Untersuchungen zu Ökonomie, Politik, Religion u.a.

Über Untersuchungen nachzudenken, speziell philosophische, heisst letztlich, über die Art unserer Begriffsbildung überhaupt sich Klarheit verschaffen – Begriffsbildung ist ja, worum es hier geht, sie, und das Zusammenwachsen der Begriffe im SYSTEM der Begriffe, oder ihr Hineinwachsen in das schon bestehende System (dies Zusammen- und Hineinwachsen hat aber eher mit „Überlegungen“ zu tun.)

Begriffe bilden beruht auf Vergleichen, und enthält immer beides, ein UNTERSCHEIDEN, und ein ZUSAMMENFASSEN nach Gleichheits- oder Ähnlichkeits-Gesichtspunkten. Im Zentrum stehen dabei natürlich immer die NOTWENDIGEN Begriffe („Kategorien“) bzw. das System, das sie bilden – jene, von denen gesagt wurde, sie seien auf Dauer nicht zu entbehren, und müssten nachgebildet werden, wenn es sie nicht längst schon gäbe. Das System dieser Begriffe hat übrigens bislang eigentlich keinen eingeführten, offiziellen, fach- oder bildungssprachlichen geschweige denn umgangssprachlichen Namen. An, in, mit diesem System ergeben sich jene Fragen, die von aussen kommen: Wie soll DIESER Zusammenhang (zwischen zwei Kategorien) denn so bestehen können, wie vermutet oder behauptet? Wohin soll sorgfältiges Entfalten, Aneinanderfügen der „je nächst zu bildenden“ Kategorie führen? (Die Fragen, zwischen denen der Aussenstehende im Dialog mit dem Theoretiker und Begrifffsbildner hin- und hergeht, vgl. den Einführungstext zum „Inhalt und Aufbau der Seite“). Tatsächlich ergeben sich die Zusammenhänge, oder das Motiv, die nächsten Begriffsstufen zu bilden, nicht aus formalen, quasi technischen Motiven. Sondern aus dem Wunsch zu VERSTEHEN. Über Untersuchen sprechen, heisst eigentlich, über das Verstehenwollen, und zwar das verzweifelte Verstehenwollen, sprechen; also über das anfängliche NICHTVERSTEHEN, das zur Verzweiflung treibt. (Das Sich-nicht-Auskennen Wittgensteins; das Sich-Wundern des platonischen Sokrates… usw)

Diese Verzweiflung und dieses Verstehen-wollen-MÜSSEN ist ein KRISENSYMPOM. Es entsteht aus dem Unsicher-, Unklar-, Zweifelhaft-Werden eines vormals Gewissen, Klaren, unbezweifelbar Einleuchtenden . Wenn dies Einleuchten selbst unverständlich wird – wenn die Frage auftaucht, oder gar Fragen dieser Art sich häufen: Wie konnten vernünftige, erwachsene Menschen DEM je zustimmen? Wie konnten sie es überzeugend finden?  – dann ist die Krise da, die man bei Hegel so ausgedrückt findet: „eine Gestalt des Lebens (ich interpretiere: eine Lebensform) ist alt geworden“. Die Forderung nach Rechenschaft, nach einer NACHTRÄGLICHEN, nachzuliefernden Begründung für diese Gestalt ist mehr als alles andre Ausdruck dessen, dass die Art zu begründen, die doch zu dieser Gestalt selbst dazugehörte, als unzulänglich empfiunden wird. Wenn nicht nachträglich doch noch etwas, erstmalig, zu ihren Gunsten Sprechendes, eine neue, andere Begründung gefunden wird, wird sie verworfen. „Neue Begründung“ – das verweist auf die mittlerweile unvermerkt etablierte andere, eben neue Begründungsweise, von der aus sich die alte prüfen lassen soll. Die alte Begründungsweise ist hintergangen, sie war ein letztes, unhintergehbares; allein, dass man fragt: Wie ist dies Begründen begründet, zeigt, dass es damit zuende ist.

An einer solchen Stelle sind wir also wieder angekommen; an dieser Stelle, diesem Bruchspalt zweier Epochen, hat das hier dokumentierte Untersuchen eingesetzt. Aber aus dem „Hier stimmt (immer wieder) etwas nicht…“ von vor 80 oder 60 Jahren (der Zeit, in der, etwa, ein Wittgenstein grübelte) wurde ein „NICHTS stimmt hier“; das war mein Ausgangspunkt. Die Welt, in die ich hineinwachsen sollte, und in der ich aufwuchs, war VOLLKOMMEN VERRÜCKT, und sie wurde nur um so verrückter, je mehr ich von den Versuchen kennenlernte, sie zu erklären. Wie konnte das Leuten einleuchtend erschienen sein, wie hatten sie auch nur einen Augenblick lang glauben können, das, was ihre ganze Existenz, ihr Selbstbewusstsein, Fundamente ihrer Praxis als Gesellschaft sowohl als ihre Lebensführung im privaten Rahmen bestimmte, sei vernünftig, rechtfertigbar, vermittelbar? Wie hatte je auch nur der SCHEIN einer solchen Vernünftigkeit entstehen können? Als Alternative zu dem ENTSETZEN, das die Notwendigkeit solchen Fragens begleitete, gab es nur eins: Den abgrundtiefen HASS gegen die Verantwortungslosigkeit und Nachlässigkeit derer, die sich mit der Offenkundigkeit des (An)Scheins zufriedengegeben hatten, und dies noch für höhere Bildung und reife Einsicht ausgaben. Hier begann dann gleich auch der Selbstwiderspruch, denn begriffsloses Hassen und Ablehnen, Vorwerfen und Verantwortlichmachen waren ihrerseits wichtige Elemente der Vereinfachung, gegen die sich meine eigene Empörung wendete. So war ich wieder und wieder auf mich und mein von weit aussen kommendes Begreifen- und Durchschauenwollen verwiesen. Wie man DAS dann aushält – welche Affekte sich dabei ergeben – wie sie abgebaut werden – ist eine bis heute offene Frage. Die Identitätstheorie, vor allem da, wo sie die notwendige Abtrennung der Identität vom Lebensentwurf beschreibt, handelt davon… Aber natürlich auch alle Passagen, die versuchen zu klären, wodurch Begriffsbildung motiviert wird. In meinem Fall jedenfalls gewiss nicht durch den Wunsch, ein „System“ zustandezubringen. Die Ausgedehntheit der Fragestellungen (die am Ende zur Über- und Einsicht in die Zusammenhänge führt) war begründet durch das Ausmass des Unverständnisses. Ein Motiv, das bis heute anhält.

