8c. Das Grundmuster der regionalen Optimalhypothesen als Variante des allgemeinen (epistemischen) Schemas von Optimalhypothesen

41.
Wir wollen zunächst noch anmerken, dass alle in 4/3 im Anschluss an stabile Verteilungen, Häufigkeiten, also „Regularitäten“, angeführten Modalitäten (nämlich Angezeigtheit, Einfluss-Dispositionen, Fähigkeiten) ihrerseits wenigstens irgendeine Form von durchgehender, zyklischer oder verzerrt-zyklischer Dauer aufweisen müssen, also „in“ irgendeiner „Regularität“ „fundiert“ sein müssen, um überhaupt „berechenbar“ („regulär“), und dadurch zu bestimmten Zeitpunkten synchron mit passenden anderen Situations-Anteilen wirksam zu bekämpfen (im Schadfall), oder als Mittel oder nützliche Randbedingung zu nutzen oder handelnd einzusetzen zu sein. Das heisst: In der Erprobungsphase verhalten wir uns, wie Anfang Abs.38 gesagt, zu Techniken als Bedingt-zu-Erwartendem; aber wenn ein Anzeichen, eine Disposition, eine Fähigkeit als Kandidat für eine Aufnahme in einen unserer reproduktiven Zyklen behandelt werden soll, dann muss sein oder ihr Gebrauch an berechenbare Dauern, oder wenigstens Zyklen oder verzerrte Zyklen, geknüpft sein – vielleicht auch nur indirekt, indem die Bedingungen seiner oder ihrer Erzeugung daran geknüpft sind.
Dann können wir die Abfolge in 4/3 auch lesen als eine Stufenfolge immer höherer Kontroll-Niveaus oder -Schichten, die sich nacheinander über eine Grundschicht des überhaupt Vorhersehbaren  legen, und es überbieten: einiges Reguläre ist (die Vorhersehbarkeit im Rahmen dieses regulär zu Erwartenden dadurch zuspitzend, präzisierend) überdies angezeigt; einiges von diesem Angezeigten weist überdies dispositionellen Charakter auf, einige dieser Dispositionen sind Fähigkeiten von uns. Wiederum eine Auswahl aus diesen Fähigkeiten ist durch die Art ihrer Nutzung zu einem reproduktiven Zyklus verknüpfbar, der seinerseits Teilzyklus unserer tatsächlichen Reproduktion sein kann.
Noch unter der Grundschicht des Regulären oder Stabil-Komplexen (und darum Berechenbar-Vorherseh- oder Erwartbaren) liegen, nach dem, was wir in Kap.7 herausgefunden haben, die Schichten des Erklärend-Elementaren, aus denen es real zusammengesetzt ist oder durch hinzutretende Momente begrifflich-kategorial charakterisiert ist: somit Schichten des nicht mehr Variierbaren, Nicht-Zusammengesetzt Stabilen, und in dieser Eigenschaft wirklich unbeeinflussbar Hinzunehmend-Dauerhaften, Zyklischen, und innerhalb gewisser Grenzen (wenn es das tut) (u.U. unvorhersehbar) Schwankenden, hingegen durch die Arten seiner Zusammensetzung, SOWEIT es real zusammengesetzt ist, sehr wohl Abwandelbaren und Veränderbaren.

42.
In den „Reliefs“, die sich auf diese Weise aus der Grundschicht erheben, lassen sich dann mehr oder weniger lange, mehr oder weniger hohe Grate und  Ketten von Erhebungen ausmachen, die in ihrem Verlauf sich mehr oder weniger solchen Ausgangspunkten in unserer tatsächlichen Reproduktion oder möglichen Abwandlungen von ihr gewissermassen entgegenbiegen, wo sie an das zyklisch in sich selbst zurückmündende und vielfach verzweigte System solcher Grate, das auch diese Reproduktion darstellt, durch angemessene Handlungen, als Einfügungen (zur rechten Zeit, am rechten Ort) der passenden Zwischenstücke, angeschlossen werden könnten, so wie auch die Täler zwischen ihnen durch solche Handlungen, quasi als geschickt an die passenden Stellen verschobenes Material, gefüllt werden können. (Längen solcher Grate könnten, in diesem Bild, als Darstellung für die benötigten Zeitdauern ihrer Absolvierung aufgefasst werden, und vielleicht ergeben sich sogar Deutungen für die Richtungswechsel im Verlauf dieser Grate (ein Mass der Bedingtheit (Spezifik)?), oder ihrer Breite (Ressourcenverbrauch?).)
Dann gilt: Unser Wissen und Wissenserwerb auf der technisch-experimentellen Erprobungs- und „Bestätigungs“-Ebene liefert mehr oder weniger gut erforschte, mehr oder weniger lange, mehr oder weniger „zyklische“ Alternativen zu bestimmten Zweigen unserer bestehenden Reproduktion. Diese Zweige mögen gewisse Grade der Bestätigtheit und Zuverlässigkeit, auch Einfachheit, aufweisen, und Störgrössen und allgemeine Randbedingungen ihrer optimalen Nutzbarkeit (oder Unterdrückbarkeit, für Wege der Schadensvermeidung, -vorbeugung, -ausschaltung usw.) mögen bekannt sein. Welche Auswirkungen der Anschluss solcher Grat-Wege an das bereits bestehende System hat – vor allem: welche Folgen es hat, den für sie benötigten Ressourcenfluss über sie, statt ein alternatives Grat-System laufen zu lassen, oder aber den (in sich selbst mündenden!) Gesamtfluss dieser Ressourcen auszuweiten, um diesen zusätzlichen Zweig zu nutzen: das lässt sich, ohne Betrachtung der Gesamt-Reproduktion, nicht sagen. Und oft lässt es sich darum überhaupt nicht sagen: Weil wir die zyklische Abhängigkeit der verschiedenen Teil-Zweige, der neben- wie hintereinandergeschalteten, unserer Reproduktion schlicht nicht gut genug kennen; spätestens jene Abhängigkeiten, die aus ihrer vielfältigen und unüberschaubaren Angewiesenheit auf von uns nicht beeinflusste günstige Umgebungsbedingungen resultieren.

43.
Die Erkenntnis der Möglichkeiten seiner Verwendung machen aus einem Stück (empirischen) WISSENs-DASS (Wissen um eine oder mehrere zeitlich, räumlich zusammenhängende Regularitäten der verschiedenen genannten Arten) ein Stück (technologisches) WISSEN-WIE – ein Stück Wissen, wie durch rechtzeitig am rechten Ort, zur rechten Zeit angreifendes Handeln diese Regularität(en) mit (noch einmal) andern in Zusammenhang gebracht, und so absichtlich ein (technischer) Effekt zustandegebracht werden kann. Im Bild des vorhergehenden Abs. gesagt: Wissen-wie ist eine aus den überhaupt als solchen („Wissen-dass“) bekannten Graten und Erhebungen herausgegriffene Teilmenge, die wir ALS Kette (durch zwischengeschaltete Handlungen verbunden und dann, dadurch, auf einen Effekt zulaufend) sehen können.
Und noch anders gesagt, könnte es heissen: Inhalte von Wissen-dass sind Verlaufs- oder Wirklichkeitsfragmente; Inhalte von Wissen-wie sind Wirk(handlungs)-Fragmente (Teil-Handlungen).
((Wissen-dass, soweit es von Dispositionen handelt, ist Resultat von Beobachtungen, in denen die Disposition ausgelöst werden muss, um ihr Vorhandensein erkennen, und das ANZEICHEN (unabhängig von der Auslösung) dieses Vorhandenseins identifizieren zu können (nicht-angezeigte Dispositionen benötigen als An- oder Vorzeichen ihrer Auslösbarkeit ein Probe-Auslösen). In diesen Beobachtungen ist es gleichgültig, ob die Disposition durch irgendeine spontane Natur-Ursache, oder eine Handlung von uns, ausgelöst ist; die Handlung gilt hier als (Auslöse)Ursache, wie andre auch. Hingegen ist das Zusammenwirken mit Handlungen von uns, und die Art dieser Handlungen, für Inhalte des Wissens-wie geradezu konstitutiv: Es zeichnet die Natur-Sachverhalte in solchen technischen Verfahrensabläufen aus, dass sie „normalerweise“ nur durch unser zweckmässig an ihnen angreifendes Handeln in Zusammenhang und zum Zusammenwirken gebracht werden können, und der betreffende Effekt normalerweie nur so hervorgebracht werden kann. Vgl. dazu die Ausnahmen: Naturphänomene (wie in regekmässig wiederholten Formen erstarrte Basaltsäulen), die „nicht von selbst zustandegekommen sein können“ – dem Anschein nach; und: die Ausnahme von solchen Ausnahmen, wenn es sich um Organe oder Produkte der Lebenstätigkeit lebender Organismen handelt.)
Aller Wissenserwerb (die Beobachtungen, Erfahrungen, Experimente) auf der „bestätigt-bestätigenden“ Ebene führt zu Wissen-dass und Wissen-wie, und mithin auf Effekte (wie komplex auch immer), die wir handelnd, spätestens im Zusammenwirken mit unbeeinflussten, bekannt-regulären Randbedingungen in unserer Umgebung, würden hervorbringen KÖNNEN. Das so entstandene Wissen ist systematisch unterteilt nach solchen (mehr oder weniger komplexen) Effekten, und den Teil-Effekten, aus denen sie (real) zusammengesetzt sind. Es ist ein (möglichst übersichtlich geordneter) Inbegriff von uns gewusster Möglichkeiten (Optionen), und dadurch „ermöglichten“ Könnens. Das Wissen (Wissen-wie) von diesen Möglichkeiten ist mehr oder weniger gut bestätigt, die Regularitäten, von denen sie abhängen, mehr oder weniger bedingt, stabil, und zuverlässig; die Bedingungen dieser Regularitäten sind ihrerseits mehr oder weniger bedingt, stabil, zuverlässig und bekannt; allerdings sollte sich, im Rückgang vom Komplexen auf seine Bedingungen, zumindest die OBJEKTIVE Bedingtheit (unbeeinflussbar durch uns), Instabilität, Unzuverlässigkeit der Bedingungen allmählich reduzieren lassen.

