1.
In allen drei bisher besprochenen modernen Kultur- oder Wertsphären: Wissenschaft, Technologie, (Re)Produktion („Alltag“) kommen epistemische, also Wissenserwerbs- oder Lernstrategien vor. Die kategoriale Grundüberzeugung des modernen Weltverhältnisses (oder „Weltverständnisses“; des modernen Kategoriensystems) lautet, dass diese Strategien sich letztlich auf durchgehend ein und dieselbe Welt oder Daten- und Erfahrungsmenge, einen durchgehend in sich geschlossenen Wissensverband beziehen lassen, also auch grundsätzlich aneinander angeschlossen, oder ineinander überführt werden können.
Technik, in der Mitte zwischen beidem, bezieht trivialerweise ihre Besonderheit daraus, weder wissenschaftlichen Ansprüchen, noch denen des Alltags genügen zu müssen – diese Ansprüche liegen somit jenseits der spezifisch technischen.
Die Fundamentalbegriffe (mit quasi kategorialem Anspruch) des technischen Handelns (und damit auch des technomorphen Denkens ausserhalb der Technik) lauten: zuverlässige Reproduzierbarkeit, also Vervielfältigbarkeit, bzw. Einsetzbarkeit neben- und nacheinander in zuverlässig, kontrollierbar gleichen Exemplaren, Erhalt der relevanten Wirk-Dispositionen in allen Kombinationen (oder aber: Ausschaltbarkeit von Überlagerungen und Nebenwirkungen aufgrund der Zusammensetzung mit anderm); daneben natürlich grundsätzlich Handhabbarkeit, Format, das vorhandene Ressourcen bei der Nutzung der Technik nicht überfordert.
Die Wissenschaft überschreitet die Grenzen, die mit diesen Kategorien gesetzt sind, schon als technologische Wissenschaft: Indem sie das geforderte, aber nicht von vornherein sichere Prinzip des Erhalts und der Zuverlässigkeit von Eigenschaften in Zusammensetzungen immer wieder neu prüft. Von der wirklichen technischen Zuverlässigkeit entfernen sich Kombinationen (Problemlösungen, komplexe Anwendungen und Verfahren), schon durch die, verglichen mit den zum Einsatz kommenden Elementen (Anwendungen), geringeren Zahlen der realisierten Exemplare. Dazu kommt die der relativen Einfachheit produzierter Elemente stark an Komplexität übertreffende Technologie ihrer Massen-Produktion: weiteres Thema technologischer Wissenschaft (Qualitätssicherung, Sicherung der tatsächlichen Reproduktion).
Schliesslich sind Fragen der Dauerhaftigkeit und der Quellen von Schäden und verkürzten Lebensdauern (!) Fragestellungen technologischer Wissenschaft (Wissenschaft der technischen Apparate und Automaten).
Wissenschaft beansprucht nicht weniger Reproduzierbarkeit ihrer experimentellen Resultate; sofern die anschliessend, auf Nutzbarkeit hin selektiert und systematisch neu angeordnet, als elementare Anordnungen (Rohefekte) in Anwendungen, Verfahren, Apparate und Automaten also technische Problemlösungen eingehen, ist diese wieder und wieder zu bewährende Reproduzierbarkeit von Effekten bei gleichen Ausgangsbedingungen eine Gemeinsamkeit mit Technik. Aber nicht-technologische, stattdessen sog. Grundlagen-Wissenschaft operiert ausdrücklich jenseits dieser Grenze: Im technisch kaum noch einholbar Kleinsten, oder aber Komplexesten.
Anm.Von jenen Anwendungen kann hier erst recht nicht die Rede sein, wo Wissenschaft mit bekannten Gesetzmässigkeiten aus SPUREN ansonsten räumlich und zeitlich entfernte Entitäten, seien es solitäre wie auch Muster, erschliesst – denn sie sind das mit Technik Inkommensurable schlechthin, weil prinzipiell NICHT (oder vernünftigerweise nicht) NUTZBAR. Über das Prinzip dieses Prinzipiellen wäre allerdings mehr zu sagen; derzeit erscheint dies Prinzipielle nur als empirische Schranke, bei der durchaus nicht feststeht, ob sie sich nicht verschiebt oder ganz aufheben lässt. Science fiction überspringt die Schranke mühelos, so wie früher Märchen und Mythen. Die Beschränkung möglichen Nutzens rührt, nach meiner Vermutung (es sind unbedingt weitere Überlegungen nötig, um sie zu erhärten) weniger von (Un)Möglichkeiten, als von fehlenden Zwecken, die einen denkbaren Nutzen (aus „zunutze gemachten“ empirischen Gesetzmässigkeiten, die so oder anders hätten sein können) begründen könnten; vor allem, weil die kategorialen Grenzen der empirischen Variationsbreiten (die dann vielleicht garnicht mehr interessieren) bislang nicht bedacht sind. Aus moderner Sicht ist das freilich nichts weniger als offensichtlich.)
Technologische geht in Grundlagenwissenschaft über, wo wegen des Formats (zu klein, zu komplex, zu weiträumig, um mit unseren Ressourcen beherrschbar zu sein) die unmittelbare Übersetzung von Wiederholbarkeit (Wirkmuster, Gesetzmässigkeit) in einen, auf mögliche Nutzbarkeit bezogenen Roheffekt ausgeschlossen ist.
Aber genau darum liegt hier dann auch eine Grenze für die Wissenschaft selbst. Denn auch sie benötigt in den Grenzbereichen, in die sie vorstösst, Technik (genau das macht ja den Routineanteil in ihrer Forschungstätigkeit immer grösser). Aber diese für den Aufbau eines Experiments nötigen „komplexesten Maschinen, die je gebaut wurden“ (wie CERN, ITER; oder die für Klimamodelle benötigte „Superrechner-Leistung“) stellen immer gewagtere Brückenschläge dar zwischen der Regularität, nach der gesucht wird, und der schier nicht mehr bewältigbaren Komplexität, Unübersichtlichkeit, Aufwendigkeit der Untersuchungsmaschinerie.
Die Grenzen der technomorphen Grundlagen-Wissenschaft sind trivialerweise erreicht, wo das Format der untersuchten Objekte die Reichweite technischer Mess- und Experimental-Aggregate überfordert; im Grund aber auch da, wo die Aufwände für experimentelle Anordnungen Überprüfbarkeit und Wiederholbarkeit beschränken.
2.
Format (zu klein, zu gross, zu komplex oder eine Mischung daraus) stand dabei abkürzend für QUANTITATIVE Kategorien wie: tolerierbare Aufwendigkeit, zuverlässige (störungsfreie) hinreichend häufige Wiederholbarkeit (Konstanz) des Effekts in Serie oder im räumlichen Nebeneinander, Unempfindlichkeit gegen erwartbare zufällige Störeinflüsse aus der Umgebung, lange Lebensdauer usw. Bewältigbarkeits- und Kontrollierbarkeitsparameter. Die Grundlagenwissenschaft trennt sich dann von der technologischen am Beginn jener Zone, wo häufige Wiederholbarkeit eines Effekts mit bekannten Ressourcen aus Gründen des „Formats“ immer weniger gewährleistet ist (damit auch Überprüfbarkeit der Experimente).
Die andere Zone ist jene, wo technische Verfahren ihre „Reproduzierbarkeit“ in einem QUALITATIVEN Sinn verlieren, weil „Gleichheit“ von Anwendungsbedingungen in Frage steht. Gleichheit ist hier im technomorphen Sinn zu nehmen als: gleichartige Zusammengesetztheit aus gleichartigen Elementen. Wo solche Gleichheiten, natürlich immer angesichts „zu grosser Komplexität“, nicht mehr feststellbar ist – die ART der Elemente im einzelnen, wegen zu grosser Zahl oder zu unklarer Anordnung der Elemente nicht erkannt werden kann – da endet Reproduzierbarkeit im technischen Sinn.
Die Schwierigkeit für technomorphes Denken, wenn es sich in diese Grenzzone hinein versucht fortzusetzen, hat zu tun mit den Entitäten, die hier verglichen werden sollen.
Sie sind zunächst einmal HINREICHEND bestimmt; durch Merkmale, die sie als Entitäten einer Art (oder als „durchgängig gleiches“ Individuum in verschiedenen Zuständen) charakterisieren.
Hinreichend in diesem Sinn bestimmt zu sein bedeutet, dass zu den charakteristischen Merkmalen kein weiteres hinzutreten kann, ohne dass an wneigstens einer Stelle Unklarheit besteht, wie E. oder I. hier bestimmt sind (ein Widerspruch), oder aber die Entität oder das Individuum wird ein anderes. Entität und Individuum sind somit erst einmal VOLLSTÄNDIG bestimmt, wenn sie hinreichend bestimmt sind.
Das heisst aber nicht, dass diese Merkmale hinreichend-notwendig sind: Entität und Individuum könnten in vielfältiger Hinsicht (innerhalb identitäts-erhaltender Grenzen) variieren, ohne aufzuhören, vergleichbare (in den relevanten Hinsichten gleiche) oder dasselbe zu sein: Charakteristische und zusammen hinreichende Merkmale bewegen sich in einer Zone ihrer indifferenten Abwandelbarkeit; die Grenzen dieser Zone begründen dann die entscheidende Differenz, nämlich die zum AUFHÖREN der Entität oder des Individuums – es ist zerstört.