Im Anfang war meine Fragestellung keineswegs theoretischer Art, mir ging es nicht darum, für mich etwas Einleuchtendes über andere festzustellen, sondern alles war darauf gerichtet, die FEHLER der andern (aus meiner Sicht) dingfest zu machen, um sie darauf aufmerksam machen zu können. Was für „Fehler“ (dieser Art) gab es überhaupt? Wie kam es, dass die andern sie nicht ebenso bemerkten wie ich – was hinderte sie? Und… war das überhaupt die richtige Frage..? War die Beschreibung des Defizits korrekt, die es als „etwas“ Dastehendes, wie, sagen wir einen Rechtschreibschnitzer oder Rechenfehler, aussehen liess, die man durh Draufschauen „erkennen“ und korrigieren könnte? Dabei wäre es vor allem um Fehlanwendungen von (Rechtschreib-, Rechen- usw.) REGELN gegangen, die mir und den andern gemeinsam gewesen wären. Aber war es so? Und wenn nicht… wie dann?
Ich sage immer wieder: es geht um BegriffsBILDUNG, also ein aktives Tun, das als solches natürlich auch unterlassen werden kann. Die Unterlassung ist dann erst einmal nur eine Lücke; wie macht man auf eine solche aufmerksam? Gibt es eine übergeordnete Regel (einen Begriff??), auf die man sich bei diesem Jemanden-auf-die-Lücke-Aufmerksam machen beziehen oder berufen kann? Eine Regel.. die für ihn irgendwie verbindlich ist? Aber wie? Es fiel mir irgendwann auf, dass es paradox ist jemandem zu sagen: Schau… du hast denundden Begriff nicht; also diesen Begriff zu benützen (zu erklären), und seinen Gebrauch spätestens in diesem Moment vom andern zu fordern. Zu sagen, du hast den Begriff nicht, wäre dann wohl das äusserste an Motivierung, das man mit sprach-immanenten Mitteln erzeugen kann: Ich biete dir eine Definition, darum: Finde dies wichtig genug, es zu prüfen… wäre es nicht deiner Aufmerksamkeit wert? Aber dazu muss er ja eine unspezifische Aufmerksamkeit aufbringen, mir zuhören wollen, meine Vorschläge überhaupt zur Kenntnis nehmen usw. Wie wenn er es nicht tut (aus guten Gründen.. meine Vorschläge sind womöglich diffizil… Wohin kommen wir, wenn wir allen zuhören wollten, die uns mit sowas kommen: Dies verdient Aufmerksamkeit, jenes… sicher, aus IHRER Perspektive. Für UNS hingegen ist sie eingeordnet. Wir versprechen uns nichts davon. Das Unzweifelhafte in Zweifel ziehen, weil andre es tun, wieder und wieder? Warum? Vor allem aber: Diejenigen, die als erste bestimmte Regeln oder Begriffe ausgebildet hatten (und nun andern mit dem Vorschlag oder der Forderung kommen konnten, es ihnen nachzutun), haben das doch auch nicht auf Basis eines „Vorschlags“ von aussen getan. Es muss also noch einen andern Weg geben, zu Begriffen zu kommen. Konnte man, statt des Vorschlagens und „Aufmerksammachenwollens“ nicht dafür sorgen, dass die andern diesen Weg ihrerseits einschlugen? Dafür sorgen in einer Weise, die kein Reden über das unterstellte, was ihnen fehlte, vielleicht sogar überhaupt kein Reden.

Es sind, mit diesen Überlegungen (!), mindestens zwei Auffassungen erledigt, die im Rahmen von Debatten über Rationalität und Argumentieren immer wieder anzuklingen scheinen: Erstens die, dass alles „fehler- oder mangelhafte“ Argumentieren, nach Regeln, durch Berufung auf eine höhere (Regeländerungs?) Regel hintergangen und zur Abänderung, nämlich Selbstberichtigung „gezwungen“ werden könne; weshalb es dann so wichtig sein soll, die letzten und höchsten, nämlich eigentlichen Vernunfts- oder Rationalitätsregeln zu kennen, auf die man sich gegen solch irrationalen Regelverletztern berufen und mit denen man sie zurechtweisen und zur Raison bringen könnte. Dahinter scheint, zweitens, die noch viel fundamentalere Überzeugung auf, mit dme rechten Argument (womöglich dem rechten, bei der rechten Person oder rechten Gruppe von Personen) könne man Meinungswechsel BEWIRKEN, herbeiführen, erzwingen, womöglich zuverlässig. Oder doch halbwegs verlässlich: Ein gutes, ein richtiges, ein überzeugendes Argument WIRKT, verfängt beim Adressaten. (Die zweite verbindet sich mit der ersten Auffassung, indem „das gute Argument“ gleichgesetzt wird mit der Berufung auf oder Erinnerung an die richtige, der Situation angemessene Rationalitäts- oder Argumentations-Regel, der der andere sich doch fügen müsse, wenn er nicht… nicht was? Als unvernünftig dastehen wolle? Es gibt schlimmeres, wen soll das schrecken? Aber denken und schreiben Transzendentalpragmatiker nicht seit je  so, als müsste Leuten äusserst ungemütlich zumut werden, wenn ihnen gesagt werden muss oder darf oder kann: Du begehst jetzt einen performativen  Widerspruch, du schliesst dich gerade aus der Sprachgemeinschaft aus… (Wir vergessen nicht zu ergänzen: … also komm bitte wieder zurück..)