44.
Aber kein noch so umfangreiches technologisches Wissen, von noch so vielen Effekten, die wir (wie mit Werkzeugen, in einem nach Effekten geordneten, gut sortierten Werkzeug- und Instrumentenkasten) mit uns MÖGLICHEN Handlungen allesamt nach Belieben hervorbringen können (spätestens im Zusammenwirken mit regulär zuverlässig bekannten Randbedingungen), solange es unterhalb der Stufe eines ALLWissens von unserer Umgebung, und ihrer ALL-Kontrollierbarkeit bleibt, erspart es uns, die über all dies Wissen in das verbliebene Rest-Unbekannte und  „Hypothetische“ (das uns von dem überhaupt in unserer Welt real erreichbaren Anteil einer in ihr vorstellbaren ALL-Kontrollmacht trennt) hinausreichenden Fragen zu beantworten, die uns durch die Notwendigkeit auferlegt sind, das uns Mögliche und von uns Gekonnte in einem konkreten PLAN, einem Reproduktions- und Produktions-Entwurf (Fortschrittspfad), mitsamt Entwürfen zur Wissens-Ausweitung (soweit wir dafür Ressourcen verwenden), einzusetzen:
– Worauf wollen wir uns wie sehr verlassen, welches wie produktive Niveau der Reproduktion unseres Selbst (das, eben indem es ein „reproduktives“ auf einem bestimmten Niveau ist, auch schon ausgerüstet sein muss mit zu reproduzierenden Mitteln; also: welches erweiterte Selbst…) wollen wir gegen wieviele Bedrohungen jetzt und später verteidigen (und für welche Dauern wie aktiv, oder gar passiv robust machen)?
– Was wollen wir daFÜR (und woFÜR daran im einzelnen?) noch wissen?
– Wie die knappen Ressourcen verwenden, die wir JETZT, HIER zur Verfügung haben, angesichts dessen, was wir kategorisch für die nähere und weitere Zukunft erwarten, und was wir bedingt (als Disposition und Fähigkeit) handelnd nutzen können (und, im Falle solcher Nutzung, als Nebenfolge unseres Handelns erwarten müssen oder dürfen)?

45.
Nichts hindert uns daran, immer längere Sequenzen von handelnd zustandezubringenden technischen Effekten auf immer komplexere Resultate (immer noch mit Effekt-Charakter) zulaufen zu lassen, und zu sehen, ob es gelingt, was für Nebeneffekte sich ergeben, wieviel Ressourcen der verschiedensten Art diese Technik-Sequenzen verbrauchen, welche Störbedingungen sich ergeben; vielleicht können wir, im Mass, wie Zusammenwirken nicht zu (unerwünschten oder erwünschten) Wechselwirkungen, Interferenzen und Abändern der Wirk-Charakteristiken führt, die Resultat-Wirkung sogar nur durch Zusammensetzen aus den beteiligten Teil-Techniken ableiten, berechnen, und vorhersehen. Soweit allerdings solche Summen- und Komplex-Wirkungen eben nicht aus den Teilen vorherzusehen sind, geht das Versuchen, Prüfen, Bestätigen, Abändern, Absichern, Ermitteln von Stör- und Verbrauchsgrössen, allgemeinen (günstigen wie ungünstigen) Randbedingungen etc. auch auf der maximal komplexen Ebene weiter.
Nichts hindert uns, auch solche immer längeren Sequenzen immer wieder in sich selbst zurückmünden zu lassen, sie „nachhaltig“ und selbst-reproduktiv zu machen, und sie so immer stärker Teil-Zyklen oder Teilen unserer realen Reproduktion anzunähern. Auch auf solche zyklischen Sequenzen lässt sich der Versuchs- und Experimental-Charakter der rein technischen Wissenserwerbe und der technische, oder Könnens-Charakter des so erworbenen Wissens-wie ausdehnen. Je umfangreicher solches Versuchen wird, desto mehr wirft es freilich die Frage auf, wieviel Reproduktions- und Praxis-Simulationen wir uns, NEBEN unserer realen Praxis, leisten können; und je mehr dabei die Gesamt-Reproduktion simulierend erprobt wird (schon darum, weil immer grössere Teile des für die Gesamt-Reproduktion bestimmten Ressourcenangebotes verwendet werden), desto mehr geht dies Versuchen in die Real-Praxis, als Teil von ihr, über; desto mehr nimmt umgekehrt die Real-Reproduktion Versuchscharakter an, ist SIMULTAN Wirk-Prozess und Prozess des Erwerbs von immer umfangreicherem Wissen-wie. Diese Eigenschaft unserer Reproduktion, dass sie teilbestätigtes, sich weiter bestätigendes experimentelles Erproben ihrer selbst ist, braucht und kann sie garnicht abstreifen; Reproduktion, auch in ihrer Gesamtheit, hat nun einmal einen technischen Charakter. Sie ist AUCH Inhalt von Wissen-wie, selbst in ihrer komplexesten Gestalt: Allem Planen liegt notwendig ein so wie geplant bewusstes Können zugrunde – Planen ist AUCH technisches Konstruieren einer Reproduktion; und das Kombinieren von Effekten ändert nicht schon dadurch grundsätzlich seinen Charakter, weil die zu kombinierenden Wirkungen sich durch ein „Selbst“ (dessen Reproduktionsanforderungen sie erfüllen), oder ein „erweitertes“ solches, hindurchbewegen, und DADURCH-DASS sie stattfinden, erfolgreich Ausgangsressourcen und Selbst reproduzieren, und ihrerseits womöglich robuster und produktiver gemacht werden.

46.
Aber die Aufgabe, herauszufinden WIE („Wissen-wie“; welches Dadurch-dass usw.) im einzelnen wir Reproduktion und Produktion zuwegebringen ((soweit wir mehr oder weniger gut bestätigte Effekte und Prognosen besitzen – aus denen wir lange und längere, auch zyklische Sequenzen, die zwar noch nicht erprobt, deren Wirkungen aber abschätzbar und in diesem Sinn erprobenswert sind, zusammensetzen können)), ist zu trennen von der

(1) Aufgabe, in JEDEM Falle Reproduktion zu VERSUCHEN, solange wir nur überhaupt etwas können (und in DIESEM Sinn über bestätigtes Wissen-wie und Techniken, Können, Prognosen verfügen), also uns ÜBERHAUPT zu reproduzieren, „koste es, was es wolle“, und das OB und DASS unserer Reproduzierbarkeit, nämlich die Voraussetzungen für spätere, verbesserte Weisen solchen Reproduzierens nur erst einmal zu erhalten, also „zu überleben“ – auch, wenn wir noch nicht wirklich „alles daFÜR Nötige“ wissen, und in diesem Sinne „genug“. Diese Aufgabe ist aber wiederum eine andre als die:

(2) Unter vielem, das möglicherweise uns ÜBERHAUPT reproduzieren könnte, dasjenige herauszufinden, das (bei gegebnem Wissensstand hinsichtlich der Bedingungen unserer Reproduktion) den Versuch am meisten lohnt, und daher (zeitlich) allen andern solchen Versuchen vorzuziehen ist.

(3) Schliesslich ist eine dritte Aufgabe: Dem Wissenserwerb ausserhalb des Bekannten und einfach Verlängerbaren, mithin ausserhalb des Abwandelns von Bestehendem (durch horizontale Generalisierung usw.), in diesem Rahmen seinen Platz (im Rahmen des (geschätzten) Gesamtbudgets: seine Ressourcen) anzuweisen: jenem Wissenserwerb, der auf das WIRKLICH Neue zielt, und darum auf Suchen beruhen muss.

47.
Zur Lösung dieser Aufgaben (1)-(3) müssen wir das Gesamtbudget zwischen ihnen aufteilen, indem wir Überschuss (und notwendigen Reproduktionsanteil), Optimum (optimal-hoffnungsbegründete Reserven), Forschungsanteil bestimmen, und für jedes dieser drei Budgets (dh. das jeweilige Gesamtbudget für Reproduktion, Produktion, lohnendem Wissenserwerb) die Fragen am Ende von Abs. 40 beantworten. Dies geschieht, wann immer es geschieht, entgegen der hartnäckig wiederholten Behauptung des Normalplaners, ohne zureichendes Wissen: Man weiss NICHT genug; nicht genug, um hinreichend BESTÄTIGTE (und darum „berechtigte“) Erwartungen zu haben; und es handelt sich somit um einen VERSUCH. Dieser Versuch wiederum soll aber auf Erfahrung beruhen, und aus ihr abgeleitet sein, und entlang weiterer Erfahrung durch „bessere“ und erfolgversprechendere Varianten seiner selbst ersetzt werden. Es soll also hier, was auf der technischen Ebene sehr wohl Erprobung der Möglichkeiten einer bestimmten Anordnung von Teil-Prozeduren und ihrer Erfolgsträchtigkeit in einer bestimmten Umgebung darstellt, bereits ZUGLEICH etwas viel Weitergehendes erproben, nämlich die Erfolgsträchtigkeit einer Hypothese über die Beschaffenheit des Rest-Unbekannten (genauer: über die Beschaffenheit von berechtigten Erwartungen hinsichtlich dieses Unbekannten bei gegebnen Wissensständen). Nur, dass für DIESEN Versuch, soweit er technisch definiert ist, zumindest im Prinzip seine Wiederholbarkeit gesichert sein müsste.
Nun ist zwar, beispielsweise, einigermassen definiert, wann ein reproduktiver, produktiver oder experimenteller (Teil)Zyklus GELUNGEN ist, und darum sinnvollerweise wiederholt wird; oder es kann gefragt werden, wenn er mehrmals durchlaufen wird, woran es gelegen haben könnte, dass er besser oder schlechter verläuft (auch, wenn mit zunehmender Komplexität der erprobten Verfahren und Verfahrenskombinationen die Kontrolle möglicher Einfluss-Faktoren „ceteris paribus“, also unabhängig von andern, immer schwieriger wird).