Dass etwas vollständig Bestimmtes (weitere Merkmale können nur noch bereits vorhandenen widersprechen und an ihre Stelle treten) zugleich variieren und gleichbleiben kann, zeichnet es als SYSTEM aus, sein Gleichbleiben durch die Variation hindurch ist System-gleichbleiben oder System-Identität; wenn etwas hingegen nur vollständig bestimmt sein kann, wenn sich die vollständige Bestimmung nicht ändert, dann ist es eine STRUKTUR und weist strukturelle Identität – konsequenterweise dann nur mit sich selbst – auf. Zwischen System und Struktur gibt es eine gewisse Übergangszone von möglichen Entitäten und Arten ihres miteinander gleich oder verschieden-Seins – vor allem die ART oder FORM (Gestalt, interne Relationen usw.) zweier Strukturen kann (können) dieselbe(n) sein: Zwei Strukturen können vollkommen gleich sein (abgesehen davon, dass sie zwei sind, sie sind nur NUMERISCH VERSCHIEDEN) wenn sie geometrisch völlig gleich aufgebaut sind und all ihre Stellen, an denen sie verschieden sein könnten, mit Elementen, struktur-bildenden Individuen (etwa Atomen) derselben Art besetzt sein. Eine Struktur kann dann ihren geometrischen Aufbau behalten, während ihre Elemente (und auch deren Art) immer wieder wechseln – die Elemente selbst können bewegt sein, und der Wechsel geradezu die Struktur definieren, nämlich als (Durch)Fluss, Wirbel, zirkulierende Strömung, Zyklus, zyklische Bewegung oder (zB. chemische Zustands-)Veränderung ohne Energieverbrauch (geschlossenes System).
Anm. Systeme, Strukturarten, -Formen, -Gestalten können wohl als supervenient über die sie realisierenden (oder „tragenden“) Strukturen bezeichnet werden; die Supervenienz-Beziehung ist womöglich geradezu das Kriterium für eine solche Träger/Getragenes-Beziehung, und markiert die Grenze zwischen Entitäten, die strukturelle Identität aufweisen, und solchen, die andere Formen der Identität (und damit vor allem „Identifizierung“) zeigen. – Die Tatsache, dass etwas so primitives wie die Supervenienz-Beziehung ernsthaft im Zusammenhang mit einer philosophy of mind erörtert wurden, verweist auf das geradezu bestürzend gering ausgeprägte Bewusstsein von biologischen Sachverhalten in dieser Debatte, die doch als allererste mit in Betracht gezogen werden müssten.Anm.Ende.
Wenn nun Systeme durch wechselnde und diese realisierende oder „tragende“ Strukturen (in Sinne von Struktur-Identität) hindurch gleichbleiben, wodurch sind sie dann charakterisiert? Die Strukturen tragen Dispositionen, die sich zu einer Funktionsweise FW addieren (und dabei überlagern); das System wird charakterisiert durch solch eine Summen-Disposition oder Funktionsweise. Die charakteristische oder identifizierende Funktionsweise ID kann Teil sein der aktuell vom System aufgewiesenen Gesamtfunktionsweise, die vor allem (Grenz)Bedingungen des Erhalts oder der Lebensdauer der ID des Systems bestimmen. Diejenigen Teile einer ID, die in aktuellen oder normalen Umgebungen (wo Systeme mit solchen ID „häufig“ vorkommen) die Wahrscheinlichkeit des Erhalts des Systems erhöhen, sollen FUNKTION F heissen. Träger von Funktionen sind individuelle Systeme, welche ihrerseits individuelle (sie individuell oder als Unterart charakterisierende) IDs (mit der Funktion als Teil-Funktionsweise) und weitere Teilfunktionsweisen aufweisen, durch die in Wechselwirkung mit sie aktuell oder „normalerweise“ umgebenden Systemen und deren IDs bzw. Funktionsweisen Erhaltungs- (Stör-, Änderungs- und Zerstörungs)bedingungen und (innere) Lebensdauer (Lebensdauer auch ohne äussere Störung oder Zerstörung) festgelegt sind.
Diese künstliche (nämlich ganz und gar TECHNOLOGISCHE) Terminologie soll vor allem eins zeigen: Was wir sonst DINGE mit EIGENSCHAFTEN nennen, sind im wesentlichen SYSTEME mit ihren FUNKTIONEN. An diesen Dingen ist zwar die tragende Struktur das sie situierende, und wir hantieren immer mit ihnen als Strukturen (mit Material-Eigenschaften, nämlich wieder Dispositionen: Konsistenz, Schwere/Masse etc); aber was darüberhinaus an ihnen von Interesse ist, bewegt sich auf dem Niveau von FW, ID, F.
Und natürlich weiss auch die Technik und technologische Wissenschaft zur Genüge von diesen Kategorien. Was den entscheidenden Unterschied in der Betrachtungsweise hinsichtlich der Dinge in unserer Umgebung und dann auch Umgangsweisen mit ihnen ausmacht, ist, dass technomorphes Denken zwar sehr wohl Erhaltungs- (und auch Einsatz)Bedingungen von Dingen (Systemen) aller Art zu unserem Nutzen bedenkt; aber dabei sehr stark den Aspekt des Erhalts von Arten von Trägerstrukturen betont (den man darum kontrollieren muss), nicht hingegen die Möglichkeiten des Beitrags der Funktionen in Systemen, in ihrer Einbettung in Relation zu Umgebungs-Funktionen; und das natürlich vor allem bei lebenden Systemen, oder dem System der lebenden Systeme, dessen Teil wir sind: der Natur, im eigentlichen Sinn, nämlich sich des durch sich selbst als Ganzes in komplexen und extrem unterschiedenen Umgebungen Erhaltenden – der Biosphäre.
Anm. Nicht nur der Begriff Natur-Wissenschaft für die Erforschung vor allem der Strukturen und ihrer Elemente zeigt diese Voreingenommenheit; sondern ebenso alle Tendenzen, Leben als etwas „unerwartetes“ und „unwahrscheinliches“ zu definieren; wenn Leben im wesentlichen mit den es tragenden Strukturen (die natürlich unerlässlich sind) IDENTIFIZIERT wird, und die mit anderen, nicht lebenden Strukturen in nur DIESER Hinsicht, ob sie sich (generell) auflösen oder bestehen bleiben (Kristalle?), verglichen werden: dann ergeben sich solche Definitionen. Und Leben ist zwar hinsichtlich der erreichten Komplexität (wieder als „informationstheoretische“ Kategorie gemeinsam beziehbar auf uns (unser Gehirn!) wie auf interstellare Staubwolken oder einfache Molekülverbände) quantitativ bestimmbar; gegen welche HIERARCHIEN von Stör- und Zerstörungsbedingungen dabei jeweils Resistenzen (im Sinne der „Unwahrscheinlichkeit“ einer tatsächlichen Störung oder Zerstörung) von der gesamten Biosphäre mit jeder ihrer Höherentwickungsstufen ausgebildet werden, ist damit nicht erfasst.
Schon von der (planetaren) Biosphäre als ganzer zu sprechen, erscheint wenig erkenntnisfördernd.
3.
Wir sind es in unserer Praxis, unserm Gesamthandeln, gewohnt, dass Materien, Materialien, Strukturen räumliche Grenzen haben (die mögen manchmal unscharf sein, es gibt Durchdringungszonen, aber im grossen ganzen bedeutet Struktur auch Abgegrenztheit. Da Strukturen die Träger von FW.en, ID-FW.en und F.en sind, überträgt sich diese Vorstellung auch auf diese: Und auch da nicht zuunrecht, denn das Wirken und Zusammenwirken der Dispositionen, aus denen sich FW.en usw. zusammensetzen, reicht meist, wenn überhaupt, nicht weit über die Trägerstruktur hinaus. Dazu kommt, dass diese Dispositionen oder FW.en in ihren Auswirkungen in der Umgebung oft auch auf die Nachbar-Strukturen wirken (sie zB. zerfallen lassen, Oberflächeneigenschaften ändern usw.); so scheinen Strukturen in allen HInsichten, als Träger, Wirkquelle, oder Einwirkstellen, die massgeblichen Entitäten für die Beschreibung von Zuständen, Ereinissen oder (längerdauernden) Vorgängen und Auslöse-Bedingungen für ihr Stattfinden zu sein.
