder produktiven Möglichkeiten, eingeschränkten Realisierungsentwurf für Reproduktion (Normalpraxis, und Fortschrittspfad) – ein Entwurf, der seinerseits aber noch verschiedene Arten seiner Ausführung angesichts konkreter(er) Versionen der jeweiligen Randbedingungs-Sorte zulässt. Wie weit das Spezifizieren geht, ist nicht nur eine Frage der gedanklichen Abstraktion: Es gibt, von seiten der Randbedingungen, immer auch ein Entgegenkommen durch DEREN Reproduktion – eine Reproduktion, die es einem SICH mit ihnen und an ihnen entlang Reproduzierenden ermöglicht, auf einer bestimmten DADURCH-DASS-Stufe haltzumachen, und sich um die Art und Weise, wie die daFÜR benötigten (bekannten) Rohstoffe oder Umstände entstehen oder sich erhalten oder reproduzieren, nicht mehr kümmern zu müssen – es geschieht von selbst; oder aber auch nicht, oder immer wieder nicht: Dann wird in die Gesamt-Realisierungsform dieses Sektors, auf dieser Stufe, an der Stelle, wo diese Rohstoffe oder Umstände benötigt werden, eine zumindest fakultative weitere DADURCH-DASS-Ebene eingezogen, auf der man sich um die Wiederbeschaffung, Wiederherstellung dieser Umstände oder des Nachwachsens, Neu-Entstehens dieser Rohstoffe kümmert; vielleicht auch einmal produktiv, in einer Weise, dass man sich zukünftig nicht mehr darum kümmern braucht: Dass, mit gewissen (ihrerseits zu reproduzierenden) Vorkehrungen (zB. auch Automaten, automatisierten Prozessen) die betreffenden Randbedingungen der Umsetzung des Sektors auf dieser Ausführungsebene innerhalb der gewünschten Schwankungsbreiten sich erhalten oder immer wieder herstellen oder hinreichend nachfliessen und zur Verfügung stehen – am gewünschten Ort, zur gewünschten Zeit.
Den von „innen“ nach „aussen“ ins umgebende Bedingungsgefüge vordringenden (re)produktiven Entwürfen und ihren Ausführungen kommen also entsprechend komplexe, mehr oder weniger stabile Konfigurationen von Umgebungsbestandteilen entgegen; die Komplizierheit und produktiv-“analytische“ „Eindring-Tiefe“ der reproduktiven Entwürfe hat dann auch etwas damit zu tun, wieweit die Bedingungen der Erhaltung dieser Konfigurationen in der Umgebung bekannt sind, kontrollierbar sind, und inwieweit eine solche Kontrolle nötig ist, weil die FÜR den betreffenden Reproduktions-Entwurf gebrauchten Konfigurationen sich stark unterscheiden von denjenigen, die in der betreffenden Umgebung (spätestens auch der durch andere Sektoren „künstlich“ modifizierten) ohne Kontrolle und äusseren Zwang sich von selbst herstellen würden.
Das Thema der 3.Hypothese bzw. Paradoxie des Kap.7 hat mit dieser „Durchdringungszone“ von Produktion und ihr entgegenkommenden Randbedingungen zu tun – mit der Frage, wieviel Aufwand für Kontrolle, und Wissenserwerb in ihrem Vorfeld, hier getrieben werden muss; aber eben nicht nur: wieviel AUFWAND, sondern WAS und WIE hier überhaupt noch versucht, oder wonach hier noch gesucht werden soll – spätestens im Anschluss an (positive, negative) Überraschungen: Wie und wann weitet man, ausgehend vom bereits Bekannten, den Wissenserwerb aus (und wann beendet man den Versuch, es zu tun – was soll als hinreichend „erfolgreicher“ Abschluss gelten („weiss (jetzt) genug“), und was als Misserfolg („wird man nie herausfinden, es lohnt sich nicht“)?
269.
An dieser Stelle sollte man sich die Zitate des Abs. 138 noch einmal ins Gedächtnis rufen.
Man sieht dabei, dass wir in unseren Metaphern, nach den mittlerweile erarbeiteten Einsichten, einen gewissen Paradigmenwechsel vollzogen haben (vgl. zB. die Nebeneinander-Verwendungen in 254): wir reden jetzt nicht mehr von „unten/oben/von unten nach oben“, sondern von „innen = zentral, kernselbstnah / aussen = peripher, randbedingungsbezogen (Restunbekanntes- und Umgebungs-nah) / von innen nach aussen“; früheres „oben“ ist demnach jetzt „innen“, früheres „unten“ ist „aussen“.
Vor allem aber sieht man: Das Denken von Normalplanern geht vom Kernselbst und der Kernselbst-Logik, genauer: von den Ur-Entwürfen um das Kernselbst herum, aus – von weitestgehend bekanntem und feststehendem Brauchen; des weiteren Dürfen, schliesslich (daFÜR) Können(müssen); also den allgemeinsten Festlegungen der Kernselbst-ERWEITERUNG. Hier sind schon die ersten Erwartungen (wenn auch noch mit quantitativen und qualitativen Schwankungsbreiten) festgeschrieben; der Entwurf ist ja eine notwendig abzustimmende Auf- und Einteilung knapper Ressourcen; erwartete Resultate von Ressourcen-Einsätzen an einer Stelle (Sektor, Branche) müssen (rechter Ort, rechte Zeit, rechte Qualität und Menge usw.) Voraussetzungen für Ressourcen-Einsätze anderswo liefern. Die Erwartungen sind erwartete Resultate von Ressourcen-Einsätzen, dh. Handlungen (reproduktiv, produktiv), die an geeigneten Randbedingungen anknüpfen: Von der allgemeinsten Ur-Entwurfsstufe ausgehend, durch alle Konkretisierungen hindurch, sind die Entwürfe und Ausführungspläne oder Entscheidungen in konkreten Situationen nach der REZEPTLOGIK und der Form ihrer Maximen gedacht: Im Situation(styp) S machen wir Handlung H, und erwarten Resultat E (vielleicht noch Nebenfolgen E’) – aufgeschlüsselt nach seinen objektiven (Welt-, Umgebungs-) Anteilen, und seinen subjektiven Bedeutungen (Ressource verbraucht, Belastungsspielraum verbraucht, Bedürfnis befriedigt, Reproduktionsschritt gelungen usw.). In diese Form sind die objektiven Regularitäten eingebettet, aber immer schon in einer technisierten Form: Was wäre, wenn (kontrafaktische, Unterlassungs-Sätze) Handlung H unterbliebe, wird – ausser vielleicht wieder in für uns bedeutenden Erwägungen: Schadensbefürchtungen, Versäumnisfolgen – in dieser Logik nicht formuliert: Sie ist wesentlich POSITIV ausgelegt (baut daher immerzu auf „bestätigendem“ Erfahrungsmaterial auf).
Die dritte Hypothesen- bzw. Paradoxiengruppe des Kap.7 scheint nun (wie schon Ende des vorgehenden Abs. gesagt) mit dem skandalösen Fortschreiben dieser logischen Charaktere des Rezept-Praktischen ins Objektive, Kausale, in das Material der Umgebungs-Regularitäten und ihrer „objektiven“ Elemente oder Elementarität zu tun zu haben; wichtig, wie im vorigen Abs. zu sehen, ist dabei für die Rezepte das Entgegenkommen der Umgebung – dass sie sich nicht um alle „Elemente“, die in den „Komplexen“ versteckt sein könnten, kontrollierend kümmern, nicht alle kennen müssen – auch nicht den mehr oder weniger stabilen Aufbau der Zusammensetzungen, und die Bedingungen seiner Stabil-Erhaltung.
270.
