3. Lernen (Suchen, Versuchen, Probieren) allgemein; Lernen aufgrund von Normalerwartungen als optimierendes Versuchen

1.
Alles Wissen-wie wird durch ein (bis zur Verlässlichkeit) wiederholtes So-tun-als-ob erworben.
Sogar schon das Beobachten und Die-Aufmerksamkeit-Lenken-auf lässt sich so beschreiben: Als ein Hinschauen, ALS OB „dort“ etwas Sehenswertes wäre, von dem eine Wirkhandlung (im Extremfall auch: ein Meiden, weil es dort zu gefährlich ist, oder in demunddem Zeitraum nicht lohnt) ihren Ausgang nehmen könnte; im Erfolgsfall würde auf diese Weise ein zuverlässiges Wissen-wo-es-ist erworben, und ein Wissen-dass und Wissen-wann „es“ da ist – erster Schritt einer Wirk-Handlungskette. – Jede Wissenserwerbs-“Handlung“ könnte nach dieser These somit aufgefasst werden als eine Art Entwurf, Anfangspunkt einer Interaktion mit der Welt, bei der die Welt dann die ihr im Entwurf zugedachte Rolle spielt, oder nicht.
Solange es keine Hierarchie der Entwürfe für diese Interaktions-Anfragen oder -Fragen gibt, nenne ich die (Willkür)Abfolge von Wissenserwerbsoperationen SUCHEN; der Übergang zur nächsten (gleichberechtigten) Operation, die auch als erste hätte stattfinden können, wird dann begründet durch Erfahrungen des „Zu-nichts-führens“ und „Uninteressantbleibens“ der ersten Operation, die im einzelnen nicht im vorhinein spezifiziert sind. Genausogut könnte somit das Suchen ein ständiges Verbleiben im Uninteressanten (nicht interessant genug, um dabei zu bleiben) genannt werden, oder eine Suche nach „wirklich Interessantem“ (interessant zu können oder kennen, wenn man es lernen oder kennenlernen könnte – etwas, das einen Unterschied machen würde hinsichtlich unserer Fähigkeiten (also Zwecke), das heisst, sie vergrössern würde, indem sich dabei, wenn es sich bewähren würde, ein Mittel (im weitesten Sinn) oder ein Wissen um zweckmässige Ansätze und Abfolgen von Operationen ergibt (zweckmässig für angebbare Zwecke).

2.
Diese letzte Definition des Suchens (Verbleiben im Unteressanten, bis es interessant wird) erklärt, warum es dabei keine Hierarchie geben kann (alle Hierarchie und Prioritätensetzung ergäbe sich erst aus Bezügen zu Interessen), zugleich ist damit angedeutet, wie und an welchen Stellen das Suchen ins VERSUCHEN (wie es hier verstanden werden soll) übergehen würde: Die Bewertung einer beim Suchen gemachten Erfahrung als „interessant“ macht sie zum Ausgangspunkt einer gestalteten (geplanten) Versuchsoperation, die ebenfalls ein Tun-als-ob ist, bei dem die Welt mitspielen muss; aber dies Tun-als-ob folgt bereits einem längeren Sinnbogen: Im „Erfolgsfall“ stünde am Ende ein verlässlich nutzbares Wirk-Fragment (eben das versuchte und zu erprobende), ein auf vorgängigem Erprobungs-Wissen beruhendes Verfahren (mit definierbaren Mitteln und Operations-Reihenfolgen). Der Versuch (das Experiment) ist also ein tatsächlich auf einen denkbaren Zweck oder Unter-Zweck (eine „Problemlösung“) bezogener Verfahrensentwurf, dessen Misslingen darin bestünde, dass das in diesem Entwurf verfolgte Verfahren sein in ihm vorgesehenes (vorgestelltes) Ende (Entwurfsziel) nicht erreicht, weil die Welt nicht mitspielt (was allerdings zweifelsfrei feststehen muss: ich muss alle vermeidbaren Störquellen als Erklärung des Misserfolgs ausgeschaltet haben). Mehrere, untereinander verwandte Versuchsoperationen (Experimente) könnten dann auch grundsätzlich in einer Hierarchie angeordnet werden, wenn und weil sie zumindest im Fall des Nicht-Misslingens Entwurfsziele hätten, die weiterreichende Folgen hätten als je nächstschlechtere. Gleichrangigkeit von Versuchen ist dann zunächst nur ein Spezialfall.

3.
Dieser Spezialfall bildet aber eine dritte Form des Wissenserwerbs, wenn jeder Ausgang eines solchen Versuchs unter „gleichrangigen“ Versuchen Informationen darüber liefert, welcher unter den verbliebenen, „ebenso guten“ und auf das gleiche Versuchsziel zielenden Versuchen als nächster gemacht werden sollte; das soll im folgenden PROBIEREN heissen. Man überspringt hierbei Versuche, indem jede weitere Erfahrung die Reihe verbleibender Versuche abkürzt; wobei die Versuche alle dasselbe Ziel haben, also nur als Ausführungsvarianten getestet werden, von denen bereits feststeht, dass sie alle mehr oder weniger zweckmässig (zumindest: zweckmässigerweise zu erproben) sind.
Die den nächsten Versuch bestimmende Information besteht im einfachsten Fall darin, dass es eine „Istgrösse“ gibt, deren Differenz von einem Sollwert beim letzten Versuchsausgang die Korrekturen an einer „Stellgrösse“ beim nächsten Versuch bestimmt (Standardbeispiele: Ein Geschütz mithilfe von Probeschüssen auf ein Ziel ausrichten; etwas ein- oder anpassen, so dass es „rund läuft“; (in wiederholten Durchläufen) den richtigen Zeitpunkt für eine Handlung bestimmen usw.)

4.
Wie man sieht, liessen sich diese drei einfachsten Stufenformen des Wissenserwerbs: Suchen, Versuchen, Probieren, bereits durch das unterscheiden, was dabei jeweils (nicht) gewusst werden, oder festgelegt und bestimmt sein muss, damit sie überhaupt als artikulierte Prozedur begonnen werden können. Zusätzlich gehört aber, wie sich zeigte, zu jeder der drei Arten von Prozeduren, einmal begonnen, auch ein Begriff, eine Regel, oder vielmehr ein Kriterium, wann die Prozedur aus internen Gründen abzubrechen ist – weil sie in der ein oder anderen Weise an ein Ende gelangt ist, und nicht weiter fortgesetzt werden kann. (Ich sage: aus internen, in der Prozedur selbst liegenden Gründen; denn externe Gründe zur Unterbrechung oder zum Abbruch eines Wissenserwerbs, weil etwas mit Sicherheit Wichtigeres und Dringlicheres zu tun ist, können natürlich jederzeit  dazwischenkommen):
– das Suchen gelingt, und geht dann in ein Versuchen über; andernfalls geht es weiter;
– das Versuchen misslingt, oder aber es setzt sich in eine Wirk-Praxis fort, die – im Mass, wie sie immer wieder aufs neue gelingt – ihren vorläufigen oder Versuchs-Charakter allmählich verliert;
– das Probieren hingegen ist verbunden mit der Erwartung, dass es nicht nur (so die prozedurale Definition) einen vom vorhergehenden Versuchsergebnis abhängenden „je nächst-besseren“ Versuch gibt, sondern vor allem auch, dass die Reihe dieser Versuche auf Dauer gerichtet ist – dass verbleibende nächst-bessere Versuche in einem engeren Rahmen liegen, und weniger Möglichkeiten lassen, als die vorhergehenden; sodass man hoffen darf, dass, wenn sich der Probierprozess fortsetzt, die „beste“ (oder auch „richtige“, durch Probieren „gesuchte“) Möglichkeit – wenn auch vielleicht nicht immer auf dem kürzesten Weg, so doch auf einem kürzeren, als im Fall „mechanischen“ Abarbeitens der Möglichkeiten – zunehmend eingegrenzt und schliesslich gefunden werden kann; wobei das Ende sich im Ergebnis dadurch anzeigt, dass es keinen „nächstbesseren“ Versuch mehr gibt – dass also ein relatives Optimum ermittelt ist.

