1.
Allem Planen liegt ein „Wissen-wie“ zugrunde: Wissen, wie es mit bekannten, vorhandenen Mitteln gemacht werden könnte. Damit „es“ dann wirklich gemacht wird – damit der Übergang von „blossem“ Können zu einem „wirklich“ betätigten gemacht wird, und wir „es“ in unseren Gesamtplan aufnehmen – muss noch viel anderes hinzukommen; aber auch dies andre hat doch die Gestalt eines Wissens-wie, und blossen Könnens; und das gilt, in gewissem Sinn, selbst für die in 1/1 angesprochenen „schlimmen“ Möglichkeiten: Sie würden alle möglichen Betätigungen blossen Könnens beeinträchtigen, müssten berücksichtigt werden; das Wissen von ihnen mit ins Wissen-wie aufzunehmen, würde nicht mehr bedeuten als: die Beschränkung unseres weitergehenden blossen Könnens erkennen; mithin: ein Wissen-wie mit weiteren als den ganz einfachen Horizonten konstruieren. Umgekehrt liegt in den ebenfalls schon früher angesprochenen, bekannten Chancen, wenn sie mit Könnens-Momenten kombiniert werden (unter Umständen von langer Hand vorbereiteten), ein ebenso erweitertes Wissen-wie vor. Sodass also doch unser Plan die Gestalt eines – maximal verlängerten, auf maximal weite Horizonte gerichteten – Wissens-wie anzunehmen scheint: Unsere Plan-Optionen sind hochkomplexe Werkzeuge, aus einfachem Wissen-wie zusammengesetzt zu maximal langen Könnens-Ketten; wir legen sie nebeneinander, vergleichen sie, und das ermöglicht uns schliesslich, das best-mögliche oder weitestreichende unter allen zu erkennen, und deshalb zu wählen und zu verwirklichen.
Mehr als die Erkenntnis, welches unserer Könnens-Instrumente den bekannten Umständen am besten angepasst ist und darin die weitestreichenden Wirkungen erzielen wird, scheint der „Wahlakt“ also nicht zu enthalten. Die gewählte, unter den blossen Möglichkeiten, ist eben einfach die beste; und mehr scheint nicht dahinter zu sein.
2.
Der wichtigste unter den „bekannten Umständen“ ist freilich, wie sich zeigte, unser Unwissen; und welche Instrumente aus unserem Werkzeug-Kasten ihm am besten angepasst sind, und angesichts seiner die weitestreichenden Wirkungen erzielen: das ist wohl von allen Schwierigkeiten jenes Erkennens, in dem das Wählen zu bestehen scheint (soweit es rational, und nicht gänzlich willkürlich ist), die grösste. Nach welchen Gesichtspunkten sollen wir die besten Prognose-, Risikoschätzungs- und Gefahren-Aufdeckungsinstrumente (oder das Wissen-wie, das zu ihnen gehört) erkennen, oder auch diejenigen Plan-Ketten, in denen diese Instrumente den uns bekannten Umständen (wozu eben auch ein bestimmtes Unwissen gehört) optimal gerecht werden?
Fragen wir zunächst, wie wir die Güte (den Nutzen) bestimmter Instrumente unter bekannten Umständen generell beurteilen.
Am wichtigsten ist gewiss, wieviel CHANCEN, im Verbund mit denen, die uns von seiten der Umstände entgegenkommen, uns durch ihre Nutzung eröffnet werden; zweitens, wievielen RISIKEN ihr Einsatz unter den bekannten Umständen dieses Einsatzes ausgesetzt sein wird (einschliesslich der Neben- und Spätfolgen) – wie (passiv) robust sie unter Einsatzbedingungen sind. Drittens, wieviel AUFWAND für sie (speziell für ihre „aktive“ Robustheit) betrieben werden muss, der dann anderswo fehlt (und was das für die Gesamt-Robustheit unserer Situation bedeutet). – Schnell wird hier deutlich, dass die Nützlichkeit einer verwendeten Mittelart kaum abschliessend beurteilt werden kann (es sei denn, in absurd langen Listen je verschieden bedingter Chancen, Risiken, (spürbarer) Aufwände), ausser in einem konkreten Plan: An derundder Stelle, nach denundden Vorbereitungsmassnahmen, für denundden Zweck verwendet, wird das Mittel mutmasslich diesen (nützlichen) Effekt haben, soundso anfällig sein, dieunddie (unerheblichen) Nebenfolgen haben, soundsoviel Ressourcen der oder jener Art verbrauchen (die anderswo entbehrlich sind).
Denken wir uns nun Mittel der verschiedenen Arten, wie im Abs.2/1 oben, aufeinander und die bekannten Umstände abgestimmt, zu immer grösseren Komplexen zusammengesetzt: Dann addieren sich, oder entwickeln sich aufeinanderfolgend, die Effekte; ergibt sich eine Gesamt-Anfälligkeit; zeigt sich, ob die erforderlichen Aufwände unsere Ausgangs- und zwischenzeitlich verfügbaren Ressourcen überfordern, oder mit ihnen ausführbar sind. Die Maximalform solcher Mittelkomplexe waren, wie im Abs. eben vermutet, die Pläne, oder genauer, das, wovon sie handeln. Sollten also die genannten Parameter der Mittel: Chancen, Risiken, Aufwände (mit den „bekannten Umständen“ als Rand-Bedingung), nicht Grundlage entsprechender Summen- und Resultat-Parameter der aus diesen Mitteln zusammengesetzten Plan-Komplexe (dessen, wovon sie handeln) sein? So dass Pläne (bzw. ihr jeweiliger Gegenstand) danach beurteilt und untereinander ganz ebenso verglichen werden könnten wie komplexe Mittel: nach ihren Chancen (und erfreulichen Nebenfolgen), Risiken (und riskanten Spätfolgen), und ihrer Ausführbarkeit mit gegebnen Ressourcen?
3.
Nun gibt es keine andre Quelle für das Wissen-wie hinsichtlich unserer „Könnens-Momente“ ausser Erfahrung; und wenn Gegenstand von Plänen (einschliesslich der Wissenserwerbs-Prinzipien)nichts andres ist als Festlegungen hinsichtlich komplexer Mittel, dann sollten die Prioritäten-Konflikte aus Kap.1 mit zunehmender Erfahrung immer besser gelöst werden können, und unsere Pläne (einschliesslich der Wissenserwerbs-Prinzipien; bzw. ihr Gegenstand) immer mehr sich zu – den bekannten Umständen optimal angepassten – Instrumenten, und Mitteln der Selbsterhaltung entwickeln; derart dass wir alle erreichbaren Ziele erreichen – aber nicht mehr (sie nicht zu hoch, aber auch nicht zu niedrig ansetzen); alle vermeidbaren Schäden vermeiden – aber nicht mehr; unsere Ressourcen nie überfordern, aber dennoch optimal ausschöpfen; und dabei Plan-Strategien (nämlich Planungs-Präferenzen, Prioritäten, einschliesslich der sich auf Wissenserwerb beziehenden) verwenden, also planungs-bezogenes Wissen-wie, die auf Dauer für alle Einzeltätigkeiten die „richtigen“ Parameter zugrundelegen: das richtige Anspruchs- oder Bescheidenheitsniveau, das richtige Vorsichts- oder Kühnheitsniveau, das richtige Ressourcen-Verbrauchsniveau; so dass wir im nachhinein immer seltener die Erfahrung machen müssen, dass „weniger“ von vorneherein „mehr“ gewesen wäre, oder wir etwas verpasst haben; dass etwas kühner oder vorsichtiger hätte angegangen werden sollen; oder aufwendiger oder weniger aufwendig hätte angelegt werden sollen (und das mit Bezug auf Wirkziele ebenso wie auf Wissenserwerbs-Ziele).
