8h. „Global-Rekonstruktion“: Die unterschiedslose Anwendung transzendental-ökonomischer Erwartungen an Kernselbst KS, erweitertes Selbst ES und Restunbekanntes RU und auf sie bezogene Wissenserwerbe, als Ursache der Aporien der Lernstrategie von Normalplanern

232
Ob es mit diesen Zusammenfassungen der bisher gewonnenen Einsichten getan ist, muss sich zeigen. – Wir haben uns also soweit von der Meinung verabschiedet, dass der Normalplaner ein Kernselbst, nur eben fälschlich ein bisschen erweitert, hat, und jenseits davon sich wie ein experimentell, unter einer Optimalhypothese (eben seiner speziellen, die wir ihm zugeschrieben haben: Fortschreibbarkeit dieses erweiterten Selbst) Lebender zur Rest-Umgebung verhält; das müsste dann irgendwie – jenseits des erweiterten Selbst – maximal vorsichtig, suchend, versuchend usw. geschehen. In Wirklichkeit hat ein Normalplaner dort überhaupt nichts für sich zu suchen, und wenn, dann nur, weil es ihm zuvor von dort her aufgedrängt wurde.
Aber was für ein Selbst ist seines dann – dies mysteriöse „erweiterte Selbst“, „also“ die Normalität (denn in der muss es doch bestehen; sonst GIBT es ja keine Kategorie im Denken des Normalplaners, womit wir es identifizieren könnten); ein Selbst, das das Kernselbst enthält, als Bestandteil, neben anderen; alle Teile zusammen zeichnen sich dann WODURCH aus? – Durch WAS, genauer, das ZUGLEICH auch das Kernselbst einer reinen Kernselbst-Reproduktion auszeichnet; denn damit hatten wir immerzu die Beschaffenheit verglichen, die dem erweiterten Normalplaner-Selbst soll zugeschrieben werden müssen… Das Kernselbst der reinen KS-Reroduktion zeichnete aus: Minimal-suboptimale Fortschreibbarkeit, als notwendige Bedingung der Erfüllung aller weitergehenden Optimalität; wenn man es so ausdrückt,  fällt einem gleich als Fortsetzung ein: … und beim Normalplaner ist diese Fortschreibbarkeit (spätestens durch Befolgen der einschlägigen Rezepte) auch schon hinreichend – ausgehend vom Kernselbst, wo es natürlich auch bei ihm zutrifft, ausgedehnt auf die restlichen Selbstteile.
Ist das aber nun alles, was sich sagen lässt? Hat das Kernselbst des Normalplaners seinerseits denn nun garkein Verhältnis zu seinen „Erweiterungen“ – tritt es einfach nur so neben sie, als fortschreibbares Teil neben andere? Worin BESTEHT dies Kernselbst überhaupt?

233.
– Wir hatten (207, im Detail dann 212) gesagt: Im Wollenkönnen, genauer dann auch: Im Aushalten-Wollenkönnen, dem „entschlossen“ festgelegten, beschlossenen Belastungsspielraum für bestimmte (für lohnend gehaltene) Zwecke; dies wiederum besteht auch darin, sich bestimmte Risiken leisten zu können, deshalb: Dürfen; anders gesagt, liegt in dieser affektiven Einteilung die aktuelle Risiko-Bewertung, oder Risikostruktur.
– Zum andern hatten wir schon in 207 gesagt: Es gehört ein Handlungsspielraum, auch im QUALITATIVEN Sinn dazu: Ein KÖNNEN – das soeben als erstes angeführte Wollenkönnen ist ja nur eine „energetische“ Messgrösse, verfügbare Gesamtkraft, die so oder anders verausgabt werden kann, aber in jedem Fall begrenzt ist, und Zeiten und Intensitäten einzelner Handlungspläne limitiert; das „freie“ Handelnkönnen (mit den Entschlossenheiten, zur Not an bestimmten Stellen sich auch anzustrengen, also Belastungsspielräume zu nutzen) hat diese freie „Energie“ im Rücken, und „darf“ daher Risiken eingehen.
Aber diese variabel verausgabbaren „Energie“- oder Kraft-Grössen müssen sich dann auch mit echten Wirk-Fähigkeiten verbinden lassen – seien es leibliche Fähigkeiten zur gesteuerten Bewegung von Körpergliedern (die für sich nie etwas nützt: Schon Fortbewegung braucht ein Widerlager, sonst findet nur ein Strampeln in Luft und Leere statt), seien es nutzbare Materien, Objekte, Umstände, Dispositionen usw.; all dies fasst sich zusammen zum „Können“ – auch ein Gefühl, mit Abstufungen – Gefühl der Ausführung mithilfe „innerlich“ spürbarer (von daher, als Eigenanteil am Geschehen präzise dosierbarer) eigener, angemessener Kraft- und Aufmerksamkeitsaufwände, im Rahmen eines DADURCH bewirkten, „aussen“ wahrnehmbaren Gesamt-Geschehens, an dem Materien, Objekte, Umstände, (mechanische u.a.) Dispositionen mitwirken – angefangen bei den in Rechnung zu stellenden mechanischen Eigenschaften unserer Körperglieder während bestimmter Bewegungen usw.
((Hier hat man dann die profane und höchst alltägliche Umsetzung des Bildes vom (inneren) Spürens-Kernselbst, das mit einem „Anzug“ aus (äusserlich wahrnehmbaren) Gliedern, Organen, benutzten Objekten, Materien, Randumständen bekleidet ist…))
Wobei die Pointe des Könnens darin besteht, dass bestimmte spürbare und gezielt wähl-, somit als solche wiederholbare Krafteinsätze in Gliederbewegungen, eingesetzt in wahrnehmbaren äusseren Ausgangssituationen, ein Geschehen „wie beabsichtigt oder gewollt“ („erfolgreich“, „gelungen“; oder so ähnlich, noch verbesserungsbedürftig (Versuch); oder auch nicht) erzeugen.
– Aber auch Können (als besondere Gestalt der „spürbaren“, gezielt gewählten Verausgabung von freiem und angestrengtem Wollen-Können) ist noch nicht alles; wir „spüren“, auf denselben Grundlagen wie im Fall des (annähernd) gelingenden Tuns (und Versuchens), wie unser ursprünglich spürbares, gewohntes, „normales“ Wollenkönnen eingeengt wird, und auch die (spürbaren) Könnens-Qualitäten leiden. Sofern dies rein äusserliche Umstände sind, werden wir sie als „physiologische“ Bedingungen unserer Gesundheit, normalen Konstitution, umgekehrt zu meidende Gesundheitsrisiken, Krankheitsursachen, schädlich, giftig usw. einordnen; sofern sie aber ihrerseits „Innenereignisse“, also spürbare Empfindungen mit Qualitäten und Intensitäten (unabhängig von äusserer Wahrnehmung) darstellen, mit der zusätzlichen Bestimmung, die freie Wählbarkeit des Wollenkönnens (und auch die Qualitäten des Könnens) auf bestimmte Grenzen einzuengen (eben das ist „Drang“), derart dass es ANSTRENGEND wird (so, dass auf den Belastungsspielraum für Kraft und Aufmerksamkeit zurückgegriffen werden muss), die ursprünglichen Absichten wie geplant oder auch nur angenähert so auszuführen: Insofern handelt es sich um Formen von BEDÜRFTIGKEIT, und sofern sie vorhergesehen werden, weil sie entweder zyklisch auftauchen, oder an bestimmte vorhersehbare äussere Bedingungen oder (spürbare) Verläufe unseres Handelns (v.a. Ermüdung, Erschöpfung, durch Dauer mit bestimmter Intensität) gebunden sind, um BEDÜRFNISSE. Die spürbaren Verläufe innerer oder auch (zusätzlich wahrnehmbarer) äusserer Qualitäten, die erfahrungsgemäss Bedürftigkeit reduzieren, sind BEFRIEDIGUNGEN. Wenn sich akute Bedürftigkeiten oder ihr spürbares Sich-Ankündigen, oder auch nur das sichere Vorherwissen, dass sie sich einstellen werden, mit einem sicheren Wissen (oder gar einem „Drang“) darum verbinden, was als Befriedigung für sie dienen wird, kann man von Bedürftigkeit bzw. Bedürfnis NACH einer solchen gewussten Befriedigung sprechen. (Dies Wissen, in Gestalt eines „Drangs nach…“, kann ein ursprüngliches, körperliches, ungeformtes („Reflex-Wissen“, „Drangwissen“) sein, oder ein in „Generalisierungen“, „Erfolgen oder Belohnungen“ und „Misserfolgen und Bestrafungen“, unter Umständen auch am Vorbild der erlebten und (glaubwürdig) berichteten Erfahrungen andrer „gelerntes“; die Intensitäten des „Drangs“ in all diesen Fällen unterscheiden sich letztlich nicht.)

234.
Die Einsicht der Überleitung g->h in dieses Kap., deren Konsequenzen wir hier erörtern, bestand nun darin zu sagen: Das Selbst des Normalplaners, die Normalität, hat überhaupt kein Aussenverhältnis mehr – will kein solches haben, betrachtet alle nötigen „Aussen“-Verhältnisse als bloss vorläufige, mit zunehmender Erfahrung zu minimierende und eliminierende – als unscharfen Saum der Selbstbegrenzung, in dem die Grenze zum endgültig Indifferenten, Aussen immer genauer, immer schärfer gezogen werden kann (eine neue Version dessen, was wir Konvergenz genannt hatten) – mit der Folge, dass am Ende und auch bereits zuvor, immer mehr, gilt (230): „Alles, was relevant ist, ist selbstartig, alles was nicht selbstartig ist, ist irrelevant.“
Genau dadurch unterschied sich ein experimentelles Kernselbst von einem normalplanerischen; das experimentelle kennt die Kategorie des Nicht-selbstartig-Relevanten, Objektiven, unvollständig Bekannten (und vielleicht nie vollständig zu Beherrschenden), immer weiter zu Beobachtenden, dessen, was man affektiv nicht einfach auf sich beruhen lassen kann, so dass man sich darauf verlässt (auch wenn man es, kognitiv und ökonomisch, bis auf weiteres, tun muss – nämlich experimentell).
Umgekehrt stellt man sich als Normalplaner das Nicht-Irrelevante offenbar „immer schon“ (vgl. 231) als selbstartig vor, und das bedeutet, über die blosse minimal-suboptimale Fortschreibbarkeit hinaus: als zugeordnet oder zugehörig zu einer der drei Kernselbst-Abteilungen. Zugeordnet in DEM Sinn, wie man es vielleicht speziell von nutzbaren Dingen und den Zwecken sagen kann, denen sie dienen: „etwas zum Schrauben“, „etwas zum etwas Festklopfen“, „etwas zum Essen“ usw. Das „Wozu“ ist dann natürlich die Stelle im Reproduktionsentwurf und seinen Fortschrittsmöglichkeiten, die „etwas“ einnimmt oder einnehmen könnte; und die allgemeinsten Typen von Stellen sind dabei durch die drei Kernselbst-Abteilungen bezeichnet: Etwas (als Risiko, mögliche Anstrengungsquelle bei der Ausführung von…) (nicht) zu Berücksichtigendes; etwas (unmittelbar, als Befriedigungsquelle in derundder Hinsicht) Guttuendes oder Wohlbefinden-Beeinträchtigendes (zu Meidendes); etwas im Rahmen desunddes Gesamtplans Bewältigbares („Gekonntes“) und zugleich Zweckmässiges (als auf Befriedigungsquellen, Beeinträchtigungs-Vermeidung zuarbeitendes Verfahren oder Teil eines solchen Einsetzbares). Alles überhaupt Relevante spaltet sich also auf in Möglicherweise-Belastendes und Ausführungs-Erschwerendes, Befriedigendes und Zu-Vermeidendes, oder aber Könnens-Erweiterndes und Handlungs-Unterstützendes. – Für sich genommen, ist das noch keine so spektakulär neue Erkenntnis über normalplanerisches Denken. Aber wir können von hier aus einen Bezug herstellen zu der „Fortschreibbarkeit“ als „Stabil-Reguläres“, die wir als Kern der (vorläufigen, „regionalen“) „Optimalhypothese“ von Normalplanern ausgemacht hatten: Stabil, also nicht-erklärungsbedürftig sind nicht einfach nur die betreffenden „objektiven“ Regularitäten, sondern sogar noch ihre Einbettbarkeit in unseren Plan oder Reproduktions- und Fortschrittsentwurf – ihre Funktion darin, ihre Rolle als Belaster, Befriediger und Schädiger, Unterstützer der Plan-ausführenden Handlungen (vgl. 8c). Regularität an sich, sie mag noch so stabil sein, interessiert Normalplaner herzlich wenig; und die Art ihrer Zusammengesetztheit (ihr Da- und Sosein (epistemisch) „erklärender“ oder (ontologisch) „bedingender“  Komplex aus elementareren Regularitäten) nur insofern, als sie in Rezepten zur Reproduktion dieser Regularität, oder auch Versuchen ihrer Variation und Abwandelbarkeit, berücksichtigt werden müssen. Das heisst, dass all die Eigenschaften einer Regularität, die sie FÜR ihre Rolle im gegenwärtigen Plan überhaupt geeignet machen, stabil bleiben; „geeignet-FÜR“ ist eine RELATIONALE Eigenschaft, und setzt für ihr Stabilbleiben Stabilität des Plans selbst voraus – oder aber eine gewisse „Elastizität“ oder „Immunität“ (157: Indifferenz-Breite!) dieser Geeignetheit gegenüber Plan-Abwandlungen; und das erwies sich als eine Global-Schätzung des „relevanten“ Wissens insofern (oder des Beitrags einer einzelnen „Stelle“ im Plan und des FÜR sie nötigen Wissens zu dieser Grösse und diesem Gesamt-Wissen), als es eben „Anlässe“ und unfreiwillige (das sind sie letztlich für Normalplaner in der einen oder andern Form immer) Wissenszuwächse gab, die Plan-Abänderungen (Differenzierungen) ERZWINGEN; und deshalb, als Folge, auch mehr oder weniger die Anforderungs- oder Geeignetheits-Relation einzelner Plan-Bestandteile ändern. Es war ja eine wesentliche Einsicht des Kap.5, dass Pläne (allein durch die Tatsache, dass in ihnen knappe Ressourcen aufgeteilt werden) nicht einfach nur aggregiert, sondern vor allem auch INTEGRIERT sind (erst recht, wenn reproduktive Kreisläufe geschlossen werden müssen, allen voran der Ur-Zirkel des Kernselbst, der „Kurzschluss des Wollenkönnens und Könnens mit sich selbst“ (76)). Spätestens durch diesen direkten oder indirekten gemeinsamen Zugriff auf knappe Ressourcen, den „holistischen“ Charakter des Reproduktionsentwurfs, ist darin mehr oder weniger alles mit allem verknüpft, hat jeder Eingriff an EINER Stelle eine Fernwirkung auf andre, und wieder andre, bis er (hoffentlich) irgendwo „verebbt“, oder seine Folgen kompensiert werden können – bis dahin, dass „Rahmenwerte“ nicht mehr aufrechterhalten und abgeändert werden müssen, die Grenze des erweiterten Selbst ins bisher Indifferente hinaus-verlegt, oder bisherige Selbstanteile zugunsten des Indifferenten aufgegeben werden müssen.

235.
Worin genau besteht dann im Detail die immer wieder ihm zugeschriebene Hybris des Normalplaners, und sein Missverständnis der (erlaubten) minimal-suboptimalen, „transzendental-ökonomischen“ Erwartung einer Reproduzierbarkeit seines Kernselbst in der ihn umgebenden Natur – Erwartung eines Sich-von-selbst-Reproduzierens des Kernselbst im grossen ganzen auch dann, wenn man seine Belastungs-und Bedürftigkeits-Quellen sowie seine Spielräume und Fähigkeiten noch nicht ganz kennt und ausgelotet hat (das Kernselbst muss als „fehlerverzeihend“ gedacht werden können), und: Erwartung eines Von-selbst-Entgegenkommens der umgebenden Natur im grossen ganzen, auch wenn man die in ihr liegenden Gefahren-, Chancen- und Kontroll-Spielräume noch nicht ganz kennt und ausgelotet hat (sie muss als quasi „unwissenheits-verzeihend“ gedacht werden können)?
Die „Hybris“, oder der in der Normalplanung sich, unter Missbrauch der berechtigten minimal-suboptimalen Erwartungshaltung, verkörpernde Grössenwahn: Sie und er bestehen darin, dass der Normalplaner exakt die beiden eben genannten Reproduzierbarkeits-Erwartungen „ineinanderschiebt“ zu einem Hybridgebilde, dem erweiterten Selbst; im Unterschied zu der Fassung dieses Gedankens in 8f, v.a. Abs.170, verfügen wir jetzt aber über die Einsicht vom Ende der letzten Überleitung: Nicht, wie in 170 gedacht, wird einfach nur ein Teil der umgebenden Natur weggeschnitten und mit Kernselbst-Eigenschaften ausgestattet, so, dass dieses erweiterte Selbst dann „dasselbe“ Verhältnis zur verbliebenen Rest-Natur hat, wie ein Kernselbst (nämlich den natur-bezogenen Anteil der minimal-suboptimalen Erwartung, s.o.); sondern: Die Normalplaner behaupten, in diesem mit dem Kernselbst gleichgesetzten erweiterten Selbst zugleich (beinahe) ALLES für sie RELEVANTE der Rest-Natur zu besitzen. (Sie haben die Kategorie eines bedingt und bloss vorläufig Relevanten nicht.)
((In dieser letzten Formulierung hört sich der „Fehler“ der Normalplaner wieder wie Wahnwitz an; wer würde einen solchen Fehler („unter einer solchen Beschreibung“) machen?))
Tatsächlich stammt der Anteil „(beinahe) alles Relevante“ dieses „Selbst“ aus der Minimal-Suboptimal-Erwartungshaltung an Kernselbste; hingegen der Anteil des Änderns der Grenzen und Inhalte, der Anteil des „es könnte bei näherem Zusehen auch ganz anders sein, aber das macht nichts“ stammt aus der Minimal-Subtoptimalerwartungshaltung an die Umgebungs-Natur.
Also eine Konstanz-Erwartung, gerichtet aufs falsche Objekt (nämlich auch auf die Nicht-Kernselbst-Anteile des Normalplaner-Selbst), und eine ebensolche Variabilitäts-Erwartung, gerichtet aufs falsche Objekt (nämlich auch auf die eigentlichen Kernselbst-Anteile des Normalplaner-Selbst).
Und dem Normalplaner erscheinen diese Fehlerwartungen nicht als Wahnwitz, weil er die beiden Objekte und Anteile, auf die sie sich jeweils richten, bzw. die umgekehrt diese (berechtigten, experimentellen) Erwartungen an sie mitbringen, in seinem Selbst überhaupt nicht unterscheidet.
Die hier unterstellte „verrückte“ Selbstgenügsamkeit seines Selbst würde allerdings als solche sofort ins Auge fallen, wenn dies Selbst identisch mit dem in ihm enthaltenen Kernselbst wäre; aber dies Kernselbst hat sich ja (das scheint unabtrennbar von ihm) gerüstet (auf Gefahren) und ausgerüstet (mit Mitteln, Verfahren, eingeübten Fähigkeiten); warum sollte es da nicht genügen?
Umgekehrt: Die (verglichen mit der eines echten Kernselbst) „verrückte“ Variabilität des wie ein Kernselbst behandelten expandierten oder erweiterten Selbst würde sofort als dessen Unbestimmtheit oder jede Planung vorläufig unmöglich machende Unberechenbarkeit oder gar Unbekanntheit seiner Eigenschaften verstanden werden müssen; wenn sie sich nicht eigentlich und an sich nur auf die Ausrüstungs-Peripherie beziehen würde – die aber bei Normalplanern mit dem Kern so verschmolzen erscheint, dass dieser Kern als das weitgehend Unveränderliche (oder allenfalls noch Modifizierbare), als das er in der Selbstgenügsamkeits-Version des Selbst gedacht wird, garnicht mehr in den Blick gerät.

