1.
In der Behandlung von MODs defizienter Selbstbestimmung ist vieles unerledigt geblieben. Vor allem sind da diese unübersehbar vielen PAARE von Begriffen – sinngebend/fundierend, zwei Richtungen der Entscheider-Stufen-Anwendung aufs Material, hinreichend/notwendig, So-Dasein und So-Sein… und sicherlich noch einige weitere.
Wie gehören die zusammen?
Ist das alles irgendwie die gleiche Unterscheidung, nur in immer neuen Verkleidungen? Wie drückt man aus, was an Gehalt sich darin verbirgt?
Das wird zu erörtern sein.
Aber am Anfang dieses Kap. steht ein anderer Gedanke als Ertrag des voraufgehenden (einer der unübersehbar vielen).
Ich habe bislang, vor allem im 1.+2.Kap.ein bisschen zu wenig herausgearbeitet und klargemacht, wie sehr das MOD Kulturprogramm als Werte-Quelle über allem steht, was dort besprochen wird. Das heisst, was ERSTER STANDPUNKT genannt wurde, ist nicht so sehr Lebensentwurf, sondern eben AUCH Vergesellschaftung von Lebensentwürfen („“Lebensform“), synchron (Gesellschaftsorganisation), diachron (Generations-Projekt), und natürlich: Kulturprogramm (Individualität: generationsübergreifend, epochal).
Und die Tatsache, dass in diesem vielstufigen Entwurf sich, eins nach dem andern, jedes der genannten Themen so stark heraushebt (so sehe ich nämlich die Entwicklung durch die STANDPUNKTE hindurch), ist schon Ausdruck des Drucks, unter den dieses Programm im Verlauf seiner Umsetzung gerät.
Man kann daraus ersehen, worin die Naivität der Träger des ERSTEN STANDPUNKTS besteht: Wahrscheinlich würden sie auf Fragen nach ihren Plänen für Lebensentwurf, Lebensform, Generationsprojakt und Kulturprogramm verwundert antworten: Das sei doch alles eins und dasselbe.
Ab Abs 45 des vorhergehenden Kap wurde dann unter dem Titel „Leitkategorie“ gezeigt, wie dieses nachlässige Gleichsetzen und Ignorieren von BEFRISTUNGEN mit zunehmender MODernisierung der gesamten Lebenswelt der Sorge Platz macht, wie man als einzelnes MOD Individuum in der aktuellen Position und Situation des Epochenprozesses, der die MODerne ist, noch SINN finden oder aus dieser Position für sich machen kann: Wer das Kulturprogramm grossomodo bejaht, hat darum nicht notwendig Chancen, an seinen Fortschritten teilzuhaben oder dazu beizutragen; wer einen umschriebenen Ausschnitt daraus bearbeitet, hat keine Garantie, je zu anderen Ausschnitten oder dem grossen Ganzen aufzuschliessen, an dem er an einem kaum wahrnehmbaren Platz einen kaum wahrnehmbaren Einfluss ausübt. Von dem, was nach uns kommt, ganz zu schweigen. Und, da der Lebensentwurf natürlich dem Einzelnen am nächsten steht, ist hier schmerzlich zu bemerken: Dass von den Aufgaben, die in Abs 52 kursorisch zusammengefasst waren (als solche, die für einen Lebensentwurf, der den Namen verdient, zu lösen wären), nicht eine einzige von MOD Individuen sinnvoll angegangen werden kann. Spätestens nach den Krisen des ZWEITEN und DRITTEN STANDPUNKTS wird das sichtbar, nämlich: Das MOD Kulturprogramm, das doch letztlich zu seiner Ausformulierung muss auf die Ebene der Lebensentwürfe heruntergebrochen werden können – es ist völlig gleichgültig gegen die Frage, mit und in welchen Leben, Biographien es denn umgesetzt werden könnte. Die Utopien, die das Programm dann zum Trost der Geschädigten bereithält, unterstreichen diesen Befund: Zurück zu den Illusionen des ERSTEN und ZWEITEN STANDPUNKTs, in der Freizeit; überhaupt Befreiung von dem, was zugleich als Eigentliches erklärt wird, auf Dauer, durch Automatisierung der Produktion („Naturalisierung von Technik und Produktion“; womit sich die Produzenten also selber überflüssig machen wollen; was bleibt ihnen zu tun? – die Entwertung der Arbeit unter dem MOD Kulturprogramm bedeutet ja nichts gutes, vom Moment an, wo sie einsetzt, als ZWEITER STANDPUNKT : Konsumieren reicht, Konsumieren geht vor Produzieren); schliesslich die Utopie der Selbst-Optimierung als Mittel, um den Zumutungen dieses Programms gewachsen zu sein („Technisierung der Restnatur, vorweg unserer eigenen“).
Die Tatsache, dass da jedes Mal ein „Selbstverständnis“ (auf den Einzelmenschen bezogen, unter MOD Bedingungen heisst das: auf den Lebensentwurf) neu justiert werden muss, bedeutet also: In der Kategorien-Hierarchie DARÜBER ist noch alles intakt. Aber, damit die Lebensentwürfe wenigstens bis auf weiteres zu der ihnen vor- und übergeordneten Werte-Hierarchie passen, ist dieses vorläufige „so sind wir eben AUCH“ (zB. dass wir uns zu Spezialisten eignen) nötig.
Wie ein Schatten folgt die von Anfang an einfach einberechnete, in Wahrheit unbeachtet gebliebene „Identität“ dieser Bewegung (die sich durch DRITTEN und VIERTEN STANDPUNKT hindurch fortsetzt); das Ideal, oder der Wert, das und der mit ihr angesprochen ist, heisst: Integration („schöne, bedürfnisgerechte Mitte“ bei ALLEM, durchgehend, das wir sinnvollerweise versuchen und zweckmässigerweise tun). Schattenhaft und flüchtig tauchte sie auf: Als jene seltsam entbehrliche Zusatzbemerkung in der „pluralistischen“ Anthropologie des ERSTEN STANDPUNKTS, als das MOD Individuum sich einreden konnte, in jeder der Wertsphären, in denen es sich aus dem Stand heraus betätigen würde, sowohl objektiv als auch subjektiv motiviert zu sein: Da war, am Rand, auch die Rede davon, dass doch all diese Motive sich auf die Themengebiete der andern Wertsphären (und zwar sowohl in der subjektiven als objektiven Version) müssten ausdehnen lassen können – spätestens in der Version des Abs 31 in Kap 1, wo gefragt werden konnte, welche Motivart (passiv-stimuliert oder aktiv-suchend) denn nun die bestimmendste von allen sei – in dieser Frage ist also unterstellt, dass sie alle zur Erklärung ALL unserer Handlungen auf ALLEN Feldern herangezogen werden können. (Erst wenn das unterstellt ist, kann die Anthropologie des ZWEITEN STANDPUNKTES überhaupt als Alternative begriffen werden – etwas, das uns demgegenüber (als dem eigentlichen und Normalfall: alle Motive gleichgewichtig bei allem Handeln auf allen Themenfeldern gleich stark präsent) eben AUCH möglich ist: Spezialist sein, bestimmten Motivgruppen (Bedürfnissen?) den Vorrang vor andern geben.)
Das „Menschenbild“ aber, das die MOD Individuen von ihrer Lebenssituation entwerfen bzw. mit dem sie sich als ihr optimal angepasst denken – es ist nicht Quelle der jeweils anderen Stufen, sondern deren Derivat. Die eigentliche Bewegung durch die Reihe findet „von oben“ her, von seiten des MOD Kulturprogramms statt, das ungebrochen um- und fortgesetzt wird; von unten her hingegen wächst der Anpassungsdruck – denn (wie schon behauptet) STANDPUNKT für STANDPUNKT wird eine der Ebenen nach der andern beschädigt, auf denen sich für MOD Individuen Sinn herstellen soll, wenn ihnen ihre eigene Existenz im MODernen Getriebe erfüllt vorkommen soll.
Also auch auf dem ERSTEN STANDPUNKT bereits gibt es, ganz naiv, eine Vorstellung von diachroner und synchroner, generationsübergreifender und Generationen umfassender Entwicklung auf gesellschaftlicher Stufenleiter; es gibt Vorstellungen davon, was die Gesellschaft als ganzes, und was der Einzelne in ihr leisten kann.
Die Menschenbilder reflektieren also von „oben“ kommende Anforderungen in den Lebensentwürfen, sie behaupten, dass diese insgesamt menschengemäss seien.
Das ursprünglich schattenhaft behauptete Selbstähnliche der Identität (als frühest-beschädigter Kategorie) wiederholt sich dann für alle nachfolgend beschädigten Kategorien: Selbstähnlichkeit dient als Notbehelf, mit dem sich MOD Individuen einreden, dass die im übergeordneten Sinnfeld noch intakt erscheinende Sinnquelle sich in die beschädigten Strukturen unter ihr hinein ausdehnen lässt; wobei in der „selbstähnlichen“ Unter-Version jeweils die Sinnanforderungen der beschädigten Ebene zu erfüllen sind:
– auf Ebene der Identität ist das NICHTAUSSCHLUSS von Integration und sinnvoller Bezogenheit aufeinander der einem verfügbaren Inhalte (der Anschein dieses Nichtausgeschlossenseins wird hergestellt, indem behauptet wird, dass auch auf der Ebene der Bedürfnisse und Motive ständig ALLE 4 Motivgruppen in allem Tun zu jedem Zeitpunkt gegenwärtig sind, die als Werte in verschiedenen Lebens-Phasen jeweils mit unterschiedlicher Gewichtung und Intensität das Tun auf dem jeweiligen Themenfeld bestimmen, auf dem man als genialisches MOD Individuum sich gerade betätigt).
– auf Ebene des Lebensentwurfs (und Menschenbildes) ist es NICHTAUSSCHLUSS vom gesellschaftlich verfügbaren Material (der Anschein des Nichtausgeschlossenseins im Alltag des eigenen Lebensentwurfs von Teilhabe an den je anderen Möglichkeiten, selbst in einer Spezialistenexistenz, wird hier hergestellt durch den Schein einer Präsenz aller Kultur(spezialisten)tätigkeiten als Unter-Disziplin aller anderen – der Kollege, der mit einem zusammenarbeitet, verkörpert bereits DIESE Tätigkeit, mir nahe genug…);
– auf Ebene der Generation ist es NICHTAUSSCHLUSS von „in Zukunft“ erworbenen Errungenschaften und Fortschritten (also deren Vorwegnahme und Simulation in der Planung: Wenn schon nicht an Zeitgenossen, wird uns das ständige Fortschreiten unserer Gesellschaft, oder der Menschheit, durch das widergespiegelt, was im Lauf unseres Lebens alles in den Zukunfts-Horizont gerät und als nicht mehr bloss utopische Idee sondern konkretes Projekt ins Auge gefasst werden kann: so leuchtet das Zukünftig-Diachrone ins Synchron-Lebenszeit-begrenzte hinein: in Gestalt der erlebbaren Beschleunigung, der vergangenen Zukünfte, die sich in dem EINEN Leben bereits EINER Generation verwirklicht haben);
– auf Ebene der Generationenfolge: Das ist eigentlich die unüberbietbar höchste Ebene, aber auch sie unterliegt einer Minimalanforderung von noch höherer, der Ebene der Mentalität oder abstrakten Begründetheit ALLEN Planens und Lernens: dass da eine konsistente Optimalhypothese ist, und Material, das zu jeder Zeit die Anwendung der transzendental-ökonomischen drei Prinzipienpaare ermöglicht. (Ob oder ob nicht auch diese Anforderung mit etwas Selbstähnlichkeits-Ähnlichem simuliert wird, bleibt zu erörtern: Der Gesamtsinn, der sich Erfolg für Erfolg im Fortschritt der Wissenschaft und konkretisierten Selbstoptimierungs-Experimenten (Stammzellen! Klonen! entwicklungs-neurologisch aufgeklärte Kleinkind-Pädagogik) stückweis materialisiert, die MOD Optimalhypothese entlang des sich ausweitenden empirischen Wissens konkretisiert).
2.
All das war seinerzeit in Kap 3 bereits allgemein für alle Spalten und speziell für MOD ausgeführt worden als Schicksal der jeweiligen „Leitkategorie“ (oder Paares solcher Kategorien) durch die STANPUNKTE bzw Zeilen hindurch: Personalität Mentalität für OPP; Mentalität/Individualität für REL; Individualität/Lebensentwurf und -form für MOD.
Also eine „Grenze“ sinkt ab zwischen den beteiligten Kategorien der Paare. Dabei ist etwas in den Hintergrund getreten, dass es eine komplementäre Reihe gab, nämlich der Stufengruppen unterhalb der jeweiligen Grenz-Kategorien, diese Gruppe in jeder der drei Spalten wurde die „bewegliche“ genannt. (Die anwachsend oberen und als immer genauere Selbstbestimmung verstandene Kategorien-Kombination hingegen hiess „Rationalitätsblock“ – es wurde darin letztlich immer genauer, von Spalte zu Spalte, bestimmt, jeweils unter Einbeziehung der nächst dafür anstehenden Stufe, worin die eigene Rationalität und Zurechnungsfähigkeit als Person bestehen würde.)
In NACHMOD bleibt als letzte solche „bewegliche“ Gruppe oder als einzige Stufe in diesem „Beweglichen Block“ nur „Identität“ übrig:
OPP:
Pers (einstufiger Rat-block)
—-
Ment (4stufiger Bew.block)
Ind
Leb
Id
REL:
Pers
Ment (2stufiger Rat.block)
—-
Ind (3stufiger Bew.block)
Leb
Id
MOD:
Pers (3Rat)
Ment
Ind
—-
Leb (2 Bew.)
Id
und somit
„NACHMOD“
Pers
Ment
Ind
Leb
—-
Id (einzige Stufe des Bew.)
Bitte – was heisst das?
Zunächst einmal: Die Vorstellung von dem, was rational vorab festgelegt ist, mit dem Person-Sein, scheint immer umfangreicher, oder auch PRÄZISER zu werden.
Umgekehrt: Das VARIABLE an der Person wird immer weiter reduziert.
Überraschend: Eine Kategorie, die mit BEDÜRFNIS assoziiert ist, wie Identität – die die Brücke schlagen soll von Bedürfnis zu dem, was ein Leben lang andauern soll (und normalerweise einem Lebensentwurf folgt, auf ihn angelegt ist) – soll die einzig variable, also einzig mit LERNEN und zunehmender Erfahrung sich wandelnde (also doch wohl auch: sich ausdifferenzierende) Kategorie sein? Aber der Exkurs über Bedürfnisse zeigte, dass da in uns durchaus etwas bereitliegt, in Gestalt unserer Neugier- und Verstehens-BEDÜRFNISSE.
Und noch etwas ist zu bemerken.
Das, wo der Strich jeweils läuft, in den Spalten-Darstellungen eben, war „Durchdringungszone“ genannt worden: Die Grenze, hiess es eben schon, oder eben die Durchdringungszone SINKT in den Spalten immer weiter ab. (Von unten her kam der Stoff (und überhaupt Stoff) aus „fundierenden“ Kategorien, von oben kam das „Sinngebende“… in die Zone hinein).
Oberhalb steht, was in der höchsten STANDPUNKT-Stufe zur LEGITIMATION dient, wobei auch die STANDPUNKTE davor Legitimationsversuche darstellen, die freilich scheitern.
Unterhalb davon steht, was in diesen Legitimationen vernachlässigt ist, und von den VERMITTLERN der jeweiligen Spalte/Reihe als solches Fehlendes aufgedeckt wird.
Allerdings nicht unbedingt als so wie hier stehend Aufgeschlüsseltes, sondern womöglich eher als BLOCK – nämlich als „beweglicher Block“ der jeweiligen Spalte.
Die Vermittler machen GEGEN die Legitimation, spätestens auf deren höchster Stufe, und angesichts andauernder Konflikte (deswegen besteht ja Vermittlungsbedarf – auch dann noch, wenn die Konflikte nicht wie in der ersten Spalte letztlich in Gewalt zurückführen, sondern nur in Gesellschafts- und Kooperationszerfall, Rückzug in kleine Gruppen und Sekten, wie in der zweiten, oder in destruktive Sinnlosigkeits- und Ausschlusserfahrung aller am gesellschaftlichen Betrieb Beteiligter in der dritten), geltend, dass es etwas noch nicht Berücksichtiges gibt, das in die konfligierenden STANDPUNKTE eingeht, und variabel ist. Die Momente dieser Variation müssen begriffen werden, die relevanten Erfahrungsinhalte müssen an die streitenden Parteien gelangen, sodass hier Gleichstand herrscht. Aber es muss AUCH ein weiteres Element existieren, mit dem über die Berechtigung von Variationen auf Dauer zu entscheiden ist: Entdeckung des fehlenden Elements des eigenen Rationalitätsblocks, des untersten im Rationalitätsblock der folgenden Spalte. (Das wiederholt sich zweimal in historisch epochen-umwälzender Form: von OPP zu REL, von REL zu MOD).
Bei dieser Gelegenheit bemerkt der Vermittler, dass die betreffende Kategorie in seiner eigenen Planung und Lebensführung fehlt, und es somit noch garkeinen rationalen Inhalt zu vermitteln gibt – nicht von ihm jedenfalls. Er wendet sich darum vom Vermitteln und Verhalten-zu anderen ab, weil er sich genötigt sieht, sein Weltbild neu aufzubauen.
Spätestens an dieser Stelle bricht dann auch die Traditionslinie ab, die Erfahrung des Vermittelns wird nicht mehr tradiert.
Der Vermittler gleich welcher Spalte muss, als solcher, sich, ERSTENS, klarwerden darüber: Was allen seinen Adressaten gemeinsam ist? und: Warum die Kategorie, mit der sein Vorgänger, der autoritär-egalitäre Legitimierer (der jeweiligen Spalte) versuchte, Gleichheit zu definieren, dieses allen (Personen)(als Personen) Gemeinsame noch nicht erschöpft. Die allen Formen des Legitimierens gemeinsame Grundformel (bislang nur Arbeitshypothese, gewonnen in Analogie zum (ebenfalls nicht endgültig feststehenden!) Verlauf in MOD; noch nicht bewiesen!) lautet: Das Legitimieren versucht, die ihm selbst unzulänglich erscheinende Formel für das „allen“ (personal-Pronomen; also Personen) Gemeinsame näher zu bestimmen durch hinzukommende Kategorien; die erweisen sich durch die Praxis, die durch die vermeintliche Rationalität des jeweiligen Weltverhältnisses (festgeschrieben als das, was allen gemeinsam ist) reguliert wird, als immer wieder nicht zutreffend: Sie begründen Forderungen und Anforderungen, aber immer wieder ergibt sich die Erwartung, und zwar die sichere, dass eben Personen als solche diesen Anforderungen und Forderungen nicht genügen WERDEN (das steht fest: es ist zu erwarten, dass der Forderung nicht genügt wird, heisst: die Forderung kann so noch nicht legitim sein). Das Legitimieren arbeitet sich dabei voran durch Stufen, von denen die erste (wenn sich das so bewahrheiten sollte), auch ERSTER STANDPUNKT oder Übergriffsmodus genannt), mit etwas auf Identität Bezogenem zu tun hat: nämlich damit, dass es bei der Vergesellschaftung unter der („beweglichen“) Leitkategorie, die sich in der Spalte entfaltet (erste unter dem Strich in den Listen oben: Mentalität in OPP, Ind. in REL, Lebent/form in MOD), als erstes vernachlässigt wird; auf der zweiten Stufe zusätzlich mit etwas mit Lebensentwurf und -form Zusammenhängendem, auf der dritten zusätzlich mit Individualität, auf der vierten mit Mentalität.
Also eine Art Tabelle, wo dieselbe Liste einmal Spalten konstituiert, zum andern Zeilen, freilich nicht in derselben Reihenfolge, und auch nicht so aufgefasst, dass nur Einzelpunkte darin aufgeführt werden, sondern eher sind die Einzelpunkte Grenzmarken von Teilmengen, an der jeweiligen Teilungsgrenze. Ich skizziere das jetzt im Detail, was auf eine Skizze des Ganzen der 3×3 Tabelle hinausläuft, für ein wirkliches Verständnis der VIER STANDPUNKTE in MOD kommt man um diese Anstrengung wohl nicht herum. (Man kann sich dann etwas mit der Aussicht trösten, für den 2.Teil dieser Überlegungen zur MODerne erheblich besser gerüstet zu sein als bisher.)
3.
Der Legitimierer braucht ein VERSTÄNDNIS der Abweichung der „Andern“; verstehen heisst: das Zustandekommen ihrer widersprechenden Einstellungen aus dem gemeinsamen Regelapparat heraus rekonstruieren – der muss also dem Legitimierer soweit vor Augen stehen. Was nicht rekonstruierbar ist, ist auch schon verrückt, unverständlich. Aber er muss auch das Andersartige der Andern erkennen, den GRUND der Abweichung, das Andere der Andern, das es BEGRÜNDET, warum sie andres wollen, als er für sie vorsieht (wo er doch alles berücksichtigt hat – sonst würden sie ihn ja von der Richtigkeit ihrer Absichten usw auch in SEINEM Sinne überzeugen). Etwas an den andern leuchtet nicht ein; um diese Differenz dreht sich in den Spalten alles nein nur in der 1. bzw wenn es in die 1.spalte zurückgefallen ist. Legitimation dient der Selbstvergewisserung (die anfangs so noch nicht da ist – es gibt das naive Vorschlagen, Auffordern – dann, angesichts der Erwiderungen der Andern ein modifiziertes, aber nun auch gültiges Fordern – und angesichts ihrer fortgesetzten und auf Anhieb unverständlichen Weigerung, sie zu erfüllen (oder umgekehrt, Beharren der andern auf unverständlichen, unbegründeten Forderungen) die Arbeit am Verständnis: Wie ist das einzuordnen, wenn die Andern nicht gleich für unzurechnungsfähig erklärt werden sollen.)
Die Tatsache, dass sich dies Erklären in allen drei Spalten immer wieder durch die gleichen Kategorien durcharbeitet (wenn auch mit jeweils sehr unterschiedlicher Modalität, in der sie auftauchen), zeigt, dass diese Kategorien zur Grundausstattung des Denkens über soziale Verhältnisse gehören; freilich braucht es einige Zeit, bis an sie gedacht, die betreffenden Kategorien bewusst und sie ausdrückende Begriffe zur Routine geworden sind. Darin, dass DIESE Kategorien bemüht werden, kann also der Fortschritt innerhalb der Zeilen, die sich auf Legitimieren und Vermitteln beziehen, nicht bestehen. Die Kategorien sind im Prinzip so verfügbar wie die des einfachen Entscheidens.
Aber genau welche?
Nicht Identität; denn die stellt (nach dem was vorher schon oft gesagt wurde) nach meinem Sprachgebrauch hier eine Beziehung dar zwischen Bedürfnissen/(gespürte) Leistungsgrenzen und den langfristigen Entwürfen und Erwartungen für die gesamte Lebenszeit; wenn aber die Beziehung nicht infragekommt, dann vielleicht das Bezogene; und so behaupte ich es:
Die ersten beiden STANDPUNKTE sind befasst mit Bedürfnis (der ERSTE oder Übergriffsmodus), und mit dem für eine Lebenszeit Erwünschten, Entworfenen, Erwarteten (der ZWEITE).
Der DRITTE ist befasst mit dem Verhältnis dieses Erwünschten in der Lebenszeit jedes Einzelnen, zu dem aller Andern neben ihm.
((beides 2.STP, wird später korrigiert, der hier genannte VIERTE ist der DRITTE; inhalt des VIERTEN ist: das durch alle veränderungen hindurch gleichbleibende. alles später richtiggestellt.))
Der VIERTE mit der Veränderung dieses Verhältnisses durch die Zeit hindurch, also dem Tradieren und kulturellen Lernen.
Darin sollen sich also die drei Spalten in ihrem vertikalen Aufbau gleichen. Die Frage ist dann, wodurch sie sich unterscheiden, bzw. welcher Fortschritt sich an diesem Basismaterial dann durch die hindurch entfaltet?
Legitimation ist, grob gesagt, die Begründung, warum (oder Art der Erschliessung, wie, welche) Inhalte möglicher eigener Absichten, oder auch Forderungen (die uns nicht gleichgültig sind, und auch nach bestimmten Einwänden der Andern aufrechterhalten werden) „zurecht“ aufrechterhalten werden; zugleich verbindet sich damit eine Art, die Einwände der Andern der eignen Begründungsweise zu subsumieren bzw. den Einspruch, den sie darstellen, zu entkräften: Indem ihr widersprechender Inhalt entwertet wird, in einer Weise, die auch sie einsehen MÜSSTEN – man DARF diese Einsicht von ihnen ERWARTEN. Daran, dass sie es dann immer wieder regelmässig nicht TUN; scheitert das Legitimieren: Zunächst von Stufe zu Stufe, zuletzt, nach Erreichen seiner Maximal- und Endform, endgültig (es geht dann ins Vermitteln über).
Ich betrachte den Durchgang durch die erste Spalte, und frage zunächst: Welches Problem wird eigentlich durch die Legitimation zu lösen versucht? Wir haben einen Plan, der eigene Absichten und darin gut begründete Absichten-für-Andere (oder Vorschläge) enthält; angesichts dessen, was andre uns sagen (vor allem über sich, ihre inneren Zustände), beharren wir darauf, oder ändern einiges; wenn wir diesen Prozess für beendet erklären, und alles uns relevant Erscheinende gesagt ist (das kann auch von vorneherein so gewesen sein, dh wir haben uns garnichts von den andern sagen lassen bzw alles, das sie sagen könnten, für nicht plan-relevant erklärt), dann können die Andern natürlich weiterhin von uns verlangen, was wir nicht tun wollen, und nicht tun wollen, was wir von ihnen verlangen. Wenn und sofern wir dann unsere Absichten und Forderungen für einen Unterschied machend und zugleich, an den Widerspruchsstellen, für die begründeten, die ihnen widersprechenden hingegen für die nicht oder falsch begründeten (oder erschlossenen) halten: Dann brauchen wir für die Widerlegbarkeit des Anspruchs der Andern, oder die Unerheblichkeit von deren Gründen, einen GRUND. In der ersten Spalte haben diese Gründe, Zeile für Zeile, die Form: dass ihre Gründe, in UNSERE Begründung eingesetzt, keinen Unterschied machen, bzw. als nachrangige zu behandeln sind; sie treten uns nicht auf gleicher Relevanz-Ebene gegenüber, nicht auf Augenhöhe. Indem wir das sagen, sagen wir natürlich zugleich, wie ein Vergleichbares und vergleichbar Begründbares wie das, das wir fordern und beabsichtigen, beschaffen wäre, worin also wir uns vergleichen wollen mit Andern und für vergleicihbar hielten, wenn da etwas Vergleichbares wäre. Wenn der Widerspruch aus der Welt geräumt werden soll, dann so, dass wir behaupten: Alles Vergleichbare ist gleich, und das Unterscheidende ist unerheblich. Zeile für Zeile wird dabei zunehmend zugegeben, dass die Andern gerade in ihrer ANDERSARTIGKEIT in vielen Hinsichten uns vergleichbar sind: Dass man auf ganz andere Weise, mit anderen Inhalten, sein kann wie wir. Auch wir könnten anders sein und wie sie, warum beharren wir auf dem unsrigen? So bilden wir den Unterschied aus zwischen (wiederum) einem Anderssein, das unerheblich, und einem, das entscheidend ist: Wir entwickeln einen BEGRIFF davon, was es heisst, „wie WIR“ zu sein – was dafür notwendig ist, was hinreichend oder gleichgültige Zutat. Aber noch mehr: Es gibt den Anteil des „wie man/wir AUCH sein könnte“, also des indifferenten Unterschieds; wenn die Andern uns in JEDER dieser AUCH-Hinsichten widersprechen, in denen wir dies Zugeständnis des AUCH Begründeten, ebensogut Begründeten machen können, kann unser Beharren nur auf eine nächst höhere Begründungsstufe sich zurückziehen: Erst von IHR aus, dieser höheren Warte, diesen übergeordneten Gründen, gilt es einen Unterschied zu machen, ist der Unterschied zwischen den Auchs, der dort unerheblich war, entscheidend. Auf diese Weise arbeiten wir uns durch die Struktur unseres eigenen Begründens hindurch; die Erkenntnis, die wir dabei gewinnen, oder was wir uns davon bewusst gemacht haben, ist leider unzulänglich: der VIERTE STANDPUNKT. Das sehen ihm seine Träger freilich so schnell nicht an, sonst würden sie dort nicht stehen bleiben können. Gehen wir das Gesagte durch die VIER STANDPUNKTE oder Zeilen der OPP-Spalte durch; sie wurden, hypothetisch vorwegnehmend, in voraufgehenden Untersuchungen genannt: Psychologisieren (der ERSTE oder Übergriffs-STANDPUNKT), und dann, nach dem Durchgang durch eine gewalt-tätige Auseinandersetzung, im grössten Masstab, einen Krieg: der ZWEITE: Vertrag (und Diplomatie, Verhandeln); der DRITTE: Recht (Herrschaft, Klasse, Eigentumsordnung); der VIERTE: Staat (Demokratie, Sozialismus, gerechte Verteilung).
4.
Wir gehen in die Auseinandersetzung hinein mit kollektiven Plänen hinsichtlich dessen, was wir wollen und die andern (wenn überhaupt sie darin vorkommen) sollen, die begründet sind nach OPP-Manier; die muss und wird uns normalerweise keineswegs klarsein, wir betätigen sie implizit. Das heisst: Wir sprechen mit Andern, behandeln sie – spätestens in dem wir sie auffordern oder ihnen befehlen, unsere Forderungen begründen, ihre Einwände berücksichtigen (oder verwerfen), ihnen drohen usw.- zunächst einmal als Verhandlungs-, Zurechnungs- Einsichts- und Sprachfähige (abgestuft nach Alter; das Maximum sind „Erwachsene“ oder solche, die wir als Erwachsene, Nicht-Gestörte usw behandeln und verstehen; das sind alles praktisch höchst wichtige Kategorien – spätestens im Umgang mit FREMDEN und (ganz) ANDERN; denn erst dort entsteht ja überhaupt die Differenz zwischen unsern Vorschlägen und ihren, unserer Weise sie abzuleiten, und ihren).
Wir begründen in OPP Manier; grundlegend ist, was WIR als Normalität ansehen, und als (aus deren Perspektive) uns beeindruckende Herausforderung, diese Ansicht abzuändern (vorsichtiger zu werden in bestimmten Hinsichten, oder optimistischer usw); WAS wir versuchen, beruht auf sich (zur Verwertung) anbietenden Chancen und Risiken, oder Abwandlungsmöglichkeiten entlang von Ähnlichkeitsreihen gegebner Verfahren.
An all dem ist nichts unbedingt Gültiges, weder notwendig immer zu Beachtendes, noch irgend immer Hinreichendes, die Geltung von allem und jedem darin hängt von noch nicht erörterten, erwogenen und ins praktische Kalkül gezogenen Bedingungen ab; um die wir uns, selbst wenn wir an diese Tatsache, dass wir nicht erörtert usw haben, denken würden (was wir als OPP kaum machen) nicht kümmern wollen. Vorerst. Die Bedingungen der Andern sind freilich andere, sie kümmern sich um IHRE, um wiederum unsre nicht, so hauen wir uns unsere Gründe wechselseitig um die Ohren, die uns wechselseitig jeweils nichts gelten, und bald hauen wir nicht mehr nur mit Gründen; der Streit kommt so seiner Aufklärung nicht unbedingt näher, bloss, dass wir irgendwann (aus Erschöpfung) das Streiten sein lassen werden.
Zuvor aber: Welche Erklärung haben wir für den Widerspruch der Andern? – wenn wir doch ihre tatsächlichen Gründe ignorieren und für unerheblich erklären – weil sie UNSEREN massgeblichen Gründen widersprechen, da wo wir sie aufrechterhalten gegen diesen Widerspruch, aber keine weiteren Gründe wissen (die Einwände der Andern, die uns eingeleuchtet haben, haben wir da längst schon übernommen; aber das ist eben nur BEDINGT der Fall… (und nicht aus PRINZIP; dieses wäre allerdings einmal ein legitimatorisches; von dem sind in OPP Manier Planende oder „Normalplaner“ um Welten, oder besser: Epochen, entfernt.)
Die Erklärweise, auf die wir zurückgreifen, ist das PSYCHOLOGISIEREN der andersartigen Begründung: Sie ist nicht auf derselben Ebene wie unsere (die anderen sind in dieser Hinsicht uns nicht vergleichbar, ihre Gründe den unsrigen nicht), weil sie garnicht ernstgemeint ist; verantwortlich für das, was die Andern wollen und von uns verlangen, sind an sich flüchtige innerseelische HINDERNISSE von der Art, die aus dem Weg zu räumen sind, wenn ein an sich für vernünftig Gehaltenes (das diese Hindernisse nicht berücksichtigt; die Möglichkeit, sich in dieser Weise über Entgegenstehendes hinwegzusetzen, ist allerdings im Denken des Normalplaners sehr gegenwärtig – ebenso wie die Möglichkeit, solche Hindernisse plötzlich sehr ernst zu nehmen!) unter Anstrengungen, Verzichten, Vereinseitigungen durchgehalten und (gegen sich selbst) durchgesetzt wird. Nichts liegt einem Normalplaner näher, als diese seine Verfahrensweise mit sich selbst auf sein Verhältnis zu Anderen und deren von seiner abweichende Begründung bzw Entscheidung zu übertragen; das Unterlassen derselben Schritte oder Bewertungen, wie er sie von sich aus für sich und andere vornimmt, ist ihm Ausweis derselben Einstellungen, wie er sie sich selbst attestieren würde im Angesicht seiner tatsächlichen Entscheidung: Würde er nicht wollen, was er will, so würde er sich selbst Disziplinlosigkeit und dergleichen vorwerfen (nämlich, anderes zu wollen als das nun einmal vorrangig zu Wollende und Beschlossene), oder aber Willensschwäche (Unfähigkeit, das Beschlossene auch über Leistungs- und Erschöpfungsgrenzen hinweg, ebenso auch angesichts von Verzichts-Notwendigkeiten durchzuhalten). Wollen und „Durchhalten“ wird zur Tätigkeit zweiter Stufe, die sich auf das ursprüngliche Beschliessen und sein Ergebnis bezieht – mit einer eigens zu kultivierenden Entschlossenheit zweiter Stufe (die sich auf verschiedenste Beschlüsse beziehen lässt: etwa „Diszipliniertheit“, „Verzichtsbereitschaft“, „Durchhaltewillen“ usw) und Befähigungen zweiter Stufe: Willenskraft, Energie, Zähigkeit… (Trainierte) Fähigkeiten und (kultivierte) Neigungen und Dispositionen zweiter Stufe lassen sich dabei kaum auseinanderhalten, es sind schlicht Leistungs-Bereitschaften; wenn sie (hypothetisch) zerlegbar sind in eine Entschlossenheits- oder Wollens- und Neigungskomponente, und einen Fähigkeitsanteil, so allenfalls darum, weil das jeweils verantwortlich zu machende Moment eine je unterschiedliche Erklärung für seine Schwachheit und/oder Strategien seiner Kräftigung nahelegt: Mangel an Disziplin hat zu tun damit, dass man sich mit ablenkenden, schwächende Neigungen stimulierenden Reizen umgibt, sich ihnen aussetzt und überlässt, die man zu meiden hätte; Mangel an Willenskraft hingegen gilt als überwindbare Schwäche, die unspezifisch und für beliebige Einsätze zu trainieren wäre – eine innere Grösse, unabhängig von äusseren Reizen. Als Alternative zu dieser mangelnden „Entschlossenheit und Befähigung zweiter Stufe“ gibt es nur den vernichtenden Befund der fehlenden Befähigung und Begabung, ausbleibenden Kraft, Energie, Tüchtigkeit – in den betreffenden Punkten; im Verhältnis zu Andern bedeutet das: Sie werden als Kooperationspartner abgeschrieben, man traut ihnen nichts zu.
Die Zuschreibungen lassen sich dann auch umkehren, um Forderungen zurückzuweisen: Entweder sind die unterstellten Leistungsparameter überzogen, da überschätzt jemand gewaltig seine und die Möglichkeiten anderer; oder: eine Ausnahmeleistung lässt sich nicht auf weitere Fälle oder andere Personen übertragen, ein Sonder- oder Zufall von Person oder Ereignis-Konstellation lässt sich nicht, durch kein Training, keine Regel-Ausnutzung auf Dauer stellen. (Das wiederum auch zur Entschuldigung im Negativ-Fall: die Fehlleistung, die Schwäche war eine Ausnahme, es wird sich nicht wiederholen. Ausnahmepersonen, deren Ausfälle sich – krankheits-, veranlagungsbedingt – nicht verallgemeinern lassen, gibt es auch.)
In all diesen Raisonnements bleibt die Begründetheit (Mentalität!) der Zielsetzung, für die man sich ertüchtigen soll oder in deren Umsetzung Schwächen und Ausfälle zu beklagen sind, unangesprochen, mit ihr die Zielsetzung. Das geschieht spätestens im Umgang mit solchen, denen Ziele auferlegt und von denen Umsetzung gefordert wird, in deren Verlauf ihnen Unfähigkeiten und Schwächen zugeschrieben werden: Dass sie ANDERE Gründe HABEN (und nicht nur als Vorwände geltend machen) könnten, wird nicht einmal erwogen oder für möglich gehalten. Was ein (zulässiger) Grund und Gesichtspunkt ist, auch und gerade, wenn es um Ausführbarkeit und Leistbarkeit von Ziel-Vorgaben geht, entscheidet der Psychologisierer immer nur selbst. Objektive Erfahrung, die immerhin AUCH in seine Versuchs-Entwürfe eingeht, scheint kaum je einmal als GRUND auch für andre zu gelten, wer nicht von selbst anerkennt, was einem eingeleuchtet hat, dem ist es auch nicht zu vermitteln.
5.
Der geringe Stellenwert objektiven Erfahrungswissens ist ein grundlegender Zug des „Normalplanens“ (und -Lernens): Wissbarkeit (mögliche Beherrschbarkeit), Riskantheit (aber auch Chancenhaftigkeit, speziell: Chance der Bewältigbarkeit mit gegebnen Mitteln), Gewissheit (Gewusstheit, zusammen mit dem vorhergehenden: Regularität; Bewährtheit) werden als Quasi-Gefühle und innere Zustände behandelt, deren Gefühlsqualität es zu erspüren und abzuklären gilt. Anders ausgedrückt, das Ausmass, in dem man überhaupt objektives Wissen und vor allem die Möglichkeit des Nichtwissens, der Anfälligkeit für Versäumnisse in Schadensvorsorge und Chancen-Nutzung, auf das eigne Entscheiden Einfluss nehmen lässt (die es grundsätzlich deprimieren, in seinen vermeintlichen und experimentell auszulotenden Möglichkeiten massiv reduzieren würden), ist seinerseits durch Gefühle und Erfahrungen damit, nämlich gegenwärtige und vergangene (durch vergangene Erfahrung geprägte) Erwartungsaffekte (Hoffnungen, Ängste, Deprimiertheiten usw) bestimmt. Den Umgang mit diesen Affekten in all ihren Verlaufsformen kann man aber wiederum durch (letztlich ebenso bestimmte oder bestimmbare) PRINZIPIEN regulieren: Optimismus, Nicht-Aufgeben, Durchhalten lassen sich eben (zusammen mit den sie ermöglichenden Tüchtigkeiten) kultiivieren und trainieren. In Gestalt psychologisierender Kritik der betreffenden Einstellungen ist es somit, dass erstmals im normalplanerischen Denken etwas wie PRINZIPIEN am Horizont auftauchen, in denen man mit den Adressaten der Kritik übereinstimmen müsste und will, weil sie allem variablen Begründen vorausgehen, und seine Geltung gewichten und bewerten.
Vor allem wird dem normalplanerische Denken dabei etwas über es selbst klar – wenigstens schattenhaft.
In seiner Zerlegung (man kann durchaus sagen: Analyse) des Seelenlebens aller Beteiligten tauchen die grossen Blöcke an Motiven, Gründen, Gesichtspunkten auf, die Einfluss auf sein Entscheiden und Bewerten, gerade auch in kognitiven Hinsichten (Wissbarkeit usw) haben.
Kontingent sind diese Blöcke insofern, als sie sich zufällig auf die Beteiligten in Konflikten verteilen – es gibt keine Notwendigkeit für jemanden, aus DIESER Normalität heraus seine Entscheidungen zu treffen, oder DIESE zufällige Geschichte von Erfolgen und Missgeschicken (bezogen auf seine Ausgangserwartungen) absolviert zu haben. Insofern ist eben alles BEDINGT (ein anderer Name für diese Kontingenz).
Aber sofern eben diese zufälligen Ausgangspunkte und Verläufe zu (auch nur vermeintlichen) Regularitäten, stabil, berechenbar (und was wünscht sich ein OPP Planender mehr, auch bei seinen Kooperationspartnern?) geführt haben, werden sie gruppiert; dabei spiegelt die subjektive Zusammensetzung die objektive wider:
Normalität hat die betreffende Person GEPRÄGT, ihre Herkunft, ihre Horizonte; ein solcher Bestand des prägenden wird in jeder psychologisierenden Analyse dringend erwartet, es kann nicht sein, dass da nichts ist: Soweit hat sie kategorialen Charakter.
Der andere grosse Bereich ist das Individuierende, die Biographie, die die Grund- und Ausgangsprägung durch Normalität überlagert: die eigentliche ERFAHRUNG, die freilich wirkte und verarbeitet wurde immer im Licht der ursprünglichen Prägung.
Beides wirkt zusammen, falls da noch Unterschiede sich auftun, werden sie unbekannten Faktoren X, Begabungen, Veranlagungen, zugeschrieben.
Herauskommt die Zentralkategorie des psychologisierenden Denkens, der CHARAKTER (oder die Persönlichkeit).
Soweit man sich bei jemand auf etwas verlassen kann, ist es DIES an ihm, worauf man sich verlässt.
Vorausgesetzt, er weist überhaupt Verlässlichkeit auf.
Denn, jenseits dieser Positiv-Bestimmung, kennt der Normalplaner aus seiner eigenen Begründungslogik ein weiteres, unbestimmt grosses Gebiet des AUSSCHLUSSES, und das sind die als nicht lohnend, nicht hinreichend bewährt, nicht gewiss, nicht gewusst ausgeschlossenen Risiken und Chancen, die jenseits der Grenze dessen liegen, was rein gefühlsmässig (auch unter günstigsten Bedingungen) für ihn drin ist (oder ihm droht; bezogen auf seine Praxis hat diese Dimension nämlich diese zwei Pole, womit besten- und womit schlechtestenfalls zu rechnen ist).
Übertragen aufs und übersetzt ins Inner-Seelische, lautet diese Kategorie (das Korrelat des genannten Äusseren): FÄHIGKEIT. Vor allem verächtliche Schwäche und Unfähigkeit, wo einer hinter dem Planer zurückbleibt; ebensogut aber auch Überlegenheit, die er für seine Zwecke gewinnen möchte. ((Die Überlegenheitskategorie ist dabei (hier, von mir) insofern zu vernachlässigen, als sie immer eine (zu verwertende, oder aber auch zurückzuweisende) verführerische Chance darstellt, die ein Normalplaner in der ein oder anderen Weise in sein welt-bezogenes Planen (das er wiederum zum Ausgangspunkt seiner Pläne mit andern macht) einbezieht; zumindest verlangt sie ihm eine Stellungnahme ab. Überlegenheit, in diesem Sinn, kann auch eine Kollektiv-Eigenschaft sein – Zugehörigkeit eines Adressaten seiner Forderungen zu einem überlegenen Kollektiv kann auch wesentlicher Bestandteil von OPPs Real-Planung sein.))
In diese Kategorie Schwäche, Unfähigkeit ist nun alles verbannt, was für einen OPP- also Normalplaner an Differenz und Verweigerung gegenüber seinen Anträgen und Forderungen bei Andern angetroffen werden kann und NICHT unter die Charakter-Rubrik gebucht werden kann.
Dabei hat OPP auch die Möglichkeit, angesichts vorab zugeschriebener Charakter-Dispositionen auf beiden Seiten, bei den Andern UND ihm selber, auch einmal SICH SELBST die Unterlegenheit und Unfähigkeit zuzuschreiben. Ob aus diesem Gefälle eine vertrauensvolle (autoritäre) Aufgabe eigenen Urteilens und selbst-entmündigendes Sich-in-die-Hände der Andern Begeben resultiert, oder ein ewiges Ressentiment, oder es einfach als Teil des gesamten Weltzustands, auf den man sich einzurichten hat, neutral akzeptiert wird: Das bleibt wieder OPPs erratischer Planung überlassen; aber das ist (wie eben schon gesagt) die Art, wie er „Überlegenheit“ (auch überlegenes Drohen) verarbeitet: Da schaltet er nämlich um und korrigiert seine Weltsicht und Plan, oder passt sie an, hat sie längst angepasst.
Hingegen die vielfältigen Unfähigkeiten der Andern ändern an unserer OPP Planung und ihren Prioritäten nichts, limitieren sie nur; indem Handlungsspielräume der andern eben dafür nicht verfügbar sind; immer vorausgesetzt, wir deuten ihre Verweigerung als Unfähigkeit, statt als korrekturbedürftiges Charakterproblem und VORWAND, Ausflucht, Heuchelei. Zum Psychologisieren gehört der Streit über die Wahrheit von Deutungen, wobei deren Anerkennung unmittelbar Konsequenzen hat: Du sollst, weil du kannst. Anderslautende (von uns nicht übernommene) Gründe der Andern sind jederzeit psychologisch deutbar, als nicht ernstgemeint, bloss vorgeschoben; Teil unserer Deutung der Äusserungen der Andern können in Zuschreibungen „eigentlicher“, so aber nicht geäusserter Einschätzungen, Motive, (Un)Wissen usw bestehen, die allesamt massgeblich die widersprechende, verweigernde oder anderer fordernde Position der Andern erklären helfen – zusammen mit Charakter und Unfähigkeit.
Auf dem Prüfstand stehen somit fast ALLE Äusserungen der Andern, da ist nichts, das nicht mit einem „das sagst du nur weil“ bezweifelt werden könnte.
6.
Der Verlauf durch die OPP-Spalte, um den es hier (in groben Zügen, Details müssen später behandelt werden) geht, ist der in den Untersuchungen zu „Gewalt, Vertrag, Staat“ skizzierte. Die dort gegebne Darstellung muss allerdings modifiziert werden. Kriege aller Art, auf jeder Ebene der Vergesellschaftung (nun gut, nicht jede, etwa familiäre, Auseinandersetzung verdient den Namen, auch wenn sie in Gewalt endet: die Gewalt-LOGIKEN sind dennoch die gleichen!), drehen sich anfangs um ALLE in den Übergängen genannten Themen, die Kriege der speziellen Art schliessen jeweils EIN Streitthema aus der Liste aus, und so reduziert diese sich: Bis im gerechten Staat jeder Anlass zum Kampf verschwunden sein MÜSSTE – wenn nur die andern Bewohner dieses Staates, ausser den eigentlichen Befürwortern und eigentlichen Staatsbürgern diesen Standpunkt teilen würden.
(Nicht zu vergessen: Diese ganzen Betrachtungen werden angestellt, um die Analyse des Gangs durch die VIER STANDPUNKTE der MOD Spalte auf eine breitere Grundlage zu stellen – nämlich die zumindest grob entworfene Architektur der 3×3 bzw 3×4 Tabelle.)
Dass alle gegenüber dieser umfassendsten Anfangs-Sicht beschränkteren späteren und – nach schmerzlichen Erfahrungen – gereifteren Standpunkte der Spalte in den ersten Standpunkten der drei Spalten enthalten sind, wurde so bisher weder für die OPP- noch die MOD-Spalte gesehen.
Das zuerst Ausgeschlossene (beim ersten Krisen-Übergang vom ERSTEN (Übergriffs-) zum ZWEITEN STANDPUNKT der Spalte) muss entsprechend weit gefasst sein, derart dass die nachfolgenden Standpunkte darin (auch) Platz haben; wenn sie sich nicht in den Vordergrund drängen, dann darum, weil die erste unspezifische Sichtweise, also der Übergriffsmodus, diese in ihm enthaltenen Möglichkeiten erst einmal verdeckt:
Für die OPP-Spalte stellt sich das so dar: Der erste „Krieg“ wird geführt um die Anerkennung der Anderen als Verhandlungspartner, um die Geltung ihrer Selbst-Zuschreibungen, Absichten, Vorschläge, Forderungen und Gründe: Ein selbstherrliches Anerkennen des einen Grundes und Wegwischen anderer (nach dem Muster des „das sagst du nur weil…“) durch einen Beteiligten an den Verhandlungen ist dann nicht mehr möglich; also Psychologisieren wird nicht mehr erlaubt (höchstens intern, indem über die geheimen Motive des andern Mutmassungen angestellt werden – nicht aber in direkter Rede mit ihm; es sei denn als offene Anfrage an ihn); genau darin besteht wechselseitige Anerkennung als mögliche Vertragspartner. Basis dafür ist die Anerkennung der Andern als ebenbürtig BEFÄHIGTE es geht um urteilsfähigkeit!!, die somit Kooperationspartner sein könnten (wenn sie dazu motiviert sind, spätestens durch für uns lohnende Gegengaben), oder aber sich gegen unsere Versuche sie zu zwingen (oder ihnen zu drohen) wehren können, und unser Zwingen und Drohen (spätestens mit Gegendrohungen) kostspielig werden lassen könnten; es ist dadurch, dass (je nachdem) ihre Zustimmung und Absage, ihr JA und ihr NEIN, mehr oder weniger Gewicht haben.
Dies GEWICHTEN einer Stimme, und das Bemessen der Geltung von Gesichtspunkte und Argumenten, ist der Kern dessen, was ich die elitäre oder AUTORITÄRE Stellung zu anderen nenne; sie kommt, mit charakteristisch gewandelten Kriterien für solche Geltung, in allen drei Spalten vor. falsch!!
Alles Streiten, alle Konflikte sind im Kern solche um Geltung der eigenen Gesichtspunkte bzgl wichtig und unwichtig, der eigenen (daraus hervorgehenden) Gründe und Gegengründe und schliesslich der damit begründeten Absichten, Vorschläge, Anträge, Forderungen, Aufforderungen. (Im Kontrast dazu stehen möglicherweise die Erwartungen hinsichtlich der tatsächlichen Reaktionen der Andern: Alles Streiten zielt ja darauf, beide anzunähern, also es dahin zu bringen, dass man erwarten darf und kann, dass die Andern tun, was sie (von einem selber aus) sollen, und man selbst gelassen wird zu tun, was man will; alles immer mit guten Gründen und nach angemessener Erwägung der Gesichtspunkte der Andern (die eventuell nicht in Betracht kommen, weil sie zu unwichtig sind, was die Andern doch bitteschön einsehen sollten; auch so eine Forderung…).
In diesem Sinn kann man also das Fortschreiten in der OPP-Spalte als ein zunehmendes Ausschliessen von Möglichkeiten des Psychologierens deuten, die im ERSTEN STANDPUNKT alle gegenwärtig waren: Zumindest das Ausschliessen des entmündigenden Für-prinzipiell-unfähig und daher nicht ernstzunehmen (als Vertrags- und Verhandlungspartner)-Erklären wird ausgeschlossen – wobei diese Ausschlüsse unter OPP-Vorgaben immer auch ein MASS haben; auf dem ZWEITEN STANDPUNKT bleibt das Infragestellen von Entschlossenheit und Durchhaltevermögen des Vertragspartners, das beim Vertrags-Verletzen und Versuch, Versprechen nicht einzuhalten oder aber Versprochenes unter ALLEN Umständen einzuklagen, berührt ist: Versprechen, Verträge schliessen kann aber zunächst nur der Einzelne. (Das erklärt, warum alles Bindende in Verträgen zwischen Gross-Gruppen in etwas „Höheres“ eingebettet sein muss – das, wenn nicht religiös definiert, eben doch Rechts-Charakter (Brauch usw) annehmen muss; weil hier mehr involviert ist als die Lebensspanne des Einzelnen oder einer Generation, also sich eine Individualität implizit bestimmt im Verhältnis zu einer anderen: „Völkerrecht“…)
Und es ist dann die Erfahrung, die über all solche Zeitspannen notwendig und definitionsgemäss hinausgreifen muss, die es begründet, dass bestimmte Freiheiten des Versprechens und Verträgeschliessens als erfahrungsgemäss unhaltbar (in der ein oder anderen Weise) eingeschränkt oder ausgeschlossen werden: Keine Entschlossenheit, kein Durchhaltevermögen reichen, auf keiner der beteiligten Seiten, so weit; „es lässt sich generell nicht (ein)halten“, unter vernünftigen, normalen Bedingungen, unterstellt eben solche – in einer grösseren Gruppe wäre das ein Bestand an zugeschriebenen Rechten, Eigentum, das allererst Vertragsfreiheiten und Verfügungsmacht der denkbaren Verhandlungspartner begründet. Es ist die Raison der Macht, der Herrschaft, die an dieser Stabilität der Eigentums-Verteilung ihr Interesse hat, und es zum Inhalt ihres politischen Willens und souveränen (ich übersetze: eigen-mächtigen, selbst-ermächtigten) Verträgeschliessens macht. Hier wird Haltbarkeit von Verhältnissen zum Masstab gemacht, aber davon gibt es verschiedene Versionen; es kann nicht immer nur die aktuelle Macht- und Eigentumsverteilung sein, die um jeden Preis aufrechterhalten wird. So wird die Frage derjenigen Verteilung aufgeworfen, der alle in jeder denkbaren Position zustimmen können: Gerechte Verteilung. Die Herrschaft, die sich diese zum Ziel setzt, ist der (demokratische Sozial-)Staat. schlecht den hier anzuführen: hier wird gerechtigkeit schon begrenzt durch die optionen sie durchzusetzen in einem umfeld, dessen stabilität dafür sorgen soll, dass (dann so genannte) verteilungsferechtigkeit (immer wieder) hergestellt wird.
7.
Die Aufgabe, die in diesem Teil der Überlegungen zur MODerne zu lösen ist, besteht darin, durch Vergleich mit den analogen Strukturen der OPP- und REL-Spalte genauer bestimmen zu können, was sich diesseits und jenseits der Grenze zwischen „Rationalitätsblock“ und dem „beweglichen Rest“ in der MOD-Spalte tut, und was diese vorläufigen Bezeichnungen, Rationalitätsblock, beweglicher Rest, eigentlich besagen; schliesslich, wie sich die 4 Kategorien in den VIER STANDPUNKTEN jeder Spalte wiederholen (oder auch nicht) in den Vermittlungsstandpunkten – wie diese Standpunkte, angesichts des Scheiterns der je VIERTEN, nämlich vollständigen Legitimations-STANDPUNKTE (was sind DAS für welche?) jeder Spalte, überhaupt zustandekommen. All das, vor allem, um mehr Einsicht in die speziellen Verhältnisse in der MOD Spalte zu bekommen – mehr Einsicht, als sich bisher in den Kapp 1-3 hat gewinnen lassen. (Die REL-Spalte hat für diese Vergleiche noch wenig bis nichts beigesteuert, sie soll später mehr einbezogen werden.)
Die Zeilen, also analogen STANDPUNKTE der drei bzw. vier Spalten, müssen gewährleisten, dass entlang der Zeile fortgeschrittenere STANDPUNKTE in die der voraufgehenden Spalten zurückgleiten können; das fordert zumindest meine diesbezügliche Arbeitshypothese.
Im „Gerechtigkeitsstandpunkt“ (auf Maximalniveau: Sozialismus, demokratisch-sozialistischer Sozialstaat), dem VIERTEN der ersten, nämlich OPP-Spalte, kommt die feststehende Universalität des Personseins mit dem zunächst für „beweglich“ und variabel, also erfahrungs-abhängigen, erfahrungs-begründeten und darum unterschiedlich ausfallenden der OPP-Mentalität (der OPP-Vorstellung von Begründen) zusammen: Dies zugleich Feststehende und doch Variable ist die Relation des grundsätzlichen VERGLEICHBARSEINS aller OPP-begründeten Kollektivpläne untereinander in jeder Hinsicht – Gerechtigkeit ist dann, all diesen Plänen in GLEICHER Weise gerecht zu werden, aus dem für ALLE zur Verfügung stehenden Reichtum jedem GLEICH VIEL zu geben für seine Verwirklichung; was Gleichheit hier ausmacht, kann einmal vom Standpunkt des Gegebenen aus gesehen werden (so könnte man „austeilende Gerechtigkeit“ deuten), oder von dem der Empfänger: Gleiches Fortgeschrittensein, gleiche Chance auf Fortschritt im bezug auf die Verwirklichung der eigenen Pläne, verglichen mit allen andern solchen Plänen und Fortschrittsentwürfen (das wäre „ausgleichende Gerechtigkeit“).
Die zugestandene Vergleichbarkeit und Gleichheit des Eignen, vor allem: von Elementen in der eigenen Art, kollektive Pläne (eigene Vorhaben und Vorschläge bis Forderungen an andre) abzuleiten und dabei Innerpsychisches über sich und andre, vor allem Ungleichheiten im Bezug auf Fähigkeiten, Ernsthaftigkeit und Haltbarkeit von Absichten und Forderungen, Erfahrung mit und Wissen um Grenzen der Haltbarkeit von Zusagen (determinierte Grenzen der Handlungsspielräume und damit Entscheidungs- und Entschlussfreiheit) zu unterstellen – sie beginnt beim Übergang vom ERSTEN STANDPUNKT zum ZWEITEN und setzt sich für jeden Übergang fort. Am Ende steht unsere – hoffentlich gemeinsame!? – Überzeugung, dass wir alle in gleicher (!) Weise die Grenzen der Handlungsspielräume von uns allen, eigner wie derjenigen anderer, einschätzen und würdigen können, ebenso die Notwendigkeiten (erneut: Determinismus!), denen wir allen unterliegen, und denen wir gerecht werden müssen, um handlungs-, zurechnungsfähig usw zu bleiben. Echte Staatsbürger glauben, in diesem Punkt ihresgleichen nichts vorauszuhaben. Die Frage ist, was sie an dieser Überzeugung überhaupt haben.
Denn: Mehr als die Gleichheit und Vergleichbarkeit aller Personen, Vernünftigen, Zurechnungsfähigen, was deren Begründungen und Verständnisse der Begründungsweise anderer angeht, wird hier nicht behauptet: Alle können, qua Person, begreifen, wie und warum die andern wollen, was sie wollen, und fordern müssen, was sie zurecht fordern – so, wie man auch von den Andern verlangt, die Grenzen dieses Forderns, da, wo es sich an einer HÖHEREN Notwendigkeit des eigenen Wollens und daher Fordern-Müssens, anzuerkennen.
„Alle können die Notwendigkeiten, denen alle unterliegen (und das Ausmass der jeweiligen Notwendigkeit, des Zwangs), einsehen.“
Daraus soll folgen: Sie können die Priorität eines stärkeren Bedürfnisses (eines weiterreichenden Schadens, wenn eine bestimmte Zuteilung an den Andern unterbliebe, die von dem auch gefordert sein mag, oder über deren objektives Bestehen man sich mit ihm verständigen kann) einsehen und anerkennen; und sich daher auf eine Prioritätenliste in der Verteilung generell, gesellschaftlich verfügbarer Güter (einschliesslich Arbeitsleistungen) verständigen, worin grundsätzlich kein Fortschritt und keine Besserung in der Lage jedes Einzelnen eintreten soll, die nicht derjenigen aller Andern in der Gesellschaft ebenbürtig, gleich ist.
Also alle in ihren Prioritätenlisten gleich weit fortgeschritten, alle arbeiten am Fortschritt eines jeden in dem, was IHM als Fortschritt gilt, und bekommen dafür die Leistungen aller zugewandt, sobald und sofern sie in ihrer Existenz zu den augenblicklich am meisten Bedrohten und schlechtest-gestellten zählen.
Es könnten sich ja auch alle verabreden, einige oder sogar nur einen maximal glücklich zu machen. Warum wäre ein solcher Plan „ungerecht“, oder besser: Warum fällt er garnicht unter die Problemstellung, auf die Gerechtigkeits-Kategorien Anwendung finden?
Es gilt also, die versteckten Voraussetzungen aufzudecken, die der Anwendbarkeit dieser Kategorien überhaupt zugrundeliegen – und zuzusehen, ob sie denn überhaupt so universell sein können, wie es das Gerechtigkeitsprinzip unterstellt, als Prinzip der Vergesellschaftung ALLER VERNÜNFTIGEN oder PERSONEN als solcher.
8.
Die Rangstufenreihe der OPP Vergesellschaftungsprinzipien ergibt sich aus dem Ausgangsniveau des Psychologisierens, wo ALLE Erklärweisen herangezogen werden können, um dem Andern den Widerspruch zur eigenen Begründung (bzw mit ihr begründeten, erschlossenen Absichten und Forderungen) aus der Hand zu schlagen: Er will Grenzen von Fähigkeiten und Handlungsspielräumen nicht sehen (auch nicht die, sie zu erweitern); er will Ausmasse von Entschlossenheiten und Durchhaltewillen nicht anerkennen; er will wiederum die (psychischen und physischen) Grenzen für solche Ausmasse nicht beachten; er will überhaupt die Anforderungen, denen andere unterliegen, nicht in seinen Planungen mit ihnen, neben ihnen, berücksichtigen.
(Die Formel, wonach jemand etwas nicht sehen WILL (obwohl er einsehen KÖNNTE), ist vermutlich das Erkennungsmerkmal schlechthin allen autoritär begründeten Forderns.)
Stufe für Stufe, STANDPUNKT für STANDPUNKT, werden dann diese vier Möglichkeiten psychologisierenden Umdeutens der Motive des Andern zurückgenommen – und das durchaus in der logisch folgerichtigen Reihenfolge, denn Entschlossenheiten können sich nur zeigen, wenn grundsätzlich Fähigkeiten ihnen einen Raum öffnen (Fähigkeiten müssen daher als erstes wechselseitig anerkannt sein), Grenzen der Entschlossenheiten müssen von ebendiesen Entschlossenheiten ausgelotet werden: Grenzen der Entschlossenheit werden erst kenntlich im Versuch sie zu überschreiten (und erst dann, wenn solche Versuche ernsthaft unternommen werden, können Erfahrungen mit Grenzen gemacht werden); allgemeine Voraussetzungen der Entschlüsse („Eigentum“ usw, Anfangsmittel) jeden Entschliessens zeigen sich erst in den wechselnden Verlaufsvarianten (unterschiedlichen Resultaten, je nach günstigen/ungünstigen Ausgangs-Bedingungen). Dazu gehört Erfahrung, die über das Einzelleben hinausgeht: Individualitäten. Aber da ist eben immer noch vorausgesetzt, dass jemand aus kontingenten Eigentums- und Ausgangs(klassen)lagen etwas versucht hat (DRITTER STANDPUNKT); erst die kategorische, also BEDINGUNGSLOSE Anerkennung IM VORHINEIN eines von jedem, jederzeit zu Beanspruchenden (Mindest-Eigentum, gleiche Anteile, Hilfe) und die Andern somit Verpflichtenden (sofern sie nicht auf diesem Standpunkt stehen und sich selbst verpflichtet fühlen) stellt eine politische MENTALITÄT, ein Legitimations-PRINZIP dar.
Das Mass, in dem jemandes Plänen für sich (vor allem) und andre (in geringerem Mass) stattgegeben wird, ist hier nicht mehr abhängig gemacht von seiner persönlichen „Fähigkeit zu allem, wozu auch andre (irgendein anderer) fähig wären“, noch von seiner Entschlossenheit, das ihm Zustehende sich zu erkämpfen, oder von einem zufälligen historischen Erfahrungs- und Rechts-Zustand, worin erfahrungsgemäss unhaltbare Zustände und Verfahrensweisen (die erkennbar zu bedrohlichen Konflikten führen) aus jeder denkbaren Vertrags-Vereinbarung ausgeschlossen sind (auch aus der „Gesellschafts-Vertrags-Vereinbarung“! das Denken von Staatlichkeit als VIERTEM STANDPUNKT in dieser Kategorie gehört also auf diese – ihr unangemessenen, diesem ihren Inhalt gegenüber zurückgebliebenen und zurückgefallenen DRITTEN bzw ZWEITEN STANDPUNKT). Mit dieser Bedingungslosigkeit und aller Erfahrung vorgreifenden Geltung von Gerechtigkeit als einem Prinzip ist somit erst, wie eben schon bemerkt, die Stufe der Mentalität erreicht; freilich auf eine nur sehr prekäre Weise.
Denn nicht nur bezieht dies Prinzip sich faktisch fast ausschliesslich auf Pläne, die es nicht teilen, und nicht von ihm aus gedacht sind – es will ihnen sogar dennoch GERECHT werden, und sie allesamt durchaus berücksichtigen, aber da kommt es genau einen Schritt zu spät: Die Pläne selber sind ungerecht, wie sollen sie da nachträglich zu gerechten werden?
Und entlang welchen Prinzips der Planung?
Denn Gerechtigkeit als Prinzip sagt bloss, welche faktisch vorgebrachten Pläne der Einzelnen, da, wo sie sich nicht von sich aus einigen, in welchem Masse zum Zuge kommen, und wie weit ihnen jeweils, in welcher Reihenfolge, stattgegeben werden soll.
Also diese Bedingtheit ist es nicht losgeworden – spätestens dadurch, dass es ALLE Pläne, und eben vor allem die auf OPP-Grundlagen, nach OPP-Regeln erstellten, zum gerechten Ausgleich zulässt. Damit aber nimmt es die Prinzipienlosigkeit als Prinzip in sich auf, und sprengt sich damit unmittelbar selbst.
Und zugleich BEANSPRUCHT es Geltung gegenüber allen, auf die das von allen für zentral erklärte Merkmal der Personalität zutrifft, alle Personen also. Nur, dass die das Prinzip Gleichheit aller Personen eben nicht mit ihrer oder anderer Personalität verbinden, und sich auch nicht einfach aufnötigen lassen, ausser mit derselben vor-staatlichen, vor-moralischen weil prinzipienlosen Gewalt, die sie selbst befürworten und ausüben (nämlich: Gewalt des missachtenden, verachtenden, abwertend-psychologisierenden oder Überlegenheiten behauptenden Rassismus; Gewalt des bleibend auf (Gewalt)Verhältnisse von Entschlossenheiten und Selbstdisziplinierung (als jederzeit vorführbares, einlösbares Mass der Stärke von (auch gegenüber einem vormals Versprochenen nun geänderten) Motiven) begründeten Vertragsinhaltes; Gewalt der kontigenten Verteilung feststehender und anscheinend für unabänderlich gehaltener Eigentums- und Klassenpositionen (bei denen nur die Träger ausgewechselt werden können)); die Träger des Staatlichkeits-Prinzips sind Prinzipienträger somit nur für sich selber, den andern aber sind sie, als was sie in die jeweiligen (von den Andern so konstituierten) Verhältnisse eintreten: mehr oder weniger schwache oder starke, womöglich überlegene Gegner (denen man sich unterwerfen muss, bei Gelegenheit aber auch ein Schnippchen schlagen oder gar Widerstand entgegensetzen kann); berechnend betrachteter Vertragspartner und „Kontrahent“; oder mehr oder weniger herrschende oder eben auch nur eingebundenen Partei in einem stabilen Bündnis von Klassen.
Aber hier geht es nicht um die Details, in denen die erbarmungswürdigen Unzulänglichkeiten dieses Gleichheits- und Gerechtigkeitsdenkens ersichtlich werden, sondern um die strukturellen Gemeinsamkeiten der OPP- mit den andern beiden Spalten; deren Verständnis soll uns die Eigentümlichkeit der MOD-Spalte erhellen.
Die ersten Gemeinsamkeiten könnten diese sein:
Der „Rationalitätblock“ OPPs ist, ärmlich genug, bestückt mit der Kategorie Personalität überhaupt (mit Sprachlichkeit, Ansprechbarkeit, Auskunfts-, Bekundungs-, Verhandlungs-, Begründungs- und darin fundierter Zurechnungsfähigkeit als notwendiger Bedingung; wann und wodurch sie sich zur hinreichenden oder notwendig-hinreichenden ergänzt, ist völlig unklar).
Aber wie in MOD, schliesst er sich im vollends erreichten Legitimationsblock, dem VIERTEN STANDPUNKT der ersten, nämlich OPP-Spalte, in höchst prekärer Weise an die nächsttiefere Leitkategorie, Prinzip, Mentalität und Weise des Begründens (in diesem Fall: des Begründens politischer Pläne und Planvorschläge, die Bestand haben) an. Prekär, weil diese Weise NICHT rational ist, und das Prinzipielle von Rationalität der Kontingenz der pluralen, eben nicht rational reduzierten und in Grenzen der „Bedingungen ihrer Möglichkeit“ gebannten Vielfalt des MATERIALS ausliefert, das (durch seine unklare Fundierung in nächsttieferen Kategorien) damit in Widerspruch zu seiner – dem Anspruch nach – nicht kontingenten, nicht-bedingten rationalen Form tritt, und sie sprengt.
Dasselbe für MOD formuliert: Lebensentwurf, an den MOD-Rationalitätsblock, als etwas rationales, ihn von beliebigen Ausgangspunkten her Formierendes, ihm (mit unbedingten, nichtkontingenten Prinzipien, als Mentalität, sogar Individualität: Prinzip des Umgangs mit aller möglichen Erfahrung VOR ihrem Stattfinden) Form gebendes, angeschlossen, muss von den kontingenten Verläufen und Inhalten von IDENTITÄT abgetrennt werden; vielmehr ihr (der Identität, als dem eigentlichen Ausgangspunkt für alles andre) eine Richtung geben (ohne sie zu beschädigen und verletzen in ihrer Eigengesetzlichkeit; dh er muss sie achten und beachten; so wie das Legitimitätsprinzip es gerne mit den Plänen der Einzelnen täte, deren Einzelschritte es gern in eine Bestand-habende Reihenfolge brächte, die allen einleuchten könnte, nur dass diese Forderung durch die ungeheuerliche Pluralität und Kontingenz des OPP Planens jeden so vorgegebenen Rahmen sprengt.)
Die weiteren Gemeinsamkeiten ergeben sich daraus…
Anm. …nämlich vielleicht, vorläufig, so:
a) es ist, so wie bei OPP, auch das MOD-Prinzip selbst, das seine Nicht-Vergesellschaftbarkeit erzeugt – umgekehrt gesagt, es ist ein Prinzip, das durch keine denkbare Vergesellschaftung auf seiner Grundlage die mit ihm gegebenen Aporien ja aber welche sind das? lösen kann (auch wenn das versucht wird).
b) die Wanderung durch die Stufen der OPP-Spalte entfernt sich mehr und mehr vom Einzelnen, konsequente Gerechtigkeit im Einzelnen zu üben wird fast unmöglich; der Staat (der Staatsbürgerstandpunkt) verlangt vom Einzelnen, sich und alle nur noch als zurechnungsfähige, begründungs- und einsichtsfähige Person zu sehen. Also die Prinzipien haben sinnvoll nur noch Geltung in immer grösseren gesellschaftlichen Verbänden; warum?
c) die Art des Übergangs auf den Vermittlungsstandpunkt…
d) „Beschädigung“ des für „beweglich“ Erklärten durch den Inhalt des Rationalitätsblocks, das der Vergesellschaftung zugrundegelegte gemeinsame Programm (ist in REL besser zum Vergleich heranzuziehen)
e) die Unterschiede sind auch zu berücksichtigen: die involvierten Kategorien dürfen in OPP und REL nicht so benannt werden wie ihre Pendants in MOD: das Pendant zur MOD „Identität“ (Lebensentwurf, Individualität usw) in OPP ist keine relationale Kategorie, sondern nur einfach die STUFE Bedürfnis und (gespürte) Leistungsgrenze (individueller Plan ohne Anschluss an ein übergreifendes Prinzip des Umgangs mit Erfahrung usw) bzw. „Prinzip des Umgangs mit affektiv (bedürfnis- und reproduktions-bezogen) bedeutsamen objektiven und subjektiven Ausgangs- und Nebenumständen (Folgen) eines möglichen (Versuchs)Plans“, also der 4.Entscheiderkategorie, KS-bezogen, (vor der endgültig ES-bezogenen, den je nächsten Reproduktions-Verbesserungsversuch bestimmenden: das vernünftigerweise Nächst-zu-Wissende, -zu-Versuchende, -zu-Ermittelnde usw), wie in der (freilich nur bedingt hinreichenden und daFÜR eventuell notwendigen traditional unter einem Glaubenssystem stabil eingerichteten Lebensform RELs).
f) schliesslich sind auch die Zusammenhänge zwischen diesen Pendants und allen STANDPUNKTEN aller Spalten zu berücksichtigen: Wie fortgeschrittenere in ihre Vorgänger entlang der Zeile und/oder Spalte zurückgleiten.
g) zuletzt vielleicht noch: wie dies Zurückfallen, Beschädigtwerden, Unzulänglichsein überwunden wird durch die Abfolge an STANDPUNKTEN oder besser, Erweiterungsschritten der 4.NACHMOD Spalte, in der alles ausser „Identität“ (ist das aber nicht das MOD-Pendant? Könnte es notwendig werden hier eine eigene NACHMOD Kategorie zu finden?) Bestandteil des Rationalitätsblocks geworden ist – das Bedürfnis- und Lebensführungsbezogene aber das zurecht als verbleibend „bewegliches“ eingeordnet ist.)
9. (ad a)
Es gibt in der OPP Spalte keine Erscheinung, die sich nicht auf die Besonderheiten des OPP Weltverhältnisses, als eigentliche Quelle, zurückführen liesse – eine sehr wichtige Bemerkung, denn sie lässt sich auf die andern beiden Spalten ausdehnen (wie noch zu zeigen sein wird).
Erst einmal ist es ja seltsam: Dass auf dem VIERTEN STANDPUNKT der OPP-Spalte die Zuschreibung einer allgemeinen Einsichts- und Erkenntnisfähigkeit des Inhalts „Alle können die Notwendigkeiten, denen alle unterliegen (und das Ausmass der jeweiligen Notwendigkeit, des Zwangs), einsehen.“ auch schon zur wechselseitigen Anerkennung von Prioritätensetzungen, oder eben besser: Zu einer aus den ursprünglich anderen Prioritätensetzungen neu zu erstellenden, „gerechten“ und der eingesehenen Reihenfolge der Intensitäten von Zwangslagen aller Beteiligter somit „gerecht werdenden“ neuen Prioritätenliste soll werden können – einer Prioritätenliste, die Zwangslagen aller in der Reihenfolge abgearbeitet, wie jeder es sonst nur mit eigenen täte.
Auf diese Reihenfolge können sich im allgemeinen diejenigen, die dies Prinzip im Prinzip anerkennen, nie einigen; warum nicht?
Aber sehen wir von diesem Problem kurz zurück zum Anfang der Spalte: Dort wird, so wurde oben behauptet, über die Geltung von Zuschreibungen von Handlungsspielräumen und -bereitschaften gestritten – darum, ob sie begrenzter seien als von einer Seite bekundet, oder aber weiter (und nur nicht ausgenutzt). Die wichtigste Gruppe unter diesen Zuschreibungen schienen dabei diejenigen einer absoluten Unfähigkeit zu etwas zu sein, solche also, die von Beteiligung an Unternehmungen ausschlossen; und damit – erste Form, in der das seltsame Phänomen der Einheit von (gültigem) Sagen, Sprechen, und Bestimmen-Dürfen, was man selbst und andre tun darf bzw soll, begegnet – auch von der Beteiligung an Verhandlungen; und das alles auch noch mit einer quantitativen oder Mass-Dimension versehen.
Diese Verbindung ist OPPortunismus pur: Denn die Berechtigtheit eines OPP Plan-Vorschlags bemisst sich, aus Sicht ALLER Verhandlungspartner, sofern sie auf OPP Grundlagen denken und planen, am Erfolg im Sinn des korrekten und zuverlässigen Zutreffens und Eintreffens von Erwartungen (Berücksichtigen alles Relevanten, Ignorieren dessen, was keinen Einfluss aufs Ergebnis hat usw) Die Vorschläge (und, als deren Teil, bzw. Teil von deren Begründung, eben auch die psychologisierenden Zuschreibungen) eines Verhandlungspartners haben um so mehr Gewicht, wie sie sich im OPP Sinn als erfolgreich erweisen – sie erweisen nicht nur SICH als „richtig“, sondern IHN als richtig liegend, vorausschauend, zuverlässigen Ratgeber usw.
Von daher ist es nur konsequent, im Konfliktfall letztlich die Kräfte, und das heisst eben: die Erfolgs- und Misserfolgsdispositionen der Streitenden aneinander zu messen; damit auch die Geltung von deren Vorschlägen und Forderungen, speziell die Geltung ihrer Einschätzung der (Erfolgs)Fähigkeiten der andern; denn eben diese geschickte Beurteilungsgabe zeichnet ja die OPP Erfolgs-Disponierten im Kern aus: Das Besserwissen als andre, was geht, und was nicht.
(So, wie in ihrem, nämlich positiven Fall, funktioniert die Schlussweise auch im negativen Fall der Unterlegenen, die sich gegen die Zuschreibung von Unfähigkeit zur Wehr setzten: Misserfolge werden ihrer Unfähigkeit höherer Ordnung zugeschrieben, zu bestimmen, wo man Erfolg haben wird und wo nicht – diese Fähigkeit und Unfähigkeit ist schliesslich Quelle ALLEN Erfolgs und Misserfolgs aus der magisch-abergläubischen OPP Sicht.)
Im Rahmen der richtigen Erfolgsschätzung und damit korrekten Bestimmung dessen, worauf man sich einrichten muss, können Entschlossenheit und Disziplin mancherlei wieder wettmachen, was allzu grosser Optimismus zuvor angerichtet hat: So werden sie zu Reserve-Erfolgs-Quellen.
Ein System aus sich ausgleichenden „Entschlossenheiten“ bzw. „Durchhaltevermögen“ und zu ihnen gehörenden Interessen und Durchsetzungsbereitschaften (Herrschaft, Recht, Klassen: DRITTER STANDPUNKT der OPP-Spalte) auf seine Stabilitätsbedingungen hin beurteilen können, grenzt aus Sicht von Normalplanern dann fast schon an Weisheit; wieviel mehr, wenn die in ihm liegenden versteckten (nicht offensichtlichen) Konfliktquellen, die es sprengen, durchschaut und angegangen werden (Staat: VIERTER STANDPUNKT); genau das freilich ist wiederum, indem es vorhandene scheinbar stabile Verhältnisse („die bestehende (Klassen)Ordnung“: DRITTER STANDPUNKT) bedroht, für die Anhänger des stabil Bestehenden (als OPP Denkende sind sie grundsätzlich immer beeindruckt von allem, das sich offenkundig bewährt) gefährlichster Unfug. Es ist dann eben doch ein grosser Unterschied, ob Gleichheit zwar nicht besteht, aber für möglich gehalten wird, diese Möglichkeit von hinreichend vielen erkannt wird, gewünscht und gefordert, und durchgesetzt wird, oder aber bereits besteht und sich bewährt hat (und DANN wiederum von hinreichend vielen als wünschenswert begriffen wird, sodass die nötigen Kosten inkaufzunehmen sind (und nicht als Beweis der Unmöglichkeit angesehen werden usw)
Man kommt nicht umhin, die autoritären Legitimierer, die sich ihrer Gerechtigkeit so sicher sind, als tragische Figuren zu sehen:
Da gestehen sie nun allen zu, dass die BEFÄHIGT sind, und das schon als Personen, dasselbe zu SEHEN und somit zu SAGEN wie sie, nämlich die Gleichheit aller mit allen in DIESER Hinsicht; und doch machen die andern von dieser ihrer Befähigung so garkeinen Gebrauch, und sind nicht, wie sie sein sollten – sollten, weil sie könnten; sie sind es nicht, weil es es nicht wollen: Denn die Bedingtheit ihres speziellen Forderns (Bedingtheit durch kontingente Positionen in einem Herrschafts-, Rechts-, also Eigentums- und Klassensystem; durch die aktuelle Verteilung von Entschlossenheiten und Durchsetzungsbereitschaften, schliesslich die eigne Erfolgsgewissheit im Verhältnis zu derjenigen, die man andern zuschreibt) wird nicht beseitigt durch die Forderung der gerecht gewordenen Staats-Normalplaner nach wechselseitiger Gleich-Geltung und Gleichbehandlung aller Ansprüche – alles dessen, was auch die Nicht-Gerechten sagen und fordern. Denn deren Sagen und Fordern beachtet nicht dieselben Bedingungen, und das wäre die eigentlich „gerechte“ Selbigkeit oder Gleichheit: Absehen von jeder aktuellen Eigentums-, Entschlossenheits- und (zugeschriebenen) (Un)Fähigkeitsverteilung – bereits in der Formulierung der Ansprüche. Das aber heisst nichts andres als. NUR NOCH die absoluten Randbedingungen der Spielräume und Bedürfnis-Befriedigtheiten der Einzelnen sollen zählen; mit Blick auf diese Randbedingungen soll erst einmal Gleichheit zwischen ihnen hergestellt werden, die restliche Gleichheit werde sich dann ganz von selbst einstellen.
10.
Man kann die Wanderung durch die STANDPUNKTE der OPP-Spalte ansehen als einen GEGEN die Denkweisen des OPP Umgangs mit Welt und Wissen erzwungenen Reifungsprozess. Dabei ist das erste, das zu lernen ist: Dass das Verhältnis zur Objektivität, somit auch Fähigkeiten in der objektiven Welt etwas auszurichten, seinerseits etwas Objektives und intersubjektiv Gültiges, als solches nicht einfach weg-zuredendes, weg-zu-psychologisierendes ist: Auf dem ZWEITEN, dem Vertrags-STANDPUNKT, ist diese Einsicht Prinzip geworden: Bis zum Beweis des Gegenteils wäre demnach davon auszugehen, dass alle Beteiligte auf Dauer zu allem imstand sind, wozu irgendeiner von ihnen imstand ist – es gibt keine dauerhafte Überlegenheit.
Alle können alles lernen, und sind sich darin gleich: Da ist das erste „Können“, das Gleichbehandlung, Vergleichbarkeit, Selbigkeit begründet. Und so geschieht es mit den Gründen von Entschlossenheit und Durchhaltevermögen: Stärke von „Interessen“ (dies die Form, die Bedürfnisse und Leistungsgrenzen unter Bedingungen des Verträgeschliessens unter Gleich-Befähigten annehmen) ist etwas Wechselseitiges. Hier lernen wir, ganz diplomatisch, die Glaubwürdigkeit von Versprechen und bekundeten Absichten und Bereitschaften zu bewerten – wiederum OBJEKTIV, unabhängig von Gefälligkeiten, auch Selbstgefälligkeit; so entziehen wir ein weiteres Themenfeld der Beliebigkeit des Psychologisierens. Sobald wir uns endgültig auf den DRITTEN STANDPUNKT der OPP-Spalte gestellt haben, erstreckt sich dies objektive Beurteilen auch auf das VERHÄLTNIS zwischen (objektiven) Weltbezügen und zuverlässig (jedenfalls nie voreilig) zugeschriebenen Bedürfnissen und (mobilen) Leistungsgrenzen. Aber das gilt immer in bekannten und im grossen ganzen eingereichteten Situationen: In DENEN können wir solche Bewertungen abgeben, und lernen das.
Dabei spielt, als Bestandteil der Gesamtsituation, in allen drei STANDPUNKTEN die Beziehung auf Andere eine wesentliche Rolle, und um so wesentlicher, je tiefer man in die OPP Spalte hineingerät (wir verhalten uns nicht zur Welt allein, sondern immer mehr auch zur Gruppe, Verbänden, denen wir und andere angehören, zu dieser Zugehörigkeit, dem Gesamt all dieser Verbände – wenn sie denn, etwa als Stände und „Klassen“, miteinander zu tun bekommen…) Ganz speziell ist die Beziehung zu denen, die auf demselben STANDPUNKT stehen, und dasselbe lernen: Mit ihnen zusammen könnte man zu GLEICHEN Urteilen und Bewertungen gelangen – Bewertungen von Sachverhalten, in die man in gleicher Weise selbst involviert ist wie die Andern, mit denen man spricht, oder Dritte.
Diese Bewertungen können im Prinzip argumentativ vertreten werden, ein KAMPF um ihre Geltung, als Grundlage eben dieser Geltung (wie auf dem ERSTEN STANDPUNKT), wäre absurd.
Aber auf dem VIERTEN STANDPUNKT, wo man sich eigentlich am politischsten, und zur gesamten Gesellschaft verhält, soweit es denn eine gibt – da wird nichts mehr erkannt und gelernt, nicht mehr übereingestimmt, ist nichts mehr gleich aufgrund von Argumenten. Auf diesem STANDPUNKT geht es um eine nicht mehr bedingte Zuerkennung von Gütern und Dienstleistungen, Zugang zu ihnen, um eine nicht mehr bedingte Anerkennung von Bedingungen für Leistungs(un)fähigkeit und (Nicht)Bedürftigkeit.
Aber in der Spezifizierung dieser Bedingungen gehen die Meinungen der OPP Planer so vielfältig auseinander, wie es überhaupt Pläne gibt – sonst hätten sie ja auch garnicht erst ein Gerechtigkeitsproblem, sondern einen gemeinsamen (gleichen, selben) Plan – diejenigen zumindest, die vor aller gerechten Verteilung einfach dasselbe wollen; falls es je derartiges unter OPP Bedingungen gibt.
Nun muss man nicht glauben, auf den STANDPUNKTEN zuvor jenseits des ERSTEN ginge es soviel bestimmter zu: Die Angabe, WOZU man – womöglich bei gegebnem Erfahrungsstand – jeweils fähig ist als Vernünftiger und Person (denn diese Kategorie wird hier ja näher bestimmt! man ist befähigt ALS Person, zurechnungsfähiger Erwachsener usw), ist unter OPP Umständen nicht möglich, oder wenn, ist sie Inhalt einer ebenso vielstimmigen, vielfältigen Schätzung, wie die Bestimmung der richtigen, nämlich „gerechten“ Reihenfolge auf dem VIERTEN STANDPUNKT es ist. Nur, dass man hier glauben kann, durch die Maxime „wozu auch immer Personen befähigt sind, als Personen sind auf Dauer zu allem in gleicher Weise befähigt“ schon irgendwie einen Inhalt mit-gemeint zu haben; was nicht weiter auffällt, denn man streitet sich hier um die Glaubwürdigkeit von Entschlossenheits-Bekundungen und Versprechen – auf Grundlage der wechselseitigen Anerkennung als grundsätzlich zu allem auf Dauer Befähigte (weshalb man es mit einem Krieg um die Frage, wer letztlich dauerhaft überlegen ist, garnicht mehr erst versucht).
Und ebenso genügt es offenbar, darin übereinzustimmen, dass rechtlich korrekt bekundete und beurkundete Ankündigungen nicht zu bezweifeln und nachträglich infragezustellen sind – oder eben doch, im umgekehrten Fall, wenn die Rechtsform, die von der Rechts-setzenden Herrschaft bestimmt wurde, nicht gewahrt, und die Vertrags-Zusagen darum für nicht einklagbar und garantiert erklärt werden. Welcher Inhalt diesem Recht gegeben werden soll, und an welche Bedingungen Rechtsgültigkeit und Ungültigkeit geknüpft sein sollen, kann dann in weiten Grenzen strittig sein unter den potentiellen oder faktischen Gesetzgebern.
Entscheidend ist hier der Gesichtspunkt: Dass nach jeder Einschränkung durch das je nächste Zugeständnis einer prinzipiellen „Gleichheit“ aller Personen in der je relevanten Hinsicht ein freilich mehr und mehr eingeengter Raum an BEDINGTHEITEN offenbleibt, an die – in diesem Rahmen des Gleichseins aller mit allen in der betreffenden Hinsicht (zu allem befähigt, im zugestandenen Rechts-Rahmen verbindlich-glaubwürdig usw) – alle verbleibenden Kollektiv-Vorschläge geknüpft bleiben: Dass da (ZWEITER STANDPUNKT DER OPP-SPALTE!) Versprechen und Zusagen gemacht werden (mit unterschiedlichem Glaubwürdigkeitsgrad, bei gleicher Befähigung aller zu allem auf Dauer), oder dass (DRITTER) Rechte und Rechtsformen diese oder jene speziellen Umstände der Bekundung und Beurkundung zu berücksichtigen haben, um vernünftigerweise als gültige anerkannt werden sein zu können (hier sind also alle Rechtssubjekte, Eigentümer usw (soweit sie welche sind), aber welche ihrer Bekundungen und Beurkundungen ernstgenommen, nämlich dann auch für geltend und im Zweifel durch die herrschende Macht garantiert werden sollen, ist völlig offen.) – das ist immer bedingt durch bestehende Verhältnisse, irgendwas ist als bleibend, faktischen Rahmen-bildend (über die „ideellen“ Rahmen: Gleichbefähigung, grundsätzliche Zurechnungsfähigkeit und Aufrichtigkeit) vorauszusetzen, derart dass man aus ihm dann seine Zusagen und Forderungen (seien es persönlich garantierte, oder in einem verbindlichen Rechtsrahmen) ableiten kann.
Genau diese Bedingtheit ist dann auf dem VIERTEN STANDPUNKT ausgeschlossen: Denn da wird KATEGORISCH behauptet, dass alle für alle in gleicher Weise bestimmen und einsehen können, was denen in welcher Reihenfolge zusteht; durch diese Zuschreibung aber wird zugleich der Anspruch erhoben, dass es das geben müsse, was sie alle in gleicher Weise einsehen müssten: Und dass es eines, EIN gleiches, sein müssen, das da von ihnen ALLEN als die gerechte Verteilung zwischen ihnen angesehen werden kann, und muss.
Diese Verbindung erscheint absolut feststehend; woraus im schlimmsten Falle zu schlussfolgern wäre: Wenn kein gemeinsamer Inhalt für eine gerechte Verteilung gefunden würde, so müsste auch die behauptete, allen gemeinsame Fähigkeit bezweifelt werden, über Notwendigkeiten bei sich und andern zu befinden. Was doch, da alle als Personen in gleicher Weise urteilsfähig sein sollten, unbedingt unterstellt werden muss. – Wenn sie also scheitern, und an dieser ihrer gleichen und ihnen allen als Person gemeinsamen Eigenschaft, urteilsfähig zu sein, nicht gezweifelt werden soll: Dann muss der Mangel irgendwie in dem Material an Wünschen, Werten, Zielsetzungen stecken, das von jedem Einzelnen von ihnen in die grosse Masse des zwischen ihnen strittig Beanspruchten eingebracht wird, und das anschliessend mit allfälligen wechselseitigen Zugeständnissen und Opfern in Gestalt von Dienstleistungen, Verzichten, Aufschüben usw neu und gerecht zu verteilen ist.
11.
Die Wanderung durch die Stufen, dieser „Reifungsprozess“ OPPs, erzeugt zwei seltsam gegenläufige Effekte:
Zum einen beziehen sich die Vorschläge auf den einzelnen Stufen auf immer grössere Kollektive (ohne Erfahrung AUS solchen Kollektiven und MIT ihnen käme die Stufe garnicht zustande!), mit anderen Worten, OPP ist hier in zunehmendem Masse vergesellschaftet. Zum andern aber muss er sich in zunehmendem Mass mit seinen unmittelbaren Vorschlägen auf SICH zurückziehen; immer mehr ist, einsichtigerweise, durch die Inhalte anderer, oder vorab, vernünftig, auf Regelungen der Verhältnisse aller, gerichtet. Der Widerspruch ist natürlich schnell gelöst, wenn man die Konfliktpole nicht mehr unterschiedslos als Inhalte beschreibt, sondern als Inhalte-für-Ebenen der Planung; die Freiräume, die OPP sich und andern noch zugesteht etwa auf dem VIERTEN STANDPUNKT, sind „private“ Nischen in einem System vorab feststehender Rechte und Pflichten; dort auch sind den Teilhabern des Systems Freiheiten zugestanden, in rechtlich verbindlichen oder auch ungeregelten Formen sich wechselseitig etwas abzugeben, zu tauschen, Verträge zu schliessen usw. – immer vorausgesetzt, ihre gesamte Zeit ist nicht schon durch Pflichten aufgebraucht.
Die zunehmende Vergesellschaftung, der erste der beiden Prozesse, ergibt sich von selbst aus den durchaus widersprüchlichen Anforderungen, die OPPs Art der Konfliktbereinigung durch psychologisierende Zuschreibungen (und den Streit um deren Geltung) auf dem ERSTEN STANDPUNKT erzeugt: Ein Krieger, oder kleine Gruppen von ihnen, können durch überlegene Gewalt-Drohungen relativ zu ihnen grosse Gruppen unter Druck setzen und ausbeuten; allerdings darf das, ebenso wie die Entnahmen aus der Reproduktion für Tribut oder Raub der Gewalttäter, nicht dazu führen, dass der Produktionsprozess der Ausgebeuteten, die immerhin Überschüsse erwirtschaften müssen, zerrüttet wird. Eine solche Truppe wiederum kann – vor allem an Grenzen, die von den Produzenten ohnehin nicht überschritten werden – einer andern ihresgleichen gegenübertreten, so dass sie sich dort – abgesehen von kleinen Übergriffen von beiden Seiten, mit denen die Wachsamkeit und Kampfbereitschaft der Gegenseite immer wieder auf die Probe gestellt wird – im grossen ganzen in Schach halten. Das ist dann schon fast ein Vertragsverhältnis, ein Verhältnis des sich miteinander Vertragens, das allerdings sofort gestört werden kann, wenn auf einer Seite die Produktion, etwa weil Land unfruchtbar wird, zusammenbricht und die Produzenten ebenso wie die Krieger sich neue Mittel und Flächen beschaffen müssen.
Dann können auch Produzenten zu Kriegern werden. Auf dieser Ebene entstehen, wie man sieht, Probleme, die dort aber nicht gelöst werden können: Verlust der Reproduktionsgrundlage einer solchen Stammesgruppe, oder Konfrontation mit Eroberern und allzu beweglichen nomadischen Plünderer/Händler-Gruppen, die Raubzüge unternehmen, oder in einem zu weiten Territorium umherstreifen, als dass sie gestellt werden oder auch ihre Opfer in den Zusammenbruch treiben könnten. Diese Aufgabenstellungen erfordern, spätestens wenn sie in einer der genannten Hinsichten drängend werden, weitergehende Vergesellschaftung auf wiederum grösseren Territorien: Organisation von Bewässerung und Vorratshaltung, Transportsysteme, Unterhalt beweglicher Kampftruppen, Besetzung von Gross-Territorien mit leicht zu verteidigenden Grenzen. Im „Recht“ und Herrschaftssystem, das sich der nachfolgenden Teilung der Bevölkerung in Funktionsgruppen auflagert, verkörpern sich dann erstmals Erkenntnisse über Notwendigkeiten, die den Erfahurngshorizont der einzelnen Beteiligten überschreiten – sie KÖNNEN dieses Wissen (ohne besondere Instruktionen und/oder eigene Bildungsanstrengungen) nicht in ihrer Lebenszeit, als persönliche Erfahrung, erwerben (schon, weil ihnen die Lebensräume anderer Funktionsträger verschlossen sind). Das erklärt, warum Recht und Herrschaft über Legitimationsgrundlagen verfügen, die durch keinen „Gesellschaftsvertrag“ eingeholt werden können: Die persönlichen Einsichten über das, was geht und lohnt, und was nicht, der sämtlichen Teilnehmer an der gesellschaftlichen Arbeits- und Aufgabenteilung reichen hierfür nicht. Daraus ergibt sich natürlich ein Widerspruch, denn auch die einem rational-funktional konstruierten, auf Selbsterhaltung und Stabilität ausgelegten und in langen Erfahrungen mit Quellen der Instabilität gereiften Herrschafts- und Rechtssystem Unterworfenen STEHEN faktisch nicht auf dem (DRITTEN) Standpunkt der Herrschaft; die muss vielmehr zu dem ZWEITEN STANDPUNKT der Untertanen ein Verhältnis eingehen (so wie sie alle zusammen zu den immer noch vorhandenen Elementen in und neben dieser Gesellschaft, die zu ihr und in ihr den ERSTEN STANDPUNKT einnehmen, und sich zuviel und der Gesellschaft zuwenig zutrauen) – sie muss sich auf den Gesellschaftsvertrag einlassen, kann ihn nur modifizieren – indem die Rechtsform das automatisch als lohnend Erscheinende für die Angehörigen einzelner Funktions- und grundsätzlich Gewalt-fähiger Klassen (verbunden durch gleichartige „Interessen“) hinreichend sicherstellen muss, und ihnen zugleich das für ihrer aller Stabilität Notwendige abtrotzen muss – das aber ist Abzug vom Lohn, der den Betroffenen nicht einleuchtet; so wie sie auch, auf mehr oder minder hohem Niveau, sich der Ordnung bloss fügen, und nicht, mit schlau psychologisierenden Berechnungen, Extragewinne als Trittbrettfahrer, Ausnahmen von der Regel, und punktuell Überlegne zu verschaffen versuchen (was dann freilich mit einer Position in der Gesellschaft über eine gewisse Strecke hinweg vereinbar wäre…)
Die Gesellschaft wird, so könnte man sagen, zur reifen „Zivilgesellschaft“ im Mass, wie die höheren Einsichten und Beweggründe der Herrschaft an alle gelangen. Freilich wächst damit auch die Aufmerksamkeit auf das strukturell-Bedingte des ganzen Funktionssystems (und das keineswegs Unabänderliche der zu vergebenden Positionen darin); Funktionalität füs Ganze ist der einzige Gesichtspunkt, unter dem Privilegien, auch die Stellung selbst, gerechtfertigt erscheinen; also nur der wirkliche Bedarf des Funktionsträgers zählt, der vermehrte Lohn muss seinem Opfer und Beitrag angemessen sein. So kommt der Gedanke der ÄQUIVALENZ von bevorzugter und prioritärer Behandlung einerseits, Opfer und Entsagung fürs Wohl aller auf. Alsbald fallen die grossen Unterschiede ins Auge, die den Einzelnen höchst unterschiedliche Freiheiten einräumen, sich mehr oder weniger opferbereit zu zeigen.
Handlungsspielräume und Bedarf-für-andre waren auf dem ERSTEN STANDPUNKT in beliebigem Umfang weg-interpretierbar und den eigenen Forderungen an die andern anzupassen, ganz gleich, was die ihrerseits für sich und gegen einen geltend machten: Die eigene Sichtweise, eigene Begründung und eigen-mächtig abgeleiteten Pläne für sich und andre sollten einfach gelten, jede Widerrede dagegen wurde psychologisierend umgedeutet; freilich musste man diese Deutung dann zur Not (schlimm genug, wenn man DIE wiederum nicht eingeplant hatte!) gegen die so Gedeuteten durchsetzen, in dem Sinn, dass man die Deutung wahrmachte (oder sie zwang, es zu tun, und sich ihr gemäss zu verhalten).