Und genau so, wie wir fortgeschritteneres Können, produktivere Mittel, mit einfacheren, unentwickelteren, undifferenzierteren Vorstufen produzieren: So besseres, fortgeschritteneres Wissen, wie unter welchen Randbedingungen zu planen ist, mit unvollkommenerem Wissen, derselben Sorte. Bei unseren Mitteln ist es ja nicht anders: Auch bei ihnen geht die Ausweitung der Kenntnisse ihrer Nutzbarkeit, Anfälligkeit und der Anforderungen für ihren Einsatz unter bestimmten Umständen immer weiter – oft auch unfreiwillig; und wenn Pläne letztlich Mittel sind, muss es sich mit ihnen genauso verhalten. Mit anderen Worten: Wir haben mehr oder weniger gut bestätigte Anfangs-Schätzwerte für unsere wichtigsten Plan-Parameter – aus Erfahrung; den daraus abzuleitenden Erwartungen entsprechend, planen wir versuchsweise; aus den dabei gemachten Erfahrungen lernen wir, die Ursprungswerte für bestimmte Tätigkeitsarten oder Sorten von Randbedingungen zu modifizieren: unter denundden Bedingungen, beim Tun desunddessen künftig anspruchsvoller zu sein, oder weniger anspruchsvoll, vorsichtiger oder wagemutiger, uns auf grössere Aufwände, Mühen, Zeitdauern einzustellen, oder auf geringere, als „früher“.
4.
Ein solches „früher“ gibt es natürlich immer; so, wie wir ja „immer schon“, solang es uns gibt, leibhaftig über Mittel (dazu gehören auch Kenntnisse) verfügen, und sei es, dass wir mit blossen Händen auf die Natur losgehen, und uns unsere Mittel aufs neue „aus dem Boden stampfen“.
Im Normalfall haben wir aber noch ein bisschen mehr als nur unsern Leib und seine Glieder, wir wachsen normalerweise in eine mehr oder weniger gut organisierte und funktionierende Reproduktion hinein, die oft auch noch Überschüsse hergibt, bei denen – im Rahmen der bekannten Gefahren und des umsetzbaren technischen Wissens-wie – ebenfalls mehr oder weniger festliegt, wie sie eingesetzt werden können, um die Gesamt-Reproduktion besser, sicherer, und produktiver zu machen. Das sind die Schlüsselworte: „funktioniert“, „liegt fest“; genau das zeichnet ja Normalität, und einen Normalfall, aus: Dass es darin erst einmal garnicht so viel zu entscheiden gibt; weil fast alle „verplanbaren“, also so oder anders einsetzbaren Ressourcen bereits eingesetzt sind; weil Eingriffe und Unterbrechungen erst einmal nur Störungen darstellen, und der Freiraum für Versuche und geplante Erweiterung des Wissens-wie begrenzt ist (es stattdessen immer etwas mehr oder weniger Notwendiges, im Rahmen bestehenden Wissens-wie zu tun gibt); und weil selbst das Seltene und ausserhalb von Routinen Liegende darin kaum je den Rahmen der Normalerwartungen überschreitet.
„Allem Planen und Entscheiden liegen Erwartungen zugrunde.“ Und so liegen diesem in den meisten Hinsichten frag- und alternativlosen Programm namens „Normalität“, „Alltag“ usw., das den grössten Teil unserer Reproduktion und Produktion bestimmt, dazu passende Normalerwartungen zugrunde. Sie sind der Standard, der allenfalls durch überraschend Neues (im Guten wie Schlimmen) abgeändert werden muss.
5.
Natürlich werden wir von der Normalpraxis sagen, dass sie „aus Erfahrung“ stammt (wir selber haben sie ja entweder aus Erfahrung heraus so, wie sie ist, geändert, oder unverändert im Rahmen der „Erfahrung“ unseres Aufwachsens und unseres Ausbildungsganges kennengelernt und übernommen); noch genauer werden wir sagen: sie ist durch Erfahrung bewährt; tatsächlich bewährt sie sich ja vor unseren Augen tagtäglich, und muss sich bewähren; sonst wären wir ja bereits aus ihr heraus in eine jener üblen oder freudigen Überraschungs-Situationen versetzt, die neue Entscheidungen verlangen. Dies Sich-Bewähren der Normalpraxis und der Normalerwartungen hat viele Einzel-Abteilungen: die Umstände sind und bleiben, wie bekannt; unsere Mittel usw. verändern nicht ihre Nutzen-, Risiko- und Anforderungsprofile; die kombinierten Kreisläufe (oder der Kreislauf, den sie alle zusammen, in ihrer gut aufeinander abgestimmten Normal-Verlaufsform bilden), die unsere Reproduktion ermöglichen, vollziehen sich im grossen ganzen störungsfrei (und, wenn, dann reparabel, im Rahmen der normalerweise zu erwartenden (auch selteneren) Schäden und des Aufwands, sie zu beseitigen); Überschüsse fallen so regelmässig (oder auch unregelmässig) an, wie wir’s erwarten; das Gelingen produktiver Fortschritte bei der Verwendung dieser Überschüsse liegt im Rahmen dessen, womit wir, aus Erfahrung, rechnen – auch, was die Verlässlichkeit dieses, wie aller andern Parameter anlangt. – Aus dieser Betrachtung der trivialsten und abstraktesten Alltags-Strukturen (soweit „Planung“ betroffen ist) ergibt sich nun aber doch noch etwas, das Aufmerksamkeit verdient: Diese allgemeinsten Strukturen gelten ihren „Besitzern“ nicht nur als „aus Erfahrung abgeleitet“, „bei überraschend neuer, und weitergehender Erfahrung grundsätzlich abwandelbar“, in individuell-biographischer Erfahrung erworben, sich bewährend und weiterzugeben: Sondern sie sind umfassend, in dem Sinn, dass für jeden denkbaren Schritt der Ab- und Umwandlung, Ausdifferenzierung, Erweiterung, Verlängerung eine übergeordnete praktische, und sei es noch so abstrakte Praxis- also Handlungs(art)-Kategorie existiert, die dabei unverändert bleibt; derart dass der Änderungsschritt bloss die je nächsttiefere, allgemeinste Weise der Durch- und Ausführung dieser Handlung(sart) betrifft; sie selbst aber nicht berührt, und auch nicht ihre Stellung im Gesamtgefüge der Normalpraxis.
6.