236.
Ein Detail ist jetzt in unserer Darstellung aber noch unberücksichtigt.
Wir hatten gesagt: Der Normalplaner verhält sich zum Rest-Unbekannten als Irrelevantem; und das trifft auch WEITGEHEND ZU – er verhält sich dazu als einem WEITGEHEND Irrelevanten; aber eben nicht ganz. Diesen Anteil, dass es eben doch Wissenszuwächse geben kann, der Normalplaner sogar mit ihnen als einer Möglichkeit rechnet (oder behauptet, damit gerechnet zu haben, wenn sie sich eingestellt haben; ein feiner Unterschied), und sich, wenn sie dasind, zu ihnen verhält: Das haben wir bisher noch nicht angemessen berücksichtigt.
Und bei genauerem Hinsehen gibt es noch ein zweites Element, das in unserer Erklärung des Normalplaner-Fehlers fehlt. – In 166 hatten wir gesagt: Es gibt zweierlei, das sich erhält, dessen „Erhaltung-von-selbst-auf-die-eine-oder-andere-Art“ zumindest vorausgesetzt werden muss, das Kernselbst, und die Natur. Dann haben wir gesagt, Normalplaner schieben beides ineinander in IHRER Version eines erweiterten Selbst. Aber auch experimentelle, reine Kernselbst-Reproduzenten haben zu jedem Zeitpunkt ein erweitertes Selbst, neben ihrem Verhältnis zum Rest-Unbekannten (oder Relativ-noch-zuwenig-Gekannten: Wissensreserven usw.).
Unser erster Punkt eben war: Auch Normalplaner mit allem, was sie vielleicht ineinanderschieben und verwechseln, haben ein solches Verhältnis zum Restunbekannten – nur unter Umständen ein durch ihre Nicht-Unterscheidung von auf Dauer zu Unterscheidendem beeinträchtigtes. Kann es sein, dass diese Formel dann auch auf ein eventuelles Verhältnis von Normalplanern zu ihrem (aktuellen) erweiterten Selbst zutrifft? – Wir haben den Normalplanern eine (für ihren Fehler) grundlegende Nicht-Unterscheidung zwischen Kern- und erweitertem Selbst zugeschrieben; die entstandene Hybridstruktur wies begriffliche („transzendental-ökonomische“) Eigenschaften BEIDER Kategorien auf.
Könnte sich dann, angesichts der eben bemerkten Mängel, eine zweite Nicht-Unterscheidung im Denken der Normalplaner finden lassen? Ein experimentell Planender unterscheidet bekanntlich DREI Bereiche: Kernselbst, erweitertes Selbst, Restunbekanntes; der Normalplaner, so haben wir an dieser Stelle immer fortgesetzt, hat letztlich nur EINES, seine EINE Normalität, die er allenfalls immer wieder hastig korrigiert (was sich, vor allem im Falle einschneidender Korrekturen, mit der ratlosen Frage verbindet, wieso man von so Wichtigem nicht bereits früher Kenntnis hatte).
Genau besehen, betrifft unsere Erkenntnis von der Selbstgenügsamkeit des Normalplaner-Selbst bisher nur die Nicht-Unterscheidung zwischen Kernselbst und BEIDEN anderen (im experimentellen Denken auseinandergehaltenen) Kategorien (zusammengeführt in derjenigen eines erweiterten Selbst, mit einem (Korrigierbarkeits- und Lern-)Verhältnis zum (absolut und relativ) Rest-Unbekannten). Aber ist es nicht vielmehr so, dass der Normalplaner zuvor schon diese erste Unterscheidung übersehen haben muss, und somit ein weiteres Hybrid-Gebilde existiert, in dem bislang von UNS zu wenig unterschiedene transzendental-ökonomische Erwartungshaltungen unzulässigerweise zusammengeführt sind? In der ungetrennten Version (die auch wir bislang benutzt haben) müssen sich dann ZWEI Erwartungen finden lassen, die bis jetzt von uns nebeneinander und gleichzeitig ausgesprochen wurden, als wären sie austauschbar; obwohl sie es nicht sind. Die EINE der beiden Erwartungen müsste sich mit dem Restunbekannten verbinden, so wie man es auch in der experimentellen Denkweise unterstellen muss; die ANDRE mit dem vorläufigen erweiterten Selbst. Und tatsächlich findet sich beides immer wieder in den voraufgegangenen Überlegungen (v.a. 166ff.):
– Die restunbekannte Natur soll als durch „konstante Regularitäten“ konstituiert gedacht werden dürfen:

RU1: Wir müssen uns auf ihre Regularitäten verlassen können dürfen, soweit wir sie kennen, und soweit noch nicht, gilt:

RU2: Wir müssen die restunbekannte Natur in Gestalt von konstant bedingenden Regularitäten „hinter“ oder innerhalb der oder neben den bereits bekannten kennenlernen können, OHNE dabei allzusehr zu Schaden zu kommen: Der Erwerb dieses Wissens muss ganz allgemein möglich sein (eine Strategie zum Erwerb dieses Wissens muss existieren; das Unbekannte muss sich auf die ein oder andere Weise „(kennen)lernen“ lassen), und das, speziell, ohne dass dadurch zugleich unser Reproduktionsniveau in vernichtender Weise beeinträchtigt wird: (nötiger) Wissenserwerb und Reproduktion dürfen nicht in Widerspruch zueinander geraten; zumindest müssen wir diese beiden Erwartungen, als allgemeine Rand-Bedingung, all unserem Planen und Lernen zugrundelegen dürfen (weil es andernfalls unmöglich wird).

– Das gegenwärtige, erweiterte Selbst soll als „in seiner Umgebung (annähernd-hinlänglich) reproduktiv (bezüglich des in ihm enthaltenen Kernselbst)“ gedacht werden dürfen:

ES1: (allmähliche, immer bessere) Anpassung (im Sinn von: jeweiliger Angepasstheit, nicht: Anpassung als Prozess) an die (bekannten und neu zu lernenden Regularitäten der) Umgebung einerseits, und Reproduktivität oder Produktivität (Fortschrittsoptionen) sollen nicht im Widerspruch stehen;

ES2: die Tatsache, dass wir die engere Umgebung, und auch die weitere, oder unser Kernselbst (vgl. 216) noch nicht genau kennen, darf nicht irgendwann in Vernichtung führen (die Grenze der Reproduktivität darf nicht unterschritten werden; wir dürfen es bei unserer Reproduktion „nicht GANZ falsch“ machen dürfen).

ES1 und 2 laufen zusammen darauf hinaus, dass Dazulernen hinsichtlich des „richtigen“ Selbst über eine Kette immerhin annähernd „richtiger“ Selbste verläuft (wobei die Reihenfolge nicht allzu starr sein darf), die jeweils die Möglichkeit bieten, in ihrem Rahmen die korrigierenden und differenzierenden Anpassungs-Schritte auf das je „nächstbessere“ Selbst hin zu erlernen, ohne die Grenze der Reproduktivität zu unterschreiten; zumindest müssen wir auch diese beiden Erwartungen ES1 und ES2, als allgemeine Rand-Bedingung, all unserem Planen und Lernen zugrundelegen dürfen (weil es andernfalls unmöglich wird).

237.
Und es gibt dann wohl auch noch entsprechende minimal-suboptimale Erwartungen hinsichtlich des Kernselbst; und wie in den beiden anderen Fällen, muss es eine ökonomische Version dieser Erwartung, einerseits, geben, und andererseits eine epistemische:

KS1: „Befriedigung“ der „spürbaren“ Anforderungen des Kernselbst, nämlich seiner „Bedürfnisse“ und Einhalten der Spielräume, sollte (auch ohne Kenntnis der vermittelnden physiologischen Parameter) normalerweise ausreichen, um seine Reproduktion zu ermöglichen;

KS2: spätestens die Beobachtung, das Kennenlernen und die Einhaltung der physischen (nicht spürbaren) Bedingungen (Regularitäten), die den durch „Spüren“ repräsentierten und gesteuerten Zirkel der „spürbaren“ Selbstreproduktion erhalten, sollte diese Selbstreproduktion immer sicherer machen, und ihn optimieren; das heisst, (Wieder)Herstellung der physischen Grundlagen der „spürensorientierten“ Reproduktion soll zugleich die BESTE Strategie und der beste Leitfaden zur Optimierung (und Kennenlernen der PHYSISCHEN, wissbaren, nicht nur „spürbaren“ Bedingungen) der Reproduktion des gesamten Kernselbst überhaupt sein. Mit anderen Worten: Spürbare Reproduktions-Bedingungen, und „objektive“ (gesundheits-erhaltende) sollen sich nicht immer weiter auseinanderentwickeln, je besser man sie kennt, oder gar einander widersprechen, sondern zusammenpassen; das „Wohlbefinden“ und „gute Leben“ muss auf Dauer der wichtigste, ja entscheidende Indikator für die leiblich-physischen Erhaltungsbedingungen des GESAMTEN Kernselbst (also auch seiner psychischen, motorischen usw. Fähigkeiten: Rationalität, rationale Handlungsfähigkeit und Kontrolle über Motorik usw.) sein.
Die Bedingungen RU1, ES 1 und KS 1 stellen, allem Anschein nach, die „statisch-ökonomische“ Version des jeweils auf sie in ihren genannten Abteilungen bezogenen minimal-suboptimalen Erwartungsrahmens dar, RU/ES/KS 2 die „dynamisch-epistemische“; wobei, soweit es um RU und ES geht, auch „ökonomische“ Aspekte mitberührt sind – nur eben ökonomische Ermöglichungs-Bedingungen für Wissenserwerb und Lernen (Suchen, Versuchen, Probieren); ob wir, in den drei Fällen, schon die endgültigen Formulierungen gefunden haben, muss sich noch zeigen.
Die Pointe dieses letzten Schritts, RU- und ES-Postulate zu unterscheiden, die KS-Postulate schärfer zu fassen und jeweils die Abteilung 1 und 2 zu formulieren, sollte dazu dienen, die Übereinanderblendung und Zusammenschiebung dieser drei Erwartungen in der EINEN Hybrid-Erwartung des Normalplaners zu rekonstruieren, und die Einstellungen des Normalplaners als Resultat dieser Konfusion zu erklären. Also letztlich doch: Seine seit Kap.5 so genannten „Hypothesen“ (eigentlich Erwartungen: Konvergenz der Rahmenwerte auf Dauer, nichts GANZ falsch machen können, nichts wirklich daFÜR Wissenswürdiges verpassen können) daraus abzuleiten. – Alles dafür Notwendige wollen wir nochmals übersichtlich zusammenfassen:

238.
1. Der Normalplaner HAT die abzuleitende Hybrid-Erwartung gegenüber
– (mittlere Kolumne) einer reproduktiven Praxis, zusammen mit ihren denkbaren Fortschrittsoptionen und dem zu ihr gehörenden Wissen-wie, des weiteren
– (rechte Kolumne) allem Erfahrungswissen (gegliedert in die bekannten drei Abteilungen 1, 3 und 5 E), das er darüberhinaus besitzt oder (aktiv, passiv) hinzuerwirbt, schliesslich
– (linke Kolumne) einer zumindest implizit „bewährten“ gegenwärtigen Teilung seines Wollen-Könnens in Handlungs- und Belastungsspielraum, in der seine (gefühlte) Bewertung (der Grenzen) des aktuellen (jederzeit bewältigbaren) Gesamtrisikos für Fortschritt (so, dass er sich lohnt), Reproduktionsniveau (so, dass es sicher erscheint) und die ihm bekannte „Gesamt-Regularität“ der ihn umgebenden Welt (so, dass er sich ihrer sicher und gewiss sein darf) zum Ausdruck kommt.
2. Die mittlere Kolumne, modifiziert durch die „Beschleunigungen“, die sie auf Basis der eben nochmals aufgezählten „(Risiko)Bewertungen“ von seiten der linken Kolumne erfährt, bildet eine „Relevanzstruktur“ (was man darf, braucht, und wie, was man daFÜR können muss, kann) (218) für das passiv anwachsende oder sich verändernde Erfahrungswissen der rechten Kolumne, ohne dass IN dieser Relevanzstruktur selbst, implizit oder explizit, ein vorwegnehmendes Verhältnis zu möglichem Wissenserwerb kategorisch (nicht von aussen veranlasst) artikuliert wäre (er ist freilich auch nicht ganz ausgeschlossen durch sie); das darum, weil diese Relevanzstruktur ein Erwartungssystem darstellt, das den Anspruch hat, ALLES Wesentliche bereits berücksichtigt zu haben, und keine wesentlichen externen Informationen (ausser solchen, von denen erwartet werden kann, dass sie sich erfolgreich suchen lassen) mehr zu benötigen; echte, durch externe Wissenszuwächse verursachte Änderungen dieser Relevanzstruktur sind demzufolge unerwartete Anomalien. Statt als Resultat „normalen“ Dazu- oder Umlernens, werden sie als verspätet-nachholendes Kennenlernen einer Rahmenstruktur aufgefasst, die – als (Maximen)Rahmen JEDWEDEN vernünftigen Entscheidens (oder Planens) (228) – „eigentlich“ schon früher hätte bekannt sein sollen und können, und es nur durch ungünstige Zufälle noch nicht war.
3. IN diese Relevanzstruktur sind die aktuell gültigen affektiven (Risiko)Bewertungen der linken Kolumne eingegangen, kognitiv als Erwartungen, was (spätestens, und im Notfall unter Anstrengungen) „gelingen“ kann, wobei man sich sicher fühlen, und worauf man sich verlassen kann; affektiv als „wann worum zur Not sich (nicht mehr) zu kämpfen (und Belastungsspielraum einzusetzen) lohnt“. Belastungsspielraum ist hier einesteils von vorneherein geringer (der vorab bereits im kategorischen Handeln eingesetzte Anteil des Wollenkönnens ist grösser), andererseits wird er früher eingesetzt und verbraucht als bei vorsichtigerem, oder gar dem maximal vorsichtigen Vorgehen der reinen Kernselbstreproduktion; insofern IST diese Reproduktions- und Lernstrategie objektiv anfälliger für unerwartete Rückschläge. Andererseits würde sie, nach ihren eigenen konstituierenden Regeln, bei gegebnem Erfahrungsstand nie so festgelegt werden, wie es geschieht, wenn sich dies nicht mit der ganz allgemeinen Erwartung verbände, dass dabei Belastungen entweder überhaupt nicht, oder wenn, dann nur in bewältigbaren Ausmassen auftreten werden.
4. Solange diese Erwartung sich erfüllt, bestätigt sich auch immer wieder anschaulich die anscheinend feste, fest- und fortschreibbare, geradezu objektiv bestehende „Verwachsenheit“ der „bewertenden“ Kernselbst-Affekte und -Gefühle mit gerade DIESEN Erweiterungen, DIESER Reproduktion (incl. Können) und DIESEN aus ihr je Schritt um Schritt herausführenden Fortschrittsoptionen (entlang denen sich dann die Reproduktion produktiv hocharbeitet und verändert); speziell das Gefühl des immer wieder sicher Herbeiführen- und Erzeugen-Könnens, was man braucht, speziell dessen, was man braucht FÜR das, was man (sich erhoffen) DARF.

