Kap. 3: Die Art der Selbstbestimmung von MOD und ihre Mängel

1.
Die Überlegungen am Ende von Kap.2 zum Schlechthin-Hinreichenden und Schlechthin (in der Welt)- (wenn auch nicht DAFÜR-)Notwendigen im Begriff oder Verständnis MOD’s von sich selbst (dem abstrakten) erscheinen im Augenblick als blosser Exkurs, der die Klärung der Frage aufhält, inwiefern auch der VIERTE STANDPUNKT mit durchaus ähnlichen Sinnlosigkeits-Drohungen zu kämpfen hat wie jenen, die auch schon die Übergänge zu den voraufgehenden STANDPUNKTEN und zuletzt zu ihm hin begründeten. Aber natürlich gehe ich in diese Abschweifung nur hinein, weil ich erwarte, dass sich hier ein oder der Schlüssel findet für das, was den MOD Lebensentwürfen zu ihrem Gelingen sowohl als ihrer Zusammenfügbarkeit und Zusammenführbarkeit in einer Sinn machenden arbeitsteiligen Lebensform fehlt – also zur Beantwortung der Frage: Welche Formen von Arbeitsteilung erträglich sind, oder indifferent, und welche solche Teilungen, zusammen mit den Arbeiten, auch die damit verbundenen Sinn-(machenden) Zusammenhänge derart zerreissen, dass sie jeden Lebensentwurf auf Dauer beschädigen und entwerten, in dem sie vorkommen. Mit andern Worten, ich erwarte, dass IDENTITÄT und die Kriterien des Gelingens der Lebensführung von Tag zu Tag (und Umsetzung von Lebensentwürfen in einen Alltag (in einer zwanglos („frei“) arbeitsteilig organisierten Produzenten-Assoziation) sich als das Fehlende in MODSs Selbstbestimmung erweist – dasjenige also, wodurch das Notwendige (technomorphe Welt- (in Gestalt ihrer-)Elemente-Kenntnis) endlich auf das Hinreichende (vernünftig, zurechnungsfähig, Entscheider also PERSON zu sein) bezogen werden kann. Und noch eine Lücke müsste dadurch überbrückt werden: Die zwischen bestehendem Alltag einerseits, und technologisch möglich werdenden Fortschritts-Entwürfen andererseits, die mehr oder weniger optimale Wege aus ihm heraus, bei gegebnem Wissensstand, zu bestimmen gestatten. Nicht nur ist nämlich MOD’s Versuch fehlgeschlagen, mit den 6 transzendental-ökonomischen Prinzipien eine solche Regel anzugeben (und sich damit auf höchst billige Weise eine Regel zu schaffen zur Konstruktion der jeweils präzisierten und ausdifferenzierten Optimalhypothese, die seinem jeweiligen Wissensstand entsprechen sollte, also auch zur Konstruktion des je-nächsten Experiments (einer technisch vertieften und erweiterten, den neuen Wissensständen Rechnung tragenden, produktiveren oder robusteren Version des vorhandenen reproduktiven Alltags) sollte herangezogen werden können). Sondern: Diese Prinzipien konnten noch nicht einmal ANGEWENDET werden – weil allein schon das Prinzipienpaar ES einen Lückenschluss zwischen Alltag und Fortschritt, ein Programm möglicher wenn auch gewagter Schritte über die existierende Reproduktion hinaus, verlangt, die es (zur Vermeidung von Stagnation) GEBIETET; aber MOD weiss, trotz des Stagnationsverbots von ES, nicht zu sagen, WELCHE Fortschritte er als nächste beste versuchen sollte, die Möglichkeiten sind nun mal fast unendlich… wenn auch nicht gleich gut… die Kriterien, wie da zu entscheiden wäre, fehlen MOD völlig. Die Selbstverständnisse wiederum, die ihm, STANDPUNKT für STANDPUNKT, entgleisen, verhindern die Anwendung der beiden Prinzipien KS. Und spätestens nachdem die jeweiligen Elemente aller Analyse gefunden sind, weiss MOD zur Anwendung der RU-Prinzipien (obschon es nach wie vor eine Unmenge an Unbekanntem in seiner Umgebung gibt!) keine Regel (als bräuchte er eine weitere und zusätzliche): Er hat eine unendliche Fülle von Komplexen jeden beliebigen Grades der Zusammengesetztheit – nur welchen davon er sich zuwenden soll, um ihre Konstanz-Eigenschaften festzustellen und deren Bedingungen zu ermitteln, ist ihm nicht klar; auf seinen Grundlagen wird er auch nie welche finden.

Noch etwas muss durch das bislang in MOD’s Selbstbestimmung Fehlende sichergestellt sein: Es muss deutlich werden, wie eine „Selbstähnlichkeit“ erreicht werden kann von MOD-Kulturprogramm (auf dem jeweils ereichten Stand), dem von der aktuellen Gesellschaft arbeitsteilig Verbundener Erarbeiteten, und dem, was davon in den Lebensentwurf der einzelnen Teilnehmer an der Lebensform hinein, umgekehrt aus ihm heraus in die der andern hinein gelangen soll: Wie kann es gelingen, dass der Inhalt der MOD Kultur und des einer MOD Gesellschaft insgesamt Verfügbaren auf Dauer ohne Einbusse ins Leben jedes Angehörigen dieser Kultur und Gesellschaft gelangt, umgekehrt alles, was für andre von Interesse wäre, das aber nur erst im Leben Einzelner erscheint, von dort Eingang ins Leben aller findet? An dieser Stelle kann und darf man sich an die Formel von Marx erinnern, im Kommunismus sei die Entwicklung aller an die Entwicklung jedes Einzelnen gebunden. In dieser Frage soll darum angedeutet sein, dass die rechtlichen Ausschlüsse durch die speziellen Eigentumsformen einer kapitalistischen Ökonomie nicht einmal den Bruchteil jener Ausschlüsse (und „Privatheit“ in diesem Sinn) begründen, die sich mit moderner Arbeitsteilung und Material-Fülle verbinden (und die in einigen ihrer Aspekte bereits im 2.Kap erörtert wurden). Die Frage muss also beantwortbar werden: Wo endet die INDIFFERENZ von Arbeitsteilung, und wo beginnt das ausschliessliche Verfügen der Zuständigen über einen Inhalt tatsächlich AUSSCHLIESSEND zu werden –  von etwas, das allen verfügbar und zugänglich gemacht werden sollte? Und wie bringt man dann alles für alle Interessante (und nicht Indifferente) im Leben aller unter?

2.
Im MOD Kultur-Entwurf gibt es also ein Schlechthin-für-ALLES-Notwendiges (und in allem Vorkommendes): Elemente. (Ob sie gefunden sind, ist nicht entscheidend, Elementarität ist die heuristische Leit-Idee beim immer weiter Teilen und physischen Analysieren von allem; genauer: beim Entmischen, Rein-Darstellen, Anreichern und Rückschliessen von Makro-Eigenschaften der Rein-Entitäten auf die Teile, die mit ihren Dispositionen (die sich mit denen anderer überlagern) in Mixturen und Verbindungen aller Art auftauchen).
Dann gibt es das Schlechthin-Hinreichende des Vernünftig, Zurechnungsfähig, Entscheider, Person-Sein- und Bleibens, wozu immer auch zu denken ist: Person mit einem bestimmten Wissensstand (zur Not: Person mit der Fähigkeit, Datensammlungen zu verwerten); auch der (und die Daten) soll(en) ja nicht verlorengehen.
Dazwischen aber ist ein riesiger Bereich an NICHT-SCHLECHTHIN-für-uns-Notwendigem, SO nicht Unersetzlichem, sondern Variablem, das so oder auch anders sein und gemacht werden könnte, und nur FÜR-SICH als Hinreichend bestimmt ist, mit FÜR-ES-notwendig einzuhaltenden Existenzbedingungen (und es bestimmenden und definierenden Eigenschaften). Zu wissen (wenigstens im Prinzip, durch Analyse), wie das Schlechthin-Elementar-Notwendige darin vorkommt, dh. wie dies Kontingente (von selbst Vorkommende oder Produkt, Artefakt) aus Elementarem aufgebaut ist, bedeutet dann auch KONTROLLE darüber, technische Kompetenz im Umgang mit Kontingentem dieser Art. Also solches Nichtschlechthin-Hinreichende und Vorhandene, FÜR-das das Elementar-Notwendige bekannt ist, ist TECHNISCHES (soweit manipulierbar und (prognostisch) nutzbar: Inhalt von Wissen-wie), und wissenschaftlich in seinem So-Sein ERKLÄRTES (soweit nicht von uns ganz manipulierbar und vorhersehbar: Inhalt von blossem Wissen-dass). Dies Technische geht dann ein in eine nicht minder kontingente Reproduktionspraxis und Fortschrittsperspektive, die selbst bei gegebnem Wissensstand anders sein könnte, wieviel mehr, wenn andres gewusst worden wäre, weniger, oder auch mehr. Hingegen wo (Sinnlosigkeits-)Grenzen für reproduktive Praxen insgesamt liegen, ist uns nur in ganz wenigen Hinsichten klar: Selbst die grössten Schäden, die uns treffen könnten, sind, geeignete Mittel oder auch Vorbereitungen vorausgesetzt, zumindest in der Vorstellung zu meistern. In einer gegebnen Praxis wissen wir natürlich, dass unsere Fähigkeiten begrenzt sind, mit Katastrophen (die unbedingt NOTWENDIG abzuwehren sind, oder deren Folgen kompensiert werden MÜSSEN, bei Strafe des Untergangs) fertig zu werden: Die ganz grundsätzlichen geophysikalischen Randbedingungen unserer Existenz, Temperatur-Schwankungen in einem engen Korridor, normaler Aufbau der Erdatmosphäre (diese Mischung aus Schutz und Durchlässigkeit, auf die wir angewiesen sind), Schutz vor Kollisionen mit Himmelskörpern, nicht zuviel Bewegung in der Erdkruste oder Vulkanismus usw. müssen natürlich stimmen. Es muss noch einiges mehr stimmen, und wir können uns mancherlei an vergangene Gross-Plagen Erinnerndes ausdenken, Epidemien, Schädlings-Invasionen, Klimawandel, Strahlung, Vergiftung. Aber dann endet es auch schon – abgesehen von den bekanntermassen gebotenen Unterlassungen: Ressourcen nicht übernutzen, Giftiges nicht zu sehr verbreiten, gibt es schon keine bekannten Notwendigkeiten, denen hier kategorisch genügt werden müsste. Geschweige denn, dass uns eine abzuarbeitende Agenda ontologischer Stufen an die Hand gegeben wäre, durch die wir, indem wir sie versuchsweise abarbeiten, Bedingungs-Ebene für Bedingungs-Ebene tiefer in die vorhandenen „Fundierungs“-Hierarchien eindringen und sie zu unseren Gunsten stabilisieren lernen.
So liegt also ein riesiger Komplex an Bedingt-Notwendigem, Für-Sich-Hinreichendem und Kontingenterweise-für-uns-Notwendigem (in DIESER Praxis; nicht einmal das ist oft sicher) zwischen dem Schlechthin-Hinreichenden, als das wir uns, und dem Schlechthin-für ALLES-Notwendigen, als das wir die Elemente von allem und jedem denken. (Aller und jeder STRUKTUR, wohlgemerkt; was das für einen Unterschied macht, mag man bereits in den (bis jetzt bloss vorliegenden) Abss. des Exkurses „Warum Moderne beim Begreifen der Kategorie „Leben“ notwendig versagt“ nachlesen…)
Die Anforderungen an das Notwendige des Hinreichenden, als das wir uns (zu jedem Zeitpunkt mit einem jeweils bis dahin angewachsenen Wissen ausgestattet) denken, bestehen einzig darin: Dass wir EINES dieser Notwendigen, EINE Ausprägung unter den vielen denkbaren finden: Dies würde den Begriff des Schlechthin-Hinreichenden verlängern; denn es wäre eine für DIES Hinreichende notwendige Bestimmung; ist sie erfüllt, so ist das Hinreichende um zumindest dieses genauer bestimmt.
Womit klar ist: Unser Begriff von uns ist nur nach der Seite der Begriffsbildung nicht überbietbar, dass wir Begriffsbildner, Bildner und Denker des Überhaupt-Möglichen sind, kann nicht überboten werden. Hingegen können an diesen Begriff sehr wohl Bestimmungen angeschlossen werden, die seine unterste (mit der drüberliegenden durch DADURCH-DASS verbundene) Stufe durch eine weitere solche DADURCH-DASS-Bestimmung ergänzen und dadurch PRÄZISIEREN; und sei es auch erst einmal nur durch Nennung EINER seiner möglichen Ausprägungen: Wir sind solche, die das für unser grade anstehendes Experiment (im Rahmen der Hierarchie der Experimente anstehend, abgeleitet durch Anwendung des zum gegenwärtigen Zeitpunkt alles Relevante berücksichtigenden Begriffs von Sinnvoll und Sinnlos auf unsere derzeitige Erfahrung) nächst-Nützlich-zu-Wissende ZUM BEISPIEL DADURCH suchen (oder ermitteln)(könnten), DASS wir… (und das wäre dann dafür hinreichend).
Schlechthin-notwendig ist diese Bestimmung nicht; schlechthin-notwendig wäre die Alternation aus ALLEN solchen zureichenden Arten, wie wir im gegebnen Moment das uns fehlende nützliche Wissen suchen könnten; schlechthin hinreichend-notwendig eine solche Alternation für ALLE Ausprägungen oder Belegungen unserer Entscheider-Eigenschaften, die sie hinreichend implementieren bei einem gegebnen Wissensstand: Eine lange Reihe gegeneinander indifferenter Alternativen, bei und zu diesem Wissensstand sich vernünftig zu verhalten. Und dieser Reihe könnte ebenso, auf der je nächsttieferen Stufe, eine ebensolche angefügt werden, die zur letzten Stufe der vorhergehenden in einer DADURCH-DASS-Relation steht.

3.
Nun müssen wir schauen, wie sich die neu-gewonnenen Kategorien auf die MOD Wertsphären, wie sie sich auf verschiedenen STANDPUNKTEN darstellen, beziehen lassen.
Alles solche Sich-Beziehen hat, nach dem in Abs. 2 Gesagten, die Form: Dass das Schlechthin-Hinreichende, das wir alle, als Entscheider (Person) sind, hier eine spezielle Ausprägung bekommt, in der es präzisiert wird; die ist allenfalls notwendig EINE der überhaupt möglichen Ausprägungen, und wenn sie nicht ganz fehlerhaft konstruiert ist und bekannte Tatsachen völlig ignoriert, dann ist sie eben auch eine beim gegenwärtigen Wissensstand (soweit er nach MOD Grundsätzen verarbeitet ist, wie vorausgesetzt) MÖGLICHE solche Ausprägung. Welche Ermessensspielräume dieser Wissensstand lässt, ist uns zwar in diesem Stadium der Überlegungen noch keineswegs klar, aber soviel dürfte feststehen: Es müssen GROSSE solche Freiräume für ein So-oder-anders-Entscheiden sein – zum Beispiel Entscheiden, so oder anders die bestehende Forschung forzusetzen, oder die oder jene Technik zu entwickeln: Welchen Sinn würde es machen, sich zum Ziel zu setzen, „JEDE beim gegenwärtigen Wissensstand überhaupt mögliche Technik zu entwickeln“? Wie würden wir feststellen, wann das geschehen ist? Und macht eine solche Zielsetzung, selbst unter MOD Voraussetzungen, je auch nur den geringsten Sinn? Wenn das so stimmt: Dann gibt es eine Viel-, wenn nicht Unzahl an Möglichkeiten, einen gegebnen Forschungsstand der Wissenschaft in MOD-Manier technologisch zu verwerten (der Stand der Reproduktion ist nicht ganz unerheblich dabei), und in produktive Unternehmungen umzusetzen, die sich mehr oder weniger optimal in die Gesamtheit der bestehenden Reproduktion einfügt (als Ergänzung oder aber Produktivitäts- und Robustheits-erhöhende, also lohnende Fortschritts-Investition von Überschüssen).
Es wurde schon gesagt: Die Elemente, aus denen sich jede Technologie, aber auch das, was mit ihr bearbeitet wird, und sogar das, was mit ihr arbeitet, nämlich WIR, zusammensetzt – diese Elemente, und die Art ihrer Zusammensetzung sind allerdings ein schlechthin Notwendiges, ohne das garnichts existierte. Aber was immer daraus nachweislich zusammengesetzt ist: Ist es ein Hinreichendes? WOFÜR hinreichend?
Tatsächlich haben wir ja heute durchaus zulängliche physikalisch-chemische Kenntnis der Elemente von allem und jedem, besitzen auch durchaus nicht geringzuschätzende Analysen komplexer Zusammensetzungen (Makromoleküle wie DNA, biologisch wirksame Proteine; Minerale, Metalle usw.) und haben gelernt, diese Zusammensetzung gezielt zu kontrollieren (zu erhalten, zu erzeugen, oder, bei Schadstoffen, abzubauen oder ihr Zustandekommen zu verhindern).
Für die meisten Gegenstände in unserer Produktionstätigkeit haben wir solche Analysen aber nicht vorliegen; das gilt vorneweg, für uns selbst. Erst recht nicht sind uns komplexe Verhältnisse, etwa in Organismen, oder erst recht solche VON Organismen, jenseits der molekularen Ebene bekannt. (Eine VOLLSTÄNDIGE Bodenanalyse etwa überfordert die heutige Wissenschaft vollkommen.)
Umgekehrt können wir kaum je irgendeine konkrete Alltagseinrichtung beziehen auf unsere abstrakten Entscheider-Grundsätze: Wann ist sie denn vollständig begründet, im Sinne dieser Anforderungen an eine sinnvoll geplante Versuchsstrategie zur Einrichtung und Ausweitung einer bestehenden Reproduktion? Gewiss können wir uns alle möglichen Präzisierungen des allgemeinen Begriffs vernünftiger Planung und Wissenserwerbs denken, speziell solche, die MOMENT (notwendiger Bestandteil, zu berücksichtigende Teilregel) ALLES Vernünftigen, speziell auch in der gegenwärtigen Situation, sind (dazu zählt vor allem das Unterlassen des nach bestem Wissen derzeit WIDERLEGTEN); aber solche präzisierenden Unterbegriffe des Vernünftigen sind nur das Gegenstück von Analysen relativ einfacher Materialien auf dem Gegenpol (des Notwendigen) der ganzen Entitäten-Reihe, um die es hier geht. Das GANZE unserer Reproduktion ist mitnichten nach (womöglich noch vollständig für den gegenwärtigen Wissensstand – wer kennt den denn? – präzisierten, auf ihn abgestimmten, ihm entsprechenden) vernünftigen Entscheider-, also Plan- und Wissenserwerbsprinzipien abgeleitet.
Im besten Falle also erfüllt unsere reproduktive und ästhetische, also ergänzende Entwurfs-Praxis ein paar jener Anforderungen, deren Gesamtheit sie erst zu einer der möglichen Umsetzungen von Vernunft und (auch nach unseren Begriffen) vernünftigem Entscheiden beim gegebnen Wissensstand machen würde. Umgekehrt lässt sich einiges darin soweit analysieren, dass wir den Effekt, den wir dabei (vor allem durch unser Zutun) erzielen, oder der sich von selber bei gegebnen Ausgangsbedingungen einstellt, mit der Zusammensetzung von Elementen (Teilchen, Dispositionen dieser Teilchen) ERKLÄREN und ihn somit darauf zurückführen können; die Zusammensetzung so zu belassen oder zustandekommen zu lassen, ist somit absolut notwendig – aber wofür? Nicht für etwas seinerseits Notwendiges. Das Zustandekommen mag im Sinne der Analysierbarkeit notwendig SO stattgefunden haben – aber kategorisch hinreichend ist es sowenig wie irgendetwas anderes in unserer Praxis; allenfalls vielleicht ein hinreichendes Moment des zum Hinreichen Notwendigen, das eben eingangs als unbestimmtes, immerhin ebenfalls fürs (weiter schlechthin-) Hinreichen notwendiges Element unserer Praxis (nämlich Einhalten minimaler Vernunftsbedingungen beim gegebnen Wissensstand) charakterisiert wurde.
Aber beides zusammen bringt bestenfalls ein zum schlechterdings-Hinreichen und Erfüllen NOTWENDIGER BEDINGUNGEN UNSERES ENTSCHEIDER- UND VERNÜNFTIGSEINS NOTWENDIGES hervor. Ein schlechterdings Hinreichendes ist, jenseits unserer Überzeugung, Entscheider zu sein, nicht zu finden.

4.
Und so kein schlechterdings Notwendiges, jenseits der Elemente aller Zusammensetzungen, sei es praktisch in Komplexen, seien es Elemente des Erklärens (von Vorhandenem).
Und zwischen diesen beiden Polen des modernen Denkens dehnt sich ein monströses Vakuum, das nur verdeckt wird von den nicht unerheblichen Restbeständen vormoderner Alltags-Gestaltung, Lebensformen und Kultur-Einrichtung. Denen kann die Technik dann allerdings sehr viel bieten, und ihnen entgegenarbeiten, in einer Weise, von der vormodern nicht einmal zu träumen war. Mit dem Vordringen genuin modern kahler kalter klarer Verhältnisse verschwindet dieser Schein einer durchgängigen Sinnhaftigkeit, die Leere wird sichtbar. Spätestens wenn kollektiv zu planen ist: Was sollen wir tun? Wie sollen wirs tun? Da zeigt sich: Nicht einmal die elementarsten Aufgaben können wir mit den beiden modernen Fundamentalprinzipien, dem Schlechthin-Hinreichenden: unserer Vernünftigkeit (Entscheidungsfähigkeit, Urteilsfähigkeit) einerseits, dem Schlechthin-Notwendigen (gefunden als Anwendung der 6 Prinzipien in der einzigen Richtung, nämlich in den RU-Bereich des Technologischen hinein, wo sie überhaupt anwendbar waren) andererseits, lösen; wir haben keine Begriffe, keine Regeln, keine (vernünftig begründeten) Prinzipien für irgendetwas. Der einzige Ausweg, der uns bleibt, ist: Die (technologische) Forschung immer verzweifelter, immer heroischer von seiten der Elemente ins Vorhandene vordringen lassen (und, beispielsweise, ein Jahrhundert der Biologie auszurufen): Um uns erst einmal das Dasein (diesen ewigen KAMPF und Krampf – worum? ums Dasein usw) zu sichern; und dann weiterzusehen. Aber genau darin soll ja dann Sinn und (zunehmende) Erfüllung bestehen – genau darum soll sich die vorläufige Reproduktion, das Fristen unseres Weiter-DASEINS, lohnen; womit die beiden fehlenden Sphären an die grundlegenden beiden (Wissenschaft, Technologie) angeschlossen wären (und jeder an jeder Stelle am Wesentlichen, worum es der ganzen Gesellschaft geht, teilhat; darauf wird zurückzukommen sein): das ist der VIERTE STANDPUNKT.
Also: Die Strecke vom aufgefundenen Schlechthin-Notwendigen der Elemente zum Schlechthin-Hinreichenden, Uns, kann nicht einmal ansatzweise überbrückt werden.
Und sie hat nicht nur einen, sie hat gleich zwei entscheidende Bruchstellen. Vom Schlechthin-Hinreichenden ausgehend, den analysierten und auf ihre Elemente reduzierten, also hinlänglich im technomorph-naturwissenschaftlichen Sinn „verstandenen“ Komplexen, führt kein Weg zu IRGENDetwas Hinreichendem. NUR die Elemente sind absolut notwendig – in dem Sinn, dass wir wissen, dass alles, woraufs uns ankommt, uns eingeschlossen (Materialisten, die wir sind, seit Anbruch der Moderne!), aus ihnen besteht. Schöne Gewissheit, mit der sich wenig genug anstellen lässt („Die Elemente haben wir in der Hand, fehlt nur…“) Vom Schlechthin-Hinreichenden führt nichts weiter, weil wir an der Grenzkategorie des Nützlich-zu-Wissenden vor einem Abgrund stehen – wie soll es von da weitergehen zum Wissen der Wissenschaft, deren Elemente von uns, dem uns Nützlichen, erst einmal maximal weit entfernt zu sein scheinen? Und in dem Bereich, wo sie sich uns nähert – wo sich der Abgrund (oder „Vakuum“, wie es eben hiess) versuchsweise füllt, mit Für-Sich-Hinreichendem und einigem Dafür-Notwendigen – da sind wir uns nie sicher, ob es auch ein Für-UNS-Hinreichendes ist; immer könnte noch eine Randbedingung alles wieder anders aussehen lassen, alles Hinreichen (etwa: Diät-Richtlinien) ist wahr nur unter Bedingungen (genetische Besonderheit des Einzelfalls?), die sich im Rest-Unbekannten des Für-dies-Hinreichen-in-ALLEN-Fällen Notwendigen verstecken. So ist unsere ganze Reproduktion prekär, krankt an der mangelnden An- und Durchbindung der Kenntnis unserer Organismen und ihrer Umgebung ans Elementare, also der ungenauen Kenntnis und Kontrollierbarkeit unserer leiblichen NATUR – im technomorph-naturwissenschaftlichen Sinn. Und doch kommen wir nicht aus ohne dies mittlere Feld an prekär erprobtem, möglicherweise, möglicherweise aber auch nur bedingt Hinreichendem und uns vielleicht, vielleicht aber auch nicht Reproduzierendem. Dies riesige und mit Reproduktions-Techniken aller Art erfüllte Feld (einschliesslich des daFÜR technologisch Notwendigen) liegt in der Mitte, vom Schlechthin-Hinreichenden, das wir sind, ebenso getrennt wie vom Schlechthin-Notwendigen der Elemente, in die sich alles am Ende muss zerlegen lassen, und aus denen allein sich alles (neu oder wieder) überhaupt Herstellbare herstellen lässt.

5.
Dabei war es insgesamt einfach, auf die Elemente zuzuarbeiten: Nach dem Bruch in allen möglichen traditionalen Lebensformen, aus denen deren Techniken herausgelöst und in beliebige Zusammenhänge übernommen wurden, konnte man von ihnen allen (und mit diesen gegenüber zuvor explodierten Wissensmassen) auf die immer gleichen Elemente in allen diesen Techniken zuarbeiten: Woher man auch startete, es ergaben sich (mussten sich ergeben; so war es Teil der impliziten Optimalhypothese MODs; danach wurde gesucht, als den Elementen) die immergleichen Elementarstrukturen und -dispositionen. Hier war es also relativ einfach, die RU-Prinzipien anzuwenden. Hingegen ES und KS verloren zunehmend ihre Anwendungsfelder, mit der Auflösung traditionellen Lebens war garnicht mehr ohne weiteres klar, wo Reproduktion, und von was, eigentlich noch stattfand, angesichts des Fortschritts in Permanenz drohte nichts weniger als Stagnation: Insofern war ES 2 geradezu obsolet, was das anlangte. Eher schon ES 1, die Verpflichtung auf Sorgfalt und Besonnenheit, die immerhin eine Rückbesinnung auf Grenzen der Beschleunigbarkeit des Fortschritts, auch im Angesicht fortbestehender Risiken, einforderte. Aber wo wäre den MOD Individuen denn erlaubt gewesen, sich auf BEDÜRFNISSE, also etwa auch Leistungsgrenzen zu berufen, sie genau zu beobachten und im Zweifel, als wichtigstes Reproduktionskriterium nach KS1, gegen die Anforderungen der MOD Lebensweisen auf ihrer Beachtung zu bestehen? KS1 aber schrieb genau das vor: Einhaltung der FÜHLBAREN Bedürfnisse als wichtigstes Kriterium zu nehmen, an dem sich Reproduktion, ihren Zielen, ihrer Einrichtung nach, orientierte; damit war auch (denn darauf zielen wichtige Bedürfnis-Gruppen) eine Routine-Lebensweise verbunden, in der in Routine-Alltagen Arbeiten innerhalb der Leistungsgrenzen, also dauerhaft zwanglos wiederholbare, das erbrachten, was zum Befriedigen von Bedürfnissen erforderlich war: und das in der GESAMTEN arbeitsteilig verbundenen Gesellschaft. Genau das heisst ja: Reproduktion. Und nur auf eine solche eingerichtete und funktionierende Reproduktion überhaupt zielt die Beobachtung von STÖR-Bedingungen, und Krankheitsursachen; Alltag und Reproduktion, Befriedigung und Regelmässigkeit müssen erst einmal dasein, bevor angefangen werden kann, ihre möglichen Entgleisungen, bedingt durch Tatbestände ausserhalb des absichtsvoll Eingerichteten zu studieren. Auch das, nebenbei, ausschliesslich entlang „abnormer“, aber immer FÜHLBARER Leistungseinbussen oder Bedürftigkeiten.
Damit aber ist von beiden KS-Prinzipien, anders als von ES und RU, die Bedingung klar benannt, die in ALLEN noch so verschiedenen Ausgangs-Situationen der KS-Anwendung, in ALLEN versuchsweisen Zusammenfügungen und Einfügungen unserer gefühlten Organismen („Leib“) in einen technischen Produktions-Ablauf, erfüllt sein muss, und auf die, als vorfindlichen und immer gleichbleibenden, invariablen Inhalt (darum: KERNSELBST), diese Prinzipien gerichtet sind – Prinzipien, die schlicht drauf hinauslaufen, ihn zu beachten.
Die immergleichen Elemente machten sich nicht fühlbar, waren nicht einfach beobachtbar, als empirisch abgrenzbare Bedingungen-von, Ursachen-für; wie bei Krankheitsursachen, Gesundheitsbedingungen. Diese Elemente existierten als heuristische Ideen, das, wonach man suchte, aber man musste auch suchen, und wie aufwendig und mit wieviel Analyse-Arbeit! Direkter zugänglich als Gefühle und die in ihnen sich darstellenden Bedürfnisse hingegen war nichts in der Welt; wer sie sehen will, sieht und fühlt sie, sogar oft genug, wenn er es nicht will, denn sie DRÄNGEN sich ja oft genug (schmerzlich, verführerisch…) auf. Es gehörte, im Gegenteil, eine riesige Disziplinierungs- und Verleugnungsanstrengung dazu, von diesen Bedürfnissen und ihrer Verletzung immer wieder ABZUSEHEN, sie zu ignorieren und sich mit sturer Arbeiter- und Produzenten-Tugend über die Grenzen hinwegzusetzen, die sie dem Erreichen des kultur- und arbeitsteilig-gesellschaftlich (oder auch nur vom Einzelnen, als persönliches Leistungsprojekt) vorgegebenen Pensums zogen.
Und doch war längst von ihnen die Rede: Als von der ÜBERFORDERUNG der individuellen Fassungskraft, beim Übergang vom ERSTEN zum ZWEITEN Standpunkt die Rede war, dem Einbruch der Arbeitsteilung, die ab da auch Themen- und Inhalts-Aufteilung war und dadurch AUSSCHLUSS bedeutete, der nicht mehr einfach rückgängig zu machen war. Und: Als dann, beim Übergang zum DRITTEN STANDPUNKT, wieder die Konsequenz gezogen wurde aus der UNFÄHIGKEIT oder eben doch BEGRENZTEN Fähigkeit unserer Auffassungs-Gabe, sich aus der begrenzten Stellung im Gesamtbetrieb der längst hochspezialisierten Einzel-Abteilung der gesellschaftlichen Arbeit heraus auch noch die zu einem passenden Stoffe gezielt zu beschaffen: Da wurde das zusätzlich als Inhalt der Aufgabe zugeschlagen, die gesamte Produktion zu organisieren; also aus dem Leben des Einzelspezialisten herausgenommen und der Gemeinschaft als Produktionsaufgabe übertrage, die sie – wie alle andern – würde arbeitsteilig, geellschaftlich, lösen müssen (mit den entsprechenden Umstellungen im Verständnis der Stellung des EINZELNEN (seiner Bedürfnisse?) zu den – höchst unterschiedlichen – Aufgaben, mit denen er (anthropologisch allen andern – durch immergleiche menschliche Bedürfnisse? – doch gleichgestellt!) im Rahmen dieser Arbeitsteilung konfrontiert sein würde). Der Ausschluss LÖSTE ein Problem durch Verschiebung auf die gesellschaftliche- die Ebene der Lebensform; aber ersetzte das so verschobene Problem, das sich im Leben und der Lebensführung der Einzelnen manifestieren musste, um wahrgenommen zu werden (als unvereinbar mit ihrer Bedürfnisstruktur), durch ein anderes, nicht minder gravierendes – mit der Folge, dass nun, auf dem mittlerweile betretenen DRITTEN STANDPUNKT, die – die Übergänge hin zu ihm erzwingenden – Vorgänger-Standpunkte auf einmal als unerreichbare utopische Erfüllungshorizonte im Leben der Einzelnen hervorleuchteten, denen sie versuchten in ihrer „Freizeit“ wenigstens ansatzweise und FÜHLBAR nahe zu sein.
Und jetzt – der VIERTE STANDPUNKT.

6.
Ich möchte für einen Moment die Betrachtungen zu diesem Standpunkt einmal mit den drei Kategorien kurzschliessen, um die es in den 6 Prinzipienpaaren geht (die das Minimal-Notwendig-zu-Tuende und dafür zu Unterstellende anführen), und zum andern mit den 5 Kategorien-Ebenen, die dem Entscheiden (dem Schlechthin-Hinreichenden, das jede Person als Person, Vernünftige usw ausmacht) seine nähere Bestimmung geben.
Dann sehen wir erst einmal jeden, soweit er mit seiner ganz eigenen Leiblichkeit (der gefühlten also) befasst ist, auch mit seinem KS, den Leistungsbereitschaften (-fähigkeiten, -neigungen) und deren Reproduktionsbedingungen (Reserven- und Erschöpfungsgrenzen, Erholungsanforderungen, Bedürfnissen, Appetiten), sich selbst ganz nahe. Aber der Versuch einer Reproduktion trägt ihn im Nu weg davon, auf Höhe der gesamten arbeitsteilig organisierten Gesellschaft, wo er seinen Platz einnimmt, und sich mit Wissen, Geräten, Verfahren bewaffnet und ausstattet (oder er wird ausgestattet), um den Anforderungen dort gerecht zu werden. Das ist ein ungeheuerlicher Sprung, und das KS, das so nahe und vertraute, wird plötzlich zum tückischen und eigenwilligen Stück Restnatur und Hindernis, das sich in die Zweck- und Apparatewelt nicht reibungslos einfügen lassen will. Immerhin ist es ein Stück Natur; von der eigentlichen Rest-Natur, dem Rest-Unbekannten (als wäre es bereits von unserer Industrie und Zivilisation vollständig umschlossen und eingekreist) erfährt das kleine Einzel-Selbst kaum noch etwas, selbst dann, wenn es als Forscher, Technologe, Produzent damit, also einem winzig kleinen Ausschnitt, unter einem ebensolchen Aspekt, sich zu beschäftigen hat.
Das (Sinn)Begriffe bilden, das Anwenden dieser Begriffe auf eine, nein: die gegebne Situation, das Hypothesen-Konstruieren usw. – es zersplittert in Millionen Einzel- und Unter-Entscheidungen, Tag für Tag. Entscheider ist DIE GESELLSCHAFT, ein „ideeller Gesamtentscheider“, der für uns den Überblick behält. Wir haben ihn nicht.
Das, was wir haben, und dem wir nahe sind, sollen wir möglichst fern rücken und uns entfremden, indem wir es tunlichst ignorieren: Kernselbst, Bedürfnisse.
So bewegen wir uns auch als Einzelpersonen irgendwo in dieser trüben Wolke eines weder als wirklich hinreichend noch als notwendig bestimmten Mittelfeldes aus gesellschaftlich vernetzten, einander zuarbeitenden Projekten, in denen wir unsere Stellung als erweiterte Selbste einnehmen, wobei diese Selbste an ihren Rändern allesamt in den unbestimmten Riesen-Raum namens Gesellschaft übergehen, die gleichzeitig „wir“ sein soll, und uns doch immerzu, als Einzel-Iche, vollkommen ausschliesst.
Hier schafft nun der VIERTE STANDPUNKT etwas sensationell Scheinendes: In all unseren Tätigkeiten, so verspricht er uns, befassen wir uns, wenn nur die Forschung und arbeitsteilige Produktion vorrangig auf UNS SELBST (unser Selbst?) ausgerichtet wird, mit eben diesen: uns selbst: Zellhaufen, Organsystemen, Makromolekülen, Hirnstrukturen. Was sonst sollten wir sein? Was wäre uns näher, ob wir es nun wollen oder nicht?
Aber so sensationell ist dies Gleichsetzen eben nur dem ersten Anschein nach.
Die Beschränkungen des Kernselbst KS (des gefühlten, „leiblichen“ Organismus) waren es, die bis dahin sämtliche Übergänge zwischen Standpunkten erzwangen:
seine Aufmerksamkeit und Fassenskraft waren überfordert, als die Materien unter dem ERSTEN STANDPUNKT zu stark wucherten;
seine Fähigkeit, ausser dem eigenen Stoff auch noch den der Nachbarsphäre zu sichten, reichte nicht, um auf Dauer als Experte dem Ideal des ZWEITEN STANDPUNKTS zu genügen;
seine Opferbereitschaft genügte nicht den Anforderungen, die der Fortschrittspfad des DRITTEN STANDPUNKTS beim Marsch aus dem Reich der Notwendigkeit ihm auferlegte.
Warum genügte sie nicht? Weil ihn dieser Marsch von dem, was ZWEITEN und ERSTEN STANDPUNKT wie Utopien (unter dem MOD Kulturprogramm) erscheinen liess, immer noch weiter entfernte – auch wenn dabei auf diese Utopien zugearbeitet werden sollte. Die Utopien standen für: Nicht-Entfremdung; sich den (nach MOD Annahmen) „menschlichen“ Neigungen, die in uns allen sind, endlich ohne Überforderung und Zwang hingeben dürfen. Warum war das MOD Programm von Anfang an, seitdem unter dem ERSTEN STANDPUNKT überzeugend behauptet werden konnte, dies Programm sei das anthropologisch in jedem Menschen als sein Bedürfnis, seinen Fähigkeiten entsprechend, verankerte – warum war es in Gefahr, genau diesen Neigungen und Fähigkeiten entgegenzustehen, die ersten zu beschneiden und behindern, die zweiten zu überfordern? Um welche Neigungen und Fähigkeiten geht es da eigentlich?

7.
Der Materialschwemme begegnete man durch Übergang zum DRITTEN STANDPUNKT in einer Weise, die dann die beiden eigentlich dadurch überforderten STANDPUNKTE als vergleichsweise idyllisch, oder gar utopisch erscheinen liess; die Überforderung wurde durch Vereinseitigung bekämpft (und das schon in zweiter Stufe; denn auch der ZWEITE ging aus dem ERSTEN STANDPUNKT durch Spezialisierung, vor allem: noch weitergehende Disziplinierung und Steigerung von Anforderungen an die Einzelsphären hervor), und die erweist sich als leidvoll und unerträglich; so unerträglich, dass auch die Hoffnung auf technischen Fortschritt in Richtung Automatisierung und Freizeitgewinn (Rückkehr zur utopischen Experten-Hingabe an den Stoff, schliesslich Re-Integration aller Inhalte im Stil der modernen Pioniere und Originalgenies) das auf Dauer nicht wettmachte. Auf dem VIERTEN STANDPUNKT nun soll das erledigt sein, weil durch die spezielle Wahl des Themas, an dem sich die gesellschaftliche Reproduktion zunehmend abarbeitet, letztlich: die biologische Selbstoptimierung, zum gesamtgesellschaftlichen Projekt erhoben, die Leiden an jenen Konflikten verschwinden würden, die die Arbeit in den Sphären unter dem DRITTEN STANDPUNKT immerzu vergifteten: Nicht erst der erhoffte EFFEKT, der Anblick der Beschleunigung von unser aller Fortschritts-Auszug aus dem finsteren Reich der Notwendigkeit heraus, soll mich hier entschädigen, die Entschädigungs-Bedürftigkeit selbst soll verschwinden, weil Tätigkeit an DIESEM Thema, unserem SELBST, unmittelbar befriedigend und unentfremdet ausfällt.
An diesem Gedanken ist zweierlei bemerkenswert.
Erstens: Das beschädigte, aber durch seine Erforschung sich selbst aus dem Unglück heraushelfende Selbst soll dasselbe sein wie jenes, das einerseits „sich“ kennen- und technisch beherrschen lernt und andererseits kennengelernt und immer besser technisch beherrschbar wird. Bloss: Um welches der bekannten Selbste handelt es sich dabei – um den Entscheider? Um den Betreiber der vielfältigen MOD-Aktivitäten zum Umgang mit RU, ES, KS – dem Befolger der 6 notwendigen minimal-suboptimalen Prinzipienpaare, zugleich ihr Anwender auf die je gegebne Erfahrungssituation (im Rahmen eines Lebensentwurfs und einer kollektiven Lebensform) – jener Prinzipien, die zugleich (bis zum Beweis des Gegenteils) als hinreichende (aber wofür?) gelten sollen? Oder kurz: Kernselbst KS – wer oder was ist das?
Zweitens: „Sich“ kennenlernen und technisch variierbar, manipulierbar, kontrollierbar machen soll die Beschädigtheit heilen; aber war es das, woran die gegen ihr Schicksal (nämlich als für den Fortschritt und die Befreiung späterer Generationen vom Leid der bloss notwendigen Arbeit Sich Opfernde) Aufbegehrenden unter dem DRITTEN STANDPUNKT litten? Ein Nicht-Kennen? Ein (Noch)Nicht-Können?
Hätten die modern Vergesellschafteten ihre Lebensformen und Lebensentwürfe unter den Prinzipien des ERSTEN STANDPUNKTES durchhalten können – desjenigen, den sie spontan einnahmen, sofern sie sich dem MOD Kulturprogramm mit seinen Werten stellten – , dann hätten sie die nachfolgenden Probleme nie bekommen; aber sie bekamen sie, weil Weitermachen mit dem „Durchbinden“ einzelner Sinn-Zusammenhänge von Erfahrungs-Clustern über Techniken, reproduktive Einrichtung (die sich daraus entwickeln liess) und schliesslich dazu passende Utopien und ästhetisch sich darstellende Sinn-Ausblicke (über das Erreichte hinaus) den Stoff über jenes Mass hinaus vervielfachte, das sich in individuellen Lebensentwürfen bewältigen liess. Darauf, sie DOCH so zu bewältigen, hätte man nun trotzig beharren können; oder aber, man reagierte, wie es auch geschah, und ging zum ZWEITEN STANDPUNKT über, der aber eine Sinn-Einbusse für die unter ihm sich Einrichtenden mit sich brachte, die als anthropologisch durchaus passend verharmlost wurde. Das Sich-Verlieren in einer perfekten Expertenexistenz war das immerhin Zweitbeste, worauf Menschen sich in ihrer MOD-gemässen Lebensgestaltung einlassen konnten. Aber auch damit kamen sie nicht weit; auch die Experten, als NUR-Experten, die in ihrem Stoff sich vergessen durften, waren überfordert damit, die zwischen ihnen fliessenden Materie-Ströme (es geht immer um mentale, Erfahrungsmaterie, Stoff zur Bearbeitung, die Aufmerksamkeit verbraucht) arbeitsteilig zu verwalten. Dieser Anforderung gerecht zu werden, erforderte diszipliniertes Absehen von der Experten-Ausschliesslichkeit, und organisierte Rücksicht auf Notwendigkeiten und Risiken einerseits, produktive Perspektiven und Chancen andererseits. Diesen Rücksichten zu genügen, schränkte freilich das ursprünglich frei schweifende oder ungebundende Interesse des Einzel-Spezialisten massiv ein, unterwarf ihn Reglementierungen, die sein natürliches Interesse abbremsten und ihn allerorten auf NOTWENDIGE Beschränkungen stossen liess, die eine wahrhaft FREIE Zeit paradiesisch erscheinen liess, wo man diese Beschränkungen endlich abgeworfen und zum Ursprungszustand des ZWEITEN oder gar ERSTEN STANDPUNKTES zurückgekehrt wäre. Wieder war es so, dass man als Alternative durchaus hätte auf dem ZWEITEN STANDPUNKT beharren können; freilich mit dann ebenso grossen oder schlimmeren Folgen für… was? Notwendigkeiten und Freiheiten würden nicht sinnvoll aufeinander bezogen, sondern die sie jeweils ausmachenden Einzel-Sphären würden sich, wie es bei Spezialgebieten eben normal ist, völlig verselbständigen und nebeneinander her existieren.

8.
Die unvermeidbaren Konflikte und Beschädigungen (unausweichlich, gleich, wie der Konflikt entschieden wird), von denen hier noch genauer gesprochen werden muss, finden freilich, von Standpunkt zu Standpunkt, auf ganz verschiedenen Ebenen statt.
Wenn sie denn überhaupt jeweils nur zu EINER Ebene gehören.
Denn was auf dem ERSTEN STANDPUNKT, durch das Wachsen der Materien, beschädigt wird und umgekehrt durch Übergang zu einer forcierten Arbeitsteilung (die freilich als menschengemäss behauptet wird) geheilt werden kann, ist der MOD Lebensentwurf: Er wird durch den Übergang wieder sinnvoll, anders gesagt: Ein erfülltes MOD-Leben wird auf diese Weise möglich, weil offenkundiges Sich-Verlieren-Dürfen in einer Spezialisten-Existenz durch die („konsumierende“) Teilhabe an dem, was andere leisten, ohne schlimme Konsequenzen bleibt – noch immer können, sei es in der Freizeit, sei es im Rahmen der eigenen produktiven Tätigkeit, zusammengehörende Materien in hinreichendem Mass sinn-machend und zusammenhängend durch vier Sphären durchgebunden werden – der einzelne Spezialist nimmt, für ihn hinlänglich in seinem Leben erlebbar, am Fortschritt seiner Lebensform, der Gesellschaft, teil – das Materiewachstum erlebt er als Spezialist, die anwachsende Sinn-Masse durch Nachvollzüge (Nutzung, Kenntnisnahme usw) gesellschaftlich verfügbarer Errungenschaften. Das Beschädigte wäre (wenn man auf dem ERSTEN STANDPUNKT beharrte) der Lebensentwurf – er ist es, der durch Übergang zum ZWEITEN STANDPUNKT geheilt werden kann. Aber MIT dem Lebensentwurf wird, durch das Wuchern der Materien, die nicht mehr im Einzel-Alltag, Tag für Tag an den vorausgehenden anschliessend und sie zu einer gelungenen Lebens-Stafette solcher Tage zusammenbindend, in wachsende Sinn-Zusammenhänge des Einzelnen zu bannen sind, die IDENTITÄT der MOD-Individuen mitgeschädigt; sie ist es, die als erstes (und offenkundig empfindlichstes Element der ganzen Sinn-Ebenen-Hierarchie) und nachhaltig in Mitleidenschaft gezogen wird, wenn man versuchen würde, durch Beschleunigung der Verarbeitung der Fülle gewachsen zu bleiben. Also Konflikt: Denn: SIE bleibt beschädigt; auf dem ZWEITEN STANDPUNKT, der zur Überwindung der sonst drohenden Beschleunigung eingesetzt wird – hier beginnt dann das Leiden durch Einseitigkeit – freilich nur auf Identitätsebene; weshalb der ZWEITE STANDPUNKT als immer noch nur milde Einbusse empfunden wird – denn auf der Ebene des Lebensentwurfs (zumindest, solang die „konsumierbaren“ Rückverteilungs-Flüsse aus den Sphären funktionieren, von denen der Spezialist ausgeschlossen ist) scheint die erzwungene Spezialisierung nicht wirklich schmerzlich zu wirken; sie wird neutralisiert. Genau das ändert sich mit Übergang zum DRITTEN STANDPUNKT (er ist erzwungen (also auch Konflikt, diesmal auf Lebensentwurfs-Ebene) – weil andernfalls den Spezialisten über dem Arbeiten das ZUSAMMEN-Arbeiten entgleitet – ArbeitsTEILUNG ist dann doch nicht alles, sondern erfordert einen von allen mitzutragenden Apparat der sinnvollen VERBINDUNG und des Bezogenbleibens all dieser Arbeiten aufeinander). Die allseitige Disziplinierung aber, die das Aufrechterhalten der Zusammenarbeit zwischen den Sphären den vormaligen Nur-Spezialisten des ZWEITEN STANDPUNKTES dann alsbald abverlangt, wird nicht nur von Produzenten und Forschern als Ausharren und Kampf im Reich der Notwendigkeit empfunden; auch die kreativen Entwickler von Techniken und Utopien (also Fortschrittspfaden) sind nicht am Ziel, sondern arbeiten HART daran, sich ihm zu nähern. An dieser Tatsache, dass hart gearbeitet wird, um die Härte der Arbeit irgendwann zu mindern oder gar loszuwerden, kann der Lebensentwurf aller Einzelnen zerbrechen; wohingegen (wenn auch wenig trostreich, auf Dauer) das Avancieren der Gesellschaft, also auf Lebensform-Ebene, hier zunächst nicht in Frage steht. Im ersten Übergang (von ERSTEM zum ZWEITEN STANDPUNKT) zerbrach die Einheit von Identität ((=gelingender Lebensführung von Tag zu Tag, unter Beachtung langfristig auszubildender Bedürfnisse (auch Verzichte) und Fähigkeiten (auch einseitig auf Kosten anderer ausgebildeter)) und Lebensentwurf: die Kette gelingender Tage brach ab, Lebensentwurf war so nicht mehr zu verstehen (aber wie dann? das muss noch besprochen werden!); im zweiten Übergang (von ZWEITEM zu DRITTEM) ging die Vereinbarkeit verloren von Sinn des Einzellebens und Sinn des für die Gesellschaft als ganze, auf Dauer, Erreichbaren.
Lässt sich dann diese zweimal durchexerzierte Figur mit der nächst anstehenden Ebene Lebensform, gesellschaftlich-arbeitsteiliges Produzieren des Fortschritts unter dem MOD-Programm, wiederholen?

9.
Vom letzten Abs. herkommend, bleibt bereits festzuhalten: Identität ist das erste, das geschädigt wird – gleich vom ersten Schritt an, dem Schritt weg vom ERSTEN STANDPUNKT (würde der Schritt nicht gemacht, käme eine andre Beschädigung der Identität – eine der beiden kommt, unvermeidlich); Lebensentwurf das zweite, beim zweiten Schritt weg vom ZWEITEN STANDPUNKT (ebenso), Lebensform das dritte, beim dritten Schritt, dem Schritt weg (ebenso konflikthaftt erzwungen) vom DRITTEN; und das zuvor Beschädigte bleibt beschädigt, die Beschädigung vertieft sich eher noch bei den nachfolgenden Schritten, und wird nicht geheilt. Was also ist dann zusätzlich auf dem glücklich erreichten VIERTEN STANDPUNKT los? Mit in jedem Falle beschädigten Identitäten und Lebensentwürfen kommen die Träger dieses Standpunktes in ihm an, diese Beschädigungen gingen ja schon dem DRITTEN STANDPUNKT voraus und blieben seither ungeheilt; einzig intakt schien dort zunächst noch die gemeinsame Lebensform: Das gesellschaftlich verfügbare, arbeitsteilig aufgeschlossene Erfahrungswissen von den materiellen Korrelaten ihres Selbst – jener, die erhalten werden (gekannt, und technisch beherrschbar gemacht werden, wenn nicht optimiert werden) sollten, damit SIE erhalten (und gegebenenfalls optimiert) werden.
Das gesellschaftliche Wissen darüber expandiert; aus seiner Expansion ergibt sich erst einmal auf lange Sicht keine weitere Beschädigung der Lebensform; so scheint also der progrediente Prozess des Beschädigens untergeordneter Kategorien hier zum Stillstand gekommen. (In Wahrheit stellen sich die unbeantworteten Fragen nach der BESTIMMUNG dieses Selbst mit zunehmender Bekanntheit seiner materiellen Substrate um so dringlicher, wie man an den Debatten unter und mit den Neurophysiologen unserer Tage ansatzweise begreift: Die Frage, was denn an den gewonnenen Daten, was an dem Erfahrungswissen Daten und Wissen über das Selbst sein sollen.) Diese unbeschädigbar fortschreitende, in ihrem Expandieren stabil fortführbare Daten-Erhebung aber soll dann auch noch alle beteiligten Selbste in gleicher Weise angehen: Sie handelt von JEDEM von ihnen, von dem allen Gemeinsamen ebenso wie den Varianten, die sie als Einzelne darstellen: Indem ihre Variierbarkeit aus den Korrelaten ihrer selbst soll erkennbar werden. So würde deutlich werden, was es hiesse, und wogegen und wie geschützt werden müsste, was den Einzelnen materiell-gegenständlich, somit erforschbar und technisch kontrollierbar, ausmacht. Diese Fähigkeit seiner Selbsterhaltung soll ausnahmslos JEDEN angehen; die ganze Gesellschaft hat somit ein Projekt, das – gleich welche Stelle in ihr der einzelne besetzt  – jedem einzelnen Teilhaber an dieser Lebensform zugutekommt. Und nicht nur das: Die Verarbeitung all der Erkenntnisse, die der gesellschaftlich betriebene Forschungsprozess erbringt, zirkuliert sofort durch die einzelnen Sphären, geht also auch in die individuelle Erfahrung und das Erleben jedes Einzelnen ein – ganz gleich, ob er die gewonnenen Grundlagenerkenntnisse technisch nutzbar machen, in Produktion umsetzen oder von da ausgehend, die nächsten Frage- und Problemstellungen für die Forschung formulieren hilft. Aus jeder der drei anderen Sphären kommen den Angehörigen jeder Sphäre durch Sinn-Übertrag, Fundierung und „diagonalen“ Eigenschafts-Austausch (vgl. Kap2, Abss.48-50) die Ergebnisse der kollektiven Erfahrungs-Verarbeitung zugute: Er hat unmittelbar in seiner Arbeit, an seinem Platz, daran teil. Also wo ist da noch Ausschluss? Alle gleich interessiert – wo wäre noch Gegensatz?
Aber die Beschädigungen von Lebensentwürfen und langfristiger Lebenseinrichtung (wie man Identität auch nennen könnte: Aufmerksamkeits-Spielräume, Leistungsbereitschaften und -Fähigkeiten in der täglichen Verausgabung) verschwinden nicht, sondern vertiefen sich nur immer weiter bis hin zum VIERTEN STANDPUNKT: Der Aufschub bis hin zu lebens-erfüllenden Tätigkeiten ist durch Vorschaltung der Selbst-Erforschung und Selbst-Optimierung nur NOCH länger geworden (die Arbeit daran nicht weniger entfremdet vom „wahren“ Selbst als die Arbeit unter dem DRITTEN STANDPUNKT es sein sollte); das tägliche Leiden durch Vereinseitigung der Fähigkeiten und Neigungen (als Dimensionen der Identität), das durch Abrücken bereits vom ERSTEN STANDPUNKT erzeugt wird und seither nicht mehr verschwunden ist, macht sich im Alltag aller weiter fühlbar. Aber jetzt soll da doch etwas sein, das sie alle in GLEICHER Weise interessieren muss – soweit sie am Inhalt des gesellschaftlich wachsenden Wissens Interesse haben können: Indem ihr (oder solcher, wie sie es sind, später hin) Selbst immer besser erhalten bleibt, wächst ihre Chance, durch die entfremdete Zone hindurch zum eigentlich Erfüllenden des modernen Kulturentwurfs vorstossen zu können. Soweit sie nun an der besonderen Gestaltung dieses Projekts im einzelnen mitbestimmen dürfen, wird sich freilich zeigen, dass dies ihr grundsätzlich GLEICHES Interesse ganz unterschiedliche Färbung annimmt; die KONFLIKTE, die sich an den Übergängen entzündeten (und nur die Wahl zwischen je zwei Formen der Beschädigung von Identität und Lebensentwurf zuliessen), sind verschärft, immer noch da; und spätestens DIE weisen unterschiedliche Färbung auf, derart dass sich die inneren Konflikte als äussere zeigen – als Streit, inwiefern ANDERE die Kosten mindern helfen sollen, die das eigene entfremdete Tun als Beitrag zum gemeinschaftlichen Projekt (das wird da nicht abgestritten) einem verursacht.

10.
Das war nun etwas schnell; ich versuche kurz, das in 8 und 9 Gesagte ein wenig zu vertiefen.
Identität steht für langfristige Orientierung in der täglichen Lebenseinrichtung (Aufmerksamkeits- und andere Spielräume); ihre Beschädigung (oder das Konfliktfeld) ist eine durch VEREINSEITIGUNG, oder mangelnde Integration verschiedenster Strebungen (das geht weiter, als die zweite Benennung es ausdrückt: UNAUSGEWOGENHEIT).
Lebensentwurf steht für das, was sich in einer individuellen Lebensspanne von den Errungenschaften, die in der Lebensform verfügbar ist, allenfalls aufnehmen lässt; die Beschädigung (oder das Konfliktfeld) hier ist: AUSSCHLUSS von Möglichkeiten.
Lebensform schliesslich steht für den Fortschritt des gesellschaftlich-arbeitsteilig nach MOD-Prinzipien verarbeiteten Erfahrungs-Wissens (dazu zählen auch die Strategie des weiteren Wissenserwerbs, die technischen Entwicklungsversuche, die Produktion und die Erweiterung des Vorstellbaren, in der ästhetischen Sphäre).
Die angesprochene Bewegung durch die Übergänge zwischen den STANDPUNKTEN durch lässt sich genauer noch so fassen:
Im ersten Übergang (vom ERSTEN zum ZWEITEN) geraten zunächst Lebensentwurf UND Identität unter Druck; der Fortschritt besteht darin, den Lebensentwurf von diesem Druck (des Ausgeschlossenseins von Möglichkeiten wegen des Beharrens auf Identitäts-freundlicher Ausgewogenheit der Teilhabe an den Sphären, damit der Verweigerung von Arbeitsteilung wie im ZWEITEN STANDPUNKT) zu entlasten, um den Preis einer dauerhaften Identitäts-Schädigung, die ab dann nicht mehr beachtet wird; alle nachfolgenden Lebensentwürfe funktionieren bereits auf Basis dieser Schädigung, umgekehrt müsste bis zu diesem Punkt zurückgegangen werden, wenn ALLE Beschädigungen durch das MOD Kulturprogramm wieder aufgehoben werden sollen.
Dass hier so entschieden werden muss, ist somit auch Ausdruck eines unter dem MOD Kulturprogramm (der MOD Individualität) unheilbaren KONFLIKTS zwischen Identität und (unter diesem Programm auf Dauer einzig möglichen) Lebensentwürfen; oder kurz, ein gelingendes Leben im Sinne der Moderne ist auf Dauer nur möglich, wenn dafür gravierende Einbussen an „Lebensqualität“ in der täglichen Lebensführung inkaufgenommen werden. (Damit steht die Moderne freilich nicht isoliert da – auch vormoderne Kulturprogramme nach REL- oder OPP-Prinzipien führen alsbald in diesen Konflikt, wie sich noch zeigen wird.)
Also selber Ablauf einen Übergang weiter: Lebensentwürfe UND Lebensform (gesellschaftlicher Wissensfortschritt) würden bei Beharren auf der quasi autistischen Orientierung des ZWEITEN STANDPUNKTES auf das je ursprünglich eigene Interessensgebiet (und die Fähigkeit, aus der ungezielten Produktion der je für einen massgeblichen Nachbarsphäre (oder bei Forschung: Natur) das für einen Relevante auszuwählen) unweigerlich zusammen geschädigt; der Übergang lässt die Individuen in ihren Biographien Verzichte leisten, damit der gesellschaftliche Fortschritt ungebrochen weitergehen kann; zwischen letzterem und dem Beharren auf maximaler individueller Erfüllung (durch „selbstvergessene“ Hingabe an die eigene Spezialisten-Existenz und Anhäufen von Erfahrung, Kompetenzen, Produktivitätsfortschritten, Erfüllungs-Erlebnissen und -Ideen) besteht somit auch ein Konflikt, und der wird durch den konsequenten Übergang zum DRITTEN STANDPUNKT (abgesehen von der Freizeitsphäre und dem Bestreben, diese durch Produktivitätsfortschritte und einen insgesamt geplanten Auszug aus dem Reich der Notwendigkeit in das der Freiheit und Freizeit auszuweiten) einseitig zugunsten des Fortschritts auf gesellschaftlicher Stufenleiter (und auf Kosten der Privat-Lebensläufe und ihrer Entfaltung, ihres Reichtums) gelöst.

An genau dieser Stelle brach oben die Analyse in Abs 9 ab: Die Bewegung hin zum VIERTEN STANDPUNKT darzustellen als einen Konflikt um die (zunächst unter dem DRITTEN noch intakt erscheinende, aber auch dort zunehmend (wie?) beschädigte Lebensform:
Mit je auf ihre spezifische Weise beschädigten Identitäten und Lebensentwürfen (und biographischen Aussichten), die sich mehr oder weniger als unerfüllte Sehnsüchte nach einem ganz andern Leben fühlbar machen (und in den Nischen des modernen Alltags oder Lebens auch einmal ausgelebt werden), kommen wir im DRITTEN STANDPUNKT an, das wurde schon gesagt. Und mit der etwas präziseren Fassung, die jetzt im zweiten Anlauf erarbeitet ist, könnte sich ein Verständnis dessen ergeben, was sich beim Übergang zum VIERTEN mit den verbliebenen beiden, MOD Lebensform und MOD Individualität (Kulturprogramm) abspielt. Denn genau um diese Paarung muss es hier gehen, wie zuvor um die andern beiden Paarungen; MOD Individualität ist, was als nächstes in der Hierarchie der Kollektive-Plan-Ebenen (Hierarchie der Kategorien dessen, worüber unter Vergesellschafteten Konsens gefunden werden müsste) oberhalb der Lebensform (arbeitsteilig, gesellschaftlich) steht.
Also das dauerhafte Durchhalten des DRITTEN STANDPUNKTES würde demnach, wenn die Analogie stimmt, beide, MOD Individualität und Lebensform, beschädigen; um der Beschädigung zu entgehen, wird zum VIERTEN STANDPUNKT übergegangen, dabei wird aber nur MOD Individualität noch gerettet, während die Lebensform ihrerseits dabei eine erneute Beschädigung erleidet, und auch für sie ein Konflikt zwischen zwei Beschädigungen eröffnet ist, von denen sie unweigerlich, gleich wie entschieden wird, eine erleidet. Und nicht zu vergessen: Der VIERTE STANDPUNKT ist auch der vermeintlich legitimste, ja sogar der erstmals legitime überhaupt, der – wieder vermeintlich! – alle Konflikte vermeidet, die auf den vorhergehenden STANDPUNKTEN sich notwendig ergaben.