Zunächst ist das wieder eine ganz banale Einsicht. In unserer Reproduktion wie Produktion ((der „produktiven“, auf Fortschritt zielenden Überschuss-Nutzung (auf Dauer: Reproduktions-Erweiterung (incl. aktive Robustheit); einmalig: passive Robustheit, Produktivitätserhöhung)) sind allgemeine Aufgaben zu lösen, die durch ihren speziellen Zuschnitt, spätestens unter den Umständen (vor allem: Ressourcenangebot), unter denen wir jeweils existieren, technische Anforderungen spezifizieren, auf die wir durch kombinierten Einsatz dafür passender oder passend gemachter Mittel antworten. Dieser Einsatz ist die konkrete Aus- oder Durchführung; die Aufgabe, nach dieser Seite, fungiert hier quasi als Kategorie – klassifizierende Zusammenfassung einer Menge von Handlungen unter einen bestimmten Problem-Lösungstyp (rein äusserlich durch die speziellen technischen Anforderungen material-kategorial relativ einheitlich: Fortbewegungs- und Transportmittel haben allesamt eine GEWISSE kategoriale Ähnlichkeit, die sich allein aus ihrer Normal-Funktion (also -Aufgabe) ergibt; oder Nahrungsmittel; Informationsspeicher; Antriebs-Aggregate usw.); also nach „unten“ fasst sie verschiedenes zusammen, ganz ähnlich, wie andere Ding-, Zustands-, Ereignis-, Prozess- oder Dispositions-Klassifikationen auch („Tier“; „Flussartiges, Fliessendes“; „Hartes“, „Kurzdauerndes“); aber nach „oben“ steht sie wiederum mit anderen ihresgleichen, als Zweck bestimmter Priorität, neben anderen Zwecken, in der Ordnung unserer – vielfältig aufeinander abgestimmter – produktiven Aufgaben, die teils immer wieder nach-, teils nebeneinander gelöst werden müssen, damit das Ganze unserer Reproduktion gelingt. (Im innersten Kern dieses Ganzen, umgeben von „Schalen“ aus Robustheits-steigernden Massnahmen und Effekten, steht das aus unserer Sicht Unverzichtbarste von allen: das bzw. „unser“ „Selbst“ und seine Bedürfnisse, die materiellen Anforderungen ihrer Befriedigung, und objektiven Bedingungen seiner Erhaltung.)
7.
Wie wenig eine Gesellschaft, Gruppe oder gar Einzelperson auch weiss – zumindest soviel Wissen (genauer: Wissen-wie), dass ihre Reproduktion gelingt, muss sie doch haben (normalerweise gehört dazu auch die erweiterte Reproduktion: das Einfliessenlassen von regelmässig anfallenden Überschüssen in die Reproduktion, incl. aktiver Robustheit; und die Produktion: Produktivitätserhöhung, passive Robustheit). Und damit hat sie auch jenes Basis-Kategorien-System, von dem alle einseitig wissensbezogen-“objektiven“ Kategorien, einerseits, und alle zweck- (vorstellungs-, wunsch-) bezogenen „subjektiven“ Kategorien, andererseits, bloss spezialisierte Ausdifferenzierungen und Unterabteilungen darstellen – jenes Basis-Kategorien-System, in dessen Rahmen dann die Verklammerung von objekt-, nämlich spätestens mittel-bezogenen, und subjekt-, nämlich spätestens Bedürfnis- und Reproduktionsaufgabenlösungs-bezogenen Kategorien stattfindet.
Dieses objekt-subjekt-verklammernde System grundlegendster (Alltags)Kategorien hat
a) nach der einen, „aufsteigenden“ Seite, oberste Anteile, die sich NIE ändern werden, wie fortgeschritten unsere Produktion auch sein wird: Reproduktion, Selbsterhaltung, produktive und reproduktive Abwehr von Gefährdung (Risikovorsorge) usw., wie bereits dargestellt;
b) es hat mittlere Anteile, die „historisch“, „kulturell“, durch den „Stand der Produktivkräfte“, vor allem des (technologischen) Wissens-wie der Gesellschaft, Gruppe oder im Extremfall Einzelperson bedingt sind, und in unübersehbar weiten Grenzen variieren – freilich vielleicht nicht ganz beliebig; aber soweit es hier apriorische, kategoriale Grenzziehungen gibt – selbst wenn es solche wären, die für bestimmte Erfahrungsstände der Betroffenen Grenzen ziehen für das, was an Alltags-Organisation von diesen Betroffenen als vernünftige Reaktion auf diese Erfahrungsstände erwartet werden kann – , würden sie zusammen eine „mittlere“, die obere Kategoriengruppe ausdifferenzierende Gruppe „unentbehrlicher“ Alltags-Bestandteile bilden (wobei auf Anhieb und an dieser Stelle unserer Ableitung noch schwer vorzustellen ist, welche Kategorien über die „obersten“ (unter a) genannten) hinaus als „unabänderlich (und doch vorübergehend) für alle Erfahrungs- und Entwicklungsverläufe „möglicher vernünftiger Wesen (Personen) überhaupt“ gelten könnten; denn um solche müsste es sich handeln));
c) und es hat elementare Anteile, die wiederum so elementar sind, dass man sich nicht vorstellen kann, wie sie zu IRGENDeinem historischen oder biographischen Zeitpunkt fehlen könnten, wie unendlich variabel sie auch besetzt sein mögen: und das sind die allgemeinsten praktischen (oder handlungs-theoretischen) Kategorien.
8.
Unterste und oberste Kategorien, in diesem Sinn, zeichnen sich dadurch aus, dass sie bei einiger Besinnung wohl jedem von uns bekannt vorkommen dürften; es sind die trivialsten überhaupt, wir bedienen uns ihrer und denken Tag für Tag in ihnen: Wir denken implizit IN ihnen, aber haben kaum Anlass, sie explizit zu denken. – Die alltäglichste Erscheinung einer „untersten“ Kategorie ist, was mit einem Ausdruck, den u.a. A.Schütz (wenn auch in einem etwas anderen Sinn) gebrauchte , „Rezeptwissen“ (oder auch Wissen-wie in seiner elementaren, Mittel-charakterisierenden Form) genannt werden kann:
„In Situationen des Typs S mache eine Handlung des Typs H, dann darfst oder musst du Effekt der Art E erwarten (oder, allgemeiner, eine Erwartung der Art E haben).“ Unmittelbar fällt die Verknüpfung mit einem Anschluss-Rezept ins Auge: E, einmal eingetroffen, kann Ausgangssituation zur Anwendung dieses Anschluss-Rezepts sein: „Sobald etwas der Art S’=E (wie gewollt und erwartet), mache H’, dann darfst du E’ erwarten.“ Die Rezepte können im Vorderteil aufgezweigt sein, für gleiche E (du darfst oder musst etwas vom Typ E erwarten, wenn du in Typ S1-Situationen eine Handlung vom Typ H1, machst, in S2 H2 usw.); oder, andersherum, bei gleichen Ausgangssituationen S handlungsabhängig unterschiedliche Erwartungen (E1 bei H1, E2 bei H2) begründen. Die Erwartungen können spezifiziert sein hinsichtlich des (erfahrungsbegründeten) Gewissheitsgrades; die Modalverben „darfst, musst erwarten“ verweisen auf den Unterschied zwischen Wirkrezepten und Warnrezepten; an Warnungen können sich konkrete Abwehr-Rezeptvorschläge anschliessen (…und dann könntest du, wenn S1 (Ressourcen, Randbedingungen, „bekannte Umstände“) gegeben ist, H1 tun; dann darfst du Risiko- oder Schadensminderung/ ausschaltung/kompensierbarkeit der Art E1 erwarten; oder wenn S2, H2 und E2 usw.“). – Schliesslich kann jedes E aufgespalten sein in nützliche und schädliche Effekte; das ursprüngliche Rezept kann dann erweitert werden um Zusatzmassnahmen zur Milderung der schädlichen Wirkungen. (Jeder ist imstand, diese kleine Theorie der Formen des Rezept-Wissens-wie selbst fortzusetzen.)
9.