Dadurch wird verkannt, dass sich ein durchgehender Zusammenhang nicht nur auf der Ebene der (räumlich gegeneinander abgegrenzten) Strukturen findet, also der Dinge im ursprünglichen Sinn. So wie man den Grosskörper Plamet Erde als Zusammensetzung aller „ihn ausmachenden“ Einzelkörper und Einzelstrukturen (soweit man sich unterscheiden kann) ansehen könnte (und das liesse sich in den Weltraum hinein fortsetzen), so auch die diese Grossstruktur umspannende FW.en, ID-FW.en und F.en. Man könnte die Frage stellen, wie FW.en abgegrenzt sein sollen; aber die Antwort wird auch nicht anders gegeben als bei Strukturen: nämlich da, wo Grenzen praktisch einen Unterschied machen. Oft identifizieren wir ja technisch oder alltagspraktisch relevante Strukturteile („den Ast bis zu dem Teil, wo er morsch wird“) über ihre FW.en; was uns wichtig ist, an Einzelnem oder einzelnen Mustern (von Einzelnem) gruppieren wir oft genug nach (unter diesem Gesichtspunkt relevanten) ID-FW.en (unabhängig vom Rest: ob etwas, das „für das und das geeignet ist“, zum Teil brennbar ist, oder nicht, interessiert nur in sehr speziellen Zusammenhängen). Und auch, dass Dinge durch sich selbst haltbar sind gegenüber allen möglichen (aber natürlich keineswegs den meisten oder allen) Umgebungseinflüssen, ist uns im Alltag und in technischen Produkten und Produktionen höchst geläufig.
Die wissenschaftlichen, das heisst hier meist: technologischen Fragestellungen, kommen dann ins Spiel, wenn wir unter dem einfach bloss Vorhandenen (soweit wir es kennen; aber damit haben wir es ja mittlerweile weit gebracht), nichts Geeignetes mehr finden und versuchen, Geeigneteres als das Vorhandene selber zu bauen, angefangen damit, dass wir Materialien, die vorkommen, bearbeiten, oder zerlegen und chemisch oder in Mischungen, Legierungen usw. neu zusammensetzen; so erzeugen wir auch (und das ist oft das eigentlich Massgebliche) neue ID-FW.en und F.en – die Trägerstrukturen zu kennen und zuverlässig (nach Rezepturen, Herstellungsverfahren usw.) reproduzieren zu können, bedeutet meist nur, ID-FW.en und F.en zuverlässig und mit bekannten Erhaltungsbedingungen oder Resistenzen gegen Störung und Zerstörung herstellen und reproduzieren (vervielfältigen) zu können. (Dass man es tatsächlich so macht, also Massenproduktion von technisch hinsichtlich ihrer Nutzbarkeit und zuverlässig identischen Produzierbarkeit in grossen Zahlen durch spezialisierte Produzenten ind spezialisierten Arbeitsgängen, setzt natürlich eine ORGANISATION solcher Arbeitsteilung unter vielen („gesellschaftlich“) voraus – einschliesslich Planung und Verteilung.)
Aber so, wie die spezifisch strkturellen Dispositionen: Aggregatszustand, Kompaktheit/ Massivität, Masse und Masseverteilung, Härte, Oberflächenspannung, Druck usw. den Strukturen (auch Materien, Materialien) in ihrem Nebeneinander bestimmte Stabilität (Robustheit gegen Einwirkungen) als auch Veränderlichkeit (Bewegbarkeit, Veränderlichkeit) verleihen, so die Beschaffenheit der FW.en usw. in ihrem Neben- und Gegeneinander. Dem (stabilen bis veränderlichen) Gefüge der Strukturen entdpricht das darauf aufbauende der FW.en usw. – DASS ein Gefüge aus Trägerstrukturen darunterliegt, wird bei jedem FW-Gefüge gewusst – welche im Detail es sind, interessiert oft nicht, erst recht nicht ihre chemische oder materialkundliche Beschaffenheit.
Aber was hier über FW ID F gesagt wurde, gibt nur eine starke Tendenz in unserer praktischen Orientierung an (denn um die geht es). Gegen die Aufklärung von Strukturen und der Arten ihrer Zusammensetzung ist nichts einzuwenden. Sobald es freilich um LEBENDE und speziell um SICH VERHALTENDE Organismen, bis hin zu uns selbst, geht, erscheinen die eben angestellten Überlegungen um Grössenordnungen eher am Platz.
Denn man könnte sich eine DEFINITION von Leben denken, die funktionell (statt strukturell: wie die bisherigen, in denen von Materie und Energie die Rede ist) ausgerichtet ist, aber zugleich HOLISTISCH, indem sie sich auf Eigenschaften der Gesamtheit aller „lebenden“ Strukturen (oder FW.en oder F.en) bezieht. In diesem Zusammenhang bekäme die Rede von der Biosphäre (oder DEM Leben, als Ganzem) einen ganz andern Stellenwert.
4.
Unter Umständen wäre eine präzisere Fassung einer funktionell-holistischen Definition von Biosphäre möglich, in der sie als Metafunktion beschrieben wird, die zwischen Unter-F.en derart schaltet, dass die Gesamtheit dieser ihr zugeordneten Unter-F.en in Gegenwart von immer vielfältigeren Umgebungs-F.en sich erhält. Dieses SICH DURCH SICH ERHALTEN (Reflexivität) ist vielleicht sogar die Kern-Funktion der Biosphäre schlechthin.
Schalten bedeutet dabei, dass es Selbstverstärkungs-Elemente gibt, die „erfolgreichere“ Konfigurationen von Unter-F.en wahrscheinlicher machen (bevorzugen, selektieren), und umgekehrt „Misserfolgs- oder Suboptimalitäts“-abhängige Selbst-Reduzierung entsprechender Konfigurationen von Unter-F.en; beides kann in Koppelung (etwa als Konkurrenz) stattfinden, aber auch unabhängig – als Replikations- oder Wachstums-Vorteil.
Im Sich-Verhalten-zu Funktionen ihrer Umgebung kombiniert eine Funktion entweder gleichzeitig mehrere oder nacheinander einzelne und/oder mehrere solche Beiträge dieser Funktionen zur Erhaltung der sich verhaltenden Entität, wobei deren Selbsterhaltung gleichbleibt oder sich verändert, aber ohne dass das Sich-Verhalten-zu ihnen in SEINER Selbsterhaltung beeinträchtigt wäre: Sich-Verhalten-zu ist, nochmals allgemein gesagt, eine Funktion, die andere Funktionen bestimmter Art zu einem Funktionenverbund zusammenschaltet, ohne ihre Anzahl zu verringern.
In den Begriffen FW, ID, F sind somit für Dispositionsaggregate einer Art unterschieden: ihre zufällige Abweichung voneinander, ihre besondere Gleichförmigkeit (bei individuellen Abweichungen), ihre reguläre Dauerhaftigkeit relativ zu statistisch häufigen FW.en in der Umgebung. Der Begriff F enthält also bereits ein Verhältnis zu FW.en. Im Begriff Verhalten wiederum sind Zusammenschlüsse von, auch für sich dauerhaften F-Elementen benannt, deren Verbund etwas Dauerhafteres und/oder gegenüber mehr verschiedenen Umgebungen Überlebensfähiges hervorbringt, als es die blossen Aggregate (als Nebeneinander) der verbundenen F.en ohne die verbindende, wären.
Die nächsthöhere Stufe für eine Art Sich-Verhaltender Dispositionsaggregate wäre die Selbstoptimierung bezüglich dieses Parameters „Überlebensfähigkeit in verschiedenen Umgebungen“. Diese Selbstoptimierung kann allgemein LERNVERHALTEN genannt werden, oder auch EVOLUTIONSFÄHIGKEIT.
Lernen setzt voraus, dass verschiedene Versuche gemacht werden können: also zugleich Replikation (Selbstvervielfältigung, Selbst-Kopien) eines Musters, und von Varianten davon. Da das Muster und sein Replikationsmechanismus in verschiedenen Umgebungen Bestand haben soll, benötigt es eine abgeschlossene Sphäre eines EIGENEN Milieus (oder mehrerer: Kompartimente), worin die Replikation gleichbleibend stattfinden kann: geschlossene, aber semipermeable Membran, die ebenfalls replizierbar und vervielfältigbar sein muss und regulär die neu entstehenden Replikate umgeben muss. Schliesslich benötigen die Typen lernender Gebilde Mechanismen, mit denen sie selektiv die für ihre Dauerhaftigkeit in verschiedenen Umgebungen verantwortlichen Wirkungen entfalten und mit UmgebungsF.en zusammenarbeiten, etwa Haftmechanismen (ebenfalls zuverlässig replizierbar).
Zunächst würde es genügen, wenn das zu replizierende Muster Bestandteile, die zur funktions-fähigen (Lern)Verhaltenseinheit zusammengebaut und benötigt werden sollen, in den Umgebungen vorfindet, in denen es sich aufhält, oder von Ausgangspunkten mitnehmen und dauerhaft erhalten kann, wo es passiv hinbewegt wird.
Aber natürlich wird das Lernverhalten um so universeller sich ausbreiten können, je mehr es seine spezifischen Bestandteile SELBST aus häufig oder überall vorkommenden Vorstufen herstellen kann: dazu benötigt es Katalysatoren, und womöglich Oberflächen, auf denen diese Katalysatoren in enger Nachbarschaft angeordnet sind. Und auch sie müssen replizierbar sein – aus Bestandteilen, die sie selbst katalysieren oder leicht aus ihrer Umgebung aufnehmen können. Alle passiven Vorgänge dieser Art sind dann auf hochspezielle Bedingungen angewiesen. Sie aktiv in Umgebungen fortzusetzen, wo sie sonst nicht, zu selten oder zu langsam stattfinden, setzt Energie-Einsätze voraus aus vorhandenen energiereichen Verbindungen oder wieder indirekt durch Herstellung solcher Verbindungen.