48.
Hingegen die Erprobung einer Hypothese bezüglich dessen, worauf man sich jetzt und künftig bei Aufteilung seines Gesamtbudgets zweckmässigerweise einrichten muss, worauf man sich dabei verlassen darf, und was man dabei wissen kann, scheint nicht so bald an ein Ende zu kommen, vielmehr immer wieder auf Überraschungen zu stossen; weshalb es sinnvoll erscheint, dass die genannten Erwartungen, entsprechend den Unterstellungen der Hypothese (wie wir sie Ende Kap.6 und in Kap.7 besprochen haben)  immer wieder diesen Überraschungen angepasst werden müssen. Dies Anpassen wäre dann das eigentliche So-Tun-als-ob des Normalplaners mit Bezug auf das Rest-Unbekannte, oder das Experiment, das die zugrundeliegende, eigentliche Hypothese in versuchsweises, ihr entsprechendes Handeln umsetzt; eine Hypothese, die, als Maximalhypothese über das gesamte Rest-Unbekannte, als echte Optimalhypothese – wenn auch eine spezieller Art – gelten muss. Sie besagt dann ungefähr:
– Die Gesamt-Welt, einschliesslich des Rest-Unbekannten, weist einen Bestand auf an Gesamt-Stabilität, und stabilen Bedingungen (im Sinn von: Erklärungen, Zurückführung auf eine Komplexion von Elementarerem) dieser ihrer Stabilität, auf die man sich, sobald man sie kennt, ein für alle Mal verlassen kann.
– Dieser Bestand erschliesst sich durch pures Registrieren dessen, was sich im Lauf der Zeit als FÜR unsere Reproduktion und Produktion wissenswürdig erweist, und ist letztlich identisch damit.
– Aus dem, was sich in der Vergangenheit als FÜR Reproduktion und Produktion wissenswert erwiesen hat, lässt sich (spätestens aus gegebenem Anlass) auch alles zukünftig daFÜR noch Wissenswerte ableiten.

49.
In dieser Fassung der Normalplaner-Hypothese über das Rest-Unbekannte muss nun aber ein allgemeines epistemisches Schema, das sie mit allen Optimalhypothesen gleich welchen besonderen Inhalts, nur schon als Optimalhypothese, gemeinsam hat, unterschieden werden von der besonderen Besetzung dieses Schemas mit Kategorien, oder allgemeinsten Formen dessen, WOMIT die hypothetische Optimalität (bis zur Widerlegung unterstellte optimale Kenn- und Erkennbarkeit der Welt) in dieser Welt, so oder so, realisiert sein könnte (Kategorien, wie sie dann beispielsweise der Normalplaner in das Schema einträgt, als dessen Belegung; andere Optimalhypothesen-Bildner werden dafür andere Kategorien benutzen). Man könnte dies allgemeine epistemische Schema der Optimalität (epistemisch, weil darin die Welt als eine im besten Falle in bestimmten Hinsichten vollständig kennenlernbare unterstellt wird) so umschreiben: Die Welt ist, aufgrund der besonderen Unterstellungen der jeweiligen Art Optimalhypothese (gleich, ob mit den Kategorien der Normalplaner, oder mit anderen Kategorien konstruiert), im besten Fall eine, für die gilt:
– Es wird in ihr immer etwas geben, worauf man sich verlassen kann (so, dass man weiss, was man überhaupt tun, wie planen und Versuche entwerfen soll: als Beantwortung der Frage „Was sollen wir tun (und versuchen) – angesichts eines fortbestehenden uns bedrohenden oder auch Chancen eröffnenden Rest-Unbekannten (aber grundsätzlich Erkenn- und Wissbaren)?“);
– in und mit diesem Verlässlichen muss auf Dauer Reproduktion und Produktion möglich sein (so, dass wir berechtigte Erwartungen (Hoffnungen) haben, dass durch unser zweckmässiges Tun (gerichtet gegen alles, was uns mit Grund Angst macht) unser eigentliches Selbst erhalten bleibt: als Beantwortung der Frage „Was (und vor allem: wie, aufgrund von was, welchen reproduktiven und produktiven Arrangements) dürfen wir (dann für unsere Selbsterhaltung er-) hoffen?“);
– das an sich Verlässliche muss durch unser Zutun ebenso wie durch spontane, innerweltliche Einwirkungen abwandelbar, nämlich erklärbar und zerlegbar (in „Elemente“ des Erklärens) sein, derart dass sich aus bestimmten Abwandlungen, nämlich Zerlegungen, durch Neu-Zusammensetzen (spätestens dann auch mit hinzukommenden Handlungen von uns) erklärbar und berechenbar-vorhersehbar abgewandelte Erwartungen ableiten lassen. (Beantwortung der Frage: „Was können wir (zusätzlich zu dem, worauf wir uns bereits jetzt verlassen) (vorher)wissen?“)

50.
Wenn wir von Rest-Unbekanntem sprechen, hinsichtlich dessen, oder dessen mutmasslicher Beschaffenheit, jede Optimalhypothese etwas unterstellt, dann ist Material aus diesen, und nur diesen drei Gruppen gemeint; und es ist „epistemisch“ definiert, weil es bei der Unterstellung JEDER Optimalhypothese, wenn sie denn eine ist, wie immer sie im einzelnen lautet und was immer sie unterstellt, immer darum geht, wie geartet das Jetzt-noch-Unbekannte ist, derart dass es sich durch Lernen von derundder Art erschliessen lässt, und sich einer solchen Erschliessung, wenn und sofern die Optimalhypothese nicht sich als unzutreffend erweist, auch würdig erweist. In der Optimalhypothese wird näher bestimmt, worin die Gesamtheit des restlichen, noch nicht gewussten Wissenswürdigen in der Welt bestünde – WENN es denn dort (wie für den besten Fall, bis auf weiteres, zu unterstellen ist) zu finden ist – , und was wir somit in und an der vorfindlichen Welt als ganzer (soweit sie uns einerseits überhaupt zugänglich ist, und soweit wir sie, andererseits, noch nicht kennen; also in und an dem Rest-Unbekannten), bestenfalls noch lernen könnten, WENN wir es lernen wollen. Von daher ergibt sich zwanglos die Verbindung zu jener logischen Eigenheit, durch die sich die Optimalhypothesen-geleiteten Experimente…
(nämlich die jeweilige Gesamtpraxis, soweit sie eine Festlegung ist auf eine bestimmte hypothetische Erwartung hinsichtlich des Rest-Unbekannten, soweit sie sich von anderen, möglichen solchen Erwartungen unterscheidet, und den Unterschied dieser experimentellen Praxis im Verhältnis zu anderen, ebenfalls möglichen Varianten (die auch mutmasslich reproduktiv wären, und mit dem gegebenen Wissensstand vereinbar), begründet)
… von den sich an Such-Beobachtungen anschliessenden, immer wieder zu durchlaufenden, bestätigbaren, und auf Störgrössen und Bedingungen abstimmbaren technischen Verfahrens-Erprobungen unterscheiden: Die optimalhypothetisch angeleiteten Experimente werden nicht wiederholt, weil sie Versuche zu vollständigem LERNEN sind, und zwar Versuche des vollständigen Lernens desjenigen, was in der Welt Bestand hat (worauf man sich verlassen kann): des Bestandes an definitiv Unbedingtem; welches sofort in die genannten drei Abteilungen bzw. Unterabteilungen zerfällt.
Ein solches Lernen aber braucht, wenn es erfolgreich ist, nicht wiederholt werden (es sei denn, seine Resultate werden vergessen, was nicht die Schuld der Welt wäre, und die Optimalhypothese nicht falsifizieren würde); es ist, wenn es seinen Zweck erreicht, auch an sein Ende gelangt (wie im Doppelsinn der Worte finis, telos sich andeutet).
(Ganz ähnlich zwanglos lässt sich daraus auch die Existenz eines gestaffelten Systems submaximaler Optimalhypothesen ableiten, nämlich all jener, die dem Rest-Unbekannten unterstellen, in absteigender Reihenfolge, nur immer geringere submaximale Lernerfolge, verglichen mit dem Maximum, zuzulassen.)