Also erst einmal unbeschränkte (nur durch die Grenzen der eigenen Durchsetzungsfähigkeit und -bereitschaft beschränkt) Bereitschaft, eigene Vorstellungen, was für einen selbst und andre passend erschien, auf die andern auszudehnen, eigenmächtig zu entscheiden, wo man ihnen Gehör und nach-gab, oder eben auch nicht. Soweit einer die Durchsetzungsfähigkeiten der Andern beginnt anzuerkennen, und ihnen dabei etwas zugesteht, bis hin zur Anerkennung als gleich-befähigt wie er, oder gar ihm überlegen, soweit stösst er in ihrer behaupteten und/oder von ihm für glaubwürdig befundenen Entschlossenheit und ihrem Durchhaltewillen auf eine Schranke; im ZWEITEN STANDPUNKT ist dies das grundsätzliche Zugeständnis an die andern, über ein Eignes zu verfügen, das nicht angetastet werden soll, und das sie allenfalls freiwillig im Vertrag zu Teilen anbieten im Tausch gegen EIGNES, das man ihnen ebenso freiwillig anbietet. Das Verhältnis der Anerkennung als Eigentümer und Vertragspartner muss wechselseitig sein, und reicht nur soweit, wie es das ist; ebenso der Entwurf einer Vergesellschaftung der Lebensentwurf, bestehend aus unabhängig von anderen betriebener Nutzung des Eigenen, sowie Nutzung ihrer Leistungen (auch Verzichte usw) und Erbringung der eigenen im Gegenzug.
Das Eigne, das ich als Inhaber einer Stelle in den Funktions- und sonstigen Hierarchien habe, ist die MEINUNG, die je nach Stellung dann auch Geltung hat. Man kann dies bereits ungerecht finden, und die Urteilsberechtigung abtrennen von der Stellung; oder, den vom Urteilen Ausgeschlossenen ihre Ausschlüsse versüssen, so wie den Funktionsträgern die Freuden und Vorteile ihrer Stellung fein säuberlich mit möglichen Belohnungen aufgerechnet werden, oder gar Nachteilen, die sie gegenüber andern inkaufnehmen sollen.
Die Meinung aller (sofern sie sich als Staatsbürger, Mitregierende, Mitbestimmende denken und benehmen) geht dann tendenziell aufs Ganze, soweit sie bereit sind, sich dazu zu stellen, und sich die Mühe machen, den komplexen Anforderungen, die das Ganze der Gesellschaft an ihre Urteilsfähigkeit stellt, gerecht zu werden, „Verantwortung zu übernehmen“, mitzudenken.
Dies ist dann das ganz eigentümlich Eigne aller, die eigne Meinung zu dem, was allgemein und von allen getan werden soll, sie selbst eingeschlossen; unter dem Gesichtspunkt, dass es zugleich funktional und stabil sein soll, aber eben auch GERECHT. Das andre Eigene, das man sich selbst da so wie allen, nämlich eben gerechterweise, zugesteht, ist ein sehr mickriges (wenn man es mit soviel anderen TEILEN soll). Die Beurteilung aber, wie das zur Verteilung Anstehende gleich, ausgleichend, zu verteilen wäre, ist so ungleich wie die Forderungen, die auf den voraufgehenden STANDPUNKTEN zum Streit oder gar Krieg führten.
12.
Es sind am Anfang der OPP Vergesellschaftung, beim Psychologisieren, alle drei Elemente noch vereint:
– die MEINUNG, was sein soll – also das, was einzelne Beteiligte (auch in sich einige Gruppen von ihnen) für sich wollen und von andern fordern;
– das EIGNE und daraus resultierende EIGENINTERESSE – was sein soll, ist auch, was man „an sich, von sich aus“ will – spätestens, nachdem man die andern angehört und ihnen von sich aus nachgegeben, Recht gegeben har; auf dem ERSTEN STANDPUNKT von OPP handelt also die Meinung nur vom unvermittelt Selbstgewollt-Eignen, hat es zum Inhalt, spricht es aus;
– schliesslich: die DURCHSETZUNGSBEREITSCHAFT (Bereitschaft im Sinne von Disposition – es geschieht, wenn die Randbedingungen es zulassen; D.Disposition als Resultierende aus D.fähigkeit und D.wille), und ihr Verhältnis zu derjenigen der andern Beteiligten (ebenso resultierende Dispositionen); sie geht, als Selbstbewusstheit, Bewusstheit des eignen Werts und des einem VON DAHER Zustehenden, konstitutiv in die Definition des „Eignen“ ein – dies Verhältnis der eignen zur D.Bereitschaft der Andern beschränkt das, was als das eigentlich Eigne, einem Zustehende und für realisierbar gehalten Erwünschte gedacht wird. Umgekehrt, was nicht für durchsetzbar gehalten wird, wird da garnicht als Gewolltes, eigentlich Zustehendes, gedacht.
Die Meinungen sind da noch sehr verschiedene, und soweit ihre Geltung wechselseitig bestritten wird, wird um das Mass gekämpft (die D.bereitschaften klären sich daran, falls sie strittig sind), in dem sie (in Kompromissen) gelten, und (eine die andre beschränkend, durch ihre Realisierung die andre behindernd oder das Mass ihrer Umsetzung beschränkend) sich durch das gemeinsame Tun aller realisieren.
D.Bereitschaften und berechtigte wie unberechtigte (nicht anerkannte) Wünsche der Andern gelten dem OPP Verhandler da nur als Bedingungen für seine mehr oder weniger optimistische oder pessimistische Zwecksetzung, nicht anders als die von ihm berücksichtigten Weltumstände auch – Weltumstände, die (und nach ihrem Vorbild eben auch die Willen der Verhandlungspartner) unmittelbar, hindernd, fördernd, oder als Mittel – bezogen sind auf das, was er überhaupt vorschlägt und zu versuchen entschlossen ist und fordert. Sich selbst behandelt der OPP Planende da nicht anders – er selbst ist sich ja mit seinen Bedürfnissen und Leistungsbereitschaften (Einsatz für Lohnendes) Mittel, bis hin zur geschickten und zweck-mässigen Wahl der Wünsche und Zwecke selbst.
Im Kampf löst sich dann die erste Gleichsetzung auf – aber zunächst einmal in Gestalt eines jede OPP-Praxis zerreissenden Widerspruchs: Durchsetzungs-Bereitschaft zu kultivieren, und zur überlegenen zu machen, wird zunächst zum verführerischen Universalmittel, sich die Mittel-Spielräume ALLER Beteiligter blanko verfügbar zu halten – als MACHT, gesellschaftlich vervielfältigtes EIGNES Können, für die Zwecke, die man SELBST für SICH festlegt. Aber dieses rein-Mittel-bezogene Durchsetzen-Können und -jederzeit-Wollen ist ein Anderes, als das Welt-bezogene Können, das es mobilisiert; zumindest vom Wollen her ist es das. Beim reinen Können, der reinen Fähigkeit, sieht das etwas anders aus – und das zeigt sich, sobald es in einem Krieg (daher ist diese Kategorie so wichtig) ums Ganze geht – darum, sich wirklich gegen eine feindliche Partei durchzusetzen, oder sich Selbst, sein Selbst und Eignes, aufzugeben: Die ganze Gesellschaft mobilisiert ihr Wissen und ihre Spielräume bis an die Grenzen, man versucht alles, was nur zu versuchen ist; und das ist so gut wie immer (der Schritt in den Untergang, den gemeinsamen, der kämpfenden Parteien ist dann nicht mehr weit) mehr, als zu versuchen sich lohnt. Eine Gesellschaft oder Gruppe KANN all ihr Tun der Selbst-Durchsetzung widmen, hat am Ende aber kein Selbst mehr, das durchzusetzen sich lohnt – es sei denn, Durchsetzung wird Selbstzweck, aber das wird sie nicht lange bleiben. Dieser noch recht einfache Widerspruch wird überboten durch das Widerspruchssystem, die Widerspruchsspirale geradezu, in die sich das OPP-Denken hineindreht (auf seinen Grundlagen fast unvermeidlich), wenn die Durchsetzung nicht absolut sein soll, sondern auf Ziele bezogen, für die sie sich lohnen soll: Ob etwas lohnt, wird dabei davon abhängig gemacht, dass es für andre nicht lohnt, sich dem zu widersetzen – oder es wird ihnen nicht zugetraut – spätestens, weil man ihnen nicht zutraut, dass sie bezweifeln könnten, wozu man selbst imstand ist und wieviel dafür einzusetzen einem lohnend erscheint. So sind alle immer wieder versucht, „es“, eben dies Angezweifelte, „einander zu zeigen“, und womöglich ein Kapital an Geltung des Eignen nämlich: Eigen-Interesse wie Meinung (Geltung als Autorität) wie Erfolgs (Fähigkeit!)- und Einsatzbereitschafts (lohnen!)-Disposition) aufzubauen, das weitere Wiederholungen in Gestalt von Kämpfen vorerst überflüssig macht.
Das erste, was sich aus dieser Serie von Gleichsetzungen herauslöst, soweit es denn sich herausgelöst hat, was gleichbedeutend ist mit Übergang zum ZWEITEN STANDPUNKT der OPP-Spalte (oder dem Mass, wie dieser Übergang stattgefunden hat), ist: die Erfolgsgewissheit; sie wird für allgemein gleich gut oder schlecht begründet angesehen, ihre UNGLEICHHEIT (der Kampf um Anerkennung einer dauerhaften Unter- oder Überlegenheit in dieser Hinsicht) jedenfalls soll nicht mehr eigener oder Haupt-Gegenstand von Kämpfen sein. Das hat hinsichtlich der Verhältnisse von Meinung, Eigeninteresse, lohnendem Einsatz für beides folgende Konsequenz:
Noch immer ist die gefühls-, aber auch abergläubisch, nach persönlichen Schluss-Regeln (aus eigner „Lebenserfahrung“) begründete Art zu planen und Wissen (nicht) zu erwerben, grundlegend für alles, was die betroffenen OPP-Individuen für sich und andere wollen – bloss erstreckt es sich jetzt erst einmal auf Entscheidungsfelder, wo sie sich gegenseitig ausschliessliche Geltung der Meinungen und des Interesses, also Verfügungs- und Entscheidungsfreiheit nach eignem Gutdünken, zugestehen: aus dem Eignen wird Eigentum. Darüber haben andre nicht zu befinden, man selbst aber auch nicht über ihres – nicht absolut; diese Absolutheit wäre verknüpft mit der absoluten, nämlich souveränen Verfügung (oder einem gewissen überlegnen Ausmass solcher Verfügungsmacht) darüber, den anderen aus deren Sicht unabwendbar Bedingungen für deren OPP-begründetes Entscheiden setzen zu können – derart, dass (in einem gewissen Mass zumindest) die Andern es nur noch lohnend finden angesichts der drohenden Alternativen), zu entscheiden, wie sie SOLLEN. (Ob dabei das eigene Interesse (der Lohn, den man sich selber zubilligt, das einem Zustehende), oder die eigne Meinung (jenseits des einen unmittelbar Angehenden) über das, was geht und für einen selbst und Andre lohnt (oder ihnen zusteht), sich Geltung verschaffen, ist auf dem ERSTEN STANDPUNKT, auf dem solche Betrachtungen angestellt werden, gleichgültig.)
Zum souveränen Verfügungsrecht gehört, das eigne Eigentumsrecht in Teilen Anderen abzutreten – als Schenkung, meist aber im Tausch, als Inhalt von Absprachen und Verträgen. Dabei steht am Anfang die Kalkulation mit dem gleichen, zumindest hinreichenden Lohnen der ins Auge gefassten Tauschaktion für beide Beteiligte; so bleibt sie erhalten beim Wechsel in den ZWEITEN STANDPUNKT der REL-Spalte. Was aber in der ersten Spalte hinzukommt, ist die mögliche Kalkulation, bei grundsätzlich gleichen Erfolgs-Dispositionen unterschiedlich disponiert zu sein, Abänderungen der Abwicklung zu eignen Gunsten, vor allem auch solche, die nicht im Detail im vorhinein geregelt war, nachträglich durchsetzen zu können, weil die eigne Entschlossenheit bzw. Einschätzung dieser Abänderung als eines für einen selber deutlich lohnenderen, für hinreichend überlegen gehalten wird.
Aber was ist hier beim Übergang vo ERSTEN auf den ZWEITEN STANDPUNKT allenfalls passiert? Doch nur: Dass die Erfolgsgewissheit (und deren vermeintliche oder tatsächliche Bestätigtheit in den Augen der Beteiligten) nicht mehr das Mass abgeben soll, wieviel sie im Verhältnis zu jeweils anderen für ihr eignes beanspruchen, wie sehr ihr Urteil gelten, und als wie glaubwürdig ihre Entschlossenheit bzw ihre Behauptung, wieviel etwas für sie lohne, gelten soll. Die Erfolgsgewissheit ist aufgelöst in ein Produkt aus – bei allen grundsätzlich als GLEICH unterstellter Erfolgsbefähigung, und je unterschiedliche Masse an Entschlossenheit; die hier mit dem Mass an glaubwürdigkeit der Bekundungen, wieviel mehr oder weniger oder wie gleich lohnend etwas für einen selbst sei, verglichen mit dem Mass, in dem es für andre lohnt, zusammenfällt. – Das sind allerdings dann schon zwei Masse: Glaubwürdigkeit der Bekundung, und: das bekundete Mehr, Weniger, Gleichviel des Lohnens für einen, verglichen mit dem für Andre.
kritik: hier wird nicht genug herausgearbeitet, dass es bei der erfolgsgewissheit um urteilsfähigkeit geht, und in letzter instanz um autoritäre geltung der eignen urteile wer zu was befähigt ist und welche (kollektiven) projekte gelingen können und welche nicht. es ist diese urteilsfähigkeit, um deren dauerhafte geltung beim gewaltsamen austrag von onflikten auf dem 1.stp/opp gerungen wird.
13.
Der Grundsatz, dass die Erfolgsfähigkeit im kern also: urteilsfähigkeit der Andern nicht immer wieder aufs neue in endlosen Machtkämpfen auf die Probe gestellt werden soll, ist meist das Resultat einer endlosen Kampfperiode und völliger Erschöpfung, nicht hingegen ist er Ausdruck einer Gleichverteilung von Chancen und Risiken aus Sicht der Akteure. So gehen sie mit höchst unterschiedlichen Sichtweisen in jede Auseinandersetzung, in der geschlossene Verträge unter veränderten Randbedingungen neu bewertet werden sollen; und die Bedingungen ändern sich ja ständig. Die Richtung, die die Neubewertung nimmt, wird dabei verstärkt durch das Mass der Entschlossenheit durch Betroffenheit – wer der Meinung ist, neue Umstände verlangten ihm, aufgrund der bestehenden Regelungen, besonders viel ab, oder nun dürfe auch er einmal fordern, nachdem „die Andern schon soviel bekommen haben“ – der steigert seine vom unmittelbaren Interesse an dem, worum der Streit geht, gespeiste Entschlossenheit und Zähigkeit zu EMPÖRUNG und Ressentiment; das sind Multiplikatoren und Durchlauferhitzer für jeden interesse-geleiteten Affekt, den ein Streitgegenstand zu erzeugen imstand ist. So werden Vertrags-Änderungen, nachträgliche Absprachen zur Korrektur vorausgegangener „Ungerechtigkeiten“; die Relationen des Geschädigtwerdens und Verlustes sollen widergespiegelt werden durch die Relationen der (inszenierten, vorgeführten) Affekte und Bedürftigkeiten – „Äquivalenz“ von gegenseitigen Leistungen der Vertragspartner bestünde erst da, wo die bestehende Ungleichheit, zumindest der Tendenz nach (denn wann wäre sie denn je endgülktig behoben) in die richtige Richtung korrigiert würde. Aber natürlich können Empörtheit und Ressentiment kalkuliert gespielt sein, um Forderungen auf diese Weise ein scheinbares Gegengewicht entgegensetzen zu können. – Aus dieser Position des ZWEITEN STANDPUNKTS der OPP-Spalte führen wieder gleich mehrere Schritte hinaus:
1. wir verbünden uns mit anderen, haben dann ein Binnenverhältnis (wo wir uns um Verteilung gemeinsam erzielter Vorteile und dafür nötige Einsätze streiten, auch um das Verhältnis beider), und ein Aussenverhältnis – diese Verhältnisse sollten in etwa unseren Interessen und Gegenspielern entsprechen; das aber bedeutet:
2. wir bestimmen unsere eigenen wie die Interessen unserer Kontrahenten nicht mehr nach der Oberfläche ihrer leicht entflammbaren, ebenso leicht abebbenden, und ebenso leicht vortäuschbaren Empörtheit, sondern aus langfristigen Erfahrungen in der Bestimmung von Verhalten, speziell auch vorhersehbar rationalem Verhalten und den Einbussen, die es ebenso vorhersehbar durch die irrationalen Bindungen, Vorurteilen, Abneigungen, kurz gesagt: Schwachpunkten bei uns selbst wie andern erleiden kann;
3. wir verhalten uns tendenziell immer mehr zur Gesamtheit aller Träger von Interessen, und fragen uns, wer von welcher Art Regelung wie betroffen sein könnte. – Dieser Schritt ist der abschliessende. Denn hier gibt es eine wachsende Einsicht darein: dass das System der zu vergebenden ungleichen Positionen in der Gesellschaft zwar immer wieder neu besetzt werden kann, aber dann mit neuem Personal die alten Konflikte wieder durchgespielt werden: Es sind OBJEKTIVE Ungleichgewichte, die es – jenseits des Masses gespielter oder echter Aufgeregtheit – begründen, dass Benachteiligte entweder das System verändern, oder aber selbst in privilegierte Stellen gelangen wollen. Nichts zeichnet sie freilich dafür mehr aus als andre, ihr WILLE (ihre subjektive Empörtheit über den Ausschluss vom ihnen vermeintlich Zustehenden – warum mehr als „jedem in ihrer Position“?) ist objektiv unbegründet; diese Dezentrierung, dies Absehen von der vermeintlich besonderen Betroffenheit, die sich auflöst in die Besonderheit einer austauschbaren, von jedem durchschnittlichen Individuum in gleicher Weise empfundenden Vorgeschichte und damit Vor-Erfahrung(die bei jedem in gleicher Weise zu berücksichtigen wäre) zeichnet den stark abgekühlten DRITTEN (Rechts-, Klassen-, Herrschafts-) STANDPUNKT aus: Ungleichheit der Vorteile muss gerechtfertigt sein durch erbrachte Opfer. Das EIGNE, die im Rechts- und Eigentumssystem eingenommene Stelle ist nun eines, die Bewertung in Gestalt einer Meinung über das, was gerecht und ungerecht ist oder wäre, trennt sich nicht nur von der Betroffenheit ab, sie muss sich (zumindest auf dem DRITTEN oder Gerechtigkeits- STANDPUNKT der OPP-Spalte) kühl und unparteiisch, alle mit allen vergleichend, rechtfertigen.
Der letzte Widerspruch, der dann aufzuheben ist, bestünde darin: dass dieser objektive Befund wiederum nicht allen in gleicher Weise zugetraut wird, stattdessen ein Mass existiert, sei es aus Verdiensten oder behaupteter Autorität und Spezialistenkompetenz und Expertentum abgeleitet, das den Einfluss der Einzelmeinung über gerecht und ungerecht auf die tatsächlich bestehende Verteilung von Belohnungen für objektive Verdienste und Kompensationen für unverschuldete Bedürftigkeit regelt. (Neben der für objektiv erklärten Sphäre besteht die subjektive (Privat-Sphäre) der Verträge und freien Verfügung über das mit objektiven Gründen einem Zugestandene fort.)
Das einem zustehend-Eigne wird also zunächst subjektiv (redlich oder aufgebauscht, vorgetäuscht usw) oder aber objektiv, unter Einbeziehung ALLER Randumstände (der Vorgeschichte, also Gesamterfahrung ALLER) bestimmt; je objektiver es bestimmt wird, desto schärfer der Widerspruch: Die Besonderheit einer sach-bezogenen, Entscheidungen nicht vorwegnehmenden, Betroffene nicht bevormundenden (oder gar Eigeninteressen des Sachverständigen bedienenden) Expertise wird aus dem Entscheidungsprozess herausgehoben und von ihm abgetrennt (bis hin zum juristischen Regelwissen, das an anderweitig zu beschliessende Gesetze gebunden, oder durch jene Beschlussinstanz berichtigt und beschränkt wird); was dann bleibt, sind die objektiv zu begründenden Meinungen – unabhängig vom Eigenen; dies Eigene sollte dann auch keine Sonderstellung der Meinung selbst mehr begründen.
In der Freiheit der MeinungsÄUSSERUNG ist idealerweise die Freiheit und Möglichkeit einer MeinungsBILDUNG, unbeeinträchtigt von Sonderinteressen, also „Eignem“, vorausgesetzt; Gleichberechtigtheit des Votums setzt daher Gleichheit und (leider nicht ganz dasselbe) Gerechtigkeit der Verteilung gesellschaftlich verfügbarer Mittel für individuelle Präferenzen voraus – also die Vollendung der Gerechtigkeits-Idee des voraufgehenden STANDPUNKTs.
Damit ist zugleich die Abtrennung aller Elemente des primitiv-psychologisierenden Verhältnisses zu andern, als verzerrenden, einseitigen Bestimmungsgründen der Meinungsbildung, vollzogen: „objektive“, sachliche Meinung, was das gesellschaftlich Förderlichste und Beste ist, ist subjektiv das Einzige, das bleibt. Unter OPP-Bedingungen fällt es nicht weniger anders, bei jedem der beteiligten „Staatsbürger“, aus als seine unreiferen Vorstufen.
14.
Es muss nun kurz zurückgegangen werden auf den Ausgangspunkt dieser Überlegungen zur Vergesellschaftung in den verschiedenen Spalten – und mithin im Rahmen verschiedener Weltverhältnisse: Vergesellschaftung bedeutet PLURALITÄT, Vielförmigkeit, Variation innerhalb bestimmter Grenzen – und deren Aufhebung in einem kollektiven Plan, der eben nur EINER sein kann und alle Konflikte erledigt hat, die sich entzünden an einander ausschliessende Planvarianten, die die Beteiligten einander vorschlagen oder auch gegen Einwände der Andern voneinander anzunehmen fordern. Genau diese Fülle an Varianten, die man selbst und die Andern jeweils sich verhalten sollen (späetstens angesichts dessen, dass man selbst und die Andern bestimmtes WOLLEN, auch von den andern), resultiert ja aus der Pluralität der Entwürfe und Entwurfsregeln; dabei sieht die 3×3 Tabelle insgesamt vier Stufen in jedem Weltverhältnis, die sich entsprechen – Stufen an einander über- und untergeordneten solchen „Entwurfsregeln“.
Das allen egmeinsame ist dem noch vorgeordnet: die Eigenschaft, zurechnungsfähig, Verhandlungspartner, verantwortlich und PERSON zu sein; was immer sich an Unterschieden, wichtigen wie auch unwichtigen (indifferenten) zeigt, zeigt sich DARAN, entfaltet sich im Rahmen dessen, was überhaupt noch mit Zurechnungsfähigkeit usw vereinbar ist.
Die vier Stufen oder Zentralkategorien der STANDPUNKTE wurden in diesem Kap aufgezählt, sie stehen unter den Titeln: bedürfnis- und leistungsgrenzen-bezogene Vielfalt; lebenszeit-bezogene Vielfalt; Vielfalt der lebenszeit-übergreifend-gemeinsames Kultur-, vor allem: (Re)Produktions-, Wissenserwerbs- und Fortschrittsprogramme; Mannigfaltigkeit der zeitlos, also zeit-übergreifend gültige Begründungsweisen bzw. Weisen der Erschliessung von Planung und Lernen (=Wissenserwerb) bzw. Fortschreiten aus jeweils gegebnen Erfahrungsständen; Titel, die spätestens in der Moderne, gemäss der in diesen Überlegungen gebrauchten Terminologie, die Form annehmen von Identität, Lebensentwurf/form, Individualität und Mentalität. Was immer diesen vier Kategorien genau in den der MOD-Spalte voraufgehenden Spalten entspricht (nämlich unreifere, unvollkommene Vorstufen dieser Kategorien – schliesslich soll es ja möglich sein, innerhalb jeder der vier Kategorien-Zeilen in die unreiferen Version der voraufgehenden Spalte (das ist die REL-Spalte für die MOD-Spalte, und die OPP- für die REL-Spalte) zurückzufallen) – es lässt sich darauf immerhin folgendes ausdehnen, das auch über die MOD-Kategorien gesagt werden kann:
a) Personalität ist allgemein vorausgesetzt, als allen Beteiligten, eben als Personen, Zurechnungs- und Verhandlungsfähigen, gemeinsam ist: Es ist GLEICH.
b) Dennoch sind sie nicht alle „dieselbe Person“, es gibt, wie eingangs in diesem Abs schon gesagt, Pluralität, eine Vielfalt des Personseins; die entfaltet sich auf einer der vier Stufen „abwärts“, in der OPP-Spalte ist gleich die erste und nächstfolgende Kategorie Mentalität, Art des Begründens, „plural-fähig“ – die vielen verschiedenen (aber wodurch?) OPP-Personen haben (auch) alle unterschiedliche Weisen des Begründens.
c) Es geht von da aus, der je „obersten“ plural-fähigen Kategorie (Begründungsweise in OPP, Individualität in REL, Lebensentwurf/form in MOD) jeweils abwärts, die Gebilde der folgenden, verbleibenden Kategorien richtet sich nach der jeweiligen Vorgabe, wird daraus abgeleitet: Aus der Begründungsweise in OPP ergibt sich also Art des Wissenserwerbs, Lebensentwurf, Lebenseinrichtung (mit Blick darauf).
d) Als „Rationalitätsblock“ waren dann die an Person angeschlossenen, und in ähnlicher Weise, wie der Person-Begriff von Anfang an feststand, nun ihrerseits festgeschriebenen Eigenschaften rationaler Personen, bzw. Kriterien von deren Rationalität ud Zurechnungsfähigkeit – tatsächlich wurde die anfangs behauptete ZUrechnungsfähigkeit und Personalität, Rationalität usw auf diese Weise PRÄZISIERT, oder auch näher bestimmt und DEFINIERT. (Hier sollte sich zwanglos beim Leser die Assoziation zu den Überlegungen zur (in den vorderen Spalten unvollständigen) „Bestimmung, Definition des Selbst“, nämlich eben dessen, was es heisst, Person zu sein, einstellen.)
Für die OPP-Spalte stand für diese Funktion nur die nackte, nicht weiter bestimmte Kategorie „Person“ überhaupt zur Verfügung, mit dem prima facie (oder notwendigen) Anfangs-Kriterium der Sprach-, also vernünftigen Ansprechbarkeit, Verhandlungsfähigkeit, der Fähigkeit und auch Bereitschaft, Vorschläge anzuhören, zu erwidern, vielleicht am Ende (in der OPP-Spalte, ganz Anfang, besoners wichtig!) die überlegene Einsicht, zumindest Drohfähigkeit eines Fordernden einzusehen und seine Anweisungen zu verstehen, wiedergeben zu können, ihre Ausführung zu geloben und anschliessend korrekt umzusetzen.)
In REL ist Person- und Vernünftigsein näherhin so bestimmt, dass Personen letztlich muss abverlangt werden können, dass sie jederzeit über ein Prinzip der Ableitung ihrer Pläne und Wissenserwerbe, sowohl für sie selbst als für andre (wo sie sich in Vorschlägen, Forderungen usw niederschlagen), verfügen: eine Art, Optimalhypothesen überhaupt zu konstruieren, bei gegebnem Wissensstand – wo dies Kriterium nichts mehr vorsieht und nicht mehr weiterweiss, endet alle sinnvolle Planung, Lebensführung, und Mehr-wissen- und -Suchen-, -Finden-, -Versuchen-Wollen: Es ist ein Sinnkriterium. – Die Grenze, die Spalte für Spalte jeweils einen Schritt tiefer rückt, ist die zwischen dem im Personalitäts- oder Ratioalitätsblock für alle Betroffenen als GLEICH Festgeschriebenem, und dem „beweglich“, nämlich variabel und ungleich Verbliebenem im Regelapparat der Vergesellschafteten; die Schwierigkeit, die sich in der ersten, der OPP-Spalte bereits andeutete, ist dann, dies Ungleiche und Unvereinbarkeiten und Konflikt-stiftende nachträglich doch noch in EINES zu verwandeln, das allen gemeinsam ist; als einzige Quelle hierfür steht aber nur der Personalitäts- oder Rationalitätsblock, vor allem wohl sein der „Grenzlinie“ nächtliegender Bestandteil, zur Verfügung. In der OPP-Spalte liegen alle Stufen UNTERHALB dieses Blocks, in der MOD-Spalte nur noch die erste (Identität; ERSTER STANDPUNKT, erste Zeile). Was geschieht mit diesen Stufen, und wie durchwandert die Bewegung jene Stufen, die in ihr eigentlich bereits dem Rationalitätsblock angehören? Dabei soll nicht vergessen werden, dass in den einzelnen Spalten die Unzulänglichkeit der Weltverhältnisse und der Versuche zu ihrer Vergesellschaftung je unterschiedliche Form annimmt: Unvereinbarkeit der Vorschläge zeigt sich in der OPP-Spalte als Streit, in der REL-Spalte als Zurückweichen vor den Andern und Konzentration auf sich selbst, iin der MOD-Spalte als Sinnlosigkeit von Lebensentwürfen angesichts der Tatsache, dass deren tiefempfundene Defizite durch Vergesellschaftung und arbeitsteilige Verknüpfung nicht gelöst werden können.
Die von Spalte u Spalte weiter „absinkende“ Grenzlinie aber ist jene, die das allen (als Personen) Gemeinsame trennt von dem, was sie gegeneinander besondert.
Sofern wir es auf einer einzelnen Stufe mit diesem Besondernden selbst zu tun haben, so ist die Forderung: dass sich aus ihm, nach einer Regel, die den Person- und Rationalitätsbegriff der jeweiligen Spalte als Grundlage hat und aus der Art der jeweiligen Verschiedenheit (auf der gegebnen Stufe) zwischen den Besonderten ein Mass (so in OPP) oder Kriterium (so in REL) oder zumindest Postulat (so in MOD) zu ermitteln oder bestimmen erlaubt, aufgrunddessen ein identischer kollektiver Plan bei gegebner Erfahrung abgeleitet werden kann, dem alle Beteiligten vernünftigerweise zustimmen müssten.
Von diesem Mass (Grund für das Mass der Geltung der eignen Meinung, aufgrund „bewährter Erfolgsgewissheit“, Empörtheit, Gerechtigkeitsempfinden hinsichtlich des einem selbst im Verhältnis zu andern Zustehenden, in OPP) bzw. Kriterium (Grund der Vergleichbarkeit und Äquivalenz verschiedener trad. Lebens- und Glaubensformen in REL) bzw. Postulat (Grund, warum man erwarten können muss und darf, dass alle vergesellschaftet-arbeitsteilig am MOD Kulturpogramn sich Beteiligenden in ihrer Existenz, also ihrem Lebensentwurf, Sinn finden werden) stellt sich dann heraus, dass es die ihm zugetraute Leistung nicht erbringt, es sei denn, es wird bestimmt als Moment der letzten, ihm übergeordneten Kategorie des Rationalitätsblock – und damit deren einheits-stiftenden und besonderheiten-ignorierenden und -nivellierenden Zwangsgewalt unterworfen.
Sofern aber die Stufe dieser Kategorie – das ist Mentalität oder Begründungsmodus in REL, oder Individualität in MOD – betreten wird, dann zeigt sich dort: dass nicht einmal sie, die doch in dieser Spalte bereits als allen Personen als solchen potentiell gemeinsam unterstellt ist, die jene einigungs-, ausgleichs- oder anschlussstiftende Kraft aufbringt, die unüberwindbare Gegensätze, Unvergleichbarkeiten, und Sinnlosigkeit der Teilhabe an einem an sich befürworteten Fortschritt verschwinden lässt.
Am Ende aber landen die Durchgänge in allen drei Spalten, sowohl ihre Teile vor, als die hinter der Grenzlinie, beim Begriff der Person – und der Tatsache, dass ihre inhaltlichen Unterstellungen über das mit ihm über Gemeinsamkeit und Besonderndes aller Beteiligter, als Personen, speziell die Gründe für die Überwindbarkeit dessen, was sie voneinander weg und gegeneinander aufbringt, unzulänglich waren: Eine genauere Bestimmung dessen, was sie sind, wird erneut zur Aufgabe (nachdem sie doch schon gelöst schien).
15.
Womit die Verbindung hergestellt wäre zum Hauptthema des vorigen und auch dieses Kapitels.
Aber die allgemeine Übersicht, die ich eben versuchsweise vorgestellt habe, muss erst einmal an den einzelnen Spalten bestätigt und präzisiert werden; vielleicht, dass sich von da aus der Bezug ergibt zur jeweils unvollständigen Selbstbestimmung der Spalte – bis hin zur dritten, der MOD-Spalte; die hier ja der eigentliche Gegenstand sein sollte. (Speziell die Anwendung der eben behaupteten Grundzüge des Durchgangs durch die STANDPUNKTE jeder Spalte liefert hoffentlich die endgültige Ableitung der bislang immer noch reichlich deskriptiv und unerklärt dastehenden MOD-STANDPUNKTE.)
Also nochmals Durchgang durch die OPP-Spalte.
Grob gesagt, sieht er doch so aus: Jeder OPP-Planende schreibt die eigenen Planungs- und Lernkategorien auch den andern zu.
Darum ist das OPP-Weltverhältnis so grundlegend auch für die politischen Verhältnisse, die OPP-Planende zu andern ihresgleicihen eingehen.
Die Andern planen also genauso wie man selbst, aber bleiben hinter dem eigenen Standard in der ein oder anderen Weise zurück; genau dies Zurückbleiben hinter einem von einem selber für gültig und damit auch geltend und verbindlich Erklärten ist Gegenstand des rein psychologischen Redens.
Anm.Genauer: Es ist psychologische Einordnung dessen, was der Andre sagt, zusammen mit seiner normativen („metamentalen“) Bewertung, als zurückgeblieben, unvollständig, unvollkommen in bestimmten Hinsichten: Dies dem Andern sagen und „einsichtig“ machen zu wollen, ist der Grundfehler jedes unvermittelten Vermitteln-Wollens; die Bestimmungen des Vermittelns werden in den dementsprechend „Vermittlungs-Standpunkte“ genannten Positionen der letzten Zeile jeder Spalte (unterhalb der jeweils VIERTEN STANDPUNKTE: Empathie, Kritik, Rationale Rekonstruktion) mühsam entdeckt: Statt Bestimmung des legitim zu Fordernden Konstruktion dessen, was vernüftigerweise vom Andern zu ERWARTEN ist. Ende Anm.
Da sind also Hinsichten des Vergleichs zwischen sich und dem Andern, in denen ein OPP-Individuum ein Gefälle von sich zu andern entdecken kann, umgekehrt eine Unterlegenheit und Zurückgebliebenheit dieser Andern; die diese Unterlegenheit freilich „nicht sehen wollen“, vielmehr sogar noch ins Gegenteil verkehren, weshalb man ihnen diese Überlegenheit ZEIGEN muss in Gestalt von – die Grössenordnung des Gefälles veranschaulichenden – Willkür-Änderungen (die die eigne (Verfügungs-)(Über-)Macht (über Dinge) beweisen) der Randbedingungen für das Planen der Andern; sie halten es genauso.
Charakteristisch für OPP also Normalplaner ist, dass sie sich hierfür nicht erst einmal voreinander zurückziehen und je selbständig mit ihren eignen Prinzipien der Welt zuwenden, wie es REL Individuen tun würden, wenn Andre ihnen nicht zustimmen. Stattdessen bleiben Normalplaner bei den widersprechenden Andern und KÄMPFEN miteinander um die Priorität, mit der ein von ihnen jeweils Verlangtes gelten soll. Der Kampf, also die Gewaltanwendung, ist grundsätzlich etwas, mit dem durch Einzelnes, Anschaubares, etwas für den Andern Verallgemeinerbares gezeigt werden soll (immer wieder schön die Formulierung im Deutschen: Dir werd ichs zeigen!): Man zeigt das Gefälle, und überzeugt entweder den Andern, auf gewisse Fristen, oder auch nicht. Der Ausgang wird nie stabil sein, solang er sich nicht der Einsicht nähert, die den Übergang zur je nächsten Stufe markiert: Dass unter PERSONEN, als solchen, die Verschiedenartigkeit (die immer eine ihrer Begründungsweisen ist; erste „bewegliche“ Kategorie dieser Spalte ist ja bereits die höchste, direkt unter dem Person-Niveau angesiedelte: Mentalität, Weise des Ableitens von (kollektiven) Plänen aus gegebner Erfahrung) in der jeweils zuletzt in Betracht genommenen Hinsicht, also Stufe, nicht eine grundsätzliche Unterlegenheit IM PRINZIP einer der beteiligten Parteien in dieser Hinsicht begründet: Es gibt kein Gefälle, alle sind sich ebenbürtig oder vergleichbar – zumindest IM PRINZIP. So wird es durchexerziert für alle grossen OPP Kategorien:
a) die bestätigte Erfolgs- und Misserfolgsgewissheit (die Grenze, die beide trennt), die einen höchst geschickt nie zuviel und nie zuwenig wollen lässt;
b) die Vorstellung vom jeweils Lohnenden und seinen guten oder schlechten Gründen (man will es auch hier besser wissen als der Andre, etwa so: Das wirst du nie durchhalten, so lohnend ist das für dich nicht, du bluffst bloss oder täuschst dich, vor allem, wenn du glaubst, es lohne sich, gegen MEINE Empörtheit anzutreten – meine jederzeit, jedesmal in Taten übersetzbare Entschlossenheit und Empörtheit, da es um MEINE Vorstellung von Prioritäten, von Lohnendem und seinem Ausmass bei mir, verglichen mit dem bei dir, geht)
c) die Vorstellung von der gesellschaftlich, allgemein angemessenen Kompensation und verdienten Belohnung (unabhängig von dem, was subjektiv für lohnend gehalten würde);
d) die Vorstellung von gerechter Verteilung aller Güter auf alle überhaupt (unter Abwägung all ihrer „berechtigten“ Bedürftigkeiten gegeneinander).
Mit dem Durchgang durch diese vier STANDPUNKTE ist ein immer weitergehendes ABSEHEN vom ursprünglich Eignen, des eignen wie desjenigen der Andern, verbunden: Am Ende werden in d) überhaupt nur noch Meinungen zum Streit zugelassen, bei deren Begründung ebenso von allem Eignen abgesehen ist – ausser den jedem „eigenen“ Bedürfnissen und Reproduktionsanforderungen (im Zweifel werden nur diejenigen Anteile einer Meinungsäusserung und eines Votums ernstgenommen, die eine entsprechend „selbst-lose“ Begründung aufweisen).
OPPs wollen, Stufe für Stufe, ein PRINZIP ihrer Vergesellschaftung finden, sehen aber angesichts der durchgehenden Bedingtheit und PRINZIPIENLOSIGKEIT ihres Plan-Entwerfens für sich und andre in den mit veränderten Randbedingungen sich zugleich ändernden Weisen ihres Plan-Erschliessens (und -Begründens) kein andres Prinzip als das einzig greifbar ihnen mit Allen Gemeinsame, das ist ihre Eigenschaft, Person, zurechnungsfähig, verhandlungsfähig, ansprechbar, letztlich auch durch gute Gründe beeinflussbar, und zu Antworten auf Einwände befähigt zu sein. Dies Prinzip ist freilich auf den ersten Blick ein furchtbar ABSTRAKTES, es liefert keinerlei Hinweise, wie aus ihm materiale oder material-nähere Anwendungsregeln zu gewinnen sind, die die konfligierenden Standpunkte der Parteien in eine abzuarbeitende Prioritätenliste bringen oder zu Kompromissen verschmelzen würden. Stattdessen gibt es nur immer die Versicherung, man sei gleich; wird sie anerkannt, mit Blick auf eine der anfangs, beim Psychologisieren noch verfügbaren Konflikt-Austragsmöglichkeiten, so führt das sukzessive zum VERZICHT auf eine Stufe bzw Form der Gewaltausübung nach der andern (in der Kampfweise des ERSTEN STANDPUNKTS oder Stufe, wo man dem andern die bewährte Überlegenheit des Eignen, in Gestalt von Erfolgseinschätzungs- und Umsetzungsfähigkeit, Entschlossenheit, Berechtigtheit, Gerechtheit mit Bezug auf das von einem Vorgeschlagene zeigt, sind sie noch alle zugleich gegenwärtig und laufen in eins zusammen). Am Ende steht noch immer nur die platte Botschaft: Wir sind eigentlich gleich, wir sind alle Person; bloss, dass keine Weise mehr existiert, sich das zu zeigen (oder auch: zu vermitteln). Denn die Ungleichheit besteht, geradezu IM PRINZIP, fort zwischen denen, die von der grundsätzlichen Gleichheit ller mit allen im Bezug auf Erfolgsgewissheit, Empörbarkeit aus begründetem Anlass, gerechtem Lohn, berechtigte Bedürftigkeit und Bedarf überzeugt sind: Was gerechterweise zu tun wäre von allen für alle, darin sind sich OPP Votierende allenfalls zufälltig und nur sehr punktuell einig. – Was bliebe ihnen, sich wechselseitig zu zeigen? Alle sind gleich – alle denken, dass sie es sind – in allen Hinsichten, in denen aus IHRER Sicht relevante Unterschiede zwischen bestehen konnten; sie sind gleich, als Personen, die sie unbestritten alle sind – soweit sie es sind. Es ist unbestritten: sie sind zurechnungsfähig, einer wie der andre, vernünftig, verhandlungsfähig – und doch denken sie völlig verschiedenes, wenn sie das für alle Gerechte benennen sollen. Der Grund ist natürlich, dass all ihre Verarbeitung von Neuem und Anderem unterschiedlich sind: Ihre Normalitäts-Vorstellung ist verschieden; ihre aus ihrer Vorgeschichte (oder was immer sie zur Quelle für ihre „Erfahrung“ nehmen) resultierenden Bewertungen für das, was Risiko oder Chance, bei sich und andern wäre, was zu wissen und suchen oder versuchen wäre, bei sich und andern – sie sind völlig verschieden. Wie sollen sie sich DIE vermitteln?
16.
Der Bezug zur Selbstbestimmung OPPs, so wie sie ihm hypothetisch zugeschrieben wurde, ergibt sich von selbst: Sie ist – exakt so, wie das Lernen und (Versuchs-)Handlungsplanen und -entwerfen des so sich bestimmenden Selbst – zwar durch alles nur Erdenkliche (Situationen S, S‘, S“…) BEDINGT und davon möglicherweise, als einer Bedingung, die je nachdem, wie sie ausfällt, diese oder jene Entscheidung (Handlungsweise H plus Erwartung E, bzw. H’+E‘, H“+E“…) zur Folge. Aber diese Bedingtheit, dieser Zusammenhang zwischen den Sx und Hx+Ex ist ihrerseits wieder nur bedingt, steht unter Bedingungen, die ihre Geltung begrenzen und angesichts bestimmter (noch garnicht benannter) Sachlagen in einen andern Bedingungszusammenhang übergehen lassen. Hinreichend ist ein solcher Zusammenhang zwischen S und H+E nie, nicht einmal notwendig zu beachten, da wäre immer eine Bedingung, die diese Notwendigkeit in etwas Hinreichendes, oder Weder-Notwedniges-noch-Hinreichendes, sondern Beliebiges, verwandeln kann. Aber das alles soll ja die PERSON (so wie OPP sie, also sich und seines-GLEICHEN denkt) ausmachen, sie bestimmen: also ist es diese völlige Prinzipien- und Regellosigkeit, die die Person charakterisiert; jede Regel, die sie befolgt, kann jederzeit überboten werden durch eine neue Situation und eine Meta-Regel, die von der Ausgangsregel zu einer andern überzugehen gebietet. Und sie die Metaregel, und jede weitere, die irgendeine Metaregel reguliert.
Regeln sind da schon, Begründungsweisen sind da schon; aber weder ist klar, wann sie plötzlich keine Geltung mehr haben, oder was einer erfahren müsste, um sich von der Geltung einer von einem Andern für vernünftig gehaltenen Regel überzeugen zu können; der Andre selbst weiss ja nicht, warum er überzeugt ist – aufgrund welcher von ihm anerkannter END-GÜLTIGEN Gründe er seine Vernünftigkeit (die seines Regel- und Erschliessungs- und Begründungssystems; damit auch die seiner Person) bewährt und zeigt.
Aber da ist ein Reifungsprozess im Durchgang durch die Stufen – denn dabei zeigen sich und gliedern sich aus die Gruppen von Bedingtheiten, genauer: die Regel-Gruppen, mit denen jeweils alles Begegnende verarbeitet wird – und die ins Verhältnis gesetzt werden zu tatsächlich von ihnen bekundeten, oder aber ihnen (abweichend von dem, was sie bekunden, und ihm widersprechend) zugeschriebenen Regeln derselben Art; in denen sich ein Gefälle spiegeln soll, das ein ebensolches Gefälle begründen (!) soll des Ausmasses, in dem der eigne kollektive Plan (das selbst und vom Andern Gewollte) den der Andern berichtigen und ersetzen soll.
Hinter der eignen Erfolgsgewissheit (dem eignen Bewährten oder es gefühlsmässig-überzeugend Korrigierenden (neuartige Chancen, Risiken, Wissens- und Erprobenswertes) steckt das eigene ERWEITERTE SELBST, das eine Gefälle-Beziehung zu dem der Andern eingeht: Ihr ES wird unter meines subsumiert, ihre Planregeln unter meine (und im Zweifel durch meine für sie ersetzt).
Der Übergang zur zweiteund (Versuchs)Plänen, auf die wir uns am Ende verständigt haben, mithin in den Verhältnissen, die unsere Plan-Vorschläge und damit WIR (als n Stufe lautet dann nicht nur: Unsere Erfolgsgewissheiten sind vergleichbar; sondern: In unseren Konflikten und auch später in den Unternehmungen deren Quelle) zueinander eingehen, heben sich nur noch die REINEN Kernselbst-Bedürfnisse (einschliesslich Leistungsgrenzen) und das Wissen-dass und -wie (das wir teilen können) heraus – als solche, die in JEDES erweiterte Selbst ES eingehen können.
Aber damit ist der entscheidende Schritt getan. Denn auch jetzt noch ist sehr wohl von konkretem Können die Rede – es wird nur nicht mehr mit den typisch OPP-artig Gefühl (Zuversicht) und objektive Erwartbarkeit von Erfolg und Misserfolg (deren Abschätzung) vermengenden Erfolgsgewissheiten beurteilt – weder bei einem selbst, noch bei Andern (so, dass ein Gefälle- und Überlegenheits-Urteil darauf aufbauen könnte). Stattdessen werden Kernselbst-Eigenschaften (Gefühle, auch als Indikatoren für Bereitschaft und Leistungsgrenzen) und objektive Mittel je getrennt in ihrme Einfluss auf Erfolgswahrscheinlichkeiten (etwa in Konflikten, wo die unterschiedlichen Urteile, womöglich im Kampf, überprüft werden) beurteilt. Als Einflussgrössen waren sie auch schon auf dem ERSTEN STANDPUNKT der OPP-Spalte, beim Psychologisieren, bewusst; aber da gab es immer noch einen Überschuss über sie hinaus, ein Unauflösliches und der Konfliktpartei eben ganz EIGENES Urteil, was geht und was nicht, was man sich und andern zutrauen darf und was nicht. Das ist auf dem ZWEITEN STANDPUNKT (im Mass wie und soweit er endgültig eingenommen wird) verschwunden: Was geht und was nicht, ist bei einem selbst wie Andern ausschliesslich geschuldet der Entschlossenheit und Durchhaltevermögen (auf der subjektiven Seite) und den objektiven Mitteln und nachprüfbar verfügbaren Kräften (soweit es davon Wissen gibt) auf der andern.
Derselbe Schritt wiederholt sich noch einmal, weil es auch noch um die ebenfalls nachprüfbaren BEDINGUNGEN und Quellen für Entschlossenheit und Mittel/Kräfte geht: Zwischen beidem wird nach dem Übergang vom ZWEITEN zum DRITTEN STANDPUNKT in der OPP-Spalte sorgfältig unterschieden; was voraussetzt, dass zwischen den beiden Arten an BEDINGTEM (wie es für das Erreichen des ZWEITEN STANDPUNKTs zu fordern ist) bereits sorgfältiig unterschieden wird. So kann allmählich gelernt werden, den Einfluss unterschiedlicher Verteilungen von knappen Gütern auf Sachanforderungen und Einsatzbereitschaften verschiedener Interessengruppen objektiv zu beurteilen.
Der Reifeprozess in der Spalte hat, bezüglich des pluralen Selbst, das da zu bestimmen ist, bzw. der Hinsichten, in denen die verschiedenen Personen also Selbst zu vergleichen wären, also zwei sehr fundamentale Fortschritte gemacht, worin durch faktisches Vergleichen über die Naivität und Primitivität der OPP-begründeten Selbst- und Fremdzuschreibungen im Psychologisieren hianusgegangen wird: Das Erweiterte Selbst und die mit ihm in OPP sich verbindenden Erfolgserwartungen werden reduziert auf Wissen um Kernselbst-Eigenschaften (Bedürfnisse, Leistungsgrenzen) und objektiv bestehende, also für jedermann wissbare Risiken und Chancen; die Variabilität dieser spürbaren (KS) und wissbaren (RU bzw. Wissen-dass und Wissen-wie) Elemente allen Handelns der Beteiligten wird erkannt als an jeweils unterschiedliche Bedingungs-Klassen geknüpft (und von diesen Bedingungen beeinflusst).
Darin sind, als Beurteilte, alle Beteiligten gleich und prinzipiell vergleichbar.
Die Schritte, durch die sich ein ursprünglich Unbedingt-Unzerlegtes als in es konstituierende Momente (Bedingtes und Bedingendes) teilbar erweist,…
(das Erweiterte Selbst in Kernselbst und Wissen, das Kernselbst in momentane Anforderungen/Bereitschaften (subjektive Sachverhalte, Ereignisse/Verläufe, Dispositionen) und Bedingungen, ihnen optimal gerecht zu werden; das Wissen in objektive Sachverhalte, Ereignisse, Dispositionen und deren Verteilung, An- und Vorzeichen, Bedingungen ihrer An- und Abschaltbarkeit)
…werfen nun aber sofort neue Probleme auf. Denn da ist nichts, was die verlorene Einheit ersetzt – keine Regel, die besagt, wie allgemein Erweiterte Selbste aus aktuellen Kernselbst-Befindlichkeiten und bekannten Umgebungs-Bedingungen (Chancen, Risiken) zusammenzusetzen wären; keine auch, die die aktuellen Optionen bestimmen würde, wie man das Leben des Kernselbst weiterzuführen hätte angesichts bestehender Anforderungen und Bereitschaften, oder wie man nicht-kontrollierbare aber Risiken und Chancen bergende Umgebungsbedingungen mithilfe kontrollierbarer günstiger gestalten könnte. Der einzige Gewinn, den wir durch die Schritte erzielen, ist, dass die jeweils in einer Konfrontation faktisch vorliegenden unreduzierten Kategorien, Erweitertes Selbst, gefühlte affektive Zustände nicht mit sie ausdrückenden, end-gültigen psychischen Dispositionen (Erfolgsdisposition, Empörtheit) gleichgesetzt und als solche festgeschrieben werden, die Konkurrenz- oder dauerhafte Über- und Unterlegenheits-Verhältnisse zwischen ihren Trägern (und Masse der Geltung ihrer wechselseitigen Forderungen aneinander) begründen; sondern das Objektive darin als allen Verfügbares und bei allen in gleicher Weise Mögliches herausgelöst, und die Bedingtheit des Subjektiven durch solches Objektives ermittelt, bemerkt, berücksichtigt wird. Leider bleibt es dann dabei; denn mehr, als es zur Kenntnis nehmen (und die im grossen ganzen gleiche Art von Bedingungszusammenhängen bei Personen im allgemeinen (oder die erwiesene individuelle Abweichung von Einzelnen im besonderen) zuzugestehen), kann man auf OPP-Grundlagen nicht tun.
17.
Vom VIERTEN STANDPUNKT der OPP-Spalte unterscheiden sich die drei vorhergehenden dadurch, dass die Kontrahenten auf jeder Stufe über etwas verfügen, das sie zu dem der Andern ganz automatisch in ein MASS-Verhältnis setzen konnten; es galt, sich die Aus-Masse dieser je eignen Ausprägungen eines mit den Andern Gemeinsamen und Vergleichbaren wechselseitig zu zeigen:
– die „Selbstbewusstheit“ hinsichtlich der eignen Pläne (verglichen mit denen der Andern);
– die „berechtigte Empörtheit“ hinsichtlich des Ausgleichsbedarfs, verglichen mit dem, was Andre schon hatten, oder auch nur, was man selbst entbehrte;
– die spezielle Mischung aus „berechtigtem Änderungsbedarf“ und „Erhalt des Bestehenden“, Reformeifer (aus eignem Interesse) und Konservativismus (als grundlegende Einstellung, noch nicht „Weltanschauung“) – all dies bereits bezogen auf ein Gemeinwesen mit (noch bestehenden) konfligierenden Verteilungs-Optionen, also „Ungleichheit“ und Verteilung von Lohn und Belastungen nach (umstrittenen) Verdiensten; in der Hierarchie, in der die Grenze zwischen denen, die relativ zufrieden sind mit dem Status quo (je nachdem, wieviel Opfer Änderungen erfordern, werden sie sich einverstanden erklären oder eben nicht) und jenen, die ihn ändern wollen, verschoben werden soll, bis sich eine neue Stabilität herstellt (von Stellen, die zu besetzen sind, oder mit mehr oder weniger Privilegien ausgestatteten Personen), nimmt der Urteilende dabei jeweils selbst eine Position ein: er hat von daher nicht nur eine Meinung, sondern ein INTERESSE.
Selbst dieses noch wird völlig beiseitegestellt, wenn politische Meinungen von OPP-Personen es sich nur noch zum Ziel setzen, eine Gleichverteilung VON VORNEHEREIN (und nicht erst zur Veränderung eines Bestehenden; mit Änderungswilligen als prekären Bündnispartnern) zu erreichen, bei der niemand mehr einen Grund zur Änderung hat – keinen objektiv also intersubjektiv nachvollziehbaren aus Sicht des Vorschlagenden (dh. er sieht vollkommen von seiner eigenen Stellung in einem vorhandenen Zustand ab, will keine Änderung eines Bestehenden in ein ihm Ähnliches, bei dem sein Interesse relativ gewahrt bleibt).
Als Bürger eines Gemeinwesens von Gleichberechtigten wollen sie für sich dasselbe, wie sie es für alle wollen; genauer gesagt: Sie wollen (sofern es sich um sie slebst handelt), etwas mit dem jedes Andern VERGLEICHBARES, und so für jeden.
Sofern sie materiale Vorstellungen von der aus dieser bedingungslosen, also endlich einmal prinzipiellen Gleichheits- und Vergleichbarkeitsforderung abgeleiteten Güter-, Lasten- und Optionen-Verteilung haben, speisen die sich natürlich aus dem ihnen verfügbaren Wissen von der Art, wie es im voraufgehenden Abs. auf dem DRITTEN STANDPUNKT zunächst kategorial postuliert, dann auch material ermittelt wurde.
Das Mass, in dem man dies Wissen seinen MATERIALEN Vorschlagen zur Umsetzung von Egalität zugrundeliegt, ist nun wieder ein sehr subjektives. Aber dieses Mass ist auf vertrackte Weise anders als die vorigen; unleugbar verbindet es sich mit der Vorstellung einer möglichen RELATION zu anderen materialen Vorschlägen verbindet – es kann sich damit hervortun, soviel MEHR Informationen von der Art der vielfältigen subjektiven und objektiven Bedingungs-Zusammenhänge (Regularitäten) berücksichtigt zu haben. Aber diese Masse zählt aus OPP Sicht wenig, da ja erst einmal die Relevanz der Daten (zurückgehend auf ein Begriffssystem, oder gar eine Kategorien-Struktur) beurteilt werden muss. Aber wie soll man sie vergleichen? Hie rgibt es kein Mass; die QUALITÄT des Wissenserwerbs und der Relevanz von Gewusstem ist etwas, für das sich im Reifeprozess durch die OPP-Spalte hindurch kein Pendant findet.
Der typische OPP-heuristische Gesichtspunkt der „Ähnlichkeit in einer relevanten Hinsicht“, der die Suche nach alternativen Techniken und Vorgehensweise anleitet (und zu „experimentellen Klassifikationen“ führt), hilft hier nicht weiter: Denn das, wozu Varianten und Ähnliches-in-irgendeiner-Hinsicht (entlang verschiedenster Abwandlungsreihen, also Hinsichten) gesucht wird, ist ja durch seine Stellung in OPPs Reproduktion, entweder als Element bewährter Normalität, oder beeindruckend-glaubwürdige Chance oder Bedrohung ausgezeichnet. Für Irrelevantes sucht kein Normalplaner „Vergleichbares in einer Hinsicht“.
Das Schreckliche aber ist, dass Normalplaner auf dem VIERTEN STANDPUNKT von ausgerechnet DIESER Fragestellung heimgesucht werden: Was bei irgendwelchen Andern das – aber in welchen Hinsichten? – Vergleichbare-in-einer-Hinsicht zu demjenigen Dritter, Vierter, Fünfter usw ist? Hier können sie nicht nach dem Scheitern einfach ihre Relevanzstruktur ändern; denn sie haben gezwungenermassen eine Ebene OBERHALB davon betreten, von der sie nicht wieder absteigen, ohne die Aufgabe zurückzuweisen, die sich ihnen doch stellt: Nämlich zu sagen, welche je erreichten Fortgeschrittenheits- (zB auch Robustheitsgrade) Stände in verschiedensten Gesellschaftsentwürfen, die leider einander ausschleissen und darum nur für ihre unmittelbaren Befürworter zu verfolgen sind, miteinander zu vergleichen sind. Ihre eigene Relevanzstruktur hilft, wie gesagt, dabei nicht; aber auch sonst hilft nichts. Denn der Gedanke, den sie ihren (von vorneherein auf ihren Grundlagen fruchtlosen) Überlegungen zugrundelegen, ist nur das Postulat, die Forderung, dass es eine solche Vergleichbarkeit geben MÜSSE; da doch alle in gleicher Weise Person seien.
Anm. Ein solches, beinah „kategoriales“ (und kategorisches) „Postulat“ gab es jeweils auch schon auf den beiden STANDPUNKTEN zuvor; es endgültig und generell, unbedingt, anzuerkennen, hiess jeweils, den voraufgehenden STANDPUNKT, angefangen beim ersten, aufzugeben:
ab dem endgültigen Übergang zum ZWEITEN STANDPUNKT/OPP (=in der OPP-Spalte) wird klar getrennt zwischen welt-(also RU-) bezogenem Wissen, und KS-bezogenem (Spüren, Fühlen): mein (empörter) Wille garantiert mir sowenig wie einem andern seiner auch nur ein bisschen Mehr an Verfügungsmacht über die Welt; die ist OBJEKTIV, der Wille ist es nicht (sondern wirkt nur über meine Handlungen);
ab dem endgültigen Übergang zum DRITTEN STANDPUNKT/OPP wird klar getrennt zwischen dem, was unmittelbar mein Befinden und meine Gefühle und Stimmungen beeinflusst (vor allem auch im Sinne von Gesundheitsbedingungen), und dem, was Weltverhältnisse beeinflusst, also auch innerweltlich Einfluss hat auf die mich beeinflussenden Dinge.
Aber diese beiden Übergänge, wenn sie denn, und sobald sie vollstänndig vollzogen sind (und sie sind lange nur partiell vollzogen, bevor sie kategorisch und generell anerkannt werden von einem Normalplaner) – sie sind nicht gleichbedeutend damit, dass die in ihnen angesprochenen Kenntnisse schon existieren (obwohl, andererseits, es Kenntnisse und Erfahrungen mit objektiven Weltverläufen sind, die wiederum die Übergänge bahnen und beschleunigen. Das ist eigentlich die bislang wenig besprochene Frage: Mit und an welchen Erfahrungen scheitern eigentlich die STANDPUNKTE/OPP? Es sind, denke ich, nicht Erfahrungen der Stufe, zu der der Übergang HIN stattfindet, sondern in derjenigen, von der er WEGführt. Zur Erinnerung: Die Fortschritte von Stufe zu Stufe stellen REDUKTIONEN einer ursprünglich maximalen Vielfalt an möglichen Sichtweisen dar: Auf dem ERSTEN STANDPUNKT/OPP ist es eben noch möglich, die eigne, vermeintlich überlegene Erfolgsgewissheit und Selbstbewusstheit als Grund für das Ausmass anzuführen, mit dem eigene Forderungen gelten, und denen anderer nicht stattgegeben werden soll. Auf dem ZWEITEN STANDPUNKT/OPP wird gänzlich auf solche Rechtfertigungen für Forderungen verzichtet; stattdessen spielt die relativ grössere Empörtheit, als Ausdruck des „Benachteiligtheitsgefühls“ (angesichts einer Neu-Formulierung bestehender Verträge zB) die grösste Rolle. Nicht, dass das im ERSTEN STANDPUNKT/OPP garnicht vorkam, aber dort nur recht selten isoliert, sondern meist im Zusammenhang mit Stolz und Geltungsbewusstsein: Empörung herrscht auf dem ERSTEN STANDPUNKT/OPP nie so sehr darüber, wie ungerecht(fertigt) eine Forderung Anderer ist, als vielmehr darüber, dass die sich überhaupt etwas oder soviel oder dieses zu fordern „herausnehmen“. Auf dem DRITTEN STANDPUNKT/OPP wiederum herrscht Empörung nicht so sehr darüber, dass man selbst in seinem Anspruch beschädigt oder nicht anerkannt ist, als darüber, dass eine bestehende und so wie bestehend, offensichtlich funktionierende und stabile Ordnung (in der man selbst sein Interesse befriedigt sieht) infragegestellt wird, oder umgekehrt, dass eine „offensichtlich ungerechte Ordnung“, die einem das in einer gerechten Ordnung an sich Zustehende verwehrt, gegen diesen Einspruch aufrechterhalten wird. Auf dem DRITTEN STANDPUNKT/OPP spricht man also immer im Namen eines „Wir“ (von derzeit, also vor, oder künftig, nach einem „Umsturz“ oder Privilegien-Verschiebung, Mitgeschädigten), zu denen man sich selber zählen darf; nicht so sehr also als „ich“, der angesichts sonstiger Opfer und Belastungen von einem andern, nämlich „dir“ oder „euch“, etwas fordern darf. Die gerechte Ordnung, gleich ob sie besteht oder Korrektur einer bestehenden bedeuten würde, wird BEGRÜNDET mit Daten, die kategorial dem grundsätzlich durch den DRITEN STANDPUNKT/OPP erschlossenen Niveau entsprechen, also vor allem „intersubjektiv“ nachvollziehbare (und nicht nur subjektiv beteuerte, behauptete) innere Zustände und ihre Auslösebedingungen – das begründet dann Behauptungen, dass und warum bestimmte Verteilungen „nicht funktionieren können“ – etwa, weil Beteiligte (in und ausserhalb der Ordnung) damit auf Dauer überfordert und zur Verzweiflung getrieben würden.
18.
Also: Wie oder wodurch scheitern die STANDPUNKTE/OPP? Der Übergang zum ZWEITEN STANDPUNKT/OPP läuft darauf hinaus: Zu erkennen, dass es im ERSTEN keine von den analytischen Kategorien des ZWEITEN STANDPUNKTS/OPP getrennten ganz eigenen Formen von berechtigter und derjenigen anderer überlegener Selbstbewusstheit gibt: Begründet sind sie vielmehr immer (wenn sie überhaupt begründbar und berechtigt sein sollen) durch ein Mass der subjektiven Entschlossenheit, das durch zurecht gefühlte Leistingsreserven abgedeckt ist, und objektive Wirkmöglichkeiten, deren sich der oder die so Entschlossenen gegen andre bedienen können. – Es kommt keine darauf unreduzierbare Selbstbewusstheit hizu, heisst: Die durch Entschlossenheit und Wirkchancen und -risiken erklärte Erfolgschance (gleich, ob überlegen oder ebenbürtig derjenigen eines Kontrahenten) ist damit HINREICHEND – eine unreduzierbare weitere Quellen von (objektiv gesprochen) Erfolgsträchtigkeit oder (subjektiv gesprochen) berechtigter Selbstbewusstheit und Erfolgsgewissheit gibt es nicht: Es kommen also keine weitere Bestimmungen HINZU, die die Zuschreibungen im Rahmen der „reduzierenden“ Kategorien je ERGÄNZEN oder gar vervollständigen könnten, ohne dass nicht grundsätzlich damit gerechnet werden kann, dass solche Zuschreibungen sich als Ergänzungen DIESER schon bestehenden Zuschreibungen erweisen; ansonsten gibt es nur noch Zuschreibungen, die die schon bestehenden (in den „reduzierenden“ Hinsichten) widerrufen und ABÄNDERN.
Der Schritt vom ERSTEN zum ZWEITEN STANDPUNKT ist also einer in der Erkenntnis, welcher Kategorie potentielle „psychologische“ und/oder objektive Erklärungen allenfalls angehören können: Eine Kategorie, die subjektives wie objektives so vereint, wie es die OPP Selbstgewissheit bzw bewährte oder glaubwürdige Erfolgsgewissheit tun will, existiert nicht.
Das Resultat ist freilich noch unvollständig; denn die objektiven Wirkchancen/risiken und subjektiven Entschlossenheiten stehen nun immer nur kategorisch und unerklärt da. Für die Selbst-Bestimmung ist dies Kategorische, die Bedingungslosigkeit schlichtweg falsch, und die wachsende Weltkenntnis der (und sei es auch nur partiell) bereits auf den ZWEITEN STANDPUNKT gelangten Normalplaner…
(die mit Sicherheit darum auch shcon ein höheres Niveau an Vergesellschaftetheit erreicht haben müssen! vergleiche die Bemerkungen über die Notwendkeit, die zum Erreichen dieses STANDPUNKTS immer wieder nötige und erfahrbare Ebenbürtigkeit (man muss sich eigne Unterlegenheit und Niederlagen „rational“ erklären können – genau das zu wollen und auch zu tun, heisst: auf den ZWEITEN STANDPUNKT gelangt sein) durch militärische Organisation und Spezialisierung herstellen zu müssen und nur so zu können)
… lässt sie diese Einsicht auf die Bedingungen der Verfügbarkeit günstiger und das Drohen ungünstiger objektiver Wirkumstände ausdehnen.
Eine sorgfältigere Analyse der Ursachen von Misserfolgen und „Nicht-Durchhaltenkönnen“ eines Versprechens oder festen Vorsatzes (dank verspürter grosser Entschlossenheit; auf dem ZWEITEN STANDPUNKT scheint sie unreduzierbare Basis von Erwartungen und zuverlässigen Zusagen zu sein!) zeigt dann die Notwendigkeit, zum einen in subjektiver Hinsicht: Sich die Bedingungen der (Aufrecht-)(Er)haltbarkeit von Empörtheit und Entschlossenheit klarzumachen und ihr dadurch entweder zuvorzukommen, ihr vorzubeugen, sie abzubauen, oder aber nicht glaubwürdig zu finden. In objektiver Hinsicht, zum anderen, dehnt sich das Wissen um immer komplexere Randbedingungen (also notwendige) der Verfügbarkeit der für die Selbstbehauptung gegen andre, oder auch versprochende Dienstleistungen nötigen objektiven Wirkmittel (oder Abwehr von Gefahrten dafür und einen selbst: also FÜR das alles notwendige Bedingungen) ebenso immer weiter aus. Beides zusammen ergibt ein Wissen, mit dem sich erklären lässt, warum eine Entschlossenheit entweder aus objektiven oder aber subjektiven Gründen nicht durchhaltbar war, und warum man bestimmte Entschliessungen, Ankündigungen und Zusagen nicht für zuverlässig halten muss, oder unter welche Umständen man sie wodurch beeinflussen kann (wie man jemandem drohen oder ihm schmeicheln, ihn ablenken oder bestechen kann oder muss usw um ihn von einem urspürnglichen Entschluss abzubringen und eventuell zu einem erwünschten Verhalten zu bewegen usw)
Dies zum durchgehend fortgeführten systematischen Betrachten der nach bestem Wissen und Gewissen bekannten sämtlichen relevanten Randumstände ausgeweitet, bedeutet Übergang zum DRITTEN STANDPUNKT – er bezieht sich notgedrungen auf ein Gesamt an gesellschaftlichen Verhältnissen, worin die an ihnen Beteiligten wechselseitig sich bedingende und halbwegs stabile Beziehungen eingegangen sind, die nach aussen im wesentlichen nur noch durch sachliche Randumstände der Existenz einzelner oder aller beeinflusst sind (wohingegen Grenz-Kontakte zu einer anderen Gruppe oder Gesellschaft durchaus als relevante Beziehung zu berücksichtigen und in das „Gesamt“ der Verhältnisse, die ständig zu beobachten und beachten sind, einzubeziehen sind).
In diesen Verhältnissen hat ein einzelner Betrachter immer einen Stand und damit Standpunkt – ein subjektives INTERESSE an einem bestimmten Verlauf und bestimmten Varianten möglicher Verläufe, die die denkbaren stabilen Zustände aus dem gegebnen Zustand heraus (an)nehmen können: Hin zu mehr Stabilität, oder hin zu mehr Berücksichtigung seiner Interessen (und solcher, denen er sich hinreichend nahe fühlt).
Ein solcher Stabilitäts-Begriff setzt also ein umfangreiches Inventar an gewussten Regularitäten voraus, gemäss denen sich Gesellschaftsglieder gegenseitig und Dritte beeinflussen, zufrieden stimmen oder auch gegeneinander aufbringen können; ebenso Regularitäten, wie sich auf dies komplexe Bedingungsgefüge und seine Stabilität veränderte Randumstände sachlicher Art, aber auch veränderte Wünsche und Begehrlichkeiten bei Gesellschaftsangehörigen, sich auswirken können.
Es gehört zur kategorialen Grundausstattung des Denkens auf dem DRITTEN STANDPUNKT/OPP, das Wissen um solche Regularitäten, subjektive wie objektive, zu erweitern.
Aber Wissen, Empirie, ist hier auch erforderlich, um immer wieder neu die Bedingungen oder auch nur Wahrscheinlichkeit von Stabilität kennen zu können und so abschätzen zu können, wieviel Opfer im Rahmen des eigenen Interesses (denn in der stabil zu haltenden (oder auch zu eignen Gunsten zu erschütternden) Ordnung hat man ja eine Stellung; also eben auch ein Interesse an Erhalt oder mehr oder weniger radikaler Änderung).
Stabilität und Interesse scheinen in einem ewigen Gegensatz zu stehen; und werden prekär nur ins Gleichgewicht und angemessene Entsprechung (oberhalb eines Minimums des LOHNENS) gebracht, indem sie empirisch, äusserlich, aufeinander bezogen werden: Hier zu stehen, soviel zu bekommen, lässt hinreichend viele Andere in für SIE hinreichendem Masse befriedigt sein, so dass ich hoffen darf, dass „wir“ alle zusammen hinreichend motiviert sind, diese Ordnung zu akzeptieren und zu verteidigen, die Zahl der Unzufriedenen ist nicht gross genug, um gegen uns anzukommen. Umgekehrt ist es schwieriger, hier muss ich hinreichend viele hinreichend Unzufriedene finden, die mit mir zusammen gegen eine Ordnung rebellieren, und zugleich sie in eine stabile überführen wollen, die hinreichend viele der Unzufriedenen absehbar als hinreichend für sie lohnend ansehen können.
Die Zahl der Ordnungen und zu ihnen komplementären potentiellen Rebellionen, die in ihnen abgewehrt werden, ist bei einem gegebnen Stand an Präferenzen (Kernselbsten in speziellen Situationen) und unter gegebnen Randbedingungen der gesamten Gruppe, für die die Ordnung geschaffen werden soll, unübersehbar gross. (Unter OPP Grundsätzen ist daher oft schon ausreichend, dass überhaupt irgendetwas Etabliertes, Dauerhaftes, Normales und Gewohntes existiert, es mag noch so wenig lohnend sein.)
Aber die Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit ständiger Umwälzungen und somit Instabilität ist ein Problem, das alle potentiellen Rebellen mit allen Ordnungsvertretern teilen können; die Kosten des fein Austarierens einer Ordnung, die Unzufriedenheit erzeugt, und dann in Bürgerkriege führt, sind auf Dauer zu gross. Die Erfahrung von Bürgerkrieg wirft die Frage auf: Ob es eine Ordnung gibt, in der niemand Grund hat, unzufrieden zu sein, und seine Stelle zu verlassen; weil er genau weiss, dass er dadurch für einen oder mehrere Andere Grund schafft, dagegen zu rebellieren; es müsste eine Ordnung sein, in der das Interesse eines jeden ebenso gut realisiert ist wie das jedes andern. Was bedeutet, Interessen und das MASS ihrer Realisierung bei allen zu VERGLEICHEN.
19.
Verglichen wurde ja schon zuvor, jeder Stufen- bzw. STANDPUNKT-Übergang wurde so vorbereitet; immer ging es dabei um (Aus-)MASSE, gleiches Mass, ebenso wie Gefälle – Unter- und Überlegenheit; so wie es auch jetzt um ein Mass gehen soll:
Wir verglichen anfangs Erfolgsträchtigkeiten bzw. Instinkt- und Selbstsicherheitsmasse in der Bestimmung von Erfolgen (auch drohenden MIsserfolgen); dabei sahen wir, auf Dauer, dass die tatsächlich erzielten Erfolge immer wieder ausschliesslich zurückführbar waren auf Kombinatione aus Entschlossenheit (dh. Unbeirrbarkeit/Unablenkbarkeit und Zähigkeit/Durchhaltevermögen) und objektiven Wirkchancen und -risiken andererseits: Wir konnten Erfolge wie Misserfolge, Zurückbleiben hinter zuvor gehegten Erfolgserwartungen ebenso wie das ihnen Gerchtwerden oder gar sie Überbieten, die Ebenbürtigkeit ebenso wie Unter- und Überlegenheit von Kampf- und Kriegsparteien, mit Ausprägungen dieser beiden Kategorien erklären. Die subjektive und „bewährte“ Erfolgsgewissheit leistete nie mehr als diese Erklärungen leisteten. Auf diese Weise wurde deutlich, dass wirklich bewährte und vernünftige Erfolgserwartungen sich nur so BEGRÜNDETEN, und HINREICHEND bestimmt waren durch die diese Bestimmungen, mit denen sie nachträglich erklärt, und prognostsich konstruiert wurden.
Dabei blieb unklar, ob dies Hinreichende ein Beidngtes oder Unbedingtes war; weil die Bedingtheit zumindest EINES der beiden Bestandteile, Entschlossenheit, nicht überschaut wurde.
Daher kam es zu den Vergleichen der ZWEITEN Stufe, auf dem ZWEITEN STANDPUNKT, der Vergleich des Masses an Entschlossenheit – als wäre die unerklärlich und unwiderruflich innerer Besitz dessen, der sie bekundete, in Versprechen, Drohungen, Ankündigungen aller ARt – die ebensogut freilich auch nur Bluff, oder selbstüberschätzend sien konnten: Man musste ihm nicht glauben. Wieder ging es um Über- und Unterlegenheiten, Ebenbürtigkeit, überraschendes Zurückbleiben hinter allen Erwartungen wie auch Selbst-Überbietung an Disziplin und Willensstärke – bei sonst gleicher Verfügung über Mittel, Wissen (spätestens auf Dauer) waren sie ausschlaggebend. Aber durch die Vergleiche lernte man eben auch, die Quellen dieser Entschlossenheiten offenzulegen, und das scheinbar irreduziernbar Subjektive auf öffentlich beurteilbare Interessen (die nur der Kindisch-Trotzige nicht sehen und seinen Strategien im Umgang mit Andern zugrundelegen wollte). Bedingt-stabil (dh bei gleichbleibenden sonstigen Umständen einschätzbare) Interessen der einen gingen als Randbedingung in die Interessen-Definition der Andern ein und umgekehrt, es ging zunehmend um relative Stärken von Interessengegensätzen oder aber das Gleich- oder Ähnlich-Gerichtetsein von Interessen und damit nachvollzihbaren, glaubwürdigen Entschlossenheiten. Indem die Ursachen einer Interessenkonstellation begriffen wurden, war auch zu begreifen, welche Randumstände geändert werden mussten, um diese in die ein oder andere Richtung zu verändern; dabei standen die Interessen aller zur Disposition, nur das eigne nicht; so hielten es aber wieder alle; und so kamen die wechselnden Koalitätionen und Tendenz zur allgemeinen Instabilität der Verhältnisse zustande, denn es gab immer an den Rändern jeder Klassen- und Interessen-Koalition die Versuchung, die Seite zu wechseln, wenn es sich lohnte: Stabilität und das Nicht-mehr-Lohnen einer Änderung, mithin Gleich-Befriedigtheit der Interessen ALLER (derart dass grobe Versuche Einzelner, sich mehr als das allen Verfügbare an Befriedigung zu verschaffen, von übergrossen Mehrheiten abgewehrt würden, die dabei wahrscheinlich alle Einbussen erleiden würden, und befürchten mussten, durch Beschädigung des allen gemeinsam Verfügbaren durch die Konflikte in die Abwärtsspirale des Bürgerkriegs: Verknappung aller Mittel, Steigerung des Streits darum, weitere Verknappung – hineingezogen würden) wurde von da aus zunehmend das Lohnendste überhaupt, und allgemeine Rahmenbedingung jeder individuellen Kalkulation hinsichtlich lohnenden Fortschritten und Steigerungen des Bestehenden.
Wir sehen, beim Gang durch die ganze Spalte und all ihre STANDPUNKTE hindurch, die immer gleiche Bemühung am Werk:
Ich, wir haben ein Eignes, das ich, wir ins Verhältnis setzen muss und müssen zum davon Abweichenden eines oder wachsend vieler Anderer; die Art, wie das geschieht, soll etwas Prinzipielles verkörpern, eine Regel, einen Gurnd. In diesen Grund geht etwas ein, das uns allen gemeinsam ist und seine letzte Begründung darin hat, dass wir Personen sind; darin soll irgendwie enthalten sein, was uns verbindet. Aber das Eigne ist auch ein Trennendes; oft genug ist es ein sich Wandelndes, bei dem seinerseits danach gescuht werden muss, wie und mit welchen Gründen es denn vorhersehbar abzuändern sein wird. Ein durchgängiges und im Konsens beidseits akzeptiertes Regelsystem zur Bewältigung unserer Konflikte (ihr wollt anderes von uns, als wir wollen, und/oder umgekehrt) würde erfordern, dass entweder die vorab feststehende Regel so komplex ist, dass sie allen Einzelfällen gerecht wird, oder unser Einzelnes ist selbst ein prinzipien-geleitetes, das durch die allgemeinere Regel auf das der je Andern bezogen wird.
Der Gang durch die ersten drei STANDPUNKTE bringt kaum mehr an Einsicht (für Normalplaner ist das Wenige freilich schon so viel!) als dies: Dass wir alle uns auf Objektivität beziehen, und Bedingungen für das uns allen in gleicher Weise objektiv Begegnende, die Wirklichkeit; was uns selbst aber ausmacht, und worin immerhin wir alle vergleichbar sind, das sind die Beidngungen, unter denen wir jeweils, als Einzelne, leidenschaftlicher oder gleichgültiger etwas wollen oder zurückweisen, uns darum bemühen und das auch können, oder die Geduld und Energie verlieren, weil es, gemessen an dem, was wir uns davon versprechen, nicht lohnt. Mit allgemeinen und gut bewährten Vorstellungen davon, was sich für Menschen in bestimmten Situationen, bei bestimmten Anforderungen, lohnt, und was nicht, bestreiten wir die Einrichtung unserer sozialen Ordnung unter dem DRITTEN STANDPUNKT; ob diese Vorstellungen freilich dieselben bei uns wie denen sind, mit denen oder gegen die wir uns zusammentun, das überprüfen wir dabei kaum je. Das Faktum, dass sich immer wieder neu Koalitäonen bilden, die etwas Allgemeines, als gültige Regel, gegen die Andern behaupten oder durchsetzen, genügt uns.
Aber hier, auf dem endgültig, angesichts immer neu ausbrechender sozialer Konflikte, versuchten VIERTEN STANDPUNKT, gehen uns die bis hierher geläufigen Kategorien aus, wir wissen nicht recht weiter.
Denn bis zu diesem Punkt hatten wir immer ein Mass, das sich aus Gefühlsintensitäten der Beteiligten ableiten liess,und in (Kampf)Handlungen bewähren liess: Meine, unsre Selbstbewusstheit und Erfolgsgewissheit gegen eure; meine, unsre Empörtheit und Entschlossenheit gegen eure; unser Beharrungswille gegen euer Umsturzbegehren oder umgekehrt. Aus den betreffenden Mass-Relationen sollten sich dann irgendwie ebensolche Masse der relativen Geltung der jeweils konfligierenden Positionen in einem Kompromiss ergeben.
Aber was tritt beim Gerechtigkeitsurteil hinsichtlich des „Gleichvielhabens“ an die Stelle dieser Gefühls-Mass-Relationen? Etwa dieses: Dein oder euer (Noch)Mehrhabenwollen gegen meines? Wann gebe ich, geben wir euch da recht – und wo hört es auf?
Weder die Logik des Teilens (jedem gleichviel; unabhängig von Bedürftigkeit und Bedarf? das wäre doch ungerecht!) noch die des Ausgleichs von Benachteiliging (den Bedürftigen mehr? ja wenn die sich aber nie zufriedengeben? wie sieht objektive Bedürftigkeit aus – und „berechtigter“ Bedarf – wofür?) helfen hier weiter. Auch nicht die auf dem DRITTEN STANDPUNKT ermittelten Bedingungen für Zustimmung oder Ablehnung bei Besitzstands-Änderungen und zumutbaren Grenzen dafür: Dort ging es um zu verteilende Güter – mein Weniger würde dein Mehr sein, und irgendeine Verteilung (und sei es auch den kompletten Tausch der Besitzstände: „Jetzt sind wir mal dran!“) würde neue Stabilität erzeugen (so die Hoffnung).
Aber das Mass, um das es hier geht, ist die Umsetzung DEINER oder EURER Vorstellung von Sinn und Optimum, im Gegensatz zu meiner oder unserer: Wenn es nach mir oder uns ginge, würde ja alles Verfügbare (ienschliesslich unser aller Handlungsspielräume) für unsere Zwecke eingesetzt, da wo sie in Gegensatz zu deinen oder euren stehen.
Auf dem DRITTEN STANDPUNKT konnten wir Menschen beurteilen lernen – das Durchschnittliche, das Verhalten der meisten in bestimmten Situationen, ausgestattet mit bestimmten Mitteln, oder ihrer beraubt. Zu diesen Situationen gehörte eben auch der Zugang zu den verteilbaren Gütern der Gesellschaft – und das nicht nur als Einzelfall, sondern für Angehörige ganzer Stände und Klassen.
So war am Ende sogar zu unterscheiden zwischen charakterlichen oder in der Biographie begründeten Besonderheiten, und dem, was man von durchsncittlichen Normal-Angehörigen der Klasse erwarten durfte, und was nicht. Und immer gab es eben den Bezug zu dem, was überhaupt zur Verteilung anstand; und einer über das Leben der Einzelnen (etwa via Vererbung von Eigentum und Positionen) hinausgreifenden Stabilität von Besitzverhältnissen, der Besetzung von Stellen und Rechstiteln mit Personen, die sich darauf erst einmal lebenslang einrichten durften.
Die Ordnung (als Ausgangspunkt, Normalität) war so imme vorausgestezt; die Verteilung war es. Man konnte aus den spziellen Verläufen der historischen Erfahrung mit dieser Ordnung heraus Korrekturen befürworten; aber die waren eben erfahrungsbegründet, man musste die Korrektur-Bedürftigkeit erst einmal abwarten.
Bei Gerechtigkeitskonzept ist nichts abzuwarten; hier soll für alle möglichen Verläufe im vorhinein und überhaupt, UNBEDINGT, eine Gleich-Verteilung konstruiert und begründe werden – und das nach PRINZIPIEN, die anwendbar sien sollten in gleich welcher Situation, reich oder arm, mit Überfluss oder Mangel, die zur Verteilung anstünden – Hauptsache gleich.
20.
Was ist so anders auf dem VIERTEN STANDPUNKT?
Noch immer entscheiden wir, ganz Normalplaner, als die wir hier nach wie vor unterstellt sind, nach Gefühlen; in diesem Fall: Gefühlen im Angeischt der Welt, so wie wir sie kennen. Vielleicht haben wir alle uns wesentlichen Kenntnisse sogar ausgetauscht, wissen dasselbe, zumindest das, was zwischen uns strittig sein könnte. Aber neu ist: Wir beziehen uns garnicht auf dasselbe, wollen garnicht (dabei einander ausschliessend) Zugriff auf dasselbe, sondern ganz verschiedenes. Zu diesen je unterschiedlichen Entwürfen, die wir befürworten, haben wir auch noch ganz unterschiedliche Einstellungen, eben solche, wie Normalplaner sie haben, grössere oder geringere Zuversicht, Ängstlichkeit, etwas zu versäumen, Chancen nicht wahrzunehmen, Risiken zu missachten, nachher schlechter dazustehen als wenn wir etwas nicht versucht hätten usw. Alles anders bei jedem von uns, nur rein zufällig einmal vielleicht sich mit den Projekten irgendeines andern überschneidend, sodass wir ein Ziel teilen. Wir sind noch immer Normalplaner, aber solche, die sich mittlerweile mühsam auf den VIERTEN STANDPUNKT hochgearbeitet haben; wir halten uns nicht mehr (wie auf den STANDPUNKTEN zuvor) für fähig, einander durch Selbstbewusstheit, Empörtheit, oder ein mit hinlänglich vielen andern geteiltesBbeharrungsvermögen oder Umsturzbegehren überbieten zu können.
Wir also, die so sind, erwarten, dass da an uns etwas VERGLEICHBAR sein müsste.
OBWOHL wir – und hier beginnt der Unterschied – auf dem VIERTEN STANDPUNKT aufgehört haben, um etwas, ein gleiches (das bislang für Vergleichbarkeit sorgte) zu konkurrieren;
OBWOHL wir damit auch aufgehört haben, mit Bezug auf einen solchen gleichen Konkurrenzgegenstand Gefühlsintensitäten in der gleichen Dimension auszubilden, die eine Überlegenheit unseres Anliegens über das der je andern und ein MASS seiner Geltung begründen könnten (selbstbewusste Überlegenheit, Empörtheit, Gefühl, einer „überwiegenden“ und stärker motivierten Gruppe anzugehören) –
OBWOHL wir uns also aller Mittel beraubt haben, mit denen wir bislang (wenn auch nur um den Preis ständiger Kämpfe und drohender Gewaltausübung) Vergleichbarkeit erzielten durch Festlegung eines Masses und von Massverhältnissen der Geltung eines je von beiden Seiten gleich Strittigen, und Gleichen –
wollen wir angesichts der neuen Problemstellung immer noch mit denselben Kategorien arbeiten:
– Unsere Gefühle der Zuversicht oder Ängstlichkeit – können sie ein Mass ergeben, durch das unsere von solchen Gefühlen begleiteten Entwürfe und Vorschläge hinsichtlich ihres Gedeihens vergleichbar werden?
Es hilft nicht viel, wenn wir (mit äusserster Not) eine solche Gefühlsskala von extremer (Versäumnis-)Angst-haben-um bis hin zu äusserstem Glücksgefühl oder Zufriedenheit konstruieren, und dann versuchen dafür zu sorgen, dass niemand in seiner Entwicklung fortgeschrittener ist als ein anderer, der durch diese Fortgeschrittenheit einen Grund haben könnte, in der Manier des DRITTEN STANDPUNKTES Neidgefühle dem anscheinend besser Weggekommenen gegenüber zu entwickeln – was einen seltenen Sonderfall darstellen wird; denn so einfach wird es uns ja beim Gerechtigkeitsdenken nicht gemacht, dass der Nachteil der Einen so wunderbar zuverlässig Andern zum Vorteil gereicht – viel öfter müssten die zu kurz Gekommenen ja noch in ganz anderer Weise unterstützt werden als durch ein Stückchen gesellschaftlichen Reichtum, da gibt es oft viel andres, das fehlt, nicht nur Materielles, und das vielmehr anderen viel ihrer Lebenszeit kosten würde, wenn sie der Bedürftigkeit des Benachteiligten wirklich abhelfen wollten. Aber selbst da wäre ja der Erfolg nie sicher. Welches Recht hat denn einer auf Zuwendung und Abzug von fremder Lebenszeit – welches Recht auf immerhin VERSUCHE bei unsicherem Ausgang (wie unsicher?), seine Lage zu bessern? Wie lange muss es zur Not dauern können, bis ihm hinlänglich geholfen ist? Wieviel fremdes Leben darf seines verbrauchen? Aparte Fragen; die normalplanerische Ethik, also die Ethik, ist voll davon. – Aber selbst wenn auf all diese Fragen, wie gewunden auch immer, Antworten gefunden würden – es würde sich dabei immer um Versuche handeln, gültige VERGLEICHBARKEIT herzustellen für völlig unterschiedliche Pläne, kollektive wie auf Einzel-Lebensentwürfe bezogene – : Am Ende würde dann immer noch ein riesiger unerledigter und nie zu erledigender Rest an INKOMMENSURABLEM verbleiben, nämlich die VÖLLIG unterschiedlichen Vorstellungen von Normalplanern, welche Versäumnisängste oder auch nur Zufriedenheiten anderer berechtigt weil aus ihrer Sicht BEGRÜNDET sind, und welche nicht.
Was an Einsichten haben die Gefühls-Vergleichs-Versuche der OPP-Konfliktparteien also gebracht?
Gewiss: Eine genauere Bestimmung und Analyse der Ingredienzien, die die Selbstbewusstheit bzw. selbstgewisse Art der Erfolgsschätzung zu Beginn ausmachte: erst nur ein irgendwie Hinreichendes, das sich als Entschlossenheit, Wille und Widerstand gegen einen Widerpart zeigte, gekoppelt mit Wissen (und, bei Andern und im nachinein, auch als Unwissen); in den Abfolgen von Entscheidungen, die anfangs auf äussere Bedingungen reagierten, dann aber auch auf Entscheidungen anderer, und immer wieder, bis sich etwas Stabiles, eine Ordnung einstellte, die freilich labil sien konnte, da sie immer noch von Äusserem abhing (und Änderungen in den Entscheidungen, auch Bündnis-Entscheidungen jener, die diese Ordnung herausfordern wollten) – in diesen Abfolgen kristallisierten sich Regularitäten des Entscheidens heraus, die die Erfahrenen in dieser Masterie lehrten (zumidest dachten sie so), welchen Ankündigungen, Drohungen und Versprechungen eher Glauben zu schenken war, und welche eher oder sogar gänzlich haltlos waren. Aber diese Regularitäten setzten auch einen regulären Bestand an Positionen, und viele Durchläufe mit Inhabern der jeweiligen Stelle voraus, sodass man sagen konnte, der durchschnittliche Inhaber einer solchen Stelle – einer privilegierten Einkommensquelle, die freilich auch mit Pflichten verbunden war (derart dass sie zu besitzen lohnend erschien ,oder indifferent,vergleichen mit anderen Stellen) – würde dasunddas Mass an Zufriedenheit, und im Verbund mit andern solchen Inhabern, auch solchen anderer Stellen (also Angehörigen anderer Klassen in dieser Eigentumsordnung) ein soundso grosses Mass an Loyalität der bestehenden Ordnung gegenüber entwickeln, das bei denundden Bedingungen an Grenzen stossen würde.
Am ehesten waren dabei die erwartbaren Reaktionen von Angehörigen verschiedener Klassen ihrer „Gesellschaft“ zu beurteilen, solange sich ihr Leben in normalen Bahnen abspielte; je mehr Unnormalität die gesamte Gesellschaft erschütterten, desto weniger konform, desto individueller mussten notgedrungen Entscheidungen Einzelner ausfallen: Das machte alle Unordnung und Instabilität so unberechenbar, und liess das Bedürfnis wachsen nach einer WIRKLICHEN Ordnung, in der kaum jemand noch Anlass haben würde, die von ihm eingenommene Stelle zu verlassen, weil das Verhältnis von Aufwand oder Pflicht, und Ertrag und Lohn, sich für ihn nirgendwo wesentlich besser darstellen würde: Idee der gerechten Ordnung.
Auch in ihr würden die gerecht Installierten als Gesamtheit ein Verhältnis zur Umgebung haben; so war es ja von Anfang an, ihr Binnenverhältnis war ja nur dort strittig, wo sie sich nicht einig waren, wie man angesichts gewisser Umgebungsbedingungen reagieren sollte, die einen schlugen dies vor oder forderten es gar, die andern jenes; so war es schon auf dem ERSTEN STANDPUNKT/OPP gewesen; und nur die Art des Streitaustrags, wo man die jeweils am Ende „analytisch“ erledigte Einstellung (Erfolgsgeiwssheit, Entschlossenheit, stellungs-bedingtes Interesse und Grad der Zufriedenheit mit der etablierten Ordnung) gegeneinander wandte, brachte dieses gemeinsame Verhältnis von immer hinreichender bestimmten Teilhabern an der Vergesellschaftung immer präziser auf den Punkt.
Der zuletzt erreichte Punkt zeigt dann eines: Dass sie nie ein stabiles, also für alle Fälle einrichtbares Binnenverhältnis finden werden, weil keiner von ihnen, Normalplaner,k die sie alle zusammen sind, je ein stabiles und prinzipiengeleitetes Verhältnis zu wissbaren Verläufen der gesellschaftlichen und eigenen Lebensbedingungen ausgebildet hat: Sie haben REGELN (nichts anderes sind die „bedingten Entschlüsse“ oder Interessen, die man ihnen halbwegs zuverlässig glaubte auf dem DRITEN STANDPUNKT/OPP als Basis und (Hinter)Grund für von ihnen erwartbare Entschlüsse zuschreiben zu können); aber diese Regeln sind bedingt und wieder bedingt, stehen unter Vorbehalr unbekannt vieler Rangstufen weiterer Regeln – ihr bedingt hinreichend vorhersehbares Verhalten ist nie endgültig bestimmt, es gibt allem Anschein nach keine obersten Regeln. Und somit kein unbedingtes Selbst, das ihnen als gemeinsames, wenn auch mit verschiedenen Ausprägungen in verschiedenen Hinsichten (in denen man sie vergleichen könnte), unterstellt werden dürfte. Und doch sind sie Personen, alle miteinader, zurechnungsfähig, vernünftig; diese Idee haben si enicht aufgegeben, darum stellen sie ja immerzu an die Andern Forderungen, begründen sie, fordern Einsicht, und sei es Einsicht in die eigne Unterlegenheit des Andern. Was aber aus diesem allen gemeinsamen folgt – diesem offenkundig WIRKLICH unbedingt Hinreichenden (solange nur Personalität und Zurechunugsfähigkeit einem Beteiligten zweifelsfrei zugeschrieben werden kann), das können sie nicht sagen: Mit der Eigenschaft der Personalität, als Grundlage allen Voneinander-Forderns und -Etwas-Erwartens, ist also die Idee eines IN ALLEN FÄLLEN GLEICHBLEIBEND HINREICHENDEN (und das schon VOR Eintreten dieser Fälle, also UNBEDINGT HINREICHENDEN) ausgesprochen, das ihnen allen durchgängig und zu allen Zeiten gemeinsam ist; nur dass sie es nicht bestimmt haben, und keine Ahnung haben, worin es besteht.
21.
Ich möchte noch einmal zurückkommen auf den Übergang vom ERSTEN zum ZWEITEN STANDPUNKT/OPP.
Es scheint, als würden die Normalplaner, wenn sie für sich und andere ihresgleichen psychologisierende Zuschreibungen machen, ausschliesslich über SICH sprechen – aber es macht ja die Logik des Normalplaner-Umgang mit (Un)Wissen aus, dass diese Aussagen über Personen genommen und gehalten werden für solche, die mehr oder weniger gut begründet, auch Aussagen über die Welt machen: Es sind Chancen- und Risikoschätzungen „aus Erfahrung“. Beim Übergang auf den ZWEITEN STANDPUNKT/OPP wird dies vermeitnliche Weltwissen, im Mass, wie dieser Übergang tatsächlich Routine wird, aus der Selbst-Zuschreibung herausgelöst und ihr gegenübergestellt – zunächst einmal als verfügbares Wissen-wie, technisch verwertbares Wissen und ihm tatsächlich (nach rei kognitivenm rationalen Gesichtspuntken geurteilt) zugrundeliegende, also mit guten Gründen anzunehmende Sachverhalte, über das und die jemand verfügt, dem zugleich ein gewisses Mass an Entschlossenheit mit Bezug auf bestimmte Konfliktpositionen zugeschrieben wird: Technische Mittel und Entschlossenheit zusammen begründen eine Abschätzung seiner Erfolgschancen in potentiellen oder tatsächlich anstehenden Auseinandersetzungen. Zuschreibbare objektive technische Fähigkeiten und glaubwürdige Entschlossenheit, die sich als zentrale Elemente jeder Erfolgsschätzung, als sie begründend, analytisch aus der unmittelbaren Selbstgewissheit (der sachbezogenen eines Planers; der konflikt-bezogenen eines Kämpfers) herauslösen lassen, sind beide Gegenstand intersubjektiv erörterbarer Behauptungen. Leider sind sie, auch wenn speziell die Zuschreibung von Entschlossenheit eine „hinreichende“ Zuschreibung (ob bedingt oder unbedingt, das wird offen gelassen) hinsichtlich des „Selbst“ des Betreffenden darstellt, kein Ersatz für eine strategische Regel, weder im Umgang mit Sachproblemen, speziell auch dem mit Unbekanntem, noch mit Gegnern in Konflikten. Insofern hätte die Analyse immer schon lauten müssen: Das jeweilige Erweiterte Selbst, das der selbst- und andern zugeschriebenen Selbstbewusstheit und Erfolgsgewissheit zugrundelag, löst sich auf in die beiden Elemente, in denen die Betiligten sich asl VERGLEICHBAR erwiesen: Mass der Entschlossenheit, Mass der Effizienz und überhaupt Verfügbarkeit von technischen, vor allem Kampfmitteln (so konnten sie sich miteinander, aneinander MESSEN – in genau diesen beiden Hinsichten). Immer wieder konnten ihre Erfolge oder auch die Unüberwindbarkeit der einen für die andern, soweit sie überhaupt erklärt werden konnten, auf eine Überlegenheit oder Ebenbürtigkeit in einer oder beiden dieser Hinsichten zurückgeführt werden. Aber dann bnlieb immer ein nicht auflösbarer Rest, der – spätestens ab dem Übergang zum ZWEITEN STANDPUNKT/OPP – einfach nicht mehr erwähnt wurde, weil er eben auch nicht Gegenstand von Vergleichen wurde; tatsächlich konnte er auchnur ins Vergleichen eingehen, weil er implizites Ingredienz beim Zustandekommen von „Selbstbewusstheit“ und konkreten Entscheidungen zu Vorgehen, Risiken, noch ausstehenden Wissenserwerben war: Nämlich die REGEL, wie zu verfahren war angesichts eines bestimmten Standes an Wissen und Unwissen, speziell Wissen-wie (genauer: eines verfügbaren Könnens, dann auch eines Wissens-wie, das derzeit nicht realisiert wurde, schliesslich eines Wissen-dass, bei dem die Nutzbarkeit nicht klarwar, und geschätzten Unwissens). Diese Regel hat unter OPP Vorgaben den Charakter einer in Gefühlsintensitäten (Optimismus, Pessimismus, Relevanz-Schätzungen, Ängste oder Zuversicht bzw. Gleichgültigkeit angesichts von (Noch)Nichtwissen und Nicht-Kontrollierenkönnen) sich darstellenden GRÖSSE oder eines Masses, nämlich des LOHNENS, als einer quasi objektiven Grenze und Begründung von Einsatzbereitschaften, speziell beim Entwerfen, Durchführen, Abändern, Abbrechen von Versuchen.