Aber was ist das hier für eine Darstellung? Eine kurze (dilettantische) Geschichte der chemischen Evolution – in Termen, die notgedrungen alles zuvor so genannte Funktionelle illustrieren mit Verhältnissen (präbiotischer) chemischer Strukturen – noch dazu hypothetischen (hier wird erwogen, wie es (überhaupt) gewesen sein kann, nicht wie es war). An dieser Stelle der Hierarchie Sich-Verhaltender Entitäten, wo gerade eben einmal das Niveau eines solchen Verhaltens erreicht wird, kann es auch nicht anders sein. Aber welches wären denn weiterführende Stufen, wo wird es anders?
5.
Das theoretische Problem, das sich hier andeutet, ist: eine Begrifflichkeit zu entfalten, die die materielle und strukturelle Implementierung ausseracht lässt, also davon abstrahiert; eine solche Begrifflichkeit existiert aber nicht als eine eingeführte in den derzeit bekannten grossen „Diskurs“-Systemen, und dafür gibt es einen Grund – einen, der SEHR VIEL mit dem Mangel an Bestimmtheit zu tun hat, den ich in diesen Überlegungen dem modernen Selbst nachweisen möchte.
Alles Reden über System, Funktion in offiziellen Wissenschaften darf bis heute die Anbindung an die fundierenden Strukturen nicht allzuweit verlassen: weil es keine handlungstheoretische Kategorie gibt, die an diesen Termini ansetzen könnte, und in ähnlicher Weise vom Hantieren mit den implementierenden Strukturen abstrahieren könnte. Der eigentliche Grund der mangelhaft entfaltbaren System- und Funltionsdiskurse ist also zu suchen in Mängeln der derzeitigen (meist mehr oder weniger „bewusstseinstheoretischen“, mentalistischen) Handlungstheorien (symptomatisch als Ausdruck mangelhaften Selbst-Verstehens, Selbst-Bestimmens, Selbst-Definierens in der Moderne).
Das handlungstheoretische Pendant zu einer nicht mit strukturellen Elementen, sondern funktionellen „Totalen“ (wie Mentalität, Kultur, „Lebensform“, Lebensentwurf usw.) einsetzenden und von da sich nach „abwärts“ ausdifferenzierenden (statt aufwärts, von „materiellen“ Elementen und ihrer elementaren Wahrnehmung und Handhabung sich „komplizierenden“, zusammensetzenden) Ontologie ist der Begriff REGEL – genauer der Begriff des Regelfolgens, also eines HANDELNS (und nicht blossen Sich-Verhaltens; im Wort Handeln soll „rational“ pleonastisch mitgedacht sein).
Warum macht diese Begrifflichkeit einen solchen Unterschied?
Auch das ontologisch-strukturelle Denken hat ein Pendant in der Auffassung dessen, was „Geist“ ist: Das Bewusstsein – als ein wie immer zu denkender Behälter für „innere“ Gebilde mit Repräsentanz-Charakter (und seien es auch „Erlebnisse von Schmerz (und andere Empfindungen“).
Zwischen inneren und äusseren „Strukturen“ bestehen dann Abbildbeziehungen (auch in der Richtung von innen nach aussen – ausgeführte Handlung als Bild der zu ihr gehörenden (sie verursachenden? als inneres Gebilde?) Absicht).
Eine solche „Vorhandenheits-Orientierung“ (es soll damit ausdrücklich auch die Ausrichtung der Forschung mitgemeint sein, wie sie in den Abss. oben rekonstruiert wurde) ist von Philosophen seit langem immer wieder kritisiert worden, freilich ohne durchschlagenden Erfolg; die Alternative ist bis heute allzu unklar.
Aber vielleicht ist an dieser Stelle bereits zu ahnen, warum unsere Selbstbestimmung und die Art unseres Naturbegriffs, und mögliche Defizite in beiden, zusammenhängen könnten. Ich möchte hier etwas ins Detail gehen, damit deutlich wird, welche begrifflichen Unschärfen eine technomorph und sich von psychologischen oder medizinischen Statistiken her begründende Lebensführungspraxis in die Irre gehen lassen.
6.
Ich gehe zurück zu FW ID F und zur nächst-komplexeren Kategorie V (Verhalten) – die im funktionellen Sinn grundlegendste Eigenschaft von „Leben“.
Verhalten ist zunächst einmal selbst eine Funktion – freilich eine, die sich auf das Reguläre in ihren Umgebungen BEZIEHT oder es einbezieht – nämlich die „normalerweise oder aktuell“ in ihrer Umgebung vorkommenden anderen Funktionen. Dabei ist Verhalten eine VARIABLE Funktion – es ändert sich, je nachdem, was in „seiner“ Umgebung an Funktionen (die es für sich nutzen könnte) vorliegt – es passt sich an und optimiert dieses sein Sich-Anpassen an das regulär Vorkommende, also die Gesamtheit an „Funktion“ in seiner Umgebung, indem es seine sämtlichen innerlich möglichen Zustände mit der jeweiligen Umgebung konfrontiert, und die erfolgreichsten stabilisiert (ohne die Möglichkeit der Abänderbarkeit zu verlieren).
Das Verhalten breitet sich in angrenzende Umgebungen aus und schöpft seine Möglichkeiten der Anpassung auch dort aus; seine verschiedenen Varianten besetzen Gebiete, Nischen, durchdringen dabei einander, koexistieren.
Verhalten, so gesehen, ist anpassungsfähige (dh. Selbstregulierend-Variations-, Optimier- und relative Optimalzustände Stabilisier-fähige) Regularität (Funktion).
Was nutzt es nun, den bekannten Begriff Anpassungsfähigkeit mit einem nicht weniger eingeführten Begriff wie Verhalten beinah gleichzusetzen? Welcher Überschuss über die Eigenschaft Anpassungsfähigkeit hinaus wird damit ausgedrückt? Ich meine: diejenige, die oben als „Holismus“ der funktionellen Kategorien bezeichnet wurde. Natürlich ist Verhalten, ebenso wie eine spezielle Funktion (eine spezielle Selbst-Erhaltungs-Disposition, bezogen auf Normalumgebungen), eine Eigenschaft von speziellen Strukturen – eine SYSTEM-Eigenschaft. Unabhängig davon aber ist das „Niveau“ Verhalten ausgebreitet über alle Funktionen hinweg in allen Umgebungen innerhalb der Grenzen, in denen ÜBERHAUPT Verhalten vorkommt; es ist die Gesamtheit aller Dispositionsaggreate überhaupt in der Welt, die in ihren Umgebunen selbsterhaltend wirken, also aller Regularitäten, in die sich speziell die sich verhaltenden (anpassungsfähig-variablen und sich in jeder Umgebung hinsichtlich der Dauerhaftigkeit selbst optimierenden und als solche stabilierenden) einbetten.
Selbst-Vermehrung (und damit Ausbreitung) aus häufigen Umgebungsbestandteilen bei gleichzeitiger Variabilität UND Selbst-Stabilisierung einer „erfolgreichen“ Variante, am Ende sogar Hin- und Herschalten zwischen beiden Möglichkeiten (ja nachdem ob der „Anpassungsdruck“, Erfolg oder Misserfolg wächst oder sinkt) ist gewiss eine extrem komplexe Art von Funktion; nichtsdestotrotz VERBINDET sie alle Funktionen, die dieses Merkmal aufweisen.
Nicht nur als schlicht gemeinsame Eigenschaft.
Denn bereits Funktionen können die andere Funktionen tragenden Funktionsweisen stabilisieren, aber auch andere Funktionen in deren Stabilisierungsbeitrag (zum Erhalt von ID und/oder Gesamt-FW, der sie angehören) unterstützen, und alles das kann natürlich wechselseitig zwischen Funktionen geschehen.
Solche Unterstützung kann sich in die Fläche ausbreiten, wenn die dazu gehörenden Funktionen genügend konzentriert, also einander nah genug sind und häufig genug vorkommen, um ein solches Muster nicht nur punktuell realisiert sein zu lassen. Ein solcher Funktionenverbund bietet natürlich zugleich eine Ausgangsbedingung für weitere Stabilität in der Umgebung; aber wenn nicht Verhalten im Spiel ist, das Funktionen verschiedener Orte oder Funktionszustände am gleichen Ort immer wieder miteinander stabilisierend verknüpft, reicht all diese Stabilität (anfangend bei passiven Anreicherungsvorgängen, Rekursionen) nicht weit.
Aber wieviel neuartige und vorher ungekannte Stabilität kommt nicht durch die Funktionen auf Verhaltensniveau (also lebende) in die Welt: Spätestens, indem sich all die vielfältig nebeneinander liegenden oder sich durchdringenden Varianten zugleich aufeinander beziehen, Funktionen, auf die sie sich beziehen oder die sie verändert hinterlassen (Stoffwechselprodukte), für andere Verhaltensteile erschliessen (sodass stabile Zyklen entstehen), und insgesamt Verbünde von um Grössenordnungen höherer und zugleich flexiblerer Stabilität (Ökosysteme) entstehen, als sich je auf Funktionsebene ausbilden konnten.