51.
Die allgemeinen Formen des „epistemischen Schemas“, in die sich das gewissermassen Rest-Wissenswürdige (in den Unterstellungen über das Rest-Unbekannte, die jede Optimalhypothese machen muss, die den Namen verdient) aufzweigt, werden nun aber in konkreten Optimalhypothesen näher bestimmt (mit (vgl. Abs.49) „Kategorien, oder allgemeinsten Formen dessen, woMIT oder DURCH-die die hypothetische Optimalität (bis zur Widerlegung unterstellte optimale Kenn- und Erkennbarkeit der Welt) in dieser Welt, so oder so, realisiert sein könnte“).
(Anm. Das woMIT oder DURCH-die entspricht der in früheren Kapiteln ngesprochenen DADURCH-DASS-Relation.)
Eine Optimalhypothese muss, durch Präzisierung des Begriffs des verlässlich-(re)produktiv-verwertbar-Elementaren mithilfe solcher Kategorien, angeben, von welcher Art das (noch) kennenzulernende verlässliche, in speziellen (mehr oder weniger stabilen) Komplexen teils nutzbare, teils bewältigbar-schädliche Elementare im besten Fall sein kann: So, dass das Rest-Unbekannte, wenn es eins dieser Art wäre, als für uns best-mögliches und als solches nicht mehr überbietbares gedacht werden müsste, und die Erwartung, dass das uns gegenübertretende Rest-Unbekannte ein solches ist, bis zum Beweis des Gegenteils der weiteren Planung unserer Gesamt-Praxis zugrundezulegen zugleich die Erprobung des Denkbar-Weitestreichenden unter allem, was wir uns überhaupt als möglich vorstellen können, bedeuten würde.
Mit welchen speziellen Kategorien nun konkretisiert man als Normalplaner den jeder Optimalhypothese zugrundeliegenden Begriff des verlässlich-(re)produktiv-verwertbar-Elementaren, und somit das Am-Restunbekannten-im-bestdenkbaren-Fall-Wissenswürdige – in welchen allgemeinsten Formen könnte, dem Normalplaner zufolge, das Rest-Unbekannte in der vorhandenen Welt seine Verlässlichkeit, Verwertbarkeit, und Erklärbarkeit im günstigsten Falle realisieren? Die Antwort des Normalplaners (seine Belegung des Schemas aus Abs.49) lautet:
1. Das Verlässliche (und das Mass der Verlässlichkeit) wäre dann identisch mit dem dauerhaft STABILEN (und stabil-Musterhaften) (und dem Mass an Stabilität) in der Welt= Rest-Unbekannten – das eben dadurch auch, im Mass, wie es stabil ist (dauerhaft ist, regelmässig oder relativ häufig, also nicht zu selten wiederkehrend oder gar einmalig zu beobachten ist), notwendig bereits bekannt sein muss;
2. die Verwertbarkeit des Rest-Unbekannten besteht für ihn darin, dass dies verlässliche Material zuverlässig „funktionierende“ (nicht zu Enttäuschungen führende) REGELN DER BUDGETAUFTEILUNG auf Rahmen- und Bereichs-Ebene ermöglicht;
3. die Erklärbarkeit des Rest-Unbekannten (und damit seine produktive Abwandelbarkeit, Reduzierbarkeit auf (kontrollierbare; reproduzierbare oder unterdrückbare) Bedingungen (Dispositionen)) besteht, dem Normalplaner zufolge, in der ÜBERTRAGBARKEIT VORHANDENER ERKLÄRUNGSMUSTER (Muster der Erklärung von Komplexen durch Elementareres und die Art seiner Zusammensetzung) durch angemessenes Generalisieren (geschickte Bildung von Ähnlichkeits-Klassen, dh. „Entdeckung“ von Ähnlichkeiten) auf beliebige neue Fälle („horizontale Generalisierung“); dies freilich nur, wo es nötig ist (ein dazu nötigender Anlass besteht).

52.
Ein optimales Rest-Unbekanntes wäre eines, in dem das Vorstellbar-Wissenswürdigste gelernt werden kann; nach dem, was eben gesagt wurde, besteht dies Vorstellbar-Wissenwürdigste für den Normalplaner in Tatbeständen, durch die sein je vorhandenes Wissen-wie so ergänzt wird, dass sein jeweiliges erweitertes Selbst sich auf dem es charakterisierenden Reproduktionsniveau erhalten, und entlang des dazu gehörenden (nämlich auf ein zu diesem erweiterten Selbst passenden Optimum zulaufenden) Fortschrittspfades erweitern lässt, ohne dabei auf Dauer überrascht zu werden, und ohne durch zwischenzeitlich auftretendes Neues aufgehalten, oder auf gänzlich andere Reproduktionsformen oder Fortschrittspfade abgelenkt zu werden. – Die Pointe, und damit auch der Mangel dieser Art, eine Optimalhypothese zu konstruieren (und die Kategorien des „epistemischen Schemas“, das sie darstellt, durch Besetzung mit „Unterkategorien“ zu konkretisieren), ist: dass der INHALT der so zustandekommenden Optimalhypothese nicht unabhängig von momentanen Wissensständen formuliert werden kann; genauer, nicht unabhängig davon, welches Wissen (und damit Teile des Rest-Unbekannten) man in welcher Reihenfolge erwirbt: Neu hinzukommendes Wissen kann, bei dieser Konstruktionsweise, eine frühere Vorstellung vom Inhalt des wissenswürdigen Rest-Unbekannten als eine falsche und ungünstige erweisen – obwohl doch auch diese frühere Vorstellung durch ihren damaligen Wissensstand hineichend beglaubigt zu sein schien, und eine zureichende Bestimmung des im besten Fall noch zu Lernenden gestattete: Indem auch sie, auf ihrem Stand, ein erweitertes Selbst und einen Fortschrittspfad aufzuweisen hatte, und einen hinreichend grossen Wissensbestand, um für die Bewältigung alles noch vorkommenden Neuen durch aus horizontalen Generalisierungen entstandene Versuchsreihen gerüstet zu sein.
Der Normalplaner will, durch seine Art, das Optimalhypothesen-Schema zu besetzen (und damit, in der Ausdrucksweise in den Kapiteln 3 und 4, eine Lernstrategie zu haben), auf alles, was ihm noch begegnen könnte, vorbereitet sein; aber dann begegnet ihm solches, das nahelegt, diese Besetzung zu ändern, und seiner Optimalhypothese einen andern Inhalt zu geben; und so immer weiter mit zunehmender Erfahrung. Aber jede dieser Optimalhypothesen sollte ja ein Entwurf, eine Lernstrategie und übergreifende Regel sein, mit der man auf die Gesamtheit dieser anwachsenden Erfahrung und ihre möglichen Verzweigungen reagieren wollte – und zwar so, dass das Abarbeiten dieser Verzweigungen eine der möglichen Erfüllungen (oder Realisierungen) dieses vorweg Gedachten darstellt. Wohingegen die Änderungen, die der Normalplaner vornimmt, es nachträglich entwerten: Wissen, AUF das man hätte reagieren sollen, bekommt die Qualität, die alles übergreifende ART, auf ALLES zusätzlich sich einstellende Wissen zu reagieren, zu verändern; und das auch noch im nachhinein.

53.
In Wahrheit ist solches neu hinzukommende Wissen, das Änderungen der Reaktionsart, nämlich grundlegende Eingriffe in die Ausgangs-Normalpraxis, nötig macht, durch die Optimalhypothese des Normalplaners ausdrücklich ausgeschlossen. Es ist ja nicht so, dass er Entwicklungen dieser Art nicht vorhersehen könnte; aber die Pointe seines Optimalhypothesenbildens ist doch gerade, sie ausschliessen zu dürfen, darum, weil er eben bis zum Beweis des Gegenteils unterstellt, sehr weitreichende Konstanz-Erwartungen seinem Handeln und Planen zugrundelegen zu dürfen.
Was zunächst „widerlegt“ wird durch „unerwartete“ Erfahrungsverläufe, ist denn auch (wie bereits öfter festgestellt) nicht diese seine Überzeugung, WIE seine Hypothese auszusehen hat (dass sie überhaupt Konstanzerwartungen einer bestimmten Art, nämlich solche vom Stabilitätstyp) zum Inhalt hat, sondern die bisher geltenden Erwartungen dieser Art. Die Selbstkritik des Normalplaners im nachhinein ist immer wieder: Nicht, dass er überhaupt Konstanzerwartungen hatte, sondern nur, dass es die falschen waren. Aber wie hätte er die richtigen vorhersehen, oder gar vorherWISSEN sollen (denn so müsste man sich doch ausdrücken)? Angesichts immer wieder notwendig werdender Wechsel in diesen Erwartungen muss er sich doch fragen: Ob es diese richtigen überhaupt geben kann? Aber das hiesse letztlich: in einer Welt zu leben, in der man überhaupt keine solche Erwartungen haben kann – einer Welt, die Lernen in SEINEM Sinn, und damit Planen, und überhaupt alles Tun, sinnlos macht.
Aber auch wir müssen uns fragen: ob er nicht recht hat; KANN denn eine Optimalhypothese ohne Konstanzerwartungen auskommen? Und MÜSSEN diese nicht sich an Erfahrung orientieren – auch, wenn eine Lernstrategie Möglichkeiten im voraus entwerfen muss, von denen dann nur bestimmte sich realisieren? Und könnte es sein, dass man dann eben keine Lern-STRATEGIE haben kann, weil ein solcher Entwurf eben nicht universelle Gültigkeit beanspruchen, und in diesem Sinn gelingen kann – weil alle solche Möglichkeits-Entwürfe immer wieder im nachhinein durch die weiter wachsende Erfahrung verbessert werden müssen? Weil eben der Begriff von dem, was allenfalls durch noch hinzukommende Erfahrung gelernt werden kann, sich durch eben diese Erfahrung notgedrungen ändert (in gewissem Sinn: verbessert)?