Natürlich ist das zum Lachen; aber es gibt ein exakt symmetrisch gelagertes Fehlerdoppel auf seiten der philosophischen Gegner, bei dem wiederum einem das Lachen ebensosehr vergehen sollte, wie es im andern sich aufdrängt. Da ist, erstens, die Auffassung, dass Argumente, Regeln, Begriffe, angenommen und abgelegt werden, wie wir lustig sind, und alles geschieht AUS FREIHEIT und DIFFERENZ (zwischen uns), die Freiheit des Unsinns und der blutigsten Willkür sollen wir dann achten, ach nein das auch nicht, aber wo ist da die Grenze, wenn es keine Grenze (EXCLUSION, INCLUSION) gibt? Und zweitens, es soll mit dem ganz gross zu schreibenden ANDEREN weiter als Person umgegangen werden, obwohl jedes Gespräch mit ihm endet. Was kann man dann noch mit ihm ALS Person anfangen… ihn, statt zu quälen und umzubringen, in Ruhe, ihn sich selbst überlassen, gewähren lassen, so wie Tiere, zumindest die Nicht-Nutztiere, Nicht-Schädlinge… (In der Brutalität gegenüber ihnen wird heute zwischen Menschen wie Tieren allerdings keine grosse DIFFERENZ gemacht…)

Aus der Einsicht in die Unsinnigkeit beider Doppel-Auffassungen folgt: Das Personkriterium kann nicht bestehen im Befolgen einer Regel, sondern es muss sich um eine Disposition, wenn nicht sogar eine beständig (unbedingt, ausser in Zeiten grösster Not) wirksame Verhaltensweise handeln, die allem möglichen Regel-Ausbilden (und -Ausdrücken-Lernen) vorausgeht; sie muss etwas zu tun haben mit unserer Verständigungsfähigkeit, oder eben besser, unserem Verständigungs-DRANG, und der ist nicht herbeizureden, sondern muss vor allem Reden biologisch dasein, weil selbst die Ausbildung der Redemittel (die Sprache) noch darauf beruht. (Sie EXPLIZIERT diese Disposition, und das wechselseitige vorsprachliche (Handlungs)Verstehen, das durch sie erzeugt wird: MAKING IT EXPLICIT….)

Auf dem Feld der Klärung des Personbegriffs spielte sich der Hauptteil meiner Klärungsarbeit in den ersten anderthalb Jahrzehnten ab – solange, bis die Skizze der Spracheinführung möglich war. Dafür mussten etliche nicht leicht zu findenden Zwischenresultate erreicht werden:

1. „Empfindungen“ (was gehört alles dazu?) mussten als Regelbekundungsausdrücke (bedingte Absichtsbekundungen) gedeutet werden, nämlich als Qualitäten des Handlungs- und Aufmerksamkeitsspielraums (was, nebenbei, schon in Spinozas Ethik zum ersten Mal so gemacht wurde). (s. Untersuchungen über Absicht, Absichtlichkeit und Empfindung).

2. Wahrnehmungen (die empiristische Beziehung des Erinnerns aufs Wahrnehmen, und des letzteren aufs Empfinden konnte so nachvollzogen werden) wiederum sind innerhalb des durch diese (an sich bestehenden) Spielräume so gezogenen „Empfindungs-“ Rahmens liegende weitere Präzisierungen des Handelns; auf adäquater Wahrnehmung der Umgebung zu beruhen, also „informiert“ („in eine spzielle Form gebracht“) stattzufinden, ist eine Eigenschaft der manifesten motorischen Verhaltensweisen bewegungsfähiger Lebewesen. Damit wird der fürchterliche Anfangsfehler des alten Behaviorismus korrigiert, der dachte, „Stimulus“ unabhängig von Verhaltenskriterien, nämlich pseudo-physiologisch (physikalishe Ereignisfolge trifft auf „Sinnesfläche“, die definiert durch klassisch mentalistische Terme (Wahrnehmungsfähigkeit, Aufmerksamkeit, Wachheit)), in Wahrheit mentalistisch-repräsentations- und bewusstseins-theoretisch definieren zu müssen. (s. Stimulus-Definitionen in Untersuhungen über Wahrnehmung und Sich-Verhalten-zu).

Empfindung, Wahrnehmung, Erfahrung bilden dann eine Präzisierungs-Hierarchie in ihrem formenden Einfluss aufs manifeste Verhalten; das bei sprachfähigen Wesen eben nicht einfach behavioristisch, sondern (in meiner Ausdrucksweise) „behavioral“ (beschreibt bzw. definiert mentale Zustände und Vorgänge in Termen des Verhaltens der gesamten Sprachgemeinschaft nach aussen („instrumentelles Handeln“) plus sprachliche Verständigungsvorgänge in ihr) gedeutet werden muss. Der Unterschied zwischen Handeln und „blossem“ Verhalten war dann so zu beschreiben:

3. Durch die Verdoppelung des Verhaltens in Gestalt des Sprachverhaltens entstand die Möglichkeit, VERSUCHS-Pläne nicht nur kollektiv zu organisieren und die Resultate zu berichten, sondern vor allem aus dem Anders-Verlaufen-als-Beabsichtigt (also -Geplant) von Handlungen (gemeinsam) Konsequenzen zu ziehen, also zu LERNEN – und zwar ohne ständige gemeinsame Anwesenheit aller Beteiligter in allen für dies Lernen relevanten Situationen. (Unter den mentalistisch-repräsentationstheoretisch konzipierten Kategorien entspräche dieser Punkt also der „(Gesamt)Erfahrung“.)

Alle komplexen Sprechakte (wenn alles Sagbare zu einem Zeitpunkt gesagt ist: alles die komplette zwischen Sprechern und Hörer ausgetauschte Erfahrung zu diesem Zeitpunkt mitsamt den daraus gemeinsam zu ziehenden Konsequenzen Wiedergebende) sind nur Ausgestaltungen des elementaren Absichtsbekundens und Handlungsankündigens.