In diesen elementaren Formen des Rezept-Wissens lassen sich dann auch die technischen Profile einfacher und komplexer Mittel aus Abs.2 (Nutzungsmöglichkeiten, Robustheit bzw. Schadensanfälligkeit (Vorsorge dagegen), Aufwendigkeit von Anwendung und Bedienung) vollständig beschreiben, und das sollte – hier ziehen wir nun eine erste Konsequenz aus den vorstehenden Überlegungen – bis hinauf zu ganzen Plänen gelten: Zumindest dann, wenn Pläne (wie es oben erwogen wurde) ebenfalls als -wenn auch sehr komplexe, und aus einfacheren Mitteln (Mittel der „mittleren“ Ebene, die ihrerseits zusammengesetzt sind, usw. bis hinunter zu den elementarsten und einfachsten Plan-Bestandteilen, die auf der untersten Rezept-Ebene beschrieben werden können) zusammengesetzte – Mittel gelten (die, neben andern Effekten, optimal den Umständen (vor allem dem bekanntermassen nicht Gewussten) angepassten Wissenserwerb ermöglichen).
Die zu ziehende Konsequenz lautet dann nämlich: Wenn auch Pläne Mittel sind – dann lassen sich noch die allgemeinsten, „obersten“ Kategorien:
– (jeweilige) Grenze der Reproduktivität bzw. Überschuss (lohnendes Risiko)
– (wieder) erreichbares Optimal-Reproduktionsniveau (lohnendes Optimal-Ziel)
– Arten lohnender Versuche (lohnendes Wissen),
für die jeder vollständige Plan, erst recht jedes Regelwerk, das Normalität und Alltag begründen soll, zumindest entwurfsweise eine den bekannten Umständen angemessene Besetzung finden muss, zugleich in den Kategorien des Rezept-Wissens beschreiben, nämlich so:
– Wenn (Summe der relevanten, bekannten Umstände; v.a. Ausgangs-Ressourcen und zwischenzeitliche Ressourcen), dann mache (Plan, Normalpraxis), und dann darfst du normalerweise dauerhaft Reproduktion mit demunddem Überschuss erwarten (dh. du darfst dies als Normalerwartung haben, brauchst keine Angst zu haben, etwas Risiko-Vermeidendes versäumt zu haben);
– Wenn …dann darfst du normalerweise erwarten, dass du das mit deinen Ausgangs- und Zwischen-Ressourcen erreichbare Optimum erreichst (darfst dies als Normalerwartung haben, brauchst nicht befürchten, etwas Weitergehendes zu versäumen, also Chancen zu verpassen);
– Wenn…dann darfst du normalerweise erwarten, genau die richtigen und nützlichen Anstrengungen für nötige Wissenserwerbe, also nötige Versuche zu machen (dh. weder das Risiko überflüssiger Versuche einzugehen, noch Chancen zu nützlichem und von dir benötigtem Wissenserwerb auszulassen).
10.
Der Plan (genauer: sien Gegenstand), vor allem aber der Normal-Plan (genauer: die Normalpraxis), so betrachtet, ist ein – wenn auch sehr komplexes – vorläufig erfahrungsbestätigtes, gutes, ja unter den bekannten Umständen sogar das, verglichen mit Alternativen, beste (nicht schlechter als irgendein andres) Mittel (beschreibbar durch ein Rezept für seinen Gebrauch unter bestimmten Umständen) – relativ bestes Mittel der Selbsterhaltung, relativ bestes Mittel des aus der Ausgangssituation mutmasslich maximal erreichbaren Fortschritts und des dafür nötigen Wissenserwerbs.
Die Normalpraxis, speziell, hat diesen Charakter des „gut bestätigten“, „funktionierenden“; wenn sie komplex genug formuliert ist, also tatsächlich umfassend, „totalitär“ für ALLE obersten Kategorien eine Strategie vorsieht; diese Strategie kann denkbar schlicht sein, nämlich auf ein einfaches Unterlassen hinauslaufen, bei dem man sich aber beruhigt: Es gibt nichts zu versäumen (es gibt gegenwärtig nichts nützliches zu wissen über das hinaus, was man schon weiss; es gibt gegenwärtig nichts Weiterführendes, weil alle vorhandenen Chancen schon ausgeschöpft sind; es gibt keine Risiken zu berücksichtigen, denn es wird nichts Schlimmes passieren über das hinaus, das man schon kennt: Auch so können Normal-Erwartungen aussehen! Und so sehen sie ja auch oft genug, „normalerweise“, aus…).
Die Bestätigtheit der Normalität (Normalpraxis, Normalerwartungen; des gesamten Wissens-wie) durch Erfahrung ist aber nur der eine Anteil ihrer grundsätzlichen Erfahrungsabhängigkeit: Aus Erfahrung, nämlich neu hinzukommender, ist sie obendrein auch abwandelbar; und, da die Besetzung aller Ebenen von Normalität mit einem vorläufigen Rezept-Wissen-wie durch Erfahrung begründet ist, kann dies Rezept-Wissen-wie auch jederzeit durch bessere und weiterführende Erfahrung abgewandelt werden. Sogar auf der höchsten Ebene – wenn unsere höchsten Normal-Erwartungen sich als trügerisch erweisen; aber wir haben auf allen Ebenen Erwartungen – mehr oder weniger gut bestätigte (es gibt auch technisches „Normalwissen“: hinreichend gut bestätigt, um sich darauf zu verlassen); und wir können, auf allen Ebenen, durch neu hinzukommende Erfahrung und Beobachtung weniger gut Bestätigtes in gut Bestätigtes überführen, umgekehrt scheinbar Zuverlässiges als entweder doch unzuverlässig, oder (anders als ursprünglich bekannt) nur bedingt, aber unter der nun erkannten Bedingung sich als verlässlich erweisen. Und nicht nur die untersten und mittleren Ebenen des technischen Wissens (Wissens-wie) sind von einem solchen Dunstkreis technischer Möglichkeiten immer niedrigeren Gewissheits- und Kontrollierbarkeitsgrades umgeben: Selbst auf der höchsten Ebene unserer allgemeinsten Grundsätze und („existenziellen“ Risiko-, Nutzen-und Wissens-) Präferenzen (die u.u. aufgeschlüsselt nach Normal-Praxis-Bereichen unterschiedlich ausfallen) gibt es weniger gut bestätigte alternative Möglichkeiten (Strategien, Erwartungen), die durch entsprechende Erfahrung sich als die dauerhaft „richtigeren“ erweisen könnten.
11.
Gut bestätigte und dennoch durch zunehmende Erfahrung „verbesserte“ Normalerwartungen auf allen Ebenen der Planung und des technischen Wissens-wie (wobei erfahrungsbestätigte Pläne, speziell Normalität und Normalpraxis nur als komplexeste Form dieses technischen Wissens gelten) sollen, speziell, Regeln des Umgangs mit Ungewissheit liefern, und so jederzeit, für jeden Stand der Bekanntheit, vor allem bei ungenügender Bekanntheit mit den planungsrelevanten Umständen in unserer Umgebung (Chancen, Risiken, nützlich zu Wissendes), Planung ermöglichen. – Um dieses Versprechen wahrzumachen, fehlt uns in der Darstellung dieser Art des Planens (derjenigen anhand von Normalerwartungen) nur noch ein letzter Schritt; nämlich der folgende.