So geht sie in die all-umfassende Grösse Erfolgsschätzung, Selbstbewusstheit (und ihren Grenzen) als Moment ein, vor deren Zerfällung in die Hinsichten, in denen Vergleiche zwischen verschiedenen Personen und Personengruppen möglich sind. Nach der Zerfällung ist sie verschwunden – verschwunden in dieser Eigenschaft eines fraglos in die resultierende und Vergleichs-ermöglichende Messgrösse „Selbstbewusstheit“ eingehenden subjektiv-objektiven Parameters. In was verwandelt sie sich stattdessen, anders gefragt: Wie taucht sie nach der Reduktion von Selbstbewusstheit auf Entschlossenheit kombiniert mit technischen (Kampfmitteln) wieder auf? Antwort: Als rätselhaftes Zusatzmoment, das sich nicht einordnen lässt; als etwas endgültig qualitatives, nicht mehr quantitatives; etwas zwischen Objektivität (zB. Kriegsglück?) und Subjektivität (zB. Intuition?) Schwebendes; in jedem Fall: etwas, bei dem völlig unklar ist, in welchen Hinsichten es sich PRINZIPIELL bei verschiedenen Normalplanern gleichen oder unterscheiden soll.
Vergleichbar sind und bleiben die Kategorien bzw. Kategorienpaare, die bis hin zum DRITTEN STANDPUNKT einschliesslich sich als Hinsichten des Vergleichs abheben. Sie zerfallen in Selbstbestimmungen, und ihr jeweiliges Korrelat (auf dem ERSTEN STANDPUNKT zerfällt die Selbstbestimmung noch nicht einmal, ist kein objektives Korrelat erforderlich) – das Subjekt-Bezogene und das Objekt-Bezogene in der Begründung von Planungen, Vorschlägen, Forderungen. Würden zwei Normalplaner in der Einschätzung der Erfolgsgewissheit eines von beiden vollständig übereinstimmen, mithin: Würden beide das völlig gleiche Erfolgsgewissheits-Profil aufweisen, gäbe es zwischen ihnen keinerlei Differenz – ihre Forderungen aneinander und ihre Vorschläge bzw Forderungen an dne je andern würden völlig zusammenfallen. Von der Übereinstimmung in der Beurteilung von Entschlossenheiten und den der jeweiligen Partei verfügbaren technischen und Kampfmitteln lässt sich das schon nicht mehr sagen; vor jeder Entschlosenheit, also Bedürfnis- und Ungleichheits-Empfindungs-Intensität mit Bezug auf ein BESTIMMTES Thema kann man immer noch fragen: Und wie sehr soll sie nun (angesichts alles übrigen) unser Handeln bestimmen, wie stark sollen wir sie darauf durchschlagen lassen? Da ist also ein Freiheitsgrad, eben die Regel, die ab jetzt Subjektives und Objektives verbinden muss, damit eine (Versuchs)Handlung(sabsicht) abgeleitet und erschlossen bzw. anschliessend damit begründet werden kann.
Zuvor, auf dem ERSTEN STANDPUNKT; war die noch im Grad der Selbstgewissheit mit einberechnet.
Aber warum kommt es überhaupt so, warum finden die Zerfällungen genau so statt? Die Antwort darauf ist: Weil Mass der Selbstgewissheit (ERSTER STANDPUNKT/OPP), Entschlossenheit (ZWEITER), Interesse und relatives Mass der Unzufriedenheit mit der bestehenden Ordnung (DRITTER) Versuche darstellen, das Personsein der Beteiligten näher zu bestimmen; es wird zuerst bestimmt als „(Mass der Selbstgewissheit,…) bedingt durch…“ (ERSTER), dann als: „…(bedingt oder unbedingt, das wird offen gelassen) hinreichend bestimmt durch… (das Mass der Entschlossenheit)“ (ZWEITER), schliesslich als „…bekanntermassen bedingt (haltbare, glaubwürdige, unter diesen Umständen nachvollziehbar) verständliches Interesse und daraus resultierendes Mass an Unzufriedenheit mit der bestehenden Ordnung“ (DRITTER).
In all diesen Fällen ist, wie schon oft genug festgestellt, der INHALT der bedingten, bedingt/unbedingt-hinreichenden, bedingt-hinreichenden Person-Bestimmung jeweils eine Gefühlslage, im Kern sind die Unterschiede zwischen Personen begründet in unterschiedlichen Affekten bzw. Affektstärken (die nebeneinander tretenden Affektarten reduzieren sich im Mass, wie der anfangs noch mögliche Affekt der Selbstbewusstheit sich „rationellerweise“ reduziert auf Entschlossenheit, die auch neben ihm als Grund (auch Mangel daran, psychologisierend, als Hindernis) aufgeführt werden konnte; sie reduziert sich im weiteren Fortgang in jedem Fall ihres Auftretens wiederum rationallerweise auf nachvollziehbares (ansonsten eben unvernünftig, oder auch unglaubwürdig angegebenes) Interesse und die Stellung des Betroffenen in oder ausserhalb einer Ordnung wechselseitig sich bedingender und entsprechend verschiebender Interessen und Bündnisse.
Am Ende lautet die Forderung an die Personbestimmung aber: Sie soll UNBEDINGTE Interessen der Beteiligten, oder ihre Interessen mitsamt Bedingungen VOLLSTÄNDIG, für alle Fälle, was dasselbe ist wie PRINZIPIELL die Regel der Bildung ihrer Interessen, als Hinsicht des Vergleichs zwischen ihnen und (für einen Interessensausgleich ausschlaggebenden) Grund ihrer Unterscheidung oder (partiellen) Übereinstimmung enthalten und aufführen. Da zeigt sich dann: Dass der Begriff des vollständigen Interesses oder einer Bildungsregel dafür KATEGORIAL (also prinzipiell, kategorisch) nicht zureicht, zu bestimmen, was Grund ist der unterschiedlichen Präferenzen und (Versuchs)Absichten bei sich oder Vorschläge an andre und darauf beruhende Verständnisse der Motive anderer: Weil immer noch die Regel fehlt, wie – in allen denkbaren Fällen – man sich angesichts zuverlässig bestehender Bedarfs-Regularitäten, sowie bekannter objektiver Regularitäten der ein oder andern Art, verhalten soll: Eine solche Regel, die ja ein sich ZUM aktuell bekannten Wissen-dass in seiner Gesamtheit und zu den eignen bekannten Bedürftigkeiten und absehbaren leiblichen Spielraumgrenzen (als bekannten anthropologischen Grenzen) Verhalten, für alle Fälle, vor deren Eintreten, als Versuchshandeln, bis zum Scheitern (wofür es ebenfalls eine apriori Regel geben muss) begründen soll – eine solche Regel gibt es nicht.
Der Fehler des Normalplanens wird also im Rahmen des Versuchs, die Form seiner Geltung auf der Ebene seiner Vergesellschaftung zu legitimieren, IM PRINZIP aufgedeckt – als Mangel des Selbst- oder Personbegriffs, der mit der Idee einer normalplanerischen Rationalität, die für alle denkbaren Fälle eine Regel bereithält, sich verbindet.
22.
Ich nehme jetzt die Fokussierung auf OPP wieder zurück und gehe zurück zur Gesamtheit der drei Spalten, und zur Frage, was daraus für die MOD-Spalte, um die es mir hier ja vor allem geht, zu lernen ist.
In jeder Spalte, so lautet wohl die erste Verallgemeinerung der für die OPP-Spalte gewonnenen Einsichten, gibt es das fraglos allen Beteiligten, einschliesslich ihnen selbst, unterstellte GEMEINSAME, in der OPP-Spalte ist das ihre Personalität. Dies Gemeinsame, etwa der Begriff von Person- oder in entscheidenden Hinsichten wie man selbst sein, ist nun aber kaum bestimmt: Es gibt das schlichte MERKMAL, die Eigenschaft Sprachlichkeit; aber welche Bedeutung kommt ihr zu? Ist sie notwendiges, hinreichendes Merkmal, für weitergehende Qualitäten, die allererst die „Würde“ oder auch nur das Ausmass bestimmen, in dem andere als Verhandlungspartmer ernstzunehmen sind? Solche Qualitäten könnten etwa ihre bewährte Erfolgs-Wahrscheinlichkeit sein, oder ihre Entschlossenheit usw (die Reihe verlängert sich natürlich, wenn die Bestimmungen genauer werden.. vor allem von einer Spalte zur nächsten).
Zuu der von allen Anfang an unterstellten Gemeinsamkeit in jede Spalte (Personalität wird durch das neu Hinzugekommene zum von mir so genannten „Rationalitätsblock“ der Spalte erweitert) kommt dann das sog. „Bewegliche“, die denkbaren Unterschiede auf dem Hinterrgrund der Gemeinsamkeit, eine Pluralität an Ausprägungen, die die Vergesellschaftung auf Basis des Gemeinsamen, der gewusst gemeinsamen Personalität und Rationalität behindern: durch Gewalt in OPP, Rückzüge voreinander in REL, empfundene Sinnlosigkeit beim Einzelnen, wenn und soweit er sich am jeweiligen modernen Gesellschaftsprojekt beteiligt.
Bestimmung, all das von mir so mühsam Rekonstruierte, findet nun so statt: Dass die dem Rationalitätsblock nächst-stehende Kategorie der Spalte (vgl. Abs. 2; bei OPP ist es Begründungsweise oder Mentalität, bei REL Lernregel oder Individualität, bei MOD Stellung des Einzelnen in der Arbeitsteilung oder Lebensentwurf/form) langsam die Möglichkeiten des Unterschiedlich-Ausfallenkönnens der Arten der Ausprägung des Gemeinsamen anschaulich werden lässt, und an ihre Grenzen oder gar darüberhinaus treibt: Daran wird dann die Unzulänglichkeit in der Selbstbestimmung durch das im Personalitäts- oder Rationalitätsblock Ausgesprochene deutlich.
Aber nicht als erkannter Mangel eines längst gedachten Kriteriums – dass es nicht gedacht ist, darin besteht ja der Mangel!
Also NICHT: OPP weiss und sieht und empfindet als unzulänglich, dass es im Rahmen seiner Vergeselslchaftung an einer festen und verlässlichen Belegung (Näher-Bestimmung) von Personen gemässem Begründen, anders gesagt: einer rationalen Regel des Begründens, oder Mentalität fehlt. Erst recht nicht weiss und sieht und empfindet OPP es als unzulänglich, dass sich gernau daran wiederum die mangelhafte Bestimmtheit seines Pesronbegriffs zeigt, indem er daran (so wie er ihn implizit bemutzt) nicht einmal etwas Hinreichendes, sondern allenfalls vielfältig-bedingt-Abwandelbares zu haben glaubt.
SONDERN…? Was weiss OPP denn überhaupt, was sieht er tatsächlich, was empfindet er dann als unzulänglich?
Die Kategorie, die durch alle 4 STANDPUNKTE zumindest der OPP-Spalte (das Pendant dazu in den beiden anderen Spalten wäre noch zu finden!) die zu lösende Aufgabe bezeichnet, heisst: LEGITIMATION: OPP will eine Regel (also etwas Prinzipielles) finden, durch deren Anwendung er aus der anfangs bestehenden und Vergesellschaftung unmöglich machenden Vielfalt an Ausprägungen der „beweglichen“ Kategorien, unterhalb des abstrakt und allen gemeinsamen Personseins, eine FORDERUNG an alle Beteiligte konstruieren oder ableiten kann, deren Einhaltung durch alle Beteiligte er ERWARTEN DARF – spätestens angesichts der Art, wie diese Forderung zustandegekommen ist, also auch begründet, nämlich eben (der eigens dafür vorgesehene Ausdruck:) LEGITIMIERT ist Auf den ersten drei STANDPUNKTEN/OPP gehen in die „Vielfalt“ der Ausprägungen und empirisch festzustellenden Verhältnisse der unterschiedlichen Anfangs-Vorschläge und Forderungen der Beteiligten aneinander anschliessend auch die Verläufe ihrer Kämpfe ein – auch deren Ergebnisse, soweit sie nicht andauern, begründen auf diesen STANDPUNKTEN Legitimität von Forderungen („du hast verloren, und darum kein Recht zu verlangen, dass…“).
Im Kern wird dadurch, wenn auch eben auf unzulängliche Weise – eben genau diejenige, die die eigentlich ursächliche Unzulänglichkeit in der Bestimmtheit des Person-Begriffs der Beteiligten (also dessen, was allen gemeinsam sein soll) ausdrückt – versucht, der je nächsttieferen und „beweglich“, anscheinend ohne Schranke variablen Kategorie „Begründungsweise“ Anschluss an die Normativität und das intersubjektiv Verbindende des gemeinsamen Personseins zu geben.
Aber dass die behauptete Gleichheit aller Personen als solchen, das ihnen allen GEMEINSAME Personsein, nicht auch schon mit einer behaupteten Gleichheit ihres Begründens zusammenfällt, lässt sich an einem winzigen Detail ablesen: Die Art der Gleichheit beim Begründen ist nämlicih etwas zurückgenommen, sie lautet: VERGLEICHBAR soll es sein, bei allen, die ansonsten das Personsein gemein haben.
Was OPPs Denken oder besser, seinem praktischem Verhalten im Durchlaufen der STANDPUNKTE der Spalte als Prinzip vorausgesetzt ist, lässt sich somit vielleicht am besten in dem Satz zusammenfassen: „Aufgrund des allen Personen (Zurechnungsfähigen usw) gemeinsame Personseins muss man erwarten dürfen, dass ihre Begründungsweisen bzw. Arten des Erschliessens von kollektiven (Versuchs)Plänen aus vorliegender Erfahrung VERGLEICHBAR sind.“
In der REL-Spalte lautet dieser Gedanke: „Aufgrund der Vergleichbarkeit der Begründungsweisen aller Personen darf man auch SELBIGKEIT ihrer Individualität (und darauf begründete Gleichheit ihrer kollektiven (Versuchs)Pläne) spätestens nach Austausch ihrer Erfahrung erwarten.“
Zuletzt in der MOD-Spalte: „Aufgrund der Selbigkeit der Individualität aller Personen, also Zurechnungsfähigen, Vernünftigen usw, spätestens nach Austausch all ihres Erfahrungswissens, lässt sich erwarten, dass die ihnen zugewiesenen, vernünftig im Rahmen und unter Berücksichtigung der vier Wertsphären geplanten Lebensstellungen und vorgeschlagenen Lebensformen aller, also arbeitsteilige Gesellschaftsorganisation und kollektiven Pläne, für sie INDIFFERENT sind.“
23.
Natürlich drücken die Akteure selbst sich so nicht aus; aber wie sagen sie „es“ den in ihrer Sprache – und ist es dann überhaupt dasselbe? Oder unterschiebe ich ihnen da nicht etwas, oder lege ihnen etwas in den Mund?
Was in der OPP-Spalte entdeckt wird, ist Ausgangspunkt der fortgeschrittenen REL-Position, also -Spalte; umgekehrt muss dann wohl das Fortgeschrittene von MOD in der REL-Spalte allmählich entdeckt werden – bis hin zum ZENTRALEN Mangel RELs, den hier wie bei OPP und MOD die Vermittler der Spalte zuletzt aufdecken.
Dies Fortgeschrittene MODs ist die Präzisierung des „Unbedingt(-aber-nicht-Hinreichend)en“ in RELs allgemeiner Person-Bestimmung – die ist freilich nur die formelle Einordnung der Art und Weise, wie REL bei der Formulierung seiner speziellen Optimalhypothesen von unbegrenzt steigerungsfähigen personalen Kategorien Gebrauch macht. Und: Die Durchbindung aller 5 Stufen des rationalen Planens und Begründens überhaupt findet erstmals in MOD statt. Soweit REL die dafür nötige Kategorien überhaupt verfügbar hat (nämlich in Gestalt seiner Version dessen, was ich ES, KS, RU nenne; wenn ich recht habe, stehen diese Kategorien unter dann natürliich eigenen Bezeichnungen allen genuin REL-artig sich zur Welt Verhaltenden zu Gebot), wird er wohl diese Durchbindung an ihnen für sich nachvollziehen, so wie OPP die drei genannten Kategorien, die ihm in seiner Selbst-Bestimmung (wie sie beim Psychologisieren vorkommt) fehlen, ihrerseits für sich entdeckt (er, OPP, wiederum unter den Bezeichnungen, unter denen sie ihm in praktischen Zusammenhängen, oder eben in den Vergesellschafungs-Stufen, die besprochen wurden, unterkommen; wie solche Bezeichnungen lauten, davon wird noch ausführlicher zu reden sein).
In den Übergängen von Stufe zu Stufe, oder von einem STANDPUNKT/REL zum je nächsten,
(1) fällt je ein unbeachtet gelassener, weil als selbstverständlich geteilt unterstellter Anteil heraus…
(in der OPP-Reihe war das die jeweilige Regel der Ableitung, etwa: Regel der Ableitung des ES aus unbedingtem KS und Wissen-wie (technisch aufbereitetes Wissen-dass): also Ableitung des Stoffs von ERSTEM STANDPUNKT/OPP aus dem des ZWEITEN) –
…so, wie
(2) auch unterstellt ist, was am Ende des vorigen Abs über die REL-Spalte geesagt wurde: Der Personbegriff ist näherhin bestimmt als die Disposition, in einer Weise, die bei allen Personen vergleichbar ist, zu begründen und (Versuchs)Handlungen abzuleiten. Diese Weise ist zunächst diejenige jeder REL-Person: Traditionale Lebensform unter einem REL Glauben. Darin erkennen sich, so unterschiedlich Lebensform und Glaubensinhalte auch sein mögen, alle genuin REL-artig Lebenden wieder, bzw.sie erkennen das Vergleichbare bei andern (ihresgleichen) in genau diesen Hinsichten – denjenigen Hinsichten, die ihnen an ihnen selbst die wesentlichen zu sein scheinen.
(Zum Vergleich nochmal: In der OPP Spalte ist die GLEICHHEIT aller als Personen oder das allen gemeinsame Personsein Grund für die Erwartung, dass es zwischen ihnen allen darum etwas, Hinsichten, geben müsse, in denen sie VERGLEICHBAR sein müssten; wenn es nicht sogar ein Mass-Begriff sein würde – das Vergleichbare an ihnen eines Mehr oder Weniger fähig. Diese Erwartung begründet sich auf ihren (nicht sonderlich, nämlich prima facie nur als Sprachlichkeit bestimmten) Personbegriff (als des allen Gemeinsamen). In den Fortschritten, die in der OPP Spalte bei der Suche nach den Hinsichten der Vergleichbarkeit von Personen gemacht werden, wird also dieser Begriff näher bestimmt. Wenn auch nicht vollständig…)
So ist diese Vergleichbarkeit aller, zumindest der auf REL-Niveau und im REL-Rahmen denkenden (lernenden, planenden) Personen also der Startpunkt des Selbstverständnisses aller sich auf dem Boden des REL-Denkens (wie verschieden sie auch leben und glauben mögen) Begegnenden.
Von diesem Selbstverständnis ausgehend, soll dann wieder das spezifische Vergesellschaftungsprinzip gefunden werden, aufgrudn dessen die sich so Begegnenden erwarten dürfen, dass aus eventuell widersprechenden, in ihrem Fall eher: Nicht zu gemeinsamen Nutzen zusammenführbaren Einzel-Reproduktionen und Lebensentwürfen EIN integrierter Gesellschaftsentwurf und eine Reproduktion wird, an der alle, auf ihren Grundlagen, teilhaben und von der alle profitieren können. Die IDEALISIERENDE Annahme, dass angesichts der gleichen Formen, experimentell-traditionale Lebensform unter einem Glauben, die Reproduktionen aller zusammenpassen und einander nutzen, nämlich durch Austausch des je für den andern vergleichbar Nützlichen, steht am Anfang; sie wird als erste erschüttert und geht in den ZWEITEN STANDPUNKT/REL über: das Ideal des Marktes und aller als rationalen Markt-Teilnehmern.
Im Binnenverhältnis trifft die Erwartung aller REL Personen zu, sie SIND nicht nur vergleichbar, sondern haben eine gleiche Individualität, verfolgen denselben Plan und eventuell Fortschrittsentwurf (Verbesserung der gegebnen traditionalen Lebensform in Details), in dem jeder seine Stellung hat (einem Stand angehört, zum Beispiel). Aber dann stossen sie auf die ANDEREN mit den anderen Individualitäten, die offenkundig vergleichbar sind – sie haben auch einen Glauben, auch eine Lebensform; nur eben nicht die eigne. Als REL-Person erwartet man es nicht anders, denn zumindest das irdische Personsein hat sich einem ja genau dahingehend präzisiert, dass man einen Glauben hat, und experimentell darunter lebt (und dies die allgemeine Form des rationalen Begründens ist). ((Anm. Das ist übrigens nicht das Resultat der OPP-Spalte: Die entwickelt nur den Begriff davon, dass dieser Begriff FEHLT, und entdeckt ihn im REL Denken; auf OPP Grundlagen, und wenn dabei noch soviel über Vergesellschaftung, „Ethik“, also die Gerechtigkeitsfrage und die nach den Hinsichten der Vergleichbarkeit nachgedacht wird, kann man nur den Mangel, das Fehlen und Fehlerhafte des eignen Weltverhältnisses erkennen, aber ihn auf diesen Grundlagen nicht beheben.))
Gerade weil sie sich der Vergleichbarkeit ihrer Einzel-Lebens- und Glaubensformen als solcher bewusst sind, sind sie sich der VERSCHIEDENHEIT der Inhalte bewusst, mit der sie diese ihnen allen gemeinsamen Formen besetzt haben; und sie präzisisieren die Aufgabe der Vergesellschaftung für sich korrekterweise als: aus diesen Inhalten einen gemeinsamen machen.
24.
Die Kategorien, die in der OPP-Spalte mühsam, durch die verschiedenen dort unternommenen und höchst praktisch-gewaltsamen „Vergleiche“ gewonnen werden, stehen REL-Personen von Anfang an zur Verfügung: Als für alle ersichtliche Hinsichten, in denen ihre jeweilige Lebensführung sich mit der anderer ihresgleichen, andern RELigiös Lebenden, vergleichen lässt. Es ist nicht nötig, dafür Namen zu haben, die Äquivalente der von mir verwendeten Begriffe ES, KS, RU darstellen – nicht einmal müssen die zugehörigen transzendental-ökonomischen Prinzipien((paare) explizit bewusst sein – es genügt, dass sie implizit betätigt (also auf die eigne Praxis angewandt) werden, und sich die Betreffenden, unter ihrem Glauben, vorsichtig-experimentell in ihrer tradiert-traditionellen Lebensform diesen Prinzipien gemäss verhalten (und das werden sie, sobald sie sich REL-gemäss zur Welt stellen – nämlich experimentell).
Der Mangel, der sie als REL-Personen auszeichnet, liegt in ihrem defizienten Verhältnis zu (Un)Wissen und Wissenserwerb; dieser Mangel ist es, der in der Stufenreihe zur Vergesellschaftung auf REL-Grundlage sich offenbart.
Zugleich erschliessen sich, sukzessive, in dieser Offenlegung des Fehlens wichtiger Momente von Rationalität (=rationaler Planung und damit der Selbstbestimmung als Person, also rational planendes Wesen) jene relationalen Kategorien, die je paarweise die 5 Ebenen verbinden, auf denen rationales Entscheiden (des „Entscheiders“) und Planen mit Gründen stattfindet – Kategorien, die ganz selbstverständlich Ausgangspunkte der Pendants zum jeweiligen STANDPUNKT/REL in der MOD-Spalte sein werden; so behaupte ich es, und so muss es sich in der jetzt folgenden Rekonstruktion der REL-Spalte erweisen, wenn ich rechthabe:
ERSTER STANDPUNKT/REL.
Die Kategorie, die meiner Behauptung zufolge als erste REL-Personen ins Auge fällt, wenn sie ihre Lebensformen vergleichen, ist ES, In der OPP-Spalte stellte ES sich erst dar nach mühsamem „Vergleichen“ und „Sich aneinander messen“, also letztlich: Kämpfen; dass de Andre ein in jeder Hinsicht vergleichbares ES, einen kollektiven Plan hat, wie man selbst, und das vom Eignen Abweichende nicht bloss vorbringt, weil er seine Unfähigkeit (die wir ihm klar attestierten und zur Grundlage unserer Forderung an ihn machten, zum Beispiel) nicht endlich vor sich und andern eingestehen will, oder auch unseren Planvorschlag nur darum nicht als vernünftig (und unsere Planungsfähigkeit als der seinen überlegene) anerkennt, weil ihm dabei Unannehmlichkeiten entstehen, die er umgehen möchte usw. (während wir schon weiter blicken und ihm prophezeien, dass er uns noch dankbar sein wird, da ihm viel Schlimmeres droht, vor dem ihm viel zu wenig bange ist usw usw.) – und selbst dann noch wird ja unendlich lange gerungen, bis prinzipiell die Zuschreibung von „Unfähigkeit“ an den oder die Andern aus dem Katalog des „psychologisierenden“ Erklärens ihres Widerspruchs gegen unsere Forderungen an sie gestrichen wird.
Doch jetzt wird auf REL-Grundlagen gedacht, und aller OPPortunismus des (Normal)Planens liegt hinter diesen Leuten.
Sie erwarten – und darin besteht ihr Idealismus, ihre Vergesellschaftung beruht, so sage ich daher, auf einem „Idealisieren“ (statt Psychologisieren) dessen, was die andern sind und wollen – dass aus der prinzipiellen Vergleichbarkeit aller REL Glaubenden und ihrer traditionalen Lebensweisen sich etwas für sie alle Nützliches machen lässt; dass diese Lebensweisen sich, man weiss nicht wie, aber man rechnet bis auf weiteres, also bis zur Widerlegung, optimalhypothetisch, damit, irgendwie optimal ergänzen werden, und ganz von selbst, ohne weiteres Zutun der einzelnen Bewohner ihrer Eigensphäre: Was sie an Überschüssen erzeugen, und abgeben können – was sie in ihrem Lebensbereich an natürlichen Reichtümern vorfinden – was sie zur Steigerung der Produktivität gerade IHRER Techniken erfinden – wird, wie auch immer, allen zugutekommen.
Oder kurz: Das Aggregat aller Einzel-ES wird sich selber wieder wie ein riesiges, einziges, selbes ES verhalten; und das nur, weil eben die in es eingehenden Bestandteile traditionale Lebensformen und ES ÜBERHAUPT sind. Ihre Anschliessbarkeit aneinander sollen sie so schon mitbringen (wird gehofft), so wie die Einzeltätigkeiten, Einzeltechniken, Einzel-Naturreichtümer in ihrer Binnensphäre zusammenwirken.
Man kann sich fragen, wodurch ein OPP-ES und ein REL-ES sich eigentlich unterscheiden: Beides sind Reproduktions-Entwürfe, die die unter gegebnen Möglichkeiten (bekannte Umgebungsbedingungen, vorhandene technische Mittel und bekannte Verfahren) best-denkbare Erhaltung und gegebenenfalls Ausweitung der Handlungsspielräume (unter Nutzung eben dieser Spielräume) derer, für die sie gedacht sind, zum Inhalt haben.
Aber eine experimentelle traditionale REL-Lebensform ist ein höchst bescheiden angelegtes Unternehmen, wie sehr es auch erfolgreich sich seiner Umgebung angepasst, und vorfindliche Optionen zu seiner Sicherung und der Steigerung seiner Produktivität genutzt haben mag. Die Variationsbreite der möglichen OPP-Pendants bei gleichen Voraussetzungen ist demgegenüber um Grössenordnungen erweitert, und reicht von stupide borniertem Beharren auf dem Gewohnten über durchaus vergleichbar moderat riskante Experimente hin zu erratischen bis verstiegenen Versuchen, aus tatsächlichen oder auch nur von ferne her sich „vielversprechend anfühlenden“ und daher sicih anbietenden Optionen einer Änderung der eignen Lebenssituation Gebrauch zu machen. Nicht zuletzt, indem man Handlungsspielräume anderer der eignen Planung subsumiert, sie dafür gewinnt oder dazu zwingt.
Dass hinter den wechselnden Erfolgsgewissheiten und Enttäuschungen, die OPPs Zielsetzungen so flüchtig machen, überhaupt etwas vorübergehend Dauerhaftes aufscheint, dafür sorgt eigentlich erst die entscheidende Randbedingung, dass nämlich alle und jede Planung dem VERGLEICH, zur Not mit Gewalt, mit den Erfolgsgewissheiten der Projekte anderer, die auf die gleichen Handlungsspielräume (sachliche oder personale, für OPPs macht das keinen grossen Unterschied) zugreifen wollen, standhalten muss. Es ist somit spätestens die Rücksicht auf Selbstbehauptung und Durchsetzbarkeit, die dem OPP Planen Grenzen zieht und ihm eine halbwegs verlässliche und durchhaltbare Struktur aufprägt. Und nur dadurch bekommt es, prekär genug, jenen Charakter eines ES, das zu andern dauerhaft sich ins (Vergleichs)Verhältnis setzen kann, den es unter REL Bedingungen von vorneherein, durchgehend, immer schon aufweist.
Aus dem gleichen Grund ist, wenn auch auf prekäre Weise, das einzelne REL-ES, die einzelne REL-begründete traditionale Lebensweise, ein Bindeglied zwischen jener (vierten) Planungsstufe, wo vorhandenes Wissen-dass sowohl technisch als auch prognostisch bereits verwertet, bezogen wird auf aktuelle und mittelfristig bekannte Reproduktionsanforderungen und (experimentell-vorsichtig genutzte) Leistungsspielräume des vorhandenen KS, und den vorsichtigen Erkundungen und Auslotungen der Möglichkeiten und Gefahren, also des technisch und prognostisch nützlich zu Wissenden hinsichtlich der bislang unbekannten Randbedingungen, die FÜR die so definierten Pläne förderlich oder schädlich sich auswirken könnten: fünfte und unterste Planungsstufe in der Reihe der hintereinander zu absolvierenden Abschnitte des rationalen Planens überhaupt. Diese allgemeinen und allen Personen als solchen schon grundsätzlich gedanklich zugänglichen Bestimmungen allen Planens und Lernens überhaupt sind, wie ich behaupte, zugleich das abstrakte Kategorienmaterial, mit dessen mehr oder weniger konkreter Besetzung und Ausmalung die REL Glaubenssysteme sich ihren Inhalt schaffen. Bloss: Im REL-Denken wird nie die angemessene logische Durchbindung dieser Stufen erreicht, nämlich von der
– ersten obersten (Sinn-Begriffe)
über die
– zweite (verbleibende, also noch nicht widerlegte Anteile der Optimalhypothese, bei gegebnem empirischen Wissen: aufgrund dessen grundsätzlich (noch) zu Erprobendes, Experiment),
– dritte (Konstruktion des konkreten (Versuchs)Plans und seiner Prioritäten angesichts des bekannten Wissen-dass und -wie, dh. überdauernde Risiken und Chancen),
– vierte (konkrete Planausführung unter Berücksichtigung der je aktuellen Handlungsspielräume und Umgebungskonstellationen)
bis zur
fünften untersten (je dafür nächst nützlich zu Wissendes und daher zu Ermittelndes).
In MOD hingegen wird diese Durchbindung selbstverständliche Errungenschaft des Entscheiders und seiner Planung sein – er bewegt sich durch alle Planungsebenen problemlos, auf und ab.
Also: ES, haltbarer, dauerhafter Plan, ist Grenz-Errungenschaft und schält sich im mühsamen „Vergleichen“ durch Kämpfe (um Anerkennung) im ERSTEN STANDPUNKT/OPP, allererst heraus – ist aber selbstverständlicher Ausgangspunkt für die Suche nach etwas alle mit VERGLEICHBAREM ES ausgestatteten Träger ihrer je eignen REL-Lebensform Verbindenden, eines Selben bei ihnen, das als Grundlage für eine gemeinsame Umsetzung der fünften und vierten Stufe rationalen Planens, Suche nützlichen Wissens für eine gemeinsame versuchsweise Reproduktion, dienen könnte; dies ist selbstverständlicher Ausgangspunkt aller MOD-Entscheider, die sich hier ohne weiteres treffen, und das ausgetauschte Wissen so selbstverständlich ihren kollektiven Planungen zugrundelegen wie den eignen.
Anders gesagt: So, wie sich mit der durch alle Kämpfe und Krämpfe der OPP-Versuche hindurch, Konfliktpositionen (Forderungen) praktisch und dann zunehmend auch einmal gedanklich zu vergleichen (das eigne Geforderte, um das immerhin gekämpft wird! und das muss sich lohnen) ins Verhältnis zu setzen zu einem ihm entgegenstehenden bei den Gegnern), die Kategorie ES vage und dann vielleicht auch einmal deutlicher abzeichnet (auch als Frage, aus den widersprechenden Momenten doch noch zu einem gemeinsamen zu gelangen Projekt, einem gemeinsamen Projekt zu gelangen) – so auf dem ERSTEN STANDPUNKT/REL die Tatsache, dass die Summe aller vorhandenen Einzel- und Binnenprojekte einer Reproduktion ein für ALLE nützliches und nutzbares Wissen schaffen könnte, und es auf die GEMEINSAME Reproduktion ALLER Lebensformen, die sich, als experimentell vorsichtige und auf ein Glaubenssystem begründete überhaupt VERGLEICHEN lassen, beziehen, als DAFÜR nützlich:
Was immer die Träger einer besonderen REL Lebensform mit andern ihresGLEICHEN ausserhalb ihrer eignen Lebensform teilen können – es wird nie jenes Niveau erreichen, wo das, was sie als Einzelne ganz selbstverständlich für sich tun, dies Nächst-nützlich-zu-Wissende für SICH und ihre spezielle Lebensweise zu finden, vergesellschaftet stattfindet: der gemeinsame Nutzen, den sie durch Austausch und Abgabe ihrer Überschüsse einerseits, und Mitteilung und Verbreitung ihrer Techniken, erzielen, ist unsystematisch und zufällig, kleinster gemeinsamer Nenner ihrer weit voneinander abweichenden Lebensweisen (die nichtsdestotrotz VERGLEICHBAR sind als auf einem echten Glauben beruhend, daher experimentell, maximal vorsichtig auszuweiten, unter Anwednung der 6 transzendental-ökonomischen Prinzipien).. Das Potential, das sich aus ihrer aller Kooperation ergeben könnte, entfaltet sich nicht; sich gemeinschaftlich-experimentell zu reproduzieren, und dafür gemeinschaftlich Nützliches zu suchen, zu finden, zu erfinden, und zu tun, bleibt Utopie.
So, wie der allgemeine Friede, der Friedensvertrag, dem alle zustimmen, und das dauerhaft, unter OPP-Bedingungen auf dem ERSTEN STANDPUNKT/OPP notgedrungen ein ewiger Wunschtraum bleibt.
25.
Nirgendwo zeigt sich mehr, dass der Glaube, wie verschieden er sein mag bei einzelnen REL-Subjekten (Gruppen, Glaubensgemeinschaften, Familien, „Haushalten“, oder Einzelnen), in ihrer Praxis keinen spezifischen Unterschied macht und nichts dazu beiträgt (ausser durch das Ausmass, in dem darin kultisches Handlen das instrumentelle verdrängt): als in der selbstverständlichen TOLERANZ, mit der sich genuin REL-Glaubende einander in diesem Punkt begegnen. Wo immer es Widersprüche zwischen ihnen geben mag, ziehen sie sich voreinander zurück, verringern die Berührungsflächen; was für ein Interesse hätten sie, die grundsätzlich nur experimentell leben, an Übergriffen, was könnten sie gewinnen, die doch schon alles haben, das überhaupt fürs Leben nötig ist – ein Leben wie ihres, zumindest; kein anderer ihresgleichen hat ihnen da etwas voraus.
(Hingegen der Kampf gegen Ungläubige gehört zur Gläubigkeit, dem in den eigentlich unangemessenen OPP-Rahmen zurückgesunkenen Glaubensinhalt, wo dies oder jenes zu glauben als „bewährt“ und „gut für uns, lohnend“ gilt; der Glaube der andern hingegen ist schädlich, ungut in allen erdenklichen Hinsichten, nicht unserer, fremd, stört unsere Vergsellschaftung und spaltet uns usw usw; genuin RELigiöse haben keine Angst,in Glaubensdingen gespalten zu werden; einzig der Inhalt des fremden Glaubens stösst sie ab, gegen den sie, seiner allgemeinen Form als GLAUBE, die nicht besser ist als ihre eigne, zugleich nichts andres einwenden können als, dass sie diesen Glauben nicht teilen und übernehmen können; dass andre es tun, ist deren Sache. Man sieht den Ausgangspunkt des Gesellschaftszerfalls, der bei diesem Umgang mit der Basis der eignen und fremden Existenz droht…)
Der Rückzug im Fall von Widersprüchen ist dabei eines; das Andre aber ist die Erfahrung, die erst allmählich gemacht werden kann unter Ihresgleichen: Dass die Hypothese nicht stimmen kann, jeder trage DURCH das, was er an Ort und Stelle für sich selber macht, durch seine ganz besondere Art zu sein und partikulare Subsistenz, doch IRGENDWIE zum Glück de Andern bei, die unübersehbare Vielfalt garantiere auch schon den Nutzen des Zugriffs auf die Spezialitäten und lokalen Besonderheiten. Und das – ganz von selbst, ohne weitere Bemühung. Hier wird noch nicht einmal eine invisible hand bemüht, kein ideelles Subjekt, als dessen Organ sie wirkt (wie der „Markt“) benannt: Sie planen nicht, sie schaffen keine Institutionen ihres Verkehrs – aber ihr pures Beisammensein, als irgendwie räumlich benachbarte und in diesem Sinn Gesellschaft, sorgt für ihren wechselseitigen Nutzen; überführt die vielen Einzel-ES in ein grosses, von dem alle profitieren, das ihnen zumindest zuführen wird, was den einen fehlt und die andern im Überschuss und Überfluss haben. Und jeder an seinem Ort wird schon das Nützliche tun, nach dem Bedarf ist.
Wie sehr dies Denken vom Optimalhypothetischen geprägt ist, lässt sich daran bemerken, dass sein stärkstes Motiv das Nichtwissen, die Noch-Unwiderlegtheit dieses Bestmöglichen ist; da, wo man Verhältnisse überschaut, sind die Mängel nicht zu leugnen, und kann jeder sehen, dass etwas getan werden muss. Hingegen im grossen, vor allem auch geographisch ausgedehnten Nebeneinander der kleinen Gruppen, Familien, Haushalte, deren jede ihr spezielles Auskommen an ihrem Platz hat, ist nicht so leicht abzusehen, dass etwas dringend Benötigtes derzeit von keinem hergestellt wird. Die Idee, dass eine Subsistenz von unübersehbar vielen, wenn sie sich subsidiär in ihren strukturellen oder auch nur zeitweisen Defiziten wechselseitig weiterhelfen sollen, der planenden Voraussicht bedarf, und eines institutionalisierten, auf Regelmässigkeit und Verfügbarkeit von Gütern, die andern abgegeben werden können, hin angelegten Produktionsplanes bedarf – sie ergibt sich erst, wenn die erhoffte Hilfe der Nachbarn ausbleibt, weil sie in ihrem Rahmen nicht vorbereitet waren, oder man bestürzt feststellt, wie sehr man hätte profitieren können, wenn man rechtzeitig von Errungenschaften der andern gewusst oder sie darum gebeten hätte. Aber da ist ein Widerspruch, und der wird nicht mehr auflösbar sein für den Rest der Spalte: Denn wer sich der Reproduktion der Andern öffnen, sie kennen, bewerten, beeinflussen, und mit ihr in Austausch treten will (also die eigne ihr wenigstens zum Teil anschliessen will), kann nicht mehr uneingeschränkt dem Eignen zugewandt bleiben – er muss davon absehen, und sogar Ressourcen und Kräfte davon abziehen. Dass man, geradezu INDEM man seine eigne Subsistenz (mitsamt den Überschüssen, die sie abwirft), betreibt und fördert, ZUGLEICH (exakt dadurch, dass man seine eigene Reproduktion mit ihren Überschüssen betreibt) und im SELBEN Prozess auch an einer allgemeinen und verallgemeinerten Subsistenz und Reproduktion teilhat – diese Anfangsillusion (oder Anfangs-Idealismus) wird durch die Erfahrung des Widerspruchs geheilt; der Widerspruch aber wird zugleich festgeschrieben und versuchsweise behoben, indem eine neue Vergleichbarkeit idealerweise zu einer „Selbigkeit“ führen soll: Das Tun für die Andern, dessen Produkte mit den von ihnen an einen selber im Tausch weggegebenen VERGLEICHBAR sein soll, soll ein selbes oder gar besseres sein, wie das Produzieren in eigener Sache, dem Zeit und Ressourcen durch die Tätigkeit für Andre entzogen wurden. Anders gesagt: Die äussere Äquivalenz soll bei beiden Tauschpartnern anzeigen, dass ihre Verzichte auf Arbeit und Ressourcennutzung für sich selber DIESELBEN sind; zugleich soll freilich der Nutzen, den sie sich durch diese GLEICH GROSSEN (und in diesem Sinne selben) Verzichte leisten, grösser sein, als wenn sie nicht in Austausch getreten wären. Austauschen darf also nicht ein selbes sein wie nicht austauschen; die Frage ist, wo dieser UNTERSCHIED für beide auf Basis der vorausgesetzten Gleichheit endet; und ob auch er noch ein SELBER ist, oder nicht: In diesem Fall nämlich würde einer der beiden den Austausch bei dem Mass an Aussentätigkeit für Andre und den Markt (anstelle von Binnentätigkeit) abbrechen, wo es für ihn nicht mehr lohnt, für den andern oder die andern aber doch…
26.
Aber kann es zu solch einem Befund überhaupt kommen? Gibt es für ein Mass wie das des „Lohnens“ unter den Voraussetzungen der REL-Spalte überhaupt noch eine Grundlage? Ich gehe zur Beantwortung der Frage nochmal zurück zum ERSTEN STANDPUNKT/REL. Die REL Selbstbestimmung, die die Beteiligten hier ihren Erwartungen an andre Ihresgleichen zugrundelegen (ebenso wie den Erwartungen an das, was die Andern bei ihnen jeweils verstehen können müssten), baut auf der Vorstellung einer grundsätzlichen VERGLEICHBARKEIT der Lebensform und des Begründens auf: Die Lebensform ist experimentell und traditionell (traditionsfähig stabil) eingerichtet, die Begründungsweise ist die des REL Glaubens, und der Anwendung der 3 transzendental-ökonomischen Prinzipienpaare. Aber um in ihrer Planung über die eignen Wissensquellen hinaus zugreifen zu können auf irgendwo verfügbares Weiteres, gewonnen in vergleichbaren Lebensformen wie den eignen, das zugleich die Eigenschaft hat, nützlich zu sein genau für die eigene Lebensform, dürften diese Lebensformen nicht nur vergleichbar sein, sondern müssten DIESELBE sein; aber da wäre die Frage, ob solches Wissen dann zustandegekommen oder darauf geachtet worden wäre. Daher oben die Formulierung, man muss sich wegwenden von der eigenen traditionalen Lebensform, um neues und anderes Wissen als das, für das man sich im eigenen Bereich überhaupt interessiert, zu Gesicht zu bekommen; und… man weiss ja nicht, wofür man sich interessieren soll, weil es an sich interessant und nutzbar wäre für das eigne, solang man sich nicht umgeschaut hat. Also die Problemstellung (oder das Dilemma) dieses Standpunktes, und die implizite Konsequenz der (bereits ihrerseits nur impliziten, nicht unbedingt bewussten Selbstbestimmung von REL-Personen auf diesem Standpunkt), lautet: Wenn ich die letzte, und, wenn alles andre und grundlegendere geregelt ist (und das ist es hier, noch), erste Aufgabenstellung meines Planens (für meine Binnengruppe), nämlich die Suche nach nützlichem und nutzbarem Wissen für Fortschritte und Verbesserungen speziell und auschliesslich in meiner eigenen traditional-experimentellen Lebensform, anders lösen will als nur in absoluter Isolation von dem, was andre wissen und tun (obwohl ich von ihnen weiss) – also wenn ich die über meine Binnenruppe hinaus, „gesellschaftlich“ (in der weiteren Umgebung) verfügbaren Wissens- und Praxis-Ressourcen dafür nutzen will (und mich davon ausschliessen, hiesse definitiv: künstlich auf eine ansonsten höchst bereichernde Wissensquelle verzichten): Dann kann ich nur ENTWEDER Selbigkeit, statt blosser „Vergleichbarkeit“, für die Auswahl der Lebensformen zugrundelegen, von denen (oder deren Erfahrungswissen) ich allenfalls lernen will; ODER ich öffne mich dem Wissen, das in anderen als meiner Lebensform für diese nützlich und nutzbar war – und wo soll ich da Halt machen? Es gibt kein Kriterium.
Derselbe Vorgang wiederholt sich auf der nächsthöheren Stufe meines Planens (das ist zugleich der ZWEITE STANDPUNKT/REL). Auf dieser Stufe der Planung (der Planung generell; hier aber der einer kollektiven Reproduktion über MEINE (unsre, meiner Binnengruppe) Lebensform und Binnengruppe hinaus) werden bekanntermassen zu beachtende Risiken und Chancen, aber nur aus Sicht MEINES Kernselbst, nämlich in der speziellen Verfassung (was Leistungsfähigkeiten, verbleibende Spielräume und Bedürfnisse und Bedürftigkeiten anlangt), die es in meiner gegenwärtigen, womöglich noch verbesserungsbedürftigen und -fähigen Lebensform, annimmt, immer wieder neu eingeschätzt und korrigiert im Lichte neuen und älteren Wissens-dass über meine Umgebung und mein Kernselbst und die Bedingungen seiner Erhaltung im allgemeinen: Das sind die Wissensressourcen, die eine Um- oder Neugestaltung meiner Lebensform in dieser Umgebung, die ich bewohne, mit hier verfügbaren Mitteln, begründen würden, wenn sich (auf Basis dieser Ressourcen) Bedarf danach zeigen würde.
Es wiederholt sich hier, wie gesagt, dasselbe Dilemma: Denn ENTWEDER fordere ich wieder, im Versuch der Vergesellschaftung meiner Lebensform, vor allem mit Blick auf mein bisheriges Wissen erweiternde Wissensressourcen anderer, Selbigkeit der involvierten „Kernselbste“, ODER aber ich bin bereit, auch meine Lebensform abzuwandeln und neu zu gestalten, angesichts neuer Erkenntnisse; aber wo soll ich da die Grenze der Vergleichbarkeit mit meiner ursprünglichen Lebensform ziehen? Es gibt kein Kriterium…
Schliesslich kann ich mich auf die Ebene (DRITTER STANDPUNKT/REL) begeben, wo man generell, auf Basis des gesamten vorhandenen Wissensbestandes, überlegt, wie und mit welchen Prioritäten das, womit man allgemein bestenfalls rechnen könnte, angesichts bestehender Risiken, in einer provisorischen experimentellen kollektiven Lebensform versuchsweise umsetzen könnte; aber um das zu bedenken und zu entwerfen, müsste ich mich von allen Besonderheiten meiner Lebensform frei denken, und allenfalls die mir bekannten Einschränkungen und Bedingungen für den Erhalt der Handlungsfähigkeit von mir und allen, die beteiligt sein sollen, voraussetzen; ebenso alles Wissen über alle Umgebungen, in die „wir“ (wir alle, die überhaupt in Betracht gezogen werden; und wer würde NICHT dazugehören?) uns begeben könnten. Aber welche Lebensform wer von uns dann ausbilden soll, wer wohin gehen und welche Umgebung (versuchsweise) mit welchen Produktionsweisen bewohnen soll – dafür habe ich kein Kriterium; ich sowenig wie alle andern meinesgleichen.
Zuletzt, auf dem VIERTEN STANDPUNKT/REL, wird bemerkt: Die Tatsache, dass wir alle einen REL Glauben haben, und uns das gemeinsam ist, hilft uns bei dem allen nicht im allergeringsten weiter. Denn dieser Glaube enthält, wie wir feststellen würden, wenn wir darin danach suchen, keinerlei Regel zur Ausbildung oder Konstruktion einer KONKRETEN optimalhypothetischen Versuchspraxis, des kollektiven Experiments, das wir – als derzeit noch denkbar bestes – als nächstes unternehmen und dem Versuch unserer kollektiven Reproduktion zugrundelegen sollten – er enthält also auch ebensowenig eine Angabe oder Kriterium, das es gestattet, zwischen beim gegenwärtigen Wissensstand angebrachten und noch nicht oder nicht mehr angebrachten solchen Versuchspraktiken zu unterscheiden. (Dies fehlende Kriterium in unserem vernunft-geleiteten Handeln ist das Pendant zu dem Fehlen eines entsprechenden Kriteriums in unserem Begriff von Vernunft, vernünftiger-Handlungsfähigkeit, Vernünftig-, also Person- oder generell Wir-Selbst-Sein und -Bleiben generell. So ist der Zusammenhang zur fehlenden Selbstbestimmung in der REL-Spalte, der sich hier langsam erschliesst.)
Alles, zugegeben, sehr kryptisch und äusserst erläuterungsbedürftig; die folgenden Absätze müssen jetzt das hier eben in 26 Entworfene erklären und erhellen.
27.
Es hat ja bereits in Abs.25 einen ersten Versuch gegeben, die Abfolge von STANDPUNKTEN/REL ihrem Inhalt nach zu skizzieren – eine Abfolge, die dort noch mehr die Oberflächen-Phänomene in Betracht gezogen hat, die sich aus den anschliessend thematisierten Tiefenstrukturen heraus entwickeln: An der Oberfläche der REL Vergesellschaftung stellen sich die „Dilemmata“ und „Widersprüche“ der Tiefenstruktur dar als Konflikt von Rückzug in die Binnengruppe, Autarkie, Isolation einerseits, und Sich-mit-den-(fremden)-Andern-Einlassen und Teilnahme am „Austausch“ (von nützlichen Kenntnissen, (Hilfs)Gütern (in Notfällen), (extra, regelmässig für den Austausch produzierten) Waren, Wissen generell) andererseits. Die generelle Vergesellschaftungs-Situation – dass ich nämlich mit den Andern, als Personen, etwas wesentlich Gemeinsames teile, es aber andererseits (Anfangs-)Unterschiede zwischen uns gibt, die uns aber nicht grundsätzlich vom Zusammenwirken und Finden gemeinsamer Pläne abhalten müssen – , sie zwingt mich, meine Vorstellung von dem zu präzisieren, wie ich bin, und in welchen Hinsichten man von mir abweichen, MITHIN in welchen Hinsichten ich selber anders geworden wäre oder sein könnte – und wann dabei definitiv eine Grenze überschritten wäre, die nie überschritten werden DARF, weil sonst eben das uns allen ENTSCHEIDEND Gemeinsame (jenseits allen uns nur indifferent-Unterscheidenden) verlorenginge. In den STANDPUNKTEN/OPP war dies Gemeinsame abstrakt als Personsein, mit Sprachlichkeit als zunächst einmal erstem und einzigem Kriterium (notwendiger Bedingung – anders konnte man ja garnicht verhandeln, sagen, was man wollte usw) dafür bestimmt. Es deutete sich dann beim Durchlaufen dieser STANDPUNKTE/OPP immer mehr an, dass dieser Begriff von Person zu unbestimmt ist, und weiterer Präzisierung bedurfte – womit dann auch die Vorstellungen entschieden präzisiert werden würden, was man unter welchen Umständen vernünftigerweise (schon, noch) würde von Andern fordern, oder erwarten dürfen. Stufe um Stufe wurde dort die intuitive, nämlich kategoriale Erwartung (über deren Begründung man sich freilich nie Rechenschaft gab!) betätigt, dass man von Andern seinesgleichen, als Personen, müsse erwarten können und dürfen, dass sie eine allgemeine Regel besässen zur Ableitung ihrer ursprünglich eigenen Pläne aus Erfahrung, und mit dieser Regel auch einen Anschlusspunkt für eine entsprechend allgemeine Regel, wie diese Pläne mit entsprechenden Plänen Anderer ins Verhältnis zu setzen wären, derart dass ein für alle konsensfähiger Plan als Resultat entstehen würde. Die Kategorie einer solchen Planregel wäre eine HINSICHT DER VERGLEICHBARKEIT von verschiedenen Personen (denen das Personsein gemeinsam wäre); der Begriff einer solchen Hinsicht, in der verschiedene Personen verglichen werden können, PRÄZISIERTE sich in der Reihe der STANDPUNKTE/OPP von Stufe zu Stufe, bis sich herausstellte, dass die verschiedenen Ausprägungen der je verglichenen Dimensionen auch bzw gerade in ihrer präzisesten Version, wo man nämlich entschlossen war, von jeder Bedingtheit einer Regel abzusehen, und alle Regeln der Ableitung GLEICH gelten zu lassen (VIERTER STANDPUNKT/OPP: Gerechtigkeitsstandpunkt, Staat usw), allesamt dem Anspruch nicht genügten, allgemeine Regel für mögliche Erfahrungsverläufe VOR Anbruch dieser Erfahrung, als allgemeines Hypothesen-, Versuchs- oder Experiment-Programm (freilich abzuwandeln bzw zu reduzieren mit fortlaufender widerlegender Erfahrung) zu sein – es waren keine Optimalhypothesen.
Dieselbe Verlaufs-Figur, angemessen abgewandelt, lässt sich nun in der Reihe der STANDPUNKTE/REL erkennen:
Was in OPP die allgemeine Regel des Begründens, ist hier zwar unterstellt, aber als zugleich und bereits präzisierte solche Regel: nämlich Regel des Umgangs mit Wissen; die Forderung, nein Erwartung, dass die Andern, an die man sich wendet, eine solche Regel haben, bzw. ihre allgemeine und durchgehend vorhandene Regel des Begründens überhaupt eine solche Regel des Umgangs mit Wissen einschliesst. Das ist hier in REL (so behaupte ich; gezeigt ist es nicht, wie es dahin kommt) Bestandteil der allgemeinen Bestimmung dessen, was Personen, Vernünftige (vernünftige Erwachsene jeder Zeit und Kultur) auszeichnet, also auch einen selbst (es ist Grund des Seins-wie-man-selbst, oder der grundsätzlichen Gleichheit und Vergleichbarkeit aller Andern mit einem selber, oder dessen, was alle, die in dieser wesentlichen Hinsicht „wie-ich“ sind, gemeinsam haben usw.)
Und natürlich stellt sich beim Durchgang durch die STANDPUNKTE/REL heraus, dass genau das nicht der Fall ist: Als REL-artig Begründende haben wir zwar etwas allgemeines, ein Prinzip, ja sogar eine Optimalhypothese, unter wir uns praktisch-experimentell eingerichtet haben; nur eine Regel des Umgangs mit sich erweiterndem Wissen, oder auch zum planmässigen Erwerb und Ausweitung seines Wissens, ist es nicht.
Aus der Gleichartigkeit der fudamentalen Regel und Begründungsweise aller REL-artig Denkenden, aus der Vergleichbarkeit all ihrer Praxis-Formen, die ja traditional-experimentelle Lebensform und Glauben umnfassen, kann also nicht geschlossen werden auf eine Selbigkeit der kollektiven Pläne. Warum nicht? Weil nicht eine dieser Praxisformen eine Regel des Umgangs mit wachsendem Wissen enthält, auf die man sich in unserer Vergesellschaftung beziehen könnte. Dennoch verhalte wir uns so – wir verhalten uns so, als ob es so wäre, weil wir ganz naiv und korrekt die generellen und allgemein-menschlichen, vernünftigen, personalen Kategorien des PLANENS auch auf unser kollektives Planen anwenden. Und genau da nehmen unsere Probleme ihren Anfang – wenn wir versuchen, aus unserer REL-Binnengruppe herauszutreten und uns mit anderen abzustimmen.
28.
Es ist an dieser Stelle kurz nötig, sich über die Wissens-Sorten Rechenschaft abzulegen, von denen bislang in womöglich verwirrender Weise die Rede war. Ich habe mehrfach gesagt: Es gibt „5 Stufen“ des rationalen Planens, die, als Kategorien, mehr oder weniger bewusst ALLEN irgendwie Planenden, auch schon denen auf OPP-Niveau, bekannt sind – wenigstens implizit, „vorbewusst“ und jederzeit explizit zu machend. Diese 5 Stufen lauten kurz: Sinn/Ziel/Plan/Zweck/Nutzwissen, oder länger:
1 Sinn(bedingungen),
2 Optimalhypothese bei bestehendem Erfahrungswissen (experimentelles (Versuchs)Ziel),
3 Prioritätenliste oder Plan (Reproduktionsentwurf, Fortschrittspfad) für die Ausführung des Versuchs in möglichst optimalen Versuchsschritten bei bestehendem Wissen über dauerhafte Umgebungsbedingungen und Reproduktionsanforderungen für die Handlungsspielräume der Versuchs-Ausführenden,
4 Art der Durchführung jedes Einzelschritts oder Zweck, bei bestehendem Wissen über aktuelle Umgebungs- und Reproduktionsbedingungen an der Stelle und zum Zeitpunkt der Durchführung
5 dafür (noch) weiters nützlich zu Wissendes und zu Ermittelndes.
Dass eine Kategorie „bekannt“ ist, heisst nicht, dass mit ihr wirklich gearbeitet wird – sie kann auch mit einer Floskel, einem Füllsel dauerhaft besetzt sein, um ihre Nichtbenutzung zu kaschieren. In Opp ist das der Fall mit den beiden ersten Kategorien – gewiss werden auch Normalplaner sagen, dass es Situationen gibt, wo ihr Handeln seinen Sinn verliert (die sind ja sogar in Gestalt der „Katastrophen“ für die ihr Handeln (anders als erwartet) anfällig ist, relativ genau benannt worden); und natürlich sagen sie auch, dass all ihre Regeln aus Erfahrung stammen und nichts als Erfahrung; von einer Regel, die auf diese Erfahrung angewandt wurde, sagen sie aber wohl nichts. Sie kennen auch keine, besinnen sich auch nicht auf eine, werden keine benennen – irgendwas hat ja „immer schon“ funktioniert, musste bloss abgeändert und näher an den Optimalzustand herangebracht werden. Normalplaner steigen kategorial frühestens auf Stufe 3 ins konkrete Planen und Erschliessen von Plänen aus verfügbarem Wissen ein; dass sie sich als auf dieser Stufe operierend wissen, ist freilich ein sehr fortgeschrittener Zustand ihrer Selbstbewusstheit, und den erreichen sie nur in der Auseinandersetzung und Konfrontation mit vielen Ihresgleichen, die anders sind als sie, also auch deren Anblick, wenn man so will, der ihnen die Anschauung verschafft, in welchen Hinsichten vernünftig Planende voneinander abweichen können, wie vielfältig verschieden das Wissen der Einzelnen und Einzelgruppen sein kann. Nur als politisierte Normalplaner arbeiten sie sich zu diesem fortgeschrittenen Selbstverständnis vor, hingegen bei blosser Betätigung ihres Weltverhältnisses würden sie diese Alternativen zum eigenen Tun entweder nicht wahrnehmen, oder als verworfene Zwischenschritte hin zum gegenwärtig erfolgreichen Planmodell am liebsten ignorieren und vergessen.
Die Fortschritte hin zu diesem Selbstverständnis sind eigentlich rein analytische – es wird den Normalplanern im Umgang mit vielen ihresgleichen zB. klar, dass (Schritt von ERSTEN zum ZWEITEN STANDPUNKT/OPP) Selbstgewissheit (soweit überhaupt begründet) eben nicht in MEHR begürndet ist als Entschlossenheit und technischen Möglichkeiten – bei allen andern nicht, aber eben auch bei einem selber; aber das heisst dann eben, alle andern Quellen, aus denen man SELBST noch einmal weitergehende Sicherheiten, Versuchspläne usw erschliessen möchte, zu verwerfen (es ist eigentlich der Schritt weg von Aberglauben). Dasselbe wiederholt sich im Übergang zum DRITTEN STANDPUNKT/OPP: Auch die Entschlossenheit wird als eine BEGRÜNDETE und MOTIVIERTE bei andern begriffen, also auch bei einem selber. So die Verhältnisse, die technische Möglichkeiten eröffnen oder verschliessen, einem selbst wie denen, gegen die man sich behauptet, oder mit denen man verbündet ist. Das ist dann fast schon der endgültige Schritt weg von Gläubigkeit, fast schon die ganze Aufklärung; es bleibt, die Irrationalität, nämlich das Unbegründete der bestehenden Ordnung und überhaupt jeder Willkür-Ordnung jenseits egalitärer Verhältnisse einzusehen: Übergang zum VIERTEN STANDPUNKT/OPP. Dabei arbeiten sich die Normalplaner weg von der ewigen bodenlosen Bedingtheit zu etwas erstmals Haltbarem nämlich Hinreichendem in ihrer Planung – das ist erst einmal etwas wie ein ES (etwas worauf dauerhaft die ES-Prinzipien sinnvoll anwendbar sind), als etwas in Auseinandersetzungen dauerhaft Haltbares; dann ein wenigstens IRGENDWIE Hinreichendes, das nicht ständig noch einmal überbietbar ist, auch wenn es sich danach dann wieder als ein nur bedingt-Hinreichendes erweist – immerhin liegt da, auf dem DRITTEN STANDPUNKT/OPP (und darum erscheint er ja auch, wie eben betont, so aufgeklärt, verglichen mit seinen beiden Vorgängern) der Gedanke schon sehr nahe, dass alles zu Planende nur noch herzuleiten ist aus Erfahrung (nach RU-Prinzipien behandelt und ausgeweitet), und einer dann aber feststehenden Regel, die nicht mehr erfahrungsabhängig sein darf; an der Willkür der Regeln dieser Art, also ander dem fehlenden GRUND für die Entscheidug zwischen ihnen (das Personsein allein ist eben keiner) scheitert dann der VIERTE STANDPUNKT/OPP.
Dabei kann man sich ja durchaus fragen (und das gilt entsprechend auch für REL), was die Konfrontation mit den Weltverhältnissen ANDERER eigentlich für das je eigene WELT-Verhältnis bewirken soll; diee Wirkung muss ja etwas mit dem „Reflexiven“ zu tun haben, das sich dabei einstellt – wir treten zurück, und haben (in Gestalt der faktischen, oder auch, im Fall, dass wir sie nicht kennen, zu erratenden möglichen Weltverhältnisse der Andern auf einmal das weite Spektrum an Alternativen zu unserer eigenen Praxis vor Augen – und das, ohne unter den für Normalplaner typischen unmittelbar aus dem Umgang mit den Dingen selbst resultierenden affektiven Verstärkern zu stehen, den Ängsten und Hoffnungen, die uns überfluten angesichts bestimmter Verläufe – es sind ja zunächst ienmal die Andern, die betroffen sind von tatsächlichen oder möglichen Rückwirkungen ihrer Entscheidungen, wir aber sehen ihnen im GEISTE zu, als nicht unmittelbar Beteiligte – so können wir ruhiger nachdenken, ob wir etwas tun oder lassen sollen, das die andern tun, und uns auf GRÜNDE besinnen, statt von MOTIVEN getrieben zu sein (diesen ungefähren Richtungsvorgaben und ungeformten Proto-Gründen gewissermassen, die für sehr einfache Umgebungen ausreichen, aber nicht für den Umgang mit wachsenden Wissensmassen).
Im „Vergleichen“, das uns aufgezwungen wird durch die (durchaus praktische, gewaltttätige) Konfrontation mit den Andern, die Alternatives wollen und vorschlagen, kommen wir also zunächst, durchaus MIT GRÜNDEN, zu haltbareren Plänen, grösseren Fristigkeiten (aber auch begründeter Kritik an allzu borniert aufrechterhaltenen Gewohnheiten und Sicherheiten): Das ist die Tendenz hin dazu, die teils allzu erratische, durch Einzel-Verläufe und -Zufälle allzu leicht beeindruckbare, ebensosehr aber auch allzu festgefügte Normalpraxis in Richtung auf etwas immer mehr „ES-Artiges“ umzuformen, mit all der Langfristigkeit und Sorgfalt der Einrichtung, aber auch aller durchgehenden Bereitschaft, dazuzulernen, die (vgl. die beiden ES-Prinzipien) dazugehört. Aber nach langfristiger Haltbarkeit ihrer Praxis und Praktikeb streben Normalplaner selbst, hier geht es um die begründete Haltbarkeit – und das heisst, durch den „analytischen Schritt“, auch um Aufgabe des doppelten Aberglaubens der kategorial unangemessenen Verwertung von Erfahrung (zB Erfolge unerklärt zu lassen, stattdessen von äusseren Anzeichen dafür abhängig zu machen), bzw. der unbegründeten und begriffslosen Fortschreibung bestehender Verhältnisse allzlang, und un-experimentell zu vertrauen, sich also auf allzuvieles allzu sehr zu verlassen und von einer Fortschreibbarkeit und KOnstanz allzu labiler Verhältnisse abhängig zu sein.
In der lächerlich erratischen und ins Desaster führenden Praxis der Andern sehen wir immer wieder uns selber gespiegelt, wir erkennen, dass wir nur durch Glück verschont wurden; so lernen wir, gerade im Streit (die glücklichere Partei lernt an der zufällig unglücklichen; die Positionen mögen oft genug hin und her wechseln, das Kriegsglück schwankt…).
In der Analyse der Gründe für fremdes desaster üben wir das Analysieren der Gründe unserer eigenen Misserfolge ein; das lenkt weg von abergläubisch-magischer Empirie ebenso wie dumpfem Beharren auf dem Gewohnten. Wenn wir regelmässig erlebte Erfolge und Misserfolge, im Rückblick, nach ihren Gründen absuchen, dann auch mögliche zukünftige; so ändert sich unser Plan-Verhalten. Es verliert die grundlegendsten Mängel, die normalplanerisches Denken auszeichnen; es bleiben genug; auch die verschwinden, die Gruppen von schlimmsten, weil häufigst betätigten Fehlpraktiken unter den verbliebenen markieren den je nächsten STANPUNKT/OPP. So rücken wir vor bis zur Entdeckung des eigentlichen Ausfalls im Denken der Normalplaner, der all ihre andern Fehler mit einm Schlag zum Verschwinden brächte (sodass man sagen kann: sie sind eigentlich nur Ausdruck dieses zentralen Fehlers, sie besetzen die vermeintlichen Spielräume für beliebiges Handeln und Lernen, die die fehlerhafte Unbestimmtheit, Regellosigkeit, Unbegrenztheit ihres Denkens den Normalplanern an dieser Stelle lässt): Das Fehlen einer Optimalhypothese, als letztem Grund (angesichts bestehender, mit Sinnkategorien geordneter Gesamterfahrung).
(Man könnte, als weiteren der in der Reihe der STANDPUNKTE/OPP behobenen Fehler das kategorien-missachtende NEBENEINANDERSTELLEN statt analytisch-begründende HINTEREINANDERSCHALTEN der Kategorien (hypothetische) Erfolgsgewissheit, Entschlossenheit, (bedingtes) Interesse nennen: Im Psychologisieren kommen all diese Themen gleichrangig nebeneinander vor (jedes Gegenstand einer eigenen Sorte Unfähigkeit oder „unguter Neigung“ und Sich-Gehenlassens, die, je nachdem, angegangen werden sollen (Forderung zweiten Grades: du sollst dich dazu bringen wollen, zu wollen, was du (von mir aus aus) sollst), oder nicht engegangen werden können, und somit übergreifend dauerhafte Unterlegenheit der Planvorschläge des Andern gegenüber meinen begründen. (Darum kann um die Richtigkeit dieser psychologischen Einordnungen auch gekämpft werden.))
29.
Wie sieht dasselbe nun in REL aus? Der fundamentale Mangel in RELs Denken (Handlungsentwerfen für sich und andre, und seinem Wissenserwerb, also Lernen) ist: Dass er zwar eine Optimalhypothese hat, aber sie ist unbestimmt: Bestimmt mit den UNVERBUNDENEN Kategorien des Planens, die DARUM einer unbestimmten Steigerbarkeit für fähig gehalten werden können; während sie in ihrer Verbundenheit – spätestens der „nach unten“, in Richtung auf das nächst-nützlich-zu -Wissende – angebunden wären an Praxis und Praxis-Wissen, und das nicht zufällig-immanent, für UNS, in unsern irdischen Verhältnissen, wohingegen sie so ganz anders ausfallen würden für ein ganz anders geartetes, der Welt als ganzer gegenübertretendes Wesen oder seinen Hervorbringungen; in Wahrheit können sie anders als immanent-irdisch garnicht GEDACHT werden.
Auch hier muss also, durch zunehmenden Fortschritt in der Stufen- und STANDPUNKT-Reihe, ein Begründungszusammenhang erschlossen werden. Die in der OPP-Spalte mühsam und immer wieder nur prekär errungene Übersicht über das notwendig, jederzeit klar festzuhaltende Verhältnis von ES (aktueller Versuchsplan, Versuch der Reproduktion und des Fotschritts), KS (dadurch bedingte und auch allgemein bedingte Grenzen von Leistungsfähigkeit und (erträglicher) Bedürftigkeit), RU (Chancen und Risiken und die Bedingungen ihrer Fortdauer und Abänderung) ist in REl selbstverstäündlich und gewiss vorausgesetzt: Die Kategorien ergeben sich aus der Lebensführung von REL-Personen und -Gemeinschaften wie von selbst. Das Problem des nicht HINREICHEND Bestimmten, immer wider Überbietbaren, ist hier mit Bezug auf die Praxis der Lebensführung vollkommen gelöst.
Aber dies Hinreichende, so sehr es auch nach der einen Seite begrenzt und insoweit je vollständig bestimmt ist, ist immer nur BEDINGT – durch Einaschränkung auf eine BESTIMMTE traditionale Lebensform, und das sie ermöglichende höchst beschränkte Wissen über die Umgebung, in der sie ausgebildet wurde. Hingegen das UNBEDINGTE im Denken RELs, dem er immerhin einen PLatz (und einen wichitgen!) einräumt, ist UNBESTIKMMT, völlig unbestimmt sogar. Als Faustformel: Das Bestimmte, nämlich hinreichend-Bestimmte ist bedingt, das Unbedingte ist unbestimmt in REL. Bedingt/unbedingt und bestimmt/unbestimmt bezieht sich hierbei auf die Regel des Umgangs mit Wissen, Unwissen, Wissenserwerb – ebenso wie auf die Selbst-Bestimung oder die Person-Definition, den Person-Begriff oder Begriff von Vernünftigkeit, Zurechungsfähigkeit und vernünftigem Begründen, den REL hat: die Person ist, in ihrer Sprach- und Begründungsfähigkeit, näherhin charakterisiert als eine soundso Wissen erwerbende bzw. mit (Un)Wissen soundso Umgehende – Begründungsfähigkeit (und damit Vernunft, Personalität, da die schon vorher als Begründungsfähigkeit definiert worden waren) BESTEHT geradezu in dieser Regel des Umgangs. Diese Regel muss, wenn das Gesagte (oder Behauptete, gezeigt wurde es ja noch nicht) stimmt, irgendwie zweigeteilt sein: Die eine Hälfte (entsprechend der Faustformel) bestimmt, und zwar bedingt hinreichend; die andre unbedingt, aber leider auch unbestimmt, leer, keinen UNterschied machend.
Und hier kann nun endlich von den Wissens-Sorten die Rede sein, deren genauere Darstellung Anfang des vorigen Abs. angekündigt wurde.
RELs ganzer Wissenserwerb ist zunächst einmal eingeschränkt auf das, was man auf der letzten und konkretesten Stufe jeder Planung versucht festzulegen, nämlich, wie man FÜR das bereits geplante Vorgehen (Stufen 1-4, bei gegebner Erfahrung) noch fehlendes nützliches Wissen erwirbt, sei es durch Suchen, oder Versuchen. In REL ist das, wofür man hier versucht dazuzulernen, zu forschen, zu erfinden, die jeeilige traditionale Lebensform. Sie ist affektiv experimentell insofern, als man sich in ihr einzig mit maximaler Vorsicht eingerichtet hat und bewegt, jederzeit auf alles gefasst – „in Gottes Hand“, stoisch (indem man einzig hinsichtlich dessen plant, worüber man wirklich Verfügunug hat, ansonsten keinerlei Erwartungen hat und nichts vom Erfolg abhängig macht usw). So leben alle genuin religiös Glaubenden, wie verschieden auch ihr Glauben im Einzelnen sein mag (von aussen, aus nicht-religiöser Perspektive, sind die Glaubensvorstellungen so verschieden garnicht…)
Ich sagte: Die analytische Auflösung der aktuellen trad. Lebensform, wie sie in OPP mühsam genug Stufe für Stufe erarbeitet wird, ist in REL von vorneherein gegenwärtig; REL-Personen sind sich also jederzeit bewusst, dass es zur aktuellen Gestalt ihrer Reproduktion alternative Formen der Einrichtung gibt – dass es andere Weisen geben mag, verfügbare Lebensführungs-Praktiken und Techniken bzw. Prognostiken (von denen sie in ihrem traditionalen Rahmen Wissen haben) zusammenzufügen; ohne Anlass tun sie es nur nicht, unter anderm, weil es keine wesentliche Verbesserung gegenüber dem Status quo bedeuten würde – die Alternative wäre nur einfach genauso gut. Vergleichbares gilt dann natürlich auch für alternative Umgebungen – man könnte auch anderswo siedeln, und sich dem andern Ort ähnlich gut und robust anpassen wie dem bisherigen Lebensraum – aber warum sollte man, ohne guten Grund. Von daher sind für traditional Lebende alle überhaupt in irgendeiner Weise traditional bewohnbaren Orte vergleichbar, und auch alle Lebensformen an diesen Orten, in denen es sich eben auf Dauer aushalten und überdauern lässt. Allein diese Indifferenz gegenüber allen Abwandlungen der eigenen Lebenssituation (abgesehen vom vorübergehenden Anpassungsdrukc der Neu-Einrichtung und des Umlernen-Müssens) zeichnet bereits alle REL-Personen aus – sie sind zugleich unendlich anpassungsfähig, wenn es nötig ist, und umgekehrt unendlich konservativ, wo es keinen guten Grund zu einer Neuanpassung gibt.
Hier ist nun der präzise Ort für die angekündigte Unterscheidung der Wissens-Arten:
Denn das auf Planungsstufe 5 (ganz gleich, im Rahmen welchen Weltverhältnisses) gesuchte „nützliche-Wissen(wie)-FÜR“ setzt immer eine Praxis voraus, die durch diese Art Wissenserwerb, Forschung, Hypothesentesten/Experimentieren/Versuchen, Suchen und Probieren verbessert ist; die ihrerseits ist das Resultat einer Einrichtung, die auf Wissen von den Bedingungen der Erhaltung von Kernselbsten im allgemeinen und von allerlei Umgebungen beruht – Wissen, das auf Stufe 3 der generellen 5-er Reihe an Planungsschritten verarbeitet wird: Die kognitive Verarbeitung DIESES Wissens auf DIESER Stufe besteht darin, die allgemeine Optimalhypothese, die auf Stufe 2 gedacht wird (in der Version zumindest, die durch die bereits vorliegende Erfahrung noch nicht widerlegt ist), auf alle denkbaren Situationen ihrer Anwendung, bzw auf alle denkbaren Varianten der Ausführung des Experiments oder der experimentellen Lebenseinrichtung, mit dem und der man diese verbleibende Optimalhypothesenversion testet, EINZUSCHRÄNKEN: Man konstruiert auf der Stufe 3 (unter Berücksichtigung des Wissens über die leiblichen Reproduktionsanforderungen der involvierten „Kernselbste“ (und nur ihrer) und der Risiken und Chancen möglicher Umgebungen, in die sie geraten, aber auch nur solcher) mögliche Prioritätensetzungen im Aufbau der Reproduktionen und Fortschrittspfade, mit denen man sich einrichten könnte; aus diesen WÄHLT man (wieder unter Berücksichtigung dre tatsächlichen aktuellen körperlichen Verfassung der involvierte Produzenten und der materiellen Start-Bedingungen zu Beginn des je nächst anstehenden Planausführungsabschritts) die den aktuellen Bedingungen best-angepasste Variante: das sind die Entscheidungen auf Stufe 2. Es ist also Wissen unterschiedlicher Fristigkeit und Generalisationsgrade im Spiel, umgekehrt werden die Entscheidungen und Plan-Anforderungen immer konkreter, setzen bereits getroffene Entscheidungen auf der je vorausgehenden (Wissens- und Plan-)Ebene voraus.
Um eine traditionale Lebensform einzurichten und eventuell zu verbessern, sind für die betreffende Gruppe und Umgebung normalerweise alle Planschritte der Stufen 4, 3 und 2 durchlaufen, auf der letzten Stufe bewegt man sich, um die vorhandene Lebensform auszugestalten und ständig zu verbessern, wie es in traditionalen Lebensformen durchaus üblich ist.
Man verbessert sie, aber auch NUR sie.
Zunächst.
Und hier gibt es nun eine zum Ablauf in der OPP-Spalte parallele Schwierigkeit: Nämlich, den Anfangspunkt als eine FÜLLE zu begreifen, und zwar eine, die sich einem DEFIZIT verdankt – und das anschliessende Reduzieren bei gleichzeitigem Komplexerwerden als eine partielle Behebung dieses Defizits; für das auch eine diesen Reduktions- und Fortschrittsprozess treibende Dynamik der sukzessiven Aufdeckung dieses Defizits (und der je nächsten Schritte als Reaktion auf die so gewonnene Erkenntnis – im Mass, wie sie gewonnen wird) benannt werden muss.
Die Fülle im Falle der REL-Spalte ist die Menge an Illusionen, die man sich dort auf dem ERSTEN STANDPUNKT/REL machen kann über die Unterschiede zwischen den einzelnen an der REL-Aussen-Vergesellschaftung beteiligten Binnengruppen – dass man angesichts der GRUNDSÄTZLICHEN Vergleichbarkeit dieser Gruppen (Glaube, traditional verfasste, also tradierbare Reproduktionsweise, in sich und durch sich langsam experimentell verbesserbar usw.) ihre Verschiedenheit vernachlässigen kann, wenn es um ihre Nicht-Binnen-Kooperation, das Sich-Wechselseitig-Nützen, geht.
Der Desillusionierungsprozess deckt dann, Schritt für Schritt, auf, dass die in der Kooperation aktiv zu berücksichtigenden Abteilungen der Praxis der Andern mehr sind, als die anfangs in Betracht gezogenen; in der Binnen-Reproduktion (im Haushalt, der Familie, der Binnen-Gemeinschaft gleichen Glaubens und Lebensform) der an der gesellschaftlichen Kooperation Beteiligten ist dabei, durch die Festlegung je eines ES, speziellen KS-Anforderungen (etwa der Angehörigen der Binnen-Gruppe, die unter Bedingungen genau DIESER ihrer eingeübten Lebensform leben), schliesslich relevante bekannte Randumstände und Lebens-Bedingungen, die herangezogen wurden, um diese spezielle Lebensform in dieser Umgebung, für diese Gruppe von Menschen zu erfinden und zweckmässig zu machen (Wissen um allgemeinere KS-Reproduktions-Regularitäten, Wissen um Chancen und Risiken dieses Territoriums usw) – dass also durch all diese Festlegungen und Entscheidungen, die die „Kutlurheroen“ der jeweiligen Binnengruppe in deren Gründungsphase zu treffen hatten (daneben mussten sie ihren Glaubensinhalt näher bestimmen), für ein umschriebenes Wissen (als Ausschnitt aus dem verfügbaren Gesamtwissensbestand) die Stufenfolge des Entscheidens, mit all ihren nötigen Auswahlakten aus einem weiteren Feld voon Möglichkeiten, absolviert wurde. Darum sind die Stufen mit Bezug auf die jeweils so festgelegte und als solche bewährte, also auch tradierbare, reproduktionsfähige (wenn auch noch im Detail vorsichtig-experimentell verbesserbare) Lebensform der Binnengruppe DURCHGEBUNDEN. Wohingegen der gesamte Entshceidungs- und Lebensform-Stoff der ANDERN nur als Material auf der jeweiligen Ebene – als Wissen-dass von (Über)Lebensbedingungen in bestimmten Umgebungen, sowie kausalen und/oder Anzeichens-, Verteilungs- usw.Regularitäten an bestimmten Orten, in bestimmten geographischen Regionen, oder auch technisches Wissen-wie über Verfahren, oder Anforderungsprofile bestimmter Lebensstile und etwa Berufe oder Stände, schliesslich als interessante Besonderheit und Spezialität der Lebensweise (oder auch der Glaubensüberzeugungen) einer bestimmten traditionalen Binnengruppe (ihres „Gruppen-Charakters“) erscheint; aber so, herausgelöst aus den Festlegungen, die er im Konstitutionsprozess und nachträglichen Begründungs-Diskurs dieser Gruppe, wie es von aussen erscheint, erscheinen die Materien auch frei disponibel und neu in ganz andere Lebensformen einzubinden; alles steht zur Neu-Entscheidung an. Visavis dieser Masse an Möglichkeiten des Anders-Lebens und Anders-Sich-Festlegens ist das je Eigne unendlich karg und arm, die Masse und Fülle erscheint als REICHTUM an (Neu- oder Um-Entscheidungs-)Möglichkeiten.
30.
Aber am Beginn aller Betrachtungen von REL-Vergesellschaftungsversuchen steht die alles begrenzende Erinnerung daran, dass die Andern im entscheidenden Punkt einem selbst nichts voraushaben können: Alles Leben unter der REL-Optimalhypothese ist nur ein Versuch zu überleben; nach bestem Wissen und Gewissen immer sicherer gestaltet, aber nie endgültig sicher. Reichtum, der nicht diese Sicherheitsvorkehrungen bereichert, ist für REL-Menschen keiner – andernfalls wären sie in OPP-Versäumnisängste zurückgefallen (gegen die man mit Unmengen an Reichtum ankämpft). Wenn also REL-artig Denkende in der Gesellschaft (oder in der weiteren Umgebung, wie weit auch immer die gefasst ist) Reichtum bemerken, dann immer nur so, dass er als mögliche Bereicherung bezogen ist auf eine, also eigentlich erst einmal nur ihre eigene vorsichtig-experimentell definierte, also karge traditionale Lebensform. Die aber bindet ihn an die Reproduktionszirkel, die von den Gründern und Kulturheroen dieser Lebensform aufgebaut worden sind und sich seither bewährt haben (aber einzig dadurch, dass sie eben sich haltbar, durch Generationen durch tradierbar, erwiesen haben. Die Probe auf Durchhaltbarkeit über mehrere Biographien weg ist eine, der sich MODerne Lebensformen im Traum nie aussetzen könnten – heute sind sie ja meist in deutlich weniger als einer Lebenszeit schon überholt).
Dennoch, das ist in allen Aussagen über REL-Lebensformen festzuhalten, wird an der Verbesserung (Erhöhung der Produktivität aller Verfahren, Sicherung gegen Risiken) jeder einzelnen REL-Lebensform ständig gearbeitet. Langsam und nur mit den Überschüssen, die man hat; aber so und damit eben schon. Die Frage ist, ob die Mittel und Kenntnisse, die dieser Verbesserung dienen, ausschliesslich in diesem Rahmen gewonnen werden dürfen.
Im Idealismus ihres ERSTEN STANDPUNKTES zu andern seinesgleichen unterstellen REL-artig Denkende etwas anderes.
Grundsätzlich, so besagt dieser Idealismus, sind ALLE REL-Lebensformen, so verschieden sie sind, VERFLEICHBAR oder gleich im WESENTLICHEN; die Kategorien, in denen diese Vergleichbarkeit gedacht wird, stehen für REL-artig Denkende komplett und von vorneherein fest (es sind die, die sich schattenhaft als Zielpunkte der Wechselfälle auf den einzelnen OPP-STANDPUNKT-Niveaus abzeichneten, nämlich als je getrennte Anwendungsgebiete der 3 transzendental-ökonomischen Prinzipienpaare ES, KS, RU). Aber was genau ist dann des weiteren und zusätzlich unterstellt auf dem ERSTEN STANDPUNKT?
Es wird unterstellt, etwas mir Nützliches fliesst mir von Andern, deren Lebensform mit meiner vergleichbar, aber dabei eben doch ANDERS ist, zu. Aber es ist dabei noch mehr unterstellt, nämlich
– erstens, der Andere produziert das, was auch mir nützt, ohnehin, also auch für sich: Es ist somit, in seinem Nutzen, DASSELBE für ihn wie für mich (die Frage, ob im gleichen Mass, muss gleich betrachtet werden);
– zweitens, das ganze wird mit Ressourcen produziert, die nicht in seine Reproduktion eingehen, stattdessen für eine experimentelle Produktion (die auch fehlschlagen kann) investiert werden können: es sind ÜBERSCHÜSSE seiner Reproduktion;
– drittens, das, was er mir abgeben könnte, wird von ihm selbst nicht gebraucht – es ist, selbst im Rahmen der experimentellen Reproduktion, für die er es einsetzt, ÜBERFLÜSSIG (der erste Punkt wird dabei nicht verletzt, das heisst, dieser Überschuss kommt dennoch im Rahmen des für SEIN Experiment Benötigten zustand, kostet ihn keine weiteren Ressourcen, als er, siehe unter „erstens“, ohnehin für sich und die experimentellen Verbesserungsversuche hinsichtlich SEINER bestehenden Reproduktion von sich aus ohnehin investieren muss).
Mit anderen Worten, unterstellt wird hier ein Überfluss an Überschuss, der dennoch zuverlässig und in jedem Fall, unbedingt, ohne zusätzlichen Nutzenkalkül oder Berechnung und Aussicht auf Gegenleistung, entsteht und von daher so oder so „da ist“, entbehrt werden und darum auch grosszügig abgegeben werden kann.
Also Idealismus pur.
Denn: Das gilt höchstwahrscheinlich nur für einen sehr kleinen Teil aller Güter, die bei den einen mit mehr oder weniger Kosten entstehen und in ihrer Bedeutung für ihre Produzenten und die Nichtproduzenten verglichen werden könnten.
Dennoch: Was ist mit diesen Voraussetzungen mit-unterstellt?
Unterstellt ist in jedem Fall, dass das Produkt der andern auch uns nützt; freilich wollten wir offenbar die Herstellung dieses Produkts, wenn überhaupt, erst später angehen. Die andern sollen also tun, was wir nicht tun wollen, und wir wollen dennoch davon profitieren? Das würde das Prinzip der Vergleichbarkeit freilich übel durchbrechen; es sei denn, den Andern ist unsere Abweichung egal, sie wollten ihre Priorität in der Ausweitung ihrer Produktion in jedem Falle so setzen – und, wie unterstellt, handelt es sich ja um Überschüsse oder eigentlich fast schon Abfälle – sie können selber nichts Sinnvolles damit anstellen, haben keinen Bedarf.
Da wäre also ein Fall von INDIFFERENZ (Egalsein) auf der Basis eines ANDERSSEINS.
Oder aber, die Andern kalkulieren, was die Wahl zwischen Produktions-Prioritäten anlangt, genauso wie wir: Dann sollte es offenkundig egal, also indifferent, sein, ob man so wie wir oder so wie sie entscheidet – die Prioritäten stehen auf derselben Stufe: Das wäre ein Fall von INDIFFERENZ auf der Basis DESSELBEN Prioritätenprogramms (an dieser Stelle), was Ausweitung einer Basis-Reproduktion anlangt.
(Die Verletzung des Vergleichbarkeits-Prinzips entstünde hier, trotz der Überflüssigkeit der Überschüsse, aufgrund einer SELBIGKEIT (während sie im zuvor genannten Fall eines Unterschiedes der Prioritäten seltsamerweise nicht entstand): Wir wären HIER nämlich Trittbrettfahrer hinsichtlich der auch in unserem Sinne „seriöseren“ Prioritätensetzung der Andern – der Zwischenschritt, den sie machen, wäre eigentlich auch für uns erforderlich, wir könnten uns die dafür nötigen Kosten (Verzichte darauf, Überschüsse auf gegenüber der hier anzugehenden nachrangige Prioritäten zu verwenden) mit den andern teilen, bürden ihnen stattdessen aber die gesamten Kosten auf, profitieren, und wenden unsere Mittel bereits auf die nächsten und eigentlich nachrangigen Prioritäten. Wichtige Spezialfälle hiervon sind die öffentlichen Güter, die von Nicht-Produzenten einfach mit-genutzt werden können, und hier speziell wieder Sicherheit, Reservenbildung, solidarische Unterstützung in (auch unvorhergesehenen) Unglücksfällen – die gedachte Verallgemeinerbarkeit des Prinzips, dass in solchen Fällen die Nachbarn oder grössere Gemeinschaften einspringen und Betroffenen helfen – mit der Berechnung, dass ihnen in solchen Fällen auch geholfen würde.)
Die Idee der Überschüssigkeit (wenn nicht gar: Abfälle) entflechtet die Einzel-Reproduktionen voneinander – die einen holen sich gewissermassen ab, was die andern von sich aus und ohnehin in der Welt oder Natur an Spuren hinterlassen haben. Sie müssen es nicht mehr selbst herstellen, weil es zufälligerweise schon da ist. Notwednig an dem ganzen ist einzig ein kleiner UNterschied am Rande: Dass Andre etwas noch früher benötigen als wir, dass sie es von sich aus selber herstellen oder fördern, sodass es allgemein verfügbar ist. Aber die Überschüssigkeit oder mehrfache Nutzbarkeit (über die Hersteller hinaus) des Gutes, seine Öffentlichkeit und Zugänglichkeit, garantiert, dass diese Notwendigkeit sich nicht auswächst zu einer Bedingung für Zugang, Nutzung, Verfügbarkeit oder deren Mass; wir dürfen nehmen, soviel wir wollen, ohne zu geben, und das, was wir bekommen, ist genau, was wir brauchen, über das hinaus, was wir haben müssen und sollen, egal was andre tun. – Dass wir auf die Weise irgendwie an alles Darüberhinaus-Führende kommen, an alles faktultativ (das im selteneren Not- und Bedarfsfall Benötigte; das Gefällige und Beglückende, das wir uns von aus aus, in unserenm Rahmen, nicht geleistet hätten; am Ende selbst das Nötige, das wir eben nicht auch noch herstellen können) – das ist die Utopie, die hier aufscheint; mit ihr bis zum Beweis des Gegenteils zu rechnen der Idealismus des ERSTEN STANDPUNKTESD/REL.
31.
Aber für beide genannten Fälle: Unbedingtheit der Indifferenz im Aufwand, oder der Priorität, gilt, dass die Grundlage für jede solche Indifferenz sofort entfällt, wenn die Überschüssigkeit der Produktion sich reduziert: Dann produzieren wir nur noch für Andre mit, wenn wir dafür ein passendes Äquivalent bekommen: Nur dann und dadurch bedingt, ist es indifferent, ob wir zu einer solchen Modifikation unserer Reproduktion übergehen, wo, was wir tun, zugleich den Andern nützt.
Gernauer… (denn warum sollten wir nur den Andern zuliebe etwas ändern und uns von ihnen abhängig machen?) – es muss auch für uns ein Zusatznutzen herauskommen; der uns für die Tatsache des Abhängigwerdens von „Anderen“ entschädigt.
Das Mass der Notwendigkeit, das uns dann auf genauen Ausgleich unserer Bilanz achten lässt, sind im Kern die Anforderungen und Grenzen der Leistungsfähigkeit der in die jeweiligen Reproduktionen eingeschalteten Kernselbste; freilich auch immer gleich die diese Reproduktion mit-tragenden Nebenumstände, technischen Mittel und Verfahren, Rohstoffe und sonstige Natur-Ressourcen. All das muss angemessen erhalten bleiben, um SICH zu reproduzieren also zu erhalten.
Was aber macht die Kernselbste (es sind meist plurale, spätestens unter vormodernen Umständen: Binnengruppen, die ihre Reproduktion traditional nach inneren Gesichtspunkten regeln) so ANDERS als ihresgleichen, mit denen sie prekäre und berechnende Abhängigkeitsverhältnisse eingehen, zum (hoffentlich!) beiderseitigen Nutzen?
Austausch von „nicht-überflüssigen“ Anteilen von Überschüssen, zur Steigerung der Produktivität von deren Verwendung in der experimentellen Stabilisierung der je eigenen Reproduktion, würde noch keine echte Abhängigkeit schaffen: Eine produktiivere Version von etwas aufrechtzuerhalten, das nicht sein muss, begründet noch keinen Zwang. Das würde sogar dann noch gelten, wenn Überschüsse der einen in die Reproduktion, und insofern Überschuss-Produktion der Andern, eingingen, somit Art und Ausmass, wenn nicht gar Vorhandensein von Überschüssen der Zweiten von Zuflüssen an Überschuss der Ersten abhinge: Selbst diese Überschüsse der Zweiten müssen ja nicht sein; ihre Reproduktion hängt davon nicht ab, oder nur insoweit, wie eben verbesserte Reproduktion davon abhängt – bei der experiemntellen Einstellung von REL-Personen, die grundsätzlich nichts zu versäumen haben, begründet dies keinen Druck, und keine Abhängigkeit – zur Not stellt man, bei Ausbleiben des Zuflusses an Überschuss der Ersten , die Ausgangssituation, wo man ohne das auskam, wieder her.
Echte Abhängigkeit scheint also erst da zu entstehen, wo von Einspeisung von Überschüssen der Ersten die Reproduktion der Zweiten abhängt; die Frage ist freilich: wie das sein kann, wenn alles auf TAUSCH beruhen soll. Denn die Zweiten könnten ja zum Tuasch nur etwas aus ihrem Überschuss abführen, der für Aufrechterhaltung dieser Art Reproduktion und Überschuss-Produktion nicht benötigt wird. Dieses Argumenbt hätte man auch im davor genannten Fall anbringen können: Denn nur, wenn der Zufluss an Überschuss von aussen (dem von seiten der Ersten) eine Überschuss-Produktion ermöglicht, haben die Zweiten auch was zu tauschen; ihre Reproduktion auf diesem Niveau mag vom Zufluss an Überschuss der Ersten obendrein abhängig sein, oder auch ihre Fähigkeit, überhaupt einen Überschuss zu produzieren. Beides könnten die Ersten den Zweiten damit entziehen. Doch solang die Zweiten alternative Formen der Reproduktion haben, selbst wenn es solche sein sollten, bei denen keine Überschüsse mehr entstehen, oder keine, die Andere haben wollen (und die somit zum Tauschen verwendet werden könnten), solang sind sie auch nicht abhängig. Umgekehrt: Sobald Abhängigkeit vom eingetauschten Überschuss der Andern besteht, muss die Reproduktion, die davon abhängt, auch überschuss-fähig sein, denn es muss ja etwas zum Erwerb des zufliessenden Überschusses abführbar und entbehrlich sein, und zwar auf Dauer, wenn die Tauschbeziehung Bestand haben.
„Abhängigkeit“ scheint hier zu entstehen, weil eine Seite nur ihren Überschuss in den Tauschhandel einspeist, die andere aber diesen Überschuss ihrer Reproduktion zuführt, also bei der Selbsterhaltung darauf angewiesen ist – nich tnur zur Produktion von (abführbarem) Überschuss. Freilich wären es höchst seltene und ausgefallene Fälle, in denen zu dieser Form der Unterstützung einer Überschuss-Produktion (denn darum handelt es sich ja in gewissem Sinn) keine Alternative besteht: Wo also die so Unterstützten keine Möglichkeit haben, ihre Reproduktion ohne die Zufuhr des Überschusses der Andern zu bestreiten, und sich aus dem Tausch somit zurückzuziehen; nur dies, die Alternativlosigkeit der Teilnahme am (für die Andern optionalen, für einen selbst aber lebensnotwendigen) Tausch, wäre ein Fall von Abhängigkeit. Alles andre aber fällt unter die Beschreibung: Reproduktiver Kern, Abgabe eines Teils der Überschüsse im Tausch gegen einen Teil der Überschüsse der Andern; das Ganze erhält sich auf Dauer so.
Wir haben also diese Figur als Normalfall für (regelmässige, nicht vereinzelte) Tausch-Beziehungen, Tausch-Verhältnisse zwischen zwei an sich zur Selbstversorgung, Selbsterhaltung in ihrer Umgebung befähigten Parteien (Binnengruppe mit eigener traditionaler Lebensform): Es fliesst von beiden Seiten ein nicht-überflüssiger (im Sinne des erstgenannten Fall oben) Teil des Gesamt-Überschusses (dh. man wüsste, wenn sich der Tausch nicht lohnt, Besseres damit anzufangen (angefangen bei Tauschbeziehungen mit andern Tauschpartnern), als das Abgeführte ohne Gegenleistung Andern zu überlassen), im Gegenzug wird ein Teil des Überschusses anderer hinzuerworben, jede der beiden Parteien stellen sich mit diesem Geschäft in wenigstens einer der folgenden Hinsichten besser: Entweder, sie kann erfolgreicher als sonst ihre bestehende Reproduktion verbessern, optimiert die Einsetzbarkeit ihres eigenen Überschusses für spezielle Zwecke in diesem Prozess der Selbst-Optimierung; oder, sie erhöht unspezifisch mehrere oder alle ihrer Optionen in diese Richtung, indem ihre Überschuss-Produktion, mit Hilfe des Eingetauschten, insgesamt vergrössert und qualitativ verbessert wird; oder es wird ihr eine Form der Basis-Selbsterhaltung ermöglicht, die, wie es den Betroffenen scheint, aus irgendwelchen Gründen anderen möglichen solchen Formen vorzuziehen ist (etwa, weil sie weniger riskant ist, beständiger).
Aber damit steht das Resultat fest: Die Beteiligten machen, auf dieser Stufe des Austauschs von Überschüssen, nichts anderes, als was sie auch ohne Austausch mit Überschüssen gemacht hätten: Sie machen aus den überschüssigen Produkten taugliche Mittel für je nächst anstehende Zwecke in ihrer Gesamt-Selbstoptimierung; oder, sie machen Schritte in dieser Selbstoptimnierung, entweder, sie steigern die Überschuss-Produktivität ihrer erweiterten Reproduktion – quantitativ, qualitativ, holen mehr und besseres an Überschüssen daraus heraus; oder, sie stabilisieren das beständig weiterlaufende Fundament der Reproduktion gegenüber denkbaren Risiken. Der Umweg über die Nachbarn ist nur eine Variante desselben.
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Es ist an dieser Stelle nötig, sich nocheinmal klarzumachen, welche Aufgabe sich REL beim Versuch einer Vergesellschaftung mit andern seinesgleichen stellt – WIE er sich diese Aufgabe der Vergesellschaftung stellt. Die andern sind in jeder entscheidenden Hinsicht vergleichbar mit ihm – auch sie verfügen über einen Glauben, und eine (unter diesem Glauben, als – vermeintlich Sinn machende – Oprimalhypothese) experimentell angegangene traditionale Lebensform; mit anderen Worten sie haben ein ES (mitsamt Vorstellungen, wie sie mit Überschüssen ihre Lebensform optimieren können), ein KS, das in und für diese Lebensform reproduziert wird (aggregierte Handlungsspielräume und Bedürfnisse derer, die aktuell zur Binnengruppe dazugehören); und sie haben ein mannigfaltiges Sach-Wissen-dass und -wie, von dem der grösste Teil auch in der Lebensform Anwednung findet; darüber hinaus freilich behalten sich REL-Personen wenig (und interessiert sie zunächt auch nur wenig).
Vergleichbarkeit reicht nun leider für eine funktionierende Abstimmung mit andern, einen gemeinsamen Plan, nicht hin: Da muss man schon, auf seiten aller Beteiligter, DASSELBE (tun und getan haben) wollen und sich darauf einigen.