In diese Zone wechselseitiger Durchdringung (übrigens zugleich die „Kontrollzone“ oder Zone des „notwendigen Tuns“ der Abss. 258ff.) also dringen die Rezepte, die abstrakten wie konkreten und schliesslich auch ausgeführten der Normalplaner vor; und bisweilen dringen sie tiefer, als ursprünglich für nötig gehalten, weil eben Bedingungen auf einmal nicht mehr von selbst stabil bleiben. Aber in und mit dem Ein- und Vordringen in diese Zone – Normalplaner (und nicht nur sie) können sich zu ihr nur soweit verhalten, wie sie von ihr WISSEN; wir können also ebensogut vom Wissen sprechen, wie von dem, wovon dies Wissen Wissen ist – dringen auch die Weisen von „oben“ oder inzwischen „zentral“ her ein und vor, in denen Normalplaner ihre Praxis bei Bedarf VARIIEREN. Am leichtesten fiel ihnen das bei der Neu-Festsetzung des Verhältnisses Handlungs- vs. Belastungsspielraum für eine Branche – pessimistischer, optimistischer mit Risiken hantieren; schon schwieriger ist: die (Um- und) Neu-Verteilung von Spielräumen innerhalb der Gesamtheit der Branchen; das erste schätzt das Dürfen, das zweite das Brauchen; jetzt aber geht es um die Varianten des daFÜR-Können-Müssens; und das sind qualitative. Wir hatten uns gefragt, wie man auch diesen Parameter zu einem möglichst quantitativen macht; und waren (ab 7/34ff.) auf „Ähnlichkeit“ als Mass gekommen. Aber mit Quantifizierung des Qualitativen ist das Vorgehen der Normalplaner an dieser Stelle noch nicht erfasst; hinzukommt, dass sie glauben, im Material der Ähnlichkeiten etwas Abgeschlossenes, Hinlängliches zu besitzen; etwas, das es ihnen erlaubt, die Überschreitung der „Dringlichkeitsvorgaben“ spätestens durch Versuche, die aus diesem Material geschöpft sind, als einen Beweis der Überzogenheit, als eine Falsifikation des bisherigen Rahmens zu nehmen; sodass sie die Versuche (in der Kontrollzone, dem Tun des Notwendigen) glauben zurecht abbrechen zu dürfen, weil der Fehler eben anderswo zu suchen ist.
Halten wir also diese beiden Gesichtspunkte fest: Der Normalplaner, in seinem Verhältnis zum Restunbekannten, spätestens aus gegebenem Anlass (Rahmen-Überschreitung), weiss (nicht nur, wann und dass, sondern auch) immer ETWAS, DAS er versuchen könnte (er kann nicht ratlos werden, weiss IMMER weiter); und er weiss, WANN er seine Versuche abzubrechen hat – es waren nicht etwa die falschen – , weshalb sich in ihrem Misslingen im vorgegebenen Rahmen die Fehlerhaftigkeit seines bisherigen Vorgehens (Rahmens) überzeugend zeigt; und es ist auch nicht Grund für den Abbruch (oder die Erkentnis, dass es „so nicht geht“), dass an dieser Stelle ALLE möglichen Versuche gemacht (die Reihen möglicher Versuche abgearbeitet) wurden – dazu sind es viel zu viele; aber dies Versuchen findet eben auch nicht im Rahmen eines Forschens, sondern eines Optimierens statt; und daraus erklären sich die Besonderheiten.
271.
Der Normalplaner treibt seine problem- und aufgaben-lösenden (auch versuchsweisen) Rezepte wie Pfeiler in das daFÜR nutzbare Material aus (innerhalb ihrer Schwankungsbreiten) stabilen Regularitäten der Umgebung vor – Rezepte mehr oder weniger grossen Konkretisierungsgrades, deren äusserste, der Umgebung direkt zugewandte Version freilich dann doch irgendeine (wiederholbar) ausführbare Umsetzungs-Vorschrift enthalten muss; darüber liegen dann eine oder mehrere UM-ZU-Ebenen, die u.U. ebenfalls Rezept-Charakter haben, und über die sich die betreffende Einzel-Handlung(sweise) in das Gesamt des Reproduktions- und Fortschrittsentwurfs der jeweiligen „Konkretisierungsschale“ einfügt.
Jeder UM-ZU-Schritt ist zugleich eine potentielle Verzweigungs- oder Gelenkstelle, wo alternative Pfeiler-Fortsetzungen denkbar sind; ihrem Gehalt nach ist diese „Stelle“ definiert als EFFEKT – eine „Art“ Effekt oder auch zu lösendes Problem oder Aufgabe; aber wir hätten es nicht mit Normalplanung zu tun, wenn nicht zusätzlich zu der zu LÖSENDEN Aufgabe auch eine Erwartung EINzulösen wäre, wie viel oder wenig Aufwand daFÜR benötigt werden darf, und wieviel von dem Gesamt-Budget an Belastungsspielraum für Risiken auf diese Stelle im Rahmen des jeweiligen „Schalen“-Entwurfs vorgesehen ist. – Genau darin ist auch gewissermassen die Basis des jeweiligen „Pfeilers“ zu sehen: Etwas einer Art muss mit vorgegebenen Belastungs- und Handlungsspielräumen gelingen, wenn aber nicht, wird irgendwo auf dieser Ebene oder darüber umdisponiert; also der Plan auf andere Ausführungs-Pfeiler abgestützt, mit denen man das Entgegenkommend-Reguläre der Umgebung, soweit vorhanden, besser nutzt.
Die Überlegungen im Zusammenhang des ersten Paradoxes wiederholen sich, aber in verschärfter Form: Weder, warum man „diesen“ Ausführungs-Versuch eher als andre macht, wird man als Normalplaner je aus einer vollständigen „Analyse“, also „Erklärung“, des Aufgaben- und Problemfeldes (als „Komplex“ gesehen), der verfügbaren technischen Möglichkeiten (ebenso als Komplex usw.), oder seiner Umgebung (ebenfalls als Komplex usw.), ableiten; noch, warum man ihn aufgibt („warum das nicht (und auch nichts Vergleichbares) funktionieren KONNTE“). Vor allem aber wird man nicht anfangen, aus bekannten relativ-elementareren Umgebungsbestandteilen denkbare technische Versuchs-Strategien zu konstruieren; oder sich gar zu fragen, mit Bestandteilen welcher Art man sinnvollerweise hier überhaupt rechnen, und nach welchen also allenfalls ZU SUCHEN wäre.
272.
WIR würden, einmal mehr, unterstellen, dass sich seine „Pfeiler“ in ein Material hinein vorarbeiten, das durch seine Zusammengesetztheit eine unendliche Vielfalt an Abwandlungsmöglichkeiten bereithält; kaum eine davon wird der Normalplaner erproben, und auch kennen wird er sie nicht: denn die Tatsache der Zusammengesetztheit von Regularitäten, gleich welcher Art, interessiert ihn an sich nicht. Wie oft wurde in früheren Passagen dieser Überlegungen nicht schon darauf hingewiesen, dass Normalplaner nicht von dieser Peripherie her denken und ihre Praxis entwerfen; aber jetzt wird doch noch einmal ein Stück weit verständlicher, warum sie es nicht tun: Sie denken von dem Effekt, und der zugehörigen Rezeptstruktur her; „so oder so ähnlich muss es doch gehen!“ – und wenn nicht (aber wann ist „nicht“? das sagt die vorgegebene Relevanzstruktur mit ihren Dringlichkeitsvorgaben), liegt es für sie soviel näher, sich erst einmal auf der nächsthöheren Abstraktionsstufe nach möglichen Abwandlungen umzusehen; warum sollten sie denn auf gerade diesem Effekt beharren? Oder, umgekehrt: Warum sollten sie (etwa angesichts der langen Bewährtheit) nicht noch viel länger weiterprobieren, ob es nicht DOCH geht? Aber gleich, ob sie abbrechen und weiter oben variieren, oder weiterprobieren: Es ist eben ein Variieren von – auf den bisherigen Effekt bezogenen – Rezepten. Wobei diese Effekte nicht rein technischer Art sind, sondern unmittelbar (vgl. „Verklammerung des Subjektiven und Objektiven“, „(daFÜR= FÜR Gedurftes und Gebrauchtes) zu Könnendes können“ usw.) „bedarfsbezogen“ formuliert: Als Normalplaner greift man somit nie DURCH einen selbst-hervorgebrachten technischen Effekt (der sich hinsichtlich seiner Wirkung von einer von selbst entstandenen Ursache nicht unterscheidet) in ein Von-selbst-Geschehendes ein, dessen Verlauf immer unabhängig von dieser Einwirkung vorhersagbar sein sollte, sondern es wird beispielsweise ein offenkundig unerwünschtes X unterdrückt – die zugehörige Handlung ist eine „zum Unterdrücken von X“. In anderen Fällen „misslingt eine Handlung H in Situation S, um Z zu machen“; natürlich können auch Normalplaner fragen, was eigentlich in der besonderen Situation s* „anders war als sonst“, und sich nach Gründen des Misslingens umsehen. Von dem besonderen Zweck Z darf man dabei aber nicht allzuweit abgelenkt werden; denn auch das Misslingen von Z ab jetzt könnte eine (neue) Regularität sein, bei der man zwar auch nach ihrer Bedingtheit fragen kann – vor allem aber, ob sie diejenige ist, auf die man sich ab jetzt wird einstellen (und auf Ebenen weiter oberhalb von Z durch entspechende Umstellungen reagieren) müssen; Z wird dann irgendwann uninteressant, und ebenso die Erklärung des Misslingens. Ein erfolgreiches Unterdrücken von X – X taucht ab dann nicht mehr auf – wird deshalb (wie schon früher bemerkt) kaum korrigiert; sondern in einer Normalplaner-Praxis werden häufig routinemässig zahllose Abwehrmassnahmen gegen alle möglichen Übel „vorsichtshalber“ praktiziert, deren andauernde Notwendigkeit man „lieber nicht“ durch eine Unterlassung prüft – oder allenfalls in Notsituationen, wo man es sich nicht mehr leisten kann – wodurch dann oft genug sich herausstellt, „dass es auch ohne geht“. Auch hier besteht kaum Bedarf nach einer Erklärung des abzuwehrenden Unerwünschten, oder nach wiederholter Prüfung, ob die erklärende Ursache fortbesteht – Normalplaner haben normalerweise solche Ursachen nicht genügend erforscht, geschweige denn, dass sie „Testverfahren“ zu ihrem Fortbestehen entwickeln: Das Unterlassen der Abwehrmassnahme wäre fast immer der einzige Test, um zu sehen, ob sie noch nötig ist; und das ist meist zu riskant.