11.
Die gemeinsame Beschädigung von MOD Lebensform und Individualität (Lern-, Kulturprogramm) auf dem DRITTEN STANDPUNKT besteht darin, dass der „eigentliche“ Fortschritt dort nur erst vorbereitet wird, in Gestalt der Schaffung „freier Zeit“ dafür. Alles Eigentliche aus Sicht eines MOD Individuums ist jeweils: was es SELBST erleben, wissen, begreifen, nachvollziehen, gebrauchen, vorstellen möchte – wo es sich also AUSGESCHLOSSEN fühlt, in der ein oder andern Weise, wenn andre es statt seiner tun. Auf dem DRITTEN STANDPUNKT nun wimmelt es nur so von Aufgaben, die das MOD Individuum am liebsten andere erledigen lassen möchte, es ist ein BLOSS Notwendiges, das da zu tun ist – und da es allen andern genauso geht, möchten sie alle diese Aufgabenlösungen auf Automaten, etwas das VON SELBST tätig wird und für sie arbeitet, übertragen. – Was von selbst Aufgaben für uns erledigt, und uns die nützlichen und nutzbaren Resultate einfach oder nach wenig Bemühung schenkt, ist sonst NATUR. Von der lassen sich MOD Menschen freilich ungern beschenken; lieber machen sie alles SELBST, um nicht von Natur, der unkontrollierten, die ohne unser Zutun und Wissen dennoch für uns produzieren soll, abhängig zu sein. Der Gedanke, von Unkontrollierbarem abhängig zu sein, ohne je daran etwas ändern zu können, also etwas nicht umbauen, zerlegen, variieren, nicht apparat-mässig behandeln zu dürfen – es ist der Schreckgedanke für MOD Menschen schlechthin. Umgekehrt, um es kontrollierbar zu machen, dies Unheimlich-Selbständige, wird ja Forschung im Exzess betrieben, wahllos, denn alles könnte relevant sein, Risiko-Quelle oder nutzbar, wer weiss. Vor allem mögliche Gefahr; die sollten wir kennen. Hingegen der ERSATZ nützlicher Natur durch Apparat-artig beherrschte, oder gar Automat-artig bekannt-gelenkte technische Aggregate ist keine Forschung; selbst technologisch-gezielte Fragestellungen nach nutzbarem Material für einen bestimmten Zweck sind hier dem Konstruieren einer beherrschten Natur (die man allererst erfindet) untergeordnet. Die nicht-technische nicht-kontrollierte Natur ist immer die bedrohende, gefährdende (spätestens: die durch unbeherrschte Einflüsse gefährdete, wo wir auf sie angewiesen sind): Ihr gelten unsere Forschungsanstrengungen, soweit sie nicht unmittelbar technologische Zwecke verfolgen; bei ihnen geht es immer darum, einen unbekannten Gegner genauer zu kennen, seine möglichen Winkelzüge, seine Schwächen, aber auch die Möglichkeiten, ihn „auszunutzen“ und zu BEnutzen. Selbst die Frage, WARUM etwas da ist, das SO ist, und warum es SO sein muss, um dasein zu können, dient diesem Zweck – es erhalten oder zerstören; die Entwicklungslinien nachträglich abändern, umlenken, zu unsern Gunsten neu gestalten… Evolution ist das letzte, das vor uns sicher wäre (das können wir besser). (Von der Kenntnis der Kleinsten, Grössten, Entferntesten, Schnellsten, Langsamsten usw. – jeweils SO klein gross  entfernt langsam schnell usw dass unsere Verfügung darüber aufhört – davon ist doch immerhin zu sagen, das man nie weiss, wofür man sie noch braucht; einmal zu Prognosen, zum andern zukünftig: wer weiss, was wir noch alles können lernen werden… gerade indem wir über solche ursprünglichen Könnens-Grenzen hinaus vorstossen.)
Der Exodus aus dem Reich der Notwendigkeit unter dem DRITTEN STANDPUNKT hat also nicht nur eine innere Konfliktlinie, die Sicherung und Risiko-Vorsorge für die bestehende Reproduktion trennt von den Anstrengungen für Produktivitätsfortschritt und künftige Erweiterung aller Optionen (der Produktivitätsfortschritt ist dabei sein eigenes wichtigstes Treib- und Beschleunigungs-Mittel). Sondern, soviel für Sicherheit und Wachstum (in Richtung Automatisierung) aufgewandt wird, soviel fehlt bei Forschung und Erforschung unbekannter Risiken, die da draussen lauern, und Ansatzpunkten für ihre Bewältigung. Die blosse Arbeit an unseren Instrumenten fördert nichts zutage über unbekannterweise Vorhandenes, das auf uns Einfluss haben könnte, uns angehen könnte. Die Arbeit daran liegt brach, der Fortschritt im gesellschaftlichen Wissen (Lebensform!) und generationenübergreifenden Kulturprogramm (beides Sinn-Quelle schlechthin in der Moderne) wird aufgehalten: MOD Lebensform und Individualität leiden gleichermassen (unter spürbarer Sinnlosigkeit, Stagnation, Nicht-Erfüllung (des Programms).
Das SELBST hingegen, das auf dem VIERTEN STANDPUNKT unser wichtigster Forschungs-Gegenstand, zugleich aber daraus entwickelter (medizinischer, biologischer) Technologien wird, ist ein GLEICHZEITIG Vorhandenes (unser Körper), aber auch wichtigstes technisches Mittel. So ist der Konflikt fürs erste geheilt.
Freilich nur auf der Ebene des MOD Programms.
Denn: Die Sinn-Ansprüche der Lebensform sind nicht so genügsam. Sie mag darin dem Einzel-Lebensentwurf überlegen (und umgekehrt, verglichen mit ihm, anspruchsloser) sein, als sie Inhalte enthält, von denen nicht jeder unbedingt für ALLE Zeitgenossen, aber doch für viele, von Interesse ist. Dass das meiste, was gefunden und erfunden wird, Späteren (nach weiteren Forschungserfolgen) zugutekommen soll – das ist für ein generationen-übergreifendes Wissens-Erwerbsprogramm tragbar und der Normalfall. Für die Frage: Zu welchen Horizonten wird unsere Generation (die Mehrzahl der an dem arbeitsteiligen Projekt gegenwärtig mitarbeitenden Erwachsenen) vorstossen? reicht das nicht. Stattdessen ist der Konflikt zwischen dem arbeitenden Selbst (als wichtigstes Mittel seiner Selbst(erfüllung); das die 6 Prinzipienpaare umsetzen und dies hinreichend finden muss) und dem Selbst als Zweck (und Entscheider, das Sinn-Bedingungen für all sein Handeln definiert und auch, wie die Versuche ausfallen sollen, um ihnen gerecht zu werden) hier unter dem VIERTEN STANDPUNKT so wenig gelöst wie unter dem DRITTEN. Das Selbst als ZWECK soll sich verleugnen; es soll, unbestimmt wie weit, SICH nur (als) das Vorhandene nehmen; als ein aktiv Suchendes, Forschendes, Sinn erfüllendes hingegen soll es sich weiterhin VERLEUGNEN.

12.
Man könnte es grob aber nicht unzutreffend so ausdrücken wie oben: In dem zu erforschenden Selbst erkennen sie sich eben nicht wieder.
Auf dem (VIERTEN STAND-)Punkt, wo die soweit fortgeschrittenen MOD Individuen nun angelangt sind, ist für sie das Programm der MOD Individualität, ihr Selbst als ein Vorhandenes zu erforschen, wenn auch jenes im Vorhandenen, das das meiste Interesse der Forscher verdient (als Quelle von Risiken dh. (Gesundheits)Bedrohungen, denen es ausgesetzt ist, als Quelle von Ertüchtigungs- und Immunisierungs-Chancen und -Strategien), ein VERSPRECHEN: Das Versprechen der Haltbarkeit der Sinnansprüche des MOD Kulturprogramms, in diesem Fall: dass das am Selbst Erforschte Basis bildet für die endgültige Wissenschaft wenn schon nicht der Zeitgenossen selbst, dann doch späterer, von Ihresgleichen. Da wird dieser Forschungsprozess einmal ankommen. (Wir hingegen wissen es bereits besser als sie.) Aber der Glaube an dies Versprechen, der sie nicht am MOD Kulturprogramm verzweifeln lässt, hindert sie nicht, ihre bedrückte und von Verzichten belastete Existenz auf all den weiterhin beschädigten Ebenen, zur Lebensform kommen da nämlich Lebensentwurf und Identität, schon jetzt gemeinsam zu bessern; so stellen sie FORDERUNGEN, denen ihre Arbeitsteilung genügen soll, oder entwickeln Vorstellungen und machen Vorschläge, wie sie es auch könnte.
Denn, wie am Ende von Abs 10 oben festgestellt, der VIERTE STANDPUNKT verspricht ja nun auch: Lebensform, Lebensentwurf, Identität der unter ihm Arbeitenden bleiben intakt, Beschädigungen unter den voraufgehenden STANDPUNKTEN werden geheilt. Wie sehen die Argumente dafür aus?
Die wichtigste Beschwerde lautete: Aus den gewonnenen Erkenntnissen könne die gegenwärtige Gesellschaft nichts für sich machen; in einem DNA-Kristall erkennt sie ihr Selbst nicht wieder, sogar als Nur-Vorhandenes und Leiblichkeit (was immer darüber hinaus auch an ihr vorhanden sein mag, Geist, Bewusstheit, Intelligenz, so genau weiss man das als MOD Mensch ja nicht) muss es mehr und anders sein, aber dahin reicht die gegenwärtige Forschung nicht.
Die Behauptung, dass die MOD-angeleitete, von den Elementen her sich aufbauende biologische Selbst-Erkenntnis das Selbst nicht verfehlt, benötigt einen Begriff von Selbst-Erhaltung, Selbst-Optimierung, der NATUR als Teil des Selbst völlig ausblendet; hingegen die schon installierten Bio-Technik-Domänen für hinreichend erklärt zur Selbsterhaltung in einem quasi-mineralischen Umfeld. Was immer Natur als Ganzes ausmacht, tragen wir offenbar in und mit uns (so wie die Raumfahrer, die ja auch keinen Dschungel mit sich führen), ergänzt um ein paar läppische Produktions-Anlagen, als ginge es auch hier um Optimierung und Produktivitätssteigerung eines an sich schon uns qua Leiblichkeit zu Gebote stehenden Produktions-Apparats: Da wir zur Photosynthese (noch!) nicht eigenständig imstand sind, werden wir die nötige Energie eben anders gewinnen; so für Baustoffe und essentielle Hilfs-Substanzen (wir zählen sie schon mal, zusammen mit ihren benötigten Tagesdosen, auf: Vitamin A, B, C, D…. ), die wir uns leider noch zuführen müssen; ansonsten sollten wir baldmöglichst lernen, in jede unserer Zellen hineinzuleuchten und die Maschine, die sie ist, vollständig lenken und kontrollieren zu können: Von uns Gebautes hätte keine Tumore!
Die SCHWÄCHE des bio-technologischen Ansatzes von MOD wird so in eine Stärke umgebogen: Grade auf der molekularen und zellulären Ebene lauern soviel Gefahren, die Kontrollfähigkeiten auf diesen Ebenen bedeuten daher soviel („Kampf gegen den Krebs“, „Gene- und Neuro-Engineering“). Während unter dem DRITTEN STANDPUNKT das MOD Kulturprogramm versuchte, Technik immer mehr mit naturhaften Zügen auszustatten, und mit dieser Utopie sich in die Sinnlosigkeit eines Kampfs um Fortschritt (und Marschs aus dem Reich der Notwendigkeit heraus) begab, der für die gegenwärtige und viele zukünftige Generationen nur Arbeitsleid ohne erkennbaren Gewinn bringen würde – soll nun das Scheitern vermieden werden, indem vorhandene Natur (unsre eigene zumal) technischer Kontrolle unterworfen wird. (Genau DAS ist die Zentralformel für den VIERTEN STANDPUNKT!)
Der Primat von Natur als AUSGANGSPUNKT, und die Tatsache, dass man daran nicht ein einfach Machbares, Imitierbares, Nach- oder Vorzubauendes hat – all das wird hier offenkundig und immerhin anerkannt. Um den Preis freilich, dass man sich von der wirklichen Lebenswelt (der realen Entscheider, die ihr Leben führen müssen und tatsächlich und mit Gründen sich für oder gegen etwas entscheiden müssen) weitest-möglich entfernt, in den Bereich des Mikrobiellen und Molekularen, wo man (freilich nur auf den ersten Blick) nur Determiniertes, Starres, Kristallines und in dem Sinn Gegebnes und Vorhandnes hat, das so, wie es ist, erstmal zur Kenntnis genommen werden muss; freilich nur, um es danach gleich wieder abwandeln und aufgrund „angewandter, nutzbar gemachter Erkenntnisse“ umzugestalten – in welche Richtung auch immer; da tun sich ja dann die fundamentalen begrifflichen Abgründe der Moderne auf. Sie tun sich auf, und machen sich fühlbar für die Träger des VIERTEN STANDPUNKTES, die sich als Beteiligte eines säkularen, generationsübergreifenden Epochenprojekts namens Moderne verstehen dürfen, dessen Fortschritte auf gesellschaftlich-arbeitsteiliger Ebene (also ihrer Lebensform) nichts ergeben, das in irgendein Leben hineinwirkt – ausser in der Weise, wie eben die heutigen hoch-artifiziellen Therapien und Genom-Diagnostiken es tun; da wird die MOD Lebensform der Zeitgenossen mit der Kluft zwischen „notwendig-für… irgendwas“ und „hinreichend-… ohne dass irgendein daFÜR Notwendiges bekannt wäre“ konfrontiert. Schmerzlich ist das Fehlen jeder kleinsten Einsicht in das Letztere; das Epochenprojekt wiederum enthält nicht  viel andres als das Versprechen, im Mass seiner Fortgeschrittenheit sich solchen Resultaten zu nähern; allerdings könnten darüber schon einige hart arbeitende Forscher- und Techniker-Generationen weggestorben sein…

13.
Es bleibt also dabei: Die MOD-Individualität verfolgt objektiv ein Zukunfts-Ziel, das nur in unendlicher Annäherung über unzählige, mit ihm nur von ferne verbundene Vermittlungsstufen erreicht werden kann – ohne sonderlichen Profit für die gegenwärtig Lebenden. Aber die MOD-Individualität hält, in ihrer endgültig vollständigen Ausprägung, die sie auf dem VIERTEN STANDPUNKT erreicht hat, noch weitere Versprechen bereit – solche, die womöglich für den Ausfall beim Fortschritt der Lebensform entschädigen: Der wäre nämlich (anders als beim Marsch ins Reich der Freiheit des DRITTEN STANDPUNKTS, der durchwegs zum Opfergang für die ihm Unterworfenen gerät) zu verschmerzen, wenn in den Lebensentwürfen der Beteiligten die bisher erduldeten Verzichte rückgängig gemacht, und „selbstvergessene Hingabe“ an das Thema (also Nicht-Ausschluss von verfügbarer Expansion des Stoffs, so wie es – im Rückblick utopische – Normalität unter dem ZWEITEN STANDPUNKT war) sich bei ALLEN Produzenten in einer Weise mit „Durchbindung“ zu Sinn-Zusammenhängen (in der Art der Kreativen-Biographien des ERSTEN STANDPUNKTES) vereinbaren liesse, wie das bislang allenfalls noch in Freizeit-Enklaven möglich zu sein schien. Genau darauf aber laufen die Zusagen der MOD Individualität hinaus, die in den Abss. um MOD I,2 Abs 50 für den VIERTEN STANDPUNKT entfaltet wurden: Da kreisen sich ausweitende Stoff-Portionen durch Stationen in allen vier Sphären, Verarbeitungsprodukte kehren auf diese kreisende Weise zu ihrem Ausgangspunkt zurück, die Stoffe verschwinden nicht immerzu einfach für immer in die immer gleiche Richtung; Sinn-Portionen, umgekehrt, springen überall hin, und schliessen die Träger einer Vorleistung mit dem Erfüllungserleben zusammen, das sie durch ihre Arbeit ermöglichen; der Zusammenschluss mit dem „Diagonalpartner“ aus dem DRITTEN STANDPUNKT ist inniger als dort. Als Resultat ergibt sich: Die Angehörigen jeder Sphäre sind mit Stoff UND Sinn jeder andern so eng verbunden, dass sie an der Sinnhaftigkeit und Stoff-Fülle, die irgendwo in der Gesellschaft (also Lebensform) verfügbar sind, FAST so unmittelbar teilhaben wie in ihrer eigenen Sphäre. (Immer vorausgesetzt, die MOD-Individualität kann sie von der Relevanz des – unendlich sich von den Elementen her zum Ziel vorarbeitenden – Erarbeitens der materiellen Substrate des „Selbstseins“ überzeugen. Die Effekte für Lebensform und Lebensentwurf reichen nur so weit wie die Strahlkraft dieser Fortschritts-Vision.) Im Mass, wie diese Strahlkraft schwindet, nähert sich die Entsagung auf dem VIERTEN derjenigen des DRITTEN STANDPUNKTS an; das verdirbt dann auch die versprochenen Rückwirkungen auf Lebensform und Lebensentwurf. – Aber umgekehrt gilt auch, und im besseren oder besten Fall: Wird die Arbeit an der naturwissenschaftlichen Selbst-Erforschung und bio-, auch agrar-technologischen und medizinischen Selbst-Optimierung tatsächlich als Arbeit am und für das Selbst empfunden: Dann greifen die Versprechungen, die das MOD Programm hier den Produzenten macht (eben nochmals zusammengefasst); diese können die formellen Aussagen, die bei der Einführung des VIERTEN STANDPUNKTS in Kap.2/48ff. mühsam durchexerziert wurden, zwanglos auf sich übertragen. Allerdings haben diese Aussagen unterschiedliche Wirkungen, je nachdem man sie auf den Lebensentwurf, oder aber die Lebensform, oder schliesslich die Identität, die Lebensführung von Tag zu Tag, bezieht.
Wie seit dem ZWEITEN STANDPUNKT gewohnt, werden die Produzenten in eine Spezialisten-Position gezwungen, damit ist AUSSCHLUSS von alternativen Daseinsformen, also Lebensentwürfen verbunden, die aber sollen (so die Tröstung, ebenfalls seit dem ZWEITEN STANDPUNKT bekannt, aber angeblich erst jetzt, auf dem VIERTEN, einlösbar) INDIFFERENT sein: Kein Spezialist hat vor irgendeinem andern wirklich etwas voraus, denn sie dürfen ja alle sich ihrer Tätigkeit hingebungsvoll und selbstvergessen widmen. Was ihnen fehlt, würde ihnen von der versammelten Rest-Produzentenschaft, also im Rahmen der arbeitsteilig organisierten Lebensform, geliefert. Sofern es WIRKLICH fehlt, und sein Fehlen einen UNTERSCHIED machen würde, also DIFFERENT wirken würde auf den Lebensentwurf. Die Crux unter dem ZWEITEN und DRITTEN STANDPUNKT war: Dass hier die Spezialisten-Lebensentwürfe so unterschiedliche Inhalte hatten, dass sinnvolle Verbindung zwischen den Sphären eine Zusatzanforderung wurde, die die Selbstvergessenheit verdarb, und an ihrer Stelle disziplinierte Rücksicht auf das Tun der von einem belieferten Nachbar-Spezialisten erzwang (und da war nur noch die Frage, wie das für die gesellschaftliche Tätigkeit als Ganze, also auf Ebene der Lebensform, sicherzustellen wäre; von sinnvoller Durchbindung und Teilhabe daran im Leben der Einzelnen konnte schon garkeine Rede mehr sein). Darum erschien den versammelten Spezialisten unter dem DRITTEN STANDPUNKT ihre Tätigkeit endgültig als graues Reich der Notwendigkeit, in dem sie sich freilich nur um so kräftiger abmühen sollten, um ihm zu entkommen. Die Utopie, dass Sinn machende Verbindung zwischen den Sphären quasi anstrengungslos sich von selbst ergeben könnte, und alle Spezialisten irgendwann doch noch allem Verbunden-Wesentlichen, das die andern erarbeiteten, ohne Zusatzanstrengung in ihrer eigenen Lebens- und Arbeitstätigkeit begegnen würden – dies utopische Versprechen (das alle bisherigen Einbussen fürs erste rückgängig machen würde!) kann MOD unter dem VIERTEN STANDPUNKT machen; aber nur, weil hier die gesamte gesellschaftliche Tätigkeit (vorausgesetzt, man glaubt an die Gleichsetzung von Selbst und von den elementaren Strukturen her erforschten Substraten dieses Selbst) auf EIN Thema eingeschworen ist, und das auch sein kann, weil darin alle vier Sphären sinnvoll verschränkt sind und einander ihr Material zuspielen müssen, um es zu verarbeiten. So bekommt jede Sphäre das Material jeder anderen früher oder später zur Weiter-Verarbeitung zugeliefert (sofern es sich um DIESEN Stoff, Kenntnis der eigenen Selbst-Natur, genauer ihrer materiellen Substrate in und um den eigenen Körper (soweit dafür relevant), handelt, und dessen technologische Verarbeitung zum Zweck besserer Kontrolle und Erforschung auf der nächst-höheren Substrat-Ebene).
Sofern es um STOFF geht, und sofern um Zugang zu den materialen RESULTATEN der Verarbeitung – oder umgekehrt, sofern es um ZWECKE geht, und Arbeit auf sie zu, und die vorweggenommene oder sich anschliessend einstellende Befriedigung über das Stück Sinn für alle, zu dem man durch eigene Tätigkeit beitragen konnte – soweit können alle ihre Spezialtätigkeit jetzt auf einmal als indifferenten, nämlich dem jedes andern gleichwertigen Beitrag zur gesellschaftlichen Gesamtarbeit ansehen; nichts, das dort an entscheidenden und untereinander verbundenen Fortschritten erarbeitet wird, bleibt irgendeinem Produzenten qua Produzent verschlossen, denn er MUSS davon früher oder später Kenntnis nehmen, um seine Funktion zu erfüllen – der innere Zusammenhang des Gegenstands erfordert es. Dies alles tendenziell, und mit Abstrichen; aber wie anders stellt sich doch hier die Arbeit der Produzenten-Gemeinschaft dar, verglichen mit der selbstverordneten Zwangs-Arbeit und Verzicht für spätere Freiheit auf dem DRITTEN STANDPUNKT. Der Gegensatz zwischen freiem Tun und diszipliniert-Notwendigkeits-bezogenem scheint verschwunden, fast ebenso wie der zwischen gesellschaftlichem Fortschritt (Freiheit als dauerhafter Errungenschaft) und privater Erfüllung.(vorübergehende Freiräume in Nischen der eigenen Biographie, tageweise, wochenweise, als Urlaub, Ruhestand, Kindheit, Jugend usw).


14.
An dieser Stelle wird vielleicht ein Exkurs nötig, der für den weiteren Fortgang der Überlegungen hilfreich sein könnte.
Ich baue ja all diese Begriffe und ihren Zusammenhang entlang von Fragestellungen, die sich aus drängenden aktuellen Erfahrungen ergeben; es ist keineswegs damit schon sichergesetellt, dass die Rahmen-Begrifflichkeiten für all diese höchst abgeleiteten, höchst speziellen Termini schon existieren. Im Zweifel müssen sie schnell zwischendurch, wie hier, improvisiert werden. Also jetzt: Besinnung auf die grundlegenden Kategorien, an denen sich die hier ständig angesprochenen Unterschiede: Identität, Lebensentwurf, Lebensform (synchron arbeitsteilig unter gleichen Werten, bei gleichem Erfahrungsstand verbundene Gesellschaft von Zeitgenossen über einen planbaren Zeitraum hinweg) und schliesslich Individualität oder Kultur (durch Werte und Ziele subjektiv verbundene Gemeinschaft (zb: „Forschergemeinschaft in einem Fach“ oder „Fortschritts-Leistungsträger“ und dergleichen über Generationen hinweg) entfalten.
Immer geht es dabei um die Verteilung von subjektiv knappen Kapazitäten auf Zeit; der Kreis dieser Kapazitäten oder Spielräume ist dabei qualitativ nicht ausgelotet, die Rede war öfter schon von Spielräumen der Aufmerksamkeit (auf etwas, Konzentration: Einseitigkeit; Verarbeitungskapazität) und der Erinnerung (Stoff-Fülle), des Verzichts und, umgekehrt, des Bedürfnisses (Erschöpfung, Erholung; Abwechslung, spontanes Interesse: Neugier; körperliche und geistige Anspannung über Leistungsgrenzen hinaus oder aber Unterforderung, oder beides zum falschen Zeitpunkt; Appetite aller Art; Komfortbedürfnisse).
Die wichtigsten Zeit-Horizonte sind dabei bestimmt durch die maximal einschneidenden ZÄSUREN, die dem freien Entscheiden und Verfügen über Spielräume Schranken ziehen; die nächstliegende ist die des TAGES, den wir nicht beliebig ausdehnen können, jedenfalls nicht als Regel. Diese Regel, der die Einrichtung der Tage wiederkehrend unterworfen werden, macht ihre Folge zu einem ALLTAG, auf den wir uns langfristig einrichten. Also erste wichtige Spielraumgrenze: Das, was wir langfristig Tag für Tag wieder können (eventuell mit rhythmischen Erholungs- und Abschwungphasen, die dazwischengeschoben werden). Die nächste Zäsur wäre: Die Leistungsfähigkeit über lange Fristen hinweg in einer Einzel-Biographie, einer Lebensspanne; worauf kann man sich da einrichten? Hier verknüpft der Begriff IDENTITÄT die beiden Spielraumbegriffe, denn er stellt das dar, was in – andere solche Verwendungen ausschliessenden – Dauern, letztlich bezogen auf die gesamte Lebens-Leistung, in den einzelnen Spielräumen genutzt werden kann – zur Not auf Kosten von anderem, das dann brachliegt. In ähnlicher Weise stellt LEBENSENTWURF eine Art Meta-Kategorie dar, nicht bezüglich der Art der Spielraum-Verwendung allein, sondern mit Bezug auf das Projekt, das in der Lebensform, in der der Betreffende sein Leben lebt, arbeitsteilig verfolgt wird: Es ist der Beitrag, den er zurecht hofft und hoffen darf, in seiner Gesamt-Lebensspanne zu diesem Projekt leisten zu können. Schliesslich verknüpft die LEBENSFORM die sinnvoll synchron miteinander verwobenen Beiträge dieser Art mit dem generationsübergreifenden Fortschritts-Projekt namens INDIVIDUALITÄT; hier ist die Frage, ob der Fortschritt in die richtige Richtung geht, in der richtigen Abfolge von Schritten (Prioritäten), in einer angemessenen Geschwindigkeit, also auch stabil und robust, mit Reserven, oder prekär, überhitzt, auf bestmögliche Randumstände angewiesen und ansonsten immer rückfall-gefährdeter usw.
Dabei ist klar, dass zwar die ersten beiden Kategorien in den (ge- und erlebten) Subjektivitäten, in GESPÜRTEN und innerlich empfundenen Sachverhalten verwurzelt sind; dass aber zugleich all diese vier Kategorien, synchron (auf kürzeste..) und diachron (..auf lange und längste Fristen bezogen), aufs engste zusammenarbeiten; Identität das Substrat für den Lebensentwurf, der für Lebensform, die für Individualität darstellt; und Substrat-sein-für heisst da auch: limitierend wirken auf, begrenzen.
Identität ist somit die subjektive Fundamentalkategorie schlechthin; was den Alltagstest auf Dauer nicht besteht, kann nicht funktionieren.
Das heisst natürlich nicht, dass die an sich funktionierende subjektive Angepasstheit an eine Situation, die gute Erträglichkeit oder gar Erfreulichkeit, der Lebens-Genuss, für sich ausreicht; es müssen auch objektive Randbedingungen uns entgegenkommen, wir haben nicht alles in der Hand. Auch hier gelten Zyklen, Fristen, Rhythmen, Dauern, speziell auch für Ausnahme-Belastungen, die eben nicht ewig sich hinziehen dürfen, nicht zur Normalität werden dürfen. Und schliesslich: Selbst wenn alles gutgeht und funktioniert, im Sinne der subjektiven und objektiven Spielräume, bleibt die Frage: Ob es auch Sinn für uns macht? Sinn an sich; im Verbund der Generationen; aber auch: Sinn für die Gesellschaft, die das aktuelle Durchgangsstadium verkörpert; Sinn für die Teilnehmer des Projekts, die in ihrem Gesamt-Beitrag, ihrer Biographie Sinn erkennen können sollen; schliesslich: die Art der Gestaltung und Einrichtung dieses Lebens – ist sie so, dass der objektiv sinnvolle Gesamterfolg den Einsatz (die Verzichte und Anstrengungen) rechtfertigt? Fallen objektive Zweckmässigkeit und subjektiver Genuss und gute Erträglichkeit von Tag zu Tag zusammen? Wird es sich gelohnt haben?

15.
Die Annäherung und das Zusammentreffen, ja Zusammenfallen der beiden Sinn-Dimensionen, subjektiver und objektiver, in der Durchdringungszone ist nichts weniger als selbstverständlich, in Wahrheit ist es, wie man sagen könnte, das Thema schlechthin des historisch-kulturellen Lernens.
Die Hauptkategorien, in denen die Bezogenheit des Sinns auf Fristen, Zeit, vor allem Lebenszeit von Einzelnen, Zeitgenossen, Generationen ausgedrückt wird: Sie sind zugleich sensible Gebiete für die wechselseitige Durchdringung oder INTEGRATION von subjektivem und objektivem Sinn.
Wobei die jeweils nächsthöhere Kategorie meist den objektiven Sinnanteil verkörpert (freilich in einer bereits ihrerseits, in einem umfassenderen Zeitraum oder von einer grösseren Zahl von Menschen subjektiv verarbeitet). Dass da überhaupt etwas dauerhaft und stabil passen soll, ist durchaus ein Wunder – unter dem Regelsystem des Umgangs mit Ungewissheit und Unbekanntheit (also dem System der Lernregeln, kurz: DER Lernregel), das das in allen Gesellschaften zu allen Zeiten häufigst befolgte überhaupt ist, dem normalplanerischen (OPP), wird solche Stabilität oder Identität praktisch nie erreicht. Und in den beiden historisch folgenden Regelsystemen des Lernens: dem religiösen und dem modernen, nur um den Preis der Vernachlässigung der unteren und untersten Ebenen, Lebensentwurf/Lebensform (vernachlässigt von REL) und Identität (vernachlässigt von MOD, um so mehr von REL). Der Besitz einer Lernregel, die auf einen gegebnen gesellschaftlich verfügbaren Erfahrungsstand angewandt wird, mündet in eine konkrete INDIVIDUALITÄT bei den Besitzern dieser Regel: Zu sagen, sie vernachlässigten Lebensentwurf und/oder Identität, ist dasselbe wie zu sagen, in den Lebensweisen, die zu diesen Individualitäten konform sind, oder sich unter ihnen ausbilden, ist subjektiv auf Dauer kein Sinn zu sehen – in den Worten vom Ende des vorhergehenden Abs., die eigentlich dem OPP-Denken angehören, lautet dieser harte Befund: Das Leben in diesen Kulturen lohnt nicht, obwohl doch die Kultur selbst so beindruckend überlegen erscheint; das „Unbehagen“ an und in dieser Kultur ist auf Dauer nicht zu ertragen.
Die Aussagen zum VIERTEN STANDPUNKT lassen sich dann in diese Terminologie so einordnen: Die Durchdringungszone reicht nicht hinunter bis zur Identität; die tägliche Lebensführung bleibt beschädigt, und diese Beschädigung wird schlicht vergessen bei den Zusicherungen der MOD Individualität an jeden Beteiligten, indem man die elementaren Grundlagen JEDES Selbst erforsche, gehe es um IHN; diese Zusicherungen reichen nur bis in seinen Lebensentwurf hinein – es wird ihm versprochen, dass er in seinem Lebens DURCH Teilnahme am gesellschaftlichen Produktionsprozess an seiner Stelle teilhaben wird an Fortschritten der gesamten Lebensform zu seiner Lebenszeit, die IHN betreffen werden – und zwar auf der Ebene seines Lebensentwurfs. Genau bis dahin reicht also die Durchdringungszone von objektivem Sinn (Fortschritt im MOD Sinn) und subjektiver (Wunsch)Erfüllung. Dass etwas zu wünschen übrig bleibt – dass das vollendete Versprechen der MODerne, so wie es sich bis zum VIERTEN STANDPUNKT präzisiert bzw. ausgebildet hat, ihnen etwas vorenthält, merken die MOD Individuen, die es sich ja schliesslich selber machen, garnicht. Die Frage wäre: Wie es sich dann bemerkbar macht? Wie merkt man es je? Und ist eine subjektive Beschädigung, die von keinem betroffenen Subjekt bemerkt wird, überhaupt noch eine?
(Anmerkung: Es ist mit dem Begriff „Durchdringungszone für objektiven und subjektiven Sinn“ eine Präzisierung für etliche Formulierungen möglich, die bislang im Vorgriff auf spätere Resultate der 3×3 Tabelle gefallen sind: REL wird sich erweisen als eine Mentalität (Begründungsweise überhaupt), deren objektiver Sinn nicht weiter reicht als bis zur Individualität, also auch Sinnerfüllung gewahrt sieht, ohne die andern Dimension (Lebensform, Lebensentwurf, erst recht Identität) überhaupt nur zu erwähnen (obwohl sich dieser Individualitäts-Entwurf sehr wohl bis dorthin und auch auf Dauer bemerkbar macht – als beschädigend; weshalb auch hier die Besitzer dieser Individualität und unter ihr Lebenden getrieben werden, sie aufzugeben, ohne dass sie sich des Grundes für diese Getriebenheit je recht bewusst würden) Und erst recht gilt die Aussage für OPP Mentalitäten oder Normalplaner: Hier reicht die Durchdringungszone nicht einmal bis zur Lernregel, bis zur Individualität, genauer gesagt, in Gestalt ihrer Begründungsweise (Mentalität), die ihnen Sinn zu machen scheint, haben sie keine Individualität, oder ihre Mentalität kann das Fehlen der Individualität nicht ersetzen. Lernen (Wissenserwerb), Leben (Entwurf, Form), Alltag sind von OBJEKTIVER Sinn-Erfüllung (die immer, qua OPP Mentalität, ihnen entzogen bleibt) ausgeschlossen; und auch das treibt die Träger dieser Art (meist unfreiwilliger) Wissenserwerbe an, sich auf Basis ihrer Mentalität Erleichterung zu verschaffen – dass dies sie in Richtung REL führt, dass ihre Nöte auf einem fundamentalen Fehler ihrer Vorstellung von Rationalität beruhen, können sie mit ihren Mitteln (Erkenntnis-Motiven) nicht erkennen.
Ausser, und das gilt für alle drei Fälle zusammen: In den gesellschaftlichen KONFLIKTEN und den Versuchen, sie per legitimer (alle GLEICH behandelnder) Vergesellschaftungsregeln oder deren Vermittlung zu lösen, ergibt sich am Ende sogar für einige wenige ein Einblick in den Mangel ihrer Kultur, und das Sinndefizit oder eben Unbehagen, das sie in jeder Art Leben unter ihr früher oder später erzeugt. A fortiori sind bei beschädigter (nicht in die Sinn-Durchdringung einbezogener) Individualität und Lebensentwurf/form immer auch die Identitäten geschädigt; aus ihnen ergibt sich am Ende die TRIEBKRAFT zu den Übergängen; auch weg von der Moderne, hin zu einem Verständnis dessen, was an ihren Versprechen warum uneinlösbar war: Das (unvermeidliche) Scheitern der Moderne spätestens nimmt auf der Ebene der Identitäten und des mangelnden subjektiven Sinns dort (des Leidens auf dieser Ebene) seinen Anfang; bis es, am Ende, von denen, die es durchlebt haben, sogar BEGRIFFEN wird.
Die hier angestellten Überlegungen stellen nur einen Vorgriff auf dies Begreifen dar. Anm. Ende)

16.
Unterstellen wir also, es sei der MOD Individualität gelungen, die unter ihr – bei Einnahme des VIERTEN STANDPUNKTES – versammelten arbeitsteiligen Produzenten davon zu überzeugen, dass ihr Leben Sinn macht, wenn sie sich am übergreifenden Projekt der technologisch-naturwissenschaftlichen Erschliessung des personalen Selbst in einer der vier Sphären beteiligen; also der technischen Beherrschbar-Machung und wissenschaftlichen Durchdringung der materiellen Basis, des „Substrates“ ihres generellen Entscheidertums (und der Grenzbedingungen für seine Erhaltung), ebenso also auch von dessen Konkretisierung in Gestalt jedes einzelnen Entscheiders, der sich an diesem Forschungsprozess beteiligt – auch seine Besonderheit, seine besonderen (im Verlauf des VIERTEN STANDPUNKTS erworbenen) Kompetenzen, an seinem Ort in der gesellschaftlichen Arbeitsteilung sollen nicht verlorengehen. Damit ist, nebenbei, schon beinah (aber eben nur beinah) die Kluft zwischen schlechthin-notwendig und hinreichend überbrückt; was immer noch zum hinreichend-Machen des in ihm schlechthin-Notwendigen fehlt, trägt jeder der MOD Entscheider am eigenen Leibe mit sich herum, wenn auch irgendwo verborgen in den Tiefen seines „Substrates“, also vor allem Gehirns und dessen (!) Wohlbefindens- und Leistungs-Steigerungs-Bedingungen – „objektiv“ ermittelt; aber kann man das? ist das nicht schon eine REL-Degeneration des Entscheider-Begriffs – ihn auf gut ermittelbare Eigenschaften (oder gar Masszahlen) festzulegen, die zwar nicht mit dem ganz ausgebildeten Begriff von ihm verknüpfbar sind, aber doch für gute Indikatoren erklärt werden; hätte man SIE nicht, hätte man schliesslich GARKEINE Indikatoren für ein tüchtiges Gehirn; wonach sollte man dann forschen – aber genau nach diesen Leistungs-Steigerungs-, zumindest Erhaltungsbedingungen soll ja in den Tiefen des Substrates gesucht werden. Das ist das Programm. Bei erfolgreicher Umsetzung des Programms sollen alle an ihrem Platz in der verschworenen Forscher- und Selbsterhaltungs-Techniker-Gemeinschaft, in die sich die MOD Produzenten-Assoziation nun verwandelt hat, an den für relevant erklärten Fortschritten, die IRGENDWO in dieser Gesellschaft gemacht werden, teilhaben: An den massgeblichen Erkenntnissen (die sie alle, hinreichend ausgebildet, würden nachvollziehen können); an den technischen Konsequenzen, die man daraus würde ziehen können (vor allem: medizintechnisch, pharmakologisch usw); an der Produktion und den Produkten, die aufgrund dessen möglich sein würden; an der Konzeption der nächsten Schritte, der Visionen und Fortschrittshorizonte, die die Gesellschaft als nächste angehen könnte.
Wer also sich diesem Programm verschreibt, spätestens in einer Gesellschaft seinesgleichen, würde seinen Lebensentwurf füllen können mit Sinn-Erlebnissen, die es an Geschlossenheit und rationaler Integration aller Fortschritte darin mit den – dort freilich bloss als Sinn-Fragmente und Ahnung einer solchen Geschlossenheit auftretenden – „gelungenen“ Einzelbiographien der modernen Kulturheroen würde aufnehmen können; in gewissem Sinn verwandelt ja dies Programm die Individualität der Gesellschaft als ganzes in den Lebens- und Sieges-Lauf eines solchen Heroen, der Einzelne aber hat in seiner Biographie daran teil, im Mass wie es gelingt, die Schranke zwischen gesellschaftlichem Fortschritt und Fortschritt des Einzelnen einzureissen, und Allen Teilhabe und Teilnahme an allem Massgeblichen zu ermöglichen. Wenigstens auf DIESEM beschränkten thematischen Feld; das freilich, im Rückblick auf die zurückgelegten Strecke durch die andern Standpunkte hindurch, sinnhafte Verlängerungen und Perspektiven in Richtung auf die vorerst aufgeschobenen Themenbereiche (vollendete Automatisation, vollendete Lösung aller gegeneinander indifferenten (und selbstvergessen anzugehenden) Spezialistenaufgaben), Integration ) zulässt. Objektive Sinnhaftigkeit greift also uneingeschränkt durch auf die Einzelbiographie jedes Beteiligten; würde sich subjektiver Sinn im erfüllten Lebenslauf vollenden, bliebe nichts zu wünschen übrig.
Und somit auch nichts zu streiten: Wo alle haben, was sie sich (vernünftigerweise) wünschen könnten (sofern sie Individualität (hier: die MOD Individualität) und Vergesellschaftungskonzept (hier: den VIERTEN STANDPUNKT) teilen), haben sie einander nichts voraus, um das die einen mit den andern streiten könnten.
Was also bliebe denn selbst hier noch zu wünschen und worum somit zu streiten übrig, wenn die einen es hätten und die andern nicht?

17.
Die Beschädigung von Identität, also der täglichen Lebensführung und IHRES Sinns, den sie in den Sinn-Aufbau „von unten her“, den „subjektiven“ der Einzelperson, einzubringen hat – sie beginnt mit der MOD Individualität selbst; setzt sich fort durch alle Versuche, diese mit zunehmender Spezialisierung, Vereinseitigung und Arbeitsteilung über alle vier STANDPUNKTE hinweg in Lebenform und Lebensentwürfe der Träger der MOD Individualität(en) auszubreiten; und wird bis zu der ausgefeilten Fortschritts-Strategie mit ihrer Prioritätenliste, die alle zuvor eingenommen Stationen und STANDPUNKTE einschliesst und sukzessive, rückwärts, in sich hereinholt (vgl. Ende des vorletzten Absatzes von 16), nicht rückgängig gemacht oder geheilt.
Sie wird nicht einmal beachtet, oder bewusst.
Identität ist schlechterdings keine Kategorie, die im Horizont von MOD Lebensplanungen auftaucht: Langfristige Lebenseinrichtung ist ein MITTEL zum Zweck der Entfaltung des jeweiligen Lebensentwurfs, an der von einem Entwerfer eingenommenen Position in der MOD Lebensform des jeweiligen Standpunktes; er wird diese Lebensaus- und einrichtung für etwas problemlos Mögliches halten; was sind schon der einzelne Tag, die einzelne Woche usw verglichen mit den GROSSEN Umschwüngen, Sprüngen, überwundenen Stufen des Gesamtlebens, der Lebenszeit, der Generation, in und mit der man lebt usw?
Und wie die Angehörigen aller Epochen davor, wird ein MOD Mensch noch viel grundsätzlicher fragen: Wie soll SUBJEKTIVE Zufriedenheit und somit Sinnhaftigkeit (die er gewiss für unerlässlich hält) für sich genommen imstande sein, sich zu OBJEKTIVER Sinnhaftigkeit aufschwingen und hocharbeiten können? Zumal er subjektiven Sinn nicht tiefer angesiedelt sehen wird als auf der Ebene der Biographie und grosser Lebensabschnitte, deren Gelingen oder Misslingen erst auf längere Fristen hin beurteilt wird; kürzere Fristen sind gewissermassen garnicht „sinnfähig“.
Identität als Kategorie wird sinnvollerweise in der Theorie der Normalplanung abgehandelt, während alles dazu zu Sagende hier nur improvisiert sein kann.
Eine vorläufige Klärung der Kategorie Identität steht in Kap.1 von „Individualität, Identität, gender“; massgeblich ist dort die konstitutive Bedeutung von KONFLIKTEN in der langfristigen, also letztlich auf das Gesamt-Leben (oder sehr lange Abschnitte darin) bezogenen Einrichtung der alltäglichen Lebensführung – und der Ökonomie von knappen Spielräumen bei subjektiven mentalen Ressourcen. Entsprechend den drei kognitiven Haupt-Formationen, die in dieser Theorie unterschieden werden, lassen sich unterscheiden:
Konflikte im Bezug auf Leistungsbereitschaften, Erschöpfungsgrenzen, Reserven: das ist das genuin OPP zugeordnete Thema.
Speziell: Konflikte im Bezug auf Verzichtsbereitschaften: dieses Thema steht in REL im Vordergrund. Schliesslich:
Noch spezieller: Konflikte im Bezug auf Aufmerksamkeits-Verteilungen (als Inhalt von Bedürfnissen): dieses Thema wird virulent bei MOD.
Hinter diesen Chiffren stehen als zentrale Kategorien wieder:
bei OPP: Mentalität, als (empirische, auch auf Erfahrungen mit Leistungsspielräumen und Reserven aufbauenden) Begründungsweise für die Wahl einer (dadurch instabilen) Individualität;
bei REL: Individualität, stabil apriori konstruierte Optimalhypothese (leider ohne differenten Inhalt, wegen der Verwendung unbestimmt-wie steigerbar gedachter mentaler Prädikate als Elementen zur Konstruktion dieser Hypothese);
bei MOD: Lebensentwurf in einer zwanglos gesellschaftlich-arbeitsteilig organisierten Lebensform unter der MOD Individualität, bei gegebnem Erfahrungsstand von Einzelnen und Gruppen.
Die fehlende Rücksicht auf Lebensentwurf/form und Identität macht sich in REL (tautologischerweise) als Belastung im Leben der Angehörigen einer traditionellen Lebensform bzw. der Anhänger und „Virtuosen“ eines intakten Glaubens bemerkbar (wie, das ist gleich zu besprechen).
Die obendrein fehlende Rücksicht auf Individualität als Rahmen einer existenziell auf Experimentalität verwiesenen Lebensform unter OPP-Grundsätzen („Normalplanung“) schlägt sich nieder im regellosen und chaotischen Wissenserwerb und Lernunfähigkeit, erratischen und prinzipienlosen, daher wehrlos Aussenereignissen ausgelieferten Lebensläufen (hier eher im Sinn von: Schicksalen; denn selbst gestaltet und geformt ist daran, trotz allem Beharren auf „Entscheidungen“, rein garnichts) Einzelner und ihrer (instabil wechselnden) Bezugsgruppen, denen sie sich zugehörig fühlen, schliesslich in einer ständig überdrehten, überforderten und Reserven hemmungslos (dafür hoffnungsvoll) verbrauchenden (daher sucht-, depressions- und angstanfälligen) Lebensführung.
Anm 1: OPP Individuen, nach dem Verständnis der hier vorgetragenen Theorien über sie, leben, kurz gesagt, ständig so, wie es unter rationellen Maximen einzig in Katastrophen-Situationen am Platz wäre; die Katastrophe besteht im permanenten Misslingen ihrer Pläne, und somit im positiv wie negativ Überrascht-werden-können und somit ständigen Etwas-Versäumen-Können, und dem Versuch, dies, koste es was wolle (das ist wörtlich zu nehmen), zu vermeiden, und „nichts Nötiges zu unterlassen“, als ob man wüsste, worin dies besteht, oder es aufgrund vorhandenen Wissens (um das, womit man berechtigterweise rechnen darf) abschätzen könnte. Die Barbarei, die dabei herauskommt, ist die unserer Tage und auch aller Tage zuvor. Eine Welt, in der Normalplanung normal ist, kann nicht als zivilisiert angesehen werden. (In Formulierungen, in denen beklagt wird, ein wie dünner Firnis doch die zivilisatorische Fassade der Normalität sei und wie leicht zu zerstören, verrät, dass die Normalmenschen sich dieser ihrer Barbarei wohl bewusst sind; nur dass sie (auf ihren Grundlagen) nicht den Hauch einer Ahnung entwickeln, wie sie sie abstellen könnten.)
Anm. 2:
Hinter der Kategorie Identität als „(lebens)lang(fristig)e Einrichtung von Handlungs- und Aufmerksamkeitsspielräumen“ steht die Kategorie dieser Spielräume selbst. Mit ihr sind alle vier Texte mit „Überlegungen“ verbunden, sie ist also der heimliche Kernbegriff dieser Theorie: Das Einhalten von Handlungsankündigungen, als Bedingung für die Einführung weiterführender (vor allem Modal-)Sprachspiele und somit der Sprache insgesamt (ohne sie vorauszusetzen), ist Kern-Idee der „Letztbegründung“, die die Idee der Sprachlichkeit als Fundament der Zuschreibung von Personalität verknüpft mit der RATIONALITÄT, nämlich Haltbarkeit über Erfahrungszuwächse hinweg, von Plan- und Lernregeln: Was OPP und REL auf Dauer mit diesem Fundament unvereinbar erscheinen lässt; und sogar noch MOD, wenn die hier zu entwickelnde Arbeitshypothese sich bestätigt: Dass die MOD Individualität zwar MOD Lebensform und Lebensentwürfe unter dem VIERTEN STANDPUNKT spätestens sinnvoll erscheinen (!) lässt, Identität aber fühlbar (ohne dass es den Betroffenen bewusst würde) schädigt und zwar durchgehend durch alle STANDPUNKTE hindurch. Die Schädigung von Identität aber wiederum ist die Verbindung zur gender-Theorie und dem notwendigen Scheitern der MODerne und MODernen Individualität, noch vor der expliziten Aufdeckung des Mangels, den sie enthält, und der sie auf Dauer unhaltbar sein lässt.

18.
Also das, was ich die „Durchdringungszone“ (von objektivem und subjektivem Sinn) genannt habe, SINKT von OPP über REL bis MOD:
bei OPP liegt sie oberhalb der Individualität; bei REL unterhalb; bei MOD unterhalb von Lebensentwurf/form (ist dies wirklich EINE Ebene, oder spaltet sie sich am Ende doch auf?).
Aber was ist eigentlich der theoretische Ort dieser neuen Kategorie?
Grob eingeordnet, scheint sie etwas wie das apriorische Ideal(selbst?), die heuristische Idee zu sein, der in der Welt (und zwar auch in der subjektiven Abteilung) etwas korrespondieren muss, damit wir handlungsfähig sind (SINNVOLL handeln, fähig zu SINNVOLLEM Handeln bleiben können).
Und wieder steht mir eine „vertikal“ vorgestellte Liste (nämlich die aus Mentalität, Individualität, Lebensentwurf/form und Identität) mit ihrer „Orientierung“ im Weg, nämlich ihr Oben und Unten; das sich übersetzen soll in ein „von Links nach Rechts“, wenn diese Liste beispielsweise projiziert wird auf vier MOD Wertsphären und ihre bisherige Anordnung (Wissenschaft und Technik (technisches Wissen-wie; Technologie) das der Individualität Entsprechende darin: wachstumsfähig über Generationen weg, generationsübergreifender Fortschritt; (aktuell tatsächlich entwickelte oder in Entwicklung und Erprobung befindliche) Technik und Einrichtung von Produktion (reproduktiv wirksame Anordnung von Verfahren und Geräten, entsprechend dem gesellschaftlich-arbeitsteiligen Lebensentwurf aller Beteiligter, also der Lebensform); routine-bedürfnis-gerechte und neugier-konforme Lebenseinrichtung als objektives Handlungs-Pendant (oder Verwirklichung) der langfristig gewählten Identität(en) aller Beteiligten.)
(Wie man sieht, ist es jetzt von zentraler Bedeutung, die vorübergehenden Terminologien miteinander zu verbinden und in EINE Begriffsarchitektur einzuarbeiten.)
Geradezu die Umkehr der ursprünglichen Betrachtungsrichtung ist erforderlich, wenn wir „uns“ an den Anfang der Reihe setzen, die dann von Identität als uns nächstem (dem Kernselbst-artigsten) über das ES, gedeutet als Lebensentwurf/form verläuft zu Individualität und schliesslich Mentalität (Handeln aus Gründen überhaupt) /Rationalität/ Personalität, als dem biologischen Fundament (das in OPP gewissermassen als einzig Objektiv-Feststehendes und Invariant-Sinnmachendes (die OPP Regeln des Wissenserwerbs und der Alltagsplanung Begründendes) zugelassen ist).
Aber genau da, links, am Anfang der Reihe, stand bisher, als „schlechthin Hinreichendes“, der MOD Entscheider; rechts hingegen das mit Absolut-Notwendigem befasste forschende und Technologien entwickelnde MOD Selbst (das freilich damit noch keinen Lebensentwurf zustandegebracht hatte).
Und der Entscheider, der sich (wenigstens im Grundsatz) die Fähigkeit zuschreiben sollte, weit ausgreifende Sinn-Überlegungen anzustellen, seinen Umgang mit der verfügbaren Gesamterfahrung zu entwerfen, ebenso detaillierte Plan-Ziel-Hierarchien zu erarbeiten, den momentanen Umständen angepasste flexible Zwecksetzungen und Beurteilungen, was dafür (noch) zu wissen nützlich (oder auch notwendig) sein könnte – dieser alles überblickende Entscheider soll sich nun reduziert auf ein Identitäts-Kernselbst wiederfinden, auf elementare Handlungs-, Wahrnehmungs- Erinnerungs-, Verzichts- und Aufmerksamkeitsspielräume, die diesem seinem potentiellen Ausgreifen nichts als Grenzen ziehen?
Wir haben, jenseits davon, den Lebensentwurf (im Rahmen der Lebensform) als Erweitertes Selbst, und die Individualität als Forschungs- und Fortschritts-Entwicklungsprogramm; letzteres gedacht als eine REGEL des Umgangs mit bekanntem Erfahrungswissen (als seinem KORRELAT), oder als Konkretisierung dessen, was in den Hypothesen als bewältigbar und erwartbar, sinnvoll verarbeitbar usw allgemein gedacht war (so dass sich Regeln für KONKRETE Versuchs-Pläne daraus ergeben).
Dies alles zusammen, Wissenserwerbs- (oder Lern-), (Re)produktions- und Fortschrittsabteilung, schliesslich Wunsch- und Bedürfnisbefriedigungs-Abteilung dieser Hierarchie, kann man, in seiner Konkretisierung und Anwendung auf das gegebne (gewusste: Wissen-dass und Wissen-was) Korrelat die aktuelle PRAXIS nennen.
In OPP sollte diese Praxis als GANZE noch einmal einem eigenen Regelapparat des (mit Rationalität schlechthin identischen) Umgangs mit ihr (des Lernens aus Erfahrungen mit und in ihr) unterliegen;
in REL war sie geteilt: In die mit dem (unbestimmten) Personalitäts- und Rationalitätsbegriff verschmolzene Individualität (die sich Sinnstiftung und Welterklärung einverleibt hatte); und in die bornierte, Einzel-Leben, Einzelerfahrung und Bedürfnisse der Individuen (als Identität) beschränkende traditionale Lebensform (die also auch sich das Leben der ihr Angehörigen subsumiert hat);
in MOD wiederum baut sich die ganze Existenz von dem Block her auf aus Rationalität schlechthin (der Entscheider, dessen Vernunft unbedingt zu erhalten ist? der empiristische Forscher, der sich an die RU-Erfahrung hält, wie sie sich ergibt, allenfalls sie in Richtung auf die absoluten Elemente immerzu zu hintergehen versucht?), DIESER Individualität (der Entscheider verhält sich als dieser Umsetzer des MOD empiristischen Programms), und arbeitsteilig-organisiert in  – durch die gemeinsam libertär geplanten Lebensform verbundenen – Biographien, in denen man, immer wieder neu, mit wachsender Erfahrung und daraus sich ergebenden, darin gesehenen Chancen und Risiken, etwas für sich und alle zu machen versucht (technologisch, produktiv, neue Sinnhorizonte und Utopien, angesichts der bereits erreichten, entwerfend).
Dem tritt die MOD Identität als in Dienst genommene, das geplante Projekt durch ihre Begrenztheit und innere Konflikthaftigkeit unangenehm beschränkend, gegenüber.

19.
Es ist offensichtlich, dass die Hierarchie der Kategorien Identität, Lebensentwurf/form, Individualität, Rationalität=Personalität (überhaupt) auf Fristen bezogene Sinn-Horizonte darstellen; dabei gibt es, (in dieser Reihe) von rechts nach links gelesen, „Einschlussbeziehungen“ (zb ein und dieselbe Individualität übergreift viele unterschiedliche Lebensentwürfe, die mit ihr und verschiedenen in ihr erreichten Wissensständen vereinbar sind), von rechts nach links gelesen, „Aufbau-, Fundierungs-noder Konstitutions-Beziehungen“ (zb gelingender Lebensentwurf, Biographie stellt sich dar als Folge gelungener Tage, in denen Identität nicht verletzt werden musste, um Sinn zu machen). Die Frage ist, welche der beiden Vorrang hat: Die epochalen Kultur-Entwurfs-Arten OPP und REL scheinen sich für den Einschluss entschieden zu haben, das heisst: Erst einmal überhaupt rational (im Sinne der Rationalitätsvorstellung) sein (bei OPP; was rational ist, ist dort noch erfahrungsabhängig), erstmal (obendrein) eine Individualität (in diesem Fall: einen Glauben) im Sinne des Wissenserwerbsprogramms (in diesem Fall: von REL) haben – der Rest wird sich dann schon auch noch ergeben; Sinn wird sich „von oben“ her auf die eingeschlossenen, weniger weit reichenden Kategorien ausdehnen. Was auch heisst: Die einschliessenden Kategorien enthalten implizit eine Art Sinngarantie für die eingeschlossenen: Was sich unter oder in diesem Rahmen abspielt, kann nie sinnlos werden.
Genau diese Vorstellung verflüchtigt sich, die Grenze (oder „Durchdringungszone“) verschiebt sich zweimal von OPP bis MOD; in MOD geht die Sinngebung vom Sinn-machenden Lebensentwurf aus, der sich in den Rahmen des empiristischen MOD-Kulturprojekts stellt (also der MOD Individualität, Optimalhypothese, nämlich: so zu handeln, als ob die 6 transzendental-ökonomischen Prinzipien auch hinreichende wären, bis zum Beweis des Gegenteils), und freilich da gelingen muss; das aber soll hinreichend sein, um allem Handeln in diesem Rahmen Sinn zu geben, und es lohnend erscheinen zu lassen.
Die These, die ich hier verfolge, lautet: Der Vorgang wiederholt sich aufs neue; die Grenze muss eine Stufe tiefer angesetzt werden.
Was heisst das für das Selbstverständnis der MOD Individuen – wie muss es sich ändern? Inwiefern wird der Fehler in der Selbstbestimmung, deren Zerreissung (in OPP und REL) wieder rückgängig gemacht und behoben?
Man könnte das Selbstverständnis von MOD doch so in dieses Modell einfügen:
Rational und Entscheider zu sein, bedeutet, das empiristische MOD Wissenserwerbsprojekt zu verfolgen, und sich dafür arbeitsteilig in einer dauerhaften Struktur (nämlich: Lebensform) sinnvoll einander zuliefernder Lebensentwürfe zu organisieren. Das Kriterium des Gelingens bestünde dann darin, dass die von der MOD Individualität erarbeiteten (produzierten) Resultate maximal in der Lebensform und maximal vieler Lebensentwürfe darin genutzt (konsumiert) werden können.
Das Auseinanderfallen und sinnvolle Trennbarkeit von Produktion und Konsumtion ist das Fundament von nicht-ausschliessender Arbeitsteilung: Ich muss es nicht machen und habe doch etwas davon. Das gilt genau so weit, wie Arbeit selbst nicht Sinnquelle ist, sondern nur um des Zwecks willen unternommen wird, der dafür auch vom Arbeitenden abgetrennt werden kann: Der „Genuss“ kann ein fremder sein.
(Wir sprechen hier nicht von aufgrund von Gewalt- und Rechtsverhältnissen, also Eigentum, abgetrennten und abtrennbaren Genüssen; im Grunde reden wir davon, was ÜBERHAUPT im Arbeitsprozess und inwieweit vom unmittelbaren Produzenten getrennt werden kann.)
Die Schwierigkeit mit den Einschluss-Beziehungen ergibt sich daraus: Dass Vernunft, Rationalität, das, was den Entscheider aus seiner Sicht am meisten ausmacht, am Individualitäts-Ende angesiedelt scheint, das sich dann in Richtung Leben ausgedehnt hat. Individualität und ihre vernünftige Einrichtung scheint das grundlegendste schlechthin, alles, was im und am Leben vernünftig ist, scheint darauf (der technischen Verwertung des durch den empiristisch organisierten Forschungsprozess Gewonnenen) AUFGEBAUT (oder darin eingeschlossen?).
Und nicht nur, dass sich dem ein bislang a-rationales, die Alltagseinrichtung, anschliessen soll – die Richtung soll sich nun auch noch komplett umkehren, die Alltagserfahrung das grundlegendste, ihre rationale Einrichtung das nächst-rationale und Basis für alles andre sein? Das ist ein sehr grosser Abstand, ein weiter Sprung.
Aber wie war es denn zuvor in REL? Nicht auch ganz ähnlich? Nämlich: Die Rationalität und der unbestimmt-maximierte Selbstbegriff hatte sich mit der Individualität verschmolzen (und nicht auch noch die Lebensform an sich gezogen?); darunter der andere, bodenständig-realitäts- (und insofern Notwendigkeits-)bezogene Selbstbegriff, der aber nie zureichte, nie vollständig sein würde, stattdessen immer überbietbar war: In ihm und unter ihm aber vollzog sich das Leben, eingespannt in den Rahmen der von der Individualität auf nur punktuelle Veränderlichkeit hin stillgestellten traditionalen Lebensform. Wanderte da nicht ebenso die Trennzone weg von der Trennlinie zwischen Individualität und Leben(sform), und bezog, im Übergang zu MOD, das Leben und den Lebensentwurf ganz entscheidend in den Vernunftsbegriff (des Entscheiders) mit ein – der Entscheider, als Forscher und Umsetzer der MOD empiristischen Individualität, wurde doch auch mit dem Entscheider, der sein Leben (in zwangloser Abstimmung mit andern seinesgleichen) entwarf, identifiziert. Und was war darunter oder dahinter? Eine Zone der Indifferenz, die mit Blick auf die lebens-entscheidenden Kategorien keinen Unterschied mehr machte, vielmehr von ihnen in gleicher Weise absorbiert und ihnen assimiliert war, wie unter REL Lebensform, Leben UND Identität der Individualität.
Und in OPP umfasste diese „assimilierte“ Indifferenz-Zone gleich alles, das Wissenserwerbsprogramm (die Individualität), den Lebensentwurf (davon garnicht unterschieden), und irgendwo (bezeichnenderweise) dazwischen die Lebensform (von der in OPP wie REL unklar bleibt, also unbestimmt, wie bei allem Subjektivem, ob sie nun „grösser“ ist und aus Prinzip mehr Bestimmungen aufnimmt als der Lebensentwurf des Einzelnen, oder sich als Summe der Einzellebensentwürfe ergibt – die, wie auch immer, sich zu ihr integrieren. Davon wird noch viel mehr zu reden sein im Teil 2 des Scheiterns der Moderne, wenn zur Vergesellschaftung in REL und OPP zurückgegangen wird.)