Zu jeder Ebene der Planung, angefangen von der höchsten, gibt es tiefere Ebenen, auf denen derselbe Plan mehr im Detail beschrieben wird – die nächsttiefere und wiederum alle weiteren Ebenen darunter enthalten konkrete technische Arten, Einzelschritte, wie ein Element einer höheren Planebene durchgeführt werden soll. Die Relation in der Richtung nach unten kann umschrieben werden mit der Formulierung: „dadurch dass“; „Planelement auf Allgemeinheits-Ebene A(0) wird dadurch ausgeführt, dass dieunddie Kette (oder derundder Typ einer Kette) von Plan-Elementen auf der nächsttieferen Allgemeinheits-Ebene A(-1) realisiert wird.“; umgekehrt lässt sich von Elementen auf A(-1) sagen, welchem übergeordneten Teil-Planziel auf Ebene A(0) sie dienen – „sie werden ausgeführt, um… auf A(0) zu realisieren“.
Entlang diesen Relationen „dadurch dass“ (nach unten), und „um zu“ (nach oben) übertragen sich dann auch die Erwartungen zwischen den Ebenen – speziell aufgrund von Erfahrungen veränderte Erwartungen; und noch spezieller, sind die Erwartungen hinsichtlich der einander durch diese Relation zugeordneten Elemente verschiedener Ebenen (Teilziel, und verkettete Einzelschritte (oder Weisen seiner Ausführung)) relativ einfach verknüpfbar, wenn wir dieselben Erwartungs-Typen auf jeder Ebene wieder antreffen, die Ebenen also in dieser Hinsicht homogen sind: Wenn zB. „bestätigte“ Risiko-Erwartung hinsichtlich des Teilziels der Gesamtheit (wie immer die im einzelnen korrekt zu bestimmen wäre) der Summe an bestätigten Risiko-Erwartungen seiner (hintereinandergeschalteten) Ausführungsweisen entspricht (und nicht mühsam aus einem Konglomerat gänzlich anderer Kategorien ermittelt werden muss; auf beiden Ebenen handelt es sich um Risiko-Erwartungen.).
Und nun kommt der entscheidende Schritt: Solange wir keine anderen und neuen Erfahrungen von seiten der Ausführungsweisen haben, übertragen wir den bisherigen Erwartungswert auch in der umgekehrten Richtung, von oben nach unten; also zB. Reproduktion, die soundso zuverlässig funktioniert hat, wird es auch weiter tun – auch angesichts von kleineren oder grösseren Abwandlungen; bis zum Beweis des Gegenteils.
12.
Sagen wir etwas genauer, welche Erwartungen wann wohin übertragen werden könnten.
Grundsätzlich müssen wir, im Rahmen fortlaufender Erfahrung mit Plänen, speziell unserer Normalpraxis und ihren Normalerwartungen, mit zwei Arten von Problemen im Zusammenhang mit Innovation rechnen: Es können unerwartet Umstände auftreten, unter denen bisher verlässliche Routine-Techniken ausfallen, und ersetzt werden müssen; und: Wir konstruieren neue Techniken und Strategien aus bekannten (Routine)Techniken und Strategien, die wir so, in dieser Kombination, unter diesen Umständen, bisher noch nicht ausgeführt haben. Im Fall der durch einen Ausfall zu schliessenden Lücke in der Routine wird die Reparatur zu einer – wenn auch unerwarteten – Durchführungs-Massnahme für das übergeordnete Teilziel; der „bestätigte“ Erwartungswert des übergeordneten Ziels, im Verbund mit den Erwartungswerten der nach der „Lücke“ noch zu absolvierenden Durchführungs-Schritte, liefert dann einen vorläufigen Schätzwert für den Erwartungswert bezüglich der Reparatur.
Im Fall der Neu-Kombination ergibt sich ein Schätzwert für einen entsprechenden Erwartungswert des so konstruierten übergeordneten Projekts aus einem angemessenen Aggregat (wie immer im einzelnen zu berechnen) der in die Neu-Kombination eingehenden Techniken, mit ihren Erwartungswerten.
Die Übertragung von Erwartungswerten von bekannten auf unbekannte Plan-Anteile funktioniert also, wenn auch je in verschiedenen Fällen, in jede der beiden möglichen Richtungen.
13.
Wir wollen noch kurz festhalten, dass
a) durch die Analogie von Wissenserwerbs- mit Wirk-Prozeduren auch für Versuchshandlungen (Explorationen, Experimente usw.) Erwartungsparameter hinsichtlich ihres Erfolgs, ihrer Riskoanfälligkeit und Gesamt-Aufwendigkeit gefunden werden können;
b) dass die übertragenen Erwartungswerte keineswegs sehr präzise sein müssen, sondern vor allem Unterschiede in der Art begründen, wieviel Reserven wir für eventuelle Schwierigkeiten bereitstellen (oder auch nicht), wann wir eine Planoption als gescheitert aufgeben (und durch welche Defizite wir uns dies Scheitern erklären; sodass wir eventuell später, wenn wir sie glauben beheben zu können, wieder darauf zurückkommen können); ob wir etwas überhaupt in Angriff nehmen, oder als zu riskant, nicht lohnend, zu aufwendig für unser Ressourcenbudget von vorneherein aus dem Kreis unserer Planoptionen ausschliessen. – Solche mehr oder weniger vagen, handlungs-erfolgsbezogenen Erwartungswerte könnten dann beispielsweise lauten: Das hat bisher immer funktioniert; Dinge dieser Art klappen doch nie; das ist sehr unwahrscheinlich, aber man könnte es probieren; das kann gutgehen; spätestens beim zweiten Mal wird es klappen usw.
14.
c) Der Vollständigkeit halber sollten wir noch eine weitere Art von Erwartungswert-Übertragung erwähnen, die man allerdings, im Gegensatz zu den bisher erwähnten „vertikalen“, eine „horizontale“ nennen müsste: Die Erwartungswert-Übertragung von Rezepten mit bekannten solchen Werten auf Rezepte, für die noch keine eigenen Erfahrungen gemacht wurden, findet hier durch Analogie, dh. durch Bildung von Ähnlichkeitsklassen (Hinsichten der (für relevant gehaltenen) Vergleichbarkeit)) zwischen Rezeptarten auf der gleichen Ebene statt.
Wenn wir eine Routine-Lücke zu füllen oder zu reparieren haben, gibt es, wie wir sagten, „von oben“ einen Gesamt-Erwartungswert dafür, wie lange uns das aufhalten darf, bis wir an dieser Möglichkeit verzweifeln, und die Lücke, aber als irreparabel, somit gewissermassen nach oben weitergeben, um dort, auf der höheren Ebene, nach äquivalenten Teilplan-Alternativen zu suchen. Normalerweise findet dann aber oft, solange wir noch mit Lücken-Reparieren beschäftigt sind, eine systematische horizontale Erwartungswert-Übertragung auf Alternativ-Optionen statt, die sich an „Ähnlichkeiten“ solcher Alternativen mit der fehlgeschlagenen (einer mehr oder weniger lange erfolgreich eingesetzten, aber jetzt ausgefallenen Routine) orientiert: Diese Technik, die der andern in derundder Hinsicht ähnelt, könnte sich genauso gut bewähren usw. (Gleiches gilt allerdings auch für pessimistische Erwartungen: Techniken, die sich von schadensanfälligen in relevant erscheinenden Hinsichten nicht unterscheiden, dürften ähnlich skeptisch angesehen werden.)