239.
Ausgangspunkt der im letzten Abs. noch einmal zusammengefassten Erwartungen soll also nun sein, dass die zwei mal drei minimal-suboptimalen Postulate für RU, ES und KS unterschiedslos auf alle Bestandteile einer bestehenden Normalität angewandt werden, solange sie andauert – und solange ist das auch problemlos – ; und dass diese Unterschiedslosigkeit der Anwendung beibehalten wird, wenn angesichts erlebter Überraschungen Abänderungen dieser Normalität anstehen (schon die Überraschungen selbst werden nicht daraufhin untersucht, welche der genannten Kategorien dabei jeweils betroffen ist).
Die Anteile Nr.1 der jeweiligen Postulate drücken, wie wir sahen, die minimal-suboptimalen Erwartungen angesichts je vorhandener Wissensbestände (WVW) aus, die Anteile Nr.2 hingegen die minimal-suboptimalen Erwartungen hinsichtlich möglicher Wissenszuwächse (passiv oder aktiv erworben). Aus der Betrachtung muss sich ergeben, warum speziell die Integration der 1-Anteile (ihre unterschiedslose Beziehbarkeit auf die Kategorie Normalität) so problemlos gelingt – das wollen wir deshalb zuerst untersuchen; hernach wollen wir zeigen, wie die Probleme, und das sind ja wohl die Paradoxien des Kap. 7, aus dem Anschluss der entsprechenden 2-Anteile an das entstandene Hybrid-Gebilde hervorgehen..
Wir betrachten also zunächst die „transzendental-ökonomischen“ Normalplaner-Erwartungen an eine existierende Normalität, bestehend aus KS1, ES1, und RU1.
(KURZER RÜCKBLICK) Erinnern wir uns, wie wir auf die drei Postulate gekommen sind: Am Anfang (8f, 166ff.) stand die Idee, dass Postulate hinsichtlich RU und K/ES= Selbst „zusammengeschoben“ werden; wenig später fanden wir dann (durch Vergleiche der Art, wie eine rein Kernselbst-reproduzierende Normalpraxis auf Wissen zugreift, mit derjenigen einer ein erweitertes Selbst reproduzierenden) die Formel, wonach Normalplaner ihr erweitertes Selbst so behandeln, als wäre es das Kernselbst. Als nächstes ergab sich (in 8g) die lang gesuchte Erklärung, warum Erfahrungen mit Erwartungsaffekten, interpretiert als Teilung des Wollenkönnens in Handlungs- und Belastungsspielräume, den Normalplanern zur Leitschnur für lernende Überführung einer Ausgangspraxis in eine „den Umständen besser angepasste“ dienen kann: die Empfindungen des im – gegenüber einer maximal-vorsichtigen, reinen Kernselbst-Reproduktion vergleichsweise „expandierten“ und als solches reproduzierten – erweiterten Selbst mit-reproduzierten Kernselbst werden als letzte Bewertungs-Masstäbe genommen für das, was man (unter welchen Bedingungen) darf, braucht, (daFÜR) können muss und auch kann. Noch später (in der Überleitung g->h) fanden wir, wie die Normalplaner, durch alle Entwicklungsstufen und alle Korrektur- und Anpassungsschritte hindurch, das gerade aktuelle erweiterte Selbst, die aktuelle Version der mittleren Kolumne, als (vorläufig) selbstgenügend und (bis auf weiteres) einzig noch Relevantes in einer ansonsten daFÜR praktisch völlig irrelevanten Umgebung behandelten (auf diesen Punkt werden wir im Anschluss an das jetzt zu Erörternde zu sprechen kommen).
Es versteht sich, dass in diesen so umständlich gesuchten und schwer gefundenen Resultaten von 8f-g, mit unserer jetzigen Begrifflichkeit ausgedrückt, die Ausweitung der Erwartung KS1 auf die Themen der beiden anderen Postulat-Gruppen entdeckt wurde (diese Entdeckung hat uns dann als Modell gedient, um die anderen beiden Postulatgruppen und Arten des Ausweitens zu finden). (ENDE.)
Machen wir uns also zunächst noch einmal die Ausweitung der Kernselbst-bezogenen Erwartungen auf das erweiterte Selbst in der jetzigen Begrifflichkeit klar. – Wir hatten dazu in 226 bereits eine Formulierung gefunden: „Er benutzt sein tatsächliches Kernselbst, und die Empfindungen, die es ihm liefert, um das, was er, der Normalplaner, als sein Selbst ansieht, besser kennenzulernen.“ Mit anderen Worten: (vgl. KS1) Die Tatsache, dass die spürbaren Reproduktions-Anforderungen und Bedürfnisse des Kernselbst erfüllt (befriedigt) werden, wird hier als ausreichend dafür angesehen, nicht nur, dass SEINE Reproduktion gewährleistet ist, sondern auch diejenige seiner aktuellen WEISE, sich zu reproduzieren – DIESE Tatsache wird also als minimal-suboptimal vorauszusetzendes Erfolgsanzeichen nicht nur der Kernselbst-Reproduktion angesehen, sondern auch derjenigen des aktuellen erweiterten Selbst.

240.
Das heisst: Dass „es“ „spürbar“ funktioniert, ist, solang das andauert, Zeichen dafür, dass „es überhaupt (so), also beliebig lang (nämlich kernselbsthaft) weiter so funktioniert“. – Indem nun „es“ „überhaupt SO funktioniert“, zeigt sich implizit an DIESER Praxis das Postulat ES1 erfüllt. Das ist keine Selbstverständlichkeit; denn das Postulat ES1 fordert nur, dass es ÜBERHAUPT eine zur Umgebung passende Praxis geben muss, die zu suchen wir aufgefordert sind; nicht hingegen, dass es DIESE sein muss. Im wie auch immer erwiesenen „So-funktionieren-auf-Dauer“ eines erweiterten Selbst zeigt sich aber seine An- und Eingepasstheit in seine Umgebung; alle FÜR dies Selbst relevanten Anteile der Umgebung müssen demnach berücksichtigt sein.
Indem wir nun auf DIES Gebilde und die „postulierbare“ Tatsache seiner Einpassung in die Umgebung das Postulat RU1 anwenden, ergibt sich die Aufhebung der Trennung zwischen Selbst und umgebender Natur; denn indem dem Gebilde von vorneherein das funktionelle Zusammenpassen von Selbsterweiterungen (Mitteln), einerseits, und unbearbeiteter, relevanter Umgebungsanteile, andererseits, attestiert werden soll, können die darin enthaltenen Regularitäten, deren Fortschreibbarkeit gemäss RU1 als minimales Suboptimum allem vernünftigen Handeln vorauszusetzen sind, nur noch die INNEREN Zirkel-Anteile dieser Praxis sein, egal, ob an ihnen Wirk-Handlungen beteiligt sind, oder ob es sich um Passagen des Selbst-Geschehens und Sich-von-selbst-Reproduzierens von relevanten Umgebungsbestandteilen (schädlich wie nutzbar) handelt (Alterungs- oder Reifungsvorgänge, chemische Umlagerungen, Regeneration von Dispositionen nach ihrer Betätigung, Zyklen). „Angepasstheit“ ist vorab bereits den (dadurch) als relevant ausgezeichneten Umgebungsbestandteilen einbeschrieben, auf deren fortschreibbare Regularität sich RU1 beziehen soll. Dieses angepasste Zusammenpassen von Praxis und Umgebung schliesst dabei keineswegs vorübergehende Störungen aus – so, wie ja etwa vorübergehende leibliche Beschwerden „verspürt“ werden können, denen man sich anpasst, und deren Vermeidung man (auf einfache Weise, ohne weitergehende Konsequenzen) erlernt. Es geht hier nur darum, dass die in der Praxis und ihren Umgebungs-Randbedingungen anfallenden „Störungen“ mit den Mitteln und Regularitäten, die IN dieser Praxis bekannt sind, beseitigt werden können; zumindest wird dies durch Fortschreibbarkeit der „inneren“ Regularitäten bis auf weiteres postuliert. (Diese Fortschreibbarkeit dehnt sich dann von den bloss technischen Störungen (die aber begrifflich wie leibliche behandelt werden) ihrerseits „rückwärts“ bis auf die „spürbaren“ Störungen der wirklich spürbaren, wirklich leiblichen Kernselbst-Befindlichkeiten im engeren Sinne aus.)
((Es ist übrigens gleichgültig, in welcher Reihenfolge man die „Zusammenschiebungen“ der drei 1-Postulate vornimmt; da es uns hier erst um Ableitung und Erklärung der bekannten Normalplaner-Erwartungen als Resultat einer solchen kompletten Zusammenschiebung geht, brauchen wir uns um die unterschiedlichen Zwischenresultate von paarweisen Zusammenschiebungen, die auf dem Weg dorthin bei jeweils unterschiedlichen Anfangspaarungen entstehen, nicht zu kümmern; solche Zwischen-Resultate könnten interessant werden, wenn wir später die Rekonstruktion des Rückgängigmachens der Zusammenschiebungen (und möglicher, unterschiedlicher Reihenfolgen dabei) in Angriff nehmen, oder anders ausgedrückt, wenn wir anfangen, den Prozess der Entdeckung unterschiedlicher Anwendungsgebiete für die drei Postulat-Gruppen zu betrachten.))

241.
Soweit ist in etwa angedeutet, wie die 1-Anteile der Postulate zusammenwirken, um die Normalplaner-Erwartungen an den Status-quo als über alle denkbaren Anwendungsgebiete ausgedehnte, minimal-suboptimale und vermeintlich zu postulierende Erwartung zu erklären.
Solange Normalität im Sinne der Normalplanung andauert, also „Störungen“ sich im angegebenen Rahmen dieser in ihrer Anwendung nivellierten Erwartungen halten, gibt es für Normalplaner nicht den geringsten Anlass, ihre nivellierte Erwartungshaltung aufzuschlüsseln. Das könnte erst geschehen, wenn Störungen, dh. Überraschungen,  solchen Ausmasses eintreten, dass der Rahmen gesprengt wird. (Das ist eigentlich eine tautologische Bemerkung: Denn „Normalität“ lässt sich jetzt formal und im nachhinein geradezu definieren als Erfahrungsverlauf im Umgang mit einem Normalpraxis-Regelsystem, der der Illusion einer unterschiedslosen Anwendbarkeit aller drei 1-Postulate auf alle Praxisteile nicht widerspricht.)
Der vom Normalplaner vorgesehene Wissenserwerb aus (solcherlei) gegebenem Anlass – er schliesst ja (perfektionierendes, optimierendes) Dazulernen keineswegs aus, behauptet nur, „vorläufig“ genug zu wissen – bezieht sich dann natürlich bereits auf eine Ausgangspraxis als Gegenstand einer, wie eben erklärt, durch Übereinanderblendung aller drei 1-Postulate entstandenen Erwartungshaltung; dies Übereinanderblenden, solange KEIN Wissenserwerb stattfindet, erscheint – wie wir öfter festgestellt haben – völlig problemlos, vor allem, wenn die betreffenden Postulate nicht explizit gemacht werden. Während nun in unserer Aufzählung der drei Postulatpaare das jeweilige 2-Postulat sich an seinen 1-Partner zwanglos anschliessen liess, ist die Anwendbarkeit der betreffenden Wissenserwerbs-Erwartungen an das nivellierte Ausgangsgebilde nicht so ohne weiteres garantiert. Sehen wir uns das genauer an, und beginnen dabei anders herum als im Fall der 1-Postulate:
RU2, bezogen auf SÄMTLICHE Regularitäten der Ausgangspraxis, fordert für JEDEN überhaupt denkbaren Wissenserwerb, dass er die Gestalt einer Erweiterung bereits bekannter Regularitäten annehmen muss – in Gestalt von ausdifferenzierenden Bedingungen, die in entsprechenden Rezept-Anweisungen berücksichtigt werden können. Das gilt natürlich speziell für die Bedingungen oder Ursachen eines Modalitätswechsels (die einzuhalten sind, wenn der Wechsel in Richtung eines höheren Kontrollniveaus geht, und zu vermeiden, wenn in Richtung eines Verlusts an Kontrolle), aber auch für die Bedingungen der Wechsel von Ausprägungen innerhalb einer Modalität. Die Nivellierung der Unterschiede zwischen den verschiedenen Sorten von Regularitäten, in Natur, erweitertem Selbst und Kernselbst durch die 1-Postulate bedeutet von selbst, dass RU2 über die Anwendung auf Umgebungsbedingungen hinaus ausgeweitet wird. Es ist nur leider nicht dasselbe, ob man bedingende Regularitäten der in einem gegebnen erweiterten Selbst verwendeten einzelnen Verfahren und Randbedingungen sucht und findet, oder die Bedingungen für „reguläre“ Wiederholbarkeit ganzer Alltags-Branchen, im Rahmen des ganzen, oder eines bestimmten Reproduktionsniveaus, das im Horizont dieses erweiterten Selbst liegt, als ganzem, als wären sie eigene Regularitäten, GETRENNT von den Gelingens-Bedingungen der einzelnen Verfahren und des Eintreffens (des Daseins und Vorkommens, wie Soseins) von bekannten (und auch noch unbekannten, erst kennenzulernenden) relevanten Randbedingungen. Erst recht ist es höchst gewagt, nach demselben Grundsatz die affektive Durchhaltbarkeit bestimmter Sorten von Handlungsentwürfen (Beschleunigungen), auch unter Belastungen einer Art, für Regularitäten zu erklären, die diese Handlungsweisen in ALLE (Reproduktions-) Zusammenhänge mitnehmen, ganz unabhängig, wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich in den neuen Zusammenhängen mögliche Belastungen aus dem nicht ganz reibungsfreien Zusammenwirken sämtlicher Branchen der betreffenden neuen Reproduktionsweise sind: So als wären Risikoprofile nicht „fundiert“ in den jeweiligen Verfahrens- und Randbedingungs-Kombinationen (der Tiefe von Bedingungsgefügen und dadurch verketteten Schwankungsbreiten, (Un)Zuverlässigkeit der involvierten Regularitäten usw.), also der OBJEKTIVEN Bewältigbarkeit mit gegebnen Handlungs- und Belastungsspielräumen: sondern so, als wäre Zureichen oder Nichtzureichen der vorgesehenen Spielräume, ihre Angemessenheit oder Unangemessenheit hinsichtlich beliebiger Bewältigbarkeitssituationen (oder auch nach äusserlichen Kriterien zusammengefasster Situationen dieser Art –  Kriterien, die nichts mit irgendeiner Risiko- und Belastungscharakteristik zu tun haben,) eine UNABHÄNGIGE Regularität eigener Art, deren unmittelbare Bedingtheiten und Schwankungsbreiten man wie die jeder anderen ausloten kann.
Mit anderen Worten: Es macht Sinn, die Bedingungen (und Schwankungsbreiten) von (nicht)(mehr)Überraschbarkeit generell, und für spezielle Typen von Situationen, zu beobachten und zu passenden Rezepten auszuarbeiten.
((Das Potential von RU2 ist damit noch nicht erschöpft; wir wollen hier nur kurz festhalten, dass notgedrungen auch die Klausel (s.d. RU2, 236) , dass „nötiger“ Wissenserwerb und Reproduktion… nicht in Widerspruch zueinander geraten“ dürfen, sich auf die Gesamtheit der durch die 1-Postulate vereinigten Normalitätsbereiche ausdehnt; wovon die Konsequenzen an dieser Stelle noch nicht so recht zu sehen sind; wir werden darauf zurückzukommen haben.))

242.
Insofern die gesamte Normalpraxis in unterschiedslos EIN Gebilde zusammengefasst ist, macht es Sinn, die Wissenserwerbs-Strategie RU2, die sich ursprünglich auf ihre von RU1 regierten Bereiche bezog, auf sie als ganze oder beliebige Anteile von ihr auszudehnen – sofern nämlich Wissenserwerb aufgefasst wird als Wiederherstellung einer Normalität derselben Art, und die ab dann zu berücksichtigende oder einzuhaltende Bedingung für Erhalt dieser Sorte Normalität den Charakter einer Chancenerweiterung oder der Verhinderung oder angemessenen Auslösung eines Modalitätswechsels in wenigstens EINER Hinsicht hat, die bis dahin noch nicht bekannt war. Spätestens, wenn wir die Erhaltungs-Bedingungen für die in der Relevanz-Struktur steckenden, Verteilungen von knappen Handlungs usw. -Spielräumen auf Aufgaben mit dieser Methode näher bestimmen, mit dem Ziel, sie ERFOLGREICH mit den vorhandenen und je mitreproduzierten Mitteln dieser Praxis usw. zusammenwirken zu lassen, bezieht sich der Wissenserwerb RU2 auf „objektive“ Gelingens- und Misslingens-Bedingungen für Erwartungen, die nicht ausschliesslich aus der (mehr oder weniger bekannten) Zweckmässigkeit (und ihren Abwandlungen) der Branchen-Aufteilung (angesichts von Schwankungsbreiten und (Un)Zuverlässigkeit der involvietten Randbedingungen) der Spielräume, und/oder der Zuverlässigkeit oder Aufwendigkeit der beteiligten Techniken abzuleiten sind. Das heisst, es macht demnach Sinn, bei Misserfolgen NICHT auf diesen beiden Ebenen nach Ursachen zu suchen, zumindest nicht ausschliesslich, sondern auch (vor allem, wenn auf den beiden anderen Ebenen nichts zu finden ist) auf der Ebene der Spielräume (vormals: „Rahmenwerte“), und zwar tendenziell UNABHÄNGIG von Befunden auf den anderen beiden Ebenen. – Genau das ist, was man Aberglauben nennt.
Aber solche Zusatzbedingungen für Verteilungen des Wollenkönnens, wenn sie entdeckt werden, haben aus der Perspektive des Normalplaners NIE den Charakter des „gänzlich Unerwarteten“, alles Relativierenden – eben jenen, den ein echtes (unbekannt, wie unfangreiches) Rest-Unbekanntes an sich hätte; sondern vielmehr treten sie auf als Teil jener bekannten „zusätzlichen“ Bestandteile der Normalität, die vor allem ihrer „Seltenheit“ wegen, aber auch durch ihre „Nicht-Offensichtlichkeit“ oder Verborgenheit aus sonstigen Gründen BISHER noch nicht entdeckt wurden, obschon ihre (jetzige, späte) Entdeckung früher oder später (so die zugrundeliegende kategoriale Erwartung oder Forderung) anstand (und ihr weitere Entdeckungen dieser Art folgen könnten); es versteht sich, dass dieser ihr Charakter resultiert aus der Tatsache, dass Ausgangs- wie Anschluss-Praxis gedacht sind nach demselben Muster, wie es sich uns in 240 aus der „Zusammenschiebung“ der 1-Postulate ergab – und zwar speziell aus der Kernselbst-Artigkeit des „immer besser kennenzulernenden“ Gebildes namens Normalität (Ausgangs- wie Folgegebilde sind als ganze kernselbst-artig gedacht) – es ist eigentlich immer dieselbe, EINE Normalität – nur zunächst noch nicht vollständig bekannt (das macht nichts!= RU1/ES1-Postulat!), wohl aber (in allem wichtigen, das noch fehlt), sich von selbst offenbarend; genau das ist ja die Art, wie das Kernselbst und seine Dimensionen, Eigenschaften, deren Schwankungsbreiten und Bedingungen, Dispositionen, Zyklen usw. sich in „spürbaren“ Erfahrungen mit ihm allmählich und immer kompletter darstellt (obschon man es immer schon „hinreichend gut“ kennt, und die Erweiterungen immer nur Ausdifferenzierungen dieser ersten, schon hinreichenden Grobkenntnis sind).