EXKURS

54.
Darauf ist zu antworten: Es ist RICHTIG, dass wir Konstanzerwartungen haben müssen; wir MÜSSEN sie im voraus entwerfen, und ständig verbessern; und wir MÜSSEN sie auf das beziehen, was wir aus Erfahrung dazulernen. Nur, dass wir nicht dasselbe wie der Normalplaner unter Konstanz verstehen müssen, nämlich blosse Stabilität – im Sinne von Regularität, bei der garnicht mehr gefragt werden braucht, ob sie elementar ist und als solche hinzunehmen, oder komplex, und durch Zusammentreten von wirklich Elementarem erst zu erklären.
(So, wie oft auch von Normalplanern nicht gefragt wird, wie das vorhandene Reguläre (auch als Neben- oder Spätfolge weit zurückliegender Aktivitäten ihrer Vorfahren) so wie es ist, allererst hat zustandekommen können: Wie weit sie selbst Erzeuger, zumindest Erhalter dieser Regularität sind, und eine Welt, in der dies Erzeugen und Erhalten längere Zeit ausbliebe, gänzlich ihren Charakter ändern würde; so sehr, dass man sich fragen kann, wie mit den Prinzipien, die der Normalplaner für die einzig Sinn machenden erklärt, in einer so veränderten, oder auch der Welt, wie sie ursprünglich einmal war, je die für ihn massgeblichen Regularitäten haben gefunden, und die angemessenen Reaktionsformen darauf haben ausgebildet werden können; in der blossen Vorstellung der auf seine Normalität zulaufenden Vorgeschichte mit ihren Entdeckungen und Erfindungen würde dem Normalplaner der Begriff des wirklichen Lernens (denn aus Schritten solchen Lernens besteht diese Vorgeschichte, wie weit sie im einzelnen auch auseinanderliegen mögen) anschaulich werden, den er von seinem Standpunkt aus für praktisch marginal, weil von prima facie „Irregulärem“ handelnd, erklären muss.)
Würde der Normalplaner das prima-facie-, oder Oberflächen-Reguläre, nämlich vorderhand bloss Stabile (und somit an Bedingungen seiner Stabilität gebundene) für etwas grundsätzlich Erklärungsbedürftiges halten, könnte sofort hinter der erscheinenden und zu erklärenden Oberfläche seiner Normalität ein riesiger Bereich von Erklärend-Elementarem geahnt werden – von Gründen und Bedingungen, Bestandteilen und Momenten, erklärenden Komplexen und wahrhaft Elementarem usw. – ein Bereich, der einlädt, ihn durch eigens auf ihn zielende Nachforschungen zu erschliessen, für die es lohnt, Ressourcen aus dem Gesamtprodukt abzuzweigen, und die dann weder als reproduktiv, noch als produktiv, oder als „berechenbar-lohnende Wissenserwerbe“ verstanden werden können, sondern völlig ausserhalb jeder der von Normalplanern vorgesehenen Handlungs-Kategorien stehen.
Statt alles mögliche relevante Wissen (Wissen-wie) im grossen Ganzen erschöpfend, wie es dem Normalplaner vorkommt, würde das der Normalpraxis zugrundeliegende Wissen nur noch als in praktischer Hinsicht höchst prekärer, vorläufiger Wissens-Stand, oder fast möchte man eher sagen: Stand des Unwissens, erscheinen. Dem Normalplaner hingegen erscheint das (relevante) Rest-Unbekannte, wieviel Änderungen seine Praxis auch durchmacht, immer wieder (und zwar aus prinzipiellen Gründen) als zwar unbekannt, aber doch relativ eng umgrenzt, verglichen mit dem, was er schon weiss (von dem, was er wissen wollte); dem Nicht-Normalplaner erscheint es ebenso unbekannt, aber ungeheuer ausgedehnt. Von daher erklärt sich, dass der Normalplaner, ebenso wenig wie nach Forschung ein Bedürfnis danach hat, sich von den Grenzen und dem Aufbau des Rest-Unbekannten einen Begriff zu machen – etwa, um (lern)strategische Prinzipien auszubilden, wie er sich zu ihm verhalten, und wie es erschliessen will. Kurz: Der Normalplaner denkt nicht im Traum daran, das epistemische Schema seiner Lernstrategie, also Optimalhypothese, aufzufassen als eine kategoriale Struktur, worin er sein Verhältnis zu solch einem riesigen, erklärenden Rest-Unbekannten artikuliert, konkretisiert, und begrifflich überschaubar macht.

55.
Zurück zum Anfang des vorigen Abs.: Es IST also zwar richtig, aber eben bloss mit bezug auf die Suche nach dem Erklärend- und Elementar-Regulären (einschliesslich der Arten seiner Zusammensetzung: Geometrische Anordnungen, Mischungen/Verbindungen, zeitliche Verlaufsformen): “…dass wir
– Konstanzerwartungen haben müssen;
– wir MÜSSEN sie im voraus entwerfen, und ständig verbessern; und
– wir MÜSSEN sie auf das beziehen, was wir aus Erfahrung dazulernen.“
Denn:
– Natürlich muss alles Stabil-, und als solches Zu-erklärend-Reguläre (dauerhaft, zyklisch, in Grenzen schwankend; als solches u.U. auch noch angezeigt; erst recht die in solchen Regularitäten fundierten Dispositionen, Fähigkeiten usw.) sein Fundament in etwas haben, das sich sogar noch über es hinausgehend, nämlich in andern Zusammensetzungen, „stabil“ und regulär erweist; das je Elementarste, als Bestandteil aller seiner Komplex-Bildungen, muss somit das Aller-Regulärste sein (vgl. „allgemeine Naturkonstanten“, „Naturgesetze“ usw.).
– Natürlich kann nicht alles in Beliebigem fundiert, oder durch Beliebiges erklärbar sein: wir können und müssen Vorstellungen davon ausbilden, Erklärendes WELCHER ART es allenfalls sein kann, das wir „hinter“ einer stabil-regulären Erscheinung antreffen könnten;
– Und natürlich werden wir, indem wir die Welt immer besser kennenlernen, unsere Kenntnis der „hinter“ den Erscheinungen liegenden elementarerer Komplex- und schliesslich der irreduzibel echten, elementaren Regularitäten verfeinern, vervollständigen und in diesem Sinne auch „verbessern“. (Dazu kann gehören, dass unser BEGRIFF von den Arten der zu erwartenden Erklär-Elemente (nämlich unsere Kategorien und Kategoriensystem) sich dabei als vervollständigungsbedürftig erweist – was wir allerdings, sofern es sich um VOR der jeweiligen Erfahrung bewusst zu machende Kategorien handelt, immer auch vorher schon wissen konnten; wenn wir nur ein Motiv, oder Anlass gehabt hätten, uns, erstens, der Unvollständigkeit in der Bewusstmachung dieses Systems von Kategorien an dieser Stelle bewusst zu sein (was noch relativ häufig geschieht) und sie, zweitens, aus diesem Grund auch schon zu beheben (was erheblich seltener vorkommt).)

56.
Nur: WIR werden, von daher, im Gegensatz zum Normalplaner, nicht aus der Bahn geworfen,
– wenn Konstanzerwartungen vom Komplex-Stabilitätstyp sich „erklärlicherweise“ nicht bestätigen;
– wir unseren im vorhinein (vor der zu erwartenden, zukünftigen Erfahrung) zu entwerfenden BEGRIFF von dem, was (bestenfalls, oder auch in suboptimalen Fällen) in dieser Erfahrung zu erwarten ist (und damit auch: unsere Lernstrategie, also letztlich: Optimalhypothese), nicht seinem Inhalt nach vollständig aus der voraufgegangenen Erfahrung erschliessen können (weil sie uns quasi bereits das Ganze dessen, was in Zukunft zu erwarten ist, per Anschauung gezeigt, und wir es, ohne zu denken, bereits an der Anschauung selbst, als Regel des zukünftig zu Erwartenden identifizieren konnten);
– wir diesen Begriff…
(das System der denkbaren Gründe und Erklärungen: des (Erfahrungs-)Materials, und seiner Kategorien (allgemeinsten Muster), die allenfalls zur Erklärung von Oberflächen-Erscheinungen und Erklärungen herangezogen, und mit (durch praktisch-experimentelle) Komplex-Zerlegung („praktische Analyse“)) zu ermittelnden Phänomenen „besetzt“ und konkretisiert werden können)
…vervollständigen, da wo wir ihn nicht gleich vollständig gedacht und uns bis an seine Grenzen, erschöpfend, klargemacht haben, und in diesem, und NUR diesem Sinn, ÄNDERN; wohingegen die Normalplaner ihr System von Rahmen- und Bereichserwartungen entlang wachsender Erfahrung vielleicht da und dort auch einmal unter Bedingungen stellen, und insofern ausdifferenzieren und erweitern; aber meist durch einen Begriff ersetzen, der ebenso einfach oder komplex ist wie die bisherigen – Begriff von dem, womit auf bestimmten Teilgebieten ihrer Planung zu rechnen ist (derart dass sie ihre Budgetplanung darauf einrichten können) – spätestens in Gestalt von horizontalen Generalisierungen von Verfahren und Mittel-Anwendungen; der neue ist nur eben ein Begriff, der durch die mittlerweile um einige einschneidende Überraschungen reichere Erfahrung „besser bestätigt“ ist als der alte.

EXKURS ENDE.

57.
Ich behaupte also: Das Regelsystem des Normplaners, das wir in den früheren Kapiteln rekonstruiert haben, ist wesentlich um jenen Begriff von Regularität herumgebaut, der sie mit Stabilität gleichsetzt; und als Folge dieser Gleichsetzung ergeben sich dann auch die Fehler, die wir im Planen und Lernen des Normalplaners bemerkt haben. Gehen wir also als erstes zurück auf jenen Fehler, von dem her sich unsere Einsicht in die zentrale Bedeutung der unerklärten Stabilität für den Normalplaner ergab – den Fehler des Ineinanderblendens (auf der „Bereichsebene“, mit ihren Fragestellungen) zweier völlig verschiedener Formen, oder Begriffe von „Experiment“: des „bestätigenden“ Versuchens, das bis hinauf auf die „Bereichsebene“ reicht, wo immer komplexere Formen der Reproduktion (worin viele verschiedene Techniken aufeinander und mit Umgebungsbedingungen abgestimmt zusammenwirken müssen) auf ihre Haltbarkeit auf Dauer hin erprobt werden; und: der Betrachtung unserer Gesamtpraxis als einer, die unter ständiger Ungewissheit verläuft, und in der wir von daher ein haltbares Verhältnis zum uns umgebenden Rest-Unbekannten ausbilden müssen, dessen Kern wiederum besteht in einer dauerhaft haltbaren Lernstrategie, oder absteigenden Optimalhypothesenfolge (was sich uns im Abs. 49 oben präzisierte als Abfolge von (vorstellbaren) optimalen und suboptimalen „maximalen“ Lernerfolgen). Wie stellt sich dann das vermeintliche Nebeneinander von „Bestätigen“ und „Falsifizieren“ (eines Vorab-Entwurfs hinsichtlich des Rest-Unbekannten) der je zuletzt gültigen Normalpraxis und ihrer Regeln auf dem Hintergrund der jetzt gewonnenen Einsicht dar? Wir hatten es, ungenau, bereits im letzten Viertel des Abs. 52 angedeutet („… aber dann begegnet ihm solches, das nahelegt,… seiner Optimalhypothese einen andern Inhalt zu geben; und so immer weiter mit zunehmender Erfahrung.“):
Der Normalplaner bewegt sich gewissermassen immerzu im Vorfeld der Wahl der „richtigen“ Optimalhypothese; die „Falsifikationen“ sind daher garkeine echten Widerlegungen einer wie immer gearteten Hypothese, die ab dann auch dauerhaft verworfen wird; vielmehr bestehen sie darin, dass dabei die vorläufig gültige Vorstellung vom Optimum (die versuchsweise, bis zu einer ECHTEN Falsifikation, dem Handeln zugrundezulegen ist) zugunsten einer anderen, mutmasslich „besseren“ (was nicht notwendig ein weitergehendes Optimum, vielmehr ein „realistischeres“ – angesichts neuerer Erfahrungen – bedeutet) aufgegeben wird.