20.
Genauer scheint es so zu sein:
In OPP schliesst das am weitesten oben stehende, Mentalität (also „das Prinzip rationaler Begründung überhaupt“), dessen Befolgung gleichbedeutend ist mit Personalität, die Individualität ein, und lässt ihr alle möglichen Freiheiten; und so abwärts auch für die beiden andern Stufen (die dort natürlich ebenso noch vorkommen, wenn auch nicht sehr säuberlich voneinander abgetrennt). Dann, im Übergang zu REL, kehrt sich die Beziehung der beiden obersten Elemente um: Die REL Individualität wird zum konstitutiven Element von Mentalität, vernünftigem Begründen überhaupt, und Personalität. Weder kann sie innerhalb weiter Grenzen, die ihr allenfalls von einem (seinerseits zu weiten) Begriff des vernünftigen-Begründens-überhaupt gezogen würden, variieren; noch ist dieser Begriff frei, so oder anders gebildet zu werden, sondern Individualität ist sein INHALT. Und genau diese Bewegung vollzieht sich nun in Abwärtsrichtung wieder, beim Übergang REL > MOD:
Die mit Mentalität verschmolzene REL-Individualität zieht zwar Leben und Lebensformen (Einzel- und Gruppen-Erfahrungen und deren Verarbeitung, in zeitlichen Rahmen, die kürzer sind als die Dauer des generations-übergreifend stattfindenden Lernens: vita brevis, ars longa) eine Schranke, aber in unübersehbar weiten Räumen, in denen sie fast beliebig (mit wenig Einschränkungen) variieren können (genauer können variieren: die traditionalen Lebensformen; und die Glaubensformen, beide einander nur (relativ) wenige Vorgaben machend – nämlich genau dieses wechselseitige Bezogen-Bleiben und wechselseitige Sich-dem-Andern-Anpassen über alle Änderungen hinweg) der beiden aufeinander IST wohl die wesentliche Einschränkung für die Art, wie sie variieren können). Also macht auch hier die (nach OPP mit Mentalität verschmolzene, Mentalität und rationales Begründen bestimmende) REL Individualität Lebensform und Lebensentwürfen darin Vorgaben, schliesst sie (aber eben doch in weite Grenzen) ein; im Übergang zu MOD kehrt sich das Verhältnis wieder um, der Lebensentwerfer (oder die Lebensentwerfer im Rahmen ihrer geteilten Lebensform) BESTIMMT, indem er seine Individualität (und mit ihr Mentalität) bestimmt, sich selbst, oder sein Selbst (als ein so, fürs Selbst-Sein, absolut HINREICHEND Bestimmtes). Das einzig Variable ist nun nur noch die gesellschaftlich verfügbare (und ständig anwachsende) Gesamterfahrung, die (mit den 6 minimal-suboptimalen Prinzipienpaaren) ebenso gesellschaftlich, aber auch auf Ebene des Einzel-Lebensentwurfs, verarbeitet wird. Das Verhältnis beider, die Anthropologie oder das (konkretisierte) Menschenbild (der Personbegriff), der in beiden jeweils involviert ist (im Entscheider: ein absolut hinreichender, aber nicht hinreichend-notwendiger; im 6-Prinzipienbefolger: ein Begriff von sich als sich zum schlechthin-Notwendigen Verhaltender; an dem darum nichts hinreichend ist), ist aber keine Wechselbestimmung, sondern eine versuchte Gleichsetzung, die leider misslingt (vgl. die Abss am Anfang dieses Kap): In den absolut-hinreichenden Begriff des Entscheiders (oder KS) geht nichts Notwendiges ein, in den absolut-notwendigen Begriff des Elements (von allem: Inbegriff des RU) und dem des sich dazu (zum RU und seinem Aufbau aus Elementen, Bedingungen hinter den vorfindlichen (konstanten) Bedingungen, letztere erklärend) Verhaltens nichts auch nur entfernt Hinreichendes; schliesslich nichts Absolutes in den Begriff eines Hinreichend-Notwendigen, das immer nur bedingt bleibt (ES: kontingente Technik-Entwicklung und ihr Einsatz in einer prekär entworfenen Produktions- und Reproduktionsumgebung, die ständig auch ganz anders sein könnte, und weit hinter allen bekannten Risiken, denen man begegnen, und Chancen, die man nutzen könnte, zurückbleibt).
Man kann die Felder, in denen „objektiver Sinn“ gemacht bzw. definiert wird, zunächst einmal als erste versuchsweise Person-Bestimmungen, oder eben auch: Rationalitäts-Definitionen, lesen (Person ist ein Wesen, dessen Verhalten diesen Kriterien genügt; Sprachlichkeit, auf dem jeweiligen Niveau gesehen, eingeschlossen):
Die OPP-Person weist eine Mentalität überhaupt auf, sie lernt aus Erfahrung und begründet damit – alles, was sie tut, ist aus Erfahrung begründet; wie, wird nicht bestimmt. Das KONKRETE Lernen, also bereits die „jeweilige“ Lernregel (OPPs haben ja immer wieder wechselnde Lernprinzipien) ist subjektiv, nach der Intensität warnender oder anstachelnder Erwartungsaffekte gewählt (angesichts einer vorbestehenden Normalität, die in jedem Falle aus Erfahrung herrühren muss!, und zusätzlicher jüngster Erlebnisse, die die Sache noch einmal in andrem Licht erscheinen lassen).
Die REL-Person, REL-Personalität und -Rationalität, setzt Vernunft schlechthin gleich mit IHREM Lernprinzip, ihrer (besonderen) Individualität namens Glaube, und den nicht immer ganz offenliegenden oder offengelegten Regeln seiner Abwandlung und Anpassung an wechselnde Zeiläufte (Zweifel-provozierende Erfahrungen, die eine ERKLÄRUNG durch das PRINZIP verlangen) und Anforderungen (an die Art der Sinn-Definition). Wenn man (wie ich, oben) sagt: dass dazu eine Lebensform gehört, sollte es besser heissen: eine Form der Vergesellschaftung – vergesellschaftet sind hier nicht primäre Einzel-Lebensentwürfe (sekundär dann aufeinander abgestimmt), sondern die Vorgaben, die die jeweilige Optimalhypothese (der Glaube) der irdischen (Glaubens)Gemeinschaft macht, und diese Vorgaben sind in mehr oder weniger weiten Grenzen OFFEN, und lassen Raum für individuelle „Verwirklichung“ und Verbesserung der grundsätzlich stabilen Lebenssituation (die wichtigste Vorgabe eines REL-Glaubens ist: dass es bis auf weiteres nichts zu versäumen gibt, und man sich nicht als OPP Planender verhalten sollte, keine Erwartungen haben solle, ausser hypothetischen). Diese Vorgaben als ganze begründen die traditionelle Lebensform; sie schliesst (wie oben schon bemerkt) die Lebensentwürfe der in ihr Lebenden ein, zieht ihnen Grenzen, aber lässt sie auch variieren. Die Problemlösungen der Vergesellschaftung unter einer REL Optimalhypothese werden dabei zunächst nicht anders behandelt als die welt-bezogenen, auch vergesellschafteten, gemeinschaftliche Individualität kann (a fortiori, da ja bereits die gesamte Personalität so betrachtet wird) ebenso hypothetisch-optimal gedacht werden (etwa: als Ordnung, Stände-Ordnung) wie das Verhältnis von (unbestimmt-maximaler Errungenschaften fähiger) Person(alität) und Welt. (Diese NAIVE Form der Ausdehnung des Weltverhältnisses und Personbegriffs auf Gesellschaftsverhältnisse, der REL-Übergriffsmodus, wird alsbald krisenhaft übergehen in eine realitätsnähere Vergesellschaftungsform, die dem REL-Idealismus dennoch angemessen ist: Tausch von Überschüssen der traditional vergesellschafteten Gemeinschaften, die sich dabei allerdings TOLERIEREN müssen).)
Und im nächsten Schritt, unter MOD, haben wir Person als Entscheider und als solche auch Entwerfer ihres Lebens bestimmt: Darüber geht nichts; die Frage ist, was darunter ist und damit eingeschlossen ist; denn sie ist ja auch Forscher und Erforscher der unbekannten Welt, und AUCH DAS soll (schon) hinreichend sein.
Während ein REL Entwerfer seines Lebens sich immer sagen konnte und sagen lassen musste: Person sein erschöpft sich nicht in dem, was ich bin, man kann noch auf viel wunderbarere Weise Person sein, soviel Bestimmungen (wenn ich auch nicht weiss welche), soviel unausdenklich-viele Kategorien lassen sich noch auf die mir zukommenden türmen, ist ein MOD Entscheider sich jederzeit seiner selbst wenigstens darin gewiss, dass ihm nichts fehlt, und er VOLLSTÄNDIG bestimmt ist, wenn nur ER bestimmt ist (auch, wenn diese Vollständigkeit sich erst mit wachsender Erfahrung einstellen kann). Genauso verhält er sich zu dem ihm aus REL überkommenen Anteil seiner selbst, dem sich empiristisch-forschend (nur leider jetzt durch diese Forschung auch tatsächlich Welterklärung und Sinnstiftung mit-leisten sollenden) zum Rest-Unbekannten verhaltenden (sich von technologischen Kategorien, mangels besseren, leiten lassenden) Naturwissenschaftler.
Dessen Bestimmtheit soll auch schon hinreichend sein; es soll eine hinreichende Bestimmung sein, sich zum absolut-Notwendigen in allen Bestimmungen zu verhalten (auch wenn dies durch nichts näher an irgendetwas je Hinreichendes gebracht werden kann), und sich dadurch in seinem Verhalten bestimmen zu lassen (die praxis-theoretischen und praxis-ermöglichenden, „transzendental-praktischen“ Kategorien DAFÜR hat der technomorph Denkende allerdings parat).
Aber die Hinreichend-Bestimmtheit des Entscheiders (und das ist die hier massgebliche!) geht immerzu über diese angebliche Hinreichendheit des Sich-Verhaltens zum Absolut-Notwendigen aber nie Hinreichenden (in ihm selbst?) hinaus. Und findet doch auch kein anderes Notwendiges weder in sich noch ausser sich ausser diesem, an dem er sich orientieren könnte.

21.
Aber zwischen diesen beiden Polen dehnt sich noch der dritte und grösste Bereich, der des bedingt Hinreichend-Notwendigen – was freilich schon viel an Bestimmung ist; stattdessen muss man wohl eher annehmen, dass sich das Bedingte immer wieder, wegen der notwendig unvollständigen Bestimmtheit seiner Inhalte, trennt: In ein Bedingt (eigentlich: Kontingent)-Notwendiges, und das ist die Technik, die Anschluss an das Schlechthin-Notwendige der Forschung haben soll; und ein Bedingt (kontingent, unbestimmt, warum SO)-Hinreichendes, das Anschluss an die reproduktive Praxis bekommt. Der rein traditional und insofern bedingte Hinreichend-Notwendige mittlere Bereich (quasi ein verbleibender REL-Rest-Bestand) schmilzt mit zunehmender Moderne weg, wird nach der einen Seite (der reproduktiven) hin somit zunehmend ökonomisiert und in industrielle Arbeitsteilung hineingezogen, nach der andern aber technisiert; das ist die Zerreissung, auch der vormodernen PRAXIS, die ich als Umsetzung der vier MOD Wertsphären in der Wirklichkeit ansehe, und die am Ende zum hinreichenden MOD Selbst-Begriff als Entscheider führt.
Dieser Entscheider, dem nichts mehr hinzuzufügen ist, nimmt die MOD Individualität, also das sich in die 4 Wertsphären auftrennende, um nicht zu sagen, zerreissende (Sinn und Welt-Erklärung sind ja bereits, in ihm, zerrissen worden – unwiderruflich!) traditional-vormoderne Leben, in sich auf, als einzigen Inhalt, der ihn mit Praxis (forschender, technischer, reproduktiver, Sinnerfüllung-suchender) tatsächlich verbindet: Er als Entscheider ist nur die dürre kategoriale Form dafür.
Die gefundenen logischen Bestimmungen haften den Entscheider-Abteilungen zunächst so an: das KS (um das er sich zu kümmern hat!) ist das Schlechthin-Hinreichende in und an ihm; das ES das bedingt- (nämlich beim gegebnen Erfahrungsstand) Notwendig-Hinreichende; das RU das noch zu findende schlechthin Notwendige, das das schon vorhandene vorläufig Hinreichend-Notwendige erklärt und fundiert – das Notwendige-des bis dahin bereits bekannten (Bedingt-(Notwendig-)Hinreichenden.
Mit diesen Bestimmungen, deren Verbund allerdings theoretisch wie praktisch Sinn machen würde, und eine erfüllende und rationale Forschungs- und experimentelle Reproduktionspraxis begründen und eröffnen würde, wäre der Entscheider höchst vollständig an eine mögliche gesellschaftliche Praxis und einen forschenden Zugang zur Welt angeschlossen (es ist der, der sich leider erst in der Nach-Moderne öffnen wird).
Stattdessen gibt er sich die unvollständigen Bestimmungen der MOD-Individualität, die ihn auf Notwendiges orientiert, das nie hinreichend wird, auf Bedingtes, das durch das einzig sinnvoll Bedingende, nämlich die gegebne und durch Forschung ermittelte und technisch erschlossene Erfahrung, nicht zulänglich determiniert ist, schliesslich auf Absolut-Hinreichendes, nämlich ihn, den Entscheider, wiederum selbst, diese dürre Form, die er ist, und der jeder Anschluss an reales, irgend für-sie-notwendiges fehlt.

((Die Verknüpfung zwischen den Bestimmungen als „notwendig usw.“ von Welt-Verhältnissen, Praktiken und Selbst ergibt sich so: Praktiken verhalten sich ZU den Weltverhältnissen, auf diese Weise übertragen sich die jeweiligen Bestimmungen (und Bedingungsverhältnisse) von den Sachverhalten auf die Verhaltensweisen zu ihnen; das Selbst aber ist nur die vernünftige Regel zu allen Praktiken des Sich-zur-Welt-Verhaltens (als Selbst; damit auch zu dem in der Welt, was dies Selbst trägt, und die Regel umsetzt: seinem Körper), oder der Träger und die Ursache (besser: Urheber) all dieser Praktiken; so übertragen sich die Bestimmungen auch auf das Selbst, oder aber umgekehrt: Das Selbst entwirft ein Bündel sinnvoller hinreichender, notwendiger usw. Praktiken, die dann VERSUCHS-Praktiken sind, und so weit reichen, wie ihnen in der Welt entsprechend Hinreichendes, Notwendiges (für andres usw) entgegenkommt und dazu passt.))
Es wird an dieser Stelle meiner Überlegungen der Versuch gemacht, die doch mehr intuitiven Ableitungen für MOD aus dem 1.Kap. in den vertieften begrifflichen Zusammenhang zu bringen, der sich hier entfaltet, und der sie vergleichbar macht mit den entsprechenden Verläufen in den beiden davor liegenden Spalten für OPP und REL – das verbindend Gemeinsame dabei sind die Modi zunehmend weniger defizienter Selbstbestimmung, die dabei zu unterstellen sind.
(Damit werden zugleich einige wichtige Weichenstellungen vorgenommen für die Teile 2 und 3 des „Scheiterns der Moderne“).

Die Frage ist: Wie verläuft denn die Bewegung der zunehmenden Selbstbestimmung von der OPP-Spalte über die REL-Spalte hinüber zur MOD-Spalte? und die provisorisch zu erwägende Antwort lautet: Von den 5 Kategorien-Ebenen, die die abstrakte Person- oder Selbstbestimmung überhaupt ausmachen, besetzt OPP faktisch nur die UNTERSTE (nämlich das „nützlich-zu Wissende) mit Inhalten bzw. gibt Regeln zur Bestimmung dieser Inhalte bei gegebner Erfahrung an; REL besetzt die BEIDEN unteren Ebenen, indem die faktische traditionale Praxis (Sinnstiftung und Welterklärung sind ja nicht Praxis-orientiert, ausser im negativen Sinn: sie dürfen die vorhandene Praxis nicht ausschliessen und von ihr nicht ausgeschlossen werden) mit den 3 minimal-suboptimalen Prinzipienpaaren reguliert wird; schliesslich MOD besetzt faktisch und reguliert zusätzlich die beiden folgenden Ebenen: gesellschaftliches Experiment (experimentell ausgewählte Lebensform der Gesellschaft beim gegebnen Erfahrungsstand), und Zwecksetzungen des Einzelnen darin (beide mehr oder weniger eng aufeinander abgestimmt).
Genauer gesagt, sind die genannten Ebenen von Erfahrung her, entsprechend dem Begriff von Rationalität und Person (und mit ihm aus dieser Erfahrung abgeleitet), der sich in der jeweiligen Spalte auf den Ebenen DARÜBER aufbaut, begründet und ihr entsprechend, ausweitbar, differenzierbar, abänderbar: Um-, Dazu- und Neulernen ist auf der jeweiligen Ebene möglich.
Das völlig Haltlose dieser Lernregeln ergibt sich daraus, dass sie nicht eingebettet sind in die Kategorien, die die jeweilige Selbstbestimmung (OPP, REL, MOD-Spalte) für die verbliebenen höheren Ebenen der Selbstbestimmung vorsieht, dh. das nützlich-zu-Wissende in OPP soll gefunden werden können OHNE Rücksicht auf den konkreten (experimentellen) Plan oder den Lebensentwurf (im Rahmen der Lebensform) Einzelner (für den es nützlich sein soll), erst recht OHNE Rücksicht auf die versuchsweise Zwecksetzung der Gesellschaft (Lebensform), in der dieser Lebensentwurf allenfalls gelingen kann und soll, schliesslich OHNE Rücksicht auf die übergreifende (Optimal)Hypothese (unter der die gesamte Lebensform erst ihre konkreten Versuchsziele, ihre Reproduktionsexperimente formulieren kann), also ohne Rücksicht auf Individualität.
All diese Kategorien sind durch OPP stillgestellt, indem sie durch seine beiden Zentralkategorien „existierende Normalität“ und „affektive Beurteilung von deren verbleibender Änderungsbedürftigkeit“ abgedeckt sein sollen.
Ebenso sollen sich in der REL-Spalte und in der traditionalen Lebensform, dem Anspruch nach, nützlich (dafür) zu Wissendes und Lebensentwurf, also konkrete Planung, abwandeln lassen nach SEHR reduzierten Regeln des Lernens (nämlich den 6 Prinzipien angesichts der VORGABE einer traditionalen Lebensform, mit Glaubensüberbau darüber); Lebensform (Versuchsziele, gewähltes Experiment), Optimalhypothese (der REL-Glaube) hingegen liegen, fern aller Erfahrung (und nur unvorhergesehen, in Krisenform, dadurch beeinflussbar), von vorneherein fest (als „besser nicht denkbare“).

22.
In MOD dehnt sich der Bereich des FAKTISCH rational Regulierten und erfahrungsabhängig Um-, Neu- und Dazulernbaren zusätzlich aus auf die Kategorie Lebensform; die MOD Optimalhypothese generell aber ist in Wahrheit der starre Empirismus, der resultiert, wenn die Befolgung der 6 Prinzipienpaare als nicht nur notwendige (und weitere Bestimmungen, des KS, ES und RU (als eingrenzbar unbekanntes Wissen, im Gegensatz zum bereits Bekannten und Kategorien-Erfüllenden) voraussetzende), sondern hinreichende Anforderung an unsere gesamte (arbeitsteilige) Praxis und Lebensform, zugleich als Umsetzung und nähere Bestimmung der verbliebenen, nämlich höchsten beiden Abteilungen dessen, was das Selbst als „Entscheider“ ausmacht, begriffen wird: nämlich als Optimalhypothese und Sinn-Definition.
Aber wie oben (vorhergehender Abs, Passage „Stattdessen gibt er sich die unvollständigen Bestimmungen der MOD-Individualität…usw“) an der „Zerreissung“ der MOD-Individualität zu bemerken war, liefert diese nur VIER zerrissene Wertsphären, deren jede nur EIN Element von Bestimmtheit liefert – wenn sie nicht irgendwie durch etwas Hinzukommendes (das ansonsten aber fehlt!) doch noch zusammengeschlossen werden: zu einem absolut-hinreichend bestimmten KS (aber dazu müsste sich der absolut-hinreichende Entscheider, als Quelle aller Sinn-Definition, mit dem überaus bedingt-Hinreichenden aus Reproduktion und ästhetisch vorgestellter Utopie zusammenschliessen), einem DIESES KS einschliessenden unter gegebnen Umständen optimalen ES (worin ein von Wissen-wie um technisch nutzbare Chancen und prognostisch einordenbaren Risiken aus konstruierter Fortschrittspfad eingeschlossen ist, der von den in der Reproduktion entstehenden Überschüssen (wenn es nicht anders geht auch unter Risiko zur Vermeidung von Stagnation) einen bei gegebnem Wissen maximal sinnvollen Gebrauch macht; schliesslich ein RU, dem von seiten der fortschreitend sich vertiefenden und sichernden Reproduktion Fragen gestellt werden, indem in es sinnvolle nächste Fortschrittsversuche „vorgetrieben“ werden, bei denen es auf eine der möglichen Weisen, die dabei nur Sinn machen, „mitspielen“ muss (das wäre wirkliches Hypothesentesten, das auch am (für sich feststehenden, definierten) KS seinen Ausgang hat), bei dem der Versuch leitendes Prinzip ist; während der krude Empirismus der MOD-Individualität das, was ist, hinnehmen muss, und bestenfalls in seine Elemente zerlegen und „dadurch erklären“ kann als soundso disponiert zu demunddem“; eine Hypothese aufgrund der Erwartung, dass irgendetwas so und so Beschaffenes dasein MUSS (weil sonst die Welt keinen Sinn für uns machen würde), ist so jenseits der Elemente nicht zu sehen. Im Wissenserwerb von MOD ist darum das blosse Suchen und die Bestandsaufnahme des Vorhandenen (einschliesslich seiner Analyse in Elemente) leitend; Sinn gibt es darin nicht zu entdecken, eine sinnvolle Reihenfolge abzuschreitender Hypothesen ebensowenig. Aller Sinn, den der Entscheider sich vorgeben könnte, stammt ja aus ihm, seinem Selbstbegriff; indem er diesen, also sich mit dem MOD Forscher und seinen zerrissenen Selbst-Bestimmungen identisch gesetzt hat, kann der MOD Entscheider oder die MOD Person weder in ihr noch ausser ihr Sinn finden, ES SEI DENN, er oder sie geben sich eine weitere Bestimmung, die bis dahin ihm und ihr, als Entscheider und Person, so wie sie sich bis dahin bestimmt haben, noch fehlt.
Aber als was HAT er sich denn bestimmt, der MOD Entscheider – worin sieht er seine Vernunft, seine Personalität oder eben sein Personsein erfüllt oder (irrtümlicherweise) vollständig bestimmt?
Er WILL sich vollständig bestimmt haben, INDEM er das, als was IHM die Person gilt, bestimmt: Nämlich als Entwerfer ihres Lebens und (mit andern ihresgleichen, also ebensolchen Lebens-Entwerfern) der zwanglos-gemeinsamen (libertär ermittelten) gesellschaftlich-arbeitsteiligen Lebensform. (Der sinnvolle Umgang mit Leistungs-(Reserven-, Erschöpfungs-), Verzichts-(Bedürfnisaufschub-) und Aufmerksamkeits-Spielräumen (letztere: Spielräume, Aufmerksamkeits-Ausrichtung in vereinseitigender oder über- und unterfordernder Weise zeitweise zu erzwingen) soll darin automatisch mit eingeschlossen sein.)
Er GLAUBT, genau diese Bestimmung geleistet zu haben, allein schon DADURCH, DASS er sich eine, nämlich DIESE empiristische Individualität und das sich ihr anschliessende Technik-, reproduktions- und („ästhetisch“ vorgestellte) Anschluss-Entwurfs-Programm gegeben hat: Sie bestimmt ihn als Person vollständig.
So scheint es. Zunächst.


ENTWURFSSKIZZE FÜR EINE THEORIE  (ODER EIN „SYSTEM“) DER BEDÜRFNISSE

 

23. Spielräume und FORMEN der Bedingungen von Spielraum-Einbussen
Es war in Abs 14 oben, dass die Idee ins Spiel gebracht wurde von Identität als etwas, wodurch Spielraum-Ebenen (dort, leider unzulänglich, vor allem definiert über Dauern) VERKNÜPFT würden. Diese Idee lässt sich dann ausdehnen auf Lebensentwurf, Lebensform, Individualität, Mentalität; und womöglich ergeben sich daraus erstmals auch Definitionen dieser Begriffe, die ihren KATEGORIALEN Charakter hervortreten lassen – ihre Unvermeidlichkeit, und die Tatsache, dass sie einen vorhandenen begrifflichen (Spiel?)Raum vollständig und komplementär zueinander ausschöpfen.
Aber dazu müssen erst einmal die „Spielraum-Ebenen“ genauer dargestellt werden.
Diese Ebenen sind keine andern als die der 5 Ebenen, auf denen Entscheidungen getroffen (aus Erfahrung abgeleitet) und (damit) begründet werden: Sinn-Begriffe, aktuelle (Optimal)Hypothese (Anwendung des Sinnbegriffs auf einen gegebnen Erfahrungsbestand und das für das Sinnvolle darin, also für das VERSTÄNDNIS dieses Bestands, Relevante), dies letztere zugleich eine (Prioritäten)Ordnung und Rangfolge von (Versuchs)Zielen, sodass in Abhängigkeit von erfolgreich erreichten Zwischenständen jeweils „nächste“ Ziele definiert werden; dies auf gesamtgesellschaftlicher Ebene, derart dass Einzelne dies befürworten und sich zueigenmachen können: die „nächste“ Zielsetzung löst sich dann auf in zahllose Unter-Zwecke, denen die Einzelnen, unter Berücksichtigung ihrer aktuellen Kräfte und Fähigkeiten, durch diesen angemessene Pläne versuchen können gerecht zu werden; in denen gibt es die zentrale Abteilung des als nächstes für die Plan-Ausführung (und alles, was darüber liegt) notwendig und nützlich zu Suchenden und Versuchenden (im Resultat: zu Wissenden).
((„Gesellschaft“ als (vereinfachend so beschriebenes) unbestimmtes Kollektivsubjekt kann dabei allenfalls bis zur Ebene der (von allen Beteiligten im Konsens definierten) Zielsetzung reichen, darunter lässt sich nicht mehr reden ohne Bezugnahme auf tatsächlich in der Gesellschaft mobilisierbare Handlungsspielräume, davor muss nicht sicher feststehen, wieviele Befürworter sich im Konsens zusammenfinden, unbestimmt viele können sich das momentane Gesellschaftsziel zueigenmachen. Ab hier also intuitiv bereits Übergang von „Individualität“ zu etwas deutlich Individuierterem…: Biographie, Lebensdauer der Einzelnen usw))
Wo aber sind nun die Spielraumbegriffe?
Das, um dessen „Spielräume“ es geht, ist HANDELN, die Spielraumbegriffe sind Begriffe, in denen der HANDLUNGSSPIELRAUM zu einem Zeitpunkt beschrieben wird (vgl. 17 Anm 2). Das, was ohne weiteres geeignet ist, diesen Spielraum gegenüber seiner Normalverfassung vorübergehend oder dauerhaft einzuschränken, ist Gegenstand von ANGST oder, weniger dramatisch, Sorge, Besorgtheit, Umsicht, Vorsicht: Wir sorgen dafür, dass es nicht geschieht – indem wir einen Teil unseres Handlungsspielraums DAFÜR nutzen (der somit nicht mehr ganz frei, kein wirklicher Spielraum mehr ist); in der Tat, wenn unser Leben nur noch daraus bestünde, Gefahren abzuwehren, wäre es kein Leben mehr, so müssen wir auch mit Risiken leben (das ist der rationale und minimal-suboptimale Grundsatz ES1, das Verbot der übermässigen Risiko-Angst, des Selbstmords aus Angst vor dem Tod.)
Es gibt dann die nicht situationsgebundenen, sondern dauerhaften Umgebungsbedingungen, die passend sein sollten, damit wir handlungsfähig bleiben, oder aber unsere Handlungsfähigkeit mehr oder weniger kontinuierlich, manchmal auch recht abrupt, zerrütten oder zusammenbrechen lassen: Homöostasebedürfnisse hinsichtlich Temperatur, Licht und Lichtrhythmus, Atemluft, Lärm usw  Schliesslich das, was man Bedürfnis(-nach…) im eigentlichen Sinn nennt, das zyklisch in kurzen Fristen, bei regelmässigen Alltagsabläufen oft sehr präzise, Wiederkehrende, und das mit einem fundamental physischen Anteil: Hunger, Durst, Schlaf, und, warum sollten sie nicht erwähnt werden: Blasen- und Darm-Entleerung, dazu die mannigfachen kleinen „Störungen und daraus resultierende Korrektur“-Bedürfnisse, Kratzen im Hals, Augentränen, Jucken, schlimmer: Reiben bei Schmerz, Schreien, und andere „Reiz“-Bedürfnisse usw. Der Unterschied, der sich hier auftut, und warum die kleinen und grösseren „Drang“-Bedürfnisse so banal erscheinen, besteht wohl darin, dass es (sozial regulierte, mit Bedeutung belegte und überformte) „Appetite“ gibt, die das rein Physische überlagern: Das Schmecken, Gerüche, die zyklisch wechseln sollen (um „abwechslungsreich“ zu sein, etwa bei der Nahrungsaufnahme), oder aber nicht in den Bereich des Unangenehmen (auch nur dafür Geltenden) übergehen sollen. Schliesslich gibt es die Bedürfnisse (die schon wieder im Alltag garnicht mehr so heissen), die von der Art und Intensität der Nutzung des Handlungsspielraums abhängen – nicht zuletzt gibt es ja das (auch zyklische) Bedürfnis, diesen Spielraum selbst zu nutzen (Aktivitätsbedürfnisse), und nicht-einseitig zu nutzen – mit der Folge, dass Ruhe- oder Ausgleichsbedürfnisse entstehen, wieder sehr banale, aber auch, bei dauerhafter (nur nicht unmittelbar schädlicher) Belastung, kompensatorische, bei denen es auf die „Färbung“ der Art ihrer Befriedigung und das ganz spezielle „Passen“ (etwa einer Massage, einer Ausgleichsübung bei körperlicher Belastung, richtige Lagerung eines ermüdeten Körperglieds usw) ankommt, wenn die Erholung oder Erfrischung maximal sein oder überhaupt gelingen sollen.
Damit ist der Übergang hergestellt zu RESERVE-Spielräumen (entsprechend den bisher genannten: Belastbarkeit, Anstrengung, Unter- und Überforderung bzw. Einseitigkeit, Verzichts- (va. Appetit-bezogen), Entbehrungs-, Drang-Unterdrückungs-Spielräume usw): Wir können in gewissem Umfang auch bei (absichtlich gewählter oder erzwungener) Nicht-Befriedigung von Bedürfnissen weiterhandeln und -leisten – allerdings nicht beliebig lange; ein wichtiger Unterschied, der sich an den verschiedenen Belastungs- und Verzichtsarten dabei auftut, ist ihre Kompensierbarkeit durch „belohnende“ Befriedigungen, und speziell das Auftreten von Bedürfnissen, die sonst nicht vorkommen würden: KOMPENSATORISCHE Bedürfnisse, speziell als gesteigertes Ausgleichsbedürfnis bei einseitiger Belastung oder Verzichten. Und auch hier gibt es einen gewissen Spielraum, auf Befriedigung solcher Bedürfnisse zu verzichten, allerdings nicht auf Dauer, denn irgendwann tritt Depression (das Nichtmehr-wollen-Können (es lohnt sich nicht mehr: Verzichts-Spielräume!)) auf, oder andere Zeichen der Überforderung und des Zusammenbruchs von Handlungsfähigkeit (der bezeichnende Ausdruck der Körper-Ingenieure lautet: „Dekompensation“, sie meinen: Krankheit).

 

24. ARTEN und mögliche Rang-Ordnung von Bedürfnissen (Zweiter Durchgang)
Es ergibt sich dann etwas wie eine Hierarchie und Rangordnung der Bedürfnisse: Je nach ihrer momentanen Intensität und ihrem qualitativen Vorrang überlagern oder überflügeln sie einander, und erzwingen Prioritätensetzungen bei der Wahl der Handlungen, ihrer Dauern und Reihenfolge – Handeln unter Angst mit und ohne Überschreiten von Leistungsgrenzen nach Intensität und Dauer, relativ angstfreies und unbelastetes Handeln im normalen Tages-Rhythmus („Aktivitäts/Ruhe-Zyklus“) (gilt auch für längere Anstrengungs- und Erholungsphasen), (Verzichts- und Anstrengungs-)Handeln unter Belastung (abnormale Drang- oder Antriebs-Schwächungs-Profile: zB. Schmerz, Depression; eingeschränkte Homöostase und Basis-Bedürfnis-Befriedigung, Verzicht auf Ruhe/Erholung, Appetit-Befriedigung, Drang-Nachgeben usw), (Verzichts-)Handeln unter Befriedigung und/oder Nicht-Befriedigung kompensatorischer (Sucht)Bedürfnisse.
Alle Bedürfnisse mit einer „Appetit“-Dimension, also einem gewissen Abwechslungsbedarf, so überformt und formbar sie auch sein mögen durch prägende Befriedigungs-Erfahrung, haben das an sich: dass sie einen endlichen Bereich oder Raum von wiederkehrenden (und auch durchaus bekannten: daher der „Appetit- (oder die Lust-)AUF“) Befriedigungsmöglichkeiten aufweisen. (Man könnte allgemein von der Wiederholbarkeits-Dimension (quantitativen (Fristen) und qualitativen (Bedingungen, unter denen Wiederholung möglich ist) sprechen. Eine dazu analoge und sehr allgemeine Dimension zur Charakterisierung von Handlungsspielräumen ist die „(Vor)Dringlichkeit“ oder „Dranghaftigkeit“ eines Handlungs-Anreizes geegnüber andern, sein „(Ver)drängungspotential“ gegenüber ansonsten frei wählbaren Alternativen.)
Der spezifische Mangel im Bereich dieser Bedürfnisse hat in der Alltagssprache einen Namen, und heisst Überdruss, gesteigert sogar: EKEL; Ekelgefühle gegenüber sonst Anregendem und Attraktivem ohne voraufgehende Befriedigungen gelten bekanntlich oft als pathologisch.
((Das „Wählerische“ der Appetit-Färbung verschwindet im Mass, wie das zugehörige Grundbedürfnis (vor allem Hunger, Durst, eventuell auch Bewegung, Komfort- und Homöostase-Bedürfnisse: Wärme, Raumatmosphäre usw.) intensiver wird, und es ums Wesentliche geht. Die Drang-, Schmerz- und Erholungsbedürfnisse sind zwar nicht ganz frei von spezifischen Umgebungsanforderungen (im Gegensatz zu unspezifischen, die „störend“ wirken, zB. Lärm und starke, unregelmässige Berührungsreize beim Schlafen), also „Bedingungen“, unter denen die Befriedigung selbst im Fall gespürten Bedarfs aufgeschoben wird (man sucht lieber noch weiter nach einer angenehmen Schlafstätte: oder die „gewohnte“ Umgebung wird benötigt), aber hier ist es eher die Prägung auf den engen Umkreis (etwas, das auch für das breitere Spektrum der Appetite gilt: Sie haben ihre Grenzen und Ausschlüsse, „Abneigungen“ gibt es schliesslich auch!) und die enge Einschränkung auf das Gewohnte, das eben möglichst NICHT wechseln soll.))
Von dieser Appetit-Färbung etlicher Bedürfnis- oder Spielraumgruppen und des zu ihnen gehörenden mehr oder weniger zufriedenstellenden „Befriedigungs-“ Handelns unterschieden ist die NEUGIER-Färbung, die gewissermassen das Extrem der Appetit-Färbung darstellt, indem Wiederholung nur beschränkt möglich ist bis zum Überdruss gegenüber einem Erlebnis-, Denk- oder Handlungsverlauf (auch da gibt es „lokale“ Neugier-Appetite auf „interessante Varianten in der Wiederholung“ und dem durchaus erwünschten Auskosten, Ausschöpfen einer Erlebnismöglichkeit, von der sich das Interesse, einmal „gefesselt“, nicht gleich wieder abwenden will).
Das leitende Mangel-Gefühl in dieser Hinsicht ist LANGEWEILE.
Aber die Hierarchie der Neugier-Färbungen für Erleben (ersatzweise: (in Medien) Vorgeführt- und Erzählt-Bekommen), (Durch-)Denken, (Versuchs-)Handeln) ist komplexer, und mindestens ebenso komplex wie die Hierarchie der physischen Handlungs-Spielräume – man könnte analog von geistigen Handlungs-Spielräumen sprechen, wäre der Begriff des mentalen oder geistigen Handelns nicht so problematisch.
((Falls man nach weiteren Spielraum-Begriffen fragt, könnte noch die Gruppe der SOZIALEN (Verständigungs- und Verhandlungs) Handlungs-Spielräume angesprochen werden; und wenn ich ganz spekulativ werden soll, so auch noch die der KREATIVEN oder Vorstell-Handlungsspielräume.))
Für ALLE Spielraum-Gruppen gilt, dass sie ihrerseits in begrenzten Vereinbarkeits- und Ausschluss-Beziehungen zueinander stehen (abhängig auch von der INTENSITÄT der jeweils gewählten Ausführung im Spielraum); dazu kommen noch obligate Verknüpfungs-Beziehungen, wie die schlichte Tatsache, dass alles Explorieren von Umgebungen einen intakten Wahrnehmungs- und motorischen Spielraum (Wahrnehmung als Aspekt der physischen Handlungsfähigkeit verstanden, im Akkomodieren und „Blickrichten“, „Anschauen“ ist umgekehrt auch ein motorisches Element enthalten) voraussetzt. Gegebne Spielräume setzen somit der Wahlfreiheit im Planen eine Grenze, und nötigen zu ENTSCHEIDUNGEN und Prioritätensetzungen: Was nicht gleichzeitig geht, muss eben nacheinander stattfinden – wenn überhaupt.
Die grundlegendste Dimension der Spielraum-Charakteristik wäre die „Dauerhaftigkeit“ ab einem Ausgangs-Zeitpunkt, mit der eine Handlung(sweise) durchgehalten und anderen vorgezogen werden kann, im Rahmen des angst- und drangfreien Spielraums für „freies“ Wählen von Handlungen (einschliesslich „geistiger“ Handlungen), und seiner generellen (Gesundheits-, Homöostase-abhängigen und zyklischen Tageszeit- u.a.) Schwankungs-Möglichkeiten.
Die nächste Dimension wäre dann der Grad der „Intensität“, mit der einzelne Verwendungen von Unter-Spielräumen sich unter endogenen „Drang“- oder exogen gelernten, aber auch vermeintlichen „Angst“- oder zumindest „Sorge“-Bedingungen (der freie Handlungsspielraum wird dabei zwar eingeschränkt, aber nicht überschritten: Sorge wird Angst, wenn Leistungs-, also Erschöpfungs- und Normalintensitätsgrenzen der Verausgabung (pro Zeit) nicht mehr beachtet werden) gegen andere solche Verwendungen durchsetzen und ihnen gegenüber mit vor- oder nachrangiger Priorität gewählt werden.
Einschränkungen der „Wiederholbarkeit“ des Gleichen (einer bestimmten Dauer oder Art der Ausführung) mit oder ohne (zu charakterisierende) Abwandlungen INNERHALB des angst- und drangfrei Möglichen, und die zugehörigen Fristen, wäre die nächst-zu-erwähnende Dimension zur Charakteristik von Handlungspielräumen – die Appetit- und Lust-Dimension. (Keine Lust haben auf bedeutet: Ich will es nicht tun, obwohl ich noch NICHT müde bin, und kein Drang oder Sorge/Angst usw. mich davon ablenkt).
Die so charakterisierten Spielräume unterliegen dann einer weiteren Einschränkung, die trotz bestehender (relativer) Frische und Ausgeruhtheit, fehlender Belastetheit durch Drang- oder Angst/Sorge-Anforderungen oder Mangelbedingungen, und bestehender „Lust“ auf die betreffenden Tätigkeiten, wirksam wird, und das sind Beschränkungen der GLEICHZEITIGEN Wählbarkeit von Spielraum-Nutzungen durch das Mass der AUFMERKSAMKEITS-Beanspruchung jeder dieser Nutzungen.
Ganz am Ende und alle andern begrenzend, stehen die Anpassungs-Spielräume, mit denen ich über längere oder kürzere Fristen, unter bestimmten Bedingungen weiter arbeiten, verzichten, denken kann, bis auch sie zusammenbrechen, und sich allenfalls „chronifizieren“, indem sie in komplexe Verschiebungen gegenüber dem Normalprofil (neue Formen von Drang- (zB Sucht-) und Angst-Profile) übergehen, für die eigene (aber global immer engere) Anpassungs-Spielräume existieren. Aber wie lang auch immer hinausgezögert – zuletzt engen sich belastete, nicht-regenerierte und überforderte Handlungsmöglichkeiten immer mehr ein – ihre Aufrechterhaltung auf dem bisherigen Niveau bindet sich an immer höhere Anforderungen ihrer (dann immer aufwendigeren) Kompensation und (immer leichteren) Ermüdbarkeit (und der Notwendigkeit immer längerer Erholung).

 

25. Statt „Arten von Bedürfnissen“ jetzt: Dritter Durchgang mit Charakterisierung von Spielraum-Einbussen durch

1. Ursach-Charakteristik: Vermeidungsbedingungen,

2. Drang– oder Verlaufs-Chrakteristik bei zunehmender Intensität („Verdrängungswirkung“, Veränderung der Vermeidungsbedingungen anderer Einbusse-Arten),

3. Charakterisierung durch Starrheit oder Wandelbarkeit, wenn nicht Wandlungs-Notwendigkeit in den Aktivitäten zur Vermeidung der Spielraum-Einbusse

Die Darstellung in 24 war eine eher traditionelle Klassifikation von „empfundenen“ Bedürfnissen. Eine leicht veränderte Einteilung, die ich ab jetzt zu verwenden vorschlage, gruppiert sie ein wenig anders.
Basis dieser zweiten Terminologie ist der (DER!) normale Handlungsspielraum; „seine“ Normalität als den Ausgang festzulegen, hat zur Konsequenz, dass die Leistungs-Aspekte, die AN ihm zu unterscheiden sind, nicht primär charakterisiert sind durch Skalen mit „Exzellenz“- und unbestimmt steigerbaren Höchstleistungs-Zonen, wo Normalität nur einen Durchschnittspunkt (das Maximum einer Verteilungskurve etwa) zeigt, sondern einzig durch DEFIZIENZ-Möglichkeiten, Einbussen an normaler Handlungsfähigkeit in irgendeiner Hinsicht, ohne dass Handlungsfähigkeit als GANZE dabei verloren ist. (Hierdurch ergeben sich Anschluss-Möglichkeiten an die hier, an anderen Stellen der Seite, vertretenen Positionen bzw. Begriffsbildungen zum Personbegriff, und Sprache (und Voraussetzungen für Erhalt der Sprachlichkeit, nachdem sie einmal eingeführt ist) als Basis der Möglichkeit, Absicht und Absichtlichkeit (bestehenden Handlungsspielraum, Können) und sei es auch mit Defiziten, überhaupt zuschreiben zu können).
Dieses Substrat normaler Handlungsfähigkeit einer (biologisch menschlichen) Person kann also nun Einbussen erfahren; die Rede von „empfundenen“ Bedürfnissen handelt wesentlich von NACH RANGSKALEN GEORDNETEN INNENZUSTÄNDEN, die CHARAKTERISIERT sind nach Merkmalen aus folgenden drei Dimensionen:
Erstens: Die BEDINGUNGEN der Fähigkeitseinbussen, um die es geht; in diese Dimension gehören folgende ARTEN von Bedingungen:
a) ZYKLISCHE oder Alters-bedingte Schwankungen oder Abnahmen der Handlungsfähigkeit (Tagesrhythmen, Verläufe einer Lebens-Leistungsfähigkeit ua.);
b) PATHOLOGISCH ENDOGENE und durch unmittelbar sichtbare und/oder fühlbare Noxen (hier vor allem: beeinträchtigte Homöostase-Bedürfnisse: verletzte Anforderungen an Umgebungsbedingungen und normal reproduktive, durch bekannte (gelernte und lernbare) Befriedigungseffekte geformte Aktivitäten, wie Essen, Trinken, Schlafen; Schonhaltung bei Schmerz usw.) oder aber unbekannte und erst zu ermittelnde EXOGENE Beschädigungen verursachte azyklische (unerwartete, ungewöhnliche) Beeinträchtigungen von Handlungsfähigkeit;
c) ANGST- (Reserven mobilisierend) oder sorgen- (mit normalen Spielraum-Nutzungen vereinbare) volle Vorwegnahme des Auftretens solcher Noxen mit „Antriebssteigerungen“ oder Reservenbildungen (reserven festlegend, der allgemeinen Verfügbarkeit entziehend) für diese Fälle;
d) durch die faktische Intensität des Gebrauchs der je verfügbaren Handlungsfähigkeit selbst verursachte Beeinträchtigungen der Dauer oder zyklischen Wiederkehr normaler Handlungsfähigkeit (BEANSPRUCHUNGS- (durch das Handeln selbst) und BELASTUNGS- (durch störende Randbedingungen beim Handeln)-Spielräume);
e) Verschiebung im Muster der für normale Handlungsfähigkeit nötigen Umgebungsbedingungen („abnorme“ Reizabschirmung wegen „Empfindlichkeit“ usw) oder der Reproduktionsanforderungen („abnorme (zb. Sucht-) Bedürfnisse“), dazu zählen bekanntlich häufig auch Steigerungen und Abnahmen „normaler“ Schwankungsbreiten bzw. Parameter für Bedürfnisintensität. Also Änderungen im „Bedingungsprofil“ der vorgenannten Arten in qualitativer und quantitativer Hinsicht, also Veränderung von Handlungsfähigkeit und der Bedingungen ihres Erhalts speziell unter CHRONISCHER BELASTUNG UND BEANSPRUCHUNG (man könnte dann von gegenüber den normalen Handlungsspielräumen bei andauernder Belastung sich verändernden RESERVE-Spielräume und DEREN Bedingungen (in den genannten Hinsichten) sprechen.)
Zweitens: Es gibt eine Charakterisierung der Folgen für verschiedene Handlungsdimensionen (Mitbetroffenheit) und funktionellen Verknüpfungen (mit Bedingungsprofilen) bei WACHSENDER INTENSITÄT einer Spielraum-Einbusse (traditionell: eines dringlich werdenden Bedürfnisses). „Mitbetroffen“ sind andere Dimensionen von Handlungsfähigkeit, meist AUFMERKSAMKEIT (s.u.), „Konzentration“ auf ein anderes Thema (als das soeben „drängende“: man kann an nichts anderes denken, es wird immer schwerer) oder „Sorgfalt“ in der (motorischen) Ausführung von etwas (man kann nicht mehr „Ruhe bewahren und weiterarbeiten“), in deren Beeinträchtigung sich der verspürte Drang, die steigende BEDÜRFTIGKEIT in EINER Hinsicht, zeigt: Verschobene Antriebs- und (Denk)Motivcharakteristik (die hier als Spielraum-Einbusse aufgefasst wird). Die Belastung durch einen unterdrückten Drang, dem also nicht nachgegeben wird (Verzicht (auf immer dringlicher Ersehntes), Anstrengung (statt Abbruch), Ertragen (unerträglicher Umgebungsbedingungen), mündet in unspezifischen und generellen „Stress“ mit allen Umstellungen in Reproduktions- und (kompensatorischen) Befriedigungs-Anforderungen, die dazu gehören. Schliesslich gibt es auch eine mit zunehmender Intensität des „verspürten“ Drangs zunehmende (und bei entsprechender Erfahrung insofern ebenfalls gespürte, weil so deutbare) Annäherung an den Zusammenbruch der Unterdrückung und den alle sonstigen Spielräume kurzfristig verdrängenden Durchbruch des Drangbedürfnisses, oder aber den depressiven Zusammenbruch des Handlungsantriebs nach chronischer (unkompensierter, unbelohnter, von angemessenen Erholungsphasen nicht unterbrochener) Stress-Belastung. Auch dass das unerfüllt Drängende sie krankmacht, oder gefährliche unerfüllte Suchtbedürfnisse nach sich zieht, könnte den Betroffenen aus Erfahrung klarsein: Dann kommt zum zunehmend unbefriedigten Drang ANGST.

26.
Drittens: Die drohenden Einbussen an Handlungsfähigkeit lassen sich aber noch in einer dritten Hinsicht charakterisieren, nämlich danach: Ob ihre Verhinderung (also die „Befriedigung“ des „Bedürfnisses“, dessen Nichtbefriedigtheit sie verursacht) an eine feste Sorte zu erfüllender Anforderungen und Bedingungen (die innerhalb einer gewissen Schwankungsbreite variieren DÜRFEN) gebunden ist; oder ob Abwechslung in der Art der erfüllten Anforderung (innerhalb der (dann auch grösseren) Schwankungsbreite für Erfüllungen überhaupt) selbst eine Anforderung darstellt, deren Nichterfüllung zu Spielraum-Einbussen und mehr oder weniger bald auch zu Drang-Intensitäten der Bedürftigkeit führt. Bedürfnisse (oder Anforderungen, deren Nichterfüllung mit zunehmenden Spielraum-Einbussen einhergehen), die diese Eigentümlichkeit aufweisen, hatten damit eine – wie sie oben genannt wurde – „Appetit-Dimension“; hingegen könnte man Bedürfnisse ganz ohne eine solche „reine Drangbedürfnisse“ nennen, deren Befriedigung in höchst eintöniger und gleichförmiger Weise geformt ist – selbst dann, wenn die Randumstände dieser Befriedigung gelernt sind und auf Gewohnheiten beruhen, wie zB. „die gewohnte Schlafumgebung und (Ein)Schlafhaltung“. Das Gegenteil von Wechsel kann also sogar AUCH ein Merkmal eines Bedürfnisses sein, und es kann auf diese Weise kulturell und biographisch geformt oder überformt sein: Es würde eine Einbusse sein, der Anforderung, deren Erfüllung die dranghafte Bedürftigkeit verhindert, NICHT auf die gewohnte Weise (innerhalb gewisser Schwankungsbreiten) gerecht zu werden. (Das Phänomen der „gewohnten“ Gerichte, die sich auf einem „Speisezettel“ abwechseln, zeigt, dass beide Merkmale zusammenkommen können.)
Das Ab-Wechseln in einer gegebnen Schwankungsbreite unter einer Menge hinreichend unterschiedener Einzelbefriedigungen, die alle mehr oder weniger gleich häufig vorkommen sollten, sobald überhaupt die zyklisch oder bedingt auftretende Bedarfssituation eintritt (Bevorzugung besonders „schmackhafter“ Lieblingsvarianten ist dann nicht ausgeschlossen) – dies Abwechseln also ist dann gewissermassen die Mitte zwischen zwei Extremen, von denen das eine bereits genannt wurde, nämlich das angeboren oder erworben (und dann ein für alle Mal, oder auch – wenn auch schwer – veränderbare) GEWOHNTE, GEÜBTE, TRAINIERTE Ausführen von befriedigenden Handlungen oder Herbeiführen und Ermöglichen ebensolcher Erlebnisse, die Präzisierungen eines allgemein bei Menschen (Personen dieser biologischen Art) erwartbaren Bedürfnisschemas darstellen.
Die Unterschiede, die hier in den Blick kommen, scheinen somit dann auch etwas mit der langfristigen Formbarkeit von Befriedigungsanforderungen (zur Vermeidung von Spielraumeinbussen) zu tun zu haben. Womöglich ist „Formbarkeit“ nur eine Erscheinungsform von „Wandelbarkeit“ (als dem eigentlich hier unter „Drittens“ zu betrachtenden Merkmal ALLER Bedürfnisse).
Die Eigenschaften eines starr immer gleichbleibenden, also auch sehr körpernahen, sehr vegetativen Bedürfnisses (wie Blasen- und Darmentleerung), aber auch des für Erfüllung der Anforderung Appetit-artig auf Abwechslung in einem bekannten Rahmen angewiesenen Bedürfnisses sind bereits vollständig unter Erstens abgehandelt: Befriedigungsanforderungen, soweit sie unabhängig verlaufen von voraufgehenden Handlungen bzw. Erleben (im Rahmen von Handeln). Hingegen:
So wie Ermüdbarkeit nach (befriedigender) Erfüllung eines Antriebsbedürfnisses zunimmt, so der Bedarf nach anderen als den bei der letzten Mahlzeit noch mit Genuss verzehrten Gerichten (hier eine im wesentlichen an Geruchs-, Geschmacks-, Tast-ERLEBNISSE gebundene Befriedigungsform, beim Handeln hingegen an eine Art und Weise der Tätigkeit).
Die Beschreibung der hier zu erörternden dritten Dimension muss also lauten: Es handelt sich um die mittel- und langfristige Abänderbarkeit oder Formbarkeit der Befriedigungsanforderungen von (in entsprechend kürzeren Zeitabständen) zyklischen (mehr oder weniger regelmässig) oder azyklisch und an äussere Bedingungen (die man auch beeinflussen kann) geknüpft auftauchenden Bedürfnissen: Das weite Feld der physischen und psychischen Gewohnheitsbildung. Wobei die eher „psychische“ Seite charakterisiert ist durch das (meist auch „appetit“-artig abwechslungs- oder regelmässigkeits-bedürftige) „Lust auf etwas haben“, „es würde Spass machen, jetzt zu…“; das Invariabel-Physische (das dann meist auch eine mit Antrieb verbundene Könnens-Seite hat) hingegen die Form annehmen kann: Ich muss es jetzt tun, auch wenn ich eigentlich lieber X machen würde – also die empfundene leichte Dringlichkeit (die sich auch gegen Lust-Appetite durchsetzt, aus Angst vor bekannten und spürbaren Folgen des Aufschubs („Ich weiss, wie ich mich nachher fühle, wenn jetzt nicht X mache“)).
An diesem Punkt zeigt sich die Problematik, in die traditionell klassifikatorische Systeme der Bedürfnis-Einteilung in „Arten“ geraten: Man kann mehr oder weniger exhaustiv und konsistent Einteilungen mithilfe von „Charakterisierungen“ in der eben genannten Weise vorschlagen, steht danach aber vor dem Problem, wie das viel-dimensional sich aufbauende „Bedürfnis-Befriedigen“ im tatsächliche Leben sich aus den so gefundenen „Elementen“ wieder zusammenbauen lässt.

Statt sich „Charakterisierungen“ nach Art der drei hier und im voraufgehenden Abs. entwickelten drei zu überlegen , wäre es besser, die Sachverhalte unter erstens, zweitens, drittens oben dann etwa SO darzustellen:

Als Fundament jeder Interpretation aktueller Spielraum-Einbussen dienen die zyklisch über kürzere und längere Fristen schwankenden „normalen“ Spielräume, die durch die Kombination aus Können und Antrieb charakterisiert sind, und dann eigenen Ermüdungs- und Erschöpfungsbedingungen unterliegen für einseitige oder langfristige Inanspruchnahme (Reserven-Beanspruchung durch Überschreiten von Grenz-Intensitäten und -Dauern).

Sie werden modifiziert durch die in spürbaren Unlust- und Lust-(Empfindungen) repräsentierten Verlangsamungen oder Beschleunigungen des Eintretens von Erschöpfung oder Durchgangs durch die Reserve-Zone.

Sowohl im eher physischen Basis-Könnens- und Antriebsbereich, als auch im überlagernden Lust- und Unlust-Bereich lassen sich wiederum Optimal-Verlaufsformen ermitteln, die jeweils eher starr-gleichförmige Handlungs- und Erlebensverläufe verlangen, oder aber eher abwechslungsreiche, aber dann auch abwechslungsbedürftige (Appetite!) in einem Rahmen (Aversionen), bis hin zu einer obligaten, Sinn machenden langfristigen Ausweitung dieses Rahmens zumindest für das Gesamthandeln („Neugier“; andernfalls droht Langeweile).

All das wird nochmals überlagert von „überzeugenden“, eindrücklichen, „gelernten“, möglicherweise kulturell fundierten und biographisch erworbenen Mustern der Bedürfnis-Verstärkung oder -Tilgung  und dadurch Anpassung an langfristige Befriedigungsmöglichkeiten: GEWOHNHEITSBILDUNG sowohl im Basis- (hier eher durch Einübung, Training, Regelmässigkeit) als auch (Un)Lust-Feld (hier eher durch „verfestigende“ Bestätigungen und Belohnungserlebnisse, als besonders geglückt erlebte Verläufe, die die darin involvierten Befriedigungsqualitäten als je verantwortlich gemachte gegenüber andern, an sich ebenso guten auszeichnen).

Zur Gewohnheitsbildung und ihr als Teil einbeschriebenen Bedürfnis-Anpassung und -Formung gehört vor allem auch der Aspekt der ALLTAGSBILDUNG, mit feststehenden Fristen, in die die physischen Zyklen eingebettet sind, und in denen regulär Nicht-Überforderung, Nicht-Belastetheit, Nicht-Sorge, und für jeweilige Fristen hinlänglich dosierte Belohnungen zu einem sinnvollen Ganzen zusammengefügt sind, derart dass das übergreifende Lebensgefühl durchgängig lautet: SO KANN ES BLEIBEN, SO IST ES GUT.

27. Vierter, nochmals verbesserter Durchgang
Nach den vorbereitenden (und noch unzulänglichen) Durchgängen nach „Form (23), Art (24), Charakteristik (25/26)“ (diese Titel sollen nur Namen sein für unterschiedliche Stadien der Arbeit an der Terminologie) versuche ich eine nochmals verbesserte Darstellung.
Der entscheidende Zusatz ist die Berücksichtigung von „Fristen“, in denen sich die betreffende und ihr voraufgehendes Substrat „überlagernde“ Bedürfnis-Dimension zeigt.
Die erste Substrat-Schicht oder -Dimension ist die der physiologischen Antriebs- und Bedarfs-Zyklen, in denen auch eine (vor allem als pathologisch beeinträchtigte in Erscheinung tretende) Könnens-Komponente enthalten ist. In diesen Zyklen können Antriebs- und Bedarfs-Bedürftigkeit, vor allem bei Nicht-Befriedigung, dranghaft verstärkt (abnorme Leistungssteigerung nach Dauerhaftigkeit und „Kraft“) oder abgeschwächt (abnorme Ermüdbarkeit) sein und freie Handlungs-, Beobachtungs-, Denk-, Erinnerungs- und generell Konzentrations- und Aufmerksamkeits-Leistungsfähigkeit einschränken. Speziell in diese Schicht eingelagert können (dann oft, aber nicht notwendig) azyklische pathologische Antriebs- und Bedarfs-Arten auftreten und schnell Drang-Charakter annehmen, dabei bereits ursprünglich, oder aber schnell mit zunehmender Dranghaftigkeit, auch zu Könnens-Einbussen führen.
Anm.1: Hier geht es nicht um maximale Feinheit in der Beschreibung einzelner Leistungs- und Ausführungsmuster und der dafür möglichen Verlaufs- und Einbussen-Charakteristiken, es soll einzig die grobe kategoriale Struktur des üblicherweise mit „Bedürfnis“ Bezeichnete umrissen werden, also nur solches benannt werden, das für die hier angestellten Überlegungen von Belang ist. (Klinische, ergonomische oder (arbeits)psychologische Erhebungen würden mit diesen Grobrastern kaum arbeiten. Die Zwecke, für die sie ein Subtil-Subjektives versuchen „objektiv“ zu erfassen, sind allerdings nicht die in diesen Überlegungen verfolgten.)
Anm.2: Die Unterscheidung zwischen Handlungsantrieb (sich bewegen, etwas arbeiten wollen) und Bedarf (Hunger, Durst usw) wäre hinfällig, wenn wir für die Ausführung von Befriedigungshandlungen im Fall von „Bedarf“ ebenfalls eine Könnensdimension zulassen. Es scheint nicht viel Kunst nötig, um einem Durst-Bedürfnis nachzugeben, aber auch ein Bewegungsdrang ist relativ einfach zu befriedigen. Wissen-wie man Essbares findet und zubereitet, könnte sehr wohl zum Können (es wäre nur eben kein rein leib-gebundenes: wir können uns die Mahlzeiten nicht aus den Rippen schneiden) gezählt werden; umgekehrt könnte es auch eine spezielle Geschicklichkeit geben, sich angenehm zu bewegen, anrstrengungsfrei zu gehen oder laufen, locker und unverkrampft und insofern bedarfsgerecht zu arbeiten usw  (ob es den Feldenkrais-Therapeuten braucht, um dorthin zu kommen, ist eine andre Frage).Ende der Anm.
Wir haben dann einen KORRIDOR der „normalen Inanspruchnahme, Nutzung, Ausführung“ eines zyklischen oder azyklischen Bedürfnisses – nach der Befriedigungsseite erschöpft es sich, ermüdet, und schlägt in ein Gegenbedürfnis oder Ekel um; nach der Mangelseite hin weist es die für es jeweils typische Dringlichkeitscharakteristik mit der Einbusse an Aufmerksamkeits-Spielräumen, auch Handlungs-, Beobachtungs- und Denkspielräumen auf. (Beim Mangel wäre zu unterscheiden nach gewolltem Mangel (Befriedigung wäre objektiv möglich, die Befriedigungshandlung wird aus bestimmten Gründen unterlassen), für den es dann zunehmend „starker“ Motive bedarf – das wäreVerzicht, begründete Unterlassung, oder Anstrengung (Weitermachen) usw -, und unfreiwilliger und durch objektive Unmöglichkeit aufgezwungener Entbehrung, Bedrohung, Zwang).
Mit diesem ersten (Substrat-)Bestand an Spielraum-Begrenzungen, -Einbussen, -Verläufen und ihren Randbedingungen machen wir nun also unsere Erfahrungen, und die wiederum FORMEN unsere Bereitschaften, von den – wie gespürt – verfügbaren Spielräumen erneut Gebrauch zu machen: Einiges wollen wir lieber nie nochmal wiederholt erleben, anderes nur zu gerne.
Vor allem müssen wir von den unspezifisch uns verfügbaren Spielräumen einen solchen Gebrauch machen, dass die spezifischen Befriedigungshandlungen (zB. Essen) die zu ihrer Ausführung nötigen Randbedingungen (geniessbare Nahrung) vorfinden, soweit die nicht in Reichweite dessen liegen, was wir mit unspezifischen Handlungs- usw. Spielräumen von Tag zu Tag jederzeit nehmen und nutzen können. Mit andern Worten, wir müssen in manchen Hinsichten vorsorgen, womit Teile unserer unspezifischen Spielräume GEBUNDEN werden, und nicht mehr ohne weiteres zur ganz freien Verfügung stehen. Bei der Planung mit unseren Spielräumen müssen wir dabei deren mittlerweile ausgelotete Begrenztheit in Rechnung stellen – wir müssen wissen, was wir in welchen Fristen und überhaupt können, und was nicht.
Vergleichbare Sorge gilt unserer Kontrollfähigkeit hinsichtlich der Bequemlichkeit („Homöostase-Bedürfnisse“) der Räume, in denen wir uns aufhalten, gern und freiwillig oder auch schon aus wohlerwogenen Zweckmässigkeits-Motiven, erst recht, wenn wir gezwungen sind, dort zu sein.
Schliesslich werden uns die eindrücklich erlebten oder auch nur offenkundig als solche erkannten Ursachen azyklischer Drangzustände, die wir als Spielraum-Einbusse und Abweichung von unserem Normalzustand ansehen, auch alles uns in erzwungene, aber vermeidbare Mangel-Zustände Hineintreibende in unserer Umgebung, sofern an An- und Vorzeichen dafür erkennbar, oder aber auch als dauerhaft fortbestehende Bedrohung und Gefahr zu unterbinden versuchen, und uns seinen Auswirkungen zu entziehen oder für den Fall ihres unerwarteten oder nicht verhinderbaren Eintretens vorsorgen. (Dabei ist es relativ gleichgültig, ob die Bedingungen für all dies Unerwünschte in uns selber liegen, und durch bekannte „krankmachende“ Schadwirkungen (Giftpflanze gegessen) auf unsern Körper zustandekommen, oder direkt als sicht- oder fühlbare Beschädigung durch eine erkennbare Einwirkursache (Unfall, Sonnenbrand), oder uns wichtige Randbedingungen unserer bequemen Existenz beschädigen (zB. Nahrungsmittel liefernde Gebiete oder Wohnplätze überschwemmt oder ausgetrocknet). Insofern ist die Unterscheidung in Leib und Umgebung hinfällig – gewiss können wir uns aus krankmachenden Umgebungen fortbewegen, und können das nicht mehr, wenn unser Organismus zu stark verletzt und beschädigt ist, aber genau das kann an Ursachen liegen, die nicht in ihm, sondern eben der Umgebung liegen, in der wir uns bislang aufgehalten haben.