Sofern komplexe Bekundungen (im Verbund mit anderen Bekundungen) Gruppen von Handlungsalternativen ausschliessen und andere als noch mögliche bekunden, dienen sie als GRÜNDE für diese noch möglichen. (s. Untersuchungen über Handlungstheorie, Version 1 und 2, und Mentale Prädikate)

4. Allerdings zerfällt das Handlungsankündigen wieder in zwei entscheidend unterschiedliche Einführungs-Sprachspiele: das spielerische Ankündigen vorsprachlich ERWARTETER (auch längerer)Handlungssequenzen; und das ebenso spielerische Ausführen von Willkürhandlungen nach ihnen zugeordneten („Könnens“)-Ankündigungen. Diese grundlegende Unterscheidung im Handlungsankündigen (als Elementarform des Spracheinführens, die nachträglich durchgehalten wird) war in den Texten Version 1/2 und Mentale Prädikate bzw. Wichtige Begriffe, die wir verwenden (Mentale Prädikate), immer noch nicht gemacht, und wurde endgültig erst in der definitiven Abhandlung zur Spracheinführung klar ausgesprochen.

5. Der Handlungsbezug oder die Definierbarkeit der Wahrnehmungskriterien durch Handlungstermini war aber an all den zahllosen Details phänomenologisch „innerer Erfahrung während des Wahrnehmens“ durchzuarbeiten, die dem von mir sogenannten Cartesianismus der ersten Person seine ausgedehnte Scheinevidenz (vgl. ua. auch: „Qualia“) verschafft. Zu zeigen war der Vorrang des in Husserls Ausdrucksweise gesprochen, Noemas vor der Noesis, und die Umkehrung der „Konstitutionsbeziehungen“, wie Husserl (und alle Bewusstseinstheoretiker von Descartes über Locke und Kant bis zu den erkenntnistheoretischen Konstruktivisten und zeitgenössischen Neurophysiologen) sie sich dachten; und zwar durch alle möglichen Wahrnehmungs- und Wissensinhalte hindurch.

Hier gab es wesentlich 2 Resultate (vgl. Untersuchungen über Wahrnehmung A und B), nämlich: Subjektivität des Wahrnehmens (Noesis) ist nichts als „perspektivisch verkürztes“ Zurückbleiben hinter einem früher oder später von allen Individuen einzuholenden kollektiven Gehalt, zu dem sie allesamt, wenn auch auf unterschiedlichen Wegen, am Ende hinfinden. Und: Dieser Gehalt ist, wenn alle perspektivischen Verkürzungen aufgehoben sind, identisch mit der quasi-propriozeptiven Kontrolle über Bewegungen im Raum, für die die Beherrschung der Körperbewegungen und -stellungen das Vorbild liefert. Der Körper (einzelner Individuen oder von Gruppen von Individuen auf dem gleichen Stand) wird tendenziell durch Wahrnehmungswissen instand gesetzt, sich als ganzer zwischen und mit Dingen zu bewegen, als wären er und die Dinge Glieder eines Körpers, den er propriozeptiv kennt. Also dieser Gehalt ist der Grenz- und Zielgehalt aller durch weitere Exploration wahrnehmend aufzuholenden perspektivischen Verkürzungen, sie laufen auf ihn zu und enden bei ihm; und nur durch Bezugnahme auf ihn ist zu beschreiben, was NOCH NICHT wahrgenommen ist und dazu ansteht. Diese Redeweise lässt sich auf umfangreichere Wahrnehmungs- und Erlebensreihen verallgemeinern, die zu Hypothesen aller Art führen und im traditionellen Sinn Lernen genannt werden können; die Korrelate des Hypothesen-testenden experimentellen und Versuchshandelns (das der Beherrschung der Dinge des Raums in der Art der Beherrschung der eigenen Körperbewegungen, ihre Unterwerfung unter Absichten, Steuerbarkeit durch Absichten, entsprach; also dem Können) waren in einer systematischen Ontologie aufeinander aufbauend, darzustellen.

Daher steht hinter der notwendigen Analyse des Redens von Erfahrung die Notwendigkeit einer Analyse in Handlungstermini des Redens von den möglichen Erfahrungsinhalten (als, Stufe für Stufe, Korrelaten dieses Handelns): in anderen Worten, eine Ontologie. Die Aufgabe von deren Darstellung ist bis heute erst in Ansätzen gelöst. Dabei sind die Fragestellungen, an denen derzeit (6.7.2010) Normalität Kap. 9 bzw. das Scheitern der Moderne stoppt, genau jene, die durch die unerledigten ontologischen Fragestellungen aufgeworfen werden.

6. Der letzte verbleibende Schritt war die Auflösung der cartesianischen Deutung des „Fremdpsychischen“ durch die Analyse der Fremdzuschreibung mentaler Prädikate als Zitat plus „metamentale Stellungnahme“. Damit war die von Wittgenstein behauptete Asymmetrie zwishen Selbst- und Fremdzuschreibung gezeigt, und die Fehlerhaftigkeit jeder Analyse, die Satzpaare mit Pronomialwechsel („Ich habe Zahnweh.“ „Sie hat Zahnweh.“) als Prädikat-Zuschreibung an das Objekt derselben Referenz (nur irgendwie unterschiedlicher Gewissheit usw) auffassen möchte.

Dieser Schritt fand im wesentlichen zeitlich vor Schritt 4 statt (der Übergang ist zu besichtigen in den Untersuchungen mit dem Titel Mentale und Metamentale Prädikate).

(4 und 6 enthalten, allerdings mit der zusätzlichen behavioralen, also handlungs- und regeltheoretischen Pointe, zentrale Punkte dessen, was Robert Brandom in Making it explicit, vor allem mit dem Begriff „scoring“, und mit seiner an Sellars orientierten Präzisierung der Wittgensteinschen Gebrauchstheorie in Gestalt des „Inferentialismus“ im Auge hatte…)


Die genannten sechs Punkte, die mir für meine eigene Person-Theorie wichtig waren, bilden im Kern die Alternative zu Bewusstseins-Theorien der Person.