58.
Aber mit dieser Erklärung ist noch nicht viel verstanden. Nur soviel: Der Normalplaner verheddert sich in der anwachsenden Komplexität seiner Gesamterfahrung, weil er auf eine verrückte Weise immer wieder, immer noch damit beschäftigt ist, seine Optimalhypothese, und damit den Kern seiner Lernstrategie, entlang dieser Erfahrung zu formulieren – allerdings eben nicht als eine, die immer wieder abgewandelt werden muss; vielmehr in der Erwartung, dass jede der durch fortschreitende Erfahrung erzwungenen Anpassungen sich als immer haltbarer (eigentlich, bis auf weiteres: als die endgültig haltbare („aber ab JETZT weiss ich genug…“)) erweist – dass also das Verhältnis zwischen Erfahrung und Hypothese sich ab einem nicht mehr weit entfernten Zeitpunkt umkehrt, und die Hypothese ab dann nicht mehr der Erfahrung (zum Zwecke der Optimierung der Hypothese, oder der Ermittlung der „richtigen“ Hypothese) angepasst werden muss, sondern die weitere Erfahrung den Erwartungs-Rahmen der optimierten oder „richtigen“ Hypothese nicht mehr verlässt; und das darum, weil der Normalplaner das allgemeine epistemische Schema der Optimalhypothesenbildung ausschliesslich konkretisiert, oder belegt mithilfe der Kategorie „prima-facie- oder Oberflächen-Regularität, im Sinne von Stabilität“. Dies wiederum ist eine epistemische Kategorie – eine Kategorie, mit deren Hilfe er versucht zu sagen, welche Arten von Wissen er wovon erwirbt – erst in zweiter Linie ergibt sich daraus dann auch, was er aufgrund welchen Wissens (oder Teilwissens, verglichen mit dem, was er noch dazu hinzuzuerwerben für möglich hält) dieser Art glaubt jetzt und künftig an Wirkungen erzielen zu können.
Der entscheidende Zusatz aber, durch den diese Kategorie ihre Produktivität im Sinne des Normalplaners erst so richtig entfaltet, besteht in einem Gedanken, den wir bereits kurz in Abs. 5/32 (und später in 7/27+29) erwähnten: Dass das Dauerhafteste, oder am längsten in gleichen Zyklen Schwingende, oder in stabilsten Grenzen sich Haltende und Gleichbleibende zugleich das Best-Gekannte in unserer „Lebenswelt“ sein muss; und so die Rang-Reihe im Mass der „prima-facie“-Regularität (heisst: der sicht- und beobachtbaren, sich von selbst durch ihre, mehr oder weniger durchgängige Präsenz anzeigenden Oberflächen-Stabilität“) absteigend. Von daher die Schlussfolgerung, die durch Klage-Anlässe der zweiten Art (5/31, b und 5/32) erschüttert würde: Reproduktion, die FUNKTIONIERT, orientiert sich eben darum an einer Stafette aus stabilen Rand- und Kontrollbedingungen (sonst funktioniert sie ja nicht); diese müssen also bereits bekannt, somit den „stabileren“ Stabilitätsstufen der Rangreihe zuzurechnen sein; diese sind aber nur darum „epistemisch“ hochrangig-stabil und leicht zu entdecken, weil sie eben auch „ontologisch“ hochrangig-stabil waren, und sich als relativ dauerhaft erwiesen.
(Vom schwer und nur in Ausnahmefällen sich zeigenden Elementar-Regulären, das sich in seinen Komplexen versteckt und nicht ohne weiteres als solches offenbart, dürfte man das nicht behaupten oder erwarten.)

59.
Mit einem Wort: WENN Reproduktion BEREITS JETZT „funktioniert“, dann darum, weil sie sich am leichtest zu Kennenden, Häufigsten, Musterhaftesten, das unsere Welt zu bieten hat, orientiert; und genau darum muss sie auch auf Dauer zuverlässig sein – genauer, und zunächst nur: Die Erwartungen, an denen sie sich orientiert, müssen zuverlässig sein. (Von daher die hartnäckige Antwort in Abs. 31: „Aber es funktioniert nun mal…“?)
Der grösste Teil des Stabilen und also überhaupt Nutzbaren in der Umgebung ist schon bekannt; die „funktionierende“ Reproduktion (zusammen mit ihren diversen Dunstkreisen) macht wiederum davon den grössten Teil aus. Alles Hinzukommende kann dann überhaupt nur noch marginale Verbesserungen des Wissensstandes bringen – wie praktisch nutzbar sie auch sein, und wie sehr sie die ebenfalls bereits reproduktiv „funktionierende“ Ausgangspraxis hinsichtlich ihrer Effizienz und Fortschrittschancen überbieten mögen. Aber selbst diese Möglichkeit zugestanden, folgt aus der genannten ontologisch-epistemologischen Fundamentalerwartung des Normalplaners unmittelbar, zumindest als Tendenz und auf Dauer, seine Konvergenzerwartung; allerdings nur zusammen mit einer entscheidenden, und sehr bezeichnenden Zusatzannahme; und sie wird uns helfen, das Prinzip, das der „Normalplanung“ zugrundeliegt, vollends zu verstehen.
Denn die einzelnen, jeweils neu hinzukommenden marginalen Regularitäten, die die Rahmen- und Bereichserwartungen (bezüglich des Rest-Unbekannten und bestenfalls Lernbar-Wissenswürdigen, s. Abs. 50f.) verändern könnten, mögen zwar allmählich und tendenziell gegen das immer weiter anwachsende Gewicht der mit zunehmender Erfahrung immer besser und vollständiger bekannten Gesamt-Regularität der Umgebung immer weniger ausrichten; es ist aber immer wieder für passend „strategisch“ günstig oder ungünstig plazierte Einzelfälle solcher verspäteter, unerwartet sich zeigender neuer Regularitäten vorstellbar, dass sie imstande sind, der gesamten Lebenswelt und unseren Schicksalen darin eine völlig neue, unerwartete Wendung zu geben: zum – auch versäumbar, wie man zu seinem Schrecken bemerkt – Guten, oder zum – nicht rechtzeitig vermiedenen – Schlimmen.
Und nicht nur, dass wir nie sicher wissen, wieviel von den insgesamt massgeblichen Einflussgrössen in unserer Umgebung uns bereits bekannt ist (sodass das Gewicht und der Einfluss der neu hinzukommenden darauf geschätzt werden könnten); sondern alle Grössen könnten durch das AUSMASS der in einer spätentdeckten Regularität wirksamen Einflüsse überboten und relativiert werden, und mit ihnen unsere Erwartungen bis dahin.

60.
Wir denken hier nach über mögliche GRÜNDE und ARTEN DES ZUSAMMENWIRKENS von bekannten Einflussgrössen, und neu hinzukommender; und stellen somit Reflexionen an, wie sie für die Unterstellung „elementarerer“, „erklärender“ Regularitäten, NICHT hingegen für solche vom Stabilitätstyp, am Platz sind. Würde der Normalplaner seine Rahmen- und Bereichserwartungen statt als an „stabilen“ Regularitäten, als an „komplexen“, also erklärungsbedürftigen orientiert ansehen: Dann gäbe es nie Gewissheit, jedenfalls nicht solche seiner Art; sondern all sein Wirken und Erwarten bliebe immer weiter und bis auf weiteres (typisch „optimalhypothetisch“) experimentell, ein Lernen (nach welcher Lern-Regel und Lern-Strategie, wäre dann noch zu überlegen). Stattdessen wendet er, in seiner Belegung des optimalhypothetischen Schemas, als strategischer Regel seines Lernens und experimentell-hypothetischen Auslotens und Erprobens des Rest-Unbekannten, die Kategorie der Regularität vom Stabilitätstyp auf das Thema der Rahmen- und Bereichserwartungen an; und dann ergeben sich Konvergenz- und Nichtversäumbarkeits-Erwartung, die seiner ersten bzw. zweiten „Hypothese“ zugrundeliegen, ganz von selbst: Nämlich als Einhalten von, wenn schon nicht (bedingten oder unbedingten) Dauern, oder Zyklen, dann doch wenigstens zu(ver)lässigen, berechenbaren SCHWANKUNGSBREITEN; die als solche STABIL sind, und so, wie sie nun einmal sich dem ersten oder zweiten Blick gezeigt haben, bis auf weiteres dem Handeln und Planen zugrundegelegt werden; in der Erwartung, dass sie sich NICHT WESENTLICH ändern oder ganz anders zeigen werden – jedenfalls nicht so, dass man dadurch etwas Wesentliches ein für alle Mal versäumen, oder schlechter machen kann als nötig.