28.
Sobald der Gesichtspunkt einer TRENNUNG von Selbst und Umgebung zurücktritt (der ja wichtig wird nur im Zusammenhang damit, dass eins unabhängig vom andern variieren könnte, und zwar erheblich variieren), spalten sich die reproduktiven („bedürfnis-bezogenen“) Aktivitäten anders auf, nämlich zunächst an einer Trennlinie zwischen der Optimierung des funktionierenden Bestands, der Auslotung von Chancen zu SEINER Verbesserung, und dem Beseitigen von Bedrohungen, also Risiken, Verhindern konkreter Gefahrdrohungen, Minimieren ihrer Wirkung, Vorsorge treffen für Reparatur und Rückkehr zum intakten Zustand. In beiden Fällen, so ist anzumerken, ist die Rede von Chancen (zur Verbesserung) und Risiko-Ausschaltung/Minimierung/Kompensation immer im Bezug auf eine Referenz-Reproduktion, ein „Erweitertes Selbst“, in dem wir („unser Organismus“) und eine entgegenkommende Umgebung zusammengefügt sind zu einer Einheit, die nach Möglichkeit Verzichte überflüssig macht (Sorge, Vorsorge, Fortschritt lässt sich ohne Überschreitung des zyklisch-spontan verfügbaren Spielraums zufriedenstellend umsetzen) und Entbehrungen verhindert.
Diese Zusammenfügung, oder auch dies Zusammenpassen von uns und Umwelt, Organismus und Umgebung, hat, anders als die ursprünglich räumliche Redeweise nahelegt („wir IN einer Umgebung, GEGENÜBER einer Umgebung“ usw) eine starke Zeit- und Verlaufskomponente – das beginnt mit dem Beachten von Tages- und Jahreszeiten, Zyklen der Umgebung, abschätzbarer relativen Häufigkeit von Ereignissen in Fristen (in dem Sinn: Wahrscheinlichkeit), worauf dann am Ende etwa auch Sammeln und Suchen reduzierbar sind: Regional gehäufte Vorkommnisse sind in geringeren Zeiten zu finden (vorausgesetzt, man sucht oder achtet darauf), als weit verstreute. Die Frage, wie oft überhaupt, wie regelmässig und berechenbar, wie häufig in Fristen etwas Erwünschtes getan werden kann oder Unerwünschtes erwartet werden muss, ist auf dieser Stufe der Planung und Einteilung unserer Ressourcen (subjektiv wie objektiv) sehr wichtig.
Was oben FORMUNG hiess, stellt sich in einer etwas weniger passiven Version dar als Einrichtung (subjektiv, Tun) und Anpassung (objektiv: der Umgebung oder des Organismus= Training). Dazu gehören dann auch die Lust/Unlust-Erfahrungen, die uns dazu bringen, Routine- also wiederholbare Zweck-Tätigkeiten (also solche, die unsern unspezifischen Handlungsspielraum an bestimmte seiner Verwendungen BINDEN) auf MÖGLICHST ANGENEHME Weise zu verrichten und dadurch das Potential auszuschöpfen, das genau dadurch sich uns eröffnet, nämlich als Verlangsamung von Ermüdung, Aufhalten von Überdruss, Vermeiden von Verzicht und Abgleiten in die Not, Reserve-Spielräume in Anspruch nehmen zu müssen. (Dies letztere  ist vermutlich im grossen ganzen das, was heute im Jargon der Menschen in Industrieländern STRESS heisst… Anspannung aller Kräfte zur Abwehr existenzieller Bedrohung: Reserven beziehen sich hier nicht nur auf innerorganismische sondern Naturressourcen generell.)
Hier wird deutlich: Nichts von dem, was wir üblicherweise in Zusammenhang bringen mit „Lust haben auf“ oder „Abneigung verspüren gegen“, kann spontanen Charakter haben, sondern ist von langer Hand gelernt, geformt, oder eben „eingerichtet“ im Rahmen von Gewohnheits- und Routine-Bildung, Übung und (Leicht)Können, Anpassung von Körper und Umgebung (vor allem der „häuslichen“, der Siedlungsumgebung und der Kulturlandschaft).
Es ist dann von dieser noch relativ kurzfristigen Einrichtung ausgehend, in längeren Fristen ein „Lernen“ möglich von „lustvoller Abwechslung“ (das oben mit dem „Typ“ der „Appetit“-Bedürfnisse zusammengebracht wurde), aber ebenso und in derselben Frist ein Sich-Verfestigen von fixiertem Wechsel im „gewohnten“ Rahmen, eingefahrenen Rhythmen und eingeübten Tätigkeiten bzw. Sich-Einrichten auf Aktivitäts- und Ruhe-Phasen – Alltagsbildung, Alltagseinrichtung.
Machen wir die Frist noch länger, kommt gerade am und im besonders gelungenen und wohleingerichteten Alltag das Gefühl von Langeweile auf, übermässiger Routine, die durchbrochen werden sollte. Dabei kann der Übergang fliessend sein – es kann einfach der Rahmen dessen, in dem abgewechselt wird und Routine als angenehm variantenreich empfunden wird, sich langsam erweitern, allzu Bekanntes seltener werden, aber nach längerer Zeit wiederbegegnen. Grosse Unterschiede tun sich da auf zwischen einem „ein für alle Mal Vergällten und „nur noch Ekel“-Erweckendem“ und etwas, an dem durchaus noch Interesse bestehen könnte, wenn man längere Zeit nicht damit konfrontiert war; oder wenn es eben doch in leicht veränderter, so noch nicht dagewesener Form zurückkehrt.
Was hier ermüdet, ist zunächst einmal AUFMERKSAMKEIT in einem ganz elementaren Sinn, das Interesse an dem, was man tut, und Nicht-Gelangweilt-Sein.
Ebenso, wie dies als diskrete und allmähliche Erweiterung des Spektrums an (in gehörigem Wechsel, und LEICHTER Variation, immer noch) Interesse- und Appetit-Weckendem gedeutet werden darf, Unterforderung aber in Langeweile münden würde, so auch die Überforderung, nämlich in der andern Richtung: Das Missachten des Bedürfnisses nach Gewohnheitsbildung, Verarbeitung, Einordnung, durch ständigen Wechsel, Beschleunigung des Erlebens.
Sortieren wir das ein wenig. Denn es tun sich hier unterschiedliche Bedürfnis-Dimensionen auf, nach Art des Aufmerksamkeitsgebrauchs. (Wir sprechen über Unter- und Überforderung beim psychischen Handeln in Analogie zu den entsprechenden Grenzpunkten beim physischen: Stillhalten müssen, unspezifisch nicht aktiv werden dürfen, keinen Stoff und Raum zum Handeln haben, vs. Überfordert werden, einseitig oder die ganze Person beanspruchend, zu lang, zu intensiv arbeiten und tätigsein, wenn nicht kämpfen müssen. Dort motorisch. Hier mental.).

29.
Wie weit diese Analogie von motorischem und mentalem Handlungsspielraum geht, ist auf Anhieb nicht auszumachen; normalerweise begleitet das Mentale alles Physische (als Konzentration, Sorgfalt, Umsicht, Achtsamkeit), das nicht grobmotorisch-kräftezehrende Verausgabung oder eingefahrene fein-motorische Routine (wiederholt, oder leicht abgewandelt) ist; anspruchsvollere mentale Tätigkeit, umgekehrt, erfordert motorisch Ruhe, allenfalls mechanische Begleittätigkeit (Spazierengehen, nervöses Spielen mit Gegenständen, Kaugummikauen usw). Für beide und eben normalerweise gekoppelte Spielraum-Dimensionen gilt trivialerweise, was sie überhaupt zu Handlungsspielräumen macht, nämlich dass das in ihnen angesprochene Können sich mit einem ermüdbaren ANTRIEB verbindet, der dies Können dazu „treibt“, sich auch irgendwie zu realisieren, und sei es spielerisch, wo Zwecke (noch) nicht existieren oder künstlich weggeblendet werden; dabei ENTFALTET sich der Spielraum (wieder trivialer- um nicht zu sagen, tautologischerweise) entlang des Ausmasses, in dem das betreffende Handlungsbedürfnis UNTERFORDERT werden kann bei Nicht-Realisierung des zugehörigen Könnens, und schrumpft mit zunehmender Erschöpfung und Ermüdung dahin, dass von Unterfordern keine Rede sein kann, wohl aber von schnell und schneller (nach immer kürzeren Ruhephasen) sich einstellender ÜBERFORDERUNG. Die kann natürlich, wenn vom Spielraum nur exzessiv genug Gebrauch gemacht wird, sich selbst bei grösster Unterforderbarkeit, also höchster Motiviertheit und Aktivitätsbereitschaft, einstellen; überfordern kann man sich immer, unterfordern nicht. – So weit, so banal.
Diese Öffnung eines Spielraums (und das Ausmass dieser Öffnung, oder die Weite oder Spanne) zwischen Unter- und Überforderung will ich nun genauer betrachten, und zwar daraufhin, ob sich darin „Färbungen“ mit je zueinander gehörenden Paaren solcher Unter- und Überforderungen ergeben, wobei ich die Analogie des Mentalen, woran ich diese Betrachtung anstelle, zum Motorischen weiter im Auge behalten will, um zu sehen, wie weit sie reicht.
Zunächst, entlang den sehr elementaren Situationen, mit denen es oben anfing, sind Mental und Physisch noch recht eng beieinander.
Unterforderung, speziell in der mentalen Färbung, ist Langeweile (da mag ein Anteil Bewegungsdrang mit hineinspielen, normalerweise; normalerweise ist das eben nicht zu trennen); Überforderung hat zu tun mit Hetze, Beschleunigung, wenn es gut geht und noch eben zu bewältigen, jenseits davon beginnen dann ja auch schon die massiven Fehlleistungen, der Handlungsspielraum ist keiner mehr, das Handeln wird desorganisiert, chaotisch, verzweifelt, man gibt auch vielleicht auf, sofern einem die Wahl gelassen wird. – Zwischen Langeweile und chaotischer Beschleunigung also erstreckt sich der Spielraum. Gibt es in ihm weitere Zonen, die man abgrenzen könnte? Gibt es eine optimale MITTE? Und wenn – wie würde man sie bestimmen?
Noch einmal gesagt (wie schon eben in der zweiten Häfte des vorhergehenden Abs): Die Formulierungen Mitte, Skala, Extreme könnten das Missverständnis begünstigen, dass man im Zusammenhang mit dem, was so beschrieben ist, nämlich Spielräumen (von Einzelpersonen) für (deren Teilnahme an) eine(r) insgesamt variantenreich sich aufbauenden, aber mittel- und langfristig durch LERNEN expandierenden (bzw sich differenzierenden) KOLLEKTIV REPRODUKTIVEN PRAXIS, ebenso reden können müsste – dass diese Praxis auch eine ist, in der diese Mitte einzuhalten wäre, ein mittleres Tun, das nicht zu wenig und nicht zu viel, speziell was seine Intensität anlangt, werden darf, es muss mittlere Stoffmengen in mittleren Fristen be- und verarbeiten usw.
Aber Unter- und Überforderung beziehen sich nur auf die Kapazitäten eines an sich sehr dynamischen Systems, es geht nicht um Beschaffenheiten, sondern (Lern- und Verarbeitungs-)Geschwindigkeiten; das verarbeitende System, dessen Kapazitäten und Spielräume hier gefasst werden,  wird von Inhalten mithin nicht nur „durchflossen“, enthält also nicht ständig wechselnde Inhalte, vielmehr WÄCHST es, und auch das nicht einfach an Masse (aufgenommener und erinnerter Daten), sondern, wie eben schon gesagt: es differenziert sich aus.
Geschwindigkeit ist der Ausdruck, der die Kapazitäten auf eine zurückgelegte Erlebnis- und Handlungsstrecke bezieht, aber nicht so sehr im Raum als vielmehr und in jedem Falle in der ZEIT, auf Zeiträume, die sich verlängern.
Speziellere Dimensionen von Unter- und Überforderungen, die bestimmte Entwicklungs- und Differenzierungsschritte voraussetzen, um sich überhaupt zeigen zu können, brauchen somit längere Zeit dafür, als weniger spezielle. Dass sich hier ein gestaffeltes System von Dimensionen aufbauen kann, in dem jede in der nächst-höheren Dimension (von dieser vorausgesetzt) enthaltene Sub-Dimension dennoch auf längere und kürzere Zeitstrecken bezogen sein kann, erklärt sich einfach damit: jeder Tag, auf den sich die einfachsten Kapazitäts-Eigenschaften beziehen (wieviel wovon kann man an einem Tag leisten, bis man wieder müde wird?), ist in grösseren Zeitabschnitten enthalten, die von weitergehenden Handlungs- Erlebens- und Leistungsbögen phrasiert sind: Das Material, das sich in diesen, die ersten Tage und Wochen einbettenden Zeitstrecken anhäuft, verändert die Alltagspraxis zugleich, und zwar um so mehr, je länger das alles geht. Die längste dieser Strecken für den Einzelnen ist die Lebenszeit (Umsetzung seines Lebensentwurfs), aber schon in der verflechten sich (unter den geteilten Regeln und anwachsenden Erfahrungen einer gemeinschaftlichen Lebensform) die Lebensläufe vieler, die da zusammenwirken; aus den verflochtenen Biographien zu jedem Zeitpunkt ergibt sich das komplexe „Leben“ der Angehörigen einer durch die Zeit geteilten Individualität, eines Einzelbiographien und Generationen überdauernden Projekts oder einer Kultur, die dennoch keinen andern Bestand hat als in der Lebensform, Lebensentwurf und der Lebensführung Tag für Tag der aktuell, JETZT Lebenden, also deren Gedächtnis, deren Verständnis und anpassenden Weiterentwicklung des ihnen Aufgegebenen und Tradierten (wodurch sie mit den Früheren sich verbinden). Und eben zunächst mal in deren individuell begrenzten Handlungsspielräumen.
(In dieser und den nachfolgenden Überlegungen zur Ableitung von Identität als Kategorie ist somit auch die Grundlage für das zu sehen, was die Soziologen methodischen Individualismus nennen – die begriffliche „Fundierung“ jedweder sozialen Kategorie in Aktionen und Interaktionen von Einzelnen (statt Fundierung: die operationale Definition der sozialen Kategorie ausschliesslich mithilfe von Ausdrücken, die solche Aktionen und Interaktionen Einzelner bezeichnen. Da deutet sich eine Einsicht an in den Primat von Identität und Lebensentwurf, und das ist genuines MOD Denken, im Gegensatz zu den soziologischen Metaphysiken, die uns das Über- und Durchgreifen der unbeherrschten sozialen Formierungs- und Systemgesetze auf die Einzelnen weismachen wollen: Sie (im Gegensatz zum gewieften Gesellschaftswisenschaftler) wissen es nicht, aber sie tun es (was sie sollen), als ob sie es nicht anders tun könnten, spätestens wenn sie es (warum sie weniger als er?) begreifen… Aber Leben und Alltag sind beides Eigentum und Eigentümlichkeit des Individuums, und die Frage, welches davon wieder das Grundlegendere, welches das Abgeleitete ist, beschäftigt uns hier.

30.
Bedürfnis und Handlungsspielraum sind individualpsychologische Kategorien, sie gehören vollkommen der Einzelperson, ihrem Organismus, an. Was jenseits davon liegt, ist kognitiv, lernend zu erschliessende Aufgabe, Anforderung, Notwendigkeit, Chance – ins Bedürfnisrepertoire der Einzelnen gelangt das alles nur in Gestalt von Angst, Sorge, vielleicht auch Hoffnungen und freudigen Erwartungen. Aber so ist es dort auch präsent und spielt eine gewichtige Rolle in der Bedürfnisökonomie des Individuums.
Darum ist in sich ausdehnenden Lebens-Erfahrungsstrecken der Einzelnen auch mit Bezug auf ihre Erfahrungsverarbeitung von Bedürfnissen die Rede, und damit auch von Lernergebnissen, deren affektiver Bewertung und den praktischen Niederschlägen, die sie finden: Sie formen nicht nur die kognitive Erwartungsstruktur, sondern auch die Praxis selber, und vor allem die ihr zugrundeliegende Kräfteeinteilung, den Umgang des Einzelnen mit seinen (durch Übung und Training) zwar formbaren, aber nicht grundsätzlich und beliebig erweiterbaren Spielräumen, den kognitiven zumal. Von denen wird darum jetzt gleich die Rede sein müssen.
Mit all den fortschreitenden Differenzierungsschritten der Praxis und der Spielräume des Einzelnen, in denen sie sich allenfalls bewegen kann, einher geht eine fortlaufende Komplizierung dessen, was man als Untergrenze eines eben noch erträglichen Tuns, Lebens und Erlebens ansehen kann, als UNTERFORDERUNGsgrenze: Das zunehmend gebildetere, gewitztere Individuum ist auf immer komplexere Weise unterforderbar, desinteressierbar – grade weil seine Interessen so komplexe werden, zumindest dann, wenn ihm sein Auf- und Hineinwachsen in seine Kultur den Nachvollzug grosser Erfahrungsmassen vieler Generationen zuvor in Teilen seiner eigenen Lebenszeit ermöglicht (genau das ist Bildung und ihr Gegenstück, Tradierung, auf seiten der je letzten Träger eines Kultur- und Erfahrungsstandes).
Aber am Anfang und als Substrat aller Komplizierungen, die sich eben an IHM abspielen, steht nach wie vor: das einfach Gekonnte, Gewohnte, Gelernte und sicher Beherrschte, das zugleich (wie komplex auch immer über Arbeitsteilung, Rechtsformen usw gesellschaftlich vermittelt) die nötigen Bedarfs- und Arbeitsgegenstände liefert und reproduziert. Das ist in der Bedürfnis-Ökonomie repräsentiert als Gefühl der Sicherheit, Angstfreiheit, relativen Sorglosigkeit, des „So kanns weitergehen“. Die zugehörige UNTERforderungs-Situation bestünde im Still-Gelegt werden, das Gewohnte nicht tun dürfen, Kranksein beispielsweise, oder verletzte Glieder schonen müssen. Seltener, aber nicht weniger quälend mag sie bestehen im Ausfall normaler Befindlichkeit, Mangel an Konzentrationsfähigkeit, Nervosität, das Gewohnte nicht auf gewohnt routinierte Weise mehr tun können und es darum sein lassen; die Färbung, die diese Art der Unterforderung annimmt, ist Unruhe, Getriebenheit, „Etwas-tun-wollen“ usw.
Die pulsierenden, sich über den Tag weg aufbauenden und wieder schrumpfenden Spielräume waren schon beschrieben, über dieses Pulsieren und Ausführen der Alltagsgeschäfte legt sich dann eine – über längere Fristen erst sich öffnende – Spielraum-Dimension der (immer leichteren) Wiederholbarkeit (durch Geübtheit, Bekanntheit, Gewohnheit usw), die eine neue Unterforderung ins Spiel bringt: Das Immergleiche ist ALLZU gleich, es bräuchte jene Würze und Abwechslung, die man sich immer wieder am Beispiel der „Appetite“, des Lust-machend (und dadurch die immer schnellere Ermüdbarkeit, also Ermüdung eines Antriebs bis hin zum Ekel verlangsamenden) Variablen in der spezifischen Ausführung des Befriedigenden (der Befriedigungs-Handlung) deutlich machen kann. Aber in genau dieser Dimension liegt dann auch die Beschleunigungsmöglichkeit in Richtung ÜBERFORDERUNG: Das Appetit-Anregende aller Art, nicht nur beim Essen, sondern beim „interessanten“ Tun, kann zu lang, zu vieles, zu schnell anbieten und dennoch zur Aufnahme und Verarbeitung oder Umsetzung in Tätigkeit zwingen (aus welchen (Angst-, Sorge- Hoffnungs-) Motiven auch immer: Die Überforderung durch Chaos, Masse, Dichte, Dauer der Beschleunigung rückt näher.
Hier gibt es also eine relativ klare Mittelzone aus angenehm abwechslungsreich sich gestaltender Routine, die weder in Langeweile noch Überfütterung und Überforderung entgleist: Das Gefühl, so kann, so sollte es bleiben erleidet keine Unterbrechung.

31.
Nehmen wir nun an, der schöne Mittelzustand, genau zwischen der genannten Überforderung aus beschleunigter Abwechslung und Unterforderung durch Langeweile und Nicht-Tätigwerdendürfen dauere an. Dann erschliesst sich uns langsam eine speziellere Spielraum-Dimension, die sich erst abhebt vor dem Hintergrund der schon genannten, wenn die lange genug betätigt wurde, um in ihren Eigentümlichkeiten vollständig erfahrbar zu sein. Die neue Dimension, mit eigenen Über- und Unterforderungs-Zonen, und Episoden, in denen sie gut und ausgewogen betätigt, oder auch über- oder unterfordert wird – sie hat mit der ersten gemein, dass auch in ihr ein KÖNNEN sich mit einem ANTRIEB paart, und im Normalfall beide so zusammenwirken, dass, sobald die Handlungs-Dispositionen, die diese Handlungs-Möglichkeit (als eine an ganz verschiedenen Fällen einsetzbare) charakterisieren, stimuliert werden, die Handlung als Reaktion unmittelbar antwortet; diese Dimension kann als technische Problemlösung oder konstruierendes Entwerfen beschrieben werden – beides trifft jeweils zu; denn es geht in allen Herausforderungen, auf die das spontane Handeln im Rahmen dieses Spezial-Spielraums antwortet, um das Zusammenbringen einer Problemsituation, auf die nicht einfach intuitiv und mit Routine geantwortet werden kann – mit den für die Lösung dieses Problems nötigen Regeln aus dem Bestand, über die und den wir ansonsten, in auch variierenden Routine-Situationen, spielend-selbstverständlich und intuitiv richtig verfügen. Nicht anders als im Fall zuvor stellt sich der Spielraum hier dar als ein Zusammenpassen, Zusammengehören von subjektiven Fähigkeiten und Antrieben einerseits, und gewussten, bekannten Regularitäten in der Welt andererseits, aus denen wir praktisch etwas zu unsern Gunsten machen können. Fänden die Fähigkeiten nichts vor, wäre uns nichts bekannt, dann könnten wir mit unserer ganzen physischen Ausstattung nichts weiter ausrichten. So aber treten wir den kleineren und grösseren Herausforderungen nicht ungerüstet gegenüber: Wir verfügen über einen mehr oder weniger ausgefeilten REGELAPPARAT, mit dem wir Anomalien, Ausfälle, Regelwidrigkeiten bewältigen, beherrschen, repaieren und in den gewohnten Rahmen, unter Umständen mit einer leichten Abwandlung des Gewohnten, zurückführen. Kommt es zu Störungen oder Mangelzuständen, sei es bei Fähigkeiten (hier vor allem: des methodisch-besonnenen Vorgehens, die Motorik, die dabei eingesetzt wird, steht uns ja schon in der ersten Spielraum-Dimension zur Verfügung), sei es bei objektiven Möglichkeiten, dann droht uns Kontrollverlust; im besten Fall, der freilich garkein besserer ist als alle andern, finden wir uns gefangen auf einer Insel aus Routinen in einem Meer an Unkontrollierbarkeit; die Routinen, und wenn noch soviel Abwechslung darin vorkommen, werden uns in Langeweile ersticken. (Das Nicht-Fertigwerden mit Ungewöhnlichem, aber mit dem vorhandenen Wissen und den darin gewussten Möglichkeiten Bewältigbarem erweist sich so als ein Spezialfall von Langeweile.) Die Einfach-Version der Betätigung dieses Spielraums, da, wo wir mit ihm nicht überfordert sind, stellt sich somit dar als Abrufen und Auswahl der richtigen Regel zum richtigen Fall: Gewusst-wie, -was, -wann. Solang es sich um Ungewöhnliches handelt, hat das alles etwas durchaus Spannendes und Kreatives, im Mass, wie die Abrufe sich zu einem Begriff, einer Art Regel-der-Regel-Verwendung kristallisieren, verwandelt sich die Ausnahme in Routine, das Ungewöhnliche in traumhaft treffsicher beherrschte Gewohnheit; damit aber wären wir auch zurückgekehrt ins Gefängnis des allzu Bekannten und zu oft Wiederholten. Komplexere Fälle erfordern unter Umständen Regel-Kombinationen, das genaue Wählen der passenden Prozedur oder Prozeduren-Kombination wird schwieriger, wir sind wieder gefordert; erst recht, wenn die passenden Regeln oder Regel-Kombinationen hintereinander und mehrfach, im Rahmen eines Verfahrens, auf Zwischenresultate anzuwenden sind, um zum Ergebnis zu kommen: Rechnen, Konstruieren (speziell auch: Regelgemässheit einer Sache zeigen, bei der das auf Anhieb nicht zu erkennen ist: Beweisen, Begründen, da, wo man ansonsten die Übersicht verliert; Analysieren in jeder möglichen Bedeutung…)
Im Fall, dass die Herausforderungen dichter folgen, die Komplexität der Prozeduren wächst und wächst, steigt der Konzentrationsaufwand, den wir für all das zustandebringen müssen – bis an eine Grenze; sie erweist sich als Abkömmling der Erfahrungs- und Erlebens-Beschleunigung der ersten Dimension, als Überforderung unseres Rechen- und Konstruktionsvermögens, der Anwendung an sich verfügbaren Wissens und gewusst zweckmässiger Regeln.
Und so, wie wir im Fall der ersten Dimension uns vorstellen konnten, dass eine Beschleunigung des immergleichen nicht nur unsere Genussfähigkeit und das Auskosten von an sich angenehmen Routinevarianten verhindern kann, sondern auch das Beschleunigen einer bis zum Ekel bekannten Reihe von Varianten keinen Effekt mehr erzielt (die Lust am Ausnutzen des Spielraums bräche, trotz bestehender Fähigkeiten, zusammen), so hier: Die zu dichte Abfolge von Problemen mag unsere Konzentrationsfähigkeit nicht nur erschöpfen, sondern den Spielraum, mit dem wir gerechnet hatten, als kollabiert erweisen: Die Überforderung ist durch Verlangsamung, Entflechtung nicht mehr zu heilen, wir fallen in die elementare Nicht-Bewältigbarkeit der Herausforderungen mit bekannten Mitteln zurück, die die „Unterforderung“ in dieser Dimension anfangs auszumachen schien.
Und so, wie dieser Kollaps im ersten Falle (keine Beschleunigung half mehr gegen die Langeweile) nach Ausweitungen im Sinne der zweiten Spielraum-Dimension (als Spezialfall der ersten) verlangte, so nun dieser nach einer dritten: Keine Konzentration kann uns mehr helfen, wir wissen uns mit bekannten Mitteln nicht mehr zu helfen, es fehlt uns an Wissen und Mitteln – wir müssen nach Neuem suchen.

32.
Die schöne Mitte aber wäre in diesem Fall das souveräne Verfügen über Wissen, nicht nur für die häufigsten und Routinefälle, sondern auch für die herausfordernden Ausnahmen, die dann eben doch unter die Regeln zu subsumieren sind; das Problemlösen mit vorhandenen Mitteln (über deren ganze Bandbreite man verfügt); die meisterliche Handhabung vorhandener Techniken, Verfahren, Regelsysteme – die wiederum genau das abdecken, was man zugleich bewältigt, und braucht.
Es ist wichtig festzuhalten, dass es sich hier um ein im wesentlichen auf Wissen (Wissen,-dass und darauf beruhendem Wissen-wie) und den Umgang damit bezogenes Bündel von Bedürfnissen handelt. In der Definition der „mittleren“ also ausgewogenen Verlaufsform der Befriedigung dieser Bedürfnisgruppe wurden notgedrungen die Bedürfnisse der ersten Stufe, im Kern also die (durch Übung geformten, trainierten, zu Gewohnheiten gewordenen) Handlungsbedürfnisse erwähnt: Sie sind nun eingebunden in eine PRAXIS, in die unser gesamtes Wissen, technisch verwertet, einfliesst. Dieser Praxis aber geben Handlungsfähigkeiten und leibliche Anforderungen der ersten Stufe grundsätzlich das Mass (zusammen mit dem Inhalt!) vor, so wie dem Wissen auf der jetzt besprochenen zweiten Stufe die Fassungskraft eines einzelnen Erwachsenen Grenzen zieht. Und am innigsten zeigt sich die Verschmelzung der beiden Stufen (die eigentlich nur Stufen des individuellen Hineinwachsens in eine gesellschaftliche Normalität darstellen) in der Möglichkeit, dass der zentrale „Kollaps“ der Handlungsfähigkeit durch Unter- wie am Ende Überforderung immer wieder auf den selben Langeweile-Punkt zuläuft: Handlungsantriebe finden kein Können mehr, mit denen es weitergehen könnte.
In diese Welt der bemeisterten Lebens- und Alltags-Praxis und des souverän beherrschten und eingesetzten Gesamtwissens brechen Überraschungen ein, auf die mit vorhandenem Wissen nicht mehr geantwortet werden kann, sie machen erst einmal ratlos; und das kann überraschend Gutes wie Schlimmes sein, womöglich auch nur überraschend Neues, Interessantes, das unsere Aufmerksamkeit fesselt und Neugier weckt, ohne unser praktisches Interesse sichtlich zu berühren.
Aber nicht nur von aussen kommt das nicht Einordenbare, in fast jeder Praxis ist es längst da, als Enklave, unverarbeiteter Restbestand an Wissen, das sich gliedert ins unerledigt Bedrohliche, in bislang nicht genutzte Chancen, in nach wie vor Unbegriffenes und zu weiterer Beschäftigung mit ihm (wenn Zeit bleibt) Einladendes.
Der Unterschied zur Problemlösung mit bekannten Mitteln ist natürlich, dass hier unsere Wissens- und Begriffsbasis durch etwas Neues überschritten wird: Etwas, das nicht ins Bekannte (als dessen Verlängerung oder Abwandlung) sich einfügen lässt. Damit ist nicht gesagt, dass es sich gleich um etwas unmittelbar auf Bedürfnisse Beziehbares handelt – es könnte auch ein faszinierendes Erlebnis, eine ganz ungewöhnliche Erfahrung sein, die uns neugierig macht, Lust auf Wiederholung weckt, zum Suchen nach etwas oder zum Versuchen von etwas herausfordert. Dabei ist freilich die vorhandene Erfahrung, mitsamt ihren unerledigten, unaufgearbeiteten Rätseln und Überraschungen der Abstossungspunkt, von dem aus wir ins Neue vorstossen (über eventuell zwischengeschaltete Erlebnis-Zonen mit indifferentem Stoff, an dem wir ungerührt vorbeigehen oder den wir ununtersucht vorbeigehen lassen). Also UNSERE bisherige Erfahrung (und freilich auch UNSERE Regel des Lernens und der Erfahrungserweiterung) bestimmt, wofür wir uns interessieren, was wir wissen wollen. Das Interesse mag sich dabei schlicht gefangengenommen fühlen von einem Gegenstand, den wir genauer kennenlernen und untersuchen wollen – er zieht uns magisch an und ab von und heraus aus der bisherigen Routine; bis hin zur Gefahr, dass wir sie und somit uns vernachlässigen.
Was ist das nun für ein Spielraum, der sich uns da eröffnet – ein Können, eine Empfänglichkeit, aus der wir dies oder jenes machen könnten, die wir so oder anders verteilen können (nämlich Aufmerksamkeit, mitsamt dranhängenden Such- und Versuchshandlungen) – aber eben auch, wie bislang schon, ein Antrieb, dem nicht nachzugeben gute Gründe erfordert, und dessen Umsetzung und Befriedigung aufzuschieben auf Dauer schwer erträglich ist.
Und, nicht weniger wichtig: Was ist das für eine Mitte, in die wir uns angesichts dieser Spielraumerweiterung und mit ihr begeben sollen – und von welchen unguten Extremen und Exzessen her wäre sie zu bestimmen?
Es ist wichtig, sich das Merkmal klar vor Augen zu halten, durch das die Erfahrungen sich auszeichnen, auf die im Rahmen dieser neuen Spielraum-Dimension reagiert wird: Sie stehen in keiner ersichtlichen Kontinuität zum Bestehenden, sind etwas von daher gesehen ganz Anderes oder eben Neues.
Genau dieser Bruch, diese Andersartigkeit begründet freilich auch, dass das Wissen, das in der Erkundung dieses Neuen erschlossen wird, nicht ohne weiteres anschliessbar ist an das schon vorhandene. (Es ist dabei gleichgültig, ob wir von lang schon bestehenden Enklaven des Rätselhaften in unserer wohleingerichteten Lebenswelt sprechen (eine eher räumliche Sichtweise) – oder von (zeitlich) plötzlich hereinbrechend Überraschendem, sei es passiv, ohne unser Zutun, in unseren Alltag und die Orte, an denen er sich abspielt, hereinschlagend, oder nach einer Bewegung, Fortbewegung, auf einer Reise, Ausflug, oder Kontrollgängen usw)
Sie ist somit auch keine durch und entlang unserer Alltagsroutine definierte Herausforderung, oder Lösung für eine solche (womöglich lang genug gesucht und ersehnt), die uns vor die Füsse fällt, denn damit wäre sie eingeordnet, Spezialfall eines Verlaufs, wie wir ihn allgemein für die voraufgehende „Problemlösungs“-Dimension skizziert hatten.
Dieser Bruch, der das überraschend Neue, Rätselhafte und Andersartige von unserem sonstigen Leben trennt, macht freilich auch, dass wir die Zuwendung zu diesem Neuen erkaufen mit der Abwendung vom Bekannten, und der Sorge darum; wenn wir nicht über Nischen und Reserven verfügen, in denen Platz genug bleibt für solche Extravaganzen, bedeutet Eingehen auf das Faszinosum zugleich Vernachlässigung des uns Aufgegebenen und Vordringlichen.

33.
Es ist, so war schon festgestellt worden, unser Leben, unser Erfahrungshorizont, der zugleich bestimmt, was als faszinierend anders und neu sich dagegen abheben könnte; freilich nicht SO ganz anders, dass es uns schon wieder abstösst, erschreckt, gänzlich ratlos macht. Es muss doch im Rahmen dessen liegen, was wir fassen und bewältigen können. Ganz entfernt, ganz versteckt, muss es doch irgendeine Anschliessbarkeit an unser Wissen ahnen lassen, darf kein gänzlich kognitiv Inkommensurables sein, mit dem wir „nichts anfangen“ können, nicht einmal etwas ANFANGEND versuchen und erkunden.
So ist von beiden Seiten her, dem Gewohnten, von dem es sich abhebt, vom Horizont her, den es eröffnet, dies Neue bezogen auf UNS, unser Selbst, unser ganz besondres Interesse und Etwas-Interessant-Finden-Können (mit dem genannten doppelten Motiv: es ist technisch, kräftemässig bewältigbar, kognitiv vielleicht anschliessbar) in DIESER, nämlich UNSERER aktuellen Situation. (Das Thema mag uns begegnet sein, oder von uns gewählt, in einer Situation, in der sich uns Freiräume eröffnen oder wir sie uns öffnen WOLLEN, weil sonst unser ansonsten so wohleingerichteter Alltag, unsere meisterhafte Beherrschung all seiner kleinen und grösseren Herausforderungen, zu ersticken droht in variantenreicher Langeweile).
(Eine kleine Rangskala tut sich auf vom einen Extrem des Getriebenseins zur Suche nach und Beschäftigung mit dem bekanntermassen Unbekannten, der Überschreitung unserer Grenzhorizonte (die unseren Alltag markieren) hin zur völligen Überraschtheit durch ein Fremdes, das in unsere Welt hineinplatzt (die ansonsten keineswegs beherrscht wird), von dem uns aber auch die Alltagsnöte und -aufgaben, denen wir uns eigentlich zu stellen hätten, nicht mehr wegbringen: Die Quelle der Neugier liegt also teils oder ganz in uns selbst, wir SUCHEN das (bekanntermassen) Neue auf oder suchen zur Not jenseits der Grenzen des (allzu) Bekannten danach, oder aber das Neue sucht UNS heim und reisst uns aus unserm Leben weg, mit, hin…)
Man könnte die Herausforderung, von der hier die Rede ist, also so eingrenzen: Es handelt sich um Rätsel, deren Lösung wir uns im Rahmen des uns überhaupt derzeit Möglichen zutrauen (spätestens bei näherer Bekanntschaft mit dem unbekannten Stoff – wir hoffen, dass er die nötigen Daten zu seiner Einordnung, seiner Deutung im Rahmen uns geläufiger Deutungs- und Verstehensmöglichkeiten noch liefern wird – oder zwanglos daran anschliessbare neue; weshalb wir uns ihm nähern OHNE zu denken, und stattdessen nur schauen und erleben, probieren und erproben wollen, was da ist und sich ergibt). Andererseits ist kein unmittelbar praktischer Bezug zu unserem Alltag erkennbar: Nicht zu einem Mangel oder Bedürfnis, das dabei sich unbefriedigt auftut, nicht zu einem technischen Aggregat, das dem unerwarteten Befund eine Nützlichkeits- oder Erkenntnis-Bedeutung gibt: es könnte nutzbar sein für, bedeutsam hinsichtlich, gefährlich, schädlich (und vermeidbar schädlich – also wieder nützlich) für… All das sind Herausforderungen und Praxis-Rätsel, die der voraufgehenden Dimension angehörten: Alltagsprobleme, und Lösungsmöglichkeiten für sie, die ganz und gar durch die Horizonte unserer Routine-Lebenseinrichtung bestimmt sind.
Also interessieren wir uns (können es, haben das Bedürfnis es zu tun) für relativ noch Unbekanntes und Auffallendes oder gar durch seine Andersartigkeit, Perfektion, Exzellenz, Rätselhaftigkeit uns Herausforderndes, sei es IN unserer Praxis vorhanden (seit langem, oder plötzlich erschienen), oder an ihren Rändern zufällig oder bei absichtlichen Erkundungen uns begegnet.
Dabei können wir (abgesehen vom Gesamt-Budget an Aufmerksamkeit, das wir überhaupt auf diese Art befriedigender Tätigkeit verwenden) entscheiden, welchen Themen und Gegenständen wir uns widmen wollen; und dies Wollen braucht, um im Sinne des genannten Bedürfnisses, der „Neugier“, zufriedenstellend auszufallen, erst einmal keine weitere Begründung als das unmittelbare Angezogensein und Gefesseltsein von der Sache selbst. Sind es mehrere oder viele, ist kein weitergehendes Kriterium der Wahl in Sicht, die Wahl ist willkürlich, eins nach dem andern mag drankommen, man hofft, dass einem aus der Fülle nichts entgehen wird.
Handelt es sich wirklich um eine Fülle (und das muss es, um wirklich Neugier-sättigend zu sein!), werden wir alsbald Schwierigkeiten haben, die Massen an Erlebtem und Erschlossenem zu behalten (und das selbst dann, wenn wir sie dokumentieren – Über-Fülle der erhobenen Daten verwandelt sich dann in eine der Dokumentation, in der wir uns sowenig zurechtfinden, wie in den ursprünglich erhobenen Daten). Wir durchpflügen Tatbestände, Realitäts-Regionen, die in unserm Leben dann nichts hinterlassen als eine sich aufhäufend ähnlich komplexe und unerschlossene Tatbestands-Sammlung und Wissens-Region, in der die faszinierenden Schätze erneut darauf warten, gehoben zu werden: Im Sammeleifer und heftig dokumentierend, sind wir an ihnen VORBEIgegangen, haben sie verfehlt. Wenn dies planlose Sammeln und sich hier- und dorthin führen lassen die Art ist, wie wir mit Wissenszuwächsen, die uns angehen (und unter Umständen gar die bestehenden Praktiken infragestellen) verfahren, dann enden wir früher oder später in völligem Chaos: Realität präsentiert sich uns als Kaleidoskop, kein Fetzchen mehr hängt mit irgendeinem andern zusammen, mit der Struktur verlieren wir am Ende das Gefühl einer einheitlichen Wirklichkeit selber. Also bedarf es gewisser Planungs-Grundsätze beim Forschen und Erforschen des herausfordernd Unbekannten; doch woher nehmen wir diese Grundsätze? Wenn nicht unsere aus Eigenem und eigner Bildungs- und Erfahrungsvorgeschichte stammende Faszinierbarkeit und Herausforderbarkeit genau diese Kriterien schon enthält, müssen sie offenkundig aus etwas ANDEREM herrühren; wenn dies nicht auch in uns ist, so ist es ein uns FREMDES. Ihm Raum zu geben, bedeutet dann, UNSERE Interessen, angesichts wachsender Fülle, zurückzustellen, und diesen fremden Gesichtspunkten immer mehr Raum zu geben, die versprechen, dass fast beliebige Zuwächse an erschlossenem Unbekanntem für uns so bewältigbar bleiben.
Dann bewältigen wir sie also im Sinne der Wissenserwerbssysteme; die aber nicht unsere sind; und verleugnen uns und unser authentisch eigenes Wissenwollen und Neugierigsein.

34.
Wollen wir beides, zunehmenden Realitäts- durch Strukturverlust einerseits, Selbstverlust durch Selbstverleugnung (Verleugnung unserer Neugier-Interessen) andererseits vermeiden, müssen wir eine Mitte finden, wo das, was uns aus uns überzeugenden Gründen interessieren SOLLTE, zugleich mit dem zusammenfällt, was uns TATSÄCHLICH, im Rahmen unserer Vorgeschichte, und unserer aktuellen Eindrücke, interessiert.
Es sollten sich, mit anderen Worten, in unserer Bildungs- und Erfahrungsgeschichte nicht zu grosse Differenzen ergeben zwischen dem, was wir als Resultat unserer Deutung und übergreifenden Darstellung unseres bisherigen Gesamtwissens als nächstes herausfinden sollten (welchen Versuchen und Suchaufgaben wir uns widmen sollten), und dem, was sich im Rahmen des von uns selbst darin und seither Erlebten als betrachtens- und untersuchenswert erweist.
Denn – es ist an sich DIESELBE Wissenserwerbsgeschichte, die diese beiden Interessensrichtungen hervorbringt; die, im eigentlich zu erwartenden Normalfall, kongruent sind. Warum aber sind sie es dann immer wieder nicht?
Die Entfernung von der Mitte zeigt, wie bei den andern Dimensionen, einen EXZESS, oder Überschuss eines der beiden involvierten Momente an, das sich gegen das andre nicht verselbständigen darf; aus dem, was wir erleben, muss sich Sinn (und das heisst im wesentlichen: ein differenzierterer Entwurf für unser (re)produktives (Versuchs)Handeln) machen lassen als zuvor, es sollte sich etwas LERNEN lassen dabei für das, was uns wichtig und wesentlich ist; aber das, woraus wir Sinn machen, soll auch aus dem von UNS Erlebten stammen, darf es nicht immer als folgen- und sinnlos erweisen. Es muss also etwas zusammenkommen, und darf nicht auseinandergerissen werden; oder, man könnte auch sagen, der Aufbau, von dem wir hier schon die dritte Stufe oder Schicht angeben, darf nicht ABREISSEN, mit seinen Stoffen: Solide von unten her muss er gebaut sein, oder garnicht, es darf nicht „von oben“ und ganz woandersher ihm etwas aufgelagert, oktroyiert werden.
Woher aber könnten solche unangemessenen Auflagerungen stammen? Und… sind wir schon am Ende der Stufenreihe angelangt?
Die zwei Momente, die hier ineinandergefügt sein müssen, wenn es gutgehen soll, waren: Das Gesamtwissen (aus dem Sinn zu machen ist), und die Einzel-Erfahrungen, die ES erweitern sollten – Erfahrungen, die wir als sinnvoll anschliessbar erleben, oder deren Sinn sich sinnvoll und bruchlos an den Gesamt- und Rahmensinn anschliesst, den wir bislang aus unserem Gesamtwissen ziehen konnten: Es war NÜTZLICH dies zu wissen, so wie es nützlich ist, in diesem Rahmen, diesunddies ab sofort ZUSÄTZLICH zu wissen. Also neue Erfahrungen, so die ideale mittlere Position, sollten tendenziell als nutzbringend verwertbare WissensERWEITERUNGEN verstanden werden können. Und die Zerreissung oder der Exzess in eine der beiden Richtungen liesse sich dann so deuten, dass das, was wir an durchaus Interessantem und Neuem erleben, immerzu nicht zu dem passt, was wir aufgrund unseres bisherigen Gesamtwissens (und der Art, es zu deuten) als nächstes eigentlich wissen sollten und wollten oder auch (zu seiner Absicherung und Bestätigung) erwarten; oder aber, dass das Wissenserwerbsprogramm, das uns vom Standpunkt unseres bisherigen Wissensrahmens (und der Art, ihn zu deuten und Hypothesen und Such- und Versuchsaufgaben für sinnvolle Erweiterungen zu formulieren) nahegelegt wird, Forschungsziele diktiert, die ständig an dem vorbeigehen, was uns an aufregend Neuem und eigentlich Herausforderndem begegnet: Das Sinnvolle erscheint nicht interessant, und das Interessante nicht sinnvoll. Und wie in den anderen Fällen, hält auch diese Bedürfnisstufe eine solche Konfliktspannung nur in gewissem Umfang aus – der übergrosse Exzess, das Hinausgehen über das für uns unmittelbar interessant Erscheinende und Absehen davon auf seiten der Weltdeutung (Welt, soweit sie uns bekannt ist: Gesamtwissen) und der daraus resultierenden Forschungsinteressen führt zum Kollaps auch der mühsam ertragenen Selbstverleugnung – an ihrem Ende verfällt sie in denselben Struktur- und Wirklichkeitsverlust wie ihr Gegenstück, die ganze Neugier-Dimension fällt in sich zusammen und in Sinnlosigkeit, letztlich auch Ohnmacht und am Ende in Lähmung und Langeweile.
Was könnte dieser Not begegnen, in die wir durch selbstverleugnend-stures Weiterverfolgen eines unsere persönliche Erfahrung ignorierenden Wissenserweiterungs-Programms geraten sind – was den Bruchspalt heilen zwischen dem Gesamtwissen, das JENE Lernstrategie (vor allem als eine zweckmässige), und unsern Erfahrungen, die uns DIESE, neugier- und lust-orientierte nahelegen?
Was sich hier fühlbar macht, ist offenkundig ein Mangel unseres persönlichen VERSTEHENS. Etwas verstehen heisst, es als Realisierung (oder Fall) einer KATEGORIE begreifen, deren man sich als solcher bewusst ist: Eines Typs von Erfahrungsinhalt, der notwendig, in der verstandenen Hinsicht, SO sein musste, wie er ist, weil sonst Erfahrung im allgemeinen oder in einer speziellen Hinsicht (auch: an einem Ort, in einer Episode, beim Versuch einer Erklärung von etwas) KEINEN SINN für uns mehr MACHEN würde – anders würden wir sie nicht verstehen.
Und (das setze ich jetzt hinzu): Das kategoriale So-(und nicht-anders-)Sein(-Müssen) ist immer eines, durch das Forderungen und Anforderungen an Erfahrungsverläufe gestellt sind derart, dass wir darauf reagieren können in einer Weise, dass wir uns reproduzieren, erhalten; Kategorien haben zu tun mit Bewältigbarkeit mit unseren (leiblichen, psychischen) Mitteln, so, wie wir sie mit uns tragen (oder spätestens technisch aufgerüstet haben), mit Einhalten unserer Leistungs-, Bedarfs- und Bedürfnis-Grenzen und Anforderungen (von letzteren ist hier ja die Rede!), und mit jenen speziellen Bedürfnissen (in diesem Rahmen), die aus unserm Wissen um Chancen und Risiken für unsere weitere Existenz entstehen.

35.
Mit anderen Worten: Kategorien im allgemeinen, und die Ausprägung, die sie in unserem besonderen Fall, DIESER Umgebung, DIESER Erfahrungsvorgeschichte, in und mit der wir leben, annehmen, nämlich unser aktuelles Begriffssystem – sie helfen, es hilft uns uns, vernünftige Prioritäten in unseren Plänen und Versuchsentwürfen zu setzen, das Wichtigere, Vordringlichere, Eher-Herauszufindende zuerst zu tun, zu erproben, herauszufinden, und dann erst das andere. Diese Übersicht fehlt uns, wenn wir uns nur noch von den Sinn-Fragmenten leiten lassen, die unsere Neugier-auf Ablenkendes auf sich ziehen, das doch irgendwie auch attraktiv erscheint: Diese Neugier (und erst recht Neugier generell!) hat ja jede Berechtigung, aber die Frage ist: Wie sich DIES Interesse ins Gesamt unserer Interessen und (vernünftigen, in die richtige Ordnung – die kann riesige Indifferenzzonen vorsehen! – gebrachten) Neugierden einfügt, welche Priorität es dort hat. So ist uns die Aufgabe auf dieser Stufe gestellt, immer wieder den Ort für ein Neues, das uns begegnet, im Rahmen des uns Bekannten speziell und dessen, was wir überhaupt verstehen könnten, wenn es denn der Fall wäre, zu bestimmen: Es so begrifflich und kategorial einzuordnen, und nicht nur den allerersten Eindruck, die Ahnung, um was es sich handeln KÖNNTE, gelten zu lassen. So stellen wir für das Neue Übersicht, Klarheit, Berechenbarkeit, Sinnfälligkeit her; und, soweit wir davon erfahren, für immer mehr und ALLES Neue. Unsre Begriffe, die dabei involvierten Möglichkeiten und Sinngrenzen, also Kategorien, werden immer zahlreicher auf diese Weise, unser Begriffssystem wird ein REICHES. Wenn sich das immer weiter steigert, und wir mit dem Verarbeiten nicht mehr mitkommen, geraten wir in VERWIRRUNG. Und die einfachste Art, sich gegen den Wunsch (das Bedürfnis) nach Begreifen zu sperren, ist die Ausblendung von Material, das Sich-Bornieren und damit aber auch VERARMEN an begriffenem Inhalt; das Meer an verwirrend Unbegriffenem, das bei zuviel Inhalten um uns herumtobt, versetzt uns in dieselbe Situation – erneutes Beispiel, wie die Schere zwischen ZUWENIG und ZUVIEL am Ende wieder zusammenklappt und die Überforderung unserer Handlungsspielräume in deren Zusammenbruch mündet.
Denn auch der Verstehens-Spielraum ist ein Handlungsspielraum, eine, und zwar die vierte und speziellste Dimension unseres mehrfach abgestuften Gesamt-Handlungsspielraums. Wie in den Fällen davor, TUN wir zunächst einmal etwas und haben die Disposition dazu (wenn uns nichts wesentlich vordringlicheres abhält, das auf den Stufen davor angesiedelt sein muss); ein Einfluss, der mit Sorge, Angst, Wissen, auch vermeintlichem Wissen, um Vordringliches zu tun hat, mag uns abhalten, die Fähigkeit, die hier involviert ist, zu betätigen, wir können das Bedürfnis unterdrücken; aber das rächt sich. Denn wir SPÜREN, dass wir zuwenig von dem verstehen, was sich um uns herum abspielt, dass wir ihm nicht gewachsen sind, dass da ein Missverhältnis ist zwischen dem Sinn, den wir den Eindrücken unserer Umgebung derzeit abgewinnen, und dem, den wir, bei genauerer Betrachtung und vermehrtem Nachdenken, ihnen wohl abgewinnen KÖNNTEN. Diese Ahnung hat sich längst eingestellt, angesichts unserer ebensowenig abweisbaren Erfahrungen, zu denen uns unsere Neugier trieb, auf die wir dann wohl auf Dauer ebenso verzichten müssen; und, auf noch längere Sicht, werden wir sogar unsere Handlungsfähigkeit aufzugeben haben, denn aus Angst vor Neuem und Uneinordenbaren müssen wir uns auch davor schützen, dass uns in unserem gewöhnlichen Tun Überraschendes begegnen könnte. Am Ende sind wir so eingeschränkt, dass uns die Langeweile in unserem Rückzugsort umbringt.
So kann also noch von ihrer Spitze aus die ganze Bedürfnispyramide kollabieren. Dies erst einmal im Fall der Weigerung (woher immer sie rührt), dem Bedürfnis gemäss zu handeln, die in ihm wirksame Disposition (den Antrieb) gewähren zu  lassen. Aber genauso natürlich im etwas komplexeren Fall der Überforderung: Während im Fall der Weigerung das Verstehen-Wollen Freiheiten hätte und seine Möglichkeiten nicht ausschöpft, ist es im Fall des auf die Spitze getriebenen Verstehenwollens, der Selbst-Überfütterung mit zu begreifendem Inhalt, umgekehrt: das Können macht und kommt nicht mehr mit, das Wollen kann nicht mehr umgesetzt werden. – In der Mitte aber geht beides schön zusammen, wir begreifen, was wir wissen, und denken nach über Neues, das uns begegnet, mit dem Resultat, dass sich vor uns die ganze Stufenreihe, über die wir uns hierher hochgearbeitet haben, in einer umgekehrten und zwanglosen Abwärtsbewegung durch sie hindurch erneut darbietet: Wir wissen, von dem höchsten Punkt des Verstehens aus, wohin im Neuen wir uns zu wenden haben, und ob überhaupt (und wieviel Unerledigtes in unserer Alltagsroutine noch darauf wartet, eingerichtet zu werden, so dass Freiräume für Neues entstehen); wir begreifen und wissen, was von dem, was zu erforschen sich überhaupt ANBIETET, dafür auch ANSTEHT. Wir entwickeln aus der Auseinandersetzung damit sinnvolle und im Rahmen unseres Gesamtkönnens gut beherrschbare Routinen, und weisen ihnen einen Platz im Rahmen unseres Alltagshandelns und unserer, vor allem auch kognitiven Alltags-Kompetenz an. Im Mass, wie wir die eingeübt haben, entwickeln wir jene, aber jetzt differenziertere, die neue Erfahrung berücksichtigende Intuition, durch die sich unser ursprünglicher Alltag auszeichnete – Sicherheit im Umgang mit allem, das wir jetzt, auf den neuen Grundlagen, gelernt haben zur Ausdifferenzierung unserer Lebenseinrichtung. Was Freiräume schafft für den nächsten Lern-Zyklus dieser Art…

36.
Die Skizze zum Thema „Bedürfnis“ hat etwas erbracht, das doch in einigen Hinsichten von geläufigen Betrachtungsweisen abweicht:
1. Im Begriff „Spielraum“ sehen wir zunächst Können und Wollen ungetrennt, die vier Dimensionen des Handelns treten zunächst auf als DISPOSITIONEN. Erst in der Unter- und Überforderung treten Können und Wollen auseinander, und lassen sich analytisch (oder als  – allerdings erst dann – „gespürte“, vor allem gespürtes Bedürfnis; weniger geläufig: gespürtes Nicht-Können (?)) unterscheiden: In der Überforderung folgt das Können, und wäre es noch so expandiert, dem überdehnten Wollen nicht mehr (allerdings: einem woher sich so sehr aufblähenden Wollen? ist es noch das gespürte?), in der Unterforderung folgt das Können dem allzu geschrumpften Wollen nicht; man könnte ebenso die Übersättigung anführen, wo auch das Wollen hinter dem Können zurückbleibt. Und doch sind all diese Fälle der Trennung und wechselseitigen Unangemessenheit die Ausnahme, und der Normalfall besteht darin, dass beide zusammengehen und in ein einfaches, den Spielraum für dem jeweiligen Erfahrungsstand Gemässes nutzendes Handeln münden.

Anm. Unter- und Überforderung sind somit gegenüber dem „Mittel“-Zustand und der glücklich und normal betätigten „Disposition“ sekundäre Begriffe, die sich durch Auseinandergehen der beiden Momente auszeichnen, freilich nicht durch ein bestimmtes: Eins von beiden SINKT oder STEIGT, eventuell auch stärker als das andre, und die sinnvolle Angemessenheit beider aneinander geht dadurch verloren. Das ist der allgemeine Fall, in allen 4 Stufen; ob Wollen oder Können über oder unter dem „Mittelwerts-Mass“ liegen, ist für die Frage Unter- oder Überforderung, Unter- oder Übersättigung gleichgültig – nur ihre relative Stellung zueinander entscheidet darüber. Anm.Ende
2. Dies Handeln hält sich dann auch normalerweise, und wenn es gut geht und nicht von woher immer in Richtung einer der Extrempositionen gezogen wird, in einer schönen Mitte, von der aus über „unausgewogene“ Vereinseitigungen es in Richtung der beiden Zusammenbruchs-Richtungen geht – der Unterforderung, wo der Spielraum gewissermassen erstickt; der Überforderung, wo er quasi wegbrennt und zuletzt kollabiert. Auch hier könnte man sagen: Die Mitte wäre, wenn unsere Lebensführung je zwanglos eingerichtet wäre, immer erst einmal der Normalfall, und nicht ein nie erreichtes Ideal, dem wir uns, unter vielfältigem Gezerre in beide Extremrichtungen und immer prekär, allenfalls immer wieder vorübergehend nähern: Es ist nicht natürlich und unter natürlichen Bedingungen auch nicht zu erwarten, dass wir bis zum Ekel immer dasselbe machen, oder aber mit ununterbrochen anderen und ungewohnten Angeboten und Handlungsoptionen überschüttet werden, es ist nicht natürlich, dass wir uns in Umgebungen bewegen, die von uns so eingerichtet werden, dass nur ständige Überaufmerksamkeit und Konzentration uns davor bewahrt, die Kontrolle über das Geschehen zu verlieren, oder in einer Umgebung, und das als Normalfall, in der uns ständig etwas geschehen kann, auf das wir mit irgendeiner Massnahme reagieren müssen, die unsere Handlungsfähigkeit wieder herstellt, weil es sonst nicht weitergeht – und der Normalfall darin besteht, dass nichts mehr normal funktioniert. Es ist nicht normal, dass wir mit an sich, irgendwie interessanten Eindrücken überflutet werden, die sich nicht einmal in unserer Erinnerung noch reproduzieren lassen, geschweige dass sich ein Bild, ein bleibender Eindruck davon erzeugte, den WIR dann interessant finden können, so sehr, dass wir daran und damit weiterarbeiten, und uns darauf konzentrieren wollen. Es ist, andererseits, auch nicht normal, dass wir unablässig nach solchem suchen sollen, das vielleicht für andre von Interesse sein könnte, unter welchem (ihrer) Gesichtspunkt(e) auch immer – der leider nicht unserer, kein aus unserer Gesamterfahrung sich ergebender ist. Es ist nicht normal, dass wir, um höchstmögliche Klarheit und Übersicht in EINEM Bereich unseres Wissens und Fühlens zu erlangen, uns gegen alles, was uns sonst noch beschäftigt hat, sperren müssen, es dafür vom Begreifen ausschliessen sollen; es ist aber auch nicht normal, dass wir Datenmassen, die nie als Ergebnis unseres persönlichen Lebens und Erlebens zusammenkämen, überschaubar und bewältigbar machen sollen, auf Kategorien beziehen sollen usw. – All das ist nicht normal. Aber ist es nicht die Normalität für alle Bewohner der Moderne, die sich im Dienst an ihrem Kulturprogramm abarbeiten?
3. Dabei ist es nicht notwendig, dass wir die Mitte je verlassen – mit zunehmender Dauer, mit zunehmender Verlängerung der Vorgeschichte werden unsere Fragen, aus der Mitte der vorhergehenden Stufe herauskommend, komplexer, und führen uns (wenn wir uns nicht abhalten lassen durch Sorge oder gar Angst um etwas, das uns von ganz woanders her umtreibt) zur nächsten Mitte – die die voraufgehenden enthält; bis zur vierten, in der Übersicht und der Reichtum an Begriffen, den uns verfügbaren Erfahrungen angemessen, zusammengehen und sich zu einem gut überschaubaren SYSTEM fügen, wo alles seinen Platz hat, das uns in unserer derzeitigen PRAXIS begegnen könnte, und womit wir rechnen – das Gesamtwissen ist begrifflich geordnet, und was uns darin besonders anzieht und unser Interesse weckt, tut das dann aufgrund unserer (begrifflich organisierten) Einsicht in Vordringlichkeit und Nachrangigkeit von Themen, Fragen, Experimenten, Forschungen; speziell ist uns klar, wo die Grenze zwischen dem Bekannten und bereits Erforschten verläuft, was also von uns hinreichend kontrolliert wird, und wo wir noch unsicher sind (und worum davon uns vorrangig kümmern sollten) – darum, weil auch komplexe Problemlösungen hier nicht mehr durch Routinen und erprobte Verfahren und Prognosen abdeckbar sind, und wir die Grenze unserer technisch und prognostisch unterstützten Handlungsfähigkeit erreichen; eingelagert in diesen Saum aus immer neuen, aber gut bewältigbaren Herausforderungen und Experimenten schliesslich unser Alltag, worin auf angenehm abwechslungsreiche Weise sich die gut eingeübten und zugleich zweckmässigen, uns gut von der Hand gehenden Tätigkeiten, organisch einander folgend und sich unterstützend, in sinnvollen Tages-, Wochen-, Jahres-Zyklen schwingend, abwechseln.
Wovon, noch einmal, war denn in diesen vier Skalen die Rede, deren eine die je vorhergehende enthält, mit ihren Unter- und Überforderungs-Extremen? Von Handlungsfähigkeit, auf kurze, mittlere und lange Fristen; und dabei war immer auch schon klar, dass das Können und Wollen, das sich da immer wieder zu einer Handlungsdisposition zusammenfügte, noch von ganz anderen Einflussgrössen modifiziert werden konnte – eben wurden sie benannt als: Ängste, Sorgen; auch immer wieder: der Stand des Wissens überhaupt, an dem wir als Einzelne (individuiert durch unsere leiblich verfassten und verfügbaren Dispositionen und Reproduktionsanforderungen) partizipieren. Da sind also ständig Mächte am Werk (solang wir ihnen Raum geben), die unser Handeln (und die unmittelbaren Dispositionen in Gestalt von „Handlungsspielräumen und Bedürfnissen“, die wir an und in uns spüren) von „höherer“ Warte aus formen, und die herrühren von etwas, das „grösser“ ist als wir, und das von uns auch so begriffen wird – solang zumindest, wie wir es so begreifen und als solches zulassen. (Die gesamten Überlegungen, die hier angestellt werden, handeln ja von den Folgen, die diese Überschätzung des vermeintlich grösseren und ausser uns vorweg Bestehenden, hat – genauer, den verheerenden Schäden, die diese Überschätzung in unserer Lebensführung anrichtet.)