Jedem dieser sechs Punkte entspricht, in meiner Kritik dieser Bewusstseinstheorien, ein Einwand bzw. ein Problem, mit dem diese Theorien nicht zurechtkommen. Die sechs Einwände, denen dann sechs Korrekturen oder wesentliche Neuerungen auf meiner Seite entsprechen, müsste man ausführlich alle einzeln darstellen (das soll in den Einleitungen geschehen zu den zugehörigen Abteilungen des Menüs „Untersuchungen und Bermerkungen zu…“). Ich zähle sie kurz und andeutungsweise auf:

1. „Empfindung“ als ANOMALIE: Die Bewusstseinstheorie hat Schwierigkeiten, Empfindungen in ihrem System unterzubringen. Das ist auf den ersten Blick paradox, weil andererseits die sog. „Qualia“ (irreduzibel nur der Einzelperson zugängliche Erlebensinhalte; das Erleben, „wie es sich anfühlt, in diesem Zustand zu sein“) eine der letzten Bastionen der Bewusstseinstheorie zu sein scheinen; Qualia scheinen Empfindungen par excellence zu sein. In der Tat lässt sich an diesem Thema wie an keinem andern die Kontroverse mit der Bewusstseinstheorie auf den Punkt bringen.

2. WahrnehmungsREGRESS: Wenn Wahrnehmungen innere Bilder sind, mithin Dinge (wo befindlich? „im“ Bewusstein? „im“ Gehirn?), muss Bewusstsein (oder Aufmerksamkeit) ein oder das (innere)Wahrnehmungs-Organ sein, mit dem wir diese inneren Bilder (Repräsentanzen) betrachten. Da müssten dann Bilder-von-Bildern herauskommen – mit welchem Organ betrachten wir aber DIE wieder (und so würde es weitergehen) – das ist der Regress. Aber wie bei allen Regressen, ist auch hier in Wirklichkeit bereits die erste Erklärung unrichtig, dass nämlich von Wahrnehmungen-der-Dinge als Dingen eigener Art, nämlich Bildern (oder Abbildungen, inneren Spuren) der Aussendinge gesprochen wird.
(Eine Variante bzgl. dieses Problems ist die Verlängerung in die andere Richtung: Skepsis bzgl. der Aussenwelt: Wir haben doch nur die inneren Bilder, woher wollen wir wissen, dass ihnen im Äusseren irgendetwas (Dinge an sich) entspricht, bzw. dass diese Aussenwelt „adäquat“ wiedergegeben wird?)

3. Die Freiheits/Determinismus-ANTINOMIE: Sie ist ein klassisches Problem, das sich die Bewusstseinstheorie und nur sie einhandelt durch die Art, wie sie über Absichten usw spricht. Eine Absicht ist demnach die oder eine Ursache für das Handeln. Nun kann alles, was durch EINE Ursache erklärt werden kann, grundsätzlich auch auf andere Weise verursacht sein. Da wir nicht wissen, wie eine Absicht aussieht, im Gehirn aber Ursachen für motorisches Handeln (jenes, hinter dem Absichten stehen) ausfindig zu machen sind, könnte man sagen, dass unsere Absichtserklärungen im besten Fall Versuche darstellen, diese eigentlichen Ursachen (die die Neurophysiologen entdecken) hypothetisch oder tatsächlich (wenn auch nicht so treffend wie die Neurophysiologen) zu benennen, dass aber im schlechteren und (leider) Normal-Fall unsere Handlungserklärungen im Alltag mehr oder weniger Erfindungen (aus allerlei trüben Motiven) sind, und wir die eigentlichen Ursachen unseres Handelns nicht erkennen.
Als „frei“ soll im übrigen ein Handeln gelten, das immerzu „eigentlich auch anders“ sein könnte, wenn nun aber (unerkannte oder erkannte) „an sich daseiende“ Ursachen das Handeln bewirken, kann es doch garnicht anders sein, und somit nicht frei.
Tatsächlich sind Handeln und Absicht NICHT unabhängig voneinander: Dass Handlungen stattfinden (also durch Absichten begründete, als Absichts-Ausführungen verstehbare Körpervorgänge), ist, wie ich glaube zeigen zu können, vielmehr unter anderm ein KRITERIUM dafür, dass überhaupt eine Absicht bestand.