Gleichzeitig bestehen die Angehörigen verschiedener traditional verfasster Binnengruppen darauf, gegen alle andern besondert zu sei, und SICH, nur mit eigenen Mitteln, zu reproduzieren. Wenn sie sich doch auf andre einlassen, dann nur so, dass, wie schon bemerkt, Überflüssiges oder zumindest Überschüssiges abgegeben und andern überlassen wird, in der Hofffnung, von einem selber Nutzbares der gleichen Art zu bekommen, spätestens, wenn es genutzt werden könnte, wenn nicht gebraucht wird.
Auf dem ERSTEN STANDPUNKT/REL sind alle drei Formen gleich möglich gedacht, und überhaupt der unbestimmte Idealismus am Werk, alles Benötigte werde, angesichts der grossen Vielfalt an überhaupt existierenden Lebensformen, von irgendeiner von ihnen an ihrem Ort schon bereitgestellt werden, bei Bedarf werde man schon finden, was man braucht; UND es werde sogar so sehr im Überfluss vorkommen, dass es von den Andern ohne weiteres entbehrt werden kann (die es ihrerseits ohne Mehraufwand gleich so, wie für sich, auch im Überfluss erzeugen).
Also das Bestmögliche bis zum Beweis, dass es nicht so ist, unterstellt; nach bester REL-Manier.
Das Reservoir an solchen Überflüssen erschöpft sich bald.
Überflüssigkeit war eigentlich die Bedingung in der Optimal-Unterstellung, die es den Produzenten des Überflusses ermöglichte, ohne verspürten Verlust für sich etwas abzugeben – war, anders gesagt, der Grund, dass sie BEDINGUNGSLOS abgeben konnten (dass sie von sich aus produzierten und immer schon produziert hatten, was andre brauchten, sodass die unerwartete Bedürftigkeit dieser andern nicht erst die Produktion erforderte, war die zweite Form oder Seite von Bedingungslosigkeit; die dritte: dass überhaupt IRGENDWER über Benötigtes verfügte – dass es für diese Verfügbarkeit keiner weiteren, allererst herzustellenden Voraussetzungen bedurfte – und, dass man das sogar erwarten durfte (bis auf weiteres). Alle drei Anforderungen oder optimistisch unterstellten „Unbedingtheiten“ müssen erfüllt sein, damit der ERSTE STANDPUNKT/REL eingenommen werden kann. In der Folge werden diese bedingungslosen Erwartungen dann sukzessive abgebaut, eine nach der andern. Die erste, die verschwindet, ist somit die Unbedingtheit (oder Indifferenz) des Abgebens: Dass man abgibt (was überhaupt abzugeben ist), wird daran geknüpft, dass die Empfänger ein angemessenes Äquivalent geben; der ZWEITE STANDPUNKT/REL wird so eingenommen.
Was führt dann zum DRITTEN STANDPUNKT/REL?
EIN prima facie Unterschied zwischen ZWEITEM und DRITTEM STANDPUNKT/REL ist, dass alle Austauschbeziehungen auf Basis des ZWEITEN STANDPUNKTS normalerweise dauerhaft aufrechterhalten werden, es sind Flüsse.
Die Tatsache, dass die Flüsse auf unterschiedlichen Ebenen einer tatsächlich ursprünglich selbständig möglichen Binnen-Reproduktion (eines bestimmten KS: einer traditional SICH aus EIGENEN Kräften gemeinschaftlich erhaltenden Gruppe) entspringen, und damit die hier sich zu einem verbindenden beiden KS quasi unterschiedliche Grade der Abhängigkeit vom Fortdauern der Tauschbeziehung erleben – diese Tatsache allein kann keine entscheidende Neuerung oder Abwandlung des Austauschs von Überschüssen darstellen. Wo immer eine (Überschuss)Tauschbeziehung auf Dauer gestellt ist, sind die beiden urspürnglich selbständigen Reproduktionen zu einer verbunden, und ebenso die KS. Umgekehrt gilt nämlich für jede Binnen-Reproduktion, dass IN ihr sich womöglich potentielle Teilgruppen oder gar Einzel-Personen abgrenzen lassen, die zur Not sich besser als andre aus der gemeinsam organisierten Reproduktion zurückziehen können (wenn auch mit Einbussen), und mit diesem Rückzug kalkulieren können, als andere.
Aber nicht einmal die EINMALIGE und versuchsweise Umwidmung des Zwecks, dem eine dauerhafte Überschuss-Zufuhr, die die einen von den andern im Rahmen einer auf Dauer gestellten Überschuss-Tauschbeziehung empfangen, stellt eine entscheidend neue Stufe dar: Danach sind die gleichen Gruppen von Personen, dieselben Kernselbste, hier zu einem verschmolzen durch ihre dauerhafte Reproduktionsbeziehung, immer noch vorhanden; speziell, wenn die Umlenkung (oder Neu-Aufteilung; oder Vermehrung, kombiniert mit Neuaufteilung) des eingetauschten Überschusses der andern bei den einen einer Optimierung ihrer bisherigen Produktion dient (im Rahmen ihrer ES-Planung, des Fortschrittspfades, den sie vorsichtig-experimentell erkundend, beschreiten).
Alle Optionen des Rückzugs und sich Selbständigmachens und aus dem bisherigen Verband Ausscheidens; der Vergrösserung der Verflechtung durch Vermehrung von Art und Menge der Überschusse, die ins je andere Reproduktions- und Überschussproduktions-Subsystem eingespeist werden, bleiben erhalten.
Der Bedingtheit von wechselseitigen Überschuss-Lieferungen tritt die Unbedingtheit gegenüber, mit der die jeweils in Tauschbeziehungen eintretenden Kernselbste SICH durch EIGNE (also ihre eignen) Handlungsspielräume erhalten wollen; dieser unbedingte Erhaltungswille, der sich nur auf „sie“ und „sich“ und „selbst“ bezieht, DEFINIERT und grenzt diese Kernselbste gegen andere, ebenso definierte ab. Die Frage, die auf jedem der STANDPUNKTE/REL stellt, ist dann, welchen Abstrich Vergesellschaftung jenseits dieser bedingungslosen Selbst-Erhaltungsbereitschaft , die eigne Binnengruppe konstutierenden, darstellt.
Die Vermutung deutet sich hier schon an: Dass die Unbedingtheit der „konstitutiven“ Binnengruppen-Kernselbst-Erhaltung sich auflöst in die drei Unbedingtheiten, die bislang für den ERSTEN STANDPUNKT/REL entdeckt wurden: Die vergesellschaftsungs-bezogene Optimalhypothese (bei fehlendem Entscheider-Begriff gleichgültig gegen die besonderen Wissens- und Erfahrungs-Bedingungen, unter denen diese Hypothese einzig erfüllt sein könnte) auf diesem Standpunkt würde dann, wenn die Vermutung zutrifft, auch so ausgedrückt werden können: Wir erwarten bis zum Beweis des Gegenteils, dass alle überhaupt bekannten REL-Kernselbste (engere und weitere „Nachbarn“), also traditional verfassten Binnengruppen, sich so verhalten werden, ALS OB wir alle eine grosse solche Binnengruppe wären.
Und das lässt sich zumindest solang aufrechterhalten, wie wir bedingungslose Nichtknappheit von allem und jedem, spätestens wenn es unerwarteterweise benötigt wird, unterstellen.
33.
Aber in der Binnengruppe wird das ja auch nicht unterstellt.
Denn auch dort werden Güterflüsse immer wieder neu gelenkt – soweit sie nicht ihrer eigenen Reproduktion, also Aufrechterhaltung dienen, soweit sie also Überschüsse sind. Ob sie dabei optimierend-produktivitätserhöhend eingesetzt werden, und das vielleicht auch ausdrücklich experimentell-erprobend, nicht nach bekannten Verfahren, oder aber in die Reproduktion „schwächerer“ und in ihrer Erhaltung gefährdeter Angehöriger der Binnengruppe (die dennoch als für die Gruppe wichtig erachtet werden), oder in deren Fähigkeit, sicher Überschüsse zu produzieren – das bleibt sich gleich. Die Frage, was Vorrang hat, muss beim Planen hinsichtlich Reproduktivität und Überschuss-Einsatz in der Binnengruppe nicht weniger und vor allem nicht anders behandelt werden, als wenn es um lohnende Tauschbeziehungen mit Aussenstehenden geht.
Also was ist dann die Differenz zwischen Binnen-KS und gesellschaftlichem (nur bedingt mit-reproduziertem?
Was ist diese Differenz, angesichts dessen, dass auch die Binnengruppe aus Angehörigen besteht, die mehr oder weniger erfolgversprechend, aber doch immer die Option haben, diese Gruppe zu verlassen, sich andern anzuschliessen oder sich auf eigne Faust zu reproduzieren? Worin soll sie bestehen, wenn Abhängigkeit und relative Unabhängigkeit von Untergruppen die Binnengruppe ausdifferenzieren? Welcher Kalkül soll es sein, der die „eigenen“ Leute soviel unterstützenswerter macht als Aussenstehende, Fremde, denen doch auch zu helfen ist, spätestens mit Rücksicht darauf, dass man selbst in diese Position geraten kann?
Was definiert denn die Binnengruppe als solche? Wo ist denn die Quelle der Unbedingtheit?
Die Antwort ist: Sie existiert nicht.
Aber der ZWEITE STANDPUNKT/REL versucht die Grenze Innen/Aussen zu denken; er versucht, die EIGENE Reproduktion, das eigene KS einer Binnengruppe gegen die Aussenbeziehungen abzugrenzen; obwohl im Tausch nichts andres geschieht, als was in der Überschuss-Verwaltung (strittig genug, und hinlänglich schwer zu entscheiden) einer Binnengruppe auch an Optionen ansteht.
Der Unterschied Innen/Aussen soll definiert sein als Unterschied der Reproduktionsweise; die genau wird durch die Tauschbeziehung verändert, mithin das SICH mit EIGENEN Mitteln reproduzierende KS.
Auf dem ERSTEN STANDPUNKT/REL versuchte man, Vergesellschaftung allein mit dem in allen Binnengruppen anfallenden Überflüssigen und Nichtknappen zu bestreiten. Dazu kam freilich die Idee, dass es dann natürlich produziert sein müsse, mit den Überschüssen der Andern, von sich aus – also ohne eignes Zutun, obwohl man profitieren will; und: Sie können das, und sind so produktiv, und sehen alle Bedrohungen zuverlässig voraus, aus denen uns unerwartete Einbussen drohen, die uns bedürftig machen. Arbeitsteilung übersetzt sich hier in den typisch REL-mässigen, die beschränke Erfahrung und Individualität der Andern entgrenzenden Gedanken: Wir müssen nicht selber an Fortschritt über usern Stand hinaus produzieren, über das hinaus, was wir offensichtlich schon von uns aus zur Optimierung unserer Reproduktion tun – die Andern tun es ja schon in ihrer Optimierungsbewegung. Und obwohl nichts koordiniert ist, obwohl wir unsere Reproduktionen nicht verbunden haben, und die Optimierunugsversuche nicht für den Verbund an Reproduktionen, sondern nur alle für sich und die je eigne Reproduktion entworfen wurden, sollen sie doch dieselben Wirkungen haben, als EXISTIERTE der Verbund der Reproduktionen.
Der Idealismus lautet hier also sogar nicht nur: Wir tun ein weniges, und schon fliessen die Überfüsse an Überschüssen ganz von allein; sondern: Unsere Optimierungen arbeiten einander zu, ganz gleich (indifferent, egal), ob wir mit unseren Reproduktionen verbunden sind oder nicht, und versuchen, einen Verbund aus Reproduktionen mit den Mitteln des Verbundes zu optimieren, oder die einzelnen Reproduktionen nur sich mit ihren Mitteln.
Eine Reihenfolge in der Zeit scheint da auch nicht von Bedeutung, jede Reihenfolge ist gleich gut, wir müssen offenbar nicht planen, Produktivitätsfortschritte und Gefahrdrohungen nicht mehr beachten als andre – auch das indifferent, keinen Unterschied machend. So der bestdenkbare Fall, bis auf weiteres; das, was wir auf dem ERSTEN STANDPUNKT/REL offenbar glauben unterstellen zu dürfen über die Andern, solang wir sie nicht kennen.
In unserer Binnengruppe verfahren wir freilich ganz anders, da ist uns nichts in dieser dreifachen Weise egal: Weder wieviel wir haben und zustandebringen, denn all unsere Ausgangsmaterialien und -spielräume sind begrenzt, und nicht minder das, was wir in gegebnen Zeiten als Zwischenprodukt daraus machen; darum müssen wir (sogar wenn wir experimentell-probierend optimieren) planen, unsere Produktionen abstimmen usw. Es ist uns auch nicht egal, was wir optimieren, sondern die produktiven Verfahren UNSERER, dieser, einer bestimmten Binnengruppen-Reproduktion optimieren wir; wenn es um UNS geht, macht es sehr wohl einen Unterschied in unseren Fortschritts-Experimenten, ob wir UNS (unsere eigene Gemeinschaft) und unsere (bzw. deren) Reproduktion zu verbessern versuchen oder eine andre, mithin ob für uns arbeiten und Ressourcen verbrauchen, in diesem Sinn, für unsern Plan, oder für andre und deren Pläne. Schliesslich ist es auch nicht egal, ob unsere eigenen oder die mit andern zu koordienierenden Pläne, worauf immer sie sich beziehen, auf dem Wissen nur eines der Beteiligten beruhen, oder ob Wissen ausgetauscht, abgeglichen, gemeinsam verarbeitet wurde, somit ob überhaupt alles relevante Wissen vorhanden, und allen, die daraus Konsequenzen ziehen müssen, bekannt ist.
Oder anders: Knappheit, Koordination, Wissensverarbeitung, wenn wir vergesellschaftet damit umgehen, sind nicht weniger planmässig anzugehen, als wir es in unserer Binnengruppe tun würden; die blosse Tatsache, dass da andere Gruppen sind, mit denen wir uns zusammentun KÖNNTEN, ist noch kein solches Zusammen.
Der ERSTE STANDPUNKT/REL empfiehlt aber, bis zum Beweis das Gegenteils so zu tun, als ob es so wäre. Der Beweis kommt schnell, und als erstes fällt die Hoffnung, dass Knappheit in der Vergesellschaftung ignoriert werden könne; stattdessen muss sie durch KOORDINATION angegangen werden.
34.
Von den hypothetischen Hoffnungen, bis zur Widerlegung, des ERSTEN STANDPUNKTS/REL verbleiben zwei, sie zu haben, macht den ZWEITEN STANDPUNKT/REL aus. Der Unterschied Binnengruppe/Aussengruppe, die Differenz zu den Andern, bleibt bestehen.
Aber klar ist, dass überall da, wo wir rmit Knappheit rechnen müssen, die Umgangsweise damit KOORDINIERT werden muss; wenn wir Überschüsse der andern empfangen, und uns damit einrichten, müssen wir ihnen etwas abgeben; so werden unsere Binnengruppen an dieser Stelle verbunden. Auf diese Weise verbundene Binnengruppen SIND eine sich reproduzierende Binnengruppe, denn ihre Reproduktionszirkel sind so verflochten, dass es mindestens einen Kernzirkel gibt (wie in sich verzweigt auch immer), den beide Reproduktionen gemeinsam haben, und den sie aufrechterhalten müssen, durch wieviele zugleich davon abzweigende und in sich selbst zurückmündende Selbst-Reproduktionen von Teilstationen in ihm hindurch auch immer sie das bewerkstelligen.
(Man kann sich die Kreis-Figur an Güterflüssen (mit eingelagerten Verzweigungen aller Art) so vorstellen, dass sie über Stationen oder Punkte verläuft, von denen in sie, also in sich selbst zurückmündende Kreise ihren Ausgang nehmen. Würden diese Schleifen an einer anderen Station als ihrer Ausgangsstation in den Basis-Zirkel zurückmünden, wären sie ein Zweig in diesem Zirkel; würden sie weder in die Ausgangsstation oder eine andere zurückmünden, wären sie ein Abfluss oder Abgabe von Überschuss aus dem Zirkel – die Basis-Reproduktion, also der Zirkel, muss dann auf Dauer so (re)produktiv sein, dass sie diesen Abfluss aushält, ohne zu schrumpfen oder zusammenzubrechen.)
Ganz gleich, was sich Marktteilnehmer noch alles denken mögen dabei – es ist im Kern das eben Beschriebene, was sie durch gleich welche Tauschbeziehung zwischen sich installieren. Tatsächlich vereinigen sie sich dadurch zu EINER Binnengruppe (immer noch gegen die Andern; aber der Unterschied zwischen IHNEN ist erst einmal weggefallen, die Unabhängigkeit von einander, das Sich-nicht-Berühren und Einander-nichts-Angehen). Ihr Beharren daraif, die an sich GEMEINSAME Reproduktion wiederum nur auf einen je eigenen Fortschrittspfad zu beziehen, bzw. ihm nutzbar zu machen, statt eben die Gemeinsamkeit der Grundlage anzuerkennen, wäre zwar, anders als Im Fall des ZWEITEN STANDPUNKTS/OPP (in den dieser REL-Vergesellschaftungs-Standpunkt zurückfallen kann, wie ich hoffe später zeigen zu können), kein Anlass zu einem Kampf darum, wessen Anliegen hier das stärkere Gewicht hat (und durch die bessere (Kampf)Technik mehr Durchschlagskraft anerkannt bekommt); wohl aber gelingt hier die Koordination des von dieser gemeinsamen Reproduktion ihren Ausgang nehmenden Fortschrittspfades nicht. Auf REL-Grundlagen darf zwar jeder mit seinem Überschuss machen, was er will, soweit die Tauschbeziehung nicht tangiert ist. Bloss würden am Ende die Potentiale einer optimalen Fortschrittsplanung für die gemeinsame Reproduktion verfehlt, wenn die Beteiligten aan diesem Punkt auf ihrer Selbständigkeit bestehen würden. Die Ebene der Optimierung (des ES) ist der der Vergesellschaftung und damit Verschmelzung der Binnen-Reproduktionen nicht zu entziehen.
Im Mass aber, wie sie sich verflechten, nicht nuru zwei, sondern viele Binnengruppen, dehnt sich diese Vereinheitlichung der Fortschrittsplanung aus.
Schauen wir zurück: Der ERSTE STANDPUNKT/REL versuchte, das EIGENE ES, also Fortschritts- und Selbst-Optimierungsprogramm, als je nach Bedarf, optimalhypothetisch, beliebig, vergesellschaftbar mit dem Anderer zu denken – das Eigene zu betreiben, sollte ebensogut für einen selbst wie alle sein, alle Andern würden es genauso halten. Vorausgesetzt war dafür, wieder optimalhypothetisch, dass Knappheit, planmässige Koordination, und die Art der Wissensverarbeitung zwischen allen gleich gut oder eigentlich gleich-gültig sei, nämlich keine Rolle spielte: Vergesellschaftung würde, im Bedarfsfall, durch das, was alle schon für sich selbst geleistet hatten, ganz von selber alles Benötigte oder Versäumbare herbeischaffen, was man im Rahmen des eignen ES nicht geleistet hatte, aber mit Andern zusammen hätte leisten können (zum eignen wie deren Wohl).
Der ZWEITE STANDPUNKT/REL wiederholt das jetzt, aber mit einer vertieften Basis; immerhin gesteht er zu, dass Knappheit ein Problem ist, und man Überschüsse weder einfach den Andern ohne Gegenleistung abverlangen noch selber ständig abgeben darf, ohne in seinem Fortschreiten oder gar Reproduzieren beeinträchtigt zu sein: es MACHT eben in fast allen Fällen (ausser jenen, wo es wirklich keine Knappheit der Ressourcen, Spielräume, oder Zwischenprodukte gibt) einen Unterschied, wofür Überchüsse verwendet werden. Der ZWEITE STANDPUNKT/REL sieht sich daher gezwungen, gedanklich immer wieder die ES der Beteiligten in zu reproduzierende Kernselbst-Reproduktion (eigentliches Können; aktuelles KS, mit seinen Reproduktionsanforderungen) und verfügbare, mithin zum beiderseitigen Wohl tauschbare Überschüsse zu zerlegen oder analysieren. Die Querelen, die sich um die optimale Optimierungsstrategie für das verschmolzene Binnengruppensystem der Tauschpartner, diese gemeinsame Reproduktion, drehen, können am Ende nicht anders, als in die Einsiciht münden, dass eben DIESE ihre gemeinsame Struktur die gemeinsam zu optimierende ist, sie also nicht nur ihr aktuelles KS und Können, sondern auch ihr ES sinnvollerweise zusammengeführt haben.
Der Unterschied zweier Binnengruppen ist verschwunden, und verschwindet generell, je mehr die Binnengruppen an einem Markt teilhaben (es ist immer EINER, der sie alle zu EINER sich reproduzierenden Warenproduzentengruppe verbindet, wieviel Erhaltung unabhängig davon auf einzelnen Stationen, ohne Einbeziehung Anderer, auch noch stattfindet. Wenn sie nur überhaupt tauschen, sind sie verbunden, und haben ein gemeinsames Optimierungsfeld.)
Aber die sich ausweitende Kenntnis des Marktes, ebenso wie auf dem ERSTEN STANDPUNKT/REL sich ausweitende Kenntnis der andern Binnegruppen (und ihrer begrenzten Möglichkeiten) löst die urspürnglichen Kategorien der Vergleichbarkeit aller Binnengruppen auf: Auf dem ERSTEN STANDPUNKT/REL wurden sie einfach so genommen, wie sie sich von sich aus darstellten, als Erweiterte, sich selbst im Rahmen ihres Könnens (aktueller Spielräume, Ressourcen, Wissen-wie) erweitert reproduzierende und vorsichtig selbst optimierende Selbste ES. Auf dem ZWEITEN STANDPUNKT/REL lernt man, die unmittelbare Selbstoptimierung von derjenigen der Tausch-Gemeinschaft und ideellen Gesamtheit aller am Markt Beteiligten zu unterscheiden.
In beiden Schritten wird aber die Unmittelbarkeit der bornierten Binnengruppen-Reproduktion aufgelöst, die nur in Momenten der heroischen Neugründung einer Reproduktionsgemeinschaft durch experimentell von Nichts, in einer Umgebung, startende REL-orienierte Pioniere verflüssigt wird, um gleich danach wieder fest zu werden: Hinter den vielfältigen Formen, in seiner angestammten Umgebung ein ES, auf Basis der eingefahrenen Binnenreproduktion, mit dort und nur dort vorhandenem Können, zu optimieren, heben sich vage die beiden untersten Stufen (die fündte und vierte) des Entscheidungsprozesses ab: Nützliches Wissen und/oder Verfahren zur für einen gegebnen Reproduktionsversuch suchen und entwickeln; und: einen solchen Reproduktionsversuch allererst in einer vorläufig hinsichtlich ihrer Chancen und Risiken ungefähr gekannten Umgebung für ein hinsichtlich seiner Leistungsbereitschaften und deren Erhaltungsanforderungen einigermassen gekannten Kernselbst (eine Kernselbst-Gruppe) entwerfen. In seiner Binnengruppe muss kein auf REL-Grundlagen Vergesellschafteter solche Entscheidungen treffen – da ist immer alles schon durch eine traditionale Lebensform, die feststehende, von den Kulturheroen und Pionieren entwickelte Individualität vorgegeben. Aber sobald und je mehr er anfängt, das Andre der Andern (ihre ihnen nützlichen Optimierungsversuche, ihre Reproduktionsentwürfe in ihren Umgebungen, so wie sie sie kennen) zunächst als sinnvoll bezogen auf DEREN Vorgaben zu erkennen, und sobald und je mehr er immer grössere Kenntnisse anhäuft von Wissen, Verfahren, möglichen Umgebungen, möglichen Anforderungen an Menschen in verschiedenen Lebenssituationen- desto mehr kann er all dies aus seinen Ursprungs-Lebensformen und -gruppen herausgelöste Wissen auf andere Vorgaben anderer Individualitäten beziehen, angefangen bei siener eigenen; aber bei der bleibt er auch nicht, denn die Erweiterung der eigenen Binnengruppenreproduktion durch Zusammenführung von und Zusammenarbeit mit reproduktiven Tätigkeiten anderer wird, je mehr er von den andern erfährt, zur attraktiven Alternative zum Fürsichsein und -bleiben.
35.
Für REL-Vergesellschaftete hat sich somit bislang folgender Fortschritt ergeben: Sie begannen, auf ihrem ERSTEN STANDPUNKT/REL, mit der unbestimmt-optimalhypothetischen Erwartung, sie könnten einfach für sich bleiben, ihr ES für sich behalten, gegen das der Andern, und ihre eigenen Fortschrittspfade ganz mit den eigenen Überschüssen bestreiten, und dennoch von Vergesellschaftung in ihrem ganzen Umfang profitieren; dabei machte sich binnen kurzem Bemerkbar, sobald diese Hypothese wirklich belastet wurde, dass sie im Kern nur den Tausch (hier als: wechselseitiges Schenken, bei Bedarf) eines Überflusses des Überschusses jeder Binnengruppe erlaubte; was das Volumen an gemeinsam und/oder arbeitsteilig Erzeugtem ud Genutztem stark beschränkte. Mehr gab das, was INDIFFERENZ zwischen ihnen, die 1:1-Abbildung des Ausgangsgedankens der unbestimmten Äquivalenz oder Vergleichbarkeit des Ganzen ihrer Binnenreproduktionen auf das Gesamt ihrer vergesellschafteten Tätigkeit, nicht her: Es war eben NUR das für sie in ihren Binnenreproduktionen Indifferente, das sich geselslchaftlich teilen liess.
Denn ihre Binnenreproduktionen enthielten ja auch DIFFERENTE Bestandteile; wollten sie mehr teilen, und die Chancen der Kooperation nutzen, mussten sie diese Anteile ihrer Reproduktionen teilen, das aber hiess: Sie in für die je Beteiligten Sinn machende Reproduktionszirkel einschliessen. Was weiderum darauf hinauslief, dass sie ihre Reproduktionen zusammenschlossen zu einer, und ihre Besonderheit und Selbständigkeit gegeneinander aufgaben. Je mehr daran teilhatten, je weniger Subsistenz-Produktion sich an den Einzelstationen (Haushalten) des Marktes aufrechterhielt, die die Fiktion eines gegen den Markt abgrenzbaren Kernselbst (einer Binnengruppe, di enur peripher mit anderen Handel trieb) gestattete, desto mehr verschmolzen die vielen Binnengruppen zu einer grossen namens „der Markt“ (die (Zivil)Gesellschaft); die, so wie sie ihre dauerhaften Reproduktionszirkel verschmolzen hatte, sich auch Gedanken zu machen hatte über den optimalen Fortschrittspfad DIESER übergreifenden Binnenreproduktion.
Das war der ZWEITE STANDPUNKT/REL.
In den Gedanken, die man sich auf ERSTEM und ZWEITEM STANDPUNKT/REL über Fortschritt bzw Reproduktion und Fortschritt der Gesamtgesellschaft zu machen hatte, tauchten schattenhaft die Anforderungen des ENTSCHEIDENS auf, die für REL-Personen zunächst nicht sichtbar waren ausser in der höchst bedauerlichen Position, wo sie als Kulturheroen der je nächsten traditionalen Lebensform, nach Zusammenbruch einer vorausgehenden, agieren mussten. Indem sie sich aus ihrer bornierten Lebensform anderen zuwandten, wurden die Träger von ERSTEM und ZWEITEM STANDPUNKT/REL zu Kulturheroen wider Willen ihrer Vergesellschaftung; sie arbeiteten sich ab an der Ausgestaltung eines (auf Basis verschiedenster Binnenreproduktions-Gruppen-Kernselbste) ES für alle, oder eines KS mit anhängendem ES (Fortschrittspfad daFÜR) für alle – und mussten dafür bestimmen, was zu wissen und können je nützlich wäre für welches KS, vergleichen, ob was den einen nütze, auch anderen nützen könnte usw. (bei all der Nützlichkeits-Obsession spielte die Idee der Knappheit, und dass das irgendjemand Nützliche nicht von allen zugleich genutzt werden könnte, erst noch keine Rolle). Oder, dann schon auf dem ZWEITEN STANDPUNKT/REL, bestimmten sie denkbare Reproduktionszirkel und Alternativen zu bestehenden, die sie öffneten und an anderen Stellen als den ursprünglichen wieder schlossen, was sie bis dahin auch in ihren Binnengruppen, zur Anpassung und Optimierung der Binnenreproduktiom, dort unter Verwendung eines überkommenen tradierten Begriffs von denen, die auf jeden Fall mit in die Reproduktion einzubeziehen waren; während jetzt die Möglichkeiten der Optimierung DURCH Einbeziehung von anderen als denen, die ursprünglich dazugehörten, im Vordergrund standen, was alle Grenzen der tradierten Kernselbst-Definition sprengte: Alle, die für andere nützliche Überschüsse in ihren Binnenreproduktionen bereitstellten und insofern gesellschaftlich Nutzbares und Nützliches, waren Kandidaten für einen Anschluss an die neu entstehende universale Binnengruppe. Mit dieser Betrachtungsweise und der damit implizierten Umkehr der Kernselbst-Definition („dazugehört“ jetzt, wer seine Selbständigkeit aufgibt, und im Mass wie er es tut) lösten sie die tradierten Kernselbst-Bornierungen, Definierungen, Abgrenzungen auf, und schufen den Begriff eines universellen Kernselbst, dessen Fortschritt dann auch ein nicht weniger universeller sein würde – fast schon im Sinne der Marxschen Formulierung, der Fortschritt jedes Einzelnen (Haushalts, jeder sich kulturell oder sich – jetzt nur noch durch ihren Glauben – abgrenzenden Binnengruppe) sei dann Bedingung der Entwicklung aller Andern.
Diese Betrachtungsweise, „den Markt“ und die an ihm Teilhabenden, die sich über ihn (durch Austausch ihrer – aus der Haushalts- oder Binnensicht gesehen – Überschüsse) gemeinsam zu reproduzieren, als riesige Binnengruppe, ja womöglich als die EINZIGE zu sehen, die noch Aussengrenzen hat, alle andern dnkbaren Unter-Gliederungen aber bloss als seine (unselbständigen) Teile, so wie es vielleicht zuvor Einzelpersonen oder Kleingruppen, Familien, im älteren Binnenreproduktionsverband waren – diese Sichtweise also ist diejenige des DRITTEN STANDPUNKTS/REL. Er wird mehr oder weniger automatisch erreicht, wenn die Inkonsistenz (nicht unbedingt: der praktische Streit; ein solcher würde es bloss, wenn man mit diesem Inhalt in den benachbarten ZWEITEN STANDPUNKT/OPP hinübergerutscht wäre) des ZWEITEN STANDPUNKTS/REL beseitigt wäre, dass man sich bei der wechselseitigen Zuführung von Überschüssen gemeinsam reproduziert, bei der Nutzung der dabei entstehenden Binnen-Entwicklungspotentiale der Einzelstationen der Austauschzirkel aber plötzlich wieder auf deren Eigentümlichkeit besinnt, statt die gesamte Kette produktiver zu machen, wovon dann alle profitieren. Ist dieser Schritt absolviert, oder im Mass wie er absolviert ist, wird bereits der DRITTE STANDPUNKT/REL eingenommen; nicht anders als im Fall des ZWEITEN STANDPUNKTS/REL sieht man die Folgen nicht, die das hat.
Denn unvermerkt hat man für sich und virtuell die anderen Marktteilnehmer, die sich auf denselben STANDPUNKT stellen (es unterstellt ja jeder Träger eines STANDPUNKTES erst einmal für alle, dass sie den Schritt dorthin mit ihm zusammen gemacht haben), die bornierenden Bänder aufgelöst, mit denen vormals die Pioniere und Kulturheroen der jeweiligen traditionalen Lebensform ihre Nachfolger fürsorglich in deren beruhigend dauerhafte Praktiken eingebunden, aber eben auch darin gefangen hatten: Wissensmöglichkeiten waren, unter REL-Gesichtspunkten, streng darauf zu befragen, ob sie die so gegebene Lebensform optimieren halfen, oder schlimmstenfalls die Aufrechterhaltbarkeit der Tradition infragestellten, sodass man sich nach dieser Seite aus akuter Not, kurz in die Position des Kulturheroen seiner eigenen Tradition zurückversetzt, absichern musste, ohne völlig neu anzufangen. Aber damit ist die entfesselte Position der Träger des DRITTEN STANDPUNKTE/REL nicht zu vergleichen: Die Gruppe, für die sie als Kulturheroen in Permanenz antreten müssen, sind virtuell alle möglichen Marktteilnehmer, aus ihre Sicht also eigentlich ALLE.
Wie diese Alle sich reproduzieren müssen, um SICH aus eigenen Kräften zu erhalten, ist eine Frage, die unaufhörlich erneut im Licht der anwachsenden Erfahrung dieser Aller oder aller dieser geprüft werden muss. Eine Bornierung, eine Bevorzugung einer Gruppe von Marktteilnehmern ist unmöglich geworden, liefe auf Privileg, Monopol, Ausgrenzung anderer hinaus; sowenig man das in der traditionalen Binnengruppe der ersten beiden STANDPUNKTE/REL nie versuchen würde, ohne aus dem REL-Vergesellschaftungsdenken vollkommen herauszufallen, so hier: Niemand darf ausgeschlossen bleiben, für den Nutzen aller muss mitgeplant werden (dabei wird der Nutzen aller über den Nutzen aller Einzelnen vermittelt); es gibt keine vereinfachend bornierenden Vorgaben, welches Wissen dafür eher heranzuziehen wäre als andres, so ist ALLES Wissen aller von Bedeutung, aber dies Wissen vermehrt sich, auch unfreiwillig, ständig.
Für den Umgang damit haben die Träger des DRITTEN STANDPUNKTS/REL aber in ihrem Weltverhältnis keine Regel, auf die sie sich intersubjektiv gültig beziehen könnten. Stattdessen haben sie Meinungen, was man an Einrichtungen zugunsten der Reproduzierbarkeit Aller experimentell versuchen sollte, also wie Reproduktion aller sein soll, um den vielfältigen Chancen und Risiekn, die sich im Umfeld der gesamten Markt-Reproduktion und der ihr Angehörigen auftun, gerecht zu werden. Dieser Art Aufgabe, nur mit einem unendlich viel kleineren Wissensbestand und Aufgabenfeld, mussten sich, immer wieder, die kulturheroischen Gründer und problemlösenden Reparierer ihrer traditionalen Lebensform zu stellen.
Die Träger des DRITTEN STANDPUNKTS/REL, die sich alle wechselseitig als Marktteilnehmer und via Überschuss-Austausch gemeinsam Reproduzierende, als universale Binnegruppe, ansehen, stellen sich dieser Aufgabe auch; nur, dass sie mit der immer gleichen Logik, die sie auch shcon auf dne vorhergehenden Standpunkten an den Tag legten, aus der VERGLEICHBARKEIT eines Mangels bei ihnen allen, in diesem Fall: Fehlen einer gemeinsamen, weiil rationalen Regel des Wissenserwerbs, des Sich-sinnvol-Verhaltens-zu und des vernünftig-praktischen Umgangs mit wachsendem Erfahrungswissen (um Risiekn und Chancen, die für ihre Gesamtreproduktion von Belang sind), erneut versuchen, eine konsensfähige SELBIGKEIT des geselslchaftlich abgestimmten Handelns zu erschliessen. Wie zuvor, unterstellen und konzedieren sie jedem Beteiligten ein ganz EIGENES, in diesem Fall: Eine Meinung zu dem oder jenem, welchem Risiko eines Mangels, Beschädigung oder einer Knappheit begegnet, welche Investition in die versuchsweise Nutzung einer denkbaren Chance maximal weitreichende Konsequenzen für die Gesamtheit der Marktteilnehmer hätte.
Die alte Optimal-Logik bewährt sich hier noch immer, wenn auch bereits merklich reduziert. Lautete sie ursprünglich noch gross-sprecherisch „Wenn man nur hinreichend viele in Betracht zieht, spielt Knappheit an Benötigtem keine Rolle, irgendwoher wird es schon im Überfluss kommen“, musste sie sich dann zurückziehen auf „Macht man nur hinreichend viele Kauf- und Verkaufsversuche, wird sich eine sinnvolle Verteilung im Sinne gemeinsamen Nutzens ( einschliesslich SEINER Optimierung) schon von selbst einstellen“, und endet jetzt bei „Lässt man nur möglichst alle zu raten versuchen, was für alle am besten sein könnte, werden einige schon recht haben“.
Vom einzigartig Eignen und Eigentum der traditionalen Binnengruppe, die sich anfangs, auf dme ERSTEN STANDPUNKT/REL, dachte um nichts scheren zu müssen und dennoch für optimal vergesellschaftet halten durfte (sie dachte garnicht an Überflüsse an Überschüssen – nicht einmal daran; es war nur impluzit unterstellt in ihrem Optimismus), blieb zunächst im ZWEITEN STANDPUNKT/REL nur die Option auf „Selbst“-Optimnierung, im Widerspruch zur Optimierung des Gemeinsamen übrig.
Nachdem auch dieser Widerspruch aufgelöst ist, bleiben die je besonderen Einschätzungen und Schätzungen von (Knappheits)Risiken und (produktivitätserhöhenden Investitions-) Chancen, die auf je besonderen Wissens- und Unwissensständen der Marktteilnehmer beruhen. Die optimalhypothetische Naivität besteht wieder darin, aus der universellen Vergleichbarkeit von ihrer aller Mangel im Rahmen des REL-Weltverhältnisses Planende ud Lernende bis zum Beweis des Gegenteils sich eine Vergesellschaftungs- und Selbigkeits-Errungenschaft zu erschliessen: Wo so viele sich bemühen, werden doch einige recht haben; und am Erfolg, den sie „am Markt“ haben, wird sich sogar noch das Mass ihres Recht-gehabt-Habens ablesen lassen; „Eigentum“ zu denken ist schon etwas Eignes.
36.
Der fudamentale Mangel des REL-Denkens, seiner Begriffsbildung und des Weltverhältnisses, das es begründet, ist die UNBESTIMMTHEIT seines Personbegriffs, den es aber zum Hauptinhalt seiner Optimalhypothesen (Glaubenssysteme) macht, und für einer unbestimmten Optimalität (über unsere begrenzten Weisen, Person zu sein, unbestimmt-optimal weit hinausgehend) für fähig erklärt. In RELs Vergesellschaftungs-Konzepten, den vier STANPUNKTEN/REL, taucht diese Unbestimmtheit zunächst vor allem auf als eine Unbestimmtheit der Art, wie andere zu nützlichem und generell zu Wissen gelangen, verglichen mit einem selber; anders als im Fall der REL-Glaubensvorstellungen, lassen sich die Unbestimmtheiten der Optimal-Annahmen über die Andern in der realen Konfrontation des eigenen Wissenserwerbs mit demjenigen dieser Andern nicht ohne weiteres aufrechterhalten. Die Ernüchterung, die bei jeder dieser Konfrontationen eintritt, begründet das Fortschreiten zum je nächsten STANDPUNKT/REL, der gewissermassen Ausdruck ist der vermeintlich verbleibenden Rest-Optimalität und Rest-Unbestimmtheit, die man sich glaubt bei der Vergesellschaftung mit anderen REL-Personen leisten zu können.
((Anm. Ich merke hier an, dass meine Betrachtung der REL-STANDPUNKTE zunächst die involvierten kategorialen Tiefenstrulturen herausarbeitet, während die Darstellung der Oberflächen-Phänomene, nämlich die ökonomischen Kategorien, ökonomischer Begriff von Arbeitsteilung, Geld, Wirtschafts-„Politik“, libertäre Wirtschafts-„Ethik“), die diese Strukturen implizieren, hier noch aussteht, bei meiner Darstellung der OPP-Vergesellschaftungs-Konzepte und STANPUNKTE/OPP bin ich umgekehrt vorgegangen. Anm.Ende))
Genauer nun diesen Punkt betrachtet: Für jeden, der sich um Gedeihen und Bestand der unbestimmt grossen Binnengruppe (und des bedingten KS, nämlich der Gruppe der Marktteilnehmer, die diese Binnengruppe bilden) namens Markt sorgt, teilt sich das für die Einrichtung der Msrktverhältnisse nötige Wissen in grundsätzlich drei Abteilungen: Erstens, das, worin alle übereinstimmen, wovon zumindest bei Bedarf sie sich müssen überzeugen lassen; zweitens, das subjektiv Einleuchtende, worüber aber keine Verständigung hergestellt werden muss (es geht auch so, s.o.: „Wenn nur genügend viele raten..usw“); drittens, das zu Ignorierende, vielleicht auch (gleichgültig) zu Tolerierende, für die Markt-Konstituion Irrelevante.
Obschon sich die Markt-Befürworter und -Einrichter, also die Träger des DRITTENS STANDPUNKTES/REL wechselseitig grundsätzlich eine Sphäre der ernstzunehmenden subjektiven Meinungen (die als solche bedingt zum Zuge kommen sollen) sowie eine des Tolerablen, aber Irrelevanten einräumen, stimmen sie doch ganz und gar nicht darin überein, was denn nun für sie ALLE von Interesse sein sollte, und worüber sie sich verständigen sollten.
((Zur Erinnerung: Von den REL-Kulturheroen unterscheiden sich diejenigen, die Markt-Rahmen-Bedingungen entwerfen und konkrete Innovationswege (Chancen-Wahrnehmung) und Reproduktionen (auf Basis einer Risiko-Schätzung) favorisieren, in zweierlei Hinsicht: Erstens waren die REL-Kulturheroen immer für sich; zweitens, die Gruppe und das Wissen, das ihnen genügte, um eine halbwegs stabile traditionale Binnengruppe bzw deren Reproduktion, Überleben in der gewählten Umgebung, möglich zu machen, war unvergleichlich viel kleiner als „der Markt“, dessen Gedeihen im allgemeinen (für alle verbindlich) und im (subjektiv, speziell von ihnen befürwortet) besonderen seine Befürworter sichern und gestalten wollen.))
Aber so, wie man die Meinung darüber, was überhaupt und von vorneherein zu ignorieren ist, zu den subjektiven Meinungen zählen kann hinsichtlich dessen, was den Marktteilnehmern als solchen als nächstes unbedingt fehlt, so ist die Grenze zu diesem Meinen wiederum bezeichnet durch den Inhalt dessen, was einer für generell mit allen erörternswert hält, weil es die Mindestbedingungen für Markt überhaupt betrifft.Und dabei ist nicht die Frage, ob da etwas unerlässlich ist oder nicht, sondern eher, ob ALLES Nötige für den Bestand des Marktes getan ist: Ein nicht mehr bedingt Hinreichendes, sondern unbedingt Hinreichendes soll damit benannt sein.
Genau das ist, woran es in der Selbstbestimmung von REL-Personen aber fehlt: der Entscheider-Begriff würde diese Kategorie darstellen, und genau er fehlt. Genauer gesagt: Seine beiden obersten Stufen fehlen, auf REL-Grundlagen uneinholbar. Hingegen mit sich ausdehnender Vergesellschaftung auf dem ERSTEN und ZWEITEN STANDPUNKT/REL kamen, zunächst die Suche nach nützlichem Wissen FÜR ein gegebnes, sich soundso (mit gegebnem Wissen-wie) reproduzierendes (Binnengruppen)Kernselbst (nämlich das aller überhaupt für Überfluss-Lieferungen Infragekomenden) ins Blickfeld, hernach auch zusätzlich die Einrichtung eines solchen (nämlich aller infragekommenden) Kernselbstes entlang je gemeinsam gesehener Chancen (der Steigerung der Produktivität ihrer Reproduktionen) und Rsiken (gegen die man sich durch (arbeits)geteilte Überschuss-Verwendungen absichert) – die Chancen und Risiken wurden aber immer nur in Betracht gezogen, soweit sie eben die potentiellen Tauschpartner gemeinsam oder einen von ihnen (anderes entsprechend den andern) betrafen; was ausserhalb dieser jeweiligen Tauschpartner lag, wurde ignoriert. Die Zahl der Paare denkbarer Tauchpartner, die auf diese Weise ihre Positionen unter Austausch von Teilen von Überschüssen neu justierten, nahm freilich immer weiter zu; so also auch die Aktivität, grundsätzlich Risiken und Chancen auf die Anforderungen bestimmter Reproduktions-Situationen (hier erst noch: der je beteiligten Paare von Binnengruppen) zu beziehen. Wo jemand freilich immer grössere Massen solcher möglichen Partner für sich (oder dazwischengeschaltete andere) in den Blick nahm, da wurde die Aufgabenstellung immer abstrakter – eben entscheider-artig.
Auf dem DRITTEN STANDPUNKT/REL wiederholt sich das; nur dass sich hier schmerzlich das Fehlen einer präzisierten Lernregel, einer einen UNTERSCHIED und ein definitiv anderen vorzuziehendes globales Experiment, einen Versuch, wie man sein bestehendes Wissen über die Welt ausweiten könnte, begründenden Optimalhypothese (denn genau solche Unterschiede formulieren die Glaubens-Hypothesen der REL-Glaubenssysteme NICHT!) fühlbar macht. Ich sage: Es macht sich fühlbar; nämlich so, dass sich die Marktbefürworter auf keine gemeinsame Regel zur Ermittlung von Relevanz-Kriterien einigen können für das, worüber man sich verständigen muss, geschweige denn auf Regeln für das, was angesichts bekannter Risiken und Chancen (wie auch unbekannter: was sinnvollerweise zu versuchen wäre) mit vorrangiger oder nachrangiger Priorität zum Nutzen aller getan (investiert) werden sollte.
Von der Suche nach nützlichem Wissen FÜR eine bestehende Reproduktion, also ein konkret eingerichtetes KS mitsamt seinen Techniken unterscheidet diese neue Verbindung zweier Entscheidungs-Stufen (wie sie sich tendenziell bei Einnahme des DRITTEN STANDPUNKTES/REL abzeichnet) dadurch, dass sie sich garnicht mehr auf ein bestimmtes KS oder eine gegebne Menge von KS-Reproduktionen (traditionale Gruppen) bezieht, sondern grundsätzlich bereit ist, alles neu herzustellen, um den (u.U. erst jetzt) bekannt werdenden Chancen und Risiken in der Welt (denen man durch Arbeitsteilung und Handel entsprechen kann) aktiv gestaltend entgegenzutreten; dabei entstehen völlig neue Reproduktionsanforderungen – wer sich dafür geeignet zeigt und wer nicht, steht auch nicht von vorneherein fest. Mit anderen Worten, auf diesem STANDPUNKT spätestens ist ohnehin die Frage nicht mehr, WER reproduziert werden soll – sondern nur noch WIE alle, die mitkönnen, sich angesichts der bekannten Umstände optimal reproduzieren. Und da die Erfahrung mit dem Hinausschieben der Grenzen des Bekannten, im Geographischen vor allem, aber auch der Zeit, immerzu wächst, entstehen auch ständig neue Herausforderungen. (Das Erschliessen immer neuer Binnengruppen, als Nachbarn, an den Grenzen der bekannten Ökumene, reicht dafür, unter REL-Vorgaben, erst einmal völlig aus.)
So erweisen sich, wie oben schon angedeutet, die Träger des DRITTEN STANDPUNKTS/REL als Kultur-Heroen in Permanenz für eine unbestimmt gross gedachte Gruppe – als ständig auf wachsende Erfahrung und Herausforderungen mit Entwürfen neuer Reproduktionen für dazu passende (Re)Produzenten Antwortende: Hier wird also permanent die Konstitution von zu reproduzierenden Kernselbsten (bzw Gruppen von ihnen), entlang bekannter Leistungsfähigkeiten und Bedürfnisse von Menschen im allgemeinen (diese Abstraktion wird fällig angesichts der unendlichen Vielfalt der Beteiligten, aber auch der für alle ausser den ursprünglich sie traditional Praktizierenden, innovativen, neu ihnen zuströmenden Reproduktionsmöglichkeiten), und einer wandernden Grenze zwischen Bekanntem und noch nicht Bekanntem (aber zur Erforschung und Erprobung Einladenden) bezogen auf eine diesem Erfahurngsstand gemässe Optimalhypothese.über die Welt und mögliche Versuchshandlungen in ihr; aber eine solche Hypothese, womöglich sogar abgeleitet aus einer Gesamtheit allgemeiner Sinnbedingungen, die allesamt minimal zu erfüllen wären, damit ÜBERHAUPT aus der Welt (bei JEDEM Erfahurngsstand) Sinnvolles gemacht, oder angesichts ihrer wenigstens sinnvollerweise (bis zum Beweis des Gegenteils) als Best-Denkbares immerhin versucht werden könnte – eine solche PRAKTISCH-EMPIRISCHE Optimalhypothese, abgeleitet aus Sinnbedingungen, die sie selbst formulieren, haben ja die Besitzer eines REL-Glaubenssystems, das ihnen als einzig mögliche Form der Optimalhypothese überhaupt gilt, nicht.
Ihr adhoc-Konstruieren fragmentarischer Fragmente einer solchen praktischen Optimalhypothese, eines regional-Bestdenkbaren, ist völlig regel- und prinzipienlos; darum können sie sich in keiner der drei oben genannten Abteilungen einigen; also nicht einmal da, wo sie es jeweils selber (wenn auch mit unterschiedlichem Inhalt) für nötig halten.
37.
Es ist Zeit zurückzutreten, und sich kurz zwischendurch wieder auf die grösseren Strukturen zu besinnen, die den Vergleich zwischen den Spalten erlauben (dabei ist es die MOD-Spalte, für die hier all diese Vergleiche angestellt werden). Die REL-Spalte mit ihrer Mittelstellung eignet sich für einen solchen Vergleich besonders gut. Mit der OPP-Vergesellschaftungsspalte hat sie gemeinsam, dass sie beginnt mit einer Obsession, einem (kategorialen, aus dem erreichten Stand der Selbstbestimmung als Person resultierenden) Vorurteil darüber, entlang welcher Relationen Vergesellschaftung zustandegebracht werden muss: Bei OPP ist das die Suche nach dem, worin Personen (deren Personalität ist als Gemeinsamkeit aller unterstellt) vergleichbar sein könnten (angesichts dessen, dass sie als Personen doch gleich SIND!), in REL ist diese Vergleichbarkeit gefunden und unterstellt, hier wird aus der Tatsache der allen Vernünftigen, Personen gemeinsamen Vergleichbarkeit (einen REL-Glauben und eine traditionale Binnen-Reproduktion zu besitzen) versucht zu erschliessen, wie sie ausgehend davon ein SELBES, nämlich selbe Individualität entwickeln könnten, oder sich einigen – bei gegebnem (gemeinsamen) Erfahrungsstand und -Wissen. Die Kategorien sind ganz elementar, es ist natürlich, dass sie auf der jeweiligen Stufe die Suche anleiten und bestimmen. In OPP sowohl als auch in REL sind Vergleichbarkeit bzw Selbigkeit jeweils die Relationen, die zu den für BEGWEGLICH, unterschieden und unterscheidend ausfallen könnenden Kategorien Begründungsmodus (in OPP) bzw. Individualität (in REL) passen. Der Weg bis zur vollen Bewusstheit darüber, was mit dieser Veränderlichkeit und möglichen Differenz zwischen Personen (solchen, denen das Personsein allen gemeinsam ist) impliziert ist, verläuft in OPP über vier Stufen und umfasst alle vier STANDPUNKTE//OPP, in REL sind es bloss die drei ersten STANDPUNKTE/REL. In beiden Spalten wird, Stufe für Stufe und STANDPUNKT für STANDPUNKT, ein Bewusstsein dessen erreicht, wie sich das anvisierte Unterscheidende innerlich gliedert, WAS die Parteien, die vergesellschaftet werden sollen, im Ausgang unterscheidet bzw. auf welchen Ebenen ihres Unterschieds die jeweilige „Angleichungs-Relation“ (Vergleichbarkeit aufgrund des gemeinsamen Personseins; Selbigkeit ihres Plans aufgrund der grundsätzlichen Vergleichbarkeit aller) angreift. Auf der in diesem Bewusstwerdungsprozess je letzterreichten Stufe (Begründungsmodus in OPP; dem VIERTEN STANDPUNKT/OPP, bzw. Individualität in REL bzw. dem DRITTEN STANDPUNKT/REL) bricht die Bewegung plötzlich ab: Der Mangel des Weltverhältnisses – das Ignorieren der festen Verbindung der für vermeintlich beweglich, unterschiedlich ausfallen könnend erklärten zweiten Kategorie (Begründungsmodus in OPP; Individualitäten oder Wissenserwerbsprogramme in REL) zu der zuvor zur ersten und Grundlage der zweiten erklärten Kategorie: Personalität in OPP; Begründung durch Optimalhypothese plus experimentelle Lebensform in REL – macht sich schmerzlich bemerkbar. Ich sage: Eine Verbindung wurde zuvor ignoriert; man kann auch sagen: nur weil sie ignoriert wurde, erschien die nächstfolgende, scheinbar nicht an die grundlegender Kategorie angebundene als so variabel bei verschiedenen Personen und Gruppen; der Schein der freien Variierbarkeit, des Nichtfestgelegtseins schwindet also von Spalte zu Spalte, die immer genauere Selbstbestimung nimmt ihren Fortgang. Genauer muss man sagen: Die Willkür-Festlegung, als ob sie so oder anders ausfallen könnte, der für variabel und beweglich erklärten Kategorie schwindet; und das ist auch der Gang durch die Stufen: In REL wird sukzessive erkannt, dass diese Willkür-Festlegungen (das Eigene, der Eigensinn der Binnengruppen) keine Basis für eine Vergesellschaftbarkeit im Sinne des gleichen Planes (eines Selben, auf das sich alle einigen können) liefern: Der REL-optimalhypothetische Idealismus, dass sie (dank der Unbestimmtheit und Unklarheit hinsichtlich der Entscheider-Kategorie, genauer: der VERBUNDENHEIT aller Entscheidungsebenen, ihre Durchbindung von oben nach unten) bei aller Abgrenzung der Binnengruppen voneinander auch noch die Voraussetzungen für Vergesellschaftung mitbringen, wird, freilich von „unten“ her, aufgegeben: Erst ist es die Vielfalt der Erweiterten Selbst ES und ihrer Fortschrittspfade, nämlich die Suche und das Versuchen zur experimentellen Optimierung der je eigenen Binnengruppen-Kernselbst-Reproduktion (aber keiner andern), die nicht ausreicht, um die Potentiale der Kooperation jenseits der Binnengruppen auszuschöpfen, dasselbe wiederholt sich mit den zum Markt zusammengeschlossenen Reproduktions-Einheiten, die ihre bornierten Produktionsverfahren mitbringen und sich nur zögernd den Optionen öffnen, die durch Arbeitsteilung zwischen spezialisierten und neu zu schaffenden Gross-Produktionsstätten geschaffen werden könnten. Das, was dabei in Wahrheit unausgeschöpft bleibt, ist das in der Gesamtheit der Marktteilnehmer verfügbare Wissen (wenn es denn ausgetauscht würde) – sowohl ihr Wissen-dass, das sie in Techniken und Prognostiken überführen könnten, als auch ihre Möglichkeiten, Fähigkeiten, Leistungsgrenzen und Bedürfnisse auf neue Formen der Reproduktion auszurichten. Wohlgemerkt: Dafür, dass dies kollektive Wissen mobilisiert wurde, war es nicht notwendig, auch nur einen Augenblick lang Forschung im modern-wissenschaftlichen Sinn zu betreiben – es genügte völlig, die Wissens-Bestände und Lebenserfahrungen vieler traditionaler Gruppen und Gesellschaften zu sammeln und zu überschauen (wie es, bereits vormodern, durchaus im Horizont lag von Händlern, Kaufleuten und produktiven Unternehmern, die den ersteren zuarbeiten liessen; oder heute zur Mentalität von Menschen passt, bei denen moderne Lebensformen zurückgeglitten sind in einen vormodernen Rahmen.). Aber schon mit der Herausforderung, die diese Wissenmasse darstellt, kommen die Lernstrategien der unfreiwilligen Kulturheroen des Marktes, wie man sie nennen könnte, nicht zurecht.
Es lässt sich hier bereits etwas Allgemeines feststellen über die Grenze, die den „Beweglichen Block“ des Abs.2 oben von seinem jeweiligen „Rationalitätsblock“ trennt. Das für beweglich und variabel Erklärte ist nicht normiert, daher frei, so oder anders gestaltet zu werden – es fehlt ihm der Anschluss an die Bestimmungen der rational verfahrenen Person; so aber ist es abgeschnitten von Rationalität, willkürlich, grundlos usw Für den Vergesellschaftungs-Versuch entlang der STANDPUNKTE jeder Spalte aber wird die gemeinsame Personalität und Vernunft immerzu unterstellt; dabei wird das mit der Spalte erreichte Potential an Person-, also Selbst-Bestimmtheit ausgeschöpft bis zu der Stufe, an und auf der (aus NACHMOD-Sicht, also dem Standpunkt dieser Überlegungen hier) die unvollständige Selbstbestimmung der Spalte stehengeblieben ist – es ist jeweils die „höchste“ unter denen, die für variabel erklärt worden sind. Dabei stehen den Vergesellschaftungs-Befürwortern auf jedem STANDPUNKT ihrer Spalte drei Hilfsmittel zur Verfügung, mit denen sie den genannten Haupt-Mangel ihrer Selbstbestimmung vorläufig noch überbrücken können:
Erstens, der feste Bestand dessen, was man von Seinesgleichen als Personen, rationalerweise also legitimerweise fordern und erwarten darf.
Dabei gibt es eine feste Überzeugtheit, etwa
– in der ersten (OPP) Spalte die von der Gemeinsamkeit des Person-Merkmals, der Zurechenbarkeit usw. AUFGRUND DESSEN man auch grundsätzliche Vergleichbarkeit des Begründens eigentlich MÜSSTE erwarten dürfen (der Irrealis zeigt den Zweifel); diese immer wieder enttäuschte Erwartung (was zuletzt in die Zweifel und Verzweiflung am eigenen Weltverhältnis führt) ist angeleitet von der widersprüchlichen, weil unvollständigen Bestimmung dessen, was an grundsätzlich als Person Gleichen verschieden sein kann, nämlich ihr Begründen, das aber doch ein rational bestimmtes, darum Vergleichbares sein soll; sie bestimmen dann auch im Durchgang durch ihre Spalte, mühsam genug, die Bedingungen, unter denen allenfalls diese für sie doch so rational klingende Erwartung erfüllt sein kann – nämlich dann, wenn ihr Begründen immer vorsichtiger, experimenteller wird, und ihre Erwartungen an hilfreiche Zufälle und Erschütterbarkeit ihrer Normalität einer Optimalhypothese immer mehr annähern: DANN genügt ihr hektisches adhoc-Planen und Versäumnisse Vermeiden immer mehr den ES-Prinzipien (bzw. deren Anwendung auf die OPP-Praxis macht dann zunehmend Sinn), bzw. erst recht DANN versuchen sie nur noch, Pläne durchzusetzen und in Verträgen zu sichern, die ihre eigenen und die technischen Möglichkeiten ihrer Kontrahenten berücksichtigen und den tatsächlich zuverlässig erprobten und dauerhaften Leistungsgrenzen und Bedürfnissen ihrer Lebensform Rechnung trägt (so dass sie ihre Forderungen an mögliche Vertragspartner mit ruhiger und besonnener Entschlossenheit und Selbstgewissheit vortragen können); und erst DANN ist es ihnen möglich, durch das Chaos der Hoffnungen und Ängste hindurch, sowohl ihrer eigenen wie der der andern, zu sehen, was langfristige und dauerhafte Interessen, und vernünftig vorhersehbare Folgewirkung der Verarbeitung von Fakten sein wird, die einem selbst ebenso wie den andern zugänglich sind – beides zwingt sie selbst ebenso wie die andern zur Abänderung womöglich lang eingefahrener, vor allem auch gesellschaftlicher Normalitäten, weil sie untragbar geworden sind, und eine solche Änderung erzwingen. Schliesslich tritt die Paradoxie, der Widerspruch zwischen dem „eigentlich Erwartbaren“, und dem faktisch immerzu Misslingenden, auf der Stufe, die die ganze Erwarung auch für die ihr vorgelagerten Stufen begründete, offen zutage: Die Forderung nach gerechter Verteilung und Umverteilung begründet sich durch die Vergleichbarkeit aller Pläne (und damit auch der Ungleichheit im Mass des Fortgeschrittenseins in ihnen) – aber diese Mass-Vorstellung und diese Gleichheit haben keinerlei verbindliches Kriterium. Die Freunde der Gleichheit können immerzu nur ihr Credo widerholen, es sollten alle gleich behandelt werden – aber haben keine Erklärung, solange sie sich und anderen das OPP-Weltverhältnis unterstellen, woran die Versuche erkennbar scheitern, über den Inhalt dieser Gleichheit je Konsens herstellen zu können. (Die empathischen OPP-Vermittler versuchen sich an einer Erklärung, und nähern sich damit dem Grundfehler ihres Weltverhältnisses soweit an, dass sie es als das eigentliche Hindernis für alle bis dahin erdachten Vergesellschaftungskonzepte erkennen; ohne den Schritt darüber hinaus machen zu können).
– In der zweiten (REL-)Spalte stellt sich dieselbe Überzeugtheit bereits auf fortgeschrittenerem Niveau ein: Vergleichbarkeit ihrer Weise zu begründen ist den auf REL-Niveau Denkenden eine absolute Selbstverständlichkeit, ihre Vorstelliung von der gemeinsamen Rationalität treibt sie aber gleich weiter zu dem Begriff, dass sie von daher eine gemeinsame Individualität (in NACHMOD-Termen) ausbilden können müssten: Eine Umgangsform mit ihrer aller Wissen und geteilter Erfahrung; dies ist die Chance, die sie hinter allen durch Vergesellschaftung über ihre traditional-bornierten Binnengruppen hinaus (auf deren Eigenheit und Selbständigkeit sie zugleich solang es geht beharren wollen) erschliessbaren Potentialen ahnen. Ihr Eigen-Sein und Eigen-Sinn erweist sich dabei immer mehr als Nichtwissen-Wollen, was sie zugleich wissen-wollen sollten – weil das für sie ZUNÄCHST Wissenswerte eingeschränkt ist auf die Optimierung ihrer ganz besonderen traditionalen Lebensweise; für jeden Schritt über die damit verbundene Binnen-Vergesellschaftung hinaus (in der allerdings alles längst eingerichtet ist) müssten sie sich für mehr und „Aussenstehendes“ interessiere – aber im Mass, wie sie es tun, lösen sie zugleich die zwar funktionierenden, aber völlig unflexiblen (ausser mit Blick auf ihre Optimierung) praktischen Regelsysteme ihrer Reproduktionsweise und Binnengruppe auf, Stufe um Stufe – als erstes ihr Erweitertes Selbst (nämlich das Projekt der vorsichtigen Selbst-Optimierung, das eben eine fix und fertige Selbst-Definition voraussetzt) – im Mass aber, wie sie genau das tun, betätigen sie sich als Entscheider, die sich die Frage vorlegen, welches das nützlich zu Wissende GENERELL für beliebige Kernselbste in ihren Umgebungen wäre (sie schliessen damit und in dieser generalisierten Form die 5. (Ermittlung von nützlich zu Wissendem und zu Könnendem durch Suchen und Versuchen) an die 4. Entscheidungsstufe an, nehmen diese Resultate nicht einfach so hin, wie sie die Kulturheroen der ihnen begnenden traditionalen Reproduktionen hinterlassen haben – nämlich als Vorgabe dessen, WAS allenfalls in und an jeder Binnengruppe in deren jeweiliger Umgebung vorsichtig zu optimieren wäre (schon die Frage, von wessen Überflüssen eine Binnengruppe vielleicht profitieren könnte, sprengt ja den Rahmen von deren „Selbst“-Genügsamkeit..); eine Stufe weiter lösen sie sich von ihrem Binnengruppen-Selbst und verschmelzen mit den Selbsten der andern, wobei sie wiederum (im Mass, wie sie sich als Kulturheroen einer neuen universellen Binnengruppe von Warenproduzenten betätigen) die 3. mit der 4. Entscheidungsebene verknüpfen – indem sie zunehmend Umstände ausloten, unter denen dieselben Subjekte, die eben noch selbstgenügsam Subsistenz trieben, als nützliche Glieder eines funktionierenden Zirkels von untereinander verbundenen Erzeugern marktgängiger Güter agieren können (und man ihnen, etwa als Kaufmann, entsprechend lukrative Angebote unterbreiten kann); so bekommen die bisherigen Selbstversorger eine ganz neue Reproduktionsfunktion, und damit auch ein tendenziell neues Kernselbst zugewiesen, nämlich eine neue Binnengruppe, der sie ab jetzt angehören (sofern sie sich nicht aus der Markt-Gemeinschaft wieder zurückziehen). Diejenigen aber, die dieser neuen Binnengruppe von einander zuliefernden Warenproduzenten ihre Produktionsbeziehungen angebahnt haben, haben dabei, und tun es immer mhr im Mass, wie sie diese Prozedur wiederholen, Reproduktionen und Optionen auf Kernselbst-Gruppen uns auf ihnen verfügbare Randumstände bezogen, die alle Angehörigen dieser Gruppe zusammen nutzen können; so betätigten sie sich zunehmend als Entscheider auf den VERBUNDENEN 3. und 4. Stufen des Entscheidungsprozesses, schaffen ein permanent im Fluss befindliches Kernselbstsystem wechselnder, möglicherweise sogar von immer mehr Marktteilnehmern, die immer mehr bislang nur einzelnen von ihnen bekannte nutzbare Verfahren, Kenntnisse, Naturmaterialien usw miteinander teilen und einander zugänglich machen.
38.
Man könnte einmal versuchsweise die Lernprozesse der beiden Spalten als EINEN grossen, verbundenen Lern- und Lehrgang ansehen (die anhängenden Passagen des Vermittelns kommentieren, deuten die Schritte dieses Prozesses ja nur, decken das letzlich Aporetische des involvierten Weltverhältnisses auf, schaffen insofern zwar Einsichten, aber tun zu dem Material, ausser den Kategorien, in denen sie die Deutung vollziehen (und an denen drastisch das Unvollkommene der jeweiligen Selbstbestimmung deutlich wird!), nichts hinzu). Dann stellt sich die OPP-Spalte dar als ein Zugehen auf das Bedingt-Hinreichende, das die Selbstbestimmung REL’s ausmacht: Wir für uns, als Binnengruppe, treten euch als ebensolcher, uns darin vergleichbar, gegenüber; aber als OPP-Binnengruppe begründen wir nichts so wie ihr, und unsere uns allen gemeinsame Gleichheits-Forderung und Erwartung (das allenfalls ist uns gemeinsam: die Vorstellung, in gleicher Weis ezurechnungsfähig, rational, ansprechbar, verhandlungsfähig, Person zu sein) bekommt keinen Inhalt darüber hinaus, den sie aber bräuchte, um ein konkretes „gerechtes“ Verteilungsprogram daraus ableiten zu können (in dem dann auch, wie es für OPPs typisch ist, unsere (Versäumnis)Ängste und die Aufwände, die wir in UNSERER Binnengruppe dafür getrieben sehen möchten, berücksichtigt sind). In REL hingegen gehen wir zu auf ein nicht mehr bloss bedingt geltendes Hinreichen, so wie wir (dann) sind: Alle im Markt verbunden, alle in den Markt eingebunden, die eine grosse Binnengruppe, die sich maximal vorsichtig und experimentell nach aussen verhält; so wie sie ist (also bedingt durch ihr zufälliges Gewordensein, oder aber willkürlich hier oder dorthin ausgestaltet Werden), wäre sie, so wie schon die traditional vorfindliche Binnengruppe, optimierbar, und könnte ganz in diesem bornierten, auf das eigene kleine Kernselbst ausgerichteten Lernen aufgehen. Aber das Kernselbst der Marktteilnehmer-Gruppe ist weder ein kleines, noch ein festes; die Frage, wie es bestimmt werden soll nach Regeln, ist auf REL-Grundlagen nicht beantwortbar, denn die Antwort müsste lauten: Als Wissenschafts-, Technik-Entwicklungs- und produktive Fortschrittsgemeinschaft, so wie es dann in der MODerne geschieht. Stattdessen sind Wissenschaft, Entwicklungsschritte und Selbstoptimierung als diese Wissens- und techniker-Gemeinschaft durch nichts reguliert als durch quasi kulturheroische Aufwallungen Einzelner, ein ständiges zielloses Aufflammen und -flackern von ungerichteten kreativen Einfällen und allgemein nützlichen Geschäftsideen, die zwar die Märkte immer neu revolutionieren und das zugehörige Selbst immer neu bestimmen (auch, indem Leute aus dem Markt und der Teilhabe daran erst einmal wieder rausgeworfen werden), aber dabei keine Regel vorgeben.
Die Grenze, an der sich dies willkürlich-regellose Wissensverwerten der Marktheroen endlos abarbeitet, ist dieselbe, die alles Wissensverwerten jenseits traditionaler Selbstoptimierung und kulturheroischer Neueinrichtung einer bornierten, aber in ihrer Umgebung stabil überlebensfähigen Reproduktion (und zugehörigen Binnengruppe) an den Glauben verweist – der aber ist alles andre als eine (optimalhypothetische) Regel zur Verarbeitung wachsender Erfahrungsmassen virtuell der gesamten Menschhheit (oder Sprachgemeinschaft) – eine Optimalhypothese in der Form, dass sie für jeden gegebnen Erfahrungsstand das sinnvollerweise Nächst-zu-Versuchende (unter Optimalannahmen, bis zum Beweis des Gegenteils) bestimmen, und so dem Erfahrungszuwachs immer wieder eine Richtung und Sinn-Grenzen vorgeben (die er – bei allen Richtungswechseln in Abhängigkeit vom konkreten Ergebnis des je nächsten Versuchs – nicht überschreiten darf, ohne sinnlos zu werden). Stattdessen weiss der Glaube, in der vielfältigen Gestalt, die er gemäss den Sinn- und Welterklärungs-Bedürfnissen seiner Anhänger jeweils annehmen muss, um ihnen weiter plausibel zu erscheinen (als denkbares Optimum glaub-würdig) und sie nicht in eine Glaubenskrise (Zweifel) geraten und nach einem besseren Glauben suchen zu lassen, immer nur eins über die Welt zu sagen, aber das in unendlicher Wiederholung und wahnwitzig variantenreichen Facetten: Die Welt ist, wie sie ist, WEIL (das ist der Erklärungsanteil!) sie die auf Dauer für uns best-denkbare ist (wovon wir, bis zum Beweis des Gegenteils erst einmal unbestimmt lang ausgehen); zwar wissen wir keineswegs zu sagen, wie sie im einzelnen beschaffen sein muss, um das zu sein, und testen das auch nicht und erproben es auch nicht im einzelnen (nur gerade eben soviel denken wir davon, dass wir den fundamentalen Gedanken, den wir da ausgebildet haben, diese Optimalvorstellung, weiterhin für denkbar halten können, angesichts einzelner ihm widersprechender Einwände).
In ihrem Weltverhältnis nun merken die REL-Gläubigen da noch lang keinen Mangel; nur hat – ähnlich wie es schon zuvor in OPP, dort allerdings erst auf der letzten Stufe, geschah – ihre Vergesellschaftung keine Form und Regel, nach der sie doch so verzweifelt (wobei sie alle Sub-optimalität immerfort weiter in realistische Optimalität zu überführen versuchen) Ausschau hielten. Genauer suchen sie nach der vergesellschafteten Version einer aus dem Optimalhypothesen-Bilden ableitbaren Lernregel – einer Individualität; so wie man in OPP am Ende nach einem endgültig einmal für Vergesellschaftung hinreichenden, nicht immer wieder durch immer weitere Bedingungen zu hintergehenden Prinzip der Begründung einer Verteilung und Um-Verteilung nach Vergleichbarkeits-Gesichtspunkten suchte. Hier wiederum genauer: Man suchte nach Prinzipien der Vergleichbarkeit der Begründungen (für ihre Binnen-Projekte) der Einzelnen, die ja für etwas Variables, Pluralitäts-fähiges und dennoch Vergesellschaftbares (wenn sie denn nur vergleichbar wären! das wurde offenbar fraglos erwartet) ausgegeben wurden. Aber die Vergesellschaftbarkeit nach einem solchen nicht mehr unter Umständen überbietbaren oder hintergehbaren Prinzip hätte vorausgesetzt, dass immerhin das zur Vergesellschaftung anstehende dieses logische Merkmal aufwies; aber genau das ist bei OPP-Planungen nie der Fall.
Dieselbe Logik wiederholt sich in der REL-Spalte. Wir können die Wissens-Verarbeitung nicht organisieren, sie nicht gesellschaftlich betreiben, wenn es unter den zu vergesellschaftenden Einzelnen keinen Konsens gibt, worauf, bei anwachsender Erfahrung, zu achten wäre, was Aufmerksamkeit verdient und was nicht, was zu verwerten ist und was nicht. Allerdings ist das MEINE Beschreibung, sie selber sehen, nicht anders als schon auf ihrem ERSTEN und ZWEITEN STANDPUNKT/REL, die Freiheit von Bestimmtheit in diesem Punkt als Freiheit und Chance – als käme es mehr auf die Variation der Wissensverarbeitungen der Einzelnen an, und nicht auf ihre Aggregation und gesellschaftliche Organsiation. Tatsächlich können sich die aus den Horizonten einer bornierten Binnengruppe heraus denkenden REL-Menschen grössere Wissensmassen ohnehin nicht vorstellen, oder sich ZU ihnen stellen; die Wissensverarbeitung Einzelner bleibt ihnen daher Paradigma des auch gesellchaftlich Möglichen, der Reichtum der Vergesellschaftung stellt sich ihnen her durch das Nebeneinander möglichst vieler verschiedener individueller Individualitäten, ohne Regel und Vorschrift; die Pluralität der Gesichtspunkte ersetzt Überblick über die zu sichtenden Inhalte.
Man kann im Grund den Gang durch die STANDPUNKTE/REL nicht weniger als den durch die STANDPUNKTE/OPP nur als eine Entwicklung und Entfaltung begreifen – so zumindest muss er sich aus Sicht der fortgeschritteneren STANDPUNKTE der Reihe darstellen – jedenfalls nicht als eine extrem gefährdete und eigentlich scheiternde Unternehmung, eine Kette von Krisen. In der OPP-Spalte mag der Fortgang noch am ehesten dies Aussehen annehmen, aber im Rückblick stellt er sich dann als historischer Reifungsprozess, und Aufmerksamwerden auf einschränkende Bedingungen der Vergesellschaftung dar; in der REL-Spalte läuft der Fortschritt unter dem Titel „Selbst-Optimierung der Gesellschaft“, er beginnt in der Binnengruppe, und endet in der Gemeinschaft der Marktteilnehmer als grosse Binnengruppe, die nur immer weiter Optimierungs-Optionen entdecken (die nur ihre Vergleichbarkeit zur Voraussetzung haben, also das, was herzustellen das Ziel ist aller Einhaltung immer weitergehender einschränkenden Bedingungen in der OPP-Spalte). Genauer gesagt, sind diese Optionen eigentlich von Anfang an bekannt (so wie in OPP die Beachtung der Bedingungen für Versgellschaftung von Anfang an eingehalten werden könnten): Man versucht es nur erst einmal ohne sie, weil es noch optimaler wäre, sich darum nicht kümmern zu müssen; daher habe ich oben bereits immer wieder gesagt, es handle sich um REALISTISCHE und realitäts-bezogene Optimierungs-Optionen, gegenüber den phantastischen, eine unbestimmt-optimale gemeinschaftliche Individualität unterstellenden der frühen STANDPUNKTE/REL.
Das verbleibend Unrealistische am DRITTEN STANDPUNKT/REL wäre dann, dass der faktische Erfolg einer Investition vorschnell als Anzeichen für die objektive Güte der ihr zugrundeliegenden Geschäftsidee genommen wird. Investition heisst dabei: Es werden Überschüsse – womöglich angesammelte – in eine neue Form des Produzierens gelenkt, die sich ihre Reproduktionsbedingungen erfolgreich selber sucht (in Geld ausgedrückt: sie trifft dauerhaft auf zahlungsfähige Nachfrage).
39.
Die zusammenfassende Darstellung von OPP- und REL-Spalte in diesem und dem vorhergehenden Abs ist noch immer etwas verwaschen ausgefallen, weil (wie mir jetzt erst auffällt) ein entscheidender Punkt ungenau gefasst war. Nämlich dieser:
OPPs also Normalplaner bringen für ihre Vergesellschaftung nichts andres mit als das Prinzip der Gleichheit und Gemeinsamkeit als Person, Zurechnungsfähige usw, und sie brauchen auch nicht mehr, wie es scheint. Es war dann schief, so wie ich es formuliert hatte, dass sie „aufgrund der Gleichheit nach dem Vergleichbaren suchen“. Sondern sie unterstellen vom ERSTEN bis zum VIERTEN ihrer STANDPUNKTE/OPP die genannte Gleichheit als Personen. Sie bemerken nun aber Abweichungen voneinander, die Pluralität und Vielfalt des Personseins, und möchten der nun im Rahmen des gemeinsamen Personseins eine Deutung geben. Dafür müssen sie sich besinnen darauf, welche Verschiedenheit an solchen, die in gleicher Weise Person sind, denn denkbar und zuzulassen ist, ohne dass das Personsein verschwindet oder aberkannt werden muss (im Sinn etwa von vorübergehend oder dauerhaft „verrückt geworden sein“). OPPs eigenes Verfahren zum Auswählen von (Versuchs)Plänen beruht auf „Erfolgsgewissheit“, wie sie sich ihm ergibt (auch als Mobilisierung von affektiv aufgeladenen Reserve-Spielräumen) aufgrund seiner momentanen Einschätzungen dessen, was als normal zu erwarten ist, aber auch (mit den in dieser Normalerwartung vorgegebenen Deutungsregeln erschliessbar) als sinnvoller Umgang mit Chancen und Risiken. Diese Regeln und Erwatungen wendet er unterschiedslos auch auf diejenigen an, mit denen er in seinem kollektiven Plan für sich und andere rechnet (oder die er davon ausschliesst und die er sich nicht in die Quere kommen lassen will, schon garnicht mit deren eigenen Planvorschlägen). Den Widerspruch der andern bzw Gegensatz zu ihnen erklärt er sich (und psychologisiert sie damit) als Mangel an oder Differenz in (von den andern fälschlich sich selbst zugeschriebener)(subjektiver)) Fähigkeit, Entschlossenheit, (vernünftiger) Interessiertheit. Der Durchgang durch die STANDPUNKTE/OPP ergibt, STANDPUNKT für STANDPUNKT, einen weitergehenden Abstrich, indem die Beurteilungsgrundlagen und auch das Beurteilte als – wenn überhaupt rational, personal, zurechnungsfähig – sich als grundsätzlich und dauerhaft gleich, nachvollziehbar (und ansonsten u.U.), korrigierbar usw. erweisen: Die WILLKÜR, die in (unterstellten) Selbst- wie (eigensinnig verfertigten) Fremd-Zuschreibungen herrschte, und die vermeintliche Vielfalt und Variabilität von Personen (denen aber das Personsein allen gemeinsam war) schwindet, mit dieser Willkür. Denn, man erinnert sich: Am Anfang hatte OPP den Andern Gründe für ihre Abweichung (und ihr Schwanken) zugeschrieben von DERSELBEN ART, wie er sie auch sich zuschrieben würde – das waren die Psychologisierungen der Nichtzustimmung und des Nicht-Mitmachenwollens, sich seinen Vorschlägen, Aufforderungen und Forderungen nicht fügen, seinen Erwartungen (für die andern!) nicht fügen Wollens. Dass die andern seine Begründungen nachvollziehen müssten, war OPP da selbstverständlich. In diesen Gründen, die er sich (im Falle eigener Unfähigkeit, Beirrbarkeit, Willensschwäche) EBENSO zugeschrieben hätte, drückte sich aber die Möglichkeit einer Schwankungsbreite des möglichen Wollens und seiner Motive aus, und das, der Möglichkeit nach, bei ihm wie den andern (in GLEICHER Weise), die anschliessend verschwindet; denn auf dem ZWIETEN STANDPUNKT ist die Zuschreibung von grösserer Unfähigkeit und möglichen Ungleichheiten zwischen ihm und dem andern AUF DAUER ausgeschlossen, die Fähigkeiten (bei gleichem Wissen) sind dann gelich, alle können alles lernen und nachholen, was auc alle andern können, keine hat prinzipiell andern was voraus, darum entscheidet nur die – hier noch nicht weiter nach Gründen betrachtete, sondern als unvermittelt vorhanden unterstellte – Entschlossenheit. Bei gleichem (technisch nutzbarem) Wissen, also grundsätzlich gleichen technischen und somit auch Kampffähigkeiten, unterstellt OPP hier seinem Kontrahenten wieder gleiche Einsicht in das VERHÄLTNIS der Entschlossenheiten, wie er es selber interpretiert (spätestens nach Verhandlungem mit dem Andern). Wieder einen Schritt weiter, auf dem DRITTEN STANDPUNKT/OPP, lernt er zwischen objektiven Einflüssen auf Kernselbst-Befindlichkeiten bzw. Leistungsbereitschaften, also Gründen für die Bestimmung von Interessen, und anderen objektiven Gründen (Ursachen) zu unterscheiden; wieder ist unterstellt, dass die Andern ihm in diesen Bestimmungen früher oder später nachfolgen werden. Bis hierher ist also grundsätzlich, Stufe für Stufe, Gleichheit des BEGRÜNDENS unterstellt, die aufgrund normativ regulierter personaler Vernünftigkeit und Urteilsfähigkeit bei allen Beteiligten auf Dauer zu erwarten ist, und ebenso auf Dauer keine grössere interindividuelle (darum auch intraindividuelle!) Schwankungen zulässt. Dabei ist wichtig festzuhalten, dass bei dem allen immer die Personen, und Subjektives in ihnen als Quelle der Differenzen angesehen werden (die unvollständige Bestimmtheit macht sich so bemerkbar), hingegen was die Differenzen zunehmend, über die STANDPUNKTE/OPP weg, reduziert, ist objektives, allgemein zugängliches Material, von dem erwartet wird, dass Differenzen darüber oder darin alsbald beigelegt werden.
„Material“ ist dabei maximal weit gefasst, es handelt sich immer um den Verbund aus Verstehen,begrifflich Übersehen, und Urteilen, Wissen, technisch verwertetem Wissen und dann auch Können. Auch in diesem Verbund findet eine Folge von Reduktionsschritten statt: Die objektive Einholbarkeit jedes Könenns-Vorsprungs (relative Unfähigkeit als Grund der Abweichung anderer von eigenen BEGRÜNDETEN Erfolgsgewissheiten: ERSTER STANDPUNKT/OPP) wird so auch BEGRÜNDET durch das Verfügen über das zugehörige technisch verwertete Wissen (ZWEITER STANDPUNKT/OPP), dies wiederum wird reduziert auf ihm zugrundeliegendes Wissen(-dass) überhaupt (etwas, das Resultat ist von bzw. Kandidat für möglicihe Anwendung der RU-Prinzipien; DRITTER STANDPUNKT/OPP), und dies noch einmal hintergangen und überboten durch die Prinzipien und Gesichtspunkte, die beim Begründen von Handeln generell und dem Wissenserwerb (bzw dessen Unterlassen, Ignorieren, für Irrelevant-Erklären) überhaupt für gelten sollen: VIETER STANDPUNKT/OPP; hierbei führen die intersubjektiv Einheit-stiftende, und die individuell Differenz, Willkür und Vielfalt der Selbste verursachende Linie zusammen, aber eben auch in die unlösbare Aporie, aus einem Wirrwarr an Plan-Begründungsregeln ein „gerechtes“ Prinzip der Gleich-Fortgeschrittenheit abzuleiten.
Die angeblich und aus ihrer Sicht gut (nämlich OPP-oder normalplanerisch begründete) Selbstgewissheit der Träger des ERSTEN STANDPUNKTS/OPP, zusammen mit ihren Deutungen der Einstellungen der Andern als ganz anders, nämlich bloss durch nicht eingestandene (aber schon wieder für den Zuschreiber von aussen klar erkennbare) Unfähigkeit bzw. Mangel an Entschlossenheit/Zähigkeit bzw. falsch bestimmtes Interesse (und darum „anderslautende Neigungen“) erklärbare – sie löst sich auf in eine behebbare (im Prinzip hält er alle für zu allem befähigt wie sich selbst) Differenz (oder ein Gefälle) der technisch aufgerüsteten Fähigkeiten zwischen dem Zuschreiber und den Andern, und einem (natürlich aus seiner Sicht korrekt beurteilten) Verhältnis der Entschlossenheiten (die aber sind ebenso anfällig für „Nichtanerkennbarkeit“ und unterschiedliche Beurteilbarkeit wie zuvor die Erfolgsgewissheiten); diese unvermittelten und nicht weiter erklärten Entschlossenheiten entpuppen sich aber dann als sehr wohl erklärbare Interessenlagen, da wo sie sich als haltbar erweisen, oder aber als Selbst- und Fremdtäuschung, als Grosstuerei oder Bluff, die man durchschauen kann und dann nicht ernstnehmen muss; dabei lernen wir zu unterscheiden zwischen Bedingungen, die Einfluss auf die Durchhaltbarkeit der Entscheidungen und Zielsetzungen von Personen haben, also letztlich: Reproduktionsbedingungen (auch für diese Entscheidungen), und solchen, von denen Person nicht, wohl aber Sachverhalte abhängen. Der erste der beiden genannten Übergänge, wo ein halbwegs forderungsfähiges Selbst mit halbwegs nachvollziehbaren Mitteln seine Forderungen geltend macht, könnte aufgefasst werden als Resultat solcher (Reife)Erfahrungen mit dem eigenen Planen, wo man Erfolge bei sich wie andern nur noch von diesen Kategorien, der Verfügung über objektive Mittel und glaubwürdige subjektive Entschlsosenheit, von ihnen Gebrauch zu machen, abhängig macht; womit die Anforderungen tendenziell erfüllt sind an eine halbwegs rationale Reproduktion, auf die man die ES-Prinipien sinnvollerweise anwenden könnte. Der zweit-genannte der beiden Übergänge ist dann das Resultat solcher Lern-Erfahrung mit eigner wie fremder „Entschlossenheit“, wo man die langfristig haltbaren von kurzfristigen, nicht durchhaltbaren und affektiv überzogenen, insofern also die ernstzunehmenden von nicht ernstzunehmenden Zielsetzungen unterscheiden lernt, also BEDINGUNGEN der Haltbarkeit von Zielen und das Zwingende an Motiven; Personen, in verschiedene Existenz-Situationen versetzt, sollen hier sich und andre beurteilen; im Mass, wie sie das können, lassen sich situations-bedingte (auf die betreffenden Situationen eingeschränkte) KS-Regeln einerseits, und RU-Regeln auf das, was NICHT die Person betrifft, anwenden (beides wäre sorgfältig und unbedingt zu unterscheiden, was aber voraussetzt, dass für ALLE Situationen, hinlänglich, bestimmt ist, was Personsein in einer solchen Situation heisst bzw sein Prima-facie-Personsein (belegt durch Sprachlichkeit) in dieser Situation zu bewähren: Ein ebenso wie alle Personen sein Handeln aus der Situation ableiten oder es damit BEGRÜNDEN. Dahin gelangen Normalplaner nicht, obwohl sie die abstrakte Relation des Gleichseins von Personen in allen relevanten Hinsichten (also nicht bedingt durch irrelevante, ihr Personsein nicht tangierende Unterschiede und Besonderheiten von deren jeweiliger Situation) denken, und ihrem VIERTEN STANDPUNKT/OPP, dem Legitimations-Standpunkt schlechthin, zugrundeelegen: Das Begründen soll bei allen Pesronen so sein wie bei mir, das richtige Bestimmen seines Interesses (und die Beurteilung des Masses des Fortgeschrittenseins in dessen Umsetzung, des Masses meiner berechtigten Zufriedenheit oder Unzufriedenheit) soll bei jedem, als Person, den gleichen Regeln folgen wie bei mir, soweit ich meine Regeln für vernünftige und allgemein verbindliche erkläre; das aber kann ich guten Gewissens nicht als Normalplaner.
Es waren, nochmals, drei Reduktionsschritte, die mich an diesen Punkt brachten – aus einer Ausgangslage, wo – unreduziert – mir ebensoviele Möglichkeiten zur Verfügung standen, die Abweichung Anderer von dem, was ich für sie und mich vorschlug, bzw. forderte-und-erwartete, zu erklären. Es waren also das Dimensionen der möglichen Abweichung von dem, was ich für mich und von mir aus für verbindlich und für alle einsehbar (da für mich einsehbar und begründet) erklären wollte, worauf ich also auch nach Verhandlungen beharrte. Die Dimensionen der Abweichung waren zugleich solche, in denen sich meine eigene Rationalität artikulierte, nämlich als MEINE (nur eben vernünftige, gut begründete!) Erfolgsgewissheit, MEINE (u.U. genau dadurch begründete) Entschlossenheit, MEIN (u.a.durch diese Situationsanteile begründetes) Interesse – immer im Verhältnis zu dem der Andern.
Ich reduziere in meinem Reifungs-Durchgang durch die STANDPUNKTE/OPP alle Fälle des ersten möglichen Moments (MEINE Erfolgsgewissheit) auf Kombinationen aus Spezialfällen des zweiten (Entschlossenheit) im Verbund mit etwas Objektivem, mir ebenso wie den Andern Zugänglichen: technischen und prognostischen Verfahren, die wir alle erlernen können (wir alle dazu befähigt); ich reduziere später auch Entschlossenheiten, die Bestand haben und auf Dauer ernstzunehmen sein sollen, auf tatsächlich bestehende und durch die relative Position in einer gesellschaftlichen Prioritätenliste begründete Interessen, zusammen mit wiederum für alle nachvolziehbarem Wissen um die Bedingungen und Bedingtheiten, die Einfluss auf Motive von Personen haben. Schliesslich erreichen wir im VIERTEN STANDPUNKT/REL eine Stellung, wo alle Besonderheiten, damit aber auch MEINE Besonderheiten gegen andre, aufgelöst sind in ein allgemeines Personsein aller, das einem wachsenden Bestand an Wissen (oder einer speziellen Auswahl davon) gegenübertritt. Die Vielfalt ist ganz in die Gegenstände des Wissens verlagert, die Besonderheiten, die MICH von ANDERN unterscheiden könnten, eliminiert. Und dennoch ergibt sich aus diesem uns allen gemeinsamen Personsein und dem Wissen Gegenübertreten keine konkrete und zugleich unbedingte Prioritätenregel für kollektive Pläne: Nur die allgemeinen Bestimmungen und Hinsichten, in denen wir besondert sein können, kommen heraus, mögliche kollektive Pläne anegsichts mehr oder weniger ausgedehnten Wissens, und das Mass der relativen Fortgeschrittenheit darin; die Wissensunterschiede könnten ausgeglichen werden, die Pläne aber fallen dennoch nicht zusammen, weil unsere OPP-Planregeln aus Willkür und Unbestimmtheit unbeherrschbare Vielfalt erzeugen: Kein Mass der Fortgeschrittenheit existiert, das diese unendlich vielfältig nebeneinander tretenden kollektiven Planentwürfe einander kommensurabel machen, und die immer kleineren Gruppen, die sich immerhin unter sich auf einen solchen Plan einigen konnten, in ihrer relativen Fortgechrittenheit einander vergleichbar, somit auch ihre Stellungen in einem grösseren Gemeinwesen, das sie alle umfasst, angleichbar und „GERECHT“ behandelbar machen könnte. Gerechtigkeit auf OPP-Grndnlagen ist undenkbar auf OPP-Grundlagen; aber das Problem, auf das man mit „gerechter“ Vergesellschaftung antworten möchte, existiert auch nur auf diesen Grudnlagen (wie man gleich beim gleichen Durchgang durch die REL-Spalte sehen wird).
40.
In Abs 37 oben gab es ein „Erstens“, dem nichts folgte: Aufgezählt werden sollten die „drei Hilfsmittel, mit denen die Befürworter der jeweiligen Vergesellschaftung den Haupt-Mangel ihrer Selbstbestimmung vorläufig noch überbrücken können“; das erste war ihre Leitidee von dem, was ihnen mit andern ihresgleichen gemeinsam war; die stammte aus ihrer vorläufigen Selbstbestimmung, als Person, (OPP), oder als Person, die mithilfe einer Optimalhypothese (zunächst vom REL-Typ) eine experimentelle, nach deren Einrichtung somit traditionale Lebensform umrahmte, stützte, begründete. Es können mittlerweile wohl die bislang fehlenden Denkmittel angegeben werden: Nämlich zum einen die zunächst für überlegen gehaltene EIGENE Stellung zur Welt,mit der man auch die „Sinn machende“ Stellung der Andern darin, deren Einnahme man ihnen vorschlägt und nach Kenntnisnahme von deren Einwänden soweit abwandelt, bis man sie in dieser abgewandelten Version dann aber endgültig von ihnen fordert-und/oder-erwartet (denn das reine Fordern ist ein Modus der OPP-Vergesellschaftung; bereits in REL ist er durch blosses Erwarten ersetzt; und bei genauerer Betrachtung ist auch das Fordern der OPP-Spalte ein Erwarten: nämlich erwarten, dass angesichts der soundso, mit denundden Drohungen und Begründungen untermauerten Forderung, der andere zustimmen muss). In REL ist das Erwarten ein bedingtes, eine der Bedingungen ist das eine, für den Andern lohnend gedachte Angebot; die Art, wie man sich dies Angebot denkt, ist immer optimalhypothetisch – da hat man die REL-Version des dritten Denkmittels, nämlich die Subsumtion des gesamten geselslchaftlichen Verhältnisses unter die Denkmodi des Weltverhältnisses: Unbestimmte best-denkbare Versionen dessen, womit man es abstrakt zu tun hat (eine Binnengruppe), werden bis auf weiteres (und zum Beweis des Gegenteils) als vorhanden unterstellt.
In OPP ist das Pendant dazu: die Andern sind teils Mittel, teils Hindernisse in meinem Planentwurf für sie und mich; ihre Abweichung von mir erkläre ich mir mit den falschen Gründen, die sie ins Feld führen, auf Basis unguter Eigenschaften, die sie aufweisen – und die in ihrer Struktur grundsätzlich demselben Aufbaus aus Handlungs- und Versuchs-begründenden Eigenschaften folgen, die ich mir selber zuschreibe, und die unter dem ERSTEN STANDPUNKT/OPP meine jeweilige Erfolgsgewissheit (die kann auch Erfolgs-Skepsis sein!) begründen. Ich rechne in diese Erfolgsgewissheit nicht nur meine, sondern auch die (Un)Fähigkeiten der Andern ein; ebenso die (mehr oder weniger in dieser Gewissheit enthaltene und darauf begründete) Entschlossenheit, meine und die der andern (angesichts des mit Gefühls-Gewissheit bestimmten Ziels psychologisiert als (verglichen mit mir: Mangel an) Zielstrebigkeit; ebenso die (mehr oder weniger auf der Entschlossenheit und ihrem Grad beruhende) Zähigkeit und Hartnäckigkeit in der Verfolgung des Entschlusses über Hindernisse hinweg, die etwas mit der Stärke des (ursprünglich auch durch Entschlossenheit bzw. Entschlossenheit aus Erfolgsgewissheit) begründeten bedingten Interesses zu tun hat (im Falle des DRITTEN STANDPUNKTES/OPP bleibt es als einziges stehen: als wesentlich bedingt durch die Stellung im System sich wechselseitig mehr oder weniger stabil bedingender Interessen).
Sofern ich eine Vorstellung von gerechter Verteilung und Umverteilung habe, betätige ich darin mein nicht mehr bedingtes, sondern unbedingtes Begründen und seine Prinzipien – meine Begründungsregel; die aber ist leider keine unbedingte in OPP.
Aber noch auf diesem VIERTEN STANDPUNKT/OPP ist meine Modus der Bezugnahme auf die Andern, dass ich sie unter das von mir Begründete subsumiere.
Sehen wir nach REL hinüber.
Da gehe ich in meine Vergesellschaftungs-Vorstellungen hinein mit der Idee, dass wir alle als Personen vernünftigerweise eine Optimalhypothese – für mich da einzig vorstellbar als REL-Glaube – , besitzen, die uns das Sinn-Fnndament und den Rahmen liefert für eine experimentelle – für mich da zunächst einzig vorstellbar als traditionale – Lebensform: Ich und die Andern darin grundsätzlich gleich und vergleichbar – das heisst, meine eigne Binnengruppe liefert die Kategorien, mit und in denen ich mir auch die (demgegenüber zunächst beschränkte) grössere Gruppe vorstelle, die ich durch die zunehmende Vergesellschafung um mich herum (optimalhypothetisch) teils existieren sehe, teils auch faktisch erst herstelle und aufbaue. Meine Leitvorstellungen sind gestaltet im Modus des Optimalhypothesen-Bildens über die Verallgemeinerbarkeit und Verlängerbarkeit, ohne besondres Dazutun, meiner jeweiligen Binnengruppen-Beziehungen in die mich und uns umgebende grössere Gruppe hinein.
Also der Widerspruch in beiden Spalten ist: Ich habe eine Vorstellung von unser aller Gleichheit und Vergleichbarkeit (als Personen, auf dem Niveau meiner jeweiligen Selbstbestimmung bzw Bestimmung des Personbegriffs, wie es in der jeweiligen Spalte erreicht ist); aber unterhalb dieses Niveaus herrscht Willkür und Vielfalt, weil die nächstfolgende(n) Kategorien nicht an meinen normativ bestimmenden Personbegriff angeschlossen sind. Ich reduziere die Vielfalt zunächst, indem ich MEINE („unsere“) Willkür der der Andern vorziehe und vorordne: Meine Erfolgsgewissheit, Entschlossenheit, bedingten Interessen sind haltbarer als ihre, unsere Binnengruppe mit ihrem Überfluss, Überschuss, Urteil über ihre eigne wie die Verbesserung aller ist die eigentlich massgebliche. Die Beziehung zwischen meiner Willkür, der ich den Vorzug gebe, und der der andern denke ich nach dem Vorbild meines Weltverhaltnisses: Die andern werden behandelt bzw interpretiert so, wie ich auch andre Weltdinge in meinem Weltverhältnis denke: als gefährlich, hinderlich, überwindbar, zwiespältig, oder Mittel und förderlich, unentbehrlich, übermächtig usw Oder als bis zum Beweis des Gegenteils, auf allen oder ums je nächst dafür aufgegebene Moment reduzierten Niveaus einer Binnenreproduktion mit meiner Binnengruppe ganz von selbst kooperierende, mit ihr (ohne dass ich weiss wie genau) eine Gross-Binnengruppe bildend, von der meine ein Teil ist, wobei meine eigene allerdings auf durchgehend höherem Niveau der Kooperation steht, als für die umgebende unterstellt.