61.
Aber solche stabilen Rahmenerwartungen KANN man überhaupt nur haben, wenn man die Kategorie der stabilen Regularität ausbreitet auf alles und jedes, was solche Erwartungen begründet; und das heisst vor allem: dass die regulären Schwankungsbreiten der quantitativen Normal-Erwartungen auf einem Fundament aufruhen von quasi-quantitativen Normal-Erwartungen bezüglich der erwartbaren Variabilität unserer Umgebung in qualitativer Hinsicht. Diese für die logische Möglichkeit der Normalplaner-Denkweise unabdingbare Quasi-Quantifizierung des Qualitativen liegt, wie wir bereits gezeigt haben (zuletzt Abs. 51, 3.), in der Verwandlung von allem und jedem qualitativ Neuen in ein mehr oder weniger bereits Bekanntem in relevanten Hinsichten praktisch (nämlich für praktische Bewältigbarkeit) hinreichend Ähnliches (allenfalls die konkreten Hinsichten, auf die es für Bewältigung und Einordnung dieses Neuen ankommt, müssen versuchsweise bestimmt und geraten werden; man könnte von „experimentellem Klassifizieren“ sprechen). Die höchst abstrakte, aber nichtsdestotrotz dem Normalplaner sehr einleuchtende Begründung für seine Erwartung stabiler, globaler Rahmen- und Bereichs-Erwartungen lautet also, dass deren begrenzte und allenfalls auf mehr oder weniger enge Schwankungsbreiten konvergierende Werte fundiert sind in entsprechend begrenzten Schwankungsbreiten der Ausmasse, in denen etwas so noch nicht Bekanntes, Neues insgesamt (d.h. in der Gesamtheit aller Hinsichten, in denen es überhaupt mit Bekanntem verglichen  werden kann) von Bekanntem abweichen kann. Wobei die Beschränkungen hinsichtlich dessen, was überhaupt als „bekannt“ gelten darf, immer mitgedacht werden müssen: „Bekannt“ ist nur, was praktisch, im Rahmen der bestehenden, erfolgreichen Reproduktion und Produktion relevant (verwertbar, bewältigbar, nützlich oder abwend- oder kompensierbar schädlich) und vor allem stabil-regulär ist. Die Gesamheit des in diesem Sinn Bekannten liefert dann auch, in Gestalt seiner eigenen Beschaffenheiten, die Gesamtheit der konkreten Hinsichten (Begriffe, Klassen, Ähnlichkeits-Skalen), in denen etwas mit ihm überhaupt verglichen, und mehr oder weniger abweichen kann; so, wie es durch seine eigene, „bekannte“ und „erklärende“ Zusammensetzung aus ebenso bekannten „elementareren“ Regularitäten die Gesamtheit der möglichen Erklärungsmuster liefert, die auf ein Neues angewandt werden können, das einem durch ein solches Muster (eine Art der Erklärbarkeit als „so wie es ist, funktionierend und beschaffen, weil soundso zusammengesetzt aus demunddem“) erklärbarem Bekanntem in der „erklärten“ Hinsicht soweit ähnelt, dass die Erklärung, unter Umständen „entsprechend abgewandelt“ (was das heissen könnte, muss durch entsprechend kreative „experimentelle Klassifikationen“ herausgefunden werden), auch zu diesem Neuen passt. (Was so nicht erklärt werden kann, sei es nun bekannt-stabil-regulär, oder neu-stabil-regulär, ist dann eben so, wie es ist, hinzunehmen, und als unerklärlich „elementar“ anzusehen. Was, nebenbei, auch bedeutet, dass man nie wird lernen können, Irreguläres in diesem Sinn, zuverlässig (über seine Bedingungen) zu kontrollieren, und dafür zu STABILISIEREN (oder stabil auszuschalten).)

62.
Der Gedanke der stabilen Regularitäten mit ihren (im schlechtesten Fall) absehbaren Schwankungsbreiten (in besseren Fällen: zyklisch oder dauerhaft feste Erwartungen und Werte) ist hiermit reibungslos ausgeweitet worden auf Rahmen- und Bereichserwartungen, soweit sie NICHT empirisch „bestätigt“ sind (und somit Ausdruck eines optimalhypothetischen Sich-Verhaltens zum Rest-Unbekannten und -Wissenswürdigen darstellen), einerseits, und andererseits auf unvollständig bekannte, „technische“ und Bereichserwartungen, die durch neu hinzukommende empirische Beobachtungen (gesuchte oder zufällig gefundene „Anlässen“ (praktisch verwertbaren stabilen Regularitäten…) modifiziert und erweitert werden (spätestens durch „Versuche“ angesichts solcher „Anlässe“, die daran anknüpfen, dass das Neue irgendwelchem Bekanntem in relevanten Hinsichten hinreichend ähnelt).
Der Gedanke wiederum dieses Stabil-Regulären als überall da unerklärt Hinzunehmendem, wo sich nicht ganz spontan von selbst aus der Beobachtung die Art seiner „erklärenden“ Zusammensetzung aus elementarerem Material ergibt, begründet die relative Eigen-Gesetzlichkeit der Regularitäten jeder der drei Erwartungs-Ebenen: Auch Rahmenwerte und Bereichswerte dürfen dann, mit der in Abs. 59 angesprochenen Logik, als bis auf weiteres konstant im Sinn von: stabil regulär, fortgeschrieben werden, auch wenn man nicht weiss, warum, und man die Stabilität der (unbekannten) Bedingungen, von denen die Berechtigung solcher Erwartungen abhängt, nicht kennt. Genauer haben wir ja an der auf die qualitativen Züge der Umgebung ausgedehnten Stabilität eine Art Global-Erklärung für diese Fortschreibbarkeit: WEIL (Erklärung!) die Welt, wenn schon nicht genau SO, doch immer SO ÄHNLICH wie bisher, auf der technischen und Bereichs-Ebene, soweit sie Gegenstand „bestätigenden“ Suchens, Versuchens und Lernens ist, weiterfunktionieren wird (auch wenn man im Einzelnen herausfinden und „bestätigen“ muss, in welchen speziellen Hinsichten ähnlich), dürfen auch die globalen Erwartungen, die den Prinzipien unserer Gesamt- und Teilbudget-Aufteilung zugrundeliegen, ohne wesentliche Änderung fortgeschrieben werden: Selbst die Erklärungs-Beziehungen der drei übereinandergelagerten Ebenen ALS GANZE werden sich somit nicht wesentlich ändern (auch das gehört zur Kategorie der stabilen unerklärten, und als solche nicht erklärungsbedürftigen Regularität!).

 

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Überleitung 8c-8d.

63.
Hat der Normalplaner also nun – auch, wenn er sie ständig wechselt – eine Optimalhypothese (bzw. „hypothetische Vorstellungen von … Optima und … Suboptima“ (8/33)), in Gestalt seiner jeweiligen Normalpraxis; oder hat er keine (vgl. zB. Anfang von 8/3)?  – Sondern „nur“ „eine“ „Hypothese“ („die“ Hypothese des Normalplaners, zB. 8/27, 30, 31); oder stattdessen „bloss“ Erwartungen (8/3), und ein „Kategoriensystem“ (8/31)? Hat er ein „Erwartungssystem“ (8/32), NEBEN einem „(Optimal-)Hypothesensystem“ und einem „(Experimental-)Versuchssystem“? Ist – wenn er eine hat – seine Optimalhypothese nur eine „regionale“ (8/34, auch 8/39+40), besteht sie in „hypothetischen Vorgaben“ (oder Festlegungen; 8/14: „Also immer wieder:…), etwa einem hypothetisch vorgegebenen „erweiterten Selbst“ (einer „Selbst-Hypothese“, oder „hypothetischen Selbst-Definition“), 8/36)? Für die dann aber wieder gilt, 8/17 Ende: „…diese Vorgaben wollen nichts weniger sein als Hypothesen.“ Wie hilft uns dann, angesichts all dieser Möglichkeiten, das zuletzt gefundene Fehlerprinzip die Frage am Beginn von 8/27 zu beantworten: „Worin nun ähnelt dies Vorgehen einer Hypothese?“

64.
Die Frage kann nicht gut unabhängig von einer zweiten beantwortet werden. – Sehen wir (wie schon in 8/33) nochmals zurück auf das, was im 6.Kap. über Optimalhypothesen als Basis einer rationalen Lernstrategie gesagt wurde. EINE der auffälligsten Abweichungen dieser Lernstrategie von derjenigen des Normalplaners ist, dass sie konsequent die gerade eben in Abs.63 nochmals angeführten drei Abteilungen von 8/32 strikt auseinanderhält: (Optimal-) Hypothesensystem, (Normal-) Erwartungssystem und (Experimental-) Versuchssystem; und: dass die echte Optimal-Lernstrategie eine INTEGRIERTE Prioritäten-Regel der konkreten Budgetaufteilung vorsieht, die dennoch die Unterschiedlichkeit der drei Abteilungen voll berücksichtigt (die Besonderheit des jeweiligen Optimums bzw. der Reihe der Suboptima spielt in der dortigen Budgetaufteilung zB. überhaupt keine Rolle). Obwohl die Budgetaufteilung dort integriert ist, bleiben Such- und Versuchs-Aktivitäten („Forschung“) einerseits und Reproduktion und Produktion andererseits thematisch strikt getrennt; anstatt dass beide, wie in der Normalplanung ((gemäss der Formel aus 8/7: „eine Präferenzenordnung für Hypothesen… mithilfe derselben Regeln… konstruieren (und sie garnicht erst als eigenes Thema …behandeln), mit denen er die Prioritätenliste seiner Reproduktion und Produktion konstruiert“)) „ineinandergeschoben und zu einer einzigen verschmolzen“ (8/33) sind. Erst recht undenkbar wäre es für eine wirklich Optimalhypothesen-geleitete Lern- (und Plan-)Strategie, „den Fehler des Ineinanderblendens zweier völlig verschiedener Formen oder Begriffe von ‘Experiment’..“ zu begehen, nämlich immer wieder, in Abhängigkeit von Erfahrungsverläufen, „die vorläufig gültige Vorstellung vom Optimum… zugunsten einer anderen, mutmasslich ‘besseren’ …aufzugeben“ (8/57).