243.
Von da aus ergibt sich die Frage, wie die minimal-suboptimalen Erwartungen an den Kernselbst-bezogenen Anteil jeder Wissenserwerbsstrategie, formuliert in KS2, sich auswirken, wenn sie auf das Gesamt-Gebilde „Normalität“, vor allem die Abfolge solcher Gebilde, mit diese Abfolge begründenden, jeweils relevanten Zusatz-Wissensportionen, angewandt werden.
Im Begriff des „Gesundseins“ ist eine Kategorie für (kennenzulernende und zu beachtende) Bedingungen eröffnet, die sich auf eine ihrerseits oft noch unabgeschlossene, noch nicht vollständig bekannte Totalität von Normal-Verläufen der „inneren“ (gespürten) Kernselbst-Verfassung beziehen; es ist für unsere (Kern)Selbstbestimmung extrem wichtig, unterscheiden zu können zwischen funktionell „verständlichen“ Zuständen des (Nichtmehr-, Noch-nicht-wieder-)Wollen-Könnens, der (verringerten oder verstärkten) Bedürftigkeit(-nach…) oder Empfindlichkeit(-gegen…), des Tun-Könnens des (zur Vermeidung oder (falls unvermeidlich) zum Ertragen von Bedürftigkeit oder Leid-Empfindungen) notwendig zu Tuenden, einerseits; und Ausprägungen in denselben Innenzustandsarten und -dimensionen, sofern sie nicht mehr als funktionell (sondern als  „ungewöhnlich“, „nicht normal“, „so geht es nicht“) aufzufassen sind, andererseits.
Gesundheitsbedingungen sind somit Bedingungen, und „Gesundheit“ ein Begriff zweiter Stufe; sie setzen (begrifflich, kategorial) ein (u.U. noch bei weitem nicht vollständig gekanntes) leib-seelisches Normalfunktionieren, ein Bedingungsgefüge erster Stufe, „was geschieht, wenn…“ auf der Ebene der SPÜRBAREN Reproduktion des Kernselbst, voraus. Normalplaner, so hatten wir wiederholt (zB. 196) gesagt, müssen nicht das vollständige Wissen um sämtliche möglichen Ausprägungen ihrer inneren Zustände und deren funktionelle Beziehungen zueinander und zu Aussenumständen (äussere Handlungsspielräume, Gegenstände/Inhalte von Bedürfnissen, ursprüngliche und erwerbbare Fähigkeiten usw.) besitzen, noch weniger ein Wissen von den physischen Voraussetzungen der „verstehbaren“ Totalität dieser Zustände, und verfügen doch von Anfang an („wenn auch nur verworren“; implizit, unbewusst, ohne es sich ganz klar gemacht zu haben) über die genannten KATEGORIEN. – An diesen Kategorien hat sich nun aber ein Unterschied aufgetan, mit dem wir die beiden grundlegenden Strategien der Normalplaner im Umgang mit Neuem erklären können – vorausgesetzt, wir betrachten sie als Resultat der Anwendung der beiden Wissenserwerbs-bezogenen Erwartungen, RU2 und KS2, auf das „zusammengeschobene“ Hybrid-Anwendungsgebiet der drei 1-Erwartungen: RU2 begründet jene Strategie, angesichts neuer Erfahrungen die spürbaren Kernselbst-Regularitäten, und alles, was daran hängt, vor allem auch die Reproduktivität der aktuellen Normalpraxis und ihres Fortschrittspfades, als entweder bedingt oder unbedingt anders, als ursprünglich gedacht, anzusehen – mit anderen Worten, sein Selbst anders oder genauer (an genauere Bedingungen geknüpft) als bisher zu bestimmen (anders oder genauer bestimmen, worin es besteht, was man wann (sich zutrauen) darf, braucht, daFÜR können muss und kann). KS2, wie eben besprochen, begründet hingegen die Strategie, Neues als für ein gleichbleibendes Selbst hinsichtlich seines Soseins und Sobleibens (un)massgebliche Bedingung aufzufassen; beide Strategien zusammen greifen ohnehin nur in Fällen, die affektiv spürbar sind (oder wo dies abzusehen ist), die mithin Unerwartetes, „Anlässe“ darstellen, von dem und von denen Auswirkungen auf die zugleich kernselbst- und (entgegenkommend-)naturartig gedachte Gesamtpraxis zu erwarten sind.
Die beiden Strategien setzen angesichts neuer Erfahrungen an der gegenwärtigen Praxis und ihrer erwarteten Erweiterbarkeit in Fortschrittspfaden an, „durchkreuzen“ sich gewissermassen an und in ihr; tatsächlich gibt es bisher noch keine Maxime, um zwischen Fällen zu unterscheiden, in denen die eine oder andre der beiden Strategien zur Anwendung kommen soll.
Eine solche konkrete Maxime lässt sich auch nicht direkt aus der Erwartung ES2 ableiten, die bisher noch unerwähnt geblieben ist; wohl aber die Einstellung, dass wir, so wie unmittelbar in der Reproduktion, auch durch unsere Lernstrategien, also mittelbar in dem ihnen entsprechend gestalteten Lernen, keine solchen Fehlentscheidungen treffen können, dass wir sie nicht auch wieder rückgängig machen und auf Dauer in Richtung auf bessere und richtigere korrigieren könnten.

244.
Das soweit aus den rationalen, minimal-suboptimalen Erwartungen an den Status quo und seine Abwandel- und Erweiterbarkeit abgeleitete erweiterte Selbst, mit seinem Kern an handlungsleitenden Stimmungen, Gefühlen und Empfindungen(des Dürfens, Brauchens, und daFÜR nötigen Könnens), umgeben von seinem Saum an – innerhalb gewisser Schwankungsbreiten erwartbaren – Randbedingungen: Es schwebt gewissermassen als die scharf abgegrenzte Zone dessen, was zählt, in einem Raum aus Irrelevantem; derart, dass alles Relevante IN und AUS ihm selber aufttaucht – als überhaupt FÜR es relevant ausgezeichnet zu sein, ist ja das allererste Merkmal aller Erfahrungsinhalte, die aus seiner Perspektive (der Perspektive des für sich und alles zu ihm gehörende „planenden Selbst“) überhaupt Aufmerksamkeit verdienen.
Die alles entscheidende Anfangs-Klassifikation von seiten der Normalplaner ist also, ob sie etwas Neues in der Erfahrung in diese Zone plazieren (und diesem Neuen damit die Würde eines „Anlasses“ geben), oder es ausserhalb sehen; aber wenn innerhalb dieser Zone, dann muss es natürlich auch sofort seinen kategorialen Ort zugewiesen bekommen. Das könnte einmal in der Reihe der Vorformen des Wissens-wie sein; im Falle eines echten „Anlasses“ zu praktischen Änderungen aber haben wir jetzt eine erste, höchste Unterscheidung gefunden, die der Normalplaner als erstes treffen muss: Wird die Anlass-gebende Regularität in das eigentliche Selbst aufgenommen, gehört also zu den unbedingt zu „verteidigenden“ oder „abzuwehrenden“, in jedem Fall konstitutiv (mit entsprechenden Erwartungen) praktisch zu berücksichtigenden Bestandteilen der Normalität – oder bleibt sie ausserhalb, nicht das „Wesen“ ausmachend“, aber ab dann unbedingt zu beachtende Randbedingung (zu vermeiden, zu erhalten) für Reproduktion und Fortschritt des eigentlichen Selbst – wie, oder sollte man nicht fast sagen: ALS, eine Bedingung seiner „Gesundheit“. – Das Irrwitzige (und regress-begründende) am Wissenserwerb und den sich daran anschliessenden Normalerwartungen der Normalplaner ist aber: Dass diese BEDINGUNG des Da- und Soseins des gegenwärtigen Kernselbst ihrerseits so behandelt wird, als wäre sie schon wieder ein Bestandteil von ihm; als würde der Normalplaner sagen: Wenn ich mich um DIESE Gesundheitsbedingungen in Summe kümmere, kann ich NIE MEHR krank werden; gesund, wie ich bin, KANN ich mich um sie kümmern, und WERDE es darum natürlich auch tun; ALSO kann mir nichts mehr geschehen. – Macht der Normalplaner also überhaupt keinen Unterschied mehr zwischen einzuhaltender Bedingung und (u.a. DADURCH) zu erhaltendem Bedingten? Ich denke, er macht diesen Unterschied, indem er zur Not (in der Not, wenn seine Spielräume unerwartet knapp werden) die „Bedingung“ aufgibt, und das So- und Dasein des für wesentlich Erklärten gegen den Absturz unter die Grenze seiner Reproduktivität mit ALLEN Mitteln (also unter Einsatz des Belastungsspielraums) verteidigt. Oder vielleicht auch nicht mit ALLEN Mitteln: Weil man dann doch vorher die Selbst-Identität ändert (und eine unerlässliche in eine bloss äusserliche, quasi „gesundheits-förderliche“ Bedingung umwandelt – wenn sie denn, nach Änderung der Selbst-Identität, überhaupt noch Bedingung daFÜR ist, und nicht gänzlich überflüssig geworden ist)… – weil es somit ein MASS gibt für Selbsthaftigkeit (vgl. 188/89); dieses seinerseits wie eine Empfindungs-Dimension behandelte (noch tolerierte Belastungs-)Mass, mit seinen Willkür-Abbrüchen (die ihrerseits nachträglich als „zu früh“ oder „zu spät“ stattfindend beurteilt werden können) ist dann Ersatz für die wirkliche, kriterielle Trennung zwischen Kernselbst und erweitertem Selbst; es sind wieder genau solche vorläufige, versuchsweise Bestimmungen des Masses, für deren weitere empirische Erprobung wir oben Ende 243 die Erwartung ES2 herangezogen hatten – als Rahmenerwartung für diese Abteilung des normalplanerischen Wissenserwerbs.

245.
Aber zu dieser Art der (von Normalplanern als solche garnicht bewussten) Grenzziehung zwischen Kernselbst und erweitertem Selbst im Licht der Wissenserwerbs-Postulate, soweit sie auf Wissenserwerb über affektive Verläufe (Überraschungen, Ent- und Belastungen) angewandt werden, kommt hinzu der Umgang mit neu hinzukommendem OBJEKTIVEM Wissen; der ganze lange Übergang g-h hat ja vor diesem Thema immerzu haltgemacht, weil das Verhältnis zwischen dem kernselbsthaften, erweiterten Selbst und dem umgebenden Restunbekannten nicht korrekt zu fassen war. Die Frage ist also: Wie greifen die Postulate KS2 und ES2 in diesen aus unserer Sicht für (Versuchs)Planung einzig relevanten Wissenserwerb (Abteilung 1E und eventuell auch 3E) ein? Ein Wissenserwerb, wie wir gleich wieder präzisieren müssen, bei dem alles nach den Regeln der Normalplanung für überhaupt relevant Erklärte auch schon zum Bestandteil der Hybrid-Struktur namens Normalität gemacht wird, worin also Umgebend-Naturhaftes (relevante Randbedingungs-Regularität, von deren Verlässlichkeit Reproduktion und Fortschritt, so wie geplant, abhängen) kernselbsthaft fortschreibbar, und (Kern)Selbstartiges in seinem Da- und Sosein noch immer höchst flüssig und bloss vorläufig erscheint. Aber das Naturhafte ist dabei (kern)selbsthaft nicht nur in seiner Fortschreibbarkeit; sondern auch darin, dass von ihm erwartet wird, dass es
a) seine Relevanz-FÜR die Normalität, sobald es IN ihr einmal aufgetaucht ist und sich bemerkbar gemacht hat, UNMITTELBAR, in Gestalt letztlich „spürbarer“ Auswirkungen, von selber anzeigt; und dass es
b), wie es sich für alles Kernselbsthafte gehört, zu GRÖSSEREN Teilen bereits bekannt ist, auf jeden Fall in seinen reproduktiv grundlegend wichtigen Anteilen; und dass die nachträglichen Zuwächse diese bekannten Teile allenfalls noch peripher ergänzen, in Richtung auf eine Perfektion, die bereits zuvor schon – unbestimmt wie weit, aber jedenfalls weitgehend (für reproduktive und Fortschrittszwecke) – erreicht ist.
c) Das Wichtigste aber ist: dass AUCH der Wissenserwerb (die Such- und Versuchspraxis) über das Umgebend-Naturhafte (näher oder ferner, also letztlich: das Restunbekannte), vermittelt über die aktuell für gültig erklärte Normalität, sich an den kernselbsthaften Affektverläufen und den Erfahrungen 5E in der Vergangenheit damit orientiert, und durch die Art, wie er (wieder über die aktuelle Normalität als Zwischenglied) auf diese Affektverläufe einwirkt (und dadurch auch die Erfahrungen mit ihnen vermehrt), zugleich auf sich selbst steuernd zurückwirkt (ursprüngliches „WVW“ steuert (oder behindert) über diesen Umweg seine eigene Ausweitung, 211!)  – in einer Weise, die OHNE diese Rückkoppelung an Affekte und affektiv wirksame Bedürfnisse usw. (in der Version, wie sie in die gegenwärtige Normalität, als „Relevanzstruktur“, eingearbeitet sind), also bei bloss „sachlicher“ Betrachtung der Natur-bezogenen Empirie, so nie zustandekommen würde. Die Titel, unter denen die affektiven Kernselbst-Zustände, vermittelt über den aktuell gültigen Reproduktionsentwurf, als Relevanzstruktur auf Wissensgegenstände (sie dabei „bewertend“) zugreifen, hatten wir längst angeführt: Gewissheit-(FÜR) – Sicherheit (indirekt) – Lohnendheit (noch indirekter).
((Statt dieser Kurz-Fassungen der jeweiligen Werte könnte es ausführlicher auch heissen: Hinreichend-gewiss-FÜR den jeweiligen Plan; hinreichend-sicher-als-Basis-FÜR den in diesem Plan vorgesehenen Fortschrittspfad (das für erreichbar gehaltene Optimum), im Rahmen durchgehend gewahrter hinreichender Sicherheit FÜR das betreffende Kernselbst (also ohne es zu gefährden) aus dieser Sicherheits-Basis heraus im Rahmen usw. nach gegebnem Wissensstand eben noch erreichbares Optimum.))
Die Abss. 210-212 hatten das Thema ohne Rückgriff auf die jetzt zur Erklärung dienenden Postulate abzuhandeln versucht – es ging darum, dass jede Fest- und Fortschreibung einer Normalpraxis mit, wie wir jetzt sagen würden: 1-Postulaten, auch bestimmte Teil-Erwartungen (empirische affektive Schätzwerte) bezüglich der Zulänglichkeit eines Ausgangs- „WVW“ (Bewältigbarkeit=Risiko; Relevanz) fest- und fortschreibt – ein Wissen 2.Stufe, das bereits in der noch unreifen Konzeption des jetzigen Gedankens in 210-212 direkt mit der Ausbreitung von (korrekten) Umgangsformen mit dem Kernselbst auf den Umgang mit vorhandenem und noch zu erwerbendem Wissen in Verbindung gebracht wurde. Nur kurz deutete sich in 212 eine Erklärung aus diesem Konzept für die auffälligste Konsequenz der Ausbreitung an – dass und wie sie, nach dieser „Logik“, auf das Suchen und Versuchen ausgedehnt wird, mit anderen Worten: Wie die seit je höchst eigenartige Strategie der Normalplaner beim Planen ihrer Versuche (aus gegebnen Anlässen) sich erklären lässt aus ihrer Behandlung des Versuchens als im weitesten Sinn Ausloten des vorhandenen  Spielraums an „spürbarer“ (und affektiv repräsentierter) erweitert-motorischer Handlungsfähigkeit, immer bezogen auf praktische Bewältigung von Problemen, die in der aktuell festliegenden Normalpraxis anfallen (was von dem, was man daFÜR können muss, tatsächlich-spürbar ist).