Die Frage der Grenzziehung zwischen Entitäten ist dabei auf funktioneller Ebene schwer zu beantworten.
Natürlich sind je reproduktions-bedürftige (weil mit einer Rate abnehmende) Funktionselemente Stellglieder in diesen riesigen Selbstregel-Systemen; ebenso räumliche Ausbreitungs-, Durchdringungs- und Verteilungs-Dynamiken. Aber nicht die Einzelmolekül-Sorte (Enzym) und die variable Anzahl ihrer Exemplare auf einer Reaktions-Ketten katalysierenden Oberfläche, nicht die Kompartimente, Organellen, Zytoplasma-Bestandteile (incl. regulierte Konzentration von gelösten Teilchen oder Synthese-Ausgangsprodukten), Informations-Trägern, „Zell“-Räumen (als „sinnvoll benachbarte“ Einheiten mit gemeinsam geteiltem Milieu, also auch Stoffwechsel-Endprodukt-Ausstoss), nicht die spezielle Zusammensetzung des Aussenmilieus aus wiederum gelösten Stoffen und Konzentrationen sich durchmischender Zelltypen usw. fungieren als echte selbständige Elemente. In einem lebenden, also Verhaltens-System, wo sich verhaltende Elemente auf das Verhalten anderer und alle zusammen sich auf die Funktionen (das regulär sich reproduzierende oder vorhandene) ihrer Umgebung beziehen, spätestens das von ihnen selbst als solches produzierte oder reproduzierte – dort gibt es keine echte Selbständigkeit; allenfalls sich verhaltende Systeme mit der Chance, im Verbund mit passenden anderen noch höherrangiges Verhalten als das gegenwärtige hervorzubringen.
Insofern Verhalten selbst eine spezielle Form der Funktion darstellt, kann sich Verhalten auch auf Verhalten beziehen; höherrangiges Verhalten, das grundsätzlich zu beschreiben wäre als Sich-Erhalten durch und mithilfe weniger komplexen Verhaltens (das auch ohne dies höherrangige Bestand haben kann; oder aber als unselbständiges Moment in ihm existiert und nur Durchgangsstation ist einem Zyklus von Funktions- und Verhaltens-Verknüpfungen) ist dennoch immer noch ein einfaches Sich-Verhalten.
Die Ausbreitung solcher Verhaltensweisen und ihre wechselseitige Verknüpfung, Kooperation in der Nutzung von Umgebungsfunktionen oder nur einfache wechselseitige Durchdringung (ohne Beeinflussung) geschieht auf dem Weg der Vervielfältigung der Verhaltens-tragenden (es realisierenden) Systeme.
Ein neues Element wäre die Befähigung von Systemen entweder zu aktivem Transport oder zu aktiver (selbsterzeugter) Ortsständigkeit (als Widerstand gegen bewegende Einflüsse von aussen, etwa Wasser-Strömungen) – was zunächst nur Beschleunigung der passiven Ausbreitung (durch Vermehrung(sdruck) und/oder passives Zerstreutwerden) bedeutet, nämlich schneller und effizienter Ortswechsel (aktiv, passiv) einer Nicht-Vegetativ-Form, würde im Verbund mit wirksamen Rückmeldungen, sowie davon gesteuerte Mechanismen, die eine solche Bewegung, sei sie aktiv oder passiv, zum Stillstand bringen und den gewählten Aufenthalt stabil halten, eine neue Verhaltens-Rangstufe eröffnen: Aktive Milieuwahl nach Bedarfskriterien. Eine Senso-Motorik auf primitiver Verhaltensebene also.
Man könnte es ein aktives Suchen nach und Aufsuchen von (also nicht mehr bloss angemessenes, sich in Grenzen anpassendes Verhalten-zu) „passenden“ (und den bisherigen, an denen die Anpassungsleistung entwickelt wurde, ähnlichen) Funktionen nennen.
Eine weitere Steigerung, über diese Rangebene hinaus, würde darin bestehen, dass passende Funktionen an den sie tragenden Rest-IDs, also Anzeichen, Vorzeichen etc. erkannt werden, und bereits diese IDs die Ansiedlung und das Sich-Festsetzen sich zu den zugehörigen Funktionen verhaltender Systeme verursachen.
Noch darüber hinaus würde es führen, wenn Verhaltens-tragende Systeme zwischen Ortsständigkeit und Sich-Bewegen (oder Bewegen-Lassen) hin und herschalten könnten: Auf diese Weise könnten sie nach für sie immer wieder nutzbaren, aber nicht häufigen oder regulär wiederholten Funktionen oder gar FWs „suchen“.
Schliesslich könnten häufig mit ihnen zusammen vorkommende Anzeichen in Gestalt von IDs für diese FWs gelernt werden; wodurch das Verhalten instandgesetzt wird, auch irregulär verteilte, aber lohnend zu verwertende Elemente seiner Umgebung zu nutzen, aber erst, wenn aufgrund häufiger Verstärkung dieser Verbindung der Zusammenhang zwischen einfach festzustellendem Anzeichen und aufwendig zu nutzender Konstellation begründet ist. Aus Verhalten ist dann ein viel flexibleres Lernverhalten geworden. Das Gesamtverhalten erhält sich ab dann auch zu kontingenten, irrgulär und vereinzelt verteilten nutzbaren Umgebungs-Elementen, und spart Aufwand, indem es sic durch Symptome des Vorliegens solcher Elemente und Elementkonstellationen steuern lässt.
Diese Erschliessungsfunktion, die Teile des Gesamtverhaltens ausüben, kommt indirekt, durch Ausbreitung von Produkten der unmittelbaren Nutzung durch die erschliessenden Verhaltensfunktionen, anderen Verhaltensteilen zugute. Das Gesamtverhalten hat auf diese Weise Fähigkeiten hinzugewonnen.
7.
Alle Bestimmungen von Lernen lassen sich also bereits auf das Verhalten „des Lebens“ (Leben IST Verhalten, nach der hier entworfenen Terminologie) anwenden – voll entfaltet, ist es evolutionäres Lernen. Die Übertragung aller dieser Bestimmungen vom gesamten System des Lebendigen auf Teile in ihm stellt dann eine extreme Beschleunigung dar – die Ausbreitung von Exemplaren einer Pflanzen- oder Pilzart in eine Fläche hinein im Vergleich zum Verhalten eines futtersuchenden Tiers auf dieser Fläche. Noch schneller geht es zu, wenn passende Wahrnehmungsfunktionen die unmittelbare Anwesenheit an den möglichen Orten des Interesses ersparen, und Suche und sparsame (nämlich direkte, allenfalls Hindernisse unaufwendig umgehende) Annäherung aus der Ferne ermöglichen. Mit dieser Art Beschleunigung Hand in Hand gehen die Geschwindigkeit, Steuerbarkeit und Ausdauer der mit Wahrnehmungssystemen zusammenarbeitenden (ihre Information unmittelbar umsetzenden) Selbstbewegung einzelner Verhaltenssysteme. Natürlich ist dabei die abgrenzbare Struktur, die bewegt wird und zugleich bewegt, eine für unsere Anschauung unmittelbar sich abhebende Entität – ihre Einordnung als „Teil alles lebend, aufgrund von (derundder) Wahrnehmungsinformation (soundso) weiträumig, (soundso)schnell bewegungsfähigen“ erscheint geschraubt und wenig praktisch. Wieder muss man sich daran erinnern, dass diese Errungenschaften in dicht aneinander grenzenden Nischen, also auch wieder „flächendeckend, raumerfüllend“ – und für gänzlich andersartige Organismensorten mit ausgeübt werden- wie zB. die Bestäubungsfunktion der Insekten (und mancher Vögel) für die Blütenpflanzen, oder die Transportfunktion der früchte-fressenden Vögel für Ausbreitung der Keimsaaten. Ist es so abwegig zu sagen: Das Leben, in verschiedensten Varianten, für verschiedenste Aufgabenlösungen, kann sehen (muss dafür sehen können, kann Sehfähigkeit nutzen), fliegen, Greiffähigkeit nutzen usw. – dem Leben selbst stehen, in bestimmtem Umfang, ab gewissen Entwicklungsschritten, eigenregulierte hohe Körpertemperaturen zur Verfügung, Energiespeichersysteme, Organe für Ausdauer- und Schnelllraft-Bewegung, Entgiftungswege, Schallwahrnehmung, alternative Körperbau-Architekturen (Exo/Endoskelett), Sauerstoff-Transportsysteme usw. – dies alles Voraussetzung zur Erbringung beschleunigter, komplexerer, differenzierterer (beschleunigt informations-verarbeitender) Leistungen. Aber sehr viel mehr geschieht dann auch wieder nicht – das Verhalten kann nun eines sein ZU ihrerseits beschleunigten, komplexen, differenzierten Entitäten – aber das sind in der Mehrzahl der Fälle selbst sich verhaltende, also lebende (etwa Beutetiere).