273.
Es ist entscheidend, dass das, was von Normalplanern hier versuchsweise abgewandelt wird, Rezepte sind – die Dimensionen der Abwandelbarkeit, der kategoriale Apparat, das, worin sie sich allenfalls Variationen denken können, sind Rezepte: Das heisst, EFFEKTE, die im wesentlichen davon abhängen, dass die richtigen HANDLUNGEN ausgeführt werden angesichts (unter Benutzung) von passenden RANDBEDINGUNGEN: Mitteln, Zeitpunkten, Orten, (einzuübenden) Fähigkeiten, Kenntnissen (des daZU aktuell Nötigen). Wir variieren Ausführungsdetails – wir probieren hin und her (auch hier), in Abhängigkeit von welchen Rezept-Variationen der Effekt in Richtung der jeweils gewünschten Aufgabenlösung bewegt werden kann. Schon kommt auch wieder Quantitatives ins Spiel: Auch suboptimale Aufgabenlösungen reichen vielleicht fürs erste, die Optimierung kann nachgeholt werden.
Natürlich bestreitet der Normalplaner nicht, beim Bewirken der Effekte auf objektives Material (von ihm vor-bearbeitet) angewiesen zu sein; nur dass er dies Material niemals systematisch auf seine Eigenwirkungen (in Abhängigkeit von Zusammensetzungen) untersuchen wird; die Eigen-Beiträge eines Materials interessieren nur im (FÜR eine Aufgabenlösung benötigten) Zusammenwirken mit Handlungen. Der Normalplaner wird auch nie behaupten: Die Welt IST mein Mittel; nur: dass es Sinn macht, sie auf ihre Mitwirkfähigkeit zur Lösung bestimmter Aufgaben (spätestens, wenn diese sich überraschend präsentieren) abzusuchen – mit bekannten Wirk-Paradigmen als Ausgangspunkt. Denn, das ist ja eine weitere wesentliche Eigentümlichkeit dieses Probier-Suchens: Die schon vorhandenen und bekannten „Pfeiler“ spannen ein Netz aus Vergleichsmöglichkeiten, liefern – spätestens zusammen mit den Methoden des Reserve-Wissens-wie und dem passiv erworbenen und eingeprägten Dunstkreis-Wissen-dass – Ansätze für ein probierendes Variieren von Ausführungen zur Steuerung von Effekten in eine gewünschte Richtung. Hier greift dann eine wesentliche kategoriale Vorab-Festlegung im Rahmen der Rezeptlogik ein: Die Erwartung, dass Effekte einer Art durch angemessenes Variieren der Ausführung in andere überführt werden; das kann dann auch Abwandlung von Ausführungsteilen einschliessen – worin somit die Tatsache berücksichtigt würde, dass der Effekt Resultat einer Komplex-Ursache, oder Teil einer Komplex-Regularität sein könnte. Und letztlich war unser Vorwurf an den Normalplaner, mit dem wir im 7.Kap. dachten, ihm die Absurdität seines Denkens in diesem Punkt schlagend einleuchtend machen zu können: Dass er sich über die objektive Untergliederung der Effekt-bewirkenden Regularitäten (und damit auch der objektiven Grundlagen von Abwandelbarkeit) noch garkeine Kenntnisse verschafft hat, wenn er mit dem Abwandeln beginnt, und sich dafür nicht interessiert. – Er interessiert sich in der Tat nicht dafür; weil er die Gesamtheit der Regularitäten, stabil-komplex oder elementar, die die von ihm gewünschten Effekte herbeiführen, nicht als objektive Kausal-Gefüge sieht, in denen sein Handeln nur eine beliebige, aber benötigte Teil-Ursache neben anderen ist – oder in denen, anders gesagt, sein Handeln eine mögliche mit-wirkende Ursache bloss simuliert, eine mehr oder weniger grosse Lücke füllt, die AUCH (wie auch immer es zustandegekommen sein mag) von etwas „von selbst so Wirkendem“ gefüllt werden KÖNNTE; weshalb systematisches Suchen nach und experimentelles Abwandeln von Effekt-Ursachen UNABHÄNGIG vom eigenen Handeln (oder mit eigenem Handeln bloss als ansonsten abzuwartendes, Natürliches, Zufälliges Simulierendem) ihm sinn-, weil ziellos erscheint; wohingegen der Normalplaner doch immer Probleme löst, und wenn das nicht geht, erst einmal die Problemstellung ändert.
274.
Warum also, jetzt wieder gefragt, verfehlt die dritte Paradoxie das Denken von Normalplanern, und kann von ihnen nicht als Einwand aufgefasst werden? WIR machen den Unterschied von stabil-komplexer (erklärt-erklärungsbedürftiger) und elementarer (zumindest „elementarerer“, erklärender) Regularität ganz selbstverständlich an „Welt“-Dingen, – Vorgängen, -Sachverhalten, -Dispositionen usw. – WIR hatten den Einwand so formuliert, als hätte der Normalplaner eine „implizite Optimalhypothese“ über „die Welt“ gemacht, und als dürften wir nun daherkommen und ihm zeigen, wie absurd so eine Welt wäre, die er da unterstellt. Das einzig Absurde, das es hier gibt, ist aber unsere Unterstellung: In seinen Erwartungen bezieht sich der Normalplaner nicht auf „die Welt“ – nicht auf eine objektive Welt, IN der sein Handeln (begrifflich fein säuberlich davon getrennt) objektive Regularitäten (dieser oder jener Art), die als solche erst einmal festzustellen wären, benutzt. Das, WAS regulär ist, sei es erklärungsbedürftig-stabil, sei es -unerklärlich-hinzunehmend-erklärend-elementar, ist etwas um Grössenordnungen Inhaltsreicheres als schlichte Objektivität: Es ist ein funktionierendes Normalpraxis-Fragment, beladen mit allen möglichen Bestimmungen, wie zum Beispiel: bewältigbar mit demunddem Budget, lokalisiert und eingepasst in einen Zeitrahmen, wiederholbar, soundso risikobehaftet, soundso nützlich-lohnend (im Rahmen der Gesamtplanung), soundso gut bewährt (und daher nicht einfach aufzugeben, sondern erst einmal soundso lang weiter zu probieren, unter Abwandlungen usw.). DIESE subjekt-objekt-verklammernde (2/7!; 246, 212; 138) „Stelle“ (151ff.) ist es, die abgewandelt wird, und zwar so, wie ein so gedachtes Gebilde allenfalls abgewandelt werden KANN:
a) Wenn etwas (buchstäblich) an seine „Stelle“ gesetzt wird, dann nur, wenn es auch in all den genannten Hinsichten bestimmt ist; solche Bestimmungen sind es, nach denen der Normalplaner in seiner (spätestens jetzt durch Experimente ermittelten; oder durch Rückbesinnung auf Reserve- und Dunstkreis-Wissen) Erfahrung Ausschau hält. Aber
b) was immer hier einzusetzen ist, muss nicht nur kategorial kompatibel sein, also kalkulierbares (Teil)Rezept, bezogen auf den hier erwünschten Effekt; muss nicht nur irgendwie bekannt sein, darf nicht erst gesucht werden müssen – selbst wenn hier erstmal garnichts bekannt ist; sondern die Aushilfe, die hier zur Anlass-Problem-Lösung gefunden werden muss, darf nicht allzuweit weg liegen; sonst wird unser Versuchen uferlos – beinah so uferlos, wie ECHTES Forschen und Hypothesentesten es wäre! Und dahin darf ein probierender Normalplaner es nicht kommen lassen.