Die Vielfalt sowohl als Willkür reduziert sich zugleich mit meiner Selbstzentriertheit, im Mass, wie ich den Andern Ebenbürtigkeit ihres Weltverhältnisses mit meinem unterstelle, bzw. die umgebende Binnengruppe für auf gleichem Niveau mit meiner kooperierend, wie diese in sich. Auf die Weise bewahrheite ich zwar zunehmend, gezwungenermassen, meine Behauptung über unser aller Gleichheit und Vergleichbarkeit in allen wesentlichen Hinsichten (welche das sind, zeigt der Binnenaufbau meines eigenen Panens und Lernens, so wie ich es für mich selbst und die meinen begründe und entwerfe); aber ineins damit ÄNDERE ich auch, ebenso gezwungenermassen, diesen Binnenaufbau, ich gehe nämlich darin Schritt für Schritt, von Übergang zu Übergang, zu jener höheren Rationalität über, die sich in der nächstfolgenden Spalte als selbstverständliche Voraussetzung allen Planens und Lernens, nämlich dort neu ausgebildetes, gegenüber meinem fortgeschrittenes Weltverhältnis sowie Inhalt einer der meinigen überlegenen, präziseren Form der Selbstbestimmung zeigt. So verliert sich meine eigene Willkür, und meine Sicht auf mögliche Vielfalt und Abwandelbarkeit, Verschiedenheit, Getrenntheit, sowohl meiner Pläne auch der Andern; der Raum für unser aller Abweichung von der fortschreitend genauer bestimmten Norm (die mir in meinem Weltverhältnis fehlt) wird kleiner. Bis ich zum Ausgangspunkt dieser Vielfalt, dem ersten für „beweglich“ erklärten Niveau unterhalb des letzten, das in die Selbstbestimmung mit einbezogen ist, gelangt bin: dort zeigt sich der bislang latente Widerspruch schlagend und unheilbar: Denn entweder gestehe ich hier allen andern dieselbe Willkür zu wie mir selbst; aber dann zerfällt unsere Vergesellschaftung und scheitert an der überwältigenden Unvereinbarkeit unserer jeweiligen Vorgaben für einen denkbaren Inhalt, dem ALLE folgen sollten; oder, wir geben das „unsrige“ auf, wissen dann aber ersteinmal garnichts. In einem letzten verzweifelten Schritt gehe ich dann auf den Ursprungsbegriff von unser aller Gleichheit und Vergleichbarkeit zurück, und deduziere daraus ein (ideales) PRINZIP, wie und warum unsere Vergesellschaftung (nachdem sie bereits an der letzten Willkür-Stufe, der eigentlichen Mangelstufe des nächst-fehlenden Moments unserer Selbstbestimmung gescheitert ist) doch eigentlich gelingen MÜSSTE. Es ist das Absurde aller Legitimation schlechthin, und der Widerspruch voll zur Entfaltung gebracht: Dies müsste hinreichen, was uns eint, aber es hat keinerlei Kraft, reicht nicht heran an die Masse an widersprechenden Möglichkeiten, in seinem (viel zu weit die Norm unseres Selbst- und Vernünftigseins bestimmenden) Rahmen das Material für die nächsttiefere Stufe eines vergesellschaftbaren Inhalts – eine Begründungsregel für alle, einen vernünftig einsehbaren Fortschrittspfad für ALLE – festzulegen. In diesem trotzig hochgehaltenen Legitimationsprinzip (jeweils der VIERTE STANDPUNKT jeder Spalte) wird aber zurückgegangen hinter die schon erreichten relativen Reifungsschritte, die freilich ohne Vollzug des letzten entscheidenden Fortschritts in der Bestimmung von vernünftigem Vorgehen, also auch Selbst-, Zurechnungsfähig- oder Personsein quasi notwendig, aber unbegriffen bleiben; zum erklärten Legitimationsprinzip stehen sie quer. Das ist der Ansatz des Vermittlers, und der Übergang zum Vermitteln: Wir fordern etwas, denken etwas als Anforderung, geradezu Kriterium für Vernünftigkeit, und sehen uns zugleich gezwungen, mehr und weiteres für vernünftig auszugeben, und seine Befolgung auf Dauer zu ERWARTEN, das nicht aus diesem von uns benutzten Personbegriff und allen Personen als solchen (als Einsicht, nämlich Selbsterkenntnis) Abzuverlangenden folgt. Die Vermittlungs-Arbeit besteht darin, diesen Widerspruch im Rahmen des jeweiligen Weltverhältnisses so weitgehend aufzulösen, und dabei die relativen Rationalitäts-Fortschritte soweit zu rekonstruieren und sich bewusstzumachen, dass das Weltverhältnis selbst als das entscheidende Hindernis erscheint, und der Stillstand auf der Stufe, wo es schlagend zutagetritt, begreifbar wird. Dort bleibt diese Arbeit dann selber stehen wie gelähmt, und weiss nicht weiter, wenn ihr nicht ein neues (nämlich das nächst-anstehende) Weltverhältnis begegnet, das diese ihre Aporie beendet; das Wissen darum, worin dessen Fortschritt besteht, bringen die gescheiterten Vermittler als präzisen BEGRIFF und Bewusstsein des errungenen Fortschritts in die epochal neue Welt- und Selbstbestimmung ein, und konsolidieren sie dadurch endgültig als unverlierbaren kulturellen Inhalt. (Es ist anzumerken, dass oft dieselben Personen Träger beider Bewegungen sind; die im Kern wohl durch Identitäts-Driften begründet war. Dazu später mehr. Indem sie selber zum Umsetzen des neuen Weltverhältnisses und seiner Regeln, als dessen Träger, übergehen, vergessen sie zugleich die eigne Vermittlungsarbeit fortzuführen – das Weltverhältnis UNVERMITTELT zu vermitteln, scheint ja die fortgeschrittenste Antwort auf alle Vermittlungsprobleme.)
41.
Wie sieht das alles nun in der MOD-Spalte aus – welche Denkmittel der drei Arten stehen MOD zur Verfügung?
Vorausgesetzt war, dass MOD das Entscheiden souverän und selbstverständlich handhabt – und, dass er sich als Entscheider versteht. Also erstmal auch alle seinesgleichen. Als rational festgeschrieben ist in den Entscheidungsprozessen: dass eine Optimalhypothese dem (kollektiven) Handeln zugrundegelegt wird, die anwachsendes (und dazu ständig aktiv durch Suchen und Versuchen zu erweiterndes) Wissen solcher Form in der Welt für auffindbar erklärt, dass es immer wieder den drei minimal-suboptimalen Prinzipienpaaren unterworfen werden kann: Erfahrung mit sich in allen erdenklichen Lebenslagen, auch den körperlichen Bedingungen für den Erhalt der Leistungsfähigkeit und des vernünftigen, zurechnungsfähigen Selbstseins dabei (KS-Prinzipien-Anwendung); Erfahrung mit technisch und prognostisch verwertbaren Sachverhalten aller Art (RU-Prinzipien), deren man sich in einem aktuellen Reproduktions- und Fortschrittsentwurf bedienen kann – je bei gegebnem Erfahrungsstand, der sich freilich in der Erfahrung mit seiner Verwertung ständig erweitert, also Neuanpassung erfordert: Die MOD-Entscheider sind wie vorMODerne Kulturheroen in Permanenz (mit dem Unterschied, der schon oben, da freilich andersherum, beschrieben wurde: Sie planen für ALLE, und sie planen miti ständig wachsender, nicht einfach nur neuer (und dazu wenig, dabei noch zu verwerfender alter) Erfahrung; wie VorMODerne). Dass ihnen nichts über sich geht, ihr Entscheiden ihnen als keiner unbestimmten und bestimmungslosen Steigerung und Optimalität mehr fähig erscheint, bedeutet freilich umgekehrt: Sie müssen sich ihre Sinn-Begriffe und Sinn-Horizonte selber bestimmen und ziehen; und: sich die Elemente des Erklärens für alles selber im Bestehenden zusammensuchen – in und hinter ihm, soweit es ihm bekannt ist. Feststeht dabei auch: Das Bestehende ist nicht, wie es ist, WEIL es Sinn macht; es ist in seinem Dasein unerklärt, unverstanden hinzunehmen, nur sein Sosein ist im eigentlichen Sinn, nämlich aus dem Sosein seiner Elemente, erklärlich. Dabei müssen wir genau sein, damit wir dem MODernen technomorphen Denken und seiner Hauptkategorie nicht zuviel Erkenntnispotential absprechen: Aus dem Sosein und aus dem Sosein der Elemente, zusammen mit dem So-Zusammengesetztsein, kann schon mal folgen, dass etwas mit Andern zusammen, etwa einer Umgebung, in die es passt, zu der es passt, der es angepasst ist, auch sich erhält. Die Disposition „Dauerhaftigkeit“ (unter denundden Umständen), auch Haltbarkeit, Nachhaltigkeit, Robustheit gegenüber denundden Schadeinwirkungen, ist dann noch ein möglicher Teil des Soseins der Sache.
Nebeneffekt dieser Kategorie: Was so ist, könnte mehr als einmal auftreten; es ist nicht ausgemacht, dass bloss ein Ding dieser Art daist zu einem Zeitpunkt. Vergleiche damit, übrigens eine uralte Vermutung, die schon in REL-Metaphysiken ausgesprochen war: Geist ist einer – das, worauf „wir alle“ (egal wieviele wir sind) bei gegebnem Wissensstand uns verständigen, ist EIN Inhalt – er ist nicht zählbar, nicht „derselbe aber ein zweites Mal“; aus logischen Gründen nicht. Da hat man die extremste Ausprägung des Gegenprinzips zum Sosein, ich habe es Dasein genannt. Wo und wie die beiden zusammenkommen sollen in der Welt, ist unter MODernen Umständen VÖLLIG ungeklärt; obschon (er wäre ja sonst nicht vernünftiger, mit andern verständigungsfähiger, rationaler Entscheider) MOD über die Kategorie des vernünftigen Inhalts, auf den sich alle einigen können, verfügt (der kann auch vernünftigerweise Gleichgültiges, Indifferentes enthalten, Hinsichten, in denen es aktuell nicht darauf ankommt, ob etwas so oder anders ist, es kann in diesen Hinsichten variieren).
Die Frage ist dann, was MOD eigentlich so alles entscheidet; vor allem: Welche dieser Entscheidungsmöglichkeiten ausgehend vom ERSTEN über die weiteren STANDPUNKTE verschwinden? Am Anfang stand das ganz Naive (wie in den andern ERSTEN STANDPUNKTEN auch): DURCH die Art MEINER Lebenseinrichtung, meinen Interessen folgend (wobei ich vom ästhetisch ausgemalten Lebens-Entwurf über die Umsetzung mit vorhandenen Mitteln, deren technischer Neu-Ausrüstung, bis hin zur Suche nach Wissen für weitere Verbesserungen EINERSEITS gehen kann, aber ebensogut in der Gegenrichtung nach möglichen Nutzungen neuer Kenntnisse, Erkenntnisse, Techniken suchen, sie umsetzen, und deren utopische Erweiterungen erträumen kann, ANDERERSEITS; in beiden Richtungen kann ich beliebig hin und her (praktisch) schweifen, mich aller verfügbaren Materien bedienen, die andere Zeitgenossen auf ihren Streifzügen durch den Stoff der Herausforderungen in den verschiedenen MOD Wertsphären und somit Entscheidungsebenen gefunden, publiziert, hinterlassen haben. So hin und her gehend hatte ich die Sache bislang noch nicht dargestellt; es ist auch ein recht flüchtiges Stadium, sei es in der Bildungsgeschichte MODerner Heranwachsender (privilegierter, die Zugang zu Stoffen aller Art haben), sei es historisch. Das Naive besteht nicht so sehr im Schweifen selbst, solange es noch gelingt, hat es ja seine Berechtigung – sondern vielmehr in der Fortschreibung dieses Verfahrens als eines durchaus vergesellschafteten: DADURCH DASS wir für uns schweifen, vermehren wir den verwertbaren, Sinn-Strecken nach allen Seiten hin kompletierenden Stoff für andre, so machen es alle, so wächst der Reichtum der Gesellschaft an Kenntnissen, Fertigkeiten, Lebensformen, Utopien. So wächst er, in der Tat; und ich zitiere mich selbst im Abs 1 dieses Kap oben: „Man kann daraus ersehen, worin die Naivität der Träger des ERSTEN STANDPUNKTS besteht: Wahrscheinlich würden sie auf Fragen nach ihren Plänen für Lebensentwurf, Lebensform, Generationsprojakt und Kulturprogramm verwundert antworten: Das sei doch alles eins und dasselbe.“ Leider bleibt es das eben nicht.
Aus dem Dadurch-dass wird dann ein „So vielleicht auch noch, bisweilen, wenn es gut und glücklich zugeht, im Leben von kreativen Einzelgängern, wenn und sofern die Erfolg haben (andernfalls sind sie schnell auch Sonderlinge, Dilettanten, die sich objektiven Zwängen der Professionalisierung, Spezialisierung eigensinnig und weltfremd widersetzen). Im Normalfall aber wird es zunehmend anders…“ nämlich durch Vertiefen, Stehenbleiben bei einem Thema, einer Herausforderung, die nicht einfach nur im Vorübergehen, frei schweifend, genialisch-schnell sich einarbeitend, bewältigt ist. Und dabei macht MOD eine Entwicklung durch, die rückblickend – nicht weniger als in OPP und REL – als Reifung und zunehmende Einsicht in von Anfang an eigentlich bestehende Notwendigkeit gedeutet werden kann: Es war ja absehbar (so die Sicht hinterher, wo man es auch schon vorher hätte besser wissen wollen), dass soviel Stoff, wie da produziert wurde, nicht mehr in persönlicher Sinnstifung und in Gestalt „gelungener“, reicher, maximal das vorhandene Potential kreativer Möglichkeiten ausschöpfender Biographien verarbeitet werden konnte. Aber damit ist das Reservoir an denkbaren Alternativen, wie man aus einer MODernen Existenz Sinn und Sinn-machende Lebensentwürfe herausziehen könnte, auch schon an sein Ende gekommen: Wenn das Konsumierbare, das leider zugleich Ausschluss von Sinnquellen bei dessen Produktion bedeutet, nicht mehr hinreicht, und die Stellvertreterfunktion für das durch Spezialisierung Entgangene nicht mehr zustandebringt (und, nicht zu vergessen, wenn Spezialisten anfangen müssen, wenigstens bei ihrer produktiven Konsumtion die Verbindung zu Nachbarsphären nicht abreissen zu lassen): Dann greifen MOD-Individuen zwar, nicht anders als REL und OPP, auf alternative Weisen der Vergesellschaftung zurück; aber ihr Lebensglück finden sie ab da nur noch auf Umwegen. (REL erreichten diesen frustrierenden Endpunkt einen, OPP sogar erst zwei STANDPUNKTE später in ihrer jeweiligen Spalte.) Warum ist das so? Mit den Kategorien, die aus dem Vergleich REL/OPP-Spalte der letzten Abss. hervorgegangen sind, kann man die Antwort geben: An das für rational, man könnte hier auch sagen: überindividuell-kulturbildende Regelwerk der MOD Individualität, der Wissenserwerbs- und -verarbeitungsregel, die wiederum den Kern von MODs optimalhypothetischen Erwartungen an die Welt bildet (vgl. die ersten Sätze dieses Abs.), schliesst das zugleich für vielfältig und variabel erklärte Lebensentwerfen, die individuelle Stellung in der globalen MOD Individualität, die soviel grösser ist, soviel länger dauert, um soviel Grössenordnungen mehr Stoff anhäuft, als je in einer Einzelexistenz Platz hat (und auch je Platz haben wird, nebenbei….), nicht an, gibt ihm keine Regel, wie es sich sinnvoll in diesem Kulturprogramm wiederfinden und seinen Platz darin einnehmen oder deuten soll.
Aber in diesem überindividuellen, überbiographischen, Generationen übergreifenden Kulturprogramm der (es kann nur eine geben!) MOD-Individualität wurde genau dieses Versprechen, und zwar konstitutiv, abgegeben: Ein für alle Mal wurde festgeschrieben, dass in der Mitte, wo die beiden Hauptrichtungen und Wertsphären des Programms aneinandergrenzen, aufeinanderstossen, JEDERZEIT eine Überbrückung möglich sein muss, die besagt, wie das jeweilige Fortschrittsprogramm den möglichen oder wirklichen Bedürfnissen der Leute in der Berufstätigensphäre, letztlich aber (da die andern arbeitsteilig von ihnen mitversorgt werden) in allen andern ebenso, dient: Nur so existiert jederzeit ein ES, nur so ist Einheit der Programmatik gewahrt.
42.
Aber das ist nur die spezielle Ausführung eines generellen Gedankens, der so auch in den beiden andern Spalten vorkam: Dort gibt es das Versprechen nicht minder, dass der allgemeine Begriff von Rationalität und Begründen (den der Einzelne, der im Rahmen dieser Spalte denkt, sowohl seinem Planen für sich und andre, als auch dem Planen anderer zugrundelegt) Anschluss behält oder bekommt an die Ebene, auf der Vielfalt von Möglichkeiten des Personseins gesehen werden; das Versprechen lautet, dass diese verwirrende Vielfalt der Standpunkte Anderer, die meinen widersprechen, oder auch der Möglichkeiten (da ich mir die Standpunkte der Andern ja zueige machen möchte), sich reduzieren lassen, und wir auf Dauer zu gemeinsamen kollektiven Plänen kommen können, unter Vernünftigen: Ich die Andern für meine gewinnen werde, oder ihre Abweichung irrelevant wird.
Nun ist die Konflikt- oder Widerspruchs-Version schon bloss diejenige, die in der OPP-Spalte Geltung hat; in REL muss man dasselbe Problem bereits nur noch formulieren als: Nichtzustandekommen von Kooperation auf dem Niveau, wie es in meiner Binnengruppe bereits herrscht (das Problem, ein SELBES zu finden, angesichts der Vielfalt des VERGLEICHBAREN an uns).
In MOD ist dieses Problem gelöst: Dort gibt es dies SELBE bereits, als MOD Kulturprogramm, Wissenschaft – technisches Wachstum – expandierende Reproduktion – Utopien-Entwerfen und -Umsetzen; Nicht-Vergesellschaftetheit ist da kaum noch denkbar. Die problematische Vielfalt und Vervielfältigung der Projekte beginnt demnach auf der Ebene unterhalb – derjenigen, wo das Programm (wie eben am Ende von 41 gesagt) in einzelne Lebensentwürfe umgesetzt werden soll. Die Anforderung der Gleichheit, die sich aus der Selbigkeit des gemeinsam verfolgten Kulturprojekts (der MOD Individualität, über Generationen hinweg) ergibt, lautet hier: Die Lebensentwürfe an gleich welcher Stelle sind INDIFFERENT gegeneinander, schliessen einander von nichts Wesentlichem aus (anders herum gesagt, ihre Unterschiede, die dann doch bestehen, sind unwesentlich). Die ernüchternde Erkenntnis lautet, spätestens auf dem ZWEITEN STANDPUNKT: Ja leider sind sie das, nämlich gleich verarmt, entfremdet, beschädigt und hoffnungslos zurückgeblieben gegenüber dem gesellschaftlichen Inhalt, dem sie hinterherjagen. Das Versprechen, der gesellschaftliche Fortschritt werde sich zu einem individuellen, im Einzelleben erlebbaren, machen lassen, ist nicht einlösbar, der Bruch ab dem ZWEITEN STANDPUNKT/MOD sichtbar und nicht mehr heilbar, über zwei anschliessende STANDPUNKTE und Versuche hinweg, das (vergesellschaftet) zu reparieren. Aber die vergesellschafteten Einzelexistenzen, die sich der Aufgabe ihres Fortschritts hin zu reparierten Versionen ihrer selbst stellen – sie bleiben vorerst beschädigt; ihre Hoffnung kan nur sein, den Wettlauf mit der Zeit, genauer: der eigenen beschränkten Lebenszeit, soweit zu beschleunigen, dass wenigstens einige erzielbare Fortschritte von ihnen noch erlebt werden können. Alles Weitere ist für die Nachkommenden, die es einmal besser haben sollen als man selbst. (Auch, wenn für sie leider bloss gilt: Die Ausgangsbedingungen zur Abschaffung der Beschädigtheit sind verbessert, an ihr selbst ändert sich wenig, wenn nicht gar sie noch zugenommen hat, das ist ja bei steigenden Ansprüchen an Forscher, Techniker und Verwender immer komplexerer Techniken ebenso wie Entwerfer der strategisch je sinnvollsten nächsten Versuchs-Schritte in all diesem immer schwierigeren Praxis-Terrain nicht abzusehen. Also unendliche Annäherung, gerade auch im Erfolgsfall, an das Ersehnte, aber spürbar im Leben der an dieser Annäherung sich Abarbeitenden wird es nicht. Dabei verliert, nicht anders als in den voraufgehenden Spalten, beim Gang durch die STANDPUNKTE/MOD, das Spalten-Problem des Ausschlusses von Stoff zunehmend seinen individuellen Charakter, es erweist sich als nicht nur allen Spezialisten gemeinsames, sondern beschädigt das Leben der an seiner Aufhebung arbeitenden Generationen, zuletzt eingestandenermassen das Leben aller, die überhaupt am MOD Kulturprogramm je mitarbeiten: Es ist ein Fundamental-Schaden, der von Anfang an der MOD Individualität, mit Bezug auf die unter ihr Lebenden, einbeschrieben ist. Nicht anders als in den beiden Spalten zuvor, stellt sich der VIERTE oder Legitimations-STANDPUNKT/MOD dar als ein fast schon trotziges Beharren darauf, dass die MOD-Individualität in sich die Chance birgt, einen Fortschrittspfad zu beschreiten, der für die in ihr Lebenden mit permanenter Sinn-Erfüllung verbunden ist; er bekräftigt noch einmal, dass – spätestens in dieser letzten vervollkomneten Version des MOD-Fotrschrittsentwurfs (Selbst-Optimierung vorgeschaltet der Automatisierung) – die Position eines jeden Mitarbeitenden in der gesamtgesellschaftlichen Anstrengung zur Aufhebunug biologischer Schranken der Lebenszeit INDIFFERENT ist: Alle werden alles wesentliche erfahren, nutzen, davon profitieren, und die je nächsten Zielsetzungen kennen und als angemessen nachvollziehen können. Mitreden können sie bei letzterem allemal, denn da geht es ja ganz unmittelbar um die Erhaltung ihres Selbst gegen Verfall (Alter), Funktionseinbusse (Krankheit, Unfall), Vernichtung (Tod). So verlängert, soll der Verbrauch von Lebenszeit in der anschliessenden technischen Nachrüstungsphase bis zur Vollautomatisierung aller uninteressanten Produktionsschritte (Quasi-Naturalisierung der Technik) hinnehmbar sein, also auch wieder indifferent. Die verlängerten Lebenszeiten der Produzenten werden sie am Ende als erste Generation zum Genuss der Früchte ihrer Arbeit kommen lassen.
Die Parallelität geht noch weiter; denn MOD konstruiert seine Vergesellschaftung im wesentlichen als eine von Lebensentwürfen, die aufeinander abzustimmen sind, und sich dabei eben immer nur INDIFFERENT von einander unterscheiden, einander nichts wesentliches voraus haben. Allerdings müssen sie, STANDPUNKT für STANDPUNKT, ihre Lebensentwürfe, durchaus schmerzlich und verzichtreich, für deren Vergesellschaftbarkeit zurecht machen; dabei kommt es, nicht anders als in den Spalten zuvor, zu einer zunehmenden Expansion, hier der Zeiträume, auf die hin die arbeitsteilig vergesellschafteten und verbundenen Leben geplant werden.
Und auch hier muss der Einzelne, der unter dem ERSTEN STANDPUNKT/MOD sein ganz besonderes Projekt (in REL war es die traditionale Binnengruppen-Reproduktion; in OPP sein ganz besonderer, durch eigene afektive Erfolgsschätzungen begründeter Plan-Vorschlag für sich und andre) in den Mittelpunkt all seiner Betrachtungen stellte und sich dafür mit dessen INDIFFERENZ, was mögliche Prioritäten und gleichartige Projekte Anderer legitimierte (wobei er freilich dieses Projekt UNMITTELBAR auf seine persönlichen Erfahrungen und daraus resultierende Sinn-Zusammenhänge ausrichten durfte) – immer weiter zurücknehmen, und in die Masse der (auch nach seinen Vorstellungen) Vergesellschafteten zurückziehen, von denen ihn bald nichts mehr unterschied: Der VIERTE STANDPUNKT/MOD ist auch darin absolut-legitimatorisch, dass er zumindest so tut, als wäre eine Pluralität subjektiv begründeter (Lebens)Stellungen zu dem von ihm proklamierten biotechnischen Selbstoptimierungsprogramm unmöglich, stattdessen (darum ja auch der absolut-legitimatorische und „alternativlose“ Anstrich dieses STANDPUNKTS) die strategischen Regularien auf Basis dieses Entwurfs für jeden Vernünftigen, zumindest auf MODernen Grundlagen, eindeutig – und das Vorgehen festgelegt, bei gegebnem gesellschaftlichem Erfahrungsstand.
Es fehlt jetzt noch das Analogon zur Art, wie OPP und REL die Vergesellschaftung erst einmal als Spezialfall ihres Weltverhältnisses denken. In REL war das unbestimmt-optimalhypothetisches Denken, wobei personale Bestimmungen für einer unbestimmten Steigerbarkeit fähig erklärt wurden: Darin zeigte sich, dass der Person-Begriff RELs diese Kategorien noch nicht in ihrem Zusammenhang untereinander dachte, wie sie einzig gedacht werden können, nämlich zusammen- und (mit DADURCH-DASS und UM-ZU-bEZIEHUNGEN) untereinander ver- und durchgebunden zur Entscheider-Kategorie. MOD sieht sich und andere hingegen als Entscheider, das Problem dabei sieht er auf Anhieb nicht (oh, gibt es eins? Wurde es hier schon angesprochen?)
In seinem ERSTEN STANDPUNKT/MOD gleitet MOD fast ohne HIndernisse zwischen den Themen hin und her, er sucht hier nach einer technischen Verbesserung für etwas bestehendes oder eine Problemlösung, gestaltet dort eine Unternehmung, in der eine technische Innovation verwertet wird, macht einen erstaunlicihen Fund, entdeckt neue Phänomene hinter bekannten technischen Verfahren, oder entwickelt Visionen zur Weiterentwicklung bestehender Einrichtungen. Die Richtungen im Verbund und der Reihenfolge der Wertsphären, aus denen er seine aktuellen Interessensgebiete schöpft, orientieren sich dabei am Zusammenhang der kulturellen MOD-Konzeption, die sich zwanglos anbietet, wenn klar ist, dass vor allem Zusammenfügungen aus Techniken (und deren Fortschrit) einerseits, Fähigkeiten/Bedüfnissen/Leistungsbereitschaften/Wünschen andererseits zur Entscheidung und Gestaltung anstehen; sie sind prekär genug, und genügen in dieser prekären Stabilität den ES-Prinzipien (vorübergehend, auf einem eng umschriebenen Feld; für das Ganze der Kulturtätigkeit sind die MOD-Individuen, spätestens in dieser Phase, weit davon entfernt, einen Entwurf (einer kollektiven Reproduktion bei gegebnem Erfahrungsstand) zu präsentieren, der als ganzer unter die ES-Prinzipien subsumiert werden könnte.
Der MOD-Entscheider, der da sich von dem oder jenem Problem, Thema, Aussicht, Aufgabe fesseln lässt, und dabei etwas im Bezug auf einen der Millionen möglichen Gegenstände voranbringt, die Inhalt solcher Probleme usw sein könnten – dieser MOD-Entscheider verlässt sich ansonsten auf die ebenso gerichtete Tätigkeit aller andern sienesgleichen um ihn herum. Das scheint von der REL-Vergesellschaftungs-Hoffnung auf dem ERSTEN STANDPUNKT/REL nicht sehr verschieden; der Unterschied hört sich gering an, ist aber ein gewaltiger, ein Epochenunterschied: MODs gesellschafts-, also auf die andern seinesgleichen bezogene Optimalhypothese lautet, jeder werde alle voranbringen, indem er dasselbe tut wie er, NÄMLICH Verbindungen zwischen den Wertsphären herstellen; auch REL hofft, dass beim Tun des Vergleichbaren wie er es tut, nämlich Ausharren und allenfalls vorsichtiges Optimieren einer von Kulturheroen in der Vergangenheit eingerichteten traditionalen Lebensform, für alle dasselbe herauskommt, als wären ihre vergesellschafteten Binnengruppen nochmal eine grosse Binnengruppe; aber das abstrakt Verleichbare der anderen Tradition und Lebensform der Andern, dass sie eben auch Tradition unter einem Glauben ist, macht für REL eine grosse DIFFERENZ – auf der er solange beharrt, bis er sein Eigenes, seine Besonderheit und seinen Eigen-Sinn im VIERTEN STANDPUNKT/REL endlich für gleich und ebenso gut wie den der andern erklärt, und auf jede Art Vorrang verzichtet, für sich und alle Gleichbehandlung, gleiche Chancen und nicht mehr verlangt – bloss aufgeben will er seine Eigenheit und Eigensphäre da immer noch nicht.
Wohingegen MOD, dieser Kulturheroe in Permanenz, zu andern keine DIFFERENZ sieht, und auch seine Tätigkeit nicht so sehr als eigne, sondern gemeinschaftliche (arbeitsteilige) versteht – für ihn existieren somit nur INDIFFERENTE Unterschiede, alle sind grundsätzlich mit allen autauschbar. Warum? REL hatte gewissermassen eine Zeile in MODs Reproduktionsaufbau festgeschrieben; das ES lag fest, weil Gruppe und Ort festlagen – Gruppe, die sich reproduzierte, und Ort, wo sie es tat., also Umgebungsbedingungen; da war klar wie das zu optimieren war, Sinn war davon freilich nicht abhängig gemacht, stattdessen von diesem Tun völlig entkoppelt; wer Sinn suchte, und aus seiner Erfahrung (wenn er denn, über die Optimierung hinaus, unfreiwillig eher dann, überhaupt welche „machte“) Sinn machen wollte, musste sich ans Glausbenssystem wenden. Auch daran freilich arbeiteten sich ja Kulturheroen eigener Art immer wieder ab. Dass es da zwei Sorten von heroisch-innovativer Kulturgründung und Arbeit gab, zeichnete die REL-Denkweise ja ebenfalls aus. – In MOD hingegen fällt das alles in eins, und wird permanent. Eine REL-Binnenreproduktion, eine Glaubensvision (wenn man sie sich als quasi Vision an die Binnenreproduktion (ES!) einer bestimmten Gruppe (KS) locker drangekoppelt denkt, zusammen mit dem Wissen (RU!), auf dem sie beruht) – sie stellen, herumgelagert um die Mitte ES, eine winzige und zugleich verfestigte Schicht aus dem Gebirge aus solchen Zusammenhängen dar, die MOD-Individuen, und das im permanenten Fluss und Wieder-Verflüssigung des kurzfristig stabil erstarrten, ununterbrochen weiter aufhäufen: Prekäre Entwürfe, deren Grundlagen Gegenstand weiterer Forschung werden (die sich gegen den ursprünglichen Anlass verselbständigt, und dann wieder technisch völlig neue Optionen eröffnet usw)
Nur weil REL ES, KS, berücksichtigtes Wissen-dass als starre Tradition behandelt (bis zu ihrem Zusammenbruch, und dann durch eine neue Tradition ersetzt), entzieht er sich dieser Fülle; der Umgang mit relativer Fülle ist auf Erden den kurzen und katastrophalen Episoden der Neugründung einerseits, ansonsten aber den jenseitigen personalen Kräften und Mächten überantwortet; die werden es schon richten. Was zwischen Himmel und Erde noch unerfüllt bleibt, obwohl es möglich wäre, leistet, bis zur Widerlegung darf es geglaubt werden, die Gesellschaft der Binnengruppen: Alles Wissen, das WIR nicht haben, hat (bis auf weiteres darf es geglaubt werden) irgendwer da draussen (oder findet es rechtzeitig im Bedarfsfall).
MOD hingegen ist mit wachsendem Wissen konfrontiert, weil er Überschüsse in seinem Erkenntnisgewinn und unerwartete Erfahrungen nicht wie REL entweder ignoriert, oder aber als Herausforderung zur Neujustierung seines Glaubenssystems ansieht, sondern zur Gänze registriert und auf mögliche technische und dann auch produktive, womöglich visionäre (das sind, am Ende, die Techniken und produktiven Möglichkeiten von morgen) Verwertbarkeit hin prüft. Im Zweifel genügt es aber immer, es einfach weiter und tiefer zu erforschen. So wachsen den MOD-Individuen die Bestände von allem und jedem, ws sie erzeugen, unter der Hand, und sie entwachsen rapide der Überschaubarkeit; nur Spezialisten kennen sich noch wirklich aus, müssen dafür aber eben Spezialausbildungen absolvieren: Auch hier gerinnt etwas fest, der Dilettant klebt am Thema fest und darf nicht mehr weg.
43.
Wollte man die REL-Praxis in eine Darstellung des MOD-Getriebes einzeichnen, dann wäre (wie schon gesagt) ein winziger Ausschnitt zu fixieren: Herausgeschnitten wäre ein Stück Wissen, technisch verwertet, mit fest eingefahrenen, lang erprobten Lebensformen amalgamiert, und nach „links“ vorsichtig, experimentell optimiert – die Visionen gehören bei REL ganz woanders hin.
So ist die REL-Reihe an „Wert-Punkten“ („Sphären“ wäre nun wirklich übertrieben! REL’s Werte und Vorstellungen vom WIRKLICH Wertvollen liegen eben ganz woanders) eine schlichte Linie mit, bestenfalls, Rang-Niveaus der optimalen Ausgestaltetheit und Selbstperfektionierung DIESES winzigen Ausschnitts aus der Unmenge an Möglichkeiten.
Von dieser Linie unterscheidet sich der Umgang MODs mit SEINEN Punkten erheblich mehr als bloss dadurch, dass es bei MOD ein Schwarm, eine Wolke an Punkten (Einzelmaterien, Themen, Stoff) gibt (gruppiert allerdings nach Wertsphären), durch die er sich anfangs bewegt, an deren einem er später klebt, als Spezialist mit dem ZWIETEN STANDPUNKT/MOD), während die zu bearbeitenden Stoffe anfangen durch das System zu fliessen; das taten sie unter dem ERSTEN STANDPUNKT/MOD auch schon, aber ihre Bewegung war erheblich langsamer und weniger auffällig, verglichen mit dem Hin- und Herschwirren der unruhigen neugierigen Geister der noch jungen Moderne, die sich fast beliebigen Stoffen (in Wissenschaft Technik Produktion Vision) zu- und, nach erfolgreicher Bearbeitung für einen nächsten oder übernächsten Schritt, wieder von ihnen abwenden konnten.
Aber es ist eben mehr als die schiere und expandierende Masse an Stoffen, die die MODerne von jedweder traditionalen Lebensform scheidet.
Die Hierarchie ist in der trad.Lebensform gerichtet; es gibt das Gewusste und die Erfahrung mit der Neu-Einrichtung, wo man sich mit der Frage noch auseinandersetzen musste, wie beschaffen die Personen sein mussten oder ihre Lebenseinrichtng, damit sie mit den möglichen Techniken die möglichen Chancen „ihrer“ Umgebung (der sie sich zuzuordnen hatten, man konnte ja nicht ewig weiterziehen und neue Umgebungen suchen) ausnutzen und Risiken, in aller experimentellen Gelassenheit, immer besser bewältigen konnten; dann gab es die Konsolidierung, die immer bessere Erprobtheit, auch Verbesserung der etablierten Techniken, schliesslich die Perfektionierung, vielleicht auch kleine Abwandlung, punktuell, da und dort, ohne das ganze zu stören. Umrahmt war das ganze, sowohl auf der Welt- und Wissens- als auch auf der Sinnseite, durch denselben alles einschliessenden Raum des Glaubens und REL-Weltbildes, das, ohne Berührung mit dieser Praxis zu haben, ihr (angeblich) doch den einzigen Halt gab, den sie je würde finden können; einen besseren würde sie aber auch nicht denken können, denn es WAR schliesslich das denkbar beste. (Alle Zweifel daran liessen sich durch Korrekturen am Glauben zuletzt wieder beheben, kein Glaube war dagegen gefeit, aber auch kein Glauben, als Methode, dadurch wirklich angefochten, es fand immer zu einem Inhalt zurück, der es am Ende überzeugte.)
Hingegen MODs Rahmen-Sphäre ist in mindestens zwei Hälften zerbrochen – Sinn auf der einen, fundierende Fakten (die allererst kennenzulernen und zu erkennen sind) auf der andern, und die Hierarchie seiner Punkte- oder besser Wertsphärenlinie, mit ihrem anschwellenden Inhalt, hat daher leider zwei statt bloss eine Orientierung. Aber damit nicht genug. Denn, was im REL-Denken einfach nur Verlängerung der immer gleichen Linie des guten, traditional vorgegeben Lebens und allenfalls SEINER immer besseren und perfekteren Ausgestaltung und Vervollkommnung ist, ist in MOD das Vorrücken des gesamten Massen-Inhalts aller vier Wertsphären in einer noch ganz anderen Richtung als ihres jeweils Sinn machenden Anschlusses an Material der Nachbarsphäre (uU auch erst noch zu erfindendes, zu bildendes) – ein Anschluss, der im Prinzip (spätestens am Ende im VIERTEN STANDPUNKT/MOD, wo alles mit allem kreisfömig verknüpft ist) zwei Richtungen hat: Denn all dies steht in allen Hinsichten zur Ausweitung, Revolutionierung, völligen Neugestaltung an – nichts muss, soll, kann bleiben, wie es eben noch war. Diese (Fortschritts)Richtung bezieht den Zustand des gesamten Vier-Sphären-System zu jedem Zeitpunkt auf eine von ihm wegführende Punktelinie mit einer Zeitskala, nicht so sehr einer gefühlten, als einer Linie an Grenzen, die für den einzelnen Entscheider höchst bedeutend sind: Tag für Tag die erste Zone, dann, die wohl bedeutendste, die mutmassliche Grenze seines Lebens und Leben seiner Zeit- und Generationsgenossen; dann vielleicht das seiner unmittelbaren Nachfahren, der Kinder und ihrer Generation – was liegt in DEREN Horizont? Schliesslich die allumfassende Grenze dessen, ws irgendwann überhaupt vielleicht erreicht werden kann, von wem, später, auch immer, und die dessen (jenseits davon, oder damit zusammenfallend), was zu erreichen überhaupt Sinn macht und zu wünschen ist.
Der Fortschritt entlang dieser Linie spielt sich natürlich trotzdem innerhalb dessen ab, was in und zwischen den Sphären an Aufträgen (als Vision zu perfektionieren, zu produzieren, zu erfinden, zu erforschen) und/oder Materien (tiefer zu erforschen, technisch zu verwerten, produktiv einzusetzen, visionär zu überbieten) hin und hergeht, und erfolgreich erfüllt wird; aber dabei spielt die GESCHWINDIGEKIT, der Bezug zur Lebenszeit vor allem, mit der diese Erfolge erzielt werden (sekundär auch das Mass der Teilhabe der einzelnen Lebenden, in ihrer Lebenszeit), eine grosse Rolle; denn diese Zeit reicht NIE; so, wie auch das, was sie erfüllt, nie genug ist, und dringender Vervollkommnung bedarf (ganz im Gegensatz zur traditionalen Lebensform, die für sich schon ganz gut ist, die Pflicht ist erledigt, was ansteht, die Kür, sind allenfalls noch kunstmässige Ausgestaltungen).
Alle Krisen der Moderne haben mit dieser Grenze der Beschleunigbarkeit (und ihrer physischen Basis, der begrenzten, vor allem mentalen Leistungsfähigkeit pro Zeit) zu tun: Etwas wird für die Träger der Sinnproduktion sinnlos, weil es nicht und nie in ihr Leben hineinreichen wird.
Der MOD Mensch ist nicht nur der Heroe in Permanenz einer UMLERNENDEN, ständig umgestürzten und sich wieder neu, zur vorherigen Intaktheit wieder aufrichtenden und herstellenden Kultur, sondern der einer ständig DAZULERNENDEN, einer EXPANDIERENDEN. Sein Entscheidertum verpflichtet ihn nicht nur, zu jedem Zeitpunkt alle bekannten Stoffe aller Wertsphären möglichst sinnmachend aufeinander zu beziehen (und daraus ein Projekt bzw. einen Versuch, ein Experiment zu machen, wo konkrete Sinn-Erfüllungen dieser Forderung noch fehlen); es verpflichtet ihn auch, sowohl die Veränderungen, die sich aus dieser quasi synchronen Integrations-Forderung ergeben, als auch die von „aussen“ einbrechenden, innovativen, neuen, vorher nie geahnten Einfälle und Kreationen, ebensolche Erkenntnisse und Erfahrungen, nicht einfach blindlings zu verarbeiten, sondern in einen Sinn-Horizont zu stellen, der die Lebenszeit aller Beteiligter zu einem massgeblichen Sinn-Kriterium machte: Sinnvolles Integrieren und Aufeinander-bezogen-bleiben-Lassen aller Wertsphären-Wert-erfüllenden Stoffe einerseits, Beziehung des Gesamtfortschritts, sei er durch die Nebenfolgen dieses Integrierens oder auch durch neuen Stoffs entstanden, auf die sinnvolle Erfüllung der Lebenszeit aller Beteiligter, andererseits – beiden Forderungen war zugleich zu genügen. Es ist ja nicht denkbar, dass die Wissenschaft oder die Reihe der Visionen aufhören: Würde man sie künstlich abschneiden, würde man sich in eine traditional bornierte REL Lebensform, womöglich sogar ohne deren Selbst-Optimierung, einschliessen, aber ohne Religion und Glauben; das wäre Trostlosigkeit schlechthin.
Umgekehrt kann man aber Wissenschaft und Visionen nicht konsequenzlos wuchern lassen. Sogar über die zwischenliegenden, zwischengeschalteten Wert-Domänen kommunizieren sie noch, geben sich gegenseitig Material und Aufträge.
Und dies Hin und Her bekommt also nun noch eine Zeit-Komponente; welchen Visionen gehen wir zuerst nach, wie, wodurch? welche Kenntnisse und Erkenntnisse verwerten wir als erste, wofür? Hier hat der Entscheider eine zweite Dimension für Sinngebungs- und Fundierungs-Problemlösungen, die sich aber mit der ersten so überschneidet, dass sich eigentlich an JEDEM Übergang zwischen den Sphären, in beiden Richtungen, in denen Stoffe und Ideen Anschluss an die Nachbarsphäre suchen, die Frage stellt: In welcher Reihenfolge soll man diesem Nach-Anschluss-Drängen stattgeben, welches zurückstellen – derart, dass doch bei Lebenszeit auch ERFÜLLUNG zustandekommt, Visionen nicht unverwirklicht bleiben, Kenntnisse und Verfahren nicht sinnlos aufgehäuft werden, Produktionen nicht unverbessert stagnieren?
Dies war der Beginn einer Antwort auf die Frage: Wie PLANT man eigentlich in MOD, derart dass man (wie hier, in Analogie zum gleichen Vorgang in OPP und REL, unterstellt) seine Weise des Planens ungefiltert erst einmal auf andre, zumindest solche „seinesgleichen“ überträgt: In OPP werden die andern in die eigne Art, mögliche Planoptionen entlang der gefühlten Erfolgsgewissheit zu bestimmen, umstandslos einbezogen, ihr subsumiert, wir bestimmen für sie mit (und übergehen ihr eignes Sich- und Uns-Bestimmen, es sei denn, wir lassen uns von ihren Gewissheiten beeidrucken); in REL wird die Individualität der andern so wie die eigne, und ihr Verhältnis zueinander, ebenso umstandslos dem Optimalhypothesen-Denken unter experimenteller Zugrundelegung bestdenkbarer Verhältnisse (bis zur Widerlegung) unterworfen: Wie sie das sein können, was sie best-denkbarerweise sein sollen, wird nicht mitbedacht, vor allem nicht, wie sie es sein können angesichts der Tatsache, dass sie alle mit einem selber so VERGLEICHBAR sein sollen. Da ist also auch schon ein Fall von Selbst-Ähnlichkeit, Ähnlichkeit mit unserem Selbst, angesprochen (zur Erinnerung an die langen Erörterungen dieses Begriffs im Zusammenhang mit MOD-Vergesellschaftungs-Strategien und -Ideologien); zum andern aber der Umgang mit der Variabilität der Ausprägungen, die die Konkretisierung hervorbringt eines an sich bei allen gleichen, allen gemeinsamen Personseins in OPP, der vergleichbaren Art, eine Individualität (als Glaube und Tradition) auszubilden (zu erschliessen, zu bilden, und falls vorhanden, zu übernehmen) in REL, oder eben hier in MOD: die indifferente Weise, sein Leben zu entwerfen im Rahmen des alle verbindenden, generationen-übergreifenden MOD Kulturprojekts (der MOD Individualität).
Indifferenz ist eigentlich nicht weniger als in MOD auch in den ersten beiden Spalten ein ideologisches Leitwort: Indifferent sind die Unterschiede zwischen uns als Personen, die wir doch alle sind – indifferent im Sinne von: Diese Unterschiede zählen doch eigentlich nicht, es kann nicht sein, dass sie zählen. Indifferent, angesichts der Tatsache, dass wir doch ALLE Gläubige sind, ALLE in einer traditionalen Lebensform leben, sind die Unterschiede dieser Lebensform, wir können doch trotzdem eine grosse übergreifende Binnengruppe mit geteilter (gemeinsamer) Individualität bilden; nur, dass wir dann immer zugleich unsere Privat-Individualität haben, mit ihren viel detaillierter festgelegten Bestimmungen, wie man leben soll; die müssen wir dann schon auf die Gross-Individualität übertragen, wenn die „dasselbe, aber uns alle umfassend“ sein soll; aber dann kommt, als Resultat dieses Vergleichs, heraus, dass die umfassende wie die umfasste, beide, vor allem einen MANGEL gemeinsam haben (die Nichtbestimmung, wie mir wachsendem Wissen umzugehen ist, Fehlen einer Lernregel).
Und so in OPP, wo wir statt „indifferent“ „vergleichbar“ sagen müssen, denn da geht es um das Begründen (das in REL als gemeinsames bereits unstritig vorausgesetzt ist, nämlich Grundlage dafür, dass Begründungen und die Art, Pläne und Versuche zu erschliessen, bei allen REL-Individuen, Binnengruppen, vergleichbar sind im Rahmen IHRER JEWEILIGEN Erfahrung (da die nicht dieselbe ist, müssen wir dort „vergleichbar“ sagen statt „gleich“).
In REL ist das so unstrittig (zumindest unter allen REL-artig denkenden) vorausgesetzt als Bestimmung aller Personen, aller vernünftig zu nennenden zumindest, wie in OPP das unbestimmte Personsein aller Sprachfähigen. In OPP wird umstandslos behauptet, dass sie, als Personen, dann auch alle gleich begründen (nämlich so wie „ich“ als Person); es stellt sich dann, Stufe für Stufe, heraus, dass ihr Begründen zwar vergleichbar ist, aber genau darin, dass es garkein wirkliches Begründen gibt, kein Nennen-Können einer hinreichenden und so, wie angeführt, eine Handlung VOLLSTÄNDIG angesichts bestehender Erfahrung festlegenden Zahl von Gründen (und vor allem: Regeln, auf die man sich dabei beruft, für Relevanz der Gesichtspunkte, die dabei eine Rolle spielen sollen).
So sind alle REL Binnengruppen-Angehörigen darin voneinander ununterschieden, das sie in egalwelcher (eben indifferenten) Weise allesamt NICHT sagen können, warum sie bestimmte Versuche zur Verbesserung bzw Einrichtung der Lage der grösst-denkbaren Binnengruppe (der der Marktteilnehmer, der sich virtuell ja alle anschliessen könnten; also kurz: ALLER) eher als andre befürworten (und Investitionen oder Einsparungen je SO gestaltet, Überschüsse SO gelenkt sehen wollen).
MOD Menschen hingegen können das, und ihre Unterschiede dabei sind unerheblich, genauer, ihre unterschiedlichen Positionen in der gleichen, von allen geteilten Mentalität, dem Kulturprogramm, das sich seinem Inhalt nach (als je gerade leitende Individualität) zwar ständig ändert, denn die es bestimmende Erfahrung (und leitenden Visionen) wachsen ja ständig, aber all diese Modifikationen begründen eben nur indifferente Unterschiede zwischen den je aktuellen Individualitäten und Wachstumsentwürfen, die gerade inkraftsind; die Positionen aller in ihnen Lebenden, spätestens der Zeitgenossen, sind GLEICH GUT (so müsste man die betreffende MOD Vorkabel umschreiben). Es zeigt sich dann leider, dass sie in dem Sinn alle gleichgut sind, dass sie im wesentlichen gleich und vergleichbar SCHLECHT sind, aber selbst diese Schlechtigkeiten hauen sich die Angehörigen der libertär-kommunistisch vergesellschafteten MOD-Produzenten-Gesellschaft bis zuletzt um die Ohren, sogar dann, wenn sie tatsächlich (wie hier ständig vorausgesetzt) alle auf dem VIERTEN STANDPUNKT/MOD stehen und SEINE Begrüdnungsweise und die aktuelle Individualität teilen. – Das kommt dann schon unerwartet, und erschütternd; für den MOD-Vermittler spätestens stellt es sich so dar. Warum aber MUSS es so kommen? Was ist es, das sich der MOD-Vermittler wird klarmachen müssen?
44.
Die Betrachungen über die ersten beiden Spalten haben sicherlich einiges interessante Vergleichsmaterial beigebracht (und es ist sicher nicht erschöpft), der Vergleich ist ja auch nötig und sinnvoll. Aber das entledigt mich nicht der Frage, die am Ende von Kap.3 unbeantwortet geblieben ist (obwohl wichtige Orientierungslinien hin zur Antwort sich dort abzeichnen): Was denn jetzt die Konsequenz des Mangels an Selbstbestimmung von MOD ist?
Er hat sich als Entscheider bestimmt, dh. als unüberbietbarer Urheber und Quelle von Sinn, Prioritäten- und Optimalvorstellung (in diesem Rahmen), auf gegenwärtigem gesamten Wissen-dass basiertem (Versuchs)Plan (in diesem Rahmen), Gestaltung des optimal situations- (kräfte-, bedürfnis-, gefahr-, nebenfolgen-schätzend) bezogen gewählten Ausführungswegs (in diesem Rahmen), Ermittlung des genau DAFÜR noch zu Wissenden.
Man muss aber auch sagen: er hat sich BLOSS als das bestimmt; Quelle, Urheber, aus ihm kommt all das heraus.
Er ist damit und darum, weil Quelle all dessen, auch erhaltenswert, sich selber. Aber diese Bestimmung wird mit den Inhalten dessen, was er da an Sinn-, Optimalbegriffen, Zielen, Ausführweisen, Rest-Fragestellungen aus sich hervorbringt, nicht zusammengebracht:
Die Erhaltungswürdigkeit des Erhalters für ihn selbst wird ihm einfach, als weitere Bestimmung, angehängt. Und dann tauchen die Detailfragen auf, die zeigen, dass er eben ganz wesentliches noch NICHT bestimmt hat, wenn er sich als Entscheider (im eben zitierten Sinn) bestimmt hat, dass er da noch garnicht wirklich gesagt hat, WAS es ist, das erhalten werden soll, so wie es ist, und was, beispielsweise, optimiert werden. Sagt er denn explizit, worin Sinn und Sinngrenzen bestehen, oder seine Optimalhypothese? Sagt er es, wenn er darauf beharrt, SICH (seinesgleichen) maximal lang erhalten zu wollen – wen, was also? Hat er es bestimmt?
In Kap.3 wurde in Erinnerung gebracht: Wir (als Entscheider) SIND doch auch schon etwas; aber alles So-Sein ist ja vor dem Entscheiden auf den Prüfstand gestellt. Präzisiert lautet die Erinnerung daher besser: Wir SIND doch schon etwas, das so, wie es ist, bleiben soll, und auch bleibt (wenn es nicht gestört und zerstört wird), etwas, das von sich aus schon Kraft hat sich zu erhalten (wenn es nicht völlig unsinnig und verfahren zugeht).
Das waren Eigesnchaften, die für das MOD-Denken mehr als merkwürdig sind: Etwas ist da, aber es ist dabei so, dass es auch dableiben wird, sehr wahrscheinlich, innerhalb der Umgebung, in der es normalerweise vorkommt (die ebenfalls ein so seiendes ist, das sich normalerweise erhält usw): Ein Gefüge von, in seine relativ maximal stabile Umgebung (geologisch, klimatisch stabil) stabil angepasst-anpassungsfähig (an die kleineren Schwankungen der Umgebungsbedingungen) eingefügten Stufen von variableren, aber eben auch nach aussen anpassungsfähigen „Umgebungen“, deren innerster Kern, von allen andern umschlossen, dann „wir“ sind.
Dies Gefüge heisst sonst NATUR.
Die genannten Kategorien haben im MODernen Denken, leider Gottes muss man es sagen, nicht den ALLERGERINGSTEN Stellenwert, sie kommen in einer Rekonstrultion dessen, was dort für vernünftiges Vorgehen und in dessen Rahmen zu Beachtendem gehalten wird, einfach nicht vor.
Sie kommen in den Entscheidungsebenen des Entscheiders nicht vor, werden dort nicht erwähnt.
Sie kommen in seiner Selbstbestimmung, als Welt- (eigentlich Natur-) Bestandteil, nicht vor.
Natur ist zwar ständig und in allem Handeln, angefangen bei seinem eigenen Körper, des Entscheiders präsent, kommt darin vor, ist das Material dieses Handelns; aber er VERHÄLT sich nicht dazu, als Natur, er berücksichtigt das Natursein des Naturhaften nicht, dem er begegnet (ausserhalb der technischen Welten, in denen er sich verschanzt hat), spätestens in Gestalt seines eigenen Organismus, der Gesundheitsbedingungen (aber für die sorgt Medizin), der Quellen seiner Ernährung (für die die Lebensmittelchemie), der Schutzbedürftigkeit gegen Immissionen der verschiedensten Art (für die sind Sicherheitsauflagen da), der – Bedürfnisse und Leistungsgrenzen, der Stimmungsschwankungen (reguliert mit Psychopharmakologie)… Bedenkt man es recht, hat er die Begegnung mit Naturhaftem soweit wie möglich auf den eignen Körper reduziert, am liebsten würde er auch den noch loswerden (das gut versorgte Hirn im Wasserglas (genauer: der raffinierten Nährlösung), das mit de Ausführungs-Apparaten verdrahtet ist, als das letze Stück Restnatur, illustriert diesen kategorialen Irrwitz).
Aber bevor wir uns fragen, wie es dazu kommen konnte (REL als Durchgangsstadium für die MOD-Selbstbestimmung spielt da eine wichtige Rolle!), ist der Fehler erst einmal präzise festzuhalten. Und das ist bis jetzt immer noch nicht geschehen.
Dass dem Entscheider das Merkmal (besser, die Forderung) der ErhaltungsWÜRDIGKEIT äusserlich angehängt wird, zeigt, dass sie sich aus dem, was tatsächlich in seiner Definition an ihn ausmachenden Merkmalen und Bestimmungen angeführt ist, nicht ergibt.
Man kann diese Erhaltungswürdigkeit immer doppelt lesen, er, wie er ist, soll gegen Einflüsse, die ihn kaputtmachen, zerstören, gänzlich verschwinden lassen, erhalten werden – er soll dauern. Aber das, ws er ist, soll sich im wesentlichen auch nicht ÄNDERN, er soll nicht nur bleiben, sondern sich wesentlich (durch alles Dazulernen hindurch, was ja keine Selbstverständlichkeit ist!) GLEICH bleiben.
Aber das nähert sich nun immer mehr dem REL Optimalbegriff an, den REL allerdings der Welt beilegte: Es ist SO, wie es ist, WEIL es gut (maximal Sinn machend usw) ist. Kann das ein MOD Mensch von sich, als Person, Entscheider, einfach so behaupten? Kann er das mit seinen Mitteln auch nur irgendwie – entscheiden?
Als Ende des 3.Kap. erneut Betrachtungen angestellt wurden darüber, wie die Wertsphären aus dem Übergang von REL weg entstehen, kam neben der „Totalität“ auch das Ineinander von Sinn ud Vorhandensein zur Sprache:
Der Entscheider ist vorhanden, er ist die Quelle des gesamten Sinns, da muss dieser Sinn in dieser gesamten Totalität doch irgendwie in ihm auch bereitliegen – Ausgangspunkt der neurophysiologischen und Selbst-Optimierungs-Option (indem wir „uns“ erhalten, erhalten wir diese Sinn-Totalität in nuce);
aber auch die Welt, als Korrelat all diesen möglichen Sinn machenden Handelns, und insofern sinnvoll, soll eine solche Totalität sein, mit andern Worten, das gesamte Sinn-Machende in der Welt ist in der Totalität der Tatsachen (wenn es schon nicht mit ihr zusammenfällt, so doch immer) als Teil ENTHALTEN – sodass, die Welt als Ganze kennenzulernen, uns auf jeden Fall das Sinnhafte in ihr mitentdecken lässt – Ausgangspunkt der empiristischen Naturwissenschaft.
(Anm Von diesen zwar aus REL herkommenden, aber genuin MOD-gemässen Gedanken muss man alles abgrenzen, was in REL zurückgefallenes MOD-Gedankengut darstellt: dazu muss später mehr gesagt werden.)
Aber diese beiden Bestimmungen reichen noch nicht ganz zur Ableitung der Art, wie Sinn und Welterklärung, je getrennt, in die MOD Wertsphären Ästhetik/Utopie und Wissenschaft, transformiert werden; denn dazu gehört auch noch die Weise, in der sie sich an Technik und Bedürftigkeit anschliessen (die im Übergang zu MOD auch getrennt sind, und ab da kaum noch, und nur höchst prekär, auf den verschiedenen Zeit- und Gesellschaftsebenen, wieder zusammengefügt werden können zu einer Lebensform), und quasi zu Unter-Abteilungen dieser beiden „ineren“ Sphären degradiert werden – bevor sie ihr Eigenleben entwickeln; aber da haben sie entscheidende Färbungen erhalten, die sie ab da kaum noch loswerden: die Wissenschaft das Technomorphe (Orientierung auf blosses Sosein statt Dasein, im „Sosein“ zugleich auf die „Elemente des Erklärens“ und ihre Zusammensetzung, ein bloss Absolut-Notwendiges, zu dem es kein Hinreichendes gibt bzw das nicht Anschluss findet ans Hinreichende); die Utopie das Kompensatorische, Darstellung der gespürten Mängel der aktuellen Produktions- und Lebensweise in den Sphären jenseits von ihr, auch in Gestalt ihrer phantasierten, anschaubaren (wenn auch nicht realen) Behebung.
Es gab dann dort auch die Erinnerung in Gestalt des Satzes: Wir SIND doch schon etwas. Aber dass etwas schon etwas SEIN kann, und doch sich zu etwas zu machen hat, ohne sich zu etwas anderem zu machen – das ist in der struktur- und vorhandenheits-bezogenen Kategorienwelt von MOD nicht nachvollziehbar, und endet in der Sackgasse der bekannten Regresse und Antinomien.
Hier könnte man einsetzen, und formell sagen: „Dasein ist ein Sosein, das…“ – und genau diese Bestimmung in der Definition fehlt noch. Ja gewiss ist alles Dasein in jedem Moment seiner Existenz ein Sosein, das bestimmte realisierte Dispositionen aufweist (die sich aus der Art seiner Zusammengesetztheit ergeben); aber das Wesentliche an ihm ist eben die Kette von Aktionen, die auch auf das Sosein zurückwirkt, derart dass die tragenden Strukturen immer weiter dauern und sich reproduzieren, ja sogar dazu imstand sind, nicht nur sich umlernend anzupassen, sondern dazulernend diese Anpassungen immer feiner zu differenzieren, und einen immer komplexeren Regelapparat dafür auszubilden. Alles auf der funktionellen Ebene, alles beschreibbar nur in Termen der Aktion dieses Daseienden. (Man begreift von daher, wie wichtig in der „philosophy of mind“ die Wendung weg von strukturellen zu funktionellen Betrachtungen war, als allererster Anfang zumindest…)
Diese Eigenaktion des Daseienden zählt schon in dem Moment für die MOD Art, auf welcher Ebene immer Sinn zu machen und rational zu planen, nicht das geringste mehr, wenn die Spezialisten des ZWEITEN STANDPUNKTES/MOD sich vom Alles-selber-Tun der MOD Pioniere resigniert zurückziehen, und sich mit von andern hergestellten RESULTATEN zum Konsum, als Surrogaten, begnügen, auf die es doch eigentlich, aber eben als Mittel, ankommt. Mittel für SIE, damit sie ihre Tätigkeit fortsetzen können; sie sind da längst selber zu Mitteln degradiert. Denn mit dem Tun, das allen zugänglich sein soll, ist auch die wesentlichste Sinnquelle aus der Welt verschwunden; die produktiven Tätigkeiten selbst sind, im nächsten Schritt, zum DRITTEN STANDPUNKT/MOD hin, bereits (nachdem man sich soviel hat zumuten lassen, dass man imstand war, ihn zu gehen) derart beschädigend und entwertet, dass man sie am liebsten allesamt loswerden möchte; man selbst ist entwertet zum Mittel, und behandelt sich ab dem VIERTEN STANDPUNKT/MOD ganz konsequent als solches.
Aber so schön und kritisch diese immerzu in Abwandlung wiederholten Formeln klingen, sie sind begrifflich unreif, verchiedenste Anschlüsse zu anderen solchen Formeln sind nicht geleistet, vor allem folgende:
1. Was ist das Pendant zu den drei Anfangs-Kategorien(stufen), mit denen die ERSTEN STANDPUNKTE der andern beiden Spalten, OPP REL, starten, und die dann – in einer Reihe von Ernüchterungs- und Reife- bzw. Reparaturschritten (in REL der letzte; in OPP gibt es das nicht) reduziert werden? Die Arbeitshypothese, die vorläufig die Antwort liefert für MOD, lautet: Es ist die Beziehung des Entscheidens (also auch des Entscheiders) auf ZEIT, genauer: von wachsendem Erfahrungs-, also Entscheidungsstoff auf kategorial im Planen zu berücksichtigende Zeit-Begrenzungen, und das sind vor allem: vorab feststehende Könnensbegrenzungen: Leistungsgrenzen, Bedürfnisse; die absehbare Lebenszeit (historisch individuierend), die gemeinsam mit andern (den Zeit- und generationsgenossen: „wir“) zu verbringende; die Zeit jenseits der eigenen und der Biographien dieser Zeit- und Generationsgenossen – die erfüllbare Zeit überhaupt. Diese Zeiten sind INEINANDER gefügt, die kürzeren in die längeren, und vom als weitestreichend Anzunehmenden dieser Art absteigend, nämlich dem geschichtlichen Sinnhorizont überhaupt („solang die Möglichkeit nicht widerlegt ist, dass er/es zu erreichen ist“), empfangen die einzelnen Zeitzonen ihren Sinn. Darüberhinaus müsste die Zuordnung von jeweils nicht mehr ignorierten Kategorien zu ihren Pendants in OPP- und REL-Spalte geklärt werden (denn der Anfang im ERSTEN STARTPUNKT/MOD zeichnet sich aus durch allzu optimistische Unbekümmertheit um Zeithorizonte, als ob sie alle in einem Leben Platz hätten: Pendant zur Erfahrung der Sprengung aller so zustandekommenden Erfolge durch die Materialmasse, die zur persönlicihen Verarbeitung anstünde – und wofür keine Lebenszeit der Welt reicht. Wie wird die immer wieder auftretende „Sinnkrise durch Zeitknappheit“ (unzulänglich) bewältigt? Das ist der Durchgang durch die STANDPUNKTE/MOD. Also, hier die Frage: In welchem Verhältnis stehen seine Stufen zu denen der STANDPUNKTE/REL und /OPP?)
2. Aber wie ist dieser Sinn eigentlich in der MOD als Entscheider zugeschriebenen Optimalhypothese formuliert? Die drei Prinzipienpaare ES KS RU sollen hinreichend sein, die Welt Korrelat ihrer Anwendbarkeit auf Dauer bei anwachsendem Wissen: So war MODs Optimalhypothese, die zugleich eine (nämlich die empiristische) Lernregel sein sollte, bislang formuliert. Aber es ist nicht hinlänglich herausgearbeitet, welchen Zusammenhang diese Lernregel mit dem Entscheidertum einerseits, und der mühsamen Entdeckung der Zeithorizont-Kategorien andererseits hat. Es fehlt die Formel dafür, wie der seiner selbst bewusste MOD Entscheider (soweit er sich seiner bewusst ist!) selbst seine Optimalhypothese, sein Weltverhältnis ausdrückt, bzw welchen Formeln er zustimmen würde. Warum konnte ich diese Formel (wenn auch nur unzulänglich,. sonst müsste ich den Mangel hier ja nicht ansprechen) zunächst nur mit den drei Prinzipienpaaren formulieren, ohne von Entscheider zu reden – warum waren sie damit AUCH schon ausdrückbar? Die 3-Prinzipien-Fassung muss eine mögliche, aber unbestimmtere Formel sein; sie muss durch ihre bestimmtere Fassung ersetzt werden. Und hoffentlich wird daran der Mangel des MOD Denkens auch endgültig klar.
(Anm. Es ist eine überraschende Feststellung, die aber nichtsdestotrotz wahr ist und hier erstmals festgehalten wird: Dass die Entscheiderkategorien, nachdem sie erstmals „durchgebunden“ und in ihren NOTWENDIGEN Zusammenhang gebracht wurden (was heisst das?) (statt als bloss „mentales Vokabular“ wie in REL zusammenhangslos auf allen Stufen für abstraktere oder konkretere Bebilderung unbestimmt-maximal gesteigerter Versionen seiner selbst herangezogen zu werden), nur eine abstrakte Regel für die Erfahrungsverarbeitung zu jedem Zeitpunkt angibt, aber über die Menge und Länge der so verwerteten Erfahrung oder der Ausblicke, die durch die daraus erschlossenen (Versuchs)Plan-Entwürfe abgedeckt werden, keine Aussage enthält: Sie ist also höchst präzisierungsbedürftig in dieser Hinsicht!
Anm in derAnm. Notwendiger Zusammenhang heisst: Die beiden Endstufen 1=“Sinn-Begriffe, Sinngrenzen“ und 5= „je nächst zu Versuchendes“ (das stand für das MOD-ES: Reproduktionsentwurf und versuhsweiser Fortschrittspfad ), müssen über alle Zwischenstufen 2, 3, 4 zusammengebunden werden: Sinn, der nicht seine mögliche Fundierung in Versuchen und Erfüllungserfahrungen findet, umgekehrt, Versuche und Erfüllungen, deren Einbettung in einen Gesamtentwurf unklar ist, sowie das Auslassen der zwischen beiden Enden vermittelnden Zwischenschritte des Planens – all das wäre SINNLOS.)
3. Warum die „Selbstverständnisse“, mit denen ich mich im 1.Kap so lang abgemüht habe, warum deren Ungenügen (obwohl sie Stufe für Stufe immer weiter angepasst werden) , warum die notwendigen Zusätze, die die Selbst-Verständnisse auf Ebene des Einzelmenschen (Einzel-Lebensentwurfs) ergänzen hinsichtlich der „gesellschaftlichen“ Dimensionen dieser Entwürfe?
4. Wie passen die VIER STANDPUNKTE/MOD ins an OPP und REL bislang entwickelte Stufenschema? Wo findet man die Anschlusstelle für das, was im 3.Kap über mangelnde Selbstbestimmung MODs herausgefunden wurde?
45.
Die Tatsache, dass all diese Fragen bislang unbeantwortet sind, offenbart riesige Lücken in der Analyse der MOD Mentalität auf dem derzeit erreichten Stand. Holen wir also das bislang Versäumte nach.
Der Entscheider schreibt sich selbst die Aufgabe zu, Sinnbegriffe und Sinngrenzen zu denken für das, was sein muss in der Welt, damit er in ihr und aus ihr Sinn machen und sinnvoll, also überhaupt weiter handeln kann.
Darin bestimmt er also erstens etwas über die Welt, zweitens über sich, und drittens sein Verhältnis zu dieser Welt; genauer, er bestimmt Anforderungen, die er selbst erfüllen muss, um Entscheider zu bleiben, und nicht aufzuhören, einer zu sein (bei wachsender Erfahrung), er bestimmt aber auch Anforderungen, denen dies korrekte Weltwissen aus Erfahrung genügen muss, damit darauf mit sinnvollen nächsten Hypothesen und (Versuchs)Plänen geantwortet werden kann.
Die Präzisierung von „Sinn“ fand in REL statt mithilfe der Formel: Sinn ist in der Welt, wenn und solange sie denkbar bleibt als eine Realisierung in einer Reihe je best-denkbarer Formen, die sie annehmen könnte, wobei sie geordnet sind in dem Grad ihrer jeweiligen Optimalität (es ist eine Rangreihe); welche Ränge und welche Formen da zu denken wären, wurde nicht gesagt, und, nebenbei, es wurden die Denker und das Denken gleich selber mit in die besten Welten integriert, als deren Teil – sie selbsr und ihr Denken war ein bestdenkbares (oder würde sich dazu entwickeln, oder sich als solches erweisen), unbestimmt, wie es das siein konnte oder tun würde.
Sehr viel präziser ist nun das MOD Denken des „Sinn“-Begriffs auch nicht. Der einzige Fortschritt über den REL-Begriff hinaus, den MOD macht, ist, den Sinn AUFZUSPALTEN: In einen objektiven, den die Welt, als vorhandene, ERMÖGLICHT, sofern sie den Anforderungen dieser Sinn-Abteilung genügt: Anforderungen, denen eine Welt genügen muss, damit wir Sinn aus ihr machen KÖNNEN. Und: einen subjektiven, den Personen, als handelnde, erfüllen und realisieren müssen (denn er ist eben in dieser realisierten Form noch nicht vorhanden, nicht real und realisiert), damit aus der Möglichkeit tatsächlich Sinn GEMACHT wird.
Wie also lautet, mit diesen beiden je getrennten Sinn-Abteilungen formuliert, MODs Begriff von Best-Denkbaren und seiner Stufenreihe, wie präzisiert er, dabei und damit über REL hinausgehend, diesen für sinnvolle Selbst-Bestimmung unentbehrlichen Begriff (den er ansonsten mit REL, und sehr zurecht, teilt, wohingegen OPP ihn nicht hattte)?
Wolgemerkt. Der Sinn-Begriff ist erst einmal nur ein Begriff, er muss erst in der Formulierung einer Hypothese verwendet werden – und das muss eine Aussage darüber sein, wie die Welt sein muss und wie sie von uns behandelt werden sollte, deswegen, bis zum Beweis, dass sie eben doch nicht so ist; also, eine Hypothese über die Welt, wie sie (der Hypothese entsprechend) versuchsweise behandelt werden sollte, eine Vorschrift für uns, wie wir handeln sollen, und eine über die Art, wie die anwachsende Erfahrung, die wir bei diesem (Versuchs)Handeln machen, zu bewerten ist: Wann wir es, als gescheitert, aufgeben, und wie abändern oder differenzieren bei welchen Zwischenresultaten.
Die MOD Optimalhypothese enthält all diese Abteilungen; aber in denkbar rohen und unbestimmten Ausprägungen.
Eine Formel, mit der in diesen Überlegungen anfangs gearbeitet wurde, um MODs Optimalhypothese zu charakterisieren, war: Die Anwendbarkeit der 6 Prinzipienpaare bei anwachsendem Wissen von der Welt und Erfahrung im (versuchsweisen) Umgang mit ihr als sowohl notwendige wie hinreichende Bedingung anzusehen. Man muss nicht mehr sagen, darin soll alles enthalten sein, was für eine rationelle Optimalhypothese benötigt wird. Aber was IST tatsächlich damit gesagt, und was darin enthalten, was folgt aus dieser maximal einfachen Formel?
Um die Antwort auf diese Frage geben zu können, muss man zurückgehen auf die Überlegungen im 1.Kap. zur Genese der Zentral-Kategorien des MOD Denkens, vor allem der vier Wertsphären: Teilung bzw. Aufreissen der REL-Kategorie, mit der Welterklärung und Sinn-Bestimmung ZUGLEICH geleistet wurde, in zwei Teile, deren einer Welterklärung enthält, die sich aus dem Kennenlernen, der empirischen Erforschung der Welt allererst ergeben soll; der andere die Sinn-Bestimmung, die in uns bereit liegen soll, kraft unserer Eigenschaft als rational, Person, also Entscheider und befähigt zur Ausbildung von rationellen (Versuchs)Plänen für jeden gegebnen Erfahrungsstand, und damit einzige Urheber Sinn-machender und Sinn-Möglichkeiten realisierender Entwürfe und ihrer Umsetzung in Handlungen.
Die Welterklärung aber schliesst sich an an den vorfindlichen vormodernen Umgang mit der Welt, und das ist ein TECHNISCHER: Die Kategorien der Welt-Erschliessung sind TECHNOMORPH. (So die Ableitung bislang.)
Die Sinn-Bestimmung wiederum, also die konkretere Vorstellung, Veranschaulichung, Konstruktion dessen, wie wir das beim jeweiligen Erfahrungsstand nächst-Sinnvolle, die nächst-sinnvolle Art, aus den in der Welt überhaupt vorhandenen Möglichkeiten, Sinn zu machen, tatsächlich einen (Versuchs)Plan machen, schliesst sich an an die Art, wie wir auch unsere Reproduktion anleiten lassen durch Bedürfnisse: Sinn ergibt sich beim jeweils erreichten Stand unserer Erfahrung und deren bisheriger Sinn-machender Verwertung in Produktions-Fortschritten, aus dem, was als nächstes zu erfahren und erleben (anschaubar ausgemalt in ästhetischen Gebilden) uns jeweils ein Bedürfnis ist. (Die Sinn-Bestimmung, so könnte man sagen, wird ÄSTHETISIERT, und, Neologismus, ÄSTHESIOMORPH).
Die Sinn-Realisierung schliesslich findet im trüben Zwischenraum der tatsächlichen Praktiken und aus ihnen naheliegenderweise herausführenden und sie optimierenden Fortschrittspfade statt: Die Ursprünge dieses Konglomerats – immerhin eine mögliche Reproduktionsweise – sind, so sehr auch Stücke des anwachsenden Wissens und aus ihm entwickelte Technologien in es eingehen mögen, völlig kontingent; für das Zustandekommen und Aufrechterhalten bzw. Optimieren gerade DIESER Reproduktionsform gibt es erst einmal keine Gründe, ausser, dass sie eben irgendwie gelingt, und man damit mehr oder weniger gut lebt; tatsächlich gibt es zunächst keine Regel, wie man diese Praxis aus Sinnentwürfen und/oder den ständig sich erweiternden Wissensmassen und neu-entwickelten technischen Möglichkeiten entwickeln sollte. Nicht auf dem ERSTEN und ZWEITEN STANDPUNKT/MOD jedenfalls, bei den beiden nachfolgenden ändert sich das.
Von der traditionalen Praxis unterscheidet sich die MOD Praxis im Anfang also nur durch die fakultative (aber nicht obligate) und ungeregelte (nicht planmässige) Verwertung neu ermittelten Wissens, das ihr OHNE WEITERE ANLÄSSE, OHNE NOT usw ständig zuströmt, und den MOD Praktiker und Produzenten zu einem Verfahren ermuntert, das man als REL-Kulturheroentum in Permanenz und im Angesicht von (sich dafür anbietendem) anwachsendem Wissen bezeichnen könnte.
Dabei gibt das anwachsende Wissen, als ein Reservoir an Möglichkeiten, und das wachsende Inventar an „ästhetisch“ ausgemalten Visionen/Utopien dieser Praxis nur immer neue Anreize, sie zu einer ähnlichen Totalität aufzublähen, wie Wissen und Techniken bzw. Utopien es schon von sich aus zu werden bestimmt sind (die diesen Gedanken einer Totalität, zu der sie sich machen sollen, vom REL Denken erben.) Bloss, dass diese dritte, mittlere, aus beiden anschwellenden reservoirs sich auch speisende Totalität nie von der Kontingenz, von der sieausgeht, loskommt: Eine quasi „freihändige“ Konstruktion einer Reproduktion und eines Fortschrittspfades, konstruiert aus einem gegebnen Stand an Wissen-dass und Wissen-wie, und einem an vorhandenen Utopien, gibt es nicht – keine Regel existiert, wie man das machen sollte.
Soweit in etwa die Resultate spätestens des 3.Kap., das einzig neue, das bislang hier hinzukam, ist die Idee von oben, dass MOD Welterklärung und Sinn-Bestimmung, oder auch: dass die Definition dessen, woraus in der Welt wir als MOD Denkende allenfalls Sinn machen können (was dies aus ihr Sinn Machen in ihr ermöglichen würde), und wie wir daraus dann Sinn machen würden, beide etwas darstellen, was irgendwie in der Totalität der Welt auch schon vorhanden ist: In der Menge der Daten, die wir im uns überhaupt Begegnenden, Aufgesuchten erheben, ist auch das, woraus Sinn zu machen ist, enthalten, darin quasi versteckt, es wird sich uns offenbaren (wenn es nur überhaupt vorhanden ist), sobald wir es nur aufmerksam genug in Betracht ziehen; sowohl diese Erkenntnisfähigkeit, mitsamt all ihren Kategorien (worin immer die bestehen), als auch die Regeln zur Konstruktion des je -nächst auszuprobierenden Sinn-Machens angesichts der Möglichkeit, die ein Weltstück uns darbietet, aus ihm und mit ihm etwas Sinnvolles zu machen (als Teil des Gesamtsinns) – sie finden sich IN uns.
Die (subjektive) Totalität der Regeln des aus etwas, das dafür geeignet ist, Sinn-Machens (und allem darauf zielenden Tun Sinn-gebens), als auch die (objektive) Totalität der Arten dessen, woraus auf irgendeine Weise von uns Sinn gemacht werden kann (derart dass es dem daraus Sinn-Machen einen Stoff, Materie, liefert, an dem und der es sinnvollerweise angreifen kann, oder es FUNDIERT die Sinn-erfüllende, Sinn-machende Praxis), ist PRÄSENT, wenn auch versteckt, die erste in „uns“, die zweite in der erfahr- und erforschbaren Welt. Nach dem oben gesagten ist die Art dieser Präsenz auch noch angegeben, die in uns ist von der Art dessen, was sich uns auch in Bedürfnissen kundtut: Etwas ist befriedigend, erzeugt den Appetit oder Wunsch, es wirklich, ausgiebig, nicht nur in andeutenden Anschauungen, zu erleben; das andre ist technische Handhabbarkeit, Kontrollierbarkeit in all ihren Spielarten und Graden ihrer Perfektion.
Diese beiden riesigen aber zerschnittenen Werte-Hälften der MOD-Gesamtpraxis sind also beide nach „aussen“ (Ästhetik, Wissenschaft) hin in einem Vorhandenen (und So-Sein) verwurzelt, nach „innen“ hin aber ein Gemachtes, Geplantes, wenn auch kontingent Gemachtes. Die Vierteilung kommt zustande, indem dem linken äusseren Viertel (Ästhetik, Utopie) der Charakter zumindest des potentiell „absolut-Hinreichenden“ (oder darauf im Sich-dazu-Verhalten darauf zielenden, und dadurch sich selbst so Bestimmenden) zugesprochen wird, dem rechten äusseren Viertel aber der des „absolut-Notwendigen“ (Elemente des Erklärens; also, ebenso, auch des im Sich-dazu-Verhaltens damit Umgehens, damit Arbeitens, es maximal Sinn machend Verarbeitens, und dadurch ebenfalls sich selbst Bestimmens); die mittleren Viertel aber immer prekär daraus ihr Material schöpfend, ohne dabei doch noch irgendetwas Absolutes aus ihrer Verbindung zu den beiden Reservoiren dieses Materials mitnehmen zu können: Soviel irgendwie Hinreichendes, zum Hinreichen Beitragendes (und darum Sinn-gebendes) sie in ihrer Praxis vorweisen können, soviel Elementares dabei berückscihtigt ist, und damit Notwendiges – es ist nichts absolut-hinreichendes oder -notwendiges dabei, und schon garnichts absolut notwendig-UND-hinreichendes.
Von einer andern Seite kommt nun noch dieser Gedankenstrang hinzu, der noch nicht an diesen letzten (Ergebnis der Überlegungen zur MOD Selbstbestimmung und ihrem Mangel) angeschlossen wurde – es ist der zur Kategorie Indifferenz,der sich oben schon andeutete:
Es soll indifferent sein, auf dem ERSTEN STANDPUNKT/MOD, wer sich wann um welches Thema kümmert – die Reihenfolge ist indifferent, ausser in der einen Hinsicht, dass passendes Material, Stoff für je nächste Neuschöpfungen, -funde- und -erfindungen, -einrichtungen, (von Wissen, Verfahren, Arbeitsstätten, Ideal-Anschauungen) dasein muss, oder umgekehrt, Motive zu bilden, suchen, erfinden, einzurichten, denen dabei genügt wird. Die Stoffe sind so austauschbar wie die Motive, sie werden aufgegriffen und fallengelassen, es ist Sache der schöpferischen Geister, zu entscheiden, welchem sie sich widmen wollen, und was sie zur Bearbeitung für den nächsten zurücklegen (auf den grossen Haufen des öffentlich Verfügbaren, Vorhandenen) und liegenlassen.
Von dieser ersten grossen Indifferenz und Gleich-Gültigkeit (so wie gegen sich, und das eigne Bedürfnis nach Übersicht, als gegen den Stoff, in seiner unüberblickten Fülle) bleibt wenig übrig, wenn zum ZWEITEN STANDPUNKT/MOD fortgeschritten wird: Denn dort es ist es garnicht gleichgültig, ob man bleibt oder wechselt, wie es einem beliebt, und ob jemand übernimmt, und wann: Vielmehr muss man bei seinem Leisten bleiben, und sich an ihm zum Spezialisten bilden – denn da gibt es viel zu wissen und zu können, bevor man endlich seinerseits Sinnvolles beizutragen hat – wo vorher Fülle herrschte, herrscht jetzt im Leben des Einzelnen Perfektion, er beherrscht den Stoff, aber dadurch der auch ihn; gleichgültig soll er nur gegen den Stoff der Andern sein, und gegen deren Arbeit, da entgeht iihm nicht viel: Das, was IHM das wichtigste im Leben ist, soll den andern völlig gleichgültig sein, und umgekehrt, aber so sagen sie alle zusammen (die übergrosse Mehrheit der Nichtspezialisten sagt es!): Alles Arbeiten ist ungefähr gleich gut, nämlich schlecht, es kommt ja nur aufs Resultat an. Die Resultate werden zwar konsumiert, aber was daraus zu machen ist (an Sinn), bleibt immer anderen vorbehalten – und auch dieser nachvollziehende, rein zusehende und bestenfalls einmal in einem winzigen Bereich auch noch selber sich durch einen Sinn-Bogen praktisch durchbewegende Konsum findet allenfalls in der Freizeit der Spezialisten noch statt, ihre Hauptarbeit widmen sie ihrem Lebensthema, an das sie gefesselt bleiben; die erreichte Virtuosität in der Beherrschung ihres Stoffs, die gesellschaftlichen Errungenschaften, an deren Zustandekommen sie beteiligt waren, das ist ihr einziger Trost und Stolz.
Ansonsten konsumiert der unpersönliche gesellschaftliche Prozess, der alles aufnimmt, verschlingt, verzehrt und verdaut, was in ihm selber je entsteht – die Fortschrittsspirale, die zu niemandes Bestimmten Nutzen, allenfalls zum Nutzen Aller, sich in einem fort weiterdreht, und Stoff und Interessen so schnell entwertet, wie sie ständig neue erzeugt. Die Spezialisten und ihre Lebensarbeit aber sind nur Verbrauchsmaterial – sie werden, ihre Leben werden konsumiert und aufgezehrt dabei. Ihr beschädigtes Leben wird nicht unbedingt besser, nur weil jetzt das PRODUKTIVE Konsumieren den ursprünglichen Produzenten weggenommen wird, nachdem es ihnen sich zuvor schon entzogen hatte, weil sie heillos überfordert waren damit, die Stoffe und Interessen der Nebensphären auch noch im Blick zu behalten; stattdessen wird das nun eigenen Spezialisten als Aufgabe übergeben. Hier wird nun garnicht erst mehr zu behaupten versucht, dass auch die Gegenwart schon erfüllend sein könnte, stattdessen ist sie das finstere Reich der Notwendigkeit, in dem alle Arbeit nur darauf wartet, endlich automatisiert und somit natur-artig zu werden, die Mitwirkung an diesem unvermeidlich heroischen Gang durch die Fortschrittshölle soll Trost genug sein. Das ist bereits so trotzig und bodenlos, dass es unmittelbar erinnert an dieselbe Operation im VIERTEN STANDPUNKT/REL, wo man sich versteifte auf die These, die allgemeine Vergleichbarkeit der glaubend-traditional verfassten Einzelexistenzen MÜSSE einfach eine Garantie sein, dass sie zu einer gemeinsamen (selben) Verwertung ihres Wissens gelangten, unbestimmt wie, wenn nur die Hindernisse in Gestalt unbegründeter (nicht durch überlegene Kenntnisse, Erkenntnisse, Entwicklungen, Können begründete) Privilegien und Monopole weggeräumt sind, daher Gleichverteilung aller Chancen erreicht ist (aber nicht Ausgleich von Defiziten durch Ungleich-Behandlung Benachteiligter: Das ist Gerechtigkeitsdenken; diese Art der Solidarität reicht bei REL-Vergesellschaftung allenfalls noch bis zur Wieder-Herstellung von Subsistenz-Fähigkeit, egal welcher, wenn sie denn jemandem verlorenging: Nicht umkommen in der Katastrophe ist genug.) – Hier, auf dem DRITTEN STANDPUNKT/MOD, finden wir ein analoges Trotz-Gebilde: Nur, dass hier keine Ideal- und hypothetische Optimal-, sondern eine REAL-Behauptung aufgestellt wird: Vernünftigen Menschen, so wie sie gebaut sind, IST es gleichgültig, und in welcher Entwicklungsphase sie sich gerade befinden, alle Phasen sind gleich wichtig, und für die persönliche Lebensplanung und deren Sinn, im grossen Ganzen, einzig entscheidend, dass die GESCHWINDIGKEIT des Fortschritts bei Lebzeiten für einen anschaulich wird, und nicht durch Zweifel daran beeinträchtigt ist, es gehe unnötig langsam und Opfer würden umsonst erbracht. Das soll reichen. Hier nimmt die individuelle biographische Fortschritts- und Erfolgs-Erfahrung den Charakter an eines „pars pro toto“: So wird es weitergehen, wichtig ist, die FortschrittsBEWEGUNG erlebt zu haben, in welchem Abschnitt der zurückzulegdenen Gesamtstrecke, ist egal also INDIFFERENT. – Nicht weniger trotzig die letzte Fassung dieses Gedankens im VIERTEN STANDPUNKT/MOD. Da wird nun endgültig der Begriff, den das MOD-Selbst von sich hat, bemüht, und das in seiner vorerst letzten und reifsten Fassung: So, wie es ist, so vorhanden, wie es sich in seiner kontingenten (wenn auch nicht GANZ kontiengenten, da von irgendwo nach irgendwohin fortgeschrittenen) aktuellen gesellschaftlichen Verfassung findet, ist es sein wichtigstes, vorrangigstes Mittel; SICH zu sichern, in aller experimentell-gelassenen Vorsicht, ist erstrangige Pflicht. Es sichert sich aber nicht nur als Mittel seiner eigenen Sicherung, sondern auch wichtigste Quelle von SINN: Denn je länger seine Über-Lebenszeiten werden, desto grösser der Anteil, den es am historischen Fortschritt der MOD Individualität in Richtung einer quasi-naturalisierten, nämlich gänzlich automatisierten (dabei freilich immer wieder auch höchst überwachungsbedürftigen, da über-KOMPLEXEN!) Technik nehmen darf; wenn nicht es sich zunehmend Auszeiten von der Geschichte nimmt, freie Zeiten, für die ebenfalls in einer physisch verlängerten Biographie Platz geschaffen wird, wo es sich, in Vorwegnahme des künftigen Freiheitszustands, mit all den fortgeschrittenen Materien seiner Zeit so befassen darf, wie man es in der idyllischen Anfängen der heroischen Genie- und der tüftelnd-kreativen Spezialisten-MODerne einst durchgängig durfte.
Nur schade, dass dies Selbst sich so anders fühlt, als sein MOD Verstand es ihm klargemacht hat: Arbeitet es nicht, indem es über die relevanten Elemente (Genom, Zellen, Gewebe, Organe, vor allem Gehirn) „seines“ Körpers (und dessen vorgelagerten Zuliefer-Abteilungen da draussen, in der sog. Natur: Lebensmittelproduktion, Immissionsschutz etc), so wie er grad, aktuell, real, IST – arbeitet es da nicht an dem Notwendigen des Hinreichenden, das es ist – arbeitet es nicht direkt auf sein – in der Totalität aus gefühlten Bedürfnissen ALLER Art, den reproduktiven, auf Alltagseinrichtung gerichteten, als auch den auf Wissenszuwachs und Verstehen zielenden verstecktes – Sinn-stiftendes wahres Selbst zu – dieses Zentrum alles Vorhandenen, der Totalität, die es ist, und des Sinns, der nun wiederum (s.o.) in diesem Vorhandenen irgendwo enthalten sein muss (wie wir, bis zum Beweis des Gegenteils, annehmen, ohne genau zu sagen, worin er hätte bestehen sollen, wenn wir ihn nicht finden).
Freilich ist unser Selbst erst einmal Quelle des Sinns, der GEMACHT und realisiert wird; das Sinnhafte im Vorhandenen aber ist bloss, woraus Sinn gemacht werden KANN, aber allererst durch uns auch MUSS (und dabei ale erstes als Angriffspunkt für solches Sinnmachen erkant, bestimmt, beurteilt werden muss; auch dafür sind wir ja Quelle).
Der VIERTE STANDPUNKT/MOD behauptet: Beides – das Sinnmachende wie das, aus dem Sinn zu machen ist, fällt in eins; wir Sinnmacher und Sinnerkenner sind uns selbst genug. Eine Natur ausser uns brauchen wir (so gut wie) nicht.
46.
Ich mache mir nochmals Analogien in MOD bewusst für das, was in den jeweiligen STANDPUNKTEN der ersten beiden Spalten bemerkt wurde.
Einfache Analogien sind:
– das Anwachsen der Anzahl der explizit mit-bedachten, in den Vergeselslchaftungs-Entwurf mit Einbezogenen, am Schluss sind es ALLE, alle Personen (dass sie erst einmal auf den fortgechrittenen STANDPUNKT gelangen müssten, ist da kaum schon Problem, wird es aber sehr schnell).
– die naive Subsumtion der andern, als Träger desselben Standpunkts, unter die „Leitkategorie“, in MOD: Wir haben alle das SELBE MOD Projekt, suchen uns darin einem von demjenigen der andern Teilnehmer daran INDIFFERENT VERSCHIEDENEN und ganz individuelen Lebensentwurf, der sich mit dem aller andern verträgt, denn sie widersprechen einander nicht nur nicht, sie schliessen lückenlos aneinander an, leisten in ihrer Gesamtheit das, was in den nachfolgenden STANDPUNKTEN/MOD Gegenstand aufwendig organisierter Institutionen werden wird.
– dies automatisch Mitgeleistete, zu Vernachlässigende (wenn auch durchaus als Möglichkeit Bewusste) der ERSTEN STANDPUNKTE stellt sich speziell im ERSTEN STANDPUNKT/MOD dar als Vorwegnahme dessen, was sich in den nachfolgenden STANPUNKTEN/MOD als Ersatz ins Zentrum der Aufmerksamkeit drängt (nachdem die vordringlich betriebene Strategie des ERSTEN STANDPUNKTS/MOD, die individuelle Zusammenstellung und Verfolgung der Stoffe im Rahmen des eigenen Lebens, mit Hoffnung auf Übernahme des Eignen durch die Andern und umgekehrt, gescheitert ist):
Spezialisierung (ZWEITER ST.)
Automatisierung (DRITTER ST.)
Selbst-Optimierung (VIERTER ST.)
Wie gesagt: Nicht, dass diese Utopien nicht schon im ERSTEN STANDPUNKT/MOD vorkämen, erwogen werden, da und dort Wege in ihre Richtung auch einmal betreten (aber auch wieder verlassen) werden. Die Zuspitzung auf den je nächstfolgenden als den je nächst-naheliegenden aber ist erzwungen durch das Scheitern an der einfachen Verfolgung des voraufgehenden Ziels, ohne Berücksichtigung dieses nächstfolgenden, also Scheitern des Versuchs, das urspürnglichere Ziel direkt, ohne Zwischenschritte, anzugehen; aus Sicht der späteren Standpunkte stellt sich die Liste dann dar als Verlängerung der Strecke auf das gute Leben zu, die wir leider durchlaufen müssen. Wobei das „leider“ dadurch relativiert wird, dass die anthropologisch, in der allgemienen Menschennatur gründenden Möglichkeiten des MOD Menschen immer neu ergänzt werden, um zu zeigen, dass es durchaus menschengemäss sein kann, ja genuin menschlichem Interesse und Bedürfnis entsprechen kann, sich am jeweiligen STANDPUNKT-Projekt im Rahmen seines Lebensentwurfs (der „beweglich“ indifferent-unterschiedlichen MOD Kategorie) zu beteiligen.
Bis am Ende die bittere Erkenntnis wächst: Es macht keinen Unterschied (ist indifferent), wo im MODernen Getriebe unser Leben zerrint, wir sind ausnahmslos alle in die Sinnlosigkeit einer MOD Existenz gebannt und dem SELBEN ausweglos unseligen Programm verschrieben) gebannt; nicht die Errungenschaften sind indifferent-unterschielich, sondern das LEID.
(So in OPP: Wenn Personen (das sind wir ja alle, als solche ausgewiesen fürs erste durch unsere uns alle verbindende Sprachlichkeit) auf OPP-Weise begründen, sind sie allerdings alle VERGLEICHBAR, in der Haltlosigkeit und Regellosigkeit ihrer Erfahrungsverarbeitung und der erratischen Pläne und Versuche, die sie jeweils befürworten.
So in REL: Wenn durch Glauben und traditionale Reproduktion Vergleichbare ein sie alle übergreifend SELBES teilen, dann einzig die Ratlosigkeit, wie man aus wachsender Erfahrung aller ein alle verbindendes gesellschaftliches Projekt machen soll; sie verfügen nicht etwa über keine gemeinsame, sondern über GARKEINE Regel dafür.
Und so, wie im REL-Rahmen Denkende sagen konnten: Wir haben den OPP-Mangel überwunden, wir haben eine Optimalhypothese (nämlich einen Glauben, unter dem wir experimentell uns reproduzieren) – so im MOD-Rahmen Denkende: Wir haben den REL-Mangel überwunden, wir haben eine Optimalhypothese, die eine Regel der gesellschaftlichen Verarbeitung von anwachsendem Wissen ist.
Was ist dann der Mangel dieser Regel, und wie nochmal zeigt er sich in der zunehmenden Komplizierung des MOD Projekts, Menschenbilds und der MOD Einzelexistenz bzw. des Drucks, dem sie (Menschenbild hin, Menschenbild her) ausgesetzt ist?
(Denn, und das wäre die vorerst letzte hier zu erwähnende Analogie: Ab dem Scheitern des ZWEITEN STANDPUNKT/MOD ist das Projekt als lebens(entwurfs)-beschädigendes durchschaut; was folgt, sind die zwei trotzigen Versuche des DRITTEN und VIERTEN STANDPUNKTS/MOD, sich durch Rückgriff auf das eindeutig vernünftig Erscheinende im MOD Vergesellschaftingsprojekt zugleich der Tauglichkeit dieses Projekts als Sinnquelle für die eigene Existenz zu vergewissern.
Die Vergleiche der MOD- mit den andern beiden Spalten werden in Kürze fortgesetzt werden müssen…)
Was also ist der Mangel dieser gesellschaftlichen Lern- und Verarbeitungs-Regel für anwachsende Erfahrung?
Eigentlich sind es DREI Regeln (ich knüpfe hier an das in der ersten Hälfte des Abs.45 über Totalitäten und die Ableitung der vier MOD Wertsphären Gesagte); eigentlich eher Verhaltensweisen-zu drei Themenkomplexen (ob sie wirklich einer konsistenten Regel folgen, ist noch zu prüfen): die beiden IDEEN, die seiner selbst als eines ABSOLUT-HINREICHENDEN, die der Elemente (-der-Erklärung-) alles Bestehenden aus seinen Elementen und der Art ihrer Zusammensetzung, als des ABSOLUT-NOTWEDNIGEN in allem, bis hin zum Hinreichenden. Über die Beziehung beider kann gerade eben dies gesagt werden (mit den Überlegungen zum „Vorhandensein (der Regeln) des Sinn-Machenden in uns“ und vom „Verstecktsein, Enthaltensein dessen, woraus Sinn zu machen ist, im Vorhandenen“): dass wir, als Vorhandene (So-Seiende) Teil des Vorhandenen sind; also auch unser Sinn-Machen(-Können) aus dem, woraus allenfalls Sinn gemacht werden kann im Vorhandenen – dies letztere also ebenfalls Teil des Vorhandenen: Vorhandensein, in der Welt angetriffen werden können, wen man nur danach sucht und den Gesamtbestand („Totalität“) an Tatsachen erhebt und feststellt, müsste somit das Sinn-Machende wie das Aus-dem-Sinn-Gemacht-werden-kann enthalten.
Welches von dem, was wir gefunden haben, aber diese Bestimmungen aufweist, müssten wir sagen, wir müssten die Sinn-Tatsachen beider Couleur von den indifferenten oder sogar sinn-widrigen Tatsachen (zB. Verrücktheit, gesitiger Funktionsausfall) unterscheiden; dazu sind wir nicht einmal im Ansatz imstand, wie die traurigen Bemühungen von Neurophysiologen und ihre deperaten Rassismen und Biologismen zeigen: Da werden zwar „Daseins“-Bestimmungen wie „Normalfunktion“, „Angepasstheit“, „Dekompensation“ usw. bemüht – aber die reichen zu grade nur in den gröbsten und uns allen eindrücklichen Fällen von dramatischem Aussetzen unserer Zurechnungsfähigkeit, Beuwsstheit usw; das Ringen um Definition etwa dessen, was „Depression“ ist, „körperlich verursacht vs. …“ – für den Gegenbegriff existiert nicht einmal ein sicher feststehender Begriff: „…psychisch“? aber was ist das? – nimmt, mangels begrifflicher Bestimmtheit, weltanschauliche Züge an, wie der Streit zwischen religiösen Konfessionen.
(Die Kategorien, die da allenfalls betätigt werden, gejören auch genauin dieses Umfeld, stellen Rückfälle in vormoderne Psychologie und Metaphysiken dar…)
Was hat der MOD Praktiker im Rahmen seiner vergesellschafteten Produktion davon?