5.
Man könnte nun die Frage aufwerfen, ob diese Wissenserwerbs-Prozeduren als abgegrenzte Teil-Operationen im Rahmen der andern beiden vorkommen können. Entscheidend wäre jeweils, durch Ausgangs- und Abbruchs-Kriterien welcher der drei Prozeduren die Gesamt-Situation, und damit der Rahmen der für die Gesamtoperation und das Ganze des jeweiligen Vorgangs festgelegt ist. Wenn dann der „zusammengesetzte“ Wissenserwerb ein solches Ziel (unter entsprechenden Bedingungen, was das Vorwissen anlangt) verfolgt, wie es nur durch eine der drei Prozeduren verfolgt werden kann (egal, welche anderen in sie eingebettet sind), dann soll er
– „Forschen“ heissen, wenn seine Rahmen-Situation die des Suchens ist;
– „Hypothesentesten“, wenn die Rahmen-Situation die des Versuchens ist;
– „(Wirk)Optimieren“, wenn die des Probierens.
Suchen, Versuchen und Probieren sind in einer Weise eingeführt worden, die es nur schwer vorstellbar macht, wie die Eingangs-Frage dieses Abs. für sie positiv beantwortet werden könnte: Suchen und Versuchen, so wie sie definiert wurden, müssten, um im Rahmen eines Optimierungs-Prozesses stattfinden zu können, ihren Charakter ändern; das Gleiche gilt wahrscheinlich für Suchen im Rahmen eines Hypothesentestens. Umgekehrt hiesse das: Wenn, beispielsweise, die Voraussetzungen, unter denen wir operieren, bestenfalls die eines Hypothesentestens sind, können wir nicht so tun, als ob wir optimieren. Genau in dieser Richtung aber scheint der Fehler des Umgangs zu liegen, den man beim „Planen aufgrund von Normalerwartungen“ mit Unwissen und Ungewissheit pflegt. – Sehen wir uns also genauer an, wie Suchen und Versuchen notwendig ihren Charakter ändern, wenn sie als echte Teile eines übergreifenden Probierens, also Optimierens, gedacht werden sollen. (Eine ähnliche Überlegung wird vielleicht später für das Verhältnis von Suchen (und Forschen) zu „objektiv unvermeidbarem Hypothesentesten“ anzustellen sein.)

6.
Wir sprechen im folgenden natürlich nicht von Suchen und Versuchen, die ein Probieren (wie andre „externe“ Motive auch) unterbrechen; sondern von solchen, die ausdrücklich als Handlungen unter den Voraussetzungen des Probierens stattfinden, und seinem Ziel, der Optimierung von was auch immer, dienen.
Alles in ein solches Optimieren eingelagerte Suchen, wenn es nicht rechtzeitig ein „interessantes“ (und in anschliessenden Versuchen weiter verwertbares) Resultat zeitigt, müsste dann früher oder später abgebrochen werden: Aber so verwandelt es sich sofort in eine Versuchsoperation, die eine „Misslingens“ -Definition oder Abbruchs-Regel hat – diejenige nämlich, die sagt, was es heisst, „nicht rechtzeitig“ zu sein; das Versuchen oder Hypothesentesten wiederum, wo es zu einem offenen, dh. vorläufig noch nicht misslungenen, falsifizierten und daher weiter fortzusetzenden Resultat führt, darf nicht als jederzeit immer noch falsifizierbar (wenn auch, bis zur Falsifikation, beizubehalten) gelten, sondern muss, nach hinlänglich vielen Durchläufen, gewertet werden als eine Erfahrung, die die auf das Gelingen dieser Art Handlung gerichtete Erwartung positiv bestätigt hat: Es wird kurzerhand als Probier-Versuch umgedeutet.
Dem Suchen, um ein Versuchen zu sein, fehlt ein Misslingens- oder Abbruch-Kriterium (in zweiter Linie auch eine Prioritäten- oder Rangskala für Such-Operationen); dem Versuchen, um ein Probieren zu sein, fehlt bereits das „Richtigkeits- oder Bestätigtheitsmass“ (in zweiter Linie, sofern es keine Rangskala der Versuche gibt, das Kriterium zur Erschliessung des „sinnvollerweise nächsten Versuchs“). Um sie zu Teilen eines übergreifenden Probierens, also Optimierens zu machen, müssten solche Kriterien dem Suchen (zweischrittig) und Versuchen (einschrittig) hinzugefügt werden; aber dadurch wird es zu etwas anderem als einfachem Suchen und Versuchen gemacht. Nennen wir dies andere: Probier-Suchen, Probier-Versuchen.

7.
Durch nichts unterscheidet sich das Probieren so sehr von den beiden andern, als dadurch, dass es mit einer Erwartung verbunden ist: Die Reihe der Versuche, aus der es besteht, ist ein Herbeiführen oder Erzeugen (durch Finden) des best-möglichen Resultats, auf einem abgekürzten Weg (verglichen mit einem „mechanischen“ Abarbeiten der Versuchs-Möglichkeiten, ohne Verwertung der Resultate); dass dies Resultat gefunden werden KANN, steht (als Voraussetzung dafür, dass es sich um ein Probieren handelt) im voraus fest. Probieren ist somit ein TUN und BEWIRKEN, wenn und weil man es will, angesichts dessen, dass man es kann; der „Erfolg“, und auch Vorteil des Probierens, liegt in der möglichen, wenn auch nicht sicheren Abkürzung der Prozedur. – Nichts dergleichen lässt sich über Suchen und Versuchen sagen – Versuchen zielt allererst auf ein Können und darauf bezügliche, verlässliche Erwartungen (vor allem hinsichtlich Nutzungs-Chancen, Risiken, Aufwänden unter bestimmten Randbedingungen), das man – aber nur im Erfolgsfall – für Planungen einsetzen könnte; dass es den Erfolgsfall geben wird, steht ja aber gerade bei Versuchen nicht fest. Beim Suchen lässt sich nicht einmal sicher sagen, welches Können sich dabei möglicherweise wird erwerben lassen.
Nur auf Probieren trifft also zu, dass es sich dabei um ein planmässiges (dh. in Plänen vernünftig einsetzbares und kalkulierbares) Mittel des Wissenserwerbs handelt; nur Probieren ist so vollständig mit Durchführungs-Vorschriften und den relevanten Mittel-Erwartungs-Parametern ausgestattet, dass sich entscheiden lässt, ob ein Probierprozess an einer bestimmten Stelle eines Plans zweckmässig ist. Von Versuchen lässt sich dies allenfalls in Stagnations-Situationen sagen; vom Suchen allenfalls in Musse-Situationen, wo von einem Erfolg und einer „sinnvollen“ Verwendung überschüssiger Ressourcen rein garnichts abhängt (weil sie, auch wenn sich keinerlei Resultate einstellen, anderswo nicht hätten „besser“ eingesetzt werden können).
Die Planung unter Normalerwartungen, wie wir sie bisher rekonstruierten, scheint nun den Umgang mit Ungewissheit durch „Lernen“ (Lernen aus Erfahrung damit) bewältigen zu wollen; dies Lernen scheint sie für planbar zu halten, und dazu muss sie, soviel lässt sich nach dem Gesagten feststellen, die unvermeidlichen Anteile des Suchens und Versuchens am nötigen Gesamt-Wissenserwerb künstlich mit den Merkmalen des Probierens ausstatten. Sehen wir uns genauer an, wie sie das tut.