246.
Dass objektive Kausalzusammenhänge wie spürbar-leibliche behandelt werden, nämlich dadurch, dass ihre Wirkungen, spätestens im Verbund mit den sie mit-bewirkenden Handlungen, als „spürbar gekonnt und machbar“ aufgefasst werden (vgl. 212), beruht natürlich auf derselben gedanklichen Operation, wie die Erhebung von bestimmten, vermeintlich unverzichtbaren äusseren Bedingungen der Handlungsfähigkeit in den Rang von Bedürfnissen (um deren Befriedigung, dh. Erfüllung man, zur Not bis zur „Selbst-Aufgabe“, „kämpfen“ muss); die „spürbare“ „Leibhaftigkeit“ oder Leib-Artigkeit dieser Kausalzusammenhänge zeigt sich eben darin, dass sie, nach dem Vorbild der motorischen Handlungsfähigkeit, nicht einfach isolierte technische Handlungsvollzüge bilden, die so und nicht anders ausgeführt werden müssen, sondern aufgefasst werden als in einem RAUM verwandter Ausführungen liegend, die – entlang der verschiedenen denkbaren Abwandlungs- und Vergleichsmöglichkeiten – zu entsprechend variierbaren Effektreihen führen; diese Effekte sind dabei eingeordnet nicht nur nach ihrem rein „objektiven“ Erscheinungsbild, sondern auch nach ihrer bedürfnisbefriedigenden und affektiven Qualität – verglichen mit demjenigen Effekt, von dem die (Versuchs)Reihenbildung ihren Ausgang nimmt. Die Versuche zur Ermittlung „spürbarer“ alternativer Könnensmöglichkeiten, bezogen auf den gewünschten Effekt („daFÜR“), bilden Abwandlungsreihen, weil unser Tun, in Termen der Rezeptlogik, ein je anderes ist: Wir nehmen eine andere Zutat, oder ein selbes, aber grösser oder kleiner usw. – diese kontrollierbaren (und insofern „gekonnten“) Abwandlungen objektiver Mittel und Ausführungsbedingungen (und dazu passend, motorischer Vollzüge) gelten dann alle als „dasselbe tun, aber etwas anders“ – bis hin zu gänzlich neuen Ansätzen, aus anderen Ähnlichkeits-Reihen (ein anderes „Paradigma“ abwandelnd) heraus gedacht, deren einzige Gemeinsamkeit mit einer ursprünglichen Versuchsreihe darin besteht, möglicherweise denselben Effekt, nur eben auf gänzlich andere Weise, zustandezubringen („spürbar zu können“). Das „Gefühl“ der Gewissheit ist also, normalplanerisch gedacht, eigentlich ein „(Notwendig-zu-Könnendes-)Könnensgefühl“ – das Gefühl, bestimmte Effekte, spätestens nach einigen anpassenden Abwandlungen, wenn gewünscht („ich kann immer wieder, oder kann es spätestens, wenn ich es brauche“) realisieren zu können: Der Effekt liegt verlässlich im Handlungsspielraum. Dasselbe Gefühl, ausgedehnt auf Reproduktion in der gegebnen (bekannten) Umgebung (u.U. mit verschiedenen handlungsrelevanten Zuständen und Verläufen) als in diesem Sinn gekonnter Effekt (Resultat daFÜR zulänglichen, eigenen Handelns), ist dann „Sicherheit“; und „Lohnendheit“, wenn es die Erwartung von Fortschritten bestimmter Art einschliesst, die ebenfalls als „durch einen selbst“ (mit eigenen Mitteln) bewirkbare (und womöglich in ihrer Art wiederholbare) „Effekte“ betrachtet werden, die man spätestens nach ein paar anpassenden Abwandlungen wird herbeiführen können.

247.
Es ist wichtig, in dieser Beschreibung den Ausdruck „Reproduktion in der gegebnen Umgebung“ hervorzuheben: Denn da findet sich der entscheidende Korrelatbegriff, das „Äussere“ zu dem selbsthaften „Eigenen, Inneren“ (mit seinen Abteilungen des zur Not Gekonnten (und deshalb Riskierbaren, dessen, was man deshalb sich leisten darf), des (auf alle Fälle, und spätestens daFÜR) Gebrauchten, und des FÜR dies Gebrauchte zu Könnende und auch Gekonnte): Dieser Korrelatbegriff ist streng analog zu sehen zu „seinen“ (des Selbst) Gesundheitsbedingungen – Bedingungen, welche zu beachten sind, denen sich anzupassen ist (die darum auch relevant sind), auch wenn sie nicht zur jederzeit zu verteidigenden Identität des „Selbst“ gehören – obschon sie darAUF bezogen sind, indem sie eben zu beachtende (und aus Beobachtung zu erschliessende) Bedingungen der Gesundheit und Integrität eben gerade DIESES Selbst darstellen – wäre es ein anderes, würden mehr oder weniger viele dieser Bedingungen ihre Relevanz verlieren. ANGESICHTS derundder Ausprägung dieser (in seinem Handeln) zu beachtenden Randbedingungen SEINER Erhaltung erhält sich dann dieses, für sich selbst „so“ bestimmte und aus denundden unverzichtbaren (auch unter Belastung in demunddem Mass zu verteidigenden) Bestandteilen (s.o.) bestehende Selbst MIT eben diesen Bestandteilen – ES ERHÄLT SICH SELBST, erhält sich selbst mit sich selbst. (Es „geht ihm“ also nicht nur „um es selbst“, sondern es SORGT tatsächlich mit dem, was ES ausmacht, für DESSEN Erhaltung – ES REPRODUZIERT SICH, und das unter Umständen auf immer höheren (Sicherheits)Niveaus.)
Wir haben somit folgende Unterteilung der Normalpraxis in denkbare Wissenszuwachsgebiete:
Den Randsaum der zu beachtenden Quasi-Gesundheitsbedingungen; das kernselbsthaft festgeschriebene und in ALL seinen Abteilungen am spürbaren Dürfen, Brauchen, nötigen Können orientierte, aktuelle erweiterte Selbst mit seinen Fortschrittsoptionen – jenes Selbst, FÜR das der „Randsaum“ die Bedingungen liefert; zwischen Saum und echtem Kernselbst ist eine Abfolge von imaginären Selbst-Stufen zu finden, identisch mit dem früher genannten „Dringlichkeitsmass“ für Reparaturen, FÜR deren Reproduktion im (überraschenden) Belastungsfall mehr oder weniger viel ertragen wird – bis sie zugunsten eines weniger aufwendigen Selbst aufgegeben werden – oder aber umgekehrt: Es wird ein riskanteres, aufwendigeres Selbst gewählt und auf Anhieb verteidigt, das angesichts unverhoffter Glücksfälle auf einmal das „richtige“ zu sein scheint (verglichen mit dem bisherigen, seinem Vorgänger). – Das Dringlichkeitsmass der „Selbsthaftigkeit“ dehnt sich dann sogar (in den beiden Fällen affektiv bedeutsamer, dh. möglicherweise Selbst-Bestimmung tangierender, überraschender Erfahrungen und Wissenszuwächse: also im Glücks- wie Unglücksfall) auf die Versuchspraxis aus – limitiert sie (oder organisiert sie) in quantitativer Hinsicht (Präferenz nach Bewältigbarkeitskriterien, Dauer bis zum Abbruch der Versuche usw.), solange sie andauert, oder beendet sie zugunsten einer neuen Selbst- und Routine-Bestimmung.

248.
Wie kommt hier nun ES2 herein? – Also das Postulat hinsichtlich sämtlicher möglicher Wissenserwerbe über das jeweils aktuelle erweiterte Selbst einer Praxis – jenes Postulat, das wir umschrieben mit der Formel „es darf nicht GANZ falsch sein“ – das aktuelle (experimentell) erweiterte (Versuchs-)Selbst, DARF nicht als möglicherweise GANZ, also „vernichtend“ fehlerhaft angenommen werden müssen?
Als Normalplaner wenden wir diese Formel auf Wissenserwerbe und neu hinzukommende Regularitäten hinsichtlich ALLER ursprünglich verschiedenen Themen-Abteilungen der aktuellen Praxis an, da wir sie ja bereits durch die 1-Postulate zu EINER zusammengefasst haben, die entlang ganz neuer Unterscheidungslinien in Randbedingungs-Saum und Zonen immer grösserer (Kern)Selbsthaftigkeit zerfällt. – ES2 alleine liefert keinen sehr spezifischen Beitrag zur Wissenserwerbs-Strategie des Normalplaners (s. je das Ende von 243 bzw. 244). Betrachten wir dagegen ES2 IM VERBUND mit RU1/2, angewandt auf das 1-Postulat-begründete Hybridgebilde. Dann sollen wir uns als Normalplaner aufgrund ES2 dazu so verhalten, dass wir uns durch unser noch vorhandenes Unwissen über dies Gebilde nicht anfechten lassen, aufgrund RU1/2 hingegen sollen wir uns, solange es geht, auf ALLE in dem Hybridgebilde genutzten (relevanten) Regularitäten verlassen, im Bedarfsfall (= relevanter= affektiv spürbarer (weil Dürfen, Brauchen, nötiges Können irgendwie tangierender) Anlass) aber von den dann fälligen Aktivitäten für spezifischen Wissenserwerb nach den Regeln der Normalplanung nichts wirklich Schlimmes (dh. das gegenwärtige Hybridgebilde und seine Derivate in den Zusammenbruch Führendes) befürchten. All diese so aufgefassten bzw. angewandten Postulate zusammen laufen somit darauf hinaus, dass wir weder vor noch während noch nach dem Wissenserwerb je einen Misserfolg in DER Hinsicht erwarten sollen, dass eine der beteiligten Versionen des (in sich durch anlass-bezogene Wissenserwerbe durchaus variablen) Hybridgebildes sich als „falsch“ im Sinne einer „grundsätzlichen, reproduktiven Nicht-Eignung“ erweist: Das einzig „Falsifizierbare“ oder Hypothetische, das dann an und in jeder dieser Versionen des Hybridgebildes namens „Normalität“, wie wir es genannt haben, überhaupt noch vorstellbar ist, ist die Erwartung bis zur Widerlegung, dass es sich um die vorläufig „endgültige“ Version von Normalität handelt; „nächste“ Versuche, die sich an entsprechende Widerlegungen durch gegebne Anlässe anschliessen, erben diesen hypothetischen Charakter von ihrem Vorgänger. Dafür, dass sich im Prinzip IMMER ein Anschluss-Versuch derselben Art muss konstruieren lassen, sorgt sowohl im Fall der „Ausweitung“ des betreffenden Selbst durch eine als „Chance“ anzusehende neue Regularität, als auch im Fall des „Ausfalls“ (kompensierbar, oder nicht kompensierbar, und dann gefolgt von einer entsprechenden „Einengung“), die Postulatgruppe RU/KS.

249.
Als Resultat ergibt sich eine Wissenserwerbs-Praxis, oder Weise des Lernens, die der objektiv experimentellen Situation der gesamten Existenz „versucht“ (und DAS ist ihr Experiment!) dadurch Rechnung zu tragen, dass sie eine bis dahin „bestätigtermassen beste“ Version einer reproduktiven Praxis einschliesslich Fortschrittspfad und zugehörigem Wissen-wie mitsamt Wissens-Reserven, auswählt und solange (auch mit (aus Dunstkreis-Wissen konstruierten) Experimenten im vorgesehenen, weil „bestätigten“ Dringlichkeits- und Erwartungsrahmen) aufrechterhält, bis sie unter der Last von „Enttäuschungen“ zusammenbricht, oder (aufgrund von dies „bestätigenden“ Überraschungen) sich eine noch bessere an ihre Stelle setzen lässt. (Und das ist, was wir als „Anlass“ bezeichnet haben.)
Streng genommen haben wir allerdings mit den bisher betrachteten Anwendungen der Wissenserwerbs-Postulate nur die kognitiv-konstruktive Seite dieser Normalplaner-Lernstrategie abgeleitet; es fehlt die Herleitung der affektiv-ökonomischen Seite – der Regeln zur Bestimmung dessen, was wann warum als einen Erwartungsrahmen bezüglich des „richtigen“ Selbst sprengend (Dringlichkeitsvorgaben überschreitend, vermeintlich begrenzte Spielräume plötzlich nachhaltig ausdehnend) oder noch immer einhaltend aufzufassen ist. Dazu müssen wir das noch fehlende Wissenserwerbs-Postulat KS2 mit einbeziehen: Der gesamte Wissenserwerb soll sich an den „physischen“ Bedingungen der affektiven „Normalverfassung“ mit ihren Dimensionen des (spürbaren) Dürfens=Könnens im Maximalfall, des (daFÜR) Brauchens, und wiederum des (daZU) Könnenmüssens und auch Könnens orientieren. In der Hybridversion des Normalplaners beziehen sich diese Dimensionen auf „spürbares“ Dürfen, Brauchen, Können unter Bedingungen einer vorhandenen Normalpraxis, ihres Fortschrittspfades und Wissens-wie mitsamt Wissensreserven. KS2 darauf anzuwenden, bedeutet, diesen gesamten Komplex solange fest- und fortzuschreiben, bis eine noch bessere Bekanntschaft als bisher mit der affektiven Normalverfassung und ihren langfristig gültigen Parametern es gestattet, auch dem auf die „physischen“ Bedingungen (besser: Bedingungen für (Nicht)Normalität des Erweiterten Selbst, analog zu Gesundheits- und Krankheitsbedingunguen des Kernselbst) dieses Komplexes zielenden Wissenserwerb eine präzisere Vorgabe machen zu können. Dabei gilt als variabel, also abänderbare „Bedingung“ (oder wird dazu erklärt), was sich entweder im Rahmen der bisherigen Risiko- und Dringlichkeitsstruktur mit Versuchen entsprechend der Experimentalstrategie des Normalplaners nicht halten lässt, oder was als „hinlänglich bestätigt suboptimal“, verglichen mit (im Rahmen möglicher neuer Dringlichkeitsvorgaben) „haltbar“ erscheinenden, verführerisch-neuen Möglichkeiten, erscheint.
Ob solche veränderten „Bedingungen“ bis auf die „Rahmenebene“ der Verteilung von Handlungs- und Belastungsspielraum durchschlagen, oder in ihren Wirkungen irgendwo unterwegs neutralisiert werden, hängt davon ab, für wie gut durch bisherige Erfahrung bestätigt man Schwankungsbreiten und (bekannte) Bedingungsabhängigkeit (etwa für bestimmte Themen, Einsatzgebiete usw.) dieser Rahmenwerte hält. Im Zweifel unterliegen sie demselben Versuchsprogramm (in kognitiv-konstruktiver Hinsicht, begründet mit RU/KS-Postulaten im Verbund mit ES2, s.o.) wie die Aktivitäten, für die sie die nötigen Budgetanteile und Dringlichkeitsvorgaben festsetzen; der gesamte Kategorien-Apparat für empirische Beobachtung: Schwankungsbreiten und Bedingtheit (Bedingung durch sich selbst: Verteilungen (Zyklen, Anbindung an Orte), An- und Vorzeichen, bedingte Unterdrückungs- oder Minderungs- bzw. Verstärkungs- und Erzeugungs-Dispositionen bis hin zu voller Kontroll-Fähigkeit) findet auch auf diese Rahmenwerte Anwendung. Speziell nach einer empirisch ermittelten Notwendigkeit zur Ausdifferenzierung nach je speziellen Bedingungen („Aktivitäten derundder Art (Branche der Reproduktion; an diesem Ort, unter diesen Vorzeichen, an dieser Stelle eines Zyklus usw.) sind schwieriger als jene“) lassen sich alle weiteren Erfahrungen innerhalb des Geltungsbereichs der jeweiligen Bedingung (Typ von Aktivität, Zyklus, Anzeichen usw., für den der verfügbare Anteils des Handlungs- (bzw. Belastungs-)spielraums geschätzt werden soll) als genauere Ermittlung von Schwankungsbreiten, eventuell wiederum differenziert nach neuen und weitergehenden Unter-Bedingungen, auffassen. Speziell kann, unter dieser Logik, aus dem Grad der Abweichung neuer Werte dieser Spielräume von den bisherigen und erwarteten auf ein bisheriges „Zuviel“ oder „Zuwenig“ geschlossen werden – das Abweichungsmass schätzt dann (sobald man es als „signifikant“ in eine bestimmte Richtung weisend auffasst) den Abstand des neufestzusetzenden Erwartungswertes vom bisher gültigen für die „richtige“ Verteilung der Spielraum-Werte (als Ausdruck des Verhältnisses von zB. „spürbar“ „zulässiger Gewagtheit“ (Dürfen; Handlungsspielraum-Anteil in diesem Bereich)  und „nötiger Vorsicht“ (Brauchens, zum Zweck des Erhalts des FÜR das alles nötigen Könnens). In dieser Operation darf man dann die Grundlage der früher so genannten „Konvergenz“-Erwartung bezüglich der „Rahmenwerte“ sehen – wobei diese mehr oder weniger „hoffnungsvollen“ Aufteilungen des Wollenkönnens sich auf alle überhaupt plan-relevanten Erwartungen beziehen, um (je nach Ebene) ihre Lohnendheit (Fortschrittspfad-bezogene Erwartungen), Sicherheit (gegenwärtige Reproduktion) und Gewissheit (Wissen-wie und Wissensreserven) zu bewerten.
Im Rahmen der Fragestellung nach dem oder den korrekten Hoffnungs-Massen sind dann selbst (durch Unwissen und Unentscheidbarkeit im Rahmen bisheriger Erfahrung) experimentelle Festlegungen (und Selbstbestimmungen) auf „höchsten“ Stufen (Rahmenwerte!) denkbar – dabei mag auch ein „schlecht“ bestätigtes, aber immerhin vorhandenes vages „Dunstkreis“-Wissen davon, wie oft „Versuche dieser Art“ schon gutgegangen sind, herangezogen werden – ein Wissen, das seinerseits durch Erfahrungen mit solchen Experimenten vermehrt wird; mit dem Ergebnis, dass sich womöglich noch Erwartungen hinsichtlich solcher Experimente bilden, mit eigenen Dringlichkeitsvorgaben. Die einfachste Version eines solchen Experiments, angesichts der Unbekanntheit der Randbedingungen unserer Gesamt-Existenz, ist natürlich das Andauern der aktuellen Normalpraxis selbst – ihre Zuverlässigkeit: Je länger sie, oder bestimmte ihrer Abteilungen, aus Sicht des Normalplaners stabil geblieben sind und „sich bewährt“ haben, desto „selbsthafter“ (selbst-zweckhafter, entsprechend ausdauernd zu „verteidigen“) erscheint sie – und desto weniger in dieser Hinsicht (spätestens, was die affektive Bewertung anlangt) variabel – sei es als modifizierter neuer und neuzudefinierender Selbst-Anteil, sei es womöglich als „blosse“ (beinah indifferente) Regularität, und Bedingung des WIRKLICH Bleibenden, mit deren Modifizierung man gleichmütig und ohne Versuch einer Erhaltung des ursprünglichen Zustands jederzeit rechnet. (Hier mögen wieder Erfahrungen eingehen, welche Dauern welche Grade von Zuverlässigkeit und Wiederherstellbarkeit trotz grösster Widerstände anzeigen, übrigens auch Grade der Eigenschaft, angesichts verlockender Möglichkeiten nicht aufgegeben werden zu sollen – also „selbsthafter“ Resistenz gegen Neufestsetzung und Ausgrenzung aus dem unter allen Bedingungen, oder mit dem grösstmöglichen Aufwand definitiv zu reproduzierenden Selbst. Der Aufwand bis zur Aufgabe des jeweiligen Selbst-Anteils oder Aufgabe des Widerstands gegen seine Neufestsetzung zeigt den Grad seiner Selbsthaftigkeit an (vgl. 188).