Anmerkung 1
Die genannten Anzeichen einer logisch-definitorischen Pathologie (Anomalie, Regress, Antinomie) treten auf mit den bewusstseinstheoretischen (BWT) Versuchen, mentale Prädikate (solche, die man nur Personen zuschreiben kann; „psychologische“ Zustands-, Vorgangs- und Dispositionszuschreibungen) explizit oder implizit zu definieren.
Die Anomalie (der mentalen Prädikate vom Empfindungstyp) zeigt an: Der BWT Begriff (bzw. die Erklärung, die die BWT gibt, oder die Definition) von mentalem Prädikat (oder psychologischer Zuschreibung) schliesst nicht alle Fälle, die wir (und auch die BWT selbst) als dazu gehörig betrachten, ein.
Der Regress zeigt an, dass im erklärenden Ausdruck etwas von dem zu Erklärenden wiederkehrt, das somit in Wahrheit unerklärt geblieben ist (ein (inneres) Bild ist ein wahrzunehmender Gegenstand; die Angabe der hinreichend-notwendigen Bedingungen dafür, dass ein Gegenstand y (oder etwas oder mit ihm Sich Abspielendes usw) durch ein Wesen x wahrgenommen wurde oder wird, erwähnt erneut „Gegenstand“, also eine Erklärung durch „innere Bilder“ reduziert den Bestand an zu erklärenden Entitäten nicht auf ein den Wahrnehmungen insgesamt Gemeinsames, die wesentliche Gemeinsamkeit ist noch nicht benannt, oder in der Definition fehlt in Wahrheit ein Oberbegriff (oder ein notwendiges Merkmal, das sie alle auszeichnet). Die Nominalisierung „Wahrnehmung“ ist hier nur als abkürzende Redeweise zu verstehen, im Zweifel geht es hier immer um die Zuschreibung „x hat y wahrgenommen“ oder „x nimmt y wahr“, eventuell auch „x(X-exemplare) kann y (Y-exemplare) wahrnehmen“.)
Die Antinomie zeigt an, dass ein Unterschied, der sinnvoll kontingenterweise nur AN Handlungen (incl. Unterlassungen) gemacht bzw. ein konträres Prädikatepaar (frei/determiniert; im Sinne von: ohne besonderen Grund so und überhaupt stattfindend/aufgrund von (Erfahrungs)Gründen so und überhaupt stattfindend), das sinnvoll kontingenterweise nur Handlungen (incl. Unterlassungen) zugeschrieben werden kann, bereits für die Definition von „Handlung“ herangezogen werden können soll (in traditioneller Ausdrucksweise: eins der beiden Prädikate kommt allem, was Handlung ist, „wesentlich“ (als hinreichende Bedingung) zu, dh. macht „Handlung“ aus und trennt sie bereits hinreichend von allem andern ihr hinreichend Verwandtem (nächster Oberbegriff zB. (Verhaltens)Vorgang; also allen (Verhaltens)Vorgängen, die nicht Handlungen sind) ab. In diesem speziellen Fall ist der hinreichende oder das Wesentliche beinhaltende Begriff „absichtlich“ identifiziert worden mit „frei“ im Sinn von „nicht aufgrund spezieller Gründe so und überhaupt stattfindend“ (alternativ: „willkürlich“, nicht weiter durch Gründe bestimmt, im Rahmen dessen stattfindend, was durch Gründe in diesem Moment an einer Handlung überhaupt bestimmt (im Unterschied zu mit den Gründen Ausgeschlossenem) stattfand); also etwas, das ALLEN absichtlichen Vorgängen generell in jeder Hinsicht zukommt, wurde identifiziert mit etwas, das nur einigen von ihnen, oder allen oder den meisten, aber nur in einer Hinsicht. Die logischen Qualitäten wie „nur in einer Hinsicht, in einer anderen nicht“, oder „nur einigen, aber nicht allen, wenn überhaupt“ oder „recht verstanden, keinem“, die zurecht in den Überlegungen hinsichtlich der Qualität „nicht aufgrund spezieller Gründe usw“  vorkommen, gehen dann auf die Überlegungen hinsichtlich des Status von „absichtlich“ über.

Anmerkung 2.
Ich will andeuten, dass diese Ausführungen über die Symptome logischer Pathologien der BWT in die Richtung ihrer Auflösung deuten.
Der fehlende Oberbegriff für die Definition von Wahrnehmung ist in der Tat Handlung und Absicht; das auf (korrekter, erfolgreich und aufmerksam absolvierter Wahrnehmung, Beobachtung) beruhende Beabsichtigen bzw. seine Ausführung als Handlung ist ein (grosser) Teil der Gesamtheit aller Absichten und Handlungen.
BWT hingegen ordnet beide auf der gleichen begrifflichen Ebene an, der gemeinsame Oberbegriff soll „Vorstellung“ (idea, Repräsentanz usw.) sein, freilich die eine Art Vorstellung von aussen verursacht, die andre verursachend.
Der Unterschied an den Absichten und Handlungen, den die BWT nicht genau genug fasst, würde, korrekt ausgedrückt, „Erfahrung bzw. auf Erfahrung (als Grund) beruhend“ erwähnen. Durch Erfahrung begründet so auszufallen, wie sie ausfallen, ist eine Gemeinsamkeit einer grossen Zahl von Absichten und Handlungen oder eines Grossteils der Art, wie sie ausfallen, allerdings gibt es eine Minderheit  von Absichten und Handlungen, die so ausfallen, wie sie ausfallen, zumindest in bestimmten Hinsichten. ohne dass Erfahrung, vergangene oder gegenwärtige, das begründet, sie können in allen Hinsichten, in denen das der Fall ist, WILLKÜRLICH heissen.
BWT hat grösste Schwierigkeiten, Erinnerung (abgeblasste Vorstellung?), Begriff („Gemeinsame Figur in verschiedenen (?) Vorstellungen“), Phantasie-Vorstellung (neu zusammengestzt aus Wahrnehmungen?) als innere Repräsentanzen (Bilder) in ihr System einzufügen; die alternative Theorie kann zwanglos all das durch die Art erklären, wie es seinen Niederschlag im Handeln (zumindest Versuchs-Absichten, ausgeführt oder auch nicht) findet.
Die Empfindung wird von der BWT gern als „Elementarwahrnehmung“ (Farbpunkt, Druckpunkt; Schmerzpunkt?) eingeführt, etwa kantisch als Besetzung eines Gegenstandsmodells (einer Form) mit solchen Punkten; in derselben Rubrik sollen Lust und Unlust angesiedelt sein (die dann lokalisierte Elementar-Wahrnehmubgs-Empfindungen BEGLEITEN…); alles WIRKUNGEN von etwas ausser ihnen (das ist dann auch schon die Gemeinsamkeit).
Die alternative Darstellung von Empfindung würde, wenn überhaupt, die „Könnens-Empfindung“ als die Elementarform allen Empfindens (und Basis für Einführung aller Regelausdrücke („Innenzustände“), zusammen mit dem kategorischen Absichtsbekunden) ansehen.
Die weiteren Ausführungen hierzu in den Einleitungen zu „Spracheinführung“ und „Handlungstheorie: Absicht, Absichtlichkeit und Empfindung“.)
Ende der Anm.