275.
Der Normalplaner will also, beispielsweise, seine Krankheit nicht erklärt bekommen (von Erklärung wird er ja nicht gesund); sondern er will, dass sie wieder weggeht; oder, sich langfristig darauf einstellen, wenn er es zuvor nicht war, dass man krankwerden kann, ohne dagegen etwas tun zu können. Das Problem „Krankheit“, wenn es nun beispielsweise ein irreguläres ist, wird „morphologisch“ klassifiziert – als Singularität etwa nach dem Muster „diesem unerwünscht-auffällig-Singulären muss etwas unauffällig-anderes vorausgegangen sein“ – aber diese Art „Erklärung“ dient meist eher der zukünftigen (abergläubischen) Prophylaxe; mache ich die Krankheits-Bekämpfungs-Strategie daran fest, werde ich natürlich mein Unterdrückungs- und Beseitigungs-Handeln auf dieses vermeintliche Agens richten; im Zweifel aber ist die unerklärte Krankheit, einmal aufgetreten, selbst das „Agens“, das zu verschwinden hat – ein unguter Zustand, in den ich durch ungünstige Zufälle geraten bin – ein Unglücksfall. Ich klassifiziere das „Problem“ unter allen möglichen Gesichtspunkten – ich subsumiere es unter Rezeptschemata des „Unterdrückens“ – mit welchem andern Bekämpf- und Unterdrückbaren ist diese Krankheit verwandt? Die ÄHNLICHKEITS-Beziehungen, nach denen Normalplaner in solchen Anlass-Situationen klassifizieren, sind nur unter anderm solche der Sachverhalte oder Objekte, AN denen sich das Problem entzündet, zB. meine Haut ist mit Pusteln übersät. So gut, wie ich objektive (ungewöhnliche, mögliche) „Vorfeld-Ursachen“ suchen kann, kann ich die Pustel-Morphologie zum strategischen Ansatzpunkt der Abwehr machen; aber ich könnte das Auftreten dieses „Störfalles“ ebensogut in Verbindung bringen damit, dass ich „in meinem Handeln etwas verkehrt mache“ – die Pusteln gewissermassen als zufällig SO ausfallende Konsequenz eines „Verfahrensfehlers“; oder einer zyklischen Regularität; oder eines langfristigen Akkumulationsprozesses – etwas kommt endlich zum Ausbruch, es gibt keine spezifische Ursache (oder eine Gefahr-drohende Anzeige) im Vorfeld. – Neben diesem kategorialen Ansatz kann auch in diesem so gewählten Rahmen die Frage, was an dem Unerwünschten praktisch und theoretisch spezifisch-relevant und was unspezifisch-zufällige und praktisch unerhebliche Ausprägung, Realisierungs- und Verlaufsform (unter speziellen, zufälligen Bedingungen) ist, völlig unterschiedlich beantwortet werden. Nach der Wahl des strategischen Problem-Ansatzes (der praktischen Kategorie) und der („quasi-verantwortlichen“, quasi-erklärenden) Relevanz-Ebene, auf der ich das Problem suche, kann ich dann, drittens, den problematischen Sachverhalt selbst wiederum meist in unterschiedlichsten Hinsichten praktisch klassifizieren (es war etwas im Vorfeld: aber dies? oder jenes?; es ist etwas in meinem Tun; es ist dieunddie langfristige Tendenz – oder jene? usw.), und dann damit, viertens, unterschiedlichste Rezept-Antworten verknüpfen; die ich ihrerseits, fünftens, wieder als unterschiedlich abzuwandeln denken kann, um der besonderen Variante gerecht zu werden (hier zerlege ich dann quasi den „erkannten“ und klassifizierten Rezept-Fall in ein übergreifend-gemeinsames (das eine allgemeine Vergleichbarkeit mit anderen praktischen Situationen einer Art erlaubt, Anwendung eines allgemeinen Rezept-Schemas gestattet) – und eine „akzidentelle“ Bestimmung, die mir die Richtung der Abwandlung vorschreibt (die Frage lautet: Was war hier anders, als im allgemeinen – was ist das Besondere in diesem Fall der allgemeinen Rezept-Anwendung?)
276.
In welcher Hinsicht verfehlt dann die dritte Paradoxie das Denken des Normalplaners?
Mit dem bereits erörterten Fall der ersten Paradoxie teilt der jetzige die FORM des „Anlasses“; durch diesen Anlass wird ein zuvor feststehendes Normalpraxis-Fragment geteilt in einen stehenbleibenden „höheren/zentraleren“ Anteil, und einen zur Variation freigegebenen „unteren/peripheren“; das Fragment hat, nach dem oben Gesagten, bildlich gesprochen die Form eines ins umgebende Material der möglicherweise nutzbaren Kausalverhältnisse hineinragenden Praxis-Pfeilers – letztlich eines Rezeptes oder einer Abfolge (bislang gültiger) Rezepte. Qualitativ wirft der Anlass ein PROBLEM (wieder – im Reparatur-, also Unglücksfall, oder erstmals, im Glücksfall der im Rahmen bisheriger Routine nicht ohne weiteres zu nutzenden Chance) auf; die versuchsweisen, innovativen Variationen auf der oder den Rezept-Ebenen unterhalb der relevanten (und dafür erklärten) UM-ZU-Ebene des „Problems“ stellen Abwandlungen des ursprünglichen Vorgehens, oder teilweise Substitution von Einzelschritten (bezogen auf Teil-Problemlösungen) dar. Die normalplanerische Denkweise wird nun durch die Formulierung der dritten Paradoxie insofern verfehlt, als Normalplaner an einer (Kausal-) ERKLÄRUNG sowohl möglicher Alternativ-Rezepte, als auch des zu beeinflussenden Problem-Sachverhalts, weder durch veränderlich-komplex stabile noch durch unveränderlich-elementare Regularitäten interessiert sind. Zwar KÖNNTE man darin durchaus ein IMPLIZITES Gleichsetzen, oder besser Gleichstellen, Gleichbehandeln der in den Rezepten benutzten oder vorausgesetzten stabilen objektiven Regularitäten mit elementaren sehen; aber dadurch würde Normalplanern eine Behauptung oder Stellungnahme in einer Kontroverse zugeschrieben, deren Alternativen sie nicht erkennen können, weil sie die darin involvierten Unterschiede nie gemacht haben. Die Abwandlungsmöglichkeiten, die sie überhaupt erwägen, beruhen garnicht auf ontologischen Thesen über „sich durch die Wirkungs-Beziehungen eines Kausalgefüges hindurch erhaltende Struktur- und Ähnlichkeitsbeziehungen“; es sind nur einfach die Abwandlungsmöglichkeiten für REZEPTE und ihre Anwendbarkeit überhaupt (Klassifikation eines Problemfalles durch Subsumtion unter ein allgemeines Rezeptschema, das gegebenenfalls angemessen zu variieren ist, um der Besonderheit des Falles gerecht zu werden usw.). Der Gegenbegriff zu dem, wofür hier „Rezept“ steht, mit all seinen Implikationen: ökonomische und Risiko-Bewertung (die es schon mit sich bringt: Kosten für Handlungs- und Belastungsspielraum), Einordenbarkeit in einen übergeordneten Plan und/oder ein Ziel darin (dessen qualitative Realisierung aus gegebenem „Anlass“ zum „Problem“ wird), Bewährtheit in diesen Eigenschaften usw.), wäre der des nicht problem-, sondern rein EFFEKTbezogenen Verfahrens, oder der Technik: Reserve-Wissen-wie und seine Vorstufen (das diesen Effekt – zumindest als Beitrag zu einem Gesamt-Effekt – zuverlässig und unverändert in alle Komplexe mit anderen Techniken mitnimmt (das können auch vervielfachende Aggregate ein und desselben Technik-Elements sein); daher die Berechenbarkeit und „Elementarität“ dieses Elements!).