(Eine vergleichbare Überlegung wie für das Routine-Reparatur- und Ersatz-Szenario der Innovation lässt sich auch für erstmalig angewandte innovative Kombinationen anstellen. Auch hier kann aufgrund einer Ähnlichkeits-Klassifizierung der erfahrungsbestätigte Erwartungswert von anderen Projekten „dieser Art“ auf das gegenwärtige übertragen werden.)
15.
Wohlgemerkt: Die Erwartungswerte, von denen wir hier die ganze Zeit sprechen, sind immer noch die aus Abs.2, also solche des technischen (Rezept)Wissens-wie: (Wirk)Chancen, Risiken, Aufwände. In gewissem Sinn bauen sie aufeinander auf: Generell erwarten wir mit bestimmter Wahrscheinlichkeit das Eintreten eines Effekts als Resultat einer Handlung; das ganze ist dann – soweit bekannt – mehr oder weniger risikoanfällig, abhängig von den Umständen, unter denen es stattfindet; wir können Zusatzmassnahmen gegen diese Risiken ergreifen, oder es drauf ankommen lassen (was die Erwartung hinsichtlich der Erfolgswahrscheinlichkeit beeinflussen dürfte); dementsprechend sind unterschiedliche – mehr oder weniger erfahrungsbestätigte – Verlaufsszenarios mit unterschiedlichen Aufwänden denkbar, in Abhängigkeit von denen mutmasslich die Erfolgswahrscheinlichkeit variiert.
Und jetzt spätestens wird es Zeit, einmal, entgegen den intuitiv einleuchtenden Gleichsetzungen vom Anfang dieses Kapitels, daran zu erinnern, dass die Erwartungen oder Präferenzen des Kap.1 (Reproduktionsniveau/ Überschuss, Optimum oder Grenze des Lohnens, dafür nützlich zu Wissendes oder Interessantes) keineswegs unmittelbar mit solchen technischen Erwartungswerten, und sei es auch auf höchster Stufe, zusammenfallen:
Die Schätzung der erwartbaren Riskantheit möglicher Planoptionen sagt uns nicht, wie wir uns dazu verhalten sollen (ob und welche Risiken einzugehen lohnt, angesichts von Chancen, Aufwänden, und denjenigen der Alternativen); sie liefert keine Prinzipien zur jederzeitigen Festlegung des Reproduktionsniveaus;
die Schätzung der erwartbaren Gesamtchancen, unter Einbeziehung der Risiken und möglichen Aufwände, liefert noch keine Entscheidung, vor welchen Zielen (Chancen) unser Planen haltmachen sollte;
die Schätzung erwartbarer Aufwände (im Rahmen des mit den verfügbaren Ressourcen überhaupt Möglichen), speziell für Versuche, liefert kein abschliessendes oder hinreichendes Prinzip, welche dieser Versuche wir machen sollen, und welche nicht.
Mit andern Worten: Die Auffassung unserer Pläne (vor allem auch ihrer innovativen Anteile) als technische Mittel, oder „blosse Möglichkeiten“, deren technische Parameter, spätestens durch vertikale und horizontale Erfahrungsübertragung und -generalisierung, mehr oder weniger gut anhand früherer Erlebnisse abgeschätzt werden können, führt nicht zu den eigentlich festzulegenden Plan- oder Entscheidungs-Parametern.
Es soll ja zwischen diesen mehr oder weniger gut einschätzbaren Plänen oder Möglichkeiten („dem mit unseren Ausgangs-Ressourcen zu tun Möglichen“) gewählt werden, mit Prinzipien und Entscheidungsmethoden, die in keinem der zur Wahl stehenden Pläne selbst enthalten sind. – Aber wie, wenn wir dies vor allem Planausführen stehende Wählen selbst so behandeln: Die „geschickte“ Festlegung von Reproduktionsniveau und Überschuss, Optimum oder Grenze des Lohnens, und der Arten dafür lohnender Versuche und des nützlich zu Wissenden wie ein Mittel neben all den anderen, die in der Umsetzung unserer Pläne zur Anwendung gelangen – ein Mittel, mit unsereren Ressourcen erfolgreich zu sein – und dessen Handhabung wir, durch Erfahrung (und angemessene Erfahrungs-Generalisierung in Gestalt von Erwartungswert-Übertragung) immer besser lernen können, wie bei anderen Mitteln auch?
16.
Ganz genau genommen, etabliert sich die „Planung aufgrund von Normalerwartungen“, diesem ihrem Selbstverständnis zufolge, als eine Ebene noch oberhalb der bislang obersten, praktischen Ebene. Diese bisher oberste war die reale Reproduktion zu jedem Zeitpunkt, mit der in ihr realisierten Schätzung ihres momentanen Niveaus, also auch den realen Überschüssen, die ihr entnommen wurden, und den Verwendungen, auf die sie verteilt wurden, speziell auch die „Schätzung“ lohnender Versuche in Gestalt der für sie bereitgestellten Rücklagen (aus dem Überschuss). Diese Reproduktion, oder besser Abfolge von Reproduktionen, kann jetzt genommen werden als Art und Weise, angesichts der vorliegenden Gesamt-Erfahrung (und der daraus sich direkt, oder durch Übertragung und Generalisierung ergebenden Erwartungswert-Schätzungen für einzelne Techniken und Planoptionen), die auf der Ebene darüber „in möglichst optimaler Weise“ ausgewählten Entscheidungs-Maximen zur (den Umständen optimal angepassten) Überschuss-, Optimum- und Experiment-Aufwands-Bestimmung umzusetzen. Diese Maximen sind als Mittel der Erfolgsmaximierung aufgefasst; demnach können sie mit den Gütekriterien für Mittel beurteilt (und, anhand dieser Kriterien, verglichen und optimiert) werden:
– Ist die Maxime zur Überschuss-Bestimmung (angesichts bestehender Risiko-Erwartungen und Erwartungs-Schätzungen) zu risikofreudig? Nun, dann ist sie ein zu riskantes Mittel, und muss durch ein weniger riskantes ihrer Sorte ersetzt werden: Eine weniger risikofreudige; leider ist auch zu wenig Risikofreude ein Risiko, wir müssen eben das genaue Mass finden.
– Ist die Maxime zur Bestimmung des Optimums suboptimal – in dem Sinn, dass sie uns Chancen nachjagen lässt, die wir nie realisieren, und dafür andre verpassen lässt? Wäre weniger mehr? Passen wir sie an! Die umgekehrte Gefahr besteht allerdings auch…
– Ist die Maxime zur Bestimmung der nützlichen Versuche (und der dafür nötigen Aufwände) zu aufwendig? – Lässt sie uns zuviel Rücklagen bilden an der falschen Stelle? – Rücklagen, die dann anderswo fehlen…
Und entsprechend könnten uns Überraschungen zu Korrekturen veranlassen: Wir hätten – zumindest in bestimmten Bereichen unserer Reproduktion unter bestimmten Bedingungen, optimistischer sein sollen, oder waren ZU optimistisch, wir hätten risikofreudiger sein sollen, oder waren es zu sehr, wir hätten mehr Wissen erwerben oder hartnäckiger in unseren Versuchen sein sollen – oder früher aufhören, und uns um bestimmte Themen nicht kümmern sollen usw.
17.
Ganz generell haben wir verschiedene Möglichkeiten, uns Überraschungen zu erklären, also die Tatsache, dass es anders kommt als erwartet.