250.
Auch in diese Richtung schützt das Postulat ES2 die unternommenen Experimente: Wir dürfen sie nicht darum unterlassen müssen, weil wir die Welt nicht genug kennen, und das Experiment in Vernichtung führen könnte. – Andererseits gilt (mit dem RU2/ES2-Lernprinzip) auch bis in die Dimension der Hoffnungsmasse hinein, dass im Leben der Normalplaner kein Wissenserwerb ohne „Anlass“ stattfindet; und das muss auch so sein, wie wir gesehen haben, denn in einem „Anlass“ zum Lernen der Normalplaner, das ein Probieren und Optimieren ist, müssen qualitativ-kognitive Problemstellungen und quantitativ-ökonomische Dringlichkeits- und Bewältigbarkeitsvorgaben zusammenkommen; und die können nur aus vorhandenen „Relevanzstrukturen“ abgeleitet werden, also letztlich den „bewerteten“ Selbst-Festlegungen, auf die hin das Probieren stattfindet: Entweder auf sie zuführend als den möglicherweise neu zu „verteidigenden“ Chancen (verglichen mit aktuell noch gültigen weniger optimistischen Selbst-Definitionen), also „Aufstieg“ zu Besserem als bisher, oder aber von ihnen wegführend, als noch zu verteidigenden, aber infragegestellten (durch Überforderung und irreparabel erscheinende Ausfälle), hin auf weniger anspruchsvolle, vorsichtigere, als „Abstieg“. Anders, also ohne sich plötzlich auftuende „Chancen“ oder Misserfols-Aussichten, als Anlässen, wüsste ein Normalplaner auf seinen Grundlagen nie, wann er was wie lange versuchen, oder gar, wo er nach was suchen sollte, und wie er die darauf bezogenen Erwartungen im Gesamt seines Erwartungssystems unterbringen soll. Betrachten wir somit ab jetzt das Ganze des normalplanerischen Wissenserwerbs „aus gegebenem Anlass“ (möglicher Abstieg, möglicher Aufstieg), wie es sich aus der Anwendung der Wissenserwerbspostulate auf das Hybridgebilde ergibt. – Zunächst ist einmal mehr festzustellen, dass Normalplaner eigentlich überhaupt kein Wissen erwerben: Entweder ist es nicht erworben (sondern nur als „Anlass“, ohne Such-Anstrengung, ihnen begegnet), oder es ist kein Wissen (sondern mehr oder weniger verwoben mit in Wahrheit (regional-optimal-)hypothetischen Momenten (Fortschreibung von bestehender Normalpraxis dh mit Erwartungen, wenigstens in bestimmten Hinsichten usw.). Was Normalplanern dann überhaupt als Wissenszuwachs durch Erfahrung gilt, ist entscheidend  bestimmt durch den Gradienten an Graden der „Selbsthaftigkeit“, der sich, ausgehend von dem Maximalgrad, bei dem etwas als Kernselbst-Anteil behandelt wird, über Zwischenstufen „aufgelagerter“ Selbste mit je unterschiedlichem Selbst-Grad erstreckt bis hin zu äusseren Randbedingungen, die zwar als zuverlässige Funktionen für Reproduktion und Fortschritt anzusehen sind, aber auch NUR in isolierten Hinsichten, jenseits deren sie maximal variabel sind. – Der Grad der Selbsthaftigkeit hat dann zwei Erscheinungsformen, die aber so fest miteinander gekoppelt sind, dass jeweils die eine die andre determiniert: Die eine Erscheinungsform ist das Ausmass, in dem die betreffende Selbst-artige Funktion (eine DADURCH-DASS-Aktivität) variieren darf (dieses Ausmass muss geringer sein als bei einer „blossen Randbedingung“); die andere das Mass des (Versuchs-)Aufwands („Dringlichkeit“), den man bereit ist zu treiben, um die betreffende Selbst-artige Funktion (wieder)herzustellen („wieder“ bei Ausfall, erstmals bei Chancen), bevor man den Anspruch, über sie wie über eine Kernselbst-Fähigkeit zu verfügen, aufgibt, und sie in bewältigbar-variablerer, aber minder nützlicher Form akzeptiert (neu-definiert) – mit hoffentlich neutralisierbaren Konsequenzen für das verbleibende „Rest-Selbst“ im Schadensfall, im Fall der Verbesserung oder Chance aber mit nach oben „durchschlagenden“ solchen Konsequenzen. – Den Kern macht dann das für den Planenden selbst „unaufgebbar Notwendige“ aus – dasjenige, dessen Reproduktivität er um jeden Preis („bis zur Selbstaufgabe“) gegen ein Absinken unter ihre Grenze verteidigt, oder dessen Fortschritt er um jeden Preis (…) gegen alle Formen der Stagnation durchzusetzen bereit ist.
Hohe Variabilität (geringe Spezifität) einer Funktion hinsichtlich ihrer Zweckmässigkeit (UM-ZU) senkt die Anforderungen an ihre Aufrechterhaltung (= leichte Substituierbarkeit einer ihrer speziellen Ausprägungen) – es kann dafür vielerlei an Versuchen in qualitativer Hinsicht zu erproben lohnend erscheinen, worunter sich wohl auch etwas dafür Geeignetes im Bereich unseres Reserve- oder auch nur Dunstkreiswissens wird finden lassen. Hohe Invarianz (grosse Spezifität) einer Funktion hinsichtlich des UM-ZU KÖNNTE bedeuten, dass sie selbst schwer ersetzbar ist; aber es geht nicht immer darum, inwiefern sie selbst variabel ist, sondern entscheidend ist die Variabilität ihrer Durch- und Ausführung, also ihres DADURCH-DASS: Ein an sich unwandelbares Bedürfnis wie zum Beispiel Hunger (Hungergefühl als Bedürftigkeit) könnte auf vielfältigste Weisen (Nahrhaftes aller Art) gestillt werden; da, wo wir leben – etwa als Schiffbrüchige wie Robinson auf einer Insel – , könnten wir aber auf eine extrem eingegrenzte Menge von Nahrungsmitteln beschränkt sein (es gibt nur Kokosnüsse), was bedeutet, dass wir auf Gedeih und Verderb auf den Erhalt zB. der einen nahrungs-spendenden Nutzpflanzenart angewiesen sind (die Kokospalmen der Insel dürfen nicht massenhaft von einem Sturm entwurzelt werden), oder aber irgendwann mit der Einseitigkeit unserer Kost (spürbare) Probleme bekommen (alle Kokosprodukte ekeln uns an, oder wir bekommen eine Mangelkrankheit usw.).
Ähnliche Überlegungen lassen sich anstellen für Reproduktions-entscheidende Verfahren, Mittel, Rohstoffe, Randbedingungen (Energiequellen, Homöostase-Bedingungen) usw.; aber natürlich auch für bestimmte („themenbezogene“) Teil- oder Gesamt-Entwürfe von Reproduktion und Fortschrittspfad; schliesslich für „Rahmenwert“-artige affektive Gelingens- und Misslingens-Erwartungen (im Verhältnis zueinander, oder isoliert), also mehr oder weniger unspezifische Ängste und Hoffnungen, bis hin zum dauerhaft (bedingt: abergläubisch) erwartbaren und aufrechtzuerhaltenden Niveau von Reproduktion und Fortschrittspfad (auch in Gestalt von „Maximen“ (228) ihrer Konstruktion) unter (ab dem jeweiligen Zeitpunkt) unterschiedlichsten Wissens- und Randbedingungen („Optimismus“, „Pessimismus“ (eventuell je abhängig von bestimmten (Miss)(Erfolgs)Bedingungen; vgl. zB. 186/206)).

251.
Ich habe gesagt: Die beiden Erscheinungsformen von „Selbsthaftigkeit“ sind aneinander gekoppelt, und determinieren sich wechselseitig. Vielleicht muss man es aber, genauer, so ausdrücken: Die Einflüsse der beiden Erscheinungsformen von Selbsthaftigkeit, nämlich „Bewährtheit“ und „Dringlichkeit“ (im Rahmen eines Übergeordnet-Bewährten; erleichtert durch Ausmass der Variabilität der (mit vorhandenen Wissens-Reserven tatsächlich) erprobbaren DADURCH-DASS-Durchführung(s-Verfahr)en) ÜBERKREUZEN sich; und sie determinieren eins das andre, je nachdem, welchem von beiden der Vorrang gegeben wird; denn Bewährtheit ist immer die Bewährtheit (eines durch einen „Anlass“ Infragegestellten) als Selbst-Anteil – sei es seine eigene Bewährtheit, oder die der UM-ZU-Stufen darüber; das Ausmass dieser Bewährtheit liefert wesentliche Schätzmasse auch für das Ausmass der Dringlichkeit einer Verteidigung der betreffenden Selbstfunktion. Umgekehrt ist ein tatsächlich feststehendes Dringlichkeitsmass, wenn es überschritten wird, auch ein quasi falsifikatorischer „Anlass“, bislang Bewährtes als solches infragezustellen, und entweder ihm zugrundeliegende Bedingungsgefüge als ihrerseits bedingt und zu differenzieren anzusehen, oder auch Schwankungsbreiten als falsch (zu eng, zu weit) bestimmt (zu vorsichtig im Nutz-, zu unvorsichtig im Schadfall) (im Fall von vermuteter Suboptimalität einer Praktik, verglichen mit einer sich unvermutet anbietenden Alternative: Es ist (wie an der möglichen Alternative zu sehen), weniger zu beachten als gedacht (es geht auch einfacher), Schwankungsbreiten sind vorteilhafter als gedacht). Andererseits könnte man die ursprüngliche Dringlichkeits-Schätzung ihrerseits infragestellen, die falsifikatorische Erfahrung als „Bestätigung“ eines vorsichtigeren, also mehr „Verteidigungsaufwand“ vorsehenden Dringlichkeitswertes – es hängt eben ganz davon ab, ob man an dieser Stelle auf der betreffenden Selbstfunktion beharrt, als wäre sie ein Anteil des Kernselbst – oder aber dies Kernselbsthafte an der Normalität neu bestimmt.
Bewährtheit, und das heisst natürlich immer auch: stabile, berechenbare, für praktische Zwecke handhabbare Regularität – Dringlichkeit, das heisst einhaltbare Bemessungsgrenzen für eventuelle Extra-Aufwände (reparativ, präparativ) im Nicht-Normalfall (auf den man aber noch vorbereitet sein will) – schliesslich auch Nicht-Spezifik: Abwandelbarkeit der Durchführung (Anpassung an spezielle Durchführungsbedingungen), speziell mithilfe von Versuchen, die aus dem Reserve-Wissens-Repertoire (bis hin zu Dunstkreis-Inhalten) bestritten werden können:
Alles dieser Art, was uns bislang eingefallen ist, um den durch KS2/ES2 angeleiteten Teil des Wissenserwerbs oder besser: des Umgangs mit Wissens- und Erfahrungszuwächsen (unfreiwilligen, unerwarteten) hinsichtlich des Hybridgebildes zu charakterisieren – all dies, sage ich, passt unter die Rubrik, die wir früher einmal BEWÄLTIGBARKEIT genannt haben (Kap.5; vgl. auch 157-160; 196f.) und zwar ist es eine „gespürte“, in Kernselbst-Affekten und -Gefühlen index-artig durch Spüren GEMESSENE Bewältigbarkeit der Anforderungen eines jeweils gültigen Selbst, verglichen mit einer Alternative (einer besseren, dann wird das jetzige Selbst als unnötig suboptimal „empfunden“, oder einer „vorsichtigeren“, dann fühlt sich das jetzige Selbst als ein „unhaltbares“ an).
In 5/18 bzw. 5/24-25, und auch später, haben wir qualitative Momente dieses Erwartungs-Masses aufgezählt. Grob liessen sich dort auch die genannten drei Dimensionen unterscheiden:
1. (Un)Zuverlässigkeit= subjektive (Nicht)Bekanntheit (Bestätigtheit)/Gewissheit + objektive (Ir)Regularität (enge, weite Schwankungsbreiten qualitativ, quantitativ);
2. (Un)Spezifik= Ausmass der (leichten) Abwandelbarkeit/Anpassbarkeit/(geringen) Komplexität (Vielzahl einzuhaltender Bedingungen; dadurch erhöhte Ansprüche an präzise Regularität bzw Vertrautheit mit diesen Bedingungen (zwecks Einhalten von engen Schwankungsbreiten, präziser Synchronizität mit Umgebungszuständen, Verläufen, Dispositionen),
3. (geringe) Aufwendigkeit im Rahmen des jeweiligen Gesamtplans, also Selbst, vor allem auch durch niedrige Kontrollniveaus (Modalitäten) und passive Robustheit, bei hohen Ansprüchen an aktive Robustheit.
Die Trias „Bewährtheit, Spezifik, Dringlichkeit (als Grenze für Versuche der Aufrechterhaltung eines Selbstanteils)“ ist eigentlich nichts andres als Bewältigbarkeit unter speziellen Umständen:
a) „(Nicht)(Mehr) BEWÄHRTHEIT“ ist die spürbare (Nicht)(Mehr)Bewältigbarkeit einer bisherigen (Hybrid)Normalität – sie sieht, QUA Normalität, speziell auf eine gewisse Dauer zurück, hat also von vorneherein schon, eben als Normalität, ihre Zuverlässigkeit (s.o. 1.) für diese Dauer unter Beweis gestellt;
b) „(nicht)(mehr)(akzeptable) SPEZIFIK“ in einer Hybrid-Normalität bedeutet, dass ein Anteil eines (mehr oder weniger) kernselbsthaft zu verteidigenden Selbst sich als bislang (oder auch ab einem Zeitpunkt als eben nicht) hinlänglich abwandelbar und den (neu erfahrenen) (Ab)Wandlungen der Umgebung anpassbar und gewachsen zeigt (die sich dadurch weiterhin, wie erwartet, als für dies Selbst letztlich „indifferent“ erweisen) – mit der Folge, umgekehrt gesagt, dass die betreffende Selbst-Definition sich gegenüber diesen Wandlungen als immun und resistent erweist (das ist der zur hierbei sich zeigenden Indifferenz der Umgebungswandlung komplementäre Zug des Selbst);
c) „(mit vorhandenen Mitteln, Kenntnissen, Fähigkeiten im äussersten Notfall (nicht) (mehr) einzuhaltende) Grenzen der (angesichts der Dringlichkeit der betreffenden Selbst-Funktion für das betreffende Selbst vorgesehenen) AUFWÄNDE für Eventual-Fälle (nämlich reparative (im Risiko- oder Unglücks-Fall) oder präparativ-produktive (im Chancen- oder Glücks-Fall))“: Das ist die (Nicht(mehr))Bewältigbarkeit oder umgekehrt Unhaltbarkeit eines Selbst-Anteils im bisherigen Rahmen – ein Risiko kann nicht mehr (hinlänglich) bewältigt, eine Chance im vorgesehenen Rahmen nicht (hinlänglich) genutzt werden – alles Versuchen, es doch zu tun, hat nichts genützt – das Budget ist überschritten, es lohnt nicht, „so“ weiterzumachen – das Problem (SO nicht bewältigtes Risiko, SO nicht nutzbare Chance) wird, wie wir früher sagten, nach „oben“, oder wie wir es jetzt auch ausdrücken könnten, an zentralere UM-ZU-Abteilungen des betreffenden (zu verteidigenden) Selbst weitergereicht, deren Anpassungsfähigkeit (zur Verteidigung der Unabwandelbarkeit des übergeordneten Selbst) nun auf den Prüfstand gerät – in der Hoffnung, dass sie sich als nicht ZU spezifisch erweisen werden, so dass auch sie dem neuen Umstand nicht gerecht werden – und auch ihre Dringlichkeitsvorgaben durchbrochen werden.