8.
Die Anforderungen, denen die Umwandlung einer Versuchs- in eine Probier-Versuchs-Situation genügen muss, wurden eben noch etwas zu kursorisch angegeben. Wir benötigen im einzelnen:
1. die Erfüllung der vorbestehenden Erwartung an einen relativ besten unter den nicht misslungenen Versuchen, oder, solang das nicht stattfindet, die Bestimmung eines – bezogen auf die geltende Erwartung; und angesichts des Ergebnisses des oder der vorangegegangenen Versuche – nächsten, dem erwartbar besten Resultat mutmasslich näherkommenden Versuchs;
2. eine grosse Mannigfaltigkeit von Versuchen mit gleichen, quantifizierbaren „Eignungs“-Eigenschaften, die sie hinsichtlich eines vorbestehenden Erwartungsparameters vergleichbar macht;
3. diese Versuchs-Mannigfaltigkeit muss sich überdies auf das gleiche „Versuchsziel“ beziehen lassen (wie beim Geschützausrichten sämtliche überhaupt zu erprobenden Versuchs-Abschuss-Stellungen, also Kombinationen aus zwei Winkeln (Höhenausrichtung bzw. Links/Rechts-Ausrichtung), immerhin in einem Rahmen liegen müssen, in dem überhaupt erwartet werden kann, dass das Ziel getroffen wird).
Die Probier-Versuchs-Situation, für die wir die Art der Erfüllung dieser Anforderungen nachvollziehen wollen, ist das versuchsweise Abändern von Plänen im Rahmen von Normalerwartungen: Reparatur einer bis dahin funktionierenden Normalpraxis (Wiedergewinn des früheren Reproduktionsniveaus); und: Konstruktion „angemessener“ (angemessen riskant oder vorsichtig, chancennutzend, bewältigbar) produktiver Erweiterungen (Fortschritte). Für beides haben wir die Rahmen-Erwartungswerte unserer Normalpraxis. – Mit welchen begrifflichen Operationen werden dann die Versuche einer Reparatur oder produktiven Innovation der logischen Machart eines Probierens angeglichen, also in ein Versuchsprobieren verwandelt?

9.
Vielleicht sollte man statt von „begrifflichen Operationen“ lieber gleich von begrifflichen TRICKS sprechen; denn irgendwie geht es dabei nicht mit rechten Dingen zu:
Der erste Trick, mit dem das Normal-Probieren wie im Standardbeispiel mit dem Geschützrichten zur Anwendung auf Versuchssituationen abgewandelt werden muss, aber ohne dass die Definition oder das Prinzip des Probierens formal verletzt würde, ist, dass die in Punkt 1. eben genannte „geltende Erwartung“ nicht dieselbe bleiben muss, vielmehr in bestimmten Fällen geradezu gewechselt werden MUSS, damit es weiterhin jederzeit eine gerade „geltende Erwartung“ gibt, und das Probieren weiter geht.
Der zweite Trick besteht darin, diese geltende Probier-Ziel-Erwartung von den konkreten Versuchen abzutrennen, und sie nur durch eine UM-ZU- (von der Versuchsseite her, mit Blick auf die Erwartung gesehen) bzw. eine DADURCH-DASS-Beziehung (von der Seite der Erwartung aus, mit Blick auf die Versuche) mit den Versuchen zu verbinden.
Der dritte Trick schliesslich besteht darin, dass sich immer eine Reihe (und Rangfolge)  „optimierender“ Versuche ergibt: Dadurch, dass man die auf ein Ziel, dessen Realisierung durch einen der Versuche erwartet wird, überhaupt zweckmässig beziehbaren Versuche in eine Rangfolge ordnet – eine Rangfolge ihrer „Bestätigtheit“, oder der „Wahrscheinlichkeit, mit der sie gelingen könnten“, oder des „abnehmenden Risikos, sie zu unterlassen“; wir hatten bereits in 2/10 von einem „Dunstkreis technischer Möglichkeiten immer niedrigeren Gewissheits- und Kontrollierbarkeitsgrades“ gesprochen, der unsere sicher beherrschten technischen Normal-Fähigkeiten (Wissen-wie) umgibt. Diese Möglichkeiten, die schliesslich in blosse Vorstellungs-Möglichkeiten übergehen, oder als Quellen empirischer Evidenz auch unbestätigte Berichte unsicherer Zeugen, Traum, Psychose, und Drogen-Rausch zulassen: Sie sind unbegrenzt.
Ob und wo eine solche Versuchsreihe immer verrückterer und verzweifelterer Versuche (wie bei Patienten, die immer windigere Therapien „ausprobieren“ und schliesslich selbst erfinden) ihr Ende findet, hängt denn auch fast nie davon ab, dass die denkbaren Experimente ausgehen.
Sondern davon:

10.
Im Rahmen von Normalerwartungen findet jeder überhaupt sinnvoll erscheinende Versuch statt als versuchte Rezept-Ausführung Hv in einer Situation S – die sich mit der (durch bisherige Erfahrung nicht ausgeschlossenen) Erwartung Ev verbindet, dass das Ziel, dessen Realisierung auf diese Weise probiert wird, erreicht wird (und so weiter, nach hinreichend vielen misslungenen Versuchsdurchläufen, mit der nächst-unwahrscheinlicheren Rezept-Möglichkeit H’ usw., auf das gleiche Ziel bezogen). – Das unmittelbare Ziel Z(Hv) von Hv selbst ist ein Schritt in einer Schrittfolge, oder eine Art und Weise der Durchführung eines übergeordneten, eigentlichen Ziels Z, das mit dieser Schrittfolge oder diesem Schritt durch eine DADURCH DASS-Relation sinnvoll verbunden ist (und seinerseits in die Realisierung einer grösseren Gesamthandlung mit Ziel Z* eingebunden ist).
Sowohl möglicherweise bereits mit Z(Hv) (wenn es sich um eine nicht allzu exotische Versuchsstrategie handelt), spätestens aber mit Z (das im Erfolgsfall, also wenn Z(Hv) realisiert würde, durch die versuchte Rezept-Handlung Hv ausgeführt würde, oder zu dessen Durchführung oder Realisierung H durch seine Zielrealisierung Z(Hv) im Erfolgsfall beitragen würde) verbindet sich der übliche Bestand an Normalerwartungen: seien sie empirisch bestätigt („Z-Realisierungen haben doch die ganze Zeit funktioniert!“), oder indirekt durch horizontale Generalisierung übertragen („alles ‘dieser’ Art (wie Z) hat die ganze Zeit funktioniert!“), oder „von oben“ erschlossen („es kann doch nicht sein, dass ‘es’ (= die noch übergeordnetere Zielsetzung Z*) jetzt ausgerechnet ‘daran’ (Z) scheitert!“).
(Um Positiv-Überraschungen mit zu berücksichtigen, denke man sich die entsprechenden Negativ-Beispiele: Z-Realisierungen oder alles von der Z-Art, oder die Versuche, Z* umzusetzen, waren immer mit grössten Problemen verbunden: kaum zu leisten, und/oder riskant, und/oder (spätestens darum) zu aufwendig…)
Dieser Bestand an Normalerwartungen hat aber zwei Ausprägungen: die eine ist die der auf  Z führenden Gesamt-Prozedur HZ (oder von „Prozeduren dieser Art (wie HZ)“), oder von „Prozeduren (wie etwa HZ) im Rahmen einer übergeordneten Gesamt-Prozedur HZ*).
In dieser Hinsicht stehen HZ bzw. HZ* als Mittel da, die früher anderweitig bereits funktionierten, und deren zukünftiger Einsatz (bzw. die darauf bezüglichen Erwartungswerte) von der gegenwärtigen Erfahrung mit Hv und seinen nächstschlechteren Nachfolgern in der Hierarchie der Versuche mitbestimmt wird; die Normalerwartungen sind Bestandteil des technischen Profils von HZ, HZ*, und in gewissem Sinn sogar auch von Hv (das aber minder gut bestätigt ist – zumindest in dieser Situation – als „normale“ Techniken; sonst würde man ja solche alternativen, und in Situationen dieser Art bewährte Normal-Techniken mit der selbstverständlichen Erwartung einsetzen, dass sie funktionieren werden, und nicht von einem Versuch mit Hv sprechen).
Zum andern ist Z aber Schritt in dem gegenwärtig verfolgten Plan: Teil einer bisher mehr oder weniger verlässlich funktionierenden Reproduktion, worin nun ein Schritt ausgefallen ist und durch versuchte Alternativen ersetzt werden muss; oder Teil einer als mehr oder weniger im Rahmen dieses Plans als lohnend, riskant und schwierig eingeschätzten Produktion, worin eine vorweg entworfene Vorgehensweise nicht auf Anhieb funktioniert, wie gedacht.

11.
Im Rahmen der Planung aufgrund von Normalerwartungen gibt es nun aber IMMER einen gerade „geltenden“ Rahmen-Erwartungswert (im Sinne von Punkt 1. bzw. des ersten Tricks) dafür, wieviel Aufwand für das Versuchen insgesamt getrieben werden kann. Ganz allgemein gab es ja in der übergeordneten Erwartung eine Abteilung „Risiko“ (aber auch: Gesamtnützlichkeit (im Rahmen des Gekonnten), Aufwendigkeit), also eine Einschätzung, in welchem Mass man mit Ausfällen und (zumindest vorläufigem) Misslingen rechnen muss; und es gab eine Erwartung, wieviel Aufwand angesichts dieses Risikos, und der dann fälligen Reparaturmassnahmen, zusammen mit dem Gesamt-Aufwand auch im besten der denkbaren Fälle, nötig sein würde. Ihre Gesamt-Aufwendigkeit (in bestimmten Situationen, die hier vorlagen) gehörte mit zum Profil der Rahmen-Technik, als deren untergeordnete (nächstschlechtere) Ersatz-Prozedur oder versuchte Reparatur der Versuch erscheint; speziell ihre Aufwendigkeit im realisierten Risiko-Fall. Dieselbe Aufwendigkeit (Riskantheit, letzlich auch: Nützlichkeit), aber nun nicht nur bezogen auf allgemeine und wiederholbare Situationstypen, sondern auf eine ganz bestimmte Phase und die Gesamtziele eines übergeordneten Plans, gehörte mit zu den Erwartungswerten, die die Konstruktion des Plans (als eines überhaupt bewältigbaren, lohnenden, mit rechtfertigbaren Risiken) und schliesslich die Entscheidung für ihn (als unter den gegebnen Umständen erwartbar optimalen) wesentlich begründeten.
Es gibt also immer auch:
erstens, eine Reihe immer weniger gut bekannter, beherrschter, bestätigter, und/oder, soweit bekannt, riskanterer, aufwendigerer, unzuverlässigerer und unkontrollierterer (als die bisher benutzten, die nicht verfügbar sind) Mittel, die zur Probe, bis zur begründeten Verwerfung…
(FN: dass es dafür Kriterien gibt, macht sie zu Versuchen; das war vorausgesetzt: Es geht hier um die Verwandlung von echten Versuchen in untergeordnete Momente eines Probierens)
… in die Gesamt-Prozedur eingefügt werden können;
zweitens, es gibt IMMER einen Rahmen-Erwartungswert, der durch die bisherigen Ausfälle und/oder die bisherigen Versuche noch erfüllbar gedacht werden kann; exakt derselbe Rahmen setzt allerdings dem Versuchen auch bestimmte QUANTITATIVE Grenzen, die von ihm überschritten werden können – sowohl positiv (der Versuch kann überraschend günstig ausfallen), wie negativ – , mit der Konsequenz, dass im Vollzug einer (von anderswoher mit bestimmten Erwartungen ausgestatteten) Prozedur an dieser Stelle etwas überraschend anders gekommen ist als erwartet.

12.
Vom möglichen Umgang mit Überraschungen, also auch der Arten dessen, wodurch man sie erklärt, wurde in den letzten Abss. des Kap.2 bereits hinreichend ausführlich gesprochen; aus diesen Umgangsformen haben wir diejenige herauszuheben, die für unsere Rekonstruktion des Planens (und jetzt vor allem Lernens) aufgrund von Normalerwartungen als ein (als solches zum Scheitern verurteiltes) „Probierversuchen“ massgeblich ist; und das ist die am Ende von Kap.2/Abs.20 als letzte erwähnte Wendung „nach oben“. Vorausgesetzt ist wie bei allem Versuchen, s.o. Abs 2: „…die Welt (hat) nicht mit(ge)spielt (was allerdings zweifelsfrei feststehen muss: ich muss alle vermeidbaren Störquellen als Erklärung des Misserfolgs ausgeschaltet haben)“, dass man keine zureichenden („statistischen“) Erklärungen „zur Seite“ (horizontales Muster) oder „nach unten“ (eigentliches Erklären: das Überraschende hat stattgefunden, weil (bzw. dadurch dass…) gefunden hat; was gleichbedeutend ist damit, dass aus der Überraschung keine verbessernde Konsequenz für unser „Rezeptwissen“ gezogen werden könnte (denn wenn wir  Überraschungen nachträglich erklären, dann mit (statistischen oder Kausal-)Regeln, die auf abgegrenzte Aspekte der voraufgegangenen Situation angewandt werden, die einem Schema (oder Typ) entsprechen; genau dies Schema können wir künftig wieder anwenden).
Das heisst, wir dürften eigentlich GARkeine Konsequenz ziehen – es sei denn, eine „nach oben“: Die Rahmen -Erwartung hat getrogen, und muss entsprechend der neuen Erwartung korrigiert werden. Und hier spielt nun die Homogenität der Erwartungsparameter ALLER durch die DADURCH-DASS-Beziehung miteinander verknüpften Ebenen die entscheidende Rolle: Eine „(deutlich, entscheidend) weiterführende oder weniger weit führende / gefährdete oder sicherere/ aufwendigere oder weniger als erwartet aufwendige Rezept-Handlung“ schlägt auf die entsprechenden Parameter der nächsthöheren Ziel-Ebene durch, auf die das überraschend anders als erwartet ausgefallene Rezept-Handeln (mit ihm durch eine „UM-ZU“-Relation bzw. vom Ziel aus gesehen, DADURCH-DASS-Relation verbunden) abzielt.