Es gab in 7/18 bereits Anlass, diese beiden Begriffe zu unterscheiden; die Unterschiede kann man dort noch einmal nachlesen, die Darstellung behält trotz der zwischenzeitlichen Klärungen weitgehend ihre Gültigkeit. – Es ist die dort angesprochene Verwurzelung der zu variierenden Rezept-“Pfeiler“ in einer „oberen/zentraleren“ Struktur (incl. eines Randbedingungs-“Defilees“, mit dem Rezept-Handlungen synchronisiert werden müssen), die sie von „technischen Regeln“ unterscheidet – also die Bestimmtheit der Rezepte von oben/zentral her ((vgl.: „das Rezeptschema formuliert eine Teilregel der reproduktiven und produktiven Gesamtpraxis“, 7/18.)). Umgekehrt: Die empirisch, selten durch Zufalls-Beobachtung, meist aber durch (in der Normalpraxis nicht vorgesehenes) Forschen und Hypothesentesten ermittelten SYSTEMATISCHEN technischen Regeln eines WIRKLICHEN „Werkzeugkastens“ an Mitteln (anders als der zufällig zusammengewürfelte der Normalplaner, in dem sie wühlen, um etwas „passendes“ oder durch Variieren passend zu machendes finden) würden von „unten/aussen“ zwar auch zu Problemlösungen herangezogen werden können – aber diese Problemlösungen in sehr vielen Fällen („bösartige Wucherung ins Nichts“, vgl. 261!) ihrerseits relativieren, weil aus dem technischen Material VÖLLIG neue Entwürfe einer (Versuchs-)Praxis konstruiert werden könnten – statt von oben/innen nach unten/aussen wäre die (Begründungs-) Richtung (für Versuche bzw. versuchsweise Praxis; alle Praxis ist versuchsweise, vgl. 146, b)) umgekehrt.
Der Absurditätsbeweis hinsichtlich der dritten Hypothese ebenso wie sämtliche Bemerkungen seither von der Art „der Normalplaner verwechselt stabile und elementare Regularität“, verwechseln ihrerseits die Variation eines Rezepts durch Ähnlichkeits-Abwandlungen oder Teil-Ersetzungen mit der Variation einer technischen Komplexregel durch exakt plazierte und kalkulierte Parameter-Änderungen oder Ersetzungen von Komplexteilen durch andere: Änderungen, bei denen durch Kenntnis der beteiligten Elemente, wie in technischen Regeln üblich, die Auswirkung der Variation des Teils auf den Gesamteffekts E („wenn du E’ willst, mache stattdessen…“) genau oder zumindest einigermassen genau berechnet und vorhergesagt werden kann. Variieren oder Ersetzen von Rezept-Teilen hingegen löst entweder das Problem, das dazu Anlass bot, was hinausläuft auf ein verändertes Rezept an dieser Stelle (bei erhaltener Rahmenstruktur drumherum), oder aber das Problem wird als unlösbar aufgegeben, und damit die Stelle selbst: Entweder es geht SO, nämlich durch Rezept-Variation, oder garnicht: Forschen und Hypothesentesten, vor allem das durch sie zustandekommende anwachsende Wissen, würden die Planungsweise des Normalplaners völlig sprengen (vgl. hier auch nochmals die Formel in 8/22 Anfang: nie werden Zwecke und Pläne einmal frei aus bekannten Kausalzusammenhängen neu konstruiert). – Letztlich sind alle früheren Aussagen der Form „der Normalplaner verwechselt stabile und elementare Regularität“ obsolet geworden mit der Entdeckung, dass er eben kein „objektives“ und von seiner „Relevanzstruktur“ getrenntes, quasi „wissenschaftliches“ oder auch bloss zweckfrei-wissendes Verhältnis zur umgebenden Welt hat; weshalb eben auch all sein Wissen-wie (incl. Reserven, Wissen-dass) blosse „Ausfaltung“ und epistemischer Anteil der Praxis ist, künstlich von ihr abgetrennt, oder auch blosser Wissensballast, passiv mitgeschleppt, so wie die Zuwächse zu diesem Wissen passiv, beiläufig, unabsichtlich gemachte Beobachtungen und Erfahrungen sind – es sei denn, sie seien affektiv wirksame „Anlässe“ zur Umstellung der Relevanzstruktur. Und deswegen hat er nun mal bloss Rezepte, und keine technischen Regeln, oder gar systematisch anwachsendes Wissen von regulären Kausal-Zusammenhängen – ganz gleich, ob stabil oder elementar.
277.
Der Unterschied zwischen technischen Regeln (oder durch sie angeleiteten Handlungen und Effekten) und Rezepten, und wie er sich auswirkt, muss noch besser verstanden werden.
Die Berechenbarkeit der Kombinationen oder gar (geometrisch bestimmten) Aggregate von technischen ELEMENTEN ergibt sich doch daraus, dass diese Elemente ihre Eigenschaften unverändert in all ihre Komplexe hinein mitnehmen; umgekehrt, dass bei solchen Komplexen (im Idealfall, bzw. tendenziell) exakt angegeben werden kann, welcher Variation ihrer Elemente oder deren Anordnung im Komplex-Aggregat welche Eigenschaftsänderung des Komplexes entspricht; und all dies beruht auf hinreichend lang BESTÄTIGTEN Erfahrungen damit.
Was wir als Rezept bezeichnet haben, wurde bereits eben in 276 richtiger als „Segment“ der „Ausführungsschale“, als Endstück eines „Pfeilers“ der Normalpraxis aufgefasst. Die ganze Informationsfülle rund um ein hinsichtlich seiner Zusammensetzung transparentes technisches Aggregat, aus der sich von selbst seine Abwandlungsmöglichkeiten ergeben, ist beim Rezept nicht vorhanden; schon darum, weil sämtliche Fragestellungen, zu welch veränderten MÖGLICHEN (Ziel)Effekten MÖGLICHE Varianten führen, hier grundsätzlich nicht interessieren, sondern nur EIN Effekt, nämlich der gewünsche und vorgegebene, existiert, und die Frage, wie, dh. mangels besserem: durch welche PROBIERENDE Abwandlung von bekannten Effekten in seiner Nähe man diesen Effekt erstmals oder wieder (unter veränderten Umständen) produziert. Der Effekt ist obendrein unmittelbar interessebezogen: Es ist (vorläufig) klar, dass man ihn WILL, im Rahmen von etwas, das soundso LOHNT, und soundso SICHER funktioniert, und dass man (soundso „gewiss“) erwartet, ihn erzeugen zu können; sollten diese Vorgaben durch die Erfahrung beim Probieren falsifiziert werden, werden nicht neue Vorgaben hinsichtlich desselben Effekts bestimmt oder gesucht, sondern die Wünschbarkeit des Effekts infragegestellt. Ein Inventar technischer Regeln hingegen bildet tatsächlich etwas wie einen Werkzeug- oder Baukasten zum Bau verschiedenster technischer Aggregate – auch im Sinne der Teil-Lösung oder Technik, die man überallhin mitnehmen kann: Etwa verschiedene Techniken der mehr oder weniger festen oder dauerhaften Verbindung von beweglichen Teilen verschiedenen Materials (Holzverbindung, Metallverbindung, Verschiedenes zusammenbinden, verkleben usw.). Hier ist völlig offen, wofür man dies alles brauchen könnte, und was davon man wann je einmal wollen wird; wichtig ist, sich über die Auswirkung der Verwendung einzelner Varianten einer solchen Werkzeugkasten-Abteilung (wie zB. verschiedene Sorten der Verbindung hölzerner Werkstücke) auf mögliche Aggregate („hält nicht mehr in Wasser“) im klaren zu sein; je grösser die Auswahl unter vielen Elementen, desto gezielter kann für bestimmte Anforderungen (also auch bestimmte Zusammensetzungen, bestimmte Anordnungen) ausgewählt werden.
Die Überlegungen zur dritten Paradoxie im 7.Kap. bezogen sich mehr oder weniger auf den Sachverhalt, dass das probierende Rezept-Abwandeln von Normalplanern aus gegebenem Anlass und mit dem Ziel, ein Rezept für ein erwünschtes Ziel zu kreieren (und aus „Nachbarrezepten“ durch optimierendes Abwandeln zu entwickeln), niemals auf solche Analysen nach Elementen und Art der Zusammensetzung oder daraus konstruierbarer, berechenbarer, ableitbarer Wirkungen aufbauen – Analysen weder des Problems, noch des Ursprungs-, noch irgendeines Nachbar- oder möglichen Zielrezepts; und das selbst da, wo die Rezept-Varianten auf Ersetzungen von Rezeptteilen beruhen. – Der Gegensatz zwischen diesen Denkweisen ist grundlegend; das heisst, der Gedanke, dass man über „Elemente“ und daraus resultierende (abzuleitende, vorherzusagende, berechenbare) „Arten ihrer Zusammensetzbarkeit“ Wissen erwerben und danach suchen soll, zerstört aus Sicht von Normalplanern die Grundlagen sinnvollen Planens und Dazulernens – zumindest, wenn dies alternativlos die einzige Art des Wissenserwerbs sein soll. Nicht die von ihnen, den Normalplanern, unterstellte Welt wäre aus ihrer Sicht die absurde; sondern diejenige, die wir ihr in unserem Absurditätsbeweis gegenübergestellt haben.