Dies Grössere und Wichtigere als unsere alltägliche und von da aus problemlösend und neugierig ins Unbekanntere sich vorwagende Lebensführung ist uns anderweitig im Rahmen dieser Überlegungen schon begegnet: Lebensentwurf und Lebensform, die (etwa unter MOD-Prinzipien) dieser Lebensführung Vorgaben machen wollen, die nicht aus ihr selber stammen; Individualität (etwa als REL-Glaube und Lebensform, die Geltung und Sinn beansprucht, sodass sich das Leben als Ganzes ebenso wie die Lebenseinrichtung danach zu richten haben, egal was es kostet); schliesslich Mentalität, also etwa die bewährten Regeln zum Umgang mit Risiken und Chancen, die eine OPPortunistisch-normalplanerische Lernregel anempfiehlt – erst recht oft genug gleichgültig gegen alle Kosten.
Natürlich soll hier nicht behauptet werden, dass „bedürfnis-gerecht“ sein (im hier entwickelten Sinn von „Bedürfnis“) die einzige Art von Bedingung ist, der Handeln genügen muss, um auf Dauer sinnvoll zu sein. Vielmehr muss es ja auch als Erfüllung eines Lebensentwurfs (mindestens nicht als konträr dazu) angesehen werden können – eines Lebensentwurfs, der seinerseits Sinn macht in einem lebensfähigen, als für all seine Mitglieder reproduktiv wirkenden gesellschaftlichen Ensemble, also einer Lebensform; es muss Umsetzung einer, nein DER Lernregel, im Angesicht bestehender Gesamterfahrung, sein, die von den Betreffenden als rationale anerkannt wird, und schliesslich darf es den Rahmen (an notwendigen Bedingungen) nicht verlassen, in dem Handeln (und die wachsende Erfahrung, an der es sich orientieren soll) überhaupt noch als sinnmachend verstanden werden kann: Das sind ganz elementare weitere Anforderungen, denen die Bedürfnis-Gerechtigkeit des Handelns jedenfalls nicht zuwider sein darf.
Umgekehrt hat aber, mit dem Gesagten, das genuin menschliche (im Sinn von: personal verfasste) Bedürfnis (das Bedürfnis intelligenter, universal und kulturell lern-disponierter Wesen) eine massive kognitive Komponente, die die Bedürfnisse dieser Wesen hervorragend geeignet sein lässt, mit allem, was ihren Lebensentwurf und Wissenserwerbsstrategie bei gegebnem Gesamt-Erfahrungsbestand ausmacht, gut zusammenzuwirken und sich mit ihm zu ergänzen.
Nur, dass sich die zusätzlichen Bestimmungen für Sinn-Anforderungen ans Handeln aus Lebensentwurf/form, Lernregel und Mentalität oder Personalität nicht aus den genannten Bedürfnissen ergeben, sondern aus eigenen, bedürfnis-unabhängigen Quellen. Dennoch reichen diese Bedürfnisse noch weiter, als bis jetzt ausgeführt wurde: Denn jedes Begriffssystem, das man sich bei Befriedigung der „Verstehens“-Bedürfnisse (und deren ausgewogener, „mittlerer“ Umsetzung) erarbeitet, öffnet Möglichkeiten des Experimentierens und Forschens (nach etwas), die man nun mit seinen Begriffen konstruieren kann; ebenso, im Rahmen des so gewonnenen prognostischen und Verfahrens-Wissens (eines technischen Wissens-wie), noch weitergehend Möglichkeiten der Problemlösung, wo vorher keine waren; schliesslich Optionen darauf, den Alltag umzugestalten, auch und womöglich neu entdeckten Befriedigungsmöglichkeiten einen Platz darin zu geben, oder zu bekannten angenehme Abwandlungen hinzuzufügen und so die Variationsbreite für Abwechslung zu erweitern.
Dieses „rückwärts“ ausstrahlende Erweitern der ursprünglichen Lebensweise lässt sich zyklisch wiederholt denken; und das alles nur im Rahmen eines Handelns, das sich zunächst AUSSCHLIESSLICH  Bedürfnis-Befriedigungszielen widmet. Ohne weiteres lässt sich vorstellen, wie von da aus die Möglichkeiten sich einschränken lassen auf JENE Verlaufsformen dieses Handelns, die einerseits immer noch bedürfnisgerecht, aber eben einem passend erscheinenden Lebensentwurf im Rahmen einer kollektiven Lebensform angemessen sind, und noch weiter eingeschränkt werden, wenn die Fragestellungen dabei berücksichtigt werden, die im Rahmen des gegebnen Gesamtwissens und der als rational begriffenen Wissenserwerbsstrategie für seine Ausweitung als vorrangig zu beantwortende eingeordnet sind. (Die Einsicht, dass nicht alles, was eine Antwort auf eine Fragestellung wäre, auch SINN machende solche Antwort ist, oder Antwort, aus der für uns Sinn zu machen ist, dass also aus dem allgemeinen Sinn- und Personbegriff weitere Einschränkungen folgen – diese Einsicht kann hier noch nicht als abgeleitet und erwiesen vorausgesetzt werden, sie ist aber, wenn korrekt, Quelle einer weiteren Einengung von Möglichkeiten, wie unser Handeln allenfalls angesichts eines bestehenden Ausgangs-Gesamtwissens noch Sinn machen kann.)

An dieser Stelle mündet sichtlich der Exkurs über Bedürfnisse wieder ein in den Hauptgang der hier angestellten Überlegung: Wie ausbleibende Elemente der Selbstbestimmung, notwendige, hinreichende solche Elemente, sich deuten lassen als Fehlen und Nicht-Berücksichtigen des Begriffs IDENTITÄT – eines Begriffs, der nach der oben gegebenen Definition eine Brücke schlägt von Bedürfnissen, wie sie hier entwickelt wurden, zu jenem Stoff, der die Grenzen dessen ausfüllt, was Personen im Rahmen ihres Lebens im besten Fall zu tun und erleben möglich ist: langfristige Einrichtung von Fähigkeiten (Können) und Neigungen (Wollen) auf Anforderungen, die einen in diesem Rahmen erwarten.


37.
Nach dem Einschub über Bedürfnisse sind dringend die verbliebenen Unklarheiten anzugehen, die sich aus den ersten Ansätzen zur Lösung der Aufgabe dieses Kap. ergeben haben – der Aufgabe, die Sinn-Probleme von MOD aus der Beschädigung von Identität zu erklären, und die wiederum herzuleiten aus der Art, wie MOD sich selbst bestimmt hat. Zu all dem gibt es in den Abss bis 22 Ideen, aber nichts Endgültiges. Es gibt zwei Ergänzungen bzw Richtigstellungen nachzutragen, und dann zwei zentrale Aufgaben anzugehen, die schon vor dem Exkurs über Bedürbnisse sich gestellt haben und auf ihre Erledigung warten.
1. Ergänzung: Es gab eine Unklarheit im Bezug auf die Kategorie LEBENSFORM – ob sie tatsächlich eine so herausgehobene Stellung beanspruchen darf, wie es sich in MOD andeutet, wo sie das Vergesellschaftungs-Korrelat des „Lebensentwurfs“ darstellt, mit dem sie (oder besser: mit DENEN sie, den Lebensentwürfen aller an der Vergesellschaftung aus ihrer gemeinsamen Sicht Beteiligten) in ständiger Wechselwirkung und Wechsel-Bestimmung steht.
Vergesellschaftet sein muss freilich auch die Individualität unter einem unter den Beteiligten geteilten REL-Weltverhältnis, und nicht minder eine OPP-Mentalität.
Da liesse sich mit ähnlichem Recht von einem „Korrelat“ sprechen; allerdings bleibt es für die unter diesen obersten Regeln vergesellschaftet Planenden eine Anforderung, dass sie den betreffenden Vergesellschaftungs-Anspruch herunter-transformieren müssen auf ihre historische Situation als Gruppe – und eben wieder ihre miteinander verwobenen Lebenszeiten. Allerdings ist da nicht viel zu entwerfen in einer traditionalen Lebensform mit Subsistenzwirtschaft – sofern Personen nur überhaupt zur Mit-Reproduktion zugelassen sind und dafür Mittel haben (historisch vor allem: Land), wird von ihnen in diesem Rahmen erwartet, dass sie die bekannten Muster und Routinen etwa der betreffenden Region einfach in ihr Leben übernehmen und sich den Lebensstil der betreffenden Referenzgruppe zueigenmachen. Für die Vergesellschaftung einer Mentalität unter OPP-Vorgaben gilt Vergleichbares; allerdings macht ja sowohl für die REL- als auch OPP-Spalte die Vergesellschaftung in Verbindung mit der jeweiligen Leit-Kategorie (Individualität bei REL, Mentalität bei OPP) Stadien durch, die an die Modifikationen von „Lebensform“ als Vergesellschaftungsmodus von Lebensentwurf (oder dessen pluralisierte Form) erinnern; in den 4 denkbaren STANDPUNKTEN, die auch in OPP- und REL-Spalte durchlaufen werden, stellt sich die Vergesellschaftbarkeit der Leitkategorie nicht weniger problematisch dar; aber inwiefern darin die Vergesellschaftbarkeit von LEBENSENTWÜRFEN vorgesehen ist, muss noch genauer untersucht werden.
Damit ist auch schon das Thema der
2. Ergänzung angesprochen: Das wäre eine Verallgemeinerung des Verlaufs, den der Versuch der Vergesellschaftung der betreffenden Leit-Kategorie durch die vier STANDPUNKTE hindurch, wie für die MOD-Leitkategorie Lebensentwurf beschrieben (Abs 10ff) , nimmt:
a) In der ersten Zeile (den Übergriffsmodi) entfaltet sich ein charakteristischer Konflikt innerhalb der Leitkategorie: In MOD ist das der zwischen Integration der in einem Einzel-Lebenslauf (oder seiner Projektierung) erschliessbaren Materien zu einem durchgehenden Sinn-Gebilde, das sich durch alle vier Sinn-Dimensionen dieses Lebensentwurfs durchhält (als die die vier Wertsphären hier naiverweise noch interpretiert werden müssen), einerseits; und der verfügbaren MASSE an Stoff, die man AUCH noch in sein Leben hineinholen und bearbeiten könnte (Stoff, der in jeder der Wertsphären durch die Arbeit anderer verfügbar ist und fertig aufgegriffen werden könnte zur Weiterbearbeitung oder zum Nachvollzug): Es ist der Konflikt zwischen unserer Neugier und Interesse für all das Interessante, das in der Moderne da draussen schon produziert, entdeckt, gemacht und erlebt werden könnte – und dem Wunsch, aus dem bereits von einem selbst Getanen selbst die sinnvoll nächsten Konsequenzen zu ziehen, es zu verwerten, auszubauen, umzusetzen, fortzusetzen usw.: Dass du nicht enden kannst… (und einen AUGENBLICK wenigstens der Sinnerfüllung erfährst) ist dein Problem auf diesem naiv-modernen Standpunkt, denn es wartet ja schon wieder soviel anderes auf dich.
In MOD wird an die Kategorie, die unter dieser Leit-Sphäre liegt, erst garnicht gedacht, dass sie beschädigt ist, wird nicht beachtet.
Beides, charakteristischer (und mit den Mitteln der betreffenden Leitkategorie nicht erledigbarer) Konflikt, und Nichtbeachtung des Darunterliegenden (Lebensentwurf+Identität für die REL-Individualität; zusätzlich zu beidem auch noch Individualität/Lernregel für die OPP-Mentalität) finden wir in der ersten Zeile (dem Übergriffsmodus, dem ERSTEN STANDPUNKT) der OPP- und der REL-Spalte wieder.
b)  In der zweiten Zeile bzw dem ZWEITEN STANDPUNKT sehen wir die Beschädigung der Leitkategorie, im Fall von MOD also „Lebensentwurf“, vorerst geheilt: Konsumtion wird die nachträgliche Erschliessung all dessen garantieren, wovon sich das MOD-Individuum nach Einmauerung in seiner Spezialisten-Existenz an Material UND Sinn ausgeschlossen sieht, sie soll ihm den Konflikt des ERSTEN STANDPUNKTS ersparen. Doch auf der Ebene der vergesellschafteten Lebensentwürfe wird nicht nur konsumiert, die produktive Konsumtion kann durch eine bloss nachvollziehende Aufnahme von Stoff, derart dass der Sinn-machende Zusammenhang ihm schon einbeschrieben ist, die produktive ÜBERNAHME von der Nachbarsphäre und Arbeit am übernommenen Stoff immer schon von andern geleistet ist, nicht ersetzt werden: Die vergesellschafteten Lebensentwürfe steuern erneut auf einen Konflikt zwischen zwei möglichen Beschädigungen zu, die beide unerträglich sind.
So ist es dann auch zu erwarten für (auf ihre charakteristische Weise) vergesellschaftete und dh immer: pluralisierte Leitkategorie (Tausch…) der REL-Spalte Individualität (besser plural: Individualitäten) und die ihrerseits spezifisch (Vertrag…) vergesellschafteten „Mentalität(en)“ der OPP-Spalte.
c)  In der dritten Zeile trennt sich auf einmal die vergesellschaftete oder plurale Form der Leitkategorie von ihrer individuellen (wodurch immer Mentalität oder Individualität individuiert sein mögen, das ist bei Untersuchung der betreffenden Weltverhältnisse OPP und REL herauszufinden); die plurale rettet sich vor Beschädigung, auf Kosten der individuellen. oder sagen wir gleich: auf Kosten ALLER individuellen (hat man hier nicht schon fast einen Kern der Kritik des RECHTS, dieser Ableitungsweise für kollektive Pläne, die mit derjenigen keines einzigen der Rechtssubjekte überseinstimmt, und gerade darum in Ableitungs-Konflikten (verschiedenen Weisen, Forderungen und Absichten, also kollektive Pläne, bei gegebnem Erfahrungsstand zu entwickeln), wie sie zwischen OPP-Individuen auftreten, Geltung beanspruchen zu dürfen (das plurale also gerettet) – bei Durchstreichung jedes Einzelvorschlags, da wo er vom rechtlichen abweicht? Und doch ist der angeblich vergesellschaftete ein kollektiver Plan wie alle andern auch – leider nicht ganz; denn man muss fragen, ob in ihm authentische ABSICHTEN vorkommen, wie immerhin in den kollektiven Vorschlägen, Anträgen, Forderungen der Einzelnen.)
d) Im letzten Schritt, dem in den Legitimations-Modus (dem, verglichen mit den vorhergehenden, meist-legitim-erscheinenden, jenseits dessen es nichts zu verbessern gibt; und der eine Vorstellung von GLEICHHEIT und Vergleichbarkeit aller Forderungen an die vergesellschaftete Leitkategorie, also die Gesellschaft, enthält), wird nun die vergesellschaftete Version der Leitkategorie geopfert, ihre Beschädigung ist nicht mehr aufzuhalten (in MOD: der Sinn des „Lebensentwurfs“ einer „Generation“, dieses Inbegriffs oder besser, Ideals vergesellschafteter und vergesellschaftbarer Lebensentwürfe mit geteilten Zeit-Horizonten), wohingegen die Vergesellschaftbarkeit der nächst-höheren Kategorie, im Fall von MOD: der MOD-Individualität, behauptet wird; genau darin soll sogar die Legitimität der Vergesellschaftung bestehen; aber wie in MOD zu sehen, muss man von der Sinnhaftigkeit dieser nächsthöheren (und einzig verbliebenen pluralisierbaren) Kategorie (wie der MOD-Individualität) zutiefst überzeugt sein, um sie fraglos sich „zu eigen“ machen und für sie das bislang für das Eigentliche, Eigene Gehaltene (in MOD: eigner Lebensentwurf, eingebettet in den der gesamten eigenen Generation) wegzugeben.
Was die Frage aufwirft, wie diese aufrechterhaltene Sekundär-Kategorie (Mod-Individualität im Fall von MOD, im Gegensatz zu pluralisiertem Lebensentwurf, Generationsprojekt) mit der (vergesellschafteten, pluralisierten) Leitkategorie (Lebensentwurf; pluralisiert) überhaupt verknüpft ist (in REL: das Prinzip des Glaubens überhaupt, die REL-Mentalität oder Weise zu begründen, gegen alle besonderen Glaubensformen; in OPP: die „höhere“ staatliche Vernunft, der Staatswille, als eine Weise zu begründen (Mentalität), die (aber durch was?) allen nicht-universalen (sondern bloss Parteien, Gruppen, Mehrheiten und Minderheiten angehörenden) Einzel-Weisen solchen Begründens (Legitimierens von Forderungen) überlegen sein soll: indem sie das allen Personen Gemeinsame, nämlich Personalität thematisiert, es zumindest thematisiert haben WILL.)

38.
Die 2.Ergänzung eben mündet damit zurück in die vor dem Exkurs verbliebene Hauptfrage; auch die hat mit Verallgemeinerung der bislang gefundenen Strukturen in MOD auf die beiden voraufgehenden Zeilen zu tun, und auch hier soll aus dieser Verallgemeinerung sich ein besseres Verständnis dieser Struktur in MOD selbst ergeben; wobei man sich vor vorschnellen Übertragungen von MOD aus hüten muss, denn das Selbst und alles, was dazu gehört, ist in REL und OPP-Spalte primitiver bestimmt als in MOD; genau das war vor dem Exkurs nicht mehr angemessen berücksichtigt worden, dort waren alle Versuche, die REL- und OPP-Spalte zu charakterisieren, mit Begriffen wie Lebensform, Lebensentwurf, ebenso dem Verbund der 5 Stufen an rationaler Planung bestritten worden, die ich Personen generell zuschreiben wollte. All das sind MOD Kategorien, sie gehören in dieser Form (nämlich als eigens zu gestaltende, nicht einfach bloss aus (in der Hierarchie der Gründe) „Höherstehendem“ abgeleitete und dadurch festgelegte) REL- wie OPP-Akteuren und deren Handlungs-Erschliessen und -Begründen nicht an. Der übergreifende Vergleich zwischen den Zeilen für MOD, REL und OPP muss diesem Schwund an kategorialer Bestimmtheit von MOD bis OPP Rechnung tragen.
Dann dreht sich dieser Vergleich vor allem um zwei Fragen:
Erstens, wie ist der VERBUND der je höchsten Kategorien („Rationalitäts-Block“) zu denken, die zur Definition von Sinn und sinnvollem Handeln in den drei Spalten jeweils herangezogen werden? In Abs 20 war eine Darstellung dieses Verbunds für die drei Spalten versucht worden; demnach werden nacheinander Mentalität, dann Individualität und Lebensentwurf konstitutiv für die darauf aufbauenden „höheren“ Kategorien Personalität überhaupt und Mentalität, sie werden, in der Redeweise der 2.Ergänzung eben, zur „Leitkategorie“ ihrer Spalte (und jeweils neu berücksichtigte, gegenüber der vorhergehenden).
Zweitens, gibt es dann aber auch den anwachsenden Stoff, den die in diesem „Rationalitäts-Block“ je enthaltene Lernregel zusammen mit der fortlaufend hinzuerworbenen gesellschaftlichen Erfahrung der Beteiligten produziert; dies Wissen tritt in einer „Durchdringungszone“ in ein Verhältnis zur allgemeinen Rationalität und ihren Prinzipien – das Handeln wird von diesen beiden Prinzipiengruppen her bestimmt. (Sie sind es, die unter dem ganz allgemeinen Titel Angst, Sorge usw in das unmittelbar bedürfnis-geleitete Tun intervenieren und es umformen, wie im Exkurs über Bedürfnisse immer wieder angedeutet.)
Es ist damit aber auch eine Verallgemeinerungsmöglichkeit angedeutet für die Kategorien „Sinngebung“ von „oben“ her und „Fundierung“ (Stoff-liefernd) von „unten“, wie sie in den STANDPUNKT-Beschreibungen, vor allem im VIERTEN, vorkamen.
Mit dem Wort „Durchdringungszone“ wiederum ist ein Thema berührt, von dem schon oft die Rede war im Zusammenhang mit dem Verlust eines stabilen und regel-geleiteten „Erweiterten Selbst“ und vor allem: dessen Erweiterung auf einem prinzipiengeleiteten Fortschrittspfad) beim Übergang von RELs traditionaler Lebensform zu MOD, und dem Zerbrechen der stabilen Einheit aus Techniken (und deren sich erweiternden Wissensfundamenten) und funktionierendem Reproduktionszirkel, die das ES in RELs traditionaler Lebensform unter einem Glauben auszeichnete. So, dass die Frage des zu wählenden Fortschrittspfads oder auch nur der Wahl möglicher alternativer Nutzungen von Techniken sich in MOD fortlaufend stellt, ohne dass sich hier ein rationales Prinzip oder eine Lern- oder Planregel finden liesse, nach der das vor sich gehen könnte. (Das KS, also wesentlich Bedürfnis und die Handlungsspielräume, als weiterer Bestimmungsgrund für Reproduktion und letzten Endes alle ihre Verbesserungen und Fortschritte, wird hier immer nur am Rand erwähnt: seine Vernachlässigung macht ja wesentlich die Beschädigtheit aus, die wir hinsichtlich der Identität in allen drei Spalten behaupten.)
Drittens, ist auch damit wieder eine Brücke geschlagen zu den beiden grundlegenden Momenten jeder Selbstbestimmung in allen drei Spalten, notwendig und hinreichend: mit aller Vorsicht könnten nämlich die Bestimmungen des Sich-Verhaltens zum Gewusst-Fundierenden Tatbestands–Material identifiziert werden mit dem Notwendigen in der (unvollständigen) Selbstbestimmung von OPP REL MOD, hingegen das Personalitäts- und Rationalitäts-assoziierte (der „Rationalitäts-Block“) liefert die Elemente dessen, was in der Selbstbestimmung, wenn überhaupt etwas, hinreichend wäre.
Dabei sind die relativierenden Zusätze zur unvollständigen Selbstbestimmung, bedingt (versus unbedingt), nicht zu vergessen: bedingt-notwendig, bedingt-hinreichend.
Dazu wird gleich sehr viel mehr zu sagen sein.
Es gibt, viertens, eine Aufgabe, die aus den Erörterungen vor Beginn des Exkurses zu lösen übrig ist, nämlich die nähere Bestimmung der Kategorie Lebensentwurf, die ich mittlerweile als für die MOD-PLanung überaus grundlegend ansehe; daran gemessen, ist bislang recht wenig dazu gesagt worden.
Das alles übergreifende Ziel für all diese nötigen Zwischenschritte aber ist und bleibt, fünftens, die Rekonstruktion des Defizits in der Selbstbestimmung von MOD, die für die Konflikte sowohl, auf die die Dynamik der STANDPUNKT-Durchgänge antwortet, als auch für die von Anfang an bestehende Ignorierung der Kategorie Identität verantwortlich ist – als notwendige Voraussetzung für das verbleibende Thema dieses Teils 1 vom „Scheitern der Moderne“: nämlich zu beschreiben, wie der rationale Versöhner sich der  Defizite in seiner eigenen Selbstbestimmung bzw. Plan- und Lernregel bewusst wird, im Verlauf seiner Versuche, die aufgetretenen Konflikte innerhalb und zwischen Vertretern der vier STANDPUNKTE im (bislang noch fiktiven) „libertären Kommunismus“ zu schlichten.

39.
Es ist jetzt leider notwendig, für ein vertieftes Verständnis der Selbstbestimmung MODs einen Vergleich anzustellen mit den analogen Strukturen von OPP und REL.
Dabei nehme ich mir in allen drei Fällen zunächst die grundlegendsten Plan- und Lernregeln vor, um aus ihrer Beschreibung zurückzuschliessen auf das Selbst, das sich die Angehörigen des betreffenden Begründungsmodus implizit damit bestimmt haben. Bei der Rekonstruktion der Plan- und Lernregeln will ich die begrifflichen Muster einbeziehen, die sich in der 2.Ergänzung oben ergeben haben (also auch: „Rationalitäts-Block“, „Leit-Kategorie“; fundierend=stoff-liefernd, bestimmend=sinn-liefernd), und mir womöglich auch noch mehr Klarheit mit Bezug auf sie verschaffen.

OPP
Man kann OPPs Plan- und Lernregel umschreiben als Bestimmung der Lage zweier Begrenzungslinien (die drei Bereiche abtrennen)  in einem Kontinuum von blossem Stoff an möglichem (Vesuchs)Handeln (man kann es tun oder unterlassen), worin sie markieren, was nach KS-, was nach ES- und was nach RU-Prinzipien zu behandeln sein soll; die Grenzlinien werden fixiert in Abhängigkeit von bestehender und neu hinzukommender Erfahrung, sind also dadurch BEDINGT; die Regeln, wie diese Erfahrung zu verwerten ist, sollen wieder durch Erfahrung bedingt sein, ein letztes Deutendes, eine letzte Regel ist nicht in Sicht, mit anderen Worten: In OPPs Denken gibt es Bedingendes in Hülle und Fülle, aber nichts irgend Notwendiges oder Hinreichendes.
Das Höchste, das er hat, ist seine aktuelle Ableitungsweise für Versuchspläne, die Mentalität, aber sie ist nichts endgültiges, sondern kann durch Erfahrung abgeändert werden, nach Regeln, die sich dann als plötzlich vorhanden erweisen, nachdem vorher von ihnen nie die Rede war. (So allerdings geht Begriffsbildung, und die Rückbesinnung auf Kategorien erst recht, als ein Notwendiges oder Hinreichendes im System der Begriffe). Aber da OPP hier vorläufig nie an ein Ende oder eine Schranke kommt, gibt es ausser komplexen Gefügen von Bedingungen, unter denen so oder anders zu handeln wäre (bis auf weiteres; neue Erfahrung könnte einen da um- und dazu-lernen lassen), nichts absehbar Unveränderliches, keinen Ausgangspunkt – nicht einmal die Normalität, denn die ist an allen Ecken und Enden abwandelbar, wenn sich neue Chancen oder auch Risiken abzeichnen; es gibt immer was zu versäumen.
Die Leitkategorie hiesse hier: Mentalität, Begründungsweise, Regel der Ableitung von (Versuchs)Handeln überhaupt; darüber stünde nur noch „Personalität“ (die im Durchgang durch die OPP-Spalte am Ende als autonome entdeckt würde; so die derzeitige Arbeitshypothese zu diesem Zusammenhang).
Aber was bedeutet es dann eigentlich, „Leitkategorie“ zu sein? Ich verschiebe die Betrachtung auf den Moment, wenn REL hinsichtlich seiner begrifflichen Struktur genauer eingeordnet ist, und mit OPP vergleichbar. Also:

REL
Die traditionale Lebensform RELs hat in jedem Fall das Hinreichende an sich; bloss, dass dies nicht DAS Hinreichen der gesamten Existenz erfasst (und damit eine Benennung der Bedingungen für dies Hinreichen erlaubt (hinreichen, um sinnvoll zu sein; denn wir sprechen über Notwendigkeit und Hinreichen von Sinn-Bedingungen, Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit (Versuchs)Handeln weiter sinnvoll erscheint); somit ist so zu leben, bloss ein bedingt-hinreichendes (bedingt: in dieser Umgebung, mit dieser Erfahrung usw; es ist ein AUCH und IMMERHIN Hinreichendes, aber auch nicht mehr).
Andererseits mag die Forschung nach Bedingungen des Erfolgs, der Dauerhaftigkeit einiges an Erhaltungs- und Existenzbedingungen von in DIESER Lebensform Notwendigem erbringen, um dessen Bestand man sich somit unbedingt sorgen und kümmern muss, zumindest, solang man in DIESEM Hinreichenden verbleibt.
An diese Bedingung bleibt also die Notwendigkeit dieses Notwendigen geknüpft: es ist ein bedingt Notwendiges.
Die Arbeitshypothesen, die sich jetzt über REL anschliessen, sind noch nicht endgültig geprüft; die eigentlichen Überlegungen zu REL als Lern- und Planmodus werden erst im Gefolge der abgeschlossenen Darstellung von OPP in „Normalität“ Teil 2 (Aberglaube, Sucht etc) angestellt werden. Auf Grundlage des bereits Vorliegenden (vgl. Untersuchungen zu Religion, Religiös-vormodernes Denken) lässt sich dann folgendes feststellen:
Die traditionale Lebensform ist auch ein bedingt-Hinreichendes; freilich nur im Verbund mit jenem anderen Anteil ihrer Erfahrungsverarbeitung (denn im Kern ist sie ja: Individualität, generations-übergreifend teilbare Lernregel), der die Lebensführung (den Lebensentwurf) in ihr einschränkt darauf, das Nötige im Rahmen des Gegebnen zu tun, entsprechend den 6 Prinzipienpaaren, die in OPP wahllos auf alle Themen angewandt wurden, hier in REL aber nur noch auf die zu ihnen gehörenden; unter der Bedingung, dass eben eine und nur eine Zusammenfügung von KS und bekanntem Wissen-wie und -dass existiert (die immer auch ein Verhältnis und Sich-Verhalten zum Restunbekannten RU unterstellt: daher könnte auch gesagt werden, Zusammenfügung von KS und RU), die als Erweitertes Selbst ES fungiert.
Es ist aber dieser andere Anteil, der Glaube, die Optimalhypothese, die die traditionale Lebensführung abschirmt von allen Irritationen; ein nach recht klaren Regeln operierender Verteil-Mechanismus sorgt dafür, dass praktische Herausforderungen ENTWEDER auf der Ebene der Lebensform erledigt werden, weil dort die Antwort erwartet wird (oder sogar gesehen); ODER aber an das Glaubenssystem, als Herausforderung, weitergereicht wird, und dort womöglich in einen Zweifel übersetzt wird, der am Ende ein Umarbeitung des Glaubens an der herausgeforderten Stelle, der Welterklärung, der Sinnstiftung, die darin enthalten ist, zur Folge hat.
Dabei ist die Verweisung des Erfahrungsinhalts zur Weiterverarbeitung im Sinn-System des Glaubens immer etwas Subsidiäres, eine Anomalie, und eigentlich garnicht vorgesehen. Und gewiss werden solche Inhalte auch garnicht gesucht, widerfahren den Glaubenden eher im Rahmen ihrer thematisch völlig auf vorsichtige Besserung ihrer Lebens- und Reproduktionsverhältnisse eingeschrännkten Forschungs- und Fortschritts-Tätigkeit.
Insofern die (Um)Gestaltung von traditionaler Lebenswelt ebenso wie Glaubenssystem von dieser Zuweisung unvorhergesehener Erfahrungen zu einem der beiden Bereiche abhängt, kann sie eben als dadurch BEDINGT angesehen werden, genauer: bedingt durch die thematische Auftrennung des gesamten Wissens, als interpretationsbedürftig im Sinne eines der beiden Gross-Systeme, des diesseitigen oder transzendenten; bedingt durch das, was je davon schon da ist (und damit seine Umgestaltung ermöglicht (im Fall der Praxis) oder, als Anpassung, erzwingt (im Fall des Glaubens). Beides zusammen ist ein bedingt-HINREICHENDES, zu dem fallweise (durch es) bedingt-Notwendiges, für-es-Notwendiges, hinzugefunden wird, aber passiv (oder bestenfalls im Zuge eng umschriebener technischer Entwicklungen, die auf einzelne Korrekturen und Produktivitäts-Erhöhungen von Praktiken der traditionalen Lebensform zielen). Es ist KEIN ABSOLUT-HINREICHENDES: Denn das hiesse: Bestimmtes (Ausdrückbares, Benennbares) wäre durch das Bestehen dieses Hinreichenden ausgeschlossen, kann nicht noch zu ihm hinzutreten; die Bestimmung dessen, was geglaubt wird, und was (dadurch) in der Welt kategorisch und in jedem Fall zu unterstellen ist, ist VOLLSTÄNDIG, und könnte nur noch durch ABÄNDERUNG an einer Stelle variiert werden, nicht aber durch ERGÄNZUNG. Genau das ist weder beim Glauben noch beim (von ihm halb und halb abhängigen: es muss mit dem Glauben vereinbar sein, er mit ihm) traditionalen Leben der Fall, BEIDE Variations-Modi können eintreten. Alles Notwendige aber ist nur ein (und NUR EIN) FÜR solches Hinreichende Notwendiges; also nicht einmal DAS für das bedingt-Hinreichende Notwendige: Unterbliebe es, oder unterliesse man es, fiele das bedingt-Hinreichende aus – es sei denn, ein ANDERES Notwendiges tritt subsidiär ein oder wird stattdessen unternommen. „Bedingtheit“ des bedingt-Hinreichenden könnte dann darin bestehen, dass diese Beziehung zwischen diesem Hinreichenden und „seinen“ Notwendigen unterminiert wird, plötzlich ganz andere Bedingungen herrschen, die man erst einmal herausfinden müsste (dass das so ist, kann nur wieder daran bemerkt werden, dass zwischenzeitliche Ausfälle oder Unterbrechungen des sonst Üblichen nicht mit Ausbleiben von bekannt Notwendigem erklärt werden können).
(Die Begriffszusammenhänge (Kategorien) hinter dem so Angedeuteten lassen sich leicht an allgemein bekannten Verläufen im Zusammenhang mit Gesundheit und Krankheit oder Befindensschwankungen verdeutlichen.)

40.
Die scheinbar abstrakten logischen Bestimmungen, notwendig, hinreichend, bedingt, lesen sich bei näherem Zusehen also im Falle RELs als sehr konkret praktische Erwartungen – hypothetische Erwartungen, freilich – die sich in entsprechenden Handlungsweisen niederschlagen:
„Hinreichend“ ist das Tun des bekanntermassen für die traditionale Lebenswelt Notwendigen, zusammen mit der (hypothetischen) Erwartung, das werde ausreichen; hinreichend bestimmt ist im jeweiligen Moment zugleich der Glaube. Für ihn ist im Prinzip kein äusserliches, höchstens kognitives (und dies unterstützendes rituelles) Tun erforderlich.
Bedingt ist das alles, weil es sich ändern könnte, auf beide der im letzten Abs genannten Weisen: Ausdifferenzierendes, oder schlicht bis dahin noch nicht Bekanntes mag einfach dazukommen; oder Bekanntes sich neu gestalten und anders als bislang, aber ebenso zuverlässig, ohne wesentliche Abänderung des Ganzen, praktiziert werden.
Dabei bleibt selbst im Falle von katastrophalen Umbrüchen und Neu-Einrichtungen der Lebensform die KATEGORIE traditional-routiniert (und allenfalls punktuell je und je zu verbessern) intakt: Die einzelne Katastrophe wirft insofern nicht unbedingt Glaubenszweifel auf. Aber so, wie die praktische Katastrophe die KATEGORIE der neu einzurichtenden Lebensform (die dann wieder gut funktionierende Tradition werden kann) intakt lässt, so der Zweifel die KATEGORIE des sinnvollerweise zu Glaubenden: Der Zweifel schickt einen nur auf die Suche danach; selbst wenn nichts gefunden wird (und man insofern vorläufig ratlos ist und VERzweifelt), ist am Sinn des Glaubens selbst nichts zweifelhaft. (Diese Feinheit begründet die Möglichkeit für RELigiös Gläubige und Nach-RELigiös Ungläubige, mit bezug auf DAS Glauben ständig aneinandervorbeizureden.)
Da die Reihe der Bedingungen nie abbrechen kann, und sich nie in diesem Denken eine Grenze abzeichnet, die auch einmal zum Sich-Erschöpfen von (Denk)Möglichkeiten führt („the possibilities are infinite“ könnte als Slogan jede religiöse Denkform in dieser Hinsicht schlagend zusammenfassen) –  es gibt eben kein wirklich, absolut Hinreichendes – gibt es weder von seiten der „infiniten“ Lebensformen-Reihe noch der erst recht nicht finiten Glaubensinhalts-Reihe einen Grund, wie durch erschöpfendes Abarbeiten von Inhalten die REL Optimalhypothese je erschüttert, die Mangelhaftigkeit der involvierten beiden Hauptkategorien je durch eine erlebbare Anschauung aufgedeckt werden könnte. Und doch gibt es sie. Bloss liegt sie auf einem ganz anderen Gebiet.
Um dieses Gebiet zu erschliessen, muss man zurückgehen auf den formellen Ablauf, von dem behauptet wurde, dass er im Falle aller drei Spalten, also im Durchgang durch Versuche, eine grundlegende Aporie im Zusammenhang mit der jeweiligen „Leitkategorie“ zu lösen, sich wiederholen wird: Es ist der, der in der 2.Ergänzung oben skizziert wurde.
Dieser Ablauf besagt etwa:
Die naiv betätigte Leit-Kategorie wird gegen erste Beschädigung (das unter sie subsumierte ist bereits beschädigt) durch Vergesellschaftung gerettet; dann doch beschädigt, und ist ab dann nur noch in ihrer vergesellschafteten Form zu halten (3.Standpunkt); selbst die geht verloren, und die nächsthöhere Kategorie, „recht verstanden“, übernimmt es, die ihr subsumierte und für sich genommen irreparabel beschädigte und beschädigende Leitkategorie doch noch als haltbar zu erweisen.
Im Falle von REL heisst das (teilweise wird das hier nicht bewiesen, sondern erst einmal behauptet, für Details sind die Ausführungen über REL als Lernregel im Anschluss an „Normalität“ abzuwarten):
Die wechselseitige Subsumtion der traditionalen Form der Andern unter die eigene Glaubens-Überzeugung (die Erklärung ihrer Andersartigkeit im Rahmen dieser Glaubensüberzeugung – nämlich als weitere Manifestation des Best-Denkbaren bis auf weiteres) führt bestenfalls zur indifferenten Toleranz gegeneinander, zum Sich-Voreinander-Zurückziehen und Sich-wechselseitig-in-Ruhe-Lassen; also zur Ent-Sozialisierung, Rückzug in kleine und kleinste Gruppen. (Nur unter günstigen BEDINGUNGEN geschieht dies nicht – relativ homogene Bevölkerungen mit flachen Hierarchien, homogene Lebensumstände – aber wo findet man die?)
Die Vereinbarkeit der individuellen Lebensform mit der aller andern ohne Rückzug, sondern als Kooperative, so als WÄRE man, ohne dass es der Fall ist, durch eine gemeinsame Glaubensüberzeugung und Lebensform verbunden, wird hergestellt durch die sehr REL-gemässe (nämlich bis zur Widerlegung Optimal-zu-Erwartendes hinsichtlich der Individualitäten (! Leitkategorie in REL!) hypothetisch zu unterstellende) Kategorie TAUSCH und Markt als universelles Vergesellschaftungsmittel für Pläne, die konkret garnicht mehr verabredet und abgesprochen werden müssen: Abstimmung, Koordination, Vereinbarkeit der Pläne aller mit allen andern auf Dauer wird sich zwanglos herstellen. Es können also alle auf ihren Plänen beharren. – Genau das geht dann verloren, wenn die Rahmenbedingungen für die Ermöglichung des Tauschs (zB Verhinderung von Monopolen) in Widerspruch treten zu den Einzel-Vorhaben der Marktteilnehmer; die müssen definitiv auf einzelne oder eine Mehrzahl ihrer Tauschpläne verzichten, um überhaupt weiter tauschen (kaufen und verkaufen) zu können. Aber selbst diese relativierte Freiheit wird ihnen noch genommen: Indem die Bedingung der Möglichkeit von Markt geknüpft wird an die zwanglose und reale GLEICHHEIT der Ausgangsbedingungen; jeder soll von seiner ABWEICHUNG von den andern und seiner Besonderheit erst einmal absehen und sich ganz auf den Standpunkt der VERGLEICHBARKEIT aller mit allen (ihn selbst nur als einen unter diesen) stellen – als allgemeiner Bedingung dafür, dass dann Besonderes überaupt erst beginnt. Wieviel davon noch übrig ist, bei irgendeinem der potentiellen Marktteilnehmer, ist offen.
Und inwiefern ist hier dem allgemeinen Verlaufsschema der 2.Ergänzung im Abs 37 Genüge getan?
In der Gleichheit der Einsicht in die Notwendigkeit ihrer aller Vergleichbarkeit wird den potentiellen Marktteilnehmern eine Abstraktionsleistung von ihrer Besonderheit abverlangt, die deren Aufgabe gleichkommt: Denn nicht nur geht es hier um ihre Begründungsweise (Mentalität) überhaupt, deren allgemeine Gestalt festzustellen wäre; sondern um diese Begründungsweise, sofern sie sich mit dem Person-Begriff und ihrer Vorstellung von Personalität verbunden hat: Marktteilnehmer wie jeder andre sein, heisst, sich als BESONDERE Person zu den andern als BESONDEREN Personen zu verhalten, genau so, wie man in REL eben das Besondere-Personsein denkt.
Wie denkt man es denn?

41.
Die Selbstbestimmung RELs ist natürlich NICHT der Hauptinhalt dessen, was dort für generell bestimmungs-bedürftig gehalten wird (Glaube, traditionale im Sinn von: tradierwürdige Lebensform unter ihm); eher ist sie ein Nebenprodukt dieser Hauptbestimmungen, und, wie immer wieder hier gegen REL eingewandt wurde, ein höchst mangelhaftes. Aber hier geht es darum zu sagen, worin dieser Mangel besteht. Dazu muss auf die REL zugeschriebene und dort durchaus bewusst verfügbare Hierarchie der mentalen Prädikate, zugleich der Begründungs-Ebenen, zurückgegriffen werden: Denn aus allen inneren Zuständen, kognitiven zumal, aus und mit denen auch unter REL (und erst dort, und nicht schon unter OPP) eine Handlungsweise begründet wird, entnehmen die REL Bildner ihrer Glaubensüberzeugungen die Kategorien (und deren Konkretisierungen, in Anpassung an spezielle Erfahrungsverläufe, die diese wiederkehrenden konkretisierenden Anpassungen erzwingen), mit denen sie hypothetische Optimalität denken als unbestimmt-wie (bis zum Beweis des Gegenteils), in jedem Falle aber bis zur (leider nur unbestimmt) maximalen Optimalität und Exzellenz („Allwissen“, „Allmacht“, „fundamentale Ausgeglichenheit“, „Zweckmässigkeit von ALLEM“ usw) steigerbare „Geist-haftigkeit“ in und hinter der Welt (diese unmittelbar bestimmend und gestaltend). Die Kategorien der 5 Stufen sind die des Bewusstseins oder Geistes, dessen und deren Exzellenz alle Glaubensüberzeugungen im Kern ausmacht:
Denken (von Sinngrenzen und notwendigen Begriffen= Kategorien und deren logische Verbindung(smöglichkeit)en überhaupt; Rel-Glaubens-Kategorie, die dem entspricht, wäre Gott als Rahmen für alles setzende Intelligenz, Sinn-machender Welt-Schöpfer, Inbegriff aller (überhaupt Sinn machenden) Prädikate und Möglichkeiten (die zugleich die Welt hervorbringen, wie sie ist), Gedachtwerden der Welt als identisch mit Weltentstehung: Inhalt aller metaphysischen Systeme östlich wie westlich);
Lernen (Versuchs)Ziele angesichts gegebner Erfahrung festlegen oder anders ausgedrückt: Anwenden dieser Kategorien auf gegebne Erfahrung: Erfahrungsverwertung, Konstruktion der Reihe nächst-bester Experimente unter den noch nicht widerlegten; die zugehörige REL Kategorie ist: Gott und Götter, Wille von Göttern, die Weltverläufe speziell );
Planen (des Vollzugs dieser Experimente im Rahmen hypothetisch gültiger vorläufiger Erwartungen hinsichtlich bekannter konkreter Risiken und Chancen in den Umgebungen, und zu den Zeiten, in denen wir diese Version der Experimente machen: Umsetzung des (Versuchs)Ziels in einer Reihe von Zwecken und möglichen Alternativen; die REL Kategorie, die dieser Stufe entspricht, wäre zB Zweckmässigkeit, die sich in und hinter der Welt geltend macht);
Sich-Befinden („Situiert-Sein“) und Handeln: umsichtiges Plan-Umsetzen (Vor-Handlungen und nachfolgend zu absolvierende beachten unter Berücksichtigung kontingenter Nebenumstände des Handelns in und ausserhalb unserer leiblichen Handlungs-Bedingungen: Kraft, behindert/gefördert-werden, Reserven haben, Gefahr, schädliche und nützliche Nebenfolgen usw) (REL-Kategorie sind alle emotions- und handlungs-beeinflussungs-fähigen und motiv-artigen Kategorien, die in und hinter den Weltprozessen am Werk gesehen werden, und in Gestalt von aktuell wirksamen Sympathien, Antipathien, Umschlags- und Übergangstendenzen, etwa astrologie- oder andere Weltzustandsprüfungs-Systeme (Yi Jing)) ermittelt werden können)
Wissen (das dafür benötigt wird) (REL-Kategorie: versteckte Botschaften an und in den Dingen, die auf ihre Schädlichkeit oder Nützlichkeit verweisen, Signaturenlehre und vergleichbare): das ist auch die Kategorie des Sich-Besinnens, Aufmerksamseins-auf, Arbeitens mit seinen praktisch relevanten Begriffen, und zur Not Suchens, Versuchens usw was zum unmittelbaren Handlungsvollzug noch fehlt (im fundamentalsten Fall einfach das: an die richtige Stelle sehen, seine Wahrnehmung richten und das nötige Wissen über die Umgebung zusammenbekommen). .
In dieses grosse und überaus gute Welt-Drama weiss sich der REL Gläubige mit seinem traditionalen (wie oben gedeutet als traditionswürdigen) Lebensstil eingebettet. Über diesen Stil (die Reproduktionsweise und alles andre, das dazugehört) kann er durchaus Auskunft und Rechenschaft geben, also ihn begründen, und sich die Gründe für das SO-Handeln auch durchaus selber zuschreiben (wäre jenes anders, würde diesunddies anders gemacht, eingerichtet werden  usw)
Dabei ist garnicht so sehr entscheidend, ob oder ob nicht er sich (oder auch jemand seinesgleichen) als Urheber des „bedingt-Hinreichenden“ in diesem offenkundig bis auf weiteres funktionierenden Lebensstil ansieht (oder als Finder und Erfinder von „daFÜR bedingt-Notwendigem“); sondern, dass dies alles überstiegen, umgeben, umschlossen ist von etwas, das auf – wenn auch unbestimmte Weise – „ebenso“ (nämlich als Resultat von Denken, Lernen, Planen, Sich-Befinden, Sich-Orientier(thab)en) zustandegekommen ist und DESHALB da ist, und die Welt da draussen, wo sie von uns und unserem Tun nicht offenkundig direkt abhängt, füllt, erfüllt, durchherrscht: Sie ist darum sinnvoll, so wie sie ist, und WEIL sie sinnvoll ist, ist sie auch SO. Falls zweifelhaft ist, WIE sie das sein kann, muss darauf, durch Neu-Interpretation des und Neu-Näherbestimmung der Glaubensüberzeugungen, geantwortet werden.
Aber dies Selbst und seine unbestimmten Fragmente, wie sie in den Glaubensüberzeugungen näher bestimmt werden (als Quelle von Da- und vor allem So-Sein der Welt, wie sie ist – soweit man sie kennt, und hypothetisch auch, soweit man sie nicht kennt – ) mag von den REL Gläubigen als absolutes, durch nichts sonst bedingtes gedacht werden – HINREICHEND ist an ihm NICHTS, denn seine Grenzen sind, in aller Optimalität und Exzellenz der jeweiligen mentalen Kategorie, die ihm (unbestimmt wie, bis auf weiteres) zugeschrieben wird, unbestimmt: Es ist absolut unklar, wann etwas NICHT unter sein So-Sein und Wirken fallen würde – die Welt KANN garnicht anders als sinnvoll sein, was Sinnlosigkeit WÄRE, wird nicht einmal gedacht.

42.
Mit der Konsequenz, dass noch nicht einmal genau klar ist, wann und welche Bestimmungen andere Bestimmungen ausschliessen, und nicht miteinander vereinbar sind; wann also, etwa, etwas NICHT der Fall sein darf, weil anderes schon da ist und behauptet wurde: Nie ist etwas endgültig ausgeschlossen. Auf die Weise kommt in alle Äusserungen RELs etwas „bloss Vorläufiges, bis auf weiteres Gültiges“ herein; die Färbung des angenehm zurückgenommen-Vorsichtigen, die alles Denken, Reden, Planen und Handeln von REL Personen annimmt, läuft an ihren Grenzen auf fürchterliche Unbestimmtheit und Unverbindlichkeit hinaus – was freilich massiv verdeckt wird durch das doch recht materialreiche Reden über den eigenen Glauben, und das nicht zu bestreitende Funktionieren der traditionalen Praxis.
Unbestimmtheit kommt in diese Art des Ableitens und Begründens von beiden beteiligten Seiten herein: das Hinreichende der Praxis ist ein nur bedingtes, das Absolute des Glaubens ist ein nie abschliessend und hinreichend Bestimmtes. Wo aber kein Hinreichendes, da (erst recht) kein absolut Dafür-Notwendiges. Man sieht schon, dass es genau diese beiden sehr fundamentalen Kategorien sind, oder besser: diese grundlegenden Eigenschaften seiner Basis-Kategorien, durch die MOD dem REL-Begründen überlegen ist und sich auszeichnet. Wohingegen das mittlere Bedingt-Hinreichende und Dafür-Bedingt-Notwendige ihnen beiden gemeinsam ist. OPP, man erinnert sich, hatte nur Bedingtes und durch neu hinzukommende Umstände Veränderliches, zusammen mit einer Regel, wann solche Änderungen am Platz sind; selbst die war freilich noch veränderlich: Ob etwas hinreichend war oder bloss notwendig, hing von immer weiter abzuwartenden Bedingungen ab, die sich wieder und wieder mit weiter wachsender Erfahrung ändern konnten.
Wie man aus der Anmerkung oben nach dem ersten Drittel des Abs 21 erkennt, gehen die Modal-Bestimmungen der Begründungsweise über auf das Selbst: Das Selbst ist so bestimmt, wie sein Begründen (und daraus folgend, Handeln angesichts gegebner Erfahrungsstände); es ist die begründende Instanz.
(1) So ist das REL Selbst bedingt-hinreichend bestimmt im Umgang mit seiner traditionalen Praxis (und sein Tun darin ist das EINES der daFÜR Nötigen, es könnte auch anderes Nötiges tun, und danach suchen – Varianten, mit denen es diese seine bedingte Praxis, die es vorläufig reproduziert, optimieren könnte. – NB: Was ist eigentlich Optimieren? Nötig? Hinreichend? Tun eines Förderlichen (aber eben NICHT hinreichenden…)… – was ist es – hinreichend? nötig? Hier sieht man die Verschärfung der Bedingungen, die stattfindet im Übergang weg vom Umgang mit blossen (eventuell günstigen, günstigeren, ungünstigeren…) Bedingungen, und eben Hinreichendem und Notwendigem; in das Tun dieses Hinreichenden und Notwendigen ist das Selbst endlich auch GANZ investiert, und deren Bestimmung schlägt dann auch durch und zurück auf es).
(2) Das Nächste ist, dass das REL Selbst natürlich AUCH der Urheber, Erfinder, Konstrukteur, Erprober, Bewerter, übrigens auch Verbesserer seiner traditionalen Lebensform ist. Insofern deren Abwandlung und grundsätzliche Abwandelbarkeit oder gar Ersetzbarkeit durch ganz Andres allem Tun IN einer gegebnen Lebensform vorausgeht (all dies Abwandeln und Sich-Verhalten zu Möglichkeiten, denkbaren oder erfahrenen wäre ja das eigentliche Umgehen mit der Tatsache der Bedingtheit der gegenwärtigen traditionalen Lebensform), wäre dies Sich-Verhalten und seine Prinzipien zu bestimmen ud auszuloten das sehr viel Grundlegendere, und am Ende womöglich wirklich Hinreichende. (So geschieht es durchaus in MOD.) Aber das REL Selbst VERGISST immer wieder diese Bildungs- und Krisen-Phasen, als existierte es in ihnen garnicht; mag sein, dass sein immerfort intakter Glaube (wenn er es denn ist) ihm um so besser darüber hinweg hilft. Aber sowohl die Glaubenskrise also auch die Krise seiner Reproduktion, die es zu massiven Eingriffen und Neu-Gestaltungen nötigt, erscheinen ihm selbst wie pure Anomalien, die es blind durchsteht und auf die es am besten nicht mehr zurückkommt. Nicht, dass es garnicht mit ihnen rechnet, genau das zu tun, macht ja vielmehr seine (und die aller Standpunkte, die nach ihm kommen) Überlegenheit über OPP aus; aber die Krise scheint auch nicht mehr zu sein als Krise, aus ihr kann REL nichts lernen, nur sich daraus herausarbeiten und ihr entkommen.
(3) Drittes Element einer möglichen, aber ausbleibenden Selbst-Bestimmung ist der Glaube, in den soviel Personales, an sich dem REL-Selbst überaus Geläufiges einfliesst – es bestreitet ja die Konstruktion dieser seiner Optimalhypothese ausschliesslich mit personalen (wenn auch in ihrer Verwendung, in diesem Kontext, unbestimmt gelassenen) Kategorien. Da könnte es sich also mit dem andern, soviel grösseren Selbst, das es da in und hinter der Welt bis auf weitres unterstellt, VERGLEICHEN; aber dieser Vergleich bleibt aus – die Benennung des GEMEINSAMEN bleibt aus; das transzendente Selbst ist nun mal das gänzlich unbegreifliche (sehr viel mehr muss man kaum je darüber sagen, bzw je weniger man sagt, um so besser; je weniger Bedarf nach Präzisierungen entsteht, der Glaubenskrisen anzeigt, um so besser…); das immanene gegenwärtige Selbst oder die Selbste der REL Glaubenden sind nur das überstiegene, ES das (soweit REL sich überhaupt bestimmt) Bekannte, jene(s) das Übersteigende, wohin, ist nicht klar. So fragt REL auch nie: Inwieweit er sich denn selbst übersteigen, überbieten, was er denn mehr werden könnte; und wo SEINE Grenzen liegen. DAS wären Sinngrenzen, (Un)Möglichkeitsgrenzen (aufgrund von einzuhaltenden Sinnbedingungen) – generell: Hinreichend-Notwendiges Material; von solcherlei Bestimmungen ist REL um mindestens ein, zwei Epochen-Übergänge entfernt. VORLÄUFIG ist doch alles gut, wird alles gut, und hinreichend; Krise bedeutet: dies Vorläufige geht verloren, im besten Fall wird es wieder hergestellt, was will man dann noch? So ist der Glaube nichts weniger als Quelle für weitergehende Selbst-Bestimmungen RELs; wäre er es, wäre es mit dem Glauben schnell vorbei.
(4) Noch einmal eine ganz andre Frage wäre, viertens: Ob REL nicht noch etwas über sich erschliessen (oder umgekehrt, sich aufgrund dessen bestimmen) könnte, dadurch dass er doch seinen Glauben (er mag noch so sehr ihm von aussen angeboten worden sein, als Offenbarung gleich welcher Art) eigenständig prüfen und für gut befinde muss; andernfalls befände er sich in einer Glaubenskrise. Nur leider ist es mit der nicht besser bestellt als mit der Lebensform: Ist sie überstanden, sind die ZWEIFEL, die REL zu durchleiden hatte, vergessen, der Normalzustand aus seiner Sicht wieder hergestellt. Wie es kommt, dass man Anlass zum Zweifeln haben konnte, und was einen jetzt davor schützt, wird auf eine verblüffend schlichte Art beantwortet: Weil man eben DIESEN seinen jetzigen und besten Glauben nicht hatte – weil man die Position des Best-Denkbaren, des Optimums, mit falschen Inhalten besetzte; also selber schuld. Und was ist das Best-Denkbare? Nun eben: dieses. Das je Letzte. Verum (unum verum bonum), also Optimum index sui, man sieht es doch von selbst, dass es anders nicht sein kann (quo maius sive melius nil cogitur, grösseres, besseres ist nicht zu denken).