65.
Die wirklich optimalhypothetische Lern- und Planstrategie nach Kap.6  HAT hier allerdings ein Integrationsproblem: Sie muss die Frage beantworten, wo die Kette absteigender Suboptima sich mit den „aufsteigend“ verbesserten, technisch-experimentell „bestätigten“ Reproduktionen und Produktionen trifft (vgl. 8/34: „…(die Reihe der Suboptima reicht nur ‘hypothetisch’ herunter bis zum gegenwärtigen regionalen Optimum“ usw.); anders gesagt, wie lange das pure Suchen die Versuche bestimmt, und ab wann die Versuche beginnen, das Format wenigstens der „untersten“ (wenn es die gibt!) Suboptima „auszufüllen“; was sie irgendwann MÜSSEN; denn es mag noch so wahr sein, wenn wir sagten: „Die optimalhypothetisch angeleiteten Experimente werden nicht wiederholt, weil sie Versuche zu vollständigem LERNEN sind… desjenigen, was in der Welt Bestand hat“ (8/50) – oder (8/35): „Bei Optimalhypothesen… ist… fraglich, ob… das Optimum überhaupt je einmal erreicht wird. Ihr Gehalt ist so umfangreich, dass er auch durch unterschiedlichste Verlaufsformen und Praktiken nicht so leicht zu erschöpfen sein dürfte… usw.“. – IRGENDWANN, und zwar aus PRINZIP, muss auch das „umfangreichste“ Optimalhypothesen-System einmal an das technisch bestätigbare soweit heranreichen, dass seine schlechtesten Sub-Optima in Termen solcher bestätigbarer Experimente (abzuarbeitender Versuchs-Serien im schlechtesten der hypothetisch „besten“ Fälle) formuliert werden können, und zwar durchführbarer. Denn eine Optimalhypothese, bei der immerzu noch weitere Verlaufsformen und Praktiken denkbar wären, ohne dass man damit je an ein Ende käme, und die also nie „erschöpfend“ gestestet werden könnte, könnte auch nicht, im Prinzip, falsifiziert werden. Und dann wäre sie auch keine Hypothese; und das So-Tun-als-ob, das aus ihr bis auf weiteres (aber bis wann?) folgen würde, wäre kein Versuchen; und man wüsste nie, wann es tatsächlich zuende ist – weil die Welt eben nicht so weit entgegenkommt, wie das Optimalhypothesensystem es versuchsweise annahm.

66.
Die Lernstrategie des Normalplaners – im Gegensatz zur „echten“ Optimal-Lernstrategie des Kap. 6 –  integriert dagegen überhaupt alles und jedes: Das ökonomisch-quantitative Problem der Ressourcenaufteilung, global (Rahmenebene) und für alle relevanten Branchen (Bereichsebene), ebenso wie das epistemisch-qualitative, WELCHE Versuche man überhaupt machen KÖNNTE, welche davon man machen SOLLTE, und welche von diesen wiederum am besten wie lange vor welchen andern; schliesslich beantwortet es sogar höchst flexibel und differenziert die Frage: Wieviel, global und bereichsmässig, für welche Arten von Versuchen aufgewandt werden sollte. Etwas Eleganteres als das Prinzip, auf dem diese universelle Integration beruht, wird man so schnell nicht finden: die angenommene Fortschreibbarkeit (stabile Regularität) von allem und jedem, das überhaupt zur Integration und genaueren Bestimmung ansteht. Und dies Prinzip ist zu allem Überfluss auch noch „bloss hypothetisch“, „bis auf weiteres“, gültig: Indem auch noch seine Vorgaben darüber, WAS hier hypothetisch fortgeschrieben werden sollte, immer wieder angesichts hinzukommender Erfahrung neuformuliert werden. Indem man die Wahl oder Formulierung des Fortschreibbaren bei einem gegebnen Wissensstand als Inhalt seiner Global-Hypothese (die das optimale versuchsweise Sich-Verhalten zum Rest-Unbekannten darstellen sollte) nachträglich noch bereuen und als „falsch“ (aber erst im nachhinein) kritisieren konnte, gab man freilich bereits zu, dass man garkeine wirkliche Lernstrategie, dh. Rahmenhypothese, hatte: Die hätte nämlich in JEDEM der möglichen Fälle die richtige sein müssen, auch und gerade dann, wenn sie falisifiziert worden wäre; sonst hätte man ja dadurch garnichts gelernt (nämlich bestimmte Versuche ein für alle Mal auszuschliessen); man fängt mit seinem Versuchs- und Experimentalplan gewissermassen nur einfach wieder ganz von vorne an, wenn man, angesichts von Falsifikationen, sich eines Besseren besinnt, und im nachhinein lieber eine andre Hypothese als erste testen möchte. Das bedeutet dann nämlich auch, dass die Versuche zur Erprobung der falsifizierten Hypothese garnicht erst hätten stattfinden dürfen, das Ganze einem hätte früher einfallen müssen, und zwar auch für den Fall, dass noch keine Falsifikation stattfand. (Und genau so bespricht und behandelt der Normalplaner solche Neu-Ansätze seiner Lern- und Versuchsstrategie: „Es war falsch, zu erwraten dass… (und aufgrunddessen überhaupt zu versuchen, zu…)“)

67.
Aber wie IST dann die Vorgehensweise des Normalplaners korrekt einzuordnen? Ist die ÜBERGEORDNETE Regel, wann man zum nächsten Fortschreibbarkeits-System, und welchem, überzugehen hat, die eigentliche Hypothese oder Optimalhypothese oder Lernstrategie (eine 2.Grades, deren Existenz er bestreitet, da er doch (vgl. Ende 4/21) die Abänderungsbedürftigkeit seiner Lernregel 1.Grades „nur aus Erfahrung“ zu lernen behauptet)? Und beruht diese übergeordnete Regel (wenn es sie dennoch gibt) tatsächlich auf der „Belegung“ eines universellen Optimalhypothesen-Schemas mit einer Kategorie (stabile Regularität, Fortschreibbarkeit der involvierten Plan- und Wissens-Parameter), woraus sich dann die überaus elegante Integrierbarkeit dieser Parameter erst ergibt? Und haben wir, etwa durch unsere Paradoxien in Kap. 7, oder die Formeln „Lernpläne (für Versuche) nach denselben Prioritätenregeln wie für reproduktive Wirkpläne“ ((8/7) oder die drei Regress-Figuren (8/9-14), bereits hinreichend gezeigt, dass und warum man so nicht verfahren darf? (Dass Normalplaner so verfahren, musste ja auch erst einmal herausgefunden werden.)
In gewissem Sinn scheint es somit jetzt unsere Aufgabe zu sein, den bislang zurückgelegten Weg dieses Kap.8 und der darauf zuführenden Überlegungen in 6 und 7 noch einmal in umgekehrter Richtung zu begehen: Dort suchten wir nach der allem zugrundeliegenden Fehlerformel – dem PRINZIP; was wir fanden, waren zwar FEHLER und begriffliche Mängel im Überfluss, nur dass sie immerzu nicht „prinzipiell“ genug waren. Das schliesslich zuletzt mit soviel Mühe gefundene „Prinzip“ wiederum sieht auf den ersten Blick noch garnicht so fehlerhaft  aus; wir müssen also zeigen, dass und wie die zuvor der Normalplanung nachgewiesenen Fehler und Mängel – oder sogar noch weitere, die zuvor garnicht bemerkt werden konnten – sich unausweichlich daraus ergeben. – Also: Was ist eigentlich an dem gefundenen Fehlerprinzip der FEHLER?

68.
Oder, was sind DIE Fehler – wie lassen sich die gefundenen Fehler in ein SYSTEM bringen – wie hängen sie auch untereinander zusammen, wenn man sich nicht damit begnügt, sie einfach neben- oder nacheinander aufzuzählen?
Die gefundenen Fehler lauteten ungefähr: Die Prioritätenregeln für (Re)Produktion werden beim  Normalplanen auch auf alles angewandt, was in der Praxis Versuchscharakter hat; diese Regeln setzen aber zu ihrer Anwendung kategorische Erwartungen voraus, die bloss „BESTÄTIGT“ sein sollen; nun hat aber die ganze Praxis Versuchscharakter und ein Verhältnis zum Rest-Unbekannten (genauer: Rest-Wissenswürdigen; aber woFÜR wissenswürdig?), es kommt (und muss kommen) also eine Optimalhypothesen-artige VORGABE in das System der „bestätigten“ Erwartungen hinein, genauer: in die Rahmen- und Bereichs-Erwartungen, welche dann aber wieder, da dies System doch, wie eben gesagt, zur Anwendung der Wirk- und Reproduktions-Prioritätenregeln nur Erwartungen als Eingangsmaterial zulässt, auch zugunsten einer „BESSER BESTÄTIGTEN VORGABE“ (nämlich Vorgabe besser bestätigter Erwartungen) aufgegeben werden kann. Indem ursprüngliche Vorgaben zugleich Vorgaben dafür machen, wo wie lang man „Bestätigungen“ sucht, hängt von ihnen ab, ob überhaupt und mit welchem Aufwand man welche besser bestätigte Vorgabe in welcher Reihenfolge, rechtzeitig, usw.  finden kann; das führt in REGRESSE, oder ins Bodenlose, da man nicht weiss, wie man die Anfangsvorgabe begründen soll, oder warum man keine andere hatte. Sinn macht dies Verfahren jedenfalls nur, wenn die Vorgaben auf Dauer solche Anforderungen erfüllen, wie: Konvergenz, sichere Basis-Reproduktivität, Erkennbarkeit und Einordenbarkeit alles noch zusätzlich zu lernenden Wissens- und Erprobenswürdigen; die ihrerseits in die PARADOXIEN des Kap.7 führen.