278.
Die „Probier“-Version des Wissenserwerbs, mit der wir es hier ständig zu tun haben, erscheint überall dort angemessen, wo quantitative Variationen, nämlich des Handlungs- bzw. Belastungsspielraums, bezogen werden auf Schwankungsbreiten; das gilt für die Rahmenebene, in der etwas wie Gesamt-Riskantheit usw. geschätzt wird, und noch immer halbwegs für die Bereichsebene, also den qualitativ auf Branchen aufgeteilten Spielraum, wo die Einzel-Anteile ja auch von Schwankungsbreiten der Randbedingungen ihres Aktionsfeldes abhängen. Aber schon hier ist ja die qualitative Frage, welche Branchen es geben, und was für Reproduktion und Fortschritt überhaupt unternommen (und daFÜR, an Randbedingungen, weil relevant, beachtet) werden soll; und die Antwort darauf ist: eine Relevanzstruktur, ein Erweitertes-Selbst-Entwurf – eine Versuchskonstruktion. Erst recht gilt das dann natürlich für die technische Ebene, und das Wissen-wie und seine Reserven: Selbst da und dann, wo und wenn man hier technisch herumprobiert und nach „besten“ Lösungen für vorgebene Probleme sucht, muss man sich doch beziehen können auf einen „Werkzeugkasten“, derart dass man die überhaupt zu erprobendenen Kombinationen aus den bekannten Eigenschaften ihrer Teile („Elemente“) ableiten (vorhersagen, erklären) können muss; sonst ist die Konstruktion oder Auswahl (aus dem dank (aktivem) Suchen und/oder passivem Beobachtethaben Bekannten) der zu erprobenden „Versuche“ (Versuchskombinationen) reichlich ziellos.
Der Normalplaner, mit Bezug auf diese qualitativen Anteile von Neu-Entwürfen seiner Praxis, setzt also auch da noch auf Probieren oder optimierendes Variieren von Effekten, wo er eigentlich nur noch planmässig versuchen, und zusätzlich suchen und forschen dürfte (ihm reicht, was er erfahren, dh. passiv früher beobachtet hat). Das Probieren ist der adäquate Wissenserwerb hinsichtlich der Kernselbst-Bedürfnisse (ihrer Schwankungsbreiten und deren Abhängigkeit vonEINANDER); es sind die Regeln und Logik des Umgangs mit Kernselbst-Themen, die hier aufs erweiterte Selbst, speziell sein Wissen-wie und die Art seiner Abwandlung übertragen werden – also auf komplexe Bedingungsgefüge aus heterogenen Elementen.
Nach der Probierlogik ist die Lösung entweder mit den vorliegenden und bekannten Wissenselementen (und das im Rahmen dieser Logik!) zu finden, oder garnicht; dazu liegt diese Lösung auch noch irgendwie im Umfeld der bisherigen Praxis, und entfernt sich nicht allzusehr von ihr (ist ihr ähnlich, mit ihr in wesentlichen Hinsichten vergleichbar); maW., es gibt nichts GANZ Anderes und Neues, das zugleich überlegen-zweckmässig oder gar das einzig-zweckmässige ist, und auf das man angesichts keines denkbaren „Anlasses“ aus der gegenwärtigen Probiersituation heraus hätte kommen können (mit der daraus resultierenden Probier-Such- und Versuchs-Konstruktions-Strategie) – obwohl es ganz leicht zu finden war (und mit einer leicht abgewandelten, ebenso möglichen Such-Strategie auch leicht gefunden worden wäre). (Es gibt noch einen dritten Grundsatz des Probier-Suchens und -Versuchens, neben den eben genannten (Lösung mit bekannten Mitteln, Lösung naheliegend): und das ist die Reihenfolge und Dauer der im einzelnen im Rahmen des Probierens allenfalls anzustellenden Versuche entsprechend ihrer „Bewährtheit, Einfachheit=(Un)Spezifik, Unaufwendigkeit“; darauf wird noch zurückzukommen sein).
Man darf annehmen, dass diese Anteile des „probierenden“ Umgangs mit Bedingungsgefügen den Beitrag des kernselbst-artig behandelten Erweiterten Selbst zur Wissenserwerbsstrategie des Normalplaners darstellen – also den Beitrag der Relevanzstruktur; denn sie ist es, auf die man sich verlässt, wenn man glaubt festlegen zu dürfen, wieviel und was zu wissen ist, um ein als erstes, oder als nächstes zu Versuchendes qualitativ zu bestimmen, zu konstruieren und auszuwählen. Und wir dürfen verallgemeinern: In der Hybrid-Normalität ist ALLES zugleich Kernselbst-artig, Erweitertes-Selbst-artig, Restunbekannt-artig; und deshalb ist alles Wissenserwerben Probieren, als hätte man es mit einem Kernselbst zu tun; aber zugleich auch ein Erfahrungen (Beobachtungen, Suchresultate)-Verallgemeinern und Regularitäten-(darin)-Bemerken, wie im Umgang mit Natur und Technik, und ein Versuchs-Konstruieren und -Auswählen auf Basis dessen, was man gesucht und beobachtet, also bisher erfahren (und sich gemerkt) hat – wie für Bestimmung des (aktuell angemessensten) Erweiterten Selbst nötig – also des Experiments, das es ist.
————————–
Die zweite Paradoxie.
279.
Wenn wir diese Formel „alles zugleich KS/ES/RU-artig“ erwägen, wird deutlich, dass sich die drei Paradoxien des Kap.7 ausschliesslich auf die KS-Artigkeit der (Hybrid)Normalpraxis bezogen – und nur darauf erstreckten sich auch die Widerlegungsversuche in Kap.7: nämlich auf diese Praxis als Gegenstand einer „regionalen Optimalhypothese“ (oder einer Abfolge solcher Optimalhypothesen) – darauf, und auf die durchgehende Verwendung, die in dieser Praxis (mit ihren festen Erwartungen) von der Kategorie „stabile (unerklärte) Regularität“ (je übergreifend über die Grenzen verschiedener Begründungsebenen) gemacht wird. Wie aber schon in 5/19 festgestellt, gibt es auch noch das „statische“ Moment des seit je existierenden Ursprungs-Erweiterten-Selbst – der Ausgangspraxis (als Matrix für all ihre Optimierungen), und die (aus passiven Beobachtungen stammenden) Wissens-Reserven und neu hinzukommenden Erfahrungen (in Gestalt von „Anlässen“) – und erst mit diesen beiden Momenten käme dann auch die eigentliche ES- und RU-haftigkeit der Hybrid-Normalpraxis ins Spiel; wie diese beiden Momente sich auswirken, werden wir wohl erst im nächsten Kap. erörtern können; auch die oft bereits angedeutete Übereinanderblendung der drei Begründungsrichtungen (von oben/innen, von der Mitte, von unten/aussen) wird wohl erst später genauer untersucht werden können.
Es bleibt dann zu sehen, ob die Paradoxie, die wir in Kap.7 für die 2.Hypothese formuliert haben, in vergleichbarer Weise am Denken der Normalplaner vorbeizielt, wie die 1. und 3.
Diese 2.Hypothese oder besser Erwartung bezieht sich auf das kernselbstartig gedeutete Erweiterte Selbst, also die Ausgangspraxis, im Rahmen der Hybrid-Normalität:
Dürfen, Brauchen, daFÜR-Benötigtes-Können, solang es „fühlbar“ „funktioniert“ (dh. mit vorhandenen Handlungsspielräumen bewältigbar, und ohne auf Dauer und regulär Belastungsspielräume nutzen zu müssen), ist Garant für die Angepasstheit DIESES Erweiterten Selbst (DIESER Ausgangspraxis) an seine (ihre) (bekannte) Umgebung – alle darin involvierten Regularitäten dürfen unerklärt, unverstanden bis auf weiteres fortgeschrieben werden (dabei kann nichts schlimmes versäumt werden – Anlässe (bislang unbekannte Risiken, Chancen) für Änderungen können abgewartet werden).