Tatsächlich bewegen sich alle MOD Pläne im Rahmen des kontingent, vorläufig Hinreichenden, das nichts weniger als absolut ist, stattdessen vielmehl ständig zur Disposition, seiner gänzlichen Revision bereitsteht: SO ist es augenblicklich eingerichtet, aber es könnte auch ganz anders sein. Die Ideen einer Totalität des Sinnmachens, die irgendwo „in uns“, also unserem Körper speziell Gehirn (als Träger der entsprechenden Verhaltensweisen), bereits vorhanden und ausgebildet vorliegen, und einer davon getrennten Totalität aus Stoff, der das Sinnmachen-Könnende gegenübertritt, und IN der es das ihm Gemässe identifiziert – sie sind nichts als leitende, heuristische Ideen, die völlig unbestimmt nur zu einem auffordern: Jenen Stoff, in dem sinnvoll verarbeitbare Materie bereitliegt, so schnell, so reichlich wie möglich in die Reichweite seiner Verarbeitung im Rahmen des kontingent-Hinreichenden (und des daFÜR Notwendigen, das man darin entdeckt) zu holen, und die eignen Fähigkeiten, daraus etwas zu machen, deren Totalität bekanntlich in uns bereitliegt, auch wenn wir nicht wissen, worin sie bestehen, so ungebunden und frei schweifend wie möglich zu mobilisieren; sodass dann aus dem sich mit Stoff und kreativen Verarbeitungen anreichernden, damit vollsaugenden und zunehmend aufblähenden Kontingent-Hinreichendem und seinem Notwendigen, soweit es bekannt ist, …. WAS wird? Nicht mehr, als was es schon war, nämlich ein sich blähendes Kontingent-Hinreichendes, das an das absolute, dem es sich ewig nähern soll, nie heranreicht: Wie ein Leit-Stern geben auch die Leitideen – die Totalität des zum Sinn-Machen Befähigenden in uns, die der Totalität dessen im Vorhandenen, woraus sich allenfalls Sinn machen lässt – die Richtung vor, aber sie bleibt immerzu entfernt, wie sehr man auch auf sie zugeht. In der Erfüllung der MOD Kulturwerte gibt es somit keine wirklichen Etappen, die sicher erreicht sind; alles kann infragegestellt werden, nie ist sicher, ob es gerade DIESER Technik, also DIESES potentiellen Könnens, bedarf und DIESES realen Könnens, nämlich dieser gegebenen Produktionsmöglichkeiten und des vorhandenen Wissens, ökonomisch, unter Bedingungen der Knappheit, Reproduktivität des Gesamtsystems und des projektierten Fortschrittspfades).
Die Aufgabe, Sinn-Bedingungen zu definieren, also Notwendiges anzugeben (und möglichst ALLES solches Notwendige), das zur Sinn-Erfüllung und zum Weiter-Hinreichen des Unüberbietbar-Hinreichenden, das er als Entscheider ist, dasein und gefunden werden muss, hat MOD sich vorab erspart, durch seine, unbestimmte Optimalität aller denkbaren Erfahrungsverläufe unterstellende Hypothese, dass der zu definierende Sinn sich von selbst im empirischen Material darstellen wird: Im technisch Verwertbar-und Nutzbaren, im ästhetisch-utopisch Wunscherfüllungs-Veranschaulichenden (und dadurch Ansprechenden), das als Teil in diesem Material enthalten ist. Dabei wird nicht explizit ausgesprochen, dass wir entlang dieser Stoffe ständig Bestimmungsarbeit leisten müssen (indem wir sagen, was technisch verwretbar ist für uns und was nicht, bestimmen wir ständig solches, aus dem wir Sinn machen könnten (und wie wir es mit diesem Material tun, also wofür nutzen; indem wir sagen, was wünschbar ist für uns, bestimmen wir ständig solches Tun, das Sinn machen würde (und aus welcher Ausgangs-Situation heraus), wenn ihm das passende Material gegeben würde). Und: Die Beschränkung auf die kontingent-hinreichende Ausgangs-Situation, als Quelle für Ansprechbarkeit und Wünschbarkeit in DIESER Situation ebenso wie Nutzbarkeit für DIESE Situation wird nie aufgegeben. Eine absolute, unbedingte, allgemeine Bestimmung dessen, was ein Entscheider im Verlauf seiner Erfahrung in welcher Reihenfolge vorfinden sollte, damit er auf Dauer (hier kommt Zeit herein!) soll Sinn machen können (also auch allgemeine Bestimmung dessen, wie dann dieser Sinn zu machen ist), ist weit und breit nicht zu finden. Die Aufgabe der allgemeingültigen, apriorischen Abgrenzung sinnvoller von sinnlosen Erfahrungsverläufen (solcher, aus den wir Sinn machen können, und welchen, von denen wir keinen Sinn machen können) ist nicht gelöst; die Bestimmung dessen, was das für das Absolut-Hinreichende Entscheider-(Da)Sein und -Bleiben nächst-notwendig zu Wissende und zu Könnende wäre, findet nicht statt; so kann diese Kategorienliste auch nicht anhand wachsender Erfahrung sukzessive auf diese angewandt, und die Realisieung der Kategorien in der uns speziell umgebenden Welt nicht in sinnvoller Reihenfolge erprobt werden. Mit andern Worten: MOD hat keine durch Anwendung von Sinn- und Selbstdefinition (was dasselbe ist) auf seine je gegebene und anwachsende Erfahrung entstandene. praktisch erprobbare Optimalhypothesen-Hierarchie, und somit hat er überhaupt keine Optimalhypothese. Die beiden Totalitäten (die ihm nur ständige Ausweitung seiner Erfahrung und deren Vewertung im technischen und ästhetischen Sinn gebieten) und seine kontingente Praxis zusammen ergeben jedenfalls keine Optimalhypothese; und keine hinreichend-notwendige Bestimmung dessen, was ihn, sien Selbst, als Person, ausgestattet mit dieser Erfahrung, ausmacht und ausmachen würde, ausgemacht hätte – selbst wenn dieses Selbst (in seinem Dasein) sich nicht halten, sondern durch widrige, notwenige Bedingungen seines Selbstseins verletzende Umstände, vorzeitig zerstört und an der Weiterführung seines Experiments des Sinn-Machens aus der Welt, soweit möglich, unwiderruflich gehindert wäre.
47.
Auf die Weise haben die MOD-Individuen zwar jederzeit eine gesellschaftliche Praxis (oder können ihre Praxis als solche denken), auf die die Prinzipienpaare KS ES RU angewandt werden können; die Orientierung an veranschaulichten Visionen/Utopien einerseits, zunehmender Kontrollfähigkeit hinsichtlich der Elemente alles Bestehenden (technomorphe Naturwissenschaft) andererseits sorgt dabei für einen ständigen Zufluss an Material, mit dem diese Praxis wächst und sich erweitert. Bloss, dass sie es regellos tut; genauer gesagt, sind die Regeln, denen bei der Organisation des Materials zu einem sich optimierenden ES (oder wie immer man das Projekt nennen will, das da ins Werk gesetzt wird) gefolgt wird, inkonsistent. Es sind Regeln des Entscheidens, angewandt auf die im vorigen Abs. genannten Startpunkte einer vermeintlich optimal-hypothetisch zu unterstellenden und dort empirisch aufzusuchenden Totalität an Sinnhaftigkeit im Vorhandenen (die sich dann von selber als solche enthüllt, und die Möglichkeit, aus ihr Sinn zu machen, wenn man es nur tut, an sich selbst zeigt) einerseits, Totalität des Vorhandenseins an Bereitschaft, angesichts solcher Möglichkeiten daraus handelnd tatsächlich Sinn zu machen, die Sinnmöglichkeiten zu realisieren, andererseits. Die Regeln des Entscheidens übertragen nun den Wachstums-Impuls (das Suchen-nach und allmähliche Kennenlernen dieser zwei Totalitäten, der ästhesiomorphen (quasi-vorhandenen, wahrnehmbaren) Utopien und der technomorph gedachten Welt/Natur) auf die aus beiden Kenntnis-Domänen sich speisende, dadurch anwachsende kontingente Praxis – auch sie wird auf die Weise zur Totalität, allerdings abgeleitet. Es ist aber eben nicht eine einzige konsistente Weise, in der diese Ableitung durch Entscheiden geschieht, sondern es sind zwei:
Die eine beginnt von der einen Hälfte der MOD Pseudo-Optimalhypothese her als ihrem Ausgangspunkt – jener, die von der Sinnhaftigkeit im Vorhandenen handelt und die technomorphe Naturerforschung antreibt: Von dem empirischen Material her, das man ihr folgend aufhäuft, ergeben sich unendliche Möglichkeiten, darin Chancen und Risiken für die existierende (allerdings kontingente) und aus ihr heraus mögliche Produktionen (Fortschrittspfade, Abänderungen, Neuentwürfe) zu sehen – mögliche Techniken, Prognostiken, Verfahren – nutzbar für dies oder jenes Unternehmen, oder aber auch die oder jene Gefahr andeutend, der zu begegnen wäre. Der und die MOD Entscheider sind hier dann herausgefordert, in Anpassung an bestehende oder nach Einrichtung neuer (Re)Produktionen (mit Überschüssen und Mitteln, die der bestehenden Produktion entnommen werden) Fortschrittspfade zu entwerfen oder aus den unendlich vielen, die sich anbieten,welche auszuwählen: Ausführung aus gegebnen Reproduktionsbedingungen heraus der zuvor bestimmten Experimente mit höchster Priorität unter denen, die überhaupt im Rahmen der aktuellen Hypothesen gemacht werden könnten Das Beschreiten dieser Pfade lässt Wünsche entstehen – teils aus Mangel, teils aus neu gewonnenen Möglichkeiten; die bestimmen somit das nächst-zu-Könnende, -zu-Erprobende, -zu-Wollende – sofern die Rahmen-Reproduktion – ihre Randbedingungen, die Gefahren und Chancen sich nicht ändern. Also alle 5 Entscheidungs-Stufen sind absolviert – ausgehend von DIESER Seite.
Dasselbe gibts dann auch von der Gegenseite. Hier betätigt sich die Hypothese „das Sinn-Machende in uns ist bereits vollständig vorhanden (und „determiniert“ uns)“ als Startpunkt, der Weg durch die Entscheidungsstufen wird in gleicher Weise zurückgelegt, nur dass die Stationen der an die „Sinn-Mach-Sphäre“ der Wunsch- und Utopien-Bildung und -Veranschaulichung anschliessenden drei MOD Wertsphären in umgekehrter Reihenfolge angesteuert werden: Die „vorhandenen“, in uns „vorfindlichen“ utopischen Wünsche (spätestens, wenn wir mit entsprechenden Gefühlen auf Anschauungen ihrer Verwirklichung reagieren) (Wünsche, deren Realisierbarkeit, vor allem aber eben auch Berechtigtheit, angesichts unserer Gefühle, hypothetisch zu unterstellen ist) werden bezogen auf das GESAMT-Gefüge unserer („vorhandenen“, bekannten, gewussten) Bedürfnisse, Reproduktionsanforderungen und Leistungsgrenzen; von da ausgehend werden „Aufträge“ und Bedarf an die technischen Entwicklungen weitergegeben, die diesen Prioritätenlisten und Interessen-Gewichtung vermitteln (Resultat der 4.Entscheidungsstufe); zuletzt werden von da aus Fragen hinsichtlich des nächst-nützlich-zu-Wissenden, zu Erforschenden und zu Untersuchenden an das Wissenschaftssystem gestellt.
Es ist unschwer zu erkennen, dass die erste der beiden „Planungsreihen“, die ihren Ausgang vom „Vorhandenen“ (mit dem ihm einbeschriebenen Sinnvollen) nimmt, die „früher so genannte Fundierungs- oder Stoff-Lieferungs-Richtung“ des Wertsphärenzusammenhangs bildet, die andere aber mit Ausgang vom in uns feststellbar, nämlich spürbar, fühlbar vorhandenen „Sinns“ die Weitergabe von Sinn- und Erfüllungseigenschaften entlang dieser Stationen regelt. Der Ausdruck „regelt“ im letzten Satz liegt dabei, genau genommen, bereits jenseits dessen, was mit Festlegung dieser zwei Orientierungen und der Behauptung, die „Stationen“ seien das Ergebnis der Erzeugung des jeweiligen Wertsphären-Inhalts durch die ihnen je (unterschiedlich) zugeordneten Entscheidungs- und Planungsprozesse einer der Stufen 1+2 (die sind ja nicht unterschieden in den beiden Haupthypothesen) und 3 (Prioritätenbildung bei Wissen um Gefahren und Chancen), 4 (Versuchs-Ausführung in der angegebenen Prioritätenreihe unter konkreten Ausführungsbedingungen) und 5 (für diese Ausführung noch nützlich zu Wissendes). „Geregelt“ ist an den behaupteten Entscheidungsprozessen nämlich garnichts, allenfalls wird (implizit) nur immer wieder darauf zurückgegangen, das ja alles, was an Sinnvollem geschieht, Produkt der Entscheidungen von Entscheidern ist – die sich dabei freilich ans Vorhanden-Sinnmachende und an das, woraus im Gesamt-Vorhandenen Sinn zu machen wäre (und als solches im Gesamt-Vorhandenen enthalten ist) anlehnen: Worin Sinnmachen besteht, woraus dabei Sinn und Sinnvolles zu machen ist, wird gespürt oder zeigt sich von selbst; darauf verlassen sie sich, bis zum Beweis des Gegenteils, daran knüpft ihr weiteres Entscheiden und Planen allererst an.
Das Seltsame an diesem doppelten Optimum und der Doppelhypothese, die es in der Welt unterstellt, ist: dass da zwei Dinge verselbständigt werden, die ohne einander kaum verstanden werden können: das Sinn machende soll bereits (durch Gefühle, spätestens angesichts von Utopie-Veranschaulichungen) identifizierbar sein, ohne dass das, woraus dieser Sinn zu machen wäre, bereits ermittelt ist, oder sein Vorhandensein feststeht? Und umgekehrt: Das, woraus Sinn zu machen sein soll, der Stoff, der alles Sinn-machende Handeln fundieren soll, ihm materiale Angriffspunkte liefert, wird vorab als Teil des Vorhandenen unterstellt; aber danach kommt erst die Prozedur, mit der es mühsam aus seinen anhängenden nicht-Sinn-vollen Anteilen präpariert und vollends dargestellt werden muss.
Dabei entsteht eine verwirrende Gemengelage aus Kategoriensystemen, die sich ineinanderschieben, und wechselseitig mit ihren Merkmalen infizieren:
Das Absolute und auch absolut-Hinreichende des Entscheidertums legt sich als Gerüst über die gesamte Praxis und bestimmt sie; nur, dass es, wie früher schon und eben nochmals festgestellt, zwei Richutnngen gibt, in die sich dies Entscheiden orientiert: Eine, die im Wissensfundament (Wissen von den Elementen allen Soseins) ihre Sinnquelle sieht, und das Planen von da ausgehen lässt, die andre, die in „vorhandenen“ Wunschvorstellungen und Bedürfnissen, genauer: deren Überschuss über die Bedürfnisse, für die im eingerichteten Alltag aller Beteiligter bereits gesorgt ist, ihren Anfang hat, und sich von da aus ihre Pläne über die verbleibenden drei Entscheidungsstufen ausdehnt (denn zwei sind ja bereits verbraucht durch das Konzept des doppelten Sinns-im-Vorhandenen, dessen Bestehen in der begegnenden Welt, bis zum Beweis des Gegenteils, angenommen wird: das ist die MOD Optimalhypothese, die zugleich die Sinnbegriffe, die zu denken wären, in dies Vorhandene legt und uns auffordert, sie dort zu suchen).
Die eine Richtung ist die früher so genannte fundierende, orientiert am „Vorhandenen“, die andre die Sinn-gebende, orientiert am „sinnvollerweise nächst-Benötigten“. Die durch die aus entgegengesetzten Richtungen sich überenander schiebenden Plan-Kategorien sorgen dafür, dass aus BEIDEN Richtungen stammende Handlungsbestimmungen in jedem der vier entstehenden Handlungssysteme (Wertsphären) sich überlagern:
in der ästhetischen Wunsch- und Utopiesphäre liegt die „vorhandene“, nämlich in Gestalt spürbarer Bedürfnisse (Gefallens- und Erfüllungserlebnisse) verkörperte Quelle der „Sinngebung“, gleichzeitig ist sie das „nächst-zu-Könnende und Herauszufindende“ auf quasi den höchsten Aussichts- und Gipfelpunkten eines zu Technik und Produktion sich auftürmenden Könnens- und Kenntnis-Gebirges;
in der Berufstätigen-Alltags-Sphäre liegt die Konkretisierung der Utopien und ihre An- und Einordnung in eine Gesamtstruktur an Bedürfnissen: Sorgen, nötige Kompensationen, Erlebnisfähigkeits-Grenzen (um weiter zu funktionieren) usw, mit anderen Worten: in eine Prioritätenliste angesichts der schon bestehenden Sorge-Anforderungen und Funktionsbefredigungen, in deren Rahmen erst einmal Platz geschaffen werden muss für Neues, das in der knappen Gesamtzeit nun auch nohc untergebracht werden soll; aus Sicht der Fundierungs- und Material-Landschafts hingegen ist dies diejenige Entscheidungszone, wo für generell Nutzbares die konkreten Einsatz- und Einordungsmöglichkeiten in eine bestehende Reproduktion erwogen werden, wobei Leistungsgrenzen und Bedürfnisse der Nutzer ebenso wie (Technik-) Nebenfolgen und Ausgangs- und Randbedingungen der Einsetzbarkeit berücksichtigt sind;
in der Technologie-Enwicklungssphäre werden die Bedarfsmeldungen in der angegebenen Reihenfolge mit vorhandenen und im Entwicklungshorizont liegenden technischen Umsetzungsmöglichkeiten zusammengebracht: technische Ausführungsbedingungen, umgekehrt, mit Leistungsspielräumen möglicher Nutzer. In der „Fundierungsrichtung“ wiederum wird allgemeines Wissen um Dispositionen und Funktionsweisen von Materialien, Strukturen, Umgebungs-Bedingungen aller Art bezogen auf Bedingungen und Randbedingungen ihrer KONTROLLIERBARKEIT durch uns; ob und in welche Richtung, mit welcher Priorität, wir solche Kontrolle ausüben wollen und die dafür nötigen Kosten aufbringen, wird dabei nicht berücksichtigt: es ist Technologie, technishce Problemlösung und Ausweitung technologischen Wissens und Könnens als Selbstzweck;
in der Naturwissenschafts-Sphäre schliesslich ist die Quelle des Sinns im Vorhandenen, sofern solcher darin überhaupt zu finden ist, eben genau durch solche technologische Nutzbarkeit und potentielle Kontrollierbarkeit, also technomorph, in den operationalen Kategorien des instrumentellen Handelns im allgemeinen, verkörpert, diese Kategorien sind daher die heuristischen Leitkategorien weniger unseres Suchens, denn das ist generalisiert – wir wollen erst einmal ALLES Vorhandene kennen, ohne Ausnahme, ohne Rücksicht auf direkte Verwertbarkeit (auch das sichtlich jetzt und in Zukunft wohl nie Kontrollierbare: „eigentliche“ Wissenschaft… aber auch das, bei dem derzeit noch schwer oder garnicht vorzustellen ist, wie seine Nutzung (als Technik oder Prognostik) aussehen könnte: Grundlagenwissenschaft) – wohl aber unseres experimentellen VERSUCHENS im Rahmen dieses Suchens, das (vgl. Normalität 3/5) darum in meiner Terminologie ein „Forschen“ zu nennen ist. Von seiten der Sinngebungs-Reihe ist hier das Stadium erreicht, wo an die Wissenschaft Forschungs- und Such-AUFTRÄGE vergeben werden: Sie soll herausfinden, was die Ursachen sind von für uns bedeutsamen Tatbeständen, vorrangig unseren Körper und mögliche Gefahr- und Schadeinwirkungen betreffend, aber auch zur Findung und Optimierung von Basistechnologien zur „Lebens- dh. eigentlich Arbeitserleichterung“ (zB Energiegewinnung). In zweiter Linie soll die Wissenschaft aber auch Welt-Erklärung liefern; es ist schwer zu sehen, inwiefern unter MOD Umständen sich dies so rein auf Welterforschung und Neugier beziehende Interesse soll vom erstgenannten unterscheiden lassen: Es ist für MOD Menschen schwer vorstellbar, dass es in der Welt etwas geben soll, das zu kennen und kontrollieren zu können nicht irgendwann für uns nützlich sein könnte. Diese minimale Möglichkeit begründet unser Interesse an ALLEM.
48.
Allem Vorhandenen; uns eingeschlossen. Genauer: Unsere Bedürfnisse. Durch das „ästhesiomorph“, nämlich Empfindbare, Fühlbare der Überschuss-Bedürfnisse über die hinaus, die in unserem Alltag befriedigt sind, wird das Vorhandensein des Sinns in seiner Gesamtheit bebildert; ebenso in Gestalt der technischen Verwertbarkeit, Subsumierbarkeit und somit „Technomorphen“ in der Natur das Sinnvoll-Sein des Vorhandenen. Aber wenn durch diese interpretierende Verankerung der beiden Sinnquellen (deren beider Realisierung in unserer Welt die MOD Optimalhypothese bis zur Widerlegung unterstellt) auch in der Realität zugleich der Anschluss an die nächsten Entscheidungsebenen (Ebene 3: prioritäre Experimente im Angesicht des Bekannten; Ebene 4: deren Ausführung unter situaiven Bedingungen (Handlungsspielraum, Reproduktionsnotwendigketien usw) herstellbar erscheint – dadurch, dass „fühlbar“ vorhandener Gesamtsinn Teil der Gesamtbedürfnisse, „technisch Verwertbares“ der Sinn im neu-entdeckten Vorhandenen – , so berücksichitgt doch diese Teilung etwa der überhaupt verspürten Bedürfnisse in solche, die schon abgedeckt sind, und solche, die offen, oder ob die überschüssigen vielleicht nur funktionelle, kompensatorische sind; auch nicht, inwiefern SIE bei einer Umstellung der Produktionsweise die abgedeckten wären; schon garnicht wird so darüber entschieden, welche Bedürfnisse Vorrang gehabt hätten, ob die Reihenfolge vernünftig war oder nicht – es gibt ja keine Reihenfolge. Denn: Durch Anschluss an die aktuell gefühlten (oder bekannten) Bedürfnisse bekommt der Sinn-gebende Quellbegriff des VORHANDENEN SINNS (Verkörperung unseres Entscheidertums in der vorhandenen Welt, Welt des Vorhandenen) zwar überhaupt einen Anschluss an eine Praxis; doch ist es leider blos die kontingente Praxis des vorläufig-Hinreichenden, und dafür je eventuell Notwendigen – was immer den Begriff daher konkretisiert (als seine Verkörperung), wird von dieser Kontingenz angesteckt. – Ähnlich auf der Technik-Seite: Die Sinnhaftigkeit des Vorhandenen wird gedeutet als seine technische Verwertbarkeit für und durch UNS – aber das ist keine apriorisch-abstrakte Verwertbarkeit, definiert für ALLE erdenklichen Fälle, mit einer Reihenfolge, in der die Verwertungsschritte aufeinander aufbauen. Gewiss muss bei technischen Entwicklungen darauf geachtet werden, dass komplexere Apparate, Automaten, Verfahren sich aus einfacheren Bestandteilen, die dann auch erst einmal gebaut sein müssen, zusammensetzen lassen. Aber das ist auch schon die einzige „Reihenfolge“ in MODs technischen Entwicklungen, und die ist mit dem Gedanken der zunehmenden Komplexität seiner Techniken und Prognostiken hinlänglich abgedeckt: Alles was geht, soll auch gemacht werden, seien es Neu-Entwicklungen von potentiellen Elementar-Effekten, seien es Komplex-Aggregate aus bereits entwickelten. Auch die Wissenschaft steht ja nicht still, sondern liefert für beide Entwickungsrichtungen ständig neues Ausgangsmaterial (auch Komplexes, das zerlegt und nachgebaut oder variiert, optimiert usw wird.) Aber all dies Entwickeln nimmt dann doch Mass an den bestehenden technischen Möglichkeiten – mit den bestehenden Leistungsbereitschaften der Technik-Nutzer und den (Lern-, Einübungs- usw) Horizonten, die damit und dabei zu erreichen sie sich zutrauen können, als Grenze. Und da geht es noch nicht um die Frage der Nutzung möglicher Techniken – nur einfach, ob etwas mit vorhandenen oder aus dem Vorhandenen heraus erreichbaren Mitteln gebaut werden KANN. So bemisst sich, ob und wieweit Vorhandenes Sinnvolles enthält (nämlich solches, aus dem wir Sinn machen können), nach dem technomorphen Sinn-Verständnis an der kontingenten physischen, psychischen und technischen Leistungsfähigkeit, mit der wir auf Problemlösungen losgehen. Diese Begrenzung und Bezugnahme auf ein kontingentes Ausgangsniveau relativiert sich freilich sofort (nicht anders als im Fall des in Gestalt nächst-befriedigbarer Überschussbedürfnisse „verkörperten Sinns“, auf der Ästhetik-Seite) dadurch, dass es keine weitere als diese Anbindung an Ausgangs-Leistungsbereitschaften gibt: Von da aus geht es beliebig in alle Richtungen, eben nach dem Motto: Was überhaupt geht wird auch gemacht. Und soviel wir dann machen können, soviel Sinn haben wir dem einfach Vorhandenen schon mal abgewinnen können.
Allerdings ist damit das Ende der MOD Kultur-Einrichtung noch nicht erreicht. Denn die von den Sinn-Hälften jeweils ausgehenden Entscheidungs-Stufenreihen bleiben an der Mitte nicht stehen: Der „ästhesiomorphe“, als Teil der Gesamtbedürfnisse gedeutete „vorhandene Sinn“ (vorhandene Disposition zum Sinn-Machen aus dafür geeignetem Stoff) muss sich nicht nur den Einbau in die vorhandene Alltagsreproduktion gefallen lassen (wenn nicht er nicht zum geringen Teil sogar seine vor allem kontingent-kompensatorischen Inhalte von dort her bezieht) – die „Sinn-Gebung“, nämlich vom Entscheider auf dieser Ebene ausgehende Präzisierung dieses Teils des MOD Sinn-Begriffs und der ihm angeschlossenen Optimalhypothese (ihrer ästhesiomorphen Hälfte zumindest) – muss ja auf Technik und Wissenschaft ausgedehnt werden; es wird Bedarf an Technik angemeldet, zu lösende Probleme aufgeworfen, Zwecke, die technisch umzusetzen hilfreich wären, benannt; und soweit sich da noch nichts ergibt, läuft die Bewegung aus in Forschungsaufträge an die Wissenschaft: Sie soll herausfinden, ob dies oder jenes geht, wie es geht, oder wie zu erklären und zustandezubringe und verhindern wäre usw – kurz. Sie soll unsere Kontrollfähigkeit unter einer speziellen Ziel- und Fragestellung durch Erforschung dafür relevant erscheinender Teile des Vorhandenen verbessern. Aus diesen Anforderungen ergibt sich allererst der mögliche NUTZEN von Forschung und Technik – ohne diese Anbindung wären beide selbstzweckhaft, ziellos wuchernde Praktiken, ausser Rand und Band geratene Grundlagenforschung ohne Gedanken an Anwendung, ebensolches Erfinden ohne Rücksicht darauf, ob die Verwendung des so Erfundenen und dann prinzipiell Gekonnten in einer konkreten Praxis je gewünscht werden kann, und Sinn macht. Beide Formen der Verselbständigung sind diesen beiden MOD Wertsphären ohne weiteres zuzutrauen. Sie repräsentieren eben für sich genommen durchaus einen Teil-Sinn; das Finden und Ausdenken immer neuer Utopien und Entwerfen denkbarer Wunsch-Szenarios (etwa als „Futurologie“) auch, und es kann sich nicht weniger von den Umsetzungs-Möglichkeiten ablösen wie diese von ihm. Auch hier gibt es dasselbe darum auch in der umgekehrten Richtung: Technik mus sich um die Bedingungen, unter denen sie angewendet werden soll, kümmern – Bedarf gibt es nicht nur nach Wunscherfüllungs-Technik, sondern Technik selbst stellt Anforderungen, an ihre Anwender, derer, die mit ihr und, gewissermassen, mit denen sie zusammen arbeiten und funktionieren soll: Deren Lebensumstände, Bedingungen von deren Leistungsfähigkeit auf Dauer gehen in die Problemlöse-Kataloge für einzelne Anlagen unmittelbar ein; wird Technik auf die konkrete (und das heisst immer auch, zumindest als Ausgangsbedingung: bestehende) (Re)Produktion hin ausgerichtet, wird sie mit den Notwendigkeiten und Beschränkungen der Nutzer und ihres Alltags, ihrer bestehend arbeitsteilig-industriellen Organisation, der verfügbaren Vorprodukte usw konfrontiert und muss sich darauf einstellen; hat sie es getan, verbleiben offene Fragen, wie die bestehende Produktion schon als Produktion zu optimieren und korrigieren ist, die ragen hinaus und hinein in die Sphäre, die bis dahin der Darstellung utopisch-kompensatorischer Wünsche vorbehalten war.
Die notgedrungen sich an die ihr zugewandten Häften der kontingenten Praxis anlehnenden, anschliessenden „Sinn“-Hälften und Halb-Totalitäten („vorhandener (verkörperter) Sinn, Sinnhaftigkeit, Disposition, Sinn(volles) zu machen aus dafür Geeignetem)“: ästhesiomorph angeschlossen an die kontinegenten Bedürdnisse, als deren „Überschuss“; „das Sinnhafte im Vorhandenen, das woraus wir Sinn(volles) machen könnten, können, sollen, technomorph angeschlossen an die kontingenten, technisch ausgerüsteten Leistungsbereitschaften, als alternativ vorfindlicher Komplex, und Element in all diesen Komplexen, das mit andern zu neuen Komplexen komponiert werden kann) kommen verändert daraus hervor; nun haben sie zwar einen Inhalt, einen Sitz im Leben, aber sind damit auch von dessen Kontingenz angesteckt; mit dieser kontingenten Inhaltsfülle ragen sie dann hinüber in die Sphäre ihres Gegenstücks, ohne sich in ihr aufzulösen und so die beiden Hälften zu verschmelzen: ästhesiomorphe Sinngebung und technomorphe Fnndierung steuern so zu jeder MOD Wertsphäre ihren je mit eigenen Mitteln, eigener Kontingenz erworbenen Anteil bei; die nur oberflächliche Integration dieser beide Anteile wird zu heilen versucht in den recht verzweifelt anmutenden anthropologischen Konstrukten, die den Weg durch die STANDPUNKTE begleiten (vgl.1.Kap). Entgegen der Behauptung speziell des VIERTEN STANDPUNKTES schafft MOD es nie, diese beiden Fundamental-Orientierungen seines Weltverhältnisses, seines Lernens, Emtscheidens, Planens, in EINER Praxis-leitenden Regel zusammenzufassen; im einen Praxis-Bezirk verhält er sich zu seinem Hinreichenden oder Da-Sein als Entscheider und Quelle von Zwecken (Wünschen); im andern zu seinem Notwendigen oder So-Sein als Mittel für alle denkbaren Fortschritte, die er mit den anderen Mitteln (als deren Anwender) zusammen machen könnte: Quelle von Leistungen (Fähigkeiten, Können, Leistungsdispositionen). Was immer dabei zusammengeführt werden kann, oder „durchgebunden“, ja schon die inhaltlich präzisierten und überhaupt praxis-bestimmenden Mittel- und Zweck-Beschreibungen selbst, sind rein kontingent. Dass dies Kontingente und in dem Sinn erstmal nur bedingt-begründet Vorhandene durch sein schieres Anwachsen und Mehrwerden irgendwann den Raum des absoluten Hinreichenden und dessen Notwendigen ausfüllt, und dadurch dessen Definition und Grenze sich von selbst abheben wird, ist MODs doppelköpfige Optimalhypothese vom längst (etwa in „seinem“ Gehirn) angelegten und präsenten Sinn, und vom Sinn, der sich von selbst auf- und entdeckt, wenn man das All des Vorhandenen durchgeht und durchsucht.
Wie diese unzureichende Form der Selbst-Bestimmung (die eben kein Notwendig-Hinreichendes benennt) sich in den Anthropologien widerspiegelt, wie sie sich immer mehr von der Bestimmung dieses Notwendig-Hinreichenden im Einzelleben entfernt, immer mehr ein nur noch kollektives, am Ende gar historisch-übergreifendes Selbst und Subjekt „definiert“ – das wird gleich zu zeigen sein.
Aber zuvor sollte der Ausgangs-Gegenstand dieser anthropologischen Selbst-Bestimmungs-Versuche, das MOD Individuum, sein Lebensentwurf, unabhängig von diesen Fehlversuchen betrachtet werden: Was macht dieses Individuum eigentlich – wie betätigt ES sich eigentlich als Entscheider über sein Leben? Wenn vom Entscheider bisher die Rede war – hatte der es überhaupt je mit diesem (Einzel)Leben zu tun?
49.
Die Kategorie „Lebensentwurf“ ist die bewegliche, variable, in diesem Fall: indifferent variable, und, nach einer nicht explizit angegebenen Regel womöglich entlang von Erfahrungen variierende Stufe in der MOD-Spalte (vgl. oben Abs 2); also so wie der Begründungsmodus in OPP und die unterhalb des Begründungsmodus stehende, auf seinen Grundlagen zustandegekommene, mit ihm verschmolzene Individualität (Glaube+traditionale Lebensform) in REL. In allen drei Fällen gilt: Die Variabilität dieser Praxis-Ebenen wird in der Spalte letztlich mit unterschiedlicher Umgebung, also Erfahrung (nicht unbedingt anwachsender!) erklärt; der Anschluss an die darüberliegenden Ebenen, die erfahrungsunabhängig sind und bei allen gleich, also letztlich den Person- und Rationalitäts-Begriff präzisieren, ist unklar.
(Wenn überhaupt, wird dieser Anschluss ausgedrückt mithilfe der (für Vergesellschaftung des je plural Einzelnen) massgeblichen Formeln der Gleichheit aller als Personen (und daher) vergleichbarkeit ihrer letzten Gründe (und daher) Selbigkeit ihrer Art des Wissenserwerbs und was daraus folgt (und daher, angesichts dessen) Indifferenz ihrer Lebensentwürfe).
Von den unterhalb dieser jeweils obersten „beweglichen“ Kategorien einer Spalte stehenden ist meist erst einmal garnicht die Rede – ob sie starr an diese oberste bewegliche Kategorie angeschlossen sind, und nur mit ihr variieren können, oder ob ihr Inhalt sich selbständig macht und aus dem Rahmen ausbricht..
Speziell bei MOD ist die darüberstehende Kategorie eine, enin: DIE (dem Anspruch nach) rationale Regel, mit der man immer weiter anwachsende Erfahrung in ihnen angemessene Praxis-Formen übersetzt – eine universelle Lernregel. Es ist dann keineswegs schon aufgrund dieser Regel klar, wie die Lebensentwürfe der massenhaft, auf gesellschaftlicher Stufenleiter, diese Regel Befolgenden dazu ins Verhältnis treten: Sind sie bestimmt durch die Regel? Aber dann gäbe es eine Regel des Lebensentwerfens als Teilregel der übergeordneten Lernregl, das Lebens-Entwerfen wäre nicht unabhängig (und eben darum „beweglich“; hier Ausdruck auch der Regellosigkeit, Willkür).. Tatsächlich ist es erst einmal ohne reguläre Begründung, kann so oder anders ausfallen, muss sich allerdings an den vorgegebenen Rahmen der mit der MOD Lernregel verarbeiteten Gesamterfahrung, also der daraus entstandenen Praxis, halten. Diese Lernregel wurde mittlerweile präziser gefasst als eine zweimal ansetzende, kombinierte Sinn-Bestimmung und Optimalhypothese, worin eine Praxis nach Entscheidergrundsätzen sich einmal „ästhesiomorph“ aufbaut von Überschuss-Bedürfnissen her (Visionen, Utopien, Vorstellungen von dem, was angesichts des erreichten zu tun bleibt), zum andern „technomorph“ von einer alles Vorhandene durchsuchenden und auf seine technische Kontrollierbarkeit erprobenden Wissenschaft. Die daraus entwickelten technischen Optionen bzw. möglichen (re)produktiven Alltage sind, wenn auch mit je unterschiedlicher Priorität, von BEIDEN Seiten her geprägt; das, was so geprägt wird, ist ein kontingentes, mit langen Transformationslinien aus vormodernen Startbedingungen hervorgegangenes Ausgangssubstrat (das, im Zuge zunehemender „Globalisierung“, seine nationalen Besonderheiten zunehmend abstreift und sich weltweit vereinheitlicht; der Zufälligkeit seiner Genese und damit der Kontingenz (Pluralität) der weltweit sich vereinheitlichenden Ausgangs-Lebensweise(n) tut dies keinen Abbruch).
Nun sind nicht nur die Gestalter und Entwerfer der gesellschaftlichen Praxis entlang anwachsender gesellschaftlicher Erfahrung Entscheider – auch die Lebensentwerfer sind es. Ihr Entscheiden freilich ist, anders als das der Gesellschafts-Planer (die es mit lebens-, Einzel-Biographie-übergreifenden Praxis-Systemen wie DER Wissenschaft, DER technischen Entwicklung, DER Wirtschaft, DER Kunst und weiteren Zukunft der Gesellschaft als ganzer zu tun haben) direkt mit Fristen, Lebensfristen, verknüpft; das ändert einiges. Zur Befristung kommt die Begrenztheit der Kräfte und die Notwendigkeit, Bedingungen des Erhalts von Leistungsbereitschaften einzuhalten: vgl. die Aufstellung in MOD 1 3/52, a-d. Der Lebensentwurfs nimmt seinen Ausgang vom nachholenden Lernen: In einem Bildungsgang versucht das nachkommende MOD Individuum (so wie jedes, auch vorMODerne), auf die (kulturelle) Höhe seiner „Zeit“ (also gesellschaftlichen Lebensform; und der ihm zugeordenten Position darin) zu gelangen – wenn es kann, wenn es gelassen wird, wenn ihm die Materialien und Möglichkeiten gegeben werden, es dazu angeregt und motiviert wird (sei es in institutionalisierten Bildungsgängen, sei es in seinem persönlichen Bildungsgang, beides greift ineinander).
(Das normale Individuum, das hier garnicht unterstellt ist, hat kaum eine Chance, MODernität, wenn sie sich denn kulturell in siener Umgebung etabliert hat, anders als erst einmal in gläubig regredierter Form aufzunehmen, also MOD-Prinzipien als Inhalt einer REL-artigen Optimalhypothese (über die ALL-Fähigkeiten der MOD Gesellschaft, etwa), kombiniert mit einer (verrückt genug!) Einrichtung an und in einer Nische des MOD Getriebes, als wäre sie eine traditionale Lebensform – solang das wachsende und sich umwälzende Wissen und seine Verarbeitung es nicht daraus vertreibt (im Zweifel wird das der Gesellschaft und ihren politischen Verhältnissen, angelastet, nicht dem kulturell leitenden Weltbild: Dies Weltbild äussert sich ja nur in Form der gesellschaftlich geltenden Üraktiken und der Forderungen und Anforderungen, die damit einhergehen – heute meist nicht einmal solchen, die der MODernität eigentlich angemessen wären; aber genau das begreift der selbst hinter die Fortgeschrittenheit seiner Inhalte zurückgefallene ungeratene, unberatene „Sohn/Tochter der MODerne“ nur zu bereitwillig – denn diese zurückgebliebene, eigentlich vorMODerne Politik ist die seiner vorMODernen Denkweise angemessen erscheinende. Nur mühsam überwinden die so Zurückgebliebenen die unpassenden Rahmen-Mentalitäten, befreien sich von OPP und werden experiementell, befreien sich von Quasi-Religiosität und Pseudo-Traditionalität ihrer MOD Anfangsexistenz und werden souveränder Entscheider (im Gegensatz zur überwältigenden Mehrheit ihrer Zeitgenosse,n die auf vormoderne Weise MODern sein wollen, und müssen: Welche Bildungsinstanz könnte sie davor bewahren? Welche WILL es überhaupt?)… Erst dann sind sie in ihrer Epochen angekommen. Wie wenigen gelingt das bis heute? – Von dieser Ungleichzeitigkeit wird in Teil 2 des Scheiterns der Moderne verstärkt zu reden sein.).
Als Idealfall müsste erst einmal gelten: Der Nachwachsende eignet sich alles zu seiner Zeit Bekannte – alles WESENTLICHE – an. Man sieht, wir bewegen uns mit diesem Gedanken in der illusionären Bildungswelt des ERSTEN STANDPUNKTES/MOD, wo es keine Teilung und Trennung der Einzelnen von gesellschaftlich verfügbarem Wissen und Möglichkeiten gibt – kein ABSURDES Missverhältnis zwischen Wissen und Möglichkeiten der Gesellschaft, und dem ihrer einzelnen Angehörigen.
Der auf dem ERSTEN STANDPUNKT/MOD Stehende, um all das noch unbekümmert, geht weiter zu Punkt b) in 3/52: Der auf die Höhe seiner Zeit Gelangte wählt sich also ein Projekt. Eins, das er abschliesst. Später wird er sich, sinnvoll daran anschliessend, noch viele weitere wählen. Lauten so nicht nach wie vor die verlogenen Ausmalungen eines nach MOD Masstäben gelungenen Lebens?
Was hier arbeitet, ist in der Tat die Idee eines Übernehmens anstehender Aufgaben in einer an sich indifferenten Reihenfolge – aus dem Leben der Erst-Entdecker, -Besitzer einer Errungenschaft gelangt sie (wenn sie sie nur nicht für sich behalten: Einziges Vergehen, das ihnen hier anzulasten wäre!) ins Leben aller anderen ihresgleichen.
Die indifferente Differenz von Leben (Lebensentwürfen wie Biographien), um die es hier geht, ist also eine der Erstentdeckung und des Nachvollzugs; der zweite muss kürzer sein, beschleunigt stattfinden, wenn er im Leben der Entdecker von anderem stattfinden soll. Entdecker, Entwickler, Produzenten usw können alle sein, die MOD Welt steht ihnen (wenn nicht veraltete Denkweisen und politische Strukturen ihnen hemmend in den Weg treten ) offen. Darin ist natürlich auch unterstellt: Die Errungenschaften aller lassen sich lückenlos an die aller andern anschliessen – alles überhaupt MODerne passt zu allem andern solchen, ergänzt es; allenfalls vielleicht noch die Kategorie „Höhe, Fortgeschrittenheit der Zeit“ spielt eine Rolle dabei. Dieses Aufschliessen zum erreichten Stand war aber schon mit Punkt a) des Hineinwachsens in die MOD Gesellschaft erledigt.
Sehen wir uns jetzt an, wie der einzelne erwachsene (also sich auf ihrer Höhe bewegende) Angehörige einer MOD Gesellschaft (unter dem ERSTEN STANDPUNKT/MOD, wohlgemerkt) sein Entscheidertum betätigt.
Wie in den beiden Weltverhältnissen zuvor, zusammen mit ihrer gesellschaftlichen Organisation, ist auf gesellschaftlicher Stufenleiter schon einiges fertig eingerichtet, wenn der neu Hinzukommende (und was auch immer Entwerfende – wenn er denn etwas entwirft und Freiheit dazu hat) die Szene betritt. In MOD speziell trifft er auf die (idealerweise ohne vorMODerne politische Hindernisse und Restbestände) etablierte Praxis, Resultat einer Verarbeitung gesellschaftlicher Erfahrung nach MOD Prinzipien (Stichworte: Doppel-Sinn oder -Ansatz an den Aussenstellen /ästhetische Utopie+Wissenschaft), Kontingenz der verbindenden Mittelteile (Reproduktion+ technisches Entwickeln). Es sagt sich so leicht: „gesellschaftlich verarbeitet“; dabei ist die Frage, wie Vergesellschaftung auf MOD-Grundlagen überhaupt zustandekommt, keineswegs geklärt ist – sie darf also nicht einfach so, als fertig eingerichtete, beim „Hinzukommen“ eines neuen MOD Nachkömmlings vorausgesetzt werden. Aber die grosse Naivität, oder soll ich lieber sagen: der Enthusiasmus von MOD Individuen auf dem ERSTE STANDPUNKT/MOD will von solchen Bedenken erst einmal nichts wissen; umstandslos setzt er gesellschaftliches und persönliches Programm ineins. Der Lebensentwurf und Plan für sich selbst des – auf welche Weise immer – MODern Gewordenen gehorcht denselben Entscheider-Pirnzipien und -Stufen, wie es für den gesellschaftlichen Prozess – genauer: die Zustimmung der Einzelnen zu dem, was gesellschaftlich zwischen ihnen abläuft – bislang unterstellt war. Also auch ein Lebensentwurf dieser Stufe unterstellt einen Sinnhorizont, das Vorhandensein, Entdeckbarsein von Sinn und Erfüllung im Bestehenden – im Bestehenden des Subjekts, da sind es seine Bedürfnisse und die Gefühle die darauf orientieren; und im Bestehenden der Objekt-Umwelt, da ist es das Material für die ständige Erweiterung von Kontrollmöglichkeiten aller Art: Es wird als dort auffindbar und sich quasi von selbst anzeigend unterstellt – das Erkennen der Subsumierkeit von – durch seine feststellbaren Eigenschaften – dafür Geeignetem, wenn es uns begegnet, tragen wir gewissermassen in Gestalt kognitiver Reflexe ständig mit uns, sodass es uns fast wie eine Eigenschaft der Dinge selbst erscheint; darum macht ungezieltes Suchen und beim Fündigwerden Versuchen, Erproben, Erhärten des am Durchsuchten je aufgetauchten Verwertbarkeitsverdachts Sinn; bis auf weiteres; denn die Optimalhypothese ist hier unbestimmte Sinn-Hypothese: Das Vorhandene, bis auf weiteres wird es unterstellt, birgt hinlänglich viel Material in sich, das wir in sinnvollen Handlungen, nämlich technisch, im Sinne ständiger Erhöhung unserer Kontrollfähigkeiten in der Welt, verwerten können. – An dieser Suche, diesem Versuchen aller andern MOD Individuen also beteiligt sich der Einzelne; so wie die andern, schliesst auch er an den zahllosen Übergängen (zwischen den vier sich abhebenden Wert-Abteilungen) an, die sich dafür anbieten: Erkennt in ungelösten Problemen Aufträge an die technische Sphäre, sucht praktische Anwendungen für technische Entwicklungen, sortiert zwischen gelungener Alltags-Existenz und dem, was ihr fehlt, lebt sich ein in eine Spezial-Disziplin und die hohen Anforderungen an Detailkenntnissen, die sie erfordert, entdeckt dort Aufgaben und Bedürfnisse, die in der ein oder anderen Weise technisch anzugehen wären, entdeckt Regularitäten, die medizinisch oder technisch zu verwerten wären und weitergehende Fragen des Zusammenhangs mit anderen aufwerfen, denen ebenso nachzugehen wäre…
So verzweigt sich das System möglicher Fortsetzungen seiner Lebenslinie, wie ein ins Unendliche sich aufspaltendes Gleisfeld, das vor ihm liegt, in dem er aber doch immer nur EINES der möglichen Schienenpaare hinter der Weiche befahren kann – so oder so – er muss sich entscheiden, und sein Entscheid fürs eine ist immer auch Ausschluss des andern – Ausschluss, Aufschub, Abtreten einer Aufgabe an Andre, aber auch Ausschliessen seiner selbst von dieser Entdeckertätigkeit.
Es ist nicht umsonst, dass zur Beschreibung der unbefangenen Zuwendung zur Welt der möglichen Lebensprojekte Worte wie „entdecken, entwickeln, lernen, sich einleben“ benötigt wurden; denn hier findet eine erste Teilung und damit einhergehende Degradierung menschlicher Tätigkeiten statt: Entdecken, Entwickeln/Erfinden, Beherrschen-Lernen, Erleben/Überraschtwerden und dergleichen sind zwar wichtige Elemente jeder MODernen Vorstellung von erfülltem Leben und erfüllender Tätigkeit; aber es genügt völlig, wenn die eigene Lebenszeit damit GEfüllt wird – die Entdeckungen usw.anderer nehmen dem Einzelnen da nichts weg, es gibt ja soviel dieser Art. Es geht also eigentlich nicht um den INHALT des Entdeckens usw, nur ums Entdecken überhaupt, oder der Inhalt ist gleichgültig und INDIFFERENT. Alles zielt eben aufs beschleunigt Zugänglichsein der Resultate all dieser Tätigkeiten. Erster Widerspruch: Obwohl die Entdecker-, Erfinder- usw Tätigkeit unentbehrliches Sinn-Element jeder MOD Lebensweise ist, wird dies Element zugleich auf gesellschaftlicher Ebene, für fast alle (alle Andern) also im Verhältnis zum einzelnen Entdecker, Erfinder usw für entbehrlich, ja geradezu bloss hinderlich, aufhaltend erklärt. Erst recht undenkbar wären Mehrfach-Entwicklungen – was für eine Vergeudung von Zeit, wenn da alle etwa zur gleichen Zeit dasselbe entdeckten und erfänden usw! Der Widerspruch löst sich auf, wenn man sich dran erinnert, dass die einzelnen Wertsphären ja eine ganz unterschiedliche Perspektive auf die RESULTATE ihrer zuliefernden Nachbarsphären haben: Wo bei den einen die Arbeit mit befriedigender Erfüllung des Auftrags endet, beginnt sie für die andern erst – das gilt sowohl für die fundierende wie die sinngebende Richtung des Zusammenarbeitens der Sphären; Anschlussfähigkeit einer Aufgabe an die gelöste Aufgabe einer andern (der sie Sinn liefern soll, oder von der her sie mit Material oder aber Sinn fundiert, begründet, beliefert werden soll) bedeutet: Die Lösungen müssen bereitstehen, die zu lösende Aufgabe muss sich als sinnvolle stellen und auch lösbar sein; die Voraussetzungen müssen erfüllt sein. Wo immer solche Voraussetzungen nicht erfüllt sind, die Nachbarsphäre nicht hinreichend gediehen ist, stockt der Erfüllungsprozess, es muss erst eine sinnvolle „Gleisverbindung“ gelegt werden, damit eine neue Strecke Sinn durchfahren werden kann, das ganze Streckensystem eine Verlängerung erfährt. Wo immer MOD Individuen sich eine Aufgabe wählen, muss ihnen von anderswoher zugeliefert werden; es sei denn, sie verlieren sich in der sinnlos selbstbezüglichen Vermehrung und Ausweitung ihrer eigenen Wertsphäre. HIER gilt das noch als Mangel; unter dem ZWEITEN STANDPUNKT/MOD wird es beinah zum Normalfall MODerner Existenz. „Lückenschliessen“ im „Streckensystem“ ist die Tätigkeit, die früher in diesen Überlegungen (dem verkehrstechnischen Jargon auch nicht ganz fern) „Durchbinden“ genannt wurde: Das Herstellen von fundierenden und sinn-gebenden (aufgaben-stellenden) Verbindungen zwischen Stoffen aus je benachbarten Wertsphären. Man könnte demnach das Ideal der erfüllenden Lebens-Tätigkeit unter dem ERSTEN STANDPUNKT/MOD fassen als: fortlaufendes Lückenschliessen und Anschliessen an Fundierungs- und Sinn-Erfüllungs-Aufgabenstellungen, ausgehend von bereits gegebnen Resultaten an irgendwelchen Stellen, und das durch EIGENE angenehm-erfüllende Entdeckungs-, Erklärungs-, Produktions- und Konstruktions(Erfindungs)-Arbeit; was dabei „angenehm-erfüllend“ ist, wurde in der Entwurfsskizze über Bedürfnisse des 3.Kap. dargestellt. Also die VERBINDUNG zwischen einem in diesem Sinn angenehmen, und im Fundierungs- und/oder Sinngebungssinn zweckmässigen Tun bedeutet unter dem ERSTEN STANDPUNKT/MOD erfüllte Tätigkeit, in ihrer Summe optimal erfülltes Leben und Nutzen der sich dazu bietenden Chancen.
Die kleine Rätselfrage von oben freilich, warum die Inhalte der hier so erfüllend erscheinenden Tätigkeiten dann immer wieder so gleichgültig sind, warum sie AUFHALTEN, lässt sich damit auch auflösen: Alles VERHARREN-Müssen bei einem Thema schliesst ja von der Nutzung und Weiterverwertung des Ergebnisses der jeweiligen Entdeckungs- usw. Tätigkeit zur Fundierung und Sinnlieferung aus. Sie schliesst, wie sich bald noch zeigen wird, von noch einer andern und nicht unwichtigen Erfüllungs-Quelle aus: Denn die Sinnsphären erzwingen, jede eine andre, aber immer gleich starke, Abweichung der in ihnen möglichen Befriedigungsqualitäten, verglichen mit dem in der Entwurfsskizze zuletzt beschriebenen Maximum (das eigentlich eher einen Normalfall darstellen sollte!). Indem zwischen den solche Vereinseitigungen erzwingenden Sphären-spezifischen Profilen möglichst schnell hin- und hergeschaltet wurde, wurden diese Mängel wenigstens in der zeitlichen Abfolge immer wieder „ausgeglichen“ oder kompensiert, je schneller desto effektiver (womöglich sogar durch Hin- und Hergehen zwischen Tätigkeiten aus verschiedenen Sphären an EINEM Tag, Ideal des erfüllten Tages durch ABWECHSLUNGSREICHES Tun (aber nie: Tun ein und desselebn, das erscheint unter MODernen Vorgaben geradezu kategorial ausgeschlossen): so etwa Marx‘ berühmtes „morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden“ – nun ja, romantisch-vorMODern). Das Umgekehrte gilt leider auch: Je mehr man AUFGEHALTEN wird und sich aufhält bei einer der vereinseitigenden Tätigkeiten, desto leidvoller.
Die durch die Aufgaben- und Stoffelder der MODerne führenden Gleis-Strecken realisieren die leichter befahbaren Strecken-Verbindungen naturgemäss als erste; wo Hindernisse auftreten, werden sie erstmal umgangen, umfahren; bis die Lücken unerträglich werden; dann kommen (nach den Originalgenies der MOD Frühzeit) die Spezialisten, die die massiv aufgestauten Problem-Gebirge bewältigen, und sich dafür die Anerkennung und den Dank (wenn ihnen daran liegt) der andern verdienen. Später, wenn alle Spezialisten geworden sind, entfällt das: Der ZWEITE STANDPUNKT/MOD wird sie darüber trösten. Das Leid durch Vereinseitigung, aber auch Sinnlosigkeit durch die Nicht-Teilhabe am Fundieren und Aufträge Weitergeben ist dann schon allgemein. (Die andern BENEIDEN um das, was sie im Gegensatz zu einem selber tun dürfen, ist nicht im Sinne des „mit ihnen tauschen Wollens“ gemeint: Sie haben einem nämlich nichts voraus, wenn man sein Eignes für das Ihre aufgeben müsste. Der Neid gilt immer einem Sachverhalt, den sie selber auch nicht haben, nämlich: das Ihre, ZUSÄTZLICH zu dem, was der Neider hat, kann, darf – nicht ANSTATT seiner. Auf diese verrückte Weise drückt sich das Leiden der Einzelnen an Vereinseitigung und Sinn-Entleerung aus, die „Gesellschaft“ (die Wissenschaft, die Technik, die Wirtschaft/Produktion, die Kultur) hingegen (also die Andern als Nutziesser dessen, worunter bzw unter dessen Ermöglichung sie zugleich alle zusammen leiden) leidet nicht, und neidet nicht. Sie hat ja auch Zeit – alle (verbleibende) Zeit der Welt(geschichte).
50.
Hingegen jedes einzelne MOD Individuum muss aus dem so überaus grossartigen Verlauf der MOD Fortschrittsgeschichte für die Zeit seines Lebens genügend Sinn herausholen, um auch schon diese Frist erfüllend genug für sich finden zu können. Am Anfang gelingt das ja auch durchaus. Da muss noch nicht soviel darüber nachgedacht werden, was MOD Einzelmenschen SIND , derart dass ihre Biographien sich zu einer Umsetzung des MOD Kulturprogramms summieren (der einen, selben Individualität für alle, beim je erreichten Stand gesellschaftlich verfügbaren Erfahrungswissens…und, nun ja, auch Produktions- und technischen Möglichkeiten, schliesslish auch anschaubaren Visionen und Utopien (denn die alle zusammen erst definieren, beim gegebnen Stand, die aktuelle MOD Individualität; die ändert sich ja, differenziert sich aus mit dem Anwachsen ihres Inhalts, definiert die je nächsten Schritte in Sinnbegriffs-Entwicklung und Fundierungs-Forschung). Am Anfang, auf dem ERSTEN STANDPUNKT/MOD, war Inhalt des Lebens „der Gesellschaft“ nichts anderes als ein Muster-Lebenslauf, zu dem jeder beitragen, und aus dem jeder sich – das Seine ergänzend (genau so, wie es später die „Neider“ denken werden!) – das von Andern Entwickelte nehmen konnte, um daran produktiv, weiter-entwickelnd, oder nur einfach es nutzend, anschauend usw. anzuknüpfen. Mit einem Wort: Dort gab es keinen Unterschied zwischen produktiver und nichtproduktiver Konsumtion; der einzige Ausschluss, der tatsächlich die Wahlfreiheit der Entscheider und Lebensentwerfer beschränkte, war der zwischen den Sphären selbst: Wer gerade in der einen tätig war, konnte nicht zugleich in einer andern arbeiten, nur möglichst schnell (und sich dabei selbst, daher „Durchbindung“, durch die eigne Vorarbeit Stoff oder Aufgabe für die Weiterverwertung in der Nachbarsphäre liefernd) zwischen den Sphären wechseln.
Je mehr Stoff sich anhäufte, desto schwerer wurden die Wechsel.
Aber damit wurden die Festlegungen zumindest in EINER Dimension, egal wohin man sich wandte, starrer: Die Freiheiten, die man als Inhaber des ERSTEN STANDPUNKTS/MOD sich quasi als Mensch schlechthin zuschreiben durfte, nämlich frei hin und hergehen zu dürfen nicht nur zwischen den Wertsphären, sondern auch in jeder der Wertsphären zwischen dem Modus „aktives Suchen, Gestalten, Konstruieren, Wählen, Einrichten“ und „passiv sich verhalten zu sich darbietendem (Fakten-, Problem-, RoutineElement-, Überraschungs-) Stoff und sich davon in Bann schlagen lassen“ – sie verschwinden als erste. Genauer gibt es sogar eine Verbindung zwischen diesen beiden Punkten: Denn wenn ich mich in genau EINER Sphäre (von vieren, zwischen denen ich mich ursprünglich hin und herbewegte) ausschliesslich festsetze, bedeutet das: den Versuchungen der andern Sphären zu widerstehen – sowohl dem Abgelenktwerden (und in den Bann Geschlagenwerden) durch ihre Materien, als auch den – von der Anthropologie des ERSTEN STANDPUNKTS/MOD als durchgehend bei uns allen vorhanden behaupteten – Antrieben des eben genannten „aktiven Modus“, nämlich von sich aus (ohne äussere Anregung, da wo sie fehlt) „Suchen, Gestalten, Konstruieren, Wählen, Einrichten“.
Tatsächlich ist die Anthropologie des ZWEITEN STANDPUNKTS/MOD wenig mehr als die Doublette derjenigen des ERSTEN STANDPUNKTS/MOD, mit deren Hilfe das, was durch die mittlerweile eingetretene Notwendigkeit des Stehenbleibens bei einem Gegenstand und der zunehmenden Professionalisierung in den Wertsphären erzwungen wird, als eben AUCH menschengemäss und echte Alternative zum dilettantisch.genialischen Herum-Schweifen ausgegeben wird.
Es ist dabei gleichgültig, WELCHE Art des „Stillstands“, welche Fixierung auf EINE Eigenschaft des gesamt-menschlichen Anforderungsprofils durch die „stehenbleibende“ Stellung im System der Spezialgebiete man dabei auszubilden hat.
Das System, wie es ursprünglich im ERSTEN STANDPUNKT/MOD aufgestellt wurde, stellt bekanntlich gegenüber:
Objektiv:
UTOPIE/ ROUTINEN/ RISIKEN+CHANCEN/ FAKTEN
Subjektiv:
WÜNSCHE/ BEDÜRFNISSE/ PROBLEMLÖSEBEREITSCHAFTEN/ NEUGIER+VERSTEHENWOLLEN
Finde ich nichts meinen subjektiven Bereitschaften Entsprechendes vor, so beginne ich, es AKTIV in der Realität herzustellen, zu(sammenzu-) suchen, zu bearbeiten im Sinne meiner Anforderungen. Umgekehrt kann ich mich mit meinen subjektiven Anforderungen auch auf das einstellen, was sich mir in dem jeweiligen Gebiet darbietet, und mich PASSIV davon anregen, füllen, tragen lassen. In jedem Fall sollte beides so zusammenpassen, dass, wie im Exkurs des 3.Kap. über Bedürfnisse skizziert, die „Mitte“ zwischen Unter- und Überforderung der jeweiligen „Bedürfnis“-Ebene eingehalten wird.
Von dieser Mitte in jeder der genannten vier Dimensionen E e w W, den beiden Orientierungen, zwischen denen sie zu halten ist, und den spezifischen Leiden, die jedesmal durch Unter- oder Überforderung (im Extremfall des Zusammenbruchs der betreffenden Bereitschaft zuletzt auch Unterforderung, Ekel, Überdruss usw) entstehen, ist in den Anthropologien weder des ERSTEN noch des ZWEITEN STANDPUNKTS/MOD auch nur entfernt die Rede. Stattdessen fungieren die unanalysierten Bereitschaften als ausbeutbare Spielräume, die genau so, wie sie gerade gebraucht werden, eingesetzt werden sollen an der Stelle, wo die „gesellschaftliche“ Umsetzung des MOD Kulturprogramms (Individualität), das ohnehin für alles, was geschieht, massgeblich ist, sie hindirigiert: Ob man sich da als Wissenschaftler von Fakten überwältigen lassen und sie durch- und aufarbeiten soll, oder aber solche zu suchen hat, hängt von der Lage der Wissenschaft selbst (womöglich auf einem Themengebiet) ab – aber auch davon, ob aus ihr im benötigten Mass (wie soll es bestimmt werden?) technisch/prognostisch verwertbares Wissen nachfliesst; ob davon zuviel oder zuwenig, zu schnell oder zu langsam produziert wird, die Wissenschaft somit dem Tempo, das ihr der restliche Produktionsprozess abverlangt, gerecht wird – das entscheidet darüber, wieviel verfügbarer gesellschaftlicher Gesamt-Spielraum auf Wissenschaft verwendet wird, ob sie ausgebaut oder gedrosselt wird; in Real-Begriffe übersetzt heisst das: wieviel Leute wieviel ihres Lebens mit Wissenschaft verbringen, genauer: wieviel Leute ihr Leben mit Wissenschaft verbringen, denn meist kommen sie davon, einmal ausgebildet, nicht mhr weg). Ob diese Leute auf Dauer so neugierig sind, wie sie vielleicht zu Beginn waren, wird da mit Sicherheit nicht gefragt – ob sie weiter von Faktenfülle überwältigt werden wollen, oder PERSÖNLICH lieber auch einmal die angesammelten Daten sichten, durchdenken, verstehen wollen; oder aber, in einer andern Abteilung, ob sie mit der Perfektionierung einer Theorie beschäftigt sind, die ein eng umschriebenes Themengebiet behandelt, ohne darüber hinaus schauen zu dürfen und Zusammenhänge in den Blick nehmen zu dürfen, die mit diesem ihnen aufgezwungenen Perfektionsgrad nicht vereinbar sind.
In MOD I, 2/11 (Absatz: „In der Forschung ist es fast umgekehrt:…“) ist einer der möglichen Konflikte kurz angesprochen: Wissenschaft will Fülle, der einzelne Wissenschaftler würde sich aber gerne „bornieren“, ein ihm „vielversprechendes“ weiter verfolgen usw – als Spezialist hat er sich solche Regungen zu versagen, und diszipliniert den Anforderungen der organisierten Forschung zu unterwerfen. Wohin die sich ausrichtet, ist abzusehen, nämlich auf Stoff, der von allen Seiten von fleissigen Experimentatoren, Beobachtern, Sammlern, Klassifikatoren beigetragen wird; die „Konzepte“, Theorien, Terminologien folgen dem mühsam, je mehr von diesen Stoffmassen sie versuchen zu umgreifen, desto unwahrscheinlicher, prekärer, weniger haltbar wirken sie; was der Wissenchaft als ganzer fehlt, aber ebenso für demnächst versprochen ist, macht sich dem einzelnen Forscher fühlbar als Unüberschubarkeit der Inhalte seines Fachs, Ausschluss von nachvollziehbarem Stoffwachstum. Dabei wird dies nicht als kategorialer Mangel der Wissenchaft oder Grundsatzmangel der Wissenschaftspraxis selbst empfunden; Stoff und Material sammeln stehen, ganz gleich, wieviel sich da angehäuft hat, und wie wenig oder viel Verstehen ihm gegenübertritt und es durcharbeitet, immer auf gleicher Stufe – es gibt kein hierarchisches Verhältnis zwischen beidem, ein Missverhältnis kann nicht entstehen: Das ist Konsequenz der (optimalhypothetischen, bis auf weiteres, bis zur Widerlegung zu hegenden) Erwartung, der Sinn im Vorhandenen, soweit vorhanden, werde sich durch Erschliessung, Kennenlernen dieses Vorhandenen ganz von selbst zeigen (wohlgemerkt: der technomorphe Sinn; die Kategorien für IHN liegen freilich bereit, und wenn und solang und soweit das Vorhandene sich als technisch verwertbar erweist, ist die Hypothese auch nicht falsifiziert).
Mag sein, dass die Wissenschaft solchen Aufschub und vorläufige Entsagung, was Klarheit, Vereinfachung, Sinnfällig-machen und Überschaubarkei ihres Stoffs angeht, gut erträgt, der einzelne Forscher aber darum nicht unbedingt; für ihn drängt die Arbeit seiner Wertsphäre, sofern er sich auf sie festgelegt hat, nicht weniger zur Überforderung und Überfülle, wie zuvor den (mittlerweile zum Dilettanten, Nichtexperten, Nichtprofessionellen erklärten) frühmodernen Universal-Kreativen die Fülle der möglichen Themen und Herausforderungen, denen er sich hätte zuwenden können.
Und so geht es allen, die sich im Zuge des Übergangs zum praktizierten ZWEITEN STANDPUNKT/MOD mit ihrer Lebenstätigkeit in eine der moderne Wertsphären festgebannt erleben, ohne Hoffnung auf ein Wiederloskommen: Die „schöne Mitte“ ihrer aller Lebensführung wird konsequent verfehlt, die Zeiger jeder der involvierten Bedürfnis-Dimensionen pegeln sich mehr oder weniger überall aufs Überforderungslimit ein: Beschleunigung im Beruf, Überkonzentration im technischen Erfinden, Selbstverleugnung und Absehen von der eigenen Erfüllungserfahrung in der Arbeit der im engeren Sinne Kreativen werden ebenso zum Normalfall, wie verwirrende, nicht mehr einzuholende Unübersichtlichkeit der Forschung.
51.
Was genau im Übergang von ERSTEM zu ZWEITEM STANDPUNKT/MOD ist für diese Zuspitzung verantwortlich?
Nochmals zur Erinnerung: Der ERSTE STANDPUNKT/MOD erlaubt es dem, der ihn einnimmt, durch ein und dieselbe Handlungsweise seinen (in der zugehörigen Anthropologie beschriebenen) Bedürfnissen, seinem Lebensentwurf, seiner Stellung in der mit den Zeitgenossen geteilten gesellschaftlichen Lebensform, und schliesslich dem MODernen generationen-übergreifenden Kulturprogramm, also der bei allen selben (bei gegebnem Wissensstand) Individualität, gerecht zu werden: Seine sämtlichen Werte sind somit ohne Konflikt umsetzbar, oder anders herum ausgedrückt, sie sind widerspruchsfrei, miteinander kompatibel und konsistent.
(Genau so verhält es sich mit den im Bedürfnis-Exkurs beschriebenen Aufmerksamkeits-leitenden Bedürfnissen – jenen, von denen eben am Ende von 50 gesagt wurde, dass die aus ihnen hierarchisch sich aufbauenden „Mitte“-Zustände durch die MODerne Art der Lebenseinrichtung systematisch verfehlt werden.)
Im ZWEITEN STANDPUNKT/MOD ändert sich daran einiges: Was im ERSTEN problemlos selbstverständlicher Bestandteil des Lebensentwurfs war, tritt nun in Gegensatz zu den hierarchisch übergeordneten beiden Wertesystemen, Lebensform und Individualität; die stellen Anforderungen an die Gestaltung der Biographien, die von denen, die sie erfüllen, als empfindliche Einbusse an „Lebensqualität“ empfunden werden, und die Kompensationen in Form eines reichen Angebotes von „Konsumgütern“ erforderlich machen. (Diese Abtrennung der „höheren“ auf Kosten des untersten Elements der Hierarchie an Werte- und Motiv-Systemen wurde in 3/… „Beschädigung“ dieses Elements genannt: Im Zweifel verletzten und vernachlässigen MOD Individuen lieber die „unteren Elemente“ und suchen dafür Entschädigungen, als dass sie von ihrem Kultur- und Vergesellschaftungsentwurf ablassen. Eine noch zu behandelnde Frage ist: Warum ihnen das so relativ leicht zu fallen scheint…)
Die Denkweise, die solches Kompensieren allererst möglich macht, zeigt freilich, wie grundlegend sich die Stellung der in den vier Wertsphären Arbeitenden zu ihrer Tätigkeit gewandelt hat. Reflektiert wird diese Änderung in der Formulierung einer alternativen anthropologischen Konstante, die das Spezialistentum nicht als Mangel, sondern als „Sich-Fesseln-Lassen von Aufgabenstellungen“ und allgemein-menschliche „(Lebens)Möglichkeit“ beschönigt. Dass diese Motivklasse nicht an die Stelle der unter dem ERSTEN STANDPUNKT/MOD genannten menschlichen Grundausstattung tritt (welche eine ebenso aktive („Antrieb“) wie auch passive („gereizt, stimuliert, angezogen werden von…“) Disposition unterstellte, in je einer der vier Wertsphären sich zu betätigen), stattdessen als gegenüber der ersten bloss indifferent (auf diese Indifferenz ist zurückzukommen!) andere menschliche „Alternative“ ausgegeben wird, zeigt, dass diese erste für dann doch („auch“?) unentbehrlich und unaufgebbar gehalten wird, man will das anthropologische Fundament nicht korrigieren, daher der faule Kompromiss des „AUCH“ und der ergänzenden Möglichkeit, wo in Wahrheit zur Alternative nie mehr ernsthaft zurückgekehrt wird (ausser in den wehmütigen und längst schon skurril-unernsten, Steckenpferd-artigen, das „Kind-im-Manne“ zufriedenstellenden Dilettanten-Eskapaden in der Freizeit – bei den ganz Reichen (die es nur gibt, wo MODerne zurückgefallen ist in ihr unangemessene Vergesellschaftungsformen) kann das schon mal die gesamte Lebenszeit sein…). Der Eindruck einer gleichberechtigten Alternativität beider Lebens-Perspektiven ergibt sich um so mehr, als die erste Version ja das aktive sich Stoffe aus jeder Wertsphäre Suchen, wo man sie im eigenen Leben vermisst, und das passive sich von Stoff anziehen und fesseln, bezaubern, befriedigen lassen, den man nicht gesucht hatte und dem man zufällig begegnet, als gleich starke psychologische Tendenzen behauptet hatte; von den beiden wird nun also eine einfach nur die stärkere, und das kann (bei, oberflächlich gesehen, sogar gleichbleibenden Dispositionen, so gesehen müsste man dann garkeine alternative Anthropologie behaupten!) sogar nur dem speziellen Stoff geschuldet sein, dem die an sich immer noch gleichen Menschen bei etwas fortgeschrittenerer MODerne nun begegnen: Die „fesselnden“ Qualitäten sind einfach stärker geworden.
Allerdings wird diese etwas optimistischere Deutung (die man auch schon als Regression von Auffassungen des ZWEITEN in den ERSTEN STANDPUNKT/MOD verstehen könnte) spätestens dann zweifelhaft, wenn die Spezialisten sich höchst aktiv und angestrengt gegen Ablenkung durch andere ebenso interessante Stoffe zur Wehr setzen müssen, und die Wünsche und Sehnsüchte nach dem, was fehlt, in die Freizeitsphäre verschieben müssen. Je mehr das der Fall ist, muss die Tendenz zur Expertenexistenz als eigene anthropologische Komponente ins allgemeinmenschliche Verhaltensrepertoire aufgenommen werden, wo sie unter Umständen (nämlich denen der frühen industriellen Moderne) zur einzig herrschenden, alle andern ausschliessenden wird.
Die Spezialisten aller Sparten müssen sich also disziplinieren, um solche werden und bleiben zu können; darüberhinaus aber straft noch ein zweites Phänomen die behauptete Alternativität und Menschengemässheit dieser Lebensweise Lügen: die in die vereinseitigte Expertenexistenz Gebannten verlangen teils Ersatz für den entgangenen Stoff, teils müssen die Ausschlüsse, die sie ertragen müssen, bagatellisiert werden, indem die Tätigkeiten, denen sie so hingebungsvoll nachgehen, für indifferent erklärt werden – eine so gut wie die andre: Man ist IRGENDWO spezialisiert, und soll im abstrakten ÜBERHAUPT überlegen qualifiziert Sein seine Befriedigung finden.
Und eigentlich ist es das, was die Anthropologie des ZWEITEN STANDPUNKTS/MOD behauptet oder genauer, behaupten MUSS, wenn sie die Menschengemässheit dieser Existenzweise rechtfertigen will. Tatsächlich ist an dieser Anthropologie auch nicht sehr viel mehr dran als der Gedanke: Das, was an Anforderungen sich aus der Existenz unter den Vorgaben des ZWEITEN STANDPUNKTS/MOD ergibt, passt zu den spezifischen Bedürfnissen und Begabungen von Menschen, die sich auf diese Existenz einlassen – ein Konflikt findet nicht statt. Man muss nicht viel über Bedürfnisse nachgedacht oder darüber in Erfahrung gberacht haben, um diese platte These zu vertreten – bis zum Beweis des Gegenteils kann man sie einfach einmal behaupten.
Die Widerlegung kommt auf der Stelle, in Gestalt der seltsamen Freizeit-Aktivitäten einerseits, der kompensatorischen „Konsum“-Wünsche andererseits. Wie die zu deuten sind, muss noch etwas genauer beschrieben werden. Die „alternative“ menschliche Existenzweise (NUR Gefesselt, Überwältigt, Festgehaltenwerden vom Gegenstand) scheint ohne ihr Gegenstück (Wechsel zwischen aktivem Aufsuchen/passivem vom Gegenstand Überwältigtwerden) nicht auszukommen – seltsam, dass sie im ersten Anlauf zu einer anthropologischen Erklärung der conditio humana moderna (nämlich Wechsel, vgl. ERSTER STANDPUNKT) noch garnicht erwähnt wurde; seltsam genug auch, dass diese ursprünglichere Alternative (dh. Wechsel) ohne solche Anleihen bei ihrer angeblichen Alternative (Festgehaltenwerden) auskam, bzw. sie geradezu mit zu enthalten schien.
In diesen Unstimmigkeiten zeigt sich bei näherer Betrachtung ein subtiler Bruch bzw Übergang in andere Betrachtungsweisen, die den ERSTEN vom ZWEITEN STANDPUNKT/MOD deutlich stärker absetzen, als auf den ersten Blick der Fall zu sein schien.
Auch der ERSTE STANDPUNKT/MOD enthält schon eine GEWISSE Entwertung des Tuns und Hervorbringens; die Differenz zwischen dem Original-Urheber und dem, der eine Entdeckung, Produkt, Errungenschaft übernahm, wurde zur unerheblichen, INDIFFERENTEN erklärt, der eine war den andern, die seine Entdeckung übernehmen würden (Entdecken und Erfinden hier überhaupt das Paradigma für Fortschritt), nur einfach zeitlich voraus, im blossen Nachvollzug würde nichts Wesentliches verlorengehen, ausser der „Freude, der Erste gewesen zu sein“, ein recht billiger und eher geltungs- als sachbezogener Genuss.
Für eine solche Übernahme des Wesentlichen und auch Genussvollen der Erst-Entdeckung und des Erst-Fortschritts ist VERDICHTUNG der zugehörigen Aktivität und der zu ihr gehörenden Erfahrung erforderlich – damit dasselbe in ein Leben passt, das noch mit anderm gefüllt ist, und die Entdecker wechselseitig ihre Errungenschaften einander abnehmen und ins eigne Leben einfügen können, derart dass ALLE Leben inhaltsreich und erfüllend werden. Diese Verdichtung kann, grob, als Zurichtung dieser Inhalte für den Zweck der BILDUNG aufgefasst werden; unter diesem Gesichtspunkt ist selbst die Produktion des Lebensunterhalts etwas, das sehr genau darauf durchgemustert werden muss, inwiefern die Tätigkeiten, die dort stattfinden, wirklich INDIFFERENTE oder aber für erfülltes Leben entbehrliche (wenn nicht sogar unerwünschte, hinderliche) sind, ob oder ob nicht jemand, der sie einmal kennengelernt hat, wünschen kann, vom Zugang zu ihnen ausgeschlossen zu sein: Kriterium ist immer, ob jemand sich nachvollziehbarerweise solchen Zugang ZUSÄTZLICH zum Seinen (auch schon erfüllenden) wünschen kann (vgl. oben Ende Abs 49 die Feststellungen zum „Beneiden“).
(Wo immer das Lebens-(Entwurfs-)-Bereichernde einer Erfahrung Berücksichtigung findet, der Ausschluss davon darum als Verlust, ist die Bildungskategorie im Spiel, ebenso umgekehrt, wo immer von Bildung (auch der der Nachwachsenden, in ihre Lebensform Hinweinwachsenden) geredet wird, in der Pädagogik also, da sind Betrachtungsweisen des ERSTEN STANDPUNKTS/MOD nicht weit entfernt – vor allem in Gestalt der Anthropologie dieses Standpunkts, die vom Wechselspiel von passivem Gefesseltwerden und bei einem Thema und Zweck bleiben, bis das Interesse erschöpft ist, und dem (eben darum) sich wieder verstärkenden aktiven Suchen nach Neuem, als Abwechslung, spricht. Einseitigkeit gilt da noch als Entfaltungshindernis und Abhaltung von allgemein menschlichen Möglichkeiten und Erfüllung, somit als Mangel.
Die Anthropologie, die das Ebenso-Gute (Indifferent-Verschiedene) des Spezialistentums behauptet, muss dann zeigen: dass ja in dieser Spezialisierung, bei einem bestimmten Grad der Fortgeschrittenheit der Tätigkeiten in jeder Wertsphäre, der ganze Reichtum desen enthalten ist, was vom ERSTEN STANDPUNKT aus als unentbehrlich bestimmt wurde: Erster Versuch, eine „Selbstähnlichkeit“ der MODernen Wert- und Sinnebenen zu behaupten, zugleich untrügliches Anzeichen, dass sie bereits nicht mehr vereinbar sind.
Die unter dem ZWEITEN STANDPUNKT/MOD ihr Leben Einrichtenden wollen die gesellschaftliche Lebensform, die beim gegebnen Wissensstand die MODerne Individualität…
(bzw. jene, die sich von Moment zu Moment ergibt bei Anwendung des Entscheidertums (die Mentalität, Begründungs- und Lernregel, die es ist) auf diesen Wissensstand, und die dadurch virtuell dieselbe ist bei allen Zeitgenossen, die das Erreichen dieses Stands mit-erleben)
…umsetzt; sie wollen, nicht anders als auf dem ERSTEN STANDPUNKT/MOD, aber zugleich ein (nach den Masstäben dieses STANDPUNKTS) erfülltes Leben. Beides zugleich geht nicht mehr; mit dieser Trenn- und Konfliktlinie hebt sich zumindest der beschädigte, verlorene Lebensentwurf als Sinnquelle (schmerzlich) von der noch möglichen Erfüllung (auf Ebene der Gesellschaft) ab.
Die Anthropologie des ZWEITEN STANDPUNKTS/MOD fügt derjenigen des ERSTEN (der nicht widersprochen wird; bloss findet sie in der Umsetzung des ZWEITEN STANDPUNKTS keine Anwendung mehr) nichts andres hinzu als die Behauptung: dass die Nichtabwechslung zwischen Tätigkeiten in den verschiednenen Wertsphären AUCH menschengemäss sei – das Sich-Verlieren in der Endlosigkeit einer auseinander hervorgehenden Reihe von Aufgaben, die Perfektionierung einer Routine bei anwachsenden technologischen Neuerungen, die in ihr benutzt werden, die Erschliessung eines Problemfeldes oder Fachgebiets. Hauptsache, man ist dadurch so „gefesselt“, dass man sich nicht mehr lösen kann, es nie langweilig wird.
Aber dabei belässt es die Rechtfertigung des ZWEITEN STANDPUNKTS nicht.
Sie bietet dem an seine Spezialtätigkeit gebundenen Spezialisten zweierlei als Ersatz für eventuell verspürte Ausfälle an:
Erstens, Teilhabe an den Errungenschaften der Lebensform (also auf dieser Ebene sich vergesellschaftenden Lebensentwürfe) durch KONSUM.
Zweitens, die Vorstellung einer weitgehend „selbstähnlichen“ Projektion der Aktivitäten des riesigen arbeitsteiligen Gesellschaftsorganismus bis in seine kleinsten Zellen: Die arbeitsteilige Gliederung in Grossfunktionen, welche die Wertsphären darstellen, wiederholt sich auf jeder Ebene der Planung, bis hin zur konkreten Arbeit in kleinen und kleinsten Arbeitsgruppen: verfügbare und eingesetzte Techniken, erreichter (Be)Stand, eigentliche produktive Aktivität, Ist/Soll-Vergleiche scheinen grundlegende Bestimmungen (ja die einzig denkbaren, obersten) jeder geplanten und im Sinn des MOD Programms bei gegebnem Wissensstand (auch nur ein Bestand) zweckmässigen Tätigkeit zu sein; dass sie sich an, zumindest über verschiedene Personen verteilen, die am selben Projekt arbeiten, ändert für die Beteiligten wenig, sobald sie über die Errungenschaft der Kollegen so souverän verfügen können, als wären es eigne; und insofern exemplarisch am Wissen der Gesellschaft, dem Einsatz ihrer Techniken, der Reproduktion und dem Fortschritt an einer ihnen zugänglichen Stelle fast ebenso Teil haben, wie die Universalkretiven der MOD Frühzeit, die dafür noch zwischen den Sphären wechseln mussten.
Die Art dieser Tröstungen und Kompensationen verweist allerdings auf den Verlust, der hier verschmerzt werden soll:
Das Wesentliche und Sinn-erfüllende einer jeden produkiven Tätigkeit in gleich welcher der vier Sphären liegt nicht mehr in ihr selbst, ebensowenig ist ihre Verbindung und Anschlussfähigkeit gesichert durch den von ihr aus Sinn machenden Übergang in eine sich zwanglos daraus ergebende Tätigkeit einer Nachbarsphäre (ob nun der ursprüngliche Produzent diesen Übergang und Anschluss in seinem Leben vollzieht, oder ein anderer, oder jemand, der diese Entwicklung in seinem Bildungsgang nachvollzieht, war dabei (allerdings, auch schon) gleichgültig. Immerhin war es möglich, dies in EINEM Leben stattfinden zu lassen; immerhin war es möglich, sich die verfügbare Masse an Gesamtinhalten dessen, was alle zusammen, als gesellschaft, arbeitsteilig verbundene Lebensentwürf, erarbeiteten, als eine riesige Summe von Lebensmöglichketien zu denken, die im Prinzip alle zusammen (spätestens beschleunigt, verdichtet, verlkürzt, als nachvollziehende Bildungsinhalte) ins Leben aller hineinfinden könnten: Die kategoriale Beschaffenheit des gesellschaftlich verfügbaren Materials war klar charakterisiert als Material für erfülltes Leben.
Das Material, das unter dem ZWEITEN STANDPUNKT als sich weiter aufhäufend gedacht wird, ist nicht fürs Leben gemacht; die Anschlüsse, durch die es von einer Bearbeitungs-Station zur nächsten fliesst, gehören nicht einem Leben an, die Übergänge finden nicht IN einem Leben, nie in EINEM Leben statt. Die Leben sind vielmehr die Bearbeitungsstationen, durch die hindurchfliesst, was erzeugt wird – und das sind Erzeugnisse, vom Arbeiter getrennte und abtrennbare Errungenschaften, die Voraussetzung des nächsten Produktionsschritts bilden: Dort wartet ein nächster Arbeiter, dass ihm das Benötigte zufliesst, damit er tätig werden kann. Das sind allgemeine Bestimmungen MODerner Arbeitsteilung, wie sie unter dem ZWEITEN STANDPUNKT/MOD ganz elementar selbstverständlich gedacht erscheinen – wie soll es denn anders gehen? Nach diesem Vorbild ihrer produktiven Produktion, genauer, der Art, wie Güter, zweckmässige Voraussetzungen des je nächsten Produktionsaktes anfluten und verarbeitet werden, denken die Produzenten auch ihre persönliche Konsumtion; auch hier verarbeiten sie das Anflutende, und erzeugen… nun was denn? Arbeitsfähigkeit? als deren wichtiges Ingredienz (unter anderm): Spass und (gefühltem) Sinn? das alles im Sinn von: Bereitschaft, weiterzumachen, Wiederherstellung der Arbeitsbereitschaft, als wichtiger Voraussetzung für das Weiterlaufen des Betriebs an der Stelle, die sie ausfüllen. So wie auch die andern Voraussetzungen erfüllt sein müssen, verbessert und auch bei Beschädigung repariert, gegen Beschädigung technisch gesichert werden müssen. Der Konsum des Konsumenten ist nicht verschieden vom produktiven Konsum bei Herstellung der andern Produktionsmittel, die mit ihm zusammenwirken. Er ist eben auch nur so ein Produktionsmittel. Und das mitten im libertären Kommunismus.
52.
Also der ZWEITE STANDPUNKT/MOD hat sich kompensatorisch ausgestattet mit einer Anthropologie (wie der ERSTE), aber zusätzlich mit einem Ersatz für ausgefallene Befriedigungs- und Lebensformen in Gestalt des Konsums (hier als Material- und Sinnquelle, nicht reproduktionsnotwendiger Konsum bei arbeitsteiliger Reproduktion: Die gibts auch schon vormodern in traditionalen Gruppen und Geselslchaften) und einem Ersatz für ausgefallene Viel- und Allseitigkeit der Anschlussmöglichkeiten der eigenen Erfahrung in Gestalt einer tiefgreifenden Selbstähnlichkeit aller arbeitsteilig betriebenen Produktion, gleich wo sie stattfindet.
Aber bevor ich mit der Einordung der bisherigen Funde hinsichtlich der vier STANDPUNKTE/MOD aus den ersten beiden Kapp. in das allgemeine Schema der STANDPUNKT-Stufenreihe (so wie bei OPP und REL entwickelt) fortfahre, möchte ich nochmals präzisieren, worin das Charakteristikum der „Bruchstelle“ in jeder der Reihen besteht.
Es gab den Rationalitätsblock, das, was allen Stufen bis zur jeweils letzten dieses Blocks gemeinsam ist.
Dies Gemeinsame war gedacht als Gleichheit (als Person) in OPP, zusätzlich bzw dies näher bestimmt als Vergleichbarkeit (der Mentalitäten oder Begründungsweisen: Glaube und trad.Lebensform), dies nochmals zusätzlich als Selbigkeit der generationsübergreifend-gesellschaftlichen Erfahrungsverarbeitung (Lernregel, also Individualität, je bei gegebnem Stand der ständig wachsenden Erfahrung: Jeder Erfahrungsstand begründet somit eine aktuelle Individualität der Gesamtgesellschaft).
„Beweglich“ hingegen waren die (OPP-) Mentalitäten, (REL-)Individualitäten, (MOD-)Lebensentwürfe im Rahmen der gemeinschaftlich organisierten Lebensform.
Was heisst nun „beweglich“?
Zunächst dies: Auf Basis des allen (als Personen, zurechnungsfähigen Erwachsenen usw) Gemeinsamen…
-der Gleichheit, bzw. als deren Präzisierung
-Vergleichbarkeit (der Begründungsweisen),
– Selbigkeit (der Individualtiät)
…eine sich daraus ableitende VARIABILITÄT, die aber LETZTLICH sich (spätestens, wenn die jeeilige Form der Legitimation auf das betreffende Material an unterschiedenen Gebilden angewandt wird) in ein Gemeinsames, also Gleiches, nämlich Vergleichbares, Selbes, und speziell in MOD, Indifferentes, überführen lässt.
Im Einzelnen:
Aus der Gleichheit aller als Person soll sich Vergleichbarkeit der Begründungs (Plan-, Lern-)weisen Aller ergeben, bei aller prima facie Verschiedenheit dieser Begründungsweisen;
aus gleicher Begründungsfähigkeit= Vergleichbarkeit der Begründungen (Plan, Lernregeln) aller (REL-) Personen soll sich die Selbigkeit von deren, aus den Einzelplänen erschliessbarer vergesellschafteter Iindividualität, also Gross-Binnen-Individualität herstellen;
aus der Selbigkeit der gesellschaftlichen Individualität, also Fortsetzung von Lernen und Planen aufgrund bestehender Erfahrung nach der MOD Lernregel, sollen sich alle nötigen und gegeneinander indifferent verschiedenen Lebensentwürfe ergeben, die zusammen die optimale Lebensform aller Beteiligter in diesem Augenblick ausmachen.
Die Prioritätenbildungsregel, die aus dem Eigenen und Eigentümlichen der Einen und dem der Andern die Vergleichbarkeit ihrer aller Pläne abzuleiten gestattet (sodass deren relative Gleich-Fortgeschrittenheit gegeneinander beurteilt werden kann), ebenso die, welche aus der Vergleichbarkerit ihrer aller REL Mentalität eine für alle geltende grosse Binnengruppen-Individualität abzuleiten gestattet, schliesslich die Regel, welche aus der allen MOD Zeitgenossen gemeinsamen aktuellen MOD Individualität und je besonderen (eigenen) Präferenzen die Lebensform aller widerspruchsfrei abzuleiten gestattet (in der all ihre verbleibenden Unterschiede, also Unterschiede ihrer Stellung in der produktiven Tätigkeit der Gesamt-Gesamtgesellschaft, für sie alle nur noch als indifferente erscheinen) –
diese drei Prioritätenbildungs-Arten und ihre Anwendung auf das ihnen je entsprechende Material also sind zugleich die in der jeweiligen Spalte massgeblichen Regeln zur Ableitung LEGITIMER FORDERUNGEN (genauer: Forderungen-und-Erwartungen); die nichts anderes sind als eben das Ergebnis der Anwendung dieser Prioriätenbildungs-Regeln auf dieses Material: dass sie allen als legitime und zu befolgende einleuchten, ist die Erwartung derer, die diese Regeln als hinreichend legitimierende ansehen.
Das je „variable“ Material in allen drei Spalten (Begründungsweisen, traditionale Binnen-Lebens- und Glaubensformen, MOD Lebensentwürfe je im Verbund der zeitgenössischen anderen Lebensentwürfe (Lebensform)) lässt sich auffassen als zerfallend in die je „eigne“ Variante eines möglichen oder tatsächlichen einzelnen Trägers, und die „aller andern“, die freilich bloss Varianten des Seinigen aufweisen – dem Seinigen gleich IN BESTIMMTEN HINSICHTEN, innerhalb gewisser Grenzen. Dabei fungiert für jeden das Seine, Eigne als Paradigma, an dem entlang und mit dem vergleichend er versucht, die möglichen, aber im Rahmen bleibenden Abweichungen der anderen „seiner Art“ zu erfassen. Erst indem er die ganze Bandbreite der möglichen Varianten bis an ihre Grenzen sich erschöpfend vor Augen führt, macht er sich die Kategorie klar, von der auch das Seine „bloss“ eine spezielle Variante (vergleichbare Begründungsweise, persönliche Position innerhalb derSELBEN Gross-Binnen-Individualität, mit andern ihresgleichen vergleichbare und nur indifferent davon abweichender Lebensentwurf im Rahmen des vergesellschafteten MOD-Projekts bei Lebzeiten dieser Generation): Alle, mit denen er sich erst einmal als „seinesgleichen“ vergesellschaftet, weisen eine der möglichen speziellen Ausprägungen in dieser Kategorie auf.
So weit, so gut. Bloss: Die Idee, die hinter dem Versuch des Findens einer legitimen und universell gültigen Forderungs-Ableitungs-Regel steht, ist jeweils der erreichte Begriff von Person als des allen, an die die Forderung gerichtet wird, Gemeinsamen; daraus ergibt sich (ist zu erschliessen), wie die Regel lauten muss, die aus allen Varianten und Ausprägungen in der „variablen“ Kategorie (wobei das eher, wie zurecht schon im 3.Kap bemerkt wurde, ein BLOCK aus Kategorien ist, die die je oberste und letzt-variable „fundieren“) ein Vergleichbares, Selbes, bloss indifferent-Anderes zu machen gestattet – oder gestattet, es als solches aufzufassen; zusammen mit der Erwartung, dass all die als Person Gleichen/Vergleichbaren/aktuell-erfahrungsbegründete-Individualität-Teilenden eben deswegen diese Art des Übergangs zu einer unstrittigen Form ihrer Vergesellschaftung anerkennen, übernehmen, teilen müssten.
Das Seltsame dabei ist, dass diese Erwartung BEINAH das Resultat vorwegnimmt: Dass nämlich die betreffende „bewegliche“ Kategorie (zumindest die „oberste“ des betreffenden „Blocks“) garnicht variabel ist, vielmehr an die bis dahin entwickelten Präzisierungen des Personbegriffs angeschlossen werden müssten – nur, dass jeder, der diese Erwartung generell hat, der also versucht zu legitimieren, sein EIGENES nur als solches, nicht aber als allgemein Vernünftiges ansieht; was keineswegs eine blosse Frage der Etikettierung ist: das Eigene, seines wie das eines jeden, entsteht als GEGENSATZ zum später abgeleiteten Legitimem erst, weil auf dem Element der freien und ganz eigenen Entscheidung beharrt wird, bei der man sich eben nicht auf einen möglichen Zusammenhang mit der ansonsten längst verbindlich festgestellten Vernunft und personalen erwachsenen Zurechnungsfähigkeit berufen und auf sie zurückbesinnen mag; vielmehr möchte man sich und allen andern seinesgleichen die anfängliche „Beweglichkeit“ und freie Wahl schon zugestanden sehen; nur, dass die Ergebnisse all dieser Wahlen zu ständigen Unvereinbarkeiten mit dem Zweck der Vergesellschaftung treten: Entweder führen sie zu höchst unterschiedlichen kollektiven PLanentwürfen, deren Erfüllung man voneinander fordert (wie in der OPP-Spalte), oder sie führen zu Nicht-Kooperation (auf dem in der eigenen Binnengruppe, dem Vorbild, längst erreichten Level) (wie in REL); oder aber Kooperation findet zwar statt, ist auch so MODern arbeitsteilig, wie sie stattfindet, von allen als einzig vernünftig anerkannt (dh ihre MOD Individualität ist bei jedem gegebnen gesellschaftlich erreichten Erfahrungsstand dieselbe): und doch will sich die erwartete Indifferenz der Lebensentwürfe aller an dieser freien Produzenten-Assoziation, also Lebensform Beteiligten nicht einstellen; und zwar nicht nur für einzelne schlecht Weggekommene unter ihnen nicht, sondern regelmässig für ALLE.
Die „beweglich“ zu bestimmende und dann in all den vielfältigen Ausprägungen ihrer Bestimmtheit dann doch zu vergesellschaftende Kategorie ist jedesmal eine speziellere; die entsprechende Kategorie der vorhergehenden Spalte (und Personalität generell) wird als bei allen gleich gedacht und als bereits normativ reguliert vorausgesetzt.
Der Widerspruch des irgendwie frei Wählbaren, so oder anders Seienden, das dann aber doch zuverlässig vergesellschaftbar sein soll, greift also jeweils an unterschiedlichen Ebenen an: In der OPP-Spalte sind es bekanntlich die Begründungen, in der REL-Spalte die trad. Glaubens- und Lebensformen (Erweiterten Selbste); in MOD aber die Lebensentwürfe-im-Rahmen-der-arbeitsteiligen-Lebensform (seiner Generation).
Erwartbar zustimmungsfähig („legitim“) ist dann..
in OPP: (wegen der Gleichheit und somit Vergleichbakeit aller als Personen) die Vergleichbarkeit der jeweiligen Pläne (vor allem das Mass ihrer Fortgeschrittenheit),
in REL: die Selbigkeit des kollektiven Plans, wie er sich aus dem Ensemble der versammelten trad. Binnengruppen ergibt (die genau darin tarditionale Binnengruppeunter einem Glauben zu sien, vergleichbar sind),
in MOD: die Indifferenz der Abweichung der einzelnen Stellungen im Rahmen der aktuellen Lebensform, angesichts der geteilten Individualität und Prinzipien modern arbeitsteiliger Erfahrungsverarbeitung.
So erwartet es der Einzelne in jeder Spalte, Stufe für Stufe, im guten Glauben an die Übernehmbarkeit des von ihm so Beurteilten durch die Restgesellschaft, zumimndest der von „Seinesgleichen“ (dh derjenigen, die erkennbar sein Weltverhältnis teilen; wenn er nur naiv genug ist, denkt er, dass das ALLE sein müssten).
Gleichheit und Vergleichbarkeit stellen sich dann (in OPP) her als Verhältnis der eigenen gültigen Erfolgsgewissheit etc zu der (ihrerseits von ihnen mangelhaft begründeten, somit nur psychologisch zuschreibbaren) der andern;
Selbigkeit unseres kollektiven Plans als Ergebnis unseres Binnengruppen-Beitrags im (ideal-unbestimmten (also typisch REL optimalhypothetisch)) Verbund mit dem aller andern Binnengruppen;
Indifferenz meines Lebensentwurfs verglichen mit dem der andern Teilnehmer an unserer arbeitsteiligen Lebensform unter der MOD Individualität durch Reihenfolge der Stoffe bzw. Stellung in dieser Lebensform – also den arbeitsteilig verbundenen Lebensentwürfen der Zeitgenossen – und hier ist nun eine Lücke: Das Pendant zu den Passagen „(ihrerseits von ihnen mangelhaft begründeten, somit nur psychologisch zuschreibbaren)“ bei OPP eben, und das zu „(ideal-unbestimmten (also typisch REL optimalhypothetisch))“ bei REL fehlt noch für MOD. Wie muss es lauten? Es muss darin die Rede sein vom Lebensentwurf Wählen und Gestalten oder eben vom Entscheiden (angesichts anwachsender Bestände an Erfahrungswissen); einem Entscheiden, das freilich eine systematische Zweideutigkeit enthält, und bei dem man nicht weiss, woher es seinen Anfang nehmen soll: Vom „Fundiertsein“ und Wurzeln im Sosein der (dem Entscheider bekannten) Tatsachen (nnd allem, was gesellschaftlich „objektiv“ darauf bisher aufgebaut ist: Techniken und Prognostiken, Arbeitsplätze, Visionen und Utopien?)?; oder von ihm selbst (seinem „Dasein“) her und seinen… was? Wünschen, Wunschideen? Bedürfnissen? im Horizont möglicher Bearbeitung durch ihn liegenden Chancen und Risiken? Wissens-Interessen?
Das klingt nach Anthropologie; das Entscheiden unter Bedingungen modern-arbeitsteilig verarbeiteten anwachsenden Erfahurngswissens scheint auf eine solche hinauszulaufen. Aber wir haben nicht eine, sondern vier Versionen davon; vier Arten persönlichen Entscheidens, aber auch Entscheiden, wie die zeitgenössische Gesellschaft (deren Teil man ist) als ganze verfahren soll, des Entscheidens, wie es generationsübergreifend weitergehen soll, und wie und warum dies alles aus der Eigenschaft, Entscheider zu sein und bleiben zu wollen (das daFÜR unter gegebnen Umständen Optimale, alle Notwendigkeiten bestmöglich zu berücksichtigen) folgt: auch eine Art der Festlegung – Festlegung eines Selbst, Entscheiden, Bestimmen, wer und was man ist und bleiben will (bzw wie man nicht werden will); auch diese Selbstbestimmung ist noch immer „Entscheidungs“-Gegenstand, weil sie nicht vorab in allen relevanten Hinsichten festzuliegen scheint.