Die Biosphäre als ganze verhält sich nicht nur zu sich, zum Funktion-artig Regulär-Dispositionellen und seinen An- und Vorzeichen (Rest-ID, jenseits der Funktion) und zufällig-nutzbaren FWen – sie ÄNDERT das alles bekanntlich auch und nimmt immer massiver Einfluss auf ihre eigenen Lebensbedingungen, ASSIMILIERT sich nicht-lebende Anteile ihrer Umgebung. Zunächst einfach durch ihre Präsenz, etwa das Anhäufen von Stoffwechsel-Endprodukten (Sauerstoff-Atmosphäre!); dann aber auch durch neue Verhaltensweisen, die diese veränderten Ausgangsbedingungen (als wären es freie Enden eines Strangs, der in sich selber zurückmünden könnte) nutzen und entweder die Kette der Auswirkungen verlängern, oder in einen Zyklus verwandeln, der von externen Energiequellen, vor allen andern der Sonne, angetrieben wird. (Nicht-zyklische Akkumulations-Effekte findet man etwa bei geomorphologischen und geologischen (Sedimentierung) Phänomenen).
Hier geht es dann nicht um Bewegung oder Anreicherung, Zusammenbringen an einem Ort, „Zusammenmontieren“ oder Wachsenlassen des „Eigenen“, sondern um Aussenverhältnisse: Löcher, Gänge graben, Bauten errichten, Nester, Verstecke oder Fallen aus zusammengesuchtem Material erzeugen (mithilfe eigner Sekrete als Kitt, oder auch wieder anz eigenem: Spinnen). Werkzeuggebrauch und Werkzeugpräparation stellen eine weitere Zwischenstufe dar, ebenso hochentwickeltes Sozialverhalten und Kooperation (Schwarm-, Herden-, Rudelbildung), Kommunikation (Abschrecken, Drohen/Warnen, Locken, Ausdruck innerer Zustände usw., Informationsausbreitung), Tradierung nichtangeborenen Verhaltens (Lernen am Modell: Zugwege, Beute- und Nahrungsmuster, Jagd- und Nahrungs-Erschliessungspraktiken), Neugier, Spielen, Experimentieren – allein oder kollektiv. Von den ausgedehnten und vielfältigen Bereichen des Sexual- und Brutpflegeverhaltens war dann noch garnicht die Rede (und der Bedeutung, die sie für die Entwicklung neuer evolutionärer Errungenschaften haben könnten).
Aber dies hier kann und soll keine kursorische Ausbreitung angelesenen biologischen Elementarwissens sein, sondern eine Überlegung zu den allgemeinsten Kategorien, mit denen wir Lebendes, und hier wieder uns selbst (als Organismen), in die Gesamtheit an Typen dessen, was da ist und zu dem wir uns praktisch verhalten können, einordnen. Bis jetzt zeigt sich, dass wir dabei mit einem Minimum an Unter-Kategorien auskommen, die allesamt auf dem Fundamental-Begriff Disposition bzw. (Komplex-)Dispositions- (oder FW)-tragende (komplexe) Struktur, System, aufbauen: FW, ID, F (und Rest-ID, als An- und Vorzeichen), V= Sich-Verhalten-zu (mehreren Funktionen der aktuellen, eigentlich aber der Normalumgebung des Normal-Vorkommens (dieses Verhaltens), und dadurch Sich-(länger, wahrscheinlicher)-Erhalten, Selbst-Optimierung in dieser Hinsicht. Hin- und Herschalten zwischen Verhaltensweisen (eigenen Unterfunktionen) in Abhängigkeit vom aktuellen Profil der Umgebungsfunktion: schnelle Anpassung aufgrund von Sensoren/Rezeptoren-Meldungen); es gab dann nur noch: ortsbezogenes Sich-Verhalten (selektives, bedarfsbezogenes Sich-Ausbreiten (in Nichtvegetativ-Form) und Sich-Ansiedeln oder Sich-Aufhalten vs. Distanz aufbauen zu Schad-Einflüssen) – sensomotorisches Verhalten (als einfachste Form der Bewegung: Selbst-Ausbreitung, „Wachstumsdruck“ in die betreffenden Zonen hinein) aufgrund von Anzeichen (ID) der relevanten F; Lernverhalten bezüglich solcher Anzeichen, Suchen nach und Erkennen immer speziellerer „irregulärerer, Einzelfall-, also FW-artiger“ Dispositionsaggregate und Systeme zur Lösung von Einzel-Problemen); Verhalten-zum Verhalten anderer lebender Organismen: Verhaltensinteraktion; Assimilations-Verhalten (aktive Veränderung der Umgebungs-FW, ID, F); Beschleunigung und quantitative Steigerung von Ausmass und Komplexität dieser Vorgänge (vermehrte Leistung) bis hin zu Fernsinnen, Werkzeuggebrauch, vorsprachlichem Kooperieren beim Erforschen der Umgebung, Spielen.
8.
Meine selbstgesetzte Aufgabe hier ist nach wie vor, das Unangemessene einer technomorphen und darum überwiegend strukturell und „elementaristisch-analytisch“ (statt „holistisch“… das sind eher Platzhaltervokabeln, die noch sehr viel genauer erklärt werden müssen) orientierten Betrachtungsweise in ihrer Anwendung auf die Biosphäre und uns (speziell unsere Alltags-Lebenseinrichtung und -führung) aufzuzeigen; wobei ich das Fernziel verfolge zu zeigen, warum „mangelnde Selbstbestimmung“ oder ein mangelhaftes Verständnis, ein mangelnder Begriff (eine Definition?) dessen, was wir sind, dieser aus historischen und Entwicklungsgründen am Ausganspunkt der Moderne nur allzu naheliegenden technomorphen Betrachtungsweise keinen Einhalt gebietet, ihr keine Grenze zieht.
Die erste Andeutung, die in diesen ganzen Exkurs über Lebendes, Lebendiges erst hineinführte, gab es bereits oben im Abs.78, über System, als etwas vollständig Bestimmtes und dennoch Variables.
Das lässt sich jetzt vertiefen.
Jede spezielle Variante eines Systems (erst recht eines Systems, das durch eine ID charakterisiert ist!) ist „hinreichend“; oft aber können wir nicht angeben, haben uns zumindest nicht darauf besonnen, in welchen GRENZEN diese Varianten eigentlich variieren dürfen – wann die das System DEFINIERENDEN (abgrenzenden) Grenz- und Minimal-Kriterien, die zur Einhaltung der System-Identität NOTWENDIGEN, zumindest eines von ihnen, überschritten sind und nicht mehr bestehen, sodass das System aufhört zu existieren und bestenfalls in ein anderes System übergegangen ist.
Bei einer BLOSSEN Struktur ist das alles ganz einfach – an ihr ist ALLES ZUGLEICH NOTWENDIG UND HINREICHEND; wird ein Teil herausgelöst, ist „sie“ verändert – speziell, wenn es um eine der Übergangs-Kategorien zwischen reiner Struktur und System geht, etwa FORM, darf man sich fragen, wieviel weggenommen werden darf, damit auch die veränderte Struktur noch eine von derselben Art oder Form usw. der ursprünglichen ist.
(Komplexe) Strukturen ZERFALLEN in (kleinere, elementarere) Strukturen, zuletzt „Teilchen“ – soviel steht aufgrund unserer struktur-bezogenen Ontologie fest.
(Was ein Teilchen ist – danach wurde anfangs wohl zu wenig gefragt – angesichts der kategorialen Probleme, mit der man beim Einordnen der quantenmechanischen Erkenntnisse glaubte ringen zu müssen, gibt oder gab es da später einigen Nachholbedarf).
Durch die in Abs.78 angedeutete mögliche Vielfalt der ein System (möglicherweise in einer Abfolge von ständigen Veränderungen, zB. als Fliessgleichgewicht)implementierenden Strukturen, bei Erhalt der System-Identität, ja sogar der möglichen Vielfalt der ein und dieselbe ID an einem realisierenden Systeme, wurde bereits deutlich, dass das Hinreichende („EINE der möglichen Varianten“) und das, was sie mit ALLEN anderen möglichen Varianten im Einzelnen gemeinsam haben muss, um eben Variante DIESER System-Art oder Realisierung dieses ID zu sein, nämlich eine oder mehrere (DAFÜR) NOTWENDIGE Bestimmungen (etwa: Parameter aufzuweisen, die innerhalb bestimmter Grenzen liegen), auseinanderfallen, und unabhängig voneinander formuliert werden können.
Für sich bereits hinreichende Versionen einer ID- oder FW-Realisierung (einer mit einer speziellen Verlaufsform, also struktur-artig als Einzelne abgrenzbar, mit einem (ungefähren) Ort, den sie jeweils einnimmt usw.) sind EXEMPLARE oder Beispiele, Varianten etc., sie weisen NOTWENDIGE (Mindest-)Merkmale oder KRITERIEN auf, die wir eventuell bereits feststellen können, ohne die Gesamtheit aller solchen Merkmale definiert zu haben:
Die Bestimmung ALLER für ALLE möglichen Beispiele gültigen Kriterien (Merkmal, das erfüllt sein muss, um Variante oder Version oder Beispiel DIESES Systems, oder dieser FW, dieser ID, oder eines Systems, einer FW oder ID dieser Art (der Art dieses Systems usw) zu sein) ist seine DEFINITION oder vollständige BESTIMMUNG.