13.
Alle Ziele, auf allen Ebenen, weisen die gleichen, nämlich generell-technischen Erwartungsparameter auf, weil sie (das ist tautologisch) eben alle als MITTEL zu betrachten sind – das ihnen zugrundeliegende Erfahrungswissen als WISSEN-WIE aufgefasst wird.
Alles Handeln, im Rahmen dieser Ziele, bis hinauf zu den höchsten, ist – angesichts der allgemeinen Ungewissheit und unseres (gewussten, bekannten) Unwissens über die Umstände, Rahmenbedingungen unseres Tuns, über Vorzeichen und Kausalgesetze, die Grenzen und Chancen der Vorhersehbarkeit und Kontrollierbarkeit – ein Versuchen; ein vorläufiges Testen, bis zur Widerlegung, der Hypothesen, die unseren Erwartungen zugrundeliegen; dieses „latente“ Versuchen und Hypothesentesten wird manifest in jenen Situationen, in denen wir überrascht werden: zum Besseren oder Schlechteren; in unserer Reproduktion (hier vor allem, wenn wir zu Reparaturen gezwungen sind), oder unserer Produktion (hier vor allem, wenn innovative Kombinationen von bekannten Techniken unerwartete Resultate bringen (nur dann hatten wir ja Erwartungen, die sich als falsch erweisen können).
Unser gesamter Plan, in jedem Augenblick seiner Geltung, mit all seinen (hypothetischen, nur bis auf weiteres gültigen) Erwartungen, ist ein VERSUCHSPLAN – Anleitung für die nächsten Schritte in dem übergreifenden Experiment, uns, unser „Selbst“, in einer (noch) unbekannten Welt zu erhalten und sie dabei kennenzulernen, und optimalen Gebrauch von unseren (bekannten, vorhandenen) Ressourcen zu machen, ohne unterzugehen.
Die Planung aufgrund von Normalerwartungen verwandelt die jeweils obersten Grundsätze oder Ziele, denen unser jeweiliger Plan in einem Augenblick, bei einem gegebnen Erfahrungsstand folgt, in MITTEL, deren technische Parameter, soweit noch nicht bekannt, durch die fortlaufende Plan-Ausführung „auf unteren Ebenen“ immer genauer ermittelt werden können, so, dass die mit diesen OPTIMIERTEN Instrumenten für den optimalen Einsatz unserer eigentlichen Mittel und Ressourcen (als die unsere obersten Entscheidungs- und Plan-Prinzipien gelten) “produzierten“ Pläne in der Ausführung nur in immer engeren Grenzen den ihnen zugrundeliegenden Erwartungen nicht entsprechen, Ressourcen sich als falsch verteilt, Ziele und Prioritäten bei ihrer Verfolgung sich als zu viel oder zu wenig anspruchsvoll, risikobewusst, oder mit Aufwand verbunden erweisen.

14.
Nun wurde bereits an mehreren Stellen der bisherigen Untersuchung, in unterschiedlichen Formulierungen, hingewiesen auf den Unterschied zwischen Erwartungs-Parametern technischer Art, die für MITTEL gelten (und Teil des technischen oder Rezept- Wissens-wie im Umgang mit ihnen sind), und Entscheidungs-Erwartungsparametern, die für die Wahl zwischen PLÄNEN ausschlaggebend sind. Aber worin genau besteht der Unterschied? Wenn die Pläne so leicht, wie es der Fall zu sein scheint, an Mittel angeglichen, wenn planbezogene Entscheidungs-Erwartungsparameter so leicht wie technische, also mittelbezogene behandelt werden können: Dann kann der Unterschied nicht sehr gross sein. Und er ist es, auf den ersten Blick, in der Tat nicht:
Mittel werden verglichen hinsichtlich der Chancen (sicheren oder wahrscheinlichen Nutz-Effekte), Risiken (Gefährdung durch spontan „von aussen“ kommende Einwirkungen, die Zusatzaufwände zur Vorbeugung und Reparatur erfordern) und mutmasslichen Gesamt-Aufwendigkeit ihres Einsatzes in bestimmten Umständen.
Pläne werden verglichen, oder können zumindest verglichen werden hinsichtlich der Gesamt- oder Maximal-Chancen, die sich mit ihnen verbinden, also dessen, was sich mutmasslich in ihnen mit den bekannten Ressourcen im besten und weitestreichenden Fall (Optimum) erreichen lässt; hinsichtlich des Gesamt- und Höchst-Risikos (oder -Schadens), das (oder der) dazu immer wieder oder in einzelnen Phasen ihrer Realisierung schlimmstenfalls eingegangen (erwartet) werden muss; hinsichtlich des Gesamt-Aufwands, der in ihnen für (in diesem Rahmen) als sinnvoll erachtete Forschungen, Hypothesenerprobungen, versuchsweise Produktivitätssteigerungen usw. vorgesehen ist.
Und darin gehen einmal die uns bekannten technischen Möglichkeiten und Risiken ein, die sich mit unseren Mitteln verbinden (Liste 1 aus Kap.1/Abs.2); zum andern unser momentanes Wissen um die objektiven „Umstände“, die mitspielende oder auch sich verweigernde Welt: Chancen, Risiken, Wissenswertes (Liste 2, dort).

15.
Sobald diese beiden Listen (oder jene ihrer Bestandteile, von denen wir in unserer Planung Gebrauch machen können) zu einem Plan vereinigt sind, zerfällt dieser Plan analytisch wieder, allerdings entlang anderer Grenzen, in zwei Teile: Eine Ziel- oder Aufgabenstruktur, die feststeht; und: die quasi beweglichen Teile unterhalb jedes Ziels, die es unter bestimmten Umständen ausführen. Bei geänderten Umständen, oder im Rahmen von Innovationen, können diese Anteile abgeändert werden – auch versuchsweise, im Fall von reproduktiven Reparaturen oder produktiven Innovationen.
Jedes untergeordnete Ziel ist mehr oder weniger zur Disposition gestellt, ist „beweglich“, verschieblich (seine Priorität oder Stellung in einer Abfolge von Zwischenschritten und Zwischenzielen kann wechseln) oder auswechselbar (ein Ziel anderer Art, das dem übergeordneten besser dient, kann an seine Stelle treten), wenn wir es nur als Durchführungsvariante für ein übergeordnetes Ziel ansehen.
Steigen wir in dieser Hierarchie von untergeordnet-disponibleren zu übergeordneten, relativ dazu fixierten Zielen auf, dann gelangen wir irgendwann an letzte, oberste Zielsetzungen oder Plan-Prinzipien, die ihrerseits (zunächst) nicht, oder nicht in diesem Plan, zur Disposition stehen.
Sie sind es, mit denen sich die eben angeführten „Gesamt“- oder „Maximal“-Erwartungswerte verbinden; sie sind es auch, die in Alternativ-Plänen (mit anderen solchen Werten) anders ausfallen.
Vom Standpunkt dieser nach oben hin immer unbeweglicheren Aufgaben- oder Ziel-Hierarchie (der übergeordneten „Strategie“) ist das eigentlich bewegliche, die Art der Durchführung, die besondere Qualität und Art der Aufgabenlösungen, völlig gleichgültig; Hauptsache, sie gelingt, im Rahmen der vorgesehenen Erwartungswerte; Hauptsache, sie bringt (wie auch immer, welche auch immer) die nötigen Produkte für Anschlussvorhaben hervor, oder sorgt für die nötige Sicherheit exakt derjenigen (Re)Produktionen, deren zuverlässiges Funktionieren für spätere Plan-Stadien vorausgesetzt wird.
Dieser Gesichtspunkt war kurz bereits in 2/6+7,  als Doppelcharakter von „Aufgaben“ angesprochen worden.