43.
Es bleibt die Aufgabe, zu sagen, wo REL im Bezug auf die andern, mittlerweile eingeführten Kategorien steht, mit deren Hilfe ich Vergleiche zwischen den drei Spalten der 3×3 Tabelle anzustellen versuche.
In seiner Lebensform (gesellschaftlich gedachte, also als gemeinsamer Besitz einer Gesellschaft gedachte Individualität) fügt REL durchaus Kernselbst KS und Bekanntes (Umgang damit ist bekanntlich Gegenstand des Prinzips RU1) wie Rest-Unbekanntes RU (bzw den Umgang damit: RU2) zu einem Erweiterten Selbst ES, einer versuchten Reproduktion (einer nach bestimmten Regeln selektierten oder konstruierten, sodass sie aufgrund dieser Regeln als vorläufig, bis auf weiteres besser nicht denkbare gedacht werden kann).
(Für RU hat er an Glauben und Tradition zwei Relevanz-Systeme, die ihm erlauben, drei Kategorien zu bilden: (i) was für den Glauben eine Herausforderung darstellt und ihn zu Anpassungen zwingt (ihn in Glaubenszweifel stürzt), (ii) was sich als nützlich oder bedrohlich für die Tradition erweist und geprüft werden sollte (verwertet im Fall des Nützlichen, abgewehrt im Fall des Schädlichen); (iii) der riesige Bereich des Indifferenten, das ihn nichts angeht und nicht intereessieren braucht (vom harten REL-Standpunkt aus gesprochen: nicht interessieren sollte (nicht ohne Not, wie in i und ii beschrieben); es gibt im REL -Leben immer genug besseres anderes zu tun als sich ausgerechnet DARUM zu kümmern).
In einem gewissen Sinn, und mit einem halb sarkastischen Unterton gesagt, gelingt es REL sogar, KS und (unbestimmt wieviel da noch ist) gesamtes Restunbekanntes in seinen Glaubensaussagen zusammenzubringen, die vom Glauben aus verstandene (interpretierte, interpretierbare) Welt als Ganze ist ein riesiges erweitertes Selbst: perfekt aufgestellt, optimal eingerichtet, nicht mehr verbesserungsbedürftig: gut so, wie es ist, um nicht zu sagen: im Bestzustand; die Quasi-Optimalversion der Karikatur eines Bestdenkbaren, das eine Person je werden könnte – die sich dann allerdings nur noch mit sich selbst beschäftigt, da sie, nach dem Gelingen aller Optimierungen (oder deren Vorab-Festehen), kein wirkliches Aussen und keine verbleibende Aufgabe hat, und nur noch Varianten ihrer selbst durchspielt…
Aber dies Selbst, dem ausser den in immer erneuten Beteuerungen, Beschwörungen, Bekenntnissen zugesprochenen Allgemeinst-Qualitäten wie best-möglich, ALLes durchherrschend, ALLes bestimmend (erschaffen habend, oder ausmachend), kaum weitere Bestimmungen anhaften (ausser jenen, die sich die jeweilige REL Glaubensüberzeugung nach jeder Glaubenskrise hat als Präzisierung und Zugeständnis ans Sinnbedürfnis und die Notwendigkeit, Freiräume fürs Eigene zu behalten, hat abringen lassen, in Wahrheit selber abgerungen hat), ist eben in seiner Unbestimmtheit und Selbstbezogenheit garkeines, alle wirklichen Selbst- und Handlungs-Kategorien haben an ihm in Wahrheit keinen Angriffspunkt.
REL denkt diese Kategorien, die Hierarchie, die sie bilden: Denken, Lernen, Planen, Planumsetzen, (dafür) nützliches Wissen-Erwerben weder in ihrer Allgemeinheit (sondern immer nur in speziellen Ausprägungen, da wo er Bedarf danach hat, wo etwas davon in seiner bornierten Tradition vorkommt; und es wird ja wohl etwas davon vorkommen, wenn auch nicht mit sehr viel Varianten: Begriffe, Hypothesen, Pläne, Handlungen, dafür nützliche und tatsächlich erworbene Kompetenzen (schon darum, da diese Handlungen sich unendlich wiederholen, die Pläne eigentlich eher zirkelhaft in sich zurückmündende Reproduktions-Verfahren sind, die Fortschritte wesentlich auf Probieren, Optimieren, und Zufallserkenntnisse hinauslaufen); noch denkt er sie in ihrem systematisch-LOGISCHEN ZUSAMMENHANG UNTEREINANDER. Und selbst wenn er es tut, geht er nie oder stösst er auch nur je in diesen Hierarchien einmal konsequent an die Grenzen: bei den Begriffen würde er da die Sinngrenze erreichen (und sie, mit sich als einziger Quelle der Bestimmung, unmittelbar verbinden, dh mit der Frage seiner absolut-hinreichenden Selbstbestimmung); beim nützlichen Wissen die Frage nach den notwendigen Bedingungen dessen, wovon er schon weiss, und den notwendig-hinreichenden, schliesslich den absolut-notwendigen (Elementen) für alles; damit würde er in den Kategorien-Bestand von MOD hinübergehen (dem dann freilich die Verbindung von absolut Notwendigem und absolut Hinreichendem fehlt: das Verbindende beider, das (teil-)Notwendig-Hinreichende des Erweiterten Selbst der MODerne, der immer wieder erneute aber prekäre Zusammenschluss von Techniken und Reproduktionsanforderungen, bleibt BEDINGT (nicht-absolut) (durch die sich ständig erweiternden Wissensbestände der Forschung, die veränderten Sinnbedürfnisse, die die letzte Anpassung erzeugt oder hat aufklaffen lassen usw.)
Zentrale Aussage über RELs Reife-Niveau, was Kategorienbildung anlangt, bleibt: Wo er Hinreichendes hat (seine Tradition als Variante einer funktionierenden, Bestand-habenden Tradition überhaupt), da ist es bedingt (nur eins unter vielen seinesgleichen, und selbst sie liefern, bei Fortsetzung der Reihe, auf DIESEN Grundlagen (der Begriff der „funktionierenden Reproduktion WESSEN?“) keinen Begriff eines unbedingt-Hinreichenden ((erst die Antwort auf die Frage „wessen“ würde den Begriff der Bestand-habenden Tradition und Reproduktion zum hinreichenden machen). Wo aber REL Unbedingtes sagen will (seine Glaubensaussgen), da ist nichts hinreichend (so sehr er es auch beteuert).
Die traditionale Lebensform hat keinen Bedarf, verbessert zu werden, aller technische Fortschritt in ihr hat den Charakter der (unwesentlichen, höchstens erwünschten) Optimierung eines an sich schon Guten. A fortiori gilt das von der Glaubensüberzeugung und ihrem Inhalt: Die Welt, von der sie handelt und die diesen Inhalt bildet, ist an sich gut und kann so bleiben (selbst wenn sie, eine Idee, die dem REL Denken an sich relativ fremd ist, und wohl erst von MOD an es herangetragen wird, sich vervollkommnen sollte, trägt sie die Keime dieses Perfektionierungsprozesses vollstänidg bereits in sich, sie entfalten sich allenfalls noch; alles ist schon gut und richtig und sinnvoll bestimmt – wie auch immer). Man kann den guten und richtigen Glauben verfehlen, das stellt man rückblickend immer wieder einmal fest (nachdem es offensichtlich geworden ist und man darauf aufmerksam wurde): spätestens dann aber kommen Glauben und geglaubte gute und sinnvoll eingerichtete Welt darin zusammen, dass sie so bleiben können, weil so, wie sie sind, optimal gut und sinnvoll (und DARUM so, wie sie sind).
Zeit kommt darum in einem REL Weltbild nicht wirklich vor; keine zu erfüllende Zeit, Fortschrittszeit.
Die Kategorienhierarchie, für die Bestimmungen wesentlich erachtet werden, endet daher mit der vergesellschafteten Individualität: Individualität, die alle verbindet und die allgemeine (nämlich traditionale Lebensform unter dem geeinsamen, nämlich DIESEM Glauben) geworden ist.

Anm.Man begreift die schier ungeheuerliche Gelassenheit, zu der zumindest das intakte REL-Weltbild (jenseits von Glaubenskrisen und Zusammenbruch der Lebensform) rein aus kognitiven Gründen befähigt: Was immer in einem REL LEBENSENTWURF (sofern diese Kategorie REL nicht schon zuviel Aktivität unterstellt) stattfindet, ist nicht notwendig, sondern spielerische Zutat, Optimierung einer Welt, die schon für sich gut genug ist für alles, was Not tut: In ihr gibt es keine Pflicht, bloss noch Kür.
(Das ändert sich natürlich bei allfälligen Krisen, also wenn sich die Bedingungen ändern; dann nimmt RELs Gelassenheit schnell auch heroische Züge an…)
Ähnliches gilt für RELs Konzept des KS über die Zeit: Die Gruppe mit gleicher Individualität, der er sich zugehörig fühlt, mag an Einzelpersonen in der Zeit zu- oder abnehmen, dies oder jenes Schicksal durchlaufen – all diese Wechsel tangieren letztlich das REL-Konzept der das zu reproduzierende KS ausmachenden Gruppe der Gleich-Gläubigen, seine Lebensform, auf Basis geteilter Individualität (der Regel des Umgangs mit hinzukommender Erfahrung), nicht. Dass diese Individualität nur bedingt gültig ist, und auch anders ausfallen kann, fällt dem Besitzer einer einzelnen solchen, oder gleich seiner Gruppe, erst auf, wenn sie auf ihresgleichen, Gläubige stossen, die andern Bedingungen unterlagen und sich aufgrund von anderm zu etwas ansonsten ganz Gleichem entwickelten, das dennoch mit dem ihren unvereinbar ist: Die Lebensformen sind nicht geteilt, die Konfessionen sind verschieden… Dass man dennoch zusammenleben kann, als WÜRDE man teilen: das ist die grosse Errungenschaft des 2.STANDPUNKTES der REL-Spalte, des Tausch- und Marktdenkens. (Dass sich auch angesichts massivster Erfahrungszuwächse an der Selbigkeit der Individualität nichts ändern muss, bzw Brüche nicht als solche erfahren (tradiert) werden, wurde schon oben angesprochen: die Krisen und Übergänge werden vergessen; der Mangel ist, spätestens im Rückblick, erklärbar, und wäre im Prinzip vermeidbar gewesen – man hätte ja schon damals das richtige glauben können, es war ein schlichter Fehlgriff, der nun Gottseidank bereinigt ist; man muss nicht mehr darauf zurückkommen. Insofern gehört eben auch der Begriff der Geschichte REL nicht an, höchstens als ein Inbegriff, ein Reigen erzählbarer Geschichten, mit dem chronologischen Verlauf als äusserlichem Ablaufsmuster und Kompositionsprinzip; so wie man erzählen muss, eins nach dem andern WAR es eben auch: eins nach dem andern… kaum je: WEGEN des andern… und wohl nie: nicht, weil jenes noch nicht da war und (verständlicherweise) nicht dasein KONNTE (Erklärung eines korrekturbedürftigen Mangels aus dem Nochnichtwissen eines zu dessen Behebung notwendig zu wissenden).
(Nur immer wieder das triviale: Das Schlechtere bestand darin, das später nachfolgende Bessere nicht gedacht, erfunden zu haben… Es wäre möglich gewesen, nichts erkennbar Hinderliches behinderte das Finden und Erfinden… Hier sieht man, warum Talent und Findigkeit in der Markt-Ökonomie, die sich hier mit genuin REL-artigen Praxis-Kategorien vereint, so wichtig werden als Tugenden.. Tugenden, die sein können oder auch nicht, und immer nur einen fakultativen, wenn auch erwünschten Zuwachs bringen: Nicht notwendig, nicht hinreichend (ein differentes, das weder hinreichend noch notwendig ist: eben bedingt-solches), aber – schön und gut… Und solches wird dann getauscht, mit für „gleichwert“ gehaltenem Seinesgleichen…)

44.
Jetzt geht es darum, die Bewegung der jeweiligen „Leitkategorien“ im Verlauf der Spalte von OPP, REL, MOD zu betrachten, und die Spalten mit Blick auf diese Bewegung zu vergleichen.
Ganz oben steht die Kategorie „Person“ (Personalität: was es heisst, eine Person zu sein; Inbegriff dessen, was eine(n als) Person ausmacht, und allen Personen als solchen gemeinsam ist, unabhängig von allen Unterschieden zwischen ihnen).
Diese Kategorie besitzen selbstverständlich bereits alle, die auf OPP Niveau denken und Begriffe bilden, planen und lernen, schliessen und begründen.
Allerdings besitzen sie diese Kategorie nur in einer äusserst reduzierten Form; das absolute Minimum dürfte sein: Person ist, mit wem man überhaupt sprechen kann (und sei es auch, dass man ihm drohen, befehlen, den eignen Willen und die eigenen Gründe, Absichten und Forderungen erklären, und seine erfahren kann, also etwa im Krieg mit ihm verhandeln kann). Umgekehrt ist „Mit dir/euch/denen kann man nicht sprechen“ ein (wenn auch paradoxer) Ausdruck des Zweifels an dieser Basis-Qualität, die bei allen Personen als solchen anzutreffen ist, und der von da aus möglicherweise der Rang eines NOTWENDIGEN Person-Merkmals zukommt.
Die Frage, was man von solchen, die immerhin sprechen können, sonst noch erwarten darf, beschäftigt das politische Denken in der OPP-Spalte durch alle Zeilen hindurch (vor allem die Frage, wie man es erklären soll, dass den eigenen berechtigten und/oder begründeten Forderungen, also sagen wir gleich: den eigenen Gründen, nicht zugestimmt, und sie nicht überzeugend gefunden werden: und man das geradezu sicher erwarten darf, so wie man die ANDERN einschätzt. Was die Frage („reflektiert“) zurücklenkt auf den, der solch von seinen Erwartungen hinsichtlich der Konsensfähigkeit anderer abweichende Forderungen aufrechterhält und dabei (aber warum?) seiner Sache doch sehr sicher sein muss. Schliesslich ist er nicht mehr Person als andre – oder sind es die andern weniger als er? Oder garnicht? Sind sie unmündig, unzurechnungsfähig, unverantwortlich, nicht ernstzunehmen? Und warum sie und nicht er? Oder alle zusammen?
Das allen gemeinsame Substrat „Personalität“ (konkretisiert in seinem unumgänglich nötigen Bestandteil „Sprechenkönnen“, und damit: hinsichtlich Können und Wollen einschätzbar sein) erweist sich am Ende, nachdem der psychologisierende Kern aller OPP-Selbst- und Fremdverständnisse sich im Versuch des empathischen Vermittelns erschöpft hat, als näher bestimmungsbedürftig durch die dabei unberücksichtigte BEGRÜNDUNGSFÄHIGKEIT oder Mentalität überhaupt: Diese war in OPP freigegeben für Beeinflussung durch Bedingungen aller möglichen Arten, und ist es nun ganz und garnicht; sie bestimmt sich vielmehr als Notwendigkeit des allerersten und obersten aller Gründe, durch den man seine sämtlichen Pläne, Entwürfe, Projekte, Ziele, Zwecke als Experiment, als blosse Versuchs-Pläne usw aufzufassen und zu gestalten hat, und einer Prioritätenordnung zu unterwerfen hat, in der das Bestmögliche und Bestdenkbare (wenn es gelingt) zuerst, dann das Nächstschlechtere usw versucht wird: Kurz, eine Optimalhypothese muss dem geamten Planen, Lernen, Leben zugrundegelegt sein (in REL-Ausdrucksweise: ein Glaube), damit es überhaupt vernünftig geführt, und man sich mit anderen seinesgleichen mit Gründen über den gemeinsam zu verfolgenden Plan verständigen kann.
Personsein heisst (wenigstens, auch:) eine Optimalhypothese (als nicht mehr bedingter, sondern unbedingter, apriori bestimmter Inhalt seiner Mentalität oder obersten Regel des Begründens) haben, glauben – mit dieser Vorgabe hinsichtlich des Personbegriffs (der Eigenschaft, Person zu sein, Personalität) geht REL in seine Entwicklung hinein. Hier setzt die Betrachtung von oben ein, die uns helfen soll, diese Entwicklung RELs mit der in MOD zu vergleichen, RELs Selbstbestimmung mit der von MOD zu vergleichen.
Im REL Rahmen Denkende wissen es vielleicht nicht, aber sie tun es: Die oberste Regel, der letzte Grund, der Inhalt ihrer Mentalität (Prinzipien des Erschliessens und Ableitens von Plänen oder auch ihrer Begründung) muss eine Regel des Umgangs mit aller Erfahrung VOR aller Erfahrung, eine Optimalhypothese (für sie: Glaube, s.o.) sein. Doch so sehr sie sich dieser NOTWENDIGKEIT (und notwendigen Bedingung dafür, dass ihr Tun ein vernünftiges ist, und sie Personen sind; Einsicht in diese Notwendigkeit soll von allen vorderhand vernünftig Erscheinenden, nämlich Sprachfähigkeit (warum, weiss man nicht, ist sich aber sicher) Aufweisenden auf Dauer gefordert und erwartet werden) sicher sind, so ungenau bestimmen sie den Inhalt dieser Regel; und NUR diese Ungenauigkeit erlaubt es ihnen überhaupt, ihr den Inhalt (nämlich den spezifisch RELigiösen) zu geben, den sie ihr geben. Darüber lassen sie sich selbst unbestimmt, und halten das auch nicht unbedingt für einen Mangel, erwarten sich von der möglichen Behebung dieses Mangels (sie haben immer schon besseres zu tun, als sich an diese Behebung zu machen) auch gewiss keine wesentlichen Fortschritte oder gar Korrekturen ihres Weltzugangs. Im Rahmen dieses Weltzugangs ist jede traditionale, also funktionierende und sichtlich gut eingerichtete Lebensform, bis auf weiteres, also bis zu ihrer Zerrüttung oder Zusammenbruch, so gut wie jede andere, sie ist (bis auf weiteres) HINREICHEND unter vielen andern, dass es DIESE ist, ist nicht weiter begründet ausser durch kontingente Bedingungen, unter denen man angetreten ist (in die man gestellt oder geworfen ist); worin die abgewandelt werden könnten, bis sie aufhören hinreichend zu sein, darüber macht man sich als REL Person wenig Gedanken. Also was ist man, als REL Person? Träger DIESER kontingenten traditionalen Lebensform und Individualität (das milde sich über Generationen selbst-optimierende Fortschrittsprogramm, im Rahmen des Bestehenden, das sie ist), somit so bedingt-hinreichend bestimmt wie diese Praxis seiner selbst. Aber ist er nicht noch etwas, ein Glaubender, einer, der die Welt deutet im Sinne seiner Vorstellung vom Optimum, ängstlich darum besorgt, dass es das richtige ist? Nur: Da geht es immerzu darum, das frei flottierende System an Glaubens-Möglichkeiten für ihn aktuell so zu justieren, dass Sinn-Anforderungen und Erklär-Ansprüche im Zusammenhang mit seinem Weltwissen, die aus seiner Lebensform (der höchst bornierten) herauswachsen, nicht beeinträchtigt sind; die aber sind so zufällig bedingt-hinreichend wie alles, was sich aus seiner speziellen Individualität ergibt. Gleichzeitig expandiert der Mantel an für möglich gehaltenem Mentalem, Personalem, Psychomorphen um ihn herum, dank der Unbestimmtheit, in der er sich SELBST bewegt, ins Uferlose: Alles ist möglich, und noch viel mehr. Mit einer höchst wichtigen Konsequenz: Denn in seiner Praxis, also trad.Lebensform, mag er gezwungen sein, die logischen und Begründungsebenen, von dem, was er an Sinn-Bedingungen, praxis-relevanten Optimalhypothesen weiss, über Zielsetzungen, Zwecke (Prioritäten, Strategien der Zielerreichung, auch über Generationen weg) und konkreten Ausführungsgestaltung in aktuellen Situationen (und in Anpassung daran) bis hinunter zum daFÜR nützlich zu Wissenden (und zu suchenden und versuchenden, wenn es fehlt) durchzukonstruieren – das je nächsttiefere streng als das DADURCH-DASS des darüberliegenden Materials zu behandeln. Ausserhalb dieses Praxis-Raums aber ist er frei, das Material auf jeder Ebene zu formen, ohne sich um die Ausführungsbedingungen und/oder gültigen Rahmensetzungen von „oben“zu kümmern: endgültige Sinnbedingungen gibt es ohnehin nicht; weil es keine endgültige Sinn-Grenze gibt, keine Bestimmungsgrenze für Personalität, das, was ihm mit all diesen Möglichkeiten (die solche von Personen sind, im Kern) verbindet – er selbst könnte, unbestimmt wie, all das sein oder werden, die Welt so bestimmen oder sie sich nach ihm oder etwas wie ihm, einem Selbst wie ihm, richten. Wo das sinnlos würde, selbst wenn es geschähe – die Frage ergibt sich nicht, weil der Raum solcher unbestimmten Steigerungen im REL Denken nie ausgeschöpft oder ausgelotet wird.

MOD

45.
Es wird Zeit zu sehen, wie sich die entsprechend fortgeschritteneren Bestimmungen in MOD darstellen.
Für MOD steht nicht nur fest, dass zur Vernunft ein Prinzipiensystem, nämlich eine Lernregel überhaupt gehört – ihr Inhalt sogar steht fest (im Gegensatz zu REL, wo dieser Inhalt, die Individualität, sich – abhängig vom erfahrenen Verlauf der Dinge (insofern: bedingt) – einmal so oder anders darstellt, solang es nur ÜBERHAUPT ein Inhalt dieser Art ist, nämlich Glaube (zur Abdeckung von Welterklärungs- und Sinnansprüchen), und dauerhaft funktionierende, und fakultativ optimierbare (traditionale) Praxis und Lebensform: Als Inhaber einer SOLCHEN, stets nur bedingt gültigen Lernregel (wenn auch zu jedem Zeitpunkt eine Lernregel dieser Form, als einzig hinreichend zum vernünftig und Personsein, zu fordern war), und somit Individualität (im Verbund mit der jeweiligen Gesamterfahrung, oder angewandt auf sie), konnte oder musste REL sich, also sein Selbst, als Person, näher bestimmen – aber nicht weiter. De facto sagt REL (oder könnte, allenfalls, sagen): Ich habe zu jedem Zeitpunkt eine, und zwar die richtige, dem Erfahrungsstand angemessene Lernregel (Glauben und Umgebungs-gemässe funktionierende trad. Lebensform): Aber deren Inhalt lasse ich letztlich durch Erfahrung („Bedingungen“) bestimmen.
(So wie OPP noch, ob und wieviel Einfluss Lernen und Versuchen auf sein Routineleben haben sollte, also wie sein Begründen und Erschliessen von (Versuchs)Plänen aus Erfahrung von Erfahrung gesteuert werden (oder sich dagegen immun zeigen) sollte, von (immer wieder neu geschickt verwerteter) Erfahrung abhängig machen wollte.)
MOD ist da genauer, er sagt: Individualität ist zu JEDEM Zeitpunkt und jedem Erfahrungsstand irgendeines vernünftigen Wesens die zu diesem Zeitpunkt auf allen 5 Entscheidungs-Ebenen (vgl Abs 41: Denken Lernen Planen SichBefinden Wissen(serwerben des dafür notwednig zu Wissenden)) verarbeitete Gesamterfahrung.
Die von OPP bedingt, also von immer neuer (und immer wieder neu auch vergessener) Erfahrung abhängig gemachte Lösung der Aufgabe, KS und RU zusammenzufügen zu einem ES (OPPs Art, dies zu tun, kam am besten zum Ausdruck durch die Tatsache, dass sämtliche Teile seiner Praxis wie deren Versuchsanteile sowohl mit KS- als auch ES- und RU-Prinzipien behandelt werden konnten) – diese Aufgabe wird von REL so gelöst, dass er das jeweils eingerichtete Selbst der trad.Lebensform als seinem ES mit dem in dieser Lebensform (und einem unbestimmte Saum an Optimierungschancen: das ist die Form, die RU darin annimmt) technisch und prognostisch zu Beachtenden zusammentreten lässt, und alles restliche RU, das ihn in dieser Lebensform nicht tangiert, „gelassen“ ignoriert (oder falls es störend, aber nicht zerstörend darin eindringt, durch improvisierte Interpretationen auf Basis seines Glaubenssystems, allenfalls Anpassungen dieses Systems, bearbeitet).
MOD hingegen entwirft im Gegensatz dazu eine gesellschaftliche Praxis, einen Lebensform-Verbund aus unter der jeweiligen MOD-Individualität vereinigten Trägern (dazu) passender (damit abgestimmter) Lebensentwürfe, die und der diesseits der Grenze zum RU grundsätzlich und dem Anspruch nach das gesamte bis dahin erworbene Weltwissen (der Wissenschaft) (technisch) verwertet, und dafür die versammelten Einzel-KS jeder Generation in die gesellschaftliche Gesamtproduktion in den vier verbundenen Haupt-Sphären einbringt. Diese Verbindung aus vervielfachter, zuletzt millionenfacher Einsatzbereitschaft im Rahmen eines Lebensentwurfs, verbunden mit dem technisch umgesetzten Gesamtwissen „der Gesellschaft“, ist MODs ES (ab dem ZWEITEN STANDPUNKT zerfallen in die zahllosen ES der einzelnen Produzenten, die IHR KS mit einem Stück gesellschaftlicher Kompetenz verbunden haben, und hoffen dürfen aber auch müssen, dass ihnen zu Selbsterhaltung und -erfüllung, auch überhaupt Weiterführung ihrer Tätigkeit Fehlendes von anderswoher aus dem arbeitsteiligen Prozess zugeliefert wird).
Aber nach dem seit langem in diesen Überlegungen über MOD Ausgeführten gehen in die Besetzung der Rolle dieses KS völlig unterschiedene Selbstbegriffe ein:
das absolut-notwendige (aber nicht hinreichende) „materialistische“, physiologische Selbst, das sich als aufgebaut aus den Elementar-Bausteinen (bekannten wie noch nicht bekannten: RU) von allem und jedem, auch Lebendigem, denkt, und beim Bau seiner körper-erweiternden Geräte, Automaten, Apparate die Notwendigkeiten der Materien, die es dabei einsetzt, ständig zu beachten hat;
das bedingt-hinreichende und teilweise darin auch als notwendig so bestimmte Selbst, das SICH mit den daBEI auftauchenden Bedürfnissen und Bedürftigkeiten in einer aktuellen Reproduktion ES befindet – die allerdings auch ganz anders sein könnte;
das absolut-hinreichende Selbst KS, das sich als Entscheider (und auch jederzeit Widerrufer, Neugestalter aller Elemente seiner gesamten Praxis) betätigt und betätigen kann, und die Ebenen des Begründens mit den empirischen Materien des aktuell verfügbaren Erfahrungswissens und auch Nochnichtwissens (RU) zu besetzen hat.
Das Selbst der REL-Epoche betätigte sich als Kulturheroe der je nächsten trad.Lebensform, solang, bis die eingerichtet war, und vergass dann dieses sein heroisches Tun (und wie es da im Einzelnen verfuhr) schnellstmöglich – diese seine Katastrophen- und Ausnahmeseite will es am liebsten nicht sehen, schon garnicht als seinen NORMALFALL in einer erwartbar chaotischen Welt (Chaos als deren Möglichkeit) im Blick behalten.
Demgegenüber befand sich das MOD Selbst (und nur darum konnte es über den REL Zustand hinausgelangen) in einer permanenten Krisensituation, musste sich, konnte sich, durfte sich schier ununterbrochen als Entscheider verhalten.
Allerdings NIE in einem absoluten Sinn.
Denn immer war die Entscheidungssituation so konstelliert, dass ENTWEDER zu einem Bündel Bedürfnissen (einer irgendwo vorfindlichen oder daraus ableitbaren Menge an Bedürfnis-Anforderungen) eine Menge an Verfahren für ihnen gerecht werdenden Befriedigungen zu finden waren, ODER für ein Bündel Techniken etwas zu suchen war, dass man damit möglicherweise Nützliches anfangen konnte. Wobei das Wort Bedürfnis auch Leistungsgrenzen, Annehmlichkeiten beim Ausführen notwendiger Arbeiten umfasst. Eine ganz offene, quasi absolute Neuanfangs-Situation stellt sich auch für MOD-Individuen, die ja immer von mehr oder weniger grossen Restbeständen an trad.Lebensformen her starten, kaum je her – die Frage „Was sollen wir ÜBERHAUPT tun, wie uns GENERELL einrichten?“ stellt sich also zunächst praktisch nicht.

46.
Sie stellt sich solange nicht, wie sich die einzelnen Produzenten fraglos einen Platz (Lebensentwurf) in der Gesamtproduktion (ihrer Lebensform) suchen, und Unzulänglichkeiten ihrer Lebensführung nicht auf gesellschaftlicher Ebene, durch Abänderung der Produktionsverhältnisse (und das meint hier: der Verteilung von Produktionsaufgaben und konsumierten -erträgen in der kollektiv verwalteten gesellschaftlichen Arbeitsteilung), zu beheben versuchen. Sobald diese Frage aufgeworfen ist, wird ihre Unbeantwortbarkeit mit den begrifflichen Mitteln und Prinzipien der MOD Planung sichtbar – spätestens in der „Krise“ des ZWEITEN STANDPUNKTES.
Das Drama, das sich dabei abspielt, ist die historisch mühsame Entdeckung, dass, eine nach der andern, die unterhalb der fraglosen Selbstbestimmung als „Person“ überhaupt liegenden weiteren Bestandteile der Selbst-Definition nicht diejenigen sein können, welche in ihrer Ausprägung von empirischer Kontingenz abhängig gemacht, nicht als mit denundden Bedingungen so oder anders ausfallend verstanden werden dürfen: Sie sind vielmehr festzuschreiben und, eben, präzis zu BESTIMMEN.
Das Drama wird insgesamt 3mal durchgespielt, in OPP ist die vermeintlich bedingte (Leit)Kategorie das Begründen, „Mentalität“ generell; in REL die Regel des Lernens, die generationsübergreifende Erfahrungszuwächse, das „Dazulernen“ ganzer Gesellschaften durch die Zeit, regulieren soll: „Individualität“; in MOD ist es der Inbegriff an Wünschen und Zielen, die die Einzelperson für ihr Leben ausbildet, und an denen sie Scheitern und Erfüllung misst: Lebensentwurf (im Verbund mit andern seinesgleichen, sofern sie die eigene Lebenszeit mit einem teilen: Lebensform, vergesellschaftete bzw. Gesellschafts-orientierter, vergesellschaftungs-bedingter Anteil des Lebensentwurfs – der Verbund in einer geteilten Lebensform macht Altersgenossen zur Generation).
In jedem der Schritte zeigt sich: diese Bedingtheit lässt sich nicht aufrechterhalten. Ihr Grund ist jeweils, dass die Variabilität dieser Kategorie, ihre Erfahrungs-Begründetheit und -Abhängigkeit (für die die sie anleitende Regel nie benannt werden kann) die Aufgabe einer universellen Lernregel übernehmen soll – aber dann zeigt sich, dass sie, um dieser Aufgabe wirklich gerecht zu werden, die je nächsttiefere Kategorie und (als nächste hinzukommende Person-)Bestimmung hätten berücksichtigen und sich anverwandeln müssen; angefangen beim Person- und in diesem Sinne „Selbstsein“ von OPP/Normalplanern, das die Regel des Begründens selbst noch dem „Lernen aus Erfahrung“ ausliefern möchte, und damit das eigne Selbst in dieser Bestimmung von empirisch kontingenten und abzuwartenden Bedingungen abhängig machen will – also sich und das personale Selbst als BEDINGT begründend bestimmt. Gleiches zeigt sich in REL: Die generationsübergreifende Lernregel soll INHALT des mittlerweile, in REL, anerkanntermassen VOR aller Erfahrung festzuschreibenden Begründens sein; aber die REL Praxis des fortwährenden Neu-Justierens und Anpassens des Glaubens und der trad. Lebensform (nach katastrophalen Zusammenbrüchen, aus denen leider nicht zu lernen sein soll: Dafür hat diese Lernregel namens Glauben nämlich nichts vorgesehen!) straft diese Behauptung Lügen; und nicht nur das, sie zeigt noch etwas Weiteres: diese Art Bedingtheit (a fortiori gilt das für die Bedingtheit und vermeintliche Erfahrungsbegründetheit und -abhängigkeit des Begründens in OPP) funktioniert mit ad hoc Regeln, die immer wieder abgeändert werden, also regellos, und ist nicht einmal eine verrückte, sondern GARKEINE Regel des Umgangs mit dazukommend-Neuem. Also keine Lernregel. Die grosse Einsicht im Übergang von OPP zu REL lässt sich eindampfen zu dem einfachen Satz: Die Regel des Begründens muss eine vor aller Erfahrung feststehende Regel des Sich-Verhaltens zu wachsender Erfahrung, eine Lernregel, Regel des Um- und vor allem Dazulernens sein; die immer wieder gestörte und hoch-prekäre Einheit („wie aus einem Guss“) aus trad.Lebensform und Glaube (immerhin soll der auch die Lebensform mittragen, ihr die Welt verstehen und in ihr Sinn finden helfen) WILL solch eine Regel sein, bloss, dass ihr Sich-zum-neu-und-Dazu-Erfahrenen-Verhalten darin besteht, es zu ignorieren (ausser, es beschädigt in den Augen der Glaubenden ihre Glaubensüberzeugungen und/oder die Beziehung zwischen ihnen und der trad.Lebensform und/oder deren Praktikabilität; dann muss umgelernt, ein besser Glaube und eine bessere Tradition an die Stelle der alten gesetzt werden, dann ist endlich alles gut, nämlich wie zuvor. Solche Übergänge, hatten wir gesagt, trägt der REL Glaubende mit (heroischer) Fassung – bloss lernen will er nichts daraus: Der NEUE Glaube ist dann garkein neuer, sondern der eigentlich immer schon richtige, der nur leider bis dahin verfehlt wurde – die REL Unmündigkeit ist immer eine selbstverschuldete. Insofern wird der neue Himmel, unter dem es nichts wirklich Neues mehr geben kann, ohne weitres in die Vergangenheit verlängert, die zwischenzeitliche metaphyische Obdachlosigkeit nimmt das geläuterte REL Bewusstsein reumütig ganz auf sich. Aber das Interesse, das durch die unfreiwillig zu verarbeitenden Einbrüche des Unbekannten ins Geordnete der trad.Welt geweckt ist – es lässt sich nicht unterdrücken (am Aufwand, den eine REL Welt treiben muss, in Gestalt von Massnahmen der Ablenkung, Rituale, zuletzt Verboten, um sich selbst den Zugang zu Neuem zu versagen, kann man die Stärke ermessen, die dies Interesse in ihr bereits angenommen hat; es speist sich aus ursprünglicheren Quellen als der Glaube, der am Ende doch nur eine kognitive Struktur ist, und es überdauert die Wechselfälle und Katastrophen, die zum Umbau einer trad.Lebensform in die je nächste nötigen: Die Nöte des Umbaus mögen dem gebotenen Vergessen anheimfallen, die Erfahrungen nicht. Und natürlich sind auch REL Menschen nicht so blind, dass sie nicht erkennen könnten, wo sie tatsächlich selbst Urheber ihrer Leiden waren: Wo diese selbst-kritische Einsicht sich ausbreitet und materialreich wird, häufen sich auch die Erfahrungen mit dem eignen Erkenntnisgewinnungs- und Entscheidungs-Prozess – der REL Glaubende bekommt Material in Fülle, an dem er sich als Entscheider erproben kann und muss. Das alles in Bereichen NEBEN und ausserhalb der trad.Lebensform, die meist genug Freiräume für solche Übungen lässt (und durch ihre Borniertheit mächtige Anreize schafft, dorthin vorzudringen). Auf Wegen, die oft genug beschrieben wurden, lernt REL, was es heisst, selbständig urteilend und Entscheider zu sein – was ihm die Steigerungsmöglichkeiten und (Un)Massbegriffe, die sich zuvor mit diesem Konzept verbanden, endgültig wegnimmt: Er KANN ab dann nicht mehr glauben. Zuvor MUSSTE er.
Und nun also MOD, in derselben Weise. Die Individualität ist fest an den „Personalitäts/Mentalitätsblock“ angeschlossen – ihre Bestimmtheit ist ABSOLUT, also un-bedingt (durch Erfahrungsverläufe – unabhängig davon, vorweg, apriori, formuliert). Darunter steht eine Kategorie, in und mit der sich EINZELPERSONEN mit ihren Besonderheiten einordnen (lassen) – Lebensentwurf. Alles MOD Denken hat die für REL typische Personalisierung, Individualisierung  von Kollektiven (Kollektive als in manchen oder gar allen Hinsichten auf gleicher kategorialer Ebene angesiedelt wie Einzelpersonen; die logische Brachialversion gewissermassen von Selbstähnlichkeit) hinter sich gelassen; Lebensform und Individualität sind zu jedem Zeitpunkt definiert als Resultat der (freilich nicht notwendig immer vollständig transparenten) Interaktion und Aktion aller vorhandenen Einzelpersonen. Die (oder ihre Lebensentwürfe) tragen mit zweien ihrer Anteile zum überpersönlichen Wachstumsprozess im Rahmen der gesellschaftlichen (generationsübergreifenden) MOD Individualität bei: als ENTSCHEIDER einerseits, und als Träger und Umsetzer der 6 minimal-rationalen Prinzipien KS ES RU, die ihnen von der trad.Lebensform und deren begrenztem (wenn auch in diesen Grenzen durchaus nachhaltig betriebenen) Optimierungsfortschritt vererbt werden. Dort waren die Prinzipien, so wie sie sich je konkret im Zusammenhang der zu optimierenden Lebensform als dem zugehörigen bedingt-Hinreichenden ausprägten, nur ein bedingt-Notwendiges. Aber der Charakter, den diese an sich immer nur und erst in Anwendung auf ein Substrat gültigen Prinzipien annehmen, hängt dann doch von diesem Substrat ab; sobald sich in MOD faktisch (und zuvor bereits die Idee davon!) Kenntnis der Elemente alles Bestehenden in Gestalt einer erfolgreich absolvierten physikalischen und chemischen „Grundlagenforschung“ etabliert hat, nimmt dieses Substrat nach Seite des RU hin einen nicht mehr weiter bedingten (stattdessen in DIESEM Sinn elementaren) Charakter an, und aus einem bedingt-Notwendigen wird nach dieser Seite hin ein ABSOLUTES.

47.
Man kann an der Absolutheit dieser Notwendigkeit leise Zweifel haben; immerhin muss man hinzufügen: NACHDEM die Wissenschaft erfolgreich war, und letztlich: bedingt durch das gefundene Elementen-Substrat, ergibt sich diese Absolutheit, und ist somit DARAN als ihre Bedingung gebunden; das wird unter MOD-Verhältnissen bezeichnenderweise nicht reflektiert. Nach der andern Seite hin gestaltet sich die Sache auf den ersten Blick einfacher, da steht, als zweiter „absoluter“ Pfeiler der MOD Praxis und Selbstbestimmung das „absolut-Hinreichende“ und als solches jederzeit zu Erhaltende und Beachtende: das Entscheidertum, die Urteilsfähigkeit der Einzelperson (in anderen Zusammenhängen auch: Zurechnungsfähigkeit, Verantwortlichkeit, Vernunft, Intelligenz (als Qualität, nicht Massbegriff) usw). Hier steht unzweifelhaft und vor aller wissenschaftlichen Anstrengung fest, dass DIESE und keine andre die Zusatz-Anforderung, jenseits von Sprachlichkeit, es ist, die ein Wesen erfüllen muss, um als (Einzel)Person anerkannt zu sein. Aber dann stellt sich etwas zum ersten Fall Analoges, Spiegelbildliches ein: Dies bedingungs- und in dem Sinn auch substratlos, absolut und immer Hinreichende hat eben keine Anschlussstelle in der Welt; seine Autonomie und (Sich-)Selbst-(genauer, im einzelnen)-Bestimmen mögen auf die Welt, die aus den Elementen des andern Absoluten konstituiert ist, zugehen, kommt dort aber auf seltsame Weise niemals an. Umgekehrt gilt freilich ein Ähnliches: Das Elementen-Substrat, zu dem sich die „transzendental-ökonomische“ Trias aus Prinzipienpaaren verhält, baut mutmasslich die gesamte bekannte und unbekannte Welt auf: Einmal gefunden, wird dies Substrat Basis jeder minimal-suboptimalen hypothetischen Erwartung bis auf weiteres – dies kategorisch (bis zum Beweis des Gegenteils) zu unterstellen hilft freilich wenig weiter, wenn wir nicht wissen, wie und als was wir die so entstehenden Aggregate, zumal die komplexeren unter ihnen bis hin zu unseren Organismen und Organen, etwa dem Gehirn, DEUTEN und ihre Be-Deutung für unsere Praxis einschätzen sollen. Und diese Praxis zeigt sich somit nicht nur von zwei Selbst-Prinzipien determiniert, deren Verhältnis zueinander bis dahin unbestimmt geblieben ist – sie ist von daher nicht nur über- und doppelt bestimmt, sondern vor allem erst einmal UNBESTIMMT; und diese riesige Grauzone ist die eines, verglichen mit den andern beiden Elementen der Selbstbestimmung, BEDINGTEN; auch, wenn es ein bedingt-Hinreichendes, bedingt-Notwendiges-dieses-Hinreichendenund in manchen Hinsichten womöglich bedingt-Notwendig-und-Hinreichendes ist.
Dieser Aufbau des MOD Selbst, entsprechend seiner Praxis, ist bekannt (zumindest, dass dies meine Auffassung davon ist), es wird Zeit, etwas Neues darüber zu sagen. Denn, obschon gewiss ist, dass in dieser Praxis MODs nichts stattfindet, was nicht dem Verstand wenigstens eines Entscheiders entspringt, so entspringt es doch nicht notwendig daraus allein, ist nicht apriori geplanter und unabhängig von dabei sich ergebenden Erfahrungen durchgezogenes Experiment; sondern natürlich berücksichtigt dieser wie alle MOD Entscheider, was (spätestens, wenn er es kennt) bereits an Wissen über „absolut notwendig“ zu Beachtendes (als Erklärung dienend, zum Substanz- oder Struktur-Aufbau beitragend, daran beteiligt) in der Wissenschaft vorliegt, was Technologen daraus bereits gemacht haben und was somit für ihn, mit seinen Mitteln verfügbar ist, dann auch, was für Fähigkeiten und Bedürfnisse im Rahmen der aktuellen Reproduktion für das betreffende Vorhaben vorauszusetzen sind, als Zweck oder als Mittel, schliesslich, was an Restwünschen unter den Produzenten aller Sphären verbleibt, das möglicherweise ausgedrückt werden könnte in Form zugänglicher ästhetischer Erlebnisse (und vergleichbaren, im VIERTEN STANDPUNKT ist diese Sphäre ja durchaus unkünstlerisch umgesetzt…)
Nun hatten wir den MOD Individuen längst „Selbstverständnisse“ zugeschrieben, die sie im Verlauf ihrer Bewegung durch die VIER STANDPUNKTE durch sich zu- und dann auch wieder ablegen. Diese Selbstverständnisse müssen jetzt im Licht der systematischen Kategorien gedeutet werden, die sie in die Reihe der Selbstbestimmungen von OPP und REL einordnen und damit vergleichbar machen.
In dieser Betrachtung muss jetzt speziell das Augenmerk gerichtet werden auf eine Tatsache, die in den MOD „Selbstverständnissen“ der STANDPUNKTE bislang noch nicht so recht gewürdigt worden ist: Dass nämlich in diesen Selbsten eine gewisse Polarität aufscheint – es sind eigentlich immer zwei Selbste, die allerdings deutlich sich nur an den Endpunkten der MOD-Sphären- Viererkette abzeichnen, und zur Mitte zu und darüberhinaus immer mehr verschwimmen und vom Gegen-Selbst (besser: der anderen Art von MOD Selbstbestimmung, eben der des Gegenpols) überlagert werden, das sich dort immer klarer abhebt.
Auf der Ästhetik-Seite beherrscht der oft genug genannte „Entscheider“ die MOD Selbstbestimmung: Er entwirft und malt aus: Utopien, Sinn-Vorstellungen, -Begriffe, vielleicht sogar: -Kriterien; er „wendet sie – ‚lernend‘ – an“ auf die aktuell relevante Gesamterfahrung (wessen? davon soll gleich die Rede sein). Er entwickelt dabei eine in jedem Fall zu testende Globalhypothese, oder ein System von Hypothesen (oder auch nur die Erweiterung des bestehenden Systems: eine neue Hypothese, angeschlossen an das bestehende System), daraus entwickelt er eine Prioritäten- also Zielstruktur bzw einen (Versuchs)Plan oder Experiment, wie – in Anpassung an die vorhandenen Möglichkeiten (über die erwartbaren Ausgangs- und Begleitumstände über die gesamte Periode der Umsetzung hinweg) – der Test der Hypothese durchgeführt werden könnte (dabei kann die Erstellung der Mittel und Vorbedingungen für diesen Versuch zunächst im Vordergrund stehen). Zwecke sind dann die spezielle Ausgestaltung jeder einzelnen dieser prioritären Plan-Stufen, Anpassung an die zufälligen und wechselnden Randumstände der Ausführung zu DIESEM Zeitpunkt. DaFÜR (und NUR dafür) Nützliches rechtzeitig zu wissen oder, wenn es fehlt, zu suchen und finden, ist der letzte oder eben erste Schritt, der jeder Einzelhandlung vorausgeht.
Und genau das ist der Schwachpunkt dieses Entscheiders.
Denn soviel er sich auch auf Erfahrung, Wissen, Umstände bezieht, ja sogar zuletzt konkrete Wissenserwerbsprojekte ins Auge fasst und überhaupt seinen gesamten Plan (experimentell, wie er als Nach-OPP-Denkender verfährt) nur als Versuch organisiert, mit der jederzeit zu berücksichtigenden Möglichkeit des Scheiterns, punktuell oder global – er selbst ist mit Wissenserwerb nicht befasst. Alles Benötigte muss schon dasein.
Genau dafür sorgt die andere, weniger denkende als produktiv tätige Seite des MOD-Selbst. Von ihr war darum bisher viel ausführlicher die Rede.

48.
MODs Aktivitäten von dieser Seite her werden reguliert durch die 6 minimal-suboptimalen Prinzipien, die allerdings ihrerseits (wie oft genug festgestellt wurde) alle etwas brauchen, das schon dasein muss, damit sie Anwendung finden. Am leichtesten fällt dies beim Paar RU, zunächst in der Phase, da man, von woher auch immer, das Ende steht ja fest, die Elemente des Bestehenden sucht („analytisch“), und deren Kontinuität in Zusammensetzungen unterstellt. Ab dann ist, zweite „synthetische“ Phase der physikalisch-chemischen Naturwissenschaft, Erklären und (technologisch-experimentelles) Abhandeln des Komplexeren dran. Das Stagnationsverbot ES2 öffnet dieser Wissenschaft (und dann auch Technologie) Freiräume aus der bestehenden, mit ES1 maximal vorsichtig-experimentell gestalteten Reproduktion – wie immer die zustandekam; und „wie immer sie zustandekam“ – sie musste dabei wenigstens die KS-Prinzipien einhalten, Bedürftigkeit, Leistungs-, Erschöpfungsgrenzen und Grenzen für Verzichtsbereitschaften beachten (KS1), und soweit da alles im Lot war, Ursachen identifizieren und unschädlich machen (oder auch Mangelzustände dauerhaft kompensieren), die dies unter MOD-Bedingungen meist sehr labile und prekäre Im-Lot-Sein namens Gesundheit zu gefährden schienen (KS2). Da ergab sich ja der Anschluss an RU der Schein einer Durchbindbarkeit der Arbeitsprojekte von MOD Individuen entlang den Hierarchien der „Komplexität“ in ihrer Umgebung, bis hin zum komplexesten „Einzelding“, das sie dort vorfanden, nämlich sie selbst (manche würden vielleicht auch drauf bestehen zu sagen, speziell ihren Gehirnen).
Mit diesem Resumee ist die einfache Wahrheit über diesen Anteil des MOD-Selbst und der Prinzipien, nach denen es „Lebenspläne“ entwirft für sich und andere erschöpft. Ab hier wird alles schwierig.
Denn, wie sich schon früher in diesen Überlegungen zeigte, ist die gute Absicht, den Umgang mit Gesundheitsbedingungen (soweit solche überhaupt, angesichts der rasanten Wechsel und auch Unterschiedenheit der Lebensumstände von MOD Individuen in Industriegesellschaften überhaupt noch ermittelbar sind – auch daran wurden ja schon Zweifel aufgeworfen) zu lernen, nicht gleichbedeutend mit ihrer Erfüllbarkeit – in Gestalt einer tatsächlichen wissenschaftlichen „Analyse“ unserer „komplexen“ Leiblichkeit bis hinunter zu den Elementen – mit nachfolgender Kontrolle und Optimierung der Befunde (für welche Zwecke? als ob die feststünden!).
Aber, dies als Entwurfsziel und Projekt der Forschung einmal unterstellt – wie sähe eine vorläufige Verwertung erster Ergebnisse dieser Forschung aus?
Die gleiche Frage stellt sich auch an anderen Forschungsfronten; und sie stellt sich ebenso mit Blick auf alle Formen des Bedürfnisses, die jenseits der Alltags-Organisation liegen und gerade mit Bedacht aus Routine herausführen; kurz: alles, was mit Technik und sog. Ästhetik zu tun hat. Warum? Weil die 6 Prinzipien immer etwas von der Art einer REGEL oder Regelmässigkeit für ihre Anwendung voraussetzen; oder ein Suchen bis zum Finden vorschreiben, für das es natürlich ein Suchgebiet (thematisch) geben muss, damit es überhaupt angefangen werden kann – wo man nicht weiss, welches die Bedingungen für einen Krankheitseinbruch oder eine Regularität ist, deren man sich etwa technisch oder prognostisch bedient, ist auch keine RU2-Anwendung möglich.
Aber wer oder was ist denn die Quelle für all das, wofür die Prinzipienpaare nichts festgelegt haben, und das sie vielmehr als Voraussetzung benötigen, um überhaupt anwendbar zu sein? – Es gibt im MOD Selbst keine weitere Instanz, ausser den Entscheider. Aber der – entscheidet NICHTS. All seine Konstrukte und Erfahrungsverarbeitung müssten ihren Niederschlag finden in einer je aktuellen Versuchsanordnung, in der für die gerade anstehende Handlung das in ihr und für ihre gelingende Ausführung noch Fehlende bestimmt wird – also ihr weiter fort bestehender Versuchsanteil (sei es, dass dabei eine Unsicherheit besteht, auf die man weiter eingestellt bleiben muss, sei es, dass ein prekäres Detail erprobt wird, bei dem es darum geht, ob es so beibehalten und Teil der Routineausführung werden kann, oder durch die nächste zu erprobende Möglichkeit der Ausführung ersetzt wird). Der Entwurf, den MOD Individuen als die Entscheider, die sie doch sein wollen, detaillieren müssten bis auf die Ebene des Lebensentwurfs (und faktisch und praktisch weiter zur Gestaltung ihrer Vorhaben Tag für Tag und Stunde für Stunde) – er müsste von den Sinn-Bewertungen, die in die ästhetischen Gebilde einfliessen und dort anschau- und erlebbar werden, weiterlaufen über die Berufstätigen-Alltage und ihre Fortschritts-Versuche in Gestalt technischer Entwicklungen, bis hin zu Fragestellungen der Wissenschaft. Tatsächlich BRICHT sich diese Reihe nicht nur an den Grenzen der Alltagsroutinen, denn dort stösst sie auf einen angestauten Wall an Techniken und Prognostiken, der vor allen Anfragen längst von Wissenschaft und Technologie, ganz von selber und ohne Fragestellung ständig höher und höher errichtet wird. Er muss sich stellen und reagieren auf dieses völlig unkontrollierte Wachstum, das sich vor allem aus einer auf Dauer-Maximalität gestellten Bereitschaft nährt, jedes erdenkliche Wissens-„Angebot“, das sich aus der Umgebung heraus erahnen lässt, sofort wahrzunehmen, und spätestens allem nachzugehen, das sich aus den selbst-erzeugten „Umgebungen“ dieser Art, den experimentellen Forschungsfronten, an möglichen Fragestellungen und Versuchsanordnungen ergibt. Das Material verselbständigt sich hier anscheinend gegenüber jedem steuernden Konzept. Auch an dem Gegenstück zu dieser „Front“, im Bereich der auszumalenden, zu veranschaulichenden und in diesem Sinn, immerhin, zu „entwerfenden“ nächst-wünschenswerten Utopien und Wunscherfüllungsszenarios gibt es nicht die Freiheit des Denkens von Sinngrenzen, die man einem Entscheider zutraut wenn nicht von ihm fordert: Dort richtet sich nämlich alles nach den momentanen kompensatorischen Erlebensbedürfnissen der vereinseitigten Berufsmenschen, die sich aus deren Einseitigkeiten und Ausschlüssen von Erlebens- oder Erlebnisverarbeitungs-Möglichkeiten ergeben. Auch von ihnen könnte man sagen, sie sind aufgestaut und wachsen höher und höher. Von Freiheit keine Spur. Und von Sinn?
Tatsächlich wiederholt sich das für REL Bemerkte, hier nur auf einer höheren Stufe der Ausdifferenzierung: MOD schreibt sich sein Entscheidertum zu, als unveräusserlichen Bestandteil seiner vernünftigen (begründungsfähig aus Prinzipien: Mentalität), zurechnungsfähigen (sofern sie es ist) Personalität und Selbstseins; diese seine Entscheidungs- und Urteilsfähigkeit garantiert ihm, würde es zumindest, jederzeit im Besitz einer dem aktuellen Gesamterfahrungsstand angemessenen Individualität zu sein. Dies das Prinzip und Selbst-Ideal. Faktisch ist davon rein nichts umgesetzt. Denn da, wo wirklich über Wissenserwerbe Fortschrittspfade offengebliebene  Wünsche und Alltagseinrichtungen entschieden wird, geht es nicht um Optimalhypothesen, Gesamtwissen, Herunterbrechen eines Grossexperiments auf das Niveau einzelner Versuchspläne und deren Einzelschritte in konkreten Umgebungen, denen man das unmittelbar für diese Versuchsanordnung und diesen Schritt in ihr zu wissen Benötigte suchend und versuchend zu entlocken hat. Hier herrscht vielmehr dieselbe Willkür, die sich zugleich als an Fakten abstützend versteht (eine nicht prinzipiengeleitete, sondern eben willkürliche Fakten- und Erfahrungsverarbeitung), wie in den immer wieder neu eintretenden „kulturheroisch-(Glaubens- und Lebensform-)paradigmen-umstürzenden“ Phasen der REL-„Individualitäten“ und ihrer Geschichte: nur, dass dies die Ebene der LEBENSENTWÜRFE ist – dieser, und ihrer wechselseitigen Abstützung durch Vergesellschaftung, in einer Masse planmässig verketteter solcher, einer (idealerweise libertär-kommunistisch organisierten) Lebensform. Die behauptet, wie ihre beiden Vorgänger (Mentalität: Begründen überhaupt, Individualität: Lernen überhaupt) es taten, die mittlerweile in Sinn-normierende Grenzen und Prinzipien gefasst und der vernünftigen Personalität einverleibt wurden: dass sie „nur reagiert auf erlebte und erfahrene Umstände“. Dies Erleben soll irgendwie ein Prinzip, den Ur-Entwurf eines jeden für sein Leben, und was er darin erreichen möchte, zugrundeliegen haben, genau der aber ist völlig willkürlich und grundlos.
Aber dies grundlos und nur seiner allgemeinsten Form nach…
nämlich als IRGENDEIN Beruf, angesichts der bestehenden Möglichkeiten (der Berufswahl oder auch der Kreierung neuer Berufe), IRGENDEIN technischer Fortschritt (angesichts der bestehenden und möglicher, unter Verwendung bestehender Anwendungen und Kenntnisse aus der Wissenschaft; IRGENDEINE ästhetische Kompensation, IRGENDEIN Wissensgebiet, das sich ausweiten lässt
…bestimmte Leben, oder besser: die Nebelzone all dieser ad hoc entworfenen oder auch wieder situationsgemäss abgewandelt entworfener (immer wieder „neu erfundener“) Leben legt sich zwischen den als solcher absolut hinreichenden Entwerfer und Entscheider, und die vor ihm ausgebreiteten möglichen NOTWENDIGKEITEN, nach denen er suchen und die er versuchen, erproben könnte. Weit entfernt liegt ein absolut notwendiges, das er so wenig auf SICH als ein mögliches notwendig-HINREICHENDES beziehen kann, wie die bedingten Notwendigkeiten, die sich an all die regionalen bedingten Sinn-Reservoirs und Lebensexperimente anschliessen, die sich aus den Willkürentwürfen ergeben.
Vernünftig, urteilsfähig, ganz Entscheider sind die MOD Individuen also immer, NACHDEM das wichtigste in ihrer Existenz, der Ausgangsentwurf, der Zusammenschluss des Machbaren mit dem möglicherweise Lohnenden und Sinnvollen, im Lauf eines Lebens Erreichbaren, grundlos festgelegt ist. Danach kommen die Experimentalentwürfe, relativen Optimalitäten usw – aber da kommen sie zu spät. Genau diese Zusammenstellung und alle Sinn- und Fundierungs-Zusammenhänge, alles DADURCH-DASS und daFÜR, die sich daraus ergeben, sind ab da nur noch bedingt, und abgehängt von der „an sich“ frei darüber schwebenden Absolutheit und „Würde“ des Entscheidertums. Und eine Instanz, die dieser Willkür einen GRUND, ein Fundament geben und sie ans wahrhaft rationale=personale, vernünftige, begründet-begründende Entscheiden anschliessen könnte, ist für ein MOD Individuum weit und breit nicht zu sehen.