4. Die Bewusstseinstheorie ignoriert die konstitutive Rolle von Sprache und Sprechen für die Zuschreibbarkeit von Absichten und den Gründen dahinter (anders ausgedrückt: Die Rolle von Sprache für Trennung der zu jedem Zeitpunkt (aber nur bei Wesen, mit denen wir uns verständigen können!) zuschreibbaren Handlungsgründe in (erfahrungsbegründete) MOTIVE (Versuchsmotive vor allem!) einerseits, und (Un)FÄHIGKEITEN andererseits – für durchgängige getrennte Zuschreibbarkeit beider ist Sprachlichkeit unerlässlich). Die BWT setzt deswegen auch mental organisiertes Verhalten (dessen Elementar-Zuschreibung „Verhaltensdisposition“ (in Reiz-Reaktions-Termen) lässt sich NICHT durchgängig weiter in Motiv und (Un)Fähigkeit aufgliedern)und dasjenige von Tieren grundsätzlich auf dieselbe Stufe bzw. kann das Kriterium für den Unterschied nicht benennen. Auch hier wird wieder so getan, als wäre das Reden über psychische also innere Zustände und Vorgänge seinerseits als Abbild eines tatsächlich (oder auch nicht) bestehenden Zustands „im Bewusstseins oder Gehirn“ aufzufassen, als Beschreibung usw. nach Überzeugung der BWT-Gegner aber lässt sich das Bestehen innerer Zustände (Vorgänge, Dispositionen) ohne Verstehbarkeit bzw. Zuschreibbarkeit sprachliche Äusserungen (und Ausbildung einer gemeinsamen Sprache, also Verständigungsmöglichkeit mit dem zu beurteilenden Wesen) garnicht durchgängig und sicher zuschreiben, also die durchgehende ERKLÄRBARKEIT des Handelns eines Wesens aus einem diesunddies (noch)(nicht)(mehr) (versuchen)Wollen (MOTIV)und diesunddies (noch) (nicht) (mehr) Können ((Un)Fähigkeit).
Exakt diese Zuschreibbarkeit ist an Sprache gebunden, und bildet zugleich den Bestand an elementar auszubildenden Sprachformen (Satz- undÄusserungsformen), aus denen sich erst die Fülle aller Modal-, nämlich Regelbekundungsausdrücke (die weit über Beschreiben hinausgehen) bilden lässt.

5. So, wie Bewusstseinstheoretiker das Redenkönnen über innere Sachverhalte in der denkbar naivsten Manier einfach voraussetzen (Neurophysiologen, wenn sie ihre Anweisungen geben, was der im CT Untersuchte denken oder tun soll; Kognitions-Psychologen, wenn sie Anweisungen für Text-Ausführung geben; als wären es Hebel, mit denen man unmittelbar im Bewusstsein also Gehrin der Probanden in der immer gleichen und zuverlässigen Weise etwas ein- oder ausschalten kann), so halten sie es auch für garantiert, dass Sprach-förmiges, das eingeführten Regeln zu gehorchen scheint, irgendeine Bedeutung aufweisen müsse. Sie kennen nicht die zahllosen Fälle, in denen sprachliche Äusserungen (Resultat einer freien, wenn auch eben sinn-gebundenen Produktivität), die sinnvoll zu sein scheinen aufgrund des korrekten Sprachbaus, also Kandidaten für Verstanden-werden-können, in Wahrheit und im betreffenden Kontext unverständlich sind; erst recht nicht machen sie sich die Gründe für Toleranzgrenzen klar, die wir anderen (angefangen beim einfachen Sich-Versprechen oder Sich-Vergreifen im Ausdruck: sog. „malappropisms“) zugestehen, bis hin zu langen Toleranzspielräumen im Korrigieren von Fehlern und Aufholen von Erfahrungen, hinter denen ihre eigene zurückbleibt. Die Unterscheidung von Unverständlichkeit, Verrücktheit usw., uns verstehbarem Defizit oder indifferentem Abweichen können Bewusstseinstheoretiker nicht erklären. Daher können sie auch nicht das Wiederverlorengehen (zeitweise oder endgültig) von Verstehbarkeit und Zuschreibbarkeit eines aktuellen psychischen Status in Kriterien fassen. Alle psychologische Rede, sei es eines Sprechers hinsichtlich seiner eigenen Äusserungen und/oder Handlungen (zugehörige potentielle Äusserungen), sei es eines Hörers hinsichtlich der Äusserungen eines Sprechers, ist nichts anderes als Zuschreibung eines behebbaren, (vermeintlich) behebungsbedürftigen oder (bereits, nachträglich) behobenen Zurückbleibens oder einer Korrekturbedürftigkeit. Ein Sprecher kann sich nicht selber ein solches Zurückgebliebensein im Moment der Rede selber zuschreiben; daher ist das psychologische Sprechen immer ein abkünftiger und nur vorübergehender Modus, und dazu bestimmt, immer wieder auf Dauer zugunsten des Redens in kategorial verfassten GÜLTIGEN Berichten, Bekundungen und Bekundungszuschreibungen sowie kollektiven Handlungsentwürfen zu verschwinden (durch Aufholen des Defizits oder Korrektur der Unverständlichkeit, dh. Wiederherstellen von Verstehen).

6. BW-Theoretiker sind daher auch unfähig, die (relativ feinen) Asymmetrien zu erklären oder auch nur zu bemerken, die die Rede in der ersten Person von der in der dritten logisch trennt, stattdessen glauben sie, die mentalen Prädikate, die in „Selbst- wie Fremdzuschreibungsperspektive“ benutzt werden, für beschreibende halten usw. und in jedem Falle als DIESELBEN behandeln zu dürfen. Gipfelpunkt dieser Fehl-Analysen sind alle „Cartesianischen Untersuchungen“ von Descartes bis Husserl, die Psychisches als Tatbestand auffassen, der Gegenstand eines inneren „Wissens“ (oder Gewissheit) wird.
Auch die Kombination aus epistemischem Prädikat (wissen, dass, überzeugt sein dass, glauben dass, bezweifeln dass) und Zuschreibung eines mentalen Prädikats (X hat Zahnschmerzen) führt bei genauerer Analyse in Paradoxien und ist Anzeichen der logischen Fehlerhaftigkeit der Analysen, die auf Basis der BWT gegeben werden zur (Bedeutungs-) Erklärung (oder Definition) psychischer Zustände und Vorgänge bzw. der Prädikate, mit denen solche Zustände usw zugeschrieben werden.