Aber diese vier Gebiete, auf denen jeder Angehörige der „freien Assoziation von Produzenten“ unter modernen Bedingungen, bei gegebnem (und erwartbar weiter anwachsendem) verfügbarem Erfahungswissen Entscheidungen zu treffen hat – sie fallen nur in allerfrühesten Anfängen der Moderne zusammen; sehr bald ist in einem Leben nicht mehr einzuholen, was in anderen zeitgenössischen Leben erarbeitet wurde; nicht viel später setzt sich das für Zeitgenossen einer Lebensspanne überhaupt Erlebbare ab vom Fortschritt ihrer grossen Kulturdomänen, DER Technik DER Wissenschaft DER Produktion DER Kultur. Und am Ende muss sogar eingeräumt werden: Dass die modernen Selbste sich erst einmal selbst ertüchtigen müssen, um ihrem Fortschrittsprogramm gewachsen zu sein. So wie sie (aktuell) sind (ungeschützt, ausgesetzt, naturwüchsig-mängelbehaftet), sind sie sonst garnicht mehr da, wenn das negativ Differente in ihrer aller (Arbeits)Leben sich endlich selbst abgeschafft und überflüssig gemacht hat (durch Automatisierung, Naturalisierung von Technik).
53.
Also startet das MOD Individuum ganz so, wie es die erste Anthropologie behauptet: Subjektive Antriebe schicken es auf die Suche, objektiv reizvolle Aussichten und Sachverhalte ziehen seine Aufmerksamkeit auf sich – den Stoff, den es jeweils braucht findet es dort, oder bringt es aus seiner persönlichen Vorgeschichte mit. Dauert die Beschäftigung mit einem der „fesselnden“ oder auch der „gesuchten“ Themen zu lange, meldet sich wieder die Neigung, die zu einem passend anderen Stoff (womöglich in Sinngebungs- oder Fundierungs-Richtung anschliessend) wechseln lässt. Sprünge zu ausserordentlich Interessierendem sind da ebenso möglich, wie „Sinn machendes“ Vorrücken entlang von Fundierungs- und Sinngebungsthemen-Reihen, die eine stofflich beschränkte „Durchbindung“ über eine oder mehrere Wertsphären-Grenzen weg erlauben (von der Entwicklung einer „Vision“ über die Mobilisierung von produktiven Ressourcen (Gewinnung von Mitarbeitern zB) über technische Vorbereitung zu wisenschaftlicher Exploration; oder umgekehrt… oder wo immer zwischendrin startend und wieder abbrechend…) Mit zunehmender Materaiafülle auf allen Gebieten werden die produktiven Geister unflexibler, bleiben haften an einem Thema, gehen in die Tiefe, Perfektionierung und Bewältigung der zunehmende Komplexität halten sie fest. Wird dies zur Regel, schaffen Freizeit und Privat-Konsum sowie die pars-pro-toto-Nähe der Wertsphären-artigen Unter-Abteilungen JEDER Spezialtätigkeit Kompensation: Was zuvor durch Hin- und Hergehen der kreativen Geister erschlossen wurde, kommt nun selbst zu ihnen, wenn auch fein säuberlich in seine ursprünglich integrierten Sinn-Dimensionen zerlegt: Zugang zu den Wertsphären-Surrogaten in der eigenen Spezialisten-Existenz ist völlig abgetrennt vom konsumierbaren STOFF anderer Wertsphären; immerhin werden die Verhältnisse des ERSTEN STANDPUNKTS/MOD für die anthropologisch verankerten Dispositionen der Spezialisten des ZWEITEN STANDPUNKTS/MOD nach Kräften SIMULIERT und nachgestellt. Was sich als alternative Weise menschlichen Daseins und Lebeneinrichtung darstellt, ist auf den ersten Blick eine Schwundform der dem ERSTEN STANDPUNKT/MOD zugeordneten Anthropologie: Die dort behaupteten Antriebe erweisen sich aus dem Blickwinkel dieser revidierten Anthropologie des ZWEITEN STANDPUNKTS/MODS als komplett abschaltbar – wenn nur die „fesselnde“ Kraft eines „in die Tiefe“ seiner Perfektionierung zu verfolgenden Spezialstoffs dazu hinreicht; ganz vergessen lassen sich die Wechsel-Antriebe und der Wunsch nach Ausgleich und Vielseitigkeit freilich auch nicht, dafür stehen die kompensatorischen Freizeit-, Konsum- und „repräsentativen“ Berufserfahrungs-Surrogate, wo überall AUCH etwas zu können/wissen, im Licht utopischer Ziele zu bewerten, produktiv zu bearbeiten und weiterzuentwickeln ist; wird die Essenz der Teilhabe am Geschehen in allen vier Wertsphären nur abstrakt genug gedacht, ist, so gesehen, der Ausschluss zu verschmerzen: Das Beste aus Wissen, technischem Weiterentwickeln, Produzieren, kreativ-visionäre Ideen Ausgestalten ist praktisch überall zu finden, wo Spezialisierung nur weit genug gediehen ist. Hier, auf dem noch relativ idyllischen ZWEITEN STANDPUNKT/MOD, haben somit die Spezialisten aller Branchen einander nichts voraus, weil ALLE an den Errungenschaften der modernen Kultur – auf dem erreichten Stand – in für sie hinlänglich repräsentativen Ausschnitten teilhaben, mehr wollen sie garnicht (und soweit doch, reicht dafür ihre Freizeit, als weitere Quelle von Kompensationen für die entgangenen Lebens-Qualitäten des ERSTEN STANDPUNKTS/MOD).
Aber dieser passgenau an die Struktur der ersten Anthropologie-Version sich anschliessende Ergänzung ist nun plötzlich ein ganz fremdes Element aufgelagert – die Charakterisierung (und Differenzierung) der möglichen fesselnden Inhalte nach ihrer Innen/Aussen-Verursachung (das ist noch psychologisch, anthropologisch, motivtheoretisch) dem Inhalt und Anlass nach.
In dieser näheren Charakterisierung des INHALTS des „Fesselnden“ ist zwar der anthropologisch-psychologische Motiv-Charakter des ganzen Legitimations-Gebildes formal noch gewahrt; aber in Wahrheit hat es längst seinen Gehalt von Grund auf verändert: In mindestens einer der genannten beiden Hinsichten (Anlass, Inhalt) ist das „Fesselnde“ nicht selbstbestimmt, sondern wird von aussen, gesellschaftlich, durch das MOD Kulturprogramm dem Betroffenen so aufgezwungen, ganz gleich, ob er das nun so will oder noch als interessant empfindet oder nicht: Wenn er nur überhaupt sich an der Mitarbeit an dieser Stelle, in dieser Sphäre, beteiligen will (also nicht aus der aktuellen Lebensform an der Verwirklichung der MOD Individualität zu diesem Zeitpunkt herausfallen will), muss er es mit DIESEM Inhalt tun: Die Bedürfnisse, für die er arbeitet, sind nicht seine, die Sachverhalte und daraus sich ergebenden Möglichkeiten sind nicht die, die er vielleicht für lohnend und verfolgenswert hält. In dieser Hinsicht ist also das „Seine“ bereits ignoriert, bzw er wird gezwungen es im Nachvollzug seines gesellschaftlichen Auftrags zu ignorieren.
Bestenfalls ist also das ihm als Experten hier Aufgezwungene NOCH HINLÄNGLICH interessant und fesselnd genug, auch wenn es nicht das ihn am meisten fesselnde ist, das er in dieser Sphäre sich vorstellen könnte; abgesehen von den anderen Sphären, zu denen ihm der Zugang ohnehin nach seiner Entscheidung für die eine, in der er Experte werden darf, verschlossen bleibt.
In dieser Formulierung mit den zwei Hinsichten ist also ausgesprochen: Dass hier die Lebensform bereits dem Lebensentwuf seine Gestaltung wesentlich diktiert – nicht mehr Bedürfnisse sind ausschlaggebend (wobei es ja in diesem Fall (der „Perfektionierungs- und Sich-Fesseln-Lassen-Wollen“-Bedürfnisse) bestenfalls solche sind, die AUCH und schon in leichtem Widerspruch zu einer anderen Bedürfnis-Form befriedigt werden), sondern die Vorgaben der Arbeitsteilung und der Aufgaben-Zuweisungen, die sie erzwingt; es kann bestenfalls gehofft werden, dass Arbeit an dieser Aufgaben-Erfüllung AUCH NOCH HINLÄNGLICH und gerade eben einer speziellen Form, in seinem Tun SPÜRBARE Erfüllung zu finden, gerecht wird (also „bedürfnisgerecht“ und insofern erfüllend stattfindet).
Von der nächsten Eskalationsstufe der Entfremdung, derjenigen, die auf dem DRITTEN STANDPUNKT/MOD erreicht wird, kann nicht einmal das mehr behauptet werden: Bedürfnisgerecht ist dort garnichts mehr, die zuletzt allesamt „professionell! gewordenen Experten aller Sphären teilen miteiander nicht mehr irgendelche für äquivalent ausgegebene Erfüllungen und Befriedigungen, sondern nur noch die LASTEN ihrer gemeinsamen Lebensform – die notwendigen Aspekte der Arbeit an den gesellschaftlich zur Verteilung anstehenden Aufgaben enthält ab da fast nur noch Tätigkeiten, die man am liebsten an Automaten delegieren würde – solang das nicht geschieht, ist die Frage immer, ob die Belastungen gerecht verteilt, und das Notwendige wirklich notwendig ist für das, was man selber will, mit der von einem selbst befürworteten Priorität angegangen wird usw
Bereits die „Präzisierung“ der Art, wie die „Fesselung“ von Interesse und Aufmerksamkeit unter dem ZWEITEN STANDPUNKT/MOD stattfand, war, wie sich zeigte, nicht mehr mit einer einfachen anthropologischen Motiv-Zuschreibung gleichzusetzen; vielmehr wurde da beschrieben, wie ein (angeblich) mögliches menschliches Bedürfnis zusammenspielt mit gesellschaftlichen Anforderungen („Fesselungen“ von Aufmerksamkeit dem Inhalt und dem Anlass nach). Während es immer EIGENE Themen oder selbstgewählte Geegnstände waren, die das Interesse der kreativen Geister des ERSTEN STANDPUNKTS/MOD auf sich zogen, sind es hier immer fremde, von aussen an sie herantretende, die „Fesselung“ bringt sie dazu, vomn eigenen /nebenbei auch: vom von sich aus „Gefesseltwerden“ durch Themen der Nachbarsphäre, wie es auf dem ERSTEN STANDPUNKT noch der Fall egwesen wäre) abzuziehen. Dabei steht im Vordergrund das Wachstum der Möglichkeiten der je eigenen Sphäre, das sich selbst befeuert und beflügelt; selbst die „Bedürfnisse“, die in der Produktionssphäre befriedigt werden, sind nicht mehr die eigenen der Unternehmer, Ideengeber und Produzenten, sondern solche, deren Berücksichtigung im Rahmen des erreichten Produktionsniveaus und produktiven Könnens in den Horizont der Machbarkeit rückt. Diesen ständig vorrückenden Horizont (die selbsttätige Fortschrittsspriale) gibt es auch in der Wissenschaft, der Technik, und bei den ästhetischen Utopien.
„Anthropologisch“ wird dies reflektiert als „Sich-Verlieren“ des Einzelnen Angehörigen dieser Sphären im Stoff dieser Sphäre; das Stoffwachstum verselbständigt sich, gibt sich selbst die nächste Ziele vor. Genau das ist die Besonderheit des ZWEITEN STANDPUNKTS, genau sie lässt die Tätigkeit der ihrem Stoff Verfallenen noch halb und halb als anthropologisch fundierte Leidenschaft erscheinen. Nur, dass das, was geschieht, sich aus der reinen Betätigung dieser Leidenschaft nicht mehr ergibt: Längst tritt der (wie immer er sich auch steuern mag) gesellschaftliche Prozess eingreifend hinzu,und macht aus der universellen anthropologischen Motiv-Konstante „Fesselbarkeit durch immer weiter vorangetriebene Perfektionierung und Fülle der Anschluss-Möglichkeiten“ im Verbund mit der womöglich für eine ebensolche Konstante ausgegebenen Lebensform „gesellschaftliche Arbeitsteilung“ eine CONDITION HUMAINE, zu der subjektive anthropologische Disposition und objektive Lebensform scheinbar für immer zusammengefügt sind.
Diese „condition“ ist also nichts andres als der noch immer für allgemeinmenschlich-bedürfnisgerecht ausgegebene Lebensentwurf, wie er durch die für ebenso – angeblich überzeitlichen Zwängen gehorchende – Lebensform zugerichtet wurde, und sich ihr angepasst hat.
Genau dieser Kategorie begegnet man auch im DRITTEN STANDPUNKT/MOD wieder, jedoch kaum als angeblich zeitlos-überzeitliche und allgemeinmenschliche ausgebildet, hat sie sich schon verändert. Denn die unter dem ZWEITEN STANDPUNKT/MOD in ihren Spezialtätigkeiten feststeckenden ursprünglich freien Geister des ERSTEN STANDPUNKTS/MOD – nachdem sie nicht mehr hin und her durch (von ihnen selbst oder andern geschaffene) Themen und Stoffe wandern durften, entlang der durch das Kulturprogramm vorgegebenen Fundierungs- und Sinn-Zusammenhänge – : sie hielten den verfügbaren Stoff und die neu entstandenen Materien in Bewegung und Fluss, indem sie sich das zur Ausübung ihrer Profession benötigte Fundierungs- oder Sinn-Material suchten und beschafften; aber dann vertieften sie sich in ihr Spezialistendasein, und häuften nun ihrerseits Spezial-Materien, die den Spezialisten der Nachbarsphäre hoffentlich zugänglicih blieben, wenn die auf Entdeckungstour gingen. Genau dieses Verschwinden des verwertbaren Materials der Nachbarsphäre in der Kultivierung und Perfektionierung der eigenen Spezialqualifikation, die selbst-, aber auch sonst alles vergessende Hingabe an diese Perfektionierung, macht im Rückblick das Freie und Entlastete der Tüftler und Könner in ihren Fächern des ZWEITEN STANDPUNKTS aus: Irgendwie sind sie da alle noch Künstler, unter dem DRITTEN STANDPUNKT/MOD hingegen wird dies alles verdichtet zu glatter, hochgezüchteter Professionalität (sichtlich an jedermann reproduzierbar, der sich der Zurichtung darauf unterwirft).
Diese erneut gesteigerte Selbstzurichtung und Disziplinierung ist der Preis, der zu entrichten ist, wenn die Tätigkeit in den vier Wertsphären unter dem DRITTEN STANDPUNKT/MOD ihren Charakter völlig verändert – darum, weil ab hier die Zusammenarbeit mit der oder den Nachbarsphären, genauer: das Auf-sie-Zuarbeiten, zur Aufgabe wird.
Wie das sich im Leben der diesen Anforderungen genügenden Berufstätigen (zu denen sie spätestens jetzt allesamt werden) der vier Sphären auswirkt, wurde durch die vier „Angleichungs“-Figuren ausgedrückt: Alltag wird verwissenschaftlicht, Wissenschaft enthält ein starkes Routine-Element, Technik wird kunst-ähnlich, das ästhetische Produzieren zum hochentwickelten Handwerk.
Aber so spüren es eben nur die in den Sphären selbst produktiv Tätigen; hingegen sind da die zwischen den Sphären (und der unübersehbare Vielfalt an Arbeitsstätten, in die jede sich auflöst) hergestellten Beziehungen garnicht mehr erwähnt (gerade die aber sind Grund der Veränderungen, die die Berufstätigen aller Art an ihren Arbeitsplätzen erleben) – , sondern die Tatsache, dass die selbstgenügsame Materialerzeugung in den vier Wertsphären aufhört, stattdessen an den Grenzen Sinn- und Materialtausch stattfindet – und das bezogen auf den Bedarf, der beim Empfänger jeweils herrscht.
In den ursprünglichen Darstellungen des 1. und 2. Kap. wurde dies selbstvergessene Produzieren, für das man sich allenfalls die benötigten Themen, Mittel, Stoffe bei der Nachbarsphäre besorgt, zu sehr in den Vordergrund gerückt, weshalb dort die Fundierungs-Beziehungen zunächst zu einseitig betont waren; in Wahrheit wird durch Materialhäufung in einer Sphäre allein noch keine fortschreitende Fundierung für ihre „linksstehende“ Nachbarsphäre bewirkt, die dort Tätigen müssen sich vielmehr die für mögliche Fortschritte in iher Sphäre bereitliegenden Materien aus der Nachbarsphäre erst suchen. Anders als in den früheren Darstellungen des 1. und 2.Kap ausgeführt, gilt dies auch für „Sinnerfüllungen“ – die wurden zunächst nur bei den Angeboten von seiten der „Ästhetik“ an die Alltagssphäre gesehen, gehen aber darüber hinaus weiter zur Technik und Wissenschaft.
Während nun dieser produktive „Konsum“ so, wie früher besprochen, immer nur an und über benachbarte Sphärengrenzen stattfindet – denn dort geschehen die wesentlichen Übersetzungen des Materials (der rechtsstehenden) und der Anforderungen (der linksstehenden) der einen in die der anderen Sphäre -, fliessen „konsumtive“ Stoffe den Arbeitern aller Sphären zu; sie sind Teil der dreifachen Kompensation, mit der unter den verschärften Bedingungen des ZWEITEN STANDPUNKTS/MOD die „Bedürfnis“-Gerechtheit der MOD Lebensform aufrechterhalten werden soll: Das Expertentum als Produzent wird als anthropologisch AUCH möglich gerechtfertigt, fehlender Sinn- und Materialstoff für „persönliche“ und „private“ Erfüllung wird ausser den unmittelbaren Produzenten, die damit befasst sind, in möglichst leicht aufnehmbarer Form auch Nichtbeteiligten zugänglich gemacht, schliesslich (und getrennt von diesen Stoffen) wird in Gestalt der immer neu sich in immer speziellere Funktionen zerlegenden Betriebs-Abteilungen den dort Arbeitenden exemplarisch repräsentativer Anschluss an alle vier Gross-Sphären der MOD Kultur, an diesem Ausschnitt, geboten (Form der „Selbstgleichheit“ unter dem ZWEITEN STANDPUNKT/MOD).
Die Namen für die sich hier erstmals andeutende Trennung, die charakteristisch ist für die Spezialisten-Existenz, die die ursprüngliche „allseitige“ Kreativen-Lebensweise der Heroen der MODerne ablöst (die ihrerseits im privaten Freizeit-Dilettantentum einen Rückzugsraum behält), und die in de anschliessenden beiden STNDPUNKTEN/MOD nur noch modifiziert und vertieft wird – sie sind bekannt, denn wir leben längst in diesen Verhältnissen: Trennung von Produktion (darin eingeschlossen die produktive Konsumtion) und Konsumtion, Beruf und Freizeit, privat/persönlich und gesellschafts-bezogen. Abgetrennt und mit (verglichen mit früher) Surrogaten befriedigt werden jene Teil des Lebensentwurfs, die, durch die Fortschritte in der gemeinschaftlichen, also vergesellschafteten Umsetzung des MOD Kultur-Programms (der MOD Lebensform also) bedingt, die Lebensführung und -einrichtung von Tag zu Tag der in ihr Beteiligten im Sinne bereits der Anthropologie des ERSTEN STANDMPUNKTS/MOD (und entgegen den Versicherungen der ergänzenden Anthropologie des ZWEITEN) so weit schädigen, dass für Ersatz gesorgt werden muss: Ersatz-Teilhabe (privat konsumtiver Nachvollzug des gesellschaftlich-produktiv verfügbaren Materials), Ersatz-Vielseitigkeit (repräsentative Selbstähnlichkeit). Bezeichnend, dass hier Teilhabe an der PRODUKTIVEN Vielseitigkeit (Anschluss an das Wissen, die Techniken, Routinen, Erfüllungen im eigenen Betrieb) bereits nur noch getrennt vom Material denkbar sind: Wie man es WIRKLICH macht, was zuwissen und können ist, was alles unterwegs absolviert wurde und ausgeschlossen bzw im Resultat getilgt, gehört zum Arkanwissen und -können der produzierenden Experten. Sowohl die Leiden, als auch die Freuden des Produzierens; es gehört zu den entscheidenden Charakteristika des Übergangs zum DRITTEN STANDUNKT/MOD, dass die Freuden und das irgendwie noch menschengerechte „Gefesseltsein“ durch seinen Stoff oder das „Besessensein“ von einer Zielsetzung endgültig verschwinden: Berufstätiges Expertentum auf allen Gebieten ist nur noch Arbeit an Notwendigkeit, die man so schnell wie möglich loswerden möchte. Von Freude am Spezialgebiet ist keine Rede mehr.
Schon diese Freude war eine, für deren Zustandekommen ein Ausnahmefall zur (anthropologisch fundierten) Regel und Normalexistenz avancieren musste. Während unter dem ERSTEN STANDPUNKT/MOD Gefesselt-werden und Sich-wieder-lösen (weil ein Ziel erreicht war, oder ein Zustand zu lang gedauert hatte) einander ablösten, wobei man für Unerwartetes offenblieb, das eben auch einmal vorübergehend die Aufmerksamkeit auf sich zog – und während die „Antriebe“, die bei allzu ausschliesslicher Zuwendung zu einem Thema unbefriedigt blieben, sich damals (der allgemeinen Menschennatur entsprechend, wie sie dort konzipiert war) noch melden und auf Abwechslung drängen durften, sind diese Antriebe hier wie gelähmt und abgeschaltet angesichts der Fülle des Stoffs und der Ansprüche, der Überwältigtheit durch die schiere Grösse des Unternehmens, an dem man sich beteiligt, oder durch die innre Vielfältigkeit der ausgeübten Tätigkeit selbst: Hier offenbart sich eine erste Andeutung des ZWANGS, der beim allmählichen Übergang in den DRITTEN STANDPUNKT/MOD den zunehmend professionalisierten Experten nicht mehr so sehr als Getriebenen denn als Belasteten erscheinen lässt – die Gewalt, die er sich und seinen Bedürfnissen antun muss, wird gesellschaftlich thematisiert. Aber diese Gewalt war eben auch schon vorher da, und ERZWANG, entgegen den Versicherungen vom eben AUCH Menschengemässen der Ausschliesslichkeit des „fesselnd-besessenen“ Expertenlebens den Trost der Freizeit-Teilhabe (konsumtiv, dilettantisch) an fremden Experten-Tätigkeiten, von ferne, und der Nichtausschliessung von anderen Wertsphären (ein weiteres „auch“) durch Selbstähnlichkeit aller möglichen Unterteilungen der MOD Kultur, sodass die Charaktere der vier Wertsphären in jeder ihrer denkbaren Abteilungen wieder erschienen.
Das Resultat all dieser ganzen Kompesations-Anstrengungen auf dem ZWEITEN STANDPUNK/MOD ist am Ende ernüchternd:
Das Experten-Dasein ist nur mit äusserster Not als freiwillig gewählter Lebensentwurf denkbar – Ergebnis einer ganz speziellen Verführung zur Fixierung auf eine der menschlichen Möglichkeiten, provoziert durch eine angemessen reizvolle Aufgabe, von der man nicht lassen mag. Diese Verführung und dieser Reiz taugen zunehmend allenfalls noch dazu, die RELATIVE Bedürfnis- und Menschengemässheit dieses Daseins weiter zu verfechten, die es von dieser Seite her somit als weiter lebbar erscheinen lässt, wo es von der ganz anderen Seite der gesellschaftlichen Anforderungen her alternativlos erzwungen ist: Expertesein wird nebenbei vielleicht noch irgendwie menschlichen Neigungen und Fähigkeiten gerecht, in der Hauptsache ist es die Position, die man in der gesellschaftlich auf diesem Entwicklungsstand der Umsetzung des MOD Kulturprogramms erforderten Arbeitsteilung einzunehmen hat. Das Subjekt „Experte“ wird hier noch erwähnt, weil ihm auf diesem Entwicklungsstand die Verantwortung dafür übertragen ist, dass produktiv verwertbare Materien einerseits, Aufgabenstellungen andererseits nicht liegenbleiben, sondern sinnvoll aufeinander zugeführt und insgesamt, dem Kulturprogramm gemäss, zwischen den Experten, als Filter- und Pumpstationen in diesem Kreislauf, ausgetauscht werden, hin und her fliessen und insgesamt zirkulieren, im Fluss bleiben.
54.
Ich versuche, auf den Ausgangspunkt dieser Überlegung am Ende von Abs 52 oben zurückzukommen.
Der Lebensentwerfer fungiert als Entscheider; als solcher muss er von zwei Enden (Sinn, Material) her ansetzend, zu EINEM Entwurf kommen, also Sinn mit Gegebenheit verbinden, oder aus dem Gegebnen (soweit dafür überhaupt geeignet) für sich Sinn machen.
Aber nicht nur unmittelbar für sich; sondern bald macht sich bemerkbar, er muss auch mit seinen Zeitgenossen („gesellschaftlich“) auf einen Entwurf einigen; da weicht dieser Entwurf uch shcon vom seinen (und auch dem persönlichen aller andern) ab; was nichts andres bedeutet als: Sie alle müssen zugunsten ihrer Rolle im gesellschaftlichen Plan Abstriche an ihrem persönlichen machen; es war ja auch genug davon die Rede, welche: Statt sich durch das je geselslchaftlicih erarbeitete und verfügbare Material individuell hin und her zu bewegen, werden alle an ihren Experten-Standort fest hingestellt; es ist dort, an iener winzigen Einzelstation im (mittlerweile bereits) riesig entwickelten MOD Produktionsbetrieb, dass sie Sinn und Gegebnes zu verbinden haben; Freizeit, Konsum, Teilhabe an der Art, wie die vier Disziplinen in alle Spezialistentätigkeit hineinzureichen scheinen (vermeintliche Selbstähnlichkeit der Gesamtheit der vier Ebenen auf jeder Ebene ihrer Untergliederungen) soll sie entschädigen für die Einbusse, die ihr privter Lebensentwurf (der auf dem ERSTEN STANDPUNKT/MOD noch mit dem gesellschaftlichen vereinbar zu sein schien) dabei erleidet. Die Aussagen, in denen MOD Menschen sich selbst Rechenschaft geben über das, was sie sind (maW: in ihrer faktischen Selbstbesinnung und -bestimmung), reflektierten diese Teilung bereits: In den Bestand an anthropologischen Fundamental-Dispositionen wurde eine Alternative (Gefesseltsein, besessen Sein vom Stoff bzw seiner Aufgabe) einbezogen, die ab dem Einzug in die Welt des ZWEITEN STANDPUNKTS/MOD die einzig betätigt sein würde; dem wurde, verschämt, hinzugefügt, dass in Gestalt dieser Alternative zwar grade eben noch die Menschengemässheit des Daseins als Experte gesichert wäre; dass aber insgesamt dies nur noch notwendige Bedingung für die Sinnhaftigkeit aller Lebensentwürfe sein würde, und sie stattdessen, sofern ihr Sinn hinreichend beschrieben würde, bereits eher als Konkretisierungen einer generellen Conditio humana moderna anzusehen seien, worin Bedürfnisbefriedigung bereits abgesunken ist zu einem untergeordneten Moment der Gesamtexistenz; ebenso wie darin auch die Trennung in eigentliche Tätigkeit als Experte, und private Extratouren festgeschrieben ist, genauer, die Expertentätigkeit ist die überhaupt nur noch in Betracht gezogene, das andre Zugeständnisse an die Funktionsfähigkeit der von ihrem gemeinsamen Projekt in Dienst Genommenen. – Immerhin: Als Experten würden sie nach wie vor, an ihrer Einzelstation im grossen Ganzen, Sinn und ihnen fundierend Gegebnes bzw. Material, Stoff zu verbinden suchen, und so aus und in ihrem eigentlichen Dasein wenigstens gesellschaftlich Sinn machen. Diese Ebene wird zur Quelle auch aller privaten Erfüllunng: Material für dilettantische Freizeit-Imitationen eigentlicher Tätigkeit, verdichtetes Material für nachholenden Konsum und Bildungsgänge, schliesslich die vermeintlichen Anschlüsse an den Stand aller Kulturdomänen in Gestalt der Träger differenzierter Unterfunktonen in unmittelbarer Nähe der von einem sleber ausgeübten Tätigkeit, als Surrogat für nicht mehr einholbare Integration der Materien aller vier Sphären in einem Leben, stammen allesamt aus der eigentlichen Sphäre der gesellschaftlichen-arbeitsteiligen Organsiation der Verwirklichung des MOD Kulturprogramms; die moderne condition humaine (worin refletkiert wird, dass das „Fesselnde“ kein einfach Objektives ist, sondern längst in der gesellschaftlichen Produktion, deren Anforderung gemäss, zurechtgemachtes Material und Sinn(bedingunge)) bezieht sich freilich nur noch auf die Produzenten-Stellung – der Rest ist abgesunken zum privaten diätetischen Reproduktionserfordernis zur Erhaltung der Leistunugsbereitschaft des Produzenten. So soll sich dann auf dieser Stufe insgesamt Indifferenz aller herstellen – wer an IRGENDEINER Stelle des gesellschaftlichen Prozesses (über dessen Gestaltung gerne alle mitentscheiden und mitdenken dürfen) als Experte steht, ist damit jedem andern gleichgestellt: Alle verfolgen dasselbe (in diesem Falle, noch: geselslchaftliche) Programm, und haben einander nichts voraus. Ihre Stellung zu diesem Programm ist daher eine neutrale und kühl-objektive; an ihrer persönlichen Stellung wird sich bei gleich welcher Gestalt, die es im für alle nachvollziehbaren (Fortschrits)Rahmen bei gegebnem Erfahrungsstand der Gesellschaft annimmt, nichts ändern.
Niemand hingegen sieht sich mehr genötigt, auf diese Kategorie einer Anthropologie der allgemein, menschlich zu erfüllenden Bedürfnisse zurückzukommen, wenn der DRITTE STANDPUNKT/MOD betreten wird: Dieser Standpunkt redet überhaupt nur noch von der Lebenssituation einer Generation (die Gesellschaft der Zeitgenossen ist jetzt verzeitlicht, bezogen auf die Kürze der Biographien der Produzenten, verglichen mit der „Biographie“ der „Gesellschaft“ als ganzer), und die Anthropologie hält nur noch fest, wie sich diese Situation auf die Lebensführung der ihr Ausgesetzten auswirkt, nämlich beschädigend – was sie nicht unmittelbar mehr ausspricht, sondern in quasi rein soziologischer Objektivität protokolliert. Von Bedürfnissen als Basis oder auch nur notwendig weiter zu erfüllender Rand-Bedingung für Sinnhaftigkeit des mittlerweile generationen-übergreifenden MOD Projekts ist da schon lang nicht mehr die Rede. Es wird nicht enmal festgehalten, WIE sich die Zusatzbelastungen, die sich bei den Professionellen (die sie mittlerweile sind) aller Sphären einstellen, auf ihre Lebensfürhung auswirken: Die Beschreibungen, die man wählt, um die betreffenden Selbst-Erkenntnisse und Selbst-Sichten der Träger des DRITTEN STANDPUNKTS/MOD aus ihrem Horizont heraus zu formulieren, sagen nichts von Lebensführung, allenfalls wird da gesprochen von zusätzlichen Anforderungen: Wenn Wissenschaft Alltagselemente, Routine, in sich aufnimmt, dann bedeutet das: Die Zumutungen des Wissenschaftler-Daseins, die auf Verwirrung und Ausgrenzung des Einzel-Forschers um Gang seines Fachs hinauslaufen, werden um diejenigen einer Normalberufstätigen-Exostenz, mit ständig wechselnden technischen Neueinrichtungen und daran sich anschliessender hochkontrierter Routine, ergänzt.
Es wird nicht mehr gesagt: Und genau das entspricht, und sei es auch als Vriante, menschlichen grundbedürfnissen, bloss nocoh festgehalten: So geht es nun mal. Denn, das zeichnet sich unter diesem STANDPUNKT spätestens ab: Die MOD Existenz ist kein Vergnügen mehr, nicht einmal dauerhaft erträglicher (menschlichem Bedürfnis nicht entspringender, aber immerhin mit einer speziellen Variante davon vereinbarer) Normalzustand. Was im Übergang vom ZWEITEN zum DRITTEN STANDPUNKT/MOD führt zu dieser Verschärfung?
Zur Beantwortung möchte ich zunächst kurz auf den ZWEITEN STANDPUNKT/MOD zurückkommen.
Die Besonderheit er Stellung von Produzenten auf diesem STANDPUNKT ist aus der ihnen zugeschriebenen Bedrüfnisstruktur oder anthropologischen Dispositionen nicht mehr ableit-, nur noch damit vereinbar, hatte ich gesagt. Dennoch erscheint im nostalgischen Rückblick der späteren beiden STANDPUNKTE ds Sich-Vertiefen-Dürfen auf diesem STANDPUNKT als Idyll; wovon ist es noch befreit? Als Produzenten, so hatte ich gesgt, müssen die Experten des ZWEITEN ST. die Materien in Fluss halten, aber sie tun das nur, indem sie sich den fürs Weiterarbeiten NÖTIGEN Stoff besorgen. Nicht nur in der fundierenden Richtung (das war, beim ersten Nachdenken über diesen STANDPUNKT im 2.Kap. ein wenig zu sehr betont); vielmehr müssen sie, in jeder Wertsphäre, in der sie arbeiten, Stoff/Gegebnes und Sinngebendes zusammenbringen. Das Mass, wann sie genug Stoff und wann genug Sinngebungs-Ideen haben, ist dabei aber einzig ihre Fähigkeit, weiter zu produzieren: Wenn es DAFÜR reicht, und kein allzu grossen Ungleichgewicht zwischen Sinnanforderungen und materialen Ausgangs-Möglichkeiten entsteht, können sie so slebstgenügsam, wie ich es ihnen zugeschrieben hatte, vor sich hin werken. Die Gegebenheits- und Sinngebungs-Materien, von rechts nach links ud umgekehrt bearbeitet, hören darum aber nicht auf zu wachsen; kümmern sich die Experten der je nächst anschliessenden Sphäre dnn mehr um selbstgenügsame Entwicklung im Sinne der Werte ihrer Sphäre, so bleiben die Zuwächse erst einmal liegen. Die Techniker, die aus bestehenden Effekten alles Mögliche entwickeln, die Produzenten, die mit gegebner Techologie (meist mit zahllosen alternativen OPtionen, die schon da sind), zurückgemeldeten Reproduktions-Bedürfnissen aller Sphären, vorrngig ihrer eigenen, sowie den Wunsch-Visionen von seiten der ästhetischen Sphäre einen Fortschrittspfad entwickeln, ebenso die Wunsch-Entwickler dieser Sphäre selbst, die eine ungefähre Bedarfsrichtung vorgegeben bekommen und über ein Inventar an Sinnerfüllungs-Anschauungen und „Stoffen“ in diesem Sinn verfügen, schliesslich die Wissenschaft, die Daten über Daten ihr zufliessen sieht, und meist ohnehin den genauen Weg zur Lösung einer geselslchaftlich an sie weitergereichten offenen Problemfrage nicht kennt, sondern eher irgendwann über die Lsöung (womöglich als Nebeneffekt anderer Funde) stolpert – sie alle brauchen sich über einen Mangel an Aufgaben und Erledigungsoptionen nicht zu beklagen. Alle häufen schon auf bestehenden Grundlagen genug Neues an; nur kann das von den selbstgenügsamen Produzenten der Nachbarsphäre nicht ohne Zusatzanstrengung aufgenommen und berücksichtigt werden.
Es ist somit die ständige Wachstumsbewegung des MOD Gesamt-Produktionssystem, die an dieser Ignoranz und Selbstgenügsamkeit der Teilsphären eine Schranke findet.
Längst ist dabei in Praxis umgesetzt, wie der ZWEITE STANDPUNKT/MOD das blossen Bedürfnis-artigen „Gefesseltwerden durch Stoff/Sinngebungsmöglichkeiten“ umgedeutet hat zur „condition humaine“: Was in der urspürnglichen Version der ERSTE STANDPUNKT/MOD Anthropologie noch tatsächlich Reizquelle war, fungiert hier – „dem Anlass, dem Inhalt nach innen- oder aussenbestimmt“ – als AUFGABE: Das „Innere“, das in die Aufgabendefinition eingeht, ist längst gesellschaftlich aufbereitetes (somit bereits durch die Hände vieler anderer Produzenten gegangenes) Sinngebungsmaterial – sei es aus der Wunschsphäre, sei es der Sphäre, wo Anforderungen für Reproduktion von Produzenten aller Sphären gesammelt werden; sei es aus der Forschung, oder dem Entwickeln der technologischen Abteilung. Ganz gewiss ist hier nicht mehr die individuelle Erfahrung des einzelnen Produzenten massgeblich, der sich all diesem Stoff garnicht aussetzen könnte. So ist auch die „condition“ garnicht mehr die des Einzel-Menschen, sondern ihrer aller, als Gemeinschaft: Sie ist die eigentlich Gefesselte; die Herausforderungen, die sich auf dem ERSTEN STANDPUNKT/MOD erst noch Einzelnen stellten, und deren Bewältigbarkeit auf Grundlage einer Anthropologie des Funktionierens von Einzelpersonen gesichert schien, werden nun statt von Einzelnen von riesigen Arbeits- und Expertengruppen angenommen.
Aber nicht einmal das reicht jetzt mehr.
Denn das immer wieder neue „selbstgenügsame“ Anknüpfen an einen vorhandenen „Bestand“ an Stoff und Sinn-Anforderungen trägt auf Dauer der Tatsache des stetigen Anwachsens (nicht zuletzt eben durch diese immerwährend selbstgenügsame Produktivität) dieser Ausgangsmaterien für dies Produzieren zuwenig Rechnung; die Produzenten aller Sphären müssen sich, dh. ihre arbeitsteilig organisierte kollektive Tätigkeit auf die Tatsache des ständigen Zuflusses von ZWEI Seiten her einstellen: Bei den „Flügelsphären“ ästhetische Vision/Utopie und Forschung, ergibt sich die EINE Seite des Zuflusses jeweils von „aussen“, von seiten der elt, die ständig neue Daten bzw. Sinnerfüllungserlebnisse und -Anschauungen (in beiden Fällen: für die stets einschlägig aufmerksamen Beobachter) liefert; bei den mittleren hingegen wird von zwei Nachbar-Kulturdomänen Stoff und Sinn geliefert, auch hier in stetig anwachsendem Mass. Ich gehe ins Details:
a) Durch das „Regulärwerden“ ihrer Zuliefer-Stellung zur jeweils rechts stehenden Nachbarsphäre, deren Stoff bis dahin wesentlich „fundierender“ Natur war, geht diese Eigenschaft auf die Zulieferungen von Ästhetik an die Berufstätigen- und von Alltag an die technische Sphäre über: Sie werden quasi-fundierend, die Charaktere von Ästhetik und Alltag VERSCHMELZEN mit denen der ursprünglichen Stofflieferanten der betreffenden „mittleren“ Kultursphäre: Alltag wird verwissenschaftlicht, um Technik seine Sinn-Anforderungen in einem dieser „angemessenen“ Mass präsentieren zu können (nämlich mit jenem Ausgangsmaterial, mit dem Technik ohnehin seit langem rechnet: Effekte, die technisch verwertbar sein könnten – so, wie Forschung sie ihr seit je anliefert); Ästhetik wird technisch, handwerklich perfektioniert im Mass, wie ihre Wunsch-Anschauungen sich in die Lebenswelt und Lebensführung von Berufstätigen lückenlos einfügen lassen müssen, die mit ihnen genauso „arbeiten“ und ihre Reproduktion bestreiten müssen, wie sie produzierend technische Geräte und Verfahren einsetzen. (Die Gemeinsamkeit lässt sich unter dem Titel „nutzen“ fassen.)
b) Aber genau dadurch ändern auch Technik und Forschung ihr bisheriges Profil: Forschung, die in immer kleinere oder schwerer beherrschbare Weltzonen vordringt, ist auf die von ihr selbst auf dem Weg dorthin erarbeiteten und in technische Errungenschaften übersetzte Kontroll- und Einflussverfahren beim Aufbau ihrer Experimente angewiesen; so gibt es etwas wie einen „kleinen Grenzverkehr“ im Bündnis der Forschung mit Technik, wo jeder Effekt sofort in technische Routinen übersetzt und für weitergehende Forschung, auf dieser Basis, zurück an die Wissenschaftler gegeben wird; die somit sich in der Position der berufstätigen Reproduktions-Arbeiter, also Techniknutzer auf der anderen Seite, wiederfindet. Die Entwickler von Wunschvisionen wiederum sehen sich mit einer Arbeitswelt konfrontiert, die zunehmend von technischem Denken, und eben der Nutzung von immer komplexeren Geräten und Verfahren bestimmt wird; dementsprechend entwickelt sich ein „Dialog“ der „Nutzer“ von Alltags-transzendierenden Medien(-Inhalten) mit Erfindern, worin die immer weitergehend nivellierte Technisierung des gesamten Lebens in all seinen modernen Abteilungen: Konsum, Freizeit, Produktion – ihren Niederschlag findet: Alles Nutzbare für die Alltags-Nutzer verlangt technische Lösungen – Produktionserleichterungen (vor allem auch im Sinne der Reduzierung anstrengender und uninteressanter, „zu einfacher“ Routinen) ebenso wie die Perfektionierung der anschaulich „halluzinatorisch“ erlebbaren Grössen- und Machbarkeits-Utopien oder auch Fortschritts-Visionen – Überbietungen, Überschreitungen des Berufstätigenlebens und Aussöhnung siener konfligierenden Anforderungen – werden unmittelbar als Auftrag und zu lösendes Problem an die technische Sphäre weitergegeben: der in JEDER erdenklichen Hinsicht erfüllte und funktionierende Berufstätigenalltag wird zur technischen Utopie. Und jede Selbstüberbietung der technischen Möglichkeiten weckt da neue Begehrlichkeiten – schon darum, weil all das jetzt schon Mögliche dann wieder unter grossen Entbehrungen „produktiv“ erzeugt sein will; neue Wünsche, neue Kompensationen, neue Sehnsüchte und Fordreungen nach Erleichterung und Vereinfachung sind die Folge: „kleiner Grenzverkehr“ an der Produktions- und Technik-Entiwcklungsgrenze.
Es entstehen die von Kap 2 her bekannten beiden Triaden aus Wertsphären, die des Sich-Verhalten-Müssens zu Notwendigem, und die des Anteils an nicht durch Notwendigkeiten erzwungenen freien und kreativen Aktivitäten. Vermittelt sind sie je über ein Zwischenstück (Technik im Fall der notwendigen, Alltag im Fall der freien Triade), das eigentlich der Gegenseite angehört, aber den Charakter des Freien oder Notwendigen allererst (wie eben in den beiden Ableitungen a und b zu sehen war) allererst entstehen lässt: Alltagsmenschen nehmen die strahlenden Errungenschaften der ästhetischen Visionäre und Erfinder entgegen und setzen sie in produktive Routine-Tätigkeit um; Techniker müssen weiterhin Probleme lösen, die sich aus den Anforderungen wissenschaftlicher Erkenntnisse zur Alltagseinrichtung vieler Produzenten und zugleich den immer tiefer (und technologisch schwerer erschliessbarer) elementare Materie-Bereiche vordringenden experimentell gefundenen Effekten der Forschung ergeben. Alltag wie Technik verhalten sich, aber je verschieden, zum „Notwendigen“, und zur visionär-kreativen „Freiheit“.
Und somit ist dieser Alltag der „Nutzer“, der Technik so grossartig, und Visionen der Lebenssteigerung so technisch macht, nicht unmittelbar derselbe wie der wissenschaftlich erforschte (sich selbst erforschende) – da wird eher die „graue“ Seite des Alltags betrachtet; die Technik, die im Dialog mit den technisch immer anspruchsvolleren (weil immer elementarere und/oder elementar-komplexe) Sachverhalte experimentell aufklärenden Wissenschaft, und den epidemiologischen und arbeitsmedizinischen Resultaten der Erforschung der Berufstätigen-Existenz (privat und als Produzent) steht – sie ist hier ganz Aufrüsterin dieser beiden entgegengesetzten Fronten im Kampf mit der Notwendigkeit – nicht die grossartige Problemlöserin für die immer anspruchsvolleren Wünsche der berufsttätigen „Nutzer“ in Produktion, Freizeit, Konsum.
Das Selbst, um dessen immer stabilere Erhaltung es in allen vier Kultursphären geht, zerfällt hier immer noch in einen Anteil, wo es bloss Mittel neben andern zur Erhaltung der Mittel seiner Selbsterhaltung, Diener und Bediener all dessen ist, was doch eigentlich IHM dienen sollte – dies Mittel-Selbst ist diesen sachlichen Mitteln neben- und gleichgeordnet, statt über- und vorgeordnet, als Zweck; als der es freilich durchaus auch auftritt – anspruchsvoller Nutzer von Technk und ästhetischen Visionen, die sein Leben bereichern, erleichtern, beflügeln und ihm rauschhaft weiterführende Handlungsmöglichkeiten (durchaus als Selbstzweck: Fliegen, tauchen, allgegenwärtig erreichbar sein können usw.)
Die Gleichsetzung beider Selbst-Anteile geschieht dann im VIERTEN STANDPUNKT/MOD, bloss, dass das Selbst, das hier unterstellt ist, eben leider nur das beschädigt, weil unvollständig bestimmte (aber leider dieser Bestimmung gemäss auch sein Leben einrichtende) Selbst der MODerne ist – nämlich der Entscheider, dessen Lebensentwürfe (im Rahmen der Lebensform, also arbeitsteilig aufeinander abgestimmten Lebensentwürfe aller andern Seinesgleichen) von zwei Enden her anfangen: dem Gegebnen, aus dem er Sinn machen kann (er selbst als Teil davon gesehen, ist bestimmt in seinem „Sosein“), und diesem Sinn selbst (dem Sinnerfüllenden, Sinnmachen, Sinnmachenden) (er bestimmt als Träger der sinnerfüllenden Handlungen (in ihrer Summe: Praxis), als solcher bestimmt nicht hinsichtlich seines So-, sondern seines Daseins); mit dem Ergebnis, dass er die beiden Richtungen, die sein Entscheiden, durchaus konsequent und so, wie Entscheiden rationalerweise sein sollte, niciht zusammenbringt, und an jedem Punkt sein eignes Sosein und Dasein, bzw. das Sinnmachen aus dem Gegebnem (bei dem ihm das möglich erscheint) nach der einen oder der andern Art bestimmen kann, dem einen oder dem andern den Vorrang geben kann.
(Es wr immer wieder die mittlere der drei Sphärengrenzen, an der diese Unfähigkeit zur Vereinigung der beiden Gesichtspunkte am meisten sich bemerkbar machte: Als Unfähigkeit, sich bei gegebnem gesellschaftlichen Erfahrungsstand nach einer einheitlichen Regel ein Erweitertes Selbst zu bestimmen, derart dass die Biographien aller an der arbeitsteiligen gemeinsamen Reproduktion und ihrem Fortschreiten nach dem MOD Kulturprogramm Beteiligten sich nur noch indifferent voneinander unterscheiden würden – ein Selbst, das aus dem je Gegebnen versuchsweise das Optimum an Sinn machen würde (bis zum Beweis, dass das nicht geht), das sich dabei jeeils vorstellen liess. Bloss, dass MOD Entscheider diese Vorstellungen und besser noch Begriffe niemals ausbilden – konsequenterweise also auch nicht von sich slebst als Bildnern dieser Begriffe: Sie haben keinen Begriff von sich selbst – oder eben: ihrem Selbst.
55.
Zum Begriff dieses (vernünftigen, aus sinnvoll verwertbarem Gegebnem Sinn-machenden) Selbst gehört leider nur das MOD Kulturprogramm und der ihm entsprechende Entscheiderbegriff: Jener, wo Sinnbegriff und Optimalhypothese ineins abgedeckt sind durch die bis auf weiteres als Sinn-machend unterstellten Leitbegriffe oder -vorstellungen der Totalität des Vorhandenen, in dem das, woraus Sinn zu machen ist, als Teil enthalten ist und sich selbst als solches (nämlich durch Erfüllung der Anforderungen technischer Praxiskategorien) offenbart, und: der Totalität des Sinn(machen)s (des Begriffs und der Vorstellung davon zumindest), die irgendwo, irgendwie in UNS enthalten ist und sich durch Erfüllungs- und entsprechende Befriedigungsempfindungen („ästhesiomorph“) anzeigt.
Was mit diesem Begriff zu leisten ist, ist: mit Müh und Not, im Verlauf des Durchlaufens der VIER STANDPUNKTE/MOD, ein Programm (nämlich das MOD Kulturprogramm) zu entwerfen (und den Begriff des MOD Kulturprogramms, der MOD Individualität, damit zu präzisieren), das den Anforderungen einer mit der Zeit (und darum, auf Basis dieses Programms, auch anwachsenden gesellschaftlichen Gesamterfahrung) aufrechterhaltbaren gesellschaftlich-arbeitsteiligen (Re)Produktion aller Beteiligten genügt, nämlich
– Verteilung der vorhandenen Produzenten (und mit ihnen auch aller nichtpersonalen Produktionsressourcen) auf die je anstehenden Aufgaben aller vier Kultursphären (Aufrechterhaltung der Produktion auch angesichts ständig wachsender bzw neuer Fundierungs- und Sinnstiftungsmaterien (dh. -vorstellungen, -erlebnissen und Erlebbarem, als deren Inhalt);
– Im-Fluss-Halten der ständig anwachsenden und erneuerten Erträge dieser Sphären bzw. deren Weiterleitung an die je nächste Bearbeitungsinstanz;
– Rückfluss der gesellschaftlich erarbeiteten Resultate ins Leben aller Einzelnen, bzw. Sorge für deren Teilhabe am Ertrag ihrer gesellschaftlichen Arbeit.
Dies leistet sie gerade einmal auf jener Stufe, auf der sie, als Programm, eine rationale Grundlage, nämlich in IHRER Version einer Entscheiderkategorie, besitzt: Die sollte nun zwar die unter ihr aufbrechende Pluralität der Lebensentwürfe soweit mitbedienen, als ihr deren INDIFFERENZ auf allen ihnen angebotenen (Arbeits)Stellen einer „Selbst“-Verwirklichung im Rahmen der MOD Individualität sollte zugesichert werden können; das misslingt aber, wie sich zeigte, STANDPUNKT für STANDPUNKT: Die Hauptaufgaben von Arbeitsteilung (vgl.die Aufzählung eben: Verteilung, Influsshalten, Rückfluss) können auf Basis der MOD Individualität nur AUF KOSTEN VON und unter Beschädigung von Lebensentwürfen der Beteiligten gelöst werden.
Wie sich diese Beschädigung unter dem ERSTEN STNDPUNKT/MOD zeigt, ist noch nicht besprochen worden (das ist nachzuholen); unter dem ZWEITEN allerdings zeigt sie sich, wenn auch noch indirekt, als dreifache Kompensationsbedürftigkeit und Anthropologie nicht mehr in Gestalt einer Motiv-Theorie, sondern der Zuschreibung einer (gerade eben noch, auf Basis behaupteter anthropologischer Konstanten („Fesselbarkeit“) und der besonder(s fesselnd)en Situation bewältigbaren) „condition humaine“).
Im DRITTEN STANDPUNKT/MOD, der hier eigentlich Thema ist, wird sie offen ausgesprochen: Die condition humaine besteht in Arbeitsleid und wieder Arbeitsleid, um ihm in Zukunft zu entkommen – nur im technischen Fortschritt und rasanter Produktivitätssteigerung ergibt sich daraus ein glanzloser Ausblick auf die Freiheit und freie Zeit künftiger Genersationen – den gegenwärtig Leidenden sind damit nur Möglichkeiten an die Hand gegeben, die Fortschrittsgeschwindigkeit zu steigern.
Condition humaine und das individuelle Schicksal der in und unter ihr Lebenden und Leidenden trennen sich; die Condition ist das alle gleich betreffende geworden, was sie in ihren speziellen Existenzen erfahren, wird (abgesehen von der schon nur noch nebenbei erwähnten „Vereinbarkeit“ dieser condition mit einer sehr speziellen Bedürfnisvarianate (Fesselbarkeit durch ausserordentlich Interessantes, hier (angeblich) solches in Permanenz) unter dem ZWEITEN STANDPUNKT/MOD schon garnicht mehr in Betracht gezogen. Condition humaine ist das „anthropologische“ Pendant zu dem, was in früheren Kapp. „Lebensform“ hiess – gesellschaftliche Organisation, in der der Einzelne seinen Platz zu wählen (im besten Fall) und dann einzunehmen hat.
Sie ist, wie eben schon gesagt, das neue Subjekt für die Zuschreibung (also auch Herstellung) des Merkmals „Indifferenz“.
Der Lebensentwurf als Träger der RELATION Indifferenz (soviel verschiedener, frei gewählter und variierender) Lebensentwürfe ist es nicht mehr (bezeichnend: die condition ist eine, und DIESELBE also nicht indifferent-verschiedene; Selbigkeit ist aber die Anzeige, dass wir die Ebene des indifferent-differierenden, eben der Lebensentwürfe, ohne es zu bemerken, bereits verlassen haben; der Ausdruck „Lebensform“ (eigentlich: Lebensentwurf im Rahmen einer (ebenfalls zu bestimmenden, arbeitsteilig zu organisierenden) Lebensform – beide ab da sichtlich getrennte Themen für jeden beteiligten Entscheider) steht für: zu berücksichtigende „Vergesellschaftetheit“; wenn es da um ein Selbes geht, dann ist damit schon die Individualität gemeint: Das Individualbiographien- und Lebens-Zeit-Genossenschaft=Generations-übergreifende und damit leider auch -übergehende Lern-, Entwicklungs-, Fortschritts- und Selbstperfektionierungsprojekt der Moderne insgesamt. Indifferenz DIESER Kategorie hat hier somit die traurige Färbung: Gleichgültig gegen die aufeinanderfolgenden Leben derer, die dieser Zielsetzung entgegenarbeiten – Generation für Generation hat sich dafür zu opfern und darüber wegzusterben.
Wer oder was setzt dann aber die global diesem STANDPUNKT zugeschriebenen Muster um, bzw. woran sind sie zu bemerken: Wo und in oder an wem oder was findet man den verwissenschaftlichten Alltag, und die routinisierte Forschung, die utopische Technik, die zum Handwerk geratene Vision? Und, ebenso: Welche Instanzen sind es, die den auf diesem STANDPUNKT endlich gesicherten (aber eben auch für sicherungs-bedürftig erklärten) „Fluss“ der Materien und Sinnerfüllungen auf dem immer neuesten Stand halten (und so die Zusammenarbeit der Sphären für jedes neu hinzukommende Stoff- und Sinnerfüllungselement garantieren)? Wieviel Ebenen für das Entscheiden der beteiligten Entscheider gibt es hier eigentlich?
Die Übergänge a) und b) im letzten Abs laufen eigentlich darauf hinaus, dass die Sinnübertragungs- der Fundierungs-Beziehung angeglichen wird: Dreimal übertragen linksstehende Sphären der rechststehenden Nachbarsphäre Sinn (dh verleihen dem, was in der rechten Sphäre geschieht, durch die Art von dessen Verwertung in der eigenen Sphäre Sinn, zB Technik bekommt ihren Sinn durch die Art ihrer Verwendung in der (Re)Produktion) usw); dreimal wird dadurch, dass diese Sinnübertragung zunehmend analog behandelt wird zur Stoff- und Materie-Übertragung im „Fundierungsvorgang“ wie bisher= rechtsstehende Sphäre überträgt der linken Nachbarsphäre das Ausgangs-Material („aus dem Sinn zu machen ist“) für deren Aufgabenlösungen („tatsächlich daraus und damit Sinnvolles machen“) erstere an letztere Übertragungsweise angeglichen:
Ästhetik bekommt zunehmend eine technische Färbung, WEIL oder DADURCH DASS oder IM MASS WIE sie dem Alltag anfängt in ähnlicher Weise SinnerfüllungsMATERIAL zu liefern wie bis dahin es bloss Technik gemacht hat;
Technik wird zunehmend quasi-ästhetisch, WEIL usw. der seinerseits Sinnmaterie-belieferte Alltag ihr seine unerfüllten Wünsche als unmittelbar „material“ formulierte Problemlöseaufgaben stellt;
Alltag wird zunehmend Gegenstand seiner wissenschaftlichen Erforschung, WEIL usw er der Technik (ähnlich wie eben Ästhetik ihm) anfängt SinnerfüllungsMATERIAL in Gestalt von Produktions-Problemen zu liefern, wie bis dahin es bloss die Wissenschaft gemacht hat – diese Probleme müssen somit quasi die Form annehmen, in der sie mit dem Lösungsansatz-Material, das die Wissenschaft liefert, vereinbar sind;
Wissenschaft bekommt zunehmend eine Routine- und Quasi-Beruftstätigkeits-Komponente, WEIL usw. die ihrerseits von der Alltags- als (Re)Produktionssphäre ihre Problemstellungen erhaltende Technik dieser Wissenschaft Fragen stellt zu Kontrollmöglichkeiten, die ihrerseits bereits eine tief in Bedingungsgefüge eindringende technische Kontrollfähigkeit von physischen Materialien unterstellen, zu denen die je nächst-tiefere Ebene entweder der Bedingungen (Abhängigkeiten) oder aber möglichen Zusammensetzung (soweit natürlich vorhanden; die Wissenschaft ERKLÄRT und klärt die Eigenschaften des Zusammengesetzten auf der Art der Zusammensetzung, macht sie dadurch technischer Abwandlung, Sicherung und Risikoschätzung zugänglich) zu suchen ist.
Am Anfang dieser vier „zunehmenden“ Bewegungen, die insgesamt hin zum DRITTEN STANDPUNKT/MOD führen, steht das erneute Versagen einer zu einfach gedachte Form von Arbeitsteilung, der nämlich zwischen Experten, die sich die beim je gegebnen Erfahrungsstand aus ihrer aller Sicht anstehenden Produktionsaufgaben teilen, indem sie sich auf die verschiedenen Arbeitsstellen begeben, wo diese Herausforderungen warten – unspezifische zunächst, definiert einzig durch das schon Bekannte und Gemachte, sowie die Prinzipien der MOD Individualität insgesamt; dann aber auch definiert durch das, was sie an Sinnerfüllungsmöglichkeiten auf der einen (linken), und Umsetzungsmöglichkeiten von der andern (rechten) Seite her gefunden haben, um ans Werk zu gehen: Dieses ihr Werk verlangt dann die „selbstvergessene“ Konzentration auf ihre Spezialistentätigkeit, während der sie sich nicht ständig weiter um neu hinzukommende Sinnerfüllung und/oder Realisierungs-Optionen kümmern können. (Es ist gleichgültig, welcher Tätigkeit in welcher Reihenfolge sie den Vorrang geben, wichtig ist, dass diese Aufgabenstellungen, wie schon zuvor auf dem ERSTEN STANDPUNKT/MOD, einfach durch die durch sie angeleitete Tätigkeit auf allen Gebieten, immer anspruchsvoller wird: Dadurch, dass jeder Experte seine Aufgabe persönlich so hervorragend löst und seiner Rolle gerecht wird, vergrössert er zugleich das Missverhältnis zwischen dem, was all die andern Experten ihrer Arbeit jeweils anfangs zugrundelegten, und dem, was an Alternativen und Überbietungen mittlerweile hinzukam, ohne verwertet zu werden. Mit der Folge, dass durch ihrer aller Erfolg die Selbstlimitierung dieses STANDPUNKTS deutlich wird: Aufgabenstellungen (Sinnerfüllungs-Vorstellungen) und Optionen (Realisierungs-Möglichkeiten dafür) bleiben da, wo sie entwickelt wurden, massenhaft unerledigt liegen.
Dies Liegenbleiben (das man auch schon aus dem ERSTEN STANDPUNKT kannte) stört noch am wenigsten da, wo kognitive Materien „publiziert“ und in dieser Form konserviert werden: Als Daten, Verfahren, Projektentwürfe, grundsätzlich verfügbare Produktionskapazitäten, vielleicht auch aufgezeichnete Utopien und Visionen, die ihrer Realisierung harren. Jeder Interessent, unter dem ERSTEN oder ZWEITEN STANDPUNKT, konnte dann – sofern das Material nur „öffentlich“ zugänglich war – es aufgreifen und für seine produktiven Tätigkeiten als Experte auf SEINEM Feld nutzen. Zu beachten: In dieser Aufzählung von „materialartig“ Liegenbleibendem kam bereits Sinnerfüllungs-(Vorstellungs-)Materie (die eben beispielhaft angeführten „aufgezeichneten Utopien und Visionen“) vor. Die „Stockung“ möglicher Verwertungsflüsse bei neu produzierten Sinn- und Realisierungsoptionen stellt sich eben immer dar als Nichtnutzung solchen sichtbaren Materials. Aber es gibt noch eine zweite Form: Unerfüllter Sinnerfüllungs-Bedarf – solcher, dessen Träger mangels Beispielen und Anschauungen oft noch nicht einmal sagen also in dem Sinn materialisieren können, was ihnen weiterhelfen, oder einen Fortschritt über ihre subjektiv empfundene Stagnation hinaus darstellen könnte. Stockung zeigt sich hier eben erst dann, wenn ein solches unerfülltes Wünschen auf ungeahnte Erfüllungsmöglichkeiten stösst – meist, nachdem eben doch einmal, wenn auch verspätet, danach gesucht wurde, oder durch Zufall eine Begegnung zustandekam: Technische Ideen, die „an der Zeit“ sind (auf die aber vor dem glücklichen Erfinder niemand gekommen ist), oder die es wären (wenn sie nur den Weg aus der Schublade des Erfinders zu den Praktikern gefunden hätten); Erfüllungs-Anschauungen und entsprechende Genüsse, die lange vermisst wurden (was freilich erst deutlich wird, wenn sie dasind; meist wird nur die Intensität des Erlebnisses, die Überwältigtheit usw mit früheren Erfahrungen dieser Art verglichen), Kenntnisse von Materialien, die den entscheidenden Beitrag liefern zu einer lange anstehenden Problemlösung, oder Erkenntnisse, die die Erklärung liefern für lange rätselhafte Phänomene.
Rätsel, praktische Probleme, unbestimmte Sehnsüchte, bisher unvorstellbare Lebensmöglichkeiten und Lebenserweiterungen, als Herausforderungen je getrennt von dem, was sie erfolgreich bewältigt, sind in ihrem Bestand deutlich weniger sichtbar – erst die sich häufenden (und dabei „verspäteten“) Bewältigungen (die eigentlich „schon lange fällig, und jedenfalls möglich“) gewesen wären, zeigen da oft das Ausmass des Bedarfs. Ab dann zeichnet sich eine eigene Problem-Dimension der gesellschaftlichen Arbeitsteilung ab, die auf dem ZWEITEN STANDPUNKT/MOD noch der persönlichen Disposition der produktiven Experten überlassen blieb: Das abwechselnde und ineinandergreifende Konstruieren von „je nächst anstehenden“ (insofern: Bedarf!) Sinnerfüllungs-Ideen, und die Suche nach bzw. Konstruktion von DAZU (in diesem Sinn: „nächst brauchbarsten, nützlichsten, willkommensten, dringlichsten“)passend(st)en Realisierungsoptionen im Material der alles Realisieren überhaupt fundierenden Kenntnisse und Praktiken.
Formell wurde das in der Liste der durch Arbeitsteilung zu lösenden Probleme geführt als „Zusammenarbeiten der Wertsphären“, inhaltlich aber entspräche ihm eine viel fundamenalere Aufgabe, nämliich das Zusammenbringen von Sinnerfüllung und „Gegebenem“ zu jedem Zeitpunkt der MOD Fortschrittsentwicklung, anders ausgedrückt: auf jedem der dabei gesellschaftlich je erreichten Erfahrungsstände.
Für die Experten unter dem ZWEITEN STANDPUNKT/MOD stellt sich diese Herausforderung eher dar als lästige und ihrem Tun (wenn nur erst einmal dessen Voraussetzungen im Sinne von „irgendwelchem Sinn dienend“, und „grundsätzlich mit vorhandenen Mitteln realisierbar erscheinend“) in die Quere kommende Anforderung/Vorstellung der Laien oder „fremder“ Experten ausserhalb ihrer Sphäre, bisweilen auch als krisenhafte Erschöpfung der Grundlagen, auf denen sie bislang tätig waren. Wie immer aber motiviert, ist es dem hinderlich und fungiert als blosse Abhaltung von dem, was sie als ihre EIGENTLICHE und zugleich dem Bedürfnis nach selbst-vergessener Konzentration auf ein Spezialthema frönende Aufgabe und Tätigkeit ansehen. Die Abhaltung und dasAufhaltende hingegen ist genau das, was aus dem eben noch „bedürfnisgerechten“ Anteil ihrer Existenz, da anders als im ERSTEN STANDPUNKT/MOD die Tätigkeit nicht mehr selbst-, sondern gesellschaftlich bestimmt ist (die Ursachen, die dem Inhalt und Anlass nach, innen und aussen, wirken, bewirken dies nicht beim Experten, sondern fast ausschliesslich bei anderen als ihm selbst: er arbeitet zur Erfüllung von Anforderungen, die durch das Seelen- und Bedürfnis(er)leben zahlloser anderer Menschen bestimmt sind, bekommt dafür aber auch die Mittel für seinen kompletten Lebensunterhalt, Konsum, Freizeit-Aktivitäten, Produktionsmittel gesellschaftlich, also von diesen anderen, durch deren bedürfnis-erzeugende Aufopferung, der seinen gleich an ihrer Stelle, geliefert).
Der Autismus und die (bedürfnisgerechte, wenn überhaupt etwas an diesem STANDPUNKT, das sollte nicht vergessen werden) Selbstvergessenheit der Experten, und das sind dann schliesslich alle, sind haupt-verantwortlich für die allgemein sich gerade durch erfolgreiche Expertentätigkeit ausbreitende STOCKUNG in der Ausbreitung und Nutzung ihrer Errungenschaften: Als Produzierende bekommen die Experten die Anforderung, auf andere zuzuarbeiten, zu spüren als enorme Zusatzbelastung und „Entfremdung“, die endgültig ihre selbstgenügsamen Idyllen aufbrechen und sie gewaltsam den Bedürfnissen DER GESELLSCHAFT öffnen – als Nichtproduzenten (also Nutzer) hingegen, die in allen erdenklichen Hinsichten auf das produktive Fortschreiten DER GESELLSCHAFT, in diesem Fall: der arbeitsteiligen Lebensform als Verbund der Lebensführung ALLER Experten. also aller, angewiesen sind, sind sie bei jedem Fortschritt ihrer eigenen Existenz über das Bestehende hinaus aufs dringlichste darauf angewiesen, dass diese Zusammenarbeit und Vernetzung stattfindet. Dabei sollte nicht vergessen werden: Das Leben unter Bedingungen des ZWEITEN STANDPUNKTS/MOD ist nur noch condition, gerade eben unter günstigen Umständen mit einer Teilgruppe menschlicher Bedürfnisse vereinbar. Die Lebensführung enthält dann Zugeständnisse an die wahren Bedürfnisse der Experten, die in ihrem so fesselnden Berufsleben leider dann doch zu kurz gekommen sind; es ist diese Sphäre, in der die Mangelzustände als erste empfunden werden, wohingegen die produktive jene ist, wo sie nicht empfunden, wohl aber aufgedeckt werden in Gestalt der überraschend auftauchenden, längst vorhandenen und höchst willkommenen Problemlösungen aus der Nachbarsphäre, die nur niemand kannte. Die relative Bedürftigkeit der Experten als Konsumenten ebenso wie diejenige der allzu selbstgenügsam betriebenen, darum zu langsam fortschreitenden weil vorhandene Chancen missachtenden Produktionsabteilungen – sie treiben zu auf die „zunehmende“ Umrüstung und Ausrichtung der Produktion auf aktuelle Anforderungen der Nachbarsphären, im Sinne des DRITTEN STANDPUNKTES/MOD – eine Bewegung, die ihre noch relativ schwach ausgeprägten Ausgangsmotive (nicht schwach genug, um diese Bewegung nicht anzustossen) auf der Stelle verschärft, indem sie den Produzenten aller Sphären, verglichen mit deren ursprünglichem Expertendasein – deutlich belastendere Aufgaben aufbürdet (ab jetzt sind sie alle „Professionelle“) – wobei diese Belastung nicht dadurch zu reduzieren ist, dass neue Agenturen, Berufe, Experten die bislang im Nebenberuf von den Experten miterledigte Koordinations- und Vermittlungsarbeit leisten: Von ihnen breiten sich nämlich, in Gestalt von Vorgaben, Vorschriften, Ratschlägen, Problemstellungen usw die fremden Forderungen der Nachbarsphären eben DOCH ins eigentliche Experten-Tüfteln und -Sich-Betätigen hinein aus, stören es im Gegensatz zu früher permanent und setzen es unter andauernden Anpassungsdruck – eben jenen, der die Tätigkeiten sei es der unmittelbaren Produzenten, sei es ihrer Agenten und Vermittler mit den Arbeiten der Nachbarsphäre durchherrscht: Technisierung des Ästhetischen usw. – zunehmend, und zunehmend sich selbst beschleunigend, da der Druck in Richtung Selbstverstärkung der ganzen Bewegung wirkt.
Dass Sinn-Übertragung an Fundierung sich angleicht (und dies ein wichtiges Zwsichenglied des Übergangs vom ZWEITEN zum DRITTEN STANDPUNKT/MOD darstellt), hat den einfachen Grund, der oben bereits angesprochen wurde: Es ist die „Objektivierung“ von spezifizierten Sinnerfüllungs-Angeboten, die ZUGLEICH die Nähe zu ihrer Realisierung, zumindest der Veranschaulichung ihres Gehalts in sich tragen sollen, weil den Adressaten die Mühe des Suchens nach ihnen abgenommen werden soll, die macht, dass auch diese Erfüllungen Materie-artig, „publizierbar“, versachlicht anlieferbar, lagerbar, abrufbar, aufsuchbar werden. Es ist genau diese Dienstleistung für die Empfänger von Sinnerfüllungsangeboten oder -vorstellungen (Alltags-Ergänzungs- und -Kompensations-Visionen/Anschauungen/Erlebnissen, „Nutzerwünschen“, Erweiterungswünschen hinsichtlich technischer Kontrollfähigkeiten über die Bedingungen eingeführter Technik), die die „zunehmenden“ Tendenzen begründet zur Quasi-Alltagsroutine in der Forschung, Lebensstil-revolutionierenden Neugestaltung von Alltagen durch Technik, medizinisch-wissenschaftlichen Beratung und Begleitung der Routine-Berufstätigkeit, Umwandlung von ästhetischer Kreativität in raffiniertes, informiertes, reflektiertes Handwerk auf höchstem Niveau).
((Anm. Formal und jenseits der eben angedeuteten Interpretationen gesprochen:
Technik „fundiert“ Wissenschaft durch ihre „materialisierten“ Sinnerfüllungs-Vorstellungen und versetzt sie dadurch in dieselbe Rolle, in der zuvor der durch Technik fundierte und mit Materie (aus der Sinn zu machen wäre) belieferte Alltag sich befand, Wissenschaft wird dadurch dem so von Technik belieferten Alltag ähnlich
Setze in diesen Satz anstelle des Paares „Technik“/“Wissenschaft“ am Anfang ein das Paar: Alltag/Technik, der Fortgang aber muss dann so lauten:
„Alltag „fundiert“ Technik durch seine „materialisierten“ Sinnerfüllungs-Vorstellungen und versetzt SICH dadurch in dieselbe Rolle, in der zuvor die Technik fundierende und mit Materie (aus der Sinn zu machen wäre) beliefernde Wissenschaft sich befand; Alltag wird dadurch der Technik beliefernden Wissenschaft ähnlich.“
Analog: zunächst für Ästhetik (statt Technik) und (Nutzer)Alltag (statt Wissenschaft)::
„Ästhetik „fundiert“ (Nutzer)Alltag durch ihre „materialisierten“ Sinnerfüllungs-Vorstellungen und versetzt sich dadurch in dieselbe Rolle, in der zuvor die Alltag fundierende und mit Materie (aus der Sinn zu machen wäre) beliefernde Technik sich befand; Ästhetik wird dadurch der Alltag beliefernden Technik ähnlich.“
Ebenso analog:
:(Nutzer)Alltag „fundiert“ Technik durch seine „materialisierten“ Sinnerfüllungs-Vorstellungen und versetzt sie dadurch in dieselbe Rolle, in der zuvor die durch Alltag fundierte und mit (unerfüllter Bedürfnis-Materie) (aus der Sinn zu machen wäre) belieferte Ästhetik sich befand, Technik wird dadurch der so von Alltag belieferten Ästhetik ähnlich.) ))
Am Ende stehen zwei Triaden von Sphären, die, obschon sie in zwei Gliedern scheinbar übereinstimmen, zwei völlig widersprechende Einstellungen zu Welt und Sinn verkörpern – entsprechend den zwei Ansätzen des Entscheidens auf MOD Grundlagen überhaupt; wie es jenseits der je letzten Sphäre in Richtung auf die je fehlende weitergehen soll, ist unklar (was Wissenschaft, die graue, mittlerweile Routine- und Berufsforschung, zur glanzvollen Befriedigung der Techniknutzer beitragen könnte – wie der graue und misstrauisch medizinisch beaufsichtigte und disziplinierte (Produzenten)Alltag Erfüllungscharakter (über allseits von einschlägigen Experten empfohlene wellness- und diätetischen Massnahmen hinaus) bekommen soll, bleibt unklar. Dieser (Produzenten)Alltag ist nicht der der Nutzer, so wie die ein Genuss-Feuerwerk nach dem andern zündende Technik nicht die graue Produktionsmaschinerie und ihre ständige Verfeinerung ist. Wie kommt der eine Alltag mit dem andern zusammen – wie soll je die eine Technik Anschluss bekommen an die andre? Wie soll das Reich der Freiheit je mit dem grauen Reich der Notwendigkeiten (von dem es Elemente im Leben JEDES Berufstätigen unter diesem STANDPUNKT gibt) übereinkommen, statt es, in mühsamer Anstrengung, die wieder nur diesem grauen Reich angehört, endlich zurückzudrängen und zum Verschwinden zu bringen.
56.
Als „condition“ ist das alles nur elend und überwindungsbedürftig: Offen wird jetzt ausgesprochen, dass die Entscheider in ihren Biographien nicht auf ihre Kosten kommen. Sinn im Sinne des MOD Kulturprogramms ist nur noch im zeitlichen Rahmen zu bekommen, den dieses Programm selber (wie es sich für einen DRITTEN STANDPUNKT ja auch gehört!) aufspannt; das Erleben der Fortschritte, die der Gesamtfortschritt während der eigenen Lebenszeit macht, gerät zur Karikatur von „Teilhabe“, ebenso die zweifelhafte „Teilhabe“ durch Anbindung von konsumierten und/oder dilettantisch (falls das hier überhaupt noch geschieht) nachvollzogenen Inhalten aus Triaden-Bestandteilen an Sinn- und Material-Quellen: So recht „erlebbar“ wird das eigentlich nur auf der apersonalen Ebene der Lebensform, also Berichte von neuen Entdeckungen und ihrer Verwertung, neu verfügbaren Produktsorten und ihrem technischen Hintergrund. Ob man diesen Produkten in Beruf oder Freizeit je selbst begegnet, spielt da schon kaum noch eine Rolle, diese Erfolge sollen ja solche „aller“ sein. Die Verwirrungen, die sich hier auf dem DRITTEN STNDPUNKT/MOD einstellen, drehen sich vor allem um die Folgen, die das Kernproblem dieser (Denk)Form für die eigene Stellung im Rahmen der unter dem MOD Projekt vergesellschafteten Anderen darstellt: Die „Rückflüsse“ und Teilhabe an geselslchaftlich verfügbaren Sinn- und Materialangeboten via Konsum und Freizeit-Dilettantismus ebenso wie die Anschauung einer „integrierten“ oder „vollständigen“ Teilhabe (wenigstens „anfänglich“) an ALLEN Kultursphären, vor allem durch die eigene Produzenten-, also Berüfstätigkeit (sekundär durch die ebenfalls (ansonsten nur noch „gesellschaftlich“ denkbare ) dilettantisch vollzogene „Durchbindung“ vom Stoff bis zur Sinnerfüllung in wenigstens EINEM Stoffgebiet, als Steckenpferd) – sie bleiben, anders als noch im ZWEITEN STANDPUNKT/MOD, zunehmend hinter dem Material und den Erfüllungen zurück, die in der eigentlich produktiven Aktivität „der Gesellschaft“ be- und erarbeitet werden. Nach Erfindung der „condition“, mit der die Relativierung der generell behaupteten Angemessenheit der MOD Lebenseinrichtung an allgemeinmenschliche Bedürfnisse, ebenfalls als anthropologische Konstante, ideologisch verbrämt und damit eingestanden wurde, muss nun ein weiterer Rede-Modus erfunden werden, der das dramatische Zurückbleiben der individuellen Lebensentwürfe hinter dem Verlauf der „gesellschaftlich“ organisierten Aktivität (und der dahinter stehenden Begrüdnungen, in Gestalt von Zweckbestimmungen= gedachten, entworfenen Erfüllungen, und Erkenntnissen hinsichtlich Chancen und Risiken) berücksichtigt: Nach der Seite der Lebensentwürfe ist es die Einnahme der „wir“-Perspektive neben derjenigen des „ich“, wenn es um die Bewertung der eigenen Stellung im grossen Ganzen geht, nach der anderen Seite, die eben von jedem Lebensentwurf sich entfernt, ist es die Rede von „der Gesellschaft“ als einem Quasi-Subjekt, von dessen Leben und Taten so berichtet wird, als mischte es sich ganz unschuldig unter die unter ihm Versammelten (und unter SEINE Aktivitäten Subsumierten) und könne, wie sie, ein Leben voller Erfolge und Misserfolge aufweisen – eine „condition“, die sich im Leben aller dieser Gesellschaft Angehörenden wiederfindet (ein erneuter Fall von „Selbstähnlichkeit“) – mit dem EINEN Unterschied freilich, dass das Leben der Gesellschaft nicht endet, und „sie“ später verfügbar machen und haben wird, was den jetzt Lebenden für immer fehlt. Was die Frage aufwirft, inwieweit diese jetzt Lebenden für SICH arbeiten, wenn sie für „SIE“ sich ins Zeug legen – und ob das „Wir“ dann noch an allen Stellen berechtigt ist, wo es im Brustton der Überzeugung geäussert wird. – Die Notwendigkeit, Sinnanforderungen und Sinnerfüllungs-Vorstellungen (das heisst meist schlicht: Wünsche) zu „materialisieren“, hat den Charakter der Arbeit unter allen vier Wertsphären verändert, vor allem sind je zwei Ausprägungen von Alltag und Technik entstanden, die wiederum, paarweise verbunden, nur mit einer der Aussen-Wertsphären verbunden sind: Könnens-Alltag und ihm zuarbeitende Technik mit der stark mit Routinen durchsetzten Berufs- und Gross-Forschung; Erfüllungs-Alltag und ihm zuarbeitende Lebenserleichterungs- und -steigerungs -Technik mit dem seinerseits handwerklich perfektionierten und perfekt aufs Publikum und seine Fraktionen sich beziehenden ästhetischen also Utopien-, Visionen- und Wunscherfüllungs-Veranschaulichungs-Wesen.
Was hat der eine Alltag mit dem andern zu schaffen, was die eine Technik mit der andern?
Das Verwirrende an diesem Verständnis, das der DRITTE STANDPUNKT/MOD vom Zusammenhang von Technik und Alltag entwickelt, ist: dass auf einmal nicht mehr die Wertsphären als fundierend oder sinnliefernd auftreten, sondern paarweise verbundene Anteile von ihnen: Könnens-Alltag und Könnenstechnik sind zusammen fundierend, liefern die Ausgangsmaterien für die lebenserleichternden, unterhaltsamen, wenn nicht lebens-erweiternden und -steigernden Technologien, die dann den fortgeschritten erfüllten, vor allem: den Konsumenten-Alltag ausstatten und ermöglichen. Die Sinnstiftungs- und die Fundierungsreihe sind GEBROCHEN, obwohl auf beiden Seiten und in jeder der beiden Reihe eine Verbindung gerade von Technik und Alltag vorkommt, wie sie in dieser Innigkeit in frühere Kapiteln, auf der Ebene des Lebensentwurfs, immer wieder gefordert, aber eigentlich nie gefunden wurde. Hier ist also nun endlich ein echtes ERWEITERTES SELBST, sogar gleich zwei davon; die freilich in fataler Weise verbunden sind; denn was die MOD Individuen als Konsumenten der Erfüllungs-Technik geniessen dürfen, haben sie zuvor in immer härteren Anstrengungen allererst produzieren müssen. Es ist DIESE Härte, und dieser Zirkel (je härter produziert, desto grösser die Bedürftigkeit nach Kompensation und Sehnsucht nach Anderem), der zur Arbeit an seiner Hintergehung und letztlich Aufhebung, dem immer wieder so genannten „Marsch aus dem Reich der Notwendigkeit in das der Freiheit“, materialisiert als immerwährende Produktivitätssteigerung und dann auch Automatisierung, als Extrem: Quasi-Naturalisierung von Produktions-Technologie, auffordert.
Nur dass DIESE Utopie sich gewiss nicht auf der Ebene der Lebensentwürfe einlösen lässt, aus der heraus sie freilich wiederum einzig verwirklicht werden kann, in Gestalt der „sich für den Fortschritt nacheinander opfernden (jeweiligen Pionier-) Generationen“, die für nachfolgende die Möglichkeit schaffen, am „gesellschaftlich“ bereits erreichten Stand der Produktivität (die ist am Ende immer massgeblich für alle weiterführenden Optionen) ERLEBEND teilzuhaben.
Produktivitätserhöhung lässt sich dabei freilich fast immer nur so „erleben“, dass der Fortschritt BESCHLEUNIGT werden kann – alle Optionen, die sich da eröffnen, sind immer zugleich solche erneuerter Anstrengung und gerade Verzicht auf Erfüllung, umgekehrt Schwelgen in den bereits jetzt möglichen Genüssen (bei denen man sich vor allem ihre ErlebBARkeit vorführt) würde zugleich Stillstand bedeuten. Der Abbau der Notwendigkeiten“ bleibt auf jedem erreichten Freiheitsniveau bis auf weiteres Priorität.
Dieser Widerspruch würde erst ausgeschaltet, wenn beschränkte Lebenszeit als Erlebens-limitierender Faktor endgültig eliminiert wäre.
Indem man die Bedingungen des schieren Daseins und der Fortdauer der „Totalität des Sinn-Machenden“ (verstanden als Disposition), ästhesiomorph ermittelt, gleichsetzt mit der technomorph, nämlich als Bedingungen technischer Kontrolierbarkeit, verstandenen eigenen materiellen Beschaffenheit (oder des eigenen Soseins), als blosser Bestandteil der „Totalität dessen, WORAUS Sinn gemacht werden kann“ (dies wieder Teil des insgesamt Vorhandenen) – indem man dies gleichsetzt, hat man somit das Selbst, das Sinn macht, zu einem der vielen Mittel erklärt, aus und mit denen dann allererst und von aussen kommend, Sinnvolles gemacht werden KANN – was gemacht WIRD, sagt eben erst die Sinnbestimmung der Handlung (Akt), die mit diesem „woraus Sinn gemacht werden KANN“ (ein Potential) hantiert und (Sinnvolles) produziert. Mit anderen Worten, das Selbst verhält sich hier endlich einmal zu SICH SELBST; nur dass das sich verhaltende Selbst, und das, zu dem es sich verhält, verschieden bestimmt sind; indem sie DASSELBE Selbst sein sollen, geht die eine Bestimmung ans andre über, als ZUSÄTZLICHE; das eine ein angeblich absolut-hinreichendes, das andre ein absolut-notwendiges (soweit, sobald ganz bekannt und kontrollierbar); ohne dass doch die Verschiedenheit dadurch aufgehoben, das Sinnmachende und Sinn Vorgebende eines würde, aus dem „es“ auch Sinn machen kann – nämlich, etwa in dem Sinne, dass „es“ „sich“ (dasselbe) ERHÄLT, SO WIE ES IST – weil es eben das absolut hinreichende ist.
Nicht zu vergessen, angesichts dieser letzten Formulierung: das hinreichende Selbst sucht SEIN Notwendiges, das Soseiende soll dasjenige des im höchsten Sinne und schlechthin Daseins und Dableiben-Sollenden sein. Aber das angeblich absolut-hinreichend (also nur noch durch Widerspruch bzw. Rücknahme und Auswechslung eines seiner Merkmale anders) bestimmte Selbst wird durch die Frage, ob es diese oder jene Notwendigkeit und notwendige Bedingung seiner Selbst, seines Selbstseins und ALS Selbst Daseins, beachten muss und will, nur darauf aufmerksam, dass es doch auch ein ganz andres werden, aus sich ein ganz andres machen könnte (dessen Notwendigkeiten dann leichter zu beachten und einzuhalten wären), es bräuchte ja nur anders sein zu WOLLEN (grundlos), sich umbestimmen, oder spätestens, wenn dem Hindernisse entgegenstehen, umformen, umgestalten, umoperieren, umstimmen (mit Psychopharmaka etc) (so, dass „es“ (so, wie „es“ DANN geworden ist, sich maximal lang erhält; aber ist dies es oder Selbst noch das Selbe wie das vor der Umformung? Wir wollen ja nicht irgendetwas erhalten, sondern UNS; bloss: wer oder was sind wir?). Dasjenige Selbst aber, dessen Sosein so wie erforscht, eine empirische Tatsache ist, muss sich daraufhin befragen lassen, ob dies notwendig (wenn auch abänderlich) derzeit SO seiende auch DAS Selbst, das Hinreichende ist? Etwa: Ein gesundes, nicht etwa ein krankes, beschädigtes Selbst/Gehirn – beschädigt, etwa, durch die Art seiner ihm nicht gemässen Lebensführung, Lebenseinrichtung, krankmachende Immissionen und Intoxikatonen, Fehlernährung mit einer industriell erzeugten und zubereiteten Nahrung, in ebensolchen „künstlichen“ Räumen sich fast ohne Unterbrechung aufhaltend, arbeitend, geniessend, ruhend?
Die Frage nach den natürlichen Bedingungen für die Selbst-erhaltung, die unbedingt gewahrt bleiben sollen, zeigen, dass sich das Selbst unvermittelt ausdehnt in eine unübersehbare Umwelt, die auf fatale, uneinholbar ursprüngliche Weise, mit ihm verknüpft erscheint, sein erweiterter Körper, der möglicherweise nicht beschädigt werden darf, wenn „es“ überleben, sich erhalten, und zwar gesund erhalten, soll.
Aber was ist aus diesem erweiterten Körper (diesem eigentlich erweiterten Selbst) unter Bedingungen der industriellen Moderne geworden? Wer hätte denn zuvor je danach einmal gefragt? Wenn sich da etwas meldete, ein Bedürfnis, eine Leistungsgrenze – wann hätte das denn Beachtung finden dürfen? Wurde es nicht seit Eintritt in den ZWEITEN STANDPUNKT/MOD sichtlich (und vorher, wie noch zu zeigen sein wird, nicht offensichtlich, aber dennoch spürbar) negiert, getröstet, stillgestellt und „gestillt“ mehr im Sinn des Zum-Verschwinden-Bringens, oder ignoriert, wenn es um Leistungsgrenzen ging – unabdingbar als Preis zu entrichten für die Condition humaine als Experte, erst recht für den unfreiwiligen Bewohner des Reichs der Notwendigkeit, der sich nur selber, durch eigene Anstrengung und Verzichte, würde aus dem Elend erlösen können (indem er es den nichtfühlenden Automaten übertrug)?
Dass dies alles KONTINGENT war, und, wie oben (Abss.44/45) gezeigt, über die Modi des ästhesiomorph und technomorphen ERSCHLIESSENS je zugehöriger Totalitäten von im überhaupt Vorfindlichen vorhandenem Sinn (-Machendem: (so-seiendes) Dasein; -voll zu Machendes als technisches Mittel Ermöglichendem: So-wie-es-ist-(für dies Dasein)Nützliches/Nötiges), diese Kontingenz an die beiden Ansätze der Entscheider-Kategorie gelangen lässt: Das ist der eigentlicihe Mangel. Also nicht, dass es zwei Ansätze gibt, ist der schlimmste Mangel (obwohl der schlimm genug ist): denn die könnten zur Not, entweder einer dem andern vorgezogen oder aber zugunsten eines dritten aufgegeben werden. Sondern, dass hier noch nicht einmal bestimmte Ansätze sind, die sich widersprechen; darum kann man ja auch in beliebigen Formen versuchen, die Widersprüche zwischen Uns Ausmachendem und in diesem Sinn Hinreichendem, dessen Notwendigkeit nicht klar ist, und Notwendigem, bei dem man nicht weiss, ob es das für UNS Hinreichende betrifft, durch Übereinanderschieben der betreffenden Bedingungen zu heilen: Was herauskommt, ist zwar ein Hinreichend-Notwendiges, Definites, Bestimmtes; aber immer ein kontingentes. Ob WIR das sind, ob obendrein diese Umgebung UNSERE Umwelt sein darf oder muss oder sein und bleben soll oder kann, bleibt nachher so fraglich wie zu Beginn.
Aber das sind Aporien, in die der Gedanke eines an immer weitergehender Kontrollierbarkeit SEINER Reproduktion arbeitenden physischen Selbst unter MOD Vorgaben gerät – also auf dem VIERTSN STANDPUNKT/MOD; noch ist der DRITTE STANDPUNKT/MOD nicht hinlänglich aufgekllärt; was für ein Selbst kommt dort denn vor?
Die erste Antwort eben war: Ein doppeltes; genauer: ein doppeltes ERWEITERTES SELBST, oder ein in sich gespaltenes.
Formell arbeitet noch immer „die Technik“ „dem Alltag“ zu, rüstet ihn aus und auf, fundiert ihn, und bekommt von ihm Sinnerfüllung zurückgemeldet, oder aber deren Vorstufe, die Anforderung oder den Wunsch. Die Tragik, die sich im DRITTEN STANDPUNKT/MOD der ganzen Produzenten-Gesellschaft erschliesst, konkretisiert sich aber inenem Widerspruch, der in dieser formellen Beschreibung noch nicht zu finden ist. So, wie auch nicht zu erkennen ist, dass die Wissenschaft auf einmal nicht mehr die ganze Technik beliefert, sodern nur noch die „Element-nahe“, „reine“ Könnenstechnik, die ihrerseits den stark entfremdeten, sach-leistungsorientierten und zweckorientierten „grauen“Alltagsanteil produktiv macht. Dieser Zweig der gesellschaftlichen Produktion (denn wir sprechen hier erst noch auf der Ebene der Lebensform) arbeitet, wie in den Überlegungen zur „Notwendigkeits-Triade“ gezeigt, durch seine auf Arbeitserleichterung, Arbeitssicherheit, Produktivitätserhöhung und Automatisierung zielenden direkten Anforderungsbeschreibungen an die Entwicklungsingenieure, in einer quasi-fundierenden, materialisierten Form mit der Technik-Abteilung zusammen, führt einen Dauerdialog mit ihr – so wie es ursprünglich allenfalls die Wissenschaft tat (die nun ihrerseits von der Technik immer deailliertere Fragestellungen übermittelt bekommt, oder sich selber gleich von deren Standpunkt aus mögliche Aufträge erteilt, die Anfragen der Techniker als Physiker vorwengnehmend, die Mikro- und Element-nähere Bedingungen der Kontrollierbarkeit von bereits vorhandenen technischen Makro-Effekten erfahren wollen, oder umgekehrt Erklärung oder Erschliessung der Eigenschaften von Komplexen, bei denen vorhandene bekannte Effekte und Elemente das Ausgangsmaterial bilden. Die in ihrem ständigen Dialog die Produktivität der Gesamtproduktion steigernden Abteilungen Könnens-Technik und Industrie-Alltag erzeugen aber nun neben dieser, ihrer EIGENEN Fortschrittsrichtng, eine zweite, immerzu aus dieser ihrer Hauptlinie abzweigende, nämlich die bereits jetzt technisch möglich gemachten Erfüllungen, die auch einen Industrie-Produzenten-Alltag und gerade ihn ergänzen und zunehmend mehr bereichern; nur die ständig erneuerte Vorführung, was und wieviel an technisch gestützter Umsetzung von (ständig von seiten der in dieser Richtung kreativ entwerfend tätigen, ihrerseits auf ihre technischen Möglichkeiten hin orientierten Ästhetik-Abteilung nachgelieferten) Erfüllungs-Visionen und halluzinatorisch erlebbaren Vorwegnahmen BEREITS JETZT MÖGLICH ist, gibt der Daueranstrengung und Entbehrung der sich für den geselslchaftlichen Fortschritt Opfernden Sinn, illustriert, auf welche Fortschritte ihrer als Konsumenten dieser ständige Fortschritt ihrer als Produzenten hinaulaufen könnte.
Es sind Genuss- und Befreiungs-Kostproben, genossen in den Freizeit- und Erholungsnischen, die sich die Berufstätigen aller Sphären selber gestatten. Denn Berufstätige mit allenfalls unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen sind sie nun alle geworden, das zu werden hat ihnen die Notwendigkeit abverlangt, die in allen Sphären nachquellenden Materien an materiellen Optionen einerseits, Sinn andererseits (der dafür „materialisiert“ und „konkretisiert“ wurde) in den andern Sphären produktiiv zu verwerten.
(Diese alle Produzenten aller Sphären als solche einander angleichende „(professionelle) Berufstätigkeit“, dieser Weiterentwicklung der „Experten“ des ZWEITEN STANDPUNKTS/MOD; wird gleich noch genauer zu analysieren sein.)
Aber beim Ziehen von Kostproben muss es fürs erste bleiben. Denn es tut sich hier ien Widerspruch auf, der im Rahmen des DRITTEN STANDPUNKTES/MOD nicht mehr zu heilen ist:
Als Gesellschaft bedeutet Umverteilung von Ressourcen auf den Ausbau der Genuss- und Erfüllungssphäre Abzug vom Haupt-Entwicklungsgang des überhaupt Gekonnten – dessen Potentiale zugleich die Basis darstellen ihrer eigenen Steigerung. Der Fortschritts- oder auch Wachstumspfad (als derer hier vor allem zu verstehen ist: Wachstum, Seigerung der generellen Könnens- und Kontrollpotentiale) spaltet sich auf in zwei Richtungen, Wachstum der Mittel, Wachstum der damit möglichen Erfüllung; das letztere zwar Zweck der GANZEN Entwicklung, zugleich aber Bremse für deren GESCHWINDIGKEIT. Das Verhältnis von Fortschritt zu Fristen tritt als Planungsdimension, in die sich alle Prioritätenkonflikte allmählich übersetzen, dramatisch in den Vordergrund.
Spätestens nämlich im Leben der Berufstätigen aller Sparten selber.
Da ist einmal der unmittelbare Konflikt von Arbeits- und Freizeit: Mit der Verkürzung der Arbeitszeit beschneiden sie sich die wichtigste Ressource für deren Verkürzung auf Dauer, durch Produktivitätsfortschritt, selber. Indem sie obendrein auf einer üppigen Ausstattung der Freizeit mit Optionen zu deren Nutzung, also Erfüllungsmöglichkeiten (die zu grossen Teilen Erfüllungs-Anschauungen, quasi-halluzinatorisch erlebbar gemachte Utopien sind), entziehen sie der industriellen Basis Potentiale für deren eigenständige Entwicklung. Verzicht auf Gutes und Aufschub zugunsten eines später Besseren stellendie Grundform dieses Konflikts dar. Die Aufschubfristen addieren sich dann zu Zeiträumen, die die Lebenszeit der Mehrheit der Produzenten bei weitem überschreiten. Allerdings ist zu sagen, dass JEDE Art der Nutzung des vorhandenen Industriepotentials für einen „Genuss schon jetzt“ die Geschwindigkeit seiner Potential-Steigerung verlangsamt; das können sich auch die Älteren noch sagen, die mancherlei Fortschritt, für den sie arbeiten, nicht erleben werden. Am härtesten lässt sich der Konflikt fassen, wenn er messbare Grössen ins Verhältnis zueinander setzt, nämlich die „disposable time schon jetzt (hin und wieder; oder auf Dauer)“ zu „mehr davon, auf Dauer, soundsoviel später“; dazu kommen noch allfällige Abzüge von der generellen Fortschrittsgeschwindigkeit, die Ressourcenverbrauch für qualitative Steigerung der NUTZUNG der gegenwärtig schon verfügbaren Freizeit bedeuten würden. Aus diesem Widerspruchs-Chaos, wo es grundsätzlich keine rationelle Entscheidung gibt, führt nur eine radikale Lösung heraus: Die Fortschrittsentwicklung auf Dauer zu stellen, und im Abschaffen der notwendigen also Berufstätigen-Arbeit und Schaffen einer Arbeitswelt, in der alle zur (nunmehr als solche erscheinenden) Idylle reiner Experten- oder sogar frei wählbarer Selbst-Bildung in Gestalt von kreativer und experimenteller Tätigkeit zurückkehren können, ohne Einbussen an Sicherheit und technischer Kontrollfähigkeit. Mit Erreichen dieses Standes wäre somit der Widerspruch selber aus der Welt geschafft.
Die Utopie des DRITTEN STANDPUNKTES/MOD, auf den sich (zur Legitimation ihres von aller gemeinsam zwangfrei umgesetzten Plans) alle sollten einigen können, lautet also, nicht ganz unparadox: Selbstabschaffung der notwendigen Arbeit durch notwendige Arbeit. – Das soll nun ein „guter Grund“ (eine Legitimation) sein, um diesen Plan und die individuelle, geselslchaftlich verursachte condition, in die er alle Berufstätigen versetzt, zu akzeptieren: Einsicht in Notwendigkeit, wo selbst Sinnerfüllungs-Bedarf noch nur durchgeht, wenn er als solche gerechtfertigt werden kann („notwendige Freizeit“, „notwendige Genüsse“ usw) – die Notwendigkeit wird hier tatsächlich zur alle und alles BEHERRSCHENDEN, bei aller Zwanglosigkeit der Plnung und erwarteten Freiwilligkeit aus Überzeugung der Assoziations-Mitglieder sind sie hier Untertanen in einem REICH, dem Reich der Notwendigkeit, der sie aus Einsicht diese Macht über scih einräumen müssen.
Ein guter GRUND: Man braucht ihn, um so weiterzumachen, wo eigentlich ALLES in einem zum Aufhören drängt. Denn, es ist eben nichts GUTES, wozu einem dieser Grund triebt, eine Welt der Verzichte und Aufschübe, die Welt des Unbehagens, der Entfremdug, des Leidens an der eigenen kulturellen Fortgeschrittenheit und den Optionen, die sie einem eröffnet, aber eben auch, in der Umsetzung al Entbehrung, aufbürdet. Ein gutes Leben sieht anders aus – ein solches, wo eigentlich garkein solcher guter Grund existiert, es aufzugeben; und wo kein Grund benötigt ist, SO weiterzumachen. Wenn nichts dagegen spricht, macht man das dann nämlich GERN.
57.