(Die meisten eingeführten philosophischen Kategorien-Lehren kommen über Kategorien für die Zugehörigkeit einer Einzelstruktur zu einer Klasse von Strukturen, identifiziert durch Farbe oder Form oder Härte, kaum hinaus… Von Dispositionen und Dispositionsaggregate – jenseits der im engsten Sinn materialen wie Aggregatszustand, und speziell bei Festkörpern relative Härte, bei flüssigen Viskosität oder Oberflächenspannung (schüttbare Materialien werden kaum erwähnt), bei gasförmigen (Nebel, Stäube nicht gesondert betrachtet) ihre Durchsichtigkeit oder Verhalten in Licht, vor allem aber ihrer volumenbezogenen Masse-Eigenschaften – ist kaum je die Rede. Es ist kaum zu glauben, dass man annehmen konnte, mit einer derart primitiven (eben: technomorphen!) Ontologie je irgendetwas System-artigen beikommen zu können – einem Fluss oder Wind, einem Wirbel oder einer Strömung darin, Planetensystemen (deren Bewegungsform so ausserhalb jeder Kategorienordnung auch nur des Unbelebten lag, dass sie für „intelligent“ und absichtlich so verlaufend gehalten wurde), Wetterphänomene, Kreisel, Regelkreise usw. – das Interesse galt nicht dem Veränderlichen (nicht einmal dem Sich-dabei-stabil-in-Grenzen-Haltenden Veränderlichen); sondern dem absolut Unveränderlichen, Ewigen, Unteilbaren; alles offensichtlich sonst noch Haltbare in der Welt aber wurde dem „Beseelten“ zugeschlagen – worin man ja durchaus einen dem „Funktionellen“ vergleichbare Kunst-Ausdruck erkennen könnte – und die Idee, dass wir mit all diesem Beseelten grundlegende begriffliche (oder kategoriale) Merkmale teilen – wenn nicht dann wieder „wir“ (und mit uns das Beseelte) dann derart abgetrennt von allem bloss Materiellen gedact worden wären, der Übergang oder vielmehr die Kluft zwischen beidem so unüberbrückbar vorgestellt worden wäre – dass die aus heutiger Sicht entscheidenden Bestimmungen des Nichtgeistig-Beseelten oder eben Funktionellen, die mit „Selbst-Tätigkeit“ (aber eben nicht „bewusster“) zu tun haben, nie in den Blick gerieten. Stattdessen wurden die strukturellen Analogien zwischen unbelebten und belebten STRUKTUREN aufs Äusserste strapaziert. Gerechterweise muss man anmerken, dass dem vormodernen Erklären alle CHEMISCHEN Kategorien fehlten und damit ein weiter Bereich denkbarer Erklärweisen für alltäglich beobachtbare Phänomene des Sic von selbst Veränderns ausfiel. Dennoch ist es ein ganz eigenes Thema, und muss später Gegenstand spezieller Überlegungen werden: dass religiös-vormodernes Denken nicht nur die beobachtbare Welt generell und ohne Rest mit Innerpersonal-„Geistigen“ Kategorien erklären wollte, sondern dabei auch extrem reduzierte und kategorial primitiv gebaute Vorstellungen des „Geistigen“ zugrundelegte. Warum war der Anspruch nicht höher, warum gab man sich mit so wenig zufrieden?))
9.
Nach den eingeschobenen Überlegungen über Kategorien, als deren Besetzung Lebendes und somit auch wir zu verstehen sind, kann besser als zuvor gesagt werden, welche Unterschiede in unserem Handeln und unserem Umgang mit alldem die Einordnung entweder unter strukturellen (rein technomorphen) Gesichtspunkten, oder aber (darauf aufbauend) funktionellen Gesichtspunkten macht.
Dass in „hinreichender“ Weise diesunddies (ein solches, dieses) zu sein, und dabei dieunddie Kriterien oder „notwendigen“ Anforderungen (innerhalb derundder Grenzen) zu erfüllen, immer mehr auseinandertritt – das wurde schon erwähnt. Bei den funktionellen Kategorien besteht offenkundig eher als bei strukturellen die Möglichkeit, dass ihre Bestimmung oder Definition nicht auf Anhieb zu finden ist – oder, weniger essentialistisch ausgedrückt: Wir haben grössere Schwierigkeiten, uns auf die für uns relevanten Merkmale, Begriffe, Kategorien-Realisierungen, ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede, zu besinnen, als im Fall der Strukturen. (Dass es auch dort dann wieder schwieriger werden kann, wenn man sich den Elementen aller Strukturen nähert, soll nur kurz erwähnt sein.)
Die einfachste Differenz zur konkreten Einzelstruktur, dem Einzelding oder „Körper“, lässt sich aufzeigen bereits an einer Art von Einzeldingen: In unwichtigen Hinsichten weichen sie voneinander ab, die wichtigen haben sie gemeinsam, die man in einem Kriterienkatalog zusammenfassen kann. Zerfallen die betreffenden Strukturen, dann sicher in (kleinere) Teilstrukturen, oder sie gehen in andere Strukturen, die die Art-Kriterien nicht mehr erfüllen, über; Struktur verändert sich immer nur in Struktur und verschwindet nicht einfach – hingegen die Eigenschaft, Träher DIESER Merkmale, Struktur dieser Art zu sein, ist der über die Kriteriengrenze hinaus veränderten Struktur abhandengekommen.
Bei Arten und Mustern von Dingen (zB. Formen) liegt es uns nicht besonders nahe zu sagen: Sie verschwinden. Irgendwie gibt es eine Tendenz zu sagen: Selbst wenn sie momentan nirgendwo realisiert sind, sie KÖNNTEN doch jederzeit (durch ein entsprechendes Zusammentreten von Elementarstrukturen) realisiert werden; als Möglichkeit bestehen sie fort, und womöglich als deren Realisierung auch anderswo.
Man sollte diese Rede- und Denk-Tendenzen in Erinnerung behalten, wenn jetzt weiter von FW.en, ID und F.en gesprochen wird.
Eine FW beispielsweise verschwindet definitiv an dem Ort, wo sie realisiert war, sie HÖRT AUF. Aber.. womöglich geht sie auch nur in eine andere über – aber die ursprüngliche ist nicht mehr da. Nun, ebenso wie Form usw. könnte sie ja leicht wieder hergestellt werden usw.
Eine Funktion wie der Golfstrom braucht viele tausend Jahre nach seinem Abreissen, um sich wieder herzustellen.
Für „Leben“ und Lebendes sind die Verhältnisse nicht so einfach. Leben dringt hartnäckig in Bereiche zurück, aus denen es vertrieben wurde – und das VON SELBST. Leben vermehrt sich und wuchert, oft in sehr unwillkommener und unkontrollierbarer Weise. (Wo hier Leben steht, saht man oft: die Natur; als Gegenbegriff zu „Zivilisation“; ein Gegensatz, der wahrscheinlich noch nicht sehr lang so gedacht wird.)
Die Erkenntnis, dass man („wir“) Leben vernichten kann, so „nachhaltig“ (das Wort gibt es auch in DIESEM Zusammenhang!), dass es nicht mehr oder nur auf viel niedrigerem Niveau (etwa: als Steppe) zurückkehrt, ist relativ neu. Man beruhigt sich dann schnell mit der Versicherung, dass dergleichen ja auch „in der Natur selbst, und von selbst“, ohne unser Zutun, passiert; das Leben hat es bislang immer überlebt.
Aber längst ist die pauschale Einsicht über das natürliche Zurückweichen und Sich-wieder-Ausbreiten des Lebens in Räume (die, in geologischen Zeiträumen, massivsten Änderungen unterlagen) differenzierenden Einschätzungen gewichen: Es ist eine Frage der Geschwindigkeit, ob das Leben sich anpassen kann; und: was alles an Reserven bereitsteht, und wie weit weg.
Zu dieser Einschätzung leistet das technomorphe moderne Denken dann wieder einen sehr bezeichnenden Beitrag: Es stellt sich die Gesamtheit der lebenden Organismen vor als eine Ansammlung von Branchen („Spezies“), deren jede für sich auf die Umgebung, die Rohstoffe dort, Mineralien und Energiequellen, losgeht und daraus für sich etwas macht. Die Resultate tauscht sie mit nahebei lebenden Angeörigen anderer Branchen..