16.
Ebenfalls dort, nämlich in 2/7 (im zweiten Satz), war aber auch ganz kurz davon die Rede, dass die Ziel- oder Aufgaben-Struktur ein „Kategoriensystem“ darstellt, in dem etwas verklammert wird; dort hiess es: Subjekt-, also Ziel- und Bedürfnisbezogenes, ist verklammert mit Objekt-, also Mittel-bezogenem. Wir könnten jetzt auch sagen: Bündel beliebig verlängerbarer, in langen Reihen immer schlechter bestätigter Versuche abwandelbarer Ausführungen, also spezieller, an sich auswechselbarer und den Umständen (hoffentlich, irgendwie) anpassbarer Aufgabenlösungen werden verklammert mit feststehenden Zielsetzungen, die diese Aufgabe zu lösen vorschreiben. Die Verklammerung in einem Plan (speziell: einem Plan, der zur Normalpraxis geworden ist) zwischen einer Aufgabe und ihren variablen, auch innovativen Lösungen, auch unter neuen Umständen, verklammert aber im DADURCH-DASS oder umgekehrt UM-ZU nicht nur qualitativ bestimmte, problem- oder aufgabenlösende Tätigkeiten, oder Versuche, mit den durch sie (normalerweise im einen Fall, versuchsweise im andern Fall)) erreichten Zielen oder Aufgaben; sondern auch die bei diesen Tätigkeiten und Versuchen real anfallenden Erfahrungen mit den vorgegebenen Plan-Erwartungswerten für die Aufgabenlösung.
Schon in der Abstraktheit dieser Erwartungswerte zeigt sich die Gleichgültigkeit der Planung gegen die besondere Qualität der Ausführung. Entscheidungsparameter sollen ja Pläne der verschiedensten Art (freilich angesichts angenommen gleicher Randbedingungen und Ressourcen für ihre Ausführung) vergleichbar machen – also unterschiedlichste Durchführungen der „Aufgabe“, unter diesen Umständen das Optimum aus den Ressourcen zu machen, die man hat (die grösstmögliche Sicherheit, weitestreichende Erhaltung für das, was wir für das erhaltungswürdigste von allem erklären wollen: unser „Selbst“).
Und diese Gleichgültigkeit gegen ihre Beschaffenheit im Einzelnen erben die speziellen Ausführungs-Unterziele mit ihren Mittel-Verwendungen von den Plänen: So, wie Pläne hinsichtlich ihrer Tauglichkeit oder Reichweite, Robustheit, (Extra-)Aufwendigkeit mit Bezug auf die oberste aller Aufgaben beurteilt werden sollen, unsere Selbsterhaltung mit gegebnen Ressourcen unter gegebnen Umständen über möglichst lange Dauern – so werden verschiedenste Mittelverwendungen an untergeordneten „Durchführungspunkten“  hinsichtlich ihrer Tauglichkeit (Zuverlässigkeit), Robustheit (gegenüber Stör-Einflüssen), Aufwendigkeit (insgesamt, und für denkbare Anpassungen unter gegebnen Umständen usw.) mit Bezug auf die dort zu lösende besondere „untergeordnete“ Aufgabe (einen „gewünschten Effekt“) – unter bekannten oder angenommenen Umständen – verglichen und bewertet.

17.
Es lässt sich nun kaum vermeiden, dass wir, in Gestalt höherer und höchster Ziele, der zukünftigen Mittelverwendung, und vor allem: innovativen Abwandlung durch Versuche, eine gewisse Aufgaben-Struktur, und damit eine Prioritäten-Hierarchie für diese Innovationen und darauf abzielenden Experimente vorgeben: Die ursprüngliche oder Ausgangspraxis ist zugleich der Versuchsplan für die Experimente zu ihrer produktiven Erweiterung und/oder reparativen Abwandlung. Insofern verkörpert sie ein einziges, riesiges Vorurteil darüber, in welche Richtung zu suchen und zu forschen ist. Dabei mag sie sich immer wieder sehr tolerant noch gegenüber den (im qualitativen Sinn) verrücktesten und abwegigsten Experimenten zeigen, soweit diese nur (im quantitativen Sinn) im Rahmen dessen bleiben, was nach der Rahmen-Erwartung „lohnend“ ist. Was sie zwar nicht geradezu verbietet, aber doch durch die ganze Art, wie sie die Aufmerksamkeit der Planenden, Lernenden (vor allem: ihre Versuche Planenden) lenkt, eher ausschliesst, sind systematische, von qualitativen, vor allem kausalen Kategorien und vorstellbaren Kategorien-Gefügen ausgehende und ihre „Besetzung“ mit Ausprägungen, unabhängig von konkreten Aufgabenstellungen, erforschende Experimente. Stattdessen soll, im konkreten Rahmen, vor allem, wenn viel davon abhängt (der Erwartungswert hinsichtlich des zu treibenden Aufwands für Reparatur entsprechend gross ist), alles „nur Erdenkliche“ ausprobiert werden – aber immer nur unmittelbar auf diesen, hier interessierenden Effekt, bezogen; die Kategorie, in der dieser Effekt beschrieben ist, ist aber eben keine objektive; sondern eine jener subjektiv-objektiv-verklammerten Kategorien, wie sie die Aufgaben- oder Zielarten in einem konkreten Praxishorizont (mit den diversen Plan-Alternativen, vor allem ihren Ziel-Strukturen, die sich aus diesem Kategorienmaterial formen lassen) darstellen.
Die Aufgabe heisst also, beispielsweise: Finde ein Mittel, im Sinne des Rezeptwissens, zur „Heilung“ derundder Beschwerde oder (an vielen Menschen auftretenden) „Krankheit“. Das schliesst Wissenschaft nicht aus; macht sie aber extrem unwahrscheinlich (zahlreiche „empirische“ Beobachtungen von „Zusammenhängen“ könnten erstmal vorrangig ausprobiert werden; scheinen „wirk-näher“ und weniger umständlich. Was ist, verglichen damit, umständlicher als Wissenschaft?).