49.
Noch einmal: das Kulturheroentum der REL „Paradigmenwechsel“ ist auf die Ebene des Sich-Selbst-Erfindens, der Lebensentwürfe (freilich im Rahmen der Lebensentwürfe aller) abgesunken; dort geht es noch immer so zu, dass sich die Entwerfer irgendwie zu empirisch ihnen bietenden Chancen und Risiken stellen. Hingegen das Erfahrungsverarbeitungsprogramm der Gesellschaft als GANZER und generationsübergreifend: Wissenschaft, Technik, Produktion, und alles was „mit Anspruch“ darüberhinausweist (in diesen Überlegungen bekanntlich zusammengefasst unter dem Kunstwort „Ästhetik“), ist rational normierte Individualität und programm-geleitetes Sich-Verhalten, Suche, Aufsuchen von Empirie (wenn auch empiristisch; das Programmatische ist vor allem zu sehen im Vollständigkeitsbestreben: Alles wissen, können, machen wollen, und alles Wünschbare wollen und nichts versäumen). Als solche hat sie Anschluss an die ebenso normativen Begriffe Personalität (verankert in ihrem notwendigen Kriterium der Sprachlichkeit überhaupt) und als deren Präzisierung Mentalität: Begründungsfähigkeit, dann Individualität: (Lern)Prinzipiengeleitetheit im Umgang mit Erfahrung: Optimalhypothesen-Bildung überhaupt). Die noch weitergehende Präzisierung von seiten MODs lautet, dass ein solches Lern-Prinzip und solche Begründungsfähigkeit zu besitzen, einzig darin bestehen kann, dass man Entscheider ist; genau das heisst, eine Individualität haben. Im Entscheider-Begriff, wie ich ihn hier die ganze Zeit auseinandergelegt habe, würde sich somit MODs Bewusstsein und Begriff erschöpfen von der Notwendigkeit, als zurechnungsfähiges Selbst und Person Entscheidungsprinzipien („Mentalität“) haben zu müssen und eine Optimalhypothese (wäre er noch REL, würde er dies sofort ausbuchstabieren als: einen Glauben (und damit vereinbare trad.Lebensform)): Dies, was ein Entscheider zustandebringt, muss, genauer, der INHALT jeder rationalen Optimalhypothese sein – so zu sein, ist hinreichend in ALLEN Lebenslagen, um rational und Person zu sein und zu bleiben. Womit dann immerhin auch ein Kriterium in die Welt gesetzt ist, an dem entlang geprüft werden kann oder könnte, was in der Welt erhalten bleiben muss, damit DIES, das Entscheidertum als Kern von Personalität und Rationalität, an der Einzelperson und als Gesellschaft erhalten bleibt. Soweit der Fortschritt über REL hinaus. Der eigentliche Heroismus MODs oder die eigentlich heroische Phase der MOD Epoche besteht dann vor allem darin, sich mit dem Katalog der Elemente allen Erklärens (Periodensystem; oder was an noch Elementarerem sich darin verbirgt) ein Instrument geschaffen zu haben, das die Analyse allen und jeden in der Welt anzutreffenden Komplexes, die Organismen von MOD Personen eingeschlossen, erlaubt. Erst damit kehrt in die MOD Epoche historische Normalität (aus ihrer Sicht) ein, denn: Es ist damit ein homogen durchgehendes Feld erschlossen an zunehmend komplexeren Gebilden, die GEGENSTAND der FORSCHUNG und daran anschliessender technologischer (oder, wo Kontrollfähigkeit derzeit noch endet, immerhin prognostischer) Verwertung und (re)produktiver Routinen werden können – die Organismen von MOD Personen eingeschlossen. Um aus diesem möglichen Gegenstand und diesen Verwertungs- und Produktionmöglichkeiten eine wirkliche PRAXIS zu machen, bedarf es weitergehender Entscheidungen – als Brückenschläge zwischen den (wie wir in den Erörterungen der STANDPUNKTE sahen) weiter als gedacht voneinander entfernten und eben bloss MÖGLICHEN Praxis-Abteilungen, die sich an diesem homogenen Feld zu schaffen machen. Damit dies theoretisch, „ontologisch“ so homogene Feld auch ein ebenso homogen tauglicher Gegenstand für eine Praxis wird, müssen Entscheidungen getroffen werden, deren Grund im ontologischen Aufbau des Feldes allein so nicht zu finden ist (es sei denn, er würde explizit als Grund für eine solche Entscheidung angeführt – wie es in gewissem Sinn im VIERTEN STANDPUNKT versucht wird). Für Entscheidungen ist grundsätzlich der Entscheider zuständig, der zu sein das MOD Individuum im Prinzip behauptet – Entscheider sein ist, ihm zufolge, eine über Sprachlichkeit hinausgehende weitere Bestimmung, die notwendig ist, um jetzt und künftig als Person, als zurechnungs- und begründungsfähig usw zu gelten. Leider scheint es dann wieder nicht HINREICHEND zu sein, sodass weitere Notwendigkeiten des Personseins, wie MOD Individuen es zu definieren versuchen, hinzukommen müssen. Nicht anders als die Träger der beiden vorausgehenden Weltverhältnissse oder kognitiven Formationen OPP und REL behaupten MOD-Individuen, dass dieser verbleibende Anteil, der NOTWENDIG ist, um sich und somit durchgehend die eigene Praxis hinlänglich zu bestimmen, nicht mehr apriori und vor aller Erfahrung festgelegt werden kann, so wie das Entscheidertum und die damit begründete MOD Individualität, nämlich als von aller Erfahrung UNABHÄNGIGES planmässiges Verhalten ZU aller Erfahrung. Während also die MOD Individualität einen weiten RAHMEN von rationalem Sich-Verhalten zur Umgebung und dort begegnender Empirie öffnet (den sie sich als das genannte homogene Feld zurechtlegt, als Gegenstand für Forschung, technischer und produktiver Verwertung einschliesslich utopischer Ideen zur nächst-anstehenden Richtung der Erweiterung dieses Sich-Verhaltens), entsteht die wirkliche Praxis der Träger und Umsetzer der mit diesem Rahmen gegebnen Möglichkeiten erst in Gestalt von deren Lebensentwürfen. Für die aber gibt es keine Regel, obschon sie sich (angeblich) durchaus nach freilich wechselnden momentanen Regeln (des Lebensentwerfens und -gestaltens), an den zum jeweiligen Zeitpunkt zur Auswahl stehenden Möglichkeiten orientieren.
Solche Auskünfte von einer Empirie, die teils ein Feld der Möglichkeiten öffnet, andererseits irgendwie auch die Wahl, zumindest zu gegebnen Zeitpunkt, bestimmt, hören wir zum einen von OPP: Dort ist die Mentaltität, die der durch Sprache konstituierten Person gegenübertritt, vollständig von Erfahrung abhängig – nach Regeln, die ihrerseits erfahrungsabhängig sein sollen.
Zum andern könnten und müssten wir solche Auskunft auch hören von REL Individuen – wenn die sich und dann auch uns redlich Rechenschaft geben würden über ihre Praxis der allfälligen Anpassung von Glaube und Lebensform aneinander – und (spätestens im katastrophischen Zusammenbruch von Lebensform und Glaubenskrise) ihres revolutionär-paradigmenwechselnden und kulturheroischen Neuentwurfs, falls es nötig sein sollte. Bei ihnen sind Mentalität und Personalität (als apriori feststehende Norm) verschmolzen, die Person ist vernünftige Urheberin ihres eigenen Standpunktes. Aber der ist dem Inhalt nach erfahrungs-inspiriert und -motiviert (das gilt für den Glauben als auch die traditionale Lebensform), und dem Anlass nach ebenfalls (der rechte (also aktuelle) Glaube: man hätte ihn schon vorher haben können, war bloss irgendwie verhindert, ihn da schon zu denken, war nicht früher auf ihn gestossen usw).
Angesichts der „Schnellebigigkeit“, in die die MODerne gegenüber trad.vormodernen Zeiten notgedrungen verfallen ist, erleben MOD Individuen solche mehr oder weniger heroischen Paradigmenwechsel ihrer Lebenseinrichtung (Lebensentwurf und Identität einander angepasst bzw. je für sich völlig neu zu gestalten) mit fortschreitender MODernität ihres Umfeldes in immer schnellerer Folge – und das bei Lebzeiten, als wieder und wieder zu absolvierenden „Umbruch“ der eigenen Biographie.
REL war sich bewusst, dass er als Person (Kriterium Sprachlichkeit! ohne dass, was folgt, daraus abgeleitet wäre: es wird einfach, ohne letztlich begründet zu sein, hinzugedacht, als Forderung) AUCH eine Mentalität haben muss, dh. begründungsfähig sein muss – und das übersetzt sich als (wenn es explizit gemacht wird): Er muss eine Optimalhypothese haben (also das für seine Praxis hypothetische Optimum denken; nicht irgendeins – sondern DAS Optimum!), und dazu gehört das vorsichtig-experimentelle Einhalten der minimal-suboptimalen Prinzipien, bzw ihr Anwenden auf die einschlägigen Substrate, KS ES RU. Die allerdings bestimmt sein müssen.
Dafür braucht es mindestens eine Individualität, die Betätigung der Entscheider-Qualitäten auf allen 5 Stufen, durch die prinzipiell KS und Gewusstes diesseits des RU zu einem ES, einer experimentellen Praxis und einem Fortschrittspfad (für das eigene Leben und der anderen Generationsangehörigen, sowie derer, die später kommen und das Projekt der durch die Zeit mit ihnen geteilten Individualität fortführen) zusammengefügt werden, durch die man sich auch experimentell (und unter inhaltlich artikulierbaren Hypothesen) zum RU verhält. Genau diese Zusammenfügung leistete OPP noch nicht, bzw er überantwortete sie jener schein-empirischen Unbestimmtheit, in der die Erfahrung sowohl material unter Regeln subsumiert, als auch die Regeln (die Mentalität, Art der Zusammenfügung von KS und Wissen-wie/dass zum ES und Sich-damit zu RU verhalten) selbst wieder durch Erfahrung beeinflusst wurden – nach noch höheren Regeln usw
REL macht, wie gesagt,  dies Spiel durch nicht mit der Kategorie Mentalität und Begründungsregel überhaupt (oder Optimalhypothese und experimentellem minimal-suboptimalem praktischen Verhalten; das steht für ihn als Prinzip fest), sondern mit der Kategorie Individualität haben/Entscheider sein, in der das Verarbeiten von Erfahrung generell festgeschrieben werden müsste VOR aller Erfahrung; aber genau das lässt REL immer wieder, angesichts neuer Erfahrung, von dieser Erfahrung beeinflussen und sich durch sie beeindrucken. Eine durchgehende Regel fürs Dazulernen aber hat er nicht. Seine Paradigmenwechsel sind ein ewiges Neujustieren des angeblichen Inhalts einer Optimalhypothese als oberster Regel des (Dazu)Lernens, die es dann doch nicht gewesen sein soll. Sein Dazulernen zerlegt sich in prinzipienloses Neu-Festlegen von trad.Lebensform und Glaube, und das bornierte Lernen im Rahmen, den diese beiden dem Erfahrungserwerb dann jeweils noch lassen. Und das, obwohl REL letztlich zugibt, eine Individualität, als Präzisierung seiner Mentalität und Optimalhypothese, haben zu SOLLEN.
Genau so aber redet MOD von seinen Lebensentwürfen für sich und andere – sie sollen MODs Entscheidertum und Individualität (und mit ihr Mentalität, als nähere Bestimmung seiner Personalität) als vorgegebnen Rahmen ausfüllen und bestimmen. Tatsächlich ist von ALLEN Entscheider-Stufen und Aktivitäten auf diesen Stufen…:

Sinnbegriffe denken, Lernregel=Optimalhypothese für alle Erfahrung, die bereits bekannt ist, denken, Prioritäen beim Versuch der Praxiseinrichtung denken, konkrete Handlungsausführung besonnen, unter Erwägung aller situationsgebundenen Besonderheiten dabei, gestalten, ALLES DAFÜR nötige Wissen noch suchen falls es nicht schon vorhanden ist (und somit eine Vorstellung entwickeln vom hypothetisch noch Fehlenden)

…nirgendwo im Lebensentwerfen MODs etwas zu bemerken, obwohl er DURCH das ständig nötige „kulturheroische“ Entwerfen und Neuerfindenmüssen von halbwegs stabilen Existenzweisen (Zusammenschlüsse von Techniken, auch technischen Entwicklungsperspektiven also Fortschrittspfaden) und einer Lebensführung (Bedürfnisse, Leistungsgrenzen, Einrichtung von Fähigkeiten usw auf die Anforderungen und Befriedigungen, die zu erwarten sind) immerhin sich selbst als Entscheider begreifen (und damit RELs Begriffslosigkeit hinsichtlich des Inhalts von Individualität überwinden) lernt.
Anm. Genauso leerlaufend, wie die Beteuerung MODs, als vernünftige und Prinzipien-geleitete Person wirklich eine Individualität zu haben, und tatsächlich Entscheider zu sein, genauso ist es die Beteuerung RELs, dass er über Prinzipien (vor aller Erfahrung) verfüge. OPP schliesslich betont, er habe an seiner Personalität und Vernunft etwas ganz Spezielles und Prinzipielles (und kann die Besonderheit auch an der Sprache festmachen); worauf das aber hinausläuft, oder was daraus folgt, kann er nicht sagen. (Ausser eben: dass er diesen vermeintlich gewitzten Erfahrungs-geleiteten Umgang mit den Prinzipien oder Regeln des Umgangs mit aller weiter hinzukommenden Erfahrung pflegt…). So REL: Aus der Tatsache, dass er als Person unantastbare Prinzipien hat, folgt nichts; ausser sein Glaube und seine bornierte trad.Lebensform (deren Optimierung ihm als Lernregel dient). Nur dass die historisch mit der Zeit ständig variieren – ohne dass er das Prinzip der Veränderung benennen könnte – das ihm ein Bekenntnis zu einer Regel des expliziten Sich-verhaltens zu dieser langsam sich füllenden Zeit VOR aller Erfahrung abnötigen würde – eine Individualität; er, REL, hingegen überlässt die Bestimmung dieser seiner Individualität (die sich ihm darstellt als Einheit aus (historisch variablem) Glaube (Platzhalter seiner Selbsterkenntnis, Entscheider zu sein)  und trad.Lebensform (Platzhalter dessen, was später in MOD die rasend schnell wechselnden Lebensentwürfe sein werden) – Einheit, die nur leider ständig zerbricht) den je wechselnden Verläufen, die die Welt so nimmt.
(Bei OPP kommt, in dem variablen Block, zu diesen beiden Variablen und Platzhaltern dann noch hinzu: der Platzhalter für die „Regel des Erschliessens von Handeln bei gegebner Erfahrung überhaupt“ – buchstabiert sich bei ihm als: wann man Wissen dazuerwerben muss, das einem noch fehlt, und wann man sich aufs Bekannte endgültig verlassen darf. Die Abhängigkeit des Wann und Wann-nicht von Empirie, als wäre da ein möglicher Wert zu ermitteln, zeigt, das ihm nicht bewusst ist, dass da keine Beliebigkeit herrscht: Seine ganze Existenz, als Person, ist notgedrungen ein Experiment; es kommt nur drauf an zu bestimmen, welches man sinnvollerweise als erstes, zweites, drittes macht usw – genau das ist die Lern- (und dann Prioritäten)regel apriori. REL weiss das.
Das Leerlaufende, Hohle, Unbestimmte der Beteuerungen, alle Beteiligte seien doch Personen (OPP: Staat; Person das, worin sich alle gleichen), und: als solche Prinzipienträger und Begründer (REL: von allen anerzuerkennende Prinzipien einer Markt(zugangs)ordnung), als solche Entscheider (MOD: Teilnehmer des gesellschaftlich geplanten Projekts der Selbstertüchtigung), und insofern alle gleich: es kommt genau so besonders deutlich zum Ausdruck, wo eben diese Beteuerungen als Grund angeführt werden für erwart- und forderbaren gesellschaftlichen Konsens, nämlich in allen drei Fällen OPP REL MOD, als LEGITIMITÄTSPRINZIP und Grund der Gleichheit (forderbaren (Sich-)Gleichbehandeln, des Gleich-Handelns, des Gleiche-Interessen-Habens aller).)

50.
Eine zentrale Frage, für die hier noch immer keine Antwort existiert, ist: Wie ergibt sich die Idee des oben so genannten „homogenen Feldes“ bzw der Hierarchie der Komplexe und, korrespondierend, die Idee der Elemente, aus dem im Übergang zur Moderne „aktiven“ kategorialen Material? An diesem Feld ist bemerkenswert, dass es genau die EINE Seite des in einer gelungenen Planung Zusammenzuschliessenden umfasst: Das bekannte Wissen vom Vorhandenen, und das RU, zu dem man sich (suchend, versuchend) verhalten soll. Was steht dem dann auf der ANDERN Seite gegenüber – das muss ja, in meiner bisherigen Rekonstruktion, das „KS“ (so wie MOD es versteht) sein. Es kommt, für die Besetzung dieser Position, eigentlich nur der Entscheider infrage. Und der wird sich seiner selbst bewusst in Verhältnissen, die zunächst noch unter dem Glaubensschirm bestanden (und durch bislang noch nicht ganz explizit gemachte Triebkräfte aufgebrochen wurden: Identitäts-getriebene Lebensentwürfe der aus ihrer trad.Lebensform Ausbrechenden: sie finden neue mögliche Lebenseinrichtungen für sich und neue Techniken – beides jeweils getrennt vom andern, und sekundär erst zusammenzufügen). Erst danach erarbeiten sich die materialistisch-areligiös gewordenen Entscheider ihr „Feld“, und dehnen es, faktisch oder erst noch im Prinzip, bis zu den „Elementen“ aus; sehen „sich selbst“ und ihre (!) Organismen zusammengesetzt daraus.
(Das „ihre“ verweist zurück auf die vormoderne Redeweise: Eine Psyche besitzt oder besetzt einen Körper… den sie intakt auch wieder verlassen kann; wobei sie als unvermittelt, und in der Welt des Vorhandenen positionslos, eher gedacht war denn als Funktion, mit funktioneller Identität statt struktureller, nichtsdestotrotz zu jedem Zeitpunkt strukturgebunden).
Über die beiden Seiten, die sich da (reichlich unabgestimmt) gegenübertreten, lässt sich vorweg immerhin schon einmal sagen, dass sie die beiden ABSOLUTEN Bestimmungen des MOD Selbst verkörpern: der Entscheider das abs. Hinreichende daran, die Mikro-Elemente und aus ihnen abgeleitet, die mit ihnen (und den Dispositionen, die sie tragen) erklärbaren Makro-Komplexe das abs.Notwendige. Was immer aber in dieser MOD Welt nach einem Zusammenbringen der beiden logischen Grund-Qualitäten ausschaut, notwendiges eines Hinreichenden (das es nicht absolut ist), oder für ein anderes (das seinerseits weder absolut hinreichend noch notwendig ist) hinreichend-notwendiges ist: Das ist BEDINGT. Die Idee der nach hierarchischen Sinn- und Praxis Ebenen (die oberen die unteren umschliessend, immer konkretere und auch kürzere Zeit-Horizonte der Planung unter Einbeziehung immer „situationsgebundeneren“ Spezialwissens um Spezialumstände, soweit bereits bekannt und nicht erst noch, wie im untersten Fünftel dieser Stufenpyramide an Planungsebenen angemahnt, als momentan fehlendes nützliches Wissen zu ermitteln) geordneten Gesamterfahrung einerseits, und die der „objektiv“ wiss- und (er)kennbaren, teilweise schon bekannten, teilweise noch unbekannten (RU) und in ihren Teil-Ganzes-Beziehungen durchschauten  Komplex-Hierarchien, andererseits, stehen unverbunden einander gegenüber; insofern wahrhaft „absolut“, nämlich losgelöst voneinander.
Die höchst zentrale Frage nach der Genese der Idee dieser Komplex-Hierarchie und der irreduziblen kleinsten Elemente, als kategoriales Vorurteil und Repräsentantin des RU, ist noch nicht endgültig beantwortet. (Abgesehen von den ersten Versuchen der Ableitung wie im 1.Kap.) Korrelat welcher Praxis, und zwar welcher vor ihr bestehenden Praxis, wäre sie denn? Und – kann sie anders denn als ein solches Korrelat garnicht entstanden sein?
Die 5 Stufen der Entscheider-Kategorie und daraus entstehende Praxis können es nicht sein; denn die fährt zwar zunehmend auf einen MOMENT und ersten nächsten Schritt in einem (Versuchs)Plan zu – und beschreibt letztlich zeitlich zu verstehende, einander über- und untergeordnete Streckenabschnitte dieses Plans. Der Bezug auf einen Lebensentwurf, dann auch das, was (wenn es nach dem einzelnen Entscheider und Entwickler oder Befürworter eines Vorschlags geht) den andern Seinesgleichen in diesem Zeitraum ungefähr zugeteilt werden soll an Aufgaben, schliesslich die Einbettung dessen, was später zu tun ist, in die zu erwartende Abfolge von Generationen solcher, die nach ihm kommen (so wie er auch den Stand, von dem man gemeinsam aufbricht, ungefähr zu kennen und beurteilen hätte) – all das wird oder würde durch die Besetzung der Entscheider-Kategorie mit den konkreten Inhalten, die dafür gebraucht werden, zustandekommen.
Aber das POSTULAT einer zu kennenden „Hierarchie der Komplexe, angefangen beim Elementarsten, das uns noch zugänglich ist mit unseren Mitteln“ (jene Idee, deren genaue Genese uns noch nicht klar ist), oder auch vorhandenes wirkliches Wissen davon, tatsächlich: die Kategorie einer solchen – sie verhelfen uns nicht zu einer Planung und Besetzung der Entscheider-Ebenen, also zur Konstruktion eines (Versuchs)Plans, der das je durch Teil-Besetzung von Kategorien der Komplex-Hierarchie entstehende Gesamtwissen, wenn wir es besitzen, erschöpfend verwerten, und uns eine sich von da aus verzweigende Abfolge je nächst auszuführender (Versuchs) Handlungen darstellen könnte. Die Besetzung der Komplex-Hierarchie mit Inhalten, zu suchenden und postulierenden, oder bereits gewussten, ist eben nur am gehörigen Platz JEDER erdenklichen Versuchs- oder auch instrumentellen Routine-Handlung zu Berücksichtigendes; in DIESEM Sinn eben ist es gemeint, wenn wir all diese Besetzungen ein absolut Notwendiges nennen. Ebenso wäre jede gültige Besetzung und Belegung einer Stufe der Entscheider-Kategorie mit einem vertretbaren, aus gegebner Erfahrung begründeten Inhalt, ein absolut Hinreichendes, das an DIESER Stelle des Plans nur noch widerrufen werden könnte, wenn sich da noch etwas ändern soll (etwa, weil die Begründung auf einem Fehler oder einer Fehlbeobachtung beruhte); aber an sich füllt sie diese ihre (zb Zeit-)Stelle im Gesamt-Plan für alle Typen von Fristen vollständig aus, und schliesst damit auch Alternativen aus.
Also: Komplex-Hierarchie= Absolut-Notwendiges (Inbegriff alles abs.Notwendigen). Entscheider-Hierarchie= Absolut-Hinreichendes (Inbegriff alles abs.Hinreichenden).
Oder auch: Komplex-Hierarchie= alles überhaupt zu Wissende, Entscheider-Hierarchie= alles überhaupt (als Versuch) zu wollende (angesichts dazu passender, nämlich es je begründender Wissens- und Unwissensbestände).
Ich übersetze das einmal kurz: Am Ende aller vernünftigen Verarbeitung eines gegebnen Erfahrungsstandes steht ein (Versuchs)Plan, als Abfolge sinnvoll daraus sich ergebender (Versuchs)Handlungen eines Entscheiders und derjenigen, denen er einen aus seinem Wissen sich ergebenden Vorschlag zur Mitwirkung macht – soweit sich aus dem Wissen Handeln und Vorschläge begründen lassen; und: alles Wissen, das darin verwertet wird, kann AUCH aufgefasst werden als Komplex aus Elementen.
Nun ja.
Soweit zu denken, führt zwar weiter als alles, was REL und OPP-Individuen an (Versuchs)Planungsrationalität zustandebringen. Aber WIRKLICH weiter führt es natürlich auch nicht; das wissen auch die MOD Planer. Was fehlt – und was müssen sie hinzutun, um weiterzukommen? Was tun sie tatsächlich hinzu?

51.
Meine Antwort lautet natürlich: Den Lebensentwurf, ihren eigenen, oder die Lebensentwürfe, die sie anderen antragen, vorschlagen, ausmalen…
Denn die Forschrittspfade werden ja auf dem Weg durch die STANDPUNKTE immer länger. Da bleiben schon auch noch Projekte für nächste und übernächste Generationen übrig; dass Einzelne in ihrem Leben den Stoff der ganzen Gesellschaft aufhäufen, diese Idee wird mit dem ERSTEN STANDPUNKT zusammen aufgegeben. Im ZWEITEN STANDPUNKT kommt dann der Gedanke hinzu, dass die Lebensentwürfe aller arbeitsteilig ineinandergreifen könnten, und sie immerhin „konsumtiv“ am Produzieren der andern teilhaben (und das allgemein verteilbare und Teilhabe ermöglichende Ergebnis schliesslich wichtiger ist als seine Herstellung); doch das Material, aus dem alle Pläne gemacht sind, und auf das sie heruntergebrochen werden müssen, sind Lebensentwürfe. Das gilt für die synchronen Planungen der Arbeitsteilung, ihre stabilen wie ihre dynamisch-fortschritts-versuchenden Anteile, erst recht für die generationsübergreifenden Vorhaben einer MOD Gesellschaft, den Marsch aus dem Reich der Notwendigkeit bis hin zum letzten grossen und alle Einzelschritte einzigartig mit Sinn ausstattenden Projekt einer Selbstertüchtigung durch zunehmende Erforschung der und Kontrolle über die Leiblichkeit der versammelten Produzenten im VIERTEN STANDPUNKT.
Blosses Ausgangswissen, sei es vorhanden oder kategoriales Projekt wie die „Hierarchie der KOMPLEXE“, erzeugt für sich keinen Versuchsplan, kein gesellschaftliches Experiment der Reproduktion und ihrer Ausweitung durch Forschung, technische Entwicklung, Fortschritt.
Ebensowenig die blosse KATEGORIEN-Hierarchie dessen, was alles (beim ENTSCHEIDEN) für ein solches Experiment bewusst gemacht und verstanden, oder auch entschieden und festgelegt werden muss, angesichts eines gegebnen Standes von Wissen und Unwissen.
Die entscheidende Zutat zum derzeit vorhandenen Wissen um das, was vorhanden ist, ist seine BEWERTUNG – Einschätzung der AFFEKTIVEN Folgen für uns, die da planen: was würde uns abverlangt, wenn wir dies und dies gewährenlassen (und was, wenn nicht?) – was kommt heraus, wenn wir diesunddies tun (oder lassen; oder andres tun und lassen) – wie wirken sich, bei diesem Tun, die Randbedingungen dieses Tuns aus, wie speziell auf die Bedingungen unseres Gesund- (normalleistungsfähig, normalbedürftig)- seins und -bleibens)?
Aber ist das nicht einfach eine Zusammenfassung und erneute Wiedergabe dessen, was schon in der Kategorienhierarchie über das Entscheiden generell gesagt wurde?
Woraus soll denn im Entscheiden SINN abgeleitet sein (wenn er denn bestimmt wird, was MOD sich allerdings zu tun vornimmt!), wenn nicht aus dem Mass unserer Fähigkeiten und Bedürfnisse, die wie verschieden sie auch betätigt und befriedigt werden, und mit wieviel „Welten“, Lebensbedingungen usw sie zurechtkommen könnten, doch auch Anforderungen stellen, die der Abwandelbarkeit und Anpassbarkeit unserer Lebens- und Arbeitsumstände (Sinn)GRENZEN ziehen?
Wie sollen die Projekte für ein Lernen und eine suchend-versuchende Erforschung des noch Unbekannten, angesichts des Bekannten und Gewussten, definiert werden, wenn nicht aus einer Bestimmung dessen, was darin wichtig genug ist, nämlich nützlich aber auch INTERESSANT, um den Aufwand für den Wissenserwerb zu rechtfertigen?
Woher sollen PRIORITÄTENSETZUNGEN hinsichtlich dessen kommen, was, einmal erfolgreich erforscht, die reproduktiven Ausgangsbedingungen für ein Weiterforschen entscheidend (mehr als alle Alternativen) verbessern, ja womöglich allererst herstellen würde?
Und wie sonst soll sich bestimmen, welche Randumstände der konkreten UMSETZUNG eines Plans ihn behindern oder befördern, weil sie jetzt oder später natürlich auch die technisch-objektiven aber eben auch subjektiven Randbedingungen für die weitere Umsetzung (als Nebenfolge) entscheidend bessern oder verschlechtern würden?
Und nur wenn all das berücksichtigt ist, kann doch erst endgültig gefragt werden: Was müssen oder sollten wir JETZT als nächstes, uns noch nicht erschlossenes Objektives (und nur Vorhandenes) suchen und versuchen?
Sinngrenzen, Interessen (in deren Rahmen), Prioritäten-Setzung erzwingende Reproduktions-Notwendigkeiten und Fortschrittsoptionen (in deren Rahmen), Ausführungsbedingungen (bei der Umsetzung), Such- und Versuchsentwürfe aus der je gegebnen Situation heraus – sie alle sind an diese affektiven und leiblichen Vorgaben gebunden, die nicht einfach ein Teil des Vorhandenen sind, sondern wenn, dann doch ein sehr besonderer solcher Teil, derjenige, den wir am meisten von allen Fakten beachten müssen und nach dem wir uns richten müssen und wollen.
Aber genau das macht die Individuierung und Anbindung all dieser Kategorien an Einzellebensentwürfe, die Lebensentwürfe von Einzelnen, Individuen und bestenfalls verständigte Gruppen von ihnen aus; denn Kollektive, Generationen, gar generationsübergreifende Verbände aller Art haben für sich keine Gefühle, keine Affekte, keine leiblichen Anforderungen – es sei denn, als rein ideeller Inbegriff der Gefühle usw aller untereinander verständigten Beteiligten. (Verständigt: Weil die Gefühle, Anforderungen, Sorgen je unterschiedlich sind, wenn ich auch die anderer berücksichtige und im Mass, wie ich sie berücksichtige und berücksichtigen muss. Alle Pläne ändern sich für mich. Oder für die andern – die Übergangenen, die nicht übergangen sein wollen. Was ich will und was ich soll, sind zwei unterschiedliche Perspektiven auf die Welt, erst wenn Wollen und Sollen zusammenfallen, gibt es für alle Beteiligte nur noch EINEN Plan und EINE affektive und leibliche Perspektive.)
Darum also ist die nicht nur wie in REL abstrakt-unbestimmt gedachte Entscheider-Stufen-Kategorie sofort an Lebensentwürfe und allenfalls Gruppen von (aufeinander abgestimmten) Lebensentwürfen gebunden.
Aber welche Kategorien genau sind DAMIT jetzt wieder verbunden? In welchen entscheidenden Hinsichten ist ein Lebensentwurf bestimmt?
Während die Notwendigkeiten, Fähigkeiten, Bedürftigkeiten und leiblichen Anforderungen von Lebensentwürfen die Entscheiderkategorie oder Kategorie der von vielen Einzelnen geteilten und zu teilenden INDIVIDUALITÄT näher bestimmen, und ihr allererst einen Sinn machenden Inhalt geben, ist das Umgekehrte nicht der Fall; genau das war der Sinn der letzten Bemerkung: Generationsübergreifende und von wechselnd besetzten, also auch wachsenden oder schrumpfenden dh wechselnd grossen Gruppen durchgängig gleich unter einer Sinn-Vorstellung (Rationalität, rationales Wertesystem) verfolgte Lern- oder Fortschrittsprojekt wie zB die Wissenschaft, oder die Entwicklung von Techniken, oder der Produktionsfortschritt (Produktivitätswachstum, Risikominimierung, Produktionsoptimierung usw), Entwicklung von Wunsch-Anspruchsniveaus), oder gar der ständige Verbund aus all diesen oder Teilen davon: kurz, alles was in den bisherigen Überlegungen Individualität hiess, ist keine selbständige Entität; sondern in jedem Augenblick ihres Bestehens gebunden an das Bestehen im Extremfall wenigstens eines Trägers und Befürworters, der seinen Lebensentwurf auf die (ev. bloss beginnende) Umsetzung diese Indivdualität ausgerichtet hat und andern dies zu tun vorschlägt. MaW: Individualitäten sind in (normalerweise, aber nicht notwendigerweise) Massen von) (aufeinander abzustimmenden und im Fall der Verwirklichung abgestimmten) Lebensentwürfen FUNDIERT (die KATEGORIE Individualität ist fundiert in der KATEGORIE Lebensentwurf). Aus genau diesem Grund muss jetzt genauer betrachtet werden, in welchen Hinsichten Lebensentwürfe bestimmt sein müssen – welche Bestimmungen sie aufweisen müssen, um hinlänglich bestimmt zu sein. Tatsächlich ist das nur die erneute Suche nach Kategorien, in denen wiederum Lebensentwurf „fundiert“ ist – womit Fundiert-sein-in für gleichbedeutend erklärt wurde mit: hinlänglich-Bestimmtsein-durch (ein anderes Wort, das die ganze Zeit benutzt wurde, war: präzisiert-werden-durch: Kategorie Lebensentwurf präzisiert das mit der Kategorie Indvidualitäthaben/Entscheidersein Gesagte.)
Anm. Umgekehrt muss es heissen: Person, Begründer und Prinzipien-Träger und -Beherziger, Entscheidersein bzw Individualität haben liefern ihren Trägern erst den SINN für ihre Lebensentwürfe. Das gilt auch für die „Abwärts“-Bestimmung schon dieser drei Kategorien: Entscheidersein bekommt Sinn als Inhalt und Näherbestimmung des Begründens einer Person; das absolute Regel-Befolgen, Prinzipienhaben und Begründungs-fähig überhaupt Sein erhält Sinn erst durch das (biologische) Personsein, also sprachfähiger Organismus-Sein – recht verstanden, sogar eigentlich erst Mitglied einer sprechenden und sprachlich untereinander sich verständigenden Gemeinschaft solcher Organismen sein; mit all seinen Implikationen. Auch hier existieren andere Ausdrucksmöglichkeiten für dasselbe:
Von diesen beiden Relationen Fundiertsein-in und Sinn-liefern-für war nicht nur in Kap.2 viel die Rede, es wird bald wohl noch sehr ausführlich darüber zu reden sein.

52.
Wer sein Leben als ganzes plant, muss, zumindest soweit er oder sie es plant, folgende Fragen beantworten:
a) Wie bekommt er/sie (als Nachkommende/r, Lernend-Aufholende/r) Anschluss an gesellschaftlich verfügbares Wissen – was davon ist oder könnte sein für ihn/sie relevant (um was, umgekehrt, braucht er/sie sich nicht zu kümmern, was kann er/sie aus seiner Warte getrost ignorieren, bzw was kann er/sie nicht auch noch bewältigen? Wie verhält er/sie sich zu dieser Tatsache?) Als Teilfrage: Wann weiss er/sie genug, um tätig zu werden, und was fehlt ihr/ihm jeweils noch? Dabei kann es sein, dass er/sie die Grenzen des verfügbaren Wissens erreicht, und alleine diese Grenzen hinausschieben muss (und eventuell dafür wiederum Unterstützer werben muss).
b) Welchem der zu /ihrer/seiner Zeit und in ihrem/seinem Bildungshorizont erkennbaren Projekte und Wertesysteme im Umgang mit Welt und dessen Vergesellschaftung will er/sie sich anschliessen (welchen Gruppen, die diese Projekte tragen)?
Soweit legt eine/r also in ihrem/seinem Lebensentwurf fest, was er/sie an sich wünscht oder (erreichen) will.
Aber die Welt muss ihr/ihm dabei auch entgegenkommen, ihr/ihm etwas anbieten, oder aus ihrer/seiner Sicht IN ihr sich etwas anbieten, eine Chance; ihre/seine Einschätzungen und  Entscheidungen müssen dabei von andern nicht nur positiv aufgenommen werden, darum muss er/sie sich eventuell auch zur Tatsache oder Möglichkeit stellen, dass ihre/seine wirkliche Stellung („Rolle“) im Verhältnis zu andern (Lebensentwürfen) nicht ihren/seinen Wünschen entspricht (und allzugrosse Diskrepanzen verringern, entweder Wünsche aufgeben oder sich um deren Anerkennung bemühen).
Schliesslich muss er/sie sich
c) zur Begrenztheit seiner/ihrer Fähigkeiten, Lebenszeit, Mittel usw verhalten, und angesichts dessen Prioritäten setzen hinsichtlich dessen, was vom Wünsch- und ihr/ihm (aus ihrer/seiner Warte) möglicherweise Erreichbaren er/sie  in diesen Grenzen zu erreichen versuchen möchte. Das heisst auch:
Welchen Beitrag er/sie möglicherweise geleistet haben möchte, an den Lebensentwürfe anderer anknüpfen können (speziell erst einmal: will er/sie Kinder „haben“ und („eigene“ oder andere) aufziehen (helfen)?)
(Die penetrante Erinnerung an gender-Unterschiede ist beabsichtigt, denn an dieser Stufe spätestens setzen die sehr fundamentalen Lebenseinrichtungs- und Vergesellschaftungs-Konflikte an, die sich mit dem Konzept gender verbinden.)
d) Das entscheidende Stichwort aber ist noch garnicht ausgeschöpft: Begrenztheit von Fähigkeiten – hier subjektiver Art. Damit sind nicht angebliche oder wirkliche Ausnahme- oder Sonder-Stellungen gemeint, die jemandes Leistungsgrenzen innerhalb der bekannten Schwankungsbreiten für solche Grenzen einnehmen; sondern viel eher, wie jemand sich im Rahmen durchschnittlicher menschlicher Möglichkeiten einrichtet, welche davon er/sie ergreift, verstärkt, einübt, ausbildet und zu steigern versucht bis an Grenzen und darüberhinaus (durch Reserve-Optionen, die sich physiologisch eröffnen, bis hin zu deren Chronifizierung oder Zusammenbruch), und welche er/sie ignoriert, unentwickelt oder gar verkümmern lässt, auch als ganz bewusste Verzichtsleistung, die aber im Laufe der Zeit zur Gewohnheit wird.
Welche Einseitigkeiten und Verzichtsleistungen das im Fall einer Teilnahme an MOD Kulturprojekten sind, ist bislang noch garnicht geklärt.
Aber soviel lässt sich sagen über die Einordnung dieser Stichworte in die Hierarchie der Entscheidungs-Stufen:
Das nachholende Lernen (das immer auch eine Prüfung einschliesst, ob Sinn-Grenzen damit nicht überschritten sind; da können die Lernenden ja nie sicher sein) entspricht natürlich den Stufen 1(Sinn-Bestimmung) +2 (Wahl der Optimalhypothese); die persönliche Prioritätensetzung oder der Anschluss an eine gesellschaftlich vorfindliche Prioritäten-Liste (oder deren Befürwortung) ist das Pendant zu Stufe 3. Was dann noch kommt, angefangen bei der Frage von Fortsetzung, Anschlussfähigkeit, Hinterlassenschaft, erst recht bei den Fragen der Einrichtung persönlicher Leistungs- und Verzichtsbereitschaften in Anpassung an die selbstgewählten Anforderungen (oder auch umgekehrt) über die gesamte Lebenszeit hinweg gehört zu Stufe 4 der Entscheider-Reflexion.
Was zuletzt kommt, nämlich Stufe 5, was für das ALLES noch zu wissen übrig ist und (im Rahmen der Optimalhypothese usw) als nächstes (noch) zu suchen und versuchen wäre – darauf haben MOD Individuen als Entwerfer ihrer Biographien sowenig zu sagen wie als „Entscheider“.
Wie unterscheiden sie sich überhaupt, in diesen beiden Kategorien?
Der Unterschied verschärft sich, wie sich im Zusammenhang mit „Selbstähnlichkeit“ im Kap.2 zeigte, beim Gang durch die STANDPUNKTE.
Dabei verkürzt sich der Lebensentwurf dramatisch gegenüber der Gesamtdauer des Programms der MODerne als Epoche.
Zunächst ist da die Illusion des ERSTEN STANDPUNKTS eines Wissens- und auch sonst Austauschs aller massgeblichen Stoffe und Materialien zwischen allen Beteiligten – was in irgendeinem Leben von Belang ist, findet demnach den Weg in alle andern. Was sich die MOD Individuen hier gegenseitig wegnehmen und worum sich beneiden könnten, ist allenfalls die zweifelhafte Freude, auf einem Feld der/die erste zu sein.
Im ZWEITEN STANDPUNKT werden die Lebensentwürfe entscheidend verkürzt, was ihre produktive Funktion angeht; bei diesem Übergang unterstützt die Erfahrung oder Einschätzung, dass es bei allen MOD Kulturprojekten ohnehin eher auf das Resultat als auf die Fähigkeit zur oder Tätigkeit des Produzierens selber ankommt. Resultate aber werden durch Konsumtion zugänglich. Im Mass, wie das geschieht, wird zugleich das Produzieren selbst entwertet.
Im DRITTEN und VIERTEN STANDPUNKT wird anerkannt, dass die Existenz des Einzelnen weder direkt-produktiv noch indirekt-konsumtiv im Sinne der MOD Kulturwerte Erfüllung finden kann, sofern es darin um das aktuell Massgebliche geht – nur „uneigentlich“, zu Erholungszwecken in der kompensatorischen Freizeit; Existieren ist einfach nur noch Fortschrittsmittel – Generation für Generation wird sich dafür opfern, dass das „Eigentliche“ im Sinne der ersten beiden STANDPUNKTE irgendwann wieder ins Leben aller Einzug halten kann. Der VIERTE STANDPUNKT macht dabei ein besonders perfides Versprechen, indem er zum Ziel der versammelten Produzenten erklärt, die leiblichen Hindernisse für die Umsetzung des MOD Programms gemeinsam aus dem Weg zu räumen, sei sogar die erste Phase seiner Umsetzung und insoweit „Erfüllung“.

53.
Was immer in den Abss. seit Abs 45 entwickelt wurde – es verweist vor allem darauf, wie wenig gründlich die Darstellung der MOD-Genese in Kap.1 ausgefallen ist. Da muss einiges nachgeholt werden.
Darüberhinaus haben sich unterwegs etliche Befunde ergeben, die dringend ins Gesamtbild eingearbeitet werden müssen bzw. überhaupt erst einmal gedeutet und verstanden:
a) Die Selbstbestimmung jenseits des jeweiligen „Rationalitätsblocks“, wo die Bestimmungen (keine in OPP, Mentalität in REL, Mentalität und Individualität in MOD) sich an das notwendige und apriorische des Personseins anschliessen (als dessen „Präzisierung“) – warum enthält sie offenkundig ein Element, das erfahrungs- oder verlaufsabhängig ist, obwohl es doch zugleich eine Regel des Reagierens auf alle Erfahrung vor aller Erfahrung bestimmen helfen soll (denn was ist das Selbst denn andres?)
In OPP sollten dieser „beweglichen“ Seite der Selbstbestimmung alle Abteilungen jenseits von „Personalität“ angehören – Mentalität Individualität Lebensentwurf Identität (fraglich, ob OPP sie jemals lernt auseinanderzuhalten… es sei denn, er lernt es von fortgeschrittenen Kulturstufen, deren Inhalt ihm zu- und, in ihn als Träger, zurückfallen); bei den nächsten beiden wechselte dann das je nächstfolgende die Seite und schloss sich der Personalität an:
In REL war das Mentalität, das Begründen mit feststehenden Prinzipien (Optimalhypothese; 6 minimal-suboptimale Prinzipien: auch hier fraglich, wieweit REL Menschen tatsächlich über diese Kategorien so explizit verfügen!) – es bestimmte näher, worin das (notwendige Seite der Selbst-Bestimmung) Personsein apriori bestand, und was es gleichbleibend ausmachte; dem traten Individualität Lebensentwurf Identität als bewegliche Elemente des Selbst gegenüber.
In MOD wurde Individualität ein für allemal als Person-Bestimmung und Inhalt der Personal- also „Mental“-Vernunft festgeschrieben (was bedeutete das für die 6 Prinzipien der so näher bestimmten Mentalität? das muss aufgeklärt werden!). Lebensentwurf und Identität blieben hier beweglich.
((Das läuft möglicherweise darauf hinaus, Identität als den eigentlichen Kern und Quelle dieser Beweglichkeit zu begreifen, und umgekehrt die freie Wählbarkeit des Lebensentwurfs in MOD zu bestreiten, ihn vielmehr als sich in einer historischen Situation stellende und als nächstes (zusammen mit andern) zu lösende LebensAUFGABE zu sehen.))
b) Was genau sind die Schicksale von KS und RU bei der Bewegung durch die drei Weltbezüge OPP REL MOD, was heisst es, wenn ich sage: „Sie werden zusammengebracht“? Eigentlich muss es heissen: Das, worauf sie angewendet werden, wird zusammengebracht (sodass die beiden ES-Prinzipien etwas haben, worauf sie angewandt werden können). Aber was ist es, das zusammenbringt – oder dafür sorgt, dass etwas zunächst nicht als zusammengehörend Gesehenes danach als solches erkannt wird?
Da mengt sich nun noch ein zweites Thema ein, nämlich die Frage: ob wir KS und RU mit den Begriffen „notwendig“, „hinreichend“, „(un)bedingt“ verbinden können.
Speziell diese letzte Frage für OPP und REL zu erörtern, läuft letztlich darauf hinaus jeweils zu verstehen, mit welcher Form von UNBESTIMMTHEIT man es bei ihnen jeweils zu tun hat. Aber auch das sollte vielleicht präzisiert werden.
Denn wenn ich sage, Personalität sei als NOTWENDIGE Bestimmung bereits in OPP festgehalten, dann war das wohl richtig, falsch aber war, bereits für diese Einsicht OPPs etwas viel weitergehendes zu unterstellen, nämlich dass diese notwendige Bedingung oder Teilbestimmung des Selbst als Personalität irgendwie schon mit Sprach- (lichkeit, -fähigkeit, -ausbildungsdisposition oder was immer) gleichgesetzt wäre. Das ist sie dort natürlich nicht. Selbst wenn (wie so oft bei OPP) neben anderen auch diese Bestimmungen erwogen werden… im Sinn von: Personalität sei AUCH Sprachlichkeit usw
Nun – OPP weiss gewiss auch vom Entscheiden einiges zu sagen, und wird davon via „auch“ feststellen, dass es im weiten Behälter der Person als Inbegriff aller ihr zuschreibbaren Prädikate zu finden sein wird. Damit weiss er leider entschieden zu wenig. Denn im „auch“ ist eben genau das enthalten, was man bedingt-hinreichend (das Selbst bestimmend) nennen kann; es könnte auch (noch) eine andre Bestimmung sein, vielleicht muss diese auch garnicht immer zutreffen, damit das OPP Selbst sich weiter als selbes weiss – darüber hat es eben nicht so genau nachgedacht; auf jeden Fall weiss es, die Bestimmung, das Prädikat trifft gegenwärtig bis auf weiteres zu.- DIES zumindest IST das OPP Selbst schon mal, oder diese Qualität HAT es immerhin, derzeit, bis auf weiteres.
Im Begriff „Person“ denkt OPP, nach quälenden Durchgängen durch die politischen Formen seiner Spalte, am Ende nicht viel mehr als das Abstraktum: „etwas, das keinem unseresgleichen (wer immer wir sind) fehlen darf… wenn er unseresgleichen sein soll“. Also nicht mehr als den ganz abstrakten Begriff einer NOTWENDIGEN Bedingung des Seins-(oder Bleibens-)wie-er. Die also auch auf ihn zutreffen muss, die er selbst erfüllen muss, durch alle Abwandlungen hindurch, die er durchmachen könnte, oder die andre von ihm unterscheiden, die aber eben in DIESER wesentlichen Hinsicht gleichsind. Aber damit ist nur eine dürre Kategorie gedacht (um ihr einen Ausdruck zu geben, habe ich das Wort „Person“ gewählt… vielleicht im Einklang mit historischen Texten zur Rechtsphilosophie, die diese Reflexions-Entwicklungen in der OPP Spalte exemplarisch verkörpern), die bis dahin noch nicht den geringsten Inhalt hat, oder besser: Das Gestöber der vielen „auch“-Kandidaten für einen solchen Inhalt geht darin grade so weiter.
Selbe Figur für REL und seine Erweiterung dieses dürren Fundaments um das, was hier „Mentalität“ genannt worden war, der Besitz von Prinzipien für ALLE Fälle.
Denkt REL dies als Ensemble aus Optimalhypothese und minimal-suboptimalen drei Prinzipienpaaren KS ES RU? Nun… er denkt sich dies als eben AUCH möglichen Inhalt dieses Prinzips, das man als „Person“ näher charakterisiert (das was alle seinesgleichen mindestens sein müssen, was auch er selbst bleiben muss, um eben in der wesentlichen Hinsicht zu sein und zu bleiben wie er, jetzt, im Moment der Rede ist; worin das besteht, was er ist, weiss er nicht zu sagen, bloss, dass es etwas derartiges gibt und geben muss. Alles weitere stürzt ihn ins Grübeln…) Ansonsten – wird REL sich dieser seiner Prinzipien-Orientiertheit, als Kernbestand dessen, was ihn und seinesgleichen MINDESTENS ausmacht (Inhalt einer notwendigen Bedingung seines und aller andern Selbst-Seins und -Bleibens), ebenfalls erst im Durchlauf durch seine politischen Krämpfe und Kämpfe bewusst; also wohl erst als Kritiker. Erst dann auch wird ihm auffallen, dass das, was er sich da am Ende zuschreiben möchte und muss, weil es unverzichtbar für seinen Begriff von Selbstsein und -bleiben ist, keinen beliebigen „auch“-Inhalte duldet. Sondern nur die Besetzung mit Entscheidertum, Besitz von Optimalhypothese (im Sinne von: Sinnbegriffen, angewandt auf gegebne Erfahrung und Entwicklung des derzeit gültigen (noch nicht widerlegten) Optimalhypothesen-Gefüges usw) und minimal-suboptimalen Prinzipien usw (die entfalten sich entlang der drei weiteren Entscheidungsstufen unterhalb der beiden obersten, Sinn-Denken und Lernen (=leitendes Optimalhypothesensystem angesichts des je aktuellen Erfahrungsstandes usw).
Hinsichtlich dieses Themas gab es bislang in meinen Darstellungen eine gewisse Unbestimmtheit und Ungenauigkeit – die mit den Ausführungen eben hoffentlich beseitigt ist. Wie aber sah diese Unbestimmtheit bisher und wie sieht die jetzt nötige Klarstellung diesbezüglich in MOD aus?
Die letzte Version lautete doch so: MOD muss immer häufiger individuell als Kulturheroe (daher rückt die Kategorie Lebensentwurf praktisch in seinen Horizont!) seiner persönlichen Lebensform (die viel zu flüchtig ist, um allzu weite Verbreitung zu finden) fungieren, um das Material zu verarbeiten, das – ob gesucht oder (als Spätfolge massenhafter Aufbrüche seiner Zeitgenossen ins Unbekannte, Fremde, Neugier-Unternehmungen aller Art), als Chance oder Herausforderung auf ihn einstürzend – sich ihm für prekäre Neu-Einrichtungen seiner, einer Lebenseinrichtung jenseits der Tradition anbietet oder aufdrängt; das Kulturheroentum dieser Art wird zum häufigen Anblick, und ständige Erfahrung einer massgeblichen Minderheit der Zeitgenossen im eigenen Leben als auch im Leben der andern. Mit der bekannten Folge, wie hier bis zum Überdruss oft schon behauptet, dass sie den Begriff des Entscheidertums auf allen Ebenen nicht nur ausbilden und denken, sondern auch sich der VERBINDUNGEN aller Stufen darin bewusst sind. So, wie eben ausgeführt wurde, dass REL die längste Zeit seiner historischen Existenz hindurch der Entscheiderbegriff: Optimalhypothese (erste beide Stufen) und suboptimale Prinzipien (dritte bis fünfte Stufe), FEHLTE – so ist, umgekehrt, das als die Zutat zu benennen (was so deutlich in der bisherigen Darstellung MODs nicht ausgesprochen worden war), die ihm, MOD, IMPLIZIT beim Übergang zu ihm hin zugewachsen ist (und ihn über REL hinauswachsen lässt). Aber an dieser Stelle muss nun genau geredet werden (viel genauer als bisher). Und da muss ich nun fragen: Was genau fehlt dann MOD und wird ihm erst im Durchgang durch die VIER STANDPUNKTE bewusst?

Die 6 Prinzipien, implizit präsent oder mehr oder weniger explizit, verschaffen sich selbst nicht aus eigener Macht das Material für ihre Anwendung – das muss anderswoher kommen. Woher kommt es? Vom „Entscheiden“ des Entscheiders, als kulturheroischen Erfinders seines Lebensentwurfs und möglicher solcher für andre? Aber ist er das? Warum war von ihm so garnicht die Rede, als im 1.Kap. die vier MOD Wertsphären aus dem Scheitern RELs abgeleitet wurden? Warum dort nur von den 3 Prinzipienpaaren? Und warum bedurfte es der Hinzufügung der MOD „Selbstverständnisse“ und daran sich anschliessenden „STANDPUNKTE“? Und wie wäre das Zustandekommen der vier Wertsphären in der neueren Terminologie zu beschreiben?
Die Verhältnisse, wo „Entscheiden“ und „Minimal-suboptimale Prinzipien Anwenden“ ihr Material ganz selbstverständlich vorfinden und wo die Frage, woher sie es bekommen könnten, garnicht erst auftaucht – es sind die Verhältnisse in REL: Der Sinn und Welt unmittelbar verbindende, nämlich gleich Sinn in das Da- und Sosein der Welt einwebende transzendente Entscheider (oder die im jeweiligen Glaubenssystem hervorgehobene Stufe in ihm) – er muss in REL nur ganz unbestimmt, als dies irgendwie, wie auch immer zuwegebringend, gedacht werden; die trad.Lebensform, in der klar ist, wer und was KS und ES ist und welches RU allenfalls darin zu suchen wäre, ist (hier zwar vom REL-Glaubenden in seiner Eigenschaft als Kulturheroe; aber das vergisst er ja auf der Stelle) erfunden worden, aber jetzt ist sie eben da, und wird allenfalls (in einer Krisenphase, die IMMER nur vorübergehend sein kann) durch eine andre ersetzt. Man könnte sogar sagen, der Auftrag des Kulturheroen im Moment des Zusammenbruchs an sich selbst lautet: Erschaffe eine Praxis, auf die die 6 Prinzipien wieder angewandt werden können – verschaffe ihnen eine Anwendung (wenn dir das gelungen ist, bist du wieder in einer trad.Lebensform geborgen.)
In MOD hingegen bedeutet, Entscheider sein, alleiniger Urheber von SINN in der Welt zu sein, und daran ist ALLES zu bestimmen – das aber, was sinnvoll sein soll, kann nur sein und seinesgleichen HANDELN sein; die Welt muss (aber er muss sagen wie) dazu passen – sie muss den Sinnanforderungen – aber die müssen eben bestimmt werden! – die der Entscheider denkt, genügen. Und: Der enge Horizont der trad.Lebensform ist explodiert zu einer ganzen WELT an Chancen und Risiken, von denen der MOD Kulturheroe Kenntnis haben muss, und die mit jedem Schritt der Erweiterung seiner Kenntnis ihm neue Facetten, neue Optionen der Lebenseinrichtung zeigen. Da mag noch soviel schon zusammengefügt sein, nichts hindert, es neu zu machen, und ständig zwingt neu Hinzukommendes dazu. So muss Sinn ständig neu und vor allem SELBST gedacht werden; und Praxis muss, diesem Sinn gemäss, aus ständig von überallher nachfliessendem Wissensmaterial (in dem und nach dem zu suchen vielleicht sogar eine spezielle Sinn-Anforderung darstellt?) neu entworfen werden – als Teil in ihr: nächste Wissenserwerbe; nächste Technik-Entwicklungen; nächste Produktions-Einrichtungen (in Abwandlung und Ergänzung bestehender), nächst-wünschenswerte (dies ausgemalt und ausgesprochen, konkretisiert) Erweiterungen alles diesen, angesichts des gerade Erreichten..
Und hier nicht zu vergessen: Das liegt irgendwie alles in der Entscheider-Kategorie schon beschlossen (Sinn-Erfindung vor allem von ihren „oberen Stufen“ her nach unten durchplanend und -greifend; die Anwendung der 6 Prinzipien vor allem zsuammenfallend mit dem „aufsteigend-experimentierenden“ Konstruieren von Handlungsentwürfen (technischen/prognostischen; produktiven – in Orientierung an schon vorhandenen praktisch-produktiven Möglichkeiten (die, wenn beschränkt, ihre eigene Ausweitung verlangsamen…)… dies „von unten“, nämlich einer auf Nützlichkeit hin ausgewerteten überschüssigen Wissensbasis… (also mindestens die drei unteren Stufen der Entscheider-Hierarchie, aber warum nicht auch die beiden nächstfolgenden… in Erweiterung des von unten kommenden…)
Da wäre also jetzt die Entscheidungsstufenreihe zweimal beschritten, wie in Abs 47 oben schon erwogen: Von Sinn-entwerfend-oben nach unten (sinn-liefernd?)… und von wissens-basiert-unten nach oben (fundierend? mit Stoff besetzend, konkretisierend?)
Und was geht nun in den Sinnentwurf ein – die aktuell vorhandene Selbstbestimmung? Und die Wissensbasis – trägt sie dazu nichts bei? Und… wie ist es mit den Schwierigkeiten, aus diesen beiden Richtungen und ihren jeweiligen Schwächen, wenn es in die Richtung des „Gegenpols“ geht (vgl. Abs.47), etwas von beiden Seiten her Durchgängiges, in der Mitte Zusammengebundenes zu machen?
Und… sind uns all diese Probleme nicht längst im Durchgang durch die VIER STANDPUNKTE vertraut, kamen sie nicht längst alle dort vor?

54.
Die Geschichte des Zustandekommens der vier Wertsphären und STANDPUNKTE muss noch einmal erzählt erzält werden, aber jetzt sehr viel präziser, nämlich mit den Kategorien, die jetzt dafür verfügbar sind: Also: Wie stellt sich, beschrieben mit diesen Kategorien, das MOD Individuum im Augenblick des Glaubensverlustes dar? (Ich beziehe mich immer auf ideale REL-Personen und ihren „Glauben“, ohne OPP- und „Gläubigkeits“- (in meinem Jargon)-Anteile in ihrem Denken.)
Eine klare Vorgabe war: Es begreift sich als Entscheider; als solcher ist es alleinige Quelle von Sinn (durch sein Handeln, dem allerdings etwas in der Welt entgegenkommen muss) und Welt-Erklären. Als Entscheider tritt es (anders wäre es nie motiviert gewesen, sich selbst diesen Begriff, als auf es zutreffend, zwanglos soweit klarzumachen) zwischen Massen von – aus ihren trad.Lebensformen herausgelösten, von überallher stammenden – möglichen Verfahren, Substanzen, Techniken und überhaupt Nützlichem, (möglicherweise) Nützlichem und Nutzbarem aller Art; und – ebenso wie die Verfahren, Massen von – in ihren ursprünglichen Zusammenhängen nicht übernehmbaren – Fragmenten von Lebenseinrichtungen, Praktiken, Befriedigungen (mitsamt zugehörigen Bedürfnissen) und ihren denkbaren Abwandlungen. Aber hier beginnt die korrigierte nämlich stark präzisierte Version des weiteren Verlaufs.
In einem ersten Satz zwäre festzuhalten: Die MOD Individuen betätigen sich hier als Kulturheroen, wie sie in Zeiten der REL Krisen auf den Plan traten, bis zur Wiederherstellung der trad. Lebensform und des dazu passenden, unanfechtbar erscheinenden Glaubens. Im Unterschied dazu sehen die MOD Kulturheroen keinen Punkt, wo sie mit ihren Bemühungen Erfolg haben und sie darum einstellen könnten: Um Sinn und Welt-Verständnis in ihre spezifische MOD-Lebensform einbringen zu können, müssen sie ganz andere Anstrengungen unternehmen. Als Quelle jeder Erfüllung und Vollkommenheit (Erreichen des Optimums und seiner Teile) kennen sie nur noch sich selbst, also ihr Handeln. Diesem Handeln tritt die Welt, als sein Korrelat, nämlich mögliches Mittel (und auch Hindernis, Schadquelle) gegenüber; Sinn ist in ihr allenfalls in DIESEM Sinn noch zu finden, und dann nicht aus Prinzip. Hier NEGIERT das MOD Denken seine REL Vergangenheit durch eine platte Gegenbehauptung: Sinn ist NICHT in der Welt, wobei es unter Sinn versteht den von ihm gemeinten Maximalsinn, das hypothetisch bis zum Beweis des Gegenteils als (freilich ab jetzt: durch sein Handeln) erreichbar zu unterstellende Optimum und seine Vorstufen: Das ist so nicht IN der vorhandenen Welt, sondern muss von ihm in sie hineingebracht, in ihr, aus ihr GEMACHT werden. Es macht ALLES SELBST, und muss das auch. Von daher fragt sich, was in dieser Welt des BLOSS Vorhandenen, von ihm selbst abgesehen, dann überhaupt vorhanden ist.
Der Gedanke einer GESAMTHEIT allesVorhandenen, das sinnhaft ist, oder auch sinnhaft GEMACHT ist, ist nicht verlorengegangen; als FORM für Sinn und „Vorhandenes“ steht er immer noch da und wartet darauf, mit dem Gehalt befüllt zu werden, den MOD dafür einsetzen kann. Nur, dass das Sinnvolle nicht mehr einfach vorhanden, und „das Vorhandene“ nicht einfach sinnvoll ist. MOD weiss, dass zwischen beiden (dass es zwei sind, ist die ganz harmlos auftretende Zerreissung beider, die die MOD Epoche von der vorhergehenden trennt) ausschliesslich sein Handeln, und das ist: sein Biographien-Entwerfen, vermittelt. Um der Gesamtheit des Vorhandenen gerecht zu werden, um aus ihr wieder, oder eben zuallererst Sinn zu machen, darf er mit diesem Entwerfen nicht stehen bleiben, und muss es ebenfalls zu einer GESAMTHEIT steigern: Einer, die aus dem vorhandenen Nicht-Personalen optimal viel Sinn macht; über lauter Zwischenstufen, für die das auch gilt, nur eben der JEWEILIGEN Masse des erschlossen-Bekannten schon gerechtwerdend, sie nutzend. Dies Forschen kann nicht mehr einfach vom Lebensentwurf ausgehend nach Bedingungen für dessen Optimierung suchen, so wie in REL Zeiten – dort war es die Gesamtheit aller – freilich höchst homogenen, allenfalls in Stände-Weise voneinander abweichender und aufeinander bezogener – Lebensentwürfe. Wieviel Lebensentwürfe aber auch jetzt flüchtig genug aktuell existieren mögen, sie sind durch nichts ausgezeichnet, und können jederzeit abgewandelt (eigentlich: ausdifferenziert!) werden; jede Frage, wie man optimieren könne, würde sofort umschlagen in: Warum gerade DAS? Und das gilt für sie alle zusammen, auch alle könnten noch ganz anders sein. So muss sich das Entwerfen und durch Zusammenfügung passender Techniken mit zu ihnen passenden Produktions- und Reproduktionsformen (reproduziert wird allerdings, was grade da ist – wenn es dann nicht verändert wird) entstehende massenhafte Leben in seiner Gestaltung am Vorhandenen abstützen. Und kann das auch: Denn mit der Idee einer Gesamtheit des Vorhandenen ragt dieses tief in die Existenz des Entwerfenden hinein, nämlich in seinen Organismus, um nicht gleich zu sagen: in Form seines Organismus: der ist unbestreitbar auch „vorhanden“. „Sein“ – immer wieder der Verweis darauf: Dieser „sein“ Organismus ist offenbar nicht ganz identisch mit seinem Inhaber – wer auch immer das ist (der Entscheider?) Die Grenze muss allerdings zunächst auf lange Zeit garnicht genau bestimmt worden sein, um jene Durchgängigkeit der Bedingungszusammenhänge zu unterstellen zwischen „uns, den Vorhandenen und als solche möglichst Erhaltens- und Schützenswürdigen“ und dem, was sie ausmacht und (ihre Erhaltung) bedingt (oder ihr Verlorengehen, oder Einbussenerleiden bedingt, und somit als Teil der Selbsterhaltung zu meiden und verhindern ist).
Die letzten Sätze (in denen die Rede war von dem, was „das Entwerfen“ muss, aber auch kann) mögen nun stimmen, oder auch nicht, aber sie sind zurückgefallen auf genau jenes Niveau des rekonstruierenden, „phänomenologischen“ Her-Erzählens allgemeiner Behauptungen über MOD, wie sie das erste Kap. auszeichnete, und die hier zugunsten einer vertieften Erklärung ersetzt werden sollte. Also vertiefen wir.
Der Ansatz eben war: Auch in ihre Zerreissung nehmen „Sinn“ und „Welterklärung“ die Bestimmung mit, die sie im REL-Glauben, zur Zeit ihrer Vereintheit, noch hatten: Totalitäten, Maxima zu sein, auf die sich der Entscheider bezieht, und zu denen er sich zu verhalten hat. Allerdings nicht mehr so billig, wie in REL, hier und da mal etwas veranschaulichend, wo es passt, oder ausmalend; um erklärbar zu sein, müssen die Elemente des Erklärens bestimmt, und in allem zu Erklärenden faktisch aufgesucht, schliesslich ALLES Vorhandene auf die Weise durchforscht und zerlegt werden. Ebenso Sinn und Erfüllung in allem Handeln muss KONSTRUIERT und konkret, als erlebbarer Tatbestand, vorgestellt und gedacht werden, um dem Fortschrittspfad des zu optimierenden Rweproduktionszirkels eine Richtung vorzugeben. Schliesslich sind Sinn und Welt(er)kenntnis immer auf Augenhöhe mit technisch aufgerüsteter Reproduktion, also dem Entwurf, den sie darstellt, werden nicht getrennt davon erstellt bis zum schlagartigen Erreichen des Maximums, sondern Schritt für Schritt sich erweiternd (und mit Rückwirkungen für die zwischengeschalteten Reproduktionszirkel): Womit sie die Idee der Ausweitung und Optimierung von Reproduktion, nachdem die Anschluss an diese beiden zu maximierenden potentiellen Totalitäten bekommen hat, auf dasselbe Niveau heben: Auch Technik und Produktion sollen bis zu einem Maximum ertüchtigt, auch sie den Chancen und Risiken einer ins letzte gehenden Weltkenntnis, und den Anforderungen eines immerfort bis zur äussersten Erfüllung sich steigernden Sinnanspruchs, gerecht werden. Aber wann, in wessen Leben? Reproduktion und Arbeit, Technikeinsatz, haben mit Einzelnen zu tun, sind erst einmal an sie gebunden.
Da kommt noch ein Weiteres herein: Die totalitäre Optimierung von Sinn und Erkenntnis muss zeitlich gestreckt werden; sie wird portioniert in die Zuwächse, Generation für Generation – IN der Zeitachse, diachron – es müssen in diesen Zeiträumen solche Zuwächse erlebbar sein; und: Sie müssen im Leben ALLER Beteiligter sichtbar und erlebbar sein, als Lohn für ihre Mühe und Partizipation an der Anstrengung aller. Der Erfolg der Generation muss einer im Leben aller ihr Angehörenden sein.
Und diese Aufgabe soll der Entscheider nun mit seinen 5 Entscheidungs-Ebenen lösen, in deren 3.-5. (von „oben“ gesehen) wir die Quelle der 3 Prinzipienpaare glaubten sehen zu dürfen; aber diese Interpretation möchte ich jetzt SO ausdrücken:
Die Gestaltung der Stufe 3 „Prioritäten setzen in der Test-Ausführung der beim aktuellen Erfahrungsstand formulierten OptimalH. entsprechend den in diesem Erfahrungsstand bekannten Risiken und Chancen (in Gestalt dauerhaft nutzbarer oder zu unterdrückender weil schädlicher Regularitäten)“  wäre zu deuten als „Summe aller Anwendungen der RU-Prinzipien auf diesen mit 1+2 verarbeiteten Erfahrungsstand“;
die Gestaltung von Stufe 4 „bekannte situationsgebundene, vor allem auch leibliche Randbedingungen in jedem Schritt beim Abarbeiten der so entworfenen Prioritätenliste berücksichtigen, die Ausführung entsprechend abwandeln“ wäre zu deuten als Summe aller Anwendungen der KS-Prinzipien auf diesen so, also mit 1+2+3 bereits verarbeiteten, Erfahrungsstand;
die Gestaltung von Stufe 5 „das DAfür NOCH nützliche (also auch erforderliche) Wissen durch Suchen und Versuchen sich erarbeiten“ als Summe aller Anwendungen der beiden Prinzipien ES 1 und 2 auf das, was durch Schritte 1-4 auf gegebne Erfahrung als zu tun feststeht.
Beim gegebnen Stand der Erfahrung hat der Entscheider somit die nicht ganz einfache Aufgabe, zur Ermittlung des je nächst anstehenden Versuchs/Experiments und der zugehörigen Such-Aktivitäten (bis ein solcher zustandekommt), Aktivitäten des Suchens nach dem für Durchführung dieses zu konstruierenden hoch-komplexen Experiments nächst-notwendig zu Wissenden, folgende Entwürfe zu machen: Vier Fortschrittssäulen (nämlich die vier Wertsphären) – Fortschritte des Sinns, der Produktion (sie soll produktiver werden), der Technologie (Optimierung dieser Produktion ebenso wie technische der zum jeweiligen Zeitpunkt zu erwartenden bzw. gefundenen Chancen, ua. zur Bekämpfung der bis dahin aufgedeckten Risiken) und natürlich der je und je als nächste angesichts der aktuell vorhandenen Erfahrung zu erwartenden und zu bewirkenden Wissenszuwächse; und dies nicht nur über die Gesamtheit der Generationen von MOD-Individuen weg, die sich an diesem seinem Projekt beteiligen (oder die er beteiligen will), nicht nur für jede einzelne dieser Generationen (so dass sie jederzeit die Zuwächse an Sinn, Produktivität, technischem Können und Wissen als für alle Zeitgenossen hinlänglich erfährt), sondern auch für die Biographie jedes der ihr Angehörenden.
Die hypothetische Erwartung, dass die unbekannte Welt eine ist, die eine solche Konstruktion von Erfahrungszuwachs zu Erfahrungszuwachs (und in diesem Sinn: historischem Moment zu historischem Moment) zulässt, wenn sie nur durchsucht und die dabei entdeckten Möglichkeiten zu Versuchen gemacht werden – diese hypothetische Erwartung kann als MODs Optimal-Hypothese angesehen werden.
Es ist genau die, die im 1.Kap immerzu umschrieben wurde mit „die 6 Prinzipien nicht nur als notwendige sondern hinreichende ansehen, bis auf weiteres und bis zur Widerlegung“.
Es ist der ERSTE STANDPUNKT: Es gibt ein objektives Korrelat (darf man annehmen, bis zum Beweis des Gegenteils) unserer Aktivitäten in allen vier Sphären, das es erlaubt, sie daran zu entfalten (ein Korrelat an Wissbarem und es zu wissen geradezu Herausforderndem, an Beherrschbarem, Machbarem und zu machen Nötigem, schliesslich nach alledem als erreichte und noch nächst-ausstehende Erfüllung Erlebbarem, somit zu wünschen Übrigem).
Und wie sich schon im 1.Kap andeutete, ist mit diesem ganzen kategorialen Programm, dieser Matrix für Planung eines MOD Entscheiders, noch nicht das allergeringste von dem hinreichend bestimmt, was er nun tun soll: Sein Lebensentwurf in diesem Rahmen (auf den allererst er die 6 Prinzipien, zur Erledigung allein schon der drei unteren Stufen seiner Entscheider-Gestaltungs-Aufgaben, anwenden könnte) fehlt; es fehlt sein Entwurf für das, was die andern tun könnten, und erst recht die, die später kommen könnten. Es fehlt eigentlich an ALLEM. So kann man natürlich nicht planen!