252.
Bewährtheit und/oder zweckmässige Abwandelbarkeit im Rahmen der vorgesehenen Margen für Versuche sind Bewältigbarkeits-, also Bewertungs- und Erwartungsparameter für erweiterte Selbste, wie wir sie seit dem 5.Kap. kennen; was nicht weiter verwundert, denn erweiterte Selbste, also Reproduktionen mit zugehörigem Wissen-wie und Fortschrittspfaden sind das Material, auf das sich Normalplaner bei jenen Erfahrungszuwächsen beziehen, die sie „Anlass“ (eine Chance, ein Risiko) nennen: Sei es das gegenwärtige erweiterte Selbst, das abgewandelt und dem Anlass angepasst  werden soll, seien es alternative erweiterte Selbste, deren jedes (andere ausschliessend) als neue Normalität allem weiteren Planen zugrundegelegt werden könnte. Ein erweitertes Selbst S1 schliesst ein anderes S2 dadurch aus, dass S2 Ziele (Reproduktionsniveaus) enthält, die gegenwärtig eine andere Reproduktion (Neu-Anordnung der vorhandenen Ressourcen) erfordern, wenn man sie erreichen will. Die erweiterten Selbste, um die es hier geht, sind nun aber EXPANDIERTE solche (206 Anm.1!), das heisst, die Risiken, die in ihnen inkaufgenommen werden (und damit die Handlungsspielräume, mit denen kalkuliert wird), sind erheblich grösser als jene, die bei maximal vorsichtiger, experimenteller Planung noch toleriert würden. (Die Lizenz dafür wird fürs erste erteilt durch ES2: „Unwissen darf nicht vernichtende Auswirkungen haben (zumindest dürfen wir es nicht ständig erwarten).“, angewandt auf das jeweils zu expandierende erweiterte Selbst als Hybrid aus Kernselbst, aktueller (technischer) Erweiterung und daraus resultierendem Fortschrittspfad, sowie Wissensbestand (in seinem Verhältnis zum Restunbekannten).) Die entscheidende Qualität solcher erw.Selbste, nämlich eben ihr „Expandiertsein“, ändert sich aber nicht, wenn die „Expansionen“ verringert oder vergrössert werden – was wiederum im wesentlichen darauf hinausläuft, dass ihre Fortschrittspfade „schneller“ (riskanter) oder „langsamer“ (vorsichtiger) beschritten werden, das heisst, Handlungsspielräume werden auf Kosten von Belastbarkeitsspielräumen mobilisiert (direkt, durch Verausgabung, oder indirekt, durch Inkaufnahme grösserer Belastungsrisiken), oder, umgekehrt, solche Mobilisierungen in gewissem Umfang rückgängig gemacht. In jeder solchen Planung ist nun aber für alles, bei dessen Ausführung mit Schwierigkeiten zu rechnen ist, eine Dringlichkeitsvorgabe gemacht, dh. eine Belastungsreserve vorgesehen für Risiko-Fälle – den Belastungsspielraum zugunsten des Handlungsspielraums verkleinern, bedeutet automatisch, die Dringlichkeits-Grenzen proportional einzuengen (vielleicht auch die Struktur dieser Vorgaben, also die Toleranz gegenüber verschiedenen Risiken, zu verändern); engere Spielräume für Belastungen und Versuche aber bedeuten insgesamt vergrössertes Risiko für den Plan als ganzen: Es wird wahrscheinlicher, dass sich Schäden akkumulieren, und die Gesamt-Bewältigbarkeit des Plans auf gewissen Strecken seiner Durchführung infragestellen – dass Dringlichkeits-, also vorgesehene Belastungsspielräume überschritten werden, und Anpassungen oder (Belastungs-)Reserven-Mobilisierung in der nächsthöheren (UM-ZU-)Planeinheit erzwingen, oder aber der Zusammenbruch der Handlungsfähigkeit wird an immer zentralere („höhere“) Plan-Ziele „weitergereicht“, wo er entweder noch kompensiert wird, oder aber, quasi auf der höchsten Ebene, die Frage aufwirft, ob die Belastung durch diese Art zu planen nicht jedes zulässige Mass überschritten hat; eine Frage, mit der nicht immer, aber doch meistens, sich die Frage verbindet, ob die ursprüngliche Reproduktion und Fortschritts-Planung im Rahmen dieses Selbst, angesichts der neuen Situation, noch aufrechterhalten werden kann. Das heisst: Wir können, nach angemessener Erholung unserer Belastungsspielräume, denselben Versuch wiederholen, exakt dieselbe Art der Lebensführung wieder aufnehmen; oder unsere Belastungsspielräume, also die Dringlichkeits-Vorgaben, verändern (der Chance, dem Risiko besser anpassen), also den Grad der „Expandiertheit“ (der Beschleunigungen) verändern, um Handlungs- oder aber Belastungsfähigkeit zu gewinnen. Schliesslich können wir vielleicht erkennen, dass alle Beschleunigungen oder Verlangsamungen unseres Fortschrittspfades nicht ausreichen – dass wir, um der aus unserem „anlass-artigen“ Erfahrungszuwachs entstandenen Wissens-Situation gerecht zu werden, unsere Ausgangs-Reproduktion (auf gegebnem Stand) qualitativ neu ordnen müssen, verglichen mit der ursprünglichen Planung – in der Sprache der ersten Kapp.: Dass wir (wenigstens) eine Knotenentscheidung neu treffen, und aus einervorgelagerten, gegenwärtigen Reproduktion heraus ein qualitativ anders geartetes Optimum anstreben, einen ANDEREN Fortschrittspfad beschreiten wollen, und nicht denselben wie ursprünglich, bloss schneller oder langsamer. – Genau dann also ist ein expandiertes erweitertes Selbst S2 nicht in einem anderen S1 enthalten, wenn es Resultate enthält, die durch keine Verringerung oder Steigerung der „Expansion“ (des Handlungsspielraums im ganzen, oder der Dringlichkeitsvorgaben für Anpassung einzelner Selbstanteile) von S1 erhalten werden können; S1 beizubehalten, bedeutet somit, auf solche Resultate erst einmal zu VERZICHTEN.
Dies „Verzichtsselbst“ S1 ist das URSPRÜNGLICHE in jenen Fällen, wo es sich angesichts eines „Anlasses“ (in diesem Fall: einer Chance) als SUBOPTIMAL erweist, verglichen mit einer „verführerischen“ Alternative S2, die die Chance offensichtlich um Grössenordnungen besser auszunutzen gestattet; S1 ist das NEUE in jenen Fällen, wo der Anlass ein bislang ignoriertes oder ungekanntes Risiko enthüllt, angesichts dessen das ursprüngliche Selbst S2 sich als ZU UNVORSICHTIG erweist.

253.
Aber ab wann treffen wir die Entscheidung beim jeweiligen Anlass so oder anders herum – warum bleiben wir angesichts der EINEN Chance bei einem zunächst suboptimal erscheinenden Selbst, und geben es bei einer anderen auf? Warum erscheint uns im Fall des EINEN sich realisierenden (die Häufigkeits-Erwartung verändernden) oder neuaufgetauchten Risikos das ursprüngliche Selbst, spätestens nach Anpassungen seiner Belastungsspielräume, nicht mehr als zu unvorsichtig, im andern Fall aber doch? (Mit dem Begriff des „Versäumnisrisikos“ lassen sich, wie wir sahen, die „Glücks“-Fälle unter die (drohenden) „Unglücks“-Fälle subsumieren.)
Die Antwort geben wir mit dem aus der Anwendung von KS2 auf das aktuelle Hybridgebilde und seine Hybrid-Alternative herrührenden Prinzip (es wird flankiert durch ES2, das hier eine in alle Richtungen offene, quasi-experimentierfreudige Haltung empfiehlt): Es wird, im Fall eines „Anlasses“, unter den vorhandenen, alternativen erweiterten Selbsten (als Reaktion auf Chance oder neues, belastenderes Risiko) dasjenige gewählt, mittels dessen DIE VORHANDENE AFFEKTIVE EXPANSIONS-STRUKTUR („bewährte“ Einsatzbereitschaften, Belastungserwartungen) so genutzt wird, dass die entstehende Reproduktion und der aus ihr herausführende Fortschrittspfad die bisher bestehenden Risiken und Chancen ZUSAMMEN mit dem oder der neuen relativ am besten bewältigt: Bewältigbarkeit ist somit die (Index-) Qualität, innerhalb deren diese Optimierung (und diese Bewertung verschiedener Alternativen) stattfindet. Das neugewählte Selbst ist gewissermassen die Gesamtheit der „Gesunderhaltungsbedingungen“ der betreffenden „affektiven Expansionsstruktur“ – SIE gewissermassen das aktuell, bis auf weiteres festgeschriebene Optimal-Kernselbst (der Welt optimal angemessene Rahmenwerte); NICHT das Wollenkönnen allein, sondern seine je in bestimmten Situationen, für Zwecke bestimmter Art erfahrungsgemäss maximal-möglichen: beim Dürfen, und minimal-nötigen: beim Brauchen und FÜR-Dürfen/Brauchen-Nötiges-Können(-Müssen), vorgesehenen Aufteilungen in Handlungs- und Belastungsspielräume – so, als könnte man aus Erfahrung wissen, in Fällen welcher Art man vorsichtig, und wann risikobewusst sein darf.
Dieses optimierte (!) und immer weiter zu optimierende Quasi-Kernselbst (mit den es durch alle Wechselfälle des Schicksals, auch Anlässe und Wissenserweiterungen hindurch tragenden erweiterten Selbsten „unter“ ihm, oder „um es herum“) hat es dann gewissermassen wirklich nur noch mit sich selbst zu tun: Seine angemessene Selbst-Behandlung DURCH ES selbst garantiert seine Dauer; die Reproduktion des erweiterten Selbst (des Hybridgebildes) und dessen Sicherung ist, vom Standpunkt dieser zentralen Kernstruktur der angemessenen Hoffnungs-Masse, dasselbe, wie die Reproduktion seiner eigenen Gesundheitsbedingungen durch ein tatsächliches, gesundes Kernselbst.
Das Wichtigste aber ist: Dass diese sich über alle Schrumpfungen und Erweiterungen ihrer Mittel und Chancen hinweg als gleichbleibend definierende Hoffnungsstruktur ihre Berechtigung immer wieder daraus zieht, dass das von ihr – nach Gesichtspunkten der optimalen Bewältigbarkeit der praktischen Problemstellungen, wie sie sich aus dem gegenwärtig affektiv relevanten Bestand an Erfahrung ergeben – ausgewählte erweiterte Selbst sich eine zeitlang bewährt – und somit auch SIE SICH (vgl. an dieser Stelle: a) 192: „Wir wählen ein erweitertes Selbst NIE so, dass wir dadurch (!) Belastungen erwarten.“ Genauer: Mit der gegenwärtig festgeschriebenen Expansionsstruktur nicht bewältigbare Belastungen. b) 173-180: Der Stoff dieser Abss. wird hier erneut besprochen und vertieft.).
An dieser Grenze zwischen der Hoffnungsstruktur und „ihren“ wechselnden, sie unterstützenden erweiterten-Selbst-Entwürfen spielt sich das Drama der normalplanerischen „Selbstbestimmung“ ab – jenes Hin und Her, einerseits, wo von „oben“ oder „innen“ oder „zentral“ aus mit „Dringlichkeitsvorgaben“ über das Unten, Aussen, Peripher verfügt wird – spätestens über die Versuche zu seiner präparativen und reparativen Anpassung an die Umgebung, aus gegebenem Anlass; und jenes wiederum nach Oben, Innen, oder ins Zentrum Zurück- und Durchschlagen oder Durchgereichtwerden der unbewältigbaren Probleme, andererseits – mit der Konsequenz, dass nun das ursprünglich verfügende Selbst seinerseits „optimiert“ und der Umgebung aus gegebenen Anlässen heraus besser angepasst wird. Das zu optimierende Expansions-Selbst BRAUCHT die Erfahrung mit erweiterten Selbsten (quasi seiner Mess-Sonde, mit der es seine Welt-Angemessenheit austestet); aber woher nimmt es das Prinzip, um zu entscheiden, wann unerwartete Nicht(mehr)Bewältigbarkeit an IHM, dem Expansions-Selbst, SELBST, und wann am fehlerhaft gewählten erweiterten Selbst lag?

254.
Das Prinzip ist das denkbar einfachste, und es lautet, wie es immer schon lautete: Erfahrung; Erfahrung kann und wird es lehren, weil ihr eine bestimmte ERWARTUNG zugrundeliegt: Auf lange Fristen werden die, gleich wie anfangs gewählten, erweiterten Selbste sich an der Umgebung abschleifen und korrigieren, wo sie noch unpassend waren; und indirekt, über diese Korrekturen, wirkt die Umgebung dann auch auf das grundlegendste und langfristigste überhaupt, nämlich eben unsere Hoffnungsstruktur (das Expansions-Selbst, die über alle abzuwandelnden erweiterten Selbste gleichbleibenden Handlungs- vs. Belastungs-Spielraum-Gewichtungen global oder für (mehr oder weniger allgemein definierte) Situationen bestimmten Typs (wann man durchhält, wann man aufgibt; wann man etwas wagt, wann man vorsichtig ist): Die Umgebung wirkt, indem sie dem Expansions-Selbst seine Unterforderung (als Regularität, spätestens im Zusammenhang mit bestimmten Themen) angesichts ständig von ihm nicht genutzter Bewältigbarkeitschancen vorführt – oder aber seine Überforderung (als Regularität, spätestens im Zusammenhang mit bestimmten Themen) angesichts ständig falscher und unter dem Zwang der Ereignisse zurückzunehmender Bewältigbarkeits-Erwartungen (all diese Bewältigbarkeits-Schätzungen arbeiten mit Handlungs- und Belastungsspielräumen, die dem momentanen Maximen-Katalog für deren Verteilung in bestimmten Situationen entsprechen, der als ganzer das aktuelle Expansions-Selbst, das System der Hoffnungen, ausmacht).
Die „Verteidigung“ eines aktuellen Expansions-Selbst geschieht natürlich durch all die stufenweisen Anpassungen, durch die hindurch Normalplaner versuchen, nachträglich sich als unter- oder überfordernd herausstellende Bewältigbarkeits-Schätzungen durch Massnahmen auf der nächsten UM-ZU-Ebene zu neutralisieren, ohne noch höher hinaufgehen zu müssen: Es soll eben möglichst viel von dem aktuellen Gesamt-Selbst stehenbleiben. Solange wir nur auf der DADURCH-DASS-Ebene der erweiterten Selbste und der (im Rahmen der vorgegebenen Hoffnungsmasse und aus gegebnem Anlass (neue Chance, Risiko) zu prüfenden  Bewältigbarkeits-Schätzungen) anzupassenden Dringlichkeitsvorgaben operieren, gibt es noch keinen „Anlass“, der sich bis auf die globalen Hoffnungsmasse der Rahmenebene („Rahmenwerte“) auswirkt. Die Frage ist natürlich, wie wir unsere Erfahrung interpretieren, wenn Anlässe immer wieder bis zu den Rahmen- (oder Kern-)Hoffnungsmassen (also allgemeinsten Maximen der Handlungs- vs. Belastungs-Spielraum-Aufteilung des Gesamt-Wollenkönnens) vordringen. – Normalplaner betrachten diesen Kern ihres Selbst nicht anders als ihr eigentliches  Kernselbst – die (für sie) erkennbaren Regularitäten im Zusammenhang mit Über- und Unterforderungen der jeweils vorgesehenen Spielräume, als wären es entsprechende Kernselbst-Dimensionen, also als wäre der Handlungsspielraum, der doch erst einer willentlichen Aufteilung des Wollenkönnens entspringt, selbst etwas wie das Wollenkönnen – also ein Sich-Zutrauen-dürfen-tun-zu-können-wenn-man-es-will:
– Ein Spielraum, ein Raum (sich, einmal gewählt, teilweise wechselseitig ausschliessender, teilweise aber auch miteinander vereinbarer) solcher Möglichkeiten des Sich-Zutrauen-dürfens-tun-zu-können;
– und als wären die Regelmässigkeiten, die Normalplaner in ihrer Erfahrung entdecken, im Zusammenhang mit denen misslingende oder potenziell besonders erfolgreiche Einsätze des Handlungsspielraums häufiger auftraten, Bedingungen FÜR dessen Reproduktion – wie die Homöostase- und anderen Bedürfnisse, an deren Befriedigung in ihrer Gesamtheit und im einzelnen die Reproduktion und Aufrechterhaltung auf Dauer des Wollenkönnens gekoppelt ist; – als wären, schliesslich, jene mehr, aber auch möglicherweise allzu wenig (verglichen mit verführerischen Alternativen; weshalb sie dann auch immer wieder in den Verdacht geraten, suboptimal zu sein) riskierenden Unternehmungen…
((deren regelmässiges „Gutgehen“ oder Bedrohtsein sich als so, wie erwartet, immer wieder aufs neue bestätigen soll, und deren Verlauf im Rahmen der Gesamtrisikostruktur des jeweiligen erweiterten Selbst gerade das auf sie verwendete, hoffnungsvolle Mass an Handlungsspielraum jedesmal aufs neue rechtfertigen soll))
… Umsetzungen berechenbarer Fähigkeiten, auf die man sich im Rahmen dessen verlassen darf, was man FÜR das Einhalten der sonstigen Bedingungen gerade dieses so expandierten Selbst und seiner riskanten Handlungsspielraum-Einsätze (unter den Bedingungen verschiedenster erweiterter Selbste, in deren Rahmen sich diese Hoffnungen und Energie-Verteilungen betätigen) jeweils an Kraft und Belastbarkeit vorgesehen hat.
Das heisst: Entsprechend nach „oben“ oder „zentral“ „durchschlagende“ oder „durchgereichte“, weil nicht kompensierbare oder neutralisierbare Überschreitungen der geplanten Belastungs- (dh. Dringlichkeits-)Grenzen für Reparaturen und Reparaturversuche (-Experimente) im Unglücks-, oder für produktiv-präparative Anpassungsversuche im Glücksfall sind die ANLÄSSE für Neu-Anpassungen der Hoffnungsstruktur; spätestens, wenn sie – im Sinne der generellen Logik der Regularitäten – als neue, zuvor so nicht zu sehende Regularität aufgefasst werden: Neu-Interpretation der bisherigen Schwankungsbreiten, eventuell auch Ausdifferenzierung nach, oder Anbindung an bestimmte, vermeintlich erkennbare Bedingungen.
Die Regularitäten, die so ermittelt werden, sind Regularitäten der grundsätzlich angemessenen Inanspruchnahme von (erlaubterweise („dürfen“!) expandierten) Handlungs- und (erlaubterweise („dürfen“!) riskant reduzierten) Belastungs-Spielräumen; angemessen, weil sie dabei als vermeintlich kernselbstartige Konstanten und Dimensionierungen (nämlich wie das Dürfen, Brauchen, nötige Können des eigentlichen Kernselbst) betrachtet werden; also als Regularitäten der jeweils mehr oder weniger hoffnungsvoll-riskanten („wird gutgehen, muss aber auch gutgehen“) Spielraum-Aufteilung im Rahmen des vorhandenen Wollenkönnens, bei bestimmten Themen, oder unter bestimmten Randbedingungen; und das allgemein (deshalb: maximenartig), für verschiedene erweiterte Selbste, also verschiedenste Wissens-, technische und Ressourcen-Bestände, und womöglich auch verschiedenste Grade der Fortgeschrittenheit im Rahmen eines besonderen solchen Bestands und seines aus ihm sich ergebenden, erweiterten Selbst.
(Dies alles ist nichts als eine präzisierende Neu-Definition mit den mittlerweile gewonnenen Kategorien und Erklärungen dessen, was wir anfangs als Rahmenwerte bezeichnet haben.)