Wenn es das erste Mal ist, können wir sagen: Es ist eine Ausnahme; zu selten, zu wenig bekannt, um sich darum zu kümmern. (Allerdings: Wenn es sich um einen Extremfall handelt, der unsere ganze Existenz verändert?)
Wenn es uns wichtig genug ist, oder wenn „Fälle dieser Art“ (was wir darunter verstehen und somit in dieser Hinsicht vergleichen, hängt von Klassifikationen ab) uns hinreichend häufig erscheinen, um sich damit zu beschäftigen, werden wir in ihrem Vorfeld nach Bedingungen suchen (mögliche Anzeichen, Ursachen). Wir werden fragen: Was war in solchen Fällen anders, als in jenen Fällen, in denen es gekommen ist, wie wir erwarteten? – Da ist also ein Differenzierungsschritt in unseren Erwartungen fällig. (Der erste Fall, die Ausnahme, ist davon eigentlich nicht verschieden, nur entscheiden wir, dass wir nichts weiter unternehmen wollen.)
Wir können aber auch vermuten: In der Welt ist etwas anders geworden; wir werden die bisherigen Erwartungen ändern müssen, uns künftig unter gleichen Bedingungen auf Fälle der neuen Art einstellen müssen.
Schliesslich können wir behaupten: Der neue Fall ist nicht grundsätzlich anders als andere seiner Art; er ist nur in einer Hinsicht ausgeprägter – wir haben die ganze Schwankungsbreite der Ausprägungen bisher noch nicht gesehen. Und auch hier könnten wir zugleich, oder nach einer gewissen Dauer, vermuten, dass in der Welt sich etwas verändert hat – dass der Mittelwert, oder die Streuung sich verändert haben.
18.
„Bedingtheit“ (mit qualitativ und quantitativ unterschiedlichen Ausprägungen, als Folge) und „Schwankungsbreite“ (nämlich aufgrund unbekannter Bedingtheit) sind zwei Vorhersage-Modelle (Schwankungsbreite macht die deutlich schwächere Aussage). Wobei relativ überschaubare Ereignis-Gruppen zusammengefasst werden: qualitativ unterschiedliche Ausprägungen an einem benennbaren Substrat; oder Ereignisse, die sich wenigstens grob als Mehr oder Weniger von etwas auffassen lassen; und in beiden Fällen kann die Ursache der Überraschung unserem mangelhaften Vorwissen, oder einer Änderung in der Welt zugeschrieben werden – aber welchem von beidem: Das hängt von einer Einschätzung der Güte unserer Erfahrung ab; womit spätesten die dritte Entscheidungsdimension berührt ist:
– Wieviel Aufwand sollen wir für die Sicherheit treiben, genug zu wissen – und wann ist das der Fall? Wieviel Aufwand sollen wir, vor allem, treiben, in Gestalt von Verzichten, Vorsichtsmassnahmen usw., um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass wir vielleicht (immer) noch nicht genug wissen? – An dieser Stelle wird noch einmal deutlich, warum hier von epistemischer Ökonomie gesprochen wird. Und das lässt sich auf die beiden andern der drei Entscheidungs-Dimensionen ausdehnen; denn
– die Einschätzung der Grenze des Lohnens ist vor allem eine Abschätzung, wie weit unsere Kontrolle (über Bedingungen) in die Welt hinein wird ausgedehnt werden können (ausgehend von unserem gegenwärtigen Mittel- und Ressourcen-Bestand); und
– die Einschätzung, wieviel wir zur unmittelbaren Sicherung unserer Reproduktion tun müssen, und wieviel Überschuss uns verbleibt für Weitergehendes, oder umgekehrt: wieviel Überschuss wir geradezu gezwungen sind unserer Reproduktion zu entziehen, unter Inkaufnahme von Risiken, um noch Schlimmeres, vielleicht endgültig, abzuwehren, das sich anders nicht abwehren lässt: Das hängt von unserer Einschätzung der Häufigkeit und Grösse (in beiden Fällen gibt es Schwankungsbreiten) von Schadensfällen ab, oder auch der Verlässlichkeit von Vorzeichen.
19.
Was wir bislang Entscheidungsmodell oder -dimensionen nannten, erweist sich zunehmend und im Kern (was sich allerdings am Ende von Kap.1 bereits andeutete) als epistemisches Modell, mit (wie im vorhergehenden Abs. gezeigt) zugeordneten epistemischen Dimensionen: Ein Modell der Gewinnung von Entscheidungsmaximen in Gestalt von Erwartungen, aus Erfahrung: Der bisherigen, und neu hinzukommender (also der Gesamterfahrung zu jedem Augenblick).
Bis jetzt hatten wir eine „höchste Ebene“ ((von der aus das praktisch-höchste, die Teilung Reproduktion/ Überschuss, die Grenze des Lohnens, die Aufwände für Versuche (oder Noch-weiter-Versuchen-Müssen) und Wissenserwerb (Suchen, Probieren-Müssen) bzw. (Nochnichtgenug-)Wissen, gesteuert und den jeweiligen, situativen Umständen angepasst wurde)) – entstanden dadurch, dass ein relativ einfacher rationaler Kalkül (den wir teilweise in Kap.1 beschrieben haben), angewandt wird auf einen Bestand gültiger Erwartungen von der Art derer aus dem vorhergehenden Abs., und so die für diese Steuerung nötigen Entscheidungsmaximen liefert.
Aber wir haben jetzt gesehen, dass diese Ebene der gegenwärtig gültigen Erwartungen (durch den Kalkül umgesetzt in Entscheidungsmaximen) noch überboten und hintergangen wird durch die Maximen des Umgangs mit Überraschungen und So-nicht-Erwartetem – Maximen des Um- und Dazulernens aus neu hinzukommender oder bisheriger Gesamt-Erfahrung.
Die bislang für die höchsten erklärten Entscheidungsmaximen hatten den „Mittel“-Charakter eines „Rezeptwissens“ (oder Wissens-wie), indem sie uns für bestimmte Umstände S eine Anpassung H unserer Reproduktion bzw. Überschüsse, der Richtung ihrer Verwendung (mit Blick auf das letztlich maixmal zu Erreichende), und der Aufwände für Versuche, Suche und Nochnicht-Wissen zu machen vorschrieben und uns damit die Erwartung E verknüpfen liessen, dass wir auf diese Weise weder zu viel noch zu wenig risikobewusst oder wagemutig, anspruchsvoll oder anspruchslos, neugierig und uns unseres Noch-nicht-wissens bewusst, oder ignorant und dafür „praxisorientiert“ sein würden – somit auch in keiner dieser Hinsichten, sei es positiv oder negativ, jedenfalls unvorbereitet, überrascht würden. – Das Versprechen, dass wir durch unsere überlegenen Entscheidungsmaximen nicht überrascht werden (das übrigens kein Versprechen ist, alles zu wissen – nur, mit unserem Unwissen in optimal ressourcenschonender Weise umzugehen!), wird dann durch jede Überraschung, die dann doch stattfindet, desavouiert – so, wie auch auf unteren Ebenen Mittel sich als mehr, oder auch weniger nützlich, robust, und unter den erwarteten Umständen aufwendig einsetzbar erweisen können, als gedacht. Und nun findet sich, NOCH eine Ebene höher, das nächste Mittel: Nämlich die Lernstrategie, die es uns erlaubt, spätestens angesichts dieser Überraschung, aber auch unter angemessener Berücksichtigung und gegebenenfalls Neu-Interpretation der von „hier und jetzt“ aus überblickten Gesamt-Erfahrung (einschliesslich der Erfahrungen mit früheren Entscheidungsmaximen, und ihrer Neu-Anpassung in Lernschritten), unsere Entscheidungs-Maximen zum – jeweiligen Umständen angemessenen – Umgang mit Risiken, Maximalchancen, (Un)Wissens-Aufwänden neu zu justieren.