18.
Die Erfolgsbezogenheit der Versuche im Sinne der vorgegebenen „Aufgabe“ wirkt sich aber nicht nur so aus, dass sie mehr oder weniger ad hoc, aus groben statistischen Beobachtungen, Analogien, Generalisierungen, also kategorial höchst chaotisch und planlos, konstruiert werden; dasselbe gilt, fast noch mehr, für Abbruch-Kriterien und Misslingens-Erklärungen. Fast nie wird, wenn im Rahmen von Normalerwartungen Versuche durchgeführt werden, auch nur gefragt, ob wirklich „alles“ versucht wurde – wirklich jedes Misslingen „unerklärlich“ ist, und die Versuche somit sich erschöpft haben und aufzugeben sind; das würde „objektiv“ kategoriales Nachdenken darüber erfordern, wie hier im einzelnen Erklärungen überhaupt aussehen würden – was allenfalls zu erwarten wäre. Von solcher kategorialer Systematik ist das Lernen und Experimentieren unter Normalerwartungen, mit seinen „praktisch“ orientierten Rezept-Kategorien und ihren kurzatmigen, horizontalen Generalisierungen und Analogie-Bildungen, weit entfernt. Und wo immer es schliesslich zu sorgfältigeren und rationaleren Versuchsanordnungen kommen könnte, ist dann längst bereits der Erwartungswert für noch „lohnend“ erscheinende Reparatur- oder Innovations-Aufwendungen überschritten, und der Plan wird abgeändert – sei es, dass wir an anderer Stelle weiterprobieren; sei es, dass wir das Misslingen als so endgültig ansehen, dass wir es „nach weiter oben“ sich auswirken lassen – zumal, wenn wir auch auf höheren Ebenen keine alternativen Ziele oder Aufgabenstellungen wissen, die an Stelle derjenigen treten könnten, die soeben für an diesem Detailproblem (für das die Versuche zu lang geworden sind) gescheitert erklärt wurden. (Der Erwartungswert kann auch einmal irgendwo in dramatischer Weise unterschritten sein – etwas kann soviel erfolgreicher funktionieren als erwartet, dass auch aus einem solchen Grund die viel mühsameren Versuche an anderer Stelle abgebrochen werden.)

19.
Natürlich ist nie ausgeschlossen, dass wir von höheren Ebenen aus gesehen, insgesamt wieder erfolgreicher, und ebenso erfolgreich wie zuvor sind (weil von dort aus gesehen eine andere Planalternative funktioniert) (oder aber alles doch wieder schwieriger wird, und ebenso schwierig wie – von der höheren Ebene aus gesehen – zuvor bereits) – und vielleicht reisst also unser Plan nicht bis nach ganz oben hin auf, vielleicht wird die Abweichung der realen von vorgegebenen Erwartungswerten durch einen Ersatz bzw. eine Abwandlung auf einer dazwischenliegenden höheren Aufgaben-Ebene aus doch noch verringert werden, so dass deren Erwartungsgrenzen noch nicht nach der einen oder andern Seite überschritten wurden, weil es dieser Aufgabe zugeordnete Problemlösungen gibt, die „immer noch gut genug“ „funktionieren“ (um den Ausfall zu ersetzen), oder auch „schlecht genug“ (um den Glücksfall zu neutralisieren).
Die andere Möglichkeit, die uns grundsätzlich bleibt, wäre, dass wir die gesamte, durch die gescheiterte, dh. unerwartet aufwendige usw. Versuchsreihe (oder unerwartet stark beschädigte, unerwartet wenig robuste usw.) „schwerer als gedacht“ lösbare Aufgabe (oder eine darüber) mit einem neuen Erwartungswert in dieser Hinsicht versehen: sei es im Sinne einer neuen Schwankungsbreite hinsichtlich Riskantheit, von neuen Bedingungen der Kontrollierbarkeit, oder von neu festzulegenden Erwartungen hinsichtlich der Aufwendigkeit von Aufgabenlösungen, „wenn gewisse Schwierigkeiten auftreten“ (und dergleichen). Analoge Änderungen von Erwartungen können natürlich auch im Fall von unerwartet günstigen Verläufen vorgenommen werden.
Als Konsequenz können dann – im einfachsten Fall – Planzweige weggelassen, oder ausgeweitet werden; Ressourcen und Überschüsse können dann vorrangig dorthin, oder von dort weg gelenkt werden; anderes wird dann später, oder garnicht mehr realisiert. So können schliesslich ganze Pläne, angesichts solcher Veränderungen, umgestürzt, und zugunsten womöglich SEHR anders gearteter, aufgegeben werden. Damit ändern sich dann auch (allein schon wegen der knappen, zu verteilenden Ressourcen) die Vorgaben für das, was anderswo „lohnend“ ist; und damit auch die Spielräume für innovative und reparative Versuche.

20.
Da ist also immer schon etwas, das allenfalls abzuwandeln wäre. Es gibt immer einen Dunstkreis neuer und/oder alternativer Möglichkeiten (minder sicheren Wissens-wie, oder auch riskantere, aufwendigere, aber immer noch tolerable), von dem her wir Reihen (mit absteigender Präferenz) von Versuchen zur produktiven Innovation oder Reparatur unserer Reproduktion konstruieren können – immer im Rahmen einer vorgegebenen Aufgabe (denn es ist immer etwas vorgegeben), immer im Rahmen von Erwartungswerten (sind konkret keine bestätigten da, werden wir sie uns von woanders durch horizontale Generalisierung holen).
Die Ausgangs-Erwartungswerte sind es, was wir „optimieren“; wir optimieren durch Reihen von Versuchen, die wir (fast) immer machen können. Das Resultat ist, entweder: Etwas gelingt, wie erwartet (der Erwartungswert wird vorläufig bestätigt); oder der Erwartungswert ist überraschend infragegestellt: Dann können wir entscheiden, bis wie hoch hinauf wir diese Überraschung sich auswirken lassen: Schwankungsbreiten sich verändern lassen; ursprünglich einheitliche Erwartungswerte nach (neu hinzugekommenen, differenzierenden) Bedingungen aufspalten; und daraufhin mehr oder weniger umfangreiche Plan-Änderungen vornehmen.
Das ganze System ist somit ein einziges, riesiges, fortgesetztes OPTIMIEREN seiner Erwartungswerte (für bestimmte Aufgaben oder Aufgabensorten) – ein immer genaueres, mit zunehmender Erfahrung immer differenzierteres Ab- und Einstimmen dieser Werte auf „realistische“ Masse; darunter flottieren frei die diversen Arten der Ausführung, Neukonstrukte, versuchten Reparaturen; im Nichtbestätigungsfall wissen wir IMMER weiter, und was immer wir tun, ist die Fortsetzung des Probierens und Optimierens: Fortsetzen der Versuche, bis zum Punkt der Nicht-Bestätigung eines zugehörigen Erwartungswerts; dies wird für eine neue, diesen oder darüberliegende Werte VERBESSERNDE Erfahrung genommen; daraus folgen zusätzlich Planänderungen, also auch (indirekt) neue Versuchs-Präferenzen; und wo immer jetzt wieder Neu-Konstrukte und Reparaturen anfallen, geht die Arbeit des Optimierens des Gesamtsystems von Aufgaben und „momentan geltenden Erwartungswerten“ weiter…