55.
Er kann es nicht, aber er tut es. Und aus den ersten beiden Kapp. weiss man auch, WIE er es tut: Er startet als „genialer“ und innovativer Kulturheroe, der immer neue Welten gesucht, gefunden, erobert hat, und die dort vorfindlichen Verhältnisse nach allen Seiten hin auf Kontrollierbarkeit, vor allem Nützlichkeit und Nutzbarkeit für GLEICH WAS absucht; dies schon der Keim der von einer längst eingeführten Lebenform emanzipierten Technologie, die auf die Neu-Erfindung von Lebensstilen führt, und umgekehrt. Mit diesem Hin und Her zwischen neuen Elementen der Lebenseinrichtung und Techniken schafft er zunehmend ein eben nicht mehr abgeschlossenes, stattdessen wachstumsfähiges Gebilde, das zugleich natürlich immer noch optimierbar im traditionellen Sinn ist. Daneben aber treibt er, und das ist ein wirklich heroischer Akt, der von den Freunden der Moderne auch so gefeiert wird, die Möglichkeiten der „Welterklärung“ durch Kenntnis der Elemente und ihrer Zusammensetzung immer tiefer ins Vorhandene vor; alles kommt dafür infrage, alles wird gesammelt, inventarisiert, untersucht, das dieser Suche weiterhelfen könnte. Es ist das einzig wirklich Systematische in der beginnenden MOD Epoche; das Kategoriensystem, das diese Suche anleitet (die sich für eine rein empirische hält, sich vermeintlich von den Dingen selbst sagen lässt, wie sie sind; statt – wie es wirklich ist! – von eigenen Überlegungen, wie sie einzig sein können) lehnt sich an an die Elemente der technischen Apparate: inventarisiert, systematisiert alle erdenklichen Formen (Geometrie), Bewegungen, Eigenschaften und ihre  Veränderungen, Ursach-Arten, Stoffe, und sucht zu allem und jedem die elementarsten Versionen, die ihm in Zerlegungs- bzw Reindarstellungsform makroskopisch zugänglich sind – um sich mit der Erklärbarkeit die Verfügbarkeit zu sichern; dass ein Vorhandenes (und das ist auf weite Strecken erst einmal Rohmaterial des Erkennens, wie es auch zu den Rein-Formen und -Materien führte) erklärbar ist als Resultat derundder Einwirkungen, Komplex derundder Elementarmaterien in derundder Anordnung, macht es eben auch schon verfügbar (es sei denn, es ist (noch!) zu weit weg, zu klein, zu… aber das könnte sich ändern).
MOD wiederholt die REL Phantasie, indem er sie zugleich präzisiert: Sinn-erfüllend und so, wie da, gut (und DARUM da), verstanden als technologische Utopie: In ein solches muss das Vorhandene verwandelt werden, es ist eine gigantische Aufholjagd. Dabei ist MOD sobald auf der sicheren Seite, wie er sich Verfügung über überhaupt alles und jedes gesichert hat: Die UNBESTIMMTHEIT der Welterklärung RELs kehrt darum wieder mit dieser Weltbeherrschungs-Obsession MODs für alles, EGAL WAS: Verstanden ist etwas, wenn die Art seiner Zusammensetzung aus Elementarmaterien bekannt und DARUM mit den uns dann längst verfügbaren Techniken Abwandlung und/oder Erhaltung und/oder Zerstörung, ganz wie wir es brauchen, ermöglicht (mit einem Wort: Kontrollierbarkeit). So sicher aber, wie MOD hier weiss, dass er (auf dem erreichten Stand, zumindest) DAS für alles notwendig zu beachtende in und bei der Hand hat, so gut weiss er auch, dass er daran nichts Hinreichendes hat. Hinreichend ist, Entscheider zu sein und zu bleiben; was DAS aber im Umgang mit je gegebnen Erfahrungsständen KONKRET heisst, bleibt ebenso UNBESTIMMT: Er gibt sich die Suche nach Sinn und dessen Bestimmung je und je, bei fortschreitender Weltkenntnis und Weltbeherrschung, nicht anders vor denn als „heroisch“ zu lösende Aufgabe, als die Suche nach den Elementen; aber mit einem wichtigen Unterschied: Sinn-Bestimmungen, jenseits der Elementen-Kategorie und darauf bezüglicher Elementar-Operationen (das sind alles durchaus Sinn-Anforderungen an die Erfahrung – elementar, absolut, kategorisch NOTWENDIG zu erfüllende, wenn überhaupt eine Technik möglich sein soll – das ist die Ausgestaltung der RU-Prinzipien als minimal zu fordernde Bedingungen für Sinn machendes Handeln überhaupt) setzen nicht nur den universellen Werkzeugkasten, nicht nur die bis ins letzte gehende Welt-Übersicht und Prognosefähigkeit voraus, auf die Technik zuläuft; das ist alles bloss bedingt hinreichend, notwendig DANN WENN wir etwas beschliessen und dafür entscheiden. Aber entschieden ist eben nichts damit. Und dabei bleibt es durch die ganze MOD Epoche hindurch: MOD besteht darauf, beharrt darauf, Entscheider zu sein und bleiben zu wollen, und auch alles dafür tun zu wollen, dass diese Eigenschaft nicht aus derWelt verschwindet (stattdessen sich mit dem wachsenden Weltwissen und Werkzeugkasten ausrüstet, um die Welt zu beherrschen). Aber was er will auf der Welt oder wollen soll, wird nie gesagt. Er weiss es nicht, bis zum Schluss. Für hinreichende Entscheidungen und Bestimmungen fehlen GUTE GRÜNDE von genau der Sorte, die sagen, warum Handeln einer Art sinnvoll ist und anderes nicht (angesichts dessen, was schon war).
Diese guten Gründe trägt jeder Entscheider in sich, sie wurden im Exkurs über Bedürfnisse dargelegt; er ignoriert sie nach Kräften.
Nicht, dass sie garnicht vorkämen; nachdem MOD (hier schon als Kollektivsubjekt zu verstehen), nicht grade aus dem Nichts, aber doch eben nur aus dem Rohmaterial weltweit verfügbarer vormoderner Technologien und möglicher Lebensstil-Fragmente sich individuell und milieugebunden, auch berufssparten-bezogen, regional, urban besondert, eine Fülle von Lebensstilen und immer individuelleren Lebensentwürfen erschaffen hat, gibt es auch jede Menge Optimierungsanforderungen daran, die erst einmal nur aus der (irgendwie verspürten) NOTWENDIGKEIT erwachsen, nicht zu entgleisen, emotional, körperlich, und weiter leistungsfähig zu bleiben; aber das betrifft die Abteilung Selbst-Erhaltung als wichtigstes Mittel aller weiteren Projekte, das Selbst als Mittel.
Immerhin gibt es da, im Mass, wie die zunächst so erscheinende Willkür der MOD Welteinrichtung (unzählige technische Lösungen sind möglich, haben ihre Vor- und Nachteile, hätten anders ausfallen können, nun aber eben so) komplexe Fakten schafft, Gottseidank sich einschränkende Perspektiven, regionale Gipfel der Zweckmässigkeit, wenn auch nicht unbedingt Sinnhaftigkeit – man könnte es auch noch ganz anders machen, aber den Knoten, soweit er schon geknüpft ist, machen wir jetzt nicht wieder auf, es sei denn, es gäbe GUTE GRÜNDE. Diese guten Gründe sind allerdings von genau der Art, wie sie es in der Vormoderne waren: Ein Schaden, der ab jetzt zu beachten zu beseitigen ist, gefährdet immer ein längst schon Vorhandenes; was immer wir auch tun, um den Schaden abzubauen, wir werden ab sofort dies Vorhandene als Bezugspunkt nehmen für das, was nicht gefährdet werden soll: Es ist unser derzeitiges und bis auf weiteres, durch alle Schadvermeidung und Lebensveränderung hindurch möglichst grundsätzlich gleichbleibendes Erweitertes Selbst ES. Insoweit hat der MOD Kulturheroe es geschafft, etwas immerhin (durch sich selbst, sein pures Vorhandensein) bedingt-hinreichendes und Zweck-begründendes in die Welt zu setzen.
Das sich allerdings immer wieder auch relativiert sieht, denn im Gegensatz zu einer bornierten traditionellen Lebensform, in der man nach der Phase der heroischen Neuerfindung zufrieden halt und „Epoche“ machen darf und, nicht anders als ein imaginierter göttlicher Werkmeister sagen darf: Bitte sehr – so ist es doch gut! – kommt zu jedem erweiterten MOD Selbst ständig etwas HINZU, es WÄCHST. Beide Komponenten, Optimierung (auch durch schlichtes Freimachen von Ressourcen: Kostspieligkeit und Sperrigkeit hinsichtlich unserer Freiräume sind die Schäden an egal welchem Bestehenden schlechthin, insofern gibt es sowieso immer was zu tun!) und Sicherung des Vorhandenen, und dagegen indifferente, schlicht unsere Gesamt-Möglichkeiten der Selbst-Behauptung über den bestehenden Rahmen hinaus erweiternde Fortsetzung des ursprünglichen MOD Kulturheroentums, treten dabei nebeneinander. Die Abwägung zwischen beidem ist ebenso unmöglich, wie es unmöglich ist, eine Reihenfolge der Vor-Dringlichkeit oder qualitativen Richtung des Fortschritts anzugeben: Eine Notwendigkeit für DAS Hinlängliche, das WIR sind und als das wir uns sehen (Entscheider sein und bleiben wollen), ist nirgendwo zu sehen: Alles könnte auch unbestimmt-wie-weit (Sinngrenzen fehlen) anders sein, wie wir es machen und gemacht haben, hat allenfalls bedingt-gute Gründe: Es ist Willkür – im (meist weiten, manchmal engen) Rahmen des technisch (schon, oder leider noch nicht) Möglichen, und prognostisch in der Welt Bekannten. Wenn die Offensichtlichkeit der Willkür in den Hintergrund tritt, dann vor allem darum, weil das komplex faktisch Eingerichtete immanente (durch sein Da- und Sosein) Sachzwänge schafft – an den willkürlichen, allenfalls vielleicht sich an vormodernen Lebensformen noch anlehnenden Erst-Entscheidungen entlang bauen sich die Neu-Zusammenfügungen von Techniken (eventuell vorgefunden, oder neuerfunden) und dazu passenden Existenzen, oder gesellschaftlichen Funktionen oder Bedürfnissen (nicht zuletzt und vor allem solchen zur Sicherung des Vorhandenen und der Minimierung seiner Aufwände) und dazu passenden Techniken in verschlungenen (Re)Produktionskreisläufen auf. Vieles wenn nicht alles KÖNNTE anders gemacht werden, entsprechende Entschlossenheit vorausgesetzt. Aber ausser den genannten Gründen gibt es wenige, die noch denkbar wären – Produktivitätssteigerung, Sicherung, Vorsorge – allenfalls von der Wissenschafts- und Technologie-Seite nachdrängende Innovationen, oder Wissen um Sachverhalte, die Chancen und Risiken bedeuten. Nur zu wünschen bleibt gewiss noch eine gewisse Menge übrig – und, soweit sich damit ANSPRÜCHE im Bezug auf die Richtung, die der Fortschritt nehmen soll, verbinden, geht die Darstellung und konkrete Ausmalung oder das Entwerfen solcher Fernziele bei einem bestimmten erreichten Stand (der ein aus Sicht der Zeitgenossen noch immer sehr zurückgebliebener sein kann) in den Kernbestand dessen ein, was Ästhetik ausmacht: Fortschreibung der Sinn-Bestimmung der Gesellschaft, im Idealfall als Entwurf konkreter Projekte oder VISIONEN, die ALS NÄCHSTE in Angriff zu nehmen wären. (Auch Klagen über bestehende Zustände, etwa über Entfremdungs-, Vereinsamungs-, Vereinseitigungs-Erfahrungen, könnten solche Erkenntnisfunktion haben: auch nach ihnen könnte sich eine Neu-Gestaltung von Lebensentwürfen und gesellschaftlichen Plänen ausrichten.)
Aber – wie schon öfter festgestellt: Während jeder die Erkenntnisse und Techniken der Gesellschaft, vielleicht auch noch ihren (Re)Produktionsapparat (in dem er selber irgendwo mitarbeitet), als „seinen“ Besitz ansehen kann, der „AUCH SEINE“ Möglichkeiten des Überlebens, Geniessens, Wissens, Begreifens, Könnens rapide erweitert – trifft das auf die Sinn-Horizonte keineswegs zu. Was immer als ERFÜLLUNGS-ERFAHRUNG (und nicht einfach bloss objektive Installation, Apparatur, Institution) anzusehen ist, kann sehr unterschiedlich im Einzelleben ankommen: Einmal betrifft es mich (und so jeden: ERSTER STANDPUNKT); dann mich indirekt durch konsumtive Teilhabe, oder mich in einer indifferent anderen Weise als andre, die ihr Teil auf andern Gebieten haben, aber insgesamt ebensogutes, Sinn machendes wie ich, ohne dafür mehr opfern zu müssen als ich (ZWEITER STANDPUNKT); oder mich und andere später, oder sehr viel später, als Nachkommen, künftige Generationen (DRITTER STANDPUNKT); oder mich und alle, aber nur unter dem Gesichtspunkt des Hinausschiebens unserer biologischen Begrenztheit (als in gewissem Sinn Elementarbedingung, absolut NOTWENDIGE Grundlage für ALLE zukünftig noch zugängliche Sinnerfahrung, unser selbst, der Zeitgenossen und aller, die noch nach uns kommen).

56.
Das Verwirrende (und darum leider auch auf weite Strecken Verworrene in der Darstellung, die ich bisher davon gegeben habe) an den Begründungsstrukturen der MODerne ist: Dass die beiden Fundamente, auf denen sie im wesentlichen aufbauen will, das Entscheider-Sein einerseits, als Basis allen Sinns (Sinn ist: sich als dieser Entscheider erhalten und betätigen, in jedem der anwachsenden Erfahrungsstände, die sich ergeben), und „die Elemente“ (mitsamt den möglichen Formen ihrer Zusammensetzung bzw. Wirk-Überlagerung), als Basis der Erklärung von ALLEM, allem „Vorhandenen“ in der Welt (ich sage ab jetzt, in Absehung von der durchaus anzuerkennenden inneren Vielfalt dieser Elemente, „die Elemente des Erklärens“) – dass also diese Fundamente bei näherem Zusehen garnicht in Verbindung stehen mit der eigentlich MODernen Praxis: nicht den Sinn- und Ziel-Vorstellungen, nicht dem technisch verwerteten Wissen, nicht der immer prekären, vorläufigen Alltagsorganisation, ja nicht einmal endgültig der Frage, welchem Gegenstand sich die MOD Wissenschaft vorrangig und/oder in welcher Reihenfolge zuwenden sollte..
Natürlich denke ich, dass das seinen Grund hat in der bisher entwickelten Defizienz-Struktur der MOD Selbstbestimmung: Wo sie unbedingt (und in dem Sinn: kategorisch-kategorial) ist, ist sie nicht notwendig-hinreichend (absolut-notwendiges Element jeder Praxis: das Sich-Verhalten zu den Elementen des Erklärens, zumindest: das Sie-Berücksichtigen; absolut-hinreichendes: Entscheider-Sein, Entscheider-Bleiben, Sich-als-Entscheider-Betätigen).
Immer braucht es, um überhaupt zur Praxis zu kommen, etwas Hinzukommendes, von MOD noch garnicht recht Benanntes – ich hatte vom „Lebensentwurf“ (auch den vergesellschafteten Lebensentwürfen) gesprochen. Man könnte auch sagen: Das, was MOD in seiner, zu seiner Selbstbestimmung an- und aufführt: Individualität, bedarf der weiteren und näheren Bestimmung durch dies Hinzukommende – Individualität wird umgesetzt, DADURCH-DASS dies Hinzukommende bestimmt und umgesetzt wird – in einer Serie (u.U. synchron und diachron verbundener) Lebensentwürfe. Aber diesen Entwürfen widerfährt womöglich dasselbe nochmal: Auch sie bedürfen unter Umständen einer Präzisierung – eines umsetzenden DADURCH-DASS.
Sehen wir in der andern Richtung, dann sehen wir den Zuwachs an Bestimmtheit wieder verschwinden, der die MOD Individualität vor RELs Pseudo-Version einer solchen ausmacht: Alles, was REL jenseits seiner fix und fertig eingerichteten trad. Lebensform bis auf weiteres unterstellen durfte, muss MOD erst herstellen. REL unterstellte es einfach, und wusste nicht, wie es zustandegekommen sein könnte, das liess er offen. MOD sagt es: Durch die tatsächliche Erfahrungsverarbeitung über alle Stufen weg, die der Entscheider beim Weg durch sein anwachsenden Wissen, Station für Station, die er durchwandert, zu absolvieren hat.
REL hatte optimalhypothetisch als längst vorhanden in die Welt hineingelegt, was MOD zu tun übrig bleibt, wenn er sich der Aufgabe stellt, die trad.Lebensform in das im Glauben vorweg Unterstellte zu verwandeln, das Geglaubte allererst wahrzumachen, und das heisst: das Vorhandene gut so, wie es dann sein würde (soweit es das nicht schon ist, aber dann tatsächlich auch so feststellbar).
Sieht man sich „das Vorhandene“, wie es der Glaube unterstellt, näher an, so könnte man die von mir öfter verwendete Formel „ist so, wie es ist, DA WEIL es gut ist, Sinn macht usw“ (das so ausgedrückt: in einem als optimal, auch optimal erfolgreich in der Welt operierend gedachten Entscheidungsprozess zustandegebracht) umdeuten, indem man bei „Sinn machen“ auch noch denkt an „einen guten Grund haben“ (hat (s)einen guten Grund); und man könnte sich des weiteren erinnern an folgendes (was auch schon gesagt worden war): Die Welterklärung in MOD reicht eigentlich immer nur zum So-Sein des Vorhandenen – erklärt wird dies mit dem So-Sein der Elemente (des Erklärens: der Elementarteilchen, der geometrischen Form ihrer Zusammensetzung usw). Hingegen das Dasein des Vorhandenen wird garnicht erklärt, sondern hingenommen (grob gesagt, ist dies Hinnehmende und Erklärungs- und Verstehens- oder Begreifens-Verweigernde, zumindest darauf Verzichtende und daran keinen Mangel Sehende im wesentlichen das, was man unter Empirismus verstehen könnte). Aber Dasein ist sehr wohl etwas erklärungsbedürftiges, und das wird sofort sichtbar, wenn man es umformuliert in: Sich-erhaltend (und darum immer noch daseiend); mit all den Befristungen und Bedingungen (der Wahrscheinlichkeit seines Vergehens oder sich in anderes Umlagerns), die damit sich verbinden. Alles, was ist, ist noch lange nicht vollständig erfasst, wenn sein So-SEIN benannt und festgestellt ist (und es ist darum eben auch nicht vollständig erklärt). Denn es müsste eben auch noch gesagt werden, ob es, SO WIE ES IST, bleiben wird, wie wahrscheinlich die Veränderung, in welchen Umgebungen, vor allem jenen, in denen es jeweils angetroffen wird (generisch: in denen Dinge dieser Art ÜBLICHERWEISE oder auch bisweilen angetroffen werden).
MOD tut so, als würde sich diese Frage frühestens im Bezug auf UNS und unsere technischen Mittel stellen. Tatsächlich stellt sie sich nicht minder im Bezug auf ALLES Vorhandene, ob durch uns kontrollierbar oder auch nicht.
Und so findet man in der MODerne kaum je, oder nicht systematisch und seriös, ausserhalb technischer Beurteilungen, eine Erklärung von der Art: Etwas IST so, wie es ist, aus einem GUTEN GRUND: SO ist es seit langem da und hat gute Chancen, auch da zu bleiben, ohne sich WESENTLICH zu ändern, vor allem nicht, was die Chancen seines Da-Bleibens betrifft. Oder, um den Anschluss an die andern Termini zu finden: Es MUSS (notwendige Bedingung!) dieunddie Grenzen seiens So-Seins einhalten, darf nur innerhalb derundder grenzen variieren, oder kurz: es MUSS (ungefähr) SO Sein, wenn die Bedingung seiner Erhaltung in der Umgebung, worin es sich befindet, (hinreichend!) erfüllt sein SOLL.
Zur Erinnerung jetzt noch einmal zitiert: „Wie es ist, kann es ändern, was es will, kann es lassen; darüber kommt das moderne Selbst nicht hinweg.“ (MOD Teil I,Kap1/Abs 6)
Es ist immer nur vom SOSEIN („wie es ist“) die Rede; vom Dasein und den Bedingungen seines Erhalts wenig bis nichts; oder wenn, dann immer nur BEDINGT – so dass gefragt werden kann: wollen wir DIESES „so“ seiende Selbst bleiben? oder ein andres werden und dann erst so bleiben? Die Frage nach Sosein und Dasein wird also je getrennt gestellt: Als gäbe es kein So- oder Wirsein, DURCH das zugleich WIR So- und Wir bleiben. Die Bestimmungen, die wir uns geben, das Sosein, das wir uns flüchtig selbst verleihen (freilich in gewissen Grenzen, die dann auch wieder nicht überschritten werden dürfen – nur, dass sie nie hinlänglich bestimmt sind, sodass es endlich einmal als ALLE diese Grenzen und NUR diese benannt wären: hinreichend UND notwendige Selbst-Bestimmung) – sie haben allesamt keinen wirklich GUTEN GRUND. Allenfalls geben wir uns selbst etwas vor damit: wenn und nachdem wir einmal so entschieden, uns so gemacht haben – welches wären die DAFÜR einzuhaltenden Bedingungen? Vielleicht können wir sie augenblicklich auch garnicht ändern, insofern haben wir Folge-Tatsachen und Sachzwänge in die Welt gesetzt mit unserem „uns zu So-Seienden Machen“. Aber hätten wir sollen, sollen wir so bleiben? Ist das egal? Oder macht es einen Unterschied? Aber wenn – wofür?
Als MOD Individuen stellen wir uns die Frage: WIE sollen wir sein, DAMIT wir (aber wer ist „wir“?) DAbleiben, DAsein können – wir.
So gestellt, führt die Frage immer wieder in die bekannten Aporien hinein. Aber warum?
Sie unterstellt, dass wir einen GUTEN GRUND brauchen, in Gestalt prognostischer Kenntnisse (was würde passieren, wenn nicht…), um uns selbst zu gestalten – für ein maximal erfolgreiches Überleben. Seltsamerweise kommt dann immer wieder die Erinnerung daran in die Quere, dass wir ja auch schon etwas SIND, und uns vielleicht nicht völlig verändern WOLLEN; bis hin dazu, dass wir womöglich vor die Wahl gestellt werden, „uns“ in etwas „ganz anderes“ zu verändern (transhumanisieren?), oder aber in Wehmut und Selbstverliebtheit uns eher aufzugeben und unterzugehen.
Die Frage ist aber garnicht, was wir wollen sollen, oder sie kann so nur überhaupt von solchen gestellt werden, die sich selbst, ihr Selbst, ständig und gewohnheitsmässig ignorieren. Denn von uns aus wollen wir sehr wohl etwas, so wie wir sind, und brauchen vielmehr einen GUTEN GRUND (oder gute Gründe), um es NICHT zu wollen („es“ – oder etwas andres; es gibt ja indifferente Abwandlungen des Gewünschten, die genauso gut sind; hier geht es um den guten Grund, all dies zurückzuweisen und darauf zu verzichten – etwa aus Sorge um „unser“ Überleben).
Es geht nicht darum, dass wir etwas werden; denn wir SIND längst etwas, und bräuchten gute Gründe, warum wir das, was wir sind, ändern; aber auch das nur innerhalb bestimmter Grenzen; denn selbst, was ein guter Grund  für Verzichte, Aufschübe von Befriedigungen usw ist, ist durch unser Sein abgegrenzt: Irgendwann reichen die besten Gründe nicht mehr aus, um uns derart zu entstellen, zu entfremden, zu zwingen (denn das ist, was wir dann TUN!). Und für den Fall, dass wir DIESEN Funktionszusammenhang ändern wollen, und uns etwa durch Neuropharmaka unempfindlich machen wollten, dürften wir die Frage eher umgekehrt stellen: WARUM SOLLTEN WIR  D A S  TUN?

57.
Das, was wirklich einen GUTEN GRUND braucht, um gemacht, hergestellt, und dann erhalten zu werden, sind hingegen unsere technischen MITTEL, Werkzeuge, Geräte, Apparate, Automaten: Weder kommen sie von selbst zustand, noch erhalten sie sich von selbst: sie sind nicht von sich aus DA; hingegen sind sie SO wie sie sind, weil WIR ihnen ihre Gestalt geben, darum, weil wir sie SO für ZWECKMÄSSIG halten. Wenn sich unser Zweck ändert (abwandelt), oder wir ihn aufgeben, ändern wir Da- und Sosein unserer Mittel (von einem fortbestehenden Dasein ein und desselben Mittels oder Mittelsorte lässt sich im übrigen allenfalls reden, wenn wir das So-Sein innerhalb von Grenzen definieren, die Abwandlung des dabei grundsätzlich ein „selbes“ Bleibenden (begrifflich) unterstellen.)
In keiner der genannten Hinsichten trifft diese Art zu sprechen auf UNS zu:
Wir machen uns nicht, sondern sind („immer schon“) DA.
Um DA zu bleiben (in den mehr oder weniger weiten Grenzen, in denen „wir“ uns als „dieselben“ und „überhaupt (und immer noch) wir“ ansehen können), müssen wir eigentlich nur das tun, wozu wir, so wie wir sind (aufgewachsen sind, in einer funktionierenden Praxis existieren), uns motiviert FÜHLEN (wozu auch die Sorge um uns gehört, auch „Angst haben vor, wenn nicht…“ usw).
Wir brauchen keinen GUTEN GRUND um SO zu sein, vielmehr bräuchten wir GUTE GRÜNDE um ANDERS zu werden bzw. es zu unterlassen, SO zu SEIN (nämlich so zu handeln).
Und, um uns ganz und gar abzuwandeln, so dass definitiv „wir“ NICHT MEHR WIR sind, haben „wir“, SO WIE WIR SIND, überhaupt keinen Grund.
Selbst wenn wir es könnten – selbst wenn wir uns de- oder trans- oder super- oder sub-humanisieren KÖNNEN oder KÖNNTEN: Warum sollten wir?
Haben wir dafür einen GUTEN GRUND?
Was UNS als ein solcher gilt, ist festgelegt durch die Art, wie wir SIND. Sollten wir das ändern? – Wir sind – soviel lässt sich sagen – solche, die, wenn sie wissen, wie sie sind, einen GUTEN GRUND brauchen, um sich zu ÄNDERN. Dieser gute Grund ist ein INFORMIERTER (auf relevantes, uns betreffendes Wissen gegründeter) ZWECK oder (sinnvoller) (Versuchs)Plan oder (Optimal)Hypothese: Aber wie immer er dann auch ausfällt (sofern er nur das ist, wofür er ausgegeben wird) – er zielt (eventuell versuchsweise, optimal-hypothetischerweise – das muss aber dann BEGRÜNDET sein!) auf UNSERE Selbsterhaltung, als die, wie wir im Kern SIND. Nicht die von ganz anderem. Denn das wäre nun einmal aus UNSERER Sicht (so wie wir sind) kein GUTER GRUND.
Betrachten wir unser So-Sein noch genauer – unser inneres, wie es sich in unserem Sprechen und Handeln zeigt
Es stellt sich dar als ein fortlaufendes Zusammenspiel von Etwas-Wollen (Wünschen, Bedürfnis-Haben-nach) und Können (dies oder jenes, so oder anders). Man könnte statt Wollen genauer sagen: Als ein Wollen-Können (darum, weil kein bekannter GUTER GRUND dagegen spricht), und als ein Nichtwollen-Können (Aufschieben, Verzichten, Sich-Zwingen usw), sofern es dafür einen GUTEN GRUND gibt.
Noch einmal: Wir SIND längst Wollende (und Nichtwollende, eines Wählendes und Versuchendes, Andres Zurückstellendes, Ablehnendes usw) – wir sind (unvollständig) informierte solche (wir sind immer „in (einer) Situation“, situiert), haben eine Vorgeschichte und Vorwissen, an die wir anschliessen (müssen), von der ausgehend nur wir (beschränkte) Mittel haben und unser weiteres Vorgehen, speziell, was zu erforschen, zu suchen und versuchen ist, entwerfen (können, müssen).
Aber sofern wir dabei keine schlimmen Missgeschicke erleiden (aus denen wir dann, hoffentlich, lernen können), werden wir durch das Tun des Gewollten im Rahmen dessen, was wir überhaupt tun können, uns erhalten und weiter dasein. Es ist der Normalfall. Und selbst wenn kleinere oder grössere Gruppen schlimme Katastrophen durchmachen mussten – es überleben ausserhalb genug. Es ist – auch noch in modernen Zeiten – einfach allem Tun vorausgesetzt, was die 6 minimal-suboptimalen Hypothesen besagen, und das (darum heissen sie ja so, oder eben auch: transzendental-ökonomische…) schlicht vorauszusetzen ist, damit wir überhaupt zu handeln, zu leben und zu forschen ANFANGEN können und nicht noch vor allen Versuchen entmutigt aufgeben (die 6 Prinzipien explizieren bloss die groben Hauptrichtungen dessen, was wir da – ohne es immer zu denken – „immer schon“ voraussetzen).
Es ist NICHT wahr, dass wir uns ständig in einer Situation befinden, wo wir uns die Frage vorlegen müssen: WIE müssen wir sein, welches SOSEIN (als wären wir noch garnicht da und auf unsere Weise) müssen wir an uns allererst HERSTELLEN (aus welchen vorliegend unperfekten Rohzuständen unseres Da- und Soseins herausarbeiten, wie uns als Rohmaterial bearbeiten), damit dies Sosein zugleich uns (wen? dann?), also sich, erhält, oder immer besser erhält. Die Frage ist darum so verrückt, weil sie natürlich an uns ein im herzustellenden verbesserten Sosein gleichbleibendes „Wir“ und Wir-Bleiben unterstellt – im Kern: Entscheider-Bleiben.
Das ist uns dann schon wichtig.
Nur, dass dieses unser Entscheidertum so wenig festlegt, dass die Frage nach der Beschaffenheit des physischen Substrats, an das dies Entscheidertum gebunden sein soll, um langfristig „sich selbst“ zu erhalten, wirklich in Ratlosigkeit führt. Denn natürlich finden wir an uns ständig weitergehende Bestimmungen (Bedürfnisse, Leistungsgrenzen, Gesundheitsbedingungen, Umgebungsanforderungen, die unsere derzeit noch vorhandene Leiblichkeit stellt usw) vor, die im Entscheidertum garnicht erwähnt (wenn auch als – eben IRGENDWIE, in der ein oder andern Weise ausgeprägt – vorhanden unterstellt) werden.
Wir sind ratlos, und suchen nach einem GUTEN GRUND, der uns hilft zu bestimmen, wie wir sein wollen sollten, speziell auch: was zu können wir anstreben sollten, um DADURCH, also unser Sosein und Tun und Lassen das, was „wir“ DANN sind, zu erhalten – dass wir DABEI immerfort uns auch als Entscheider erhalten, ist vorausgesetzt. Alle Bestimmung, die uns noch JENSEITS unseres (leider sehr unbestimmten) Entscheidertums zukommt, wird der Fragestellung unterworfen: Was ist NOTWENDIG, damit dies für vorläufig hinreichend ausgegebene Entscheidertum (und das Wissen, das es schon gewonnen hat) in der Welt erhalten bleibt? Wie kann, was ihm anhaftet, sein Körper, bis hin zu dem, was – aber wie steht das dann zum Entscheiden, zur Vernunft des Entscheiders? – am Entscheider sonst noch so dran ist, aber darin garnicht erwähnt wird, bloss in „sein“ Wollen FAKTISCH immer wieder einfliesst – wie kann, wie SOLL es umgestaltet werden, um DARAN dem Entscheidertum ein Optimum an Erhaltungschancen in einer Welt (sein Körper und seine leiblichen Funktionen, bis hin zu Bedürfnissen usw als deren Teil eingeschlossen) zu verschaffen, die leider noch lange nicht dieses optimale MITTEL ist, das sie sein sollte?
Aber ist es denn eine andere Instanz als der Entscheider, der diese Frage aufwirft und beantwortet? Wer sonst sollte es tun? Was, wenn nicht die Inhalte seines Entscheidens, stehen da zur näheren Bestimmung an? Läuft also nicht die Frage doch zu auf diese: Welches Sosein muss der Entscheider SICH geben, damit das, was er dann ist bzw WIE er dann ist, SICH optimal erhält?
Denn – wie auch immer die Antwort ausfällt: Das, was FAKTISCH derzeit den Ausgangs- und (vermeintlich) ungeformten Roh- und NATUR-Zustand für diese Fragestellung bietet, scheint mit Blick auf die Besserungsmöglichkeiten viel zu wünschen übrig zu lassen.
Und das gilt, mit Abstufungen, für alles, was „SICH von selbst und SICH AUS erhält“ – durch sein SO-Dasein sein Dasein in den Umgebungen wahrscheinlich macht, in denen es vorkommt.
Noch genauer: Es geht nicht darum, dass der Entscheider SICH erhält – nicht unmittelbar; vielmehr baut er einen (technischen) Apparat aus Mitteln auf, zu denen „er“ „sich“ (oder etwas „AN SICH“) zählt – er, als Mittel, will sich tauglich machen, optimal mit den andern Mitteln zusammen ihn zu erhalten – das ist der Zweck.
Dabei ist die Erhaltung, so, wie er bestimmt ist im Übergang aus REL, mit seinen 5 Stufen, gewiss das eigentlich Zweck-Bestimmende; das an „ihm“ („seinem“ leiblichen Substrat), das ihm dabei Mittel ist, soll natürlich auch noch erhalten bleiben und nicht verloren gehen. Und gewiss ist ihm selbst die Entscheider- und Vernünftigkeits-Qualität seines Vorgehens wichtiges oder gar wichtigstes Mittel. Insofern kann man sagen: „Er“ will „sich“ erhalten.
Bloss: Wo ENDET „er“?
Was an ihm ist (womöglich zur Leistungssteigerung) entbehrlich?
Was, umgekehrt, wird gebraucht, weil es anders nicht geht?
Mit einem Wort: Was an dem Hinreichenden, das ihn ausmacht, ist notwendig?
(Und da ist nicht einmal ein herumgehendes, der Welt gegenübertretendes „leibliches“ Substrat gemeint; denn, wie schon bemerkt: Das braucht Anschluss-Stücke, ohne die es nicht existiert, in Gestalt von Nahrung, Freiheit von Schad-Immissionen… was alles seinerseits reproduziert werden muss; und da dies nicht immer weiter auf ein ÄUSSERES verweisen kann, das dem Abhängig-Bedingten seine Erhaltungs-Bedingungen liefert, muss von dem GESAMTEN Komplex an Bedingungen irgendwann gesagt werden können: Dies ist die Grundlage unserer Existenz – DIES ist DAS Notwendige (innerhalb derundder Grenzen seiner Abwandlung). ES muss SICH erhalten und weiter DASEIN in DIESEM SOSEIN; das Sich-erhalten (in der Umgebung, in der es vorkommt) muss aus SEINEM SOSEIN folgen.
MOD tut so, als sei nichts davon da, und müsse stattdessen erst hergestellt werden. Das Hinlängliche des Entscheiders ist eben BLOSS hinlänglich – ihm fehlt dies abschliessend-Notwendige. Als Struktur („leiblich“, „Substrat“ mit allen nötigen technischen Hilfsmitteln). Hingegen als FUNKTION soll es schon ganz fertig sein. Da soll das hinreichend Bestimmte (wie wir sahen, sind die Prinzipien ES, KS, RU darin enthalten, so wie Sinn-Begriff und (dem Stand der Erfahrung gemäss näher bestimmte) Optimalhypothese) zugleich schon auch das (einzig) Notwendige sein: Den Rest liefert einzig noch Erfahrung, das Erleben dessen, was einem geschieht.
Aber dann ist da noch das Bedingte, Mittlere, an dem sich (vgl. oben) irgendwann, nach willkürlich-indifferenten Anfängen (Zusammenfügungen aus vormodernen und empirischen Chancen heraus entwickelten Techniken einerseits, „möglichen (eventuell aus vormodernen trad.Lebensformen entliehenen, aus ihrem technisch-natürlichen Umfeld herausgelösten) Lebensstilen, Bedürfnissen, produktiven Fähigkeiten“ andererseits), langsam Sachzwänge und Chancen „seiner“ Verbesserung auftun. Die schiere Tatsache, dass wir auf dies Material, nachdem es einmal daist, die 6 Prinzipien anwenden können, zusammen mit der einstweilen aufrechterhaltenen Optimalhypothese, die weitere Erfahrung werde uns das technische Mittel-Optimum an – in ihrer Umgebung sich erhaltenden – Reproduktionsapparaten und -automaten unseres Entscheidertums finden lassen – darin beständig fortzuschreiten, sei MODerne Sinnerfüllung – : Sie ist, dementsprechend, für unser Planen und seine Rationalität (angeblich) auch hinreichend.
Warum quält sich das MOD Selbst aber dann mit immer neuen Selbstverständnissen und Standpunkten? Wie sind sie, auf diesem Hintergrund, aufzufassen?

58.
Zunächst ist derzeit immer noch nicht klar, wie es – immer auf Basis der Entscheider-Kategorie – zu den vier Wertsphären kommt. Die ursprüngliche Ableitung im 1.Kap arbeitete mit den 3×2 Prinzipien KS ES RU – die sind mittlerweile eingebaut in das System der 5 Entscheidungs-Ebenen, auf denen die Entscheider sich äussern müssen. Unklar bleibt dabei, von wo der Entscheidungsprozess sich organisiert – von unten („nützliches Wissen“, gegenwärtige (Reproduktions-)Situation, behandelt mit den ES-Prinzipien) nach oben („Sinnbegriffe“, also Person/Mentalität und die Anforderungen an deren Welt-Korrelate, die sich aus den Begriffen des Personseins (primafacie definiert als Sprechenkönnen) und Begründens ergeben) – oder umgekehrt. Das letztere, von oben nach unten, wäre dann so zu verstehen, dass das Begründen näherhin bestimmt wird als Optimalhypothesen-Bildung im Angesicht der verfügbaren Gesamterfahrung – und deren Umsetzung mit den 6 Prinzipien. Alles zusammen genommen, läuft darauf hinaus, dass der Begriff der vernünftig begründenden Person ((sprechende) Person/Mentalität (aus Prinzipien begründend) überhaupt) sich hier zu dem des Entscheiders als „jederzeit (dh über alle Fristen ab jetzt) eine das Gesamthandeln anleitende Individualität besitzend“ präzisiert hat. Was immer auf kurze Fristen, aus dem unmittelbar Gegebnen heraus, möglich ist (reguliert gemäss ES), dabei Bedürfnisse und Leistungsgrenzen aller Beteiligter, je in den daFÜR relevanten Situationen, in die sie, ausgehend von hier und jetzt, geraten könnten, berücksichtigt (KS) und ebenso vorsorgend alle Risiken, Gefahren, Beschränkungen, denen wir auf unserem Fortschrittspfad ausgesetzt sind, beim Setzen von Prioritäten in den Einzelschritten, aus denen dieser Pfad sich zusammensetzt, einberechnet enthält – das bekommt, abschliessend, seinen SINN doch erst durch die Leitidee von dem, was Personen als solchen, in einer Welt wie der gegebnen (als Spezialfall einer für Personen überhaupt Sinn machenden, soweit sie Sinn macht), Erfüllung ihrer höchsten Interessen  verschafft.
Man kann die gesamte Zielstruktur von DAHER entwerfen – oder aber sie, umgekehrt, von irgendwo weiter unten her „aufbauen“ – bis hin zur „aktuellen Situation“, von der man sich je die nächsten Schritte, bedürfnisgeleitet, so wie man gerade ist, vorgeben lässt.
Entscheider wäre man in beiden Fällen – das Entscheidertum trifft hier offenbar keine Entscheidung.
Nur soviel kann man sagen: Von unten her kommend, würden sukzessive immer mehr Teile der Gesamterfahrung verwertet (oder aber eine anwachsende solche Erfahrung benötigt), aufsteigend bis zur Formulierung der aktuellen Optimalhypothese; umgekehrt würde zur Konkretisierung der Sinnansprüche in einer gegebnen Welt und zu einem Zeitpunkt immer mehr Detaillierung der speziellen Umsetzungsbedingungen erfordert; die Ebenen des Entscheidens sind eben nichts andres als allgemeinste Ordnungs- und Organisationsprinzipien für die Erfahrung, ganz gleich, von welchem Ende man sich einem Zustand nähert, wo ALLE diese Kategorien oder Prinzipien Anwendung finden.
Die von „oben“ absteigende Bewegung durch die Ebenen war die „Sinn-gebende“ genannt worden, die von „unten“ her die „fundierende“.
Diese Benennungen spielten bei der Darstellung der Standpunkte und Wertsphären eine Rolle, speziell im VIERTEN STANDPUNKT, wo es sehr wichtig zu sein schien, dass Sinngebung und Fundierung ZUGLEICH stattfanden und sich auf ALLE überhaupt im gesellschaftlichen Forschungs-, Entwicklungs-, Reproduktions- und Sinnfindungsprozess bewegenden Inhalte beziehen liessen.
Jedes einzelne MOD Individuum ist Entscheider und kann Vernunfts-Entscheidungen (bei gegebnem Erfahrungsstand) treffen, überprüfen, nachvollziehen.
Aber es trifft nicht Entscheidungen nur für sich; sondern für die andern – Teilnehmer der arbeitsteiligen Unternehmungen, die es vorschlägt oder die ihm vorgeschlagen werden, bis hin zum Horizont „seiner“ Generation (ein Ausdruck, der nur Sinn macht aus dem Blickwinkel Einzelner), und darüber hinaus (unter dem Gesichtspunkt: Wie soll, zu Zeiten, die jenseits seiner erwartbaren Lebensspanne liegen, angeschlossen werden an das zu „seiner“ Zeit, von „seiner“ Generation Erreichte?)
Also kommen hier wieder die Fristen ins Spiel.
Aber zuvor müssen wir uns doch schon fragen, wie eigentlich die Wertsphären sich den Entscheidungs-Abteilungen zuordnen lassen – ob das überhaupt möglich ist. Eigentlich geht es dabei um eine erneute Behandlung der Ableitung der vier Wertsphären im 1.Kap. – die machte dort Gebrauch von einigen etwas unvermittelten Setzungen, wie den 6 Prinzipien; die sind jetzt um einiges besser eingebunden in den mittlerweile (auch für die andern beiden Weltverhältnisse mit) entwickelten Kategorien-Rahmen.  Aber für die endgültige Neu-Darstellung fehlen auch jetzt noch einige Elemente. Vor allem das folgende.
Zum Zeitpunkt ihres (ganz unspektakulären) Auseinanderreissens (beim endgültigen Glaubensverlust) war die Vorstellung von (hypothetisch zu unterstellendem) Optimum UND (ebenso hypothetisch zu unterstellender) Welt DIESELBE, und unterstellt wurde dafür etwas DASEIENDES. Speziell das Optimum war näherhin bestimmt als eine optimale Beherrschung der Dinge, nach der Art, wie WIR sie an uns antreffen, in unserem „Inneren“, wozu auch der in Gefühlen repräsentierte Körperzustand zählte: Die Welt sollte bestenfalls, wenn schon nicht unser eigener, so doch der Leib eines von uns sein, und sich so verhalten, als wäre sie ein solcher – so unmittelbar beherrschbar wie „Leib (der Körper, wie er sich in Gefühlen darstellt) und Seele (wie sie sich in Gestalt von Vorstellungen und der Arbeit damit darstellt)“.
JETZT gibt es ZWEI zu machende Unterstellungen, und die eine betrifft die Welt (die nicht mehr wir oder etwas wie wir sind; unsere Körper nur noch als Teil IN ihr) und die in ihr vorzufindenden Bedingungen dafür, dass wir aus ihr etwas für uns Sinn machendes machen können; die andere betrifft eben das Maximum an Sinn, das wir im besten Fall uns vorstellen können – hypothetisch ist bis zum Beweis des Gegenteils zu unterstellen, dass wir dazu imstande sein werden.
In beiden Fällen unterstellen wir erneut etwas Daseiendes – und ein So-Sein dieses Daseienden. Aber im einen Fall ist das die Welt, der wir quasi gegenübertreten, Welt ohne uns – wir sind ja jetzt getrennt von ihr, so sehr wir uns auch in ihr aufhalten und herumbewegen und uns an und in ihr abarbeiten müssen; zum andern unterstellen wir aber eben auch uns, als in diesem Verhältnis erfolgreich, und das heisst eben auch: IN der Welt erfolgreich. Wir unterstellen uns dabei als „zu etwas imstand“; das, wozu wir imstand sein sollen „wenn wir es wollen“, bestimmen wir so nebenbei mit. Denn, was wir wollen und dass wir wollen, hat in all diesen Unterstellungen überhaupt keinen Platz mehr; mit dem Dasein eines schon erfüllt-Wünschbaren wie im REL Glauben ist auch das Wünschen selbst seltsam aus der Welt herausgefallen. Diese Unentschiedenheit macht uns zu schaffen; denn zugleich sind wir uns ja sicher, daseiende zu sein – wie die Welt; aber als solche verfallen wir unserer eigenen, bis auf weiteres zu unterstellenden Fähigkeit, das Daseiende abzuändern – wunschgemäss. So werden wir Gegenstände unseres eigenen Wünschens, unser Wünschen selbst wird es – da ist ein Regress. Der würde allerdings an der Stelle abbrechen, wo wir selbst uns so, wie wir (da)sind, auch wünschen können, und uns nicht besser (besser-wünschend?) denken können, als wir sind. Wo aber wäre dieser Punkt? Erinnern wir uns: Die UNBESTIMMTE Steigerbarkeit jeder mentalen Eigenschaft machte das REL Denken aus; das können wir hier nicht so einfach wiederholen: Unbestimmtes Steigern unseres Wünschens, uns wünschen, noch mehr, noch besser zu wünschen als wir schon tun, aber zugleich nicht wissen wie – das geht nicht. Als MOD Individuen wissen wir uns ganz als denkende Urheber unserer Vorstellungen vom Best-Denkbaren, und konstruieren von da aus solide, wenn überhaupt, worin Fähigkeiten (und die Unterstellung, sie zu besitzen) bestünden, es zu erreichen. Auch wenn wir uns derzeit noch nicht vollständig darauf besonnen, es nicht vollständig bestimmt haben: Es ist nur noch unvollständig BESTIMMT, aber nicht als UNBESTIMMT STEIGERBAR und als unbestimmter Steigerungen fähig bestimmt. Damit ist diese Regress-Möglichkeit zwar abgeschnitten; aber eine andere bleibt. Und auch sie ist ein Erbteil des ursprünglichen REL Denkens über Optimum und Welt, nur dass es ohne Rückfall in REL ins MOD Denken übernommen werden kann und automatisch übernommen wird:
Unsere Vorstellung von der Welt ist die als NOCH hinter einem, nämlich eben dem genannten absoluten Ideal ihrer Beherrschbarkeit zurückgebliebene; unsere Unterstellung ist, dass sie (bis zur Widerlegung) die Elemente ihrer ultimativen Perfektionierbarkeit in sich trägt – nicht als Daseiende, denn da ist sie ja die zurückgebliebene (das ist das Zugeständnis, das sich aus der Zerreissung des REL-Optimums ergab); aber als So-Seiende, wie sie (für uns unbekannterweise) derzeit ist.
Der zweite Bestandteil der MOD Optimal-Hypothese (denn von der sprechen wir hier) betrifft dann UNSER So-sein, unseren Anteil an der Möglichkeit einer Perfektionierung der daseienden Welt: Wir werden ALLES können, was innerweltlich überhaupt denkbar ist. Zwar denken wir es nicht gleich, und vor allem denken wir nicht, was von dem, was wir könnten, auch zu wollen ist; aber daran, dass (bis zum Beweis des Gegenteils) alles als könnbar Vorstellbare irgendwann auch gekonnt werden wird – und unsere Vorstellung ist eben die von REL herrührende: Beherrschung des Vorhandenen wie unseren Körper (dh. es wirklich wollen bedeutet: ausführen) bzw. wie unser Innenleben (dh. vorstellen UND wollen bedeutet: es IST auch so, Aufhebung jeder Differenz zwischen Wunsch(vorstellung) und Wirklichkeit) – daran wollen wir, bis zum Beweis des Gegenteils, nicht zweifeln.
Dies ist freilich eine hypothetische Bestimmung unseres So- (und So-Da-)Seins (nämlich, bis zum Beweis des Gegenteils, über wieviel Fortschritts-Zwischen-Schritte auch immer, Befähigtseins); hingegen ist auch das nicht im geringsten eine Bestimmung dessen, was wir wollen sollten. Das wirft bisweilen die Frage auf, ob, was wir wollen, nicht zu unserem So- und So-Dasein gehört. Als MOD Individuen bezweifeln wir das natürlich nicht: Wir SIND da ALS wünschende, wollende – wenn auch von Situation zu Situation (entlang einem Fortschrittspfad?) je andres, neues, Weitergehendes.
Unbekannt-optimal unterstellt bis zum Beweis des Gegenteils ist somit, dass wir im Verbund mit der Welt als unserem Universalmittel die Perfektionierung unseres Könnens vorantreiben können. WAS wir können-wollen könnten, weil wir es wollen, mithin: was wir wollen könnten, ist unklar.

59.
Es wird Zeit, die mittlerweile neu hinzugekommenen Elemente für eine Rekonstruktion der Genese der vier Wertsphären der MODerne zusammenzumontieren.
a) Es beginnt mit einer kontingenten Zusammenfügung, Zusammenballung von (von überallher entliehenen) Techniken, auch Techniken mit Entwicklungs- und Fortschrittsoptionen, und Lebens- und Produktionsweisen – ersten „Real-Abstraktionen“, aus seiner Natur-Umgebung herausgerissenes, davon isoliertes Material (zB. Pflanzen), die dann zu technischen Abwandlungen führen – anders als beim Kulturheroen der REL Vormoderne, der sofort aufhört, wenn nach einer Katastrophe (oder einem dramatischen Wechsel der Lebens- und Glaubensverhältnisse) das vormalige Niveau einer traditionalen Lebensform wieder erreicht ist (wenn auch mit gänzlich anderen Glaubens- und Lebens-Einrichtungen). Der Antrieb, der dies Nichtendenwollen treibt, ist im Kern eine Kombination aus Bedürfnis bzw Identität und (Innovations-orientiertem) Lebensentwurf (Entdecker, Erfinder, Forscher, Unternehmer, Rebell/Revolutionär…. – sofern das Letztere auch Auswirkungen auf das Weltverhältnis hat)
b) Der Glaube zerbricht darüber, auf die bekannte Weise; die Zerfallsprodukte rücken auf der Stelle an die Aussenpunkte der beiden Pole des ständig expandierenden Lebensform-Zentrums der jungen MODerne (als geteilter Mentalität der auf dem MOD-Standpunkt stehenden Individuen einer sich modernisierenden Gesellschaft). Die Optimalvorstellungen, die dabei von REL geerbt werden, verschmelzen mit dem Begriff des Selbstseins und Alles-Selbst-Tun(müssen)s, die MOD sich im Zuge des Ausbruchs aus der trad.Lebensform erworben hat bis hin zur Unmöglichkeit, Optimalität in Kategorien einer UNBESTIMMTEN Steigerbarkeit personaler Verfügung über die Welt zu denken, und Welt als DEREN Korrelat und Produkt. Stattdessen wird Welt zum Vorrats-Behälter der materiellen Träger von Optionen einer solchen technischen Verfügbarkeit, das Selbst zur Quelle einer Abfolge von auseinander hervorgehenden Fortschritten, die unaufhaltsam dem idealen Maximum an „Beherrschung“ einer Totalität von Weltverhältnissen zustreben – nach dem Vorbild der Beherrschung der eigenen Körperglieder („instantane“ Umsetzung von Absichten) und Vorstellungen („beliebig gestaltbar und formbar“).
Anm. Dies ist der Optimal-Begriff oder das Ideal, das die REL-Optimalhypothese zu ihrer Konstruktion benötigte; sie hat ihn und es nicht selbst hervorgebracht, sondern er ist seinerseits das Resultat der durchwegs instrumentell-mittelartig gedachten Wunsch-Konstrukte in OPP. REL erbt dies Instrumentelle in Gestalt von ALL-Begriffen: ALL-Wissen, ALL-Macht, ALL-(Weisheit)Verstehen (zweckmässige Verarbeitung jeder erdenklichen Kontingenz oder Varianz), ALL-Güte (alles wird gut, auf Dauer).Ende Anm.
c) Das nun folgende Element ist bislang noch nicht vollständig benannt worden; denn: Aus b) geht hervor, dass es in MODs Denken notwendig ZWEI Pole der Exzellenz gibt – Realitätskenntnis und Planung können beide zum Maximum und Optimum gesteigert werden, aber immer mit der tatsächlich vorhandenen Technologie und Reproduktion als Zwischengliedern (dort wird schliesslich gestartet zu den nächsten Höhenflügen, von dort aus müssen sich die nötigen Etappenziele erreichen lassen). Aber diese kontingent gewucherte, auch weiterwuchernde Praxis ist willkürlich. Identifikation der fortschreitend sich entwickelnden Inhalte je eines Pols (Ausmalen und Entwerfen von je nächsten Fortschritts-Utopien auf der einen Seite, Natur-Wissenschaft auf der andern) mit der Sinn- und Optimalhypothesen-Produktions-Abteilung des MOD Entscheider-Selbst führt, durch die Art der Anbindung der je benachbarten Willkür-Praxis-Hälfte, zu einer Zuordnung der nächstfolgenden drei Selbst-Abteilungen, die mit je einem der drei minimal-suboptimalen Prinzipien assoziiert sind:

Wird dabei vom ästhetischen,also Wunsch(anschauungs-, -ausmalungs)- oder Utopien-Pol als Sinnquelle und Regel der je aktuellen Optimalhypothesen-Bildung (oder -präzisierung, angesichts anwachsender Erfahrung) her gedacht, dann ist

–die reproduktive Praxis ein Planen des Umgangs mit prognostisch bekannten Risiken für unsere Existenz, und technisch beherrschten Chancen, um dagegen produktiv anzugehen;
–Technik und technische Entwicklung ein permanentes Aufrüsten unserer Optionen, Bedarf und Bedürfnis, die sich DARAUS (vom aktuellen Stand der Produktivität und Reproduktion ausgehend, von der wünschbaren Fortschrittsrichtung her) ergeben, im Sinn immer grösserer Bequemlichkeit als auch Unverwundbarkeit und Ertüchtigung zu beherrschen und zu befriedigen; schliesslich
–Wissenschaft die Gewinnung der DAFÜR nötigen nächst-interessierenden Forschungsergebnisse, zumindest die (unter der Optimalhypothese, dass die zu finden sind) mehr oder weniger gezielte Suche danach.
ODER…
– es wird von genau diesem Pol, Wissenserwerb, als dem Ansatz- und Angriffspunkt für Sinn-Begriffsbildung (Kategorien-Explikation) und aktueller Optimalhypothesen-Bildung oder -Präzisierung ausgegangen: dann ist

–Technologie die tatsächliche Verfügbar- und Beherrschbar-Machung der sich aus unserer systematisch von diesem Pol her anwachsenden Naturkenntnis – der Risiken und Chancen, die wir dort GRUNDSÄTZLICH und generell kennenlernen, und die sich auf unsere leibliche Existenz, die Abwehr von Bedrohungen, ebenso beziehen wie die Möglichkeiten, uns mit immer weitergehender Produktivität dagegen zu bewaffnen und industriell hochzurüsten;
–Umsetzung der so entworfenen Technologien in einer faktischen Industrie-Produktion passt sie, ausgehend von einer bereits bestehenden produktiven Infrastruktur, unseren derzeit bestehenden Bedürfnislagen und Leistungs-Bereitschaften wie -Fähigkeiten an, bedenkt die Nebenfolgen positiver wie negativer Art, bezieht sie in das Gesamt der geplanten Fortschrittsentwicklung ein;
–die ausdrücklich jenseits der Horizonte solch direkt umsetzbarer Technologie-Verwertung liegenden Ziele werden als nächst-zu-verwirklichende Utopien (Vorstellungen davon, was aktuell als nächstes zu wünschen übrig ist, angesichts gerade DIESER erreichten Produktions-Verhältnisse und Produktivkräfte) in die Nachbarabteilung verschoben, und dort, als quasi virtuelle Vorstufen realer Planung in den vorausliegenden Abteilungen, diesen als Aufträge zurückgegeben.

Die Beteiligung des mittleren Konvoluts an technologischen Fortschrittsoptionen und faktischer (Re)Produktion bringt das Element der Willkür in die Behandlung der beiden Pole – spätestens denjenigen, der sich mit der ihm je zugeteilten Selbst- und Entscheider-Ebene an die Nachbarabteilung des Konvoluts, Wissenschaft an Technik, ästhetische Utopieentwürfe an faktische Reproduktion, anlehnen. Aus MOD Sicht macht das nichts; denn es ist ja gerade die Eigenschaft des Sinn- und Optimalhypothesen-Denkens, sich zwar ans Bestehende anzulehnen, aber zugleich darüber zu erheben und davon abzustossen, und kühn weit darüber hinausführende Ziele anzustreben- sei es in der Forschung, sei es im Planen und Entwerfen von Zukunftsmodellen.
Insofern das, von willkürlich und kontingent gewählten Anfangspunkte, auf eine in der Totalität von Welt (die so oder so zu erschliessen ist) mögliche Totalität von Beherrschung zuläuft, konvergiert alles, egal woher es kommt, im selben Maximalpunkt der Entwicklung. Die Kontingenz schadet also nicht, wie es scheint – zumindest auf lange Sicht. Tatsächlich aber zerbricht jeder langfristige MOD Sinn-Entwurf an dem Widerspruchs-Spalt zwischen den beiden zugleich kontingenten, aber als Dimensionen der Entwicklung ausgezeichneten mittleren Ausgangspunkten jeder Entwicklung, nämlich zwischen technischem Fortschritt und (Re)Produktion.
Denn die beiden Richtungen, die mit den beiden Projektionen der Entscheidungs-Stufenfolge des Entscheiders auf die vier Themen-Felder der MOD Planung entstehen, die FUNDIERENDE (von der Wissenschaft her) und die SINN-GEBENDE (von den Ideal-Selbst-Entwürfen und daraus sich ergebenden nächsten Schritten, wie sie ästhetisch oder utopisch ausgemalt werden) – sie begegnen einander NIE. Was sich stattdessen in der Mitte begegnet und zusammenfügt, die prekär-kontingente und BEDINGTE Zusammenfügung technischer Verbesserungen und aus der aktuellen (Re)Produktion sich ergebenden Anforderungen an ihre punktuelle Verbesserung (nicht anders als in der Vormoderne, bloss gewuchert) – das hat erst einmal keinen Anschluss an die „Grundlagenforschung“ und aus ihr heraus entwickelten technischen Fähigkeiten (denen erst einmal noch eine Anwendung im bestehenden Produktionsbetrieb zu verschaffen wäre), und ebenso nicht an ABSOLUTE („losgelöste“) und eben nicht mehr bloss-kompensatorische Sinn-Entwürfe.
Und damit beginnt der lange Weg durch die immer neuen Selbstverständnisse und STANDPUNKTE, der die MODerne Landschaft aus denkbaren Wunsch-Konflikt-Positionen aufbaut, von denen keine eingenommen werden kann, ohne in ihrer Einseitigkeit sinnlos zu erscheinen: Wie man sich stellt, ist es verkehrt. Und keine Gesellschaftsorganisation kann diese Beschädigung der Stellung des Einzelnen in ihr heilen. Das soll nun rekonstruiert werden.