Gewiss bezieht sich das Leben als Ganzes auf seine mineralische Umgebun, und die „Funktionen“, das Regulär sich Erhaltende und Reproduzierende, auch Zyklische, Tag und Nacht, Wetterzyklen usw. Gewiss macht es etwas, nämlic sich selbst, daraus…
Aber vor allem und mehr als zu allem andern verhält sich Leben zu sich selbst; mehr als alles andre ist es als Abfolge in sich stärkst-vernetzter Hierarchiestufen der Zusammenarbeit (in denen freilich die Rückwirkungen nie nur bottom-up organisiert – der Ausdruck sollte an seine Verwurzelung im „Organischen“ gemahnen! – sind); nur unter äusserster Anstrengung gelingt es der Wissenschaft, aus diesem Filz Einzelfäden und Knoten herauszuziehen – meist nur um den Preis, dass sie herausgeschnitten werden, also tot sind, bevor sie zur Untersuchung gelangen.
Dieser Filz ALS GANZER lernt, weltweit…
Er ist das Resultat von mehreren Milliarden Jahren Lernens…
Er trägt die Fähigkeiten zu beschleunigtem Umlernen angesichts veränderter Verhältnisse in sich…
…die mobilisiert werden in Zeiten von Ausnahme-Katastrophen, globale Verdunkelung durch Vulkanasche oder einen grade noch zu verkraftenden Asteroideneinschlag..
..die Eingriffe der Menschheit seit 200 Jahren dringen in diese Dimensionen vor; die Lernantwort des Lebens auf die Beschädigungen in den letzten Fällen dieser Art dauerte einige Millionen Jahre. Solange können wir aber nicht warten.
Leben ist das Resultat von Lernen (von dem wir viele Vor- und Durchgangsstufen nicht kennen); Leben ist ein durchgehender Zusammenhang, besteht vor allem aus solchen Zusammenhängen, viel mehr als aus unabhängigen Teilfunktionen und auswechselbaren Modulen; Leben ist selbsttätig und dann anpassungsfähig in einem Rahmen, der nicht überschritten werden darf, in Geschwindigkeiten, die nicht überfordert werden dürfen; Leben verhält sich vor allem zu sich selbst, und in sich selbst; Leben ist robust, aber sterblich, und zerstörbar – anders zerstörbar als eine Struktur.
Und vor allem: dies Leben ist unsere Lebensgrundlage.
10.
Was ist, oder wäre mit diesen neuen Akzentsetzungen gewonnen – welche praktischen Änderungen würden sich mit einem DIESE Gesichtspunkte betonenden Verständnis (es sind ja keine neuen Wissensbestände, die hier angeführt werden) unserer Existenz, im Gegensatz zu einem (hier immer wieder so genannten, oder als solches kritisierten) „technomorphen“ Verständnis?
Ich beginne mit dem letzten Satz: dies Leben ist unsere Lebensgrundlage.
Er besagt: Wir können uns nicht unmittelbar auf die nicht-lebenden Anteile unserer Umgebung, als Ausgangspunkt unserer (Re)Produktion, beziehen: Wir sind kein Mineral (ein Bild für Struktur), der sich aus weiteren Mineralien regeneriert und (neu) aufbaut; wir sind kein Apparat, der ständig der Nachhilfe, Mithilfe, Kontrolle, Reparatur durch unser zweckmässiges Handeln bedarf. Es ist vielmehr umgekehrt: Wir benötigen die ständige Nachhilfe, Mithilfe, Kontrolle, Reparatur, die uns in Gestalt der Eigentätigkeit des gesamten irdischen Lebens entgegenkommt, und zwar sehr sehr weitgehend. (Was wird aus uns, wenn zuviel Bienen krankwerden?)
Und: Wir beziehen uns im wesentlichen auf alles nichtlebende, mineralische dieser Welt vermittels und durch das dazwischengeschaltete Leben, einschliesslich das in unserem eignen Organismus verkörperte.
Das ist ein erster entscheidender Punkt gegen alle Versuche, unsere (Re)Produktion mit einer quasi abiotischen Technologie aufzubauen: Unsere Arbeit, wenn wir überleben sollen, ist immer ZUSAMMENARBEIT mit dem planetaren Leben – mit seiner Eigentätigkeit. Wohingegen die technomorphe Technologie mit ihrer Sterilität bis zur völligen „Keimfreiheit“ den Planeten behandelt wie einen kahlen, unbelebten Felsen – als Wüste, wie den Schauplatz einer ScienceFiction Episode, auf dem wir von fernen Galaxien eingeschwebt sind, als ienzig Tätige (wenn uns nicht ein paar Monster und/oder Feinde in die Quere kommen): Wenn sie es weit genug treibt, wird moderne Praxis diese Betrachtungsweise am Ende auch noch wahrmachen – dabei werden wir mitverschwinden.
Aber das ist zunächt nur eine sehr globale These, zu unserer Stellung zum und im „Leben“ (diesem Begriff davon, wie ich ihn hier langsam versuche zu entwickeln)- was macht mich so sicher? Wieso soll mehr hinter dieser Behauptung stecken als hinter all den andern Selbst-Immunisierungen der Form „Wir werden… nie ohne X können, soviel wirs auch probieren (weshalb wir es gleich ganz lassen können)“? ((Eine solche Behauptung hätte nur Bestand, wenn ichh am Ende zeigen könnte: Eine Welt, in der ausschliesslich technomorphe Produktion und Reproduktion auf Dauer Sinn machen würde, würde als Ganze für UNS keinen Sinn machen. Also: Wie sind wir, dass sich derartiges für uns zeigen lässt?))
Sehen wir uns also die Unter-Thesen zu dieser Leit-These genauer an, die geeignet sind, sie zu stützen.
Als erstes möchte ich den Satz über die „Übergänge“ von Strukturen einerseits, und von FWen andererseits präzisieren: Es ist immer die FW (erst recht ID, F, V, erst recht die komplexeren Arten des Verhaltens), die die „zu ihr gehörenden“ Strukturen identifiziert – nicht umgekehrt. Und dabei gilt weiter, wie oben bereits festgestellt: „Struktur verändert sich immer nur in Struktur(en)…“ – Strukturen gehen nicht verloren, allenfalls ihre Form, Relationen usw. FWen hingegen können zwar auch in andere übergehen (dabei gibt es normalerweise Strukturübergänge – zumindest auf molekularer Ebene…); aber vor allem können FWen tatsächlich aufhören (die sie tragenden Strukturen aber brauchen dabei nicht zu verschwinden, nur sich umlagern). Die „sie tragende Struktur“ mag in eine ihr strukturell sehr ähnliche (also eine gleicher Art, Form, Gestalt) übergehen, obschon die FW ganz verschwunden ist; und auch nichts, was den Namen einer FW verdient, an ihre Stelle getreten ist.
V, F, ID, FW – sie können, in dieser Reihenfolge, absteigend in ein je nächst-einfacheres übergehen, die zugehörigen Struktur-Übergänge sind womöglich sehr geringe, und doch ändert sich auf funktioneller Ebene ALLES – ein solches Absteigen bei lebenden Organismen (oder gar Ökosysteme) heisst (ab)STERBEN, (Zusammenbrechen, Dekompensieren usw.) Man könnte es auch ein Entdifferenzieren nennen: Etwa, wenn ein Lebewesen mit einem Fernsinn diesden verliert, und dann wieder auf Kontaktinformationen (und das Rückwärts-Zurücklegen der Wege, die es schon exploriert hat) angewiesen ist… Verliert es vollends die Orientierung, kann es vielleicht noch sich ungezielt bewegen, und Futter aufnehmen, wenn ihm unmittelbar welches angeboten wird. Am Ende funktionieren vielleicht nur noch elementare Reflexe – bei vielen Lebewesen bilden sie das höchste Niveau, zu dem ihre Sensomotorik imstand ist. Oft aber sehen die Abstürze entlang der Hierarchie der Niveaus, auf denen Leben (immer weiter beschleunigt, dabei immer mehr Aspekte erfassend gegenüber seinen einfachsten Ausprägungen) sich zu seiner Umgebung verhält, garkeine möglichen Zwischenzustände vor – der Verlust der entscheidenden Errungenschaften bei Individuen oder Arten, auf denen ihre Anpassung und Einpassung in ihre (belebte: Ökosystem) Umgebung beruhte, bedeutet normalerweise: Garnichts mehr ist da – nur Strukturen – Nahrung für Aasfresser, Larven, Bakterien, Pilze.
Aber das sagt eben nur: Dass wir an den Strukturen und ihrer Veränderung nichts Zulängliches oder Gewisses über die Verhaltenskategorien ablesen können; manchmal sind starke Strukturänderungen indifferent, manchmal machen kleine Übergänge den entscheidenden Unterschied (oder leiten eine Abwärtskaskade ein, in der Umgebung, wo sie stattfinden – an der Struktur lässt es sich aber nicht ablesen).
11.
Wenn Strukturen Funktionen und Stufen des Verhaltens von Lebendigem nicht eindeutig abbilden, stellt sich die Frage, wie diese Stufen überhaupt identifiziert werden – und vor allem: Ob es dabei irgendwelche Notwendigkeiten gibt – ob es in diesen Stufen Kategorien-artige Abteilungen gibt, und wie sie sich ergeben.
Forts. (Präzisierung des Verhaltensbegriffs)
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hier bricht das Fragment derzeit ab; neuere und darüber hinaus führende Überlegungen in MODerne Teil I, Kap.5/12ff.