Es ist hier auif dem DRITTEN STANDPUNKT/MOD, dass sich die Zerrissenheit der beiden Selbstbestimmungen von MOD oder des Entscheidens erstmals offen zeigt: Weil hier nicht mehr eine oder zwei, wie unter dem ERSTEN oder ZWEITEN STANDPUNKT/MOD, sondern drei Wertsphären je zusammengedacht und zusammengefasst werden. Die Anteile, die bei den beiden mittleren Wertsphären jeweils Anschluss haben an die „ästhesiomorph“ ermittelten Sinn-Erfüllungen (oder Sinnerfüllungs-Ideen, -Möglichkeiten) einerseits, die „technomorph“ gedachten Umsetzungs-Optionen dafür andererseits, sind nicht dieselben; plötzlich brechen innerhalb dieser beiden, Alltag und Technik, Gräben auf, wie sie sonst nur zwischen Wertsphären bestanden; aus der geradlinig-durchgehenden Verbindung zwischen fundierender Forschung (rechts) und sinngebender Ästhetik (links) wird eine S-artige: rechts oben der Anschluss von instrumentellem Alltag und rein-instrumenteller Technik an Forschung, links unten der von „Alltagserfüllung“ und dazu gehörenden Gebrauchsmitteln an die Sphäre der visionären, utopischen, ästhetischen Entwürfe.
instrum.Alltag < instrum.Technik < Forschung
Sinnerfüllungs- | |
Entwürfe < Erfüllungs-Alltag < Erfüllungs-Technik
Das Verwirrende an den Darstellungen von „Selbstverständnissen“ und deren notwendiger Ergänzung im 2.Kap. speziell für den DRITTEN und VIERTEN STANDPUNKT/MOD lässt sich an dieser Stelle vielleicht aufklären: Hier deutet sich nämlich endgültig an, was schon in den allgemeinen Mutmassungen über die Art der Fehl-Entwicklung der MOD-Spalte ausgesagt wurde: Dass die schöne Einheit bzw. das Zusammenfallen der Inhalte von Lebensentwurf, Lebensform, Individualität und Begriff von vernünftigem begründendem Selbst schon im ERSTEN STANDPUNKT/MOD nur dem Schein nach bestand, speziell aber die „stufen-spezifischen“ Aussagen über Inhalte spätestens der drei nachfolgenden STANDPUNKTE/MOD sich eigentlicih nur je auf die dem jeweiligen STANDPUNKT zugeordnete Stufe beziehen (Lebensform (Lebensentwurf durch sie bestimmt) im ZWEITEN, MOD Individualität= Generationen-übergreifendes Programm) beim DRITTEN, Selbst-Begriff (Inbegriff des dies ganze planenden vernünftigen Entscheider-Selbst) beim VIERTEN STANDPUNKT/MOD). Auf den durch diese je oberste Stufe in der Definition des jeweiligen STANDPUNKTS geformten untergeordneten Stufen zeigt sich diese Formung vor allem als Beschädigung und Beeinträchtigung einer auf dem STANDPUNKT zuvor noch bestehenden Intaktheit, zB auf dem DRITTEN STANDPUNKT erstreckt sich die Beschädigung bereits auf die gesamte Gesellschaft oder Lebensform (in subjektiver Warte: „meine Generation“), die auf dieem STANDPUNKT nur noch durch ihre Subsumtion unter ein biographien- und generationen-übergreifendes „wir“ in die überzeitliche Kulturgemeinschaft („die Gattung“, „Menschheit“) aufgenommen werden kann, der die angestrebten Erfolge in Zukunft zufallen werden.
Fast alles, was im 2.Kap. scheinbar unscharf und vewirrend über den DRITTEN STANDPUNKT/MOD gesagt wurde, spielt sich auf dieser Stufe der Individualität ab, also dem von „uns“ jetzt und in näherer wie fernerer Zukunft sowohl Gemachten als auch Erlebten. Dort gibt es nach wie vor einen Zusammenhang von vier Wertsphären, wenn auch gebrochen. Wo die Brüche (zwischen „freiem“ und „determiniertem“ Handeln) verlaufen, war auf dieser Stufe der Betrachtung freilich nicht leicht auszumachen, mehrere Verständnisse lagen miteinander im Streit. Auf der Ebene der Lebensform stellt sich die Lage komplexer dar; hier, wo die gesellschaftliche Gesamttätigkeit nicht mehr nach den aller-allgemeinsten Wert-Gruppen, sondern nach Funktionen und Branchen unterteilt ist, stellt sich der Bruch schon deutlicher dar, nämlich als Zerfallen der Technologie-Entwicklungs-Abteilungen ebenso wie der (Re)produktions-BRANCHEN in je zwei völlig unterschiedlich orientierte Unternehmens- und Produzenten-Gruppen, mit je ganz verschiedenen Zielsetzungen und Arbeitsweisen. Dies die Ebene der gesamtgesellschaftlich arbeitsteilig organisierten und geplanten Produktion bei einem gegebnen Erfahrungsstand (der sich freilich laufend erweitert); so wie die Stufe der Individualität aufgefasst werden kann als Stufe der gesellschaftlich, arbeitsteilig, geplanten produktiven und Sinn machenden Verarbeitung der ebenso planmässig durch Forschung ständig erweiterten gesellschaftlichen Kenntnis von (technisch beherrschten und so definierten) Umsetzungs-Optionen des Sinn-Machens. Die Berufstätigen der beiden Alltagssphären und ihnen je zuarbeitende technische Entwickler haben insgesamt vier je völlig unterschiedene Aufgabengruppen zu bewältigen; hier sind somit zwar durch Sinn- und Material-Lieferungs-Beziehungen fest verklammerte, aber doch deutlich voneinander getrennte Unterabteilungen der Gesamtarbeit und -produktion zu besichtigen. Ganz anders wiederum auf der Ebene des Lebensentwurfs; der Einzel-Alltag all dieser Produzenten und Entwickler, nicht wneiger als der ihnen wiederum zuarbeitenden Sinn-Entwerfer und Forscher, setzt sich – hier nicht weniger als bereits unter dem ZWEITEN STANDPUNKT – zusammen aus einer Berufstätigkeit in einer der mittlerweile sechs Hauptbranchen der gesellschaftlichen Produktion, und einer privaten Freizeit- und Konsumenten-Existenz, worin plötzlich in Gestalt von Produkten Elemente der vier „mittleren“ Untersphären zusammenfliessen: Er nutzt und benutzt instrumentelle Techniken zur Reproduktion seiner physischen Existenz, seines Selbst in diesem Sinn, genauer sogar: seines erweiterten Selbst, das sich dieser Techniken und Prognostken fast wie Leistungen eigener Körper-Organe (Sinnes-, Empfindungs- und motorischer Art) bedient, und sie zum Erhalt seiner produktiven Leistungsfähigkeit ebenso mitreproduzieren (oder mitreproduziert bekommen) muss wie die seiner eigentlichen leiblichen Organe und Handlungsfähigkeit; zum andern nutzt und benutzt er ausgewählte Sinnerfüllungs-Angebote und die zugehörigen, zum Gebrauch und zur Bedienung fertig angebotenen Technologien. Das Mass der Kompensation der in der Berufstätigkeit erduldeten Verzichte und Einseitigkeiten wird dabei im Leben jedes Einzelnen „erspürt“, oder umgekehrt das Ausmass der unneutralisierten Beschädigungen; „die Gesellschaft“ der Zeitgenossen („Lebensform“) bzw. das Aggregat ihrer Lebensentwürfe spürt nichts. (Ich sage hier nichts über die Anteile an Lebenszeit oder ihre Verteilung, während deren dies Spüren jeweils andauert oder die es übergreift – etwa als zunehmendes Gefühl der Entbehrung, des Scheiterns aller Versuche über die (Lebens)Zeit hinweg, zugleich den MOD Produzenten-Anforderungen zu genügen und dennoch sich „gut“ einzurichten.) Aber weder in der gesellschaftlichen Gesamtrechnung noch in der Lebensbilanz des Einzelnen lässt sich EIN Di- oder vielmehr Tri-, wenn nicht Tetralemma beseitigen (insofern ein Fall von Selbstähnlichkeit im Unguten!): Wir können ENTWEDER (erstens) uns vorhandenen Kompensationen wenigstens konsumtiv ergeben und uns in ihnen ergehen, ODER ABER (zweitens) aus unserer Sicht effizientere solche Konsummittel erfinden, bauen, oder ihre Produktion weniger kostspielig (Arbeit, Ressourcen, Geschwindigkeit der Herstellung, Lebensdauer usw) machen, ODER ABER (drittens) vorübergehend (und immer wieder vorübergehend, durch Ressourceneinsatz einschliesslich Arbeit) Überschüsse aller Art mit der Wirkung erzeugen, dass wir freie Zeit für uns oder andere Zeitgenossen gewinnen (für die dann mitgearbeitet wird), ODER ABER (viertens) Arbeitsquanten für ein gegebnes Mass oder eine Qualität an Wrikungen dauerhaft und für immer reduzieren: Genau das ist die Logik der DAUERHAFTEN immer weitergehenden Selbst-Freistellung von bloss notwendiger Arbeit durch Automatisierung. Und genau diese vier Stadien durchlaufen die Wunschphantasien der Einzelnen, die die Belastungen der Berufstätigkeit an gleich welcher Stelle der arbeitsteiligen Produktion unter dem DRITTEN STANDPUNKT/MOD auszuhalten haben: Als wichtigste Aufgabe des Fortschritts kristallisiert sich immer mehr heraus, die Notwendigkeit der notwendigen Arbeit durch ein maximales Quantum ebendieser Arbeit, effizient für diesen Zweck eingesetzt, zu beseitigen – vornehmste „Notwendigkeit“ ist ihre eigne Beseitigung. Indem es in diesen seltsam negativen Selbst-Bezug des technischen Fortschritts an zentraler Stelle eingebaut ist, erbt das „positive“ Selbst, das diesen Fortschritt eigentlich überdauern soll, wenn der Sinn machen soll, auch diese Negativität, wenn auch nur als VORLÄUFIGE, „sich selbst aufhebende“, sein Leben in einen tiefen Widerspruch stürzende; der freilich nur so lange anhält, wie seine Lebenszeit verkürzt ist gegenüber der Frist, bis die endgültige „Erlösung“ von der NUR notwendigen Arbeit, der Fron, dem Arbeitsleid (wohingegen die angenehm produktive Tätigkeit gerne weiterlaufen darf) erzielt ist. Das Selbst-Verhältnis unter DRITTEM und VIERTEM STANDPUNKT/MOD kann einfach beschrieben werden als: Wir sind unser wichtigstes Mittel zur Erhaltung und Optimierung von uns als Mittel, erst, um uns als dies Mittel für uns als Mittel überflüssig zu machen, dann als Mittel für Zwecke, die wirklich unsere sind – weil bedürfnisgerecht (die Rückkehr zu den Tätigkeiten des ZWEITEN und ERSTEN STANDPUNKTS). Das, was wir da tun, ist somit nicht unser Zweck – WIR, die dies tun, sind so, wie wir es tun, EIGENTLICH nicht erhaltenswert, sondern in DIESEM unserem SOSEIN eher zu verändern. „Wir“ heisst hier: dies SO erweiterte Selbst; nichts daran ist wert, zu bleiben wie es ist – ausser als Träger von universell einsetzbarem Leistungsvermögen (spätestens zusammen mit der technischen Ausrüstung, die es sich zulegt) – universell, weil man ja noch nicht weiss, was alles zu können notwendig werden könnte. Aber das Selbst ist ja auch noch Quelle des Begriffs von Sinn, durch seine Empfindungen – als solches kommt es sich aber mehr selbst in die Quere und stört seine Selbstertüchtigung; die Mitteleigenschaften, das Sich-Verhalten-zu-dem, woraus je nachdem Sinn gemacht werden kann, wenn man wollte, weist sich selbst den Weg zu SEINER Erhaltung. zunächst, unter dem DRITEN STANDPUNKT, ertüchtigt das erweiterte MOD Selbst („die Gesellschaft“) nur „seine“ Technik, die neue, eigens von ihm entwickelte Automaten-Natur, die es da in nachholender Evolution aus einfachsten Anfängen entwickelt hat; dann aber unterwirft es die Restbestände an urspürnglich vorhandener Natur, die ihm jetzt nur noch als unvollkommene Technik gilt, demselben Ertüchtigungsprozess, macht sie robust und dauerhaft, produktiv und anspruchslos hinsichtlich der benötigten Ressourcen – das sind die gröberen Leistungsparameter, die feineren zu definieren, wird etwas schwieriger, da es hier in der Tat „sich selbst“ sehr nahe rückt: Was hiesse denn, besonders effizient, kreastiv, gut und richtig zu denken, und das schneller als zuvor? Was soll denn gedacht werden, das gut und richtig ist, welche Prozesse beschleunigt werden? Um sie zu definieren, hätten sie schon absolviert sein müssen. Eine seltsamer Wettlauf mit sich selbst, ein Versuch sich selbst zu überholen, setzt da ein, motiviert durch das mittlerweile unendlich oft durchgemachte Erleben, dass Zwecke gesetzt werden, deren Umsetzung hernach blosser Vollzug, elend, entbehrlich, an sich unerwünscht war. Warum das Zweckesetzen nicht auch so behandeln, nachdem alles andre am Selbst dem öden Arbeitsprozess einverleibt wurde? Es ist leider in diesem Sinn, dass das MOD Selbst (ohnehin ein irgendwie kollektives, gesellschaftliches) „zu sich“ kommt und bei sich ist – so nah, dass es an Selbstvernichtung, oder wenigstens Selbstvergessenheit grenzt. Wie kann es dazu kommen?
Die Quelle des Widerspruchs unter dem DRITTEN STANDPUNKT/MOD ist längst bekannt, es ist der zweiseitige Ansatz in MOD’s Selbstbestimmung als Entscheider: Vorhandene komplette (Totalität!) Sinnquelle, mit (sondierenden Befriedigungs-)Empfindungen als Bestimmungsinstrument, und Totalität der allenfalls im überhaupt Vorhandenen entdeckbaren Sinn-Mach-Optionen, technomorph (durch technische Verwertbarkeit) ermittelt. Das tatsächliche Sinn-Machen findet dann durch technisch fortgeschritten aufgerüstetes produktives Handeln statt, das aber immer noch letztlich auf befriedigendes Erfüllungserleben zielt. Von diesem spürens-orientierten Erleben bleibt am Ende: das zur Aufrechterhaltung von spezifischer Leistungsfähigkeit und „gefühlter“ Sinnhaftigkeit der eigenen Existenz NOTWENDIGE Quantum an konsumtiver Kompensation und Freizeit (wie schon als Experte); und: das ebenfalls eine Not und Notwendigkeit repräsentierende Gefühl der Sorge (wenn schon nicht Angst; die kommt, wenn dies Denk-Gebilde in Opportunismus abrutscht) um die eigene Selbsterhaltung und Dauerhaftigkeit; der Versuch, Erfüllung im eigenen Leben zu erleben, wird absurd. Wirklich FÜHLBARE Erfüllung stellt sich nur noch ein auf Basis dieses intellektuell erzeugten Bedürfnisses (das darum nicht weniger eines zu nennen ist!), nach Produktivitäts-Fortschritt (genauer: dessen GESCHWINDIGKEIT), erst zum Gewinn dauerhaft freier Zeit (gemessen in Lebensfrist, die wieder in der Weise des ERSTEN und ZWEITEN STANDPUNKTS und zugleich ZWECKMÄSSIGER Weise, nicht nur solche Tätigkeit simulierend, verbracht werden darf), dann, dies vorbereitend, zum Gewinn unerfüllt verausgabbarer Lebenszeit und Leistungsfähigkeit selber – aus Sorge darum, dass es daran fehlen könnte; das GEFÜHL der Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns wird unter dem VIERTEN STANDPUNKT/MOD ebenso zunehmend daran gebunden, wie es unter dem DRITTEN STANDPUNKT/MOD von der Begeisterung für technische Innovation – erst das Herstellen-Können und Bemeistern, also Etwas-Können überhaupt, dann dessen Effizienz-Steigerung, dann Gewinnung freier Zeit im eigenen Leben oder dem aller jetzt und künftig Lebenden, auf Dauer – schliesslich überging zu der GESCHWINDIGKEIT, mit der dies alles möglich war – verbunden mit dem lähmenden Gefühl am Ende, dass dieser Wettlauf mit der eigenen, beschränkten Lebenszeit (verglichen mit der unendlichen Geduld, die sich „die Gesellschaft“ leisten konnte!) nicht zu gewinnen war.
Das Erfüllungs-Selbst, das von sich, als schon hinreichend bestimmt, weil fähig zu Erfüllungsempfindungen, ausging, hatte Fragen im Sinne von Sinnerfüllungs-Aufgaben an Produktion und Technik – genauer, jene Abteilungen darin, die seinen Erfüllungsideen entgegenarbeiteten und sie realisieren halfen; das graue instrumentelle Selbst, das sich mit dem technischen Unterbau für diese Erfüllungen abmüht, ist nicht seines, aber dieses HAT Sinnerfüllungsaufgaben und dringliche Fragen bezüglich seines Erhalts an die Forschung: Es schliesst sich, in aller Kontigenz sienes So-(Geworden)-Seins, an die restlichen Weltdinge an, in denen zu entdecken ist, wie aus ihnen etwas gemacht werden könnte, maW die technisch beliebig kontrollier- und formbar sind. Mit diesem Selbst wird das gefühlte Erfüllungs-Selbst am Ende identifiziert; es hat kein eignes Material mehr, oder nur noch in wehmütiger Reminiszenz an bessere Tage (unter den biographisch vielleicht punktuell einmal eingenommenen Lebensverhältnissen der ZWEITEN und ERSTEN STANDPUNKTS); die gilt es, ebenso wie auch die Fähigkeit, solche Gefühle empfinden zu können, mitsamt der Erinnerung daran, zu erhalten, für ein Wiederanknüpfen daran in einer besseren Zukunft; die Sorge um „sich“ drängt sich zwischen die beiden Pole des Lebensentwurfs, der von dieser Sorge freilich völlig gesprengt wird. Das Selbst, das sich in all siener physischen Kontingenz erhalten muss, darf sich auch nicht wegwerfen, sonst gäbe es sich tatsächlich auf; irgendwo verborgen in seinem Körper trägt es weiter jene kostbare Essenz, die Sinnquelle, von dere Vorhandensein es sich in den wenigen glücklichen Abaschnitten in seinem Leben überzeugen durfte; die so entzündete winzige Flamme darf nicht wieder erlöschen, um sie herum und nur um ihr zu dienen wird der gewaltige Technikbau, das Projekt einer zweiten, aber so, als wäre sonst noch keine da, Natur aufgeführt, und noch überboten durch Ausdehnung dieses Baus in die tatsächlich vorhandene Natur, durch deren Technisierung, bis hin zu der des eigenen Körpers. Doch vor der Sinnquelle muss all das haltmachen; sie darf nicht wegtechnisiert werden. Die Frage ist dann bloss: Was von sich darf das MOD Selbst verändern, was an ihm ist entbehrlich oder darf umgebaut werden, und was nicht? An sich ist die Frage nicht neu; denn bevor es begann, sich organisch, strukturell zu ändern und in sich selber einzugreifen, hat es dasselbe längst funktionell getan, als Entstellung, Verleugnung, Missachtung der eigenen und, nebenbei, auch der umgebenden Natur, von der es doch abhängig war und ist. Auf die Robustheit und Widerstandsfähigkeit dieser Sinnkerne und Sinnvoraussetzungen seiner gesamten Existenz hat es sich all die Zeit hindurch seelenruhig verlassen, als gingen all seine Eingriffe diesen Kern nie etws an und könten ihm nichts anhaben. Wenn es mit Stammzelltherapie und Biosphärenreservaten, mit Antidepressiva und Alzheimer-Prophylaxe die vielfältigen Beschädigungen dieser Existenz rückgängig zu machen versucht, weiss es eigentlich nie, was daran die eigentlich zu rettende Struktur wäre; es hat sie nie bestimmt, nur einfach vorausgesetzt: Was an ihm selbst das nächstliegend und weiter weg liegend NOTWENDIGE wäre, hat es nie ermittelt; und wüsste bis zu diesem Zeitpunkt nicht zu sagen, worin es bestünde.
Von daher kann man eigentlich immer fragen: Welches Selbst da eigentlich SICH erforscht oder SEINE Lage verbessert?
Ein Selbst, das auf keinen Fall so, wie es ist, bleiben will… – nämlich vielfältig – durch angebliche Notwendigkeiten – ausgelenkt aus seiner Normallage, seinem Best-Zustand; ein Selbst, das ständig „eigentlich“ anderes will, als es von dem – wohl angesichts der Umstände, aber doch auch „selbst“-veordneten – Programm seiner Selbst-Erlösung vorgeschrieben bekommt. Dieses Selbst braucht jedenfalls, wie eben schon vermerkt, ständig SEHR gute Gründe, um so weiterzumachen; in ihm drängt ja alles dazu, eher abzulassen, sich gehenzulassen, in die verkehrten, weil so noch nicht wieder angebrochenen Idyllen der vorläufig erledigten vormaligen besseren Zeiten schon jetzt zurückzukehren, und sich um Nachhaltigkeit und Dauerhaftigkeit dieser Rückkehr für sich und alle Nachkommenden nicht mehr zu scheren.
Es ist dann genau dieses mit sich zerfallene Selbst, das mit Notwendigkeiten seine Lebenszeit verbringende, das doch innerlich die Vorstellung all dessen trägt, was es mit der irgendwann zu gewinnenden freien Zeit gerne anstellen würde – , das schliesslich im Übergang zum VIERTEN STANDPUNKT sich endlich tatsächlich, ganz, SICH SLEBST zuwendet, indem es „sein“ biologisches Substrat zu erforschen beginnt – einmal das, das im engeren Sinn seinen Organismus ausmacht, der aber (leider?) durch Immissionen und Gefährdungen aller Art mit biologischen und auch nicht so biologischen Sachverhalten und Strukturen in seiner Umwelt verbunden, um nicht zu sagen: in sie eingebettet ist – wenn er, nicht unbedingt ur zu seinem Nutzen, ihnen weitestgehend entzogen, in künstliche Umgebungen versetzt ist, deren Natürlichkeit durch mühsame Simulationen (Klimaanlage, Tageslichtlampen) einigermassen wieder hergestellt werden muss; soweit man zu diesem Zeitpunkt weiss, was für eine solche Natur- und Natürliche-Umwelt-Simulation alles benötigt wird; dem schieren Wohlbefinden ist in der Hinsicht, nach den langen Vorgeschichten der Umgewöhnung an zivilisatorisch Verbiegendes, kaum noch zu trauen. Der Naturkenntnis auch nicht; die muss da erst einmal mit rabiaten Forschungsanstrengungen neu erarbeitet werden. Soweit Natur noch vorhanden ist. Vom Selbst kann man die Frage im Grund auch stellen; davor, beherzt zupackend sich einfach selbst zu simuulieren – davor schreckt es dann doch zurück. Denn die Frage bleibt ja ewig bestehen: Ist das, was es da sieht (im CT), ist das, was es simuliert, das WAHRE UND GANZE SELBST, ist es „sein“ Selbst (weiter kann man die Verrücktheit dieser Redeweise kaum treiben)? So formuliert es sein Programm vorsichtiger als: Selbst-ERHALTUNG. Denn da ist es auf der sicheren Seite: Irgendwo in dem Ganzen, das da, hoffentlich, halbwegs, lebend (also (?) intakt (?)) erhalten wird, muss doch auch „es selbst“ versteckt sein: Es, dieser Topf voll mit Sinn, die Totalität des Sinnmachenden, die nirgendwo sonst auf der Welt zu finden ist ausser – „in“ ihm selbst. Wo immer auch da…
Auf der sicheren Seite der Selbsterhaltung weiss man halbwegs sicher, wie man NICHT werden darf: Sterben darf man auf keinen Fall, und worin das besteht, ist gottseidnk in den meisten Fällen wenigstens halbwegs klar, wichtigste Vitalfunktionen verlieren sollte man somit auch nicht, denn dann ist das Sterben und der Ausfall der Handlungsfähigkeit nicht mehr weit, auch nicht im Koma liegen, Hirnzelluntergänge aller Art erleiden usw. Aber was ist mit all den andern Gebrechen… sei es im Vorfeld von Vitalbeeinträchtigungen (Bluthochdruck! Darmpolypen!), seien es Beeinträchtigungen (Depression! ADHS!) der für normal (aber wer oder was wird da mit wem verglichen?) erklärten Leistungsfähigkeit („die Andern in dem Beruf sind doch auch nicht depressiv!“; aber: „Depression ist Volkskrankheit (?) Nummer Eins…“ – wieviele müssen es werden, damit es keine Krankheit mehr ist? Andere Frage: Wenn Schizophrenie… oder, nun ja, deren „Pendants“, kulturübergreifend eine gleiche Morbidität aufweist… was folgt daraus? Ist es eine Krankheit, und wenn nicht, was sonst? Was ist eine Zivilisations- oder Berufs-Krankheit? Sollten wir uns von Süssigkeiten und Vitaminpillen ernähren können? Sollten wir endlich folgenlos lackieren können ohne Atemschutz, oder täglich 300 km bergauf bergab mit 60kmh radfahren können?).
Man sieht: Das Selbst, das sich hier endlich daran macht, sich unmittelbar um sich zu kümmern, ist ein seit langem höchst angegriffenes – es ist in keinem guten Zustand (oft genug grade dann, wenn es sehr viel auf seine Fitness gegeben hat). Nur selten kann es dafür Seuchenzüge verantwortlich machen, die aus dem unbeherrschten Bereich der Restnatur erbarmungsos zuschlagen. An Erbarmugslosigkeit gegen sich selbst lässt es sich so leicht nicht übertreffen; unbeherrscht mag man es nennen, wenn bis zur Unwiderlegbarkeit Giftigkeit von Industriematerialien erwiesen sein muss, um sie zu bannen, aber Natur ist das nicht. Und genau dieses Selbst („sein“ Körper, und das in „seiner“ Umwelt, was dawar, bevor es eingriff, und von seinen Eingriffen noch nicht völlig entstellt ist; aber was wäre das denn?), das nur eins weiss: Dass es wieder so werden will, wie es jetzt nicht ist, nämlich eines, das BEDÜRFNISGERECHT lebt, so wie in den Zeiten des ungebrochen lebbaren ZWEITEN und ERSTEN STANDPUNKTES, von denen es zumindest behaupten konnte, dort hätten Bedürfnisse noch gezählt – dies Selbst also, ausgerechnet, will SICH, dies entstellte, erhalten, und mit sich die Sinnquelle, die es ständig eifrig weiter zuschüttet; denn eingestandenermassen zählen seit langem, nämlich seit dem DRITTEN STANDPUNKT/MOD, Bedürfnisse nichts mehr, in der conditio humana, in die sich alle im grauen Reich der Notwendigkeit Selbst-Verleugnenden seither versetzt haben. Nun gut, dieses graue Selbst, das da zurückwill, wo es herkommt, freilich dann bei weiter anwachsenden Wissens- und Sinnerfüllungsbeständen, nur dann sinnvoll verwertbar für alle Zeitgenossen ihrer Hervorbringung – es hat wohl nötig, sich selbst für die Aufgabe, die es sich selbst gesetzt hat, zu ertüchtigen und zu rüsten: Aus seiner Technik eine Natur zu machen, die ihm das Arbeiten, nun ja, das graue Arbeiten an und in dieser Technik, erspart, weil die Technik sich endlich selbst erhält, so zweckmässig, wie sie sein soll. Und just in DIESES schwierigste und, wenn man so sagen darf, mutmasslich graueste all seiner Projekte soll nun plötzlich die Freude am Entdecken, Erfinden, Produzieren, und jene Neugier einziehen, die es seit den Anfängen der MODernisierung so schmerzlich vermisst?
Zugegeben: Die Mängel, die bei früheren Sinnlosigkeits-Einbrüchen in die scheinbar heile Welt der voraufgehenden drei STANDPUNKTE/MOD dramatisch offengelegt wurden, sind hier endlich allesamt beseitigt:
Die Verteilung aller Produzenten als Experten und Verantwortliche auf eine der Stellen, an denen Unteraufgaben der arbeitsteiligen Umsetzung dieses Selbst-Erforschungsprogramms zu erledigen sind, kann, wie alle Arbeitsteilung zwischen Sachverständigen und Berufstätigen seit dem ZWEITEN STANDPUNKT, planmässig und, Zustimmung zu diesem Programm vorausgesetzt, reibungslos organisiert werden;
die Zusammenarbeit aller Abteilungen, das Fliessen der neu entdeckten Zusammenhänge und die Rückmeldung über ihre Verwertung und von da aus sich erschliessende je nächste praktisch-medizinische Erfolgs-Horizonte durch alle Abteilungen der gesellschaftlichen (Re)Produktion ist beinah von selbst garantiert, bei dieser Art Stoff;
die Rückwirkungen für die Überlebenswahrscheinlichkeit und dauerhafte Lebensqualität aller Beteiligter, die schliesslich schon für die Ausübung ihrer einschlägigen Tätgkeiten über gediegene medizin-technische und biologische Kenntnisse verfügen müssten, sind, als epidemiologische Erfolgsmeldungen, für sie alle nachvollziehbar; die Reduktion von Erkrankungsrisiken durch biotechnische Diagnostik (Früherkenung) und Prophylaxe, die Erhöhung von Überlebensraten bei Erkrankung und überhaupt die Steigerung der mittleren Lebenserwartung sind Parameter, die für alle Gesundheitsarbeiter (diese Gesellschaft besteht dann ja im grossen ganzen aus solchen) en gros und en detail unmittelbar nachvollziehbar sind. Mithin:
Das muss sie doch interessieren! Das geht sie doch alle an! Und die Stellung des Einzelnen in diesem riesigen kombinierten Forschungs- und Produktionsprozess kann ihm dann völlig egal (indifferent) sein.
Und, nun ja, das könnte sie in der Tat: Wenn es denn jemals anders wr – wenn sie ihm denn JEMALS NICHT gleichgültig war; wenn, seit dem ERSTEN STANDPUNKT/MOD, die von einem bearbeiteten Themen und die Stelle, die man in der gesellschaftlichen Arbeitsteilung, sukzessive oder auf Dauer, als Beruf, innehatte, nicht immer schon gleich gültig war – weil einen allenfalls die Mängel dieser Arbeitsteilung selbst, das Liegenbleiben von Aufgaben und möglichen Lösungen, die ungleiche Verteilung der Produzenten auf die anstehenden Aufgaben, die physischen Grenzen der frei assoziierten Produzenten in der Umsetzung des Programms der Vollautomatisierung der (Re)Produktion, störten und man dafür Abhilfe suchte; die bekommt man ja jetzt.
Aber wenn das Reich der Notwendigkeit grau war, dann nicht, weil der Fortschritt so langsam vonstatten ging, und zu wenig davon zu erleben war; sondern weil nicht einmal der grenzwertig, aber doch noch potentiell befriedigende Experten-Alltag darin mehr einzuholen war, geschweige der Grad an Abwechslung und Selbstbestimmtheit, die man sich unter dem ERSTEN STANDPUNKT/MOD noch dachte leisten zu können, ohne an gesellschaftlich anstehenden Aufgaben zu versagen. Das Reich der Notwendigkeit war endgültig grau, weil es zwar unvermeidliche conditio humana moderna, aber NICHT BEDÜRFNISGERECHT war; trotz aller Effizienz und Flüssigkeit, mit der die Sinnerfüllungs-Anforderungen von „links“ ab jetzt zeitnah an die Stofflieferanten „von rechts“ gelangten. Ist ausgerechnet Technisierung der Restnatur in einem selbst und um einen herum das, was in der zwischendurch missachteten Bedürftigkeit vermisst wurde?
58.
Es gibt keine sozialen Konflikte; was so erscheint, sind die inneren Widersprüche und Mängel im Weltverhältnis der Streitenden:
Wenn sie angesichts ihrer aller Gleichheit als Personen keine Grundlage finden, auf der ihre kollektiven (Versuchs)Planvorschläge oder -entwürfe vergleichbar sind…;
wenn sie angesichts der endlich hergestellten Vergleichbarkeit dieser wiederum keine Basis haben, um zu einem selben solchen Entwurf für alle Beteiligte zu gelangen…;
wenn sie angesichts der Selbigkeit ihres gesellschaftlich arbeitsteiligen Plans sich nie einig werden können, wie eine für alle gleich gute bzw. indifferente Verteilung von Aufgaben in diesem Plan (in dem sie doch übereinstimmen) erreicht werden kann…;
und wenn ihre Begrüdnungen (Legitimationen) für diese unvereinbaren kollektiven (Versuchs)Planentwürfe ebenfalls unvereinbar, und eine Pluralität der dabei möglichen, „vernünftigerweise“ einzunehmenden Positionen und Meinungen offenbaren:
Dann zeigt dies jeweils bloss, dass der behauptete Anspruch auf Vernünftigkeit, Einsichtigkeit, Nachvollziehbarkeit für jeden, intersubjektive Gültigkeit des gemeinsam eingenommenen Verhältnisses zur Welt (als Vernünftige überhaupt; als Vernünftige mit vergleichbarer (traditionaler, glaubens-fundierter) Lebensform; als freie Produzenten-Assoziation, die ihre Reproduktion bei wachsendem Wissen über die Welt zu planen hat) hier nicht eingelöst ist.
Das zeigt: etwas, das letzt hinzugekommene Element, die „Leitkategorie“ mit allem, was in der Lebens-Gestaltung noch darunterliegt, kann so frei und unbestimmt-grundlos wählbar nicht sein, wie es im Denken der jeweiligen Epoche behandelt wird – nicht zumindest, wenn Vergesellschaftung dieser Kategorien zustandekommen soll.
In MOD ist diese Leitkategorie der Lebensentwurf, er soll vergesellschaftbar sein in einer Lebensform; er enthält jene langfristige Einrichtung der Bedürfnisse und Leistungsbereitschaften auf die in ihm festgeschriebenen Anforderungen, die ich in diesen Überlegungen „Identität“ genannt habe.
Die MOD Individuen sagen (in der Anthropologie des jeweiligen STANDPUNKTS/MOD) über sich, was sie, als Menschen (nicht biologisch, sondern als Personen) für Bedürfnisse haben; sie sagen damit auch, welche Bedürfnisse jeweils missachtet werden (und durch kompensatorische Simulationen und Substitutionen befriedigt werden sollen).
Sie nehmen durchaus und durchgehend die Perspektive des Einzellebens, der Biographie, des Lebensentwurfs ein, als desjenigen, was vergesellschaftet wird.
Nur hilft ihnen das nicht, wenn sie den Anforderungen ihres gemeinsam betriebenen Projekts (arbeitsteilig organisierte Reproduktion und ihr Fortschritt bei ständig wachsendem, gesellschaftlich verfügbarem Wissen und seiner Verwertung) auf Dauer gewachsen bleiben wollen.
So erfinden sie nicht nur die „Diskurse“ und Praktiken des Kompensierens, sondern auch die einer geteilten „condition humaine“ (Lebensform) als reiferer, weil soziale Verhältnisse mit einschliessender Form der Anthropologie (beim Übergang zum ZWEITEN STANDPUNKT/MOD), und das biographische Grenzen ignorierende „Wir“ der Individualität (beim Übergang zum DRITTEN), schliesslich das biologische Substrat jedes „Selbst“ zu allen Zeiten – und zwar gleich welchen Selbstes sowohl (der „Art“) als auch des je einzelnen. Bedürfnisse sind da schon längst nur noch höchst fragwürdige Ausgangs-Merkmale des, technisch gesehen, sehr verbesserungsBEDÜRFTIGEN Mängelwesens, das wir (mitsamt der uns anhängenden Restnatur) von Natur aus sind.
Denn: Als gemeinsamer Kern aller Übergänge stellt sich im Rückblick auf die MOD Spalte heraus: Die Aufhebung der Hindernisse, die die physische Ausstattung des Einzelproduzenten (etwa als individuell seinen Interessen folgender Kreativer, versponnener Experte; ewig überforderter und nicht mithaltender Berufstätiger) ihrer Indienstnahme für das MOD Kulturprogramm entgegensetzt, durch fortschreitende Vergesellschaftung und Übertragung ursprünglich noch in der Verfügung und Gestaltungsmacht Einzelner liegender Aufgaben an die Produzenten-Assoziation als ganze – diese Aufhebung der Hindernisse im Einzelnen verarmt ihn im gleichen Mass, Schritt für Schritt; mit der Folge, dass die dadurch spürbar im Einzelleben aufgerissenen Lücken durch SELBSTÄHNLICHKEITS-Vorstellungen geheilt werden sollen – die, der Logik dieser Kategorie folgend, in beide Richtungen fuktionieren müssen: Errungenschaften der Assoziation können auc solche des Einzellebens werden, Kompetenzen der Einzelnen fügen sich zu solchen der Assoziation zusammen.
Der entscheidende Unterschied, in beide Richtungen, ist: dass Assoziation (die vielen Einzelnen zusammen) und Einzelner zwar die Dimension der sach-bezogenen Leistung und des Leisten-Könnens (bei gegebnen Mitteln) gemeinsam haben, aber nicht die Kategorie des Bedürfnisses. Würde nämlich DIE bei der gemeinsamen Planung als limitierender Faktor (als Summe der Anforderungen, die sich daraus für alle Beteiligten ergeben) auf die Assoziation mit-übertragen, dann wäre die immer schlimmere Überforderung der Einzelnen durch das MOD Materien-Wachstum nicht so ohne weiteres durch „Vergesellschaftung“ lösbar. Warum aber vergessen die Angehörigen der freien Produzenten-Assoziation dieses Planungselement?
Die Antwort kann nur lauten: Weil sie es von Anfang an vergassen – weil sie es nie, nicht einmal in ihren individuellen Lebensentwürfen, je berücksichtigt haben.
Die sind nämlich ausschliesslich von den Resultaten her gedacht, die sich ÜBERHAUPT mit den Handlungsspielräumen der Beteiligten (so arbeitsteilig wie nötig) in deren Leben erzielen lassen; die Fortschritte jedes Einzelnen sollen da durchaus den Masstab abgeben für die Fortgeschrittenheit aller; nur dass das Fortgeschrittensein dieses Einzelnen vor allem gedacht wird als Materialfülle und darauf bezogene Sinnfülle: Teilhabe am insgesamt überhaupt gesellschaftlich, zeitgenössisch je verfügbaren Material und Sinn. – Aber worin besteht „Sinn“ unter MOD Vorgaben? Das ist im Grund eine der grössten Rätselfragen in jeder Analyse der MODerne überhaupt: Was WOLLEN MODerne Individuen eigentlich, worauf wollen sie hinaus, was wollen sie werden, das sie nicht sind? Nach allem, was über sie bislang gesagt wurde, wollen sie dauerhaft sein, was sie anfangs waren, und nach dem ersten Übergang (zum ZWEITEN STANDPUNKT) durch konsumierende Teilhabe und „Selbstähnlichkeiten“ versuchten zu simulieren, schliesslich nach dem nächsten und übernächsten Übergang (zum DRITTEN bzw. VIERTEN STANDPUNKT) versuchten wieder herzustellen und dann endgültig gegen alle Existenzrisiken zu sichern. Darüber geht ihnen freilich zunächst (im Verlauf des DRITTEN STANDPUNKTS) die Freude (der Experten-Selbstvergessenheit) und alsbald auch die Simulation (über das NOTWENDIGE Mass hinaus) verloren. – Ich möchte noch etwas genauer betrachten, was genau da jeweils verlorengeht; weil zu vermuten ist, dass die Reihe dieser Verluste die Übergänge in den nächsten STANDPUNKT begründet, also die Vier-Zeiligkeit in MOD, nach deren letztem Grund ich in diesen Überlegungen bislang vergeblich suche.
Wenn also zB. der ZWEITE STANDPUNKT/MOD „noch gerade eben“ bedürfnisgerecht ist (und die letzte „Freude“ an der eigenen Experten-Produzententätigkeit mit ihm vergeht) – was hat man dann durch Aufgabe des ERSTEN STANDPUNKTES bereits verloren? Und welche allgemeine Regel, die nachfolgend ihre Fortsetzung findet, manifestiert sich an dem ersten Übergang von diesem STANDPUNKT weg? Erste Antwort, offensichtlich: Das Selbst-Wählen der Themen, Zwecke, Aktivitäten. Das sind gewiss Themen, Zwecke, Aktivitäten, die AUCH zweckmässig sind beim gegebnen Erfahrungsstand nach dem MOD Kulturprogramm – sie folgen seiner Logik. Aber offenkundig ist da ein Freiheitsgrad, der später verschwindet. Es handelt sich da nämlich noch um ein Wählen nach EIGENEN Interessen – die Antriebe, die gemäss MOD Anthropologie anfangs bei allen Beteiligten wirksam waren, neben den Dispositionen des Passiv-Angezogen- und -Überwältigtseins: Sie dürfen sich hier noch frei betätigen; während sie – nur für den Fall, dass man als Experte das Interesse an seinem Spezialthema dann doch ein bisschen verliert – unter dem ZWEITEN STANDPUNKT/MOD unterdrückt werden müssen, um die Ausschliesslichkeit der Konzentration auf das in der Arbeitsteilung enem zugewiesene oder zugefallene Thema zu wahren. Darum trat schon hier, trotz aller Beteuerungen, dass man auch als Experte glücklich werden und mit einer Spezial-Version von Bedürfnis-Befriedigung auf seine Kosten kommen kann, das Simulieren und Substituieren mit Surrogaten des Entgangenen hilfsweise hinzu: Konsum privat, simultane Schein-Präsenz der vier Wertsphären am hochspezialisierten Arbeitsplatz, als Alternative der dilettantische Nachvollzug oder auch ausserprofessionelle Vollzug einer Sinn-Durchbindung in der Freizeit.
Ein erster Fall von Selbstähnlichkeit, aber genau was wird da übertragen?
Die Lebensform, die Gesellschaft der Generationsgenossen als ganze verhält sich nun (weil sie anders mit der Masse des von allen arbeitsteilig Erzeugten nicht fertigwürde) wie die Einzelproduzenten – sie (in Gestalt ALL ihrer Experten) ist es, die an den Materie-Massen entlanggeht, sie aufgreift und weiterverarbeitet, zumindest entlang der Fundierungs-Reihe (als notwendiger Bedingung für alles „Wachstum“ in „linkeren“ Sphären – gegenüber Natur ist das die Forschung selber). Mit anderen Worten: „Sie“ verteilt jetzt die Produktionsaufgaben, die sich zuvor die „kreativen“ Produzenten des ERSTEN STANDPUNKTS/MOD noch selbst als eigenes Ziel wählten, und woraus sie ihre Lebensentwürfe zusammenstellten. (Davon bleibt unter dem ZWEITEN STANDPUNKT/MOD nur übrig das Wählen eines vorab, „gesellschaftlich“ festgelegten Berufs oder Ausbildungsgangs zum entsprechenden Experten.) Es sind die so, aufgrund von Entscheidunge auf Ebene der Lebensform, erarbeiteten Materien, die dann, in ihrer Gestalt als konsumierbares „Resultat“ an die Zeitgenossen gelangen. Aber der eigentliche Verlust der Teilhabe am sich ausdehnenden PRODUKTIONSPROZESS als Ganzem (dem anfallen Material, dem realen Prozess seiner Sinn machenden Verarbeitung) ist damit nicht wettgemacht – ihm verdanken sich die verzweifelt anmutenden Beteuerungen, schon als Experte Anschluss an produktive Vollzüge ALLER Sphären unmittelbar an der eigenen Arbeitsstelle halten zu können (durch forcierte Arbeitsteilung vgl. 2/39ff.), erst recht aber die Freizeit- und Ruhestands-Dilettantismen (bisweilen auch vorgezogen in zugestandenen Zeiten der Bildung und (selbstgestalteten) Ausbildung).
Im Übergang zum DRITTEN STANDPUNKT/MOD wird dann – weil anders die ständige Zusammenarbeit der Sphären nicht aufrechtzuerhalten wäre – der „Generation“, also dem biographischen Horizont der „jetzt mit mir lebenden, etwa gleichalten Zeitgenossen“, der Zugang zum erfüllenden Fortschritt abgeschnitten: Ihn zu erleben, bleibt das Privileg zukünftiger Generationen, die aber wiederum diesen Fortschritt nicht als Fortschreiten, sondern nur als Resultat wahrnehmen. Die GESCHICHTE des Forschens, Entwickelns, Fortschreitens selbst wird als ganze von niemand einzelnem mehr erlebt oder nachvollzogen, schon garnicht als erfüllend und erfüllt; sie ist an das mit wechselnden Einzelpersonen und Generationen aus ihnen besetzte Kollektiv-Subjekt „wir“ (Menschheit, Gattung), Träger der Kollektiv-Individualität, abgetreten.
Pars pro toto, selbstähnlich, erlebbar wird nur noch die Fortschritts-GESCHWINDIGKEIT, oder deren Beschleunigung – aber hat sie ein Mass? Nun – unter dem DRITTEN STANDPUNKT bekommt sie eines; denn da wird nicht nur die Darstellung, das simulierend-halluzinatorische Vorwegnehmen des Fortgeschrittenseins technisch raffiniert, sondern die präzisen je nächsten Fortschritte selbst geraten zunehmend ins Zentrum der „Visionen und Utopien“, für die sich die disziplinierten Berufstätigen allenfalls noch interessieren; für andre Simulationen haben sie ohnehin keine Zeit. Erfüllung und Erfüllungs-Anschauung bieten den von ihrem Leben Ernüchterten dann nur noch die nächsten Produktivitäts-Steigerungs-Optionen, die mutmasslich (immerhin ist MOD ja eine experimentelle Lebensform!) die weitestreichenden Erträge bringen – in Gestalt von Ressourcenzuwächsen für weitere Produktivitätssteigerungen, vor allem der „disposable time“, die zum Fortschrittsmass schlechthin avanciert – freilich nur virtuell: Denn sie wird als Produktivitäts-Steigerungs-Ressource wie andere sofort reinvestiert als wichtigstes aller Beschleunigungsmittel. Nur abstrakte Meldungen von der Art „mit wie wenig Arbeitszeit könnten wir den Lebensstandard von vor 20 Jahren erzeugen“ lassen den Grad der bereits erzielten Selbstbefreiung erahnen. Auf irgendeinem dieser Niveaus haltzumachen, macht keinen Sinn mehr. Denn im letzen Stadium des DRITTEN STANDPUNKTS/MOD wird die Verdoppelung in Notwendigkeit und vorgreifende Erfüllung rückgängig gemacht: Ein und dieselbe Technik sorgt dann erst für das Überhaupt-Können, und dann mit dem bereits Gekonnten für seine eigene Verbesserung: So ist sie selbstbezüglich, „reflexiv“ geworden. In diesem sich ständig mit eigenen Mitteln selbst optimierenden System (technisch gesprochen) sitzt, als steuernder Kern, und nicht unwichtiges Universalmittel, ein Fremdkörper – wir; und die Restnatur, soweit sie als leider, derzeit noch, möglicherweise unerlässlich, unvermeidlich gilt; das nichttechnische, das kräftig in alle Arbeitsprozesse mit hineinwirkt und doch als einziges unverändert, unvollendet, unvollkommen bleiben soll. Obwohl es dem Arbeitsprozess soviel Hindernisse entgegensetzt! Was liegt näher, als beides in den Selbstperfektionierungsprozess des Instrumentell-Technischen einzubeziehen? Doch bevor dies als Forschungs- und anschliessend TECHNISCHES Projekt in die Tat umgesetzt werden kann, muss – unter dem sich so abzeichnende VIERTEN STANDPUNKT/MOD – eingangs eine BEGRIFFLICHE OPERATION stattgefunden haben: Jene, durch die die Totalität des Sinn-aus-etwas-Machens (Disposition, Fähigkeit, Entschlossenheit dazu, einschliesslich des „Wissens-worin“ es bestünde, wenn es auf entsprechendes Material (aus und mit dem sich Sinn(volles) machen lässt) stösst) ihrem Gegenstück, nämlich dem soeben genannten „aus und mit dem sich Sinn(volles) machen lässt“ einverleibt wird. Oder nicht ganz einverleibt… aber gleichgestellt; oder nicht einmal gleichgestellt, sondern nur einfach gegenübergestellt; aber wo und wie…? Denn darin besteht doch kein Zweifel: Dass das Sinnmachen IN UNS liegt, auch ganz räumlich, es ist verkörpert in unserem Gehirn, im weiteren Sinn allem Leiblichen, Inner-Organismischen, welches dies Gehirn, wie weit auch von aussen kommend, erhält, ohne dass wir derzeit schon Kontrolle darüber ausüben. Ohne intaktes Gehirn gäbe es uns nicht, soviel steht fest. – Aber was nutzt uns diese Erkenntnis? Wann ist es intakt? Zu unserm Erstaunen werden ja gröbere Eingriffe und Hirn-Substanzverluste RELATIV folgenlos überstanden, allerdings gut sind sie auch nicht. So haben wir hier erstmals in der Masse der Automaten einen (und diese Eigenschaft dehnt sich schnell in die Restnatur hinein aus), den man besser so lässt, wie er ist, wenn man mit ihm arbeiten will… Aber in der Restnatur sind uns vergleichbare Automaten bekannt, an denen man auch nicht zuviel ändern darf, und die man doch auf ihre Weise, geschickt behandelt, optimieren kann, durch ZÜCHTEN beispielsweise (Nutztiere, Nutzpflanzen…). Wobei wir da ja schon um einiges weiter sind, wir können die Züchtung gleich direkt durch Gen-Chirurgie vorwegnehmen. Aber: Sind wir denn perfektionierungs-bedürftig? Unser Denken…? Umgekehrt gefragt: Sind wir denn so perfekt? Einmal mehr ist dies der Ort, um auf die Anfangsabschnitte von Descartes‘ Discours zu verweisen, der die Nicht-Steigerbarkeit, Nicht-Überbietbarkeit, somit auch Nicht-Messbarkeit des „bon sens“, der normalen menschlichen Urteilsfähigkeit, behauptet. Er vergleicht sie mit einigen Kompetenzen, wie Gedächtnis, Einfallsreichtum, Konzentrationsfähigkeit… und gibt zu, dass diese wohl eines Besser und Schlechter, Mehr oder Weniger gut Ausgeprägtseins fähig sind; man könnte sagen: Sie können leiden; kann das immerhin die Urteilsfähigkeit nicht auch? Sagen wir nicht: Eingeschränkte Verantwortlichkeit, Verlust der Steuerungsfähigkei usw.? Gegen solche Fehlleistungen und Leistungs-Abfälle sollte man sie dann doch wenigstens sichern.
Nicht mehr und nicht weniger nimmt man sich unter dem VIERTEN STANDPUNKT vor.
Aber kaum bis zu diesem Entschluss gediehen, stockt man schon wieder. Denn indem wir uns von Defiziten und Schlimmerem befreien (abgesehen von den ganz groben Beeinträchtigungen und Behinderungen, die wir niemandem wünschen können), setzen wir ja einen STANDARD. Ein Normal.. MASS. Wo aber haben wir das her? Von uns, den vielfach und längst schon (wenn wir mit dieser begrifflichen und auch praktisch-neurophysiologischen Prozedur der Selbsterforschung zur optimalen Selbst-Erhaltung beginnen) Beeinträchtigten, Vereinseitigten, unter ihrer Existenz vielfältig Leidenden? Oder warum wollen wir daran denn etwas ändern, wenn wir können? Warum gilt uns eine Berufstätigen-Existenz unter dem DRITTEN STANDPUNKT/MOD weniger als eine unter dem ZWEITEN oder gar ERSTEN? Sind da keine Masse, nämlich Masse der Beeinträchtigung im Spiel?
Unvermerkt hat sich das übergreifende „wir“ in die Fragen eingeschlichen; genau so wird unter dem DRITTEN und VIERTEN STANDPUNKT geredet, sofern noch die erste grammatische Person-Perspektive im Spiel ist, ist sie es im Plural, ansonsten spricht man gleich von „der Gesellschaft“. Auch da gibt es Beeinträchtigungen; solche, die durchaus viele Einzelne in ihrem Leben erleiden – insofern selbstähnlich von „unten“ (viele Einzelleben) nach „oben“. (Merke hier: verschiedene Richtungen der Selbstähnlichkeit; vom Einzel-Leben in das der Gesellschaft=Produzentenassoziation, dann Selbstähnlichkeiten innerhalb ihrer (die Fortschritte der Individualität, Selbstähnlichkeit des DRITTEN STANDPUNKTs), von da wieder zurück (angeblich: VIERTER STANDPUNKT).) mangelhaft
Der Berufstätige leidet, weil er nicht einfach mehr Experte sein darf, und „kreativ“ seinen Interessen folgen erst recht nicht.
Was immer in MODernen Lebensentwürfen bedürfnisgerecht war, ist unter dem DRITTEN STANDPUNKT/MOD endgültig aus der „eigentlichen“ Tätigkeit verschwunden, und wird erst wieder eingeholt, wenn aus Sicht der Produzenten entscheidende Teile der bisherigen Produktion endgültig automatisiert sind. Dies Schicksal ist ihnen von ihrem eigenen Kulturprogramm auferlegt, wie bedürfnis-verleugnend auch immer; daran ist nicht zu rühren. So nehmen sie dies selbstverordnete Schicksal an, und betrachten sich als die personalen Mittel, neben den sachlichen, zu denen sie sich gemacht haben. Die Unzufriedenheit mit der Virtualität und rein diätetisch-kompensatorischen Wirkung der Tröstungen (als notwendiger Kost zur Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit), das „Sinnlose“ der selbstzweckhaften blossen Professionellen- und Produzenten-Exisetnz, ist herorischer Resignation gewichen: Das Jenseits, für das man sich opfert, wird einem selber für immer verschlossen bleiben. Die Kompensationen sind Teil der für sich sinnlosen Berufstätigen-Existenz und als solche zu akzeptieren; dasselbe gilt für alle Formen der medizinischen Vorsorge und Ertüchtigung, Kompensation von Schäden und Reparatur von Arbeitskrankheiten und -verletzungen aller Art, sofern sie die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen oder begrenzen. Nur darum geht es hier. Nur das will die Selbst-Erforschung unter dem VIERTEN STANDPUNKT/MOD technisch umsetzen. Die Adressaten der frohen Nachrichten, die aus diesem Sektor kommen (denn „die Gesellschaft“, die sich auf diesen STANDPUNKT stellt, wird nicht aus Gesundheitsarbeitern und Biochemikern allein bestehen, sondern dieser Sektor wird getragen von dem weiter an der Produktivitätssteigerung arbeitenden Teil der Gesellschaft, und versorgt ihn selbstverständlich mit, so wie es, wenn auch schwindend, nach wie vor Tüftler und Experten gibt, und sogar noch – sofern man sie sich leisten will, in der kompensatorischen Sphäre, die Kreativen, die denen des Anfangs ähneln) – es sind alle, die „entfremdet“ sich an irgendeiner Stelle der Produktion selbstverleugnend dem Fortschritt des Ganzen widmen. Wo sollte der stillstehen, bevor er an sein Ende gelangt ist? Legitim ist die Gesellschaft des VIERTEN STANDPUKTS/MODS, weil in ihr wirklich ALLE Gesichtspunkte entfaltet und produktiv umgesetzt sind; die Selbstverbesserung des wichtigsten aller Mittel, als Teil des Selbstoptimierungsprozesses der Technik (der technischen Evolution), ist das letzte Stück, das im Aufbau der MODernen Sinn-Struktur fehlte. Jetzt ist alles da, es wird allen Anforderungen genügt. Die Übergänge bis hin zum VIERTEN STANDPUNKT haben immer je fehlende Elemente hinzugefügt. Der Mangel an Bestimmung des Selbst, das hier „sich“ perfektioniert, ist nicht zu bemerken, abgesehen von dem Offensichtlichen: Die „ästhesiomorphe“ Sinnquelle trägt es zwar in sich, macht aber bis auf weiteres keinen Gebrauch davon. Immerhin darf erwartet werden (muss erwartet werden dürfen, minimal-suboptimal), dass im Durchgang durch die für den Fortschritt geopferten Generationen die physische Basis für diese Quelle in den Nachkommen sich erhält – für späteres Wiederanknüpfen an die ursprünglichen Freuden der vorläufig aufgegebenen Experten- und Kreativen-Existenz. Was ansonsten erhalten wird, ist das erklärtermassen nicht, oder nicht in erster Linie an den Bedürfnissen der Produzenten orientierte Erweiterte Selbst, das vorrangig an seiner physischen Selbstoptimierung arbeitet, dann auch – soweit Ressourcen dafür freisind oder gar, weil es für die Selbstoptimierung benötigt wird – an der technischen Entwicklung, speziell Automatisierung, aber auch generell der bio- und medizintechnischen Ausstattung des komplexen Selbsterhaltungsbetriebs. Dieses Erweiterte Selbst ist, wie zweckmässig es sich auch ausrichten mag, ein kontingentes. Es weiss nicht, warum es so sein müsste und nicht auch anders, womöglich ganz anders sein sollte. Das einzige, was es weiss, ist: Dass es seinen Kern, dies kostbare ästhesiomorphe Spüren, das ihm Leitschnur für Sinnerfüllung ist, sowie seine Entscheider-Fähigkeiten, seine Urteilsfähigkeit, den in allen gleichen „bon sens“ nicht zerstören darf; wenigstens nicht deren Reproduzierbarkeit und Erhaltbarkeit auf Dauer, für später.
Was sich hier vollendet, ist vor allem die Präzisierung der MOD Individualität, des Kultur- hier Lernprogramms der MODerne.
Die wurde zwar von Anfang an von allen MODernisierten Einzelpersonen geteilt, anfangs freilich mit der Erwartung, dass das nicht im Gegensatz zu ihren Lebensentwürfen stehen würde. Im Gegenteil: Zunächst schien es ja, als würde sich dies Programm GERADE durch die auf maximales Produktivsein, Schöpferisch-Sein ausgerichteten Lebensentwürfe der Früh-MODerne umsetzen lassen.
Da hatten sich Beteiligten freilich noch nicht im geringsten klargemacht, wie sich ihr Programm auf längere Dauern entwickeln würde.
Aber die Bestimmungen, die sich zunächst so zwanglos allesamt in ihrem eigenen Leben entfalten durften, wandern eine nach der andern aus diesem Leben hinaus, nicht in das anderer, sondern in Entitäten ein, die selbst kein Leben mehr sind oder haben, und doch irgendwie die vormals höchst individuell geprägten Einstellungen, Handlungsweisen, Ewartungen und Erlebnisse zu erben scheinen, die zu Beginn ausschliessliches Eigentum der MOD Einzelperson waren: Lebensform/arbeitsteilig organisierte Gesellschaft der Zeitgenossen (aus Sicht des Einzelnen, die bei diesen Betrachtungen nie aufgegeben wird, es sind ja immer die von Einzelnen: „meine Generation“); Produzenten-Gemeinschaft, lebensübergreifend, am gemeinsamen Fortschrittsprojekt arbeitend; Gattung, freilich historisch kulturell bestimmt, der MOD Individuen überhaupt, die zu IRGENDEINEM Zeitpunkt in irgendeine Fortschrittsgeschichte, auch nach Brüchen, eintreten, sie fortsetzen oder neu beginnen. In diesen unter dem VIERTEN STANDPUNKT/MOD unterstellten Individuen ist die eigentliche Sinnquelle nur noch als Potential präsent, das unbedingt zu erhalten ist; nur durch diese Rücksichtnahme auf seine physischen Bedingungen nimmt es noch Einfluss auf die Gestaltung der heroischen medizinischen und bio-industriellen Anstrengungen zum Erhalt der natürlichen Substrate für alles sinn-erfüllende Tun, die Verlängerung von deren Dauerhaftigkeit, die Erhöhung ihrer Widerstandsfähigkeit gegen die Zumutungen von seiten der un-biologischen Rest-Technik, mit der diese Substrate zusammenwirken sollen. Die Bedürfnisse, durch die sich vormals Lebendiges aller Art den Umgebungen anpasste und angepasst zeigte, in denen es „natürlicherweise“ vorkam (bzw. überdauerte) – sie werden zwar noch, mehr oder weniger mit simulierten Befriedigungen stillgestellt, um nicht zu sagen: technisch überlistet. Das gilt nicht nur für Nutzpersonen, sondern auch Nutztiere und Nutzpflanzen; die Schädlinge werden erst recht nach Kräften biologisch raffiniert „ausgetrickst“. Aber all das hat Folgen. Der ästhesiomorph angezeigte Sinn hatte eben seinen guten biologischen Sinn, eine Funktion; die muss, nachdem er glücklich ausgeschaltet ist, nachträglich erraten werden, spätestens aus den Folgen der Ausschaltung, mit neuen Eingriffen. Anders als bei den technischen Automaten, bei denen Komplexität eine prekäre Errungenschaft ist und selbst die „ausser Kontrolle“ geratenen Prozesse sich irgendwann erschöpfen, macht das Leben da draussen aus der gesamten Vielfalt der Eingriffe ständig etws Eigenständiges, stellt sich darauf ein; wenn es zusammenbricht, sind die Wirkungen oft unvorhersehbar weitreichend. Das gilt ja schon für weniger komplexes, dafür wirkmächtigeres, wie Meeresströmungen, Luftzirkulation, Atmoshärenschichtung und -bewegung in ihrem Verbund, als Klimafaktoren. Was für ein Automat! Die Kategorie des Selbst, von-selbst sich Erhaltenden, mit unvorstellbar Vielem Zusammenwirkenden, wird nicht einmal ansatzweise berührt durch technomorphe Kategorien, wo sich das Einzelding und seine Dispositionen ohne Energiezufuhr bald erschöpft, ohne Schutz auch bald zerlegt, vermischt, der Entropie anheimfällt, wie alles allzu Einfache… (Genau das wissen Biophysiker denn auch über Lebendes zu sagen: dass es unter Energieverbrauch sich fern des thermodynamisch Wahrscheinlichen herumtreibt und auch noch erhält; etwas, das es eigentlich garnicht geben dürfte…)
Natur aber im eigentlichen Sinn, die lebende, auch unsere eigene, ist in der sich zur Natur machenden Produktionswelt der späten MODerne möglichst abgeschaltet, abgehalten, unterbunden – sie stört meist, muss dann irgendwie doch berücksichtigt werden, geschont, verpflegt, versorgt, reapariert. Ein Eigenständiges (bis hin zu unserem Entscheidertum), ohne das alles Nichts wäre; und das doch sich uns soweit entzieht, dass wir – weit entfernt davon, es technisch simulieren zu können, denn wir wüssten ja nicht einmal, WAS wir da technisch „implementieren“ sollten – nicht einmal wirklich „seine“ Erhaltungsbedingungen kennen, und wüssten, wo es anfängt bzw. endet, wenn wir „seine“ Grenzen, die, an denen „es“ aufhört zu existieren, beachten wollten: Wir kennen es und sie nicht. Wir haben keine Mittel, es und sie, wie sonst Strukturen (denn nur mit solchen kennen wir uns letztlich aus) zu erforschen.
59.
In Wahrheit gibt es keine „Selbstähnlichkeit“; vielmehr drückt dies nur aus, wie sich die vergesellschafteten Lebensentwürfe (denn vergesellschaftet gedacht sind sie ja von Anfang an) nach den Anforderungen je selber zurichten, die ihre „Vergesellschaftung“ auf der jeweiligen Stufe an sie stellt; sie machen sich kompatibel mit anderen ihresgleichen, derart dass sie alle zusammen diesen Anforderungen genügen und einander auf dem Niveau der jeweiligen Stufe zuarbeiten.
Unter dem ERSTEN STANDPUNKT/MOD erledigt der einzelne Kreative noch alle anstehenden Aufgaben selbst – die einzige Beschränkung, der er unterliegt, betrifft die Menge des Materials, das überhaupt bearbeitet und in Betracht gezogen wird; da helfen die andern weiter, und so helfen alle allen. Dann wird dies Material zuviel für sie alle, jede Weiterverwertung jedes Stücks relevanter Erfahrungs-/Erkenntnis-/Verfahrens-/Produktionsroutinen- und Alltags-/Sinnerfüllungs- und visinär-utopischer Materie bedeutet auch einen Wechsel des „Bearbeiters“. So verschwindet der Wechsel und die Abwechsdlung, die Vielseitigkeit endgültig aus dem Leben und damit auch Lebensentwurf der Bearbeiter, sie werden Experten ihres Stoffgebiets, bleiben es aber auch ein Leben lang; die Stofgebiete der Einzelexperten schrumpfen dabei ihrerseits weiter. Alle zusammen hingegen bearbeiten alles neu hinzukommende Material im Sinn des MOD Kulturprogramms; was ihnen, verglichen mit dem ERSTEN STANDPUNKT/MOD entgeht, ist zugang zu dem Material der andern Experten – das fliesst ihnen allen – zwar nicht aufbereitet für produktive Weiterverarbeitung, aber immerhin für „konsumtive“, nichtaktiv gestaltend teilhabende Kenntnisnahme und vielleicht auch „dilettantische“ Benutzung, weiter zu. „Integration“, getrennt von diesem Material, erleben sie als Produzenten wiederum in Gestalt der arbeitsteilig quasi-selbstähnlichen Wiederholung aller Fundierungs- und Sinnerfüllungsebenen an Stoff, der unmittelbar an ihrer Arbeitsstelle und dere Umkreis bearbeitet wird, als freiwilllige Freizeit-Produzenten wiederum erleben sie „selbst“ gestaltete produktive Weiterverarbeitung von Stoff, der ihnen ausserhalb der eigentlichen Produktionszeit und -sphäre, also konsumtiv, zufliesst und den sie „weiterverarbeiten“, ohne dass Fortschritte der eigentlichen Produktion planmässig davon abhängig gemacht wären (darum „uneigentlich“, selbst wenn die „eigentliche“ Produktion zufällig davon profitieren sollte). Sie alle zusammen verarbeiten, je als Experten ihres Stoffgebiets, weiter, in Fundierungs- wie Sinnerfüllungsrichtung, wobei die fundierende Richtung das Übergewicht hat – Sinnerfüllung gelangt vielleicht in Alltage derer, die sich für die einschlägigen Produkte interessieren, aber das geschieht punktuell, nach individuellen Geschmacksentscheidungen, und es geschieht konsumierend: Alltag ist hier eine lebenspraktische Dimension des Lebensentwurfs des Einzelexperten, nicht die Gross-Branche der gesellschaftliche Gesamt-Produktion, die mit – und seie s auch hochkomplexen – Routine-Tätigkeiten bestritten wird. Da zeichnet sich also eine bislang nicht sonderlich beachtete Dimension von Selbstähnlichkeit ab: Von der stoff-verarbeitenden Produktion der gesamten Lebensform zurück und hinein in die je entsprechende Abteilung des Lebensentwurfs, wenn nicht hier sogar der Lebensführung des Einzel-Experten: Als Nichtproduzent und blosser Konsument nimmt er Material, womöglich von ihm oder von eigens dafür zuständigen Produzenten entsprechend aufbereitet, in sein Leben auf, das sich in dieselben „Branchen“ zerlegt wie die gesellschaftliche Produktion: Auch er reproduziert sich, in seinem Privatbereich, mit entsprechenden Mitteln, hat dafür Geräte, Verfahren, Routinen, er bekommt visionär-utopische Anschauungen geliefert die aus seiner Sicht gerade in SEINEM Leben besonderen Sinn machen und ihm Aussicht auf mögliche Anschluss-Erfahrungen bieten; er lernt Interessantes aus allen Wissensgebieten, an denen die Geselslchaft der Zeitgenossen zu seinen Lebzeiten („seine Generation“) arbeitet. In dieser Form rezipiert sogar der einzelne Experte zunehmend, je abgestuft danach, was davon er mit seiner Ausbildung aus der Kenner- und Spezialistenperspektive aufnehmen kann, was in seiner eigenen Sphäre geschieht. All das kann und wird er sich vor allem aus entsprechend breit angelegten Konsum-Angeboten selbst zusammenstellen. Vom schlichten Nachaussen-Setzen, quasi öffentlich Liegenlassen oder auch „Publizieren“ und in Vortrag und Unterricht Weitergeben des Kreativen-Milieus unterscheidet sich das durchaus, aber eigentlich nur darin, dass die Branchen-Angebote je unter entsprechenden Titeln irgendwo zur Besichtigung gesammelt aufbewahrt, vervielfältigt und für die Auswahl durch die „Konsumenten“ bereitgestellt werden. Das als entgegenkommende Dienstleistung für Experten, deren freie Zeit immer knapper bemessen ist.
Produktive wie „konsumtive“ Material-Übernahme aus der „rechten“ Nachbarsphäre bzw. Natur beruhte unter dem ZWEITEN STANDPUNKT/MOD noch immer darauf, dass die jeweiligen Konsumenten das zu ihnen Passende aus dem öffentlich zugänglichen (und dann allenfalls zur Auswahl bereitliegenden, zu besichtigenden) Ausstoss der Expertenproduktion heraussuchten; erst recht galt das für die produktive wie konsumtive Übernahme der von „links“ kommenden Sinnerfüllungs-Anschauungen. Was sie daraus machten, entschieden die Entscheider unter dem ZWEITEN STANDPUNKT/MOD immer noch selbst (in ihren Lebensentwürfen) – auch als Produzenten. Nur der Ausschluss von Material, nur die freie Beweglichkeit zwischen den Sphären war der Souveränität der Lebensgestaltung des Einzelnen (und deren (angeblicher) Bedürfnisgesteuertheit) bis dahin entzogen, und in die Verantwortung der – wie auch immer sich gestaltenden – vergesellschafteten Organisation von Produktion, der Verteilung der Produzenten auf die Aufgaben der Einzelsphären übertragen. Ansonsten hätten sie das von ihnen selbst erzeugte Materialwachstum nicht bewältigt.
Die nächste Stufe in dieser Reihe der Souveränitätsverluste ergab sich dann daraus, dass die persönlichen Entscheidungen der Produzenten bei der Auswahl fundierenden ;Materials, ja überhaupt auch nur ihre Kenntnis der neuesten Entwickungen in der fundierenden Nachbarsphäre nicht ausreichten, um die vorstellbar optimalen Fortschrittspfade ihrer und weiterer Sphären zu finden; es häufen sich die Fälle, wo Experten selbstvergessen am Bedarf vorbeiplanen und -produzieren. Die Rückmeldungen von „linker“ Seite finden zu selten produktiven Anschluss an schon bereitliegende Materien, die eine entsprechende Innovation fundieren würden.
Sinnerfüllungs-Anschauungen, also konkretisierte, oder wie es oben hies: materialisierte Bedarfsmeldungen von „links“ und fundierend nachdrängende innovative Materien von „rechts“ werden den beiden mittleren Sphären jetzt nicht nur gleichzeitig und permanent aktiv zugeleitet – sie unmittelbar aufeinander zu beziehen und dies produktiv umzusetzen, wird gesellschaftlich, arbeitsteilig organisiert zu lösende Aufgabe aller Produzenten der jeweiligen Sphäre als solchen. Mit anderen Worten, die Lösung auch dieer Aufgabe, ebenso wie die ihrer Verteilung auf die überhaupt anstehenden Produktionsbranchen und ihre Teile zuvor, wird nicht mehr ihrer Gestaltungsfreiheit und Willkür in derWahl ihrer Lebenswege überlassen, sondern – erneut msus gesagt werden: wie auch immer – durch gesellschaftliche Abstimmung und Planung verbindlich für die beteiligten Produzenten als solche geregelt.
Damit sind wir auf dem DRITTEN STANDPUNKT/MOD angelangt, mit allen hässlichen Folgen für die Lebensgestaltung der Produzenten, die ihm bereits zugeschrieben wurden (nicht mehr bedürfnisgerecht wie noch beim Experten, überfordernd usw., das ist wieter auszuführen). Aber wie sich zeigte, bleibt es nicht dabei: Die gemeinsam organisierte Lebensform selbst gerät, wie oft genug festgestellt, ab jetzt unter Sinnlosigkeitsdruck; und das heisst: der Anteil ihres Lebens, den die Produzenten „produktiv“ als Teilnehmer an der gemeinsam organisierten Produktion verbringen, erleidet diesen Sinnverlust. Denn auch in der Produktion beginnen plötzlich Gräben aufzureissen, wie (oben wurde es bereits beschrieben) sie sonst nur ZWISCHEN Wertsphären feststellbar waren: Nur, dass sie TIEFER erscheinen, und INNERHALB zweier Wertsphären erscheinen, Alltag und Technik. Beide scheiden sich, angesichts des Zufliessens von Sinnerfüllungs-Ansprüchen und Könnens-Möglichketien von beiden Polen der Wertsphärenreihe, sichtlich in je eine instrumentelle Könnens- und eine Sinnerlebens-Industriebranche; Alltag und technikabteilung beider Branchen sind untereinander mehr verbunden, verschmelzen eher sogar unter dem neuen Regime des „Dialogs“ zwischen Fundierung und Sinnerfüllung beinah, als dass sie mit der eigenen Nachbar-Teilbranche (instrumentelle Technik mit Sinnerfüllungstechnik bzw. instrumentelle Produktion=Allltag1 mit Sinnerfüllungs-Produktion=Alltag2) noch länger eine Einheit bilden.
Aber so, wie das Ganze der vier Wertsphären unter dem ZWEITEN STANDPUNKT/MOD sich, und sei es per Konsumtion und selbstähnlicher Repräsentation, im Leben der Einzelnen wiederfindet, so hier: Alle sind als Produzenten „instrumentell“ für andre unterwegs, als Konsumenten aber nehmen sie an der gesellschaftlich verfügbaren Erfüllung teil; alle kennen das Mass und die Relationen, die instrumentelles Opfern und damit je mögliche Erfüllung zueinander ins Verhältnis setzen – sie, und die verschiedenen Strategien, es kurz- und längerfristig zu ändern. Iihnen allen ist das Weiterführende an der Zielsetzung bewusst, dies Verhältnis DAUERHAFT zu optimieren, aber ebenso auch, dass dies ein beiographienübergreifendes Projekt ist, worin sie die Opfernden sind, und spätere die Profiteure. Daran können sie auf dem Boden des DRITTEN STANDPUNKTS/MOD nichts ändern.
Es ist dann auch ganz gleichgültig, wie sie mit diesem Widerspruch umgehen, ob sie ihn lösen zugunste von Stagnatione und gleichzeitig lebenszeitlich beschränktem Genuss, so dass sich dies Verhältnis im Leben jeder Generation wiederholt (also kein Fortschritt… oder zu langsamer, verglichen mit den Möglichkeiten: für MOD Menschen an sich der Horror schlechthin). Oder ob sie sich für eben diesen Fortschritt opfern, und ihre Produktion (aber auf welchem Stand?) immer mehr zu einer selbstlaufenden, keiner Beteiligung von Arbeitern mehr Bedürfenden machen; ob sie dabei wirklich weiterkommen, oder immer neue industrielle Anläufe unternehmen müssen, um diesen Produktionsautomaten immer autarker zu machen, bleibt dahingestellt. Aber der Logik des Angebots der biotechnisch-physiologischen Selbstertüchtigung und der Verlängerung der Optionen für gleich welche dieser Widerspruchs-Verlaufsformen, die man für sein eigenes Leben wählt, kann wohl keiner sich entziehen: Im Mass, wie dieser Zweck die Fortschrittsbewegung zu dominieren, und die Ressourcen und Arbeitskraft der gesamten Produzentenschaft in Anspruch zu nehmen beginnt, beginnen auch die Vorstellungen des VIERTEN STANDPUNKTS/MOD von ihnen Besitz zu ergreifen: Alle weitere Produktion, aller Fortschritt gerät unter den Vorbehalt, dass dieser Fortschritt gelingen muss. Aber warum? Darum, weil nur so für die Beteiligten ein Fortschrittspfad beschritten wird, dessen Umsetzung ihnen ermöglicht, die gesellschaftlich erarbeitete Fortschrittsleistung ins Leben jedes Einzelnen, bereits von jetzt an, einzubringen: DIESEN Fortschrittspfad kann wirklich jeder auf SICH beziehen: Vorausgesetzt ist dafür nur, dass er die abstrakte Bestimmung „des“ Selbst, die sein MOD Denken ihm anbietet, sich zueigen, also zur Bestimmung SEINES Selbst macht; denn nur die Erhaltung dieser Art Selbst wird ihm versprochen. Nämlich: Ein kontingentes, ganz durch die Zufälle seines Zustandekommens bedingtes Erweitertes Selbst, in dem hoffentlich – die notwendig-hinreichenden Bedingungen oder Merkmale seines Entscheidertums (dessen es sich als es und seinesgleichen, in gleicher Weise hinreichend charaktersierend bewusst ist – die Besonderheiten aller ergeben sich aus der besonderen Erfahrung, die in ihnen jeweils mit diesem Entscheidertum zusammenarbeitet) – soweit mit beachtet werden, dass sie beim Versuch, das Erweiterte Selbst gegen Bedrohungen zu schützen und es aus nicht verhinderten Beschädigungen wiederherzustellen, erhalten bleibt. Der SICH zusammen mit allen seinesgleichen gegen Beschädigung der notwendigen physischen Grundlagen SEINES Daseins möglichst durch Erhalt des So-Seins dieses Daseins immer besser schützen zu lernen Versuchende akzeptiert die Erhaltung SEINES augenblicklichen Soseins, weil dadurch ER erhalten wird; sobald aber in dies Sosein eingegreiffen wird weiss er nicht mehr weiter: was davon (vor allem, wenn es ein notwendiger Eingriff ist, der „letztlich“ dem Erhalt SEINES Soseins auf Dauer dient) soll er sich gefallen lassen? Zu dieser Version der Frage ist er allerdings bloss gelangt, weil er sie in ihren anderen Versionen bereits im Sinne immer neuer Zumutungen und Beschneidungen seines ursprünglichen Daseins beantwortet hat: Weil ihm die weitere Steigerung der Masterial-Erzeugung im Sinne des MOD Kulturprogramms wichtiger war als seine eigene Themenwahl, auf der er im Zweifel also Konflikt eben NICHT bestand; weil ihm die eigene Existenz als gerade eben noch befriedigend in seiner Materie sich verlierender Experte weniger wichtig war, als die Notwendigkeit einer beschleunigenden Einrichtung der Produktion derart, dass kein fundierendes Material mehr ungenutzt bleiben würde, wenn eine dazu passende Sinnvorstellung sich finden würde, worauf alle Produzenten in allen Abteilungen sich einzustellen hatten, und aus selbstvergessenen Experten sich in selbstverleugnende Berufstätige verwandelten; schliesslich war ihm die Ertüchtigung und technische Kontrolle des physischen Selbst, als letztem Hindernis für ein optimal beschleunigtes Fortschrittstempo so wichtig, dass er sich das letzte in seiner Verfügung liegende souveräne Urteil abnehmen liess, dasjenige darüber nämlich, was ihn an der aktuellen Produktion durch konsumtive Teilhabe interessierte: Die Erhaltung des ihm vom Projekt einer Technisierung der restnatur, vorneweg seiner eigenen, zugeschriebene Selbst als Entscheider mit einer gewissen Erfahrung liess er als SEINE Erhaltung gelten, derart dass sich DAFÜR zu interessieren SEIN vorrangiges Interesse war; auf die Weise schien gesichert, dass wirklich die Verteilung aller Produzenten auf die Umsetzung DIESES Fortschrittspfades, den alle in selber Weise als IHREN ansehen konnten, ihnen gleich gültig, indifferent sein konnte, weil sie unter diesen Umständen bereits als Produzenten an gleich welcher Stelle der Produktion nicht nur optimal einander zuarbeiten, sondern von allen entscheidenden Fortschritten in gleicher Weise betroffen wären, darüber informiert würden, sie in gleicher (oder in bei allen nur indifferent verschiedener) Weise als erfüllend würden ansehen können.
Aber diese Art der Indifferenz (zur Erinnerung: „Auf Basis des SELBEN und als solches geteilten MOD Kultur-Programms gilt: x ist indifferent-verschieden von y: zentrale Relation in MOD!) reicht weiter, als es auf den ersten Blick scheint. Denn das Erfahrungswissen, das in diesem allen andern zunehmend vorgeschalteten Projekt erarbeitet wird, und das für alle in der SELBEN Weise von interesse sein, sie alle in derSELBEN Weise angehen soll: Es soll zunehmend auch die individuelle Erfahrung aller werden. Was für eine – und sei sie noch so indifferent-verschieden von der der andern – individuelle Erfahrung hätten sie denn noch aufzuweisen? Das MOD Kulturprogramm sagt ihnen, nein: SIE sagen sich, in Anerkennung dieses Programms als unmittelbar mit ihrem eigenen Lebnsentwurf zusammenfallend: Es gibt nichts anderes mehr, für das wir uns interessieren könnten; dies und nichts anderes weckt unsere Neugier, dies und nichts anderes wollen wir begreifen.
Aber so hat sich das MOD Individuum schon von Anfang an gesehen; waren es denn wirklich SEINE Interessen, SEINE Neugier, oder die durch die doppelsinnige MOD Entscheiderstruktur vorgegebene, die es zum rastlosen Hin- und Hergehen zwischen Stoffen bzw. vorgestellten Sinnerfüllungs-Aufgaben aus je benachbarten Wertsphären trieben? War die Rechtfertigung (wir bewegen uns ja im Legitimations-Bereich der MOD Spalte!) damit, dass dies Getriebensein menschlichen Bedürfnissen und Antrieben AUCH entsprechen könne, nicht ein Hinweis, dass es sich aus ganz anderen Motiven speiste – dass dies anthropologische Hilfs-Konstrukt ein (eben: legitimierender) Zusatz war, der die „ästhesiomorphe“ Ergänzung an allen Stellen lieferte, wo sie die MOD Kulturpraxis an sich vernachlässigt hatte? Warum braucht dieses Programm überhaupt ein Selbstbild als „Mensch“, eine Anthropologie, warum rechtfertigt es sich immerzu zusätzlich damit, obwohl doch seine eigentliche Begründung längst fertig ist, wenn das anthropologische Konstruieren startet? Und das war schon der Punkt des weitestgehenden Zugeständnisses an die „Bedürfnis-Natur“ des so rekonstruierten „Menschen“ – dies Zugeständnis wird dann ja, wie sich zeigte, STANDPUNKT für STANDPUNKT zurückgenommen: Der „Mensch“ beginnt, in seinem Lebensentwurf selbst Stufen unterschiedlicher Bedürfnisferne und, um das Wort zu benutzen, Selbst-Entfremdung zu unterscheiden, die durch die unterschiedlichen Zeithorizonte, und das Absehen vom „Selbst“, das durch das „Entscheiden“ mit Blick auf diese Horizonte erzwungen wird, erzeugt werden: Sein erster Entwurf kannte keinen Unterschied von Beruf und Freizeit, Produktion und Konsumtion; sein zweiter Entwurf teilte die Lebenszeit in das, was dem nur gemeinschaftlich, gesellschaftlich zu Bewältigenden zu widmen war, und jenen Anteil, wo man authentisch eigene Projekte verfolgen durfte (leider in verschiedensten Hinsichten, verglichen mit der gesellschaftlichen Produktion, „uneigentliche“: BLOSS konsumtives Material, BLOSS punktuelle Integration von Wertsphären (an der Arbeitsstelle), BLOSS stofflich extrem beschränkte Dilettanten-Erfüllung in einer „Hobby“-Produktion: So wird die anfangs zugestandene und in der eigentlichen Produktion schon verlorengegagene Bedürfnis-Bezogenheit weiter simuliert als Privatheit. Der letzte Grund dafür liegt in dem Übergang, der im ZWEITEN STANDPUNKT/MOD absolviert wird, und sich im 2.Kap. als Quasi-Korrektur oder -Präzisierung des im 1.Kap Gesagten darstellte: Die „Inhalte“ und „Anlässe“, die je von innen her „motiv-verusachend“ wirken, sind immer weniger die eigenen der Experten, sondern die anderer – die Experten bedienen „gesellschaftlich“ an sie herangetragene Bedürfnisse.
Im Mass, wie das geschieht, weitet sich die anthropologische Analyse der Bedürfnisnatur zu der der „condition humaine“, die eben nicht mehr von innen, sonder grundsätzlich aussen-versacht ist – durch das Innere der Andern.
Diese Anforderungen steigen weiter unter dem DRITTEN STANDPUNKT: die „condition“ ist nur noch Kampf gegen die Notwendigkeit der nicht bedürfnisgerechtren, entfremdeten Arbeit – der Kampf dagegen vervielfacht sie noch.
Konkretisierte, in diesem Sinn materialisierte Sinn-, am Ende sind das Fortschritts-Vorstellungen (also -Forderungen!) fliessen mit den fundierenden Stoff-Voraussetzungen für ihre Umsetzung derart zusammen, dass sie über ihre Nachbarsphäre hinaus auf die übernächste ausstrahlen; allerdings nicht weiter: Das entspricht nämlich dem Abbruch der Entscheider-Stufenreihe, wo das „nächst zu Erprobende“ oder „nächst zu wissende“ durch die Entscheidungen auf den Stufen davor, die obendrein in zwei Richtungen verlaufen (von Forschung zur Ästhetik; und umgekehrt), nicht bestimmt ist; es existiet auch keine Regel der Ableitung dafür. So führt kein Schritt von der Wunscherfüllungs-Technik zur Forschung weiter, ebensowenig gibt es Wunschziele, die genuin dem wissenschaftlich überwachten, medikalisierten grauen Alltag zugeordnet wären. Der Schritt geht vielmehr einen UMWEG: Das nächst-zu-Tuende aus der Perspektive der Erfüllungsreihe ist die Umsetzung der „instrumentellen Triade“ – der Kampf mit der und gegen die Notwendigkeit der entfremdeten Arbeit; das nächst-zu-Tuende aus der Persperktive der Fundierungsreihe ist die Umsetzung der „Fortschritts-Triade“ (auf die sich die Erfüllungsreihe reduziert): Die Verbesserung der Ausgangsbedingungen des Kampfes mit Blick auf die Chancen, ihn zu gewinnen (Notwendigkeit abzuschaffen in Gestalt der Vollautomatisierung).
Ein und dieselbe Bewegung wiederholt sich dabei endlos – sie endet nicht, bevor der Kampf nicht gewonnen, und der letzte rest Notwendigkeit aus den Lebensentwürfen der dort angelangten MOD Generatioon entfernt ist, und sie zur Lebensform des ZWEITEN STANDPUNKTS zurückkehren kann. Warum wiederholt sich die Bewegung? Weil jedes aus Sicht der Fundierung fortgeschrittenere Erweiterte Selbst, das in „Sinnrichtung“ erfolgreich installiert wird, schon wieder ein „graues“, bloss instrumentelles ist – darum, weil es eben überhaupt ein noch mit Notwendigkeit Behaftetes ist. Aus Sicht der Erfüllungsreihe wiederum ist die blosse Vorstellung des fortgeschrittenen Ausgangsniveaus, das sie als Sinn machend entworfend hat, eben NUR eine Vorstellung; das nächst-zu-Tuende besteht darin, dies bloss vorgestellte umstürzend neue produktive Niveau auch tatsächlich vom bestehenden instrumentellen Alltag mit seiner Technik und den bekannten wissenschaftlichen Einsichten (und eventuell im schmerzlichen Bewusstsein, wieviel Fragen noch offen sind) auch wirklich zu erreichen. Kaum ist es erreicht, haben sich genug Aausgangspunkte zusammengefügt, um eine noch wieterführende Vorstellung von Produktivitätssteigerung zu entwerfen: Eine Bewegung, die nicht vom Fleck kommt, sondern in rasendem Stillstand Ressourcen (Wunschvorstellungen, Natur-Sachverhalte) aller Art ein- und aufsaugt und sich einverleibt – und das auch ganz ohne die Geldvermehrung als Triebkraft, die denselben Prozess, unter dem Titel Kapitalakkumulation, angeblich verschuldet. Die Fortschrittslogik aber vesrchwindet nicht, wenn sie die verrückte Marktform abstreift; die soll an allem schuld sein; dazu ist sie in Wahrheit garnicht imstand.
Betrachten wir das innere Kraft-Zentrum dieser endlos weiterlaufenden Fortschrittsmaschine, nämlich das Paar grauer Alltag und seine bloss instrumentelle Technik einerseits, das Paar Erfüllungs-Alltag und -Technik andererseits.
instr.Alltag — instr.Technik—< Forschung
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X-Vorstellung >—Erf. Alltag—- Erf. Technik
X= Wunsch, Sinn, Fortschritt…
X-Vorstellung=imaginär, ästhesiomorph
Forschung= real, technomorph
Ich erinnere hier daran, dass alle Einzelstationen in diesem Diagramm Ergebnis der Anwendung von jeweils auf sie bezogenen Stufen der MOD Entscheider-Planung; von der MOD-Sinnbegriffs-OptimalHypothese (wie man sie nennen könnte: „was Sinn-Machen und dadurch Sinn-Erfüllung zu erzielen bedeuten könnte, ist komplett in uns vorhanden und kann spürend („ästhesiomorph“) ermittelt werden) her kommend, wird da ein (Versuchs)Plan entworfen, in Gestalt eines gegenüber dem gegenwärtigen fortgeschrittenen Alltags; dieser Plan wird unter gegebnen Ausführungsbedingungen konkretisiert, auf aktuelle Techniken und Leistungsspielräume bezogen – die sind aber bestimmt durch die bereits vorhandene Reproduktion und ihre Anforderungen, maW es geht darum, deren Überschuss-Potential auszuloten, das für eine Wunschrealisierung genutzt werden könnte; nächst-zu-tuend bleibt aus dieser Perspektive, Forschung, aktuelle Technik und aktuelles Können so zu gestalten und umzugestalten, dass die Erfüllungstechniken, das Wunscherfüllen-Können erreicht, und damit der aus der aktuellen Sinnvorstellung resultierende Planversuch erfolgreich ausgeführt wird. Genau spiegelverkehrt stellt sich die Sache dar, wenn man die Perspektive der alternativen MOD Sinnbegriffs-Optimalhypothese einnimmt: Alles, woraus überhaupt Sinn zu machen ist, ist Teil des Vorhandenen, genauer: es ist Teil des überhaupt irgendwie technisch für uns Verwertbaren (als notwendiger Bedingung für alles, woraus und womit Sinn zu machen ist).
Aus dem Material an Natur-Sachverhalten und -dispositionen, das sich uns durch aktives Forschen und passives Widerfahren erschliesst, verfertigen wir einen (Versuchs)Plan, in dem wir ÜBERHAUPT in unserer Verfügung liegende Leistungsdispositionen (bedingte KS-Inhalte, allgemeine Regeln der Leistungsfähigkeit und der Bedingungen ihrer Reproduktion) beziehen auf daFÜR gefährliche und schädliche, wie auch nutzbare Effekte generell; dies allgemein bedingte Können schliessen wir zusammen mit den aktuell reproduzierten Leistungsbereitschaften, dem wirklichen Können, und das in einem konkreten Reproduktionsversuch, wo wir Ressourcen, die grundsätzlich auch für andres zur Verfügung gestanden hätten, für bestimmte Verwendungen, andere ausschliessend, einsetzen. Dann sind sie weg, und der Versuch sollte, unter obwaltenden Risiken, dann auch gelingen.
Dieser Versuch ist der Versuch einer Reproduktion und ihrer Gestaltung, etwas, das dauernd weitergehen muss, weil es seiner Natur nach zyklisch angelegt ist; das von dieser Stufe aus nächst-zu-Tuende ist die Beschreitung eines Sinnerfüllungs- oder Fortschrittspfades. Also Eintritt in die Gegen-Triade. Von der her kommt aber schon etwas, das wiederum der Eigengesetzlichkeit der instrumentellen Triade Alltag, Technik, Forschung ein FREMDES Programm auferlegen möchte, dessen Erfüllung sie sich ganz verschreiben soll, und das ihre Notwendigkeiten, und das sind schliesslich DIE Notwendigkeiten der Realitäts-Gerechtheit allen Handelns schlechthin („Reich der Notwendigkeit“), als blosse Hindernisse ansieht: Bezogen ist die spürbar gute Gefühle auslösende Sinnvorstellung auf den graue Alltag der versuchten Real-Reproduktion unter gegenwärtig gegebnen Umständen ja nur dadurch, dass sie sein aktuell ANDERES, sein ihn Überschreitendes verkörpert, sei es als bloss halluzinatorische Phantasie, oder als realisierbar gedachte Utopie und visionärer Fortschrittsentwurf, oder sei es als konkreter Fortschrittsplan zur produktivitätssteigernden Überschussnutzung – für einen oder beide genannte Zwecke. Diese Überschussnutzung läuft vielleicht einige Zeit mit der technologisch ausgerichteten mit, trennt sich aber im Erfolgs- und Abschlussfall wieder von ihr; der erste Schritt in den ewigen Fortschrittszyklus ist gemacht, wenn diese Wunscherfüllungs-Erlebens-bezogene Produktivitätssteigerung immer neue Ziele findet, und immer neue „rein technologische“ Technologien, aus denen sie vielleicht, demnächst etwas machen könnte; so kreist sie immer weiter, und wird zur mehr oder weniger erst noch abtrennbaren Fraktion der gesamten, mit sich selbst sich kreisend aufbauenden Produktivitätssteigerung, die es ja schon im rein Technischen gibt. Die Utopien und Wunscherfüllungs-Szenarien, mit denen sich die Ästhetische oder Wunschausmalungs- und Anschauungs-Produktion von aussen, freilich angelehnt an die Sehnsüchte der Berufstätigen, in die Bewegung dieser Wunscherfüllungs-Technologie einbringt, machen dann vor allem zwei Tendenzen bewusst, die dem Wünschen auf dem DRITTEN STANDPUNKT/MOD eine bereits im 2.Kap erörterte Richtung auf Konkretisierung vorgeben: Erstens, die Klage über ständig fehlende Freizeit, oder WIRKLICH freie Lebens-Zeit, disposable time, zum zweiten die Einsicht, dass alle mehr als bloss anschauende, passiv-konsumierende Erfüllung zurück in die Produktionssphäre, die eigentliche, weist – und damit zurück zum nur unter Widerstand verlassenen ZWEITEN oder gar ERSTEN STANDPUNKT. Die fertige Utopie des Durchschnitts-Berufstätigen unter dem Regime des DRITTEN STANDPUNKTS/MOD lautet somit: Genug freie Zeit, und zugleich genug Automatisierung der „Zusammenarbeit“ der Sphären, in denen sich die technologische Evolution abspielt, zu gewinnen, um auch als eigentlich Tätiger, nicht bloss als Konsumierender, auf die verlassenen STANDPUNKTE zurückkehren zu dürfen.
Mit diesem Zugeständnis an die Notwendigkeit eines vorrangigen Kampfes gegen Notwendigkeit ist dann die Produktivitätssteigerung, aus der heraus immer wieder immer perfekter immer produktiver produzierte Sinnerfüllungs-Anschauungen abzweigten, in die rein technologische Selbst-Steigerung eingesogen und in ihr verschwunden. Denn das ständige Technologisieren, also Automatisieren von Arbeit IST deren Ziel. Wenn darin nun der gemeinsame Nenner von notwendigkeits- und freiheitsbezogenem Fortschritt erkannt wird, verschwindet auch die letzte qualitative Differenz zwischen einem Erweiterten Selbst und seiner Anschluss-Perspektive, das technologische Erweiterte Selbst erweitert ab nun SICH. Blosse Sinnerfüllungs-Anschauungen und -Erlebnisse ihrerseits wandeln sich zu („werden zunehmend mehr…“ – die Formeln des 2.Kap!) konkreten Produktions-Strategien; das alles basiert freilich auf den immerfort weiter eingespeisten Datenflüssen von seiten der Forschung, die sei es von seiten der Elemente, sei es von der auf ihre Zuverlässigkeit zu pürfender oder hinsichtlich ihrer Zusammensetzung zu analysierender (gilt vor allem für komplexe organische Strukturen und Systeme!) Komplexe, der technischen Verwertung immer neue Optionen öffnet – sich damit, nebenbei, in den oben öfter erwähnten „Dialog“ mit Technologie begibt, und dadurch ihre Routine-Technik-Wege immer länger macht, bis sie zum eigentlichen Forschungsgegenstand (dem kleinen Komplex, dem Kleinsten, dem technologischen Komplex) vorstösst. Von DIESER Seite her ist der ansonsten geschlossene Produktivitäts-, also Sinnerfüllungszirkel noch nicht umfassend, Forschung bleibt draussen (steht darum auch für das dem Unkontrollierten, noch Determinierendem und Beschränkenden, der Objektwelt, die noch nicht durchtechnisiert ist, am meisten Ausgesetzte in unserer Praxis.)
Das ändert sich „im Mass wie“ der un-kontrollierte, un-technisierte Restnatur-Kern, vorneweg unser Kernselbst, getrennt von seiner Bewaffnung und Aufrüstung mit immer mehr autarker, sich selbst unterhaltender und kontrollierender, jedenfalls selbstbezüglicher Technik (was wäre Produktivitätssteigerung in Permanenz andres?), als wesentlichster wiel verwundbarster Teil dieses Erweiterten-Selbst-Zirkels erkannt wird, und nicht nur erkannt, sondern vor allem, sobald Biotechnologie dahin reicht, auch so behandelt (nämlich medizinisch). Aus der technischen Hülle, mit der es verwachsen ist, muss es erst einmal mühsam präpariert, selbständig dargestellt, herausgeschält werden; die Technik hat es fast nirgendwo unversehrt gelassen. Als urspürngliches kann man es aber kaum noch studieren: Die Zeiten seiner Intaktheit liegen um einige Epochen zurück. So bezieht man sich, mangels besserem, auf den Status quo mit denselben einfachen Prinzipien, mit denen man vormodern-religiös das Verhältnis zum Selbst, dem eigenen Körper, der eigenen Natur (und dem in der umgebenden Natur, von dem sie offensichtlich abhing) bewältigte: Ihren sich von selbst meldenden, offensichtlichen Bedarf zu achten und beachten, war die beste, aber auch einzige Strategie, um die Selbst-Erhaltung dieses Selbst nicht zu stören; und: die offensichtliche Störung dieses Zusammenhangs (Nicht-Wiederherstellung der normalen Handlungsspielräume trotz Beachtung aller Bedürfnisse; abnorme Bedingungen und Bedürfnisse zur Wiederherstellung), sofern sie nicht, in Gestalt von Verletzungen und Deformierungen der Körperorgane, offensichtlich war, auf versteckte Auslöser (Krankheitsursachen) hin abzusuchen, denen man aus dem Weg zu gehen oder sich zu erwehren hatte. Dies letztere schon ziemlich technomorph gedacht. Dass etwas lange, bei der Mehrheit einer Berufs- oder Exponiertengruppe halbwegs gutgeht (ARbeitsfähigkeit bleibt erhalten), muss für die Definition von „Gesundheit“ reichen. Der Rest ist Alter und genetische Minderausstattung. Die freilich stempelt unter MODernen Umständen fast jeden zum Patienten: Irgendeiner der zahllosen Normalbelastungen, ja sogar meist mehreren davon, ist sein spezielles Genom nicht gewachsen; das Profil der Ausfälle und Schwachstellen hilft, die nötigen Kompensationen einzugrenzen. Die Denkweise ist längst auf die ausser-leiblichen Teile der Restnatur ausgedehnt, die medizinischen Bemühungen dort heissen Ökologie, Umwelt- und Natur-SCHUTZ. Hier wie dort sind wir wohl, einstweilen, auf das prekäre Weiterwirken all dieser Mechanismen, Automatismen angewiesen, die wir nicht selbst gebaut haben und daher in ihren Anforderungen nicht durchschauen; um so dringlicher der Auftrag, diese ausstehende Kontrolle herzustellen, und die Funktionen dieser anfälligen Maschinerie technisch verbessert zu simulieren, in Teilen oder irgendwann als ganze. Automatisiert ist sie ja; dafür fehlt es ihr in allen andern technischen Dimensionen am nötigsten. Es wird Zeit, dass wir uns durch haltbarere Versionen unserer selbst ersetzen: Substituieren wir uns!