(Gewiss kann dies erweiterte Selbst RU-artig unter Bedingungen geraten, und – je nachdem – später unterschiedliche Handlungsspielräume für einzelne seiner Branchen usw. ausweisen (sodass je nach Ausgangsbedingung, eine je andere Variante eines erweiterten Selbst von der Art des ursprünglichen das unter dieser Bedingung der Planung zugrundezulegende ist); und ebenso kann durch einen Anlass an einer unten/aussen gelegenen Stelle in einer Branche (einem ihrer „Pfeiler“) ein Bedarf nach Abwandlung der Ausgangspraxis entstehen, den man durch Versuche – aus Dunstkreis-Material oder eben horizontalen Generalisierungen und Ähnlichkeits-Klassifikationen konstruiert – versucht zu befriedigen. Aber wie immer an diesen beiden Polen variiert wird – immer wird sich zwischen der oben/innen-bedingenden und der aussen/unten-zu-variierenden Ebene auch weiterhin ein erweitertes Selbst ausdehnen; und damit auch eine mehr oder weniger intakte Zone (spätestens nach den nötigen Anpassungsmassnahmen) stabiler Regularität – und entsprechender (Rezept)Erwartungen.
Das Problem des Kap.7 mit dieser persistierenden „mittleren“ Zone stabiler Regularität, nämlich die 2.Paradoxie, wurde in 7/28 etwas sehr abgekürzt besprochen; das Argument lässt sich etwas ausführlicher folgendermassen wiedergeben:
280.
Der Begriff der STABILEN Regularität der Welt, oder von Welt-Teilen, hat einen für Planung höchst ambivalenten Charakter, indem er sich einmal mit Zuverlässigkeit verbindet, zum andern aber mit Schwer- oder Unbeeinflussbarkeit: Was sich gegen alle Zufalls-Einflüsse erhält, und in diesem Sinn „stabil“ ist, wird wohl auch UNSEREN Einwirkversuchen einigen Widerstand entgegensetzen; umgekehrt, was sich leicht handhaben, leicht gestalten und beeinflussen lässt, und in diesem Sinne „labil“, ist dann auch allen Naturursachen in ähnlicher Weise zugänglich, also in Gefahr, sich selbst überlassen, ebensoleicht auch in ungünstigen Richtungen sich zu verändern, sodass wir dagegen mehr oder weniger aufwendig Vorkehrungen treffen müssen. Diese Überlegung gilt nun speziell für die von uns genutzten Bedingungen – Randbedingungen, oder Gesetzmässigkeiten (Dispositionen), an deren durchgehende Geltung die Ausführung unserer technischen Verfahrensrezepte als Bedingung geknüpft ist.
Eine zweite Ambivalenz der Kategorie Stabile Regularität, von derselben Art (die in Kap.7 noch garnicht erwähnt wurde), ergibt sich dann aber mit Bezug auf Schwankungsbreiten, innerhalb derer Bedingungen für die Entstehung oder Beeinflussung von Schad- oder Nutzeffekten (oder auch Unterbindung von Risiken, Nutzung von Chancen) variieren können: Je nachdem, ist eine enge oder weite Breite, eine geringe oder grosse Zahl von Möglichkeiten, wie der jeweilige Effekt entstehen oder beeinflusst werden könnte (qualitativ reich variiert, an vielen Orten, sich häufig wiederholend), zu wünschen.
Es ergibt sich dann eine Art tabellarische Zuordnung der paarweise ambivalenten Werte zu praktischen Situationen:
1. Bedingungsgefüge sollten labil sein, also möglichst wenig widerständig und wenig schwer oder nur kompliziert zu beeinflussen, sofern wir sie beeinflussen können, oder im Rahmen unseres Plans beeinflussen wollen – das gilt sowohl für Beeinflussungen zur Bekämpfung von Schäden und Schadensfolgen, als auch zur Ausnutzung oder Erzeugung produktiver und nützlicher Möglichkeiten; in allen anderen Fällen hingegen sollten „reguläre“ Bedingungsgefüge sich möglichst stabil von selbst gegen Ausseneinwirkungen aller Art erhalten;
2. Schwankungsbreiten (ein Wert, der damit zu tun hat, wie zuverlässig sich etwas im Rahmen wie häufiger Ereignisse einstellt- also letztlich, wie (un)wahrscheinlich, räumlich/zeitlich gehäuft oder verbreitet) sollten eng sein, soweit es um Schadereignisse geht – und zwar sowohl, wenn wir versuchen, Einfluss auf sie auszuüben (also zu unterbinden), als auch, wenn wir ihnen ausweichen oder auf ihre Folgen vorbereitet sei wollen; hingegen wünschen wir uns bei Nutz-Ereignissen/ Sachverhalten usw. eine möglichst breite Zahl von Vorkommnissen oder Varianten, wie sie zustande- oder vorkommen können – und auch hier wieder sowohl, wenn sie selbst nutzbar sind, und wir keinen Einfluss auf sie ausüben (können oder wollen), als auch, wenn für die Realisierung des Nutzens Eingriffe von unserer Seite erforderlich sind.
Mit anderen Worten: Die Schaden-Nutzen-Unterscheidung begründet den je unterschiedlichen Wunsch nach enger oder weiter Schwankungsbreite; die Unterscheidung mit/ohne Einfluss (gekonnt, gewollt) von unserer Seite begründet den je unterschiedlichen Wunsch nach labilen/ stabilen Bedingungsgefügen.
Im Rahmen eines erweiterten Selbst und des in seinem Rahmen wünschenswerten und/oder erwartbaren Ausmasses an „stabiler Regularität“ aller – sei es von selbst eintretender, oder aber zweckmässig bearbeiteter – (re)produktiven Schadensereignisse (-sachverhalte, -dispositionen) / Risiken, oder Nutzereignisse (…) / Chancen treten nun alle vier Kombinationen routinemässig nebeneinander auf – nämlich in der Abfolge untereinander verketteter grundlegender reproduktiver und produktiver Schritte, in denen dies erweiterte Selbst sich betätigen muss:
a) Gehen wir aus von nützlichen Randbedingungen des Produzierens und Reproduzierens FÜR dieses erweiterte Selbst, bevor wir auf sie eingewirkt haben: Für diese Bedingungen müssen wir nach den Überlegungen gemäss 1. und 2. STABILE Bedingungsgefüge, kombiniert mit WEITEN Schwankungsbreiten, also grosser qualitativer Vielfalt und Häufigkeit der alternativ nutzbaren Ereignisse (…) auf den verschiedenen Stufen solcher für uns nutzbaren Versionen dieser Bedingungsgefüge wünschen.
Nun belassen wir es normalerweise nicht bei diesen günstigen Randbedingungen, sondern etliche dieser Randbedingungen sind ja gerade darum günstig, weil wir aus ihnen etwas Produktives, im weitesten Sinn Produktivitäts-erhöhendes, Nützliches machen können, nämlich
b) Techniken, Verfahren, Mittel; sie sollen möglichst flexibel und leicht auf unsere Kontrollmassnahmen (Handlungen mit ihnen) reagieren, dürfen in diesem Sinn also nicht starr funktionieren – maW. sie müssen LABIL sein; andererseits darf der Sektor ihrer Nutzbarkeit nicht nur in einem extrem schmalen Band von Qualitäten oder punktuellen Verteilungen liegen, maW. wir wünschen uns hier grosse Vielfalt und Häufigkeiten (des Nutzbaren dieser Art), also WEITE Schwankungsbreiten.
Wir lassen die Techniken, Verfahren, Mittel usw. nun aber nicht einfach liegen, sondern nehmen sie und bearbeiten die uns bekannte Umgebung zweckmässig – teils, um den Schritt von a nach b zu machen, und die erzeugten Mittel überhaupt erst einmal zu reproduzieren, oder diese Reproduktion produktiver zu machen; teils aber auch, um
c) die Riskantheit und Schädlichkeit unserer Umgebung für uns und diese Mittel arbeitend und handelnd zu reduzieren, und sie aktiv robust zu machen (also unter andauerndem Verbrauch von knappen Ressourcen und Spielräumen). Soweit uns das gelingt, werden dadurch Schadeinwirkungen auf uns und unsere Mittel für uns kontrollierbar (erreichen günstigere Kontrollierbarkeits-Modalitäten: Sind besser vorherzusagen, zu mildern und zu neutralisieren, oder sogar zu unterdrücken usw.). Damit das möglich ist, müssen wir uns allerdings wünschen, dass die „Regularitäten“, von denen uns diese Schäden drohen, gut beeinflussbar, und in diesem Sinne LABIL sind, andererseits Vielfalt und Häufigkeit der Parameter, auf die wir zu ihrer Beeinflussung einwirken müssen, überschaubar sind, und in diesem Sinne ENGE Schwankungsbreiten aufweisen.