255.
Je mehr wir nach „oben“ oder ins „Zentrum“ des Normalplaner-Selbst rücken, desto näher rücken wir auch dem für ihn wirklich Unaufgebbaren, „um jeden Preis“ gegen seine Vernichtung zu Verteidigenden; darin versteckt sich natürlich, im allerinnersten Kern, auch bei ihm das tatsächliche Kernselbst. Aber dies Kernselbst, dh. was und wieviel es wollen kann, was es braucht und daFÜR allenfalls an (leiblichem) Können aufzuweisen hat, wird vom Normalplaner nicht in seiner ganzen nackten Allgemeinheit gedacht (erforscht, gewusst), sondern als ein sehr spezielles, nämlich als ein hier und da und dort EXPANDIERTES: Eines, dem Dinge ganz bestimmter Art gelingen und entgegenkommen MÜSSEN, und auch werden („wird (erwarten) dürfen“), dem (spätestens daFÜR) Dinge bestimmter Art unentbehrlich sind („ES braucht sie“), und das wiederum daFÜR Dinge anderer Art unbedingt (wenn es es bleiben will) als Mittel haben und beherrschen muss, aber auch wird („es muss sie können“). In dem Ausdruck „…einer Art“ steckt die kernselbstartige Abstraktion, aber bezogen auf beliebige Selbsterweiterungen (oder erweiterte Selbste), in die sich dies expandierte Zentralselbst kleidet, indem es sich eine technische Ausrüstung, und eine Umgebung aus (bekannten, zu beachtenden) Randbedingungen zulegt: In all diesen Umgebungen, mit all diesen Ausrüstungen (wie verschieden im einzelnen auch immer) wird es bestimmtes dürfen, brauchen, können müssen (es darf entsprechende Erwartungen hegen, dass sein Einsatz lohnt, darf sich sicher sein, mit dem eingestandenermassen Gebrauchten allen Notwendigkeiten gerecht zu werden, und alles daFÜR Nötige hinreichend gut zu wissen und zu können (spätetsnes „dann“). – Und das alles so, dass die in seiner „Art“ vorzugehen (und diese Ansprüche an sein Leistungsvermögen und das Entgegenkommen der Umgebung zu stellen) liegende Relevanz- und Risikostruktur, also Verteilung seines Wollenkönnens auf Aufgaben (eine Beanspruchung dieses Wollenkönnens, die mehr oder weniger weit entfernt ist von der maximal vorsichtigen, die mit Kernselbst-Reproduktion in den betreffenden Umgebungen noch vereinbar ist, ohne zu stagnieren), und die darin implizierten riskanten Beschleunigungen und Anspruchsniveaus, dauerhaft ohne schlimme Folgen bleibt, und die betreffende Selbst-Expansion, mit den in ihr daFÜR vorgesehenen Mitteln (Dringlichkeitsvorgaben, Belastungs-Spielraum-Anteilen), gegen alle tatsächlich von ihr erwarteten Schäden auch verteidigt werden kann. Zumindest darf das erwartet werden. Bis auf weiteres…
Der Vorgang des „Durchschlagens nach oben/zentral“ lässt sich über viele Zwischenstufen verlaufend denken, auf denen eben noch einmal hin und her probiert wird, ob es nicht doch noch „so“ geht, und auf denen das aktuelle expandierte („Hoffnungs-“)Selbst hartnäckig, durch immer neue Abwandlungen seiner Erweiterungen (Techniken, Umgebungen; Anordnung der reproduktiven Branchen, der Fortschritte, der tolerierten Risiken) und entsprechender Verteilung seiner Handlungs- und Belastungsspielräume, so wie in seiner globalen Risiko-Struktur festgeschrieben, verteidigt wird. – Durchschlagen nach oben bedeutet dabei nur, dass der zu verteidigende Grenz-Horizont des „wirklich Nicht-Aufgebbaren, Unverzichtbaren“ (das allerdings so oder anders umgesetzt werden könnte), sich zu allgemeineren UM-ZU-Ebenen und Formulierungen der Grundzüge von Normalität hin verschiebt. Unterhalb dieser Grenz-Ebene, die nur noch sehr allgemeine qualitative und affekt-ökonomische Vorgaben macht (wenn auch immer noch „hoffnungsvoll“), sind alle in 252 angeführten Anpassungs-Varianten für den „Erweiterungsanteil“ dieses Hoffnungs-Selbst erlaubt: Neuaufteilung des je für bestimmte Praxis-Abteilungen (in der allgemeinen Formulierung) vorgegebenen Handlungs- und Belastungsspielraums (Dringlichkeitsvorgaben), entsprechend Abänderung der Risikostrukturen und Fortschritts-Geschwindigkeiten (Verlangsamung, Beschleunigung) – bis hin zur qualitativen Abänderung von Reproduktion und Fortschrittsrichtung (also des qualitativen Optimums).
Die Empirie, an der sich solche Abänderungen (aus gegebnen Anlässen) dann immer wieder prüfen lassen muss, ist die Einhaltung der vorgegebenen Spielräume: Mit den Handlungsspielräumen müssen sich die Zwischenziele erreichen lassen, mit den Belastungsspielräumen die erwarteten Schäden kompensieren lassen, so dass der ursprüngliche Plan weitergeführt werden kann. Was wir „ein (Hoffnungs- oder expandiert-erweitertes) Selbst auf einer seiner Abstraktionsstufen verteidigen“ nennen, ist dann eigentlich nichts anderes als die Abwandlung nach den eben genannten Prinzipien – und die immer wieder eintretende Widerlegung dieser Abwandlungsversuche durch Überforderung selbst der expansivsten Handlungsspielräume durch Chancen (die dann ungenutzt bleiben: die betreffende Selbst-Realisierung (Erweiterung)) erweist sich also als suboptimal – verglichen mit einer anderen, (leider auch schon früher!) denkbaren  Erweiterung, oder Erweiterungen einer Alternative zu dem gegenwärtig noch zugrundegelegten Hoffnungsselbst); oder selbst die verzweifeltsten Anstrengungen unter Erschöpfung aller Belastungsspielräume sind zu ineffektiv, als dass die auftretenden Schäden neutralisiert und die Voraussetzungen der aktuellen Hoffnungsselbst-Erweiterung (des aktuellen Plans oder der Planmaximen) weiterhin aufrechterhalten werden könnten.
In den so erfahrenen „endgültigen“ Widerlegungen zeigt sich eine Regularität, die wir nach genau den selben Grundsätzen behandeln können wie alle Regularitäten; vor allem messen wir sie an der BEWÄHRTHEIT des bisherigen Hoffnungsselbst (der Vorgabe), und ausserdem an seinen (bisher so erscheinenden, vermeintlichen) VORTEILEN: Geringe Spezifität, geringe Aufwendigkeit= grosse Überschüsse an Handlungsspielraum, geringe Belastetheit usw. (vgl. 5/24).
Die Grenze, von der wir die ganze Zeit sprechen, verläuft überall, wo eine „untere“ oder „äussere“, konkretere DADURCH-DASS-Abteilung einer bisherigen Normalität zur abwandelbaren, blossen Bedingung erklärt wird, und die verbleibenden UM-ZU-Abteilungen zu dem wirklich Unverzichtbaren, dessen Parameter des „(Hoffen)Dürfens, (daFÜR) Brauchens und (daFÜR) nötigen Könnenmüssens, aber auch Könnenswerdens“ allen noch zu suchenden Abwandlungen als Vorgabe dienen.
Das UM-ZU enthält dann die Formulierung quasi der vorläufigen Neigungen, Bedürfnisse und (Anpassungs- und Überlebens)Fähigkeiten des „eigentlichen“ Selbst (quasi des vorläufigen Kernselbst); das DADURCH-DASS als dessen einzuhaltende Gesundheitsbedingungen, die man nicht ebenso wie die „spürbaren“ gesunden Normalzustände des eigentlichen Selbst auf Anhieb und bereits weitestgehend kennen kann, und darum ermitteln muss. DASS es sie geben muss, und DASS sie angesichts der Dispositionen des vorläufig vorgegebenen Selbst durch dessen „gesunde“ Aktivitäten (Verausgabung von Handlungs- und Belastungsspielräumen) es gesund, also normal, in seinen Normalitätsgrenzen, erhalten, oder eben es REPRODUZIEREN werden, und das auch noch – bei geschickter Ausnutzung aller Umstände – immer sicherer, sofern es anfangs noch Gefahren für Rückschläge gab: das besagt KS2 (zusammen mit ES2), in Anwendung auf Experimente, die die Gesamt-Normalität betreffen und jenseits bisheriger Vorgaben konstruiert sind. Falls sich freilich solche Bedingungen überhaupt nie finden lassen, muss gefragt werden, ob das betreffende Selbst überhaupt das Selbst ist, und gegebenenfalls seine Begrenzung weiter ins Allgemeine (in unserer Sicht: näher an das eigentliche, wirkliche Kernselbst) verschoben werden – dorthin, wo weniger Vorgaben gemacht, mehr offengelassen wird – und die Gesundheitsbedingungen in einem weiteren Rahmen gesucht werden können, nach den Regeln der Behandlung von Regularitäten im allgemeinen, aus gegebenem Anlass: RU2 (zusammen mit ES2).

256.
Hier können wir nochmals an Gedanken aus Kap.5 anknüpfen: In der Betrachtungsweise des Normalplaners stehen sich an dieser verschieblichen Grenze, in Gestalt des (expandierten) Selbst, einerseits,…
((mit seinen allgemeinen Vorgaben für und Anforderungen an die Art seiner Reproduktion (als quasi Beschreibung seiens „gesunden“ Funktionierens und dessen unmittelbar spürbaren Bedingungen: Hoffendürfen, Brauchen, Könnenmüsen und -werden), also Erweiterung))
…und der zu variablen und lediglich genauer kennenzulernenden Gesundheitsbedingungen erklärten ursprünglichen Ausführungs- und Erweiterungsversionen dieser Reproduktionsweise, andererseits, also die subjektive und die objektive Variante ein und derselben Wertgrösse gegenüber – genauer, die beiden Varianten ZEIGEN SICH: im Selbst die (geschätzte) überdauernde (Un)Fähigkeit zur Bewältigung der Umgebungs-Anforderungen, in seiner Erweiterung die (geschätzte) überdauernd-gesicherte, tatsächliche (Nicht)(Mehr)Bewältigbarkeit. Die Dimensionierung (Bewährtheit, Spezifik, Aufwendigkeit) ist in beiden Fällen dieselbe; nur, dass die eine Bewältigbarkeitsschätzung selbst-haft festgeschrieben und (vorläufig) unveränderlich ist, die andre hingegen zum Abwandeln freigegeben; indem beide Schätzungen zugleich sich wie allgemeine Vorgabe und Ausführungsvariante zueinander verhalten, LIMITIERT die festgeschriebene die andre(n), zieht diesen „Bewältigbarkeiten“ Schranken; umgekehrt kann die Masse an Überschreitungen des Limits den Inhalt der Limitation verändern. Wie schnell wie „hoch“ oder „zentral“ eine solche Überschreitung „durchschlägt“, hängt wesentlich auch von der „Elastizität“ der Bewältigbarkeits-Schätzungen der Neben-Branchen ab: Ein Gesamt-Risiko (mögliche Belastung) oder eine Gesamt-Anstrengung (auf Kosten der Belastbarkeit) lässt sich halten, wenn Steigerungen in einer Branche über die ursprüngliche Vorgabe hinaus sich auf Nachbar-Branchen abwälzen lassen; sind dort alle tolerablen Spielraum-Erweiterungen ausgeschöpft, oder ist die nötige Erweiterung einer Vorgabe in einer Branche so gross, dass alle Kompensationen vonseiten der Nebenzweige nicht ausreichen, dann kann dies auch SEHR hoch/zentral angesiedelte Konsequenzen haben – bis hin zur obersten/zentralsten und abstraktesten Ebene, quasi den Ur-Hoffnungen, Ur-Verteilungen auf Branchen-Arten, dem Ur-Entwurf, wie Reproduktion und Fortschritt und eine Normalität, die den Namen verdient, auszusehen haben, und wie sich alles Wollen-Können auf sie verteilt. – Eine solche Überlegung setzt freilich Besinnung auf einen solchen Entwurf, ein solches Fixieren von sehr abstrakten Grenzen der Variierbarkeit des eigenen, konkreten Ausgangsentwurfs voraus; und damit auch Erfahrungen mit dem „Aufsteigen“ in der Hierarchie der Normalitäts-Konkretionen, der Abwandlungsmöglichkeiten eines ursprünglich höchst konkreten Normalitäts-Paradigmas in Gestalt einer Ausgangspraxis und ihres Fortschrittspfades.
Wie weit man „aufsteigt“ nach einer hinreichend eindrücklichen „Überschreitung“ (also hinlänglich vielen Versuchen: „Man hat wirklich ALLES, verzweifelt, probiert“ (zur Reparatur; um die ursprünglichen Verhältnisse gegen ein neues, bis dahin nicht berücksichtigtes Risiko aufrechtzuerhalten; oder um die eine neu aufgetretene Chance im Rahmen der bisherigen Möglichkeiten zu nutzen usw.), hängt dann unter anderm auch davon ab, wo und wie man sich Alternativen zur gescheiterten Normalität vorstellen kann; dabei dürfen ja nicht nur die energetischen Spielraum-Grenzen nicht dauerhaft überschritten werden, sondern die Integration der Gesamt-Vorstellung oder des Gesamt-Entwurfs von Normalität muss insgesamt gewahrt bleiben – sei sie ökonomisch-energetisch (expandiert, hoffend), sei sie qualitativ (man hat Hoffnungen nur eines bestimmten Typs; und Vorstellungen, was „normalerweise“ zur eigenen Reproduktion zu geschehen hat, und in welche Richtung sie verbessert werden könnte).

257.
Zwischen der alten Normalität und der neuen gibt es dabei ein gewisses Missverhältnis, welches die Frage aufwirft, wie die beiden überhaupt vergleichbar sein sollen. Nie kann ja die neue normalerweise der alten, gut eingeführten gleichkommen, wenn es um Bewährtheit und erwiesene Zuverlässigkeit geht; aber Bewährtheit ist eben nur EINE der Dimensionen, in denen der Wettstreit der Alternative(n) mit dem Bisherigen stattfindet. Die Alternative IST ja gerade nur darum eine, weil sie dem Bisherigen gegenüber VORTEILE aufweist, und dadurch überlegen auf den ANLASS der Infragestellung des Bisherigen (ohne solchen würde ja der  ganze Vergleich garnicht angestellt) reagiert: das offensichtlich höhere Risiko, als erwartet; die offensichtlich grössere Chance, als erwartet; zugleich wird die Bewährtheit des Alten relativiert und gewissermassen verschlissen in den scheiternden Versuchen, in seinem Rahmen eine Antwort auf die Herausforderung zu finden – allein das mag hinreichen, um es aufzugeben. Oft genug aber hat das Neue, im Verbund mit dem Anlass-Ereignis, eine mehr oder weniger BEEINDRUCKENDE Qualität: Wir sind, beispielsweise, stark geängstigt – wollen es garnicht erst mehr auf eine versuchsweise Fortsetzung des bisher Bewährten ankommen lassen, sondern wählen auf Anhieb ein deutlich der neuen Risiko-Beurteilung angemessenes Bewältigungs-“Design“ (anspruchsloseres, vorsichtigeres Vorgehen im Rahmen des Bisherigen, oder ersetzen bisherige Techniken, Verfahren, Pläne durch  unspezifischere, unaufwendigere). Oder, wir lassen uns umgekehrt beeindrucken durch bisher ungeahnte Aussichten, riskieren mehr, machen Handlungsspielräume frei – setzen riskante, sehr spezifische Techniken, Verfahren, Fortschrittsentwürfe ein, um uns auf ein prekäres, aber überaus („beeindruckend“) verführerisches neues Niveau unserer Reproduktion (das mithilfe der neu eröffneten Chance sich überhaupt erst als für uns zugänglich vorstellen liess) hinaufzuarbeiten und dort möglichst zu stabilisieren.
Natürlich bleibt immer die Frage: Wie sehr wir uns durch Neues überhaupt aus der Reserve locken, und wie sehr uns beeindrucken lassen sollen – schon, dass der Anlass ein Anlass ist, ist Sache unserer Bewertung (auch, wenn wir uns Überraschungen ab einer bestimmten Grössenordnung und/oder Häufigkeit (neue Regularität? Modalitätswechsel?) nichtmehr gut entziehen können – es GIBT eben einen Rahmen, in Gestalt der „übergeordneten“ und gleichbleibenden Erwartungen, und es GIBT Vorgaben, die (auch wenn die Übergänge fliessend sein mögen) Grenzen setzen, bei deren Überschreitung (auch durch verzweifelte Anpassungs-Versuche an die neue Situation) die „regionale Optimalhypothese“ als widerlegt angesehen und eine neue gesucht werden muss.