Danach (ab 2000) haben zusammenhängende Untersuchungen und Überlegungen bzgl.  „Normalität“ und Religion (incl. TIGE) 5 Jahre in Anspruch genommen, weitere 5 Jahre (ab 2005/6) hat die Arbeit an „Moderne“ und gender/Identität (incl. Ökonomie, Aufklärung) gedauert. Zu diesen Themen gab es verstreute Vorarbeiten in all den 15 Jahrem davor, so wie ich, immer wieder in diesen beiden Phasen, über Kategorien und Ontologie nachgedacht habe. Dieses Thema – Kategorien und Ontologie  – könnte später einmal mit einem weiteren „Überlegungstext“ angegangen werden, ich würde ihn dann aufspalten: Der eine Teil über „strukturelle Kategorien“ (nämlich Qualität, Räumlichkeit, Phänomen, Objekt, Ding, Körper, Disposition, Struktur, System) wäre als Exkurs in „Aberglauben“ einzufügen (um zu zeigen, welche Kategorien im Aberglauben verfehlt werden bzw. chaotisch durcheinandergehen), der andere Teil als Exkurs über den Begriff „Leben“  in Moderne 1 (hier würde es gehen um Kategorien wie Funktion, Verhalten, Lernen, Evolution). Womöglich braucht es einen solchen Exkurs auch in der Darstellung von Religion: einen Exkurs zum Thema „Personalität“ (und Kritik der Bewusstseinstheorie, dieser genuin religiösen Theorie (wenn man sie denn eine nennen will) der Person. Schliesslich wären Überlegungen angebracht zur Frage, wie Begriffsbildung überhaupt funktioniert. Denn seltsamerweise gibt es dazu nur empirische, aber kaum begriffliche Untersuchungen.

Die Einzelheiten zu all diesen Themen sind nachzulesen in den entsprechenden Text-Blöcken des Abschnitts „Untersuchungen und Bemerkungen zu…“, soweit sie nicht in den vier Haupt-, also Überlegungs-Texten enthalten sind.


Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass eine System-orientierte Begriffsbildung, die womöglich den kategorialen also notwendigen Charakter ihrer Kernbegriffe aufdecken will, nicht material-nahe und material-reich sein kann wie eine, die unmittelbar aus und an empirischem Material entfaltet wird; so wie man es aus philosophischen oder wissenschaftlichen Analysen irgendwelcher Sachbereiche kennt. Denn einer der Hauptvorwürfe, die man alten Kategoriensystemen, vor allem in der Geschichtsphilosophie, glaubte machen zu müssen, lautete: Sie leiteten zuviel ab, seien systematische Vorhersagen im nachhinein, ihre Notwendigkeiten seien an den Tatsachen entlang konstruierte Behauptung, so wie es war oder ist, müsse es sein; billiger, als in dieser Kritik untgerstellt wird, geht es allerdings nicht. Wer NOTWENDIGKEIT aufgezeigt bekommen will, muss sich also gefasst machen darauf, dass er kargen Stoff bekommt; es ist eben nicht soviel notwendig in der Welt, wie die alten Metaphysiker sich gern träumen liessen, freilich auch nicht nichts, wie ihre aufgeklärten Gegner hernach bis heute glauben. Dabei findet ja eine seltsame Gleichsetzung statt, die schon nach wenig Überlegung nicht die geringste Plausibilität mehr bei sich führt: Dass nämlich Begriffe, die wir selber machen, notgedrungen BELIEBIG konstruiert sein müssten, und umgekehrt (eine ihrerseits sehr metaphysikverdächtige, traditionsnahe Denkweise), wären sie verbindliche, an sich irgendwie und -wo unerzeugt, „je schon“ vorhanden, angeboren, oder wie immer vorliegen müssten. Hingegen was wir machen können (und müssen), könnten wir doch auch anders machen; die Frage ist eben nur, ob es anders soviel oder überhaupt SINN machen würde. Aber, was ist auch „Sinn“? Nicht wieder ein von uns gemachtes Konstrukt, das auch ganz anders sein könnte? Die These setzt sich selbst voraus: Was wir machen, weist eben darum keine Verbindlichkeit auf; unser Machen selbst weist keine auf, könnte immer auch anders ausfallen, zumindest, solange Zielvorgaben für zielführendes (instrumentelles) Handeln offen sind und noch festgelegt werden können. Neben-These also: Nur instrumentelles Handeln kann nicht ganz beliebig sein – WENN und nur wenn, allerdings, die Zielvorgaben dafür feststehen. Es ist seltsam: auch im instrumentellen Handeln KÖNNTEN wir ja anders – und es ist alles von uns gemacht, dabei. Nur – wir haben eben keinen guten Grund (es sei denn, die Zielvorgabe änderte sich), als es SO, nämlich zweckmässig, zu machen. Und die Überzeugung, dass beim Zielevorgeben also Zielewählen alles ganz anders sein soll, läuft somit darauf hinaus: Dass es dort keine solchen guten Gründe gibt, es eben SO und nicht anders zu machen, stattdessen sinnvollerweise, vernünftigerweise nur DIESE Ziele und nicht jene zu wählen.
Aber – ist diese These zur notwednigen Willkür unseres Zielesetzens nur behauptet, oder auch BEWIESEN? Kennt jemand irgendwelche Argumente, warum es solche guten Gründe, wie beim zweckMÄSSIGEN Vorgehen, beim Zielesetzen nicht geben KANN? Ich kenne keine. Die Frage ist einfach OFFEN – nicht zu entscheiden, weder für noch gegen die Existenz solcher Gründe, und somit, um auf den Anfang zurückzukommen, für oder gegen Kategorien, notwendige Begriffe. Nur, dass wir etwas auch anders tun KÖNNTEN, beweist hier noch nichts.