21.
Obschon die „qualitative“ Ebene der wirklichen Erfahrung mit einer Aufgaben-Lösung unentbehrlich ist, sei es der routinierten, für diese Stelle vorgesehenen, sei es einer produktiven oder reparativen Innovation, bleibt man, wenn es um die Bestimmung der „Grenzen“ geht (nämlich, etwa: Wann ein Versuchen (oder gar Suchen) gestartet oder als erfolglos abgebrochen wird), ganz im Rahmen der Erwartungswerte (und des „Vorurteils“, das sie darstellen):
– Insofern sie bestätigt werden, bestätigen sie ihrerseits die unter ihnen ablaufende Praxis: Ja, sie ist so riskant, wie gedacht, und man musste mit bestimmten Einbrüchen rechnen (oder auch: das ist sicher, man kann weiterhin unbesorgt sein); ja, sie ist (immer noch, weiter) lohnend, man darf weiterhin mit Erfolg rechnen (oder auch: man muss nicht unglücklich sein – das konnte ja nicht besser kommen!); ja, sie ist eben aufwendig, und es ist angemessen, weitere Anstrengungen in diese Richtung zu unternehmen usw.
– Im andern Fall greifen sie „von oben“ her massiv in diese Praxis ein (die von daher (zumindest, soweit dies Denken in Erwartungswerten bestimmend ist) keine Chance hat, ihre „kategoriale Eigenlogik“ zu entfalten, etwa, was Erklärungen anlangt): Dies fängt an, ZU riskant zu werden, jedenfalls riskanter als gedacht – dies ist nicht so lohnend, oder (unter denundden neuentdeckten Bedingungen) lohnender als gedacht – dies ist ja deutlich weniger/mehr aufwendig als gedacht usw.
Aber von „unten“ her werden Erwartungswerte auch verändert – diese Veränderung ist ja in ihnen angelegt, als Grenze dafür, wann und wieweit es noch „so gekommen ist wie gedacht“. Solche geänderten Erwartungswerte schlagen nun nach oben durch und veranlassen, je nachdem, wie weit dies „Durchschlagen“ reicht, den neuen Erwartungen entsprechend weitreichende Änderungen der (Normal)Praxis. Aber auch dabei spielt die INTERNE Verknüpfung von Erwartungswerten eine grosse Rolle: erstens, von Werten derselben Dimension, wie Lohnendheit, Riskantheit, auf verschiedenen durch die DADURCH-DASS-Beziehung verknüpften Ebenen; zweitens, von Werten verschiedener Dimension auf derselben Ebene.
Leitwert ist das Mass des (erwarteten) „Lohns“ oder Nutzens, also das Ausmass des Lohnens der Anstrengung in der Verfolgung eines bestimmten Ziels überhaupt – gemessen an und verglichen mit alternativen Zielen, aber auch gemessen an unseren Fähigkeiten und Ressourcen (die Frage, ob wir es uns überhaupt zutrauen dürfen); dies Lohnen bestimmt dann, welche Risiken tragbar sind – welcher Teil des für dies Ziel überhaupt anzusetzenden Aufwands (neben dem, der auch im schadensfreiesten Fall dafür betrieben werden muss) im schlimmsten oder auch nur „durchschnittlichen“ Schadensfall zusätzlich zu treiben ist, weil es sich immer noch lohnt; schliesslich: welche zusätzlichen Aufwendungen wie lange lohnen, um suchend und versuchend produktive oder reparative (falls das nötig wird) Innovationen für die Durchführung dieser Aufgabe zu finden, und wann man, als Alternative, auf die Lösung der Aufgabe verzichtet.

22.
Nehmen wir nun ein für die Versuchs-Strategie wichtiges Überraschungs-Resultat: Mehr Aufwand, für Versuche und Wissenserwerb an einer Stelle betrieben, KANN deutlich produktivere Innovationen hervorbringen (oder Reparaturen doch noch ermöglichen); zusammengenommen mit dem für Risiko-Fälle bei dieser Aufgaben-Lösung vorgesehenen Aufwand – lohnt sich das noch, oder nicht? Die Antwort wird gegeben, indem hier ein bereichsbezogener, vielleicht auch nach Bedingungen aufgeschlüsselter Erwartungswert für „(noch) lohnende Aufwände (wenn man das Ziel überhaupt lohnend findet)“ konstruiert wird.
Ähnlich für „(angesichts des Gesamtaufwands) tragbare Risiken“. Aber natürlich gibt es dann auch eine Limitierung dafür, wie lange es, angesichts solcher oder so veränderter Risiken und/oder Aufwände (Erschwerungen, Erleichterungen), noch lohnt, verglichen mit anderen Aufgabenlösungen, die vorliegende noch weiterzutreiben (Reparaturen zu versuchen oder vorzunehmen, statt sie aufzugeben; produktive Innovationen zu versuchen und/oder zu installieren, um Aufwände zu senken usw.). – Über die Kategorie erwartbarer Aufwände wirken sich veränderte Erwartungen hinsichtlich Wahrscheinlichkeit und Dauer bis zum Erfolg oder Misserfolg von Versuchen für Reparaturen und Innovationen also auch auf die Tragbarkeit von Risiken und die Lohnendheit des gesamten Sektors aus. Überraschend gute oder schlechte Erfahrungen mit Aufwänden für Schadensbeseitigung, produktive (aufwandssparende, lohnende)  Innovationen und Wissenserwerbe sowie neuentdeckte Risiken können dann, je nachdem, wie sehr man davon beeindruckt ist, verallgemeinert werden: Bedingt, etwa „sektoriell“ – in diesem Sektor klappt etwas besser oder schlechter als erwartet – oder unter denundden Bedingungen tut es das, in diesem Sektor. Der Sektor ist aber Teil eines übergreifenden Sektors: Ich kann die beeindruckende Erfahrung nach oben durchreichen, indem ich sie als neue (Schwankungsbreiten neu bestimmende, (Un)Kontrollierbarkeit und Aufwände unter differenziertere Bedingungen stellende) Erfahrung verwerte, aus der neue Erwartungen für den über- und umgreifenden Sektor folgen. Ich kann die Erfahrung aber auch „horizontal“ verallgemeinern: Unter Bedingungen derundder Art klappen verschiedenste Unternehmungen (Aufgabenlösungen) besser oder schlechter als erwartet. Speziell kann ich Verlaufsmuster konstruieren – die Erfolgs- oder Misserfolgsverläufe können an sich selbst Bedingungen haben: „Immer wenn man ‘zu optimistisch’ ist, kommt der Rückschlag“ etc.

23.
Die Formel für den möglichen Fehler des Planens unter Normalerwartungen bisher war ungefähr diese: Pläne oder die Entscheidungsprinzipien für Pläne werden dabei wie Mittel behandelt, deren Gebrauch den teils bekannten, teils unbekannten Umständen, aus Erfahrung, immer besser angepasst wird – hinsichtlich der unbekannten Umstände mithin speziell der in ihnen vorgesehene Umgang mit Unwissen und nötigem oder möglichem Wissenserwerb, dh. Lernen. Dies letztere wurde nun speziell gedeutet als Aufziehen des in allem Planen notwendig enthaltenen Hypothesentestens oder Experimente-Machen-Müssens, Versuchens, als probierendes Optimieren ursprünglicher Erwartungswerte mithilfe von – aus allgegenwärtigen, denkbaren oder auch mehr oder weniger gut bekannten Wirk-Möglichkeiten im Umfeld aller etablierten Praktiken konstruierten (oft auch: improvisierten) – Reihen von immer ungünstigeren, aber im Rahmen der Erwartungswerte lohnenden Versuchen. Hier mag sich nun das Unbehagen an der Lern-Strategie mithilfe von Normalerwartungen verdichten; ein Verständnis für den Fehler darin, oder ein schlagender Beweis der Untauglichkeit ist damit noch nicht zustandegebracht.
Die eigentliche Frage, jenseits des Problems, ob man Hypothesentesten durch entsprechende „Tricks“ in Wirk-Probieren und Praxis-Optimieren verwandeln kann, ist aber: Hat jemand, der auf diese Weise vorzugehen versucht, ÜBERHAUPT eine Lern-Strategie – ein Inventar oberster Regeln zur Organisation seiner Versuche? Braucht er denn unbedingt eine?
Lernt er denn nicht durch Erfahrung allein?