Was, in noch weitergehenden Fällen, die Frage aufwerfen kann, wieso wir nicht schon früher so entschieden haben; und an welchen – ab jetzt und künftig zu vermeidenden – Versäumnissen oder Fehleinstellungen in unseren obersten Regeln das gelegen haben könnte.
20.
Worin aber bestehen Überraschungen? Schwankungsbreiten ändern sich (zu unseren Gunsten oder Ungunsten); erweisen sich als grösser, oder kleiner als gedacht (die bisherigen Extreme waren nur Ausnahmen); Erwartungen erweisen sich als nur noch bedingt gültig (und dadurch etwas in der Welt für uns kontrollierbarer, oder weniger kontrollierbar: vorhersehbar, beeinflussbar (abzuwenden, herbeizuführen)), oder als in Wahrheit unabhängig von vermeintlichen Bedingungen (dafür abhängig von ganz andern, oder es ist plötzlich wieder offen, wovon); wo wir uns sicher waren, tritt Ungewissheit ein; wo wir dachten, vorsichtig sein zu müssen, kommt alles so, wie wir’s am ehesten für wahrscheinlich hielten.
Wir wissen zuwenig, oft aber auch genug; darauf sollten wir vorbereitet sein. Die Welt kann sich ändern, oder so bleiben, wie wir sie kennen (in relevanten Hinsichten; denjenigen, die wir dafür halten; oder auch andern, auf die wir erst kommen müssten). Wir müssten ab jetzt denundden Aufwand treiben (dieunddie Reserven bilden, uns schlimmstenfalls auf soundsoviele Versuche einrichten), angesichts unserer (Un)Gewissheiten; wir müssten dieunddie Vorkehrungen treffen, angesichts derundder Extrem-Möglichkeiten (angesichts solcher „Schwankungsbreiten“); wir könnten diesunddies für uns tun, wenn wir nur jene Bedingungen (Vorzeichen, Schadensursachen, Produktionsbedingungen) beachten. – Alles, das anders kommt als gedacht, spielt sich auf irgendeiner der Ebenen ab, die durch die „um zu“ bzw. „dadurch dass“- Beziehungen nach oben oder unten mit andern verknüpft sind – bis hin zu den höchsten: den angesichts der Umstände aufgrund der Entscheidungsmaximen angebracht erscheinenden Strategien; den Entscheidungsmaximen; den Lernstrategien. Genauer: Es kann als Ausdruck genommen werden dafür, dass auf irgendeiner der Ebenen etwas anders ist als erwartet, die mit der, auf der sich das Überrschungsereignis abgespielt hat, verknüpft sind:
– nach unten: Denn es könnte in der Durchführung unbemerkt etwas zusammengewirkt haben (zum Guten oder Schlechten), wovon wir es so nicht erwartet hatten (zufällig, aber als Konstellation in gewisser Häufigkeit (als Kombination spezieller der erwartbaren Ausprägungen von Ereignissen, die an sich mit bestimmten Häufigkeiten in bestimmten Schwankungsbreiten auftreten; oder geknüpft an bisher nicht bekannte Bedingungen, die aufzusuchen wären);
– zur Seite: denn, angemessen generalisiert könnte der beobachtete Fall einem Muster entsprechen, das bereits früher in der Dimension aufgetreten ist, in der sich die Überraschung gezeigt hat (wobei sofort die Frage auftritt, ob durch die Überraschung das Muster bestätigt wird; oder sich verändert hat; oder unter bisher nicht beachtete Bedingungen tritt usw. – hier alles aufzuzählen, was an Interpretationen in Abs. 17 angeführt wurde);
– nach oben: denn das überraschende Scheitern oder (u.U. vorzeitige) Gelingen könnte erster Ausdruck einer Fehlkalkulation auf einer der darüberliegenden Ebenen sein: Die Erwartungen dort könnten zu optimistisch oder pessimistisch im weitesten Sinn ausgefallen sein – zuviel Ressourcen oder zuwenig vorrätig zu halten geboten haben, oder zuviel Vorkehrungen oder zuwenig für Risiken zu treiben, oder Gesamtziele zu hoch oder zu niedrig anzusetzen (vgl. dazu nochmals den letzten Gedanken von Abs.19!)
21.
Aus einem einzigen Ereignis könnte eine Unendlichkeit an Schlussfolgerungen gezogen werden; zumindest Schlussfolgerungen, wie man, angesichts neu hinzukommender Erfahrung, seine Praxis versuchsweise abändern könnte – welche neuen, nächsten Versuche man machen könnte.
Aber auf welcher Ebene? Alle Ebenen, rund um ein Überraschungsereignis (wenn wir es nicht geradezu als nicht weiter zu beachtende Anomalie behandeln wollen, das unsere Ruhe nicht stören braucht), kommen infrage. Vielleicht haben wir ja sogar Regeln, wie wir dies Problem angehen; aber welche Regel, in diesem unabsehbaren System erfahrungsabhängiger und entlang von Erfahrung jederzeit „verbesserbarer“ Wege zu Erfolg (und Vermeidung von Misserfolg) wäre denn vor einer (nachträglichen; also auch vorsorglichen: vgl. Ende Abs.19) Infragestellung gefeit?
Welche Regel könnte sich anmassen, eine ultimativ höchste zu sein, und nicht, früher oder später, angesicht bestimmter Erfahrungsverläufe, sich als nur bedingt gültig zu erweisen – so, dass eine (vorläufig) ihrerseits letzte und höchste hinzugenommen werden muss, die die vormals höchste zugunsten einer anderen Regel aufzugeben gebietet, zB. einer anderen Regel, wie aus Erfahrung zu lernen ist (auf welchen Ebenen in welcher Reihenfolge nachgebessert werden sollte, welche Erwartungen als erste, welche später versuchsweise zu ändern sind).
Aber wenn danach – warum nicht gleich? Möglich wäre es. Nur: Aufgrund welcher ursprünglicher Prinzipien?
Spätestens angesichts solcher Fragen sollte sich der Verdacht einstellen, dass mit dieser Art zu planen, zu lernen und Erfahrung zu organisieren, etwas grundsätzlich nicht stimmen kann; dass sich bei diesen Fragestellungen, wie man schon vorher wissen und erwarten kann, was man erst nachträglich erfährt, sich, entlang anwachsender Erfahrung, selbst wenn (oder sogar erst recht dann, wenn) sie ständig im Rückblick präsentgehalten und in all ihren Details überschaut wird, keine ebenso – wenigstens allmählich – anwachsende Ordnung in unsern Erwartungen einstellen will; dass auf diese Weise entlang wachsender Erfahrung planen, im Misserfolgsfall aber besser als bisher planen zu lernen, oder, falls auch dies fehlschlägt, immerhin dies Lernen immer besser lernen zu können (vgl. Ende Kap1), ein Versprechen ist, das nicht gehalten werden kann.
Aber das ist bisher ein blosser Verdacht. Verdichten wir die Intuitionen, die ihn nähren; machen wir uns klar, WARUM es so nicht gehen kann.