Sobald wir nun, durch den anhaltenden Erfolg dieser Arbeit, Risiken zuverlässig (wenn auch unter Aufwand) reduzieren, dürfen wir daran denken,
d) die nötigen Aufwände zu reduzieren, also die drohenden Schäden zu „passivieren“, oder umgekehrt: Unsere Reproduktion und Produktion von aktiver in passive Robustheit zu überführen. Dies ist wieder eine im weiteren Sinn produktivitätserhöhende Massnahme; hat sie Erfolg, dann können Zustände entstehen, in denen Regularitäten, aus denen uns Schäden erwachsen, STABIL auf immer ENGEre und beherrschbarere Formen ihres Vorkommens eingegrenzt werden können: So, dass wir ihnen dauerhaft ausweichen können, oder sie mit immer geringeren Aufwänden kontrollieren können. Das Ziel all dieser Bemühungen wäre, vormals in unserer Umgebung vorhandene Schadensdrohungen für uns oder unsere Mittel dauerhaft, und ohne, dass wir weiterhin gezielt oder aufwendig darauf Einfluss nehmen müssten, zum Verschwinden zu bringen; also den Ausgangs-Zustand a) in eine risiko-ärmere Verfassung als ursprünglich zu versetzen, und das dauerhaft und zuverlässig; dafür gelten dann wieder dieselben Wunsch-Parameter wie unter a).
281.
Mit anderen Worten: Was immer wir in einer konkreten Normalpraxis tun, sei es reproduktiv oder produktiv, nämlich
a-b: Nutzung von Chancen in unserer Umgebung zur Produktion und Reproduktion konsumtiv (für uns) und produktiv (technisch) (uns und unsere Mittel usw. reproduzierend, ihre Produktivität steigernd) nutzbarer Mittel usw.;
b-c: ressourcen-verbrauchende Massnahmen, um uns selbst, unsere technischen und Konsum-Mittel gegen drohende Gefahren zu sichern (aktive Robustheit)
c-d: Passivierung dieser Gefahren (Aufwandsminderung)
d-a: Schaffung dauerhafter Robustheit, –
es führt, zirkulär, nämlich in einem Zirkel von Zuständen immer höherer Reproduktionsniveaus, durch die wir uns gewissermassen in Fortschritts-Richtung voranschrauben – durch Zwischenstadien hindurch, für die wir uns je ganz unterschiedliche Verteilungen und Stabilitäts-Muster der von uns jeweils genutzten Regularitäten in unserer Umgebung wünschen müssen: Räumlich, zeitlich, qualitativ weit oder eng gestreut, sich stabil von selbst gegen alle Stör-Einflüsse erhaltend, oder für uns leicht beeinflussbar (und durchschaubar)-komplex, ihre „Elemente“ gewissermassen der Bearbeitung und Neuordnung durch uns anbietend (und dann freilich, leider, auch für „natürliche“ Störeinflüsse).
Entscheidend für die jeweils optimalen Regularitäts-Parameter ist, wie schon oben festgestellt, ihr Bezug in der jeweiligen Wunsch-Situation auf unser Handeln: Können/wollen wir auf sie wirken, oder nicht? Sind es Komplex-Regularitäten, die uns nutzen oder schaden? (vgl. damit auch die Andeutungen der Paradoxie in 7/28). Und wie sich eben zeigte, kommen nicht nur unumgänglich der Reihe nach alle vier möglichen Kombinationen aus Schaden/Nutzen und Wirkenkönnen bzw. -wollen/Nichtwirkenkönnen bzw. -wollen vor, sondern eben darum auch, jeweils einer dieser vier Kombinationen zugeordnet, alle vier wünschbaren Regularitäts-Konstellationen: stabil/labil, eng/weit streuend. – Die Frage ist: Wie lässt sich dies alles auf den einen Begriff einer durchgehenden „stabilen“, unerklärten (und nicht erklärungsbedürftigen) Regularität bringen, deren Bestehen in der Welt als (Teil)Inhalt einer halbwegs rationalen Optimalhypothese bis zur Widerlegung unterstellt werden soll? – Ein über sich aufgeklärter Normalplaner (der im selben Augenblick aufhören würde, ein solcher zu sein), könnte uns dies antworten: All die verschiedenen OBJEKTIVEN Regularitäts-Konstellationen, sie mögen so unterschiedlich sein, wie sie wollen, treten ja in unserer Praxis (wo sie allererst auf unser Interesse und unsere Wirk-Fähigkeiten bezogen werden können) ständig mit Handlungen von uns zusammen; die Optimalhypothese lautet, dass wir im Rahmen unserer Planung (unseres erweiterten Selbst, unseres Plans) durch unser Handeln alles, was der jeweils objektiven Konstellation (v.a. b-d) fehlt, um sich „stabil-regulär“ in unseren Plan zu fügen, durch entsprechend geschicktes Eingreifen werden ergänzen können; die Optimalhypothese bezieht sich also garnicht auf die Welt, sondern auf die Perspektiven unserer Praxis oder unseres Plans selbst: SIE sind stabil-regulär erfolgreich – DAS ist die Disposition, die wir optimalhypothetisch unterstellen – und a fortiori auf die Welt insofern einschränken können, als wir sagen: Die Welt wird (bis zur Widerlegung nehmen wir es an) niemals Eigenschaften aufweisen, die zu dieser ihrer dauerhaft und stabil-regulär unsere jeweiligen Erfolgs-Erwartungen (in gleich welcher der vier Situationsarten) erfüllenden Bewältigbarkeit im Rahmen unseres Plans/erweiterten Selbst in Widerspruch stünden; wie immer sie ist, was immer sie unserem Handeln jeweils an Anforderungen stellt, wird (wenn wir die Grenze unserer Planung nicht überschreiten) durch eben dies Handeln so beantwortet, dass unsere Reproduktion, ebenso wie das uns durch die Stationen (von der Art a-d) unseres Fortschrittspfades hindurch auf immer höhere Reproduktionsniveaus „Hinaufwinden“, stabil-regulär so stattfindet, wie wir es erwarten; und es wird keine Irregularitäten auf Dauer geben, oder anders geartete Regularitäten als die erwarteten (sie mögen die Selbsterhaltung oder Manipulierbarkeit von Bedingungsgefügen betreffen, oder raum-zeitliche oder qualitative Streuung der für unsren Nutzen oder Schaden relevanten Umgebungs- oder Arbeitsparameter), die diese immer wiederkehrende Erwartung der Realisierung unserer Erwartung (eine Erwartung 2. Grades) durchkreuzen würde. Gewiss müssen wir daFÜR unsere ineinandergreifenden Rezepte befolgen, so, wie wir sie gelernt haben (spätestens „aus Erfahrung“, nämlich unserer eigenen, oder der von andern, die mit uns kooperieren): aber dann sollte der regelmässig-stabilen Erfüllung unserer Erwartungen nichts mehr im Wege stehen – spätestens im Mass, wie wir im Fall von (durchaus nicht unerwarteten) nötigen Anpassungsschritten nachträglich „probierend“ die richtigen „Marken und Masse“, und auch Verfahrensvarianten (irgendwo im näheren oder weiteren Umfeld der bereits bekannten) ermittelt haben. – Was WIR allenfalls über unser Kernselbst, oder die Natur, oder das aktuelle und mögliche Anpassungsverhältnis (durch Lernen und Produzieren) zwischen beiden sagen würden: Das sagt der Normalplaner unterschiedslos von dem in seiner Hybrid-Normalpraxis sich verbindenden Zusammenhang zwischen diesen dreien aus, und macht ihn (seine Fortschreibbarkeit, wie bisher, bis auf weiteres) zum Inhalt seiner Optimalhypothese – einer Hypothese, die doch nur Rahmen oder Anleitung für die Konstruktion und Reihenfolge experimentell zu erprobender Pläne (Reproduktionen und Fortschrittspfade) FÜR sein Kernselbst, in dieser Umgebung sein soll – indem sie bis auf weiteres über die UMGEBUNG, dh. das an und in ihr, was bislang noch unbekannt war, Optimales (noch Kennenzulernendes und produktiv zu Verwertendes) unterstellte, aber nicht über mehr: Das Kernselbst muss dabei als bekannt unterstellt werden; das erweiterte Selbst zu reproduzieren IST das Experiment; beides kann nicht sinnvoll noch einmal selber zusammen mit dem Restunbekannten versuchsweise hypothetisch-optimal bestimmt werden. Für uns, die zwischen den drei Kategorien trennen, und ihren unterschiedlichen Stellenwert für die Erprobung der Optimalhypothese kennen, ist das klar; weshalb die Paradoxien uns „schlagend“ erscheinen. Der Normalplaner hingegen trennt nicht, ihm ist nichts klar.
Er kann das Paradoxe in seinem Tun nicht erkennen.